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Berliner Zeitung 25.06.2019

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4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 144 · D ienstag, 25. Juni 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Scheuer will gegen<br />

Österreich klagen<br />

Deutschland bereitet einen Klage gegen<br />

Österreich vor. Bundesverkehrsminister<br />

Andreas Scheuer (CSU) bezeichnete<br />

die Blockabfertigungen<br />

vonLastwagen an der Tiroler Grenze<br />

sowie die Sperrung vonLandstraßen<br />

für den Ausweichverkehr am Montag<br />

in München als „zutiefst diskriminierend“:<br />

„Dieses Verhalten kann ich<br />

nur aufs Schärfste zurückweisen.“<br />

DieKlage werdenun in der Koalition<br />

besprochen. Immer wieder –meist<br />

an erwartbar verkehrsreichen Tagen<br />

–lässt Tirolnur bis zu 300 Lastwagen<br />

proStunde aus Bayern Richtung<br />

Innsbruck durchfahren, um die eigene<br />

Autobahn zu entlasten. Dadurch<br />

stauen sich Lkw auf deutschen<br />

Straßen auf vielen Kilometernvor<br />

der österreichischen Grenze. (dpa)<br />

Minister Scheuer hält Österreichs Grenzkontrollen<br />

für diskriminierend.<br />

DPA<br />

Polnische Justizreform<br />

verstößt gegen EU-Recht<br />

Wegen seiner umstrittenen Justizreformhat<br />

Polen eine klareNiederlage<br />

vordem Europäischen Gerichtshof<br />

kassiert. DieZwangspensionierung<br />

oberster Richter verstößt nach einem<br />

Urteil vomMontag gegen EU-<br />

Recht. Siebeeinträchtige den<br />

Grundsatz der richterlichen Unabsetzbarkeit,<br />

befanden die Richter (C<br />

619/18). Diese Unabsetzbarkeit sei<br />

untrennbar mit der Unabhängigkeit<br />

der Richter verknüpft. DieRegierung<br />

hatte die Regel bereits im November<br />

2018 nach einer Eilentscheidung des<br />

EuGH aufgehoben. Es geht um jenes<br />

Gesetz, mit dem die nationalkonservativeRegierungspartei<br />

PiS das Renteneintrittsalter<br />

oberster Richter von<br />

70 auf 65 Jahregesenkt hatte. (dpa)<br />

Stephan E. bei Nazi-Treffen:<br />

Verwechslung?<br />

DerTatverdächtige im Mordfall Lübcke<br />

war möglicherweise doch nicht<br />

im Märzauf einem Neonazi-Treffen<br />

in Sachsen. Behörden in Hessen gehen<br />

nach dpa-Informationen voneiner<br />

Verwechselung aus.Das ARD-<br />

Magazin „Monitor“ hatte berichtet,<br />

dass Stephan E. an einem Neonazi-<br />

Treffen in Mücka teilgenommen haben<br />

soll. Dortsoll er dem Bericht zufolge<br />

zusammen mit Mitgliedern<br />

vonNeonazigruppen fotografiert<br />

worden sein. DerBeitrag stützt sich<br />

auf Fotos,die das Magazin mit einem<br />

Gutachter ausgewertet hat. Inzwischen<br />

soll sich ein Mann bei den Ermittlerngemeldet<br />

haben, der mit E.<br />

verwechselt worden sein soll. (dpa)<br />

Trump verhängt Sanktionen<br />

gegen Irans höchsten Führer<br />

US-Präsident Donald Trump hat am<br />

Montag neue Sanktionen verhängt,<br />

die den obersten Führer des Irans,<br />

Ajatollah Ali Chamenei, ins Visier<br />

nehmen. Trump unterzeichnete im<br />

Weißen Haus eine präsidiale Verfügung,<br />

die nach seinen Angaben Chamenei,<br />

dessen Büround damit verbundenen<br />

Personen Zugang zu zentralen<br />

Finanzressourcen verwehren<br />

soll. Trump machte Chamenei für<br />

das „aggressiveVerhalten“ Irans verantwortlich.<br />

DerUN-Sicherheitsrat<br />

rief zu einem „Dialog“ auf. Es müssten<br />

Maßnahmen ergriffen werden,<br />

um die Spannungen in der Golf-Region<br />

zu entschärfen. (dpa)<br />

In der Zwickmühle<br />

CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer ringt um die Abgrenzung ihrer Partei von der AfD<br />

