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Berliner Zeitung 09.07.2019

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Als Bruce Springsteen in einem Café in Prenzlauer Berg auftrat – Berlin Seiten 14 und 15<br />

Instagram<br />

ohne Likes?<br />

Seite 24<br />

9°/20°<br />

Viele Wolken<br />

Wetter Seite 2<br />

Notre-Dame und der<br />

schwierige Wiederaufbau<br />

Panorama Seite 26<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Das Weltall fliegt immer<br />

schneller auseinander<br />

Wissenschaft Seite 16<br />

Dienstag,9.Juli 2019 Nr.156 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Zeithistoriker warnt<br />

vor „Sachsen-Bashing“<br />

Politik Seite 5<br />

Britischer Botschafter<br />

Diplomat<br />

mal ganz<br />

undiplomatisch<br />

VonKatrin Pribyl<br />

Seit 43 Jahren steht Kim Darroch<br />

im diplomatischen Dienst. Der<br />

britische Botschafter in den USA<br />

sollte also wissen, wie er Einschätzungen<br />

über mächtige Politiker formulieren<br />

muss.Den US-Präsidenten<br />

hat er gerade in einem internen Bericht<br />

als unfähig bezeichnet. Donald<br />

Trump strahle Unsicherheit aus und<br />

agiere ungeschickt, befand Darroch.<br />

Ungeschickt war<br />

auch, dass der<br />

Bericht öffentliche<br />

wurde.<br />

Kim Darroch<br />

wählte klare Worte<br />

über Donald Trump.<br />

Trump ließ<br />

die Kritik nicht<br />

auf sich sitzen.<br />

Sofortmeldete er<br />

sich zu Wort.<br />

„Der Botschafter<br />

hat dem Vereinigten<br />

Königreich<br />

einen Bärendienst<br />

erwiesen“, sagte er und<br />

schob hinterher:„Wirsind keine großen<br />

Fans dieses Mannes.“ Premierministerin<br />

Theresa May sprach dem<br />

Mann inWashington dagegen ihrVertrauen<br />

aus, auch wenn sie seine Einschätzung<br />

nicht teile.<br />

Was die Briten allerdings viel<br />

mehr beschäftigt, ist die Frage, wie<br />

die Nachricht überhaupt an die Öffentlichkeit<br />

kommen konnte. Es<br />

dürfte kaum Zufall gewesen sein,<br />

dass die vertraulichen Details ausgerechnet<br />

in der Boulevardzeitung<br />

Mail on Sunday erschienen waren,<br />

enthüllt von der Journalistin Isabel<br />

Oakeshott, die dem Rechtspopulisten<br />

Nigel Farage nahesteht.Während<br />

es aus der Downing Street hieß, dass<br />

es Darrochs Aufgabe sei, „eine ehrliche<br />

und ungeschminkte Einschätzung<br />

der Politik“ zu liefern, schrieb<br />

Farage, Vorsitzender der Brexit-Partei<br />

und Trump-Freund, im konservativ<br />

ausgerichteten Telegraph, der Diplomat<br />

sei „völlig ungeeignet, unser<br />

Mann in den USA zu bleiben“.<br />

Der65-jährige Darroch, ehemaliger<br />

Berater der britischen Regierung<br />

zu EU-Angelegenheiten und von<br />

2007 bis 2011 ständiger Vertreter des<br />

Königreichs in Brüssel, dient den<br />

Verschwörungstheoretikern als<br />

ideale Zielscheibe. Auch wenn der<br />

Diplomat ursprünglich Ende des<br />

Jahres in Pension gehen wollte, gab<br />

es Bestrebungen, die Entsendung bis<br />

nach den US-Präsidentschaftswahlen<br />

zu verlängern. Solche Pläne dürften<br />

sich erledigt haben –erst recht,<br />

wenn in Kürze voraussichtlich mit<br />

Boris Johnson ein äußerst EU-skeptischer<br />

Premierminister in die Downing<br />

Street einzieht.<br />

Länder sollten<br />

gemeinsam<br />

VonAnnika Leister<br />

Wälder in der Größe von<br />

1400 Fußballfeldern<br />

sind in Brandenburgin<br />

diesem Jahr bereits abgebrannt,<br />

seitTagen ist die Feuerwehr<br />

in der Lieberoser Heide im Einsatz,<br />

und auch in Berlin herrscht seit Monaten<br />

hohe Waldbrandgefahr. Angesichts<br />

der akuten Lage denken die<br />

<strong>Berliner</strong> Grünen sowie die Feuerwehr-Gewerkschaft<br />

Berlin/Brandenburg<br />

über eine landesübergreifende<br />

Kooperation in der Feuerbekämpfung<br />

nach. „Brandenburg muss extrem<br />

aufrüsten“, sagte Micha Quäker<br />

von der Feuerwehr-Gewerkschaft<br />

Berlin/Brandenburg der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>. Schon jetzt gäbe es große<br />

Ausrüstungslücken. Auch in kommenden<br />

Jahren sei mit einer steigenden<br />

Zahl von Bränden zu rechnen.<br />

„Angeschafft werden müssten zwei<br />

bis fünf Löschhubschrauber und ein<br />

Löschpanzer für Brandenburg“, forderte<br />

Quäker. Inder Schulung der<br />

Einsatzkräfte für das schwere Gerät<br />

plädiert er für ein gemeinsames<br />

Konzept und eine Kooperation zwischen<br />

der <strong>Berliner</strong> und Brandenburger<br />

Feuerwehr.<br />

Immer wieder wirddie Feuerwehr<br />

in Brandenburg –wie zurzeit in der<br />

Lieberoser Heide – mit besonders<br />

löschen<br />

Brandenburg braucht eigene<br />

Löschhubschrauber,fordert dieFeuerwehr.<br />

Berlin sollte sich daran<br />

beteiligen, sagen die Grünen.<br />

komplizierten und gefährlichen Löscheinsätzen<br />

konfrontiert, weil die<br />

Brände auf stark munitionsbelasteten<br />

Gebieten wüten, die auch die Feuerwehr<br />

nicht befahren kann.<br />

Brandenburg habe bereits aufgerüstet,<br />

die Landespolitik bemühe sich<br />

redlich, so Quäker. „Aber es reicht<br />

„Zurzeit gibt es aus vielen<br />

Ländern Forderungen, aber kein<br />

konzertiertes Vorgehen.“<br />

Johann Georg Goldammer,<br />

Leiter des Zentrums für Globale Feuerüberwachung<br />

nicht.“ Das Problem kennen viele<br />

Bundesländer:Vor allem die Flächenländer<br />

appellieren immer wieder an<br />

den Bund, die Mittel zur Brandbekämpfung<br />

zu erhöhen. Brandenburg<br />

hat weder eigene Löschhubschrauber<br />

noch -flugzeuge, sondern muss<br />

sie bei Bundeswehr oder Bundespolizeianfordern.<br />

Die<strong>Berliner</strong> Grünen erwägen nun,<br />

dem großen Nachbarn unter die<br />

Arme zu greifen. „Wenn wir auch Zugriff<br />

haben, sollten wir eine Beteiligung<br />

an Lösch-Hubschraubern prüfen“,<br />

sagte Benedikt Lux, innenpolitischer<br />

Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus,<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Berlin sei schließlich auch von<br />

Rauchentwicklungen bei Brandenburger<br />

Großbränden betroffen.<br />

Zuletzt sorgte Anfang Juli sogar ein<br />

Großbrand im 200 Kilometer entfernten<br />

Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommernfür<br />

starken Brandgeruch in<br />

der Hauptstadt –und für besorgte Anrufe<br />

bei Einsatzstellen von Bürgern,<br />

die einen Brandinder eigenen Straße<br />

vermuteten. Nach mehr als einerWoche<br />

wurde der Waldbrand auf dem<br />

ehemaligen Truppenübungsplatz am<br />

Montagabend weitgehend gelöscht.<br />

Johann Georg Goldammer, Leiter<br />

des Zentrums für Globale Feuerüberwachung<br />

mit Sitz in Freiburg,begrüßt<br />

die Bereitschaft der <strong>Berliner</strong> Grünen,<br />

ins Nachbarland zu schauen, aus-<br />

DPA/JENS BÜTTNER<br />

drücklich. Der international angesehene<br />

Experte plädiert aber für noch<br />

größere Kooperationen. „Zurzeit gibt<br />

es aus vielen Ländern Forderungen,<br />

aber kein konzertiertes Vorgehen“, so<br />

Goldammer. „Eine 4+1-Kooperation<br />

hätte Symbolkraft.“ Goldammer<br />

meint damit eine Zusammenarbeit<br />

zwischen den vier Flächenländern<br />

Brandenburg, Sachsen-Anhalt,<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsensowie<br />

dem Stadtstaat Berlin.<br />

Dringend müsse aber auch der Bund<br />

die Mittel erhöhen –gerade für die<br />

Gemeinden und Länder, deren Böden<br />

durch Munition belastet seien.<br />

„Der Bund darf diese Gemeinden<br />

nicht alleine lassen.“<br />

Einerster Schritt hin zu einem größeren<br />

Einsatz der Bundespolitik<br />

könnte diesen Dienstag geschehen:<br />

Dann besucht Bundesinnenminister<br />

Horst Seehofer (CSU) Lübtheen, um<br />

sich ein Bild vom Ausmaß der Schäden<br />

zu machen. Am Montag forderte<br />

bereits Mecklenburg-Vorpommerns<br />

Innenminister Lorenz Caffier (CDU)<br />

eine bundesweite Einsatzgruppe zur<br />

Brandbekämpfung auf munitionsbelasteten<br />

Gebieten. Spezialtechnik<br />

und Personal der Task Force –wie<br />

Löschpanzer oder Räumfahrzeuge –<br />

sollten dezentral vom Bund inganz<br />

Deutschland stationiert werden, so<br />

Caffier. Brandenburg Seite13<br />

Gericht pfeift<br />

Deutsche<br />

Wohnen zurück<br />

Nachtrag zum Mietvertrag<br />

verstoße gegen Preisbremse<br />

VonUlrich Paul<br />

Die Deutsche Wohnen ist beim<br />

<strong>Berliner</strong> Landgericht mit dem<br />

Versuch gescheitert, die Miete bei<br />

der Neuvermietung durch einen zusätzlichen<br />

„Nachtrag zum Mietvertrag“<br />

zu erhöhen. Die Richter sahen<br />

in der zusätzlichen Vereinbarung,<br />

die laut Bürgerlichem Gesetzbuch<br />

grundsätzlich möglich ist, einen Verstoß<br />

gegen die Mietpreisbremse.<br />

In dem vorliegenden Fall ging es<br />

um eine Wohnung in Friedrichshain.<br />

Der vorgelegte Mietvertrag sah zunächst<br />

eine monatliche Kaltmiete<br />

von 573,29 Euro vor. Neben diesem<br />

Kontrakt unterzeichneten die Mieter<br />

aber zugleich eine zweite Urkunde,<br />

die als „Nachtrag zum Mietvertrag“<br />

bezeichnet wurde. Darin wurden<br />

Baumaßnahmen zur Verbesserung<br />

der Ausstattung vereinbart, wodurch<br />

sich die Miete gut einen Monat später<br />

auf 716,93 Euro erhöhen sollte.<br />

Dass die höhere Miete nicht sofort<br />

vereinbart wurde, sei „wohl nur mit<br />

dem Versuch“ zu erklären, zu Beginn<br />

des Mietverhältnisses eine geringe<br />

Miete „vorzutäuschen, also die gesetzliche<br />

Regelung durch diesen<br />

‚Trick‘ zu umgehen“, erklärten die<br />

Richter. Beim Abschluss eines Mietvertrages<br />

darf die ortsübliche Miete<br />

um maximal zehn Prozent überschritten<br />

werden. Zulässig wäre im<br />

vorliegenden Fall nur ein Betrag in<br />

Höhe von 507,62 Euro –was sogar<br />

noch weniger ist, als im Mietvertrag<br />

vorgesehen war.<br />

Erstritten wurde das Urteil von<br />

der Internetplattform wenigermiete.de.<br />

Die Entscheidung stammt<br />

vom August 2018. Dass sie erst jetzt<br />

veröffentlicht wurde, begründete<br />

das Portal damit, dass die Kostenfestsetzung<br />

erst jetzt eingetroffen<br />

sei. Berlin Seite 9<br />

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BERLIN<br />

MESSEN


2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Der Mann hat die Nase<br />

voll. Es reicht. „Es isch e<br />

Kataschtrophe“,<br />

schimpft er in schönstem<br />

Schweizerdeutsch. Er ist Flugkapitän,<br />

er sitzt am Steuer des Swiss-<br />

Fluges von Zürich nach Palma de<br />

Mallorca, Abflug um 12.05 Uhr. Aber<br />

er darf nicht losfliegen. Stau auf der<br />

Startbahn. Seine Schimpferei wird<br />

als Mitschnitt im Internet herumgereicht:<br />

„Echt! Ich ha‘d Schnauze voll<br />

vo dem huereDräcksplatz, Tschuldigung!“<br />

Die Fluglotsin am anderen<br />

Ende reagiert trocken: „Sehr professionell.“<br />

–„Ja, ihr au!“, giftet er zurück.„Ich<br />

bin ready nowfor 30 minutes!“<br />

Um 12.47 Uhr darf der Flugkapitän<br />

schließlich endlich starten.<br />

EinPilot am Limit. Es wirdimmer<br />

schwerer, imFlugverkehr nicht die<br />

Nerven zu verlieren. Als Kapitän. Als<br />

Stewardess.Als Lotse.Und erst recht<br />

als Reisender. Die Branche ist im<br />

Aufwind, schon seit Jahren, und das<br />

wird nun zum Problem. Viel zu viele<br />

Flugzeuge landen auf viel zu kleinen<br />

Airports. Viel zu eng getaktete Flugpläne<br />

sorgen für lange Schlangen,<br />

überbuchte Flüge, zähe Kontrollen.<br />

20 Millionen Gepäckstücke gehen<br />

jährlich verloren. Dazu absurd niedrige<br />

Preise. Für 9,99 Euro von Stuttgart<br />

nach Venedig. Für 14,99 Euro<br />

von Düsseldorf nach Kopenhagen.<br />

61 Jahre nach der Einführung der<br />

Economy-Klasse sind Flugpassagiere<br />

heute „Weichcargo“. In den<br />

Fliegern wird esimmer enger. Der<br />

durchschnittliche Sitzabstand in der<br />

Economyclass ist auf der Langstrecke<br />

von 86(1955) auf 76 Zentimeter<br />

zusammengeschnurrt. Die Höchststrafe<br />

ist der Mittelsitz. Bis zu11000<br />

Flugzeuge bewegen sich täglich am<br />

deutschen Himmel. Vor 20 Jahren<br />

waren 30 Prozent aller Reisen der<br />

Deutschen Flugreisen. Heute sind es<br />

41 Prozent. Die Zahl der Passagiere<br />

an deutschen Airports hat sich in<br />

zwei Jahrzehnten fast verdoppelt –<br />

auf 122 Millionen proJahr.Der Mangel<br />

an Fluglotsen ist so schlimm,<br />

dass die Deutsche Flugsicherung<br />

Mitarbeitern, die freiwillig den Sommerurlaub<br />

verschieben, Prämien<br />

vonbis zu 1800 Euro bietet –pro Tag.<br />

DieKlimadebatte könnte was ändern.<br />

Die Lufthansa fliegt bis zu 14-<br />

mal täglich von Frankfurt amMain<br />

nach München. Der CO 2 -Ausstoß<br />

proPassagier:227,4 Kilogramm. Dieselbe<br />

Strecke mit dem ICE: 17 Kilogramm.<br />

Verständlich, dass die Fridays-for-Future-Bewegung<br />

den<br />

Flugverkehr als Klimakiller ausgemacht<br />

hat. Dabei sind Fluggesellschaften<br />

gar nicht die größten Umweltsünder.<br />

Nur für drei Prozent der<br />

menschengemachten Emissionen<br />

ist das Fliegen verantwortlich, der<br />

Straßenverkehr liegt bei 17 Prozent.<br />

Flugzeuge sind heute 40 Prozent leiser<br />

und sparsamer als vor 20Jahren.<br />

Doch drei Prozent genügen, um jährlich<br />

6000 Quadratkilometer Eisinder<br />

Arktis schmelzen zu lassen, hat das<br />

Max-Planck-Institut errechnet.<br />

Stickoxide, Aerosole, Ruß, Kohlenmonoxid<br />

–esist ein giftiger Mix, den<br />

Abheben<br />

Das Flugzeug zu nutzen, war noch nie so günstig. Doch mit dem Erfolg kommt<br />

der Markt an seine Grenzen –und das Klima.<br />

Staus in der Luft<br />

VonImre Grimm<br />

Flugpassagiere<br />

auf deutschen Flughäfen*2018,inMillionen, in Klammern Veränderung zu 2017 in Prozent<br />

