Stahlreport 2019.06
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findet dem Wirtschaftsforscher<br />
zufolge in einem Umfeld statt, das<br />
nicht als Level-playing-field bezeichnet<br />
werden könne. „Es gibt keine<br />
andere Branche, in der das Thema<br />
Level-Playing-Field eine so hohe<br />
Bedeutung hat“, sagte Felbermayr.<br />
Chinesische Stahlindustrie nicht<br />
ohne Staatshilfe aufgebaut<br />
Das Land, das in den letzten zehn<br />
Jahren auf dem Sektor der Stahlindustrie<br />
die meisten Maßnahmen<br />
erlassen hat, sei jedoch nicht, wie<br />
man vielleicht annehmen könne,<br />
China, sondern die USA gewesen.<br />
Vor der globalen Wirtschaftskrise<br />
2008 waren die Verhältnisse jedoch<br />
noch umgekehrt und das Reich der<br />
Mitte das aktivste in Sachen protektionistische<br />
Maßnahmen. „Der Aufbau<br />
der Stahlindustrie ist in China<br />
nicht ohne staatliche Hilfe geschehen“,<br />
sagte Felbermayr.<br />
Es wäre wünschenswert, so der<br />
ifo-Experte für Außenwirtschaft,<br />
wenn die WTO schärfere Instrumente<br />
hätte, Missständen in der<br />
Anwendung protektionistischer<br />
Maßnahmen entgegenzuwirken zur<br />
Verfügung hätte.<br />
Der einzige Weg, gleiche Wettbewerbsbedingungen<br />
für die europäische<br />
Stahlindustrie etwa in<br />
Sachen CO 2 -Emissionen herzustellen,<br />
sei Felbermayr zufolge, das mit<br />
den Stahlimporten eingeführte Kohlendioxid<br />
zu besteuern und die Stahlexporte<br />
aus der EU mit einem niedrigeren<br />
CO 2 -Profil von dieser Steuer<br />
auszunehmen.<br />
Welche Bedeutung Online-Plattformen<br />
auf die klassischen Industrien<br />
und darunter vor allem die Stahlindustrie<br />
hat, hat Gisbert Rühl, CEO<br />
von Klöckner & Co SE, ausgeführt.<br />
Mit kloeckner.i und der mittlerweile<br />
vom Mutterkonzern weitgehend<br />
unabhängigen XOM Materials gehört<br />
Klöckner & Co zu den digitalen Pionieren<br />
im Stahlmarkt.<br />
Weitere Referenten auf der Veranstaltung<br />
waren unter anderem<br />
Andreas J. Goss, CEO der thyssenkrupp<br />
Steel Europe AG, Dr. Henrik<br />
Adam, CCO von Tata Steel Europe,<br />
sowie die saarländische Ministerin<br />
für Wirtschaft, Arbeit, Energie und<br />
Verkehr, Anke Rehlinger. 2<br />
Bild: WV Stahl<br />
„Stahl war, ist und<br />
bleibt ein Fundament<br />
unserer Industrie“:<br />
Armin Laschet,<br />
NRW-Ministerpräsident<br />
auf dem Berliner<br />
Stahldialog der<br />
Wirtschaftsvereinigung<br />
Stahl im Mai.<br />
Berliner Stahldialog 2019<br />
Industriepolitische<br />
Perspektive für Stahl in Europa<br />
Wenige Tage vor der richtungsweisenden Europawahlen diskutierten<br />
Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Politik im Rahmen<br />
des Berliner Stahldialogs der Wirtschaftsvereinigung Stahl im Mai<br />
über die Chancen und Herausforderungen der Stahlindustrie in<br />
Deutschland und Europa.<br />
Vor rund 250 Gästen betonte<br />
Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der<br />
Wirtschaftsvereinigung Stahl, die<br />
Notwendigkeit einer industriepolitischen<br />
Perspektive für die EU: „Die<br />
Stahlindustrie kann die enormen<br />
Herausforderungen, wie den zunehmenden<br />
Protektionismus weltweit<br />
und die Transformation in eine CO 2 -<br />
arme Wirtschaft, nur in einem starken<br />
Europa bewältigen. Dazu braucht<br />
es die Begleitung durch eine kluge<br />
Wirtschafts- und Industriepolitik.“<br />
Das Veranstaltungsmotto „Perspektiven<br />
einer strategischen Industriepolitik“<br />
griff Armin Laschet,<br />
Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen,<br />
in seiner Rede auf<br />
und verwies auf die Bedeutung der<br />
Stahlindustrie in Deutschland für die<br />
Wirtschaft: „Stahl ist längst ein High-<br />
Tech-Produkt und als Werkstoff<br />
Grundlage vieler klimafreundlicher<br />
Produkte. Stahl war, ist und bleibt<br />
damit ein Fundament unserer Industrie.“<br />
Svenja Schulze, Bundesministerin<br />
für Umwelt, Naturschutz und<br />
nukleare Sicherheit, stellte in ihrem<br />
Vortrag die Verantwortung aller Sektoren<br />
für mehr Klimaschutz in den<br />
Mittelpunkt, hob jedoch auch die<br />
Bemühungen der Stahlindustrie hervor:<br />
„Die Stahlindustrie in Deutschland<br />
hat bereits einen großen Beitrag zum<br />
Klimaschutz geleistet. Für das Ziel<br />
einer klimaneutralen Stahlproduktion<br />
braucht es innovative Verfahren. Um<br />
dies zu unterstützen, wird derzeit im<br />
Bundesumweltministerium ein Förderprogramm<br />
zur Dekarbonisierung<br />
der Industrie erarbeitet.“<br />
Im Rahmen des Berliner Stahldialogs<br />
der Wirtschaftsvereinigung Stahl<br />
treffen einmal im Jahr Vertreterinnen<br />
und Vertreter aus Wirtschaft und Politik<br />
zusammen, um über aktuelle Branchenthemen<br />
zu diskutieren. Nach<br />
Reden von NRW-Ministerpräsident<br />
Armin Laschet und Bundesumweltministerin<br />
Svenja Schulze waren in diesem<br />
Jahr Elmar Brok (MdEP, CDU),<br />
Tim Hartmann (Vorsitzender der Vorstände<br />
der AG der Dillinger Hüttenwerke<br />
und der Saarstahl AG), Jo Leinen<br />
(MdEP, SPD), Frank Schulz (Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung, ArcelorMittal<br />
Germany Holding) und<br />
Michael Theurer (MdB, FDP) auf dem<br />
Podium zu Gast. 2<br />
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