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Berliner Kurier 29.06.2019

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SEITE3<br />

BERLINER KURIER, Sonnabend, 29. Juni 2019<br />

schwierigen Gesprächspartnern.<br />

Gleich zehn Treffen<br />

standen an–darunter auch<br />

mit RusslandsPräsident Wladimir<br />

Putinund demchinesischen<br />

Präsidenten Xi Jinping.<br />

Den Schwierigsten von<br />

allen traf sie am Morgenzum<br />

kurzen Vier-Augen-Gespräch:<br />

Donald Trump. Merkel<br />

sei eine „fantastischePerson“<br />

und „großartige Freundin“,<br />

flötete der US-Präsident.<br />

Das Verhältnis sei<br />

„grandios“. Gesprochen habe<br />

man über Handel, denKampf<br />

gegen den Terrorismus in<br />

Westafrika, den Iran. In<br />

Wahrheit ist das Verhältnis<br />

der beiden Staatenlenker<br />

unterkühlt, die persönliche<br />

Distanz ist groß.<br />

Beim Familienfoto zu Beginn<br />

des Gipfels –inDeutschland<br />

war es da kurz nach<br />

5Uhr –zeigte Merkel wieder<br />

die übliche Selbstdisziplin.<br />

Sie stand ganz außen und<br />

scherzte ein wenig mit Südafrikas<br />

Präsident Cyril Ramaphosa<br />

rechts neben ihr.<br />

Das„Zittern“ –inJapan ist<br />

der Kanzlerin davon nichts<br />

mehr anzumerken. Derweil<br />

wird kräftig spekuliert, wie<br />

es tatsächlich um Merkels<br />

Gesundheit steht. „Stuttgarter<br />

Zeitung“ und „Stuttgarter<br />

Nachrichten“ zitieren Regierungskreise,<br />

nach denen<br />

Merkels neuerliches Zittern<br />

psychologisch bedingt gewesen<br />

sei. Essei kein gesundheitliches<br />

Problem, sondern<br />

Kopfsache. Die Erinnerung<br />

an den Vorfall in der vergangenen<br />

Woche habe zu der Situation<br />

geführt. Es sei also<br />

„ein psychologisch-verarbeitenderProzess“,<br />

zitierten die<br />

Zeitungen Regierungskreise.<br />

Heinz-Wilhelm Esser,<br />

Facharzt für innere Medizin,<br />

Kardiologie und Pneumologie,<br />

sagte gegenüber der<br />

„Bild“-Zeitung, dass das Zittern<br />

durchaus „harmlose<br />

Auslöser“ haben könne, wie<br />

etwa Dehydrierung, Unterzuckerung,<br />

DiabetesoderErschöpfung.<br />

Allerdings<br />

schließt der Mediziner auch<br />

Anzeichen für eine ernsthafte<br />

Erkrankung nicht aus, wie<br />

„Multiple Sklerose oder Parkinson“.<br />

Auf einer Pressekonferenz<br />

wich Merkel Fragen zu ihrer<br />

Gesundheit aus: „Es war ein<br />

ausgefüllter Tag“, kommentierte<br />

sie den Donnerstag.<br />

Und ließ ansonsten keine<br />

Fragen zu, die von Gipfel-<br />

Themen abwichen.<br />

Und während die Leser<br />

diese Zeitung inden Händen<br />

halten,ist Merkel schonwiederauf<br />

dem Wegnach Berlin.<br />

Morgen schließt sich die<br />

nächste Nachtsitzung an:Mit<br />

den Staats- und Regierungschefs<br />

stehen schwierigste<br />

Verhandlungen über EU-<br />

Spitzenposten an.<br />

Initiatoren der Petition für geringereBesteuerung vonDamenhygieneartikeln gehen in Bern (Schweiz) auf die<br />

