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Drachenpost 111

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Düsseldorfer <strong>Drachenpost</strong> – Ausgabe <strong>111</strong> (3/2019) 38. Jahrgang<br />

Shanghai entfernt gehört<br />

die Hauptstadt der Provinz<br />

Zhejiang zu den wohlhabendsten<br />

des Landes. In<br />

einem Land in dem Rankings<br />

aller Art besondere<br />

Aufmerksamkeit zukommt,<br />

wird Hangzhou als „First<br />

Tier City“ in Sachen Lebensqualität<br />

gelistet. Die<br />

Gebaut wird immer<br />

berühmteste Universität der Stadt, die Zhejiang<br />

Universität, belegt regelmäßig den dritten Rang<br />

im Wettstreit der besten Universitäten der Volksrepublik.<br />

Den rund 55.000 Studenten, die hier<br />

lernen, ist ein anerkennendes Raunen und eine<br />

vielversprechende Zukunft sicher. Die steigende<br />

Attraktivität hat jedoch seine Schattenseiten. Die<br />

Stadt wird zunehmend zu einem Tummelplatz<br />

für Immobilienfeilscher. Die Mietpreise steigen<br />

nicht erst seit dem G20-Gipfel auf immer neue<br />

Höhen. Auch hier belegt Hangzhou einen Spitzenplatz.<br />

Die Miet- und Kaufpreise definieren sich hier<br />

recht einfach: Je näher das Objekt an der grünen<br />

Lunge der Stadt liegt, desto höher der Preis. Der<br />

Westsee ist der Touristenmagnet der Stadt und<br />

seit 2011 offizielles UNESCO-Weltkulturerbe.<br />

Durchzogen von künstlich angelegten Landstegen<br />

liegt der See – kaum mehr als zwei Meter tief<br />

– direkt neben dem kommerziellen Zentrum der<br />

Stadt. Einschlägig bekannte westliche Luxusmarken,<br />

sündhaft teure New York Cheese Cake-Cafés<br />

und Showrooms der trendigen Elektroauto-Marken<br />

geben sich hier die Klinke in die Hand – ein<br />

Traum für wirtschaftlich versierte Stadtplaner.<br />

Zwischen den abendlichen Wasserspielen am<br />

Ufer des Westsees aus betrachtet, wiegen die wenigen<br />

Lichter im anliegenden Nationalpark golden<br />

hin und her. Gleicht die Fläche des Westsees ohnehin<br />

mehr einem Meer als einem See, wird er nur<br />

noch von diesem gigantischen Park übertroffen.<br />

Hier eröffnet sich passionierten Wanderern ein gut<br />

ausgebautes Netz an Pfaden mit<br />

exzellenten Aussichtspunkten<br />

auf den Westsee und die Stadt.<br />

Wer von dem idyllisch am Rand<br />

des Nationalparks gelegenen<br />

Yuquan-Campus der Zhejiang<br />

Universität startet und der<br />

Hügelkette Richtung Südosten<br />

folgt muss sich den<br />

Weg über steile Rampen<br />

ebnen. Für Entschädigung<br />

sorgen buddhistische Tempel<br />

im Dickicht üppiger,<br />

tropischer Natur sowie ein<br />

Abstecher zum weithin bekannten<br />

„Drachenbrunnen“.<br />

So die wörtliche Übersetzung des kleinen Dorfes<br />

Longjing, welches den vermutlich besten Grüntee<br />

des Landes anbaut. Umschlungen von endlosen<br />

Anbauhängen trifft man hier Verkäufer an, die die<br />

Teeblätter – unter ständigem Schaufeln – in großen<br />

Pfannen rösten. Ebenfalls im Westsee-Areal<br />

befindet sich das Nationale Seiden-Museum, welches<br />

unter anderem Hangzhous Geschichte als Teil<br />

der Seidenstraße beleuchtet.<br />

Der Stadtteil Binjiang im Südosten der Stadt<br />

hingegen besticht durch zahlreiche moderne Bürokomplexe<br />

und eine ehrgeizige Start-up-Szene.<br />

Hier startete vor 20 Jahren die beispiellose Erfolgsgeschichte<br />

von Ma Yun. Geboren in Hangzhou<br />

baute der einstige Englisch-Lehrer ein kleines<br />

Start-up zu einem der wertvollsten Unternehmen<br />

der Welt mit einem Umsatz von knapp 40 Milliarden<br />

US-Dollar (2018) auf. Ma Yun ist hierzulande<br />

besser bekannt als Jack Ma und sein Unternehmen,<br />

die Alibaba Group, zählt zu den größten,<br />

attraktivsten und zugleich berüchtigtsten Arbeitgebern<br />

der Stadt. Wer bei Alibaba anheuert darf<br />

sich über ein überdurchschnittliches Gehalt und<br />

umfassende Privilegien freuen und gleichzeitig<br />

sein Privatleben auf Eis legen - soweit der Volksmund.<br />

„996“, sagen viele Chinesen achselzuckend<br />

– von 9 Uhr morgens bis 21 Uhr abends, 6 Tage<br />

die Woche. Ob Mitarbeiter oder Konsument – am<br />

Alibaba-Imperium aus Online-Shopping-Plattformen,<br />

Finanzdienstleistungen und Produktionsfirmen<br />

führt in China und gerade in Hangzhou kein<br />

Weg vorbei. Ein Meer von Angestellten bahnt sich<br />

jeden Tag gen Mittagszeit ihren<br />

Weg zu den umliegenden Kantinen<br />

– alle leicht zu identifizieren<br />

anhand der blauen Ameise<br />

Westsee © Jendrik Niebuhr (2)<br />

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