Ziele<br />

Häufigste Ziele im Ausland<br />

Europa<br />

Deutschland Spanien<br />

14,7 (+ 3,7)<br />

77,8<br />

23,5<br />

(+ 6,1)<br />

(– 0,8)<br />

Gesamt<br />

122,6 Millionen<br />

(+ 4,2%)<br />

*einsteigende Passagiere<br />

Interkontinental<br />

21,3<br />

(+ 3,2)<br />

Großbritannien<br />

7,5 (+ 3,3)<br />

Türkei<br />

7,5 (+ 20,1)<br />

Italien<br />

7,1 (+ 2,3)<br />

USA<br />

5,3 (– 4,3)<br />

Griechenland<br />

4,0 (+ 16,0)<br />

Frankreich<br />

4,0 (+ 5,5)<br />

Österreich<br />

3,5 (+ 0,9)<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: AFP<br />

DPA<br />

Flugzeuge in großer Höhe verteilen.<br />

„Unter vielen jungen Leuten ist Fliegen<br />

erstmals negativ besetzt“, urteilt<br />

der Flugexperte und Autor Andreas<br />

Spaeth. „Das könnte in einem Jahrzehnt<br />

ein großes Problem für die Airlines<br />

werden.“<br />

Doch noch ändert sich am Verhalten<br />

wenig. Denn Fliegen ist billig.<br />

Aber warum kostet ein Flugticket oft<br />

weniger als ein Bahnticket? Die Antwort:Weil<br />

es politisch gewollt ist. Der<br />

Staat verzichtet bei Auslandsflügen<br />

auf die Mehrwertsteuer, nicht aber<br />

beim Tanken und Bahnfahren. Eine<br />

Kerosinsteuer gibt es nicht, eine Mineralölsteuer<br />

sehr wohl. Kommunen<br />

umgarnen Fluggesellschaften mit<br />

Fördergeld und Gebührenbefreiung<br />

und halten selbst offenbar verkehrstechnisch<br />

weitgehend sinnlose Flughäfen<br />

wie Kassel-Calden am Leben,<br />

weil Flughäfen als Prestigeprojekte<br />

Städte attraktiv machen und Jobs,<br />

Touristen und Messen anlocken<br />

können. So die Hoffnung.<br />

In Stunden um die Welt zu reisen<br />

ist eine der großen zivilisatorischen<br />

Errungenschaften. Es ist billig wie nie<br />

und doch ein Privileg. Nur drei Prozent<br />

der Menschheit sind im Jahr<br />

2017 geflogen. Nur 18Prozent saßen<br />

überhaupt schon mal in einem Flugzeug.<br />

Nicht auszudenken, was passiert,<br />

wenn das Fliegen auch nur für<br />

20 Prozent der Weltbevölkerung zum<br />

Alltag würde wie in den Industrienationen.<br />

Das Ökosystem des Planeten<br />

wäreschnell am Ende.<br />

Was also tun? Aufs Fliegen verzichten?<br />

Unrealistisch. Aussichtsreicher<br />

ist wohl, das Fliegen anders zu<br />

organisieren: ökologischer und ökonomischer.<br />

Ideen gibt es viele. CO 2 -<br />

Steuer, Kerosinsteuer, Klimaprämie,<br />

gewissensberuhigende Ausgleichszahlungen<br />

–das sind die fiskalischautoritären<br />

Ansätze. Gleichzeitig investiert<br />

die Branche in die Erforschung<br />

von Biokerosin, will bis 2020<br />

klimaneutral wachsen, bis 2050 ihren<br />

CO 2 -Ausstoß halbieren. Dass<br />

Elektroflugzeuge eine größere Rolle<br />

spielen könnten, ist unwahrscheinlich:<br />

Die Batterien sind zu schwer.<br />

Die holländische Fluggesellschaft<br />

KLM entwickelt derzeit ein V-förmiges<br />

Flugzeug, in dessen„Flügeln“ die<br />

Passagiere sitzen. Zukunftsmusik<br />

wie auch die Wasserstoff- oder<br />

Brennstoffzellenantriebe oder das<br />

Hybridflugzeug E-Fan X von Siemens,Airbus<br />

und Rolls Royce.<br />

Immerhin gibt es Gedankenspiele,<br />

wie sich das Chaos am Flughafen minimieren<br />

ließe. Der Designer Morten<br />

Just hat einen Plan entwickelt, um die<br />

Boardingzeit zu verkürzen: DiePassagiere<br />

besteigen am Gate eine Innenkabine<br />

samt Sitzen und Gepäckfächern.<br />

Diese wird, sobald das Flugzeug<br />

gelandet ist, in die leere Flugzeughülle<br />

geschoben und fixiert. Die<br />

ankommenden Fluggäste werden<br />

samt Kabine in wenigen Minuten<br />

ausgeladen. Statt 45 Minuten stünde<br />

ein Flugzeug nur noch fünf Minuten<br />

am Gate. Esist das Containerprinzip<br />

aus der Schifffahrt. Der Fluggast<br />

würde endgültig zum Stückgut.<br />

VonImre Grimm<br />

Der Trend ist eindeutig: DerFlugverkehr<br />

nimmt weltweit rasant<br />

zu. Vier Milliarden Passagiere werden<br />

pro Jahr befördert. In 15 Jahren<br />

sollen es mehr als doppelt so viele<br />

sein (8,2 Milliarden). 10,6 Millionen<br />

Flugzeuge starten jedes Jahr allein in<br />

Europa.<br />

Für 2040 rechnet die Branche mit<br />

16 Millionen. Der bisherige Rekordtag<br />

ist der 13. Juli 2018: An diesem<br />

Tag gingen weltweit exakt 205 468<br />

Flugzeuge an den Start, so viele wie<br />

noch nie.<br />

Billigflieger: Im Winterhalbjahr<br />

2018/19 verzeichnete der „Low Cost<br />

Monitor“ des Deutschen Zentrums<br />

für Luft- und RaumfahrtinDeutschland<br />

zehn Prozent mehr Starts im<br />

Vergleich zum Vorjahr.Der weltweite<br />

durchschnittliche Ticketpreis sank<br />

von 490 Dollar (2011) auf 290 Dollar<br />

(2019). 55 Prozent der Deutschen<br />

sind nach einer Umfrage der Meinung,<br />

Fliegen sei zu billig geworden.<br />

Ablasshandel gegen die Flugscham<br />

Inlandsflüge: Trotz der Air-Berlin-<br />

Pleite und des gesteigerten Ökobewusstseins<br />

wächst der innerdeutsche<br />

Flugverkehr, vor allem durch<br />

Zubringerflüge und Geschäftsreisende.<br />

Innerdeutsche Flüge legten<br />

2018 gegenüber dem Vorjahr um 8,6<br />

Prozent zu. Insgesamt flogen 23,5<br />

Millionen Menschen von Deutschland<br />

nach Deutschland –mehr als<br />

60 000 an jedem Tag.<br />

Lockangebote: Billigtickets sind<br />

entweder Lockangebote oder Au-<br />

Trend<br />

genwischerei. DerTicketpreis deckt<br />

nur die reinen Transportkosten ab.<br />

Geld verdient die Fluglinie mit den<br />

„Ancillary Revenues“ –den Extras:<br />

Koffertransport, Beinfreiheit, Verpflegung.<br />

Diese Nebenerlöse machen<br />

bis zu 40 Prozent des Umsatzes<br />

aus.Weitere Geldquellen: Provisionen<br />

für Hotels, Mietwagen oder<br />

Versicherungen. Billigflieger bieten<br />

keine Anschlussflüge, parken meist<br />

auf dem Rollfeld (das spart Gebühren),<br />

checken kein Gepäck durch<br />

und konzentrieren sich auf wenige<br />

Direktverbindungen von Regionalflughäfen.<br />

Auch wegen geringerer<br />

Löhne und Gehälter kann Ryanair<br />

9,99-Euro-Tickets anbieten.<br />

Umwelt: DerFlugverkehr ist weltweit<br />

für etwa eine Milliarde Tonnen CO 2<br />

oder drei Prozent der gesamten<br />

Treibhausgasemissionen verantwortlich.<br />

Das klingt wenig. Doch die<br />

Schäden entstehen in großer Höhe<br />

und sind damit wirkungsvoller.Zwar<br />

hat sich der negative Umwelteffekt<br />

durch jeden einzelnen Reisenden<br />

seit 1990 halbiert. Doch deren Gesamtzahl<br />

steigt –und damit der Einfluss<br />

auf das Klima.<br />

Ablasshandel: Für Passagiere mit<br />

Flugscham bieten Projekte wie atmosfair<br />

oder MyClimate eine Art<br />

moralischen Ablasshandel: Reisende<br />

können ihren CO 2 -Fußabdruck gegen<br />

eine Spende für Klimaprojekte<br />

reduzieren. Immer mehr Firmen<br />

steigen ein. Selbst die Lufthansa will<br />

Ausgleichszahlungen für die Dienstreisen<br />

ihrer Mitarbeiter leisten.<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />

Heute steigen die Höchstwerteauf 18 bis 21Grad. Dazu ist der Himmel<br />

vielerorts wechselnd bis stark bewölkt. Der Wind weht schwach bis mäßig<br />

aus westlichen Richtungen. In der Nacht verschleiern kaum Wolken die<br />

Sterne, und es werden Tiefstwerte von 9bis 7Grad gemessen.<br />

Biowetter: Die derzeitige Witterung<br />

verursacht vermehrt rheumatische<br />

Beschwerden, Gelenk-, Muskel-,<br />

Glieder- und Narbenschmerzen.<br />

Wittenberge<br />

Stoffwechsel und Durchblutung sind 10°/21°<br />

beschleunigt.<br />

Pollenflug: Die Konzentration von<br />

Nessel-, Wegerich- und Gräserpollen<br />

ist mäßig bis stark. Ferner ist mit<br />

schwachem bis mäßigem Flug von<br />

Gänsefußpollen zu rechnen.<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 20Grad.<br />

Wind: schwach aus West.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

9°/20° 9°/20°<br />

Luckenwalde<br />

8°/20°<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

Regenschauer heiter wolkig<br />

9°/20° 12°/23° 14°/25°<br />

Prenzlau<br />

9°/21°<br />

Cottbus<br />

10°/18°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

8°/20°<br />

Über das nördliche und östliche Mitteleuropa wandern reichlich Wolken mit vereinzeltem<br />

Regen von Tief Pirmin. Weiter südlich dominiert der Einfluss des<br />

Hochs über dem Ärmelkanal. Hochsommerliche Verhältnisse mit viel Sonne treffen<br />

wir nach wie vor rund um das Mittelmeer an. Derweil nehmen Regenwolken<br />

über den Britischen Inseln mit wärmerer Luft Kurs auf Mitteleuropa.<br />

Sylt<br />

10°/16°<br />

Hannover<br />

8°/17°<br />

Köln<br />

8°/21°<br />

Saarbrücken<br />

9°/23°<br />

Konstanz<br />

12°/24°<br />

Hamburg<br />

9°/15°<br />

Erfurt<br />

7°/18°<br />

Frankfurt/Main<br />

11°/22°<br />

Stuttgart<br />

10°/22°<br />

Rügen<br />

11°/18°<br />

Rostock<br />

11°/18°<br />

Magdeburg<br />

11°/18°<br />

Nürnberg<br />

7°/19°<br />

München<br />

12°/22°<br />

Dresden<br />

11°/17°<br />

Deutschland: Heute unterbrechen<br />

längere Zeit Wolkenfelder den Sonnenschein.<br />

Esüberwiegt wolkiges<br />

Wetter. Dabei werden während des<br />

Tages 15 bis 24 Grad erreicht,<br />

nachts kühlt es dann auf 12bis<br />

6Grad ab. Der Wind weht schwach<br />

bis mäßig aus West. Morgen überwiegt<br />

bei oftmals wolkigem Himmel<br />

zeitweise der Sonnenschein. Es werden<br />

Höchstwerte von 18bis 25 Grad<br />

erwartet, und der Wind weht<br />

schwach aus Nordwest.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 15°-17°<br />

Nordsee: 15°-17°<br />

Mittelmeer: 24°-32°<br />

Ost-Atlantik: 16°-21°<br />

Mondphasen: 09.07. 16.07. 25.07. 01.08.<br />

Sonnenaufgang: 04:54 Uhr Sonnenuntergang: 21:28 Uhr Mondaufgang: 13:20 Uhr Monduntergang: 00:48 Uhr<br />

Lissabon<br />

28°<br />

Las Palmas<br />

24°<br />

Madrid<br />

30°<br />

Reykjavik<br />

17°<br />

Dublin<br />

20°<br />

London<br />

24°<br />

Paris<br />

23°<br />

Bordeaux<br />

28°<br />

Palma<br />

32°<br />

Algier<br />

32°<br />

Nizza<br />

30°<br />

Trondheim<br />

17°<br />

Oslo<br />

22°<br />

Stockholm<br />

19°<br />

Kopenhagen<br />

20°<br />

Berlin<br />

20°<br />

Mailand<br />

29°<br />

Tunis<br />

40°<br />

Rom<br />

32°<br />

Warschau<br />

16°<br />

Wien<br />

24° Budapest<br />

23°<br />

Palermo<br />

39°<br />

Kiruna<br />

20°<br />

Oulu<br />

20°<br />

Dubrovnik<br />

29°<br />

Athen<br />

35°<br />

St. Petersburg<br />

20°<br />

Wilna<br />

19°<br />

Kiew<br />

22°<br />

Odessa<br />

23°<br />

Varna<br />

30°<br />

Istanbul<br />

34°<br />

Iraklio<br />

31°<br />

Archangelsk<br />

17°<br />

Moskau<br />

23°<br />

Ankara<br />

30°<br />

Antalya<br />

38°<br />

Acapulco 34° wolkig<br />

Bali 31° heiter<br />

Bangkok 33° wolkig<br />

Barbados 29° wolkig<br />

Buenos Aires 15° wolkig<br />

Casablanca 22° heiter<br />

Chicago 30° heiter<br />

Dakar 27° heiter<br />

Dubai 40° sonnig<br />

Hongkong 34° Gewitter<br />

Jerusalem 32° sonnig<br />

Johannesburg 20° sonnig<br />

Kairo 39° sonnig<br />

Kapstadt 20° heiter<br />

Los Angeles 21° heiter<br />

Manila 31° wolkig<br />

Miami 31° Schauer<br />

Nairobi 28° heiter<br />

Neu Delhi 38° Gewitter<br />

New York 32° sonnig<br />

Peking 31° Schauer<br />

Perth 18° bewölkt<br />

Phuket 34° wolkig<br />

Rio de Janeiro 23° sonnig<br />

San Francisco 21° wolkig<br />

Santo Domingo 32° heiter<br />

Seychellen 27° wolkig<br />

Singapur 31° Gewitter<br />

Sydney 18° sonnig<br />

Tokio 28° bedeckt<br />

Toronto 27° heiter


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 3<br />

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Seite 3<br />

Für<br />

immer<br />

vielleicht<br />

Blick in einen Flur der Christophorus-Klinik Amelsbüren ALEXIANER MÜNSTER GMBH (2)<br />