VonDaniela Vates<br />

Es ist nicht sicher, obAnnegret<br />

Kramp-Karrenbauer<br />

vorher schon einmal etwas<br />

von Penzlin gehört hatte.<br />

Ein kleiner Ort inMecklenburg-Vorpommern<br />

ist das. Etwas mehr als<br />

4000 Einwohner,eine Burg,ein kleines<br />

Schloss,die Zahl der CDU-Stadträte<br />

geschrumpft vonfünf auf drei.<br />

Mittlerweile kennt Kramp-Karrenbauer<br />

den Namen: Die CDU hat<br />

in Penzlin vergangene Woche eine<br />

Zählgemeinschaft mit der AfD beschlossen,<br />

zwei Monate vor der<br />

Landtagswahl in Sachsen, wo die<br />

AfD die Chance hat, stärkste Kraft zu<br />

werden. Der Ort wird damit zum<br />

Symbol –für eine Entwicklung, die<br />

das Potenzial hat, die CDU zu sprengen,<br />

und für die Frage der Durchsetzungsfähigkeit<br />

einer geschwächten<br />

Parteichefin.<br />

Aber Kramp-Karrenbauer hat<br />

noch ein anderes Problem, zusammen<br />

mit Penzlin ergibt sich daraus<br />

eine Zwickmühle. Das andere Problem<br />

hat zwei Komponenten: Inhaltlich<br />

ist es die Klimapolitik. Parteistrategisch<br />

sind es die Grünen. Die haben<br />

die CDU in bundesweiten Umfragen<br />

auf den zweiten Platz<br />

verdrängt. DieCDU versucht sich an<br />

einem Klimaschutzkonzept. Die<br />

Ost-Verbände warnen vor Belastungen.<br />

CSU-Chef Markus Söder ist zum<br />

Umweltschützer mutiertund fordert<br />

einen schnelleren Kohleausstieg.<br />

An der CDU und ihrer Vorsitzenden<br />

zerren also gerade ziemlich unterschiedliche<br />

Kräfte. Und im Hintergrund<br />

lauert die Konkurrenz.<br />

Friedrich Merz hat in einer Talkshow<br />

wissen lassen: Wenn Kramp-Karrenbauer<br />

ihn wegen der Kanzlerkandidatur<br />

anrufe, „dann denke ich drüber<br />

nach“.<br />

In den CDU-Gremien am Montag<br />

geht es –nach einer Gedenkminute<br />

für den ermordeten CDU-Politiker<br />

Werner Lübcke –umbeides: das weitere<br />

Vorgehen in der Klimapolitik<br />

und den Umgang mit der AfD.<br />

ZurZusammenarbeit mit der AfD<br />

hat die Partei eigentlich eine klare<br />

Beschlusslage. Die CDU lehnt Koalitionen<br />

„oder ähnliche Formen der<br />

Zusammenarbeit“ mit der AfD ab,<br />

hat der Bundesparteitag im Dezember<br />

beschlossen. Aber am Montag<br />

scheint es angeraten, das noch mal<br />

schriftlich zu bekräftigen. Schon in<br />

der vergangenen Woche hat Kramp-<br />

Karrenbauer erklärt, die AfD trage<br />

dazu bei, dass Hemmschwellen so<br />

sinken, „dass sie augenscheinlich in<br />

pureGewalt umschlagen“. Es könne<br />

also „keine Form der Zusammenarbeit<br />

mit der AfD geben“.<br />

Es scheinen nicht alle zu hören. In<br />

Sachsen-Anhalt, wo in zwei Jahren<br />

gewählt wird, schreiben zwei Vize-<br />

Fraktionschefs im Landtag ein Papier,indem<br />

sie fordern, „das Soziale<br />

mit dem Nationalen zu versöhnen“.<br />

Eine Kooperation mit der AfD müsse<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer ist seit Dezember vergangenen Jahres CDU-Chefin.<br />

