Berliner Zeitung 09.07.2019
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Als Bruce Springsteen in einem Café in Prenzlauer Berg auftrat – Berlin Seiten 14 und 15<br />
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ohne Likes?<br />
Seite 24<br />
9°/20°<br />
Viele Wolken<br />
Wetter Seite 2<br />
Notre-Dame und der<br />
schwierige Wiederaufbau<br />
Panorama Seite 26<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Das Weltall fliegt immer<br />
schneller auseinander<br />
Wissenschaft Seite 16<br />
Dienstag,9.Juli 2019 Nr.156 HA -75. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Zeithistoriker warnt<br />
vor „Sachsen-Bashing“<br />
Politik Seite 5<br />
Britischer Botschafter<br />
Diplomat<br />
mal ganz<br />
undiplomatisch<br />
VonKatrin Pribyl<br />
Seit 43 Jahren steht Kim Darroch<br />
im diplomatischen Dienst. Der<br />
britische Botschafter in den USA<br />
sollte also wissen, wie er Einschätzungen<br />
über mächtige Politiker formulieren<br />
muss.Den US-Präsidenten<br />
hat er gerade in einem internen Bericht<br />
als unfähig bezeichnet. Donald<br />
Trump strahle Unsicherheit aus und<br />
agiere ungeschickt, befand Darroch.<br />
Ungeschickt war<br />
auch, dass der<br />
Bericht öffentliche<br />
wurde.<br />
Kim Darroch<br />
wählte klare Worte<br />
über Donald Trump.<br />
Trump ließ<br />
die Kritik nicht<br />
auf sich sitzen.<br />
Sofortmeldete er<br />
sich zu Wort.<br />
„Der Botschafter<br />
hat dem Vereinigten<br />
Königreich<br />
einen Bärendienst<br />
erwiesen“, sagte er und<br />
schob hinterher:„Wirsind keine großen<br />
Fans dieses Mannes.“ Premierministerin<br />
Theresa May sprach dem<br />
Mann inWashington dagegen ihrVertrauen<br />
aus, auch wenn sie seine Einschätzung<br />
nicht teile.<br />
Was die Briten allerdings viel<br />
mehr beschäftigt, ist die Frage, wie<br />
die Nachricht überhaupt an die Öffentlichkeit<br />
kommen konnte. Es<br />
dürfte kaum Zufall gewesen sein,<br />
dass die vertraulichen Details ausgerechnet<br />
in der Boulevardzeitung<br />
Mail on Sunday erschienen waren,<br />
enthüllt von der Journalistin Isabel<br />
Oakeshott, die dem Rechtspopulisten<br />
Nigel Farage nahesteht.Während<br />
es aus der Downing Street hieß, dass<br />
es Darrochs Aufgabe sei, „eine ehrliche<br />
und ungeschminkte Einschätzung<br />
der Politik“ zu liefern, schrieb<br />
Farage, Vorsitzender der Brexit-Partei<br />
und Trump-Freund, im konservativ<br />
ausgerichteten Telegraph, der Diplomat<br />
sei „völlig ungeeignet, unser<br />
Mann in den USA zu bleiben“.<br />
Der65-jährige Darroch, ehemaliger<br />
Berater der britischen Regierung<br />
zu EU-Angelegenheiten und von<br />
2007 bis 2011 ständiger Vertreter des<br />
Königreichs in Brüssel, dient den<br />
Verschwörungstheoretikern als<br />
ideale Zielscheibe. Auch wenn der<br />
Diplomat ursprünglich Ende des<br />
Jahres in Pension gehen wollte, gab<br />
es Bestrebungen, die Entsendung bis<br />
nach den US-Präsidentschaftswahlen<br />
zu verlängern. Solche Pläne dürften<br />
sich erledigt haben –erst recht,<br />
wenn in Kürze voraussichtlich mit<br />
Boris Johnson ein äußerst EU-skeptischer<br />
Premierminister in die Downing<br />
Street einzieht.<br />
Länder sollten<br />
gemeinsam<br />
VonAnnika Leister<br />
Wälder in der Größe von<br />
1400 Fußballfeldern<br />
sind in Brandenburgin<br />
diesem Jahr bereits abgebrannt,<br />
seitTagen ist die Feuerwehr<br />
in der Lieberoser Heide im Einsatz,<br />
und auch in Berlin herrscht seit Monaten<br />
hohe Waldbrandgefahr. Angesichts<br />
der akuten Lage denken die<br />
<strong>Berliner</strong> Grünen sowie die Feuerwehr-Gewerkschaft<br />
Berlin/Brandenburg<br />
über eine landesübergreifende<br />
Kooperation in der Feuerbekämpfung<br />
nach. „Brandenburg muss extrem<br />
aufrüsten“, sagte Micha Quäker<br />
von der Feuerwehr-Gewerkschaft<br />
Berlin/Brandenburg der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>. Schon jetzt gäbe es große<br />
Ausrüstungslücken. Auch in kommenden<br />
Jahren sei mit einer steigenden<br />
Zahl von Bränden zu rechnen.<br />
„Angeschafft werden müssten zwei<br />
bis fünf Löschhubschrauber und ein<br />
Löschpanzer für Brandenburg“, forderte<br />
Quäker. Inder Schulung der<br />
Einsatzkräfte für das schwere Gerät<br />
plädiert er für ein gemeinsames<br />
Konzept und eine Kooperation zwischen<br />
der <strong>Berliner</strong> und Brandenburger<br />
Feuerwehr.<br />
Immer wieder wirddie Feuerwehr<br />
in Brandenburg –wie zurzeit in der<br />
Lieberoser Heide – mit besonders<br />
löschen<br />
Brandenburg braucht eigene<br />
Löschhubschrauber,fordert dieFeuerwehr.<br />
Berlin sollte sich daran<br />
beteiligen, sagen die Grünen.<br />
komplizierten und gefährlichen Löscheinsätzen<br />
konfrontiert, weil die<br />
Brände auf stark munitionsbelasteten<br />
Gebieten wüten, die auch die Feuerwehr<br />
nicht befahren kann.<br />
Brandenburg habe bereits aufgerüstet,<br />
die Landespolitik bemühe sich<br />
redlich, so Quäker. „Aber es reicht<br />
„Zurzeit gibt es aus vielen<br />
Ländern Forderungen, aber kein<br />
konzertiertes Vorgehen.“<br />
Johann Georg Goldammer,<br />
Leiter des Zentrums für Globale Feuerüberwachung<br />
nicht.“ Das Problem kennen viele<br />
Bundesländer:Vor allem die Flächenländer<br />
appellieren immer wieder an<br />
den Bund, die Mittel zur Brandbekämpfung<br />
zu erhöhen. Brandenburg<br />
hat weder eigene Löschhubschrauber<br />
noch -flugzeuge, sondern muss<br />
sie bei Bundeswehr oder Bundespolizeianfordern.<br />
Die<strong>Berliner</strong> Grünen erwägen nun,<br />
dem großen Nachbarn unter die<br />
Arme zu greifen. „Wenn wir auch Zugriff<br />
haben, sollten wir eine Beteiligung<br />
an Lösch-Hubschraubern prüfen“,<br />
sagte Benedikt Lux, innenpolitischer<br />
Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus,<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Berlin sei schließlich auch von<br />
Rauchentwicklungen bei Brandenburger<br />
Großbränden betroffen.<br />
Zuletzt sorgte Anfang Juli sogar ein<br />
Großbrand im 200 Kilometer entfernten<br />
Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommernfür<br />
starken Brandgeruch in<br />
der Hauptstadt –und für besorgte Anrufe<br />
bei Einsatzstellen von Bürgern,<br />
die einen Brandinder eigenen Straße<br />
vermuteten. Nach mehr als einerWoche<br />
wurde der Waldbrand auf dem<br />
ehemaligen Truppenübungsplatz am<br />
Montagabend weitgehend gelöscht.<br />
Johann Georg Goldammer, Leiter<br />
des Zentrums für Globale Feuerüberwachung<br />
mit Sitz in Freiburg,begrüßt<br />
die Bereitschaft der <strong>Berliner</strong> Grünen,<br />
ins Nachbarland zu schauen, aus-<br />
DPA/JENS BÜTTNER<br />
drücklich. Der international angesehene<br />
Experte plädiert aber für noch<br />
größere Kooperationen. „Zurzeit gibt<br />
es aus vielen Ländern Forderungen,<br />
aber kein konzertiertes Vorgehen“, so<br />
Goldammer. „Eine 4+1-Kooperation<br />
hätte Symbolkraft.“ Goldammer<br />
meint damit eine Zusammenarbeit<br />
zwischen den vier Flächenländern<br />
Brandenburg, Sachsen-Anhalt,<br />
Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsensowie<br />
dem Stadtstaat Berlin.<br />
Dringend müsse aber auch der Bund<br />
die Mittel erhöhen –gerade für die<br />
Gemeinden und Länder, deren Böden<br />
durch Munition belastet seien.<br />
„Der Bund darf diese Gemeinden<br />
nicht alleine lassen.“<br />
Einerster Schritt hin zu einem größeren<br />
Einsatz der Bundespolitik<br />
könnte diesen Dienstag geschehen:<br />
Dann besucht Bundesinnenminister<br />
Horst Seehofer (CSU) Lübtheen, um<br />
sich ein Bild vom Ausmaß der Schäden<br />
zu machen. Am Montag forderte<br />
bereits Mecklenburg-Vorpommerns<br />
Innenminister Lorenz Caffier (CDU)<br />
eine bundesweite Einsatzgruppe zur<br />
Brandbekämpfung auf munitionsbelasteten<br />
Gebieten. Spezialtechnik<br />
und Personal der Task Force –wie<br />
Löschpanzer oder Räumfahrzeuge –<br />
sollten dezentral vom Bund inganz<br />
Deutschland stationiert werden, so<br />
Caffier. Brandenburg Seite13<br />
Gericht pfeift<br />
Deutsche<br />
Wohnen zurück<br />
Nachtrag zum Mietvertrag<br />
verstoße gegen Preisbremse<br />
VonUlrich Paul<br />
Die Deutsche Wohnen ist beim<br />
<strong>Berliner</strong> Landgericht mit dem<br />
Versuch gescheitert, die Miete bei<br />
der Neuvermietung durch einen zusätzlichen<br />
„Nachtrag zum Mietvertrag“<br />
zu erhöhen. Die Richter sahen<br />
in der zusätzlichen Vereinbarung,<br />
die laut Bürgerlichem Gesetzbuch<br />
grundsätzlich möglich ist, einen Verstoß<br />
gegen die Mietpreisbremse.<br />
In dem vorliegenden Fall ging es<br />
um eine Wohnung in Friedrichshain.<br />
Der vorgelegte Mietvertrag sah zunächst<br />
eine monatliche Kaltmiete<br />
von 573,29 Euro vor. Neben diesem<br />
Kontrakt unterzeichneten die Mieter<br />
aber zugleich eine zweite Urkunde,<br />
die als „Nachtrag zum Mietvertrag“<br />
bezeichnet wurde. Darin wurden<br />
Baumaßnahmen zur Verbesserung<br />
der Ausstattung vereinbart, wodurch<br />
sich die Miete gut einen Monat später<br />
auf 716,93 Euro erhöhen sollte.<br />
Dass die höhere Miete nicht sofort<br />
vereinbart wurde, sei „wohl nur mit<br />
dem Versuch“ zu erklären, zu Beginn<br />
des Mietverhältnisses eine geringe<br />
Miete „vorzutäuschen, also die gesetzliche<br />
Regelung durch diesen<br />
‚Trick‘ zu umgehen“, erklärten die<br />
Richter. Beim Abschluss eines Mietvertrages<br />
darf die ortsübliche Miete<br />
um maximal zehn Prozent überschritten<br />
werden. Zulässig wäre im<br />
vorliegenden Fall nur ein Betrag in<br />
Höhe von 507,62 Euro –was sogar<br />
noch weniger ist, als im Mietvertrag<br />
vorgesehen war.<br />
Erstritten wurde das Urteil von<br />
der Internetplattform wenigermiete.de.<br />
Die Entscheidung stammt<br />
vom August 2018. Dass sie erst jetzt<br />
veröffentlicht wurde, begründete<br />
das Portal damit, dass die Kostenfestsetzung<br />
erst jetzt eingetroffen<br />
sei. Berlin Seite 9<br />
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BERLIN<br />
MESSEN
2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Der Mann hat die Nase<br />
voll. Es reicht. „Es isch e<br />
Kataschtrophe“,<br />
schimpft er in schönstem<br />
Schweizerdeutsch. Er ist Flugkapitän,<br />
er sitzt am Steuer des Swiss-<br />
Fluges von Zürich nach Palma de<br />
Mallorca, Abflug um 12.05 Uhr. Aber<br />
er darf nicht losfliegen. Stau auf der<br />
Startbahn. Seine Schimpferei wird<br />
als Mitschnitt im Internet herumgereicht:<br />
„Echt! Ich ha‘d Schnauze voll<br />
vo dem huereDräcksplatz, Tschuldigung!“<br />
Die Fluglotsin am anderen<br />
Ende reagiert trocken: „Sehr professionell.“<br />
–„Ja, ihr au!“, giftet er zurück.„Ich<br />
bin ready nowfor 30 minutes!“<br />
Um 12.47 Uhr darf der Flugkapitän<br />
schließlich endlich starten.<br />
EinPilot am Limit. Es wirdimmer<br />
schwerer, imFlugverkehr nicht die<br />
Nerven zu verlieren. Als Kapitän. Als<br />
Stewardess.Als Lotse.Und erst recht<br />
als Reisender. Die Branche ist im<br />
Aufwind, schon seit Jahren, und das<br />
wird nun zum Problem. Viel zu viele<br />
Flugzeuge landen auf viel zu kleinen<br />
Airports. Viel zu eng getaktete Flugpläne<br />
sorgen für lange Schlangen,<br />
überbuchte Flüge, zähe Kontrollen.<br />
20 Millionen Gepäckstücke gehen<br />
jährlich verloren. Dazu absurd niedrige<br />
Preise. Für 9,99 Euro von Stuttgart<br />
nach Venedig. Für 14,99 Euro<br />
von Düsseldorf nach Kopenhagen.<br />
61 Jahre nach der Einführung der<br />
Economy-Klasse sind Flugpassagiere<br />
heute „Weichcargo“. In den<br />
Fliegern wird esimmer enger. Der<br />
durchschnittliche Sitzabstand in der<br />
Economyclass ist auf der Langstrecke<br />
von 86(1955) auf 76 Zentimeter<br />
zusammengeschnurrt. Die Höchststrafe<br />
ist der Mittelsitz. Bis zu11000<br />
Flugzeuge bewegen sich täglich am<br />
deutschen Himmel. Vor 20 Jahren<br />
waren 30 Prozent aller Reisen der<br />
Deutschen Flugreisen. Heute sind es<br />
41 Prozent. Die Zahl der Passagiere<br />
an deutschen Airports hat sich in<br />
zwei Jahrzehnten fast verdoppelt –<br />
auf 122 Millionen proJahr.Der Mangel<br />
an Fluglotsen ist so schlimm,<br />
dass die Deutsche Flugsicherung<br />
Mitarbeitern, die freiwillig den Sommerurlaub<br />
verschieben, Prämien<br />
vonbis zu 1800 Euro bietet –pro Tag.<br />
DieKlimadebatte könnte was ändern.<br />
Die Lufthansa fliegt bis zu 14-<br />
mal täglich von Frankfurt amMain<br />
nach München. Der CO 2 -Ausstoß<br />
proPassagier:227,4 Kilogramm. Dieselbe<br />
Strecke mit dem ICE: 17 Kilogramm.<br />
Verständlich, dass die Fridays-for-Future-Bewegung<br />
den<br />
Flugverkehr als Klimakiller ausgemacht<br />
hat. Dabei sind Fluggesellschaften<br />
gar nicht die größten Umweltsünder.<br />
Nur für drei Prozent der<br />
menschengemachten Emissionen<br />
ist das Fliegen verantwortlich, der<br />
Straßenverkehr liegt bei 17 Prozent.<br />
Flugzeuge sind heute 40 Prozent leiser<br />
und sparsamer als vor 20Jahren.<br />
Doch drei Prozent genügen, um jährlich<br />
6000 Quadratkilometer Eisinder<br />
Arktis schmelzen zu lassen, hat das<br />
Max-Planck-Institut errechnet.<br />
Stickoxide, Aerosole, Ruß, Kohlenmonoxid<br />
–esist ein giftiger Mix, den<br />
Abheben<br />
Das Flugzeug zu nutzen, war noch nie so günstig. Doch mit dem Erfolg kommt<br />
der Markt an seine Grenzen –und das Klima.<br />
Staus in der Luft<br />
VonImre Grimm<br />
Flugpassagiere<br />
auf deutschen Flughäfen*2018,inMillionen, in Klammern Veränderung zu 2017 in Prozent<br />
Ziele<br />
Häufigste Ziele im Ausland<br />
Europa<br />
Deutschland Spanien<br />
14,7 (+ 3,7)<br />
77,8<br />
23,5<br />
(+ 6,1)<br />
(– 0,8)<br />
Gesamt<br />
122,6 Millionen<br />
(+ 4,2%)<br />
*einsteigende Passagiere<br />
Interkontinental<br />
21,3<br />
(+ 3,2)<br />
Großbritannien<br />
7,5 (+ 3,3)<br />
Türkei<br />
7,5 (+ 20,1)<br />
Italien<br />
7,1 (+ 2,3)<br />
USA<br />
5,3 (– 4,3)<br />
Griechenland<br />
4,0 (+ 16,0)<br />
Frankreich<br />
4,0 (+ 5,5)<br />
Österreich<br />
3,5 (+ 0,9)<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: AFP<br />
DPA<br />
Flugzeuge in großer Höhe verteilen.<br />
„Unter vielen jungen Leuten ist Fliegen<br />
erstmals negativ besetzt“, urteilt<br />
der Flugexperte und Autor Andreas<br />
Spaeth. „Das könnte in einem Jahrzehnt<br />
ein großes Problem für die Airlines<br />
werden.“<br />
Doch noch ändert sich am Verhalten<br />
wenig. Denn Fliegen ist billig.<br />
Aber warum kostet ein Flugticket oft<br />
weniger als ein Bahnticket? Die Antwort:Weil<br />
es politisch gewollt ist. Der<br />
Staat verzichtet bei Auslandsflügen<br />
auf die Mehrwertsteuer, nicht aber<br />
beim Tanken und Bahnfahren. Eine<br />
Kerosinsteuer gibt es nicht, eine Mineralölsteuer<br />
sehr wohl. Kommunen<br />
umgarnen Fluggesellschaften mit<br />
Fördergeld und Gebührenbefreiung<br />
und halten selbst offenbar verkehrstechnisch<br />
weitgehend sinnlose Flughäfen<br />
wie Kassel-Calden am Leben,<br />
weil Flughäfen als Prestigeprojekte<br />
Städte attraktiv machen und Jobs,<br />
Touristen und Messen anlocken<br />
können. So die Hoffnung.<br />
In Stunden um die Welt zu reisen<br />
ist eine der großen zivilisatorischen<br />
Errungenschaften. Es ist billig wie nie<br />
und doch ein Privileg. Nur drei Prozent<br />
der Menschheit sind im Jahr<br />
2017 geflogen. Nur 18Prozent saßen<br />
überhaupt schon mal in einem Flugzeug.<br />
Nicht auszudenken, was passiert,<br />
wenn das Fliegen auch nur für<br />
20 Prozent der Weltbevölkerung zum<br />
Alltag würde wie in den Industrienationen.<br />
Das Ökosystem des Planeten<br />
wäreschnell am Ende.<br />
Was also tun? Aufs Fliegen verzichten?<br />
Unrealistisch. Aussichtsreicher<br />
ist wohl, das Fliegen anders zu<br />
organisieren: ökologischer und ökonomischer.<br />
Ideen gibt es viele. CO 2 -<br />
Steuer, Kerosinsteuer, Klimaprämie,<br />
gewissensberuhigende Ausgleichszahlungen<br />
–das sind die fiskalischautoritären<br />
Ansätze. Gleichzeitig investiert<br />
die Branche in die Erforschung<br />
von Biokerosin, will bis 2020<br />
klimaneutral wachsen, bis 2050 ihren<br />
CO 2 -Ausstoß halbieren. Dass<br />
Elektroflugzeuge eine größere Rolle<br />
spielen könnten, ist unwahrscheinlich:<br />
Die Batterien sind zu schwer.<br />
Die holländische Fluggesellschaft<br />
KLM entwickelt derzeit ein V-förmiges<br />
Flugzeug, in dessen„Flügeln“ die<br />
Passagiere sitzen. Zukunftsmusik<br />
wie auch die Wasserstoff- oder<br />
Brennstoffzellenantriebe oder das<br />
Hybridflugzeug E-Fan X von Siemens,Airbus<br />
und Rolls Royce.<br />
Immerhin gibt es Gedankenspiele,<br />
wie sich das Chaos am Flughafen minimieren<br />
ließe. Der Designer Morten<br />
Just hat einen Plan entwickelt, um die<br />
Boardingzeit zu verkürzen: DiePassagiere<br />
besteigen am Gate eine Innenkabine<br />
samt Sitzen und Gepäckfächern.<br />
Diese wird, sobald das Flugzeug<br />
gelandet ist, in die leere Flugzeughülle<br />
geschoben und fixiert. Die<br />
ankommenden Fluggäste werden<br />
samt Kabine in wenigen Minuten<br />
ausgeladen. Statt 45 Minuten stünde<br />
ein Flugzeug nur noch fünf Minuten<br />
am Gate. Esist das Containerprinzip<br />
aus der Schifffahrt. Der Fluggast<br />
würde endgültig zum Stückgut.<br />
VonImre Grimm<br />
Der Trend ist eindeutig: DerFlugverkehr<br />
nimmt weltweit rasant<br />
zu. Vier Milliarden Passagiere werden<br />
pro Jahr befördert. In 15 Jahren<br />
sollen es mehr als doppelt so viele<br />
sein (8,2 Milliarden). 10,6 Millionen<br />
Flugzeuge starten jedes Jahr allein in<br />
Europa.<br />
Für 2040 rechnet die Branche mit<br />
16 Millionen. Der bisherige Rekordtag<br />
ist der 13. Juli 2018: An diesem<br />
Tag gingen weltweit exakt 205 468<br />
Flugzeuge an den Start, so viele wie<br />
noch nie.<br />
Billigflieger: Im Winterhalbjahr<br />
2018/19 verzeichnete der „Low Cost<br />
Monitor“ des Deutschen Zentrums<br />
für Luft- und RaumfahrtinDeutschland<br />
zehn Prozent mehr Starts im<br />
Vergleich zum Vorjahr.Der weltweite<br />
durchschnittliche Ticketpreis sank<br />
von 490 Dollar (2011) auf 290 Dollar<br />
(2019). 55 Prozent der Deutschen<br />
sind nach einer Umfrage der Meinung,<br />
Fliegen sei zu billig geworden.<br />
Ablasshandel gegen die Flugscham<br />
Inlandsflüge: Trotz der Air-Berlin-<br />
Pleite und des gesteigerten Ökobewusstseins<br />
wächst der innerdeutsche<br />
Flugverkehr, vor allem durch<br />
Zubringerflüge und Geschäftsreisende.<br />
Innerdeutsche Flüge legten<br />
2018 gegenüber dem Vorjahr um 8,6<br />
Prozent zu. Insgesamt flogen 23,5<br />
Millionen Menschen von Deutschland<br />
nach Deutschland –mehr als<br />
60 000 an jedem Tag.<br />
Lockangebote: Billigtickets sind<br />
entweder Lockangebote oder Au-<br />
Trend<br />
genwischerei. DerTicketpreis deckt<br />
nur die reinen Transportkosten ab.<br />
Geld verdient die Fluglinie mit den<br />
„Ancillary Revenues“ –den Extras:<br />
Koffertransport, Beinfreiheit, Verpflegung.<br />
Diese Nebenerlöse machen<br />
bis zu 40 Prozent des Umsatzes<br />
aus.Weitere Geldquellen: Provisionen<br />
für Hotels, Mietwagen oder<br />
Versicherungen. Billigflieger bieten<br />
keine Anschlussflüge, parken meist<br />
auf dem Rollfeld (das spart Gebühren),<br />
checken kein Gepäck durch<br />
und konzentrieren sich auf wenige<br />
Direktverbindungen von Regionalflughäfen.<br />
Auch wegen geringerer<br />
Löhne und Gehälter kann Ryanair<br />
9,99-Euro-Tickets anbieten.<br />
Umwelt: DerFlugverkehr ist weltweit<br />
für etwa eine Milliarde Tonnen CO 2<br />
oder drei Prozent der gesamten<br />
Treibhausgasemissionen verantwortlich.<br />
Das klingt wenig. Doch die<br />
Schäden entstehen in großer Höhe<br />
und sind damit wirkungsvoller.Zwar<br />
hat sich der negative Umwelteffekt<br />
durch jeden einzelnen Reisenden<br />
seit 1990 halbiert. Doch deren Gesamtzahl<br />
steigt –und damit der Einfluss<br />
auf das Klima.<br />
Ablasshandel: Für Passagiere mit<br />
Flugscham bieten Projekte wie atmosfair<br />
oder MyClimate eine Art<br />
moralischen Ablasshandel: Reisende<br />
können ihren CO 2 -Fußabdruck gegen<br />
eine Spende für Klimaprojekte<br />
reduzieren. Immer mehr Firmen<br />
steigen ein. Selbst die Lufthansa will<br />
Ausgleichszahlungen für die Dienstreisen<br />
ihrer Mitarbeiter leisten.<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />
Heute steigen die Höchstwerteauf 18 bis 21Grad. Dazu ist der Himmel<br />
vielerorts wechselnd bis stark bewölkt. Der Wind weht schwach bis mäßig<br />
aus westlichen Richtungen. In der Nacht verschleiern kaum Wolken die<br />
Sterne, und es werden Tiefstwerte von 9bis 7Grad gemessen.<br />
Biowetter: Die derzeitige Witterung<br />
verursacht vermehrt rheumatische<br />
Beschwerden, Gelenk-, Muskel-,<br />
Glieder- und Narbenschmerzen.<br />
Wittenberge<br />
Stoffwechsel und Durchblutung sind 10°/21°<br />
beschleunigt.<br />
Pollenflug: Die Konzentration von<br />
Nessel-, Wegerich- und Gräserpollen<br />
ist mäßig bis stark. Ferner ist mit<br />
schwachem bis mäßigem Flug von<br />
Gänsefußpollen zu rechnen.<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 20Grad.<br />
Wind: schwach aus West.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
9°/20° 9°/20°<br />
Luckenwalde<br />
8°/20°<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
Regenschauer heiter wolkig<br />
9°/20° 12°/23° 14°/25°<br />
Prenzlau<br />
9°/21°<br />
Cottbus<br />
10°/18°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
8°/20°<br />
Über das nördliche und östliche Mitteleuropa wandern reichlich Wolken mit vereinzeltem<br />
Regen von Tief Pirmin. Weiter südlich dominiert der Einfluss des<br />
Hochs über dem Ärmelkanal. Hochsommerliche Verhältnisse mit viel Sonne treffen<br />
wir nach wie vor rund um das Mittelmeer an. Derweil nehmen Regenwolken<br />
über den Britischen Inseln mit wärmerer Luft Kurs auf Mitteleuropa.<br />
Sylt<br />
10°/16°<br />
Hannover<br />
8°/17°<br />
Köln<br />
8°/21°<br />
Saarbrücken<br />
9°/23°<br />
Konstanz<br />
12°/24°<br />
Hamburg<br />
9°/15°<br />
Erfurt<br />
7°/18°<br />
Frankfurt/Main<br />
11°/22°<br />
Stuttgart<br />
10°/22°<br />
Rügen<br />
11°/18°<br />
Rostock<br />
11°/18°<br />
Magdeburg<br />
11°/18°<br />
Nürnberg<br />
7°/19°<br />
München<br />
12°/22°<br />
Dresden<br />
11°/17°<br />
Deutschland: Heute unterbrechen<br />
längere Zeit Wolkenfelder den Sonnenschein.<br />
Esüberwiegt wolkiges<br />
Wetter. Dabei werden während des<br />
Tages 15 bis 24 Grad erreicht,<br />
nachts kühlt es dann auf 12bis<br />
6Grad ab. Der Wind weht schwach<br />
bis mäßig aus West. Morgen überwiegt<br />
bei oftmals wolkigem Himmel<br />
zeitweise der Sonnenschein. Es werden<br />
Höchstwerte von 18bis 25 Grad<br />
erwartet, und der Wind weht<br />
schwach aus Nordwest.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 15°-17°<br />
Nordsee: 15°-17°<br />
Mittelmeer: 24°-32°<br />
Ost-Atlantik: 16°-21°<br />
Mondphasen: 09.07. 16.07. 25.07. 01.08.<br />
Sonnenaufgang: 04:54 Uhr Sonnenuntergang: 21:28 Uhr Mondaufgang: 13:20 Uhr Monduntergang: 00:48 Uhr<br />
Lissabon<br />
28°<br />
Las Palmas<br />
24°<br />
Madrid<br />
30°<br />
Reykjavik<br />
17°<br />
Dublin<br />
20°<br />
London<br />
24°<br />
Paris<br />
23°<br />
Bordeaux<br />
28°<br />
Palma<br />
32°<br />
Algier<br />
32°<br />
Nizza<br />
30°<br />
Trondheim<br />
17°<br />
Oslo<br />
22°<br />
Stockholm<br />
19°<br />
Kopenhagen<br />
20°<br />
Berlin<br />
20°<br />
Mailand<br />
29°<br />
Tunis<br />
40°<br />
Rom<br />
32°<br />
Warschau<br />
16°<br />
Wien<br />
24° Budapest<br />
23°<br />
Palermo<br />
39°<br />
Kiruna<br />
20°<br />
Oulu<br />
20°<br />
Dubrovnik<br />
29°<br />
Athen<br />
35°<br />
St. Petersburg<br />
20°<br />
Wilna<br />
19°<br />
Kiew<br />
22°<br />
Odessa<br />
23°<br />
Varna<br />
30°<br />
Istanbul<br />
34°<br />
Iraklio<br />
31°<br />
Archangelsk<br />
17°<br />
Moskau<br />
23°<br />
Ankara<br />
30°<br />
Antalya<br />
38°<br />
Acapulco 34° wolkig<br />
Bali 31° heiter<br />
Bangkok 33° wolkig<br />
Barbados 29° wolkig<br />
Buenos Aires 15° wolkig<br />
Casablanca 22° heiter<br />
Chicago 30° heiter<br />
Dakar 27° heiter<br />
Dubai 40° sonnig<br />
Hongkong 34° Gewitter<br />
Jerusalem 32° sonnig<br />
Johannesburg 20° sonnig<br />
Kairo 39° sonnig<br />
Kapstadt 20° heiter<br />
Los Angeles 21° heiter<br />
Manila 31° wolkig<br />
Miami 31° Schauer<br />
Nairobi 28° heiter<br />
Neu Delhi 38° Gewitter<br />
New York 32° sonnig<br />
Peking 31° Schauer<br />
Perth 18° bewölkt<br />
Phuket 34° wolkig<br />
Rio de Janeiro 23° sonnig<br />
San Francisco 21° wolkig<br />
Santo Domingo 32° heiter<br />
Seychellen 27° wolkig<br />
Singapur 31° Gewitter<br />
Sydney 18° sonnig<br />
Tokio 28° bedeckt<br />
Toronto 27° heiter
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 3<br />
·························································································································································································································································································<br />
Seite 3<br />
Für<br />
immer<br />
vielleicht<br />
Blick in einen Flur der Christophorus-Klinik Amelsbüren ALEXIANER MÜNSTER GMBH (2)<br />
Noch knapp zwei Kilometer bis<br />
zur Klinik. Wiesen, Weiden, so<br />
weit das Auge reicht, ab und zu<br />
ein Gehöft. Plattes Münsterland.<br />
DieProtestschilder am Rand des vielbefahrenen<br />
Kappenberger Damms werden zahlreicher,<br />
der Tonaggressiver. „Willkommen im<br />
Forensik-Rückfallgebiet“, ist zu lesen. Oder<br />
„Ein Albtraum –Sexualtäter im Schulbus.“<br />
Die Schilder hängen hier seit fast zwei<br />
Jahren. Einheimische nehmen sie kaum<br />
noch wahr,aber niemand käme auf die Idee,<br />
sie abzuhängen. Schließlich hat sich an der<br />
Situation aus Sicht der aufgebrachten Anwohner<br />
nichts geändert.<br />
Es ist nicht mehr weit bis zu geschlossenen<br />
Forensik Amelsbüren, wo psychisch<br />
kranke Straftäter untergebracht sind. Im November<br />
2017 hat das Oberlandesgericht<br />
Hamm einen mühsam ausgehandelten<br />
Kompromiss zwischen dem Sicherheitsbedürfnis<br />
der Öffentlichkeit und den verbrieften<br />
Rechten der Inhaftierten – zu deren<br />
Gunsten. Unbegleitete Freigänge dürfen<br />
nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden.<br />
Die Empörung brach sich schnell Bahn.<br />
Über Nacht waren sie da, die eilig gepinselten<br />
Transparente.<br />
Theoretisch bis zum Tod<br />
Der schriftliche Aufschrei der Klinik-Nachbarschaft<br />
ist der Gruppe vonJura-Studentinnen<br />
und -Studenten nicht entgangen. Sie<br />
wartet jetzt vor der Eingangsschleuse zur<br />
Christophorus-Klinik Amelsbüren. Die<br />
meisten stehen kurz vor ihrem Master-Abschluss,und<br />
der Besuch ist Pflichtprogramm<br />
im Fach Kriminalwissenschaften.<br />
Der5,50 Meter hohe Zaun, der das Klinikgelände<br />
umschließt, glitzert in der fahlen<br />
Sonne.Oben ist er mit rasiermesserscharfem<br />
Nato-Draht gesichert. Fluchtversuche sind<br />
aussichtslos; werprobiert, über den Zaun zu<br />
klettern, würde sich in den Drahtverhauen<br />
verheddern. Seit Eröffnung der Klinik 2011<br />
hat es noch keiner gewagt.<br />
Der Kriminologe Klaus Boers hat zwei<br />
ganzeTage seines Blockseminars „Grundfragen<br />
und aktuelle Probleme des Straf- und<br />
Maßregelvollzugs“ von der Universität<br />
Münster in die geschlossene Psychiatrie verlegt.<br />
Seine Studenten –angehende Richter,<br />
Staatsanwälte und Verteidiger – sollen die<br />
harte Realität von Menschen kennenlernen,<br />
die, anders als Häftlinge, nicht wissen, wie<br />
lange der Freiheitsentzug für sie dauert.<br />
„Theoretisch bis zum Tod“, wird später<br />
der Klinikdirektor Dieter Seifert erläutern.<br />
Die Seminarteilnehmer haben gelernt, dass<br />
die Unterbringung in einem psychiatrischen<br />
Krankenhaus nach Paragraf 63 Strafgesetzbuch<br />
„unbefristet“ und „unabhängig vonder<br />
Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Behandlung“<br />
erfolgt.<br />
Maßregelvollzug ist vom Strafvollzug und<br />
der Sicherungsverwahrung zu unterscheiden.<br />
Wissen angehende Richter,wie es Menschen ergeht,<br />
die in die forensische Psychiatrie kommen?<br />
Ein Münsteraner Kriminologe zeigt seinen Studenten<br />
zwei Tage lang, wo und wie psychisch kranke Straftäter untergebracht<br />
sind –und gewährt dabei Einblick<br />
in eine abgeschottete Welt<br />
Im Maßregelvollzug werden Straftäter behandelt,<br />
die aufgrund einer psychischen Krankheit<br />
oder Suchterkrankung nicht oder nur<br />
teilweise für ihreTat verantwortlich gemacht<br />
werden können. Die Patienten leider unter<br />
Psychosen, Persönlichkeitsstörungen oder<br />
sind suchtkrank. Manche sind aufgrund einer<br />
intellektuellen Minderbegabung nicht in der<br />
Lage, das Unrecht ihrer Tatzuerkennen. Die<br />
Bandbreite begangener Delikte der Patienten<br />
reicht von Beschaffungsdiebstahl bis zu Tötungsdelikten.<br />
Sexualstraftaten machen etwa<br />
einViertel aller Einweisungsdelikte aus,wobei<br />
das Spektrum von Exhibitionismus bis zur<br />
Vergewaltigung reicht.<br />
Für manche der Studenten sind die ersten<br />
Stunden hinter dem Klinik-Zaun ein Schock.<br />
„Aber ein heilsamer“, findet Professor Boers,<br />
derzeit Dekan der Juristischen Fakultät in<br />
Münster.Erkenne Dutzende vonauch langgedienten<br />
Richtern und Staatsanwälten, die<br />
keineVorstellung davon hätten, wie es den in<br />
Deutschland etwa 8000 Patienten geht, die<br />
per Gerichtsanordnung in forensische Anstalten<br />
eingewiesen worden sind.<br />
Auch wenn Kritiker des Maßregelvollzugs<br />
nicht müde werden, von einer „Schlangengrube“<br />
zu sprechen, in der man einem Ärzte-<br />
Regime willkürlich ausgeliefertsei: In Amelsbüren<br />
ist man bemüht, sich sehr deutlich<br />
von einem Gefängnis zu unterscheiden. Die<br />
Insassen sind keine Häftlinge, sondern Patienten,<br />
es gibt keine Zellen, sondern(nur von<br />
außen zu öffnende) Zimmer.„Wirverzichten<br />
auch ganz bewusst auf schwarze Sheriffs“,<br />
sagt Dieter Seifert, der Klinikleiter. Aber wie<br />
alle Mitarbeiter, die mit den Bewohnern in<br />
Kontakt kommen, trägt auch der Psychiater<br />
sein Notrufgerät stets am Mann, um im Fall<br />
des Falles Kollegen zu Hilfe rufen zu können.<br />
54 straffällig gewordene „intelligenzgeminderte“<br />
Männer werden in Amelsbüren<br />
behandelt. Früher wurden solche Täter als<br />
„schwachsinnig“ und ihre Persönlichkeit<br />
als „abartig“ bezeichnet. „Für jeden Patienten<br />
wirdein individuelles,seinen intellektuellen<br />
Fähigkeiten angepasstes Behandlungsprogramm<br />
erstellt“, heißt es auf der<br />
Website der Klinik.<br />
VonHarald Biskup, Amelsbüren<br />
Die Arbeitstherapie im Maßregelvollzug ist freiwillig<br />
–und beliebt.<br />
Auf dem Wegzur Arbeitstherapie treffen<br />
wir auf eine Gruppe,die einen Küchenwagen<br />
über den großen begrünten Hof schiebt.<br />
„Hallo Chefarzt, wie war der Urlaub?“ grüßt<br />
einer der Männer herüber. Seifert kennt die<br />
Geschichte jedes einzelnen seiner Schützlinge.<br />
Obdie Patienten voneinander wissen,<br />
weshalb sie verurteilt worden sind, fragt eine<br />
Studentin. Seifert schüttelt den Kopf. „Das<br />
wirdnach Möglichkeit vermieden.“<br />
Auf den Namensschildern anden Zimmertüren<br />
steht bloß „Herr B.“oder „Herr E.“<br />
Herr E. simuliert gerade auf dem Computer<br />
ohne Internetzugang ein Fußballspiel: Erzgebirge<br />
Aue gegen Bielefeld. „Bielefeld gewinnt“,<br />
sagt er. Die Wohngruppe 2hat ein<br />
richtiges Wohnzimmer mit beigefarbener<br />
Couch und passenden Sesseln. Die Sitzgruppe<br />
wird von Kameras überwacht wie<br />
alle Gemeinschaftseinrichtungen. Und<br />
doch: Hier soll soziale Kompetenz trainiert<br />
werden. Für irgendwann später. Eine<br />
Waschmaschine läuft im Schongang:<br />
Baumwolle,35Grad. „Alles viel ordentlicher<br />
als in unserer WG“, bemerkt Lisa aus der Seminargruppe.<br />
Weiter zur Arbeitstherapie,sie ist freiwillig<br />
und vielleicht gerade deswegen beliebt. Ein<br />
Mittvierziger sortiert Gummiringe für Einmachgläser,<br />
ein jüngerer Patient, der sich<br />
kaum artikulieren kann, bemalt Becher.Wie<br />
die Männer eingesetzt werden, richtet sich<br />
nach ihren kognitiven und feinmotorischen<br />
Fähigkeiten, erklärtder Therapeut, ein kahlköpfiger<br />
Hüne im schwarzenT-Shirt. Neben<br />
ihm liegt ein Skalpell, das er bei filigranen<br />
Holzarbeiten einsetzt. Bevor die Frage gestellt<br />
werden kann, beruhigt er: Ja, gefährliche<br />
Werkzeuge werden selbstverständlich<br />
unter Verschluss gelagert.<br />
Träger der Christophorus-Klinik sind die<br />
katholischen Alexianerbrüder, die Therapiestationen<br />
heißen „Agnes“ und „Katharina<br />
vonSiena“, die Rehabilitationsstation „Edith<br />
Stein“. Zur Lebenswirklichkeit in Amelsbüren<br />
gehört auch, dass es einen von zwei Seiten<br />
begehbaren Krisen-Interventionsraum<br />
gibt: die „Gummizelle“, in der zum Beispiel<br />
randalierende Patienten bei Bedarfauf einer<br />
Matratze fixiert undmedikamentös ruhiggestellt<br />
werden können. Auch zu ihrem eigenen<br />
Schutz, wirdversichert.<br />
Kurz darauf in einem Konferenzraum mit<br />
Blick auf den Hof. Die Studenten haben ihre<br />
Präsentationen auf Sticks mitgebracht, Laptops<br />
und Smartphones mussten an der<br />
Pforte eingeschlossen werden.Imdritten Referat<br />
an diesem Taggeht esumdas schwierige<br />
Thema „Einsatz von Psychopharmaka<br />
als Bestandteil eines Gesamtbehandlungskonzepts“.<br />
Noch bevor es losgeht, klopft ein leicht<br />
verwirrt wirkender Patient ans Fenster,<br />
nachdem er den Klinikchef entdeckt hat. Seifertöffnet<br />
das Fenster kurzund teilt dem Fragenden<br />
sachlich mit, dass es mit der Suche<br />
nach einem Wohnplatz nach der Entlassung<br />
gut aussieht. Kaum ein Amelsbüren-Insasse<br />
kehrt, wenn sich nach im Schnitt acht Jahren<br />
das große grüne Torfür ihn öffnet, in seine<br />
Familiezurück. Nurein Drittel der Patienten<br />
unterhält Kontakte nach außen.<br />
Gerade bei schizophrenen Psychosen,<br />
mit mehr als 60 Prozent die Hauptdiagnose<br />
bei schuldunfähigen Tätern, referiert Clara,<br />
die im 10. Fachsemester Jura studiert, eröffneten<br />
Psychopharmaka immense therapeutische<br />
Möglichkeiten. Studien belegten zudem,<br />
dass diese Medikamentengruppe auch<br />
das Rückfallrisiko senkt. Die zweitgrößte<br />
Gruppe sind Patienten mit einer Persönlichkeitsstörung.<br />
Jetztschaltetsich der Kriminologe<br />
Boersein.„Die will niemand haben, und<br />
deswegen landen diese Leute oft im Knast“,<br />
sagt er.Und Chefarzt Seifertwirdnoch deutlicher:<br />
„Man begutachtet sich diese schwierige<br />
Klientel gernweg.“<br />
Zeit für zehn Minuten Pause. Zeit für einen<br />
Blick in die Anstaltskapelle. Einmal im<br />
Jahr veranstaltet die Klinik, so abstrus es angesichts<br />
des extrem hohen Sicherheitsstandards<br />
klingen mag, einen Tagder Offenen<br />
Tür. Beim letzten Mal hätten die Kommentare<br />
der Besucher zwischen „Gulag“ und<br />
„Luxus-Knast“ geschwankt, berichtet Seifert.<br />
Und einige hätten ihre Wut über angeblich<br />
zu großzügige Lockerungen an der bronzenen<br />
Altarplatte ausgelassen. Er zeigt Kratzer<br />
und andere Spuren roher Gewalt. Ständig<br />
müssen er und seine Mitarbeiter Risiken und<br />
Therapieziele gegeneinander abwägen. Keiner<br />
der Gäste des Besuchertags konnte ahnen,<br />
dass am Grill ausgerechnet ein verurteilter<br />
Brandstifter stand.<br />
Fortschritt und Gefahr<br />
Wiesetzt dieKlinik die für sie schwierige Gerichtsentscheidung<br />
zur großzügigeren Freigang-Regelung<br />
um? „Wir beurteilen weiterhin<br />
individuell Therapiefortschritte und Gefährlichkeit<br />
bei jedem unserer 54 Patienten“,<br />
sagt Seifert. Ohnehin sei nur eine sehr kleine<br />
Gruppe betroffen, die kurz vor ihrer Entlassung<br />
steht. Auch bei„begleiteten Ausführungen“<br />
durch Klinik-Mitarbeiter kann es zu Situationen<br />
kommen, die geschicktes Reagierenverlangen.<br />
So wie kürzlich beim Einkaufs-Training<br />
im Supermarkt, mit dem ein Stück Normalität<br />
zurückgewonnen werden soll. In naiver<br />
Vertrauensseligkeit brüstete sich ein wegen<br />
einschlägiger Delikte verurteilter Patient<br />
beim Bezahlen mit seinen Therapieerfolgen:<br />
„Ich mache nichts mehr mit Kindern.“ Die<br />
Frau an der Kasse lächelte und wünschte<br />
noch einen schönen Tag.<br />
Harald Biskup<br />
ist regelmäßiger Gasthörer im Fach Kriminologie<br />
an der Universität Münster.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Lebensverhältnisse je nach<br />
Region sehr unterschiedlich<br />
Dievon der Bundesregierung eingesetzte<br />
Kommission zur Untersuchung<br />
der Lebensverhältnisse hat einem<br />
Medienbericht zufolge erhebliche<br />
Unterschiede zwischen einzelnen<br />
Regionen in Deutschland<br />
festgestellt. Es bestünden „erhebliche<br />
Disparitäten in den regionalen<br />
Einkommens- und Beschäftigungsmöglichkeiten,<br />
bei derVerkehrs- und<br />
Mobilfunkanbindung und beim Zugang<br />
zu Angeboten der Grundversorgung<br />
und Daseinsvorsorge“,<br />
heiße es im Abschlussbericht der Regierungskommission<br />
„Gleichwertige<br />
Lebensverhältnisse“, berichteten die<br />
<strong>Zeitung</strong>en der Funke-Mediengruppe.<br />
(dpa)<br />
Iran: Urananreicherung<br />
vorerst nur bis 4,5 Prozent<br />
In der Hoffnung auf eine diplomatische<br />
Lösung des Konflikts um sein<br />
Atomprogramm reichertder Iran<br />
seine Uranvorräte nur geringfügig<br />
über das erlaubte Maßvon 3,67 Prozent<br />
an. „UnsereAnlagen brauchen<br />
einen Anreicherungsgrad von1,1<br />
bis 4,5 Prozent, daher wirdein Wert<br />
unter 5Prozent vorerst ausreichen“,<br />
sagte der Sprecher der iranischen<br />
Atomorganisation, Behrus Kamalwandi,<br />
am Montag. Biszufünf Prozent<br />
werden demnach vonder Internationalen<br />
Atomenergiebehörde<br />
(IAEA) nicht als gefährlicher Anreicherungsgrad<br />
eingestuft. DerSprecher<br />
gab zu verstehen, dass dieser<br />
Grad langfristig auf 20 Prozent angehoben<br />
werden könne. (dpa)<br />
Ex-Wirtschaftsminister<br />
verlässt türkische AKP<br />
DerfrüheretürkischeWirtschaftsminister<br />
Ali Babacan ist inmitten von<br />
Spekulationen über die Gründung einer<br />
eigenen Partei aus der islamischkonservativen<br />
Regierungspartei AKP<br />
ausgetreten. DasAKP-Gründungsmitglied<br />
nannte in einer schriftlichen<br />
Erklärung am Montag als Grund für<br />
den Schritt„tiefe Differenzen“ hinsichtlich<br />
des politischen Kurses der<br />
Partei unter Präsident Recep Tayyip<br />
Erdogan und forderte eine„neueVision“<br />
für die Türkei. (AFP)<br />
Opposition will Aufklärung<br />
zum Maut-Debakel<br />
Mit der Maut sollten Milliarden in die<br />
deutsche Infrastruktur fließen. DPA/BÜTTNER<br />
Wegen der gescheiterten Pkw-Maut<br />
fordernGrüne,Linke und FDP eine<br />
Sondersitzung des Verkehrsausschusses<br />
noch in der Sommerpause<br />
des Bundestags –mit Minister Andreas<br />
Scheuer (CSU). DieOppositionsfraktionen<br />
beantragten am Montag<br />
eine Sitzung für diesen Mittwoch.<br />
Notfalls könnte sie alternativ am 24.<br />
Juli stattfinden. EinAbwarten bis<br />
zum Beginn des parlamentarischen<br />
Betriebs im September sei„aufgrund<br />
der unmittelbaren Haushaltsrelevanz“<br />
der gekündigten Verträge mit<br />
den vorgesehenen Maut-Betreibern<br />
nicht möglich, heißt es in einem<br />
Schreiben an den Verkehrsausschuss.Linke-Fraktionsgeschäftsführer<br />
JanKorte sagte,esgelte unverzüglich<br />
herauszubekommen, wie<br />
viele Steuermittel noch gezahlt werden<br />
müssten, um aus den Verträgen<br />
herauszukommen. (dpa)<br />
Suche nach den Willigen<br />
Die europäischen Grünen fordern ein klares Bekenntnis zur Seenotrettung im Mittelmeer<br />
VonDamir Fras, Brüssel<br />
Angesichts der dramatischen<br />
Szenen im Mittelmeer<br />
haben die Europäischen<br />
Grünen die Bundesregierung<br />
aufgefordert, „sich an die<br />
Spitze einer Koalition der Willigen<br />
für die Seenotrettung zu setzen“. Die<br />
Europäische Union sei Friedensnobelpreisträgerin<br />
und müsse „das<br />
Massensterben im Mittelmeer mit<br />
einer europäischen Seenotrettungsmission<br />
beenden“, sagte der deutsche<br />
Europa-Abgeordnete Erik Marquardt<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland). Wenn<br />
es dazu keine Einigung auf EU-<br />
Ebene gebe,stehe es einer „Koalition<br />
der Willigen frei, eine eigene Seenotrettungsmission<br />
zu starten“.<br />
Ob es dazu kommt, ist allerdings<br />
unwahrscheinlich. Ein Sprecher des<br />
Auswärtigen Amtes räumte am Montag<br />
zwar ein:„Es gibt da eine Lücke in<br />
der Seenotrettung.“ Doch könne<br />
diese Lücke erst geschlossen werden,<br />
„wenn es danach einen Hafen<br />
gibt für die Schiffe,inden sie einfahrenkönnen.“<br />
Ähnlich sah es Europa-<br />
Staatsminister Michael Roth (SPD):<br />
„Ich habe die Hoffnung aufgegeben,<br />
dass wir uns als gesamte Europäische<br />
Union auf einen entsprechenden<br />
Verteilmechanismus verständigen<br />
können.“ Bundesinnenminister<br />
Horst Seehofer (CSU) ließ dagegen<br />
erklären: „Wir drängen weiter intensiv<br />
darauf, dass es einen festen Verteilmechanismus<br />
gibt, damit die<br />
Schiffe jeweils sofort den nächsten,<br />
sicheren Hafen ansteuernkönnen.“<br />
Andauernder Streit<br />
Doch der Streit um die Verteilung<br />
vonFlüchtlingen geht schon seit Jahren<br />
–und ist immer noch nicht gelöst.<br />
Italiens starker Mann, Innenminister<br />
Matteo Salvini vonder rechtspopulistischen<br />
Lega, hat die Häfen<br />
in seinem Land für private Rettungsschiffe<br />
geschlossen. Selbst wenn<br />
Flüchtlinge in einem anderen EU-<br />
Staat wie etwa Malta an Land gebracht<br />
werden dürfen, dann finden<br />
sich in der Regel nur einige wenige<br />
Staaten, die zur Aufnahme der Geretteten<br />
bereit sind. Osteuropäische<br />
Staaten wie Ungarn, Tschechien und<br />
Polen wehren sich sogar vehement<br />
dagegen, Flüchtlinge aufzunehmen.<br />
Aufeine verbindliche Quote zur Verteilung<br />
der Menschen auf alle EU-<br />
Mitgliedsländer konnte sich die EU<br />
bislang nicht einigen.<br />
Aktueller Hintergrund der Debatte<br />
ist die tagelange Irrfahrt des<br />
Rettungsschiffs „Alan Kurdi“, das 65<br />
Nach tagelanger Irrfahrtwerden die Flüchtlinge von der „Alan Kurdi“ an Land gebracht. AFP<br />
Pflicht: Wenn sich Menschen<br />
in Seenot befinden,<br />
müssen sie gerettet werden.<br />
Das gilt für staatliche wie private<br />
Schiffe und ergibt sich<br />
aus der Tradition der Seefahrtund<br />
dem ungeschriebenen<br />
Völkergewohnheitsrecht.<br />
Auch internationale Seerechtsübereinkommen<br />
und<br />
Resolutionen regeln die Seenotrettung.<br />
RETTUNG AUF DEM MEER<br />
Not: „Seenot“ ist nicht genau<br />
definiert. Generell muss<br />
denen geholfen werden, die<br />
vonallein „nicht in Sicherheit<br />
gelangen können und auf<br />
See verloren gehen“ –egal<br />
ob auf hoher See oder in<br />
Küstengewässern. Darunter<br />
fällt auch, wenn Boote überbelegt<br />
oder manövrierunfähig<br />
sind, oder wenn Nahrung<br />
und Wasser fehlen.<br />
Schutz: Gerettete müssen an<br />
einen sicheren Ortgebracht<br />
werden. Daskann auch ein<br />
größeres Schiff sein.Ein<br />
Staat kann den Zugang zum<br />
Hafen verwehren, wenn das<br />
Schiff „eineunannehmbare<br />
Bedrohung“ darstellt. Die<br />
Menschen an Bord müssen<br />
aber in Sicherheit sein. Libyen<br />
gilt für die Bundesregierung<br />
nicht als „sicherer Ort“.<br />
Flüchtlinge im Mittelmeer aufgenommen<br />
hatte. Die Einfahrt inden<br />
italienischen Hafen Lampedusa<br />
wurde dem Schiff der privaten Hilfsorganisation<br />
Sea-Eye aus Deutschland<br />
verweigert. Erst in Malta durften<br />
die Menschen an Land. Zuvor<br />
hatte sich Deutschland bereiterklärt,<br />
40 Flüchtlinge aufzunehmen.<br />
Forderung an vonder Leyen<br />
Der Europa-Abgeordnete Marquardt,<br />
der selbst an einigen Rettungsaktionen<br />
im Mittelmeer teilgenommen<br />
hat, forderte die designierte<br />
EU-Kommissionspräsidentin<br />
Ursula von der Leyen (CDU) auf,<br />
„sich für die Entkriminalisierung der<br />
Seenotrettung“ einzusetzen.<br />
Die Kapitänin der deutschen<br />
Hilfsorganisation Sea-Watch, Carola<br />
Rackete, war etwa mit Dutzenden<br />
von Flüchtlingen an Bord ihres<br />
Schiffes ohne Erlaubnis der italienischen<br />
Regierung in den Hafen von<br />
Lampedusa eingefahren. Rackete<br />
wurde festgenommen, kam aber<br />
wieder frei. Die Behörden in Italien<br />
werfen ihr Beihilfe zur illegalen Einwanderung<br />
und Widerstand gegen<br />
Vollstreckungsbeamte vor.<br />
Marquardt forderte eine Neujustierung<br />
der europäischen Migrationspolitik.<br />
„Die EU-Kommission<br />
solle Menschen auf der Flucht aus<br />
dem Bürgerkriegsland Libyenunterstützen<br />
und sie nicht mit Hilfe islamistischer<br />
Milizen ins Kriegsgebiet<br />
zurückbringen“, sagte er. Mit dem<br />
Geld aus Brüssel, das derzeit an die<br />
libysche Küstenwache fließe,<br />
„könnte die EU ein europäisches<br />
Seenotrettungsprogramm finanzieren“,<br />
so Marquardt weiter.<br />
Mit Spannung wurde am Montag<br />
erwartet, wie sich von der Leyen in<br />
der Debatte um die Seenotrettung<br />
positioniert. Die deutsche Verteidigungsministerin<br />
führte am Nachmittag<br />
ein Gespräch mit den Grünen-<br />
Fraktionsvorsitzenden im Europa-<br />
Parlament in Brüssel. Für die Grünen<br />
war ein klares Bekenntnis zur Rettung<br />
der Flüchtlinge eine Bedingung, im<br />
Parlament für vonder Leyen als Kommissionschefin<br />
zu stimmen. Ob sich<br />
von der Leyen darauf einließ, wurde<br />
am Montagabend zunächst nicht bekannt.<br />
BisAnfang dieses Jahres unterhielt<br />
die EU die Rettungsmission „Sophia“<br />
im Mittelmeer. Militärschiffe sollten<br />
Schleuser und Waffen aufbringen<br />
und auch in Seenot geratene Menschen<br />
retten. Die Mission ist allerdings<br />
inzwischen bis auf einige Ausbildungskurse<br />
für die libysche Küstenwache<br />
faktisch eingestellt.<br />
Ein Freund der Mächtigen und des Missbrauchs<br />
Die Festnahme des Milliardärs Jeffrey Epstein wegen Mädchenhandels rückt auch Trumps Arbeitsminister ins Zwielicht<br />
VonKarlDoemens, Washington<br />
Die Nachricht überraschte Donald<br />
Trump beim Golf-Wochenende<br />
auf seinem Anwesen in Bedminster<br />
im Bundesstaat New Jersey.<br />
Nureine Autostunde entfernt war am<br />
Flughafen Teterboro der Milliardär<br />
Jeffrey Epstein festgenommen worden,<br />
den Trump einst einen„fantastischen<br />
Kerl“ nannte. Der 66-jährige<br />
Hedgefonds-Manager wird von der<br />
New Yorker Staatsanwaltschaft des<br />
Mädchenhandels und des Missbrauchs<br />
bezichtigt. Er soll von 2002<br />
bis 2005 Dutzende minderjährige<br />
Mädchen angelockt und in seinem<br />
2000-Quadratmeter-Palais in Manhattan<br />
zu sexuellen Handlungen genötigt<br />
oder vergewaltigt haben.<br />
„Ich weiß darüber gar nichts“,<br />
wehrte der Präsident am Sonntag ab.<br />
Dernun drohende Prozess ist für ihn<br />
nicht nur wegen seiner persönlichen<br />
Beziehung zu Epstein problematisch,<br />
die Trump 2002 in einem Interview so<br />
beschrieb: „Es macht viel Spaß, mit<br />
ihm zusammen zu sein. Man erzählt<br />
sich, dass er Frauen genauso gerne<br />
mag wie ich, und viele sind ziemlich<br />
jung.“ Politisch heikel ist vor allem,<br />
dass Epstein 2007 wegen ähnlicher<br />
Vergehen bereits in Florida angeklagt<br />
worden war.Damals kam er mit einer<br />
bemerkenswertsanften Strafe von18<br />
Monaten Haft davon, die sein Anwalt<br />
mit der Anklage ausgehandelt hatte.<br />
Tatsächlich verbrachte er nur 13 Monate<br />
hinter Gittern und hatte täglich<br />
zwölf Stunden Ausgang, um die Vermögen<br />
seiner superreichen Klienten<br />
zu verwalten. Verantwortlich für den<br />
Deal war der damalige Bundesanwalt<br />
in Miami, Alex Acosta. Der Mann ist<br />
inzwischen Arbeitsminister im<br />
Trump-Kabinett.<br />
InvestigativeRecherche<br />
tiven Recherchen des Miami Herald<br />
zu tun. Dessen Reporterin Julie K.<br />
Brown hatte im vorigen Herbst akribisch<br />
zahlreiche Details der Sexualstraftaten<br />
sowie des anschließenden<br />
Verfahrens zusammengetragen und<br />
in einer Serie mit dem Titel „Perversion<br />
des Rechts“ veröffentlicht.<br />