Noch knapp zwei Kilometer bis<br />

zur Klinik. Wiesen, Weiden, so<br />

weit das Auge reicht, ab und zu<br />

ein Gehöft. Plattes Münsterland.<br />

DieProtestschilder am Rand des vielbefahrenen<br />

Kappenberger Damms werden zahlreicher,<br />

der Tonaggressiver. „Willkommen im<br />

Forensik-Rückfallgebiet“, ist zu lesen. Oder<br />

„Ein Albtraum –Sexualtäter im Schulbus.“<br />

Die Schilder hängen hier seit fast zwei<br />

Jahren. Einheimische nehmen sie kaum<br />

noch wahr,aber niemand käme auf die Idee,<br />

sie abzuhängen. Schließlich hat sich an der<br />

Situation aus Sicht der aufgebrachten Anwohner<br />

nichts geändert.<br />

Es ist nicht mehr weit bis zu geschlossenen<br />

Forensik Amelsbüren, wo psychisch<br />

kranke Straftäter untergebracht sind. Im November<br />

2017 hat das Oberlandesgericht<br />

Hamm einen mühsam ausgehandelten<br />

Kompromiss zwischen dem Sicherheitsbedürfnis<br />

der Öffentlichkeit und den verbrieften<br />

Rechten der Inhaftierten – zu deren<br />

Gunsten. Unbegleitete Freigänge dürfen<br />

nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden.<br />

Die Empörung brach sich schnell Bahn.<br />

Über Nacht waren sie da, die eilig gepinselten<br />

Transparente.<br />

Theoretisch bis zum Tod<br />

Der schriftliche Aufschrei der Klinik-Nachbarschaft<br />

ist der Gruppe vonJura-Studentinnen<br />

und -Studenten nicht entgangen. Sie<br />

wartet jetzt vor der Eingangsschleuse zur<br />

Christophorus-Klinik Amelsbüren. Die<br />

meisten stehen kurz vor ihrem Master-Abschluss,und<br />

der Besuch ist Pflichtprogramm<br />

im Fach Kriminalwissenschaften.<br />

Der5,50 Meter hohe Zaun, der das Klinikgelände<br />

umschließt, glitzert in der fahlen<br />

Sonne.Oben ist er mit rasiermesserscharfem<br />

Nato-Draht gesichert. Fluchtversuche sind<br />

aussichtslos; werprobiert, über den Zaun zu<br />

klettern, würde sich in den Drahtverhauen<br />

verheddern. Seit Eröffnung der Klinik 2011<br />

hat es noch keiner gewagt.<br />

Der Kriminologe Klaus Boers hat zwei<br />

ganzeTage seines Blockseminars „Grundfragen<br />

und aktuelle Probleme des Straf- und<br />

Maßregelvollzugs“ von der Universität<br />

Münster in die geschlossene Psychiatrie verlegt.<br />

Seine Studenten –angehende Richter,<br />

Staatsanwälte und Verteidiger – sollen die<br />

harte Realität von Menschen kennenlernen,<br />

die, anders als Häftlinge, nicht wissen, wie<br />

lange der Freiheitsentzug für sie dauert.<br />

„Theoretisch bis zum Tod“, wird später<br />

der Klinikdirektor Dieter Seifert erläutern.<br />

Die Seminarteilnehmer haben gelernt, dass<br />

die Unterbringung in einem psychiatrischen<br />

Krankenhaus nach Paragraf 63 Strafgesetzbuch<br />

„unbefristet“ und „unabhängig vonder<br />

Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Behandlung“<br />

erfolgt.<br />

Maßregelvollzug ist vom Strafvollzug und<br />

der Sicherungsverwahrung zu unterscheiden.<br />

Wissen angehende Richter,wie es Menschen ergeht,<br />

die in die forensische Psychiatrie kommen?<br />

Ein Münsteraner Kriminologe zeigt seinen Studenten<br />

zwei Tage lang, wo und wie psychisch kranke Straftäter untergebracht<br />

sind –und gewährt dabei Einblick<br />

in eine abgeschottete Welt<br />

Im Maßregelvollzug werden Straftäter behandelt,<br />

die aufgrund einer psychischen Krankheit<br />

oder Suchterkrankung nicht oder nur<br />

teilweise für ihreTat verantwortlich gemacht<br />

werden können. Die Patienten leider unter<br />

Psychosen, Persönlichkeitsstörungen oder<br />

sind suchtkrank. Manche sind aufgrund einer<br />

intellektuellen Minderbegabung nicht in der<br />

Lage, das Unrecht ihrer Tatzuerkennen. Die<br />

Bandbreite begangener Delikte der Patienten<br />

reicht von Beschaffungsdiebstahl bis zu Tötungsdelikten.<br />

Sexualstraftaten machen etwa<br />

einViertel aller Einweisungsdelikte aus,wobei<br />

das Spektrum von Exhibitionismus bis zur<br />

Vergewaltigung reicht.<br />

Für manche der Studenten sind die ersten<br />

Stunden hinter dem Klinik-Zaun ein Schock.<br />

„Aber ein heilsamer“, findet Professor Boers,<br />

derzeit Dekan der Juristischen Fakultät in<br />

Münster.Erkenne Dutzende vonauch langgedienten<br />

Richtern und Staatsanwälten, die<br />

keineVorstellung davon hätten, wie es den in<br />

Deutschland etwa 8000 Patienten geht, die<br />

per Gerichtsanordnung in forensische Anstalten<br />

eingewiesen worden sind.<br />

Auch wenn Kritiker des Maßregelvollzugs<br />

nicht müde werden, von einer „Schlangengrube“<br />

zu sprechen, in der man einem Ärzte-<br />

Regime willkürlich ausgeliefertsei: In Amelsbüren<br />

ist man bemüht, sich sehr deutlich<br />

von einem Gefängnis zu unterscheiden. Die<br />

Insassen sind keine Häftlinge, sondern Patienten,<br />

es gibt keine Zellen, sondern(nur von<br />

außen zu öffnende) Zimmer.„Wirverzichten<br />

auch ganz bewusst auf schwarze Sheriffs“,<br />

sagt Dieter Seifert, der Klinikleiter. Aber wie<br />

alle Mitarbeiter, die mit den Bewohnern in<br />

Kontakt kommen, trägt auch der Psychiater<br />

sein Notrufgerät stets am Mann, um im Fall<br />

des Falles Kollegen zu Hilfe rufen zu können.<br />

54 straffällig gewordene „intelligenzgeminderte“<br />

Männer werden in Amelsbüren<br />

behandelt. Früher wurden solche Täter als<br />

„schwachsinnig“ und ihre Persönlichkeit<br />

als „abartig“ bezeichnet. „Für jeden Patienten<br />

wirdein individuelles,seinen intellektuellen<br />

Fähigkeiten angepasstes Behandlungsprogramm<br />

erstellt“, heißt es auf der<br />

Website der Klinik.<br />

VonHarald Biskup, Amelsbüren<br />

Die Arbeitstherapie im Maßregelvollzug ist freiwillig<br />

–und beliebt.<br />

Auf dem Wegzur Arbeitstherapie treffen<br />

wir auf eine Gruppe,die einen Küchenwagen<br />

über den großen begrünten Hof schiebt.<br />

„Hallo Chefarzt, wie war der Urlaub?“ grüßt<br />

einer der Männer herüber. Seifert kennt die<br />

Geschichte jedes einzelnen seiner Schützlinge.<br />

Obdie Patienten voneinander wissen,<br />

weshalb sie verurteilt worden sind, fragt eine<br />

Studentin. Seifert schüttelt den Kopf. „Das<br />

wirdnach Möglichkeit vermieden.“<br />

Auf den Namensschildern anden Zimmertüren<br />

steht bloß „Herr B.“oder „Herr E.“<br />

Herr E. simuliert gerade auf dem Computer<br />

ohne Internetzugang ein Fußballspiel: Erzgebirge<br />

Aue gegen Bielefeld. „Bielefeld gewinnt“,<br />

sagt er. Die Wohngruppe 2hat ein<br />

richtiges Wohnzimmer mit beigefarbener<br />

Couch und passenden Sesseln. Die Sitzgruppe<br />

wird von Kameras überwacht wie<br />

alle Gemeinschaftseinrichtungen. Und<br />

doch: Hier soll soziale Kompetenz trainiert<br />

werden. Für irgendwann später. Eine<br />

Waschmaschine läuft im Schongang:<br />

Baumwolle,35Grad. „Alles viel ordentlicher<br />

als in unserer WG“, bemerkt Lisa aus der Seminargruppe.<br />

Weiter zur Arbeitstherapie,sie ist freiwillig<br />

und vielleicht gerade deswegen beliebt. Ein<br />

Mittvierziger sortiert Gummiringe für Einmachgläser,<br />

ein jüngerer Patient, der sich<br />

kaum artikulieren kann, bemalt Becher.Wie<br />

die Männer eingesetzt werden, richtet sich<br />

nach ihren kognitiven und feinmotorischen<br />

Fähigkeiten, erklärtder Therapeut, ein kahlköpfiger<br />

Hüne im schwarzenT-Shirt. Neben<br />

ihm liegt ein Skalpell, das er bei filigranen<br />

Holzarbeiten einsetzt. Bevor die Frage gestellt<br />

werden kann, beruhigt er: Ja, gefährliche<br />

Werkzeuge werden selbstverständlich<br />

unter Verschluss gelagert.<br />

Träger der Christophorus-Klinik sind die<br />

katholischen Alexianerbrüder, die Therapiestationen<br />

heißen „Agnes“ und „Katharina<br />

vonSiena“, die Rehabilitationsstation „Edith<br />

Stein“. Zur Lebenswirklichkeit in Amelsbüren<br />

gehört auch, dass es einen von zwei Seiten<br />

begehbaren Krisen-Interventionsraum<br />

gibt: die „Gummizelle“, in der zum Beispiel<br />

randalierende Patienten bei Bedarfauf einer<br />

Matratze fixiert undmedikamentös ruhiggestellt<br />

werden können. Auch zu ihrem eigenen<br />

Schutz, wirdversichert.<br />

Kurz darauf in einem Konferenzraum mit<br />

Blick auf den Hof. Die Studenten haben ihre<br />

Präsentationen auf Sticks mitgebracht, Laptops<br />

und Smartphones mussten an der<br />

Pforte eingeschlossen werden.Imdritten Referat<br />

an diesem Taggeht esumdas schwierige<br />

Thema „Einsatz von Psychopharmaka<br />

als Bestandteil eines Gesamtbehandlungskonzepts“.<br />

Noch bevor es losgeht, klopft ein leicht<br />

verwirrt wirkender Patient ans Fenster,<br />

nachdem er den Klinikchef entdeckt hat. Seifertöffnet<br />

das Fenster kurzund teilt dem Fragenden<br />

sachlich mit, dass es mit der Suche<br />

nach einem Wohnplatz nach der Entlassung<br />

gut aussieht. Kaum ein Amelsbüren-Insasse<br />

kehrt, wenn sich nach im Schnitt acht Jahren<br />

das große grüne Torfür ihn öffnet, in seine<br />

Familiezurück. Nurein Drittel der Patienten<br />

unterhält Kontakte nach außen.<br />

Gerade bei schizophrenen Psychosen,<br />

mit mehr als 60 Prozent die Hauptdiagnose<br />

bei schuldunfähigen Tätern, referiert Clara,<br />

die im 10. Fachsemester Jura studiert, eröffneten<br />

Psychopharmaka immense therapeutische<br />

Möglichkeiten. Studien belegten zudem,<br />

dass diese Medikamentengruppe auch<br />

das Rückfallrisiko senkt. Die zweitgrößte<br />

Gruppe sind Patienten mit einer Persönlichkeitsstörung.<br />

Jetztschaltetsich der Kriminologe<br />

Boersein.„Die will niemand haben, und<br />

deswegen landen diese Leute oft im Knast“,<br />

sagt er.Und Chefarzt Seifertwirdnoch deutlicher:<br />

„Man begutachtet sich diese schwierige<br />

Klientel gernweg.“<br />

Zeit für zehn Minuten Pause. Zeit für einen<br />

Blick in die Anstaltskapelle. Einmal im<br />

Jahr veranstaltet die Klinik, so abstrus es angesichts<br />

des extrem hohen Sicherheitsstandards<br />

klingen mag, einen Tagder Offenen<br />

Tür. Beim letzten Mal hätten die Kommentare<br />

der Besucher zwischen „Gulag“ und<br />

„Luxus-Knast“ geschwankt, berichtet Seifert.<br />

Und einige hätten ihre Wut über angeblich<br />

zu großzügige Lockerungen an der bronzenen<br />

Altarplatte ausgelassen. Er zeigt Kratzer<br />

und andere Spuren roher Gewalt. Ständig<br />

müssen er und seine Mitarbeiter Risiken und<br />

Therapieziele gegeneinander abwägen. Keiner<br />

der Gäste des Besuchertags konnte ahnen,<br />

dass am Grill ausgerechnet ein verurteilter<br />

Brandstifter stand.<br />

Fortschritt und Gefahr<br />

Wiesetzt dieKlinik die für sie schwierige Gerichtsentscheidung<br />

zur großzügigeren Freigang-Regelung<br />

um? „Wir beurteilen weiterhin<br />

individuell Therapiefortschritte und Gefährlichkeit<br />

bei jedem unserer 54 Patienten“,<br />

sagt Seifert. Ohnehin sei nur eine sehr kleine<br />

Gruppe betroffen, die kurz vor ihrer Entlassung<br />

steht. Auch bei„begleiteten Ausführungen“<br />

durch Klinik-Mitarbeiter kann es zu Situationen<br />

kommen, die geschicktes Reagierenverlangen.<br />

So wie kürzlich beim Einkaufs-Training<br />

im Supermarkt, mit dem ein Stück Normalität<br />

zurückgewonnen werden soll. In naiver<br />

Vertrauensseligkeit brüstete sich ein wegen<br />

einschlägiger Delikte verurteilter Patient<br />

beim Bezahlen mit seinen Therapieerfolgen:<br />

„Ich mache nichts mehr mit Kindern.“ Die<br />

Frau an der Kasse lächelte und wünschte<br />

noch einen schönen Tag.<br />

Harald Biskup<br />

ist regelmäßiger Gasthörer im Fach Kriminologie<br />

an der Universität Münster.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Lebensverhältnisse je nach<br />

Region sehr unterschiedlich<br />

Dievon der Bundesregierung eingesetzte<br />

Kommission zur Untersuchung<br />

der Lebensverhältnisse hat einem<br />

Medienbericht zufolge erhebliche<br />

Unterschiede zwischen einzelnen<br />

Regionen in Deutschland<br />

festgestellt. Es bestünden „erhebliche<br />

Disparitäten in den regionalen<br />

Einkommens- und Beschäftigungsmöglichkeiten,<br />

bei derVerkehrs- und<br />

Mobilfunkanbindung und beim Zugang<br />

zu Angeboten der Grundversorgung<br />

und Daseinsvorsorge“,<br />

heiße es im Abschlussbericht der Regierungskommission<br />

„Gleichwertige<br />

Lebensverhältnisse“, berichteten die<br />

<strong>Zeitung</strong>en der Funke-Mediengruppe.<br />

(dpa)<br />

Iran: Urananreicherung<br />

vorerst nur bis 4,5 Prozent<br />

In der Hoffnung auf eine diplomatische<br />

Lösung des Konflikts um sein<br />

Atomprogramm reichertder Iran<br />

seine Uranvorräte nur geringfügig<br />

über das erlaubte Maßvon 3,67 Prozent<br />

an. „UnsereAnlagen brauchen<br />

einen Anreicherungsgrad von1,1<br />

bis 4,5 Prozent, daher wirdein Wert<br />

unter 5Prozent vorerst ausreichen“,<br />

sagte der Sprecher der iranischen<br />

Atomorganisation, Behrus Kamalwandi,<br />

am Montag. Biszufünf Prozent<br />

werden demnach vonder Internationalen<br />

Atomenergiebehörde<br />

(IAEA) nicht als gefährlicher Anreicherungsgrad<br />

eingestuft. DerSprecher<br />

gab zu verstehen, dass dieser<br />

Grad langfristig auf 20 Prozent angehoben<br />

werden könne. (dpa)<br />

Ex-Wirtschaftsminister<br />

verlässt türkische AKP<br />

DerfrüheretürkischeWirtschaftsminister<br />

Ali Babacan ist inmitten von<br />

Spekulationen über die Gründung einer<br />

eigenen Partei aus der islamischkonservativen<br />

Regierungspartei AKP<br />

ausgetreten. DasAKP-Gründungsmitglied<br />

nannte in einer schriftlichen<br />

Erklärung am Montag als Grund für<br />

den Schritt„tiefe Differenzen“ hinsichtlich<br />

des politischen Kurses der<br />

Partei unter Präsident Recep Tayyip<br />

Erdogan und forderte eine„neueVision“<br />

für die Türkei. (AFP)<br />

Opposition will Aufklärung<br />

zum Maut-Debakel<br />

Mit der Maut sollten Milliarden in die<br />

deutsche Infrastruktur fließen. DPA/BÜTTNER<br />

Wegen der gescheiterten Pkw-Maut<br />

fordernGrüne,Linke und FDP eine<br />

Sondersitzung des Verkehrsausschusses<br />

noch in der Sommerpause<br />

des Bundestags –mit Minister Andreas<br />

Scheuer (CSU). DieOppositionsfraktionen<br />

beantragten am Montag<br />

eine Sitzung für diesen Mittwoch.<br />

Notfalls könnte sie alternativ am 24.<br />

Juli stattfinden. EinAbwarten bis<br />

zum Beginn des parlamentarischen<br />

Betriebs im September sei„aufgrund<br />

der unmittelbaren Haushaltsrelevanz“<br />

der gekündigten Verträge mit<br />

den vorgesehenen Maut-Betreibern<br />

nicht möglich, heißt es in einem<br />

Schreiben an den Verkehrsausschuss.Linke-Fraktionsgeschäftsführer<br />

JanKorte sagte,esgelte unverzüglich<br />

herauszubekommen, wie<br />

viele Steuermittel noch gezahlt werden<br />

müssten, um aus den Verträgen<br />

herauszukommen. (dpa)<br />

Suche nach den Willigen<br />

Die europäischen Grünen fordern ein klares Bekenntnis zur Seenotrettung im Mittelmeer<br />

