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ME2BE CAMPUS 2019/01

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Akademischer Aufstand<br />

Fridays for Future erhält Unterstützung aus der Forschung<br />

Text Lutz Timm<br />

Fotos Florian Kolmer,<br />

Illona Frey/Pixabay<br />

Rückendeckung von den „Profis“: Rund 27.000 Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler haben sich als „Scientists for Future“ den<br />

aktuellen Schülerprotesten angeschlossen. In einer Erklärung sichern<br />

sie den jungen Fridays-for-Future-Aktivisten „volle Unterstützung“<br />

zu. Mit der Initiative der Forscher hat die wachsende Bewegung<br />

für besseren Klimaschutz nun auch die Universitäten erreicht.<br />

CIENTISTS<br />

OR<br />

Seit knapp sechs Monaten wiederholen sich<br />

die Bilder in vielen größeren Städten weltweit:<br />

Jeden Freitag ziehen junge Menschen<br />

mit Transparenten vor die Parlamente und<br />

fordern einen Wandel im Klimaschutz. Eine<br />

Folge: Immer mehr Menschen solidarisieren<br />

sich mit der Fridays-for-Future-Bewegung<br />

und schließen sich zu Unterstützergruppen<br />

zusammen. Eltern, die ihren Kindern keinen<br />

zerstörten Planeten hinterlassen wollen, nennen<br />

sich „Parents for Future“, Lehrerinnen<br />

und Lehrer schließen sich als „Teachers for<br />

Future“ den Forderungen an.<br />

Die größte öffentliche Aufmerksamkeit erregten<br />

bislang jedoch die Scientists for Future<br />

– eine Initiative, in der sich etwa 27.000 Wissenschaftler<br />

aus Österreich, der Schweiz und<br />

Deutschland zusammengeschlossen haben.<br />

Der öffentliche Schulterschluss der Forscher<br />

mit den Protestlern brachte dabei vor allem<br />

zusätzliche Seriosität in die Debatte. Wer<br />

zuvor noch mit mildem Lächeln auf die Proteste<br />

der jungen Menschen schaute, wurde<br />

spätestens mit der Stellungnahme zigtausender<br />

Forscher eines Besseren belehrt.<br />

Dabei haben sich die Scientists for Future<br />

offenbar einiges bei ihren jungen Mitstreitern<br />

abgeguckt: Der erste Auftritt hatte alles, was<br />

nötig ist, um die öffentliche Aufmerksamkeit<br />

zu gewinnen – Ort, Zeit und Besetzung waren<br />

geschickt gewählt. Als Bühne wählten die<br />

Initiatoren um den Gründer Dr. Gregor Hagedorn<br />

die Bundespressekonferenz und hatten<br />

so alle wichtigen Medien fast automatisch im<br />

Publikum. Dass mit Maja Göpel – promovierte<br />

Politökonomin, Honorarprofessorin und seit<br />

2<strong>01</strong>7 Generalsekretärin des Wissenschaftli-<br />

chen Beirats der Bundesregierung Globale<br />

Umweltveränderungen – und dem Mediziner<br />

und Comedian Eckhart von Hirschhausen zwei<br />

prominente Gesichter für die Scientists for<br />

Future sprachen, trug sicher zu einer gesteigerten<br />

Aufmerksamkeit bei.<br />

Auch das Datum war gut gewählt: Die Wissenschaftler<br />

veröffentlichten ihre Stellungnahme<br />

am Dienstag, 12. März – drei Tage vor dem<br />

bis dahin größten weltweiten Aktionstag mit<br />

Demonstrationen von Kapstadt über Montevideo<br />

bis Hongkong.<br />

Was die Wissenschaftler dann vor versammelter<br />

Presse zu sagen hatten, spiegelt ganz<br />

unakademisch ein Satz: „Wir sind die Profis<br />

und sagen: Die junge Generation hat recht.“<br />

Die Forderungen der jungen Aktivisten seien<br />

berechtigt und gut begründet. Die derzeitigen<br />

Maßnahmen zum Klimaschutz reichten bei<br />

Weitem nicht aus. Nur durch schnelles und<br />

konsequentes Handeln könne eine lebenswerte<br />

Zukunft für jetzige und spätere Generationen<br />

erreicht werden.<br />

Mit der öffentlichen Solidarisierung wurde<br />

offenkundig, was an Hochschulen immer<br />

deutlicher zu spüren ist: Auch in der wissenschaftlichen<br />

Community wächst der Unmut,<br />

weil trotz unzähliger Studien kaum konkrete<br />

Fortschritte in Sachen Klimaschutz zu verzeichnen<br />

sind. Was hilft es letztlich, wenn<br />

in den Instituten, Laboren und Seminaren<br />

geforscht und debattiert wird, aber außerhalb<br />

der akademischen Welt alle Apelle verhallen?<br />

Mit dem Gang an die Öffentlichkeit bringen<br />

die Forscher nun ihre beste und wirksamste<br />

‚Waffe‘ in die politische Auseinandersetzung<br />

ein: wissenschaftliche Erkenntnisse!<br />

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