LOGISTIK express Fachzeitschrift | 2019 Journal 3
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<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 2/<strong>2019</strong> | S50<br />
Beschaffung in China: Shenzhen – das<br />
nächste Silicon Valley?<br />
Shenzhen hat sich rasant zur Welthauptstadt der Elektronik entwickelt. Die Megacity<br />
besitzt nicht nur eine exzellente Infrastruktur, sondern auch einen gewaltigen<br />
Pool an Talenten. Sie eignet sich sowohl für die Fertigung eigener Produkte, als<br />
auch für die Beschaffung.<br />
REDAKTION: DIRK RUPPIK<br />
DIRK RUPPIK<br />
FACHJOURNALIST<br />
Es ist nicht besonders neu, eine aufstrebende<br />
High-Tech-Region als Silicon<br />
Valley zu bezeichnen. Das kalifornische<br />
Silicon Valley im südlichen<br />
Teil der San Francisco Bay Area fungierte als<br />
Inkubator für Unternehmen wie Apple, Intel,<br />
Google, AMD, San Disk, Adobe, Symantec,<br />
Yahoo und natürlich Facebook. Es existieren<br />
weltweit viele High-Tech-Standorte,<br />
die aus Marketing- und Identitätsgründen<br />
an das kalifornische Silicon Valley anknüpfen<br />
wollen. Dazu gehören beispielsweise<br />
das indische Bangalore, das israelische Silicon<br />
Wadi in Haifa (Tel Aviv), das brasilianische<br />
Silicon Valley in Campinas oder auch<br />
der deutsche IT-Cluster Rhein-Main-Neckar.<br />
Warum also ist Shenzhen besonders und<br />
tatsächlich prädestiniert als neues Silicon<br />
Valley bezeichnet zu werden? Was rechtfertigt<br />
die Bezeichnung Silicon Valley? Die<br />
Bezeichnung Silicon (deutsch: Silizium) wird<br />
auf die hohe Anzahl von Industriebetrieben<br />
zurückgeführt, die im kalifornischen Silicon<br />
Valley Halbleiter und Computer herstellen.<br />
Heutzutage wird dieser Begriff generell auf<br />
die gesamte Hightech-Branche ausgeweitet.<br />
Am Anfang des Silicon Valleys steht zudem<br />
die Stanford Universität und die Idee der Ansiedlung<br />
von durch Studenten gegründeten<br />
Unternehmen auf angrenzenden ungenützten<br />
Landflächen (Stanford Industrial Park).<br />
Mittlerweile existieren neben der Stanford<br />
Universität eine Vielzahl weiterer Schulen<br />
und Zweigstellen anderer Universitäten. Laut<br />
Stephan Grabmeier, Experte für New York<br />
und Innovation bei Kienbaum, existiert ein<br />
Masterplan mit sechs Erfolgsfaktoren für das<br />
Silicon Valley: vorhandene staatliche Subventionen,<br />
großes Flächenangebot, sehr gute<br />
Infrastruktur, reichlich Venture-Kapital, Ausnahmetalente<br />
sowie ein ausgesprochener<br />
Gründergeist (eine Kultur des Gründens und<br />
Scheiterns).<br />
Warum also Shenzhen?<br />
Die Megacity, die an Hong Kong angrenzt,<br />
hat eine extreme Transformation hinter sich.<br />
In den 80er-Jahren war Shenzhen noch ein<br />
Fischerdorf mit 30 000 Einwohnern, als es von<br />
der chinesischen Regierung (geführt unter<br />
Deng Xiaoping) den Status der ersten Sonderwirtschaftszone<br />
Chinas erhielt und somit<br />
staatlich subventioniert und ebenso ausländischem<br />
Kapital geöffnet wurde. Sie gilt heute<br />
als eine der schnellst wachsenden Städte<br />
der Welt (momentan circa 12,5 Millionen<br />
Einwohner) mit mit dem höchsten Pro-Kopf-<br />
Einkommen in China. Die Megacity besitzt<br />
nicht nur eine exzellente Infrastruktur, sondern<br />
auch einen gewaltigen Pool an Talenten. Der<br />
Hafen von Shenzhen liegt im Hafen-Ranking<br />
des World Shipping Councils mittlerweile auf