VonDamir Fras, Brüssel<br />

Angesichts der dramatischen<br />

Szenen im Mittelmeer<br />

haben die Europäischen<br />

Grünen die Bundesregierung<br />

aufgefordert, „sich an die<br />

Spitze einer Koalition der Willigen<br />

für die Seenotrettung zu setzen“. Die<br />

Europäische Union sei Friedensnobelpreisträgerin<br />

und müsse „das<br />

Massensterben im Mittelmeer mit<br />

einer europäischen Seenotrettungsmission<br />

beenden“, sagte der deutsche<br />

Europa-Abgeordnete Erik Marquardt<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland). Wenn<br />

es dazu keine Einigung auf EU-<br />

Ebene gebe,stehe es einer „Koalition<br />

der Willigen frei, eine eigene Seenotrettungsmission<br />

zu starten“.<br />

Ob es dazu kommt, ist allerdings<br />

unwahrscheinlich. Ein Sprecher des<br />

Auswärtigen Amtes räumte am Montag<br />

zwar ein:„Es gibt da eine Lücke in<br />

der Seenotrettung.“ Doch könne<br />

diese Lücke erst geschlossen werden,<br />

„wenn es danach einen Hafen<br />

gibt für die Schiffe,inden sie einfahrenkönnen.“<br />

Ähnlich sah es Europa-<br />

Staatsminister Michael Roth (SPD):<br />

„Ich habe die Hoffnung aufgegeben,<br />

dass wir uns als gesamte Europäische<br />

Union auf einen entsprechenden<br />

Verteilmechanismus verständigen<br />

können.“ Bundesinnenminister<br />

Horst Seehofer (CSU) ließ dagegen<br />

erklären: „Wir drängen weiter intensiv<br />

darauf, dass es einen festen Verteilmechanismus<br />

gibt, damit die<br />

Schiffe jeweils sofort den nächsten,<br />

sicheren Hafen ansteuernkönnen.“<br />

Andauernder Streit<br />

Doch der Streit um die Verteilung<br />

vonFlüchtlingen geht schon seit Jahren<br />

–und ist immer noch nicht gelöst.<br />

Italiens starker Mann, Innenminister<br />

Matteo Salvini vonder rechtspopulistischen<br />

Lega, hat die Häfen<br />

in seinem Land für private Rettungsschiffe<br />

geschlossen. Selbst wenn<br />

Flüchtlinge in einem anderen EU-<br />

Staat wie etwa Malta an Land gebracht<br />

werden dürfen, dann finden<br />

sich in der Regel nur einige wenige<br />

Staaten, die zur Aufnahme der Geretteten<br />

bereit sind. Osteuropäische<br />

Staaten wie Ungarn, Tschechien und<br />

Polen wehren sich sogar vehement<br />

dagegen, Flüchtlinge aufzunehmen.<br />

Aufeine verbindliche Quote zur Verteilung<br />

der Menschen auf alle EU-<br />

Mitgliedsländer konnte sich die EU<br />

bislang nicht einigen.<br />

Aktueller Hintergrund der Debatte<br />

ist die tagelange Irrfahrt des<br />

Rettungsschiffs „Alan Kurdi“, das 65<br />

Nach tagelanger Irrfahrtwerden die Flüchtlinge von der „Alan Kurdi“ an Land gebracht. AFP<br />

Pflicht: Wenn sich Menschen<br />

in Seenot befinden,<br />

müssen sie gerettet werden.<br />

Das gilt für staatliche wie private<br />

Schiffe und ergibt sich<br />

aus der Tradition der Seefahrtund<br />

dem ungeschriebenen<br />

Völkergewohnheitsrecht.<br />

Auch internationale Seerechtsübereinkommen<br />

und<br />

Resolutionen regeln die Seenotrettung.<br />

RETTUNG AUF DEM MEER<br />

Not: „Seenot“ ist nicht genau<br />

definiert. Generell muss<br />

denen geholfen werden, die<br />

vonallein „nicht in Sicherheit<br />

gelangen können und auf<br />

See verloren gehen“ –egal<br />

ob auf hoher See oder in<br />

Küstengewässern. Darunter<br />

fällt auch, wenn Boote überbelegt<br />

oder manövrierunfähig<br />

sind, oder wenn Nahrung<br />

und Wasser fehlen.<br />

Schutz: Gerettete müssen an<br />

einen sicheren Ortgebracht<br />

werden. Daskann auch ein<br />

größeres Schiff sein.Ein<br />

Staat kann den Zugang zum<br />

Hafen verwehren, wenn das<br />

Schiff „eineunannehmbare<br />

Bedrohung“ darstellt. Die<br />

Menschen an Bord müssen<br />

aber in Sicherheit sein. Libyen<br />

gilt für die Bundesregierung<br />

nicht als „sicherer Ort“.<br />

Flüchtlinge im Mittelmeer aufgenommen<br />

hatte. Die Einfahrt inden<br />

italienischen Hafen Lampedusa<br />

wurde dem Schiff der privaten Hilfsorganisation<br />

Sea-Eye aus Deutschland<br />

verweigert. Erst in Malta durften<br />

die Menschen an Land. Zuvor<br />

hatte sich Deutschland bereiterklärt,<br />

40 Flüchtlinge aufzunehmen.<br />

Forderung an vonder Leyen<br />

Der Europa-Abgeordnete Marquardt,<br />

der selbst an einigen Rettungsaktionen<br />

im Mittelmeer teilgenommen<br />

hat, forderte die designierte<br />

EU-Kommissionspräsidentin<br />

Ursula von der Leyen (CDU) auf,<br />

„sich für die Entkriminalisierung der<br />

Seenotrettung“ einzusetzen.<br />

Die Kapitänin der deutschen<br />

Hilfsorganisation Sea-Watch, Carola<br />

Rackete, war etwa mit Dutzenden<br />

von Flüchtlingen an Bord ihres<br />

Schiffes ohne Erlaubnis der italienischen<br />

Regierung in den Hafen von<br />

Lampedusa eingefahren. Rackete<br />

wurde festgenommen, kam aber<br />

wieder frei. Die Behörden in Italien<br />

werfen ihr Beihilfe zur illegalen Einwanderung<br />

und Widerstand gegen<br />

Vollstreckungsbeamte vor.<br />

Marquardt forderte eine Neujustierung<br />

der europäischen Migrationspolitik.<br />

„Die EU-Kommission<br />

solle Menschen auf der Flucht aus<br />

dem Bürgerkriegsland Libyenunterstützen<br />

und sie nicht mit Hilfe islamistischer<br />

Milizen ins Kriegsgebiet<br />

zurückbringen“, sagte er. Mit dem<br />

Geld aus Brüssel, das derzeit an die<br />

libysche Küstenwache fließe,<br />

„könnte die EU ein europäisches<br />

Seenotrettungsprogramm finanzieren“,<br />

so Marquardt weiter.<br />

Mit Spannung wurde am Montag<br />

erwartet, wie sich von der Leyen in<br />

der Debatte um die Seenotrettung<br />

positioniert. Die deutsche Verteidigungsministerin<br />

führte am Nachmittag<br />

ein Gespräch mit den Grünen-<br />

Fraktionsvorsitzenden im Europa-<br />

Parlament in Brüssel. Für die Grünen<br />

war ein klares Bekenntnis zur Rettung<br />

der Flüchtlinge eine Bedingung, im<br />

Parlament für vonder Leyen als Kommissionschefin<br />

zu stimmen. Ob sich<br />

von der Leyen darauf einließ, wurde<br />

am Montagabend zunächst nicht bekannt.<br />

BisAnfang dieses Jahres unterhielt<br />

die EU die Rettungsmission „Sophia“<br />

im Mittelmeer. Militärschiffe sollten<br />

Schleuser und Waffen aufbringen<br />

und auch in Seenot geratene Menschen<br />

retten. Die Mission ist allerdings<br />

inzwischen bis auf einige Ausbildungskurse<br />

für die libysche Küstenwache<br />

faktisch eingestellt.<br />

Ein Freund der Mächtigen und des Missbrauchs<br />

Die Festnahme des Milliardärs Jeffrey Epstein wegen Mädchenhandels rückt auch Trumps Arbeitsminister ins Zwielicht<br />

VonKarlDoemens, Washington<br />

Die Nachricht überraschte Donald<br />

Trump beim Golf-Wochenende<br />

auf seinem Anwesen in Bedminster<br />

im Bundesstaat New Jersey.<br />

Nureine Autostunde entfernt war am<br />

Flughafen Teterboro der Milliardär<br />

Jeffrey Epstein festgenommen worden,<br />

den Trump einst einen„fantastischen<br />

Kerl“ nannte. Der 66-jährige<br />

Hedgefonds-Manager wird von der<br />

New Yorker Staatsanwaltschaft des<br />

Mädchenhandels und des Missbrauchs<br />

bezichtigt. Er soll von 2002<br />

bis 2005 Dutzende minderjährige<br />

Mädchen angelockt und in seinem<br />

2000-Quadratmeter-Palais in Manhattan<br />

zu sexuellen Handlungen genötigt<br />

oder vergewaltigt haben.<br />

„Ich weiß darüber gar nichts“,<br />

wehrte der Präsident am Sonntag ab.<br />

Dernun drohende Prozess ist für ihn<br />

nicht nur wegen seiner persönlichen<br />

Beziehung zu Epstein problematisch,<br />

die Trump 2002 in einem Interview so<br />

beschrieb: „Es macht viel Spaß, mit<br />

ihm zusammen zu sein. Man erzählt<br />

sich, dass er Frauen genauso gerne<br />

mag wie ich, und viele sind ziemlich<br />

jung.“ Politisch heikel ist vor allem,<br />

dass Epstein 2007 wegen ähnlicher<br />

Vergehen bereits in Florida angeklagt<br />

worden war.Damals kam er mit einer<br />

bemerkenswertsanften Strafe von18<br />

Monaten Haft davon, die sein Anwalt<br />

mit der Anklage ausgehandelt hatte.<br />

Tatsächlich verbrachte er nur 13 Monate<br />

hinter Gittern und hatte täglich<br />

zwölf Stunden Ausgang, um die Vermögen<br />

seiner superreichen Klienten<br />

zu verwalten. Verantwortlich für den<br />

Deal war der damalige Bundesanwalt<br />

in Miami, Alex Acosta. Der Mann ist<br />

inzwischen Arbeitsminister im<br />

Trump-Kabinett.<br />

InvestigativeRecherche<br />

tiven Recherchen des Miami Herald<br />

zu tun. Dessen Reporterin Julie K.<br />

Brown hatte im vorigen Herbst akribisch<br />

zahlreiche Details der Sexualstraftaten<br />

sowie des anschließenden<br />

Verfahrens zusammengetragen und<br />

in einer Serie mit dem Titel „Perversion<br />

des Rechts“ veröffentlicht.<br />

Die <strong>Zeitung</strong> machte mehr als 80<br />

Frauen ausfindig, die von Epstein<br />

meist im Alter zwischen 13 und 17<br />

Jahren missbraucht worden sein sollen.<br />

Acht von ihnen sagten öffentlich<br />

aus. Der Missbrauch lief demnach<br />

immer nach ähnlichem Muster ab:<br />

Über Mittelsmänner warb Epstein<br />

Minderjährige in ärmeren Milieus an,<br />

bot ihnen 200 oder 300 Dollar für eine<br />

Massage, ließ sie zu seinen Anwesen<br />

in New York, Palm Beach oder auf<br />

seine private Karibikinsel bringen<br />

und nötigte sie dort, ihn zu befriedigen.<br />

„Damals stand nicht Aussage gegen<br />

Aussage. Dawaren mehr als 50<br />

Frauen und ein einzelner Mann, und<br />

die Frauen erzählten alle dieselbe Geschichte“,<br />

sagte Michael Reiter, der<br />

inzwischen pensionierte Polizeichef<br />

vonPalm Beach. DieErmittler hatten<br />

„Dieses Monster hat letztes Mal eine<br />

lächerlich geringe Strafe erhalten“,<br />

sagte der republikanische Senator<br />

Ben Sasse: „Gerechtigkeit darf nicht<br />

von der Größe des Bankkontos abhängen.“<br />

Dass der Epstein-Fall nach<br />

mehr als einem Jahrzehnt noch einmal<br />

hochkocht und die New Yorker<br />

Staatsanwaltschaft eine neue Anklage<br />

erhebt, hat maßgeblich mit investigaeine<br />

53-seitige Anklage vorbereitet,<br />

die mutmaßlich für eine lebenslange<br />

Verurteilung gereicht hätte.Doch wegen<br />

des von Acosta ausgehandelten<br />

Deals kam es nicht zum Verfahren,<br />

und alle Unterlagen blieben unter<br />

Verschluss.<br />

Im Zuge des neuen Verfahrens soll<br />

die damalige Anklageschrift geöffnet<br />

werden. „Ich glaube, dass da gerade<br />

ein paar mächtige Leute ziemlich<br />

schwitzen“, sagte Reporterin Brown.<br />

Nach ihren Recherchen haben sich<br />

Epstein und Trump in derVergangenheit<br />

bei Dinner Partys oft gegenseitig<br />

besucht. Auch der frühere Präsident<br />

Bill Clinton und Prinz Andrew waren<br />

häufig bei Epstein zu Gast.<br />

Der heutige Arbeitsminister<br />

Acosta hatte den milden Deal, den er<br />

als junger Staatsanwalt abschloss, in<br />

der Vergangenheit vehement verteidigt:<br />

„Ich verstehe die Frustration“,<br />

sagte er.Aber mit dem Deal, bei dem<br />

sich Epstein des Mädchenhandels in<br />

drei Fällen schuldig bekannte und als<br />

Triebtäter registrieren ließ, habe er sichergestellt,<br />

dass der Milliardär überhaupt<br />

ins Gefängnis gekommen sei.<br />

Keine Zeit für<br />

viel Getöse in<br />

Griechenland<br />

Wahlsieger Mitsotakis will<br />

schnelle Reformen<br />

VonAlexia Angelopoulou und Takis Tsafos<br />

Dröhnende Volksmusik, reichlich<br />

Essen und ausgelassene Tänze?<br />

Fehlanzeige –wer am Sonntagabend<br />

in Athen den klaren Wahlsieg der<br />

konservativen griechischen Partei<br />

Nea Dimokratia mit viel Getöse feiern<br />

wollte, wurde enttäuscht. Bewusst<br />

hatte der künftige Premier Kyriakos<br />

Mitsotakis die vom Stadtzentrum<br />

abgelegene Parteizentrale für<br />

seinen ersten Auftritt nach der Wahl<br />

bestimmt. Den Ball flach halten,<br />

nicht zu viel versprechen und stattdessen<br />

die zahlreichen Probleme des<br />

Landes wirklich anpacken –deshalb<br />

haben ihn die Griechen gewählt.<br />

Nun erwarten sie mit Spannung, ob<br />

er liefernkann.<br />

Keine Sommerpause fürs Parlament<br />

Am ersten Tagnach der Wahl jedenfalls<br />

gelingt das dem 51 Jahre alten<br />

studierten Wirtschaftsanalytiker.Bereits<br />

am Montagmittag fand seine<br />

Vereidigung als Ministerpräsident<br />

statt, anschließend die Amtsübergabe<br />

mit seinem Vorgänger Alexis<br />

Tsipras, danach die Vorstellung des<br />

Kabinetts. AmDienstag soll die Vereidigung<br />

des Kabinetts folgen, am<br />

Mittwoch die erste Sitzung –Mitsotakis<br />

legt zum Auftakt seiner Amtszeit<br />

ein schwindelerregendes Tempo<br />

vor. Sogar die im heißen Monat August<br />

übliche parlamentarische Sommerpause<br />

vonvierWochen hat er abgeblasen<br />

–die Parlamentarier werden<br />

schwitzen und arbeiten müssen,<br />

etliche Gesetzentwürfe sind schon<br />

vorbereitet.<br />

Einen Tagnach dem Wahlsieg wurde Kyriakos<br />

Mitsotakis schon vereidigt. AFP<br />

Das griechische Parlament<br />

Sitzverteilung<br />

KINAL<br />

(Sozialdemokraten)<br />

22<br />

Syriza (Linke)<br />

86<br />

Mera25 (Linke)<br />

9<br />

KKE<br />

(Kommunisten)<br />

15<br />

300<br />

Sitze<br />

Nea Dimokratia<br />

(Konservative)<br />

158<br />

Ellinki Lysi<br />

(Rechtspopulisten)<br />

10<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: INNENMINISTERIUM, AFP<br />

