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stja magazin 2019/2020

Das Magazin des Stadjugendausschuss e. V. Karlsruhe

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Bildung/Betreuung/Freiräume<br />

Lass es mich selber tun<br />

und ich verstehe es<br />

Die Mobile Spielaktion des <strong>stja</strong> ist seit<br />

40 Jahren für Karlsruher Kinder unterwegs<br />

Es dürfte seit Generationen nur wenige<br />

Menschen in Karlsruhe geben, die<br />

die Mobile Spielaktion des <strong>stja</strong> nicht<br />

kennen. Seit 40 Jahren ist der rote<br />

Doppeldeckerbus überall in der Fächerstadt<br />

unterwegs und ist zum Symbol<br />

der Mobis geworden. Sie stehen mit<br />

ihrem Team für eine Philosophie ein,<br />

die schon vor über 2000 Jahren vom<br />

chinesischen Gelehrten Konfuzius so<br />

formuliert wurde: „Lass es mich selber<br />

tun und ich verstehe es“.<br />

Die „Zutaten“ sind Zeit, Natur,<br />

Matsch und Gebüsch<br />

Die Mobis inszenieren für die Kinder bei<br />

Spielaktionen ganz bewusst Möglichkeiten<br />

und Freiräume zum Erforschen<br />

und Entfalten der eigenen Persönlichkeit.<br />

Die „Zutaten“, damit das gelingt,<br />

klingen spannend: Zeit, Natur, Matsch,<br />

Gebüsch oder Material. „Dann lernen<br />

die Kinder wahnsinnig viel“, sagt Ralf<br />

Birkner, Leiter der Mobis. Diese Spielwelten<br />

könnten sie selbst gestalten.<br />

Deshalb plädiert er dafür, solche<br />

Gestaltungsmöglichkeiten im Freien<br />

anzubieten. Genau das machen die<br />

Mobis bei ihren vielen Aktionen in<br />

Stadtteilen, bei den Ferienangeboten<br />

oder bei den Schulkooperationen. Die<br />

inhaltlichen Grundlagen für die Arbeit<br />

finden sich auch im Manifest für das<br />

Recht der Kinder auf Spiel und freie,<br />

selbstbestimmte Zeit. Ralf Birkner hat<br />

das Papier gemeinsam mit weiteren<br />

Kolleg*innen der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Spielmobile geschrieben.<br />

Auch die Kinderrechte der Vereinten<br />

Nationen spielen eine wichtige Rolle in<br />

der Arbeit der Mobis.<br />

Mobis verwandeln Schulhaus in eine<br />

große „Werkstatt des Wissens“<br />

Insgesamt fünf hauptamtliche Pädagog*innen<br />

in Teil- und Vollzeit arbeiten<br />

bei den Mobis, hinzu kommen zwei<br />

Auszubildende und Bundesfreiwillige.<br />

Bis etwa 2002 waren die Mobis<br />

ganzjährig an 40 Aktionsorten in<br />

Karlsruhe vertreten – in jedem Stadtteil,<br />

während der Schulzeit und in den<br />

Ferien. Die Zahl hat sich durch den<br />

Trend zur Ganztagsbetreuung seither<br />

um die Hälfte reduziert. Dafür wirken<br />

die Mobis nun mit Schulklassen an<br />

den Aktionsorten und gestalten große<br />

Schulprojekte. So verwandeln sie beispielsweise<br />

für eine Woche ein ganzes<br />

Schulhaus in eine riesige „Werkstatt<br />

des Wissens“, in der spielpädagogische<br />

Lernwelten inszeniert werden.<br />

Es geht um Zufriedenheit, Lebensfreude<br />

und solidarisches Miteinander<br />

Etwa 200 bis 230 Aktionstage im Jahr<br />

sind die Mobis unterwegs – Spiel- und<br />

Ferienaktionen, Schulprojekte oder Wochenendaktivitäten<br />

zusammengenommen.<br />

Eine der bekanntesten Aktivitäten<br />

findet sicherlich bei DAS FEST statt.<br />

Außerdem gibt es das „KinderZirkus-<br />

Festival“, „KIX“, der atmosphärisch<br />

einzigartige „24hLauf für Kinderrechte“<br />

und die Ferienprogramme „Leben am<br />

Wasser“ und „Hüttendorf“.<br />

„Es gibt unglaublich viele<br />

Regeln für Kinder, schaffen<br />

wir doch drei Stunden pro<br />

Tag Freiraum, wo sie nicht<br />

von Erwachsenen gesagt<br />

bekommen, was sie tun<br />

sollen oder gar erwachsen<br />

sein sollen“, fordert Ralf<br />

Birkner. Es gehe vor allem<br />

um Zufriedenheit, Lebensfreude,<br />

Gelassenheit und<br />

solidarisches Miteinander<br />

unter den Kindern. Oder einfacher<br />

ausgedrückt: es geht<br />

darum, frei zu sein und zu spielen, sich<br />

treiben lassen, einen Hund streicheln,<br />

mit Instrumenten Musik erfinden, bei<br />

Kerzenschein Geschichten lauschen,<br />

sich in der Hängematte langweilen, in<br />

die Luft springen vor Glück.<br />

Ansprechperson:<br />

Ralf Birkner<br />

r.birkner@<strong>stja</strong>.de<br />

Spielmobil-Kongress:<br />

Spielen ist nutzlos, aber<br />

unendlich sinnvoll<br />

In Karlsruhe fand im Herbst 2017<br />

unter dem Motto „Rettet das<br />

Spiel!“ der internationale Spielmobilkongress<br />

statt. Dabei ging<br />

es um die Frage, wie die große<br />

Bedeutung des Spielens für Kinder<br />

auch in Zukunft vermittelt werden<br />

kann. „Hier haben alle etwas<br />

gelernt und niemand hatte Stress<br />

dabei“, bilanziert Ralf Birkner den<br />

Kongress. Das bedeute, dass es der<br />

<strong>stja</strong> geschafft habe, eine Bildungslandschaft<br />

zu inszenieren, die das<br />

Verständnis der <strong>stja</strong>-Spielpädagogik<br />

abbilde und auch an anderen<br />

Orten funktioniere.<br />

Nicht nur die Workshops auf dem<br />

und rund um das Zirkuszelt im<br />

Otto-Dullenkopf-Park wurden von<br />

den Teilnehmenden gut angenommen.<br />

Auch beim Symposium, unter<br />

anderem mit dem Philosophen<br />

Christoph Quarch, gab es viele interessante<br />

Vorträge und Diskussionsbeiträge.<br />

Claudia Neumann, beim<br />

Deutschen Kinderhilfswerk für<br />

den Bereich Kinder- und Jugendbeteiligung<br />

zuständig, kritisierte in<br />

ihrem Vortrag die „Verregelung des<br />

Kindseins“. Sie setzt sich für eine<br />

bespielbare, mit aktiver Beteiligung<br />

von Kindern und Jugendlichen gestaltete<br />

Stadt ein. Für die eigene<br />

Arbeit bei der Mobilen Spielaktion<br />

nahm Ralf Birkner Bezug auf<br />

eine These des Wissenschaftlers<br />

Quarch: Spielen sei nutzlos, aber es<br />

mache eben unglaublich viel Sinn.<br />

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