Die <strong>Zeitung</strong> machte mehr als 80<br />
Frauen ausfindig, die von Epstein<br />
meist im Alter zwischen 13 und 17<br />
Jahren missbraucht worden sein sollen.<br />
Acht von ihnen sagten öffentlich<br />
aus. Der Missbrauch lief demnach<br />
immer nach ähnlichem Muster ab:<br />
Über Mittelsmänner warb Epstein<br />
Minderjährige in ärmeren Milieus an,<br />
bot ihnen 200 oder 300 Dollar für eine<br />
Massage, ließ sie zu seinen Anwesen<br />
in New York, Palm Beach oder auf<br />
seine private Karibikinsel bringen<br />
und nötigte sie dort, ihn zu befriedigen.<br />
„Damals stand nicht Aussage gegen<br />
Aussage. Dawaren mehr als 50<br />
Frauen und ein einzelner Mann, und<br />
die Frauen erzählten alle dieselbe Geschichte“,<br />
sagte Michael Reiter, der<br />
inzwischen pensionierte Polizeichef<br />
vonPalm Beach. DieErmittler hatten<br />
„Dieses Monster hat letztes Mal eine<br />
lächerlich geringe Strafe erhalten“,<br />
sagte der republikanische Senator<br />
Ben Sasse: „Gerechtigkeit darf nicht<br />
von der Größe des Bankkontos abhängen.“<br />
Dass der Epstein-Fall nach<br />
mehr als einem Jahrzehnt noch einmal<br />
hochkocht und die New Yorker<br />
Staatsanwaltschaft eine neue Anklage<br />
erhebt, hat maßgeblich mit investigaeine<br />
53-seitige Anklage vorbereitet,<br />
die mutmaßlich für eine lebenslange<br />
Verurteilung gereicht hätte.Doch wegen<br />
des von Acosta ausgehandelten<br />
Deals kam es nicht zum Verfahren,<br />
und alle Unterlagen blieben unter<br />
Verschluss.<br />
Im Zuge des neuen Verfahrens soll<br />
die damalige Anklageschrift geöffnet<br />
werden. „Ich glaube, dass da gerade<br />
ein paar mächtige Leute ziemlich<br />
schwitzen“, sagte Reporterin Brown.<br />
Nach ihren Recherchen haben sich<br />
Epstein und Trump in derVergangenheit<br />
bei Dinner Partys oft gegenseitig<br />
besucht. Auch der frühere Präsident<br />
Bill Clinton und Prinz Andrew waren<br />
häufig bei Epstein zu Gast.<br />
Der heutige Arbeitsminister<br />
Acosta hatte den milden Deal, den er<br />
als junger Staatsanwalt abschloss, in<br />
der Vergangenheit vehement verteidigt:<br />
„Ich verstehe die Frustration“,<br />
sagte er.Aber mit dem Deal, bei dem<br />
sich Epstein des Mädchenhandels in<br />
drei Fällen schuldig bekannte und als<br />
Triebtäter registrieren ließ, habe er sichergestellt,<br />
dass der Milliardär überhaupt<br />
ins Gefängnis gekommen sei.<br />
Keine Zeit für<br />
viel Getöse in<br />
Griechenland<br />
Wahlsieger Mitsotakis will<br />
schnelle Reformen<br />
VonAlexia Angelopoulou und Takis Tsafos<br />
Dröhnende Volksmusik, reichlich<br />
Essen und ausgelassene Tänze?<br />
Fehlanzeige –wer am Sonntagabend<br />
in Athen den klaren Wahlsieg der<br />
konservativen griechischen Partei<br />
Nea Dimokratia mit viel Getöse feiern<br />
wollte, wurde enttäuscht. Bewusst<br />
hatte der künftige Premier Kyriakos<br />
Mitsotakis die vom Stadtzentrum<br />
abgelegene Parteizentrale für<br />
seinen ersten Auftritt nach der Wahl<br />
bestimmt. Den Ball flach halten,<br />
nicht zu viel versprechen und stattdessen<br />
die zahlreichen Probleme des<br />
Landes wirklich anpacken –deshalb<br />
haben ihn die Griechen gewählt.<br />
Nun erwarten sie mit Spannung, ob<br />
er liefernkann.<br />
Keine Sommerpause fürs Parlament<br />
Am ersten Tagnach der Wahl jedenfalls<br />
gelingt das dem 51 Jahre alten<br />
studierten Wirtschaftsanalytiker.Bereits<br />
am Montagmittag fand seine<br />
Vereidigung als Ministerpräsident<br />
statt, anschließend die Amtsübergabe<br />
mit seinem Vorgänger Alexis<br />
Tsipras, danach die Vorstellung des<br />
Kabinetts. AmDienstag soll die Vereidigung<br />
des Kabinetts folgen, am<br />
Mittwoch die erste Sitzung –Mitsotakis<br />
legt zum Auftakt seiner Amtszeit<br />
ein schwindelerregendes Tempo<br />
vor. Sogar die im heißen Monat August<br />
übliche parlamentarische Sommerpause<br />
vonvierWochen hat er abgeblasen<br />
–die Parlamentarier werden<br />
schwitzen und arbeiten müssen,<br />
etliche Gesetzentwürfe sind schon<br />
vorbereitet.<br />
Einen Tagnach dem Wahlsieg wurde Kyriakos<br />
Mitsotakis schon vereidigt. AFP<br />
Das griechische Parlament<br />
Sitzverteilung<br />
KINAL<br />
(Sozialdemokraten)<br />
22<br />
Syriza (Linke)<br />
86<br />
Mera25 (Linke)<br />
9<br />
KKE<br />
(Kommunisten)<br />
15<br />
300<br />
Sitze<br />
Nea Dimokratia<br />
(Konservative)<br />
158<br />
Ellinki Lysi<br />
(Rechtspopulisten)<br />
10<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: INNENMINISTERIUM, AFP<br />
Nicht nur darin unterscheidet<br />
sich Mitsotakis von seinem charismatischen<br />
Vorgänger Alexis Tsipras.<br />
Er gilt als eher knöcherner Technokrat,<br />
der sich bisweilen nur widerwillig<br />
von begeisterten Wählern inden<br />
Arm nehmen und abküssen lässt.<br />
Gerade diese Nüchternheit hat ihn<br />
bei der Parlamentswahl zum Sieger<br />
gemacht, denn die Griechen haben<br />
sich am Sonntag gezielt gegen populistische<br />
Versprechen entschieden.<br />
Mitsotakis versprach nichts –jedenfalls<br />
für griechische Verhältnisse.<br />
Erst müsse das Land wirtschaftlich<br />
auf die Beine kommen, bevor Löhne<br />
und Renten wieder steigen könnten,<br />
hatte er stattdessen immer wieder<br />
betont.<br />
Vielen Griechen erschien das<br />
nach vier Jahren Tsipras nur allzu<br />
logisch. Jetzt lastet auf ihm die<br />
Hoffnung, Ordnung in das chaotische<br />
Land zu bringen. „Alles riecht<br />
jetzt nach Normalität“, kommentierte<br />
ein politischer Analyst am<br />
Montag. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 5 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
Sachsen kann auch anders.<br />
IMAGO IMAGES/TIM WAGNER; DPA/BRITTA PEDERSEN<br />
„Sachsen-Bashing ist völlig unangebracht“<br />
DerLeipziger Zeithistoriker Jürgen Reiche über den nötigen Ost-West-Dialog, die Selbstgefälligkeit in den alten Bundesländern und die Wahl in Sachsen<br />
Der Direktor des Zeitgeschichtlichen<br />
Forums,<br />
Jürgen Reiche, wuchs in<br />
Bernburg (Sachsen-Anhalt)<br />
auf und floh 1960 mit seinen Eltern<br />
aus der DDR. Sein Haus zählte<br />
zuletzt 220 000 Besucher im Jahr.<br />
Herr Reiche, Sie arbeiten in einem<br />
Bundesland, das deutschlandweit<br />
den wohl heftigsten Rechtsruck zu<br />
verkraften hat. Wiereagieren Siedarauf?<br />
Dass sich die Rechtsradikalen in<br />
ihrer Dreistigkeit mittlerweile sehr<br />
viel trauen, überrascht mich nicht.<br />
Die Ursache ist sicher, dass man das<br />
Thema jahrzehntelang vernachlässigt<br />
hat. In Sachsen haben die politisch<br />
Verantwortlichen immer gesagt,<br />
es gab und gibt kein Problem<br />
rechts. Das rächt sich jetzt. Ähnliche<br />
Probleme gab und gibt es aber auch<br />
in Westdeutschland. Angefangen<br />
beim Oktoberfest-Attentat 1980 bis<br />
hin zum NSU und dem Fall Lübcke<br />
ist das eine fatale Entwicklung.<br />
Im Westen herrscht trotzdem zuweilen<br />
der Glaube vor, wenn es den Osten<br />
nicht gäbe, dann hätten wir das<br />
Problem nicht.<br />
Das bedauere ich sehr. Es gibt<br />
zwar im Osten sehr viel rechtsradikale<br />
Gewalt. DerRechtsextremismus<br />
ist hier auch breiter aufgestellt. Das<br />
alles kann man nicht wegleugnen.<br />
Auf der anderen Seite wäre esgut,<br />
wenn man vomWesten aus mal genauer<br />
hinsehen und zum Beispiel<br />
wahrnehmen würde,dass es auch in<br />
Sachsen viele Bewegungen und Initiativen<br />
gegen rechts gibt. Unter anderem<br />
hier in Leipzig existiert eine<br />
sehr liberale und engagierte Stadtgesellschaft,<br />
die gegen rechts und für<br />
die Demokratie auf die Straße geht.<br />
Darauf kann man sehr stolz sein –<br />
nicht nur in Leipzig.<br />
Haben Sie das Gefühl, dass Sie als<br />
Wahlsachse einer Stigmatisierung<br />
anheim fallen?<br />
Ich selbst nicht. Aber das Land<br />
wird als rechts stigmatisiert. Da gibt<br />
es so ein Sachsen-Bashing, das völlig<br />
unangebracht ist. Es ist auch kontraproduktiv.<br />
Denn dieses Bashing hilft<br />
nicht, Menschen zum Umdenken zu<br />
bewegen. Da stellt sich eher Trotz<br />
ein. DieStimmung heizt sich auf, die<br />
Sprache wird aggressiver, und nicht<br />
wenige sagen auch: ‚Nur so geht’s.<br />
Endlich werden wir überhaupt mal<br />
gehört.‘<br />
Das stärkt eher die Versuchung, noch<br />
mehr auf diese Kartezusetzen.<br />
Ja.Deshalb müssen wir Angebote<br />
zur Diskussion schaffen. Es gibt im<br />
Osten ein riesiges Redebedürfnis<br />
über das,was war,und das,was ist –<br />
es ist viel ausgeprägter als imWesten.<br />
Man hat den Leuten ja auch viel zugemutet,<br />
sie vielfach überfordert<br />
und ihnen jahrzehntelang trotzdem<br />
nicht zugehört. ZurDiskussion muss<br />
man die Bereitschaft aufbringen,<br />
und das tun wir hier im Zeitgeschichtlichen<br />
Forum –selbst wenn<br />
es manchmal ätzend ist.<br />
Wietun Siedas?<br />
Man muss versuchen, mit Sachargumenten<br />
zu überzeugen. Nichts<br />
sollte schöngeredet werden, keine<br />
populistischen Töne, keine Versprechungen,<br />
die unerfüllbar sind. Man<br />
drückt Ostdeutsche sonst schnell in<br />
eine Opferrolle. Das höre ich nämlich<br />
auch immer wieder:‚Erst waren<br />
wir Opfer im SED-Staat, und jetzt<br />
sind wir Opfer in der Bundesrepublik.‘<br />
Wir geben Nachhilfe in Sachen<br />
Geschichte und reden über die Unterschiede<br />
von Diktatur und Demokratie.Dafür<br />
haben wir mitten in unserer<br />
Ausstellung das ‚Forum live‘<br />
etabliert, eine Bühne, auf der wir<br />
Diskussionen und Gespräche in unterschiedlichen<br />
Formaten anbieten.<br />
Aber ich verstehe Sie richtig, dass Sie<br />
immer noch westdeutsches Desinteresse<br />
wahrnehmen?<br />
Desinteresse und Selbstgefälligkeit.<br />
Westdeutsche wissen eigentlich<br />
ZUR PERSON<br />
nicht viel über die neuen Bundesländer.<br />
Früher hörte Deutschland vom<br />
Westen aus gesehen hinter Helmstedt<br />
auf. Und das ist bei vielen immer<br />
noch so. Das ist auch deshalb<br />
bedauerlich, weil es im Osten eine<br />
reiche Kulturlandschaft gibt und unheimlich<br />
interessante Leute. Die<br />
Jürgen Reiche wurde 1954 in Bernburg in Sachsen-Anhaltgeboren. Nachseiner Flucht aus der<br />
DDRstudierte er in West-Berlin Geschichte, Kunstgeschichteund Erwachsenenbildung.<br />
Bei der Stiftung Haus der Geschichte arbeitet er seit 1991, seit 1993 als Ausstellungsdirektor.Seit<br />
2015 ist er Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums in Leipzig.<br />
DDR-Gesellschaft war ja nicht homogen.<br />
Westdeutsche, die sich darauf<br />
einlassen, merken schnell, dass<br />
sich ihr Blick relativiert.<br />
Gilt das Desinteresse auch für die Politik?<br />
Immerhin ist das verbale Interesse<br />
der Parteien für Ostdeutschland<br />
vor den anstehenden Landtagswahlen<br />
so ausgeprägt wie nie.<br />
Die Zugewandtheit vieler Bundestagsabgeordneter<br />
ist aus meiner<br />
Wahrnehmung heraus unverändert<br />
und nicht sehr ausgeprägt. Ich wäre<br />
froh, wenn wir hier im Haus mehr<br />
Parlamentarier hätten, die sich der<br />
Diskussion stellen. Ich kann da nur<br />
eine Einladung aussprechen. Bisher<br />
zieht es die Abgeordneten mit ihren<br />
Besuchergruppen eher in westliche<br />
Gefilde oder nach Berlin. Sie haben<br />
den Osten scheinbar nicht auf der<br />
Agenda.<br />
Bei Ihnen mit Ihrer ost-west-gemischten<br />
Biografie ist das offenkundig<br />
anders.<br />
Ja, völlig anders. Bei den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiterninunserem<br />
Haus, die aus Ost- und Westdeutschland<br />
kommen, ebenfalls.Die<br />
Neugierde aufeinander, unterschiedliche<br />
Geschichten und Erfahrungen<br />
auch 30 Jahrenach der Friedlichen<br />
Revolution und dem Fall der<br />
Mauer machen das Leben ja auch<br />
spannend. Nicht nur die westdeutsche<br />
Geschichte ist die Geschichte<br />
Deutschlands, die ostdeutsche Geschichte<br />
ist es genauso –beides zusammen<br />
ist unsereGeschichte.<br />
Ist esschwerer geworden, die Arbeit<br />
hier im Haus zu machen?<br />
Wirstehen mittlerweile voranderen<br />
Herausforderungen als früher.<br />
Wenn Leute sagen, Demokratie und<br />
Diktatur seien doch dasselbe, dann<br />
muss man dem etwas entgegen setzen.<br />
Das ist anstrengend, aber auch<br />
lohnend.<br />
Siesind nicht vonResignation erfasst.<br />
Überhaupt nicht. Im Übrigen haben<br />
wir das ganze Haus in den letzten<br />
beiden Jahren völlig umgebaut,<br />
es neu ausgerichtet und in der Dauerausstellung<br />
der Zeit 89/90 und vor<br />
allem dem Transformationsprozess<br />
viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt.<br />
Wirversuchen, das auf eine<br />
sehr anschauliche und eindrückliche<br />
Art und Weise zu machen, die<br />
das Publikum anspricht. Der Erfolg<br />
zeigt sich in entsprechenden Rückmeldungen<br />
und hohen Besucherzahlen.<br />
DasGrößte und Schönste ist,<br />
wenn die Leute miteinander ins Gespräch<br />
kommen.<br />
Nunsteht auch in Sachsen die Landtagswahl<br />
vor der Tür. Wie geht die<br />
aus? Undwie geht es dann weiter?<br />
Es wirdwahrscheinlich ein Kopfan-Kopf-Rennen<br />
zwischen CDU<br />
und AfD geben. Danach wirdMinisterpräsident<br />
Michael Kretschmer<br />
mit Sicherheit nicht mit der AfD koalieren,<br />
sondern sich andere Partner<br />
suchen. Möglicherweise wird<br />
sogar eine Vier-Parteien-Koalition<br />
entstehen. Vorher und nachher<br />
muss man sich mit dem Zuspruch<br />
für die AfD aber auseinandersetzen.<br />
Man kann die Leute nicht einfach<br />
abstellen und sagen, mit denen wollen<br />
wir nichts zu tun haben. Wir<br />
müssen die Wähler der AfD stärker<br />
in den Blick nehmen. Es sind zu<br />
viele, wir können ihre Anliegen<br />
nicht ignorieren.<br />
Sieglauben, das hat Erfolg?<br />
Wir arbeiten daran. Denn dieses<br />
Deutschland ist trotz aller denkbaren<br />
Verbesserungen das Beste, das<br />
wir je hatten.<br />
DasGespräch führte Markus Decker.<br />
Keine Bodentruppen nach Syrien<br />
Die Bundesregierung lehnt die Bitte der amerikanischen Regierung ab, auch die Parteien sind dagegen<br />
VonMarkus Decker<br />
Die Bundesregierung lehnt die<br />
Bitte der amerikanischen Regierung<br />
ab, Bodentruppen nach Syrien<br />
zu entsenden. Regierungssprecher<br />
Steffen Seibert sagte am Montag<br />
in Berlin, dass die Bundesregierung<br />
nur die bisherigen<br />
militärischen Beiträge zur Anti-IS-<br />
Koalition –„Tornado“-Aufklärungsjets,<br />
ein Tankflugzeug und Ausbilder<br />
im Irak – fortführen wolle. Dazu<br />
zählten „bekanntlich keine Bodentruppen“.<br />
Die Entscheidung sei aber Sache<br />
des Parlaments, das bis dahin über<br />
das am 31. Oktober auslaufende<br />
Mandat für„Tornados“ undTankflugzeuge<br />
befinden muss.Eine Verlängerung<br />
ist in der Koalition strittig. Eine<br />
Sprecherin des Verteidigungsministeriums<br />
weigerte sich, hypothetisch<br />
Auskunft darüber zu geben, ob die<br />
Bundeswehr die von den USA geforderte<br />
Hilfe überhaupt leisten könne.<br />
DerUS-Sonderbeauftragte für Syrien<br />
und die Anti-IS-Koalition, James<br />
Jeffrey, hatte die Bundesregierung<br />
am Freitag bei einem Besuch in Berlin<br />
um zusätzliche Unterstützung für<br />
den Kampf gegen den IS gebeten.<br />
„Wir wollen von Deutschland Bodentruppen,<br />
um unsere Soldaten<br />
teilweise zu ersetzen“, sagte er nach<br />
seinen Gesprächen der Deutschen<br />
Presse-Agentur. Esgehe ihm um die<br />
Unterstützung der vonKurden angeführten<br />
Syrischen Demokratischen<br />
Kräfte (SDF) im Nordosten des<br />
Landes mit Ausbildern, Logistikern<br />
und technischen Hilfskräften der<br />
Bundeswehr.Noch im Juli erwarte er<br />
eine Antwortder Bundesregierung.<br />
Thorsten Schäfer-Gümbel, einer<br />
der drei kommissarischen SPD-Vorsitzenden,<br />
hatte daraufhin die Ablehnung<br />
seiner Partei signalisiert.<br />
Bundeswehrsoldaten und kurdische Peshmerga bei einer Übung in Erbil (Irak).<br />
DPA<br />
teien –Grüne, FDP, AfD und Linke –<br />
forderten ebenfalls ein klares Nein<br />
an Washington. Unionsfraktionschef<br />
Ralph Brinkhaus stellte am Montag<br />
vor einer Sitzung des CDU-Präsidi-<br />
„Deutsche Bodentruppen in Syrien<br />
wirdesmit uns nicht geben. Ichsehe<br />
übrigens auch beim Koalitionspartner<br />
nicht, dass das gewollt würde“,<br />
twitterte er. Alle Oppositionsparums<br />
klar: „Ich bin da sehr, sehr kritisch<br />
bei der ganzen Sache.ImÜbrigen<br />
ist das so: Dafür haben wir auch<br />
keine Mehrheit im Bundestag.“ Das<br />
wurde auch durch die Äußerung des<br />
kommissarischen Vorsitzenden der<br />
SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich,<br />
deutlich. Er bekräftigte am<br />
Montag die Forderung, die Bereitstellung<br />
von Tornado-Kampfflugzeugen<br />
zur Aufklärung sowie die<br />
Luftbetankung von Maschinen der<br />
internationalen Anti-IS-Koalition bis<br />
zum 31. Oktober 2019 zu beenden.<br />
„Die SPD besteht auf dieser Verabredung<br />
und dem entsprechenden Beschluss<br />
des Bundestags“, erklärte<br />
Mützenich.<br />
Auch der ehemalige Generalinspekteur<br />
der Bundeswehr, Harald<br />
Kujat, kritisierte die US-Forderung<br />
sehr vehement. „Ich halte das für<br />
eine völlig abwegige Idee“, sagte er<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland). Denn zum<br />
einen habe der amerikanische Präsident<br />
Donald Trump gesagt: Wir ziehen<br />
uns aus Syrien zurück, so Kujat.<br />
„Und jetzt sollen wir stattdessen dort<br />
reingehen? Wir sind doch nicht die<br />
Hilfstruppen der Amerikaner.“<br />
Er fügte hinzu: „Zum anderen<br />
empfehle ich einen Blick in die Verfassung.<br />
Denn ich kann mich nicht<br />
erinnern, dass es ein UN-Mandat für<br />
Syrien und damit eine völkerrechtliche<br />
Grundlage für einen solchen<br />
Einsatz gäbe.Und ich war immer der<br />
Meinung, dass wir uns an die Verfassung<br />
halten sollten. Wir können<br />
doch nicht in ein Land einmarschieren,<br />
das uns gar nicht eingeladen<br />
hat.“ Kujat betonte,bei einem Stabilisierungs-Einsatz<br />
mit UN-Mandat<br />
hielte er es für „geboten, darüber<br />
nachzudenken, was wir dort leisten<br />
können und wer mit uns dort reingeht“.<br />
Aber vorher nicht.
6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
DAX-30 in Punkten<br />
9.4.19<br />
9.4.19<br />
MÄRKTE<br />
▼ 12543,51 (–0,20 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
9.4.19<br />
Stand der Daten:08.07.2019 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
8.7.19<br />
▼ 63,87 (–0,88 %)<br />
8.7.19<br />
▼ 1,1215 (–0,40 %)<br />
Quelle<br />
aus DAXund MDAX vom08.07.zum Vortag<br />
Knorr-Bremse 94,10 +2,01 WWWWW<br />
Zalando 41,20 +1,70 WWWW<br />
Lanxess 53,32 +1,52 WWWW<br />
DialogSemic. NA 36,76 +1,41 WWWW<br />
Dt. Wohnen Inh. 33,36 +1,34 WWW<br />
Alstria Office 15,10 +1,14 WWW<br />
Verlierer<br />
8.7.19<br />
aus DAXund MDAX vom08.07.zum Vortag<br />
Deutsche Bank NA 6,79 WWWWWWWWWWW –5,39<br />
Fuchs Petrolub Vz. 34,52 WWWWWWWWW –4,43<br />
Norma Group NA 35,00 WWWWWWWW –3,90<br />
MorphoSys 87,00 WWWWWWWW –3,60<br />
Commerzbank 6,29 WWWWWWWW –3,57<br />
DeliveryHero 39,22 WWWWW –1,97<br />
Leitbörsen imÜberblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 08.07. ±% z. 05.07.<br />
Euro Stoxx 50 (EU) –0,12<br />
3549/2909 3523,76<br />
CAC 40(FR) – 0,08<br />
5630/4556 5589,19<br />
S&P UK(UK) – 0,03<br />
1569/1323 1526,66<br />
RTS (RU) +0,06<br />
1413/1033 1399,55<br />
IBEX (ES) –0,54<br />
9938/8286 9284,70<br />
Dow Jones (US) –0,40<br />
26966/21713 26815,38<br />
Bovespa (BR) +0,32<br />
104583/74196104420,10<br />
Nikkei (JP) – 0,98<br />
24448/18949 21534,35<br />
Hang Seng (HK) –1,62<br />
30280/24541 28302,34<br />
Stx Singap. 20 (SG) –0,91<br />
1643/1350 1626,62<br />
Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />
Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />
Advanzia */**<br />
advanzia.com - 1,00 1,00<br />
NIBC Direct */**<br />
nibcdirect.de 0,75 0,75 0,75<br />
Renault Bank direkt */**<br />
renault-bank-direkt.de 0,70 0,70 0,70<br />
Akbank<br />
akbank.de 0,41 0,41 0,41<br />
Ikano Bank<br />
ikanobank.de 0,34 0,34 0,34<br />
ING *<br />
ing.de 1,00 1,00 1,00<br />
Santander<br />
santander.de 0,03 0,03 0,03<br />
Postbank<br />
postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Targobank<br />
targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Commerzbank<br />
commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />
berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />
mbsdirekt.de 0,01 0,01 0,01<br />
<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />
030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />
Sparda Berlin (Online)<br />
sparda-b.de - 0,001 0,001<br />
BBBank<br />
bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
Mittelwert von 85 Banken 0,19 0,19 0,18<br />
*Neukunden /Neuanlagen<br />
** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle:FMH-Finanzberatung<br />
In Londonhat die Deutsche Bankbereits am Montag erste Entlassungen mit sofortigerWirkung ausgesprochen.<br />
Bis 2050 werden eine Million Pflegekräfte gebraucht<br />
Von Dirk Baas<br />
Deutsche Bank macht Tempo<br />
Schon am Tagnach der Bekanntgabe des radikalen Umbauplans müssen die ersten Mitarbeiter gehen<br />
Von Steffen Weyer und Jörn Bender<br />
Die Deutsche Bank verliert<br />
keine Zeit beim Abbau<br />
Tausender Stellen. „In<br />
den Geschäftsbereichen,<br />
in denen wir uns zurückziehen werden,<br />
haben wir mit dem Prozess bereits<br />
begonnen“, sagte Konzernchef<br />
Christian Sewing am Montag. „Das<br />
betrifft natürlich nicht nur Asien, das<br />
betrifft auch andereRegionen.“<br />
Deutschlands größtes Geldhaus<br />
hatte am Sonntag im Zuge eines radikalen<br />
Konzernumbaus den Abbau<br />
von weltweit rund 18000 Vollzeitstellen<br />
angekündigt. Bis Ende des<br />
Jahres 2022 soll die Zahl der Jobs von<br />
zuletzt 91500 auf etwa 74000 sinken.<br />
WiestarkeinzelneLänderundStandorte<br />
betroffen sind, wollte Sewing<br />
nicht sagen. Dem Vernehmen nach<br />
wurden in London und NewYorkbereits<br />
die ersten Kündigungen ausgesprochen.<br />
Experten beurteilen die Pläne des<br />
Managements unterschiedlich:<br />
Während die einen den Mut zum<br />
Umbau loben, sorgen sich andere<br />
weiterhin um die Kapitalstärke des<br />
deutschen Branchenprimus. Die Investmentbank<br />
wird deutlich verkleinert.<br />
So steigt die Bank komplett aus<br />
dem Aktienhandel aus. Besonders<br />
getroffen werden davon voraussichtlich<br />
die Standorte in New York und<br />
London –auch wenn die Bank dort<br />
weiterhin stark präsent sein will. Im<br />
deutschen Privatkundengeschäft, zu<br />
dem auch die Postbank gehört, sieht<br />
Deutsche Bank plant Stellenabbau<br />
Mitarbeiter am Endedes Jahres in Tausend<br />
100<br />
Tsd.<br />
80 78 291<br />
60<br />
40<br />
20<br />
27 779<br />
102 062<br />
49 265<br />
Übernahme<br />
0<br />
Postbank<br />
2007 ’10 ’12 ’14 ’16 ’18 ’20 2022<br />
in Vollzeitkräfte umgerechnet<br />
Sewing ebenfalls weiteren Anpassungsbedarf.<br />
Der Umbau soll die jahrelange<br />
Krise des Instituts beenden. Milliardenschwere<br />
Investitionen in neue<br />
Technik und die Konzentration auf<br />
erfolgreiche Geschäftsfelder sollen<br />
den Dax-Konzernzurück in die erste<br />
Liga bringen. „Wir werden nur noch<br />
dortsein,wounsereKundenunswollen“,<br />
betonte Sewing. „Wir wollen<br />
nur dortmitspielen, wo wir auch gewinnen<br />
können.“ Neben dem Privatkundengeschäft<br />
auf dem Heimatmarkt<br />
sieht Sewing vorallem im weltweiten<br />
Geschäft mit Unternehmenskunden<br />
große Wachstumschancen.<br />
Im Investmentbanking will sich<br />
AOK sieht Sicherstellungvon Versorgung und Finanzierung als ungelöstes Problem<br />
Abbau von rund 18 000<br />
Stellen bis 2022 geplant<br />
davon in Deutschland<br />
91 737<br />
41 669<br />
zunächst<br />
keine Angabe<br />
74 000<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: DEUTSCHE BANK, DPA<br />
die Deutsche Bank künftig auf das<br />
Geschäft mit Krediten, Anleihen und<br />
Währungen sowie auf strategische<br />
Beratung konzentrieren. Die Investmentbank<br />
soll weiterhin 30 Prozent<br />
zu den Erträgen, also den gesamten<br />
Einnahmen der Bank, beitragen.<br />
Die 7,4 Milliarden Euro Umbaukosten<br />
werden der Bank jedoch zunächst<br />
rote Zahlen einbrocken. Finanzchef<br />
James von Moltke, der im<br />
Gegensatz zu drei Vorstandskollegen<br />
an Bord bleibt, rechnet für 2019 mit<br />
roten Zahlen. „Für 2020 gehen wir<br />
davon aus, dass wir bei plus/minus<br />
null rauskommen, vielleicht auch etwas<br />
besser“, sagte von Moltke. Die<br />
Aktionäresollenfür beide Jahrekeine<br />
nal. Hochgerechnet auf Vollzeitstellen<br />
pflegen und betreuen aktuell<br />
knapp 590000 Fachkräfte die gesetzlich<br />
versicherten Pflegebedürftigen.<br />
2030 würden rund 720000 Personen<br />
benötigt. Biszum Jahr 2050 steige der<br />
Bedarfauf insgesamt knapp eine Million<br />
Pflegekräfte.<br />
„Dabei sind weitere Einflüsse auf<br />
den Personalbedarf inunserer Projektion<br />
noch gar nicht abgebildet“,<br />
sagte Antje Schwinger, Leiterin des<br />
Forschungsbereichs Pflege im Wissenschaftlichen<br />
Institut der AOK. So<br />
entwickle sich die Zahl der Pflegebedürftigen<br />
regelmäßig deutlich<br />
schneller, als es sich allein aufgrund<br />
der demografischen Entwicklung ergebe.<br />
Auch die bereits angekündigtenRegelungenzurverbessertenPersonalbesetzung<br />
in Pflegeheimen seien<br />
in diesen Zahlen noch nicht berücksichtigt.<br />
Wiesich der BedarfanFachpersonal<br />
in Zukunft entwickelt, hängt nach<br />
ihren Worten eng mit der Entwicklung<br />
der Pflegebedürftigkeit zusammen.<br />
Laut „Pflege-Report“ waren<br />
2017 rund 4,6 Prozent der gesetzlich<br />
Versicherten auf Pflege angewiesen.<br />
Nach den Prognosen des Instituts<br />
wird ihr Anteil bis 2030 auf 5,5 Prozent<br />
steigen. 2050 werden demnach<br />
sogar7,4ProzentdergesetzlichVersicherten<br />
auf Unterstützung durch die<br />
Pflegekasse angewiesen sein.<br />
Ungelöst ist aus Sicht der AOK-<br />
Wissenschaftler, wie die Finanzierung<br />
der Pflegeversicherung in Zukunft<br />
stabil aufgestellt werden kann<br />
und wie Pflegebedürftige vor finanzieller<br />
Überlastung geschützt wer-<br />
FOTO: LEON NEAL/GETTY IMAGES<br />
Dividende erhalten. Für Erleichterung<br />
sorgt bei Aktionären, dass die<br />
Bank die Sanierungskosten ohne Kapitalerhöhung<br />
bewältigen will. Ein<br />
solcher Schritt hätte die Beteiligungen<br />
der bisherigen Anteilseigner und<br />
ihren Anteil an künftigen Gewinnen<br />
verwässert. Nun nimmt das Institut<br />
aber eine geringere harte Kernkapitalquote<br />
in Kauf als zuvor geplant.<br />
Kernkapital gilt als Puffer für Krisenzeiten.<br />
Die Aufsichtsbehörden seien<br />
damit einverstanden, versicherte Sewing.<br />
Mit der Zeit werde die Bank<br />
über eine Dividende auch Kapital an<br />
die Anleger zurückgeben.<br />
Die Ratingagentur Moody’s wertete<br />
den Umbau als „positiven Schritt<br />
in Richtung eines ausbalancierteren<br />
und nachhaltigeren Geschäftsmodells“.<br />
Ihren negativen Ausblick für<br />
die Deutsche Bank behielt die Agentur<br />
wegen „signifikanter Herausforderungen“<br />
aber vorerst bei.<br />
Analysten zeigten sich von der<br />
Tiefe der Einschnitte überrascht. Er<br />
habe erwartet, dass sich die Deutsche<br />
Bank nur in einzelnen Regionen<br />
aus dem Aktienhandel verabschiede,<br />
schrieb Experte Jernej Omahen von<br />
der US-Investmentbank Goldman<br />
Sachs. Allerdings fehle es der Bank<br />
weiterhin an sehr renditeträchtigen<br />
Geschäftsfeldern. Das Urteil des renommierten<br />
Experten Kian Abouhossein<br />
vonder US-Bank JP Morgan<br />
fällt milder aus.Die mutigen Umbaupläne<br />
seien das erste Mal nicht halb<br />
gar, sondern stellten einen echten<br />
strategischen Schwenk dar. (dpa)<br />
Die Pflegebranche in Deutschland<br />
wird langfristig deutlich<br />
mehr Fachkräfte benötigen als heute.<br />
Bis 2030 würden allein aufgrund der<br />
Alterung der Bevölkerung zusätzlich<br />
rund 130000 Pflegekräfte in der<br />
Langzeitpflege gebraucht, teilte das<br />
Wissenschaftliche Institut der Allgemeinen<br />
Ortskrankenkassen (AOK)<br />
am Montag in Berlin mit. Es beruft<br />
sich dabei auf seinen „Pflege-Report<br />
2019“. Die Sicherstellung von Personal<br />
und die Finanzierung der Pflegekosten<br />
blieben eine drängende,weiter<br />
ungelöste Aufgabe,hieß es.<br />
DenAngaben zufolgeklafft schon<br />
heute eine große Lücke zwischen der<br />
Zahl der benötigten Pflegekräfte und<br />
dem tatsächlich vorhandenen Persoden<br />
können. So sind die Ausgaben<br />
dersozialenPflegeversicherung–ohne<br />
die Mittel für den Pflegevorsorgefond<br />
–innur sechs Jahren von23Milliarden<br />
Euro im Jahr 2012 auf 40 Milliarden<br />
Euro im Jahr 2018 gestiegen.<br />
Bisins Jahr 2022 ist nach einer Prognose<br />
der AOKeineweitereErhöhung<br />
aufrund50MilliardenEuro zuerwarten.<br />
Das entspricht einem Anstieg<br />
von220 Prozent in nur zehn Jahren.<br />
Zugleich würden im heute bestehenden<br />
Pflegesystem alle Kosten<br />
für bessere Arbeitsbedingungen direkt<br />
an die Pflegebedürftigen durchgereicht,<br />
sodass deren Eigenanteile<br />
weiter steigen, berichtet die AOK.<br />
„Wir brauchen einen breiten gesellschaftlichen<br />
Diskurs, wie wir Pflege<br />
gestalten wollen“, betonte Schwinger.<br />
Mai war<br />
Wonnemonat<br />
für Export<br />
Herstellerrechnenauf<br />
Jahressicht mit Minus<br />
Von Friederike Marx<br />
Deutschlands<br />
Exportunternehmenhabentrotzinternationaler<br />
Handelskonflikte im Mai gute Geschäfte<br />
gemacht. Die Ausfuhren von<br />
Waren „made in Germany“ stiegen<br />
im Vergleich zum Vorjahresmonat<br />
deutlich um 4,5 Prozent auf<br />
113,9 Milliarden Euro,wie das Statistische<br />
Bundesamt am Montag in<br />
Wiesbaden mitteilte.„Sowohl Exporte<br />
als auch Importe haben sich im<br />
Wonnemonat Mai prächtig entwickelt“,<br />
sagte der Präsident des Bundesverbands<br />
Großhandel, Außenhandel,<br />
Dienstleistungen (BGA),<br />
Holger Bingmann. Ob der Exportdas<br />
Tempo halten kann, ist aus seiner<br />
Sicht allerdings fraglich.<br />
Das gute Ergebnis werde überschattet<br />
von der negativen Entwicklung<br />
bei den Auftragseingängen. „Es<br />
ist damit zu rechnen, dass die konjunkturelle<br />
Abkühlung Fahrtaufnehmen<br />
wird“, sagte Bingmann. Auch<br />
die politische Situation in der Welt sei<br />
alles andere als stabil. Zwar hatten<br />
die USA und China jüngst neue Verhandlungen<br />
im Handelsstreit vereinbart.<br />
Doch bestehende Zölle bleiben<br />
in Kraft. Zudem drohte Washington<br />
jüngst der EU wegen verbotener<br />
Flugzeugsubventionen mit weiteren<br />
milliardenschweren Sonderzöllen.<br />
Die Handelskonflikte bremsen die<br />
Weltkonjunktur, das belastet die exportorientierte<br />
deutsche Wirtschaft.<br />
Auch nach Einschätzung des<br />
Deutschen Industrie- und Handelskammertags<br />
(DIHK) können die Exporteurenur<br />
kurz durchatmen. „Die<br />
globalen Unsicherheiten für deutsche<br />
Unternehmen bleiben bestehen“,<br />
argumentierte DIHK-<br />
Außenwirtschaftsexperte Kevin Heidenreich.<br />
Handelsbarrieren und<br />
schwierige wirtschaftspolitische<br />
Rahmenbedingungen belasteten die<br />
Geschäftserwartungen der Firmen.<br />
„Die Aussichten der Betriebe für das<br />
Gesamtjahr bleiben eingetrübt.“<br />
Starkes Plus außerhalb der EU<br />
Im Vergleich zum schwachen Vormonat<br />
legten die Ausfuhren im Mai<br />
um 1,1 Prozent zu. Die Einfuhren<br />
nach Deutschland verbesserten sich<br />
binnen Jahresfrist um 4,9 Prozent auf<br />
93,4 Milliarden Euro, im Vergleich<br />
zum Vormonat sanken sie um<br />
0,5 Prozent. Von Januar bis einschließlich<br />
Maisummiertensich die<br />
Warenausfuhren „made in Germany“<br />
auf 560,1 Milliarden Euro –das<br />
waren 2,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.<br />
Der BGA rechnete<br />
zuletzt mit einem Anstieg der Ausfuhren<br />
im Gesamtjahr um bis zu<br />
3Prozent. Das wäre ein Plus beim<br />
Warenexport in etwa so groß wie<br />
2018, aber deutlich kleiner als im Jahr<br />
davor (6,2 Prozent).<br />
Das stärkste Plus verzeichneten<br />
Deutschlands ExporteureimMai im<br />
Handel mit Ländern außerhalb der<br />
EU. Die Ausfuhren legten dort binnen<br />
Jahresfrist um 10,4 Prozent auf<br />
47,9 Milliarden Euro zu. Die Exporte<br />
in die EU-Mitgliedsstaaten – dem<br />
größten Marktfür deutsche Waren –<br />
stiegen leicht um 0,6 Prozent auf<br />
rund 66 Milliarden Euro. (dpa)<br />
Im Hamburger Hafen stapeln sich Container<br />
mit Exportwaren.<br />
FOTO: IMAGO IMAGES
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
„Deutsche<br />
Klimapolitik ist<br />
unnötig teuer“<br />
Kieler Institut schlägt neuen<br />
Emissionshandel vor<br />
Von Matthias Hoenig<br />
Für eine wirksamere Klimapolitik<br />
in Deutschland und Europa hat<br />
das Institut für Weltwirtschaft (IfW)<br />
in Kiel die Einführung eines zusätzlichen<br />
Emissionshandels vorgeschlagen.<br />
Ohne umfassende Reformen<br />
seien die Ziele des Pariser Klimaabkommens<br />
nicht mehr erreichbar,<br />
hieß es am Montag. Langfristiges Ziel<br />
müsse die Ausweitung des europäischen<br />
Emissionshandels auf alle Sektoren<br />
und Treibhausgase sein.<br />
DasIfW empfiehlt daher,den bisher<br />
nicht im europäischen Emissionshandel<br />
erfassten CO 2 -Ausstoß,<br />
etwa in den Bereichen Verkehr und<br />
Gebäude, in einem zusätzlichen<br />
Handelssystem zusammenzufassen.<br />
Es sollte vonDeutschland undanderen<br />
willigen Ländern betrieben und<br />
mittelfristig auf alle EU-Staaten ausgedehnt<br />
werden. Schließlich sollten<br />
das bisherige und das neue Emissionshandelssystem<br />
fusionieren.<br />
Beim europäischen Emissionshandel<br />
müssen Unternehmen für<br />
den Ausstoß vonCO 2 Zertifikatevorweisen,<br />
deren Zahl nach und nach<br />
verknappt wird –und die damit teurerwerden.<br />
Dasnun vorgeschlagene<br />
Verfahren „ist ein realistischer Weg,<br />
langfristig alle Sektoren und Treibhausgase<br />
Europas über den Emissionshandel<br />
zu erfassen, weil es eine<br />
schrittweise Angleichung der CO 2 -<br />
Vermeidungskosten der verschiedenen<br />
Sektoren erlaubt und dadurch<br />
einen sprunghaften Anstieg der Zertifikatpreise<br />
verhindert“, betonte<br />
IfW-Präsident Gabriel Felbermayr.<br />
Zudem würden europarechtliche<br />
Einschränkungen berücksichtigt.<br />
Stromsteuerwirdüberflüssig<br />
DieErlöse der Versteigerung der CO 2 -<br />
Emissionsrechte sollten in Deutschland<br />
zur Abschaffung der Stromsteuer<br />
und zur Senkung der Umlage<br />
aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
verwendet werden, empfehlen<br />
die Kieler Wissenschaftler. Ein Teil<br />
der Erlöse sollte für die Auszahlung<br />
eines pauschalen Energiegelds pro<br />
Kopf verwendet werden.<br />
Nötig sei zudem ein langfristig angelegtes<br />
Grenzausgleichssystem. Es<br />
müsse den CO 2 -Gehalt der Exporte<br />
vonder heimischen CO 2 -Bepreisung<br />
ausnehmen, jenen der Importe aber<br />
der heimischen CO 2 -Bepreisung<br />
unterwerfen. Sonst drohten Wettbewerbsnachteile<br />
fürheimischeProduzenten,<br />
die ins Ausland abwandern<br />
könnten. Ebenso drohten andernfalls<br />
heimische Produkte durch ausländische,nicht<br />
der CO 2 -Bepreisung<br />
unterworfene Importe ersetzt zu<br />
werden.<br />
Voraussetzung sei die genaue<br />
FeststellungdesCO 2 -GehaltsvonImporten<br />
und Exporten. Dies könnte<br />
mit Anreizen für Importeureund Exporteure<br />
erreicht werden, den tatsächlichen<br />
CO 2 -Gehalt ihrer Produkteoffenzulegen,umsoKostenzusparen.<br />
Deutschlands bisherige Klimapolitik<br />
bezeichneten die Forscher als<br />
ineffizientundunnötigteuer,weilein<br />
Nebeneinander verschiedener Instrumente<br />
existiere, die unterschiedliche<br />
CO 2 -Preise implizieren. (dpa)<br />
Warumist derVerkehr vom Emissionshandel<br />
ausgenommen? FOTO: MARIJAN MURAT/DPA<br />
Wegvom Wechselgeld<br />
Bei Lidl soll der Kunde künftig mit Smartphone bezahlen. Datenschützer haben Bedenken<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
Stefan Brink, Datenschutzbeauftragter<br />
in Baden-Württemberg, kündigte<br />
denn auch schon beim Startvon Lidl<br />
Plus an, die Appgenau prüfen zu lassen.<br />
Unter anderem soll es darum gehen,<br />
ob es zulässig ist, Profile von<br />
Minderjährigen zu erstellen. Auch<br />
soll geklärt werden, wie sensibel die<br />
Daten sind. Je nach Einkaufsverhalten<br />
–insbesondere bei Drogerieprodukten<br />
–sind auch Rückschlüsse etwa<br />
über den Gesundheitszustand<br />
des Kunden möglich. Wobei Lidl keineswegs<br />
der Pionier bei digitalen Rabattkarten<br />
mit Bezahlfunktion ist –<br />
der Rivale und Marktführer Edeka<br />
agiert damit bereits seit 2013. Nach<br />
Einschätzung vonExpertenstellt das<br />
Lidl-Konzept aber eine neue Qualität<br />
dar. Die App kann jedenfalls auch<br />
Push-Benachrichtigungen anzeigen<br />
und Nutzer zur nächsten Filiale navigieren.<br />
WasDatenschützerzudemfürbedenklich<br />
halten: Lidl behält sich vor,<br />
die gesammelte Daten von Unternehmen<br />
außerhalb des europäischen<br />
Wirtschaftsraums verarbeiten<br />
zu lassen. Lidl betont indes,dass man<br />
sich an die Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung<br />
der Europäischen<br />
Union halte.<br />
Gleichwohl, es geht um die Analyse<br />
von Daten, die Experten „granular“<br />
nennen: Ausden Informationen<br />
kann der Einzelhändler theoretisch<br />
maßgeschneiderte Angebote für seine<br />
Kunden entwickeln, die dann<br />
auch einen individuellen Preis haben,<br />
der sich an den finanziellen Verhältnissen<br />
und der Zahlungsbereitschaft<br />
orientiert.<br />
Bislang scheuen sich Einzelhändler<br />
aber, mit individualisierten Preisen<br />
zu agieren, weil sie befürchten,<br />
dass Kunden dies als ungerecht ablehnen.<br />
DerDiscounterLidlwilldas<br />
Bezahlen an der Kasse<br />
ganz einfach machen.<br />
UndzwarmitdemSmartphone.<br />
Lidl Pay heißt die neue<br />
Dienstleistung, die der Handelskonzern<br />
derzeit in Spanien testet. Im<br />
nächsten Jahr könnte sie auch hierzulande<br />
eingeführt werden. Datenschützer<br />
haben Bedenken.<br />
Der Handelskonzern war lange<br />
Zeit sehr zurückhaltend, wenn es um<br />
die Digitalisierung ging. Jetzt drücken<br />
die Manager aber auf die Tube.<br />
Mitte Juni startete der Konzern mit<br />
der Lidl-Plus-App. Es handelt sich<br />
um eine elektronische Kunden- und<br />
Rabattkarte. Schon seinerzeit teilte<br />
der Einzelhandelsriese mit: „Nach<br />
und nach plant Lidl, zusätzliche Features<br />
in die App zuintegrieren, um<br />
einen noch größeren Mehrwert zu<br />
bieten und die Kundenzufriedenheit<br />
zu erhöhen.“ Genau das geschieht<br />
jetzt mit dem digitalen Bezahlen, das<br />
aber nur möglich sein soll, wenn der<br />
Nutzer auch die Lidl-Plus-App auf<br />
seinem Handy installierthat.<br />
Vorteilefür dasUnternehmen<br />
Setzt das Management seine Pläne<br />
um, müssen Kunden kein Bargeld<br />
mehr dabeihaben und an der Kasse<br />
nicht auf Wechselgeld warten. Was<br />
auch viele Vorteile für das Unternehmen<br />
bringt. Eine Umfrage des EHI-<br />
Handelsinstituts hat ergeben, dass<br />
viele Händler sich vom elektronischen<br />
Bezahlen vor allem mehr Effizienz<br />
beim Bezahlvorgang versprechen.<br />
Es geht schneller,und das aufwendige<br />
und teure Hantieren mit<br />
Bargeld wird zurückgeschraubt. Bei<br />
den Tests von Lidl Pay inSpanien<br />
wirddie Abrechnung über die Kreditkartenunternehmen<br />
Visa und Eurocard<br />
abgewickelt. Branchenkenner<br />
vermuten, dass bei einer Einführung<br />
hierzulande auch mit dem Lastschriftverfahren<br />
agiertwird.<br />
EinweitererVorteil für den Einzelhändler:<br />
Erkann mit den Kundendaten<br />
seine Sortimente in den Märkten<br />
und auch die Preisgestaltung optimieren.<br />
DieMöglichkeiten der modernen<br />
Datenanalyse gehen sogar so<br />
weit, dass Verschiebungen der Nachfrage<br />
bei bestimmten Produkten vorhergesehenwerdenkönnen–beiheißem<br />
Wetter wirddann mehr Bier angeboten.<br />
Lidl liegt mit seinem Vorstoß beim<br />
digitalen Bezahlen im Trend und zielt<br />
vorallemauf Jüngere:Einst warendie<br />
deutschen Verbraucher höchst zurückhaltend<br />
beim Bezahlen mit dem<br />
Handy.Doch eine Umfrage der Beratungsfirma<br />
PWC hat ergeben, dass<br />
fast die Hälfte aller Frauen und Männer<br />
unter 30 Jahren mit dem Smartphone<br />
oder dem Tablet regelmäßig<br />
Rechnungen begleichen. Insgesamt<br />
setzt jeder Vierte derzeit die Minicomputer<br />
als Bargeldersatz ein.<br />
Marktforscher gehen davon aus,dass<br />
sich die Zahl in nächster Zeit deutlich<br />
steigernwird.<br />
Diese Entwicklung spielt offensichtlich<br />
bei den Plänen des Lidl-Ma-<br />
Digitales Geld: Für Marktforscher gibt es keinen<br />
Zweifel, dass das digitale Geld wegender<br />
wertvollen Daten, die bei den Transaktionen<br />
erzeugt werden, im Einzelhandel enorman<br />
Relevanz gewinnen wird. Konzerne wie Apple<br />
und Google mischen mit eigenen Bezahlsystemen<br />
mit.<br />
die Landesminister; erliegt dem RedaktionsNetzwerk<br />
Deutschland<br />
(RND)vor.<br />
In dem Schreiben der Ministerin<br />
heißt es: „Zu meinem Bedauern<br />
muss ich leider feststellen, dass bis<br />
Anfang Juli 2019 nur sechs Landesverordnungen<br />
in Kraft getreten sind<br />
bzw.kurzdavorstehen. Weiteresechs<br />
sollen in Kürze folgen.“ Demnach<br />
seien in Baden-Württemberg, Bayern,<br />
Nordrhein-Westfalen, Sachsen<br />
und Schleswig-Holstein die Verordnungen<br />
bereits in Kraft, Thüringen<br />
soll noch im Juli folgen. Brandenburg,<br />
Hamburg, Mecklenburg-Vor-<br />
EIGENE BEZAHLSYSTEME<br />
Kooperationen: Die Drogeriemarktkette dm<br />
hat gerade eine Kooperation mit dem gigantischen<br />
chinesischen Bezahldienst Ali Paygestartet<br />
–mit demKaufhof und Rossmann<br />
oder WMF und Zwilling schon länger kooperieren,<br />
um Touristen aus der Volksrepublik<br />
das Shoppen zu erleichtern.<br />
pommern, Rheinland-Pfalz und das<br />
Saarland wollten ihre Verordnungen<br />
im Juli/August 2019 in Kraft setzen,<br />
Bremen und Hessen im Oktober.<br />
„Dennoch bleibt bei den Ländern<br />
Niedersachsen und Sachsen-Anhalt<br />
noch offen, bis wann mit einer Umsetzung<br />
zu rechnen ist. Sachsen-Anhalt<br />
hat den Dezember 2019 genannt“,<br />
moniert Klöckner in ihrem<br />
Brief.„Hierbitteichdringenddarum,<br />
dass die zuständigen Landesministerien<br />
alle notwendigen Anstrengungen<br />
unternehmen, um die Verordnungen<br />
voranzubringen. Denn die<br />
Zeit drängt.“<br />
nagements eine wichtige Rolle: Mittels<br />
der Bezahlfunktion soll Lidl Plus<br />
unter die Leute gebracht werden. Die<br />
Appwirdderzeit in Berlin und Brandenburg<br />
getestet und soll ebenfalls<br />
im nächsten Jahr bundesweit zur<br />
Verfügung stehen. Der Kunde erhält<br />
nach dem Herunterladen einen sogenannten<br />
Willkommenscoupon<br />
über 5Euro. Danach gibt es regelmäßig<br />
elektronische Rabattmarken für<br />
spezielle Angebote.<br />
Und nach jedem Einkauf werden<br />
digitale Rubbellose mit weiteren<br />
Coupons an den Kunden verschickt.<br />
Nachlässe werden über die Appauch<br />
für „Partner“ wie Flixbus verteilt. Lidl<br />
Plus/Pay funktioniertmit einem QR-<br />
Code,der mit der Appauf das Smartphone<br />
geladen wird. An der Kasse<br />
hält der Kunde ihn voreinen Scanner.<br />
Das bedeutet aber zugleich, dass<br />
zahlreiche Informationen gespeichert<br />
werden, was Datenschützern<br />
Bauchschmerzen bereitet. Lidl weiß<br />
dann, in welcher Filiale er oder sie<br />
eingekauft hat. Auch die Uhrzeit wird<br />
registriert. Dieerworbenen Produkte<br />
und deren Preise werden erfasst. Daraus<br />
lassen sich präzise Profile der<br />
Nutzer erstellen über Einkaufsgewohnheiten<br />
und Vorlieben.<br />
Nutzerprofile<br />
Länder kommen mit Gülleregeln nicht voran<br />
Von Marina Kormbaki<br />
Seit Ende Juni sollten bundesweit<br />
strengere Vorschriften zur Ausbringung<br />
von Gülle gelten. Doch<br />
nicht einmal die Hälfte der Bundesländer<br />
hat die Vorgaben bisher umgesetzt<br />
–zum Ärger vonBundeslandwirtschaftsministerin<br />
Julia Klöckner<br />
(CDU). Wie aus einem Schreiben<br />
Klöckners an die Agrarminister der<br />
Länder hervorgeht, sind vor allem<br />
Niedersachsen und Sachsen-Anhalt<br />
im Verzug bei der Umsetzung von<br />
Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers.Der<br />
Brief ging am Montag an<br />
In denUSA eröffnete Lidl kürzlich einen ersten Laden.Auch dortsoll an der Kasse das<br />
Handy zum Einsatzkommen.<br />
FOTO: HELBER/AP<br />
Landwirtschaftsministerin Klöcknerfürchtet EU-Strafen underhöhtden Druck<br />
Der Bundesregierung sitzt die<br />
EU-Kommission im Nacken. Dem<br />
Schreiben zufolge ist die Brüsseler<br />
Behörde unzufrieden mit den Fortschritten<br />
Deutschlands bei der Verringerung<br />
des Düngereinsatzes in<br />
Gebieten mit besonders hohen Nitratwerten.<br />
Die EU-Kommission habe<br />
„ausdrückliche Bedenken“ im<br />
Hinblick auf die Umsetzung der<br />
Düngeverordnung in den Ländern<br />
geäußert. Deutschland droht demnach<br />
ein Verfahren, an dessen Ende<br />
Strafzahlungen wegen der Nichteinhaltung<br />
der EU-Nitratrichtlinie stehen<br />
würden.<br />
NACHRICHTEN<br />
Millionenstrafe<br />
für British Airways<br />
Diebritische Fluggesellschaft British<br />
Airwayssollwegen gestohlener<br />
Kundendaten 183,39Millionen<br />
Pfund (knapp 205 Millionen Euro)<br />
Strafe zahlen. Dasteilte diebritische<br />
DatenschutzbehördeICO mit.<br />
Gegendie Entscheidungkann noch<br />
Widersprucheingelegt werden. Von<br />
dem DatenklauimSommer 2018<br />
waren nach ICO-Angaben rund<br />
500 000Kundenbetroffen. Siewurden<br />
teilweise bei der Onlineflugbuchung<br />
vonder Website der Fluggesellschaft<br />
aufeine Betrugswebseite<br />
umgeleitet.Schuld an dem Vorfall<br />
seien„schwacheSicherheitsvorkehrungen“<br />
bei British Airways gewesen,<br />
so dieBehörde.<br />
Erdogan lässt<br />
türkische Lira abstürzen<br />
Nach der Entlassung des Chefs der<br />
türkischen Notenbank durch Präsident<br />
Recep Tayyip Erdogan ist die<br />
Landeswährung LiraamMontag vorübergehend<br />
um mehr als 2Prozent<br />
eingebrochen. Analysten hatten die<br />
Reaktion vorhergesehen, die Entscheidung<br />
habe Zweifel an der Unabhängigkeit<br />
der Zentralbank verstärkt.<br />
Notenbankchef MuratCetinkaya<br />
wurde durch seinen Stellvertreter<br />
MuratUysal ersetzt. DieZentralbank<br />
hatte seit September den Leitzins<br />
bei 24 Prozent beibehalten, um<br />
der Inflation entgegenzuwirken. Die<br />
ist seit Oktober vonrund 25 Prozent<br />
auf rund 15 Prozent gesunken. (dpa)<br />
Ikea kauft bundesweit<br />
gebrauchte Möbel zurück<br />
Der Test mit demRückkauf ist gut gelaufen.<br />
FOTO: ANDRÉ GROHE/IKEA/OBS<br />
Ikea-Kunden können künftig an allen<br />
Standorten in Deutschland gebrauchte<br />
Möbel zurückgeben und<br />
bekommen dafür eine Guthabenkarte.Das<br />
Einrichtungshaus teilte<br />
am Montag mit, dass das sogenannte<br />
Zweite-Chance-Programm vom<br />
15. Juli an bundesweit ausgerollt<br />
werde. Einseit September laufender<br />
Test in fünf Häusernsei gut verlaufen.<br />
DieGebrauchtmöbel werden<br />
zusammen mit Ausstellungstücken<br />
und Retouren in Ikeas „Fundgrube“<br />
weiterverkauft. Für den Rückkauf<br />
akzeptiertIkeanur Ikea-Möbel in<br />
gutem Zustand. Beim Test seien vor<br />
allem Klassiker wie das Billy-Regal,<br />
Kommoden und Kleinmöbel wie<br />
Stühle beliebt gewesen. Besonders<br />
groß sei das Interesse in Berlin gewesen.<br />
(dpa)<br />
Fresenius treibt<br />
Telemedizin voran<br />
Deutschlands größter Krankenhausbetreiber<br />
Fresenius baut seine Telemedizindienste<br />
für Patienten aus.<br />
DerDax-Konzernhabe angefangen,<br />
hierzulande einen Beratungsdienst<br />
über die Gemeinschaftsfirma Helios<br />
Dialogue einzuführen, sagte Fresenius-Vorstand<br />
Francesco De Meo.<br />
Patienten könnten sich künftig über<br />
eine digitale Plattformeinwählen<br />
und auch per Video Kontakt mit<br />
einem Arzthelfer aufnehmen, der<br />
gesundheitliche Beschwerden abfrage.Anschließend<br />
werdeihnen<br />
eine Videosprechstunde,der Gang<br />
in die Notfallambulanz oder zu<br />
einem nahen Facharzt empfohlen.