Nicht nur darin unterscheidet<br />

sich Mitsotakis von seinem charismatischen<br />

Vorgänger Alexis Tsipras.<br />

Er gilt als eher knöcherner Technokrat,<br />

der sich bisweilen nur widerwillig<br />

von begeisterten Wählern inden<br />

Arm nehmen und abküssen lässt.<br />

Gerade diese Nüchternheit hat ihn<br />

bei der Parlamentswahl zum Sieger<br />

gemacht, denn die Griechen haben<br />

sich am Sonntag gezielt gegen populistische<br />

Versprechen entschieden.<br />

Mitsotakis versprach nichts –jedenfalls<br />

für griechische Verhältnisse.<br />

Erst müsse das Land wirtschaftlich<br />

auf die Beine kommen, bevor Löhne<br />

und Renten wieder steigen könnten,<br />

hatte er stattdessen immer wieder<br />

betont.<br />

Vielen Griechen erschien das<br />

nach vier Jahren Tsipras nur allzu<br />

logisch. Jetzt lastet auf ihm die<br />

Hoffnung, Ordnung in das chaotische<br />

Land zu bringen. „Alles riecht<br />

jetzt nach Normalität“, kommentierte<br />

ein politischer Analyst am<br />

Montag. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 5 *<br />

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Politik<br />

Sachsen kann auch anders.<br />

IMAGO IMAGES/TIM WAGNER; DPA/BRITTA PEDERSEN<br />

„Sachsen-Bashing ist völlig unangebracht“<br />

DerLeipziger Zeithistoriker Jürgen Reiche über den nötigen Ost-West-Dialog, die Selbstgefälligkeit in den alten Bundesländern und die Wahl in Sachsen<br />

Der Direktor des Zeitgeschichtlichen<br />

Forums,<br />

Jürgen Reiche, wuchs in<br />

Bernburg (Sachsen-Anhalt)<br />

auf und floh 1960 mit seinen Eltern<br />

aus der DDR. Sein Haus zählte<br />

zuletzt 220 000 Besucher im Jahr.<br />

Herr Reiche, Sie arbeiten in einem<br />

Bundesland, das deutschlandweit<br />

den wohl heftigsten Rechtsruck zu<br />

verkraften hat. Wiereagieren Siedarauf?<br />

Dass sich die Rechtsradikalen in<br />

ihrer Dreistigkeit mittlerweile sehr<br />

viel trauen, überrascht mich nicht.<br />

Die Ursache ist sicher, dass man das<br />

Thema jahrzehntelang vernachlässigt<br />

hat. In Sachsen haben die politisch<br />

Verantwortlichen immer gesagt,<br />

es gab und gibt kein Problem<br />

rechts. Das rächt sich jetzt. Ähnliche<br />

Probleme gab und gibt es aber auch<br />

in Westdeutschland. Angefangen<br />

beim Oktoberfest-Attentat 1980 bis<br />

hin zum NSU und dem Fall Lübcke<br />

ist das eine fatale Entwicklung.<br />

Im Westen herrscht trotzdem zuweilen<br />

der Glaube vor, wenn es den Osten<br />

nicht gäbe, dann hätten wir das<br />

Problem nicht.<br />

Das bedauere ich sehr. Es gibt<br />

zwar im Osten sehr viel rechtsradikale<br />

Gewalt. DerRechtsextremismus<br />

ist hier auch breiter aufgestellt. Das<br />

alles kann man nicht wegleugnen.<br />

Auf der anderen Seite wäre esgut,<br />

wenn man vomWesten aus mal genauer<br />

hinsehen und zum Beispiel<br />

wahrnehmen würde,dass es auch in<br />

Sachsen viele Bewegungen und Initiativen<br />

gegen rechts gibt. Unter anderem<br />

hier in Leipzig existiert eine<br />

sehr liberale und engagierte Stadtgesellschaft,<br />

die gegen rechts und für<br />

die Demokratie auf die Straße geht.<br />

Darauf kann man sehr stolz sein –<br />

nicht nur in Leipzig.<br />

Haben Sie das Gefühl, dass Sie als<br />

Wahlsachse einer Stigmatisierung<br />

anheim fallen?<br />

Ich selbst nicht. Aber das Land<br />

wird als rechts stigmatisiert. Da gibt<br />

es so ein Sachsen-Bashing, das völlig<br />

unangebracht ist. Es ist auch kontraproduktiv.<br />

Denn dieses Bashing hilft<br />

nicht, Menschen zum Umdenken zu<br />

bewegen. Da stellt sich eher Trotz<br />

ein. DieStimmung heizt sich auf, die<br />

Sprache wird aggressiver, und nicht<br />

wenige sagen auch: ‚Nur so geht’s.<br />

Endlich werden wir überhaupt mal<br />

gehört.‘<br />

Das stärkt eher die Versuchung, noch<br />

mehr auf diese Kartezusetzen.<br />

Ja.Deshalb müssen wir Angebote<br />

zur Diskussion schaffen. Es gibt im<br />

Osten ein riesiges Redebedürfnis<br />

über das,was war,und das,was ist –<br />

es ist viel ausgeprägter als imWesten.<br />

Man hat den Leuten ja auch viel zugemutet,<br />

sie vielfach überfordert<br />

und ihnen jahrzehntelang trotzdem<br />

nicht zugehört. ZurDiskussion muss<br />

man die Bereitschaft aufbringen,<br />

und das tun wir hier im Zeitgeschichtlichen<br />

Forum –selbst wenn<br />

es manchmal ätzend ist.<br />

Wietun Siedas?<br />

Man muss versuchen, mit Sachargumenten<br />

zu überzeugen. Nichts<br />

sollte schöngeredet werden, keine<br />

populistischen Töne, keine Versprechungen,<br />

die unerfüllbar sind. Man<br />

drückt Ostdeutsche sonst schnell in<br />

eine Opferrolle. Das höre ich nämlich<br />

auch immer wieder:‚Erst waren<br />

wir Opfer im SED-Staat, und jetzt<br />

sind wir Opfer in der Bundesrepublik.‘<br />

Wir geben Nachhilfe in Sachen<br />

Geschichte und reden über die Unterschiede<br />

von Diktatur und Demokratie.Dafür<br />

haben wir mitten in unserer<br />

Ausstellung das ‚Forum live‘<br />

etabliert, eine Bühne, auf der wir<br />

Diskussionen und Gespräche in unterschiedlichen<br />

Formaten anbieten.<br />

Aber ich verstehe Sie richtig, dass Sie<br />

immer noch westdeutsches Desinteresse<br />

wahrnehmen?<br />

Desinteresse und Selbstgefälligkeit.<br />

Westdeutsche wissen eigentlich<br />

ZUR PERSON<br />

nicht viel über die neuen Bundesländer.<br />

Früher hörte Deutschland vom<br />

Westen aus gesehen hinter Helmstedt<br />

auf. Und das ist bei vielen immer<br />

noch so. Das ist auch deshalb<br />

bedauerlich, weil es im Osten eine<br />

reiche Kulturlandschaft gibt und unheimlich<br />

interessante Leute. Die<br />

Jürgen Reiche wurde 1954 in Bernburg in Sachsen-Anhaltgeboren. Nachseiner Flucht aus der<br />

DDRstudierte er in West-Berlin Geschichte, Kunstgeschichteund Erwachsenenbildung.<br />

Bei der Stiftung Haus der Geschichte arbeitet er seit 1991, seit 1993 als Ausstellungsdirektor.Seit<br />

2015 ist er Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums in Leipzig.<br />

DDR-Gesellschaft war ja nicht homogen.<br />

Westdeutsche, die sich darauf<br />

einlassen, merken schnell, dass<br />

sich ihr Blick relativiert.<br />

Gilt das Desinteresse auch für die Politik?<br />

Immerhin ist das verbale Interesse<br />

der Parteien für Ostdeutschland<br />

vor den anstehenden Landtagswahlen<br />

so ausgeprägt wie nie.<br />

Die Zugewandtheit vieler Bundestagsabgeordneter<br />

ist aus meiner<br />

Wahrnehmung heraus unverändert<br />

und nicht sehr ausgeprägt. Ich wäre<br />

froh, wenn wir hier im Haus mehr<br />

Parlamentarier hätten, die sich der<br />

Diskussion stellen. Ich kann da nur<br />

eine Einladung aussprechen. Bisher<br />

zieht es die Abgeordneten mit ihren<br />

Besuchergruppen eher in westliche<br />

Gefilde oder nach Berlin. Sie haben<br />

den Osten scheinbar nicht auf der<br />

Agenda.<br />

Bei Ihnen mit Ihrer ost-west-gemischten<br />

Biografie ist das offenkundig<br />

anders.<br />

Ja, völlig anders. Bei den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiterninunserem<br />

Haus, die aus Ost- und Westdeutschland<br />

kommen, ebenfalls.Die<br />

Neugierde aufeinander, unterschiedliche<br />

Geschichten und Erfahrungen<br />

auch 30 Jahrenach der Friedlichen<br />

Revolution und dem Fall der<br />

Mauer machen das Leben ja auch<br />

spannend. Nicht nur die westdeutsche<br />

Geschichte ist die Geschichte<br />

Deutschlands, die ostdeutsche Geschichte<br />

ist es genauso –beides zusammen<br />

ist unsereGeschichte.<br />

Ist esschwerer geworden, die Arbeit<br />

hier im Haus zu machen?<br />

Wirstehen mittlerweile voranderen<br />

Herausforderungen als früher.<br />

Wenn Leute sagen, Demokratie und<br />

Diktatur seien doch dasselbe, dann<br />

muss man dem etwas entgegen setzen.<br />

Das ist anstrengend, aber auch<br />

lohnend.<br />

Siesind nicht vonResignation erfasst.<br />

Überhaupt nicht. Im Übrigen haben<br />

wir das ganze Haus in den letzten<br />

beiden Jahren völlig umgebaut,<br />

es neu ausgerichtet und in der Dauerausstellung<br />

der Zeit 89/90 und vor<br />

allem dem Transformationsprozess<br />

viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt.<br />

Wirversuchen, das auf eine<br />

sehr anschauliche und eindrückliche<br />

Art und Weise zu machen, die<br />

das Publikum anspricht. Der Erfolg<br />

zeigt sich in entsprechenden Rückmeldungen<br />

und hohen Besucherzahlen.<br />

DasGrößte und Schönste ist,<br />

wenn die Leute miteinander ins Gespräch<br />

kommen.<br />

Nunsteht auch in Sachsen die Landtagswahl<br />

vor der Tür. Wie geht die<br />

aus? Undwie geht es dann weiter?<br />

Es wirdwahrscheinlich ein Kopfan-Kopf-Rennen<br />

zwischen CDU<br />

und AfD geben. Danach wirdMinisterpräsident<br />

Michael Kretschmer<br />

mit Sicherheit nicht mit der AfD koalieren,<br />

sondern sich andere Partner<br />

suchen. Möglicherweise wird<br />

sogar eine Vier-Parteien-Koalition<br />

entstehen. Vorher und nachher<br />

muss man sich mit dem Zuspruch<br />

für die AfD aber auseinandersetzen.<br />

Man kann die Leute nicht einfach<br />

abstellen und sagen, mit denen wollen<br />

wir nichts zu tun haben. Wir<br />

müssen die Wähler der AfD stärker<br />

in den Blick nehmen. Es sind zu<br />

viele, wir können ihre Anliegen<br />

nicht ignorieren.<br />

Sieglauben, das hat Erfolg?<br />

Wir arbeiten daran. Denn dieses<br />

Deutschland ist trotz aller denkbaren<br />

Verbesserungen das Beste, das<br />

wir je hatten.<br />

DasGespräch führte Markus Decker.<br />

Keine Bodentruppen nach Syrien<br />

Die Bundesregierung lehnt die Bitte der amerikanischen Regierung ab, auch die Parteien sind dagegen<br />

VonMarkus Decker<br />

Die Bundesregierung lehnt die<br />

Bitte der amerikanischen Regierung<br />

ab, Bodentruppen nach Syrien<br />

zu entsenden. Regierungssprecher<br />

Steffen Seibert sagte am Montag<br />

in Berlin, dass die Bundesregierung<br />

nur die bisherigen<br />

militärischen Beiträge zur Anti-IS-<br />

Koalition –„Tornado“-Aufklärungsjets,<br />

ein Tankflugzeug und Ausbilder<br />

im Irak – fortführen wolle. Dazu<br />

zählten „bekanntlich keine Bodentruppen“.<br />

Die Entscheidung sei aber Sache<br />

des Parlaments, das bis dahin über<br />

das am 31. Oktober auslaufende<br />

Mandat für„Tornados“ undTankflugzeuge<br />

befinden muss.Eine Verlängerung<br />

ist in der Koalition strittig. Eine<br />

Sprecherin des Verteidigungsministeriums<br />

weigerte sich, hypothetisch<br />

Auskunft darüber zu geben, ob die<br />

Bundeswehr die von den USA geforderte<br />

Hilfe überhaupt leisten könne.<br />

DerUS-Sonderbeauftragte für Syrien<br />

und die Anti-IS-Koalition, James<br />

Jeffrey, hatte die Bundesregierung<br />

am Freitag bei einem Besuch in Berlin<br />

um zusätzliche Unterstützung für<br />

den Kampf gegen den IS gebeten.<br />

„Wir wollen von Deutschland Bodentruppen,<br />

um unsere Soldaten<br />

teilweise zu ersetzen“, sagte er nach<br />

seinen Gesprächen der Deutschen<br />

Presse-Agentur. Esgehe ihm um die<br />

Unterstützung der vonKurden angeführten<br />

Syrischen Demokratischen<br />

Kräfte (SDF) im Nordosten des<br />

Landes mit Ausbildern, Logistikern<br />

und technischen Hilfskräften der<br />

Bundeswehr.Noch im Juli erwarte er<br />

eine Antwortder Bundesregierung.<br />

Thorsten Schäfer-Gümbel, einer<br />

der drei kommissarischen SPD-Vorsitzenden,<br />

hatte daraufhin die Ablehnung<br />

seiner Partei signalisiert.<br />

Bundeswehrsoldaten und kurdische Peshmerga bei einer Übung in Erbil (Irak).<br />