möglich sein. „Für ALLE noch einmal<br />

zum Mitschreiben: Die @CDU<br />

lehnt jede Koalition oder Zusammenarbeit<br />

mit der AfD strikt ab!!!“,<br />

twittert CDU-Generalsekretär Paul<br />

Ziemiak. Parallel fällt in Penzlin die<br />

Entscheidung, eine Zählgemeinschaft<br />

mit der AfD einzugehen.<br />

„Ich hoffe,dass man das rückgängig<br />

macht“, sagte derVorsitzende der<br />

kommunalpolitischen Vereinigung<br />

der CDU, Christian Haase. „Wenn<br />

die Bundespartei Beschlüsse fasst,<br />

muss dies auch bis auf die kommunale<br />

Ebene umgesetzt werden.“<br />

Doch Sanktionen sind bislang nicht<br />

Schieflage<br />

DPA<br />

vorgesehen. „Wir müssen konsequent<br />

sein“, fordern manche im<br />

CDU-Vorstand. Kramp-Karrenbauer<br />

warnt davor, Märtyrer zu schaffen.<br />

Parteiausschlüsse seien schwierig<br />

durchzusetzen. Nun sollen Juristen<br />

prüfen, ob und wie die Absage an die<br />

AfD in der Parteisatzung festgehalten<br />

werden kann. Die Märtyrerfrage<br />

würde auch das nicht lösen.<br />

Die AfD reagiert mit Spott. „Natürlich<br />

kann und wird es mit der<br />

CDU unter Führung vonMerkel und<br />

Kramp-Karrenbauer unter gar keinen<br />

Umständen eine Zusammenarbeit<br />

geben“, sagt Parteichef Jörg<br />

Meuthen. Der Brandenburger AfD-<br />

Chef Andreas Kalbitz stellt fest: „Die<br />

Realität hat AKKs Deklarationen<br />

längst überholt: Formale Koalition in<br />

Penzlin, praktische Zusammenarbeit<br />

in vielen Kommunalvertretungen<br />

–die CDU-Basis ist ihrer bewegungsunfähigen<br />

Parteiführung<br />

längst voraus.“ DerAfD-Bundestagsabgeordnete<br />

Tino Chrupalla verkündet:<br />

„In den Kommunen in Sachsen<br />

beginnt längst die Zusammenarbeit.<br />

Da lässt sich auch kein CDU-Vertreter<br />

von einer AKK reinreden.“ Und<br />

der AfD-VizeinSachsen, Maximilian<br />

Krah, fragt: „Wenn die sächsischen<br />

Wahlergebnisse am 1. September so<br />

sind wie die Umfragen: Wie lange ist<br />

AKK dann noch CDU-Chefin?“<br />

Solange die CDU weiter über ihr<br />

Personal debattiert, kann das der<br />

AfD nur nutzen. Aber Krahs Worte<br />

klingen auch wie ein Echo dessen,<br />

was Kramp-Karrenbauer selber sagt:<br />

„Solange ich Vorsitzende der Partei<br />

bin, werde ich mich mit allem, was<br />

ich habe, dafür einsetzen, dass die<br />

CDU genau dortbleibt, wo sie hingehört:<br />

in der Mitte der Gesellschaft.“<br />

Istdas eine Rücktrittsdrohung?<br />

Zur Frage, was passieren würde,<br />

wenn der rechte CDU-Flügel in<br />

Sachsen versuchen würde, mit der<br />

AfD zu regieren oder sich vonihr dulden<br />

ließe, heißt es in der CDU meist<br />

nur, das werde schon nicht passieren.<br />

Dass es Ärger geben würde, ist<br />

aber sicher. Interessant würde sein,<br />

auf welche Seite sich die CSU schlagen<br />

würde.<br />

Klimapolitik kostet Jobs<br />

Und dakommt die Klimapolitik ins<br />

Spiel. Beider Europawahl haben laut<br />

Infratest Dimap bundesweit rund 1,1<br />

Millionen Unions-Wähler die Grünen<br />

gewählt und 230 000 die AfD.Auf<br />

der Jahresversammlung des Bundesverbands<br />

der Deutschen Industrie<br />

begeisterten sich die Manager für<br />

Grünen-Chefin Annalena Baerbock.<br />

DerSchrauben-HerstellerWürth, ein<br />

klassischer Unionsunterstützer, verkündet,<br />

er habe die Grünen gewählt.<br />

Im Osten aber hat die CDU vorallem<br />

an die AfD verloren. Das Lausitzer<br />

Kohlegebiet liegt in den Wahlkampfländern<br />

Brandenburg und<br />

Sachsen. Der Beschluss, Kohlekraftwerke<br />

bis 2038 zu schließen, kostet<br />

hier zunächst mal Arbeitsplätze.<br />

Thüringens Spitzenkandidat Mike<br />

Mohring, dessen Wahl Ende Oktober<br />

ansteht, hat davor gewarnt, die Klimapolitik<br />

zu sehr zu betonen.<br />

In dieser Situation schließt sich<br />

CSU-Chef Söder plötzlich der Forderung<br />

der Klimaschutz-Demonstranten<br />

an, den Kohleausstieg vorzuziehen.<br />

Rücksichtslos sei das, sagt ein<br />

CDU-Mann. (mit jps. und rb.)<br />

Daniela Vates<br />

sieht die CDU voreinem<br />

schwierigen Herbst.<br />

Im deutschen Sicherheitsapparat gibt es zu viele Sympathisanten für rechte Ideologien, sagen Gewerkschafter<br />