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />
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Meinung<br />
Flüchtlingspolitik<br />
ZITAT<br />
Wenn Menschlichkeit<br />
geteilt wird<br />
Markus Decker<br />
fordertdie Wiederaufnahme einer EU-<br />
Rettungsmission im Mittelmeer.<br />
Entwicklungshilfeminister Gerd Müller<br />
hat die Alternativen eines Flüchtlings<br />
in Libyensoeben in all ihrer Brutalität zusammengefasst.<br />
DieMenschen in den Lagerndes<br />
nordafrikanischen Landes könnten<br />
durch Gewalt oder Hunger sterben,<br />
auf dem Rückweg in derWüste verdursten<br />
oder im Mittelmeer ertrinken, sagte der<br />
CSU-Politiker. Deshalb müsse Europa<br />
handeln. Müller sagte das nicht vonungefähr.Denn<br />
Europa, genauer:die Europäische<br />
Union, handelt eben nicht. Das hat<br />
man in den vergangenen Tagen wieder sehen<br />
können. Stattdessen nähert sich ein<br />
privates Rettungsschiff nach dem anderenden<br />
Küsten Maltas oder Italiens.<br />
Bekanntlich ist die Flüchtlingspolitik<br />
seit Jahren das heißeste Eisen in der EU.<br />
Teilweise mit fragwürdigen Politikern besetzte<br />
Regierungen torpedieren solidarische<br />
Lösungen. Andere Staaten, allen<br />
voran Deutschland, nahmen innerhalb<br />
kürzester Zeit so viele Flüchtlinge auf, dass<br />
die politischen Flurschäden bis heute zu<br />
besichtigen sind. UndimFrühjahr hat die<br />
EU auf Druck Italiens die Seenotrettungsmission„Sophia“<br />
gestoppt.<br />
Die Probleme bestehen fort. Die aus<br />
Afrika nach Europa strebenden Flüchtlinge<br />
sitzen, wie von Müller beschrieben,<br />
entweder unter menschenunwürdigen<br />
Bedingungen in libyschen Lagernfest, ertrinken<br />
im Mittelmeer oder schaffen es<br />
auf Schiffe,die „See Watch 3“, „Alex“ oder<br />
„Alan Kurdi“ heißen. Die mutigen Menschen,<br />
die diese Schiffe steuern, konfrontieren<br />
die EU mit dem weiter existierenden<br />
moralischen Dilemma.<br />
„Seenotrettung ist<br />
im 21. Jahrhundert<br />
keine private,<br />
sondern eine<br />
staatliche Aufgabe.“<br />
Bundesinnenminister Horst Seehofer<br />
(CSU) bat am Wochenende um die Öffnung<br />
der Häfen und stellte in Aussicht, einen<br />
Teil der Flüchtlinge zu uns zu holen.<br />
Doch auch Seehofers Bemühen demonstriert<br />
letztlich bloß, dass die herrschenden<br />
Zustände unhaltbar sind. Seenotrettung<br />
ist im 21. Jahrhundert keine private,<br />
sondern eine staatliche Aufgabe. Nötig<br />
sind humanitäre Korridore nach Europa.<br />
Unabweisbar ist ferner die Wiederaufnahme<br />
einer EU-Rettungsmission, egal<br />
ob sie „Sophia“ oder anders heißt.<br />
Natürlich existiert die Gefahr eines<br />
Pull-Faktors. Je aussichtsreicher es für<br />
Flüchtlinge erscheint, sich auf die Boote<br />
zu setzen, desto eher werden manche bereit<br />
sein, es zu tun. Doch das spricht eher<br />
für deren Elend. Überdies hat die scheidende<br />
EU-Außenbeauftragte Federica<br />
Mogherini im Frühjahr darauf verwiesen,<br />
dass die Zahl der illegal in Europa ankommenden<br />
Migranten im Verlauf des „Sophia“-Einsatzes<br />
um mehr als 80 Prozent<br />
gesunken sei. So oder so ist es nicht akzeptabel,<br />
zu sagen:Weil es einen Pull-Faktor<br />
geben könnte,lassen wir die Humanität<br />
sausen. Man kann Grundwerte nicht<br />
einfach verrechnen. Dann sind sie keine.<br />
Hinderlich sind neben Italien fraglos die<br />
osteuropäischen Visegrad-Staaten, die<br />
eine Verteilung von Flüchtlingen selbst<br />
auf niedrigstem Niveau bisher torpediert<br />
haben. Eine EU-Seenotrettung wirdohne<br />
diese Verteilung auf Dauer nicht funktionieren.<br />
Es führt kein Weg daran vorbei,<br />
mit diesen Regierungen weiterhin das Gespräch<br />
zu suchen, bisweilen sanften<br />
Druck auszuüben und bis dahin auf die<br />
„Koalition der Willigen“ zu setzen.<br />
Der Mangel an Menschlichkeit nach<br />
außen jedenfalls –gegenüber Fremden,<br />
die wir im Zweifel einfach absaufen lassen–<br />
wirdsich auf Dauer gegen uns selbst<br />
richten, weil er uns nach innen verhärten<br />
wird. Grundwerte werden mehr und<br />
mehr erodieren. Eine geteilte Menschlichkeit<br />
ist keine.Das sollten alle wissen.<br />
Herrund Hund<br />
Eskonnte am Sonntagabend bei Konfettiregen,<br />
Kanonenschlägen und<br />
Feuerwerk fast ein bisschen untergehen,<br />
dass auch die deutschen<br />
Fußballerinnen bei derVerleihung der großen<br />
Preise der Frauen-WM 2019 nicht gänzlich<br />
leer ausgingen. Mitten im Stars-and-Stripes-<br />
Freudentaumel verkündete der Stadionsprecher<br />
in Lyon, dass Giulia Gwinn, gerade 20,<br />
aus Deutschland beste junge Spielerin geworden<br />
ist. Eine Weltmeisterin kam ja nicht infrage:<br />
Rose Lavelle als das frischeste Gesicht<br />
der USA ist schon 24. Giulia Gwinn, die jetzt<br />
vomSCFreiburgzum FC Bayern gewechselte<br />
Allrounderin, ist also nicht nur neuer Social-<br />
Media-Liebling, sondernauch offizielle Hoffnungsträgerin<br />
der DFB-Frauen.<br />
Auf ihrer letzten Pressekonferenz in Rennes<br />
sagte die Gewinnerin etwas, andas es<br />
sich aus aktuellem Anlass zu erinnernlohnt.<br />
„Wir stehen für ehrlichen Fußball. Wir stehenschnell<br />
auf, wir schauspielernnicht viel,<br />
wir diskutieren nicht lange.“ Sie antwortete<br />
ehrlich auf eine Frage zu den Unterschieden<br />
zum Männerfußball. Eine Aktivistin im<br />
Kampf um Gleichberechtigung ist die junge<br />
Frau vomBodensee eher nicht.<br />
Und gerade deshalb ergänzt ihr Beitrag<br />
vorzüglich die Forderungen einer Megan Rapinoe,<br />
die nicht damit zufrieden ist, wenn<br />
derWeltverband in den nächsten Jahren eine<br />
Milliarde Dollar in die Förderung des<br />
Frauen- und Mädchenfußballs investiert<br />
und eine Verdopplung des Preisgelds für die<br />
nächste Frauen-WM 2023 verspricht. Rapinoes<br />
radikale Forderungen nach gleicher Bezahlung<br />
vonMännernund Frauen sind –bezogen<br />
auf die Kräfteverhältnisse im US-amerikanischen<br />
Fußball –nachvollziehbar. Eine<br />
globale Transformation wäre aber töricht,<br />
weil dieses Verlangen die Gesetzeder Markt-<br />
Vor einer Woche behandelten wir die äußeren<br />
Umstände der Krise im Jüdischen<br />
Museum Berlin (JMB), heute geht es um die<br />
inneren Zustände. Dazu erfährt man wenig,<br />
und Staatsministerin Monika Grütters<br />
speiste die Öffentlichkeit mit diesem Satz ab:<br />
„Jetzt heißt es,den Blick nach vornezurichten.“<br />
Ja,wohin denn? Mirerscheint ein Blick<br />
zurück durchaus nützlich.<br />
Die seit 1997 von Gründungsdirektor Michael<br />
Blumenthal geprägte Expansionsära<br />
des Museums war ein Riesenerfolg: Glashof,<br />
Kammermusikfestspiele, Preisverleihungen,<br />
Gründung der Akademie und des Kindermuseums,Blumenthals<br />
unermüdliches Herbeischaffen<br />
vieler Millionen an Spenden und<br />
aus dem Bundeshaushalt.<br />
Diese Phase ist endgültig vorbei. Der2014<br />
berufene, wissenschaftlich hervorragende<br />
Professor Peter Schäfer erwies sich in der<br />
Funktion des Direktors einer großen Institution<br />
als Fehlbesetzung. Misstrauisch oder<br />
uninformiert vermied er Entscheidungen.<br />
Von Anfang an war er schwer erreichbar,<br />
häufig nicht im Haus, schrie gelegentlich<br />
herum, hielt sich an Nebensächlichkeiten<br />
auf, glänzte nicht durch Vorbild und Ideen.<br />
Diese Art der Leitung wirkte lähmend und<br />
zersetzend. Zudem verlieh der Stillstand<br />
dem geschäftsführenden Direktor Martin<br />
Michaelis, seines Zeichens Verwaltungsjurist,<br />
mehr Macht als ihm zusteht.<br />
Mehrheitlich wollte der Stiftungsrat all<br />
das nicht so genau wissen. Man pflegte den<br />
schönen Schein. Schließlich hatten die Mit-<br />
Frauenfußball-WM<br />
Dynamik<br />
im Spiel<br />
Frank Hellmann<br />
hofft, dass der Frauenfußball seine<br />
Bodenständigkeit nicht verliert.<br />
wirtschaft aushebelt. Erst die große und<br />
weltweite Nachfrage nach vielen Spielen im<br />
Männerfußball durch eine unersättliche<br />
Kundschaft, die für Pay-TV, Tickets, Trikots<br />
und neuerdings Wetten wahre Unsummen<br />
ausgibt, macht die Millionen-Exzesse in diesem<br />
Business möglich. Sollte der Frauenfußball<br />
diese Profitgier nachahmen, die jede<br />
Identifikation mit den Klubs unmöglich<br />
macht? Wohl kaum.<br />
Dennoch wirddem sportlichen Fortschritt<br />
auch eine wirtschaftliche Entwicklung folgen,<br />
wenn weltweit die Rekordzahl voninsgesamt<br />
mehr als einer Milliarde Fernsehzuschauern<br />
einschaltet. Die größte Aufmerksamkeit generierte<br />
das Achtelfinale Frankreich gegen<br />
Brasilien: 58,7 Millionen Zuschauer.Mehr als<br />
KOLUMNE<br />
Tohuwabohu<br />
im Jüdischen<br />
Museum Berlin II<br />
Götz Aly<br />
Historiker<br />
glieder dieses Aufsichtsorgans (darunter ich)<br />
Professor Schäfer berufen, nachdem ihn Michael<br />
Blumenthal und Monika Grütters mit<br />
enthusiastischen Worten vorgeschlagen hatten.<br />
Allerdings fiel bereits im vergangenen<br />
Herbst informell die Entscheidung, Schäfers<br />
Vertragnur noch um ein Jahr bis 2020 zu verlängern,<br />
und im Aprildieses Jahres –also vor<br />
dem großen Knall –war eine Findungskommission<br />
eingesetzt worden.<br />
BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />
35 Millionen waren es in der Heimat der<br />
neuen WM-Rekordtorschützin Marta, die<br />
kurzzeitig sogar Neymar in den Schatten<br />
stellte.Auch in Europa sprengte der Zuspruch<br />
die Erwartungen. In England schalteten in der<br />
Spitze 11,7 Millionen beim Halbfinale gegen<br />
die USA ein –noch mehr als einen Monat zuvor<br />
beim Champions-League-Triumph von<br />
Jürgen Klopp mit dem FC Liverpool.<br />
DieDynamik im Mutterland des Fußballs<br />
ist besonders erdrückend, weil Verband und<br />
Vereine für die Stärkung derFraueneinen (finanz-)kräftigen<br />
Doppelpass spielen. Und<br />
immer mehr renommierte Männer-Lizenzvereine<br />
in ganz Europa, der FC Barcelona, Juventus<br />
Turin und sogar Real Madrid, entdecken<br />
ihre Frauenmannschaften, um zwei<br />
Top-Produkte unter einem Dach anzubieten.<br />
Eine große Chance, denn beide Seiten<br />
können voneinander lernen. Die Frauen<br />
müssen nur darauf verweisen, dass ihr Spiel<br />
schneller und athletischer geworden ist –<br />
und sich damit automatisch dem der Männer<br />
annähert.<br />
Gleichzeitig müssen sie die Unterschiede<br />
herausstellen: auf die authentischen Akteurinnen<br />
verweisen, die nah an der Basis ist, weil<br />
sie sich bereits während der Karriere Gedankendarüber<br />
machen müssen, was später beruflich<br />
zu tun ist. Das Bodenständige sollte<br />
der Frauenfußball soschnell nicht aufgeben.<br />
An der Basis gibt es schon genug Probleme,<br />
Mädchen in Vereine und Zuschauer auf die<br />
Plätze zu locken.Warumeigentlich?<br />
Selbst bei einerWM verliefen Stadionbesuche<br />
in den größten Arenen wie bis zum großen<br />
Finale im Stade deLyon völlig stressfrei,<br />
weil keine volltrunkenen Idiotenrandalierten<br />
oder selbstgerechte Ultras mit Pyrotechnik<br />
hantierten. Das hat am Ende nur die Fifa für<br />
dieÜbergabe desWeltpokals getan.<br />
InWahrheit muss diese Kommission mindestens<br />
zwei Personen vorschlagen: nämlich<br />
den Direktor/die Direktorin und die Programmdirektorin/den<br />
Programmdirektor.<br />
Denn die vom Stiftungsrat 2016 berufene<br />
und seit Februar 2017 tätige höchst kommunikative,<br />
museumserfahrene, niederländisch-jüdische<br />
Programmdirektorin<br />
Léontine Meijer-van Mensch hat das Haus<br />
nach nur 19 Monaten fluchtartig verlassen –<br />
wegen unerträglicher innerer Verhältnisse,<br />
vielfältiger Intriganz und völlig unklaren Zuständigkeiten.<br />
Direktor Schäfer trägt dafür<br />
Verantwortung, allerdings nicht allein. (Mittlerweile<br />
ist noch die Leiterin der Akademie<br />
des JMB abhandengekommen.)<br />
Angesichts der offenkundig gewordenen<br />
Krise berief der Stiftungsrat den exzellenten<br />
Museumsmann Christoph Stölzl als „Vertrauensperson“<br />
für die Zeit des Übergangs.<br />
Eine externe Vertrauensperson braucht man<br />
dort, wo Misstrauen herrscht. Die140 Mitarbeiter<br />
und Mitarbeiterinnen des JMB müssen<br />
jetzt miteinander und mit Stölzl intensiv<br />
reden. Sie kennen die Probleme. Sie haben<br />
Ideen. Sie können die Krise produktiv wenden.<br />
Denn es geht nicht darum, zu einem<br />
„Normalzustand zurückzukehren“, wie Unwissende<br />
fordern, sonderndarum, nach den<br />
Jahren atemberaubender Expansion und anschließender<br />
Desorientierung eine gegenseitig<br />
anregende, gut gelaunte Arbeitsweise<br />
zu entwickeln, die auf das Publikum anziehend<br />
wirkt, in die Stadt und in die Welt ausstrahlt.<br />
Fortsetzung folgt.<br />
„Das Aufwachen ist Teil<br />
eines jeden Albtraums. So<br />
schützt sich unsere Psyche<br />
vor einer vorgestellten<br />
emotionalen Belastung.<br />
Aufwachen ist die ultimativeVermeidungsstrategie.“<br />
Michael Schredl, Traumforscher, imFAZ-Interview<br />
AUSLESE<br />
Das großeDunddie<br />
Bank, die schrumpft<br />
Die Deutsche Bank, Deutschlands<br />
größtes Geldhaus, hat den Abbau<br />
von weltweit rund 18 000 Vollzeitstellen<br />
angekündigt. Bis zum Ende des Jahres<br />
2022 soll die Zahl der Vollzeitstellen von<br />
knapp 91 500 auf etwa 74 000 sinken.<br />
Die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong> schaut kritsich<br />
auf die Umstrukturierungspläne des<br />
Konzernchefs Christian Sewing: „So brutal<br />
er vorgehen möchte, soriskant ist der<br />
Plan für diese Wende.Wenn er Erfolg hat,<br />
steht am Ende im besten Fall eine solide<br />
deutsche Bank –mit kleinem d–,die zwar<br />
Investmentbank bleibt, als Dienstleister<br />
für die europäische Wirtschaft aber zu ihrenWurzeln<br />
zurückkehrt.“<br />
Skeptisch sind auch die Badischen Neuesten<br />
Nachrichten: „Der gigantische Umbau<br />
kostet erst einmal viel Geld. Und die<br />
Mitarbeiter werden nicht zur Ruhe kommen,<br />
wenn bis 2022 ein Fünftel des Personals<br />
gestrichen wird. (...) Erst wenn Sewing<br />
einmal bewiesen haben wird, dass er die<br />
Bank sanieren konnte,wirdauch die Reputation<br />
des Instituts wieder besser sein.“<br />
„Der Weg zurück zur Bescheidenheit<br />
ist richtig“ schreibt die Rheinische Post.<br />
„Gegründet wurde die Bank, um deutsche<br />
Firmen ins Ausland zu begleiten und Privatkunden<br />
zu betreuen. Zu diesen Wurzeln<br />
will Sewing nun zurückkehren. Das<br />
Investmentbanking wirdgestutzt, das Casino<br />
der Bank wirdgeschlossen, die Hochrisikogeschäfte<br />
will man anderen überlassen.<br />
Wichtig wird, dass die Bank diesen<br />
Kurs auch durchhält.“ Bettina Cosack<br />
PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />
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Brandenburg täglich 274 000 Leser.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 – S eite 9 *<br />
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Berlin<br />
Hotel der Stadtmission<br />
quartiertdie AfD<br />
doch noch aus<br />
Seite 12<br />
Mehr Flugziele: Easyjet baut seine Kapazitäten in Tegel aus Seite 12<br />
Weniger Wasser: Brandenburg schränkt Entnahme aus Flüssen ein Seite 13<br />
Stadtbild<br />
Rätselhafter<br />
Pfeifton<br />
Ruth Herzberg<br />
zweifelte zeitweilig an ihrem<br />
Verstand und Gehör.<br />
Eswar wie ein Alptraum, aber es<br />
war kein Alptraum, denn sie war<br />
ja wach. Draußen war es schon beinahe<br />
hell. Wegen der Hitzestand das<br />
Schlafzimmerfenster offen und sie<br />
hörte ihn wieder.Den Pfeifton.<br />
Er schien aus allen Richtungen<br />
gleichzeitig zu kommen. Er war nicht<br />
sehr laut. Manchmal ging er im Rauschen<br />
des Baumes unter, auch ein<br />
vorbeifahrendes Auto konnte ihn<br />
übertönen. Der Mann neben ihr<br />
schlief tief. Er hatte ihr schon mal einenVogel<br />
gezeigt, als sie ihn fragte,ob<br />
er diesen Tonauch hören würde.<br />
Aber der Tonwar da. Er klang wie<br />
ein leichter Tinnitus,aber es war keiner.<br />
Denn wenn sie ins Badezimmer<br />
ging, dessen Fenster sich zur anderen<br />
Seite des Hauses öffneten, dann<br />
hörte sie den Tonnicht. Siehörte das<br />
Pfeifen nun schon seit einer Weile<br />
nachts, aber mittlerweile war es<br />
auch manchmal tagsüber zu vernehmen,<br />
also wenn sie darauf achtete.<br />
Aber sie wollte nicht darauf achten,<br />
jetzt wollte sie ja eigentlich einfach<br />
nur wieder einschlafen. Aber das<br />
Pfeifen störte sie.Sie hatte genug.<br />
Siewollte nicht zu den Menschen<br />
gehören, die permanent ein Geräusch<br />
hören, Menschen, die Mobilfunk,<br />
Radiostrahlung oder Geheimdienstwellen<br />
wahrnahmen. Sie<br />
musste der Sache also auf den Grund<br />
gehen. Sie schaltete den Laptop ein<br />
und googelte: „Pfeifton, Prenzlauer<br />
Berg“. Als sie das Suchergebnis sah,<br />
war sie beruhigt. DenPfeifton gab es<br />
wirklich, er war nicht nur in ihrem<br />
Kopf, sogar das bezirkliche Anzeigenblatt<br />
hatte darüber berichtet.<br />
„Woher kommt der rätselhafte<br />
Pfeifton?“ lautete die Überschrift. Im<br />
zugehörigen Artikel fand sie den Namen<br />
eines Mannes,der dem Phänomen<br />
auf den Grund gegangen war<br />
und dessen Ursache ermittelt hatte.<br />
Ein defektes Heizkesselventil in einem<br />
Haus in der Nachbarschaft. Der<br />
in Bayern lebende Hausbesitzer reagierte<br />
nicht auf Beschwerden. Sie<br />
googelte den Namen des Pfeifton-<br />
Detektivs, fand seine Kontaktdaten<br />
und schrieb ihm eine Mail. Siewollte<br />
den Tonnicht mehr hören müssen.<br />
Wenig später klingelte ihr Handy.<br />
Es war morgens halb sieben. Sietelefonierte<br />
lange mit dem Mann. Er erzählte<br />
ihr,wie er Haus für Haus in ihrer<br />
Straße abgegangen war, umdie<br />
Herkunft des Tones zu ermitteln.Wie<br />
ihn manche für verrückt erklärt hatten.<br />
Denn nicht jeder schien den Ton<br />
hören zu können. Er hatte resigniert.<br />
Aber jetzt hatte sie eine Aufgabe.<br />
Er hatte ihr die Nummer des bayerischen<br />
Hausbesitzers gegeben. Am<br />
Vormittag erreichte sie ihn nicht,<br />
hinterließ aber eine Nachricht. Dann<br />
ging sie zu seinem Haus. Klar und<br />
deutlich schallte das Pfeifen aus dem<br />
Keller. Sie sprach die Inhaber des<br />
Computerladens im Erdgeschoss<br />
des Hauses darauf an. Aber auch sie<br />
konnten oder wollten den Tonnicht<br />
hören. Irritiert machte sie sich auf<br />
den Heimweg. Wenn sie glücklich<br />
bleiben wollte, würde sie den Ton<br />
wohl ab jetzt ignorieren müssen.<br />
Aber wie sollte sie das schaffen? Sie<br />
bemerkte es erst später. Was immer<br />
es auch war. Ihr Anruf, ihre Nachricht,<br />
ihr Gespräch im Computerladen:<br />
Vondiesem Vormittag an hörte<br />
sie das Pfeifen nie wieder.<br />
Wie hoch darf die Miete sein? Wersich unsicher ist, sollte seinen Vertrag überprüfen lassen.<br />
Deutsche Wohnen unterliegt erneut<br />
Gericht sieht in Zusatz-Vereinbarung zum Mietvertrag einen klaren Verstoß gegen Mietpreisbremse<br />
VonUlrich Paul<br />
Die Internetplattform wenigermiete.de<br />
hat vor<br />
dem <strong>Berliner</strong> Landgericht<br />
gegen die Deutsche<br />
Wohnen ein Urteil erstritten, das für<br />
den größten privatenVermieter in der<br />
Stadt zu einem Problem werden<br />
könnte. Die vorliegende Entscheidung<br />
betrifft zwar zunächst nur einen<br />
Einzelfall, doch das Internetportal<br />
spricht bereits von einem Musterurteil.<br />
„Wir betreuen mehrere Mieter<br />
gleichzeitig, bei denen dieser Trick<br />
versucht wurde“, sagt Daniel Halmer,<br />
Rechtsanwalt und Gründer vonwenigermiete.de.<br />
„Wir glauben, dass die<br />
Deutsche Wohnen hier möglicherweise<br />
mit System vorgeht und eine<br />
Abzocker-Masche daraus machen<br />
will.“<br />
In dem vorliegenden Fall geht es<br />
um eine 84,5 Quadratmeter große<br />
Wohnung in Friedrichshain. Dervorgelegte<br />
Mietvertrag sah zunächst nur<br />
eine monatliche Kaltmiete von573,29<br />
Euro vor. Neben diesem Kontrakt unterzeichneten<br />
die Mieter aber noch<br />
eine zweite Urkunde, die als „Nachtrag<br />
zum Mietvertrag“ bezeichnet<br />
wurde. Darin wurden Baumaßnahmen<br />
wie die Verlegung von Mosaikparkett<br />
und vonKüchenbodenfliesen<br />
sowie die Installation eines Handtuchheizkörpers<br />
vereinbart. Durch<br />
den Nachtrag, der wenige Wochen<br />
nach der Anmietung der Wohnung<br />
greifen sollte, erhöhte sich die Miete<br />
auf 716,93 Euro.<br />
Zuviel verlangt<br />
Zuviel, wie die Richter befanden. Zulässig<br />
wäre imvorliegenden Fall wegen<br />
der Mietpreisbremse nur ein Betrag<br />
in Höhe von 507,62 Euro –was<br />
sogar noch weniger ist, als die Deutsche-Wohnen-Tochter<br />
GSW im eigentlichen<br />
Mietvertrag ohne den<br />
Nachtrag haben wollte.<br />
Die Mietpreisbremse sieht vor,<br />
dass die ortsübliche Miete beim Abschluss<br />
eines neuen Mietvertrages<br />
nur um maximal zehn Prozent überschritten<br />
werden darf. DieGSW hatte<br />
in dem Verfahren argumentiert, dass<br />
kein Fall einer unzulässig hohen<br />
Miete vorliege. Vielmehr handele es<br />
sich um eine freie Vereinbarung über<br />
eine Anhebung der bisher geltenden<br />
Miete nach Unterzeichnung des<br />
Mietvertrages.<br />
Die Richter ließen das aber nicht<br />
gelten. Sieverwiesen darauf, dass der<br />
vermeintliche Nachtrag zugleich mit<br />
dem eigentlichen Mietvertrag unterzeichnet<br />
worden sei. Dabei habe allein<br />
der „Nachtrag“ jene Miethöhe<br />
enthalten, die vorher in einem<br />
Exposé zur Wohnung veröffentlicht<br />
worden sei. Im Exposé habe zwar gestanden,<br />
dass die „nach Absprache<br />
möglichen“ Ausstattungsverbesserungen<br />
im Mietpreis bereits berücksichtigt<br />
worden seien. Mit keinem<br />
Wort sei aber die Möglichkeit angeklungen,<br />
dass die Mieter bei einem<br />
Verzicht die Wohnung zu einer geringeren<br />
Miete hätten anmieten können.<br />
Eine entsprechende Absicht<br />
habe auf Seiten des Vermieters „offensichtlich<br />
nie bestanden“, stellen<br />
die Richter fest. So sei am Tagdes<br />
Mietvertragsabschlusses genau die<br />
Miete vereinbart worden, die zuvor<br />
angestrebt worden sei. Dies in einem<br />
„Nachtrag“ zu verstecken, könne nur<br />
als „untauglicher Versuch“ verstanden<br />
werden, die Mietpreisbremse zu<br />
umgehen. Dieser Eindruck werdegestützt<br />
durch die,sodas Gericht, „vermeintlich<br />
geschickte“ Vertragsgestaltung,<br />
nach der die hohe Miete von<br />
716,93 Euro erst ab dem 1.Mai 2017<br />
gezahlt werden sollte, während das<br />
Mietverhältnis schon am 31. März<br />
2017 begonnen habe.<br />
Beider Unterzeichnung des Nachtrags<br />
habe aber weder das Mietverhältnis<br />
schon begonnen noch sei die<br />
Wohnung den Mietern überlassen<br />
worden. Für die Mieter habe am Tag<br />
der Vertragsunterzeichnung die „latente<br />
Drucksituation“ bestanden, bei<br />
Widerstand nicht zum Zuge zu kommen.<br />
Als maßgebliche Miete zu Beginn<br />
des Mietverhältnisses sei der Betrag<br />
in Höhe von716,93 Euro anzusehen.<br />
Dies stelle eine „unzulässige<br />
Überhöhung“ der Miete um 209,31<br />
Euro dar.<br />
„Viele Mieter denken, wenn sie einen<br />
Vertrag von einem großen, bör-<br />
„Viele Mieter denken, wenn sie einen Vertrag<br />
von einem großen, börsennotierten Unternehmen<br />
vorgelegt bekommen, dann muss der<br />
Hand und Fuß haben. So ist es aber nicht.“<br />
Daniel Halmer, Rechtsanwalt und Gründer des Start-ups LexFox,<br />
das die Mieterplattform wenigermiete.de betreibt<br />
DPA/WOLFGANG KUMM; WENIGERMIETE.DE<br />
sennotierten Unternehmen vorgelegt<br />
bekommen, dann muss der Hand<br />
und Fußhaben“, sagt Daniel Halmer.<br />
„So ist es aber nicht. Wir sehen, dass<br />
auch sehr große Unternehmen, die<br />
unter öffentlicher Beobachtung stehen,<br />
ständig neue Versuche unternehmen,<br />
das Mietrechtzuumgehen,<br />
und die Rendite für ihre Anleger auf<br />
Kosten von Mietern weiter zu erhöhen“,<br />
so Halmer.Immer wieder seien<br />
Mieter so verzweifelt, dass sie auf<br />
Wohnungssuche „alles unterschreiben,<br />
was ihnen unter die Nase gehalten“<br />
werde. Das Urteil imvorliegenden<br />
Fall stammt vom August 2018.<br />
Dass erst jetzt darüber informiert<br />
wurde, begründet wenigermiete.de<br />
damit, dass erst jetzt die Kostenfestsetzung<br />
eingetroffen sei.<br />
Die Deutsche Wohnen ist mit<br />
mehr als 100 000 Wohnungen in Berlin<br />
der größte privateVermieter in der<br />
Stadt. Unternehmenssprecherin Manuela<br />
Damianakis verteidigt die zusätzlichen<br />
Vereinbarungen. Das<br />
Landgericht habe nicht die Regelung<br />
aus dem Bürgerlichem Gesetzbuch<br />
(BGB) in Frage gestellt, die solche zusätzlichenVereinbarungen<br />
erlaubt.<br />
Freiwilligkeitbetont<br />
Im Rahmen derNeuvermietung würden<br />
bei der Deutsche Wohnen „alle<br />
Wohnungen in einen technisch einwandfreien<br />
vermietungsfähigen Zustand<br />
versetzt“, so Damianakis. „Bei<br />
der Besichtigung werden wir immer<br />
wieder auf denWunsch nach zusätzlicher<br />
Ausstattung, wie zum Beispiel<br />
Einbauküchen angesprochen.“ Daher<br />
habe man sich entschlossen, „in<br />
vereinzelten Quartieren diesem<br />
Wunsch nach Abschluss des Mietvertrages<br />
auf freiwilliger Basis nachzukommen“,<br />
so Damianakis. „Wenn<br />
Neumieterdies wünschen, haben sie<br />
die Möglichkeit, im Rahmen einer Bemusterung<br />
gemäß ihrer individuellen<br />
Wünsche ihr neues Zuhause mit zu<br />
gestalten.“ Über diese zusätzlichen<br />
Ausstattungsmerkmale werde eine<br />
Modernisierungsvereinbarung getroffen,<br />
die zu einer zusätzlichen<br />
Miete führe. Eine solche Vereinbarung<br />
sei freiwillig. Sie werde auch<br />
Mietern mit bestehenden Verträgen<br />
angeboten.<br />
Kontrolle kann sich lohnen, wie<br />
der vorliegende Fall zeigt. Halmer rät:<br />
„Spätestens nach dem Einzug in die<br />
neue, oft überteuerte Wohnung,<br />
lohnt es sich, noch einmal nachzuprüfen:<br />
Ist esüberhaupt legal, was<br />
man da unterschrieben hat?“<br />
Ulrich Paul<br />
erlebt viel Kreativität bei der<br />
Mietengestaltung in Berlin<br />
NACHRICHTEN<br />
Häftlinge legen zahlreiche<br />
Brände in Gefängnissen<br />
In der Zeit vonJanuar 2015 bis Mai<br />
2019 ist es zu 54 Bränden in <strong>Berliner</strong><br />
Gefängniszellen und einigen anderenzuJustizvollzugsanstalten<br />
gehörenden<br />
Räumen gekommen. Das<br />
geht aus Antworten des Senats auf<br />
zwei Anfragen der AfD hervor. Meist<br />
handelte es sich um Brandstiftung<br />
durch die Häftlinge.Ineinigen Fällen<br />
lösten aber auch defekte Tauchsieder<br />
und vergessene brennende<br />
Kerzen das Feueraus.Den Brand mit<br />
dem höchsten Schaden, rund<br />
115 000 Euro,legte ein Gefangener<br />
am 3. Februar 2018 in Tegel. Der<br />
Mann hatte sich in seiner Zelle verbarrikadiertund<br />
dortein Feuerentfacht.<br />
DasLöschwasser der Feuerwehr<br />
beschädigte auch die darunter<br />
liegenden Stockwerke. (dpa)<br />
Trauerfeier für Hans Wall<br />
in der Parochialkirche<br />
DieTrauerfeier für den Anfang Juli<br />
verstorbenen Unternehmer und Mäzenfindet<br />
am 27. Juli in der Parochialkirche<br />
in Mitte statt. Darauf hat der<br />
Verein Denk mal hingewiesen, den<br />
Hans Wall seit seiner Gründung 2003<br />
unterstützt hat. Wall hat sich unter<br />
anderem für den Wiederaufbau des<br />
Turmsder Parochialkircheinder<br />
Klosterstraße eingesetzt. (BLZ)<br />
Amt lässt Badegewässer<br />
auf Quallen prüfen<br />
Nach Berichten über Quallen in der<br />
HavelinBerlin-Spandau lässt das<br />
Landesamt für Gesundheit und Soziales<br />
(Lageso) das Wasser verstärkt<br />
auch auf die Tiereuntersuchen. „Die<br />
Mitarbeiter des Landeslabores werden<br />
bei den Probeentnahmen auch<br />
nach Quallen suchen“, sagte Lageso-<br />
Sprecherin Silvia Kostne.Das Landeslabor<br />
testet die Qualität der<br />
Badegewässer in der Badesaison regelmäßig.<br />
DieB.Z. hatte am Wochenende<br />
über Quallen in der Bucht<br />
„Bürgerablage“ an der Oberhavel in<br />
Spandau berichtet. (dpa)<br />
Schwangerschaftstest bei<br />
Pandaweibchen Meng Meng<br />
DiePandadame Meng Meng ist erstmals<br />
per Ultraschall auf eine mögliche<br />
Trächtigkeit untersucht worden.<br />
DieBilder hätten aber kein eindeutiges<br />
Ergebnis geliefert, sagte Zoo-<br />
Sprecher Maximilian Jäger.Auch die<br />
tägliche Messung des Schwangerschaftshormons<br />
Progesteron im<br />
Urin habe noch keine eindeutige Information<br />
geliefert. DerUltraschalltest<br />
habe bereits am Freitag stattgefunden.<br />
Weil die Pandas im <strong>Berliner</strong><br />
Zoonoch jung und unerfahren in<br />
Liebesdingen sind, haben Experten<br />
Anfang Aprilnachgeholfen: Meng<br />
Meng wurde künstlich besamt. (dpa)<br />
Sollte Meng Meng trächtig sein, könnte<br />
es noch dieses Jahr Nachwuchs geben. DPA
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />
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Berlin<br />
Friedrichstraße<br />
wird an einigen<br />
Tagen autofrei<br />
Bezirk Mitte hat konkrete<br />
Pläne für Anfang September<br />
VonStefan Kruse<br />
Ein Teil der Friedrichstraße wird<br />
voraussichtlich im September<br />
und im Dezember für einige Tage<br />
autofrei. Entsprechende konkrete<br />
Pläne des Bezirks Mitte,der Senatsverkehrsverwaltung<br />
und von Anrainern<br />
bestätigte Bezirksbürgermeister<br />
Stephan von Dassel am<br />
Montag.<br />
Wie der Grünen-Politiker dem<br />
RBB sagte, soll die Einkaufsmeile<br />
zunächst vom 6.bis 8. September<br />
zwischen Unter den Linden und<br />
Leipziger Straße für Autos gesperrt<br />
werden –auch wenn der zunächst<br />
an diesem Wochenende berlinweit<br />
geplante verkaufsoffene Sonntag<br />
gerichtlich untersagt wurde.<br />
Angedacht ist das zudem in der<br />
Vorweihnachtszeit rund um den<br />
zweiten Advent, dann womöglich<br />
sogar länger als drei Tage. Andem<br />
Wochenende sollen nach bisherigen<br />
Plänen des Senats auch am<br />
Sonntag Geschäfte öffnen dürfen.<br />
In beiden Testläufen sollen Erfahrungen<br />
gesammelt werden für<br />
mögliche weitergehende Lösungen<br />
in den kommenden Jahren.<br />
Für die Aktion im September ist<br />
nach Angaben von Dassels ein<br />
Rahmenprogramm in Vorbereitung.<br />
„Eine Idee ist, jungen <strong>Berliner</strong><br />
Modedesignern die Möglichkeit zu<br />
geben, ihre Kreationen zu präsentieren“,<br />
sagte der Bürgermeister<br />
der Deutschen Presse-Agentur. Als<br />
Termin komme Samstag, der 7.<br />
September,inFrage.<br />
Von Dassel geht davon aus, dass<br />
es am darauffolgenden Sonntag für<br />
Fußgänger, Rad- oder Tretrollerfahrer<br />
auch ohne geöffnete Läden attraktiv<br />
ist, eine Straße ohne Autolärm,<br />
Abgase und Stau zu erleben<br />
und zu nutzen. Auch ohne Einkaufsmöglichkeit<br />
werde das Erlebnis einer<br />
autofreien Stadt möglich sein.<br />
Ein Südsee-Boot für das Humboldt-Forum<br />
Im <strong>Berliner</strong> Humboldt-Forum soll in Zukunft auch ein nachgebautes<br />
Segelboot aus Fidschi stehen. Spediteure lieferten die Einzelteile am<br />
Montag zunächst nach Dahlem, wo bisher die Ethnologische Sammlung<br />
untergebracht ist. „Dort wird das Holz noch einmal konservatorisch<br />
behandelt“, sagte ein Sprecher der Staatlichen Museen. Später<br />
wirddas Boot im Humboldt-Forum zusammengesetzt. DasKulturzentrum<br />
im wiederaufgebauten <strong>Berliner</strong> Schloss auf der Spreeinsel soll in<br />
Etappen ab September 2020 öffnen. Dortwerden unter anderem mehr<br />
Auf die billige Tour<br />
DPA/BRITTA PEDERSEN<br />
als 20 000 Kunstwerke und Gegenstände aus Asien und Afrika, Amerika<br />
und Ozeanien gezeigt. Das etwa elf Meter lange Doppelrumpfboot sei<br />
auf den Inseln Viti Levu und Ogea Levu für das Museum nachgebaut<br />
worden, erklärte der Sprecher.Vorbild sei ein Boot von1913. Kinder sollen<br />
das Schiff kletternd erkunden können. DasBoot –eine sogenannte<br />
Drua –wird eines von insgesamt sechs Südseebooten im Humboldt-<br />
Forumsein. Einige der Südseeschiffe kamen durch Aktionen deutscher<br />
Kolonialisten nach Berlin. (dpa)<br />
Michael Müller will den Preis für die Umwelt-Jahreskarte mehr als halbieren –und löst eine Debatte aus<br />
<strong>Berliner</strong> sollen<br />
künftig mehr<br />
mitreden<br />
Stadtentwicklung: Senat will<br />
Bürger stärker einbinden<br />
Die Menschen in Berlin sollen bei<br />
der Planung neuer Wohnungsbau-,<br />
Verkehrs- und Stadtentwicklungsprojekte<br />
mehr und früher mitreden<br />
dürfen. Auf diese Weise sollen<br />
die Akzeptanz der Vorhaben erhöht<br />
und Konflikte etwa mit Anwohnern<br />
frühzeitig ausgeräumt werden. Den<br />
Rahmen dafür bilden neue Spielregeln<br />
für die Partizipation, die Stadtentwicklungssenatorin<br />
Katrin Lompscher<br />
(Linke) am Montag vorstellte.<br />
Demnach soll die Verwaltung bei<br />
Vorhaben des Landes –etwa einer<br />
neuen Tramlinie, einem neuen<br />
Wohnhaus oder der Umgestaltung<br />
eines Platzes im Kiez –früher über<br />
die Ziele informieren. Sie soll auch<br />
klar und verbindlich definieren, bis<br />
wann Bürger an den Planungen mitwirken<br />
und was sie konkret mitbestimmen<br />
können.<br />
Vorgesehen sind zudem eine zentrale<br />
Anlaufstelle für ganz Berlin sowie<br />
regionale Stellen in den Bezirken,<br />
in denen Bürger, die mitreden<br />
wollen, unterschiedlichste Hilfestellung<br />
bekommen können. Sie sollen<br />
auch die Möglichkeit haben, selbst<br />
ein Beteiligungsverfahren bei Vorhaben<br />
anzuregen, bei denen das zunächst<br />
nicht vorgesehen ist. Eine Regel<br />
besagt, dass die Menschen in jedem<br />
Fall Rückmeldungen erhalten,<br />
was aus ihren Vorschlägen geworden<br />
ist. Die Haushaltsmittel für Partizipation<br />
werden aufgestockt.<br />
Setzt auf Bürgernähe: Stadtentwicklungssenatorin<br />
Katrin Lompscher<br />
DPA<br />
Im Dezember wardie Friedrichstraße<br />
schon mal zwei Stunden autofrei. B. FRIEDEL<br />
Befürworter, zu denen neben<br />
von Dassel mehrere Initiativen sowie<br />
andere Kommunal- und Landespolitiker<br />
gehören, verbinden<br />
mit dem Projekt Friedrichstraße<br />
zwei Ziele: Zum einen – und das<br />
steht im Vordergrund –könnte es<br />
ein Schritt in Richtung autofreie<br />
Stadt und sauberereLuft sein. Ähnliche<br />
Ziele verfolgt auch der Bezirk<br />
Friedrichshain-Kreuzberg mit dem<br />
Modellprojekt einer Begegnungszone<br />
in der Bergmannstraße.<br />
Zum anderen gibt es bei einigen<br />
die Hoffnung, den Handel in der<br />
kriselnden Einkaufsmeile anzukurbeln,<br />
in der Luxusboutiquen<br />
ebenso zum Bild gehören wie leerstehende<br />
Läden. Hier sind aber<br />
nicht zuletzt die Händler selbst<br />
skeptisch.<br />
Die Aktion in diesem Jahr<br />
könnte erst der Anfang sein: Wie<br />
von Dassel weiter ankündigte,<br />
steht voraussichtlich im Mai kommenden<br />
Jahres ein sogenannter<br />
Verkehrsversuch an. Dabei soll genauer<br />
und „gerichtsfest“ erhoben<br />
werden, was eine längere Sperrung<br />
der Friedrichstraße im Hinblick auf<br />
Verkehrsströme und Unfallhäufigkeit<br />
bringen würde. „Und dann<br />
muss man, glaube ich, nächsten<br />
Sommer überlegen, was man langfristig<br />
tut“, sagte von Dassel dem<br />
RBB. (dpa)<br />
Die Idee des Regierenden<br />
Bürgermeisters Michael<br />
Müller (SPD), eine Jahreskarte<br />
für Busse,Trams<br />
und U-Bahnen für 365 Euro im Jahr<br />
anzubieten, stößt bei den Grünen<br />
auf Skepsis, bei der Opposition auf<br />
Kritik.<br />
Müller hatte bei einer Diskussionsrunde<br />
der Neuen Zürcher <strong>Zeitung</strong><br />
in der Schweiz angekündigt:<br />
„Ich will Schritt für Schritt auch das<br />
Ziel verfolgen, ein Jahresticket für<br />
den öffentlichen Personennahverkehr<br />
für 365 Euro anbieten zu können.“<br />
Vorbild sei die Stadt Wien,<br />
sagte Müller in der Gesprächsrunde<br />
mit seinen Amtskollegen aus Wien<br />
und Zürich.<br />
„Der Vorschlag kommt überraschend“,<br />
sagte Harald Moritz, verkehrspolitischer<br />
Sprecher der Grünen,<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Bisher sei<br />
über das 365-Euro-Ticket nicht konkret<br />
gesprochen worden. „Ich werte<br />
das als erstenVorschlag der SPD,darüber<br />
zu beraten.“ Vorallem mit Blick<br />
auf die Kosten ist Moritz skeptisch:<br />
DasTicket koste dann nur noch halb<br />
so viel wie zurzeit, die BVG aber<br />
brauche das Geld. „Die Differenz<br />
muss irgendwie reinkommen –erstmal<br />
müsste sie dann also aus dem<br />
Steuertopf gezahlt werden“, so Moritz.<br />
Er gehe allerdings davon aus,<br />
dass die Gelder für Müllers Vorstoß<br />
noch nicht im Haushaltsentwurf<br />
eingeplant seien, der in der nächsten<br />
Woche vorgelegt werden soll.<br />
Die Grünen und Linken, Koalitionspartner<br />
der SPD, haben außerdem<br />
andere Pläne für den Öffentlichen<br />
Nahverkehr, die einander gleichen:<br />
Beide wollen eine monatliche<br />
Summe von allen <strong>Berliner</strong>n kassieren,<br />
die dann ohne Ticket BVG fahren<br />
dürfen. Die Grünen nennen ihr<br />
Modell „Solidarische Umlage Finanzierung“<br />
und wollen das ticketfreie<br />
Für einen Euro am Tagdurch die Stadt: 365 Euro soll die Jahreskarte kosten. IMAGO IMAGES<br />
Berlin: Die Umweltkarte des<br />
Verkehrsverbunds Berlin-<br />
Brandenburg für das <strong>Berliner</strong><br />
Stadtgebiet kostet bislang<br />
761 Euro im Jahr.Von August<br />
an bekommen Azubis die<br />
Jahreskarte für 365 Euro.<br />
Fahren zeitlich begrenzen –zuStoßzeiten<br />
von7bis 10 Uhrmorgens zum<br />
Beispiel soll es nicht möglich sein.<br />
DieLinken nennen ihr Modell „Öffi-<br />
Flatrate“ und verzichten auf zeitliche<br />
Begrenzungen.<br />
Alle Möglichkeiten werden zurzeit<br />
von der Senatsverkehrsverwaltung<br />
in einer Studie geprüft und berechnet<br />
– die Ergebnisse werden<br />
nach Auskunft der Verwaltung allerdings<br />
noch einige Zeit auf sich wartenlassen.<br />
DieCDU bewertet MüllersVorhaben<br />
als „interessant“, aber unrealis-<br />
STÄDTE-VERGLEICH<br />
Wien: In der österreichischen<br />
Hauptstadt ist die<br />
Jahreskarte seit dem Jahr<br />
2012 für 365 Euro zu haben.<br />
Vorder Tarifänderung kostete<br />
die Jahreskarte in Wien<br />
449 Euro.<br />
Bonn: In der einstigen Bundeshauptstadt<br />
und in Reutlingen<br />
laufen aktuell Testphasen<br />
mit 365-Euro-Karten.<br />
Finanziertwird das<br />
Ganze mit Hilfe vonBundeszuschüssen.<br />
tisch: „Anders als in Österreichs<br />
Hauptstadt ist unser Nahverkehr leider<br />
unterfinanziert“, teilte die Partei<br />
mit. Es fehlten Fahrzeuge, die Takte<br />
seien auf einigen U-Bahn-Linien<br />
deswegen zuletzt verlängertworden.<br />
„Hier müssen klar die Prioritäten liegen.<br />
Müller müsse klar machen, wie<br />
er seinen Vorschlag finanzieren<br />
wolle. Solange im neuen Doppelhaushalt<br />
keine zusätzlichen Gelder<br />
eingeplant seien, „muss sich Berlins<br />
Regierender Bürgermeister fragen<br />
lassen, wie er die Übernahme des<br />
Wiener Modells finanzieren oder ob<br />
er doch nur Sommertheater spielen<br />
will“, sagte Oliver Friederici, verkehrspolitischer<br />
Sprecher der CDU-<br />
Fraktion.<br />
DieFDP betonte,dass der rot-rotgrüne<br />
Senat erst einmal ein stimmiges<br />
Gesamtkonzept für den ÖPNV<br />
vorlegen solle. Entscheidend seien<br />
außerdem nicht allein die Preise –<br />
sondern auch Sicherheit, Sauberkeit<br />
und ein gutes Angebot.<br />
Die BVG ist der Idee gegenüber<br />
aufgeschlossen, verweist aber auf<br />
begrenzte Ressourcen: „Jede Idee ist<br />
gut, die dazu führt, dass mehr Menschen<br />
den ÖPNV nutzen“, sagte eine<br />
BVG-Sprecherin. Notwendig seien<br />
dann aber auch mehr Personal und<br />
Fahrzeuge. „Das ist eine sehr große<br />
Investition.“<br />
Wien hatte 2012 für Busse und<br />
Bahnen eine Jahreskarte für 365 Euro<br />
eingeführt, jeder zweite Wiener habe<br />
sie im Portemonnaie,bilanzierte das<br />
Beratungsunternehmen Civity in einer<br />
Studie,auf die die BVGamMontag<br />
hinwies. Allerdings sei die Zahl<br />
der Fahrgäste seither nicht stärker<br />
gestiegen als die der Einwohner, es<br />
werde auch nicht weniger Auto gefahren.<br />
In Wien war auch der Rabatt nicht<br />
so stark wie er in Berlin wäre: Vor<br />
2012 kostete die Jahreskarte in der<br />
österreichischen Hauptstadt 449<br />
Euro.Zugleich wurden ab 2012 Gelegenheitsfahrten<br />
deutlich teurer, erläutert<br />
die Studie. Der ÖPNV war<br />
schon vorher gewachsen, während<br />
die Parkgebühren stiegen.<br />
In Deutschland testen derzeit<br />
Bonn und Reutlingen mit Hilfe von<br />
Bundesförderung 365-Euro-Karten.<br />
Diese sollen mehr Menschen dazu<br />
bringen, das Auto stehen zu lassen<br />
und stattdessen Bus und Bahn zu<br />
fahren. Die SPD macht sich wie die<br />
Grünen auch auf Bundesebene dafür<br />
stark. (ann./dpa)<br />
Lompscher sprach von einem<br />
„neuen Kapitel der Bürgerbeteiligung“<br />
in Berlin. Sie zeigte sich überzeugt,<br />
dass mit den neuen Leitlinien<br />
„ein wichtiger Schritt hin zu mehr<br />
Partizipation und damit zu mehr Demokratie<br />
gelingen“ könne.<br />
Erarbeit hat die Spielregeln ein<br />
Gremium aus Fachleuten und interessierten<br />
<strong>Berliner</strong>n. Die Grünen-Abgeordnete<br />
Susanna Kahlefeld verwies<br />
als eine der Beteiligten auf einen<br />
zentralen Punkt: „Viel Konfliktpotenzial<br />
fällt schon mal weg, wenn<br />
die Leute wissen, was los ist, wenn<br />
sie wissen, warum die Bagger rollen<br />
sollen.“ Daher sei es wichtig, sie früher<br />
einzubinden.<br />
Lompscher zufolge entsteht nunmehr<br />
ein Umsetzungskonzept für<br />
die neuen Regeln, die so schnell wie<br />
möglich greifen sollen. Parallel dazu<br />
werden etwa die Anlaufstellen aufgebaut.<br />
Die Regeln sollen zunächst allein<br />
für Projekte des Landes gelten.<br />
Die Bezirke können sich andocken<br />
oder auf dieser Basis eigene Regeln<br />
aufstellen. Lompscher ermutigte<br />
auch private Investoren, das Thema<br />
Partizipation ernst zu nehmen und<br />
sich hier an den Landesregeln zu orientieren.<br />
Bürgerbeteiligung ist in Berlin<br />
zum Beispiel beim Thema Wohnen<br />
ein zweischneidiges Schwert: Einerseits<br />
wird häufig gefordert, angesichts<br />
des Mangels an bezahlbarem<br />
Wohnraum mehr Wohnungen zu<br />
bauen, auch im Rahmen sogenannter<br />
Nachverdichtung im Bestand.<br />
Andererseits rufen solche Vorhaben<br />
teils heftigen Widerstand von<br />
Anwohnern und lokalen Initiativen<br />
hervor, die – mitunter in fortgeschrittenen<br />
Planungsstadien –<br />
mehr Bürgerbeteiligung einfordern.<br />
Dies kann auch Verzögerungen bei<br />
wichtigen Vorhaben zur Folge haben.<br />
(dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 11 *<br />
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Berlin<br />
Easyjet stockt Angebot in Tegel weiter auf<br />
Die Zahl der Passagiere auf dem innerstädtischen Flughafen ist um 28 Prozent gestiegen. Ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht –von „Flugscham“ keine Spur<br />
VonPeter Neumann<br />
Geht da noch was? Da geht<br />
noch was! Obwohl Tegel<br />
seit Jahren als überlastet<br />
gilt, nimmt der Verkehr<br />
weiter zu. In diesem Jahr lag die Zahl<br />
der Passagiere zwischen Januar und<br />
Mai um28,2 Prozent höher als im<br />
selben Zeitraum des Vorjahres, bei<br />
den Starts und Landungen betrug<br />
das Plus 17,8 Prozent –damit hat TXL<br />
seinen Rang als der Flughafen mit<br />
dem stärksten Wachstum gefestigt.<br />
Jetzt hat die britische Gesellschaft<br />
Easyjet angekündigt, dass sie ihr Angebot<br />
in Tegel weiter ausbaut. „Wir<br />
nehmen weitere Ziele in den Flugplan<br />
auf“, kündigte Stephan Erler,<br />
Deutschland-Chef von Easyjet, am<br />
Montag an. Die Zahl der Easyjet-<br />
Flugziele ab Berlin steigt auf 95.<br />
Typisch Tegel! Große Teile des<br />
wichtigsten Flughafens im östlichen<br />
Deutschland wirken wie eine provisorische<br />
Budenstadt, und das Easyjet-Quartier<br />
im Schatten des Towers<br />
ist keine Ausnahme.Esist ein Leichtbau,<br />
der schon etwas mitgenommen<br />
wirkt. Doch er diente bereits jahrelang<br />
Air Berlin, bevor die Airline in<br />
die Insolvenz ging und im Herbst<br />
2017 den Betrieb einstellen musste.<br />
„Refuelling in Progress“ steht an<br />
einer Tür –was wohl heißen soll: Bin<br />
gerade in der Mittagspause. Imgroßen<br />
Crewraum im Erdgeschoss treffen<br />
sich die Besatzungen bei Kaffee<br />
und Wasser zum Briefing. Auf den<br />
Stehtischen zeigen Schilder wie<br />
„OSL“ für Oslo die Flugziele an, was<br />
das Zusammenfinden erleichtert.<br />
Schließlich beschäftigt Easyjet in<br />
Berlin rund 1500 Menschen (alle mit<br />
deutschen Arbeitsverträgen), da<br />
kann nicht jeder jeden kennen.<br />
Die Bahn ist keine Konkurrenz<br />
Während des Winterflugplans, der<br />
ab Oktober gibt, kommen im Crewraum<br />
fünf weitere IATA-Codes dazu,<br />
zum Beispiel BRU für Brüssel, NTE<br />
für Nantes und OSD für Åre Östersund<br />
in Schweden. Auch Funchal auf<br />
Madeira sowie Marsa Alam in Ägypten<br />
werden dann vonTegel aus angesteuert,<br />
während der Schönefelder<br />
Flugplan von Easyjet um Marrakesch<br />
in Marokko erweitertwird.<br />
Erler sitzt im ersten Obergeschoss<br />
des Easyjet-Quartiers. Er wurde in<br />
Gera geboren, doch sein britisch anmutender<br />
Akzent verrät seine thüringische<br />
Herkunft nicht. „Wir sind<br />
sehr zufrieden“, sagt der 32-Jährige,<br />
dessen erster Easyjet-Flug einst vom<br />
Studienort Glasgow nach Berlin<br />
führte.Imlaufenden Finanzjahr,das<br />
Aus dem Stand zum Marktführer in Berlin: ein Easyjet-Flugzeug in Berlin-Tegel. 22 Millionen Passagiere wurden 2018 in Tegel insgesamt gezählt.<br />
im September endet, wird Easyjet<br />
insgesamt rund 90 Millionen Passagiere<br />