DPA<br />

teien –Grüne, FDP, AfD und Linke –<br />

forderten ebenfalls ein klares Nein<br />

an Washington. Unionsfraktionschef<br />

Ralph Brinkhaus stellte am Montag<br />

vor einer Sitzung des CDU-Präsidi-<br />

„Deutsche Bodentruppen in Syrien<br />

wirdesmit uns nicht geben. Ichsehe<br />

übrigens auch beim Koalitionspartner<br />

nicht, dass das gewollt würde“,<br />

twitterte er. Alle Oppositionsparums<br />

klar: „Ich bin da sehr, sehr kritisch<br />

bei der ganzen Sache.ImÜbrigen<br />

ist das so: Dafür haben wir auch<br />

keine Mehrheit im Bundestag.“ Das<br />

wurde auch durch die Äußerung des<br />

kommissarischen Vorsitzenden der<br />

SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich,<br />

deutlich. Er bekräftigte am<br />

Montag die Forderung, die Bereitstellung<br />

von Tornado-Kampfflugzeugen<br />

zur Aufklärung sowie die<br />

Luftbetankung von Maschinen der<br />

internationalen Anti-IS-Koalition bis<br />

zum 31. Oktober 2019 zu beenden.<br />

„Die SPD besteht auf dieser Verabredung<br />

und dem entsprechenden Beschluss<br />

des Bundestags“, erklärte<br />

Mützenich.<br />

Auch der ehemalige Generalinspekteur<br />

der Bundeswehr, Harald<br />

Kujat, kritisierte die US-Forderung<br />

sehr vehement. „Ich halte das für<br />

eine völlig abwegige Idee“, sagte er<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland). Denn zum<br />

einen habe der amerikanische Präsident<br />

Donald Trump gesagt: Wir ziehen<br />

uns aus Syrien zurück, so Kujat.<br />

„Und jetzt sollen wir stattdessen dort<br />

reingehen? Wir sind doch nicht die<br />

Hilfstruppen der Amerikaner.“<br />

Er fügte hinzu: „Zum anderen<br />

empfehle ich einen Blick in die Verfassung.<br />

Denn ich kann mich nicht<br />

erinnern, dass es ein UN-Mandat für<br />

Syrien und damit eine völkerrechtliche<br />

Grundlage für einen solchen<br />

Einsatz gäbe.Und ich war immer der<br />

Meinung, dass wir uns an die Verfassung<br />

halten sollten. Wir können<br />

doch nicht in ein Land einmarschieren,<br />

das uns gar nicht eingeladen<br />

hat.“ Kujat betonte,bei einem Stabilisierungs-Einsatz<br />

mit UN-Mandat<br />

hielte er es für „geboten, darüber<br />

nachzudenken, was wir dort leisten<br />

können und wer mit uns dort reingeht“.<br />

Aber vorher nicht.


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />

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Wirtschaft<br />

DAX-30 in Punkten<br />

9.4.19<br />

9.4.19<br />

MÄRKTE<br />

▼ 12543,51 (–0,20 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

9.4.19<br />

Stand der Daten:08.07.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

8.7.19<br />

▼ 63,87 (–0,88 %)<br />

8.7.19<br />

▼ 1,1215 (–0,40 %)<br />

Quelle<br />

aus DAXund MDAX vom08.07.zum Vortag<br />

Knorr-Bremse 94,10 +2,01 WWWWW<br />

Zalando 41,20 +1,70 WWWW<br />

Lanxess 53,32 +1,52 WWWW<br />

DialogSemic. NA 36,76 +1,41 WWWW<br />

Dt. Wohnen Inh. 33,36 +1,34 WWW<br />

Alstria Office 15,10 +1,14 WWW<br />

Verlierer<br />

8.7.19<br />

aus DAXund MDAX vom08.07.zum Vortag<br />

Deutsche Bank NA 6,79 WWWWWWWWWWW –5,39<br />

Fuchs Petrolub Vz. 34,52 WWWWWWWWW –4,43<br />

Norma Group NA 35,00 WWWWWWWW –3,90<br />

MorphoSys 87,00 WWWWWWWW –3,60<br />

Commerzbank 6,29 WWWWWWWW –3,57<br />

DeliveryHero 39,22 WWWWW –1,97<br />

Leitbörsen imÜberblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 08.07. ±% z. 05.07.<br />

Euro Stoxx 50 (EU) –0,12<br />

3549/2909 3523,76<br />

CAC 40(FR) – 0,08<br />

5630/4556 5589,19<br />

S&P UK(UK) – 0,03<br />

1569/1323 1526,66<br />

RTS (RU) +0,06<br />

1413/1033 1399,55<br />

IBEX (ES) –0,54<br />

9938/8286 9284,70<br />

Dow Jones (US) –0,40<br />

26966/21713 26815,38<br />

Bovespa (BR) +0,32<br />

104583/74196104420,10<br />

Nikkei (JP) – 0,98<br />

24448/18949 21534,35<br />

Hang Seng (HK) –1,62<br />

30280/24541 28302,34<br />

Stx Singap. 20 (SG) –0,91<br />

1643/1350 1626,62<br />

Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />

Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />

Advanzia */**<br />

advanzia.com - 1,00 1,00<br />

NIBC Direct */**<br />

nibcdirect.de 0,75 0,75 0,75<br />

Renault Bank direkt */**<br />

renault-bank-direkt.de 0,70 0,70 0,70<br />

Akbank<br />

akbank.de 0,41 0,41 0,41<br />

Ikano Bank<br />

ikanobank.de 0,34 0,34 0,34<br />

ING *<br />

ing.de 1,00 1,00 1,00<br />

Santander<br />

santander.de 0,03 0,03 0,03<br />

Postbank<br />

postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />

berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />

mbsdirekt.de 0,01 0,01 0,01<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />

Sparda Berlin (Online)<br />

sparda-b.de - 0,001 0,001<br />

BBBank<br />

bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

Mittelwert von 85 Banken 0,19 0,19 0,18<br />

*Neukunden /Neuanlagen<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle:FMH-Finanzberatung<br />

In Londonhat die Deutsche Bankbereits am Montag erste Entlassungen mit sofortigerWirkung ausgesprochen.<br />

Bis 2050 werden eine Million Pflegekräfte gebraucht<br />

Von Dirk Baas<br />

Deutsche Bank macht Tempo<br />

Schon am Tagnach der Bekanntgabe des radikalen Umbauplans müssen die ersten Mitarbeiter gehen<br />

Von Steffen Weyer und Jörn Bender<br />

Die Deutsche Bank verliert<br />

keine Zeit beim Abbau<br />

Tausender Stellen. „In<br />

den Geschäftsbereichen,<br />

in denen wir uns zurückziehen werden,<br />

haben wir mit dem Prozess bereits<br />

begonnen“, sagte Konzernchef<br />

Christian Sewing am Montag. „Das<br />

betrifft natürlich nicht nur Asien, das<br />

betrifft auch andereRegionen.“<br />

Deutschlands größtes Geldhaus<br />

hatte am Sonntag im Zuge eines radikalen<br />

Konzernumbaus den Abbau<br />

von weltweit rund 18000 Vollzeitstellen<br />

angekündigt. Bis Ende des<br />

Jahres 2022 soll die Zahl der Jobs von<br />

zuletzt 91500 auf etwa 74000 sinken.<br />

WiestarkeinzelneLänderundStandorte<br />

betroffen sind, wollte Sewing<br />

nicht sagen. Dem Vernehmen nach<br />

wurden in London und NewYorkbereits<br />

die ersten Kündigungen ausgesprochen.<br />

Experten beurteilen die Pläne des<br />

Managements unterschiedlich:<br />

Während die einen den Mut zum<br />

Umbau loben, sorgen sich andere<br />

weiterhin um die Kapitalstärke des<br />

deutschen Branchenprimus. Die Investmentbank<br />

wird deutlich verkleinert.<br />

So steigt die Bank komplett aus<br />

dem Aktienhandel aus. Besonders<br />

getroffen werden davon voraussichtlich<br />

die Standorte in New York und<br />

London –auch wenn die Bank dort<br />

weiterhin stark präsent sein will. Im<br />

deutschen Privatkundengeschäft, zu<br />

dem auch die Postbank gehört, sieht<br />

Deutsche Bank plant Stellenabbau<br />

Mitarbeiter am Endedes Jahres in Tausend<br />

100<br />

Tsd.<br />

80 78 291<br />

60<br />

40<br />

20<br />

27 779<br />

102 062<br />

49 265<br />

Übernahme<br />

0<br />

Postbank<br />

2007 ’10 ’12 ’14 ’16 ’18 ’20 2022<br />

in Vollzeitkräfte umgerechnet<br />

Sewing ebenfalls weiteren Anpassungsbedarf.<br />

Der Umbau soll die jahrelange<br />

Krise des Instituts beenden. Milliardenschwere<br />

Investitionen in neue<br />

Technik und die Konzentration auf<br />

erfolgreiche Geschäftsfelder sollen<br />

den Dax-Konzernzurück in die erste<br />

Liga bringen. „Wir werden nur noch<br />

dortsein,wounsereKundenunswollen“,<br />

betonte Sewing. „Wir wollen<br />

nur dortmitspielen, wo wir auch gewinnen<br />

können.“ Neben dem Privatkundengeschäft<br />

auf dem Heimatmarkt<br />

sieht Sewing vorallem im weltweiten<br />

Geschäft mit Unternehmenskunden<br />

große Wachstumschancen.<br />

Im Investmentbanking will sich<br />

AOK sieht Sicherstellungvon Versorgung und Finanzierung als ungelöstes Problem<br />

Abbau von rund 18 000<br />

Stellen bis 2022 geplant<br />

davon in Deutschland<br />

91 737<br />

41 669<br />

zunächst<br />

keine Angabe<br />

74 000<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: DEUTSCHE BANK, DPA<br />

