stja magazin 2019/2020

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Bildung/Betreuung/Freiräume 0 magazin Kooperation des Soundtrucks wurde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ausgezeichnet Vom musikalischen Schwung ist nichts verloren gegangen Musikmobil Soundtruck ist 25 Jahre alt/ Begleiter auf dem Weg zur Band Im Mai 1993 trat das Musikmobil Soundtruck als Einrichtung des stja erstmals an die Öffentlichkeit und feiert im Jahr 2018 seinen 25. Geburtstag. In dieser Zeit hat das musikpädagogische Haus viele musikalische Projekte entwickelt und durchgeführt. Jugendliche wurden dabei unterstützt, dass sie Veranstaltungen organisieren lernen oder sogar selbst als Band auftreten können. Die mobile Arbeit des Soundtruck wird in regelmäßigen, meist wöchentlichen Einsätzen in Form eines sozialpädagogischen Gruppenangebotes durchgeführt. Sie finden in Jugendhäusern als Zusatzangebot, in Kooperation mit Schulen in verschiedenen Stadtteilen von Karlsruhe statt. Die Einrichtung initiiert und fördert den Findungsprozess einer Gruppe Jugendlicher zu einer Band und betreuen deren Proben. Andere Gruppen musizieren mit Trommeln und Perkussionsinstrumenten oder üben Lieder oder Raps. Soundtruck organisiert große Events Die einmaligen Einsätze werden innerhalb eines thematisch gebundenen Projektes, zu besonderen Aktionen und Veranstaltungen wie zum Beispiel Stadtteilfesten, bei Spielplatzaktionen oder Projekttagen angeboten. Darüber hinaus organisieren die Mitarbeiter*innen Veranstaltungen mit Newcomer-Bands zu bestimmten Musikstilen. Außerdem werden große Events, wie der Streetdance-Contest „the show“, der Jugendkulturtag „Mashody“ und vieles mehr in Kooperation mit anderen Einrichtungen im stja organisiert. Bei der Soundtruck-Rockschule werden Schulklassen zur Band Viele Bands, Musiker*innen und Gruppen nutzen die voll ausgestatteten Proberäume der „Basisstation“ in Knielingen und das Tonstudio. Dort in der Saarlandstraße finden auch regelmäßig Angebote für Schulklassen statt. Besonders beliebt ist die Soundtruck-Rockschule: Bei dem Projekt üben Schulklassen an einem Vormittag einen bekannten Rocksong ein und performen ihn auf der Bühne. Die musikalisch-pädagogische Fachkompetenz des Musikmobils wird von anderen Einrichtungen des stja genutzt. Es berät bei der Organisation von Events sowie Veranstaltungen und vernetzt jugendliche Künstler*innen und Veranstalter*innen. Ansprechperson: Katrin Boden k.boden@stja.de Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat im Sommer 2018 in Berlin ein Kooperationsprojekt zwischen der Kimmelmannschule und dem Musikmobil Soundtruck des stja mit dem Deutschen Klimaschutzpreis ausgezeichnet. Schon mehrere Jahre gibt es die Kooperation der stja-Einrichtung mit der Schule zur Betreuung und Anleitung der Schulband. Und seit 2012 hat die Energiespar-AG der Schule Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten entwickelt, wie die Schule Energie sparen und das Klima schonen kann. Aus der Zusammenarbeit der beiden Gruppen resultierte ein selbst gemachtes Musikvideo, der Energiesparsong. Das Lied wurde mit einem von fünf Hauptpreisen beim bundesweiten Wettbewerb der Allianz Umweltstiftung ausgezeichnet. Besuch beim Bundespräsidenten war ein tolles Erlebnis Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfing zu diesem Anlass die Gewinnergruppen im Schloss Bellevue. Zehn Schüler* innen der Kimmelmannschule mit ihrem Lehrer Heinrich Klein und Helmut Hofheinz, bis Ende 2018 Leiter des Musikmobils Soundtruck, nahmen am Empfang teil und konnten auch mit dem Bundespräsidenten plaudern. „Das war ein tolles Erlebnis und eine bleibende Erinnerung für alle Beteiligten“, so Helmut Hofheinz. Link zum Song: youtu.be/5i0ngvivOac 26