VonJan Sternberg<br />

Teile der Sicherheitsbehörden,<br />

der Bundeswehr und Bundespolizei<br />

seien an die AfD „verloren“,<br />

sagte Friedrich Merz in einem Interview.<br />

Der oberste Gewerkschafter<br />

der Bundespolizei assistierte: Jörg<br />

Radek, Vize-Vorsitzender der Gewerkschaft<br />

der Polizei (GdP) und zuständig<br />

für die Einheiten des Bundes,<br />

räumte in der Rheinischen Post<br />

ein, dass in der Bundespolizei Mitarbeiter<br />

mit rechtsnationalen Parteien<br />

sympathisieren. „Da ist bei vielen<br />

Beamten etwas in Schieflage geraten,<br />

was sich in Sympathien für das<br />

rechtsnationale Parteienspektrum<br />

ausdrückt.“ Radek nannte es eine<br />

„politische Spätfolge“ der Einsätze<br />

im Flüchtlingssommer 2015, „dass<br />

heute Bundespolizisten bei Landtagswahlen<br />

für die AfD kandidieren“.<br />

Als bräuchte es noch einer weiteren<br />

Bestätigung, dass Merz und Radek<br />

mit ihren Warnungen vor den<br />

Rechten recht hatten, kursierte ein<br />

Foto eines Bundespolizisten im Einsatz<br />

beim Neonazi-Konzertimsächsischen<br />

Ostritz. Der Mann trug zwei<br />

Klett-Aufkleber auf seiner Einsatzuniform<br />

– einer mit einem Sinnspruch<br />

auf Latein, einer auf altgriechisch.<br />

„Tue recht und fürchte niemanden“<br />

heißt der lateinische<br />

Spruch übersetzt, er geht auf die<br />

Kreuzritter zurück. Der griechische<br />

bezieht sich aufs antike Sparta, der<br />

Heerführer Leonidas soll ihn geäußert<br />

haben, als der Perserkönig Xer-<br />

xes ihn aufforderte, die Waffen niederzulegen:<br />

„Molon labe – komm<br />

und hol sie dir.“ Das ist ein Wahlspruch<br />

US-amerikanischer Waffennarren.<br />

Unddie rechtsextreme Identitäre<br />

Bewegung bezieht sich gerne<br />

auf die Spartaner. WarumBundespolizisten<br />

mit privaten Abzeichen auf<br />

der Uniformherumlaufen, wirdganz<br />

oben geklärt, im Bundespolizeipräsidium<br />

in Potsdam. „Private Aufnäher<br />

dürfen in und außerhalb des<br />

Dienstes nicht an der Uniformgetragen<br />

werden“, teilt ein Sprecher mit.<br />

Der Kampf um die Polizei läuft<br />

schon eine ganze Weile. ImJanuar<br />

forderte GdP-Chef Oliver Malchow<br />

Polizeibeamte dazu auf, sich vom<br />

rechtsnationalen „Flügel“ um den<br />

Thüringer AfD-Landeschef Björn<br />

Höcke zu distanzieren, der „Verdachtsfall“<br />

des Verfassungsschutzes<br />

ist. Die vier Polizisten auf der AfD-<br />

Liste zur Landtagswahl in Thüringen<br />

am 27. Oktober zogen es vor, zu<br />

schweigen. In Görlitz wäre der Krimialkommissar<br />

Sebastian Wippel<br />

fast Oberbürgermeister geworden –<br />

dass er bei der Polizei ist, war ein<br />

wichtiges Pfund im Wahlkampf.<br />

Gewerkschafter Radek hofft nun,<br />

dass Reden hilft. „Um die Verfassungstreue<br />

zu fördern, bedarfeseiner<br />

verstärkten politischen Bildung. Die<br />

Einordnung des im alltäglichen<br />

Dienst Erlebten in seine gesellschaftlichen<br />

Zusammenhänge ist auch ein<br />

Teil der Einsatznachbereitung. Somit<br />

könnte der erforderliche Verfassungspatriotismus<br />

gestärkt werden.“<br />

Weniger<br />

Exporte von<br />

Kleinwaffen<br />

Neue Rüstungsrichtlinie<br />

am Mittwoch im Kabinett<br />

VonGordon Repinski<br />

Die Bundesregierung will in Zukunft<br />