die Deutsche Bank künftig auf das<br />

Geschäft mit Krediten, Anleihen und<br />

Währungen sowie auf strategische<br />

Beratung konzentrieren. Die Investmentbank<br />

soll weiterhin 30 Prozent<br />

zu den Erträgen, also den gesamten<br />

Einnahmen der Bank, beitragen.<br />

Die 7,4 Milliarden Euro Umbaukosten<br />

werden der Bank jedoch zunächst<br />

rote Zahlen einbrocken. Finanzchef<br />

James von Moltke, der im<br />

Gegensatz zu drei Vorstandskollegen<br />

an Bord bleibt, rechnet für 2019 mit<br />

roten Zahlen. „Für 2020 gehen wir<br />

davon aus, dass wir bei plus/minus<br />

null rauskommen, vielleicht auch etwas<br />

besser“, sagte von Moltke. Die<br />

Aktionäresollenfür beide Jahrekeine<br />

nal. Hochgerechnet auf Vollzeitstellen<br />

pflegen und betreuen aktuell<br />

knapp 590000 Fachkräfte die gesetzlich<br />

versicherten Pflegebedürftigen.<br />

2030 würden rund 720000 Personen<br />

benötigt. Biszum Jahr 2050 steige der<br />

Bedarfauf insgesamt knapp eine Million<br />

Pflegekräfte.<br />

„Dabei sind weitere Einflüsse auf<br />

den Personalbedarf inunserer Projektion<br />

noch gar nicht abgebildet“,<br />

sagte Antje Schwinger, Leiterin des<br />

Forschungsbereichs Pflege im Wissenschaftlichen<br />

Institut der AOK. So<br />

entwickle sich die Zahl der Pflegebedürftigen<br />

regelmäßig deutlich<br />

schneller, als es sich allein aufgrund<br />

der demografischen Entwicklung ergebe.<br />

Auch die bereits angekündigtenRegelungenzurverbessertenPersonalbesetzung<br />

in Pflegeheimen seien<br />

in diesen Zahlen noch nicht berücksichtigt.<br />

Wiesich der BedarfanFachpersonal<br />

in Zukunft entwickelt, hängt nach<br />

ihren Worten eng mit der Entwicklung<br />

der Pflegebedürftigkeit zusammen.<br />

Laut „Pflege-Report“ waren<br />

2017 rund 4,6 Prozent der gesetzlich<br />

Versicherten auf Pflege angewiesen.<br />

Nach den Prognosen des Instituts<br />

wird ihr Anteil bis 2030 auf 5,5 Prozent<br />

steigen. 2050 werden demnach<br />

sogar7,4ProzentdergesetzlichVersicherten<br />

auf Unterstützung durch die<br />

Pflegekasse angewiesen sein.<br />

Ungelöst ist aus Sicht der AOK-<br />

Wissenschaftler, wie die Finanzierung<br />

der Pflegeversicherung in Zukunft<br />

stabil aufgestellt werden kann<br />

und wie Pflegebedürftige vor finanzieller<br />

Überlastung geschützt wer-<br />

FOTO: LEON NEAL/GETTY IMAGES<br />

Dividende erhalten. Für Erleichterung<br />

sorgt bei Aktionären, dass die<br />

Bank die Sanierungskosten ohne Kapitalerhöhung<br />

bewältigen will. Ein<br />

solcher Schritt hätte die Beteiligungen<br />

der bisherigen Anteilseigner und<br />

ihren Anteil an künftigen Gewinnen<br />

verwässert. Nun nimmt das Institut<br />

aber eine geringere harte Kernkapitalquote<br />

in Kauf als zuvor geplant.<br />

Kernkapital gilt als Puffer für Krisenzeiten.<br />

Die Aufsichtsbehörden seien<br />

damit einverstanden, versicherte Sewing.<br />

Mit der Zeit werde die Bank<br />

über eine Dividende auch Kapital an<br />

die Anleger zurückgeben.<br />

Die Ratingagentur Moody’s wertete<br />

den Umbau als „positiven Schritt<br />

in Richtung eines ausbalancierteren<br />

und nachhaltigeren Geschäftsmodells“.<br />

Ihren negativen Ausblick für<br />

die Deutsche Bank behielt die Agentur<br />

wegen „signifikanter Herausforderungen“<br />

aber vorerst bei.<br />

Analysten zeigten sich von der<br />

Tiefe der Einschnitte überrascht. Er<br />

habe erwartet, dass sich die Deutsche<br />

Bank nur in einzelnen Regionen<br />

aus dem Aktienhandel verabschiede,<br />

schrieb Experte Jernej Omahen von<br />

der US-Investmentbank Goldman<br />

Sachs. Allerdings fehle es der Bank<br />

weiterhin an sehr renditeträchtigen<br />

Geschäftsfeldern. Das Urteil des renommierten<br />

Experten Kian Abouhossein<br />

vonder US-Bank JP Morgan<br />

fällt milder aus.Die mutigen Umbaupläne<br />

seien das erste Mal nicht halb<br />

gar, sondern stellten einen echten<br />

strategischen Schwenk dar. (dpa)<br />

Die Pflegebranche in Deutschland<br />

wird langfristig deutlich<br />

mehr Fachkräfte benötigen als heute.<br />

Bis 2030 würden allein aufgrund der<br />

Alterung der Bevölkerung zusätzlich<br />

rund 130000 Pflegekräfte in der<br />

Langzeitpflege gebraucht, teilte das<br />

Wissenschaftliche Institut der Allgemeinen<br />

Ortskrankenkassen (AOK)<br />

am Montag in Berlin mit. Es beruft<br />

sich dabei auf seinen „Pflege-Report<br />

2019“. Die Sicherstellung von Personal<br />

und die Finanzierung der Pflegekosten<br />

blieben eine drängende,weiter<br />

ungelöste Aufgabe,hieß es.<br />

DenAngaben zufolgeklafft schon<br />

heute eine große Lücke zwischen der<br />

Zahl der benötigten Pflegekräfte und<br />

dem tatsächlich vorhandenen Persoden<br />

können. So sind die Ausgaben<br />

dersozialenPflegeversicherung–ohne<br />

die Mittel für den Pflegevorsorgefond<br />

–innur sechs Jahren von23Milliarden<br />

Euro im Jahr 2012 auf 40 Milliarden<br />

Euro im Jahr 2018 gestiegen.<br />

Bisins Jahr 2022 ist nach einer Prognose<br />

der AOKeineweitereErhöhung<br />

aufrund50MilliardenEuro zuerwarten.<br />

Das entspricht einem Anstieg<br />

von220 Prozent in nur zehn Jahren.<br />

Zugleich würden im heute bestehenden<br />

Pflegesystem alle Kosten<br />

für bessere Arbeitsbedingungen direkt<br />

an die Pflegebedürftigen durchgereicht,<br />

sodass deren Eigenanteile<br />

weiter steigen, berichtet die AOK.<br />

„Wir brauchen einen breiten gesellschaftlichen<br />

Diskurs, wie wir Pflege<br />

gestalten wollen“, betonte Schwinger.<br />

Mai war<br />

Wonnemonat<br />

für Export<br />

Herstellerrechnenauf<br />

Jahressicht mit Minus<br />

Von Friederike Marx<br />

Deutschlands<br />

Exportunternehmenhabentrotzinternationaler<br />

Handelskonflikte im Mai gute Geschäfte<br />

gemacht. Die Ausfuhren von<br />

Waren „made in Germany“ stiegen<br />

im Vergleich zum Vorjahresmonat<br />

deutlich um 4,5 Prozent auf<br />

113,9 Milliarden Euro,wie das Statistische<br />

Bundesamt am Montag in<br />

Wiesbaden mitteilte.„Sowohl Exporte<br />

als auch Importe haben sich im<br />

Wonnemonat Mai prächtig entwickelt“,<br />

sagte der Präsident des Bundesverbands<br />

Großhandel, Außenhandel,<br />

Dienstleistungen (BGA),<br />

Holger Bingmann. Ob der Exportdas<br />

Tempo halten kann, ist aus seiner<br />

Sicht allerdings fraglich.<br />

Das gute Ergebnis werde überschattet<br />

von der negativen Entwicklung<br />

bei den Auftragseingängen. „Es<br />

ist damit zu rechnen, dass die konjunkturelle<br />

Abkühlung Fahrtaufnehmen<br />

wird“, sagte Bingmann. Auch<br />

die politische Situation in der Welt sei<br />

alles andere als stabil. Zwar hatten<br />

die USA und China jüngst neue Verhandlungen<br />

im Handelsstreit vereinbart.<br />

Doch bestehende Zölle bleiben<br />

in Kraft. Zudem drohte Washington<br />

jüngst der EU wegen verbotener<br />

Flugzeugsubventionen mit weiteren<br />

milliardenschweren Sonderzöllen.<br />

Die Handelskonflikte bremsen die<br />

Weltkonjunktur, das belastet die exportorientierte<br />

deutsche Wirtschaft.<br />

Auch nach Einschätzung des<br />

Deutschen Industrie- und Handelskammertags<br />

(DIHK) können die Exporteurenur<br />

kurz durchatmen. „Die<br />

globalen Unsicherheiten für deutsche<br />

Unternehmen bleiben bestehen“,<br />

argumentierte DIHK-<br />

Außenwirtschaftsexperte Kevin Heidenreich.<br />

Handelsbarrieren und<br />

schwierige wirtschaftspolitische<br />

Rahmenbedingungen belasteten die<br />

Geschäftserwartungen der Firmen.<br />

„Die Aussichten der Betriebe für das<br />

Gesamtjahr bleiben eingetrübt.“<br />

Starkes Plus außerhalb der EU<br />

Im Vergleich zum schwachen Vormonat<br />

legten die Ausfuhren im Mai<br />

um 1,1 Prozent zu. Die Einfuhren<br />

nach Deutschland verbesserten sich<br />

binnen Jahresfrist um 4,9 Prozent auf<br />

93,4 Milliarden Euro, im Vergleich<br />

zum Vormonat sanken sie um<br />

0,5 Prozent. Von Januar bis einschließlich<br />

Maisummiertensich die<br />

Warenausfuhren „made in Germany“<br />

auf 560,1 Milliarden Euro –das<br />

waren 2,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.<br />

Der BGA rechnete<br />

zuletzt mit einem Anstieg der Ausfuhren<br />

im Gesamtjahr um bis zu<br />

3Prozent. Das wäre ein Plus beim<br />

Warenexport in etwa so groß wie<br />

2018, aber deutlich kleiner als im Jahr<br />

davor (6,2 Prozent).<br />

Das stärkste Plus verzeichneten<br />

Deutschlands ExporteureimMai im<br />

Handel mit Ländern außerhalb der<br />

EU. Die Ausfuhren legten dort binnen<br />

Jahresfrist um 10,4 Prozent auf<br />

47,9 Milliarden Euro zu. Die Exporte<br />

in die EU-Mitgliedsstaaten – dem<br />

größten Marktfür deutsche Waren –<br />

stiegen leicht um 0,6 Prozent auf<br />

rund 66 Milliarden Euro. (dpa)<br />

Im Hamburger Hafen stapeln sich Container<br />

mit Exportwaren.<br />

FOTO: IMAGO IMAGES


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 7 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

„Deutsche<br />

Klimapolitik ist<br />

unnötig teuer“<br />

Kieler Institut schlägt neuen<br />

Emissionshandel vor<br />

Von Matthias Hoenig<br />

Für eine wirksamere Klimapolitik<br />

in Deutschland und Europa hat<br />

das Institut für Weltwirtschaft (IfW)<br />

in Kiel die Einführung eines zusätzlichen<br />

Emissionshandels vorgeschlagen.<br />

Ohne umfassende Reformen<br />

seien die Ziele des Pariser Klimaabkommens<br />

nicht mehr erreichbar,<br />

hieß es am Montag. Langfristiges Ziel<br />

müsse die Ausweitung des europäischen<br />

Emissionshandels auf alle Sektoren<br />

und Treibhausgase sein.<br />

DasIfW empfiehlt daher,den bisher<br />

nicht im europäischen Emissionshandel<br />

erfassten CO 2 -Ausstoß,<br />

etwa in den Bereichen Verkehr und<br />

Gebäude, in einem zusätzlichen<br />

Handelssystem zusammenzufassen.<br />

Es sollte vonDeutschland undanderen<br />

willigen Ländern betrieben und<br />

mittelfristig auf alle EU-Staaten ausgedehnt<br />

werden. Schließlich sollten<br />

das bisherige und das neue Emissionshandelssystem<br />

fusionieren.<br />

Beim europäischen Emissionshandel<br />

müssen Unternehmen für<br />

den Ausstoß vonCO 2 Zertifikatevorweisen,<br />

deren Zahl nach und nach<br />

verknappt wird –und die damit teurerwerden.<br />

Dasnun vorgeschlagene<br />

Verfahren „ist ein realistischer Weg,<br />

langfristig alle Sektoren und Treibhausgase<br />

Europas über den Emissionshandel<br />

zu erfassen, weil es eine<br />

schrittweise Angleichung der CO 2 -<br />

Vermeidungskosten der verschiedenen<br />

Sektoren erlaubt und dadurch<br />

einen sprunghaften Anstieg der Zertifikatpreise<br />

verhindert“, betonte<br />

IfW-Präsident Gabriel Felbermayr.<br />

Zudem würden europarechtliche<br />

Einschränkungen berücksichtigt.<br />

Stromsteuerwirdüberflüssig<br />

DieErlöse der Versteigerung der CO 2 -<br />

Emissionsrechte sollten in Deutschland<br />

zur Abschaffung der Stromsteuer<br />

und zur Senkung der Umlage<br />

aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

verwendet werden, empfehlen<br />

die Kieler Wissenschaftler. Ein Teil<br />

der Erlöse sollte für die Auszahlung<br />

eines pauschalen Energiegelds pro<br />

Kopf verwendet werden.<br />

Nötig sei zudem ein langfristig angelegtes<br />

Grenzausgleichssystem. Es<br />

müsse den CO 2 -Gehalt der Exporte<br />

vonder heimischen CO 2 -Bepreisung<br />

ausnehmen, jenen der Importe aber<br />

der heimischen CO 2 -Bepreisung<br />

unterwerfen. Sonst drohten Wettbewerbsnachteile<br />

fürheimischeProduzenten,<br />

die ins Ausland abwandern<br />

könnten. Ebenso drohten andernfalls<br />

heimische Produkte durch ausländische,nicht<br />

der CO 2 -Bepreisung<br />

unterworfene Importe ersetzt zu<br />

werden.<br />

Voraussetzung sei die genaue<br />

FeststellungdesCO 2 -GehaltsvonImporten<br />

und Exporten. Dies könnte<br />

mit Anreizen für Importeureund Exporteure<br />

erreicht werden, den tatsächlichen<br />

CO 2 -Gehalt ihrer Produkteoffenzulegen,umsoKostenzusparen.<br />

Deutschlands bisherige Klimapolitik<br />

bezeichneten die Forscher als<br />

ineffizientundunnötigteuer,weilein<br />

Nebeneinander verschiedener Instrumente<br />

existiere, die unterschiedliche<br />

CO 2 -Preise implizieren. (dpa)<br />

Warumist derVerkehr vom Emissionshandel<br />

ausgenommen? FOTO: MARIJAN MURAT/DPA<br />

Wegvom Wechselgeld<br />

Bei Lidl soll der Kunde künftig mit Smartphone bezahlen. Datenschützer haben Bedenken<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Stefan Brink, Datenschutzbeauftragter<br />