0 magazin Bildung/Betreuung/Freiräume Lass es mich selber tun und ich verstehe es Die Mobile Spielaktion des stja ist seit 40 Jahren für Karlsruher Kinder unterwegs Es dürfte seit Generationen nur wenige Menschen in Karlsruhe geben, die die Mobile Spielaktion des stja nicht kennen. Seit 40 Jahren ist der rote Doppeldeckerbus überall in der Fächerstadt unterwegs und ist zum Symbol der Mobis geworden. Sie stehen mit ihrem Team für eine Philosophie ein, die schon vor über 2000 Jahren vom chinesischen Gelehrten Konfuzius so formuliert wurde: „Lass es mich selber tun und ich verstehe es“. Die „Zutaten“ sind Zeit, Natur, Matsch und Gebüsch Die Mobis inszenieren für die Kinder bei Spielaktionen ganz bewusst Möglichkeiten und Freiräume zum Erforschen und Entfalten der eigenen Persönlichkeit. Die „Zutaten“, damit das gelingt, klingen spannend: Zeit, Natur, Matsch, Gebüsch oder Material. „Dann lernen die Kinder wahnsinnig viel“, sagt Ralf Birkner, Leiter der Mobis. Diese Spielwelten könnten sie selbst gestalten. Deshalb plädiert er dafür, solche Gestaltungsmöglichkeiten im Freien anzubieten. Genau das machen die Mobis bei ihren vielen Aktionen in Stadtteilen, bei den Ferienangeboten oder bei den Schulkooperationen. Die inhaltlichen Grundlagen für die Arbeit finden sich auch im Manifest für das Recht der Kinder auf Spiel und freie, selbstbestimmte Zeit. Ralf Birkner hat das Papier gemeinsam mit weiteren Kolleg*innen der Bundesarbeitsgemeinschaft Spielmobile geschrieben. Auch die Kinderrechte der Vereinten Nationen spielen eine wichtige Rolle in der Arbeit der Mobis. Mobis verwandeln Schulhaus in eine große „Werkstatt des Wissens“ Insgesamt fünf hauptamtliche Pädagog*innen in Teil- und Vollzeit arbeiten bei den Mobis, hinzu kommen zwei Auszubildende und Bundesfreiwillige. Bis etwa 2002 waren die Mobis ganzjährig an 40 Aktionsorten in Karlsruhe vertreten – in jedem Stadtteil, während der Schulzeit und in den Ferien. Die Zahl hat sich durch den Trend zur Ganztagsbetreuung seither um die Hälfte reduziert. Dafür wirken die Mobis nun mit Schulklassen an den Aktionsorten und gestalten große Schulprojekte. So verwandeln sie beispielsweise für eine Woche ein ganzes Schulhaus in eine riesige „Werkstatt des Wissens“, in der spielpädagogische Lernwelten inszeniert werden. Es geht um Zufriedenheit, Lebensfreude und solidarisches Miteinander Etwa 200 bis 230 Aktionstage im Jahr sind die Mobis unterwegs – Spiel- und Ferienaktionen, Schulprojekte oder Wochenendaktivitäten zusammengenommen. Eine der bekanntesten Aktivitäten findet sicherlich bei DAS FEST statt. Außerdem gibt es das „KinderZirkus- Festival“, „KIX“, der atmosphärisch einzigartige „24hLauf für Kinderrechte“ und die Ferienprogramme „Leben am Wasser“ und „Hüttendorf“. „Es gibt unglaublich viele Regeln für Kinder, schaffen wir doch drei Stunden pro Tag Freiraum, wo sie nicht von Erwachsenen gesagt bekommen, was sie tun sollen oder gar erwachsen sein sollen“, fordert Ralf Birkner. Es gehe vor allem um Zufriedenheit, Lebensfreude, Gelassenheit und solidarisches Miteinander unter den Kindern. Oder einfacher ausgedrückt: es geht darum, frei zu sein und zu spielen, sich treiben lassen, einen Hund streicheln, mit Instrumenten Musik erfinden, bei Kerzenschein Geschichten lauschen, sich in der Hängematte langweilen, in die Luft springen vor Glück. Ansprechperson: Ralf Birkner r.birkner@stja.de Spielmobil-Kongress: Spielen ist nutzlos, aber unendlich sinnvoll In Karlsruhe fand im Herbst 2017 unter dem Motto „Rettet das Spiel!“ der internationale Spielmobilkongress statt. Dabei ging es um die Frage, wie die große Bedeutung des Spielens für Kinder auch in Zukunft vermittelt werden kann. „Hier haben alle etwas gelernt und niemand hatte Stress dabei“, bilanziert Ralf Birkner den Kongress. Das bedeute, dass es der stja geschafft habe, eine Bildungslandschaft zu inszenieren, die das Verständnis der stja-Spielpädagogik abbilde und auch an anderen Orten funktioniere. Nicht nur die Workshops auf dem und rund um das Zirkuszelt im Otto-Dullenkopf-Park wurden von den Teilnehmenden gut angenommen. Auch beim Symposium, unter anderem mit dem Philosophen Christoph Quarch, gab es viele interessante Vorträge und Diskussionsbeiträge. Claudia Neumann, beim Deutschen Kinderhilfswerk für den Bereich Kinder- und Jugendbeteiligung zuständig, kritisierte in ihrem Vortrag die „Verregelung des Kindseins“. Sie setzt sich für eine bespielbare, mit aktiver Beteiligung von Kindern und Jugendlichen gestaltete Stadt ein. Für die eigene Arbeit bei der Mobilen Spielaktion nahm Ralf Birkner Bezug auf eine These des Wissenschaftlers Quarch: Spielen sei nutzlos, aber es mache eben unglaublich viel Sinn. 27
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