befördern –knapp zwei Millionen<br />
mehr als im Finanzjahr davor.<br />
Ein erklecklicher Teil der Kundschaft<br />
nutzt die <strong>Berliner</strong> Flughäfen.<br />
Im vergangenen Finanzjahr, das im<br />
September 2018 zu Ende ging, waren<br />
es 9,4 Millionen – was für einen<br />
Marktanteil von 35Prozent und die<br />
Marktführerschaft in Berlin reichte.<br />
Davonentfielen 4,2 Millionen auf<br />
Tegel, wo Easyjet seit Anfang des vergangenen<br />
Jahres vertreten ist und<br />
mittlerweile 23 orange-weiße Maschinen<br />
stationierthat –mehr als zuvor<br />
Air Berlin. Bis heute hat sich die<br />
Zahl der Easyjet-Passagiere inTXL<br />
auf rund zehn Millionen summiert.<br />
„Wir haben gezeigt,<br />
dass Berlin Potenzial hat.“<br />
Stephan Erler,<br />
Deutschland-Chef der Fluggesellschaft Easyjet<br />
In Schönefeld, wo die Airline ihr Berlin-Engagement<br />
2004 begann, übernachten<br />
zwölf Easyjet-Flugzeuge.<br />
„Wir haben gezeigt, dass Berlin Potenzial<br />
hat“, sagt Erler.Die Flughäfen<br />
der Tourismus-Metropole verzeichnen<br />
mehr Fluggäste, die ihre Reise<br />
außerhalb der Stadt begonnen haben,<br />
als reisende <strong>Berliner</strong>. Inzwischen<br />
kehren Spanier, Italiener,<br />
Franzosen in die Stadt zurück, in die<br />
sie einst als junge Touristen gekommen<br />
waren, erzählt der Easyjet-Manager.<br />
„Lost and Sound: Berlin,<br />
Techno und der Easyjetset“: So heißt<br />
das Buch des Musikjournalisten Tobias<br />
Rapp, der über das damalige<br />
Berlin geschrieben hat. Stephan Er-<br />
IMAGO IMAGES<br />
ler mag den Begriff„Jetset“ allerdings<br />
nicht. Lieber spricht er davon, was<br />
die Airline für Europa geleistet hat:<br />
Sie habe die Neugier angeregt, andere<br />
Länder dieses Kontinents kennenzulernen.<br />
Sechs Easyjet-Ziele ab Berlin liegen<br />
in Deutschland, zuletzt kam<br />
Westerland auf Sylt hinzu. Mit dem<br />
Intercity Express dauert Berlin–<br />
München nur noch knapp vier Stunden,<br />
trotzdem sind die Easyjet-Leute<br />
auch auf dieser Route mit ihren Zahlen<br />
zufrieden. DasAngebot der Bahn<br />
sei „eine Bereicherung, eine Stimulierung“<br />
der Gesamtnachfrage auf<br />
dieser Strecke, aber keine Konkurrenz,<br />
bilanziert Erler. Die Zahl der<br />
Reisen zwischen Berlin und München<br />
habe insgesamt zugenommen.<br />
„Mit dem, was wir in Berlin aufgebaut<br />
haben, sind wir zufrieden“,<br />
stellt der Deutschland-Chef fest. Die<br />
Zahl der innerdeutschen Fluggäste<br />
seinicht gesunken, insgesamt entwickele<br />
sich die Nachfrage erfreulich.<br />
Schlimmer als Lagos und Kabul<br />
Wiepasst das zu der Diskussion über<br />
„Flugscham“, über Emissionen,<br />
über die persönliche Verantwortung<br />
für die Klimakrise? Weiterhin hinterlassen<br />
Flugreisen viel mehr schädliches<br />
Kohlendioxid in der Atmosphäre<br />
als andere Arten der Fortbewegung,<br />
weiterhin sind Bahnreisende<br />
im Vergleich zu Flugreisenden<br />
im Nachteil, weil für Zugfahrten höhere<br />
Steuern fällig werden. Zwar hat<br />
auch die Bahn Sonderangebote ins<br />
Ausland, doch häufig ist das Flugzeug<br />
billiger. „Die Klimadiskussion<br />
geht nicht an uns vorbei“, sagt Erler.<br />
Durch technische Verbesserungen<br />
sei es gelungen, die Kohlendioxid-Emission<br />
pro Kilometer und<br />
Passagier seit 2000 um 32 Prozent zu<br />
senken. Die Flugzeuge seien auch<br />
leiser geworden. Für die Zukunft<br />
werde analternativen Antrieben geforscht<br />
–bis hin zu elektrischen Motoren.<br />
Allerdings: Für große Flugzeuge<br />
gibt es diesen Antrieb nicht.<br />
Durch die dünne Wand im Easyjet-Quartier<br />
dringt Turbinenkrach.<br />
Tegel ist für viele <strong>Berliner</strong> der Flughafen<br />
der Herzen, doch vonFluggästen<br />
aus dem Ausland erhält er schlechte<br />
Noten: nur auf der Straße erreichbar,<br />
überlastet, abgeschabt. Er kenne<br />
Flughäfen wie Lagos, Kinshasa und<br />
Kabul, schreibt ein Schweizer im Bewertungsportal<br />
Skytrax. Tegel lasse<br />
sie„wie Paradiese“ aussehen. Sicherheits-<br />
und Einreisekontrollen seien<br />
ein „Albtraum“, schreibt ein Brite.<br />
„Wir gehen mit einem lachenden<br />
und einen weinenden Auge“, sagt Erler.<br />
Zum einen sei er froh, dass der<br />
Betrieb in TXLfunktioniert, andererseits<br />
freue sich das Team auf das Potenzial<br />
eines neuen Flughafens. Am<br />
BER werde Easyjet im Terminal 1<br />
groß vertreten sein. „Neben der Lufthansa<br />
–oder besser: die Lufthansa<br />
neben uns.“ Um den Flugplan zusammenstellen<br />
zu können, müsse<br />
die Airline sechs bis neun Monate<br />
vorher wissen, ob der BER wirklich<br />
öffnet. Erler ist zuversichtlich: „Wir<br />
bereiten uns auf Oktober 2020 vor.“<br />
Peter Neumann<br />
ist nicht besonders oft mit<br />
dem Flugzeug unterwegs.<br />
Sein Einsatz ist<br />
unbezahlbar.<br />
Deshalb braucht<br />
er IhreSpende.<br />
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12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Die 24<br />
letzten<br />
ihrer Art<br />
Wenige denkmalgeschützte<br />
Litfaßsäulen bleiben stehen<br />
Das Landesdenkmalamt hat die<br />
in Berlin bisher vorhandenen<br />
2548 Litfaßsäulen auf ihren Denkmalwert<br />
überprüft und festgelegt,<br />
dass 24 dieser Säulen Denkmalschutz<br />
genießen. „Diese bleiben als<br />
Zeugnisse der <strong>Berliner</strong> Stadtgeschichte<br />
an Ortund Stelle erhalten“,<br />
teilt Landeskonservator Dr. Christoph<br />
Rauhut mit. Die Bestandsaufnahme<br />
war notwendig geworden,<br />
weil der Senat den Betreibervertrag<br />
mit der Wall AG nicht verlängert<br />
hatte. Sie musste die Säulen abreißen.<br />
Stattdessen errichtet eine Stuttgarter<br />
Firma 1500 neue Säulen –dicker<br />
und künstlich beleuchtet.<br />
Die denkmalwerten Litfaßsäulen<br />
stehen laut Landesdenkmalamt in<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf (6),<br />
Kreuzberg-Friedrichshain (5), Mitte<br />
(4), Pankow (3), Reinickendorf (3),<br />
Steglitz-Zehlendorf(2) und Treptow-<br />
Köpenick (1). Sie gehören zu Denkmalbereichen,<br />
etwa Siedlungen und<br />
Wohnprojekten wie an der Karl-<br />
Marx-Allee oder Gartendenkmalen<br />
wie dem Mexikoplatz.<br />
Die älteste dieser Säulen ist vermutlich<br />
die am Hackeschen Markt.<br />
Dabei handelt es sich um eine Blechsäule,<br />
die um 1900 errichtet wurde.<br />
Die jüngste –von 1987 –gehört als<br />
historisierender Nachbau zur Ausstattung<br />
des Nikolaiviertels. (BLZ)<br />
Nur 24 dieser Säulen erhalten Denkmalschutz<br />
und bleiben stehen. DPA/BERND SETTNIK<br />
Brücke zu niedrig:<br />
Frauen stürzen<br />
von Floßdach<br />
Touristinnen schwer verletzt<br />
in Kliniken eingeliefert<br />
Auf einer Floßfahrt bei Rahnsdorf<br />
sind am Sonntag zwei Frauen<br />
schwer verletzt worden. Die beiden<br />
waren zusammen mit vier weiteren<br />
Frauen und einem 59-jährigen<br />
Mann, der das Schiff steuerte, auf<br />
dem Alten Spreearm in Richtung<br />
Müggelspree unterwegs.<br />
Zwei der vier Passagiere –Touristinnen<br />
im Alter von55und 68 Jahren<br />
–hielten sich auf dem Dach des Floßes<br />
auf. Vor der Russenbrücke bemerkten<br />
sie, dass sie auch liegend<br />
nicht darunter durchpassen würden.<br />
In Angst versuchten sie,das Dach zu<br />
verlassen. Das gelang ihnen nicht.<br />
Der Bootsführer probierte seinerseits,<br />
das Floß zu stoppen. Das<br />
klappte nicht, sodass es sich mit gebremster<br />
Geschwindigkeit unter der<br />
Brücke hindurchschob.<br />
Die Frauen stürzten vom Dach<br />
auf den Floßboden. Die Ältere verletzte<br />
sich an Beinen, Rumpf und<br />
Kopf, die Jüngereanden Beinen. Sanitäter<br />
brachten die Frauen in verschiedene<br />
Kliniken. (ls.)<br />
Privat sind AfD-Mitglieder im Albrechtshof willkommen, aber nicht als Fraktion und Partei, argumentiertdie <strong>Berliner</strong> Stadtmission als Besitzerin des Hauses.<br />
Im U-Bahn-Streit ist eine Entscheidung in Sicht<br />
Vergabekammer befindet über Rüge eines unterlegenen Bieters. Hängepartie für die Fahrgäste könnte aber weitergehen<br />
VonPeter Neumann<br />
Kein Platz für die AfD<br />
Ein Hotel der Stadtmission storniert kurzfristig Räume. Die Partei wollte sie für eine Pressekonferenz mieten<br />
VonJan Sternberg<br />
Das <strong>Berliner</strong> Hotel Albrechtshof<br />
hat der AfD<br />
kurzfristig die Nutzung<br />
seiner Räumlichkeiten<br />
untersagt. Die Bundestagsfraktion<br />
wollte dorteine Pressekonferenz abhalten<br />
und hatte dazu einen Tagungsraum<br />
angemietet. Das Hotel<br />
im Bezirk Mitte gehört der <strong>Berliner</strong><br />
Stadtmission, die unter anderem in<br />
der Obdachlosen- und Flüchtlingshilfe<br />
engagiertist. Stadtmission-Vorstand<br />
Joachim Lenz erfuhr nach eigenen<br />
Angaben erst am vergangenen<br />
Sonnabend davon, dass die AfD<br />
einer Veranstaltung im Albrechtshof<br />
plante. „Ich wurde auf der Seebrücken-Demonstration<br />
angesprochen“,<br />
berichtet Lenz der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland).<br />
Lenz war einer der Redner auf der<br />
Kundgebung, die sich für Seenotrettung<br />
im Mittelmeer einsetzt. Am<br />
Montag wies er den Albrechtshof an,<br />
die für 14 Uhrangesetzte Pressekonferenz<br />
abzusagen. Die AfD wollte<br />
eine parteieigene TV-Dokumentation<br />
mit dem Titel „Dieselmord im<br />
Ökowahn“ zeigen. Sie ist Teil einer<br />
neuen Öffentlichkeits-Strategie der<br />
AfD, mit selbst produzierten Filmen<br />
und Clips Themen zu setzen.<br />
Es sei nicht Aufgabe des Hotels,<br />
die Inhalte der AfD zu verbreiten,<br />
sagte die Hotelmanagerin laut einer<br />
AfD-Pressemitteilung. Fraktionsvize<br />
Peter Felser erklärte dazu: „Vor dem<br />
Hintergrund dieser kurzfristigen Absage<br />
ist klar,dass wir die Strategie einer<br />
Gegenöffentlichkeit konsequent<br />
weiterverfolgen müssen.“<br />
Erst vor wenigen Wochen hatte<br />
die Stadtmission über den Umgang<br />
mit Gästen von der AfD diskutiert.<br />
Hintergrund war ein Abend im hauseigenen<br />
Restaurant, bei dem AfD-<br />
Fraktionschefin Alice Weidel in einer<br />
größeren privaten Runde zu Gast<br />
war.AndereRestaurantgäste,darunter<br />
Vertreter der Arbeitsgruppe Migration<br />
der evangelischen Kirche,<br />
fühlten sich gestört und verließen<br />
das Lokal.<br />
Daraufhin lud die Stadtmission<br />
zur Diskussionsrunde mit einem<br />
pensionierten Geistlichen und den<br />
Berlins U-Bahn braucht dringend<br />
mehr neue Züge. Die Fahrzeugflotte<br />
ist im Durchschnitt mehr als<br />
28 Jahre alt, die Zahl der Fahrgäste<br />
und der Bedarf anweiteren Bahnen<br />
steigt seit Jahren. Zwar liegt ein Auftrag<br />
für bis zu 1500 neue Wagen bereit,<br />
der an Stadler Pankow gehen<br />
soll. Der Aufsichtsrat hat ihn im Mai<br />
abgesegnet. Allerdings dürfen die<br />
<strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe (BVG) ihn<br />
nicht absenden, weil der Mitbewerber<br />
Alstom bei der Vergabekammer<br />
eine Nachprüfung beantragt hat.<br />
Nun ist eine Entscheidung in Sicht.<br />
Doch die Hängepartie für die U-<br />
Bahn-Nutzer könnte weitergehen.<br />
Nach Informationen der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> will die Vergabekammer am<br />
26. Juli über den Antrag des französischen<br />
Schienenfahrzeugherstellers<br />
entscheiden. Dabei handelt es sich<br />
um eine Einrichtung der Senatsverwaltung<br />
für Wirtschaft, Energie und<br />
Betriebe. Deren Senatorin Ramona<br />
Pop bestätigte, dass die Entscheidung<br />
Ende Juli fallen soll. Normalerweise<br />
ist die Vergabekammer gehalten,<br />
über Nachprüfungsanträge binnen<br />
fünf Wochen zu befinden. Doch<br />
in diesem Fall handele es sich um ein<br />
„komplexes Verfahren“, das zudem<br />
für die Stadt überaus wichtig sei,<br />
teilte die Grünen-Politikerin mit.<br />
Dass es sich auch um ein politisch<br />
sensiblesVerfahren handelt, zeigt die<br />
große Zahl beteiligter externer Juristen.<br />
Dem Vernehmen nach hat der<br />
Senat unter anderem die <strong>Berliner</strong><br />
Rechtsanwaltskanzlei Müller-Wrede<br />
&Partner, zuderen Schwerpunkten<br />
das Vergaberecht gehört, beauftragt.<br />
Heftige Kritik an der BVG<br />
Auch das Landesunternehmen BVG<br />
lässt sich von Anwälten beraten und<br />
vertreten, deren Zahl Berichten zufolge<br />
immer weiter gestiegen ist.<br />
Größtmögliche Rechtssicherheit –<br />
das war das Ziel, das BVG-Chefin Sigrid<br />
Nikutta ausgegeben hatte. Doch<br />
es gab bereits heftige Kritik.<br />
Dem Vernehmen nach kam sie<br />
vorallem vonSiemens und Bombar-<br />
Mitarbeitern von Hotel und Restaurant.<br />
Am Ende stand ein Ergebnis:<br />
Man werde AfD-Politiker wie jeden<br />
anderen privat bewirten.„Wir möchten<br />
allen Gästen, unabhängig von<br />
Herkunft, Glauben, Geschlecht, sexueller<br />
Orientierung oder politischer<br />
Überzeugung, mit der gleichen<br />
Freundlichkeit und Wertschätzung<br />
begegnen. Dies gilt auch gegenüber<br />
Menschen, die diese Wertenicht tei-<br />
„Die <strong>Berliner</strong> Stadtmission heißt die AfD und<br />
ihre ausgrenzenden Positionen gewiss nicht<br />
willkommen. Aber FrauWeidel kriegt bei uns einen<br />
Kaffee und Herr Gauland ein Mittagessen.“<br />
Joachim Lenz,<br />
Vorstand der <strong>Berliner</strong> Stadtmission<br />
len“, schrieb die Stadtmission in einer<br />
Erklärung.<br />
Vorstand Joachim Lenz ergänzte<br />
auf Facebook: „Die <strong>Berliner</strong> Stadtmission<br />
heißt die AfD und ihre ausgrenzenden<br />
Positionen gewiss nicht<br />
willkommen. Aber FrauWeidel kriegt<br />
bei uns einen Kaffee und Herr Gauland<br />
ein Mittagessen. Unser Gewinn<br />
fließt in Hilfsangebote, unter anderemfür<br />
Flüchtlinge.“<br />
dier, die sich ebenfalls an der größten<br />
Fahrzeugausschreibung in der<br />
Geschichte der BVGbeteiligt hatten.<br />
Immer wieder seien Anforderungen<br />
verändert worden, sagte ein Beobachter.<br />
Einige Vorgaben seien<br />
nicht nur unüblich, sie würden den<br />
Auftragnehmer auch einem hohen<br />
unternehmerischen Risiko aussetzen.<br />
So möchte die BVG den Angaben<br />
zufolge den Hersteller dazu verpflichten,<br />
mehr als 30 Jahrelang den<br />
zuverlässigen Betrieb der U-Bahnen<br />
zu garantieren. Normal seien Fristen<br />
vonwenigen Jahren. Außer durch die<br />
Lieferung vonErsatzteilen könne der<br />
Hersteller die Instandhaltung nicht<br />
direkt beeinflussen, dafür soll weiterhin<br />
die BVGverantwortlich sein.<br />
Weil Siemens und Bombardier<br />
ihre Bedenken äußerten, wurde das<br />
Konsortium von der BVG aus dem<br />
Verfahren ausgeschlossen –soetwas<br />
sei nicht vorgesehen. WarumAlstom<br />
vor die Vergabekammer gezogen ist,<br />
wurde bisher nicht bekannt. „Zulaufenden<br />
Ausschreibungen äußernwir<br />
uns nicht“, sagte Sprecherin Tanja<br />
CAMCOP MEDIA/A. KLUG<br />
Warumdann jetzt die Ausladung?<br />
Die Grenze sei ganz einfach zu ziehen,<br />
sagt Lenz. Als Menschen sind<br />
die AfD-Vertreter bei den Christen<br />
willkommen, als Fraktion und Partei<br />
nicht. Eine offizielle AfD-Veranstaltung,<br />
zu der in den Albrechtshof geladen<br />
wird, toleriereernicht.<br />
AndereGastwirte haben sich entschieden,<br />
die AfD überhaupt nicht<br />
mehr zu bewirten. Im Mai hatte das<br />
Restaurant „Bocca di Bacco“ an der<br />
Friedrichstraße eine Reservierung<br />
für ein Abendessen nicht angenommen,<br />
an dem Weidel und die AfD-<br />
Parteichefs Alexander Gauland und<br />
Jörg Meuthen teilnehmen sollten.<br />
Fraktionssprecher Christian Lüth<br />
veröffentlichte die Absage beiTwitter<br />
und nannte sie „undemokratisch<br />
und dumm“.<br />
Die Betreiberin eines Festsaals in<br />
Moabit kündigte die Reservierung<br />
zur Europawahl-Party, nachdem sie<br />
von mutmaßlich Linksextremen bedroht<br />
wurde. Die Partei wich nach<br />
Staaken aus – eine dortige Tanzschule<br />
gehört zuden Adressen, die<br />
von der AfD regelmäßig angemietet<br />
werden.<br />
Ende Juni musste die Bundestagsfraktion<br />
wenige Stunden vorAbfahrt<br />
auf ihre inSzczecin geplante<br />
Fraktionsklausur verzichten, nachdem<br />
das gebuchte Hotel wegen angedrohter<br />
Proteste kurzfristig stornierte.<br />
Kampa. Berichten zufolge gehe es<br />
aber offenbar um mehr als eine<br />
bloße routinemäßige Rüge, sondern<br />
um substanzielle Kritik, hieß es.<br />
Hohe Gerichtskosten drohen<br />
MitSpannung wirdnun beobachtet,<br />
wie es weitergeht.Wenn dieVergabekammer<br />
den Antrag zurückweist,<br />
könnte Alstom vors Kammergericht<br />
ziehen. Ob eine solche Beschwerde<br />
die Dinge zügig klären würde, steht<br />
nicht fest. Möglich ist, dass die zuständige<br />
Kammer anstelle eines Urteils<br />
ein Mediationsverfahren vorschlägt<br />
–was die Angelegenheit weiter<br />
in die Länge zöge.ObAlstom den<br />
Rechtsweg beschreitet, dürfte auch<br />
dadurch bestimmt werden, dass wegen<br />
des großen Auftragswerts von<br />
rund drei Milliarden Euro im Fall einer<br />
Niederlage hohe Kosten drohen.<br />
Noch ist also vieles ungewiss.Klar<br />
ist aber: Mit jedem Monat, der vergeht,<br />
wird es unwahrscheinlicher,<br />
dass die ersten Züge 2021 kommen.<br />
Dann sollten 24 Wagen geliefertwerden,<br />
im darauffolgenden Jahr 76.<br />
POLIZEIREPORT<br />
Autoeinbrecher geschnappt.<br />
Ein52Jahrealter Autoeinbrecher ist<br />
in Adlershof auf frischer Tatertappt<br />
worden. Sein Diebesgut: eine Heckenschereund<br />
ein Laubbläser.Zunächst<br />
hatte ein 21-Jähriger den<br />
mutmaßlichen Täter am späten<br />
Sonntagabend am Adlergestell an einem<br />
Lieferwagen entdeckt und seinen<br />
Nachbarn, dem der Wagen gehörte,informiert.<br />
Beide stellten den<br />
Einbrecher,der daraufhin flüchten<br />
wollte.Alarmierte Polizeibeamte<br />
nahmen den 52-Jährigen schließlich<br />
fest. DieBeute wurde sichergestellt.<br />
Fremdenfeindlich beleidigt.<br />
Aufeinem Hinterhof in der Weddinger<br />
Sansibarstraße sind am Sonntagnachmittag<br />
mehrereKinder voneinem<br />
Anwohner fremdenfeindlich<br />
beschimpft worden. Außerdem<br />
wurde eine 31 Jahrealte Frau bedroht.<br />
Anwohner riefen die Polizei.<br />
Beamte nahmen den 61 Jahrealten<br />
Mieter einer Erdgeschosswohnung<br />
fest. Nach der Personalienfeststellung<br />
wurde der alkoholisierte Mann<br />
wieder entlassen. DerStaatsschutz<br />
ermittelt.<br />
Neun Fahrzeuge in Flammen.<br />
Aufeinem Parkplatz in Mitte brannten<br />
in der vergangenen Nacht mehrere<br />
Autos.Ein Anwohner der Caroline-Michaelis-Straße<br />
alarmierte gegen<br />
1.35 UhrPolizei und Feuerwehr,<br />
nachdem er zweimal einen Knall gehörtund<br />
beim Blick aus dem Fenster<br />
die brennenden Wagen entdeckt<br />
hatte.Zunächst brannten in zwei unterschiedlichen<br />
Parkreihen ein<br />
Range Roverund ein VW.Die Flammen<br />
griffen vondem Range Rover<br />
auf einen Mini und einen Audi über<br />
und vondem VW auf zwei BMW,<br />
zwei weitereVWund einen Mercedes.Feuerwehrleute<br />
löschten die<br />
Brände.Anden Fahrzeugen entstand<br />
Totalschaden. DieHöhe des<br />
Schadens ist noch nicht klar.Menschen<br />
waren nach Angaben der Polizeinicht<br />
in Gefahr.Die Polizei geht<br />
vonvorsätzlicher Brandstiftung aus.<br />
Hinweise auf ein politisches Motiv<br />
hat die Polizei zurzeit nicht.<br />
Phantombild des Messerstechers. Die<br />
Polizei fahndet nach diesem Mann. POLIZEI<br />
Fahndung nach Messerstecher.<br />
Mitder Veröffentlichung des Phantombildes<br />
eines Gewalttäters bittet<br />
die Polizei um Mithilfe bei der Fahndung.<br />
Er soll am 1. Aprildieses Jahres<br />
in Rummelsburgeinen 42-Jährigen<br />
mit einem Messer verletzt haben.<br />
DerTäter hatte seinem Opfer in der<br />
Weitlingstraße ins Gesäß gestochen.<br />
Als der 42-Jährige ihn festhielt, stach<br />
der Messerstecher ihm mehrfach in<br />
den Arm. DerSchwerverletzte<br />
musste in einer Klinik operiertwerden.<br />
DiePolizei bittet Zeugen, die<br />
den Mann kennen, sich zu melden.<br />
Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle<br />
entgegen.<br />
Machete gezogen.<br />
In der Helsingforser Straße in Friedrichshain<br />
haben zwei Männer am<br />
Sonntagnachmittag einen 23-Jährigen<br />
attackiert. Er zogeine Machete<br />
aus dem Rucksack und ging auf die<br />
Angreifer los.Die drei Männer flüchteten,<br />
bevor die Polizei eintraf. Der<br />
23-Jährige wurde wenig später gestellt.<br />
Er war der Polizei aufgefallen,<br />
weil er die Machete noch in den<br />
Händen hielt. Beiseiner Festnahme<br />
leistete der betrunkene Mann erheblichen<br />
Widerstand. Er kam wegen<br />
seines psychischen Zustandes in die<br />
Psychiatrie eines Krankenhauses.<br />
Diebeiden anderen Beteiligten entkamen.<br />
(ls.)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 13 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin/Brandenburg<br />
Deutschland im Wasserstress<br />
Noch schlagen die Behörden keinen Alarm, aber sie rufen zu sparsamem Umgang mit dem sensiblen Gut auf. Die Landwirtschaft muss wohl langfristig umdenken<br />
VonUlrikevon Leszczynski<br />
Wasserhahn aufdrehen<br />
–und es kommt nichts<br />
raus? In Deutschland<br />
kennen die meisten<br />
Menschen das bisher nur von Rohrbrüchen<br />
oder Reparaturarbeiten.<br />
Doch im zweiten trockenen Sommer<br />
und nach Hitzerekorden wie zuletzt<br />
im Juni stehen Regionen wie die Lausitz<br />
vor einem Problem: Wenn es<br />
weiter so wenig regnet, könnten<br />
Wasservorräte knapp werden. Für<br />
Deutschland ist das völlig neu.<br />
„Bisher war Wasserstress bei uns<br />
kein relevantesThema“, sagt JörgRechenberg,<br />
Wasserexperte beim Umweltbundesamt<br />
(UBA). „Die auffallend<br />
lang anhaltende Trockenheit im<br />
Sommer 2018 macht aber nicht nur<br />
Wissenschaftlern und Behörden,<br />
sondernauch einer breiten Bevölkerung<br />
bewusst: Wasserknappheit ist<br />
ein Problem oder kann zumindest<br />
eines werden.“ Verteilungsstreitigkeiten,<br />
zum Beispiel zwischen Wasserversorgern<br />
und Landwirtschaft,<br />
sind absehbar.<br />
Sparsam mit Wasser umgehen<br />
Elbe und Oder führen schon vor Beginn<br />
des Hochsommers so wenig<br />
Wasser, dass Sandbänke und Felsen<br />
freiliegen. In Magdeburg konnten<br />
Anfang Juli keine Schiffe mehr festmachen,<br />
in Dresden war Güterverkehr<br />
auf dem Wasser nicht mehr<br />
möglich. In der Lausitz fassen die<br />
Speicher normalerweise 88 Millionen<br />
Kubikmeter Wasserreserven.<br />
Nunsind noch 58 Millionen drin.<br />
In den Landkreisen Oberspreewald-Lausitz,<br />
Spree-Neiße, Cottbus,<br />
Dahme-Spreewald und Elbe-Elster<br />
darf zwischen 6Uhr und 21 Uhr aus<br />
Flüssen und Seen kein Wasser mehr<br />
Ein Stein mit der Aufschrift „Wenn du mich siehst, ist Klimakrise“. Er liegt im Niedrigwasser der Elbe.<br />
gepumpt werden. Dasgelte auch für<br />
den Barnim, sagte der Leiter der Abteilung<br />
Wasser und Boden, Kurt Augustin,<br />
am Montag.<br />
Zwar sei die Trinkwasser-Versorgung<br />
in Brandenburg weiterhin<br />
nicht gefährdet. Allerdings rief das<br />
Ministerium dazu auf, sparsamer<br />
mit Wasser umzugehen. „Es muss in<br />
einer solchen Situation gefragt werden,<br />
ob es wirklich notwendig ist, einen<br />
Golfplatz oder Sportplatz zu berieseln.“<br />
Auch Privatleute sollten<br />
prüfen, ob der Rasen gesprengt werden<br />
und das Auto jede Woche gewaschen<br />
werden müsse. Augustin<br />
sprach von einer angespannten Situation,<br />
die sich in den letzten Tagen<br />
„Die auffallend lang<br />
anhaltende Trockenheit<br />
im Sommer 2018 macht auch einer<br />
breiten Bevölkerung bewusst:<br />
Wasserknappheit ist ein Problem<br />
–oder kann zumindest<br />
eines werden.“<br />
Jörg Rechenberg,<br />
Wasserexperte<br />
beim Umweltbundesamt<br />
DPA/KLAUS-DIETMAR GABBERT<br />
verschärft habe.„In einigen Fließgewässern<br />
befinden wir uns in einer<br />
extremen Niedrigwasserphase.“<br />
Von flächendeckendem Wasserstress<br />
in Deutschland will das Umweltbundesamt<br />
noch nicht sprechen.<br />
DieBundesrepublik habe eine<br />
Süßwasserressource von188 Milliarden<br />
Kubikmetern, sagt Experte Rechenberg.<br />
Damit sei sie, verglichen<br />
mit Südeuropa, reich an Grund- und<br />
Oberflächenwasser. Deutschland<br />
entnehme diesem Vorrat bisher nur<br />
rund 13 Prozent pro Jahr. Von<br />
Knappheit wäre erst bei mehr als<br />
20 Prozent Entnahme die Rede. Regional<br />
kann das aber anders aussehen.<br />
So machen sich die Wasserversorger<br />
mancherorts Sorgen um<br />
Trinkwasser-Reserven. Rasensprenger<br />
verbrauchten bis zu 800 Liter<br />
Wasser in der Stunde, sagt Karsten<br />
Specht, Vizepräsident des Verbands<br />
Kommunaler Unternehmen. Das ist<br />
rund siebenmal so viel wie jeder<br />
Bundesbürger proTag für sich selbst<br />
aus dem Wasserhahn zapft.<br />
Dasspanische Beispiel<br />
Jörg Rechenberg denkt über Sparszenarien<br />
nach. Duschen sei besser<br />
als ein Vollbad. Die meisten Leute<br />
hätten Spararmaturen, zum Beispiel<br />
bei der Toilettenspülung. Viele Bundesbürger<br />
gingen bereits sensibel<br />
mit Wasser um. Doch etwa in Gärten<br />
lasse sich noch Wasser sparen –<br />
durch Gießzeiten am frühen Morgen<br />
oder späten Abend zum Beispiel.<br />
Dann verdunste nicht so viel.<br />
Mit Trinkwasserknappheit rechnet<br />
in Deutschland noch kaum jemand.<br />
Doch bei langer Dürremüsste<br />
die Landwirtschaft umdenken. „Die<br />
Wiederaufbereitung von Brauchwasser<br />
für die Landwirtschaft könnte zu<br />
überlegen sein“, sagt UBA-Experte<br />
Rechenberg. In Spanien, einem der<br />
trockensten Länder Europas, arbeiten<br />
mehr als 3000 Aufbereitungsanlagen,<br />
die 2017 knapp ein Fünftel aller<br />
Abwässer recycelten. Spanien hat zudem<br />
mehr als 900 Meerwasserentsalzungsanlagen.<br />
Oft reicht aber selbst<br />
das nicht.<br />
Regulieren lässt sich der Wasserverbrauch<br />
auch über den Preis. In<br />
Ostdeutschland zeigte sich nach<br />
der Wende ein deutlicher Effekt. Zu<br />
DDR-Zeiten kostete Wasser praktisch<br />
nichts. Als Gebühren dafür<br />
anfielen, sank der Verbrauch rapide.Bis<br />
heute liegt er proKopf unter<br />
dem Niveau von Westdeutschland.<br />
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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />
· ·······················································································································································································································································································<br />
·<br />
Berlin<br />
Der Boss in Berlin:<br />
Bruce Spingsteen bei einem Konzert<br />
in der <strong>Berliner</strong> Waldbühne im Jahr 1993.<br />
Die Welttournee dauerte damals<br />
zwei Jahre, Springsteen spielte<br />
mehr als 100 Konzerte.<br />
IMAGO IMAGES<br />
AmNachmittag des 9. Juli 1995 überrascht<br />
der <strong>Berliner</strong> Radiosender<br />
Fritz seine Zuhörer mit einer ungewöhnlichen<br />
Nachricht. Bruce<br />
Springsteen sei in der Stadt, und er werdeam<br />
Abend ein kleines Live-Konzert geben. Mitten<br />
in Berlin, im Café Eckstein an der Pappelallee<br />
in Prenzlauer Berg.<br />
Es ist ein warmer Sonntag, die Sonne<br />
scheint.Viele Menschen sind in der Stadt unterwegs.<br />
Die Nachricht aus dem Radio verbreitet<br />
sich schnell. Und sotreffen sich am<br />
frühen Abend Hunderte Menschen an dem<br />
Café. Es werden immer mehr, bald ist der<br />
Platz so voll, dass Zuschauer die Pappelallee<br />
blockieren. Autos stoppen. Straßenbahnen<br />
können nicht weiterfahren.<br />
In Jeans und T-Shirt<br />
Bruce Springsteen steht auf einer eigens für<br />
ihn gebauten Bühne im Café, er trägt Jeans,<br />
T-Shirt, spielt Gitarreund singt: „Everybody’s<br />
got ahungryheart...“Die Menschen im Café<br />
und auf der Straße singen laut mit, sie reißen<br />
die Arme hoch und tanzen. Frauen haben<br />
sich auf die Schultern ihrer Männer gesetzt,<br />
damit sie den US-Rockstar besser sehen können.<br />
Große Scheinwerfer erleuchten den<br />
Platz vordem Café in der Dämmerung.<br />
Mankann sich all diese Szenen im Musikvideo<br />
„Hungry Heart“ auf Youtube ansehen.<br />
Springsteen singt von Liebe und Sehnsucht,<br />
Enttäuschung und Einsamkeit. Jeder hat ein<br />
hungriges Herz,heißt es im Refrain.<br />
Erst viele Jahre später wird Bruce Springsteen<br />
in einer amerikanischen Talkshow erzählen,<br />
dass er diesen Song eigentlich für die<br />
Ramones geschrieben habe,doch die hätten<br />
den Song abgelehnt. Für Springsteen erweist<br />
sich das als ein Glücksfall. „Hungry Heart“<br />
erscheint 1980 auf dem Album „The River“<br />
und wird ein großer Hit. Die Single-Auskopplung<br />
schafft es als erster von Springsteens<br />
Songs in die Top10der Single-Charts<br />
in den USA.<br />
15 Jahre später soll es zu dem Song auch<br />
ein Musikvideo geben, denn „HungryHeart“<br />
wird auf einem neuen Album wiederveröffentlicht.<br />
Und Bruce Springsteen wünscht<br />
sich, dass diesesVideo in Berlin gedreht wird.<br />
Hannes Rossacher bekommt den Auftrag,<br />
das Video zu produzieren.<br />
Derösterreichische Regisseur und Musikfilmproduzent<br />
gehört daschon zu den weltweit<br />
erfolgreichsten Künstlern seiner Branche.<br />
Er produziert Fernsehsendungen für<br />
das österreichische und deutsche Fernsehen<br />
sowie etliche Videoclips für die erfolgreichsten<br />
Musiker der Welt: Scorpions,Queen, The<br />
Rolling Stones, David Bowie, Michael Jackson,<br />
Whitney Houston und Frank Zappa. In<br />
Deutschland dreht er Videos für Musiker wie<br />
Marius Müller-Westernhagen, Peter Maffay,<br />
HerbertGrönemeyer,Nina Hagen, DieToten<br />
Hosen und Udo Lindenberg. Später kommen<br />
Videos für Rammstein hinzu.<br />
Hannes Rossacher hat ein sehr gutes Gedächtnis<br />
und ein geordnetes Archiv im Haus.<br />
Darin bewahrt eralle Skizzen, Fotos und Arbeitspapiere<br />
seiner Videoproduktionen auf.<br />
Und soerinnert sich der heute 66-Jährige<br />
noch sehr gut an die <strong>Berliner</strong> Videoproduktion<br />
mit Springsteen vor24Jahren. „InBerlin<br />
herrschte damals eine unheimliche Aufbruchstimmung“,<br />
sagt Rossauer.„Unddiese<br />
Stimmung passte so wunderbar zum Song<br />
,HungryHeart’.“<br />
Hannes Rossauer ist ein freundlicher<br />
Mann mit sanftem Lächeln. SeinWiener Dialekt<br />
wirkt beruhigend. An einem Freitagnachmittag<br />
Anfang Juni sitzt er im Backstage-Bereich<br />
der Mercedes-Benz-Arena in<br />
Friedrichshain. Am Abend spielt Udo Lindenberg<br />
in der ausverkauften Halle vor<br />
13 000 Fans.Rossacher ist der Regisseur dieses<br />
gigantischen Rocktheaterspektakels. Die<br />
große Bühne in der Halle ist schon komplett<br />
aufgebaut, als nächstes folgt der Soundcheck<br />
mit UdoLindenberg und dem Panikorchester.Solange<br />
hat Rossacher Zeit zum Reden.<br />
Er erinnertsich, wie er im Juli 1995 durch<br />
die Stadt gefahren ist auf der Suche nach<br />
den passenden Motiven für das Video. Berlin<br />
ist voller Touristen, Christo hat das<br />
Reichstagsgebäude verhüllt und in Ost-Berlin<br />
verändert sich das Leben der Menschen<br />
rasant.<br />
Die einen leiden an den Folgen der<br />
Wende, sind arbeitslos und enttäuscht, andere,<br />
meist sind es junge Leute,erleben eine<br />
ungewöhnliche Unbeschwertheit mit etlichen<br />
Möglichkeiten. WerLust hat, eröffnet<br />
eine Kneipe oder ein Café. Oder besetzt eine<br />
Wohnung. Die ostdeutschen Behörden<br />
kommen mit den westdeutschen Gesetzen<br />
noch nicht so gut zurecht. Es ist die Zeit<br />
künstlerischer Freiräume. Anarchie,<br />
Techno, Love Parade. Nichts scheint verboten.<br />
Undesgibt viel zu entdecken.<br />
Und sospaziert Bruce Springsteen wie<br />
ein Tourist durch die Stadt. Im Video sieht<br />
man ihn an der East Side Gallery, er besucht<br />
das Kunsthaus Tacheles in der Oranienburger,<br />
schlendert über den Hof. Dort steht ein<br />
ausgeschlachteter Bus, Menschen sitzen<br />
auf dem Dach des Wracks.Springsteen fährt<br />
im Porsche Cabrio durch das Brandenburger<br />
Tor, er spaziert über die Museumsinsel<br />
und durch den Lustgarten in Mitte. Das Video<br />
ist seine Liebeserklärung an diese Stadt<br />
und Hannes Rossacher hat mit „HungryHeart“<br />
ein Zeitdokument dieser Stadt geschaffen.<br />
Mit Bruce Springsteen in der Hauptrolle,inden<br />
Straßen vonOst-Berlin.<br />
Hannes Rossacher kennt den Ostteil der<br />
Stadt seit seiner Kindheit. Er lebt in einem<br />
Internat in Österreich, ein befreundeter<br />
Mitschüler kommt aus West-Berlin. Rossacher<br />
besucht ihn manchmal, dann fahren<br />
die beiden Freunde nach Ost-Berlin. Rossacher<br />
ist 14 Jahre alt. Er wird diese Besuche<br />
nicht vergessen. Und sie helfen ihm bei der<br />
Motivsuche.<br />
Im Video soll es auch Live-Bilder eines<br />
Konzerts mit Bruce Springsteen geben. Ros-<br />
Stadt der<br />
hungrigen<br />
Herzen<br />
Am 9. Juli 1995 gibt US-Rockstar Bruce Springsteen<br />
ein Überraschungskonzert in einem Café in Prenzlauer Berg.<br />
Die Bilder dieses Auftritts gehören zum Video„Hungry Heart“.<br />
Es ist eine Liebeserklärung an das Berlin<br />
der Neunziger Jahre und ein bleibendes Erlebnis<br />
für die beteiligten Künstler<br />
VonStefan Strauß<br />
„Ich hatte noch<br />
nie zuvor so<br />
ein Gefühl gehabt,<br />
an die Hand<br />
genommen und<br />
in kürzester Zeit<br />
ins gelobte Land<br />
geführt zu<br />
werden.“<br />
„Dieser Abend<br />
im Café Eckstein<br />
ist mir nachhaltig im<br />
Gedächtnis<br />
geblieben.<br />
Das Konzert war<br />
überwältigend,<br />
die Atmosphäre<br />
völlig entspannt.“<br />
VOLKMAR OTTO<br />
Bertram Engel, Schlagzeuger, u.a.<br />
bei Peter Maffay und Udo Lindenberg<br />
VOLKMAR OTTO<br />
Pascal Kravetz, Keyboarder, u.a.<br />
bei Peter Maffay und Udo Lindenberg
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 15 *<br />
· ·······················································································································································································································································································<br />
·<br />
Berlin<br />
Ein Foto zur Erinnerung:<br />
Hannes Rossacher (rechts)<br />
und sein Kollege Rudi Dolezal<br />
(links) mit Bruce Springsteen<br />
auf der Museumsinsel.<br />
ROSSACHER<br />
sacher sucht nach einem geeigneten Ort, er<br />
vermutet ihn in Prenzlauer Berg und entdeckt<br />
im Vorbeifahren das Café Eckstein:<br />
ein unsanierter Altbau an einer Straßenecke,<br />
ein Platz ist davor. Das Café hat große<br />
Fenster, sie lassen sich komplett öffnen.<br />
„Ein guter Ort für den Dreh“, sagt Rossacher.<br />
Doch der Wirt vom Eckstein will von<br />
Springsteen erstmals nichts wissen. Er hat<br />
sein Café gerade erst renoviert. Alles ist neu.<br />
Einst wurden dort Butter und Kolonialwarenverkauft,<br />
in der DDR lagerte Kleidung in<br />
den Räumen. Nun ist der Dielenboden geschliffen,<br />
die Wände frisch gestrichen. Den<br />
Tresen haben die Inhaberaus dem Material<br />
eines abgerissenen Hauses gebaut, die Regale<br />
der Barstammen aus großen Industriefenstern.<br />
Nurdie eigens angefertigten Lampen<br />
über dem Tresen funktionieren noch<br />
nicht. Wenn sich Springsteens Techniker<br />
darum kümmern würden, könnten sie das<br />
Lokal als Drehort nutzen, schlägt der Wirt<br />
vor. DasDrehteam sagt zu.<br />
Für zwei Tage mietet die Crew das Lokal,<br />
sie bauen ein Podest über die Treppenstufen<br />
links vomTresen. DaswirdSpringsteens<br />
Bühne. Die Lampen leuchten nun in warmen<br />
Licht, man sieht das im Video.Sie hängen<br />
heute noch im Café.<br />
Hannes Rossacher sagt, Bruce Springsteen<br />
hätten die Dreharbeiten zum Video<br />
„wahnsinnig gut gefallen. Er war sehr begeistert,<br />
er kannte Ost-Berlin ja schon.“<br />
160 000 verkaufte Karten<br />
Ein großer Hit: „HungryHeart“<br />
erschien 1980 und schaffteesin<br />
die Top10der Single-Charts in<br />
den USA.<br />
SONY<br />
Wieder muss Bertram Engel laut lachen<br />
und er wiederholt, weil es für ihn heute immer<br />
noch unfassbar klingt: „Springsteen<br />
fragt mich, was wir spielen wollen! Das war<br />
so unglaublich!“<br />
Das Konzert imCafé Eckstein soll nämlich<br />
nicht nur aus Halbplayback-Aufnahmen<br />
für das Musikvideo „Hungry Heart“ bestehen,<br />
Springsteen will seinen Fans auch musikalisch<br />
etwas Besonderes bieten: ein kleines<br />
Live-Konzert. Deswegen hat er sich die Profi-<br />
Musiker ausgesucht. Neben BAP-Sänger<br />
Wolfgang Niedecken und Schlagzeuger Hartmut<br />
Engel sind der Bassist KenTaylor dabei<br />
und der Pianist Pascal Kravetz, der im Panikorchester<br />
von Udo Lindenberg Keyboard<br />
spielt. Pascal Kravetz hat schon als Kind mit<br />
Udo Lindenberg auf der Bühne gestanden.<br />
Als Zehnjähriger sang er mit Lindenbergden<br />
Antikriegssong „Wozusind Kriege da?“<br />
Für den Auftritt mit Bruce Springsteen<br />
unterbricht Pascal Kravetz im Juli 1995 sogar<br />
seinen Urlaub in Südfrankreich. Er mag<br />
eigentlich keineVideodrehs,sagt er,aber für<br />
einen Auftritt mit Bruce Springsteen gilt<br />
diese Ablehnung natürlich nicht. „Dieser<br />
Abend im Café Eckstein ist mir nachhaltig<br />
im Gedächtnis geblieben“, sagt der 49-Jährige<br />
heute. „Das Konzert war überwältigend,<br />
die Atmosphärevöllig entspannt.“<br />
Am späten Nachmittag besprichtSpringsteen<br />
im Café Eckstein mit den Musikern<br />
das Programm für den Abend. Sie wählen<br />
bekannte Rocksongs aus,Lieder der Rolling<br />
Stones, von Bob Dylan und John Lee Hooker:Jumpin’<br />
Jack Flash schreiben sie auf die<br />
Setliste, ebenso Highway 61 und Knockin’<br />
on Heavens Door. Diese Songs können die<br />
Musiker sofort spielen.<br />
ZumProbender Songs treffen sie sich im<br />
Wohnwagenvon Bruce Springsteen, der neben<br />
dem Café Eckstein parkt. Die Musiker<br />
bringen ihre Gitarren mit, Schlagzeuger<br />
Bertram Engel dreht einen Mülleimer um,<br />
setzt sich darauf und trommelt den Rhythbereitet.<br />
Ich wusste gar nicht, was Springsteen<br />
spielen wird.“ Bertram Engel lacht<br />
ganz laut, als er das erzählt. Denn heute, 24<br />
Jahrespäter,ist diese Storysehramüsant.<br />
Der Schlagzeuger ist heute 61, er hat sich<br />
zu Hannes Rossacher an den schmalen Holztisch<br />
im Catering der Mercedes-Benz Arena<br />
gesetzt. Bertram Engel gehört zum Panikorchester<br />
von Udo Lindenberg. Doch jetzt will<br />
er weitererzählen vom Konzert mit Springsteen.<br />
„Ich habe ihm schüchtern Guten Tag<br />
gesagt“, erzählt er. „Und dann fragt mich<br />
Springsteen, was wir am Abend zusammen<br />
aufder Bühne spielen wollen.“<br />
1981 reist Springsteen zum ersten Malindie<br />
DDR, später bezeichnet er diesen Besuch als<br />
„sehr bedrückend“. Sieben Jahr später folgt<br />
dort sein erstes Konzert. Am 19. Juli 1988<br />
singt Springsteen vorhunderttausenden Zuschauernauf<br />
der Radrennbahn Weißensee.<br />
Es ist das größte Konzert inder DDR-Geschichte,<br />
organisiert von der FDJ. Für sie ist<br />
Springsteen ein Sänger aus der Arbeiterschicht,<br />
ein Kämpfer fürdie Armenund Entrechteten.<br />
160 000 Konzertkarten verkauft<br />
die Jugendorganisation. Fans aus dem ganzenLand<br />
fahren nach Berlin-Weißensee.Alle<br />
stürmen auf die Rennbahn. 250 000 Zuschauer<br />
sollen es an diesem Abend sein,<br />
manche schätzen die Zahl der Besucher sogar<br />
auf 500 000 Fans. „Born in the U.S.A.“<br />
singt Spingsteen. Undruftauf Deutschindie<br />
Menge: „Es ist schön, in Ost-Berlin zu sein.“<br />
Später interpretiert die Cottbusser Band<br />
Sandow dieses Konzert mit den ironischen<br />
Zeilen: „Wir können bis an unsere Grenzen<br />
geh’n, hast du schon mal drüber hinweg geseh’n?<br />
Ich habe 160 000 Menschen geseh'n,<br />
die sangen so schön, die sangen so schön:<br />
Born in the G.D.R....“<br />
Springsteen spielt seit 1972 mit der E<br />
Street Band, er ist ihr Sänger. Doch für den<br />
Videodreh von„HungryHeart“ in Berlin sollen<br />
ihn Musiker aus Deutschland begleiten.<br />
Hannes Rossacher und Wolfgang Niedecken<br />
kümmern sich darum. Den Sänger der Kölner<br />
Gruppe BAP hat Springsteen kurz zuvor<br />
kennengelernt. Niedecken hat ihn für eine<br />
ARD-Dokumentation in den USA interviewt.<br />
Rossacher und Niedecken stellen die<br />
Band für das Video zusammen. Laut Vertrag<br />
gehe es darum, Bruce Springsteen im Halbplayback<br />
zu begleiten. Das heißt, die Musik<br />
kommt vom Band, eingespielt von Springsteens<br />
Originalband. Für das Video wird nur<br />
Springsteens Gesang aus dem Café Eckstein<br />
hinzugefügt. DieMusiker auf der Bühne dort<br />
müssen also nur so tun, als ob sie spielen. Ein<br />
Traumjob,und dann noch mit dem Boss.<br />
So denkt auch Bertram Engel, als ihn ein<br />
Taxi am Nachmittag des 9. Juli 1995 vomLuxushotel<br />
Vier Jahreszeiten im Grunewald abholt.<br />
Dort wohnen Bruce Springsteen, seine<br />
etwa 30 Crewmitglieder und die Musiker<br />
während des Videodrehs in Berlin.<br />
BertramEngel ist damals 38 Jahrealt und<br />
einer der bekanntesten Schlagzeuger des<br />
Landes. Erspielt in den Bands von Udo Lindenbergund<br />
PeterMaffay.Bertram Engel ist<br />
ein großer Fan von Bruce Springsteen. Und<br />
an diesem Sonntag im Juli 1995 wird erihm<br />
zum ersten Mal begegnen. Er freut sich darauf.<br />
Doch dann hörterimRadio desTaxis die<br />
Nachricht auf radio Fritz, dass Bruce Springsteen<br />
an diesem Abend ein Spontankonzert<br />
in Prenzlauer Berg geben wird. „Von einem<br />
Liveauftritt habe ich gar nichts gewusst“,<br />
sagt er.„Ichwar darauf überhaupt nicht vormusmit.<br />
Für ihn wirddieser Abendzum unvergesslichen<br />
Erlebnis, erschwärmt noch<br />
heute davon. „Ich hatte nie zuvor so ein Gefühl,<br />
an die Hand genommen und in kürzester<br />
Zeit ins gelobte Land geführt zuwerden“,sagter.<br />
„Das warwirklich Wahnsinn.“<br />
Das Café Eckstein heißt heute Café Butter.<br />
Werdas Video gesehen hat, erkennt die<br />
Innenausstattung wieder. Doch für Fremde<br />
gibt es nirgendwo einen Hinweis, dass<br />
Bruce Springsteen dort gespielt hat. Keine<br />
Fotos, keine <strong>Zeitung</strong>sartikel. Überhaupt<br />
keine Werbung für irgendwas.Dezentes Design<br />
ohne Markenkunde.<br />
Inhaber Axel Janisch sagt, er wolle keinen<br />
Wallfahrtsort aus seinem Lokal machen.<br />
„Die Fans von Springsteen wissen<br />
doch, dass er hier einmal gespielt hat. Und<br />
das reicht dann auch.“ Der frühere Besitzer<br />
vom Café Eckstein hat ihm von dem Videodreh<br />
mit Springsteen erzählt. Begeistert<br />
klang er nicht.<br />
Manchmal sitzt Niedecken im Café<br />
Auch Axel Janisch ist kein Springsteen-Fan.<br />
Er sagt, der amerikanische Rockmusiker<br />
habe ihn in den Neunzigern überhaupt<br />
nicht interessiert. Da war erMitte 20. „Die<br />
Älteren verbinden mehr mit Springsteen“,<br />
sagt er. Axel Janisch war Punk und Punks in<br />
Ost-Berlin hören Bands aus der Subkultur,<br />
die nennen sich Die anderen Bands. Sandow<br />
gehört dazu und Axel Janisch kann die<br />
Textzeilen aus „Born in the G.D.R.“ zum<br />
Springsteen Konzert in Weißensee sofort<br />
auswendig zitieren.<br />
Manchmal besucht Wolfgang Niedecken<br />
das Café Butter. Ab und zu fragen einige<br />
Gäste,wie es damals war,als Springsteen im<br />
Juli 1995 im Café Eckstein gesungen hat.<br />
VomSpringsteen-Konzertkann Axel Janisch<br />
nicht viel erzählen, aber von der Zeit. „Es<br />
herrschte Aufbruchstimmung“, sagt er. „Es<br />
war eine Zeit des Ausprobierens und der<br />
Freiheit.“<br />
„In Ost-Berlin<br />
herrschte damals<br />
eine unheimliche<br />
Aufbruchstimmung.<br />
Und diese Stimmung<br />
passte so<br />
wunderbar zum<br />
Song ,Hungry<br />
Heart’.“<br />
„Das Café soll<br />
kein Wallfahrtsort<br />
werden. Die Fans<br />
von Bruce Springsteen<br />
wissen,<br />
dass er hier einmal<br />
gespielt hat.<br />
Und das reicht<br />
dann auch.“<br />
VOLKMAR OTTO<br />
Hannes Rossacher, Regisseur<br />
des Videos „Hungry Heart“<br />
THOMAS UHLEMANN<br />
Axel Janisch, Inhaber vom Café Butter,<br />
das früher Café Eckstein hieß
16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />
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Wissenschaft<br />
Bäume<br />
könnten das<br />
Klima retten<br />
Milliarden Hektar Land<br />
müssten bepflanzt werden<br />
Der Klimawandel kann einer Studie<br />
zufolge durch nichts so effektiv<br />
bekämpft werden wie durch Aufforstung.<br />
Die Erde könne ein Drittel<br />
mehr Wälder vertragen, ohne dass<br />
Städte oder Agrarflächen beeinträchtigt<br />
würden, schreiben Forscher der<br />
Eidgenössischen Technischen Hochschule<br />
(ETH) Zürich im Fachmagazin<br />
Science. Die Forscher zeigen auf, wo<br />
auf der Welt neue Bäume wachsen<br />
könnten.<br />
Laut Weltklimarat (IPCC) müssten<br />
für eine Begrenzung der Erderwärmung<br />
auf 1,5 Grad nicht nur die klimaschädlichen<br />
Treibhausgas-Emissionen<br />
begrenzt, sondern auch bis<br />
zum Jahr 2050 rund eine Milliarde<br />
Hektar Land aufgeforstet werden.<br />
„Das ist zweifellos erreichbar“, heißt<br />
es in der Studie.<br />
DieErdeist nach Angaben der Forscher<br />
derzeit von 5,5 Milliarden<br />
Hektar Wald bedeckt. Die Forscher<br />
halten es für möglich, eine Fläche von<br />
zusätzlich 1,7 bis 1,8 Milliarden<br />
Hektar aufzuforsten. Städte und landwirtschaftliche<br />
Flächen haben sie bei<br />
ihrer Berechnung bewusst ausgespart.<br />
Es gehe vor allem um ehemals<br />
intakte, aber heute zerstörte Ökosysteme,<br />
schreiben sie. Besonders viele<br />
Flächen für eine Aufforstung habe<br />
Russland, mit Abstand gefolgt von<br />
