Drachenpost 111
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Studium in China<br />
den Dozentinnen und Dozenten einzelne Vorlesungen<br />
zu besuchen.<br />
Im Sprachkurs traf ich auf Studierende aus aller<br />
Welt und es war interessant zu sehen, auf welche<br />
unterschiedlichen Aspekte in der Sprachausbildung<br />
in verschiedenen Ländern geachtet wird.<br />
Unsere Lehrkräfte in den Sprachkursen waren<br />
überwiegend chinesische Studierende im Masterstudium,<br />
die so erste Praxiserfahrung sammelten<br />
und gerne Unterrichtsmethoden ausprobierten,<br />
die sich stark vom traditionellen Frontalunterricht<br />
unterschieden.<br />
Auch wenn oft deutlich erkennbar war, dass<br />
die Inhalte der Lehrbücher auf die Teilnahme an<br />
der Sprachprüfung HSK ausgerichtet sind, wurde<br />
sich immer darum bemüht, uns auch im Alltag<br />
anwendbares Chinesisch beizubringen. Die Einstufung<br />
der Studierenden in einen der insgesamt<br />
sechs Kurse mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden<br />
zu Beginn des Semesters war ziemlich<br />
zutreffend, man konnte aber auch problemlos<br />
wechseln, wenn man sich über- oder unterfordert<br />
fühlte.<br />
Für uns Austauschstudierende waren natürlich<br />
auch Kultur, Reisen und das Eintauchen in den<br />
chinesischen Alltag von besonderer Wichtigkeit.<br />
Auch wenn man die Uni deswegen nicht vernachlässigen<br />
sollte, sind diese Erfahrungen mindestens<br />
ebenso wichtig wie gute Noten. Sofern möglich,<br />
sollte man die Gelegenheit nutzen, die Umgebung<br />
zu erkunden oder mit chinesischen Studierenden<br />
gemeinsam etwas zu unternehmen, dazu bieten<br />
sich auch die vielen Clubs (Sport, Theater, Debattierclubs<br />
usw.) an den chinesischen Universitäten<br />
an. Viele Freundschaften, die in dieser Zeit zu<br />
Menschen aus China und aller Welt entstanden<br />
sind, halten bis heute.<br />
Die Erfahrungen aus dem Studium in China<br />
würde ich nicht mehr missen wollen, und ich kann<br />
nur allen Studierenden (nicht nur aus der Sinologie)<br />
raten, eine Zeit lang in China zu studieren.<br />
Viele Universitäten haben Partnerprogramme mit<br />
chinesischen Hochschulen, außerdem gibt es verschiedene<br />
Stipendienprogramme. Diese Angebote<br />
ermöglichen nicht nur eine finanzielle Unterstützung<br />
während des Auslandsaufenthaltes, bis hin<br />
zum Vollstipendium, sondern auch Unterstützung<br />
in der Vorbereitung und während des Studiums<br />
sowie darüber hinaus vor allem ein umfassendes<br />
und oft auch sehr aktives Alumninetzwerk.<br />
Den besten Überblick über Studienmöglichkeiten<br />
in China bietet der DAAD unter www.daad.de.<br />
Zwischen Alibaba und Teekultur<br />
Hangzhou auf dem Sprung<br />
Jendrik Niebuhr<br />
Am Wochenende flanieren Touristen über die<br />
idyllische Westsee-Promenade und genießen<br />
feinsten Longjing-Tee. Werktags geben die<br />
Tech-Firmen und Start-ups den Takt vor. Spiegelbildlich<br />
zur Entwicklung des Landes zeigt<br />
sich in Hangzhou eindrücklich der aufreibende<br />
Spagat zwischen Tradition und Moderne. Während<br />
Arbeitszeit und Mieten steigen, gewinnt die<br />
Hauptstadt der früheren Song-Dynastie national<br />
zunehmend an Bedeutung, wie zahlreiche Großereignisse<br />
deutlich machen. Ein lückenhaftes<br />
Portrait meiner Gastheimat.<br />
Sie kleben immer noch an vielen unerdenklichen<br />
Stellen: auf dem Stromkasten, auf mach<br />
einem Laternenpfahl, auf einigen der zigtausenden<br />
Leihrädern in der Stadt - überall prangt<br />
unübersehbar „Welcome to Hangzhou“. Auch<br />
der freundliche Nudelladenbesitzer um die Ecke<br />
vergewissert sich bei jedem Besuch seines mutmaßlich<br />
einzigen ausländischen Kunden gern<br />
aufs Neue, ob seine Aussprache noch akkurat ist:<br />
„Welcome to Hangzhou!“ bricht es freudestrahlend<br />
aus ihm heraus, um dann hinzuzufügen:<br />
„Here are your Noo-di-se“.<br />
Die Kampagne im Vorfeld des G20-Gipfels<br />
in Hangzhou 2016 hat Spuren bei den Bewohnern<br />
hinterlassen. Und die Metropole mit einem<br />
Schlag aus dem anonymen Meer an chinesischen<br />
Millionenstädten ins Schlaglicht der Weltöffentlichkeit<br />
befördert. Etwa 200 Kilometer von<br />
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