ME2BE CAMPUS 2019/01
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HINGEGANGEN<br />
Zusammen ist man weniger allein<br />
“Ich finde es erstaunlich, dass die<br />
Werke etwas ausdrücken, das man so<br />
nicht in Worte fassen kann.“ - Doro<br />
In den früheren<br />
Geschäftsräumen des Schusterund<br />
Schlüsseldienstes Schäfer<br />
im Knooper Weg 104 haben die<br />
ehemaligen Studierenden der<br />
Muthesius Kunsthochschule,<br />
Ying-Chih Chen und Shi Shi,<br />
die Gallery Cube + eröffnet.<br />
“Wir wollen die Kunstschaffenden<br />
und ihre Kunst in Kiel halten oder<br />
zumindest temporär zurückholen.“ - Shi Shi<br />
Text Marc Asmuß<br />
Fotos Mateus Dworczyk<br />
Gallery Cube +<br />
Knooper Weg 104<br />
24105 Kiel<br />
Öffnungszeiten:<br />
Do.-Sa. 13 bis 20 Uhr<br />
www.gallery-cubeplus.com<br />
Die Gallery Cube + verbindet die Arbeiten von<br />
Künstlerinnen und Künstlern aus unterschiedlichen<br />
Fachrichtungen und bietet Kunstschaffenden<br />
eine Plattform für den Austausch von<br />
Ideen und die Präsentation ihrer Werke.<br />
Die Gemeinschaftsausstellung „Somehow it<br />
happend“ war vom 27. März bis zum 13. April<br />
in der Gallery Cube+ zu sehen. Wir von <strong>ME2BE</strong><br />
haben die Vernissage besucht und waren<br />
beeindruckt!<br />
Die melancholischen Bunt- und Bleistiftzeichnungen<br />
mit dem Titel „Rosen, Tulpen, Nelken,<br />
alle Blumen welken“ von Stefanie Röhnisch<br />
gehen mit Songei Lees Installation „Ohne<br />
Titel“ aus gebrannten Tonröhren eine regelrechte<br />
Symbiose ein.<br />
Die Keramikkünstlerin Lee hat 2<strong>01</strong>7 ihre<br />
Abschlussarbeit an der Muthesisus Kunsthochschule<br />
angefertigt. Darin setzt sie sich<br />
mit dem Thema der Massenproduktion von<br />
Lebensmitteln und der damit korrespondierenden<br />
Entfremdung von der Ursprungsform<br />
des Produkts, am Beispiel der Artischocke, auseinander.<br />
Röhnischs Zeichnungen sind ebenso<br />
Teil ihrer Masterarbeit, die sie an der Kieler<br />
Kunsthochschule verfasst hat. In der Gallery<br />
Cube+ konnten Besucher die ansonsten zeitlich<br />
und räumlich voneinander getrennt präsentierten<br />
Werke zusammen, in einer vollkommen<br />
neuen Form betrachten.<br />
Neben den wiederkehrenden Formen in den<br />
Zeichnungen von Röhnisch und den eigentümlich<br />
verformten zylindrischen Installationen<br />
von Lee ist die Hand ein gemeinsames Motiv<br />
ihrer Werke. Außerdem eint sie die Fragilität,<br />
die einerseits auf emotionaler und andererseits<br />
auf materieller Ebene spürbar wird. Die<br />
mit Bleistiften und Buntstiften gezeichneten<br />
Portraits von Röhnisch vermitteln den Eindruck<br />
von Einsamkeit und Sehnsucht. Obwohl<br />
die Objekte von Lee diese Atmosphäre gerade<br />
durch ein Fehlen von Verbindungselementen<br />
verstärken, entsteht durchaus der Eindruck<br />
von Zuversicht. Alle an den Galleriewänden<br />
hängenden Ton-Röhren lagen zum Zeitpunkt<br />
der ersten Produktion in identischer zylindrischer<br />
Form vor. Erst im weiteren Prozess<br />
erhielten sie ihre verfremdete Gestalt.<br />
Dadurch wird ebenso auf die Unverwechselbarkeit<br />
des Individuellen angespielt, womit<br />
die Künstlerin auch auf den positiven Aspekt<br />
des Alleinseins verweist.<br />
In der Zusammenführung unterschiedlicher<br />
Fachrichtungen und Menschen liegt die<br />
Besonderheit der Gallery Cube+. Die Werke der<br />
Kunstschaffenden werden hier nicht räumlich<br />
separiert, sondern bewusst zusammen präsentiert.<br />
Mit dem Konzept der gemeinschaftlichen<br />
Ausstellungen veranschaulichen Shi Shi<br />
und Ying-Chih Chen zum einen Zusammenhänge<br />
zwischen unterschiedlichen Kunstsprachen<br />
und zum anderen erschaffen sie durch<br />
die Kombination eine Symbiose, die in separaten<br />
Einzelausstellungen nicht möglich wäre.<br />
„Viele der Künstlerinnen und Künstler verlassen<br />
Kiel nach dem Studium“, erzählt Shi<br />
Shi. Sie hat Kommunikationsdesign an der<br />
Muthesisus Kunsthochschule studiert und<br />
sich entschieden nicht wegzugehen. Ebenso<br />
wie Ying-Chih Chen, die Freie Kunst studiert<br />
hat. Zusammen ergänzen sie sich perfekt<br />
– wie ihre ausgestellten Werke. Sie wollen<br />
Kunstschaffenden eine Plattform geben, um<br />
einerseits zu netzwerken und andererseits den<br />
Kunstwerken die Aufmerksamkeit zu bieten,<br />
die sie verdienen.<br />
Das Konzept scheint aufzugehen, die Vernissage<br />
von „Somehow it happened“ war jedenfalls<br />
gut besucht. Ab dem 18. April <strong>2<strong>01</strong>9</strong><br />
beginnt bereits die nächste vielversprechende<br />
Ausstellung: YOUR TROUBLES WILL BE FADED<br />
BY THE LUCK YOU WILL SOON HAVE. Die Werke<br />
von Ting-Jung Chen, Preisträgerin der Kunsthalle<br />
Wien 2<strong>01</strong>8, treffen auf die von Jakob<br />
Grebert.<br />
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