den USA, Kanada, Australien, Brasilien<br />
und China.<br />
Stopp der Entwaldung<br />
Dieneuen Wälder könnten 205 Milliarden<br />
Tonnen Kohlenstoff speichern,<br />
wenn sie herangewachsen sind. Das<br />
sind etwa zwei Drittel der 300 Milliarden<br />
Tonnen Kohlenstoff, die seit der<br />
industriellen Revolution durch den<br />
Menschen in die Atmosphäregelangten.<br />
„Wir müssten aber schnell handeln,<br />
denn es wird Jahrzehnte dauern,<br />
bis die Wälder reifen und ihr Potenzial<br />
als natürliche CO 2 -Speicher<br />
ausschöpfen“, sagt Studienleiter Tom<br />
Crowther.<br />
Viele Wissenschaftler gingen in ihren<br />
Berechnungen davon aus, dass<br />
die Baumbedeckung durch den Klimawandel<br />
steige, heißt es in der Studie.<br />
Das stimme zwar für die nördlichenWälder,etwa<br />
in Sibirien. DieBerechnungen<br />
seien aber falsch, denn<br />
die Baumdichte liege dort durchschnittlich<br />
nur bei 30 bis 40 Prozent.<br />
Gleichzeitig gingen tropische Wälder<br />
mit einer Baumdichte von 90 bis<br />
100 Prozent verloren.<br />
„Die Studie setzt neue methodische<br />
Standards,weil sie das Potenzial<br />
der Aufforstung mit hoher räumlicher<br />
Auflösung und mit Hilfe von Methoden<br />
der künstlichen Intelligenz berechnet“,<br />
sagt Felix Creutzig vom<br />
Mercator Research Institute on Global<br />
Commons and Climate Change<br />
(MCC) in Berlin. „Gleichzeitig ist es<br />
aber noch wichtiger,dass erst einmal<br />
die Entwaldung gestoppt wird, speziell<br />
in Brasilien und Indonesien.“<br />
Grundsätzlich betont der Forscher:„DieAufforstung<br />
kann trotz allen<br />
Potenzials nur eine von vielen<br />
Maßnahmen für den Klimaschutz<br />
sein. Eine rasche Abkehr vomfossilen<br />
Wirtschaftsmodell ist notwendig und<br />
kann mit Hilfe eines sektorübergreifenden<br />
CO 2 -Preises am besten erreicht<br />
werden.“ (dpa)<br />
Tropische Wälder haben eine besonders<br />
große Baumdichte. DPA/RALF HIRSCHBERGER<br />
Mit dem Urknall vor etwa13,8 Milliarden Jahren wurde unser Universum geboren. So beschreibt es jedenfalls das kosmologische Standardmodell.<br />
VonMichael Odenwald<br />
Dass sich das Universum<br />
ausdehnt, wissen die Forscher,<br />
seit der US-Astronom<br />
Edwin Hubble 1929<br />
die sogenannte Nebelflucht entdeckte.<br />
Er hatte herausgefunden,<br />
dass sich die Galaxien fast ausnahmslos<br />
von unserer Milchstraße entfernen<br />
–und zwar umso schneller, je<br />
weiter sie weg sind. Genau genommen<br />
erweitert sich der Raum und<br />
trägt dabei die Sterneninseln davon.<br />
Das gleicht dem Teig eines Kuchens:<br />
Wenn dieser im Ofen aufgeht, bewegen<br />
sich eingestreute Rosinen darin<br />
voneinander weg.<br />
Offenbar dehnt sich das All aber<br />
mit zwei Geschwindigkeiten aus: In<br />
der Frühzeit, kurznach dem Urknall,<br />
der vor 13,8 Milliarden Jahren stattfand,<br />
verlief die Expansion deutlich<br />
langsamer als heute. Das ergab sich<br />
aus Messdaten der Raumsonde<br />
„Planck“ der europäischen Raumfahrtagentur<br />
Esa sowie des Hubble-<br />
Weltraumteleskops. Was den Unterschied<br />
verursacht, ist den Forschern<br />
jedoch ein Rätsel. Mitherkömmlicher<br />
Physik lässt sich das nicht erklären.<br />
Grundlage für die Berechnung ist<br />
die sogenannte Hubble-Konstante.<br />
Sie gibt an, mit welchem Tempo das<br />
All auseinanderfliegt. Gemessen wird<br />
sie in Kilometern pro Sekunde und<br />
Megaparsec.Ein Megaparsec umfasst<br />
3,26 Millionen Lichtjahre. Mit jedem<br />
Megaparsec Abstand von der Milchstraße<br />
nimmt die Fluchtgeschwindigkeit<br />
ferner Galaxien also um den ermitteltenWert<br />
zu.<br />
Etwa 74 Kilometer proSekunde<br />
Hubble selbst hatte errechnet, dass<br />
sich eine Galaxie, die 3,26 Millionen<br />
Lichtjahre von uns entfernt ist, in jeder<br />
Sekunde um 500 Kilometer von<br />
uns entfernt. Eine 6,52 Millionen<br />
Lichtjahre entfernte Galaxie dagegen<br />
ist doppelt so schnell. DerWerterwies<br />
sich aber als über siebenmal zu hoch.<br />
Nach dem Start des Hubble-Weltraumteleskops<br />
1990 konnten die Kosmologen<br />
den Fehler auf zehn Prozent<br />
eingrenzen.<br />
Der nächste Schritt erfolgte 2016.<br />
Eine Forschergruppe um den Nobelpreisträger<br />
Adam Riess vonder Johns<br />
Hopkins University in Baltimore,<br />
USA, hatte die Entfernungen zu einzelnen<br />
Sternen gemessen, die sich in<br />
19 Galaxien befinden. Dabei handelte<br />
es sich um veränderliche Sterne –sogenannte<br />
Cepheiden – und Sterne,<br />
die in einer bestimmten Art von Supernova-Explosion<br />
verglühen. Ihre<br />
Das Weltall fliegt auseinander<br />
Und das geht immer schneller.Eine mysteriöse Energie treibt den Prozess voran<br />
Milchstraße: Unsere kosmische<br />
Heimat –das, was wir<br />
nachts als Sternenhimmel sehen<br />
–ist nur einevon wahrscheinlich<br />
Billionen Galaxien<br />
im Universum. Die Milchstraße<br />
besitzt einen Durchmesser von<br />
etwa 100 000 Lichtjahren.<br />
Würfelförmiger Ausschnitt des Universums<br />
absolute Helligkeit ist nahezu konstant,<br />
deshalb gelten sie in der Astronomie<br />
als „Standard-Kerzen“. Durch<br />
Messungen lässt sich ermitteln, wie<br />
schnell sie sich entfernen. Aus den<br />
Daten errechneten Riess und seine<br />
Kollegen 73,02 Kilometer pro Sekunde<br />
und Megaparsec als neuen<br />
Wert für die Hubble-Konstante. Also<br />
nicht 500 Kilometer, wie Hubble berechnet<br />
hatte.<br />
Aber die Forscher um Riess hatten<br />
ein Problem: Ihr Wert wich um fünf<br />
bis neun Prozent vonDaten aus dem<br />
frühen Universum ab. Diese stammen<br />
von der Sonde „Planck“ der europäischen<br />
Raumfahrtagentur Esa.<br />
Sie maß die kosmische Hintergrundstrahlung,<br />
die etwa 380 000 Jahre<br />
nach dem Urknall freigesetzt wurde.<br />
Daraus ergab sich ein Wert von 67,4<br />
Kilometern pro Sekunde und Megaparsec.Die<br />
Diskrepanz lässt nur eine<br />
Schlussfolgerung zu: Im Lauf der Äonen<br />
nahm die Expansionsrate zu, so<br />
dass sich das All heute schneller ausdehnt<br />
als in seiner Urzeit.<br />
Jüngst legte Riess eine weitereStudie<br />
vor, die das Rätsel noch vertiefte.<br />
Mit dem Hubble-Weltraumteleskop<br />
hatte er 70 pulsierende Cepheiden in<br />
EIN GIGANTISCHES NETZWERK<br />
Universum. Die Größe des<br />
gesamten Universums, aus<br />
dem Astronomen Daten erheben,<br />
wird auf einen Durchmesser<br />
vonetwa 90 Milliarden<br />
Lichtjahren geschätzt.<br />
Und es dehnt sich ständig<br />
weiter aus.<br />
Struktur. Die Galaxienhaufen<br />
sind einer Theorie zufolgein<br />
einer netzartigen Strukturangeordnet,verbunden<br />
durch<br />
Gasfilamente.Die Kantenlängedes<br />
würfelförmigen<br />
Ausschnitts unten beträgt 1,5<br />
Milliarden Lichtjahre.<br />
NASA/ESA/E. HALLMAN/UNIVERSITY OF COLORADO/ BOULDER<br />
der Großen MagellanschenWolke beobachtet.<br />
Diese Zwerggalaxie begleitet<br />
die Milchstraße in 162 000 Lichtjahren<br />
Abstand. Der daraus abgeleitete<br />
Wert für die Hubble-Konstante<br />
von 74,03 Kilometern pro Sekunde<br />
und Megaparsec bestätigte das frühere<br />
Ergebnis, mit noch größerer<br />
Messgenauigkeit. DieHoffnung vieler<br />
Astronomen, die Abweichung in den<br />
Messungen könne auf Instrumentenfehlern<br />
oder fehlerhaften Methoden<br />
beruhen, war damit zerstoben. „Der<br />
Unterschied zwischen dem jungen<br />
und dem heutigen Universum<br />
könnte die aufregendste Entwicklung<br />
in der Kosmologie seit Jahrzehnten<br />
sein“, sagt Studienleiter Riess. „Die<br />
Diskrepanz ist gewachsen und lässt<br />
sich jetzt nicht mehr als Zufall abtun.“<br />
Eine Vermutung über die Ursache<br />
der Differenz hegen die Forscher<br />
schon länger: Die mysteriöse Dunkle<br />
Energie könnte das Universum beschleunigt<br />
auseinandertreiben. Tatsächlich<br />
bestehen gerade 4,9 Prozent<br />
der Massen im Universum aus sichtbarer<br />
Materie –also aus Sternen, Galaxien<br />
sowie kosmischem Gas und<br />
Staub –und 26,8 Prozent aus Dunkler<br />
Materie. Der weitaus größte Teil,<br />
nämlich 68,3 Prozent, entfällt jedoch<br />
auf die Dunkle Energie.<br />
DasWesen dieser Energieform ist<br />
nach wie vor unklar. Eskönnte sich<br />
um jene Kraft handeln, die AlbertEinstein<br />
unter der Bezeichnung„Kosmologische<br />
Konstante“ in seine Allgemeine<br />
Relativitätstheorie einfügte<br />
und die wie eine Art Antigravitation<br />
wirkt. Sieist aber unveränderlich und<br />
würde eine gleichmäßige Ausdehnung<br />
des Raums bewirken. Deshalb<br />
steht ein anderes Modell im Vordergrund,<br />
bei dem sich die Stärke der<br />
Dunklen Kraft im Lauf der Äonen ändert.<br />
Dafür sprechen frühere Analysen,<br />
die ergaben, dass die kosmische<br />
Expansion seit etwa fünf Milliarden<br />
Jahren an Tempo gewinnt.<br />
Entwicklung in drei Akten<br />
GETTY<br />
Ende 2018 entwarfen US-Astrophysiker<br />
eine weitereVariante dieser Theorie.<br />
Sie beschreibt die Entwicklung<br />
des Universums in drei Akten. Demnach<br />
gab es eine erste Episode mit<br />
Dunkler Energie kurz nach dem Urknall,<br />
die das Universum schnell expandieren<br />
ließ. Dann folgte eine Abbremsung,<br />
weil sich die Dunkle Energie<br />
abschwächte.Die dritte Phase begann<br />
vor knapp neun Milliarden<br />
Jahren mit einer erneut beschleunigten<br />
Ausdehnung. Die Existenz der<br />
„frühen Dunklen Energie“, glaubt<br />
Riess, könne die Diskrepanz zwischen<br />
den beiden Werten der<br />
Hubble-Konstante bewirken. Er zieht<br />
aber auch noch weit exotischere Erklärungen<br />
in Betracht. So könnte ein<br />
neues subatomares Teilchen, das sich<br />
mit annähernd Lichtgeschwindigkeit<br />
bewegt, den Raum beschleunigt auseinandertreiben.<br />
Es wäre der Dunklen<br />
Materie zuzurechnen. Diese unsichtbareFormvon<br />
Materie,die nicht<br />
aus Protonen, Neutronen und Elektronen<br />
besteht, interagiert womöglich<br />
stärker mit normaler Materie als<br />
bislang vermutet.<br />
Eine Alternative wäre die „Dunkle<br />
Strahlung“. Sie soll aus „Dunklen<br />
Lichtteilchen (Photonen)“ bestehen,<br />
deren Existenz sich aus einigen Theorien<br />
ergibt. Möglicherweise hat sie die<br />
Energiebalance im frühen Universum<br />
gestört. Diese Partikel könnten<br />
einem ganzen verborgenen Bereich<br />
der Materie angehören, der aus vielen<br />
Teilchen besteht. „Unsere überraschende<br />
Entdeckung könnte der<br />
Schlüssel zu diesen mysteriösesten<br />
Komponenten des Universums sein,<br />
die 95 Prozent vonallem ausmachen<br />
und kein Licht aussenden“, konstatiert<br />
Riess. Die Suche nach der Ursache<br />
geht weiter.<br />
Tötung nach<br />
33 000 Jahren<br />
aufgeklärt<br />
Schädel eines Mannes aus<br />
der Steinzeit analysiert<br />
Rund 33 000 Jahre nach dem Tod<br />
eines Mannes haben Forscher<br />
nachgewiesen, dass er wohl Opfer eines<br />
Mordes oder Totschlags wurde.<br />
Dashaben Wissenschaftler um Katerina<br />
Harvati von der Universität Tübingen<br />
anhand eines Schädels aus<br />
dem Jungpaläolithikum herausgefunden.<br />
Die Analysen ergaben, dass<br />
der Mann wahrscheinlich zwei<br />
Hiebe abbekam –womöglich voneinem<br />
Linkshänder, wie das Team im<br />
Fachjournal Plos Oneberichtet.<br />
Der versteinerte Schädel des erwachsenen<br />
Mannes war 1941 bei<br />
Bergbau-Arbeiten in der Höhle Pestera<br />
Cioclovina im südlichen Transsilvanien<br />
in Rumänien entdeckt<br />
worden, zusammen mit Steinwerkzeugen<br />
und Höhlenbär-Fossilien.<br />
Der Schädel weist zwei Brüche auf,<br />
die die Forscher nun unter anderem<br />
im Computertomographen untersuchten.<br />
Außerdem testeten sie an<br />
künstlichen, kugelförmigen Knochenschalen<br />
unterschiedliche Szenarien,<br />
etwa einen Sturzoder herabfallende<br />
Steine,wie die Paläoanthropologin<br />
Harvati mitteilte.<br />
Die Forscher schlossen aus ihren<br />
Analysen, dass die Frakturen nicht<br />
von einem Unfall stammen, sondern<br />
dem Opfer wahrscheinlich von einem<br />
Mitmenschen zugefügt wurden.<br />
Demnach stand derTäter seinem Opfer<br />
wohl gegenüber und versetzte ihm<br />
zwei aufeinanderfolgende Hiebe mit<br />
einem Knüppel oder anderen schlägerförmigen<br />
Gegenstand. Möglicherweise<br />
war er Linkshänder.<br />
Ob es diese beiden Schläge waren,<br />
die den Toddes Mannes zur Folge<br />
hatten, ist den Wissenschaftlern zufolge<br />
nicht sicher zu klären, weil nur<br />
der Schädel gefunden wurde. Damit<br />
sind anderemögliche tödlicheVerletzungen<br />
am Körper nicht nachzuvollziehen.<br />
Verheilt seien die Brüche jedenfalls<br />
nicht –der Mann starb also<br />
nach der Attacke. (dpa)<br />
Transplantation<br />
von Nerven gegen<br />
Lähmung<br />
Ärzte haben Muskeln<br />
wieder Impulse gegeben<br />
Chirurgen haben mehreren querschnittgelähmten<br />
Patienten<br />
durch Nerventransplantationen<br />
wieder zu Arm- und Handbewegungen<br />
verholfen. Sie verwendeten dabei<br />
noch funktionsfähige Nerven,<br />
um gelähmte Muskeln beweglich zu<br />
machen. Die Patienten lernten mit<br />
einer intensiven Physiotherapie im<br />
Zeitraum von zwei Jahren, wieder<br />
selbstständig einige alltägliche Tätigkeiten<br />
zu verrichten, etwa essen<br />
und trinken, Zähne putzen, schreiben,<br />
den Computer benutzen oder<br />
einen Rollstuhl antreiben. Das berichtet<br />
das Team um Natasha vanZyl<br />
von der Organisation Austin Health<br />
in Melbourne im Fachjournal The<br />
Lancet.<br />
Die 13 Patienten mit einem<br />
Durchschnittsalter von 27 Jahren<br />
waren nach einer Halswirbelverletzung<br />
an allen vier Gliedmaßen gelähmt.<br />
Der Fachbegriff dafür lautet<br />
Tetraplegie.„Für Menschen mit Tetraplegie<br />
ist die Verbesserung der<br />
Handfunktion das wichtigste Einzelziel“,<br />
sagte Natasha van Zyl. Voraussetzung<br />
für die Behandlung war,<br />
dass das Rückenmark nicht oberhalb<br />
des sechsten Halswirbels verletzt<br />
war.Dies ermöglichte den Chirurgen,<br />
noch funktionsfähige Nervenstränge<br />
von oberhalb des sechsten<br />
Halswirbels so umzuleiten, dass<br />
sie den gelähmten Armmuskeln wieder<br />
Impulse gaben. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 17 *<br />
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Sport<br />
Ein<br />
neuer<br />
Fußabdruck<br />
Julian Nagelsmann beginnt<br />
mit der Arbeit in Leipzig<br />
VonUllrich Kroemer,Leipzig<br />
Zupackend ist Julian Nagelsmann,<br />
und Details sind ihm wichtig.<br />
Das eint ihn mit seinem Vorgänger<br />
Ralf Rangnick. Als Stürmer Timo<br />
Werner beim Auftakttraining vonRB<br />
Leipzig unter dem neuen Chefcoach<br />
eine Eckfahnen-Stange zertrat, eilte<br />
der 31-Jährige vor etwa 600 Kiebitzeneilig<br />
herbei, um eine neue in den<br />
Rasen zu stecken. Sonst hielt sich der<br />
neue Übungsleiter zum Auftakt eher<br />
dezent im Hintergrund.<br />
Kurz zuvor waren Nagelsmann<br />
und der neue RB-Sportdirektor Markus<br />
Krösche am Cottaweg vorgestellt<br />
worden. Klubboss Oliver Mintzlaff<br />
rief gar „eine neue Zeitrechnung“<br />
aus. Doch so viel Neues ist von Nagelsmann<br />
und vor allem Krösche<br />
nicht zu erwarten. Zentrale Aussage<br />
war vielmehr: Das Erbe Ralf Rangnicks,<br />
der als Red-Bull-Fußball-Supervisor<br />
künftig nur noch berät, wird<br />
nicht angetastet. „Die RB-DNA wird<br />
die Basis sein. Wenn eine Mannschaft<br />
erfolgreich ist, musst du nicht<br />
viel verändern“, sagte Nagelsmann.<br />
Nur Nuancen wie die Variabilität bei<br />
eigenem Ballbesitz wolle er modifizieren.<br />
Nagelsmann erinnerte an die großen<br />
Fußstapfen, die Rangnick hinterlassen<br />
habe,sagte aber auch: „Ich<br />
liebe es,meinen Fußabdruck zu hinterlassen.<br />
RB ist ein sehr junger Klub,<br />
man kann mitgestalten und wirdgehört.“<br />
Gemessen daran, wie forsch,<br />
selbstbewusst und flapsig der gebürtige<br />
Bayer auftreten kann, war sein<br />
Auftritt brav. Statt forschen Ansagen<br />
verpackte Nagelsmann seine Ziele in<br />
Aussagen wie, dass er in seiner vierjährigen<br />
Amtszeit „auch mal etwas<br />
Metallenes“ holen wolle.<br />
Julian Nagelsmann packt an, wenn eine<br />
neue Eckfahnenstange her muss. DPA/WOITAS<br />
Nebenmann Krösche blieb komplett<br />
blass.Dem neuen Sportdirektor<br />
steckte wohl noch der Rummel um<br />
die geplatzte Kooperation mit seinem<br />
vorherigen Klub SC Paderborn<br />
in den Knochen. Antworten auf die<br />
großen Fragen, etwa wie Krösche die<br />
Transferpolitik prägen will und welche<br />
Visionen er hat, gab er ebenso<br />
wenig wie auf konkrete Nachfragen<br />
wie nach Werners Zukunft.<br />
Bis zum Auftakt bei Union bleiben<br />
der neuen sportlichen Führung<br />
sechs Wochen Zeit, um das Team zu<br />
verstärken und auf die Saison vorzubereiten.<br />
Die Brisanz des ersten<br />
Spiels war auch gleich Thema in<br />
Leipzig. Mit Seitenhieb auf die Aussagen<br />
von Union-Manager Oliver<br />
Ruhnert, dass er sich Leipzig nicht<br />
zum Auftakt des Bundesligaabenteuers<br />
gewünscht hatte,sagte Mintzlaff:<br />
„Dasind alle Vereinsverantwortlichen<br />
gefragt, dass man verantwortungsvoll<br />
mit den Themen umgeht.<br />
Das tun wir.“ Per sefreue sich der<br />
RB-Lenker, dass Union nun in der<br />
Bundesliga spiele.„Es ist gut für den<br />
Osten.Wirsehen uns als einVorreiter<br />
in der Bundesliga, jetzt ist noch ein<br />
Klub dazugekommen.“ Für Nagelsmann<br />
hat die Partie auch eine persönliche<br />
Note, weil er auf ein „paar<br />
Ex-Spieler“ treffe wie Grischa Prömel,<br />
„die bei mir in der Jugend gespielt<br />
haben und es jetzt auch in die<br />
Erste Bundesliga geschafft haben.“<br />
Der Mann fürs Grobe<br />
Tony Martin überzeugt bei der Tour de France bislang als Edelhelfer und Zeitfahrspezialist<br />
VonStephan Klemm, Èpernay<br />
An seinem Status und auch<br />
an seinem Spitznamen hat<br />
sich im Laufe der Jahre<br />
nicht viel verändert, erzählt<br />
Tony Martin. Auch nach seinem<br />
Wechsel zur niederländischen<br />
Mannschaft Jumbo-Visma zu Beginn<br />
der Saison werdeerimFeld der<br />
Fahrer weiterhin unter seinem Markennamen<br />
„Panzerwagen“ geführt,<br />
wobei es ja auch an ihm selbst und<br />
seinen Vorstellungen auf dem Rennradliegt,<br />
dass sich an dieser martialischen<br />
Namensgebung vorläufig<br />
nichts ändern wird. Schließlich<br />
drückt sie im Kreis des Pelotons vor<br />
allem Anerkennung aus für das, was<br />
Martin zu leisten imstande ist. Bei<br />
der 106. Tour de France hat er das am<br />
Sonntag beim Teamzeitfahren und<br />
auch am Montag während der dritten<br />
Etappe noch einmal eindrucksvoll<br />
unter Beweis gestellt.<br />
Entscheidender Rhythmus<br />
Der gebürtige Cottbuser Martin, 34<br />
Jahre alt, war am Sonntag die Lokomotive<br />
seines Teams im Kampf gegen<br />
die Uhr, an ihm hat es sich orientiert,<br />
seine Kraft und sein Rhythmus<br />
haben alle mitgezogen, vor allem<br />
Mike Teunissen, den Niederländer<br />
im Gelben Trikot. Am Ende war keine<br />
Mannschaft schneller. Für Jumbo-<br />
Visma war es der zweite Sieg am<br />
zweiten Tour-Tag, nachdem Teunissen<br />
den Auftakt-Sprint am Sonnabend,<br />
ebenfalls in Brüssel, gewonnen<br />
hatte.AmMontag war es wieder<br />
Martin, der bei der schweren Etappe<br />
durch die Départements Nord und<br />
Ardennes das Peloton anführte –und<br />
zwar zunächst 90 von 215 welligen<br />
Kilometern am Stück. Nach einer<br />
kurzen Ruhephase war Martin bald<br />
wieder sehr lange ganz vorne zusehen,<br />
ehe er im Finale abreißen lassen<br />
musste. Das Ziel in Épernay erreichte<br />
er fast eine Viertelstunde<br />
nach dem französischen Tagessieger<br />
Julian Alaphilippe, der mit seinem<br />
beherzten Ausreißversuch erfolgreich<br />
war.Eslag gewiss nicht an Tony<br />
Martin, dass Teunissen sein Gelbes<br />
Trikot dann auch an Alaphilippe weiterreichen<br />
musste, sehr zur Freude<br />
der französischen Fans. Das Terrain<br />
war schlicht zu schwer für den Niederländer.<br />
Martin wiederum spürt die Verantwortung,<br />
die er als wichtigster<br />
Tony Martin führte sein Team zum Sieg beim Mannschaftszeitfahren.<br />
DPA/WOITAS<br />
Große Ambitionen, kleiner Kader<br />
Helfer seiner niederländischen Formation<br />
besitzt, die so erfrischend<br />
den Tourstart belebte: „Ich bin der<br />
Mann fürs Grobe. Ich versuche, die<br />
Säule der Mannschaft zu sein“, sagt<br />
er stolz. Kein Problem sei es für ihn,<br />
in diesem Jahr für die anderen zu<br />
fahren und sich selbst zurückzunehmen.<br />
„Mir macht es auch Spaß, mich<br />
für das Team aufzuopfern.“ Seine<br />
Kollegen schätzen besonders die Anwesenheit<br />
von Martin, seine Dienstleistungen<br />
und Expertise: „Ich<br />
glaube, ich kann sagen, dass die<br />
Mannschaft sich wohler fühlt, wenn<br />
ich dabei bin. Auf mich war immer<br />
Verlass.“<br />
Das ist kein verwegenes oder<br />
übertriebenes Eigenlob, sondern<br />
schlichtweg die Erkenntnis der Zusammenarbeit.<br />
Martin ist viermaliger<br />
Weltmeister im Einzelzeitfahren<br />
–das ist Rekord; er hat bereits fünf<br />
Tour-Etappen gewonnen, drei im<br />
Kampf gegen die Uhr, zwei als Solist.<br />
2015 trug er zudem an drei Tagen das<br />
Gelbe Trikot –aber stets war er eben<br />
vor allem als Helfer angestellt. Am<br />
Sonntag nun feierte er seinen ersten<br />
Team-Erfolg bei der Frankreich-<br />
Rundfahrt. Eine besondere Freude,<br />
zumal dieser Erfolg schon seit dem<br />
ersten Trainingslager im Winter ein<br />
Ziel war.Auch da ist Martin als Helfer<br />
aufgefallen – mit seinem Rat: „Ich<br />
habe dem Team mein Zeitfahr-Wissen<br />
nahegebracht und auch ein paar<br />
Sachen verändert, die mir aufgefallen<br />
sind.“<br />
Neuer Spaß an der Arbeit<br />
Offensichtlich ist, dass sich Martin in<br />
seinem neuen Umfeld sehr wohlfühlt.<br />
Daswar vorher beim Rennstall<br />
Katusha offensichtlich eher nicht der<br />
Fall. Die Umgebung wirkt sich auch<br />
auf den Erfolg aus, daist Martin sicher:<br />
Vorher, bei Katusha, „haben ja<br />
weder ich noch das Team viel gewonnen.<br />
Insofern macht das Radfahren<br />
jetzt deutlich mehr Spaß.“<br />
Zwei Jahrehat Martin, der mit seiner<br />
Verlobten Nina und der kleinen<br />
Tochter Mia, 2, in Kreuzlingen am<br />
Schweizer Ufer des Bodensees lebt,<br />
bei Jumbo-Visma unterschrieben.<br />
Aus seiner Umgebung ist zu hören,<br />
dass danach noch lange nicht<br />
Schluss sein muss. Dafür ist das Gesamtpaket<br />
aus Panzerwagen-Leistung<br />
und allgemeinem Wohlfühlen<br />
derzeit zu stimmig. Die Fortsetzung<br />
soll folgen.<br />
Der FC Bayern präsentiert beim Trainingsauftakt Lucas Hernández und muss seine Transferpolitik erklären<br />
VonMaik Rosner,München<br />
Als Präsentation von Lucas<br />
Hernández war der Termin betitelt<br />
worden, doch es dauerte nicht<br />
lange,bis die drängenderen Themen<br />
beim FC Bayern in den Vordergrund<br />
rückten. Zu den stockenden Transferbemühungen<br />
und den von Manuel<br />
Neuers Berater öffentlich geforderten<br />
Verstärkungen wurde Vorstandschef<br />
Karl-Heinz Rummenigge<br />
ebenso befragt wie zu einem Bericht<br />
der Süddeutschen <strong>Zeitung</strong>, wonach<br />
Trainer Niko Kovac in der Sommerpause<br />
wegen mangelnder Rückendeckung<br />
darüber nachgedacht haben<br />
soll, hinzuschmeißen. Rummenigge,<br />
der seine Skepsis gegenüber<br />
Kovac mehrfach durchblicken gelassen<br />
hatte,tat dies als „Gerücht“ ab.<br />
Der französische Weltmeister<br />
Hernández, 23, für 80 Millionen Euro<br />
von Atlético Madrid als mit Abstand<br />
teuerster Bundesligaspieler der Geschichte<br />
verpflichtet, bekam umgehend<br />
einen Einblick in die Debatten,<br />
die seinen neuenVerein auch am Tag<br />
des Trainingsauftakts beschäftigten.<br />
Dabei fanden sich zu den Leistungstests<br />
und der ersten öffentlichen Einheit<br />
mit dem neuen Assistenztrainer<br />
Hansi Flick nur die sieben Profis<br />
Thomas Müller, Thiago Alcántara,<br />
Javier Martínez, Corentin<br />
Tolisso, Jann-Fiete<br />
Arp, Jérôme Boateng<br />
und Renato Sanches<br />
ein. Davon können allerdings<br />
nur vier als fest<br />
eingeplante Kräfte für<br />
die kommende Saison<br />
eingestuft werden. Bei<br />
Offensivtalent Arp, für<br />
rund drei Millionen<br />
Euro Ablöse vom<br />
Zweitligisten Hamburger<br />
SV geholt, muss abgewartet<br />
werden, ob er<br />
bei Kovac regelmäßig<br />
zum Einsatz kommen<br />
wird. Boateng und Sanches<br />
sollen und wollen<br />
sich noch einen neuen<br />
Verein suchen. Die Nationalspieler,<br />
rund die Hälfte des<br />
Profikaders mit aktuell 17 Feldspielern<br />
und vier Torhütern, steigen erst<br />
am Freitag ins Training ein.<br />
Begonnen hatte die Präsentation<br />
von Hernández imMediensaal der<br />
Münchner Arena mit ein paar Kostproben<br />
seiner Lernfortschritte aus<br />
seinen Deutschstunden. „Servus,ich<br />
bin Lucas“, sagte er bereits mit bayrischem<br />
Einschlag, „ich bin glücklich,<br />
hier zu sein. Ich freue mich auf eine<br />
gute Saison mit dem FC Bayern.Also,<br />
Den ruhenden Ball beherrscht<br />
Lucas Hernández<br />
schon mal. IMAGO IMAGES<br />
pack ma’s!“ Später<br />
sagte Hernández, er sei<br />
ein Spieler „mit viel<br />
Mentalität“ und er<br />
könne ein „Leader“<br />
sein: „Jetzt ist es an mir<br />
zu zeigen, dass die 80<br />
Millionen gut investiert<br />
sind.“ Eingeplant<br />
wird Hernández trotz<br />
seiner vergleichsweise<br />
geringen Körpergröße<br />
von 1,82 Meter als linker<br />
Innenverteidiger<br />
neben Niklas Süle.<br />
Nach seiner Innenband-OP<br />
am rechten<br />
Knie muss Hernández<br />
vorerst noch individuell<br />
trainieren. Auf der<br />
am Montag beginnenden<br />
Werbetour durch die USA hofft<br />
er, ins Mannschafttraining einsteigen<br />
zu können.<br />
Für Rummenigge ist der FC Bayern<br />
„in der Innenverteidigung top<br />
aufgestellt“, auch im europäischen<br />
Vergleich. Neben dem Meister könne<br />
sich die gesamte Bundesliga glücklich<br />
schätzen, dass Hernández verpflichtet<br />
worden sei, befand er. Der<br />
Vorstandschef verwies zudem auf<br />
den Rechts- und Innenverteidiger<br />
Benjamin Pavard, 23, der für 35 Mil-<br />
lionen Euro vom Bundesligaabsteiger<br />
VfB Stuttgart abgeworben worden<br />
war und mit Hernández bei der<br />
WM 2018 den Titel gewonnen hatte.<br />
Dabei erlaubte sich Rummenigge<br />
auch eine kleine Spitzegegen Borussia<br />
Dortmund. BVB-Sportdirektor<br />
Michael Zorc hatte den aus München<br />
zurückgeholten und von Bundestrainer<br />
Joachim Löw ausgemusterten<br />
Mats Hummels als „besten<br />
deutschen Innenverteidiger“ bezeichnet.<br />
Rummenigge sagte nun<br />
mit Blick auf Süle: „Ich bin der Meinung:<br />
Der beste deutsche Innenverteidiger<br />
spielt bei Bayern München –<br />
und übrigens auch in der Nationalmannschaft.“<br />
Bei den anderen Themen der<br />
schon vor dem Trainingsauftakt aufgekommenen<br />
Debatten ging es Rummenigge<br />
darum, zu beschwichtigen.<br />
Die jüngsten Einschätzungen von<br />
Neuers Berater Thomas Kroth, die<br />
Mannschaft des FC Bayern sei international<br />
nicht konkurrenzfähig, seien<br />
dessen Privatmeinung und nicht die<br />
des Torwarts und Kapitäns.„Thomas<br />
Kroth ist nicht das Sprachrohr von<br />
Manuel Neuer in dieser Angelegenheit“,<br />
sagte Rummenigge nach einem<br />
Gespräch mit Neuer. Dennoch sind<br />
sich alle einig, dass die Mannschaft<br />
weiter verstärkt werden muss.<br />
NACHRICHTEN<br />
Brasilien gewinnt die<br />
Copa América gegen Peru<br />
FUSSBALL. Diebrasilianische Nationalmannschaft<br />
hat zum neunten<br />
Maldie Copa América gewonnen.<br />
DieSeleção setzte sich am Sonntag<br />
im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiromit<br />
3:1 (2:1) gegen Peru um<br />
den ehemaligen Hamburger Paolo<br />
Guerrerodurch und sicherte sich die<br />
Südamerikameisterschaft. Für den<br />
Gastgeber trafen Everton (15.), Gabriel<br />
Jesus (47.) und Richarlison (90.)<br />
per Strafstoß. Guerreroverwandelte<br />
für die Peruaner in der 44. Minute einen<br />
Handelfmeter zum zwischenzeitlichen<br />
Ausgleich.<br />
Alba Berlin holt<br />
Collegespieler Mason<br />
BASKETBALL. Alba Berlin hat den<br />
früheren deutschen Nationalspieler<br />
Makai Mason verpflichtet. Der24<br />
Jahrealte Aufbauspieler kommt von<br />
der amerikanischen Baylor University<br />
zum Hauptstadtklub und unterschreibt<br />
einen Zweijahresvertrag,<br />
wie Alba am Montag mitteilte.„Er ist<br />
ein guterWerfer,der gleichzeitig aber<br />
auch sehr gut passen kann und ein<br />
großes Spielverständnis hat“, sagte<br />
Berlins Sportdirektor Himar Ojeda.<br />
Als Meisterschaftszweiter hinter<br />
Champion FC Bayern hatte sich Alba<br />
für die Königsklasse Euroleague qualifiziert.<br />
Weltranglistenerste Barty<br />
scheitertinWimbledon<br />
TENNIS. DieWeltranglistenerste und<br />
French-Open-Siegerin Ashleigh Barty<br />
hat inWimbledon überraschend im<br />
Achtelfinale verloren. DieAustralierin<br />
unterlag der im Ranking auf Position<br />
55 notierten Alison Riske aus den USA<br />
6:3, 2:6, 3:6. Für Bartywar es die erste<br />
Niederlage nach zuvor 15 Siegen in<br />
Serieauf derWTA-Tour.ImViertelfinale<br />
trifft Riske auf ihreLandsfrau SerenaWilliams.Die<br />
23-fache Grand-<br />
Slam-TurniersiegerinWilliams gewann<br />
überzeugend in zwei Sätzen gegen<br />
die Spanierin Carla Suarez<br />
Navarromit 6:2, 6:2.<br />
ZAHLEN<br />
Radsport<br />
Tour de France<br />
3. Etappe Binche/Belgien -Épernay/Frankreich<br />
(215,00 km): 1. Julian Alaphilippe (Frankreich)<br />
-Deceuninck-Quick-Step 4:40:29 Std.; 2.<br />
Michael Matthews (Australien) -Team Sunweb +<br />
26 Sek.; 3. Jasper Stuyven (Belgien) -Trek -Segafredo;<br />
4. Greg VanAvermaet (Belgien) -CCC Team;<br />
5. Peter Sagan (Slowakei) -Bora-hansgrohe; 6.<br />
Matteo Trentin (Italien) -Mitchelton-Scott; 7.<br />
SonnyColbrelli (Italien) -Bahrain-Merida; 8.<br />
Xandro Meurisse (Belgien) -Wanty-Gobert; 9.<br />
Wout vanAert(Belgien) -Team Jumbo; 10. Thibaut<br />
Pinot (Frankreich) -Groupama-FDJ<br />
Gesamtwertung: 1. Julian Alaphilippe (Frankreich)<br />
-Deceuninck-Quick-Step 9:32:19 Std.; 2.<br />
Wout vanAert(Belgien) -Team Jumbo +20Sek.;<br />
3. StevenKruijswijk (Niederlande) -Team Jumbo +<br />
25; 4. GeorgeBennett (Neuseeland) -Team<br />
Jumbo; 5. Michael Matthews (Australien) -Team<br />
Sunweb +40<br />
Bergwertung: 1. TimWellens (Belgien) -Lotto-<br />
Soudal 7Pkt.; 2. Xandro Meurisse (Belgien) -<br />
Wanty-Gobert3;3.Greg VanAvermaet (Belgien) -<br />
CCC Team 2<br />
Sprintwertung: 1. Peter Sagan (Slowakei) -Borahansgrohe<br />
76 Pkt.; 2. Michael Matthews (Australien)<br />
-Team Sunweb 59; 3. SonnyColbrelli (Italien)<br />
-Bahrain-Merida 54<br />
Tennis<br />
Grand-Slam-Turnier in Wimbledon<br />
Achtelfinale, Frauen: Alison Riske(USA) -Ashleigh<br />
Barty (Australien/1) 3:6, 6:2, 6:3; Jelina<br />
Switolina (Ukraine/8) -Petra Martic (Kroatien/24)<br />
6:4, 6:2; Zhang Shuai (China) -Dajana Jastremska<br />
(Ukraine) 6:4, 1:6, 6:2; Serena Williams<br />
(USA/11 -Carla Suarez Navarro(Spanien/30)<br />
6:2, 6:2; Simona Halep (Rumänien/7) -Cori Gauff<br />
(USA) 6:3, 6:3; Barbora Strýcová (Tschechien) -<br />
Elise Mertens (Belgien/21) 4:6, 7:5, 6:2<br />
Achtelfinale, Männer: Rafael Nadal (Spanien/3)<br />
-Joao Sousa (Portugal) 6:2, 6:2, 6:2; Roberto<br />
Bautista Agut (Spanien/23) -Benoit Paire<br />
(Frankreich/28) 6:3, 7:5, 6:2;
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 – S eite 18<br />
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Sport<br />
Neven Subotic wurde im Stadion An der Alten Försterei begeistertempfangen.<br />
CITY-PRESS GMBH<br />
Anführer mit Herz<br />
Zugang Neven Subotic bringt nicht nur geballte Bundesliga-Erfahrungandie Alte Försterei, sondern auch eine beeindruckende persönliche Erfolgsgeschichte<br />
VonMathias Bunkus, Windischgarsten<br />
Die große Transferoffensive<br />
der Eisernen lässt<br />
sich wohl am besten mit<br />
„Bundesliga-Erfahrung“<br />
betiteln. MitChristian Gentner (vom<br />
VfB Stuttgart) und Neven −gesprochen<br />
mit kurzem ewie in Neffe −<br />
Subotic schraubte der 1. FC Union<br />
ebendiese im Kader von überschaubaren<br />
476 Partien auf äußerst konkurrenzfähige<br />
1062 Einsätze im<br />
Fußball-Oberhaus. Allein der Serbe<br />
bringt es dabei auf 209 Einsätze in<br />
der Bundesliga. Vonseinen 27 Einsätzen<br />
in der Champions League<br />
oder den 36 in der serbischen Nationalmannschaft<br />
ganz zu schweigen.<br />
Manchmal ist eben auch ein<br />
Quäntchen Glück auf dem Transfermarkt<br />
nötig. Für Unions Manager<br />
Oliver Ruhnerterwies sich die Tatsache,dass<br />
Subotic aus Frankreich weg<br />
wollte,als so ein Glücksfall. In Saint-<br />
Étienne war der 30-Jährige am Saisonende<br />
ins Hintertreffen geraten,<br />
weil er bereits frühzeitig seinen Unwillen<br />
zu einer Vertragsverlängerung<br />
kommuniziert hatte. Subotic wollte<br />
nach anderthalb Jahren in der französischen<br />
Arbeiterstadt unbedingt<br />
noch einmal auf allerhöchstem Niveau<br />
spielen. Also „in England,<br />
Deutschland oder Spanien“, wie er<br />
selbst präzisiert.<br />
Gute Erfahrungen in Köpenick<br />
Der zehnfache Meister, der seine<br />
besten Jahreinden 70ernhatte,und<br />
bei dem Subotic in der kommenden<br />
Saison sogar Europa League hätte<br />
spielen können, setzte fortan lieber<br />
auf Verteidigertalent William Saliba,<br />
vielleicht auch ein wenig aus Trotz.<br />
Nun standen die Klubs der internationalen<br />
Topligen bei Subotic nicht<br />
gerade Schlange. Ein bisschen war<br />
„Ich erinnere mich gerne an den sehr<br />
stimmungsvollen Abend zurück“<br />
Neven Subotic<br />
war 2016 mit Borussia Dortmund beim Jubiläumsspiel<br />
zu Gast im Stadion An der Alten Försterei.<br />
der zweifache Deutsche Meister mit<br />
Borussia Dortmund (2011 und 2012)<br />
schon aus dem Rampenlicht gefallen.<br />
Da kam die Anfrage aus Köpenick gerade<br />
recht. Zumal Subotic bereits<br />
gute Erfahrungen mit dem Stadion<br />
An der Alten Försterei gemacht hatte.<br />
„Mit dem BVB war ich bereits<br />
beim Jubiläumsspiel im Januar 2016<br />
zu Gast und erinnere mich gerne an<br />
den sehr stimmungsvollen Abend<br />
zurück. Auch die überragenden Bilder<br />
vomAufstieg im Maihabe ich natürlich<br />
gesehen“, sagt der 1,93 m<br />
große Innenverteidiger. Die Gespräche<br />
mit Ruhnert und Trainer Urs Fischer<br />
in der Woche vor dem Trainingslagerbeginn<br />
konnten ihn offenbar<br />
darüber hinaus überzeugen,<br />
ein Teil der eisernen Mission Klassenerhalt<br />
zu werden und in die Bundesliga<br />
zurückzukehren. Ein Weg,<br />
den er für sich als Jugendlicher kaum<br />
erahnt haben dürfte.<br />
Mit seiner Familie flüchtete Subotic<br />
1990, noch vor den Jugoslawienkriegen,<br />
aus Banja Luka in der<br />
serbischen Entität im heutigen Bosnien<br />
zunächst nach Baden-Württemberg.<br />
Als die Familie nach neun<br />
Jahren nach Bosnien abgeschoben<br />
werden sollte, siedelten die Subotics<br />
stattdessen in die USA über. Erst<br />
nach Utah, dann nach Florida.<br />
Nach hinten beordert<br />
Hier strebte Schwester Natalija eine<br />
Karriereals Tennisspielerin an, während<br />
Neven, der gerne weiter in<br />
Deutschland geblieben wäre, lieber<br />
in den Park kicken ging. Dort entdeckte<br />
ihn per Zufall Keith Fulk,<br />
Chefscout und Co-Trainer der USamerikanischen<br />
U17-Auswahl. Fulk<br />
war es auch, der Subotic Stück für<br />
Stück aus der Offensive weiter nach<br />
hinten beorderte. Mit seiner Kopfballstärke<br />
wurde er schließlich auch<br />
als Defensivkraft interessant. Beider<br />
U17-WM in Peru musste er statt als<br />
Sechser auf einmal als Innenverteidiger<br />
aushelfen.<br />
Beim Turnier wurde Steve Kelly,<br />
ein renommierter Spielerberater,<br />
dann auf ihn aufmerksam. Da Fußball<br />
in den USA nicht allzu populär<br />
ist, lotste er ihn nach Deutschland<br />
zum FSV Mainz 05. Dorttrafder erst<br />
17-jährige Subotic auf Jürgen Klopp.<br />
DerRest ist Geschichte.<br />
Eine,inder Subotic seineWurzeln<br />
und sein Schicksal als Flüchtlingskind<br />
nie vergessen hat. Schon bei<br />
den Rheinhessen übernahm er eine<br />
Patenschaft in einem Waisenhaus.<br />
Bis heute unterhält er eine Stiftung,<br />
die Gelder für die Versorgung der<br />
Menschen mit Trinkwasser, etwa in<br />
Äthiopien, bereitstellt. Eine Aufgabe,<br />
die er selbst koordiniert; und nicht<br />
nur seinen Namen als Feigenblatt<br />
dafür hergibt. Somit ist klar: Union<br />
hat nicht nur Erfahrung hinzugewonnen,<br />
sondernauch viel Herz.<br />
Der Spätzünder<br />
Lukas Klünter brauchte Zeit, bis er bei Hertha BSC in die Gänge kam. In der kommenden Saison will er beweisen, dass er nicht nur durch seine Schnelligkeit herausragt<br />
VonSebastian Schmitt, Neuruppin<br />
Ein fester Händedruck, direkter<br />
Augenkontakt und ein freundliches<br />
Lächeln. Lukas Klünter ist trotz<br />
der intensiven Einheiten im Konditionstrainingslager<br />
in Neuruppin gut<br />
drauf. Die Kuchno-Tortur, wie die<br />
schweißtreibenden Übungen von<br />
Athletik-Coach Henrik Kuchno von<br />
den Spielern gern genannt werden,<br />
kennt er ja aus demVorjahr.Auf seine<br />
erste Saison nach seinem Wechsel<br />
vom 1. FC Köln zu Hertha BSC,<br />
schaut Klünter zufrieden zurück.<br />
„Auch, wenn am Anfang zunächst<br />
nicht alles optimal gelaufen ist,<br />
würde ich sagen: Das war der richtige<br />
Schritt“, erklärtder 23-Jährige.<br />
Dassportliche Tal, das er beim FC<br />
erlebte als sein Förderer und Trainer<br />
Peter Stöger entlassen wurde und<br />
Nachwuchstrainer Stefan Ruthenbeck<br />
übernahm, hat Klünter nach<br />
seinem Wechsel zu den <strong>Berliner</strong>n<br />
überwunden. Dabei hatte er in der<br />
Ansage vom Chef: Lukas Klünter und Trainer Ante Covic<br />
Hauptstadt keinen guten Start. In<br />
den ersten zwanzig Spielen der vergangenen<br />
Saison kam Klünter lediglich<br />
auf einen Einsatz in der Nachspielzeit<br />
–auch, weil ihn ein Muskelbündelriss<br />
im Oberschenkel lange<br />
Zeit ausbremste. Somies das erste<br />
Halbjahr für ihn war, umso bemerkenswerter<br />
verlief die zweite Saisonhälfte,<br />
als er sich mit regelmäßigen<br />
Einsätzen zurück ins Rampenlicht<br />
und sogar in den vorläufigen EM-Kader<br />
von U21-Bundestrainer Stefan<br />
Kuntz spielte. „Ich habe am Anfang<br />
die Zeit gebraucht. Aber als ich die<br />
Chance bekommen habe, habe ich<br />
sie genutzt“, sagt er zufrieden.<br />
So schnell Klünter, der mit 35,4<br />
km/h der schnellste Bundesligaspieler<br />
der vergangenen Spielzeit war,<br />
die rechte Außenbahn auch runter<br />
sprintet, bis seine Karriere auf Touren<br />
kam, hat es gedauert. „Ich hatte<br />
gar nicht die Idee, Fußballprofi zu<br />
werden“, erzählt der Rheinländer.<br />
Froh sei er,nicht den mittlerweile tymal<br />
zum Training zu fahren und<br />
meine Jugend aufzugeben“.<br />
Studium unterbrochen<br />
DPA/STACHE<br />
Erst mit 18 Jahren zog esihn vom<br />
Bonner SC zum 1. FC Köln. Undobwohl<br />
er in der A-Jugend eines Bundesligisten<br />
spielte, träumte er nicht<br />
vonder großen Karriere. „Ich bin mit<br />
pischen Werdegang vieler Profis, die<br />
so frühstmöglich in eine Akademie<br />
wechseln und für den großen Traum<br />
getrimmt werde, hinter sich zu haben.<br />
„Ich konnte meine Kindheit so<br />
verbringen, wie es die meisten in den<br />
Nachwuchszentren nicht mehr können“,<br />
sagt Klünter. Unvorstellbar sei<br />
es damals gewesen, „jeden Tagzweidem<br />
Gedanken gewechselt, dass ich<br />
es versuche,aber nicht davon ausgegangen,<br />
dass es klappt.“ Auch deswegen<br />
habe er nach dem Abitur an<br />
der Sporthochschule in Köln Sportmanagement<br />
studiert. Doch weil der<br />
damalige Cheftrainer des FC, Peter<br />
Stöger, ihn nach nur einem haben<br />
Jahr mit ins Trainingslager nahm<br />
und aus seinem Amateur- schon<br />
bald ein Profivertrag wurde,liegt das<br />
Studium auf Eis. Über ein Fernstudium<br />
habe er sich informiert, aber<br />
„man muss sehen, ob es sinnvoll ist,<br />
beides gleichzeitig zu machen“.<br />
Klünter wirkt eloquent, selbstreflektiert<br />
und mit seinem Werdegang im<br />
Reinen. „So wie es jetzt gekommen<br />
ist, ist es natürlich besser“, sagt er.<br />
Deswegen will der Spätstarter<br />
weiter in der Bundesliga punkten.<br />
Dass häufig nur über seine Sprinterqualitäten<br />
geredet wird, stört ihn<br />
nicht. „Eigentlich ist das doch was<br />
Schönes.“ Schließlich zeichne ihn<br />
das nun mal aus. „Es wäre schlimmer,<br />
wenn man über die Sachen<br />
spricht, die noch nicht so gut sind.“<br />
Klünter weiß, dass er für die Kickerkarriere<br />
weiter pauken muss. „Dazu<br />
gehören bei mir Flanken, der erste<br />
Ballkontakt und ein paar technische<br />
Sachen, die mir nicht fehlen, aber die<br />
ich noch besser machen kann.“<br />
Nach dem Weggang von Valentino<br />
Lazaro will Klünter in der kommenden<br />
Saison auf der rechten Abwehrseite<br />
mehr Einsatzzeit bekommen.<br />
Je nachdem, welches System<br />
der neue Trainer Ante Covic spielen<br />
lässt, duelliertsich Klünter mit Peter<br />
Pekarik, Mathew Leckie und Alexander<br />
Esswein. „Die Konkurrenz auf<br />
meiner Position ist groß und vielleicht<br />
kommt noch ein neuer Spieler<br />
dazu“, schätzt Klünter die Ausgangslage<br />
ein. „Ich mache mir da aber<br />
keine Gedanken. Am Ende der Vorbereitung<br />
hoffe ich, dabei zu sein.“<br />
Undwenn nicht, sagt Klünter,„dann<br />
weiß ich damit umzugehen. Ich<br />
hatte die Situation schon öfters.“
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 – S eite 19 *<br />
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Feuilleton<br />
Der Blues-Rock ist tot?<br />
Zwei neue, letzte Alben<br />
aus Nashville<br />
Seite 21<br />
„Der Wegzum Brexit ist keine Einbahnstraße.“<br />
Der Historiker Ian Kershaw hat eine europäische Zeitgeschichte von 1950 bis heute geschrieben. Ein Interview Seite 20<br />
Architektur<br />
Auch das ist<br />
Europa<br />
Nikolaus Bernau<br />
betrachtet das Gejammer<br />
um Standesprivilegien<br />
Stadtplanung und Architektur in<br />
der Umgebung des <strong>Berliner</strong><br />
Hauptbahnhofs sind mittelprächtig<br />
bis desaströs. Aber alles wurde nach<br />
den Regeln der deutschen Honorarordnung<br />
für Architekten und Ingenieure<br />
entworfen –also nach jener<br />
HOAI, die der Europäische Gerichtshof<br />
gerade aufgehoben hat. Er urteilte,<br />
die HOAI sei mit ihrer Festlegung<br />
von Mindest- und Höchsthonoraren<br />
unvereinbar mit dem freien<br />
Binnenmarkt und der Niederlassungsfreiheit<br />
in den EU-Staaten. Außerdem<br />
fördere sie weder kulturelle<br />
Leistung noch den Klimaschutz oder<br />
die Kreativität. Dies aber waren die<br />
Argumente, mit denen die Bundesregierung<br />
und die Planerverbände<br />
eiserndie HOAI verteidigten.<br />
Dabei halten sich viele Architekten<br />
und Ingenieure schon heute<br />
nicht an die Honorarordnung, bringen<br />
Zusatzleistungen „umsonst“,<br />
also preissenkend in ihr Angebot ein.<br />
Zudem gilt die HOAI nicht für Handwerker<br />
oder Großübernehmer –die<br />
zunehmend den Baumarkt bestimmen.<br />
Im Unterschied dazu zwingt<br />
die Buchpreisbindung, die von<br />
Marktradikalen auch immer wieder<br />
attackiert wird, wirklich alle Verleger<br />
und Medienhändler zu einheitlichen<br />
Preisen. Diese ist deswegen als deutscher<br />
Sonderwegauch vomEuroparecht<br />
akzeptiertworden.<br />
Das Kernproblem ist: Kaum ein<br />
Land hat so viele Planer wie<br />
Deutschland, 138 000 wurden gezählt,<br />
mehr als 50 000 von ihnen als<br />
oft nur formal Selbstständige in<br />
Winzbüros.Diese werden wohl wirklich<br />
bei der nächsten Baukrise unter<br />
ökonomischen Druck kommen,<br />
müssen sich oft zusammenschließen.<br />
Für die Qualität der Planung<br />
aber dürfte das keine Folgen haben.<br />
Wer wollte behaupten, dass in<br />
Frankreich, den Niederlanden,<br />
Skandinavien oder Polen schlechter<br />
geplant werde als in Deutschland,<br />
die Architekten weniger verdienten,<br />
weniger Macht hätten?<br />
Kurz: Die HOAI war ein Instrument,<br />
um Standesprivilegien zu sichern.<br />
Umso übler, dass massiv Vorurteile<br />
aktiviert wurden, um diese zu<br />
verteidigen. So wie im Kampf der<br />
Apotheker um ihre Standesprivilegien,<br />
die der Gerichtshof ebenfalls<br />
demontierte. In der Apothekerzeitung<br />
hieß es etwa: „Generalanwalt<br />
war übrigens der Pole Maciej Szpunar“.<br />
Unterton: Klar, Polen unterminieren<br />
eben den deutschen Mittelstand<br />
per Preiskampf. Aber Szpunar<br />
ist einer der angesehensten Fachleute<br />
für europäisches und für Wettbewerbsrecht,<br />
er hat geklagt im Namen<br />
Europas und hat damit für Europa<br />
und für Deutschland gewonnen.<br />
Der Architektur um den Hauptbahnhof hat<br />
die HOAI nicht geholfen. IMAGO/ROLF KREMMING<br />
Alexandria Ocasio-Cortez ist der Popstar der US-Demokraten. Ihr umstrittener Vergleich findet nun wissenschaftliche Unterstützer.<br />
Am 17. Juni hatte die New<br />
Yorker demokratische Abgeordnete<br />
Alexandria Ocasio-Cortez<br />
ineinem Instagram-Video<br />
die Internierungslager<br />
an der Grenzeder USA zu Mexiko als<br />
„Konzentrationslager“ bezeichnet.<br />
Daran schloss sich eine erregte Debatte<br />
an über die Anwendbarkeit des<br />
Begriffes, über die Zulässigkeit von<br />
NS-Vergleichen überhaupt.<br />
Am 24. Juni antwortete das New<br />
Yorker Holocaust-Museum mit dieser<br />
Erklärung: „Das United States<br />
Holocaust Memorial Museum weist<br />
unmissverständlich Versuche zurück,<br />
die Analogien zwischen dem<br />
Holocaust und anderen Ereignissen,<br />