Exporte von Kleinwaffen<br />

in Nicht-Nato- oder Nicht-EU-Staaten<br />

kategorisch ausschließen. Dies<br />

geht aus dem schriftlichen Entwurf<br />

der neuen Rüstungsexportrichtlinien<br />

hervor, der der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

(Redaktionsnetzwerk Deutschland,<br />

RND) vorabvorliegt.„Der Exportvon<br />

Kleinwaffen in Drittländer soll<br />

grundsätzlich nicht mehr genehmigt<br />

werden“, heißt es in dem Papier.Die<br />

neuen Richtlinien sollen an diesem<br />

Mittwoch vom Kabinett verabschiedet<br />

werden. Sie sind erstmals seit<br />

dem Jahr 2000 überarbeitet worden.<br />

Neben der neuen Kleinwaffenregelung<br />

einigte sich die Bundesregierung<br />

auf eine restriktivere Regelung<br />

bei Technologieexporten. Bei derartigen<br />

Geschäften kann die Regierung<br />

fortan einen sogenannten „Re-Export-Vorbehalt“<br />

festlegen, sofern zu<br />

befürchten ist, dass eine Weitergabe<br />

vom Empfängerland in andere Staaten<br />

geschehen könnte.Darüber hinaus<br />

will die Bundesregierung in Zukunft<br />

die Einverständnis zu Waffenexporten<br />

davon abhängig machen,<br />

ob das Empfängerland Kontrollen<br />

zustimmt, wo die Waffen geblieben<br />

sind –also ob die Waffen wie vereinbart<br />

nicht in andere Länder weiterverkauft<br />

werden.<br />

Deutsche Küstenschutzboote werden<br />

gerne gekauft.<br />

DPA<br />

Die neuen Rüstungsexportrichtlinien<br />

hat das SPD-geführte Auswärtige<br />

Amt in Absprache mit dem CDUgeführten<br />

Wirtschaftsministerium<br />

erarbeitet. Mitden Einschränkungen<br />

insbesondere bei den Kleinwaffen<br />

konnte die SPD-Seite einen zentralen<br />

Punkt durchsetzen. „Die SPD-Minister<br />

haben lange mit der Union ringen<br />

müssen, um wichtige Punkte unseres<br />

restriktiven Ansatzes bei Rüstungsexporten<br />

in den Grundsätzen der Bundesregierung<br />

zu verankern“, sagte<br />

SPD-Fraktionsvize Sören Bartol der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (RND). Die Unionsseite<br />

wiederum konnte verankern,<br />

dass die Kooperation mit Bündnispartnerngefördert<br />

werden solle.Dieser<br />

Grundsatz verlangt von der deutschen<br />

Seite, bei Gemeinschaftsprojekten<br />

mehr auf Partnerinteressen<br />

zuzugehen. Zuletzt hatte es zwischen<br />

Frankreich, Großbritannien und<br />

Deutschland wegen Deutschlands<br />

Exportmoratorium nach Saudi-Arabien<br />

Unstimmigkeiten gegeben.<br />

Die Neuregelung beim Thema<br />

Kleinwaffenexporte dürfte gravierende<br />

Auswirkungen auf die Exportpolitik<br />

insgesamt haben. Bis 2017 erreichten<br />

die Ausfuhrgenehmigungen<br />

für derartige Waffen ein Gesamtvolumen<br />

vonbis zu 42 Millionen Euro pro<br />

Jahr. Imvergangenen Jahr waren es<br />

noch rund 400 000 Euro.GrößterAbnehmer<br />

warimvergangenenJahrIndien,<br />

das Teile für Maschinenpistolen<br />

bestellte. Diese wurden unter anderem<br />

auch inden Oman, die Zentralafrikanische<br />

Republik und die Vereinigten<br />

Arabischen Emirate geliefert.<br />

Der Streit in der Koalition dürfte mit<br />

der Einigung der Regierung nicht auf<br />

alle Zeit ausgeräumt sein. Noch immer<br />

ist unklar, wie die Regierung ab<br />

dem Herbst mit Exporten nach<br />

Saudi-Arabien verfahren will.

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