Straße.<br />

GroKolenkt beider<br />

„Tamponsteuer“ ein<br />

Petitionen wirken: ErhöhteAbgabenauf<br />

Hygiene-Artikel für Frauen sollen weg<br />

Berlin –Zuerst hatten es allein<br />

Frauenrechtlerinnen gefordert,<br />

nun nimmt die Bewegung<br />

Schwung auf: Runter<br />

mit der Tamponsteuer! Gemeint<br />

ist, dass Produkte der<br />

Monatshygiene wie Binden,<br />

Tampons und Slipeinlagen<br />

zwar eindeutig Artikel des<br />

Grundbedarfs sind – aber<br />

nicht so besteuert werden.<br />

Denn während der Staat<br />

nicht nur auf Lebensmittel,<br />

sondern auch auf Luxusnahrung<br />

wie Riesengarnelen und<br />

Gänseleber den reduzierten<br />

Mehrwertsteuersatz von sieben<br />

Prozent erhebt, schlägt<br />

er bei Hygieneartikeln für die<br />

Frau mit dem vollen Satz von<br />

19 Prozent zu. Das könnte<br />

sich nun ändern: Das Bundesfinanzministerium<br />

zeigt<br />

sich nun überraschend offen<br />

für die Forderung, Tampons<br />

&Co. durch die Steuersenkung<br />

ebenfalls zu vergünstigen:<br />

„Im parlamentarischen<br />

Raum gibt es Forderungen,<br />

den ermäßigten Steuersatz<br />

anzuwenden“, hieß es im Ministerium<br />

auf Anfrage des<br />

Redaktionsnetzwerkes<br />

Deutschland (RND). „Wenn<br />

es dafür eine Mehrheit gibt,<br />

werden wir uns dem nicht<br />

verschließen.“ Bislang hatte<br />

das Ministerium die Forde-<br />

rung stets abgeblockt.<br />

Auch in der<br />

Union bewegt sich<br />

etwas: Die finanzpolitische<br />

Sprecherin<br />

der CDU/<br />

CSU-Fraktion,<br />

Antje Tillmann,<br />

erklärte, die Anwendung<br />

des Regelsteuersatzes<br />

auf Produkte der<br />

Monatshygiene<br />

wie Tampons<br />

oder Binden sei<br />

„weder inhaltlich<br />

noch steuersystematisch<br />

zu begründen“.<br />

Lothar<br />

Binding, finanzpolitischer<br />

Sprecher<br />

der SPD-<br />

Fraktion, sagt:<br />

„Wir sind für eine<br />

Ermäßigung,<br />

wenn es gelingen<br />

würde, die Preise<br />

flächendeckend<br />

und dauerhaft für<br />

Periodenprodukte<br />

in Höhe der Ermäßigung<br />

zu senken.“<br />

Zwei Online-Petitionen<br />

hatten zuvor rund<br />

250000 Stimmen<br />

gesammelt.<br />

Seit Jahren machen Frauen, wie hier in der<br />

Schweiz, weltweit gegen die „Besteuerung“<br />

ihrer Periode mobil.<br />

Foto: Peter Klaunzer/dpa<br />

Peter Klaunzer/dpa<br />

Foto: Michael Kappeler/dpa<br />

Foto: Christoph Dernbach/dpa<br />

NACHRICHTEN<br />

Yücel-Haft war illegal<br />

Ankara –Die Inhaftierung<br />

des Journalisten Deniz Yücel<br />

in der Türkei war rechtswidrig.<br />

Zu diesem Schluss<br />

kommt das türkische Verfassungsgericht.<br />

Dem Türkei-<br />

Korrespondenten der Zeitung<br />

„Die Welt“ wurde<br />

außerdem ein Schadensersatz<br />

von umgerechnet 3800<br />

Euro zugesprochen.<br />

AKK-Linie bestätigt<br />

Berlin –Zwei Drittel der<br />

Bundesbürger (64 Prozent)<br />

befürworten laut ARD-<br />

Deutschlandtrend ein Kooperationsverbot<br />

der CDU<br />

mit der AfD. Im Osten ist<br />

aber eine Mehrheit von 49<br />

Prozent gegen das Verbot,<br />

das CDU-Chefin Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer formuliert<br />

hat.<br />

Apple verliert Manager<br />

San Francisco –Schwerer<br />

Verlust für Apple: Chefdesigner<br />

Jony Ive, einer seiner bekanntesten<br />

Manager, geht,<br />

um eine eigene Firma zu<br />

gründen. Der 52-jährige Brite<br />

ist untrennbar verbunden mit<br />

dem Computer iMac, dem<br />

iPhone und dem neuen Konzernsitz<br />

Apple Park.<br />

Lobbyregister gefordert<br />

Berlin –Sechsdeutsche Verbände,<br />

darunter der Bundesverband<br />

der Deutschen Industrie<br />

(BDI), forderndie<br />

Einführung eines öffentlichen<br />

Lobbyregisters. Die Registrierungspflicht<br />

solle für alle<br />

gelten, die „hauptberuflich<br />

der Tätigkeit der Interessenvertretung<br />

nachgehen“.<br />

Schwimmbäder ohne Geld<br />

Berlin –Alle Bundesländer<br />

klagen über marode Bäder<br />

und wollen Hilfe vom Bund.<br />

Doch der verweigert sich:<br />

Von 408 Anträgen auf<br />

Schwimmbadsanierungen<br />

bewilligt der Bund nur 67,<br />

geht aus einer Anfrage der<br />

Linken hervor, wie das ARD-<br />

Hauptstadtstudio berichtet.

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