sei es historischen oder heutigen,<br />
herstellen. Diese Haltung hat das<br />
Museum wiederholt eindeutig klar<br />
gemacht.“<br />
Auf diese Erklärung antworteten<br />
Anfang Juli mehr als 500 Holocaustund<br />
Völkermord-Historiker u.a. folgendermaßen:<br />
„Wir sind sehr besorgt über das<br />
jüngste Statement des Museums zu<br />
den Holocaust-Analogien.Wirschreiben<br />
diesen Brief, um die Zurückziehung<br />
des Statements zu fordern.Wissenschaftler<br />
in den Human- und Sozialwissenschaften<br />
gehen bei der Beantwortung<br />
von Fragen über die<br />
Vergangenheit und die Gegenwart<br />
aus von sorgfältigen und verantwortungsvollen<br />
Analysen, von Kontextualisierungen,<br />
Vergleichen und Argumentationen.<br />
Mitder Erklärung, Versuche<br />
unmissverständlich zurückzuweisen,<br />
die Analogien zwischen dem<br />
Holocaust und anderen Ereignissen,<br />
sei es historischen oder heutigen herstellen,<br />
nimmt das United States Holocaust<br />
Museum eine radikale Position<br />
ein, die weit vomMainstream der<br />
Holocaust- und Völkermord-Forschung<br />
entfernt ist. Es wird sogeradezu<br />
unmöglich, aus der Vergangenheit<br />
zu lernen. Die Entscheidung des<br />
Museums, jede mögliche Analogie<br />
mit dem Holocaust oder den zu ihm<br />
führenden Ereignissen zu verwerfen,<br />
ist im Kern ahistorisch“.<br />
Soweit die Kontroverse. Wir kennen<br />
sie gut. Sie wiederholt sich alle<br />
paar Jahre. Es geht im Kern dabei um<br />
den Unterschied zwischen Wissenschaft<br />
und Religion. Auf der einen<br />
Seite gibt es Menschen, die wollen<br />
verstehen, was der Holocaust war,<br />
wie er zustande kam, welchen Einflüssen<br />
er sich verdankte, welche<br />
Wirkung er hatte.<br />
Für die anderen ist das so interessant<br />
nicht. Denn er war ein einmaliges<br />
Ereignis, etwas Unwiederholbares.<br />
Damit ist er jedem wissenschaftlichen<br />
Zugang entzogen. Er ist Totem<br />
und Tabu. Es gibt keinen wie ihn.<br />
Niemand ist mit ihm zu vergleichen.<br />
Er ist Gott.<br />
Das kommt Ihnen übertrieben<br />
vor? Alle Wissenschaft basiert auf<br />
dem Vergleich. Wir erkennen die<br />
Dinge, indem wir sie miteinander<br />
vergleichen. Das gilt für kleine Kinder<br />
und für große Kosmologen. Jedes<br />
Atom, das schwerer ist als Beryllium,<br />
sei es in unserem Körper oder wo<br />
auch immer im Universum, verdankt<br />
seine Existenz der Elementsynthese<br />
im Innern der Sterne. Erst<br />
das genaue Vergleichen hat uns darüber<br />
belehrt.<br />
Die Behauptung, etwas wäre<br />
einzigartig und unvergleichbar, ist<br />
ein Denkverbot. Da soll etwas auf<br />
ein Podest gestellt und angeschaut,<br />
angebetet, aber auf keinen<br />
Fall soll es verstanden werden.<br />
Dazu muss man es mit ähnlichen<br />
Erscheinungen vergleichen, um<br />
festzustellen, wo sie differieren<br />
und wo sie gleich sind.<br />
Timothy Snyder gehört zu den<br />
Unterzeichnern der Erklärung der<br />
kritischen Wissenschaftler. Zu seinem<br />
Forschungsbereich gehört der<br />
Vergleich zwischen den nationalsozialistischen<br />
und den stalinistischen<br />
Untaten. Seine Bücher haben durch<br />
denVergleich jedes der Regime deutlicher<br />
herauspräpariert. Sie haben<br />
aber auch geholfen, eine Epoche genauer<br />
zu sehen, in der die Vernichtung<br />
ganzer Bevölkerungen zur<br />
selbstverständlichen Herrschaftspraxis<br />
sehr verschiedener Staaten<br />
wurde.<br />
Die Vorstellung, der Holocaust<br />
stehe als ein einmaliger „Zivilisationsbruch“<br />
einsam in der Weltge-<br />
„Die Behauptung, etwas wäre<br />
einzigartig und unvergleichbar, ist ein<br />
Denkverbot. Etwas soll auf ein Podestgestellt,<br />
aber nicht verstanden werden.“<br />
IMAGO-IMAGES<br />
Weiter mit hinkenden Vergleichen<br />
Darf man TrumpsMauer mit NS-Konzentrationslagern vergleichen?<br />
Eine Debatte, die es in sich hat<br />
VonArnoWidmann<br />
schichte, müsste bewiesen werden.<br />
Natürlich unterscheidet er sich von<br />
all den anderen Versuchen, Bevölkerungen<br />
systematisch auszurotten.<br />
Allerdings nicht mehr als jene anderen<br />
Versuche sich von einander unterscheiden.<br />
Der „Zivilisationsbruch“<br />
begleitet die Zivilisation von<br />
ihren ersten Gehversuchen an. Sehr<br />
oft gehörterausdrücklich zu ihr.Der<br />
immense Aufschwung des Westens<br />
im 18. und 19. Jahrhundert ist ohne<br />
die systematische Knechtung und<br />
Versklavung großer Teile der Erdbevölkerung<br />
durch den Kolonialismus<br />
nicht zu denken.<br />
Ich glaube nicht, dass die Vernichtung<br />
ganzer Bevölkerungsgruppen<br />
für irgendetwas in Kauf genommen<br />
werden muss. Ich glaube noch<br />
nicht einmal, dass sie nicht zu verhindern<br />
sei. Ich bin allerdings der<br />
Auffassung, dass es einiger Anstrengung<br />
bedarf, ihr, wenn sie just passiert,<br />
entgegenzutreten. Es ist gut zu<br />
begreifen, wie Kernreaktionen in Gesellschaften<br />
verlaufen, die dazu führen,<br />
dass die einen über die anderen<br />
herfallen.<br />
Manmag über die Internierungslager<br />
der US-Regierung an der<br />
Grenze zuMexiko denken, wie man<br />
will. Zweifelsfrei handelt es sich dabei<br />
um Konzentrationslager. Hier<br />
werden Menschen in Lagernzusammengefasst,<br />
konzentriert. So wie Earl<br />
Kitchener es meinte, als er während<br />
des Zweiten Burenkriegs um 1900<br />
Frauen und Kinder der burischstämmigen<br />
Bevölkerung in Lagern, die<br />
man amtlich als ‚concentration<br />
camp‘ bezeichnet hat, zusammenfasste<br />
und internierte.<br />
DasKonzentrationslager ist keine<br />
Erfindung der Nazis, und es ist auch<br />
nicht mit ihnen ausgestorben. Nirgendwo<br />
auf der Welt. Alexandria<br />
Ocasio-Cortez hat den richtigen<br />
Begriff gebraucht. Die Empörung<br />
der Leitung des United States Holocaust<br />
Memorial Museumsist verlogen.<br />
In der Washington Post erinnerte<br />
der Holocaustforscher Emil<br />
Kerenji daran, dass das Museum<br />
Analogien nicht immer ablehnte.<br />
So erklärte es angesichts der in Myanmar<br />
verfolgten Rohingya: „Die<br />
Welt hat die Augen vor ihrer Verfolgung<br />
geschlossen –genau so, wie<br />
sie es gegenüber den Opfern des<br />
Holocaust tat.“<br />
Vergleiche mögen hinken. Aber<br />
nur hinkend kommen wir voran. In<br />
der Analyse wie bei den immer wieder<br />
scheiternden Versuchen, den<br />
Anfängen zu wehren.Wer gesterndie<br />
Website des United States Holocaust<br />
Memorial Museum aufrief, fand nur<br />
die Erklärung des Museums vom 24.<br />
Juni. Eine Antwort auf die Kritiker<br />
gab es noch immer nicht.<br />
Arno Widmann<br />
hält alles für vergleichbar,<br />
was nicht identisch ist.<br />
NACHRICHTEN<br />
Artur Brauner wird<br />
am Mittwoch beigesetzt<br />
DerFilmproduzent Artur Brauner<br />
soll am Mittwoch beigesetzt werden.<br />
DieBeerdigung sei für 14 Uhrauf<br />
dem Jüdischen Friedhof in der Heerstraße<br />
geplant, sagte seine Tochter<br />
Alice Brauner am Montagabend. Ihr<br />
Vater war am Sonntag im Alter von<br />
100 Jahren gestorben. Brauner galt<br />
als einer der wichtigsten Filmproduzenten<br />
in Nachkriegsdeutschland.<br />
Er arbeitete mit Stars wie Romy<br />
Schneider,CurdJürgens,Caterina<br />
Valente und Heinz Rühmann. In seinen<br />
<strong>Berliner</strong> CCC-Studios entstanden<br />
Hunderte Kino- undTV-Produktionen.<br />
Mitvielen Filmen erinnerte<br />
Brauner auch an das Schicksal der<br />
Holocaust-Opfer. (dpa)<br />
Putin beschimpft −Sender<br />
in Georgien stellt Dienst ein<br />
Weil ein Journalist den russischen<br />
Präsidenten in obszöner Sprachebeleidigt<br />
hat, muss der georgischer<br />
FernsehsenderRustawi-2 seinen<br />
Dienst einstellen. DerRedakteur<br />
hatte nach Einschätzung der georgischen<br />
Präsidentin Salome Surabischwili<br />
und des Außenministeriums<br />
in Tiflis den Kremlchef Wladimir Putin<br />
in einer Nachrichtensendung in<br />
den Schmutz gezogen. Daraufhin<br />
kam es am Montag in der georgischen<br />
Hauptstadt zu spontanen Protesten<br />
wütender Georgier. (dpa)<br />
Jochen Schweizer testet<br />
Bewerber in neuer Show<br />
DerUnternehmer Jochen Schweizer<br />
sucht in einer ProSieben-Shownach<br />
einem Geschäftsführer.„DerTraumjob<br />
−bei Jochen Schweizer“ startet<br />
am Dienstag (9. Juli) um 20.15 Uhr.<br />
Schweizer (62), als Gründer eines Unternehmens<br />
für Erlebnisgutscheine<br />
bekannt geworden, kündigte die<br />
Show als das„intensivste Bewerbungsgespräch<br />
derWelt“ an. DieBewerber<br />
will er nach Kenia, Thailand,<br />
Spanienund Norwegen schicken. Es<br />
geht um einen Posten mit sechsstelligem<br />
Jahresgehalt. (dpa)<br />
Exfrau von Paul McCartney<br />
bekommt Entschädigung<br />
Heather Mills (51), die frühereEhefrau<br />
vonPop-Legende Paul McCartney,hat<br />
wegen eines Telefon-Abhörskandals<br />
in Großbritannien nach eigenen<br />
Angaben eine Rekord-Entschädigung<br />
erstritten. Als Resultat<br />
einer Sammelanklage gegen die Verlagsgruppe<br />
News Group Newspapers<br />
(NGN) habe sie gemeinsam mit<br />
anderen Opfern„die höchste Entschädigungssumme<br />
in einem Fall<br />
vonVerleumdung durch Medien erreicht,<br />
die jemals in der britischen<br />
Rechtsgeschichte verhängt wurde“,<br />
sagte Mills am Montag nach einer<br />
Anhörung am High CourtinLondon.<br />
Einen Betrag nannte sie nicht. (dpa)<br />
Heather Mills, eine frühere Gattin von<br />
Paul McCartney, siegt vor Gericht.<br />
AP
20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Die Briten verklären die Zeit, bevor sie in der EU waren<br />
Der Historiker Ian Kershaw hat ein Buch über Europa seit den 50er-Jahren geschrieben –und muss im Gespräch doch vor allem den Brexit erklären<br />
Der Historiker Ian Kershaw<br />
wurde über die<br />
Fachgrenzen der Historikerzunft<br />
hinaus mit einer<br />
Biografie über Hitler bekannt.<br />
Mit diesem habe er inzwischen aber<br />
abgeschlossen, erzählte er unlängst<br />
vor seinem Auftritt bei der Lit.Cologne.<br />
Inseinem neuen Buch widmet<br />
er sich der Geschichte Europas<br />
seit 1950.<br />
Herr Kershaw,Sie haben ein Buch geschrieben,<br />
in dem Sie darstellen, wie<br />
Europa auf der Asche des Zweiten<br />
Weltkriegs zusammengewachsen ist.<br />
Hat esSie überrascht, wie chaotisch<br />
die Gespräche über den Brexit verlaufen<br />
sind?<br />
Mich hat die Hartnäckigkeit von<br />
Theresa Mayund die unsägliche Politik<br />
ihrer Regierung überrascht. Das<br />
gilt auch für einige Hardliner der<br />
Konservativen, die einen No-Deal-<br />
Brexit favorisieren. Dass es überhaupt<br />
zum Brexit selbst gekommen<br />
ist, hat mich ebenfalls überrascht,<br />
wenngleich nicht ganz so stark. Die<br />
Emotionalität der Debatte habe ich<br />
wie viele andereunterschätzt.<br />
Ist der Brexit eine logische Folge der<br />
Europa-Skepsis der Briten?<br />
DerWeg zum Brexit ist keine Einbahnstraße<br />
gewesen, so eine Logik<br />
wäre irreführend. Es hat in England<br />
und Großbritannien zwar immer<br />
schon Aversionen gegenüber der Europäischen<br />
Union gegeben. Wir<br />
standen immer halb abseits von der<br />
EU. Aber noch 2011 war die Mitgliedschaft<br />
in der EU ein nebensächliches<br />
Thema in der britischen Politik.<br />
Wichtiger war damals die Gesundheitspolitik,<br />
die EU rangierte etwa<br />
auf Platz elf. In kürzester Zeit verwandelte<br />
es sich aber in das wichtigste<br />
Thema, verursacht durch die<br />
Finanzkrise und die Sparpolitik der<br />
britischen Regierung ab 2010 und<br />
durch die Flüchtlingskrise.<br />
Vondiesen Krisen war man doch gar<br />
nicht betroffen.<br />
Auch wenn Großbritannien weder<br />
vonder Krise der Eurozone noch<br />
von der Flüchtlingskrise direkt betroffen<br />
war, schaute man doch über<br />
den Ärmelkanal und war froh, diese<br />
Grenze zuhaben. Psychologisch hat<br />
es zu der Bereitschaft beigetragen,<br />
den Brexit als Option zu wählen.<br />
Aber es war keine geradlinige Entwicklung<br />
von1973 bis zum Brexit.<br />
Ian Kershawist froh, seinen Forschungsgegenstand Hitler endlich hinter sich gelassen zu haben.<br />
Aber es gab bereits nach dem Beitritt<br />
zur EG 1973 ein Referendum über den<br />
Wiederaustritt.<br />
Das waren ganz andere Umstände.<br />
Die Labour-Party war damals<br />
gespalten und in den 70ern<br />
eher oppositionell zu Europa eingestellt.<br />
Derdamalige Premierminister<br />
HaroldWilson hatte das Referendum<br />
initiiert. Anders als David Cameron<br />
hat er gewartet, bis es klar war, dass<br />
er gewinnen würde.Eswar ein Ja für<br />
die Zugehörigkeit zum gemeinsamen<br />
Markt. Großbritannien war in<br />
den 70er-Jahren wirtschaftlich<br />
schwach, das war die Motivation, der<br />
EG beizutreten. Der gemeinsame<br />
Markt funktionierte, das war 2013,<br />
als David Cameron das Referendum<br />
in Aussicht stellte, komplett anders.<br />
Wir hatten die Finanzkrise hinter<br />
uns, esging ein paar Jahre lang saumäßig<br />
schlecht in der Euro-Zone zu,<br />
und es kamen mehr Leute aus Osteuropa,<br />
als man das angenommen<br />
hatte. Dadurch wurde das Thema<br />
der Zuwanderung aktuell. Es war ein<br />
sehr ungünstiger Zeitpunkt für ein<br />
Referendum. Wenn Sie mich fragen,<br />
wer der schlechteste Premier aller<br />
Zeiten von Großbritannien ist, dann<br />
stehen David Cameron und Theresa<br />
Mayzur Wahl.<br />
Spielt auch der alte Großmachtstatus<br />
eine Rolle? Sie beschreiben in Ihrem<br />
Buch, wie schmerzhaft für Großbritannien<br />
der Verlust der Kolonien gewesen<br />
ist.<br />
Vordergründig spielt das Empire<br />
keine Rolle, hintergründig jedoch<br />
schon. Das Gefühl –einst war Großbritannien<br />
eine Großmacht, heute<br />
sieht man den Niedergang – führt<br />
dazu, dass man dies auf die Zugehörigkeit<br />
zur EU schiebt, weil wir Teil<br />
voneinem größeren Gefüge sind. Ich<br />
stehe sicher nicht auf der Seite jener,<br />
die so argumentieren. Aber im Hintergrund<br />
hat Großbritannien eine<br />
andere Geschichte als Europa, es<br />
hatte andere Institutionen, wurde<br />
nie besetzt, das Empire gehört zu<br />
diesem Bild dazu. Es ist ein idealistisch<br />
gefärbtes Bild, und nicht alles<br />
war so super, wie sich das viele vorstellen.<br />
Besonders in den 70er-Jahren<br />
war es schwierig. Und nun lese<br />
ich Leserbriefe in den <strong>Zeitung</strong>en, in<br />
denen die Bürger schreiben, dass die<br />
ZUR PERSON<br />
Der Historiker Ian Kershaw wurde 1943 in Oldham, Lancashire, geboren und hat sich in zahlreichen<br />
Werken mit der Zeit des Nationalsozialismus befasst. Seine zweibändigeBiografie<br />
über Adolf Hitler zählt zu den Klassikernder jüngeren Geschichtswissenschaft.Kershaw<br />
spricht fließend Deutsch und hatte in den 80er-Jahren eine Professur an der Ruhr-Universität<br />
in Bochum. Bis zu seiner Emeritierung 2008 lehrte er an der University of Sheffield.<br />
Aktuelle Veröffentlichung: „Achterbahn: Europa 1950 bis heute“. Deutsche Verlags-Anstalt,<br />
München 2019, 832 S.,38Euro<br />
70er doch eine gute Zeit ohne die EU<br />
gewesen seien. Mir persönlich ging<br />
es zu dieser Zeit in der Tatgut, ich<br />
habe geheiratet, wir haben Kinder<br />
bekommen, ich nahm eine besser<br />
bezahlte Arbeitsstelle an. Was persönlich<br />
gilt, muss nicht für das Land<br />
gelten. Demging es in den 70er-Jahren<br />
ziemlich dreckig. Die Menschen<br />
sehen die Zeit nicht richtig.<br />
Besteht die Gefahr, dass dieses über<br />
Jahrzehnte zusammengewachsene<br />
Europa nun auseinanderfliegen<br />
könnte?<br />
Man darf die Gefahr nicht ignorieren.<br />
Die EU muss Wege finden,<br />
sich zu reformieren. Frankreichs<br />
Präsident Macron hat Vorschläge ge-<br />
DPA<br />
macht. Aber er erhält keine positiven<br />
Reaktionen aus den anderen Ländern.<br />
Wohin die Reise geht, bleibt<br />
ungewiss. Die Euro-Zone wird ein<br />
potenzieller Krisenherd bleiben. Es<br />
ist ein fragiles Konstrukt und muss<br />
unbedingt reformiert werden. Die<br />
Krise kommt jetzt nach Italien, die<br />
schwachen Banken, die Verschuldung<br />
des Landes, der Krach mit der<br />
EU über den Haushalt. Die Euro-<br />
Zone könnte in einer neuen großen<br />
Krise auseinanderfliegen. Italien<br />
wird nicht rettbar sein, wie es im<br />
Falle Griechenlands gewesen ist,<br />
und schon dort hatte man enorm<br />
große Probleme bei der Rettung. Ich<br />
frage mich ohnehin, was mit den anderen<br />
Ländern passiert, wenn die<br />
Euro-Zone enger zusammenrückt,<br />
es wird wohl zu einer mehrgleisigen<br />
EU kommen. Die Gefahr besteht,<br />
dass es zu einer Zersplitterung<br />
kommt und die EU zusammenbrechen<br />
könnte. Es ist nicht ausgemacht,<br />
dass die EU das Recht auf<br />
ewiges Bestehen hat.<br />
Wiebewerten Siedie Rolle der beiden<br />
deutschen Staaten in der Nachkriegsgeschichte?<br />
Deutschland war das Epizentrum<br />
des Kalten Krieges. Die DDR und<br />
BRD waren quasi Schaufenster der<br />
jeweiligen politischen Systeme. Es<br />
war deshalb eine besondere Geschichte.<br />
Allerdings waren beide<br />
Länder in vielerlei Hinsicht Ausnahmen<br />
im Vergleich mit anderen Staaten.<br />
Typischer für den Ostblock waren<br />
eher Bulgarien oder Rumänien<br />
als die DDR. Genauso war es imWesten.<br />
Als ich das erste Mal nach<br />
Deutschland kam, fand ich diesen<br />
Gegensatz der beiden deutschen<br />
Staaten absolut faszinierend.<br />
Was wäre denn passiert, wenn es<br />
keine Westbindung der Bundesrepublik<br />
gegeben hätte?<br />
Man kann nur spekulieren, aber<br />
die Durchsetzung der liberalen Demokratie<br />
wäre wohl schwieriger geworden.<br />
Es hätte zu einer Unterminierung<br />
des Systems durch die Sowjetunion<br />
kommen können. Diefest<br />
konsolidierte liberale Demokratie in<br />
Westdeutschland ist sicher zu einem<br />
großen Teil Adenauer zu verdanken.<br />
Sieschildern Deutschland als stabilisierenden<br />
Faktor in Europa und sind<br />
auch mit seinen Kanzlern recht zufrieden.<br />
Mehr oder weniger. Esist mir sogar<br />
von Deutschen und Engländern<br />
vorgeworfen worden, ich sei zu<br />
deutschlandfreundlich. Das war<br />
nicht meine Absicht. Ich habe die<br />
politischen Führer in England sehr<br />
stark kritisiert, gewiss. Deutschland<br />
ist von den verschiedenen Kanzlern<br />
und der Kanzlerin meistens gut geführt<br />
worden. Unkritisch bin ich jedoch<br />
nicht. DiedeutscheVorgehensweise<br />
gegenüber Griechenland und<br />
anderen schwächeren Ländern war<br />
sehr nachteilig für Deutschland und<br />
seinen Ruf −und auch von dem der<br />
EU. Allerdings trug Deutschland die<br />
größte Verantwortung für den Bestand<br />
der Euro-Zone.<br />
Waresfür Sie als Hitler-Biograf eine<br />
schöne intellektuelle Tätigkeit, über<br />
das Nachkriegseuropa zu schreiben,<br />
dessen Blüte sich entfaltete?<br />
Das war erlösend. Endlich weg<br />
vonHitler! Andererseits war es keine<br />
leichte Aufgabe. Es war verdammt<br />
schwer, das Buch zu schreiben. Ich<br />
kann aber sagen, dass ich viel dabei<br />
gelernt habe.Ich weiß jetzt viel mehr<br />
darüber, woich herkomme, wie die<br />
Entwicklung zu bestimmten Lebenszeiten<br />
von mir gewesen ist. Das ist<br />
eine Bereicherung für mich gewesen.<br />
Dass ich wegvon Hitler gekommen<br />
bin, war eine Erleichterung und<br />
sehr zu begrüßen. Nur bin ich nun<br />
von Hitler zum Brexit gekommen.<br />
Jetzt muss ich nur noch weg vom<br />
Brexit kommen.<br />
DasGespräch führte<br />
Michael Hesse.<br />
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· ·<br />
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Feuilleton<br />
Das<br />
schöne<br />
Monster<br />
Ex-Teenie-Star Zac Efron<br />
glänzt als Killer TedBundy<br />
Vonder<br />
Realität<br />
eingeholt<br />
Die Polit-Comedy-Serie<br />
„Veep“ ist am Ende<br />
VonMarcus Weingärtner<br />
Eskönnte alles so schön sein: Die<br />
alleinerziehende Liz (Lily Collins)<br />
lernt in einer BarinSeattle den<br />
so charismatischen wie attraktiven<br />
Jurastudenten Ted kennen. Schon<br />
nach der ersten gemeinsamen<br />
Nacht steht Tedmorgens in Schürze<br />
in der Küche und macht Frühstück<br />
für Liz’ kleine Tochter Molly. Kurz<br />
darauf zieht das junge Paar zusammen,<br />
das kleine Glück ist perfekt.<br />
Wäre danicht die Entführung, mit<br />
der Ted(Zac Efron) in Verbindung<br />
gebracht wird. Und das Phantombild,<br />
das Liz’ Geliebten so verdammt<br />
ähnlich sieht. Langsam aber<br />
sicher muss die Frau mit den langen<br />
braunen Haaren und dem Mittelscheitel<br />
der Tatsache ins Auge sehen,<br />
dass ihr Freund, dieser Beau<br />
mit dem tiefgründigen Blick und<br />
dem sanft gewellten kastanienbraunen<br />
Haar ein Irrer sein könnte, gar<br />
einer der größten Serienmörder des<br />
20. Jahrhunderts.<br />
TedBundy war ein Psychopath,<br />
der Mitte der 70er mehr als 30, wohl<br />
eher an die 100 Frauen folterte, vergewaltigte<br />
und tötete, zweimal aus<br />
dem Gefängnis ausbrach, weiter<br />
meuchelte und dem die Frauen<br />
selbst im Angesicht seiner Gräueltaten<br />
im Gerichtssaal reihenweise verfielen.<br />
Wohl auch, weil der Prozess<br />
um Bundy der erste war, dessen<br />
Hauptfigur die Massenmedien, vor<br />
allen Dingen das Fernsehen, für sich<br />
zu nutzen wusste. Bundy verteidigte<br />
sich selbst, gab Interviews und charmierte<br />
sich aufs Telegenste zur besten<br />
Sendezeit in die Herzen der Fernsehzuschauer<br />
Amerikas.Genutzt hat<br />
es ihm schlussendlich nichts: Bundy<br />
wurde 1989 auf dem elektrischen<br />
Stuhl hingerichtet.<br />
Schau mir in die Augen, Kleines: Zac Efron<br />
als Popgewordener Serienmörder. NETFLIX<br />
Regisseur Joe Berlinger hat mit<br />
Zac Efron in der Hauptrolle den<br />
perfekten Darsteller des Bösen gefunden.<br />
Efron darf in „Extremely<br />
Wicked, Shockingly Evil and Vile“<br />
sein Talent beweisen und spielt den<br />
so gefährlichen wie extrem manipulativen<br />
Serienmörder mit Vorliebe<br />
für Frauen mit braunen langen<br />
Haaren und Mittelscheitel so<br />
überzeugend, dass man gewillt ist,<br />
sein bisheriges Schaffen von„High<br />
School Musical“ bis „Baywatch“<br />
endgültig zu vergessen.<br />
Bundy war – im Gegensatz zu<br />
Jeffrey Dahmer oder Ed Gein –keine<br />
früh gequälte und ruinierte Existenz,<br />
sondernder elegante Archetyp<br />
des ruchlosen Killers, für den seine<br />
Intelligenz und sein gutes Aussehen<br />
nur Mittel zum Zweck waren. Berlinger<br />
hat gut daran getan, sich darauf<br />
zu fokussieren und auf explizite<br />
Gewalt zu verzichten. DasHauptaugenmerkgilt<br />
hier der manipulativen<br />
Seite eines Mörders,der selbst noch<br />
aus der Todeszelle heraus versucht,<br />
alle Taten zu leugnen und die<br />
Frauen in seinem Leben von seiner<br />
Unschuld zu überzeugen. So baut<br />
sich das Grauen langsam auf, erst<br />
am Ende,inden Szenen vorGericht,<br />
wird die ganze Brutalität TedBundys<br />
deutlich.<br />
Extremely Wicked,Shockingly Evil and Vile,<br />
Regie: JoeBerlinger, mit Zac Efron,LilyCollins<br />
u.a., USA2019,DVD,ca. 9,99Euro<br />
The Raconteurs(v.l.): Jack White (voc., git.), Patrick Keeler (dr.), Brendan Benson (voc., git.) und Jack Lawrence (b.)<br />
Tanz auf dem Grab des Blues<br />
Die beiden letzten Rockalben: The Raconteurs mit „Help Us Stranger“ und The Black Keys mit „Let’sRock“<br />
VonMarkus Schneider<br />
Was mag es bedeuten,<br />
dass die beiden offiziell<br />
letzten Rockalben<br />
der Welt aus Nashville<br />
kommen? Also aus einer Stadt, die<br />
wie keine andere und für das historisch<br />
erledigte Countrygenre steht?<br />
Zunächst nicht mehr, als dass historische<br />
Relevanz nicht alles ist. Country<br />
gehört inden USA nach wie vor<br />
zu den einträglichsten Gattungen,<br />
und was die kritische und auch<br />
Klick-Aufmerksamkeit angeht,<br />
scheinen viele Hörer nicht viel darauf<br />
zu geben, dass Jack Whites Quartett<br />
The Raconteurs mit „Help Us<br />
Stranger“ und das Duo The Black<br />
Keys mit „Let’s Rock“ auf dem Grab<br />
des Bluesrock tanzen. „Lo/Hi“, die<br />
erste fuzz-brummende Singleauskopplung<br />
des Black-Keys-Albums,<br />
stand gleich in vier Kategorien an der<br />
Spitze der Billboard-Charts und<br />
wurde 2,3-Millionen Malgestreamt.<br />
Als ziemlich hinfällig galt das<br />
Genre der Protagonisten indes<br />
schon, seit sie vor jeweils 22 und 17<br />
Jahren ihre ersten Alben veröffentlichten.<br />
Damals lebten sie noch in<br />
den abgeschwungenen Industriestädten<br />
Detroit, Michigan (White)<br />
und Akron, Ohio (Black Keys), von<br />
wo aus sie trotz des komischen Geruchs<br />
des Genres mit roher Energie<br />
Charts und zahlreiche Grammy-Trophäen<br />
eroberten.<br />
Whites große Zeit lag dabei in den<br />
Nullerjahren, mit Grammys für die<br />
White Stripes, seinem Duo mit Ex-<br />
Ehefrau Meg, und auch einer Produktionsarbeit<br />
für die Country-<br />
Ikone Loretta Lynn. White hatte<br />
schon vor dem Ende der White<br />
Stripes 2011 sein Seitenprojekt The<br />
Raconteurs gestartet, es aber nach<br />
zwei Alben zugunsten vonSolos und<br />
einer weiteren Band namens Dead<br />
Weather zur Seite gelegt. „Help Us<br />
Stranger“ ist das erste Album der<br />
Band seit elf Jahren.<br />
Das Duo The Black Keys: Dan Auerbach (git., voc.) und PatCarney(dr.)<br />
ALYSSE GAFKJEN<br />
„Operation Nachtwache“<br />
Die Black Keys hingegen –Gitarrist<br />
und Sänger Dan Auerbach und<br />
Drummer Pat Carney – erreichten<br />
die Mainstreamspitze erst 2010, im<br />
zehnten Jahr ihres Bestehens. Ihren<br />
Aufstieg verdankten sie nicht zuletzt<br />
dem Produzenten Brian Burton alias<br />
Danger Mouse, mit dem sie ihren<br />
psychedelisch brutzelnden Rabaukensound<br />
ordentlich aufpoppten<br />
und einige massenwirksame Stampfer<br />
wie „Tighten Up“ und „Lonely<br />
Boy“ in die Charts brachten. Zuletzt<br />
war vor fünf Jahren das grüblerische<br />
„TurnBlue“ erschienen, wonach das<br />
Duo, so Gitarrist DanAuerbach, eine<br />
Burn-out-Pause einlegte.<br />
Seit dem Debüt der Black Keys hat<br />
man ihren Bluesrock immer wieder<br />
als Nachbau des White-Stripes-Konzepts<br />
verhandelt. Insbesondere Jack<br />
White selbst hat sich in einem mittlerweile<br />
beigelegten Streit über Auerbachs<br />
angebliche Klauerei beschwert<br />
und sogar den Umzug der Band nach<br />
Nashville als Verfolgung gegeißelt.<br />
Dabei teilen die beiden Bands außer<br />
der offenbaren Liebe zu Blues und<br />
fetten Gitarrensounds nicht gar so<br />
viel. WieWhite auch mit den Raconteurs<br />
unterstreicht, kämpft er sich mit<br />
seinem virtuos eigenen Ton und<br />
schon auch zusammengebissenen<br />
Zähnen noch immer vor allem am<br />
Erbe von Jimmy Page ab. Die Hälfte<br />
der Tracks von„Help Us Stranger“ erinnern<br />
mit ihren funky gehackten<br />
und gezwirbelten Riffs an Led Zeppelin,<br />
wobei sie verschärft progrockige<br />
Kantigkeit und −vermutlich seitens<br />
Whites Co-Leader Brendon Benson −<br />
melodische Ideen hineinlegen. Die<br />
andere Hälfte benutzt das Hardrock-<br />
Balladentum jener Zeit, raffinierter<br />
und vielfältig ausgeschmückt −innerhalb<br />
nostalgischer Grenzen, die auch<br />
eine etwas abgestandene Männlichkeit<br />
einschließen.<br />
Gegenüber der dampfenden<br />
Schlichtheit von„Let’s Rock“ wirken<br />
die Raconteurs erstmal musikalisch<br />
pfiffiger −aber eben auch langweiliger.<br />
Das liegt nicht zuletzt daran,<br />
dass die Black Keys mit alten Sounds,<br />
aber nicht restaurativ arbeiten. Sie<br />
haben schon 2008 als Blakroc ein Album<br />
mit Wu-Tang-Rappern, Mos<br />
Defund Pharoahe Monch veröffentlicht,<br />
ihre frühen Tracks haben sie<br />
aus langen Jams zusammengeschnitten.<br />
Und heute beruht ihr mit<br />
zunehmendem Sinn für Glam aufbereiteter<br />
Rock auf Zitaten und Versatzstücken,<br />
die wie Quasisamples<br />
wirken. Die Sicherheit im Umgang<br />
mit alten Sounds kam auch Auerbachs<br />
feinen Produktionen für Dr.<br />
John und Lana DelRey zugute.Sogar<br />
ihrePlattencoverbauen sie gernmal<br />
Vorlagen nach. Diesmal erinnert die<br />
grafische Bearbeitung eines elektrischen<br />
Stuhls −mit „Let’s Rock“ zitieren<br />
sie nicht sehr geschmackssicher<br />
die letzten Worte eines Todeskandidaten<br />
−anT.Rex.<br />
Tatsächlich erkennt man in beinahe<br />
jedem der gitarristisch schwer<br />
aufgebrezelten Stücke von „Let’s<br />
Rock“, das Carney und Auerbach<br />
erstmals seit 2008 ohne Danger<br />
Mouse produzierthaben, eine große<br />
Zahl deutlicher Leihgaben, ZZ Top<br />
sind ebenso dabei wie T. Rex und<br />
Norman Greenbaum, CCR und gar<br />
J. J. Cale.Anders als bei White dienen<br />
sie aber nur als jeweils ein Signal unter<br />
vielen, die sich zu eingängigen,<br />
variablen Songs fügen −als „Hommage<br />
an die elektrische Gitarre“, wie<br />
Carney meinte.<br />
Beide Bands passen gut nach<br />
Nashville. Dessen Music Row, eine<br />
Hauptstraße wie imWestern, besteht<br />
aus einer endlosen Reihe von Bars<br />
und Restaurants, in denen Country’n’Roll<br />
gespielt und mit Cowboystiefeln<br />
gehandelt wird, ein bisschen<br />
wie die Wein- und Kohlehandlungen<br />
bei Asterix im Arvernerland. Undwie<br />
dortdie Averner die gallische Niederlage<br />
gegen die Römer bei Alesia mit<br />
Macht verdrängen, so ignoriert man<br />
in Nashville den Untergang des<br />
Rock’n’Roll-Reiches.Für eine Zeit ist<br />
das unterhaltsam. Undesentspricht<br />
bei allen Unterschieden dem Schaffen<br />
vonRaconteurs und Black Keys.<br />
TheRaconteurs −HelpUsStranger<br />
(Pias/Third Man/ Rough Trade)<br />
VANCE POWELL<br />
The Black Keys −„Let’sRock“ (Nonesuch/WEA)<br />
Rembrandts berühmtes Gemälde hat Attentate und Inneneinrichter überlebt und kommt nun unter die Lupe<br />
VonAnnette Birschel<br />
Im Amsterdamer Reichsmuseum<br />
hat die „Operation Nachtwache“<br />
begonnen −eine umfassende Untersuchung<br />
des berühmtesten Gemäldes<br />
von Rembrandt van Rijn (1606-<br />
1669). Am Montag starteten Experten<br />
mit einem Scan des Gemäldes.<br />
Die Arbeiten finden vor den Augen<br />
des Publikums statt und sind auch<br />
liveimInternet zu verfolgen.<br />
Das rund 17 Quadratmeter große<br />
Gemälde wurde aus dem Rahmen<br />
genommen. Drumherum wurde ein<br />
gläserner Raum gebaut, in dem die<br />
Experten arbeiten werden.„Es ist das<br />
umfassendste Untersuchungs- und<br />
Restaurierungsprojekt des Gemäldes“,<br />
hatte Museumsdirektor Taco<br />
Dibbits vorabgesagt.<br />
Bei der Restaurierung<br />
geht es vor allem<br />
um Säuberungen. An<br />
einigen Stellen seien<br />
Farben verwischt und<br />
sei das Bild von einer<br />
weißlichen Schicht bedeckt,<br />
teilte das Museum<br />
mit. Die„Operation<br />
Nachtwache“ wird<br />
mindestens ein Jahr<br />
dauern. Die Kosten<br />
werden auf rund drei<br />
Millionen Euro veranschlagt.<br />
Zuletzt war die „Nachtwache“<br />
1976 restauriert worden, nachdem<br />
ein psychisch kranker Mann sie im<br />
September 1975 mit Messerstichen<br />
beschädigt hatte.Einen weiteren Anschlag<br />
gab es im April 1990, als ein<br />
Mann Schwefelsäure auf das Ge-<br />
DPA/FREEK VAN DEN BERGH<br />
mälde spritzte. Die Attentate<br />
lösten einen<br />
Schock aus.<br />
Für die großen holländischen<br />
Meister wie<br />
Rembrandt entwarf<br />
der Architekt Pierre<br />
Cuypers Ende des 19.<br />
Jahrhunderts eine „Kathedrale“:<br />
das Amsterdamer<br />
Experten vor dem Gemälde<br />
im Rijksmuseum Reichsmuseum.<br />
DerOrt und die besondere<br />
Bedeutung des<br />
Gemäldes machten es aber auch<br />
schon immer attraktiv für Menschen,<br />
die mit einem Anschlag ein<br />
Zeichen setzen wollen. Anfang Januar<br />
1911 geschah dies zum ersten<br />
Mal, als ein arbeitsloser Seemann<br />
mit einem spitzen Schustermesser<br />
auf die Nachtwache einhackte.<br />
Doch die „Nachtwache“ hat<br />
schon ganz andere Dinge überlebt.<br />
Als das Gemälde 1715 ins neue Rathaus,<br />
den heutigen Amsterdamer<br />
königlichen Palast, umziehen<br />
musste, standen die Stadtherren vor<br />
einem Problem. Es maß damals etwa<br />
vier mal fünf Meter und war damit<br />
viel zu groß für die vorgesehene<br />
Wand zwischen zwei Türen im<br />
neuen Rathaus. Kurzerhand griff<br />
man zum Messer und schnitt an drei<br />
Seiten einen Streifen ab.<br />
Zu Rembrandts 350. Todestag stehen<br />
die Niederlande 2019 ganz im<br />
Zeichen des Meisters. Mit Ausstellungen<br />
und Rundgängen ehren das<br />
Jahr über Städte und Museen im<br />
ganzen Land den Maler und sein<br />
Werk. Prinzessin Beatrix eröffnete<br />
das Themenjahr in DenHaag. (dpa)<br />
VonAntje Wessels<br />
Die erste Folge von„Veep“ zeigte<br />
HBO in den USA am 22. April<br />
2012. Nur wenige Tage später bestellte<br />
der Sender eine weitere Staffel.<br />
Kritiker belohnten die Polit-Comedy-Show<br />
mit überragendem<br />
Feedback, Zuschauer mit starken<br />
Einschaltquoten. Im Jahresrhythmus<br />
ließ der Sender neue Episoden<br />
folgen. Ähnlich regelmäßig heimste<br />
Hauptdarstellerin Julia Louis-Dreyfus<br />
für ihre Rolle der US-Vizepräsidentin<br />
Seline Meyer den US-Fernsehpreis<br />
Emmy ein –fünf Jahre in<br />
Folge. Am9.Juli ist nun das Finale<br />
bei Skyparallel zur US-Ausstrahlung<br />
zu sehen. Doch so schmerzvoll das<br />
für die Fans der Serie sein mag, so<br />
konsequent ist der Schritt.<br />
Als 2013 die Netflix-Show„House<br />
of Cards“ an den Start ging, waren<br />
die Medien voller Lobeshymnen. Für<br />
HBO war es einer der ersten großen<br />
Coups. „Veep“ dagegen blieb −zumindest<br />
in Deutschland −eher ein<br />
Geheimtipp. Dabei ist die von Armando<br />
Iannucci erdachte Comedyserie<br />
auf den ersten Blick deutlich<br />
leichter zu verdauen<br />
als die<br />
Dramen, die sich<br />
im Weißen Haus<br />
abspielen.<br />
Die Machenschaften<br />
in der<br />
von „Sieben“-<br />
Regisseur David<br />
Fincher produzierten<br />
Serie als Vizepräsidentin<br />
Julia Louis-Dreyfus<br />
„House of<br />
Cards“ ereignen sich im Schatten<br />
der Macht. Mit ihren hell ausgeleuchteten,<br />
minimalistischen Sets<br />
setzten die „Veep“-Macher den<br />
Amtssitz der Vizepräsidentin dagegen<br />
eher wie eine klassische Sitcom<br />
in Szene.<br />
Dennoch behandeln beide Serien<br />
die gleichen Themen. Und im<br />
Kontrast zu den hier verhandelten<br />
Themen wirkt der Comedy-Anstrich<br />
nochmal besonders zynisch.<br />
Dass sich die Produzenten ausgerechnet<br />
im November 2017 dazu<br />
entschlossen, „Veep“ nach sieben<br />
Staffeln zu beenden, scheint aus der<br />
Sicht vonHBO grob fahrlässig. Zum<br />
damaligen Zeitpunkt verabschiedete<br />
sich der US-Kabelkanal von<br />
seinem sprichwörtlich besten Pferd<br />
im Stall. Übrigens nicht zum ersten<br />
Mal: Auch die Mafia-Show „Sopranos“<br />
und die frauenaffine Dramaserie<br />
„Sex and the City“ wurden auf<br />
dem Zenit ihres Erfolges beendet.<br />
Doch 2017 wurde nicht nur das<br />
Ende von„Veep“, sondern auch die<br />
erste Amtszeit Donald Trumps als<br />
US-Präsident eingeläutet. Die Produzenten<br />
nannten ihre Serie damals<br />
„auserzählt“. In Wirklichkeit<br />
hat die Realität die in „Veep“ zelebrierte<br />
Absurdität des Politzirkus<br />
längst eingeholt. Vielleicht könnte<br />
man heute einfach nicht mehr darüber<br />
lachen, was Seline Meyer und<br />
ihr Team hier fabrizieren –eskönnte<br />
schließlich wirklich bald soweit<br />
sein. (dpa)<br />
DPA<br />
TOP 10<br />
Sonntag,7.Juli<br />
1 Tagesschau ARD 6,57 23 %<br />
2 Tatort ARD 5,67 18 %<br />
3 heute-journal ZDF 5,15 18 %<br />
4 Fußball-WM, Finale ARD 5,10 28 %<br />
5 Rosamunde Pilcher ZDF 4,95 16 %<br />
6 heute ZDF 3,36 15 %<br />
7 Terra X ZDF 3,35 13 %<br />
8 Fußball-WM, Studio ARD 3,25 16 %<br />
9 Julia Leischik sucht RTL 2,89 12 %<br />
10 Mord auf Shetland ARD 2,65 12 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
ETI (& 278 53 01)<br />
20.00: Es regnet in Korinth<br />
HZT Berlin in den Uferstudios (Uferstr.23)<br />
18.00 Studio 8: Examining EverydayData (Sophia<br />
New)<br />
Komische Oper Berlin (& 47 99 74 00)<br />
20.00: Stardust –From Bach to Bowie (Complexions<br />
ContemporaryDance Theatre)<br />
Radialsystem (& 288 78 85 88)<br />
20.00: Nobodaddyisperfect(Solistensensemble<br />
Kaleidoskop)<br />
Shakespeare CompanyBerlin (& 21 75 30 35)<br />
20.00: Macbeth!<br />
Theater an der Museumsinsel (& 47 01 89 49)<br />
18.00: Faust –Schönheit, Liebe, Arbeit<br />
20.00: Die Vögel<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />
19.30: Chicago–The Musical<br />
Chamäleon (& 400 05 90)<br />
20.00: Memories of Fools (Cirk La Putyka)<br />
Distel (& 204 47 04)<br />
20.00: Wohin mit Mutti?<br />
Globe Berlin Prolog-Bühne (Open Air)<br />
(& 54 90 51 92) 19.30: Hanswurst is back (Mirko<br />
Thiele)<br />
Kulturbrauerei/Soda (& 44 31 51 55)<br />
18.00, 20.00 Salon: close-up-club: Zauberkunst,<br />
erstaunlich, anders. Anm. erf.<br />
Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />
20.00: Wermit wem? (TheatersportBerlin)<br />
StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />
19.30: The Band –Das Musical (mit den Hitrs von<br />
Take That)<br />
Tati goes Underground (Metzer Str.2)<br />
20.30: English Stand-up Comedy–Open Mic (Nir<br />
Gottleid (Host)<br />
Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />
20.00: Die Magier 2.0 (Die Magier)<br />
KLASSIK<br />
Französische Friedrichstadtkirche<br />
(& 20 64 99 22) 15.00: Gunter Kennel,30Minuten<br />
Orgelmusik, Orgelmusik aus verschiedenen Epochen<br />
KINDER<br />
Amerika-Gedenkbibliothek (& 902 26 -0)<br />
14.00 Jugendbibliothek: Pride Weeks: Queer Creative<br />
Megaband, Werde Teil der Pride Weeks!. Anm. erf.<br />
Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />
Leben traten, Videogames<br />
Deutsches Technikmuseum (& 90 25 40)<br />
10.00 Ladestraße, Junior Campus: Sommerferienprogramm:<br />
JuniorCampus: Mathemachen, Workshop<br />
(ab 5J.)<br />
11.00: Sommerferienprogramm: Entdeckungstour:<br />
Aufgroßer Fahrt, Treff: Eingangshalle (ab 6J.)<br />
11.00 Altbau, 1. OG, Textiltechnik: Sommerferienprogramm:<br />
In der Werkstatt: Gehackte Maschen,<br />
Workshop (ab 6J.)<br />
11.30, 14.00, 15.30 Science Center Spectrum, EG,<br />
Veranstaltungsraum: Sommerferienprogramm: Kälter<br />
als kalt –coole Versuche bei -196°C, Vorführung<br />
13.00, 14.00, 15.00 Ladestraße, Bildungsraum:<br />
Sommerferienprogramm: Coding robots –Roboter<br />
steuern, Workshop (ab 9J.)<br />
FEZBerlin (& 530 71 -0)<br />
10.00: FEZitty –Die Hauptstadt der Kinder (ab 6bis<br />
14 J.)<br />
Freilichtbühne an der Zitadelle (& 333 40 22)<br />
10.30: 15. Sommer-Familientheater-Reihe: Pippi<br />
Langstrumpf –wie alles begann ..., <strong>Berliner</strong> Kinder-<br />
Theater (ab 4bis 9J.)<br />
Gemäldegalerie (& 266 42 42 42)<br />
10.00: Kinder-Reich in der Gemäldegalerie. Die<br />
Werkstatt des Malers<br />
Jaro Theater (& 341 04 42)<br />
10.30: Der Seehund, der die Nixe austrickste, Puppen-<br />
und Schauspiel (ab 3bis 8J.)<br />
Jugendmuseum Schöneberg (& 902 77 61 63)<br />
14.00: Villa Global. The Next Generation<br />
14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />
14.00, 14.00: Welcome to diversCITY! Queer in<br />
Schöneberg und anderswo<br />
Käthe-Kollwitz-Museum (& 882 52 10)<br />
11.00: Bilder vonheute –Visionenfür morgen. Auf<br />
grafischer Spurensuche durch Käthe Kollwitz Werk,<br />
Führung und Workshop (ab 8bis 11 J.). Anm. erf.<br />
Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />
9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />
Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />
11 J.)<br />
MACHmit! Museum für Kinder (& 74 77 82 00)<br />
10.00: Der Rest vomLagerfeuer-Kohlekunst,Wochenwerkstatt<br />
14.00: Zöpfe flechten fürs Klima, Bezahlwerkstatt<br />
(3 Euro)<br />
Museumsdorf Düppel (& 802 66 71)<br />
17.00: KleineSummer School: Wasser und<br />
Globalisierung –Campen im Museumsdorf Düppel,<br />
Sommer-Camp für 14- &15-Jährige(ab 14 bis 15<br />
J.). Anm. erf.<br />
Märkisches Museum (& 308 66 -0)<br />
10.00: Vielfalt-Forscher des Labyrinth Kindermuseums<br />
Berlin, Wasist Vielfalt? Wo ist Vielfalt?<br />
Planetarium am Insulaner (& 790 09 30)<br />
10.30: Raumschiff Erde<br />
Puppentheater Felicio (& 44 67 35 30)<br />
10.00: Kasperund Rotkäppchen<br />
Puppentheater Firlefanz (& 283 35 60)<br />
16.00: Der gestiefelte Kater,Märchen-Abenteuer (ab<br />
3bis 8J.)<br />
Schaubude (& 423 43 14)<br />
10.00: 3kleine Schweinchen, Puppentheater (ab 4<br />
bis 7J.)<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Literaturforum im Brecht-Haus (& 282 20 03)<br />
20.00: Theodor-Fontane-Woche: „Gerade dadurch<br />
sind sie mir lieb“ Theodor Fontanes Frauen, Christine<br />
vonBrühl, Lesung und Gespräch mitHartmut Kühnen<br />
und Christine vonBrühl<br />
Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />
19.00: LSD –Liebe Statt Drogen<br />
Zimmer 16 (& 48 09 68 00)<br />
20.00: Rakete 2000 rockt Pankow<br />
FÜHRUNG<br />
Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />
11.00, 12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí –<br />
Die Ausstellung am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />
Deutsches Historisches Museum (& 20 30 40)<br />
10.00: Demokratie-Labor,Führungen für Schulklassen<br />
und Gruppen. Anm. erf.<br />
Hamburger Bahnhof /Museum fürGegenwart<br />
Berlin (& 39 78 34 11) 12.00, 16.00: Materialität<br />
in der Kunst, Treff: Foyer<br />
Meyers Stadtgänge (& 442 32 31)<br />
14.00: „Henselmann fing später an!“ Wohn-Stadtgang<br />
zur „wiederentdeckten“DDR- Bauhaus-Moderne<br />
von1949/50, Bernd S. Meyer, Treff: Eing.Hochhaus<br />
Weberwiese, Marchlewskistr.25(U5 Weberwiese)<br />
Olympiastadion (& 30 68 86 18)<br />
10.30: Tour durchs Olympiastadion (in English)<br />
11.00: Tour durchs Olympiastadion<br />
Deutsche Geschichte<br />
Experimente<br />
mit<br />
Menschen<br />
Der Chirurg Karl Gebhardt<br />
wurde beim Nürnberger<br />
Ärzteprozess im August 1947<br />
zum Todverurteilt und im Juni<br />
1948 gehängt. Er hatte unter<br />
anderem Sulfonamid-Experimente<br />
an KZ-Insassinnen<br />
durchgeführt. Um die Wirkung<br />
des Antibiotikums zu erproben,<br />
simulierte der Arzt, den<br />
man nicht Arzt nennen kann,<br />
Kriegsverletzungen, indem er<br />
Fremdstoffe in Körperteile einnähen<br />
ließ, Muskeln quetschte,<br />
Eiter in Venen spritzte, den<br />
Frauen Schusswunden zufügte<br />
und mit Gasbrand infizierte −<br />
Ziel seiner Versuchsreihe war<br />
es, seine Schuld am TodHeydrichs<br />
auszuräumen, der nach<br />
einem Attentat und der Behandlung<br />
durch Gebhardt an<br />
einer Sepsis starb. Dass viele<br />
der Frauen bei den Experimenten<br />
starben, bestätigte für<br />
Gebhardt die Annahme, dass<br />
Sulfonamid Heydrich nicht geholfen<br />
hätte. Ulrich Seidler<br />
Der MedizinerKarlGebhardt und seine<br />
Menschenexperimente 19 Uhr,Medizinhistorisches<br />
Museum der Charité<br />
Das Heroines-of-Sound-<br />
Festival geht bereits in<br />
seine sechste Ausgabe<br />
und widmet sich an drei<br />
Tagen „frühen und aktuellen<br />
Held*innen elektronischer Musik“.<br />
Das Sternchen scheint mir, dasich<br />
die Reihe ausdrücklich um die Stärkung<br />
der weiblichen Präsenz in der<br />
Musik bemüht, ein wenig sehr beflissen,<br />
aber warum nicht?<br />
Gegründet vonBettina Wackernagel,<br />
bleiben die Aktivitäten nicht aufs<br />
Festival allein beschränkt. Als feministisches<br />
Netzwerktragen die Künstlerinnen<br />
ihreAktivitäten weit über die<br />
einzelnen Veranstaltungen hinaus.<br />
Frühe Elektronikerinnen gibt es in<br />
diesem Jahr allerdings nur im Film zu<br />
sehen, wie zum Beispiel die 87-jährige<br />
französische Pionierin Eliane Radique.Sie<br />
arbeitete in den Fünfzigern<br />
mit den musique-concrète-VertreternPierres<br />
Henryund Schaeffer,bevor<br />
sie nach New York zog und sich<br />
dem Synthesizer zuwandte.<br />
Von den leibhaftig vertretenen<br />
Künstlerinnen sind nur wenige bekannt,<br />
aber der Sinn eines solchen<br />
Festivals besteht ja gerade darin,<br />
Neues zu entdecken – diesmal in<br />
Held*innen des Sounds<br />
Ein Festival aus dem weiten Feld elektro-akustischer Musik<br />
aus feministischer Perspektive und die beste Liveband des HipHop<br />
sind die Events der Woche<br />
Markus Schneider<br />
empfiehlt das Festival<br />
„Heroines of Sound“, das sich<br />
der weiblichen elektronischen<br />
Avantgarde widmet; dazu die großartige<br />
HipHop-Band The Roots aus<br />
Philadelphia und den<br />
menschenfreundlichen Yasiin Bey.<br />
Form eines osteuropäischen<br />
Schwerpunktes. Einige der Musikerinnen<br />
pflegen auch ohne den explizit<br />
vom Festival formulierten Anspruch<br />
auf Grenzverletzungund Deterritorialisierung<br />
eine sehr entgrenzte<br />
Ästhetik. Die<br />
ko-kuratierende Antye Greie zum<br />
Beispiel, die ich mit ihren pop-näheren<br />
Aktivitäten als AGF, allein und<br />
mit Gudrun Gutund Vladislav Delay<br />
schätzen gelernt habe, die ich aber<br />
auch mit den beim Festival performenden<br />
The Lappetites (mit Kaffe<br />
Matthews und Ryoko Akama) hier<br />
schon empfohlen habe.<br />
Ziemlich knackig und dicht finde<br />
ich die wogende und rhythmisierte<br />
Musik aus Field Recordings und<br />
Stimmen der berlin-brasilianischen<br />
Komponistin Laura Mello. Einnehmend<br />
sind auch die zarten, mikrotonalen<br />
Kammermusiken der Kanadierin<br />
Annesly Black, die sich mit<br />
den politischen Dimensionen musikalischerVerbote<br />
auseinandersetzen<br />
wird. Kontrastreich und spannend<br />
bringt schließlich die Kameruner Experimentalistin<br />
Elsa M’Bala alias<br />
AMET, die in Yaounde und Berlin<br />
lebt und arbeitet, ihre Live-Stimme<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (& 883 85 51) DancingQueens<br />
15.00; Rocketman 17.30, 20.15<br />
Cinema Paris (& 881 3119) Ein Becken voller<br />
Männer 15.30, 20.30; Der Klavierspieler vom Gare<br />
du Nord 18.00<br />
DelphiFilmpalast (& 312 10 26)Geheimnis eines<br />
Lebens 15.30, 18.00, 20.30<br />
Delphi LUX (& 322 931040) Rocketman (OmU)<br />
15.00,17.45, 20.30; TelAviv On Fire 15.40, 18.00,<br />
20.20; Geheimnis eines Lebens (OmU) 14.00,<br />
21.00;Tel Aviv On Fire (OmU) 16.20, 18.40; Ramen<br />
Shop (OmU) 14.00; The Dead Don‘tDie (OF) 16.00,<br />
18.30,21.00; Der Klavierspieler vom Gare duNord<br />
14.30; Burning 16.50, 20.00; They Shall Not Grow<br />
Old (OmU) 15.45, 18.00, 20.15; Yoga: Die Kraft<br />
des Lebens 14.00; Sunset 16.00; Zwischen den<br />
Zeilen 19.00; OBeautiful Night 21.20<br />
Filmkunst 66 (& 882 1753) Traumfabrik 17.30,<br />
20.00; Britt-Marie war hier 18.00; Eine moralische<br />
Entscheidung 20.15<br />
Kant Kino (& 319 98 66) Pets II 14.00, 16.00,<br />
18.20, 20.50; Kroos 14.45, 18.00, 20.40; Jussi<br />
Adler-Olsen:Verachtung15.30, 18.00, 20.40; Britt-<br />
Marie war hier 16.15; Roads 18.30; Rocketman<br />
17.20,20.00; Nur eine Frau 16.10, 20.20<br />
Zoo Palast (& 018 05/22 2966) 3D: Spider-<br />
Man: Far From Home 11.15, 14.00, 17.00, 20.00,<br />
23.00; Pets II11.00, 13.00, 15.00; Traumfabrik<br />
17.15, 20.10; John Wick III 23.05; Aladdin 12.15;<br />
Traumfabrik 15.00; Annabelle III 18.00, 20.40,<br />
23.15; Spider-Man: Far From Home 12.30, 15.20;<br />
3D:Pets II 18.15,20.30; 3D: Spider-Man: FarFrom<br />
Home (OF) 22.45; TKKG 12.15; 3D: Pets II 14.30;<br />
3D: Aladdin 16.45, 19.45, 22.40; Drei Schritte zu<br />
Dir 15.00, 17.40, 20.15; Men inBlack: 23.00;<br />
Glam Girls 12.30; Kroos 14.45; Ein Becken voller<br />
Männer 17.30; Long Shot 20.20; X-Men: Dark<br />
Phoenix 23.10<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Tolkien(OmU)<br />
11.00; Luft zum Atmen –40Jahre Opposition bei<br />
Opel in Bochum 13.00; Das schönste Paar 14.15;<br />
Mister Link: Ein fellig verrücktes Abenteuer 16.00;<br />
Tolkien 18.00; Gaza Surf Club (OmenglU) 20.00;<br />
Border –Gräns (OmU) 22.00; Once Again –Eine<br />
Liebe in Mumbai (OmU) 11.00; Under the Tree<br />
12.45; Streik –Enguerre (OmU) 14.15; Edie –Für<br />
Träume ist es nie zu spät (OmU) 16.15; Eine moralische<br />
Entscheidung –Bedoone tarikh, bedoone<br />
emza (OmU) 18.00; Rocketman (OmU) 19.45;<br />
Dave Made aMaze (OmU) 21.45;<br />
One Cut of the Dead –Kamera otomeru na! (OmU)<br />
23.15; Once Again (OmU) 11.00; Green Book –<br />
Eine besondere Freundschaft (OmU) 12.45; Yoga:<br />
Die Kraft des Lebens –Debout (OmU) 15.00; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 16.30; Van Gogh:<br />
An der Schwelle zur Ewigkeit 18.15; The Dead Don‘t<br />
Die (OmU) 20.15; Burning 22.00<br />
Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Roads (OmU)<br />
16.00; Zwischen den Zeilen –Doubles vies (OmU)<br />
18.00; Rocketman (OmU) 20.00; Burning –Beoning<br />
(OmU) 22.15; Esta todo bien –Alles ist gut<br />
(OmU) 16.15; Push –Für das Grundrecht auf Wohnen<br />
(OmU) 17.45; Erde (OmU) 19.30; The Artist &<br />
The Pervert (OmU) 21.45<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Rocketman 13.45,<br />
18.15; Monsieur Claude II 13.45; Traumfabrik<br />
14.00, 17.00, 20.00; IMAX 3D: Spider-Man: Far<br />
From Home 14.00, 17.00, 20.00; Men in Black:<br />
14.00, 16.45; 3D: Pets II 14.15, 16.30, 19.45;<br />
Aladdin 14.20,16.15; Spider-Man: Far From Home<br />
14.35, 17.30, 19.20; Pets II –The Secret Life of<br />
Pets 2(OF) 14.35, 16.50; Bailey: Ein Hund kehrt<br />
zurück 14.45; Pets II 15.00, 17.20; Drei Schritte<br />
zu Dir 15.00, 17.30, 20.15; Godzilla 2–King of<br />
the Monsters 15.10; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
15.30; Kroos 16.40; Avengers: Endgame<br />
17.30; Annabelle III 17.50, 20.30; X-Men: Dark<br />
Phoenix 18.15; Brightburn: SonofDarkness 19.00;<br />
John Wick III 19.15; Long Shot 19.30; 3D: Aladdin<br />
19.30; Ein Becken voller Männer 20.45; Spider-<br />
Man: FarFrom Home (OF)21.00;3D: MeninBlack:<br />
21.15; Geheimnis eines Lebens 21.15; 3D: X-Men:<br />
Dark Phoenix 21.20<br />
Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) The Dead Don‘t<br />
Die (OmU) 20.00; Der Goldene Handschuh 22.00;<br />
Berlin Bouncer (OmU) 18.00; Kaviar 19.45; Das<br />
melancholische Mädchen 21.45<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (& 04 51/703 0200) Spider-Man: Far<br />
From Home 11.00, 14.00; Avengers: Endgame<br />
11.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 11.10,<br />
14.00; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 11.15;<br />
Willkommen im Wunder Park 11.20; TKKG 11.20;<br />
Pets II 12.00, 14.20, 16.50; Traumfabrik 13.45,<br />
16.40, 19.40; Aladdin 13.50, 16.45, 19.45; Glam<br />
Girls 14.15; 3D: Pets II 14.50, 17.20, 20.00; Annabelle<br />
III 16.50, 20.10; Drei Schritte zu Dir 17.00,<br />
20.15; 3D: Spider-Man: Far From Home 17.10,<br />
19.30; John Wick III 19.50<br />
Kino Kiste (& 998 7481) Unheimlich perfekte<br />
Freunde 13.00; Kaviar 14.35; Mister Link: Ein fellig<br />
verrücktes Abenteuer 16.20; Rocketman 18.00;Yuli<br />
20.05<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (& 038 71/211 41 09) Alfons Zitterbacke–DasChaos<br />
ist zurück 11.50; Aladdin 11.50,<br />
14.20, 17.00, 19.50; 3D: Pets II 12.00, 14.10,<br />
17.10,19.40; 3D: Aladdin 12.00; TKKG 12.10; Royal<br />
Corgi: Der Liebling der Queen 12.15; Willkommen<br />
im Wunder Park 12.20; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 12.30, 14.50; Pets II 12.40, 15.00,<br />
16.00,18.10; Dancing Queens 14.00; 3D: Spider-<br />
Man: Far From Home 14.15, 17.20, 20.10; Long<br />
Shot 14.20; Bailey: Ein Hund kehrt zurück 14.40;<br />
Traumfabrik 14.45, 17.10, 20.00; Spider-Man: Far<br />
From Home 16.40, 19.45; Godzilla 2–King ofthe<br />
Monsters 17.00; Annabelle III 17.15, 20.20; Drei<br />
Schritte zu Dir 17.30, 20.15; Avengers: Endgame<br />
19.30; John Wick III 20.00<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (& 61 60 96 93) A The Dead Don‘t Die<br />
(OmU) 17.30, 20.00, 22.20; B Tel Aviv OnFire<br />
(OmU) 17.15, 19.30, 21.45<br />
fsk am Oranienplatz (& 614 2464) Erde (OmU)<br />
18.00; Das melancholische Mädchen (DFmenglU)<br />
18.15, 20.15, 22.00; Nuestro tiempo –Our Time<br />
(OmU) 20.00<br />
Moviemento (& 692 4785) Preview: Tel Aviv On<br />
Fire (OmU) 13.15, 15.30, 17.45, 20.00, 22.15;<br />
TKKG 10.45; Checker Tobi und das Geheimnis unseres<br />
Planeten 13.00; Sunset –Napszallta (OmU)<br />
15.00; Eine moralische Entscheidung – Bedoone<br />
tarikh, bedoone emza (OmU) 18.00; High Life<br />
(OmU) 20.15; Cold War: Der Breitengrad der Liebe<br />
–Zimna wojna (OmenglU) 22.45; Die Winzlinge:<br />
Abenteuer in der Karibik 10.00; Border –Gräns<br />
(OmU) 12.00; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />
zurück 14.30; TKKG 16.45; Inna de Yard –The Soul<br />
of Jamaica (OmU) 19.00; Rocketman (OmU) 21.15<br />
Sputnik (& 694 11 47) Mirai: Das Mädchen aus<br />
der Zukunft 17.00; Kaviar (OmU) 18.45; Roads<br />
(OmenglU) 20.30; O Beautiful Night (OmenglU)<br />
22.15; Lord of the Toys 17.00; Rocketman (DF)<br />
18.45; Burning –Beoning (OmU) 21.00; Kinobar<br />
im Sputnik Von Bienen und Blumen (OmenglU)<br />
18.00; Filmclub (OmU) 20.30<br />
Yorck (& 78 91 32 40) Geheimnis eines Lebens<br />
15.20, 17.40, 20.00; New TelAviv OnFire 16.45,<br />
19.00, 21.15<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (& 538 95 90) TKKG 10.00,<br />
12.30; Rocca verändert die Welt 10.00, 12.30; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 10.00, 14.45; Pets<br />
II 10.00, 12.00, 14.00, 16.00, 18.00;<br />
Alfons Zitterbacke 10.00, 12.45; Mister Link 12.15;<br />
Spider-Man: Far From Home 14.15;Aladdin 14.45,<br />
19.45; 3D: Pets II 15.00, 20.15; 3D: Spider-Man<br />
II 17.00, 20.00; Kroos 17.00; Traumfabrik 17.15,<br />
20.00; Drei Schritte zuDir 17.30; Ein Becken voller<br />
Männer 20.15<br />
Union Filmtheater (& 65 01 31 41) TKKG 13.00;<br />
Pets II 13.00; Geheimnis eines Lebens 13.00,<br />
20.15; Ein Becken voller Männer 15.10; 3D: Pets<br />
II 15.15,17.30,19.45; Der Klavierspielervom Gare<br />
du Nord 15.15;Tolkien 17.45; Aladdin 17.45; Men<br />
in Black: 20.30<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60) Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 11.30; Glam Girls<br />
11.30; Willkommen imWunder Park 11.45; TKKG<br />
11.45; Royal Corgi 11.45; Pets II 12.00, 14.15,<br />
17.00; Aladdin 12.00, 14.00, 17.00, 19.45; 3D:<br />
Pets II 12.30, 15.00, 17.30, 20.15; Spider-Man:<br />
Far From Home 14.00; Men inBlack: 14.00; Long<br />
Shot 14.00; Drei Schritte zu Dir 14.00, 17.00;<br />
Avengers: Endgame 15.15; 3D: Spider-Man II<br />
16.30,19.45;Traumfabrik16.45, 19.50; Annabelle<br />
III 17.05, 20.15; John Wick III 19.50; X-Men: Dark<br />
Phoenix 20.00; Sneak Preview 20.30<br />
MITTE<br />
Acud (& 44 35 94 98) Mirai 17.00; Nur eine Frau<br />
(OmenglU) 18.45; Kaviar 20.45; Mamacita (OmU)<br />
18.00;Wenn Fliegen träumen 19.45; Under theTree<br />
–Undir trenu (OmU) 21.30<br />
Babylon (& 242 5969) NewYork –New York: Night<br />
On Earth (OmU) 17.00; NewYork –New York: Frances<br />
Ha (OmU) 17.30; New York –New York: Harry<br />
und Sally –When Harry Met Sally (OmU) 18.00;<br />
Peter Azen Trilogy: Black Wave (OmenglU; m. Vorfilm,<br />
Gast u.Gespräch) 19.30; NewYork –New York: Requiem<br />
for aDream (OmU) 19.30; New York –New<br />
York: French Connection I–Brennpunkt Brooklyn<br />
(OmU) 20.00; New York – New York: Rosemaries<br />
Baby (OmU) 21.30; New York –New York: Das<br />
Fenster zum Hof –Rear Window (OF) 21.30; New<br />
York –New York: Der unsichtbare Dritte –North by<br />
Northwest (OmU) 22.00<br />
Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Rico,<br />
Oskar und die Tieferschatten 10.00; Rocketman<br />
(OmU) 12.15, 14.45, 17.15, 20.00, 22.45; Greta<br />
(OmU) 13.15,22.15; Alfons Zitterbacke –Das Chaos<br />
ist zurück 15.15; Monsieur Claude II –Qu‘est-ce<br />
qu‘on aencore fait au Bon Dieu? (OmU) 17.30;<br />
Der Klavierspieler vom Gare du Nord –Aubout des<br />
doigts (OmU) 19.45<br />
CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) TKKG<br />
11.00; Spider-Man: Far From Home 11.10, 14.20;<br />
Royal Corgi: Der Liebling der Queen 11.10; Drei<br />
Schritte zu Dir 11.20, 17.15, 20.00; Dancing<br />
Queens 11.20; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
11.30; Bailey: Ein Hund kehrt zurück 11.40; 3D:<br />
Pets II 12.00, 14.30, 17.00, 19.30; Pets II 12.30,<br />
15.00, 17.30, 22.30; Avengers: Endgame 13.15;<br />
X-Men: Dark Phoenix 13.30; Aladdin 13.45, 16.45;<br />
Long Shot 14.00; Glam Girls 14.10; Traumfabrik<br />
14.15, 17.15, 20.15; Men inBlack: 16.30; 3D:<br />
Spider-Man: Far From Home 16.40, 19.45, 23.00;<br />
Rocketman 17.00; Annabelle III 17.45, 20.30,<br />
23.15; 3D: Aladdin 19.20; 3D: Men in Black:<br />
19.40, 22.40; John Wick III 19.50, 23.10; Kroos<br />
20.10; 3D: Avengers: Endgame 22.00; 3D: Godzilla<br />
2–King of the Monsters 22.50; Brightburn: Son of<br />
Darkness 23.10; 3D: X-Men: Dark Phoenix 23.15<br />
Hackesche Höfe (& 283 46 03) Britt-Marie war<br />
hier –Britt-Marie var här (OmU) 14.30; Nonna Mia!<br />
–Metti lanonna infreezer (OmU) 16.45, 19.00;<br />
Der Himmel über Berlin (OmenglU) 21.15; Berlin<br />
Babylon (Omdt+englU) 14.30; Ein Becken voller<br />
Männer –Legrand bain (OmU) 16.30, 19.00;<br />
Nuestro tiempo –Our Time (OmU) 21.30; Sunset –<br />
Napszallta (OmU) 14.30; Inna deYard –The Soul of<br />
Jamaica (OmU) 17.30; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />
19.45, 22.00; TelAviv On Fire (OmU) 14.45, 19.00;<br />
Das melancholische Mädchen (OmenglU) 17.00,<br />
21.15; Burning –Beoning (OmU) 14.00, 21.00; O<br />
Beautiful Night (OmenglU) 17.00, 19.00<br />
International (& 24 75 60 11) Geheimnis eines<br />
Lebens 16.30, 19.00; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />
21.20<br />
Zeughauskino (& 20 30 47 70) Caravan (OF)<br />
20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />
Willkommen imWunder Park 12.00; Spider-Man:<br />
Far From Home 12.00, 14.10, 17.10, 20.00; Royal<br />
Corgi: Der Liebling der Queen 12.00; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 12.00, 14.40; Pets II<br />
12.00,14.30, 17.00; Mister Link: Ein fellig verrücktes<br />
Abenteuer 12.00;Aladdin12.00,14.15, 17.10,<br />
20.00;3D: Pets II 12.30,15.00, 17.30, 20.00;Drei<br />
Schritte zu Dir 14.00,17.30; TKKG 14.30; Pets II –<br />
The Secret Life ofPets 2(OF) 14.50; Kroos 15.00;<br />
Spider-Man: FarFromHome (OF)17.00, 20.15; AnnabelleIII<br />
17.00, 20.10; Traumfabrik17.10, 20.00;<br />
Men in Black: 17.10, 20.10; 3D: Spider-Man: Far<br />
From Home 19.30; Hollywoodtürke 19.45<br />
IL KINO (& 91 70 29 19) Zwischen den Zeilen –<br />
Doubles vies (OmU) 12.00, 22.00; Aladdin (OmU)<br />
14.00; Ein Becken voller Männer –Legrand bain<br />
(OmU) 16.30; Mamacita (OmU) 18.45; Berlin Sci-<br />
Fi Filmfest (re.Run 5) 20.15<br />
Neues Off (& 62 70 95 50) The Dead Don‘t Die<br />
(OF) 17.00,19.30,22.00<br />
Passage (& 68 23 70 18) The Dead Don‘t Die<br />
(OmU) 18.15, 20.45; Sneak Preview 22.30; Rocketman<br />
(OmU) 17.30, 20.00; Nur eine Frau<br />
19.00; Ein Becken voller Männer –Legrand bain<br />
(OmU) 21.10<br />
Rollberg (& 62 70 46 45) Spider-Man: Far From<br />
Home (OF) 17.40, 20.30, 22.20; Geheimnis eines<br />
Lebens (OmU) 17.40, 20.00; They Shall Not<br />
Grow Old (OmU) 16.45, 19.00; Burning (OmenglU)<br />
21.15; Tolkien (OmU) 16.15; TelAviv OnFire (OmU)<br />
18.40, 20.50; Burning –Beoning (OmU) 16.30,<br />
19.30; OBeautiful Night (OmenglU) 22.30<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />
Aladdin13.50,16.45, 19.45; MeninBlack: 14.05;<br />
Long Shot 14.10; Pets II 14.15, 17.30; Spider-<br />
Man: Far From Home 14.20; 3D: Pets II 15.00,<br />
17.10, 20.00; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />
16.30,19.45; Traumfabrik17.20, 20.15; Annabelle<br />
III 17.30,20.10; 3D: Men in Black: 19.30<br />
Wolf (& 921 03 93 33) BabyWolfgang präsentiert:<br />
Erde (OF) 11.00; Nuestro tiempo –Our Time (OmU)<br />
12.20; Das melancholische Mädchen (OmenglU)<br />
14.20,21.20; Mo &Friese unterwegs 16.00; Mirai:<br />
Das Mädchen aus der Zukunft 16.00; OBeautiful<br />
Night (OmenglU) 17.00; High Life (OmU) 18.50;<br />
Erde (OF) 19.00; Burning –Beoning (OmU) 21.00<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Pets II<br />
14.00, 16.00, 18.40, 20.45; Geheimnis eines Lebens<br />
16.20, 18.00, 20.30; TKKG 14.15<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Geheimnis<br />
eines Lebens 15.40, 20.20; Geheimnis eines Lebens<br />
(OmU) 18.00; TelAviv OnFire 14.15, 16.30,<br />
18.45,21.00; Pets II14.00, 16.00,18.00, 20.00;<br />
TKKG 14.20; Rocketman (OmU) 16.30; The Dead<br />
Don‘t Die (OmU) 19.00; The Dead Don‘t Die 21.15;<br />
Der Klavierspieler vom Gare du Nord 15.15; Ein Becken<br />
voller Männer 17.30; Burning 20.00<br />
Kino in der Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />
TKKG 11.15, 13.45; Pets II 11.15, 14.15, 16.40;<br />
Britt-Marie war hier 11.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 11.30, 14.00; Dumbo 11.30; Mister<br />
Link: Ein fellig verrücktes Abenteuer 11.50; Royal<br />
Corgi: Der Liebling der Queen 12.00; 3D:
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 23<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
Black Thought, die Stimme von The Roots, der derzeit wohl besten HipHop-Liveband.<br />
und -Percussion mit Vokalsamples,<br />
Elektronik und Field-Noises zusammen<br />
–als geräuschige Reise ins politische<br />
undspirituelle Afrika.<br />
Auf verschiedenen Panels wird<br />
über „Female Future Sounds“ und<br />
den Genderstand der Dinge und die<br />
entsprechenden ästhetischen Strategien<br />
debattiert. Schließlich kann<br />
man Klangexperiment und Gespräche<br />
natürlich am späteren Abend zu<br />
DJ-Beats sacken lassen –oder halt<br />
dazu tanzen.<br />
Mit The Roots schaut die derzeit<br />
wohl beste Liveband im HipHop vorbei.<br />
Seltsamerweise liegt ihr letztes<br />
Album schon ein ganzes Weilchen<br />
zurück, fünf Jahre nämlich, wo sie<br />
sonst seit den 90er-Jahren eher alle<br />
zwei Jahregeliefert haben. Einneues<br />
Albumnamens„Endgame“ ist bisher<br />
noch ohne Termin angekündigt.<br />
Andererseits war schon 2011 mit<br />
„Undun“ der Wandel zur Konzeptband<br />
unüberhörbar;auf dem letzten<br />
mit dem Titel„…and then youshoot<br />
your cousin“ führte sie der Zustand<br />
der Welt zu Sound-Collagen und<br />
Streicherparts und –über nur 32 Minuten<br />
–eine recht wilde Tour durch<br />
Soul- und Hiphop-Styles.<br />
POP<br />
The Roots/ Yasiin Bey 11. 7.,<br />
VertiMusic Hall. 20 Uhr<br />
Heroines of Sound 12.–14. 7.,<br />
Radialsystem<br />
Talib Kweli 12. 7. abgesagt<br />
IMAGO<br />
Letzteres wiederum gehört zu<br />
den großen Vergnügen ihrer Konzerte:<br />
Sie sind sagenhaft sicher im<br />
Umgang mit den unterschiedlichen<br />
und auch historischen Genrepositionen<br />
und können mühelos dazwischen<br />
herumspringen und wechseln.<br />
Dabei kommt ihnen nicht nur<br />
die doch schon 32-jährige Geschichte<br />
als einsame Live-Verfechter<br />
in einer DJ- und Turntable-Szene zugute,sondernauch<br />
der ein Weilchen<br />
unterbrochene, mittlerweile wieder<br />
aufgenommene Job als Hausband<br />
des Late Night Talkers JimmyFallon.<br />
Und zuguter Letzt besitzen sie mit<br />
Bandleader und Drummer Questlove<br />
Thompson zugleich die graue<br />
Eminenz des HipHop und dessen<br />
präziseste Rhythmusmaschine.<br />
Sie kommen übrigens mit Yasiin<br />
Bey, dem ehemaligen Mos Def, dessen<br />
Konzerte dank seiner auch in<br />
den Schauspielrollen zu erlebenden<br />
authentischen Präsenz stets überzeugen.<br />
Sein ehemaliger Partner im<br />
legendären Black-Star-Duo, Talib<br />
Kweli,einer der besten und aufrechtesten<br />
Texter des Rap, hat dagegen<br />
seine ganzeTour und auch den AuftrittimYaamleiderabgesagt.<br />
Soul<br />
Cool<br />
und<br />
elegant<br />
Die Videos, die einen anschaulichen<br />
Überblick<br />
über das Schaffen von Janelle<br />
Monáe vermitteln, kommen<br />
selbst als ambitionierte Kunstwerke<br />
daher. Die Schauspielerin,<br />
Tänzerin und Soulsängerin<br />
Janelle Monáe, die als derzeit<br />
coolste Variante des R’n’ B<br />
reüssiert, zeigt das mal im<br />
mystischen Gewand („I Like<br />
That“) oder führt zusammen<br />
mit Erykah Badu ein in ein<br />
ominöses Kunstprojekt namens<br />
„Q.U.E.E.N“. Unddas alles<br />
kommt in einer derart eleganten<br />
Lockerheit daher, die<br />
Janelle Monáes Gespür, Ehrgeiz<br />
und Talent erst recht zur<br />
Geltung bringt. Geboren<br />
wurde die vielseitige Künstlerin1985<br />
in Kansas,und in New<br />
York studierte sie als junge Erwachsene<br />
Schauspiel an der<br />
American Musical and Dramatic<br />
Academy. Ihrdrittes Album<br />
„Dirty Computer“wurde überaus<br />
wohlwollend aufgenommen.<br />
HarryNutt<br />
JanelleMonáe 20 Uhr,Columbiahalle,<br />
Columbiadamm 10–11<br />
Stadt im Ohr (& 20 07 88 41)<br />
9.00:Hörspaziergang Friedenau –Eine Reise durch<br />
15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,Treff:<br />
Süßkramdealer,Varziner Str. 4<br />
11.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />
über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />
im ohr,Treff: Concierge, Platz der Vereinten Nationen 1<br />
11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir<br />
leben wollen, Treff: Café Blume an der Hasenheide,<br />
Fontanestr.32<br />
11.00: Werkstatt Wedding.Hörspaziergang durch die<br />
Bilder einer Stadt, stadt im ohr,Treff und Ausgabe der<br />
Audioguides. Rosa Parks Café, Soldiner Straße 32,<br />
13359 Berlin<br />
12.00: Audiotour Mitte-Schritte–Hörspaziergang<br />
durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr, Treff:<br />
ausberlin –Kaufhaus für Berlinprodukte,Karl-Liebknecht-Str.9<br />
16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, Der Hörspaziergang<br />
Friedrichshain ist ausleihbar im CafeSibylle,<br />
Karl-Marx-Allee 72<br />
Konzert<br />
b-flat (& 283 31 23)<br />
21.00: Espen Eriksen Trio<br />
Columbiahalle (& 69 81 28 14)<br />
20.00: Janelle Monaé<br />
Lido (& 69 56 68 40)<br />
21.00: EloMatoaunPolizia Motorizado<br />
Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />
21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />
Schlot (& 448 21 60)<br />
21.00: Soniquete<br />
Zig Zag Jazz Club (& 94 04 91)<br />
21.00: The Zig Zag Jazzed Up Jam Session, host: Uri<br />
Gincel<br />
CLUB<br />
Birgit &Bier (& 01 52 33 92 09)<br />
23.00: OMG It’sTuesday<br />
Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />
21.00: Clärchens Discodienstag,Clärchen &friends<br />
Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />
20.00: Berlin House Night, Max Telaer,Habibi Grooves<br />
Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />
(& 89 75 13 27) 21.00: The House of Presents<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />
23.59: Encore.Une.Fois<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />
21.00 Spiegelsaal: Argentinischer Tango, Gaia,<br />
Leandro<br />
Tanzpavillon im Monbijoupark (Monbijoustr.3)<br />
20.00: Cha Cha, Walzer &Co, Evan, Josefina und<br />
Antoine<br />
MUSEEN<br />
Alte Nationalgalerie (& 266 42 42 42)<br />
10.00: Kunst des19. Jahrhunderts, Spitzweg,Manet,<br />
Renoir,Cézanne u. a., Di-So/Feiert.10-18, Do 10-20<br />
Uhr<br />
10.00: Gustave Caillebotte. Der malende Mäzen der<br />
Impressionisten, Di-So/Feiert.10-18, Do 10-20 Uhr<br />
Anne Frank Zentrum (& 288 86 56 00)<br />
10.00, 10.00: Anne Frank. hier &heute, Di-So/Feiert.<br />
10-18 Uhr<br />
10.00: Alles über Anne, Di-So/Feiert.10-18 Uhr<br />
Berlinische Galerie (& 78 90 26 00)<br />
10.00: Lotte Laserstein.Von Angesicht zu Angesicht,<br />
Mi-Mo 10-18 Uhr<br />
Bröhan-Museum (& 32 69 06 00)<br />
10.00: Jugendstil, Di-So/Feiert.10-18 Uhr<br />
10.00: Skandal! Mythos! Moderne! Die Vereinigung<br />
der XI in Berlin, Di-So/Feiert.10-18 Uhr<br />
Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />
12.00, 12.00: Dalí –Die Ausstellung am Potsdamer<br />
Platz, tgl. 12-20 Uhr<br />
Deutsches Historisches Museum (& 20 30 40)<br />
10.00: Deutsche Geschichte in Bildernund Zeugnissen,<br />
tgl. 10-18 Uhr<br />
10.00: Weimar:Vom Wesen und Wert der Demokratie,<br />
tgl. 10-18 Uhr<br />
Deutsches Spionagemuseum (& 398 20 04 51)<br />
10.00: Hauptstadtder Spione, tgl. 10-20 Uhr<br />
Ephraim-Palais (& 240 02 -1 62)<br />
10.00: Ost-Berlin. Die halbe Hauptstadt, Di-So 10-<br />
18, Mi 12-20 Uhr<br />
Feuerwehrmuseum Berlin (& /38 71 09 33)<br />
9.00: Die <strong>Berliner</strong> Feuerwehr vonden Anfängen bis<br />
zur Gegenwart, Di/Do 9-16, Mi 9-19, Fr/Sa 10-14<br />
Uhr;Feiert. geschl.<br />
Georg Kolbe Museum (& 304 21 44)<br />
10.00: Lynn Chadwick –Biester der Zeit, tgl. 10-18<br />
Uhr<br />
Hanf Museum (& 242 48 27)<br />
10.00: Alles rund um die KulturpflanzeHanf, Di-Fr<br />
10-20, Sa/So 12-20 Uhr<br />
Kulturforum (& 266 42 42 42)<br />
10.00, 10.00: tracking talents, Di-Fr 10-18, Do 10-<br />
20, Sa/So 11-18 Uhr<br />
Kunstbibliothek (& 266 42 42 42)<br />
10.00, 10.00: Transitzone, Henning Wagenbreth, Di-Fr<br />
10-18, Sa/So/Feiert. 11-18 Uhr<br />
Kupferstichkabinett (& 266 42 42 42)<br />
10.00: In bester Gesellschaft. Ausgewählte Erwerbungendes<br />
<strong>Berliner</strong> Kupferstichkabinetts 2009-2019,<br />
Di-Fr 10-18, Sa/So/Feiert. 11-18 Uhr<br />
Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt<br />
(& 28 59 94 07) 10.00: Blindes Vertrauen –<br />
versteckt am Hackeschen Markt 1941-1943, tgl.<br />
10-20 Uhr<br />
10.00: „... und immer wieder bewundernwir Eure<br />
mit aufopfernder Liebe prima gepackten Pakete“, tgl.<br />
10-20 Uhr<br />
Museum Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
(& 90 29 24 -1 08) 10.00: SammlerStücke, Di-Fr<br />
10-17, Sa/So/Feiert. 11-17 Uhr<br />
10.00: Sorgenfrei, Di-Fr 10-17, Sa/So/Feiert. 11-17<br />
Uhr<br />
10.00: Westen!, Di-Fr 10-17, Sa/So/Feiert. 11-17<br />
Uhr<br />
10.00: Stille Wasser.Seelandschaften zwischen<br />
Brandenburg und den Alpen, Di-Fr 10-17, Sa/So/<br />
Feiert. 11-17 Uhr<br />
Museum der Stille (& 27 89 19 90)<br />
14.00: Dauerausstellung desMuseums der Stille,<br />
Nikolai Makarov. Modelle: Stephan Braunfels, Max<br />
Dudler,Gewers&Pudewill, Michael Marshall u. a.,<br />
Di-So 14-19 Uhr<br />
Museum für Fotografie /Helmut Newton Stiftung<br />
(& 266 42 42 42) 11.00: Helmut Newton’sPrivate<br />
Property,Di-So/Feiert. 11-19, Do 11-20 Uhr<br />
11.00: Bauhaus und dieFotografie. Zum Neuen<br />
Sehen in der Gegenwartskunst, Laszlo Moholy-Nagy,<br />
Florence Henri, Erich Consemüller,Thomas Ruff,<br />
Dominique Teufen, Vivianne Sassen u. a., Di-So/<br />
Feiert. 11-19, Do 11-20 Uhr<br />
11.00: Helmut Newton. Sumo /Mark Arbeit. George<br />
Holz. Just Loomis. Three Boys from Pasadena, Di-So/<br />
Feiert. 11-19, Do 11-20 Uhr<br />
11.00: Visual ExchangeBerlin Peking,Di-So/Feiert.<br />
11-19, Do 11-20 Uhr<br />
Museum The Kennedys (Auguststr.11-13)<br />
10.00: Die Kennedy-Sammlung,Di-Fr 10-18, Sa/<br />
So 11-18 Uhr<br />
Pergamonmuseum. Das Panorama<br />
(Am Kupfergraben 2) 10.00: Pergamon. Meisterwerke<br />
der antiken Metropole und 360°-Panorama von<br />
Yadegar Asisi, tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />
Trabi-Museum Berlin (& 30 20 10 30)<br />
10.00: Die Welt der Trabis, tgl. 10-18 Uhr<br />
Urban Nation –Museum for Urban Contemporary<br />
Art (Bülowstr.7)10.00: UNique. UNited. UNstoppable,<br />
Di-So 10-18 Uhr<br />
KINO<br />
Pets II 12.00, 14.30, 16.30, 19.30; Spider-Man:<br />
FarFrom Home 13.45, 16.45, 19.45, 22.30; Traumfabrik<br />
14.00, 17.00, 20.00; Der Fall Collini 14.15;<br />
Zwischen den Zeilen 14.20; Spider Murphy Gang –<br />
Glory Days ofRock ‚n‘ Roll 16.15; Ein Becken voller<br />
Männer 16.40, 19.30; Der Klavierspieler vom Gare<br />
du Nord 17.00; Geheimnis eines Lebens 17.15,<br />
19.00;Kaviar 18.30, 22.50; Tolkien 19.00; Aladdin<br />
(OmU) 19.40, 22.40; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />
20.50; Avengers: Endgame (OmU) 21.30; Burning<br />
–Beoning (OmU) 21.40; Rocketman (OmU) 21.45;<br />
Pets II –The Secret Life ofPets 2(OmU) 23.00<br />
Krokodil (& 44 04 92 98) Herr Zwilling und Frau<br />
Zuckermann (OmU) 19.00; Kaviar (OmU) 21.15<br />
Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Rote Räte- Die<br />
bayrischeRevolution aus der Sicht vonAugenzeugen<br />
18.00; Lieb Vaterland, magst ruhig sein (OmenglU)<br />
19.00; Supermarkt 20.30; Der Himmel über Berlin<br />
(OmenglU) 22.15<br />
UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00)Traumfabrik<br />
14.10, 17.00, 19.50,22.45;Aladdin 14.10,<br />
17.05, 19.50; Spider-Man: Far From Home 14.15;<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 14.15; Men<br />
in Black: 14.15, 17.00, 20.00; Godzilla 2–King<br />
of the Monsters 14.20; Ein Becken voller Männer<br />
14.20,17.10; Pets II 14.30, 17.00;Drei Schrittezu<br />
Dir 14.30, 17.15,20.10; 3D: Pets II 15.00,17.30,<br />
20.00, 22.45; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />
16.45, 20.00, 22.45; Annabelle III 17.15, 20.15,<br />
22.45; Jussi Adler-Olsen: Verachtung 17.20; 3D:<br />
X-Men: Dark Phoenix 19.45; Rocketman 19.50;<br />
Long Shot 19.50; The Dead Don‘t Die 22.45; Kaviar<br />
22.45; John Wick III 22.45; Brightburn: Son of<br />
Darkness 22.45<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 3004)<br />
Ein Becken vollerMänner 14.45; Rocketman 17.40,<br />
20.30<br />
Cosima (& 85 07 58 02) Stan &Ollie 18.00; Nur<br />
eine Frau 20.15<br />
Odeon (& 78 70 40 19) Geheimnis eines Lebens<br />
(OmU) 16.10, 18.30; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />
20.50<br />
Xenon (& 78 00 15 30) Freak Show (OmU) 18.00;<br />
Ein Becken voller Männer –Legrand bain (OmU)<br />
20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (& 01 80/505 0211) TKKG<br />
10.00, 12.15; Spider-Man: Far From Home 10.00,<br />
14.10, 17.10; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
10.00,11.55, 14.15; Pets II 10.00, 12.15, 14.30,<br />
17.00; 3D: Pets II 10.00, 12.40, 14.45, 17.10,<br />
19.40; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 12.10;<br />
Drei Schritte zu Dir 14.40, 16.50; Traumfabrik<br />
17.20, 19.30; Kroos 20.00; 3D: Spider-Man: Far<br />
From Home 20.15;Annabelle III 20.20<br />
Kino imKulturhaus Spandau (& 333 6081) Rocketman<br />
16.00, 20.15; Edie –Für Träume ist es nie<br />
zu spät 18.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (& 01 80/505 07 11) Traumfabrik 14.00,<br />
17.00<br />
Thalia Movie Magic (& 774 34 40) TKKG 10.00,<br />
14.00; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 10.00;<br />
Pets II 10.00, 12.00, 14.00, 16.00, 18.30, 20.30;<br />
Bibi Blocksberg 10.00; WillkommenimWunderPark<br />
12.00; Spider-Man: Far From Home 12.00, 15.00;<br />
Drei Schritte zu Dir 12.00, 16.00; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 15.30, 18.15, 20.30; Traumfabrik<br />
17.45,20.30;3D: Spider-Man: FarFrom Home<br />
17.45, 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (& 26 95 51 00) Commedia all‘italiana:<br />
Der Weg zurück –Tutti aCasa (OmenglU) 20.00;<br />
Magical History Tour: Panzerkreuzer Potemkin –Restaurierte<br />
Fassung –Bronenosec Potjomkin (OmU)<br />
19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />
Pets II 12.30, 14.00, 16.40; Dancing Queens<br />
12.30; Traumfabrik 12.40, 16.00, 19.20, 22.00;<br />
Aladdin 12.50, 13.30; Spider-Man: Far From Home<br />
13.00, 16.00, 19.30; 3D: Pets II 13.00, 15.00,<br />
17.40, 20.25, 23.00; Nur eine Frau 13.15; Der<br />
Junge muss an die frische Luft 13.30; Bailey: Ein<br />
Hund kehrt zurück 13.30; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 13.40; Royal Corgi: Der Liebling der Queen<br />
13.45; Hollywoodtürke 13.50; After Passion 13.50;<br />
Drei Schritte zuDir 14.00, 16.50, 20.10, 22.50;<br />
3D: Spider-Man: Far From Home 14.15, 17.00,<br />
20.30, 23.00; Monsieur Claude II 14.20; TKKG<br />
15.00; Avengers: Endgame 16.00, 20.20; Ein Becken<br />
voller Männer 16.10, 19.20; Geheimnis eines<br />
Lebens 16.20, 19.10; Men inBlack: 16.30, 20.00,<br />
23.10; Godzilla 2–King of theMonsters16.30;3D:<br />
Aladdin 16.30,19.40, 23.00;<br />
Der Klavierspieler vom Gare duNord 16.50; Annbelle<br />
III 16.50, 19.50, 23.10; Tolkien 17.10; Kroos<br />
17.10, 20.15; X-Men: Dark Phoenix 17.40, 23.00;<br />
Glam Girls 17.40, 20.20; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 17.45; Der Fall Collini 19.30; Rocketman<br />
19.40; 3D: X-Men: Dark Phoenix 19.50;<br />
Brightburn: Son ofDarkness 20.00, 23.10; Long<br />
Shot 20.40, 22.40; John Wick III 20.40, 23.00;<br />
Ma –Sie sieht alles 22.30; 3D: Godzilla 2–King<br />
of the Monsters 22.40; The Dead Don‘t Die 22.50;<br />
Friedhof der Kuscheltiere 23.15<br />
CineStar imSony Center (& 04 51/703 0200)<br />
Aladdin (OF) 13.20, 16.30; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu –Pokemon Detective Pikachu (OF)<br />
13.30; Men in Black: (OF) 13.30; Tolkien (OF)<br />
13.45; Avengers: Endgame (OF) 13.50; Spider-<br />
Man: Far From Home (OF) 14.00; Pets II –The Secret<br />
Life of Pets 2(OF) 14.30, 17.50; 3D: Pets II –<br />
The Secret Life of Pets 2(OF) 15.00, 17.10, 19.30,<br />
23.15; 3D: X-Men: Dark Phoenix (OF) 16.20; Annabelle<br />
III (OF) 16.40, 20.20, 23.10; Long Shot<br />
(OF) 16.50; 3D: Spider-Man: Far From Home (OF)<br />
17.00, 20.10, 22.40; Brightburn: Son ofDarkness<br />
(OF) 17.30; 3D: Men in Black: (OF) 19.20; Rocketman<br />
(OF) 19.30; 3D: Aladdin (OF) 19.40, 22.50;<br />
Geheimnis eines Lebens (OF) 19.50; John Wick III<br />
–John Wick: Chapter 3–Parabellum (OF) 20.00,<br />
22.30; X-Men: Dark Phoenix (OF) 22.00; 3D: Godzilla<br />
2–King ofthe Monsters (OF) 22.15;The Dead<br />
Don‘t Die (OF) 23.15<br />
CineStar IMAX (& 04 51/703 0200) 3D: Pandas<br />
11.30; 3D: Spider-Man: Far From Home (OF)<br />
12.45, 19.15, 22.30; 3D: Spider-Man: Far From<br />
Home 16.00<br />
Filmrauschpalast (& 394 4344) Don‘t Give aFox<br />
(OmU) 18.00; Spider-Man: Far From Home (OF)<br />
20.00; Diamantino (OmU) 22.30<br />
TREPTOW<br />
Astra (& 636 16 50) TKKG 10.00, 12.00; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 10.00, 12.15,15.00;<br />
Pets II 10.00, 12.00, 14.00, 16.00; Mister Link:<br />
Ein fellig verrücktes Abenteuer 10.00; Spider-Man:<br />
Far From Home 12.30, 14.00, 17.00; 3D: Pets II<br />
12.30, 15.00, 17.30, 20.15, 22.30; Traumfabrik<br />
14.30, 17.00, 20.00, 22.30; Drei Schritte zu Dir<br />
17.30, 20.00; Annabelle III 18.00, 20.15, 22.30;<br />
3D: Spider-Man: Far From Home 20.00, 22.30;<br />
John Wick III 22.30<br />
Casablanca (& 677 57 52) Emil und die Detektive<br />
14.00; Britt-Marie war hier 16.15; Zwischen den<br />
Zeilen 18.15; Edie –Für Träume ist es nie zu spät<br />
20.30<br />
CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00)<br />
Spider-Man: Far From Home 11.30, 14.00; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 11.30; Pets II 11.30,<br />
14.00, 16.30; Drachenzähmen leicht gemacht<br />
3: Die geheime Welt 11.30; Avengers: Endgame<br />
11.30, 15.30; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />
zurück 11.35; Ostwind 4–Aris Ankunft 11.45; Mister<br />
Link: Ein fellig verrücktes Abenteuer 11.50; 3D:<br />
Pets II 12.10, 14.40,17.10, 19.30,22.00; Aladdin<br />
14.00; Traumfabrik 14.05, 17.05, 19.40; Men in<br />
Black: 14.15; TKKG 14.30; Bailey: Ein Hund kehrt<br />
zurück14.45; 3D: Men in Black: 17.00; 3D: Spider-<br />
Man: Far From Home 17.05, 20.10, 22.45; Annabelle<br />
III 17.15, 20.10, 23.00; Glam Girls 17.30;<br />
3D: X-Men: Dark Phoenix 19.20; 3D: Aladdin<br />
19.30; 3D: Godzilla 2–King of the Monsters 19.40,<br />
22.45; John Wick III 19.55,22.50; Drei Schritte zu<br />
Dir 19.55; 3D: Avengers: Endgame 22.00; Ma –Sie<br />
sieht alles 22.30; Long Shot 22.55; Brightburn:<br />
Son of Darkness 23.15<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) TKKG<br />
12.00; Spider-Man: Far From Home 12.00, 14.00,<br />
17.00; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 12.00,<br />
14.45; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 12.00,<br />
14.30; Bailey: Ein Hund kehrt zurück 12.00; Pets<br />
II 12.15, 14.35, 17.00; 3D: Pets II 12.30, 15.00,<br />
17.30, 20.00; Aladdin 14.10, 17.00; Drei Schritte<br />
zu Dir 14.20, 17.00, 19.50; Traumfabrik 16.40,<br />
19.40; Annabelle III 17.00,20.10; 3D: Spider-Man:<br />
Far From Home 19.30; Spider-Man: Far From Home<br />
(OF) 20.00; Kroos 20.00<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (& 471 40 01) Die Alptraumfrau<br />
19.00; Erde (OmU) 20.30<br />
Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Pets II 10.15,<br />
12.15, 14.15, 16.15, 18.15, 20.15; Rocketman<br />
12.30, 20.00; TKKG 15.15; Der Klavierspieler vom<br />
Gare du Nord 17.30<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Van Gogh: An<br />
der Schwelle zur Ewigkeit 16.00; Wenn Fliegen träumen<br />
(m. Gast) 18.30; Der Klavierspieler vom Gare<br />
du Nord 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Aladdin 13.00,<br />
20.15; Dancing Queens 15.45; Ein Becken voller<br />
Männer 17.45<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (& 811 46 78) Monsieur Claude II 18.00;<br />
Bildbuch 20.30<br />
Capitol (& 831 6417) Geheimnis eines Lebens<br />
15.30,18.00,20.30<br />
FREILUFTKINOS<br />
Freiluftkino Friedrichshagen (& 65 01 31 41) Bohemian<br />
Rhapsody 21.15<br />
Freiluftkino Hasenheide (& 283 4603) Der Himmel<br />
über Berlin (OmenglU) 21.45<br />
Freiluftkino Insel im Cassiopeia (& 35 12 24 49)<br />
Don‘t Give aFox (OmenglU) 21.45<br />
Freiluftkino Kreuzberg AStarIsBorn(OmU) 21.30<br />
Freiluftkino Rehberge Anderswo. Allein in Afrika<br />
21.30<br />
Open Air Kino Mitte (& 28 59 99 73) Night On<br />
Earth (OmU) 21.30<br />
Open-Air-Kino SchlossparkBiesdorf (& 9987481)<br />
Yuli 21.30<br />
Pompeji –FLK am Ostkreuz (& 01 76/56 70 92 98)<br />
Free Solo (OmU) 21.45<br />
Radio EINS-Freiluftkino Friedrichshain Nur eine<br />
Frau 21.45<br />
Sommerkino Kulturforum am Potsdamer Platz (&<br />
89 37 14 31) Maria Stuart,Königin von Schottland<br />
21.30<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 81 12)<br />
Aladdin 10.00; Das Leben ist ein Fest 17.00; Filmclub<br />
(m. Einführung u. Diskussion) 19.30<br />
Thalia Potsdam (& 03 31/743 7020) KinderWagenKino:<br />
Traumfabrik 10.30; Pets II 14.00, 16.15,<br />
18.30, 20.45; Die unglaublichen Abenteuer von<br />
Bella 14.00; Traumfabrik 15.45, 18.15, 20.30;<br />
TKKG 16.00; Ein Becken voller Männer 18.15,<br />
20.45; Geheimnis eines Lebens 18.30, 21.00<br />
UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 72 33)<br />
Royal Corgi: Der Liebling der Queen 11.00; Pets II<br />
11.00, 14.00, 17.00; Men in Black: 11.00, 14.10,<br />
16.45; Bailey: Ein Hund kehrt zurück 11.00,14.00;<br />
Aladdin 11.00, 13.40, 16.45; TKKG 11.15; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 11.15, 14.15; 3D:<br />
Pets II 11.15, 14.30, 17.20, 20.15; Spider-Man:<br />
Far From Home 13.40; Traumfabrik 13.50, 16.50,<br />
19.55; 3D: Spider-Man: Far From Home 16.30,<br />
19.45; Rocketman 17.00; Annabelle III 17.00,<br />
20.15; John Wick III 19.35; Godzilla 2–King of<br />
the Monsters 19.40; 3D: Aladdin 19.50; Long Shot<br />
19.55<br />
Waschhaus Kino Potsdam (& 03 31/271 5626)<br />
Anderswo.Allein in Afrika 21.45<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (& 033 22/279 8877) Pets II<br />
15.00, 17.15; 3D: Pets II 19.30<br />
CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) Spider-<br />
Man: Far From Home 11.45, 14.30; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 11.45, 14.15; Aladdin<br />
11.45, 14.40; Willkommen im Wunder Park 11.50;<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />
Welt 11.50; TKKG 12.00; 3D: Pets II 12.00, 14.30,<br />
17.00, 19.30; Mister Link: Ein fellig verrücktes<br />
Abenteuer 12.00; Royal Corgi: Der Liebling der<br />
Queen 12.20; Pets II 12.30, 15.00, 17.30, 20.00;<br />
Traumfabrik 14.10, 17.10, 20.05; Bailey: Ein Hund<br />
kehrt zurück 14.15; Dancing Queens 14.25; Glam<br />
Girls 14.30; Men in Black: 14.40; Rocketman<br />
16.45; 3D: Aladdin 16.45, 19.40; Drei Schritte<br />
zu Dir 16.50, 20.10; 3D: Spider-Man: Far From<br />
Home 17.00, 20.00; Long Shot 17.20; Annabelle<br />
III 17.30, 20.20; 3D: Men inBlack: 17.35, 20.30;<br />
3D: Avengers: Endgame 19.30; John Wick III 19.50<br />
Filmforum Schwedt (& 033 32/44 9290) F1-4<br />
Die Abenteuer von Wolfsblut 10.00, 13.00; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 10.00, 12.45; Pets II<br />
10.15, 12.45, 15.15, 17.45; TKKG 10.15, 13.00,<br />
15.15; Spider-Man: Far From Home 15.00; Aladdin<br />
15.00; 3D: Spider-Man: Far From Home 17.15,<br />
20.00; Rocketman 17.30; Traumfabrik 17.45,<br />
19.45; Drei Schritte zuDir 20.00; 3D: Pets II 20.15<br />
FilmpalastBernau (& 033 38/70 54 54) Dasfliegende<br />
Klassenzimmer 10.00; Pets II 10.00, 14.00,<br />
16.15; TKKG 10.00; 3D: Pets II 12.00, 18.30,<br />
20.30; Aladdin 12.00, 14.45; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 12.00, 18.00; Spider-Man: Far From<br />
Home 14.30; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />
17.30,20.30; Drei Schritte zu Dir 17.45, 20.30;All<br />
My Loving –Eine Geschichte von drei Geschwistern<br />
20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 4828)<br />
Royal Corgi: Der Liebling der Queen 12.00; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 12.15; Aladdin<br />
12.30, 15.05; Pets II 13.00, 15.00, 17.00; 3D:<br />
Pets II 14.00, 16.00, 18.00, 19.45; Spider-Man:<br />
Far From Home 14.30; 3D: Spider-Man: Far From<br />
Home 17.15, 20.15; Traumfabrik 17.45, 20.00;<br />
Drei Schritte zu Dir 20.20<br />
Linden-Kino Wusterhausen (& 03 39 79/145 93)<br />
Pets II 17.00; Men in Black: 19.00<br />
Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Pets II<br />
15.30, 19.45; Willkommen im Wunder Park 16.00;<br />
3D: Pets II 17.30; Rocketman 18.00; Jussi Adler-<br />
Olsen: Verachtung 20.30
24 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
CHAT<br />
„Fantastisch in<br />
die<br />
Zukunft“<br />
Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />
Im Chat kommen Menschen<br />
zu Wort,die sich in der digitalen<br />
Welt bewegen und die Innovationen<br />
beobachten. Heiko von der<br />
Gracht ist Zukunftsforscher bei der<br />
KPMG-Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
und Professor an der Steinbeis-Hochschule<br />
Berlin.<br />
Womit beginnt morgens Ihr Einstieg<br />
in die digitale Welt?<br />
Mit Smartphone und Online-<br />
News, circa 15 Minuten. Danach<br />
kommt die Zahnbürste dran, die per<br />
Bluetooth mit meinem Handy gekoppelt<br />
ist –eine App zeigt an, wie<br />
man die Zähne noch besser putzen<br />
und den Druck modifizieren kann.<br />
Beim ersten Kaffee dann schnell<br />
noch einen Blick auf Social Media.<br />
Eingroßes Thema zurzeit ist Künstliche<br />
Intelligenz. Wie werden Menschen<br />
und Computer in Zukunft zusammenleben?<br />
Hand in Hand. Zum Beispiel in<br />
Form des persönlichen KI-Advisors:<br />
Über das Smartphone in der Hosentasche<br />
oder Handtasche sind wir direkt<br />
mit dem Superrechner verbunden.<br />
Mit der KI werden wir leichter,<br />
besser und vor allem intelligenter<br />
entscheiden und den Tagorganisierenkönnen.<br />
Werden wir autonom eines Tages<br />
über unsereDaten verfügen können?<br />
Beides wird möglich sein: Schon<br />
heute können Nutzer mit dem bewussten<br />
Sharing ihrer eigenen Daten<br />
auf Marktplätzen Geld verdienen.<br />
Künftig könnte ergänzend auch ein<br />
exklusives Nutzungsmodell Schule<br />
machen: Werwill, kann diskret und<br />
exklusiv bleiben.<br />
Was geht gar nicht in der digitalen<br />
Welt, was verurteilen Sie?<br />
Hetze, Fake-News, Cyber-Mobbing,<br />
Identitätsklau, aber auch: immer<br />
nur in der eigenen kleinen<br />
Echokammer herumlungern.<br />
Welchen Science-Fiction-Film haben<br />
Sienicht nur einmal gesehen?<br />
„Minority Report“, weil er so fantastisch<br />
realistisch die Zukunft auch<br />
im Detail darstellt. Spielberg hat übrigens<br />
für das Drehbuch mit Zukunftsforschern<br />
zusammengearbeitet.<br />
Es gibt Menschen, die behaupten,<br />
Computer seien nur erfunden worden,<br />
damit gespielt werden kann.<br />
Spielen Sieauch?<br />
Früher ja –und auch zeitweise exzessiv,inJugend-<br />
und Studienzeiten.<br />
Heute interessiere ich mich eher für<br />
Gamification: Komplexe reale Zusammenhänge<br />
werden in Spielform<br />
dargestellt, um daran zu trainieren<br />
und Sachverhalte zu erklären.<br />
Viele Menschen sorgen sich um die<br />
Zukunft. Welcher Podcast macht Ihnen<br />
Mut?<br />
Ich höre weniger Podcasts als<br />
vielmehr Hörbücher, aktuell „QualityLand“<br />
vonMarc-UweKling.<br />
Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />
Nie! Dafür sorgen schon meine<br />
Frau und meine beiden Töchter.<br />
Heikovon Gracht ist<br />
Zukunftsforscher bei<br />
KPMG.<br />
Das Gefühl ist allseits bekannt:<br />
Man postet ein<br />
Bild und plötzlich purzeln<br />
die Likes. Erst<br />
zehn, dann zwanzig, oha, schon<br />
vierzig. Hey, vielleicht geht es ja sogar<br />
in den dreistelligen Bereich.<br />
Das macht jedem Spaß. Gebt es zu.<br />
Die Zauberformel hinter diesem<br />
Glücksgefühl lautet schlicht und<br />
einfach Dopamin: DerNeurotransmitter<br />
wird vor allem bei Belohnung<br />
ausgeschüttet.<br />
Weniger Druck<br />
Ende<br />
der Abhängigkeit<br />
Warumessinnvoll ist, dass Instagram<br />
eine Versiontestet, in der die Anzahl der Likes<br />
15<br />
Millionen Menschen nutzen<br />
nach Firmenangaben Instagram<br />
in Deutschland, junge<br />
Menschen sind aktiver.<br />
Ein gutes Bild, ein guter Post, mehr<br />
Dopamin und der immer häufigere<br />
Griff zum Smartphone. Wie bei einer<br />
klassischen Kokainsucht. Doch<br />
genau wie jede Sucht, bringt auch<br />
die Abhängigkeit von Social Media<br />
düstere Nebenwirkungen mit sich.<br />
Besonders Instagram schneidet in<br />
wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
immer wieder schlecht ab:<br />
Laut zahlreicher Studien aus den<br />
vergangenen zwei Jahren bringt<br />
eine Nutzung des Dienstes Angstzustände,<br />
Depressionen, gesteigerten<br />
Narzissmus, Schlaflosigkeit<br />
und negative Auswirkungen auf<br />
das eigene Körperbild mit sich.<br />
Zeit, Verantwortung zu übernehmen?<br />
Man mag erstaunt sein,<br />
aber es sieht ganz danach aus. Vor<br />
einiger Zeit überraschte Instagram<br />
mit einem Sinneswandel. „Wir<br />
möchten, dass sich Follower auf<br />
das konzentrieren, was sie teilen,<br />
und nicht auf die Anzahl der Likes,<br />
die ihre Posts erhalten“, erklärte<br />
das Unternehmen auf der F8-Entwicklerkonferenz<br />
von Facebook.<br />
Instagram-Chef Adam Mosseri gab<br />
bekannt, dass man in Kanada eine<br />
Version ohne Likes teste. Nutzer<br />
könnten zwar weiterhin eine Liste<br />
mit den Personen sehen, denen der<br />
Beitrag gefallen hat –die Likes werden<br />
jedoch nicht für die Öffentlichkeit<br />
angezeigt. So ganz neu ist das<br />
Konzept nicht. Snapchat hat es<br />
2017 vorgemacht: Die Story-Sharing-Applikation,<br />
bei der sich Beiträge<br />
innerhalb von 24 Stunden<br />
wieder in Luft auflösen, gab Raum,<br />
unbefangen Grimassen mit der<br />
Welt zu teilen und dafür nicht auf<br />
Ewigkeiten in das Logbuch des Internets<br />
eingetragen zu werden. Likes<br />
sind nur für denjenigen sichtbar,<br />
der das Bild hochlädt. In mehreren<br />
Studien gaben gerade Teenager<br />
an, dass ihnen die Plattform<br />
deswegen besonderen Spaß mache.<br />
Leider waren die Qualitäten, die<br />
Snapchat so amüsant machten,<br />
auch sein eigenes Verderben. Denn<br />
gerade Unternehmen und Influencern<br />
fiel es schwer, Beliebtheit in<br />
Geld zu verwandeln. Wie soll man<br />
Snapchat-Star werden, ohne dem<br />
Kunden von der riesigen Anzahl<br />
von Likes vorzuschwärmen? Ein<br />
neues „Instagram ohne Likes“<br />
müsste genauso funktionieren. Im<br />
nicht mehr zu sehen ist<br />
VonFranziska Knupper<br />
STUNDENLANG IM NETZ<br />
2010<br />
war das Jahr,indem Instagram<br />
auf den Markt kam.Facebook<br />
kaufte den Dienst für<br />
mehr als 700 Millionen Dollar<br />
2,1<br />
Stunden nutzen<br />
die Deutschen im<br />
Durchschnitt ihr<br />
Smartphone täglich.<br />
SAP-Vorstand fordert mehr Mut<br />
Gespräch mit BuzzFeedNews erklärte<br />
Adam Mosseri, dass es bei<br />
dem Test nicht darum gehe,ein bestimmtes<br />
Verhalten zu fördern,<br />
sondern darum, „eine weniger unter<br />
Druck stehende Umgebung zu<br />
schaffen, in der die Menschen sich<br />
wohlfühlen, wenn sie sich ausdrücken“.<br />
Facebook-Chef Mark Zuckerberg<br />
gab bereits 2018 bekannt,<br />
dass sich das Unternehmen in Zukunft<br />
auf „gut investierte Zeit“ konzentrieren<br />
werde: „Es soll nicht nur<br />
Spaß machen, sondern auch gut<br />
für das Wohlbefinden der Menschen<br />
sein“, so Zuckerberg<br />
DiePlattformen reagieren damit<br />
auf die schlechte Publicity. Gerade<br />
Instagram –mit rund 15 Millionen<br />
Nutzern inDeutschland –wird immer<br />
wieder genannt, wenn es um<br />
psychische Auswirkungen von sozialen<br />
Medien geht. Denn während<br />
bei Facebook und Twitter auch Text<br />
eine wichtige Rolle spielt, zählt bei<br />
Instagram vor allem das Bild. Laut<br />
der Psychologin Renee Engeln verzerre<br />
Instagram damit insbesondere<br />
bei Frauen die Beziehung zu<br />
ihrem Körper. Jüngere Nutzerinnen<br />
verbringen viel Zeit damit, Fotos<br />
gründlich zu retuschieren und<br />
zu kuratieren. Das führe zu einer<br />
stärkeren Unzufriedenheit mit<br />
dem authentischen Selbstbild, erklärt<br />
Engeln. Früher gingen Kunden<br />
zu Schönheitschirurgen, weil<br />
sie wie Hollywood-Stars aussehen<br />
wollten, inzwischen zeigen sie ihr<br />
bearbeitetes Profilfoto vor. Engeln<br />
unterstützt daher ein Auf-Nimmer-<br />
Wiedersehen zur Like-Kultur: „Likes<br />
sind mächtig, weil sie unmittelbares<br />
Feedback geben“, so die Psychologieprofessorin<br />
der NorthwesternUniversity.<br />
Testlauf in Kanada<br />
Dies bestätigt auch eine Studie des<br />
Internationalen Zentralinstituts<br />
für das Jugend und Bildungsfernsehen<br />
(IZI) beim Bayerischen<br />
Rundfunk. Untersucht wurde die<br />
Selbstinszenierung von Mädchen<br />
auf Instagram. 21 Prozent der befragten<br />
Frauen gab an, ihre Brüste<br />
mit einer Foto-App vor der Veröffentlichung<br />
größer zumachen; 20<br />
Prozent macht die Taille schlanker,<br />
14 Prozent verlängert die<br />
Beine. Nutzer machen sich damit<br />
selbst zum bewertbaren Objekt<br />
und das geht nicht spurlos an der<br />
Psyche vorbei. Bei Likes in sozialen<br />
Medien geht es um Konsum<br />
und Gewinn in jeder Hinsicht –<br />
nicht um Wohlbefinden und Community.<br />
Bleibt zu hoffen, dass Instagrams<br />
Testlauf in Kanada Erfolg<br />
haben wird. Die erste Generation<br />
von Social-Media-Nutzern wird<br />
gerade rundum erwachsen. Zeit,<br />
aus Fehlern der Vergangenheit zu<br />
lernen und der nächsten Generation<br />
eine gesündere digitale Zukunft<br />
zu bieten.<br />
Manager Christian Klein wünscht mehr Tempo beim Infrastrukturausbau und bei der digitalen Bildung<br />
Der digitale Wandel in Deutschland<br />
braucht nach Ansicht von<br />
SAP-Vorstand Christian Klein mehr<br />
Mutund mehr Tempo.„Ichdenke,es<br />
ist ganz wichtig, diesen Wandel jetzt<br />
anzugehen und die Vorteile zu sehen<br />
und weniger die Risiken“, sagte Klein<br />
der Deutschen Presse-Agentur.Viele<br />
wichtige Punkte wie der Infrastrukturausbau<br />
oder das Thema digitale<br />
Bildung würden zwar erkannt und<br />
diskutiert. Die Umsetzung müsse<br />
aber schneller gehen, sagte Klein,<br />
der im Vorstand von Europas größtem<br />
Softwarekonzern das Geschäft<br />
mit den wichtigsten Anwendungen<br />
verantwortet, aber auch für den internen<br />
Wandel zuständig ist, den<br />
SAP bei sich selbst vollzieht.<br />
Natürlich müsse dafür Geld investiert<br />
werden, sagte Klein. „Auch<br />
da bedeutet es Mut, in neue Themen<br />
zu investieren, neue Themen anzugehen“,<br />
betonte er. „Das ist etwas,<br />
das in Deutschland jetzt vorangehen<br />
muss.“ Politik und Wirtschaft sehe er<br />
dabei gleichermaßen in der Pflicht.<br />
Die Politik müsse zwar die Rahmenbedingungen<br />
schaffen. Unter Zugzwang<br />
seien aber auch die Unternehmen,<br />
die sich nun fragen müssten,<br />
wo sie jetzt investieren, wie sie<br />
ihre Wertschöpfungsketten digitalisieren<br />
und automatisieren könnten<br />
und wie sie die dafür notwendigen<br />
Leute finden.<br />
„Was mir in Deutschland extrem<br />
auffällt, ist der Mangel an Fachkräf-<br />
ten“, sagte Klein. Früher hätten vor<br />
allem große Konzerne um IT-Fachleute<br />
konkurriert, heute seien auch<br />
kleine Unternehmen mit im Rennen.<br />
„Und da fällt im Vergleich zu diesem<br />
großen Talentmarkt in China oder in<br />
Indien auf, wie viel kleiner doch der<br />
Markthier ist.“<br />
Klein forderte unter anderem, die<br />
Lehrpläne an Schulen und Universitäten<br />
schneller an die Entwicklung<br />
anzupassen. „Ich sehe immer noch<br />
Universitäten, die ganz stolz sind,<br />
jetzt die digitale Transformation in<br />
ihrem Lehrplan aufgenommen zu<br />
haben“, sagte er. Auch die Ausstattung<br />
der Schulen und die Qualifizierung<br />
der Lehrer müsse verbessert<br />
werden.<br />
Entscheidende Vorteile habe<br />
der Standort Deutschland durch<br />
das enorme Know-how vor allem<br />
vieler Mittelständler. „Dieses Wissen,<br />
da bin ich mir ganz sicher,<br />
gibt es ein zweites Mal inder Form<br />
nicht in den USA oder in China“,<br />
sagte Klein. „Und auf dieses Wissen<br />
müssen wir jetzt aufbauen, es<br />
mischen mit den richtigen digitalen<br />
Fähigkeiten und dann wirklich<br />
schauen, dass wir die Digitalisierung<br />
umsetzen.“<br />
Grundbedingung in den Unternehmen<br />
sei, Offenheit und eine Kultur<br />
für Veränderungen zu schaffen.<br />
„Das ist oftmals schwieriger, als den<br />
technologischen Wandel herbeizuführen“,<br />
sagte Klein. (dpa)<br />
Bayern will<br />
Autoren<br />
identifizieren<br />
Kampf gegen<br />
Hasskommentare<br />
Verfasser von Hasskommentaren<br />
sollen in Bayern in Zukunft einfacher<br />
identifiziert und juristisch<br />
verfolgt werden können. „Rundfunkanbieter<br />
und Verlage sollen<br />
künftig einfacher Strafanzeige wegen<br />
beleidigender oder volksverhetzender<br />
Kommentare erstatten können.<br />
Erst anzeigen, dann löschen“,<br />
sagte Bayerns Justizminister Georg<br />
Eisenreich (CSU) am Montag in<br />
München. Er kündigte für den<br />
Herbst den Starteines gemeinsamen<br />
Pilotprojektes des bayerischen Justizministeriums,<br />
der Staatsanwaltschaft<br />
München I und der Bayerischen<br />
Landeszentrale für neue Medien<br />
(BLM) an.<br />
„Wir dürfen in unserer Gesellschaft<br />
keinen Nährboden für radikale<br />
Ideen akzeptieren.“ Für Eisenreich<br />
ist klar, dass Betreiber von sozialen<br />
Netzwerken stärker in die<br />
Pflicht genommen werden müssen.<br />
Für eine effektiveStrafverfolgung der<br />
Autoren vonHasskommentaresei es<br />
zudem unerlässlich, dass die Behörden<br />
ihre wahren Identitäten kennen<br />
würden. Dazu müsse die derzeit ausgesetzte<br />
Speicherung vonsogenannten<br />
Verkehrsdaten – also etwa die<br />
Kennung des Internetanschlusses<br />
samt Nutzer und Standortdaten –<br />
schnellstmöglich auf eine neue<br />
Grundlage gestellt und ausgeweitet<br />
werden. „Eine wirksame Strafverfolgung<br />
ist nur möglich, wenn unsere<br />
Ermittler herausfinden können, wer<br />
hinter den Hasskommentaren<br />
steckt. Sie brauchen endlich ausreichende<br />
Befugnisse“, sagte Eisenreich.<br />
Dazu gehöre auch, dass im<br />
Ausland abgesetzte Hasskommentare<br />
oder Volksverhetzungen in<br />
Deutschland bestraft werden können.<br />
(dpa)<br />
Justin Bieber und Mariah Careyerhielten<br />
wieder viel Aufmerksamkeit im Netz. DPA<br />
Der gezielte<br />
Trittgegen<br />
der Flasche<br />
„Bottle Cap Challenge“ wird<br />
zum viralen Hit<br />
Immer mehr Prominente versuchen<br />
sich an der „Bottle Cap<br />
Challenge“ und sorgen damit teilweise<br />
für Lacher.Bei der Aktion, die<br />
seit Wochen durchs Internet geistert,<br />
streifen die Teilnehmer mit<br />
dem Fuß den Schraubverschluss<br />
einer Getränkeflasche so, dass er<br />
sich löst und zu Boden fällt. Danach<br />
nominieren sie Bekannte von<br />
sich, um sich zu beweisen. Justin<br />
Bieber (25) nutzte die Aktion, um<br />
erneut Hollywood-Star TomCruise<br />
(57) herauszufordern. Pop-Diva<br />
Mariah Carey (49) zeigte in einem<br />
Clip ebenfalls, wie sie den Verschluss<br />
einer Flasche löst – allerdings<br />
mit ihrem hohen Gesang.<br />
Das Video, das die Sängerin am<br />
Sonntag postete, sammelte bei<br />
Twitter und Instagramschnell über<br />
18 Millionen Klicks. Auch in<br />
Deutschland machen Prominente<br />
bei dem viralen Hit mit, darunter<br />
Fußballprofi Marco Reus und Teenie-Idol<br />
Mike Singer. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />
(für HG)Sturm der Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />
des Alltags 11.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />
12.00 (für HG)Tagesschau 12.15 (für HG) ARD-<br />
Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00<br />
(für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote Rosen<br />
15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG) Sturm<br />
der Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau 16.05 (für<br />
HG) Radsport: Tour de France. 4. Etappe:<br />
Reims –Nancy(215 km) 17.30 (für HG)Brisant<br />
18.00 (für HG)Gefragt –Gejagt 18.50 (für HG)<br />
WaPo Bodensee. Der Fremde. Krimiserie 19.45<br />
(für HG)Wissen voracht –Natur 19.55 (für HG)<br />
Börse voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Um Himmels Willen<br />
Zweite Chance. Unterhaltungsserie<br />
21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />
Via Dolorosa. Arztserie<br />
21.45 (für HG) Report Mainz<br />
Moderation: Birgitta Weber<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Sommerhäuser<br />
Drama, D2017<br />
0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />
0.35 (für HG) Lux –Krieger des Lichts<br />
Drama, D2018<br />
2.10 (für HG) Um Himmels Willen<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland. Moderation:<br />
Susanna Ohlen, Jan Hahn 8.30 (für HG) Gute<br />
Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00 Unter<br />
uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was<br />
zählt. Soap 10.00 Der Blaulicht-Report 11.00<br />
Der Blaulicht-Report 12.00 Punkt 12. Moderation:<br />
Katja Burkard 14.00 Die Superhändler –<br />
4Räume, 1Deal 15.00 Die Superhändler –4<br />
Räume, 1Deal 16.00 Meine Geschichte –<br />
Mein Leben 17.00 Meine Geschichte –Mein<br />
Leben 17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00<br />
Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das<br />
Star-Magazin 18.45 aktuell 19.05 (für HG)<br />
Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten,<br />
schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 (für HG) Nachtschwestern<br />
Sturmwarnung.Arztserie<br />
Mit Ines Quermann, Mimi Fiedler,Oliver<br />
Franck,Nassim Avat u.a.<br />
21.15 (für HG) Sankt Maik<br />
Mit 50 Dildos nachPanama. Dramaserie<br />
22.15 Doc meets Dorf<br />
Fire, Water,Burn. Dramaserie<br />
23.10 Schmidt –Chaos auf Rezept<br />
Liebe zu dritt.Comedyserie<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />
Ein Gewaltverbrechen mitvier Buchstaben?<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
16.00 (für HG) MDR um vier 17.45 (für HG)<br />
Aktuell 18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG)<br />
Sandmann 19.00 (für HG) MDR Regional<br />
19.30 (für HG) Aktuell 19.50 (für HG) Ein Sommer<br />
auf Hiddensee 20.15 (für HG) Umschau<br />
21.00 (für HG) Adelsgärten und Parks von oben<br />
21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für HG) Mondmänner<br />
mit Hammer und Sichel 22.50 (für HG)<br />
Polizeiruf 110. Ein ungewöhnlicher Auftrag.TV-<br />
Kriminalfilm, DDR 1976 23.55 (für HG) Morden<br />
im Norden 0.45 (für HG) Umschau 1.30 (für<br />
HG) Adelsgärten und Parks von oben<br />
Bayern<br />
14.40 (für HG) Wer weiß denn sowas? 15.30<br />
(für HG) Schnittgut. Alles aus dem Garten<br />
16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir<br />
in Bayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />
Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />
(für HG) Gesundheit! 19.30 (für HG) Dahoam<br />
is Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Tatort. Der tiefe Schlaf. TV-Kriminalfilm,<br />
D2012 21.45 (für HG) Rundschau Magazin<br />
22.00 Die Sieger –Director's Cut. TV-<br />
Thriller,D1994 0.20 nacht:sicht 0.55 BR-<br />
Klassik 1.35 (für HG) Dahoam is Dahoam<br />
Vox<br />
18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei 19.00<br />
Das perfekte Dinner 20.00 Prominent! 20.15<br />
7Töchter. Cheyenne Ochsenknecht &Lili Paul-<br />
Roncalli 22.15 Pia –Aus nächster Nähe 23.35<br />
Goodbye Deutschland! Die Auswanderer. Mallorca:<br />
KarlHeinz Richard Fürst von Sayn Wittgenstein<br />
/Mallorca: Peggy und Steff 0.35<br />
nachrichten 0.55 (für HG) Medical Detectives<br />
–Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />
Schicksalsschläge 1.40 (für HG) Medical Detectives<br />
–Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />
Verhängnisvolle Kündigung<br />
Super RTL<br />
14.40 ALVINNN!!! und die Chipmunks 15.00<br />
Dragons –Die Wächter vonBerk 15.25 Bugs<br />
Bunny &LooneyTunes 15.50 Hotel Transsilvanien<br />
–Die Serie 16.15 Zak Storm–Super Pirat<br />
16.45 KingJulien 17.15 What's NewScooby-<br />
Doo? 17.40 Inspector Gadget 18.10 ALVINNN!!!<br />
und dieChipmunks 18.40 Woozle Goozle 19.10<br />
Bugs Bunny&LooneyTunes 19.40 Angelo!<br />
20.15 Snapped –Wenn Frauen töten 21.10<br />
Snapped–Wenn Frauentöten 22.05 Snapped–<br />
Wenn Frauen töten 23.05 Snapped –Wenn Frauen<br />
töten 23.55 Comedytotal<br />
Sport1<br />
9.00 Teleshopping 14.30 Normal. Magazin der<br />
Arbeitsgemeinschaft Behinderung und Medien<br />
15.00 Sport-Quiz 16.30 Lost &Sold. Sex sells<br />
17.00 Lost &Sold. Heute hier, morgen dort<br />
17.30 Container Wars. Hai-Attacke 18.00<br />
Massive Moves –Gefährliche Schwertransporte.<br />
Betagtes Bauernhaus 18.30 Massive<br />
Moves –Gefährliche Schwertransporte. Wertvolle<br />
Villa 19.00 Hans Sarpei –Das Tsteht für<br />
Coach 20.00 Hans Sarpei –Das Tsteht für<br />
Coach 21.00 Sport-Quiz 0.00 Sport-Clips<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich 10.30<br />
(für HG) Notruf Hafenkante. Einstand 11.15 (für<br />
HG) SOKO Stuttgart. Rendezvous mit dem Tod<br />
12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für HG)<br />
ZDF-Mittagsmagazin 14.00 heute –inDeutschland<br />
14.15 Die Küchenschlacht 15.00 (für HG)<br />
heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für Rares<br />
16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10 (für<br />
HG) Die Rosenheim-Cops. Ein Fall vonBlattschuss<br />
17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />
hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />
18.00 (für HG) SOKO Köln. Fahrerflucht 19.00<br />
(für HG) heute 19.25 (für HG) Die Rosenheim-<br />
Cops. VomGlück erschlagen<br />
20.15 (für HG) Camilla, Kate und Meghan –<br />
drei Herzoginnen für die Krone<br />
Dokumentation<br />
21.00 (für HG) Frontal 21<br />
Moderation: Ilka Brecht<br />
21.45 (für HG) heute journal<br />
22.15 (für HG) Ich lebe positiv<br />
Corinne und ihr Schicksal HIV<br />
22.45 Die Zukunftsmacher:Wie Gründer<br />
mit ihren Ideen die Welt verändern<br />
23.15 (für HG)ABigger Splash<br />
Drama, I/F 2015<br />
1.10 Neu im Kino „Rebellinnen”<br />
5.00 Auf Streife. Reportagereihe 5.30 Frühstücksfernsehen.<br />
Moderation: Matthias Killing,<br />
Marlene Lufen 10.00 Im Namen der Gerechtigkeit<br />
–Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold,<br />
Stephan Lucas, Alexander Stephens, Isabella<br />
Schulien 11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –<br />
Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold, Stephan<br />
Lucas, Alexander Stephens, Isabella<br />
Schulien 12.00 Anwälte imEinsatz 13.00 Anwälte<br />
im Einsatz 14.00 Auf Streife.Reportagereihe<br />
15.00 Auf Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />
16.00 Klinik am Südring 17.30<br />
Klinik am Südring –Die Familienhelfer 18.00<br />
Endlich Feierabend! 19.00 Genial daneben –<br />
Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />
20.15 Whiskey Cavalier<br />
Emma. Actionserie<br />
Mit Scott Foley, Lauren Cohan, Ana<br />
Ortiz, Tyler James Williams u.a.<br />
21.15 Whiskey Cavalier<br />
Campus Undercover. Actionserie<br />
22.15 Lethal Weapon<br />
Mfür Murtaugh. Actionserie<br />
23.10 Focus TV –Reportage<br />
Urlaub mit der Großfamilie –Mega-<br />
Ferien zu acht. Reportagereihe<br />
0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />
Gast: Mirja Boes<br />
13.50 (für HG) Zoo-Babies 14.15 (für HG) In<br />
aller Freundschaft 15.00 (für HG) In aller<br />
Freundschaft 15.45 (für HG) Heimathäppchen<br />
16.00 (für HG) Aktuell 16.15 Hier und heute<br />
18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit 18.15 (für<br />
HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />
19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Abenteuer Erde 21.00 (für HG)<br />
Quarks 21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG)<br />
Tatort. TV-Kriminalfilm, D2003 23.35 Tatort.<br />
TV-Kriminalfilm, D1983 1.05 (für HG) Quarks<br />
1.50 Erlebnisreisen 2.00 Lokalzeit aus Köln<br />
NDR<br />
15.15 (für HG) Buddha und die Schneeleoparden<br />
16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG) Wer<br />
weiß denn sowas? 17.10 (für HG) Seehund,<br />
Puma &Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für<br />
HG) NaturNah 18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Visite 21.00 (für HG) Dr.Wimmer:Wissen<br />
ist die beste Medizin 21.45 (für HG) aktuell<br />
22.00 (für HG) Tatort. Borowski und die einsamen<br />
Herzen. TV-Kriminalfilm, D 2008 23.30 (für<br />
HG) Tatort. Hochzeitsnacht.TV-Kriminalfilm, D<br />
2012 1.00 (für HG) Die Erbschaft<br />
Kabel eins<br />
11.10 Without aTrace 12.05 Numb3rs 13.00<br />
Castle 14.00 The Mentalist 14.55 Navy CIS:<br />
L.A. 15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />
Leben täglich 17.55 Mein Lokal,Dein<br />
Lokal –Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle!<br />
Wir kümmern uns drum 20.15 Bedtime<br />
Stories. Familienfilm, USA 2008 22.10 A<br />
Nightmare on Elm Street. Horrorfilm, USA<br />
1984 0.10 ANightmare on Elm Street 2: Die<br />
Rache. Horrorfilm, USA 1985 1.40 Late News<br />
1.45 ANightmare on Elm Street 3: Freddy Krüger<br />
lebt. Horrorfilm, USA 1987<br />
RTL 2<br />
8.00 Frauentausch 10.00 Frauentausch 12.00<br />
Promis auf Hartz IV(4) 14.00 Die Reimanns –<br />
Ein außergewöhnliches Leben 15.00 Hilf mir!<br />
Jung, pleite, verzweifelt ... 17.00 News 17.10<br />
Krass Schule –Die jungen Lehrer –Wie alles<br />
begann 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –Tag<br />
&Nacht 20.15 Hartz und herzlich –Rückkehr<br />
in die Benz-Baracken 22.15 Armes Deutschland<br />
–Stempeln oder abrackern? 0.15 Autopsie<br />
Spezial: Die letzten Stunden von ... 1.05<br />
Autopsie –Mysteriöse Todesfälle 1.50 Autopsie<br />
–Mysteriöse Todesfälle<br />
Eurosport 1<br />
11.00 Radsport: Tour de France Today 12.00<br />
Radsport: Tour de France. 4. Etappe 17.30 Radsport:<br />
Tour de France extra 18.00 Spirit of<br />
Yachting. Das Eurosport-Segelmagazin 18.35<br />
WATTS 18.55 Horse Excellence 19.25 Eurosport<br />
News 19.30 Leichtathletik: Spitzen Leichtathletik<br />
Luzern 21.55 EurosportNews 22.00 Tourenwagen:<br />
Weltcup 22.30 Formel E: FIA-Meisterschaft<br />
23.00 Motorsport: Blancpain GT WorldChallenge<br />
Asia 23.30 Radsport: Tour de France Today<br />
0.30 Leichtathletik: SpitzenLeichtathletik Luzern<br />
ZDF, 23.15 UHR DRAMA<br />
ABigger Splash<br />
Auf einer Mittelmeer-Insel will sich RockstarMarianne (Tilda Swinton, 2.v.l.)<br />
voneiner Stimmband-Operation erholen. Mitdabei: Ihr Liebhaber Paul<br />
(Matthias Schoenaerts,l.), ein erfolgloser Dokumentarfilmer und seit kurzem<br />
trockener Alkoholiker.Indie fragile Idylle platzen Mariannes Ex-Freund Harry<br />
(Ralph Fiennes,r.) und seine Tochter Penelope(Dakota Johnson, 2.v.r.). Harryist<br />
offenbar festentschlossen, Marianne für sich zurückzugewinnen. Es entspinnt<br />
sichein grausames Spiel um Eifersuchtund Begehren. Die Vorlagelieferte der<br />
französische Spielfilm „Der Swimmingpool“ (1969), in dem sich Romy Schneider<br />
und Alain Delon am Pool räkelten. 2003 drehte derfranzösischer Regisseur Francois<br />
Ozon eine sehr eigenwillige Replik aufden Klassiker.Für „A Bigger Splash“<br />
orientierte sichRegisseur Luca Guadagnino jedoch starkamOriginal. .<br />
(Ital./Frk,/2015)<br />
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5 9 1 4 7 6 8 3 2<br />
7 6 2 3 8 5 4 1 9<br />
3 8 4 2 9 1 6 7 5<br />
8 2 7 9 1 4 5 6 3<br />
1 5 3 7 6 8 9 2 4<br />
9 4 6 5 3 2 1 8 7<br />
5.30 Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb. zuhause<br />
in berlin &brandenburg 7.20 Brisant 8.00<br />
Brandenburg aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg<br />
aktuell /Abendschau 9.00 In aller<br />
Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft 10.30<br />
Rote Rosen 11.20 Sturm der Liebe 12.10 Tierärztin<br />
Dr.Mertens 13.00 rbb24 13.10 Verrückt<br />
nach Meer 14.00 Lecker aufs Land –Eine kulinarische<br />
Reise 14.45 Traumhäuser 15.15 Hessen<br />
von oben 16.00 rbb24 16.15 Wer weiß<br />
denn sowas? 17.00 rbb24 17.05 Panda, Gorilla<br />
&Co. 17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –<br />
Das Ländermagazin 18.30 zibb. zuhause in<br />
berlin &brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell<br />
/Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Bilderbuch<br />
Der Barnim. Reportagereihe<br />
21.00 Bilderbuch<br />
Von Neuruppin nach Rheinsberg<br />
Reportagereihe<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Bernhard Hoëcker live!<br />
Soloprogramm „So liegenSie richtig falsch”<br />
22.45 Florian Schroeder live!<br />
23.30 Die Stadt und die Macht<br />
Verraten. Krimiserie<br />
0.20 Tiger Girl –Die Serie<br />
Dramaserie<br />
ProSieben<br />
5.25 Mom 5.45 Twoand aHalf Men 7.00 The<br />
Big Bang Theory 8.40 The Middle 9.30 Fresh<br />
off the Boat 10.25 Mike &Molly 10.50 How I<br />
Met Your Mother 11.45 2Broke Girls. Johnny<br />
und Cash/Elfenterror.Comedyserie 12.35<br />
Mom. Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt.<br />
Comedyserie 13.00 Twoand aHalf Men. Ponys<br />
und Einhörner/Ein pedantischer,selbstgefälliger<br />
Musterknabe/Fangen wir mit der Katze<br />
an. Comedyserie 14.20 The Middle. Der<br />
sechste Valentinstag/Die Antwort. Comedyserie<br />
15.15 The Big Bang Theory. Das Suppentattoo/Die<br />
Racheformel/Das Gorilla-Projekt/Mädels<br />
an der Bar.Comedyserie 17.00 taff 18.00<br />
Newstime 18.10 Die Simpsons 19.05 Galileo<br />
20.15 Der Traumjob –bei Jochen Schweizer<br />
Moderation: Jochen Schweizer<br />
Extremsportler Jochen Schweizer<br />
sucht inder neuen Show einen<br />
Geschäftsführer für sein erfolgreiches<br />
Unternehmen.<br />
22.20 Hart. Härter.Höllencamp<br />
Das Extrem-Experiment mit Patrick<br />
Esume<br />
0.50 Die Simpsons Hochzeit auf indisch /<br />
Der Tagder Abrechnung<br />
1.50 Die Simpsons Todesfalle zu verkaufen /<br />
Die Lieblings-Unglücksfamilie<br />
14.05 Um Bank und Kragen. TV-Komödie, F2012<br />
15.30 (für HG) Ein besseres Leben. Melodram, F<br />
2011 17.20 Yoga in Indien –Unterwegs mit Esther<br />
Schweins 17.50 Kanadas Nationalparks 19.20<br />
Arte Journal 19.40 Re: 20.10 Anderswo in Europa<br />
20.15 Mittelmeer in Gefahr. Dokumentarfilm, F<br />
2017 21.50 Wemgehörtdas Meer? Dokumentarfilm,<br />
D2019 23.20 Papa istnicht mein Vater 0.20<br />
Schicksal eines Pflegekindes 1.06 DIFF ALL –Jingle<br />
Thema -Conclusion+annonce prochaine Thema<br />
1.20 Arte Journal 1.40 IAmNot Your Negro. Dokumentarfilm,<br />
F/USA/B/CH 2016<br />
3Sat<br />
16.00 (für HG) Wildes München 16.45 (für HG)<br />
Die letzten Europas –Wildpferde im Münsterland<br />
17.30 (für HG) Im Herzen des Balkans<br />
19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit kompakt<br />
19.30 Architekten des Klangs 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 Edgar Wallace: Das Gasthaus<br />
an der Themse. Kriminalfilm, D1962 21.45<br />
Schätze derWelt 22.00 (für HG) ZIB 2 22.25<br />
(für HG) Spreewaldkrimi –Die Tränen der Fische.<br />
TV-Kriminalfilm, D2011 23.55 Edgar Wallace:<br />
Das Gasthaus an der Themse. Kriminalfilm,<br />
D1962 1.25 Reporter 1.45 10vor10<br />
Phoenix<br />
12.45 (für HG) Alexander der Große–Aufdem<br />
Wegzur Macht 13.30 Alexander der Große –Bis<br />
ans Ende der Welt 14.15 TatortBerlin 17.15<br />
Broadwayander Elbe 17.30 phoenix der tag<br />
18.00 ZDF.reportage 18.30 (für HG) Alexander der<br />
Große–Aufdem Wegzur Macht 19.15 Alexander<br />
derGroße –Bis ans Ende der Welt 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 Meine Kindheit im Westen<br />
21.45 (für HG) heute-journal 22.15 Warumdie<br />
Sechziger unser Leben bis heute prägen 23.00 Die<br />
verrückten 68er 0.30 Der 68er-Check –7Mythen<br />
und Wahrheiten 1.15 Meine Kindheit im Westen<br />
Kika<br />
11.15 Die Abenteuer des jungen Marco Polo –Reise<br />
nach Madagaskar 12.30 (für HG) Arthur und die<br />
Freunde der Tafelrunde 13.30 (für HG) KiKA Live<br />
14.10 Schloss Einstein 15.00 H2O –Plötzlich<br />
Meerjungfrau 15.45 Stoked 16.30 Mirette ermittelt<br />
16.55 (für HG) Hexe Lilli 17.40 Die Abenteuer des<br />
jungen Marco Polo –Reisenach Madagaskar<br />
18.05 Bobby&Bill 18.20 (für HG) Sam 18.40 Jim<br />
Hensons: Doozers 18.50 Sandmann 19.00 Das<br />
Dschungelbuch 19.25 (für HG) Wissen macht Ah!<br />
19.50 (für HG) logo! 20.00 (für HG) KiKA Live<br />
20.10 Club der magischen Dinge<br />
Dmax<br />
11.15 Asphalt-Cowboys 12.15 A2 –Abenteuer<br />
Autobahn 13.15 Yukon Men –Überleben in<br />
Alaska 14.15 Das Survival-Duo: Zwei Männer,<br />
ein Ziel 15.15 Lone Star Law –Die Gesetzeshüter<br />
vonTexas 16.15 Highway Patrol 17.15 Fast<br />
'N' Loud 19.15 A8 –Abenteuer Autobahn 20.15<br />
Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte 21.15<br />
112: Feuerwehr im Einsatz 22.15 Mega Shippers<br />
–Die Profis vom Frachthafen 23.15 High in<br />
the Sky: 50 Jahre Jumbo Jet 0.15 Im Angesicht<br />
des Feuers 1.10 Im Angesicht des Feuers<br />
5.02 hessenschau 5.30 Morgenmagazin 9.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 9.15 Quarks 10.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
10.15 Liebe im Netz 11.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.15 Der Fall<br />
Audi 20.00 Tagesschau 20.15 Hartaber fair.Moderation:<br />
Frank Plasberg 21.32 Ziemlich hohe Hürden<br />
22.00 Marktcheck 22.45 Die Tagesschau vor<br />
20 Jahren 23.00 Tagesthemen 23.30 Report<br />
Mainz 0.00 Umschau 0.45 Schätze derWelt 1.00<br />
Nachtmagazin 1.20 Ziemlich hohe Hürden 1.50<br />
Abendschau 2.20 SachsenSpiegel 2.50 Extra<br />
3.00 Tagesschau 3.47 Extra 4.02 Brandenburg<br />
aktuell 4.30 buten un binnen<br />
ONE<br />
7.05 Utta Danella: Der blaue Vogel (1/2). TV-Familiensaga,<br />
D2001 8.35 Landschwärmer (2) 9.00<br />
Brisant 9.40 Um Himmels Willen (1) 10.30<br />
Dawson'sCreek 11.15 Lindenstraße 11.45<br />
Bauchtanz 12.00 Radsport: Tour de France. 4.<br />
Etappe: Reims –Nancy (215 km) 16.10 Bauchtanz<br />
16.35 Dawson's Creek 17.20 Lindenstraße 17.50<br />
DieKanzlei 18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturm<br />
derLiebe 20.15 Doctor Who 21.00 DoctorWho<br />
21.45 Hustle –Unehrlich währtamlängsten<br />
22.35 Torchwood 23.35 DoctorWho 0.20 Doctor<br />
Who 1.05 Hustle –Unehrlich währtamlängsten<br />
1.55 Torchwood 2.55 Käpt'ns Dinner 3.30 Die<br />
Kanzlei 4.20 Lindenstraße 4.50 Dawson's Creek<br />
ZDF NEO<br />
6.15 TerraX7.00 TerraX7.40 Topfgeldjäger 8.35<br />
Lafer!Lichter! Lecker! 9.20 Bares fürRares 10.15<br />
Bares fürRares 11.05 kaputtund ... zugenäht!<br />
11.50 DieRettungsflieger 12.35 Die Rettungsflieger<br />
13.25 Psych 14.00 Psych 14.40 Kommissar<br />
Stolberg 15.40 Die Rettungsflieger 16.25 DieRettungsflieger<br />
17.10 Psych 17.50 Psych 18.30 Baresfür<br />
Rares 19.20 Bares für Rares 20.15 Nord<br />
NordMord. TV-Krimikomödie,D2011 21.45 Die<br />
kalte Wahrheit. TV-Kriminalfilm, D2014 23.15 Lau<br />
ra Karasek –ZartamLimit 0.00 Tanken –mehr<br />
als Super 0.55 Hanna Svensson –Blutsbande<br />
2.55 Agent Hamilton –ImInteresse der Nation.<br />
Drama, S2012 4.35 TerraX<br />
ZDF INFO<br />
6.15 Legendäre Schiffe der U.S. Navy 7.00 (für<br />
HG) Superbauten derGeschichte 8.30 Täterjagd<br />
11.30 Mördernauf derSpur 13.00 ZDF-History<br />
14.15 (für HG)Sturm über Europa 15.45 ZDF-History<br />
16.30 Gladiatoren–Kampfmaschinen der<br />
Antike 17.15 (für HG) Sturmüber Europa 18.45<br />
Wunder derWissenschaft 19.30 Wunder derWissenschaft<br />
20.15 Wunder der Wissenschaft 21.00<br />
Leschs Kosmos 21.30 LeschsKosmos 22.00<br />
LeschsKosmos 22.30 Mysterien des Weltalls<br />
0.45 (fürHG) heute-journal 1.15 (für HG) Sturm<br />
über Europa 2.45 Gladiatoren–Kampfmaschinen<br />
der Antike 3.30 ZDF-History 4.15 Hightech der<br />
Antike 4.45 Ursprung derTechnik<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Konzert Mit Werken von Muffat, Stadlmayr,<br />
Biber,ca. 117 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Klassik-Werkstatt Die Streichquartette op. 3<br />
von Heinrich Anton Hoffmann. Heinrich Anton<br />
Hoffmann hatte bereits eine beachtliche Karriere<br />
als Virtuose auf der Geige vorzuweisen, als<br />
er auch zu komponieren begann., ca. 56 Min.<br />
22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Musikszene Frau mit Takt. Die Dirigentin Oksana<br />
Lyniv.Sie zählt zu den wenigen Dirigentinnen, die<br />
es bis an die Spitze geschafft haben: die gebürtige<br />
Ukrainerin Oksana Lyniv., ca. 45 Min.<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Chormusik Die Leerstelle füllen. Alter Ratio,<br />
ein Vokalensemble für zeitgenössische Musik<br />
in Kiew. Von Leonie Reineke, ca. 50 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Benedict Wells: Die Wahrheit über dasLügen.<br />
Franchise. Es liest RobertStadlober,ca. 30 Min.<br />
20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
„Die Mondscheinbraut” Mit Vanessa Loibl<br />
(Heidi), Peter Gil Cotton (Teddy, Kennedy, Jesus,<br />
amerik. Telefonstimme Houson), Regie:<br />
Anna Pein, ca. 50 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung,ca. 31 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Sprechstunde Muskelverspannungen. Wenn<br />
Nacken, Hals und Schulter schmerzen.,<br />
ca. 80 Minuten<br />
19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Das Feature Container-Deal. Betrug und Pleite.<br />
VonTita Gaehme, Roland Schäfer,ca. 45 Min.<br />
22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Feature Auf den Spuren von Schorsch. Medikamentenversuche<br />
an Jugendlichen und ihre<br />
Folgen. Mit Tjadke Biallowons, Michael Wittenborn.<br />
Von Charly Kowalczyk, ca. 57 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Juliette Gréco., ca. 30 Minuten<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Kontinente Kraftpaket aus Benin:<br />
Angélique Kidjo., ca. 56 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Jazz live Trygve Seim Quartett Helsinki Songs.,<br />
ca. 55 Minuten<br />
1.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Tonart Americana. Moderation: Wolfgang Meyering,ca.<br />
235 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 – S eite 26 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
Wolfgang Joop ist ein großer Könner<br />
darin, sein Tunund Schaffen in höheren<br />
Sphären zu verorten. Mode sei<br />
ja kein Kleidungsstück, das würde oft<br />
verwechselt, sondernein „sehr begrenzter<br />
Zeitabschnitt“, in dem bestimmte<br />
Dinge passieren würden.<br />
„Wer einmal Mode gemacht hat, gehörtzuden<br />
Mode-Menschen, wir<br />
brauchen diese Erregung, wir brauchen<br />
dieses Gefühl, an diesem Stück<br />
Zeit mitzuarbeiten“, so Joop (74) im<br />
Fashion-Fachblatt Rheinische Post.<br />
Undbeschwörend weiter:„Seiesdie<br />
Musik, unser Sexualverhalten oder<br />
das iPhone und diese Artvon Kommunikation<br />
–alles ist der Mode unterworfen.“<br />
Bill Kaulitz indes bleibt auf dem Boden<br />
und wundertsich über den vermeintlichen<br />
Wirbel um die Hochzeit<br />
seines Bruders Tommit der Laufsteg-Domina<br />
Heidi Klum. „Dass die<br />
Leute so ein Thema daraus machen,<br />
hätte,glaube ich, keiner vonuns gedacht“,<br />
so der Tokio-Hotel-Sänger.<br />
Zu Medienberichten, Klum und sein<br />
Zwillingsbruder hätten sich bereits<br />
standesamtlich getraut, sagte Bill<br />
Kaulitz: „Ich kann euch eins verraten:<br />
DieHochzeit steht noch an.“<br />
Ethan Hawke kann sich kaum halten<br />
vorStolz und dieser gilt seiner ältesten<br />
Tochter,aktuell zu sehen in der<br />
Serie„Stranger Things“. „Meine Damen<br />
und Herren, lernt MAYA<br />
HAWKE kennen. Sieist eine echte<br />
Nummer“, schrieb der 48-Jährige<br />
am Wochenende auf Instagram. Davorzählte<br />
der stolzeSchauspieler<br />
mehrereProduktionen auf, in der<br />
seine Tochter ebenfalls zu<br />
sehen war.Das ist Liebe!<br />
Melania Trump gibt es<br />
nun auch aus Holz: In<br />
der slowenischen Heimatstadt<br />
der US-Präsidentengattin,<br />
Sevnica,<br />
wurde ihr zu Ehreneine<br />
Holzstatue<br />
aufgebaut. Dasaus<br />
Holz geschnitzte,<br />
recht grobschlächtig<br />
wirkende Ebenbild<br />
der First Lady (49)<br />
wurde in einem<br />
Waldstück enthüllt.<br />
Geschaffen hat es der<br />
Künstler Brad Doney.<br />
(mpw./mit dpa)<br />
Abbildung ähnlich: WasMelania<br />
Trump davon hält, ist<br />
nicht bekannt. AFP/JURE MAKOVEC<br />
TIERE<br />
In Zukunft nur noch auf einem<br />
Greif, aber am Leben.<br />
DPA<br />
Da wusste sich jemand zu helfen: Mit<br />
einer zugeschnappten Mausefalle<br />
am Fußwar dieser Turmfalke durch<br />
ein offenes Fenster des Polizeipräsidiums<br />
Gießen geflogen. Nachdem<br />
Feuerwehrleute das Tier eingefangen<br />
hatten, wurde es in eine Klinik<br />
gebracht und dortnotoperiert. Dabei<br />
musste ein Teil des linken Greifs<br />
abgenommen werden. Ohne die<br />
Hilfe der Polizisten und der Feuerwehr<br />
wäredas Tier jedoch wahrscheinlich<br />
verendet. Der Turmfalke<br />
(Falco tinnunculus) ist der häufigste<br />
Falke in Mitteleuropa. (mpw.)<br />
Das Innere der Kirche vor und nach der Feuerkatastrophe. AFP/LUDOVIC MARIN Das Feuer wütete im Innenraum nicht so schlimm, wie erwartet. AFP/LUDOVIC MARIN<br />
Diagnose: schwierig<br />
Der Wiederaufbau der Kathedrale Notre-Dame wird wohl nicht so schnell vorangehen wie erwartet<br />
VonBirigt Holzer,Paris<br />
Mit lässigen Armbewegungen<br />
lässt der<br />
Bauarbeiter Wasser<br />
aus einem Schlauch<br />
auf den Steinboden brausen, um<br />
ihn zu reinigen. Der Gesichtsausdruck,<br />
den er dabei aufsetzt,<br />
ist so unbeteiligt, als befände er<br />
sich nicht auf Frankreichs berühmtester<br />
Baustelle. Gelbliche<br />
Metallplanken sperren sie ab,über<br />
denen Stacheldraht angebracht<br />
ist. Nur auf Höhe des Haupteingangs<br />
gibt ein Gitter den Blick frei<br />
–auf den Arbeiter und seine Kollegen<br />
mit Bauhelmen auf dem<br />
Kopf, die miteinander diskutieren.<br />
Und auf den Haupteingang<br />
eben dieser Baustelle: Notre-<br />
Dame.<br />
Abenteuerliche Vorschläge<br />
Auf der anderen Seite der Metallstäbe<br />
sammeln sich Touristen, die<br />
versuchen, möglichst viel von der<br />
Kathedrale zu erhaschen, die am 15.<br />
April dieses Jahres brannte. Das<br />
ganzeAusmaß der Zerstörung ist aus<br />
der Distanz kaum zu ermessen. Aber<br />
Fotos vom Innenraum voller Schutt<br />
zeugen davon. Undvor allem die Videos<br />
vomFlammeninferno über der<br />
gotischen Kathedrale und dem erschütternden<br />
Moment, als der<br />
schlanke Vierungsturm indie Tiefe<br />
stürzte.<br />
Schnell versprach Präsident Emmanuel<br />
Macron, die Kathedrale<br />
würde „noch schöner als zuvor“ wieder<br />
aufgebaut –bis 2024, wenn Paris<br />
die Olympischen Spiele ausrichtet.<br />
Die Regierung lancierte einen internationalen<br />
Architekten-Wettbewerb<br />
zum Wiederaufbau des Spitzturms.<br />
Gilt es, ihn mit etwas Zeitgenössischem<br />
zu ersetzen oder ihn identisch<br />
zu rekonstruieren? Während<br />
sich sowohl die Unesco, die Notre-<br />
Dame auf ihrer Weltkulturerbe-Liste<br />
führt, als auch die Mehrheit der Bevölkerung<br />
für deren authentischen<br />
Wiederaufbau ausspricht, machten<br />
Architektenbüros abenteuerliche<br />
Vorschläge –vom Glasdach bis zu einem<br />
Treibhaus. Derweil streiten die<br />
beiden Parlamentskammern über<br />
ein Gesetz, das Bauregeln, Umweltund<br />
Denkmalschutznormen aussetzen<br />
soll, um die Arbeiten zu beschleunigen.<br />
Diese Eile kritisierten<br />
Das Gebäude: Die Kathedrale<br />
Notre-Dame (errichtet<br />
1163 bis 1345) ist eines der<br />
Wahrzeichen der französischen<br />
Hauptstadt und als<br />
Bestandteil des Denkmals<br />
Seineufer seit 1991 Weltkulturerbe.<br />
1170 Architekten und Denkmalschützer<br />
in einem offenen Brief, in<br />
dem sie dazu aufriefen, „sich Zeit für<br />
die Diagnose zu nehmen und den<br />
Experten zuzuhören“. Ohnehin wird<br />
zunächst das Ausmaß der Zerstörung<br />
durch das Feuer und das Löschwasser<br />
analysiert; parallel dazu laufen<br />
die Stützungsarbeiten, und der<br />
Abbau des vor dem Brand errichteten<br />
Baugerüsts mit seinen 50 000<br />
Röhren steht an. Momentan ragt es<br />
wie ein Krater aus der Mitte des Monuments.<br />
In der Nachbarschaft auf der Île<br />
de la Cité, der größeren der beiden<br />
Seine-Inseln, hofft man auf schnelles<br />
Voranschreiten. Hauptanziehungspunkt<br />
war bisher Notre-Dame, das<br />
am häufigsten besuchte Monument<br />
Frankreichs mit 13 Millionen Menschen<br />
proJahr.Selbst wenn viele nun<br />
das abgesperrte Gelände umrunden<br />
–die vorherigen Massen bleiben aus.<br />
„Es ist gar keinVergleich“, sagt die<br />
Besitzerin eines Souvenir-Ladens in<br />
der Nähe des Westeingangs. Ratlos<br />
DIE KATASTROPHE<br />
Der Brand: Am 15. April<br />
dieses Jahres geriet die Kathedrale<br />
Notre-Dame in<br />
Brand, der das historische<br />
Bauwerk teilweise zerstörte.<br />
Nach vier Stunden gelang es<br />
der Pariser Feuerwehr,den<br />
Brand einzudämmen.<br />
Die Kathedrale Notre-Dame kurz nach dem Brand im April.<br />
Die Zerstörung: Unter<br />
anderem fielen der hölzerne<br />
Dachstuhl des Gotteshauses<br />
den Flammen zum Opfer.<br />
Das Bleidach verdampfte<br />
teilweise und der Vierungsturmstürzte<br />
brennend ein.<br />
Die Turmuhr wurde zerstört.<br />
AFP/ERIC FEFERBERG<br />
steht sie vor ihrer Boutique.„Früher<br />
war oft der gesamte Vorplatz voller<br />
Leute.Wir spüren den Einbruch sehr<br />
stark.“ Dasselbe berichtet Aline,Verantwortliche<br />
für eine Eisdiele ein<br />
paar Meter weiter: „Ich schätze den<br />
Rückgang der Kunden auf 30 Prozent.“<br />
Der Brand habe sie erschüttert,<br />
sagt die junge Frau mit der großen,<br />
runden Brille.„Außerdem müssen<br />
wir wegen der Partikel in der Luft<br />
alle unser Blut testen lassen und<br />
auch das Gebäude wurde auf gefährliche<br />
Rückstände hin untersucht.“<br />
Rund 400 Tonnen Blei waren auf der<br />
Turmabdeckung und auf dem Dach<br />
verbaut. Über Stunden schmolz es<br />
bei dem Brand dahin.<br />
Zu Wochenbeginn schreckte ein<br />
Bericht des investigativen Online-<br />
Magazins „Mediapart“ auf, dem zufolge<br />
die Öffentlichkeit nicht ausreichend<br />
über das wahre Ausmaß der<br />
Gefahr informiert worden sei. Demnach<br />
liege die Blei-Konzentration im<br />
Inneren der Kathedrale bis zu 740<br />
Mal und auf dem Vorplatz 500 Mal<br />
über der erlaubten Schwelle. Alarmierend<br />
hoch sei sie auch auf den<br />
Brücken und Straßen in der Umgebung<br />
von Notre-Dame. Auf den Bericht<br />
hin reagierte die Regionale Gesundheits-Agentur<br />
mit einer Mitteilung,<br />
nach der es „zum jetzigen Zeitpunkt<br />
keiner besonderen<br />
Schutzmaßnahme“ bedürfe.Die hohen<br />
Bleiwerte hingen nicht unbedingt<br />
mit dem Brand zusammen.<br />
Neue Untersuchungen würden geführtund<br />
der Vorplatz gereinigt.<br />
Bislang nur 80 Millionen<br />
Wirtschaftsminister Bruno Le Maire<br />
hat den Geschäftstreibenden auf der<br />
Île de la Cité, deren Umsatz eine Million<br />
Euro nicht übersteigt, insgesamt<br />
350 000 Euro versprochen. Aber er<br />
mahnte auch „längerfristige Überlegungen<br />
zum Überleben dieser Läden<br />
in den nächsten Jahren“ an. Für<br />
den Aufbau von Notre-Dame selbst<br />
wurde innerhalb vonwenigen Tagen<br />
eine Gesamtsumme von 850 Millionen<br />
Euro zugesagt – tatsächlich<br />
überwiesen wurden bislang allerdings<br />
nur 80 Millionen.<br />
Auch die Ermittlungen erfordern<br />
einen langen Atem. Die Pariser<br />
Staatsanwaltschaft sieht „keinerlei<br />
Hinweise“ für Brandstiftung und<br />
nennt als wahrscheinlichste Ursachen<br />
eine weggeworfene Zigarette,<br />
einen Kurzschluss oder eine Störung<br />
des elektrischen Warnsystems. Bekannt<br />
ist, dass Arbeiter auf der Baustelle<br />
am Dachstuhl rauchten. Auch<br />
wurde beim Brandschutz bereits<br />
2015 eine Stelle eingespart. Der zuständige<br />
Sicherheitsbeauftragte am<br />
15. April war neu, und als der Feueralarm<br />
losging, konnte er die betroffene<br />
Stelle zunächst nicht zuordnen.<br />
30 wertvolle Minuten vergingen, bis<br />
er die Feuerwehr rief –bei ihrer Ankunft<br />
loderten die Flammen meterhoch.<br />
Gerettet wurden unter anderem<br />
bedeutende Reliquien, nicht<br />
aber das große Uhrwerk unter dem<br />
Vierungsturm.<br />
Doch dann geschah etwas, das<br />
der Uhrmachermeister Jean-Baptiste<br />
Viot als „riesiges Glück“ bezeichnet:<br />
Zufällig entdeckte er in einer<br />
Pariser Kirche ein fast identisches<br />
Uhrwerk mit einer ähnlich<br />
aufwendigen Zahnrad-Mechanik –<br />
gefertigt in derselben Werkstatt, das<br />
die originalgetreue Rekonstruktion<br />
erlauben wird.<br />
Ermittlungen<br />
auf<br />
„Hochtouren“<br />
Nach Vergewaltigung durch<br />
Kinder in Mülheim a.d. Ruhr<br />
Nach dem Vergewaltigungsverdacht<br />
gegen eine Gruppe von<br />
fünf Kindern und Jugendlichen im<br />
Ruhrgebiet ist einer der 14-Jährigen<br />
in Haft. Wegen Wiederholungsgefahr<br />
sei am Montag ein Haftbefehl erlassen<br />
und umgesetzt worden, teilte die<br />
Staatsanwaltschaft in Duisburg am<br />
Montagabend mit. Hintergrund sei,<br />
dass der 14-Jährige schon im Kindesalter<br />
wegen zwei sexuellen Belästigungen<br />
aufgefallen sei.<br />
Bei den Tatverdächtigen handelt<br />
es sich um drei 14-jährige Jugendliche<br />
und zwei Kinder im Alter von<br />
zwölf Jahren. Die drei 14-Jährigen<br />
wurden laut Polizei nach Bekanntwerden<br />
der mutmaßlichen Vergewaltigung<br />
am Freitagabend vernommen<br />
und verbrachten die Nacht bei<br />
der Polizei. Sie wurden am Sonnabend<br />
zunächst wieder entlassen.<br />
Diebeiden Zwölfjährigen wurden ihren<br />
Eltern übergeben. Beide sind<br />
strafunmündig – in Deutschland<br />
können Täter erst mit der Vollendung<br />
des 14. Lebensjahres für Straftaten<br />
zur Verantwortung gezogen<br />
werden.<br />
Anwohner hatten am Freitag vergangener<br />
Woche die von der Polizei<br />
als „schweres Sexualdelikt“ bezeichnete<br />
TatinMülheim an der Ruhr gemeldet.<br />
Sie hatten bemerkt, dass ihr<br />
Hund unruhig wurde und daraufhin<br />
im Grünbereich hinter ihrem Garten<br />
eine junge Frau und zwei männliche<br />
Personen bemerkt. Ermittler entdeckten<br />
bald darauf die aus insgesamt<br />
fünf Verdächtigen bestehende<br />
Gruppe. Die betroffene junge Frau<br />
ist nach Polizeiangaben heranwachsend,<br />
also zwischen 18 und 21 Jahre<br />
alt. Sie wurde nach der Tatzur Behandlung<br />
in ein Krankenhaus gebracht<br />
und anschließend vonder Polizei<br />
betreut.<br />
In der Nähe dieses Spielplatzes soll es zu<br />
der Tatgekommen sein. DPA/ROLAND WEIHRAUCH<br />
Die Stadt Mülheim an der Ruhr<br />
will, dass die tatverdächtigen Schüler<br />
vorerst nicht mehr am Unterricht<br />
teilnehmen. Man wolle die Bezirksregierung<br />
Düsseldorf als Schulaufsichtsbehörde<br />
bitten, die Schulpflicht<br />
für die in Mülheim gemeldeten<br />
Tatverdächtigen für die jetzt laufende<br />
letzte Schulwoche vor den<br />
Ferien auszusetzen, sagte Sozialdezernent<br />
Marc Buchholz am Montag.<br />
Ob einer der mutmaßlichen Tatbeteiligten<br />
am Montag zum Schulunterricht<br />
gegangenen sei, wisse er<br />
nicht. Nach Angaben von Oberbürgermeister<br />
Ulrich Scholten sind vier<br />
der fünf Tatverdächtigen in Mülheim<br />
gemeldet. Bei dem fünften Verdächtigen,<br />
einem 14- oder 15-Jährigen,<br />
werdeder Wohnortnoch ermittelt.<br />
Bei zwei der vier Mülheimer Tatverdächtigen<br />
sei das Jugendamt vor<br />
der Tatinden Familien bereits aktiv<br />
gewesen. „Was Gegenstand der Tätigkeit<br />
war, muss noch recherchiert<br />
werden. Da sind wir dabei, das aufzubereiten.“<br />
Er machte keine Angaben<br />
darüber, welches Alter diese<br />
beiden Personen haben. Auch der<br />
Name des Opfers sei dem Jugendamt<br />
bekannt gewesen.<br />
(BLZ/mit AFP; dpa)