in Baden-Württemberg, kündigte<br />

denn auch schon beim Startvon Lidl<br />

Plus an, die Appgenau prüfen zu lassen.<br />

Unter anderem soll es darum gehen,<br />

ob es zulässig ist, Profile von<br />

Minderjährigen zu erstellen. Auch<br />

soll geklärt werden, wie sensibel die<br />

Daten sind. Je nach Einkaufsverhalten<br />

–insbesondere bei Drogerieprodukten<br />

–sind auch Rückschlüsse etwa<br />

über den Gesundheitszustand<br />

des Kunden möglich. Wobei Lidl keineswegs<br />

der Pionier bei digitalen Rabattkarten<br />

mit Bezahlfunktion ist –<br />

der Rivale und Marktführer Edeka<br />

agiert damit bereits seit 2013. Nach<br />

Einschätzung vonExpertenstellt das<br />

Lidl-Konzept aber eine neue Qualität<br />

dar. Die App kann jedenfalls auch<br />

Push-Benachrichtigungen anzeigen<br />

und Nutzer zur nächsten Filiale navigieren.<br />

WasDatenschützerzudemfürbedenklich<br />

halten: Lidl behält sich vor,<br />

die gesammelte Daten von Unternehmen<br />

außerhalb des europäischen<br />

Wirtschaftsraums verarbeiten<br />

zu lassen. Lidl betont indes,dass man<br />

sich an die Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung<br />

der Europäischen<br />

Union halte.<br />

Gleichwohl, es geht um die Analyse<br />

von Daten, die Experten „granular“<br />

nennen: Ausden Informationen<br />

kann der Einzelhändler theoretisch<br />

maßgeschneiderte Angebote für seine<br />

Kunden entwickeln, die dann<br />

auch einen individuellen Preis haben,<br />

der sich an den finanziellen Verhältnissen<br />

und der Zahlungsbereitschaft<br />

orientiert.<br />

Bislang scheuen sich Einzelhändler<br />

aber, mit individualisierten Preisen<br />

zu agieren, weil sie befürchten,<br />

dass Kunden dies als ungerecht ablehnen.<br />

DerDiscounterLidlwilldas<br />

Bezahlen an der Kasse<br />

ganz einfach machen.<br />

UndzwarmitdemSmartphone.<br />

Lidl Pay heißt die neue<br />

Dienstleistung, die der Handelskonzern<br />

derzeit in Spanien testet. Im<br />

nächsten Jahr könnte sie auch hierzulande<br />

eingeführt werden. Datenschützer<br />

haben Bedenken.<br />

Der Handelskonzern war lange<br />

Zeit sehr zurückhaltend, wenn es um<br />

die Digitalisierung ging. Jetzt drücken<br />

die Manager aber auf die Tube.<br />

Mitte Juni startete der Konzern mit<br />

der Lidl-Plus-App. Es handelt sich<br />

um eine elektronische Kunden- und<br />

Rabattkarte. Schon seinerzeit teilte<br />

der Einzelhandelsriese mit: „Nach<br />

und nach plant Lidl, zusätzliche Features<br />

in die App zuintegrieren, um<br />

einen noch größeren Mehrwert zu<br />

bieten und die Kundenzufriedenheit<br />

zu erhöhen.“ Genau das geschieht<br />

jetzt mit dem digitalen Bezahlen, das<br />

aber nur möglich sein soll, wenn der<br />

Nutzer auch die Lidl-Plus-App auf<br />

seinem Handy installierthat.<br />

Vorteilefür dasUnternehmen<br />

Setzt das Management seine Pläne<br />

um, müssen Kunden kein Bargeld<br />

mehr dabeihaben und an der Kasse<br />

nicht auf Wechselgeld warten. Was<br />

auch viele Vorteile für das Unternehmen<br />

bringt. Eine Umfrage des EHI-<br />

Handelsinstituts hat ergeben, dass<br />

viele Händler sich vom elektronischen<br />

Bezahlen vor allem mehr Effizienz<br />

beim Bezahlvorgang versprechen.<br />

Es geht schneller,und das aufwendige<br />

und teure Hantieren mit<br />

Bargeld wird zurückgeschraubt. Bei<br />

den Tests von Lidl Pay inSpanien<br />

wirddie Abrechnung über die Kreditkartenunternehmen<br />

Visa und Eurocard<br />

abgewickelt. Branchenkenner<br />

vermuten, dass bei einer Einführung<br />

hierzulande auch mit dem Lastschriftverfahren<br />

agiertwird.<br />

EinweitererVorteil für den Einzelhändler:<br />

Erkann mit den Kundendaten<br />

seine Sortimente in den Märkten<br />

und auch die Preisgestaltung optimieren.<br />

DieMöglichkeiten der modernen<br />

Datenanalyse gehen sogar so<br />

weit, dass Verschiebungen der Nachfrage<br />

bei bestimmten Produkten vorhergesehenwerdenkönnen–beiheißem<br />

Wetter wirddann mehr Bier angeboten.<br />

Lidl liegt mit seinem Vorstoß beim<br />

digitalen Bezahlen im Trend und zielt<br />

vorallemauf Jüngere:Einst warendie<br />

deutschen Verbraucher höchst zurückhaltend<br />

beim Bezahlen mit dem<br />

Handy.Doch eine Umfrage der Beratungsfirma<br />

PWC hat ergeben, dass<br />

fast die Hälfte aller Frauen und Männer<br />

unter 30 Jahren mit dem Smartphone<br />

oder dem Tablet regelmäßig<br />

Rechnungen begleichen. Insgesamt<br />

setzt jeder Vierte derzeit die Minicomputer<br />

als Bargeldersatz ein.<br />

Marktforscher gehen davon aus,dass<br />

sich die Zahl in nächster Zeit deutlich<br />

steigernwird.<br />

Diese Entwicklung spielt offensichtlich<br />

bei den Plänen des Lidl-Ma-<br />

Digitales Geld: Für Marktforscher gibt es keinen<br />

Zweifel, dass das digitale Geld wegender<br />

wertvollen Daten, die bei den Transaktionen<br />

erzeugt werden, im Einzelhandel enorman<br />

Relevanz gewinnen wird. Konzerne wie Apple<br />

und Google mischen mit eigenen Bezahlsystemen<br />

mit.<br />

die Landesminister; erliegt dem RedaktionsNetzwerk<br />

Deutschland<br />

(RND)vor.<br />

In dem Schreiben der Ministerin<br />

heißt es: „Zu meinem Bedauern<br />

muss ich leider feststellen, dass bis<br />

Anfang Juli 2019 nur sechs Landesverordnungen<br />

in Kraft getreten sind<br />

bzw.kurzdavorstehen. Weiteresechs<br />

sollen in Kürze folgen.“ Demnach<br />

seien in Baden-Württemberg, Bayern,<br />

Nordrhein-Westfalen, Sachsen<br />

und Schleswig-Holstein die Verordnungen<br />

bereits in Kraft, Thüringen<br />

soll noch im Juli folgen. Brandenburg,<br />

Hamburg, Mecklenburg-Vor-<br />

EIGENE BEZAHLSYSTEME<br />

Kooperationen: Die Drogeriemarktkette dm<br />

hat gerade eine Kooperation mit dem gigantischen<br />

chinesischen Bezahldienst Ali Paygestartet<br />

–mit demKaufhof und Rossmann<br />

oder WMF und Zwilling schon länger kooperieren,<br />

um Touristen aus der Volksrepublik<br />

das Shoppen zu erleichtern.<br />

pommern, Rheinland-Pfalz und das<br />

Saarland wollten ihre Verordnungen<br />

im Juli/August 2019 in Kraft setzen,<br />

Bremen und Hessen im Oktober.<br />

„Dennoch bleibt bei den Ländern<br />

Niedersachsen und Sachsen-Anhalt<br />

noch offen, bis wann mit einer Umsetzung<br />

zu rechnen ist. Sachsen-Anhalt<br />

hat den Dezember 2019 genannt“,<br />

moniert Klöckner in ihrem<br />

Brief.„Hierbitteichdringenddarum,<br />

dass die zuständigen Landesministerien<br />

alle notwendigen Anstrengungen<br />

unternehmen, um die Verordnungen<br />

voranzubringen. Denn die<br />

Zeit drängt.“<br />

nagements eine wichtige Rolle: Mittels<br />

der Bezahlfunktion soll Lidl Plus<br />

unter die Leute gebracht werden. Die<br />

Appwirdderzeit in Berlin und Brandenburg<br />

getestet und soll ebenfalls<br />

im nächsten Jahr bundesweit zur<br />

Verfügung stehen. Der Kunde erhält<br />

nach dem Herunterladen einen sogenannten<br />

Willkommenscoupon<br />

über 5Euro. Danach gibt es regelmäßig<br />

elektronische Rabattmarken für<br />

spezielle Angebote.<br />

Und nach jedem Einkauf werden<br />

digitale Rubbellose mit weiteren<br />

Coupons an den Kunden verschickt.<br />

Nachlässe werden über die Appauch<br />

für „Partner“ wie Flixbus verteilt. Lidl<br />

Plus/Pay funktioniertmit einem QR-<br />

Code,der mit der Appauf das Smartphone<br />

geladen wird. An der Kasse<br />

hält der Kunde ihn voreinen Scanner.<br />

Das bedeutet aber zugleich, dass<br />

zahlreiche Informationen gespeichert<br />

werden, was Datenschützern<br />

Bauchschmerzen bereitet. Lidl weiß<br />

dann, in welcher Filiale er oder sie<br />

eingekauft hat. Auch die Uhrzeit wird<br />

registriert. Dieerworbenen Produkte<br />

und deren Preise werden erfasst. Daraus<br />

lassen sich präzise Profile der<br />

Nutzer erstellen über Einkaufsgewohnheiten<br />

und Vorlieben.<br />

Nutzerprofile<br />

Länder kommen mit Gülleregeln nicht voran<br />

Von Marina Kormbaki<br />

Seit Ende Juni sollten bundesweit<br />

strengere Vorschriften zur Ausbringung<br />

von Gülle gelten. Doch<br />

nicht einmal die Hälfte der Bundesländer<br />

hat die Vorgaben bisher umgesetzt<br />

–zum Ärger vonBundeslandwirtschaftsministerin<br />

Julia Klöckner<br />

(CDU). Wie aus einem Schreiben<br />

Klöckners an die Agrarminister der<br />

Länder hervorgeht, sind vor allem<br />

Niedersachsen und Sachsen-Anhalt<br />

im Verzug bei der Umsetzung von<br />

Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers.Der<br />

Brief ging am Montag an<br />

In denUSA eröffnete Lidl kürzlich einen ersten Laden.Auch dortsoll an der Kasse das<br />

Handy zum Einsatzkommen.<br />

FOTO: HELBER/AP<br />

Landwirtschaftsministerin Klöcknerfürchtet EU-Strafen underhöhtden Druck<br />

Der Bundesregierung sitzt die<br />

EU-Kommission im Nacken. Dem<br />

Schreiben zufolge ist die Brüsseler<br />

Behörde unzufrieden mit den Fortschritten<br />

Deutschlands bei der Verringerung<br />

des Düngereinsatzes in<br />

Gebieten mit besonders hohen Nitratwerten.<br />

Die EU-Kommission habe<br />

„ausdrückliche Bedenken“ im<br />

Hinblick auf die Umsetzung der<br />

Düngeverordnung in den Ländern<br />

geäußert. Deutschland droht demnach<br />

ein Verfahren, an dessen Ende<br />

Strafzahlungen wegen der Nichteinhaltung<br />

der EU-Nitratrichtlinie stehen<br />

würden.<br />

NACHRICHTEN<br />

Millionenstrafe<br />

für British Airways<br />

Diebritische Fluggesellschaft British<br />

Airwayssollwegen gestohlener<br />

Kundendaten 183,39Millionen<br />

Pfund (knapp 205 Millionen Euro)<br />

Strafe zahlen. Dasteilte diebritische<br />

DatenschutzbehördeICO mit.<br />

Gegendie Entscheidungkann noch<br />

Widersprucheingelegt werden. Von<br />

dem DatenklauimSommer 2018<br />

waren nach ICO-Angaben rund<br />

500 000Kundenbetroffen. Siewurden<br />

teilweise bei der Onlineflugbuchung<br />

vonder Website der Fluggesellschaft<br />

aufeine Betrugswebseite<br />

umgeleitet.Schuld an dem Vorfall<br />

seien„schwacheSicherheitsvorkehrungen“<br />

bei British Airways gewesen,<br />

so dieBehörde.<br />

Erdogan lässt<br />

türkische Lira abstürzen<br />

Nach der Entlassung des Chefs der<br />

türkischen Notenbank durch Präsident<br />

Recep Tayyip Erdogan ist die<br />

Landeswährung LiraamMontag vorübergehend<br />

um mehr als 2Prozent<br />

eingebrochen. Analysten hatten die<br />

Reaktion vorhergesehen, die Entscheidung<br />

habe Zweifel an der Unabhängigkeit<br />

der Zentralbank verstärkt.<br />

Notenbankchef MuratCetinkaya<br />

wurde durch seinen Stellvertreter<br />

MuratUysal ersetzt. DieZentralbank<br />

hatte seit September den Leitzins<br />

bei 24 Prozent beibehalten, um<br />

der Inflation entgegenzuwirken. Die<br />

ist seit Oktober vonrund 25 Prozent<br />

auf rund 15 Prozent gesunken. (dpa)<br />

Ikea kauft bundesweit<br />

gebrauchte Möbel zurück<br />

Der Test mit demRückkauf ist gut gelaufen.<br />

FOTO: ANDRÉ GROHE/IKEA/OBS<br />

Ikea-Kunden können künftig an allen<br />

Standorten in Deutschland gebrauchte<br />

Möbel zurückgeben und<br />

bekommen dafür eine Guthabenkarte.Das<br />

Einrichtungshaus teilte<br />

am Montag mit, dass das sogenannte<br />

Zweite-Chance-Programm vom<br />

15. Juli an bundesweit ausgerollt<br />

werde. Einseit September laufender<br />

Test in fünf Häusernsei gut verlaufen.<br />

DieGebrauchtmöbel werden<br />

zusammen mit Ausstellungstücken<br />

und Retouren in Ikeas „Fundgrube“<br />

weiterverkauft. Für den Rückkauf<br />

akzeptiertIkeanur Ikea-Möbel in<br />

gutem Zustand. Beim Test seien vor<br />

allem Klassiker wie das Billy-Regal,<br />

Kommoden und Kleinmöbel wie<br />

Stühle beliebt gewesen. Besonders<br />

groß sei das Interesse in Berlin gewesen.<br />

(dpa)<br />

Fresenius treibt<br />

Telemedizin voran<br />

Deutschlands größter Krankenhausbetreiber<br />

Fresenius baut seine Telemedizindienste<br />

für Patienten aus.<br />

DerDax-Konzernhabe angefangen,<br />

hierzulande einen Beratungsdienst<br />

über die Gemeinschaftsfirma Helios<br />

Dialogue einzuführen, sagte Fresenius-Vorstand<br />

Francesco De Meo.<br />

Patienten könnten sich künftig über<br />

eine digitale Plattformeinwählen<br />

und auch per Video Kontakt mit<br />

einem Arzthelfer aufnehmen, der<br />

gesundheitliche Beschwerden abfrage.Anschließend<br />

werdeihnen<br />

eine Videosprechstunde,der Gang<br />

in die Notfallambulanz oder zu<br />

einem nahen Facharzt empfohlen.


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />

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Meinung<br />

Flüchtlingspolitik<br />

ZITAT<br />

Wenn Menschlichkeit<br />

geteilt wird<br />

Markus Decker<br />

fordertdie Wiederaufnahme einer EU-<br />

Rettungsmission im Mittelmeer.<br />

Entwicklungshilfeminister Gerd Müller<br />

hat die Alternativen eines Flüchtlings<br />

in Libyensoeben in all ihrer Brutalität zusammengefasst.<br />

DieMenschen in den Lagerndes<br />

nordafrikanischen Landes könnten<br />

durch Gewalt oder Hunger sterben,<br />

auf dem Rückweg in derWüste verdursten<br />

oder im Mittelmeer ertrinken, sagte der<br />

CSU-Politiker. Deshalb müsse Europa<br />

handeln. Müller sagte das nicht vonungefähr.Denn<br />

Europa, genauer:die Europäische<br />

Union, handelt eben nicht. Das hat<br />

man in den vergangenen Tagen wieder sehen<br />

können. Stattdessen nähert sich ein<br />

privates Rettungsschiff nach dem anderenden<br />

Küsten Maltas oder Italiens.<br />

Bekanntlich ist die Flüchtlingspolitik<br />

seit Jahren das heißeste Eisen in der EU.<br />

Teilweise mit fragwürdigen Politikern besetzte<br />

Regierungen torpedieren solidarische<br />

Lösungen. Andere Staaten, allen<br />

voran Deutschland, nahmen innerhalb<br />

kürzester Zeit so viele Flüchtlinge auf, dass<br />

die politischen Flurschäden bis heute zu<br />

besichtigen sind. UndimFrühjahr hat die<br />

EU auf Druck Italiens die Seenotrettungsmission„Sophia“<br />

gestoppt.<br />

Die Probleme bestehen fort. Die aus<br />

Afrika nach Europa strebenden Flüchtlinge<br />

sitzen, wie von Müller beschrieben,<br />

entweder unter menschenunwürdigen<br />

Bedingungen in libyschen Lagernfest, ertrinken<br />

im Mittelmeer oder schaffen es<br />

auf Schiffe,die „See Watch 3“, „Alex“ oder<br />

„Alan Kurdi“ heißen. Die mutigen Menschen,<br />

die diese Schiffe steuern, konfrontieren<br />

die EU mit dem weiter existierenden<br />

moralischen Dilemma.<br />

„Seenotrettung ist<br />

im 21. Jahrhundert<br />

keine private,<br />

sondern eine<br />

staatliche Aufgabe.“<br />

Bundesinnenminister Horst Seehofer<br />

(CSU) bat am Wochenende um die Öffnung<br />

der Häfen und stellte in Aussicht, einen<br />

Teil der Flüchtlinge zu uns zu holen.<br />

Doch auch Seehofers Bemühen demonstriert<br />

letztlich bloß, dass die herrschenden<br />

Zustände unhaltbar sind. Seenotrettung<br />

ist im 21. Jahrhundert keine private,<br />

sondern eine staatliche Aufgabe. Nötig<br />

sind humanitäre Korridore nach Europa.<br />

Unabweisbar ist ferner die Wiederaufnahme<br />

einer EU-Rettungsmission, egal<br />

ob sie „Sophia“ oder anders heißt.<br />

Natürlich existiert die Gefahr eines<br />

Pull-Faktors. Je aussichtsreicher es für<br />

Flüchtlinge erscheint, sich auf die Boote<br />

zu setzen, desto eher werden manche bereit<br />

sein, es zu tun. Doch das spricht eher<br />

für deren Elend. Überdies hat die scheidende<br />

EU-Außenbeauftragte Federica<br />

Mogherini im Frühjahr darauf verwiesen,<br />

dass die Zahl der illegal in Europa ankommenden<br />

Migranten im Verlauf des „Sophia“-Einsatzes<br />

um mehr als 80 Prozent<br />

gesunken sei. So oder so ist es nicht akzeptabel,<br />

zu sagen:Weil es einen Pull-Faktor<br />

geben könnte,lassen wir die Humanität<br />

sausen. Man kann Grundwerte nicht<br />

einfach verrechnen. Dann sind sie keine.<br />

Hinderlich sind neben Italien fraglos die<br />

osteuropäischen Visegrad-Staaten, die<br />

eine Verteilung von Flüchtlingen selbst<br />

auf niedrigstem Niveau bisher torpediert<br />

haben. Eine EU-Seenotrettung wirdohne<br />

diese Verteilung auf Dauer nicht funktionieren.<br />

Es führt kein Weg daran vorbei,<br />

mit diesen Regierungen weiterhin das Gespräch<br />

zu suchen, bisweilen sanften<br />

Druck auszuüben und bis dahin auf die<br />

„Koalition der Willigen“ zu setzen.<br />

Der Mangel an Menschlichkeit nach<br />

außen jedenfalls –gegenüber Fremden,<br />

die wir im Zweifel einfach absaufen lassen–<br />

wirdsich auf Dauer gegen uns selbst<br />

richten, weil er uns nach innen verhärten<br />

wird. Grundwerte werden mehr und<br />

mehr erodieren. Eine geteilte Menschlichkeit<br />

ist keine.Das sollten alle wissen.<br />

Herrund Hund<br />

Eskonnte am Sonntagabend bei Konfettiregen,<br />

Kanonenschlägen und<br />

Feuerwerk fast ein bisschen untergehen,<br />

dass auch die deutschen<br />

Fußballerinnen bei derVerleihung der großen<br />

Preise der Frauen-WM 2019 nicht gänzlich<br />

leer ausgingen. Mitten im Stars-and-Stripes-<br />

Freudentaumel verkündete der Stadionsprecher<br />

in Lyon, dass Giulia Gwinn, gerade 20,<br />

aus Deutschland beste junge Spielerin geworden<br />

ist. Eine Weltmeisterin kam ja nicht infrage:<br />

Rose Lavelle als das frischeste Gesicht<br />

der USA ist schon 24. Giulia Gwinn, die jetzt<br />

vomSCFreiburgzum FC Bayern gewechselte<br />

Allrounderin, ist also nicht nur neuer Social-<br />

Media-Liebling, sondernauch offizielle Hoffnungsträgerin<br />

der DFB-Frauen.<br />

Auf ihrer letzten Pressekonferenz in Rennes<br />

sagte die Gewinnerin etwas, andas es<br />

sich aus aktuellem Anlass zu erinnernlohnt.<br />

„Wir stehen für ehrlichen Fußball. Wir stehenschnell<br />

auf, wir schauspielernnicht viel,<br />

wir diskutieren nicht lange.“ Sie antwortete<br />

ehrlich auf eine Frage zu den Unterschieden<br />

zum Männerfußball. Eine Aktivistin im<br />

Kampf um Gleichberechtigung ist die junge<br />

Frau vomBodensee eher nicht.<br />

Und gerade deshalb ergänzt ihr Beitrag<br />

vorzüglich die Forderungen einer Megan Rapinoe,<br />

die nicht damit zufrieden ist, wenn<br />

derWeltverband in den nächsten Jahren eine<br />

Milliarde Dollar in die Förderung des<br />

Frauen- und Mädchenfußballs investiert<br />

und eine Verdopplung des Preisgelds für die<br />

nächste Frauen-WM 2023 verspricht. Rapinoes<br />

radikale Forderungen nach gleicher Bezahlung<br />

vonMännernund Frauen sind –bezogen<br />

auf die Kräfteverhältnisse im US-amerikanischen<br />

Fußball –nachvollziehbar. Eine<br />

globale Transformation wäre aber töricht,<br />

weil dieses Verlangen die Gesetzeder Markt-<br />

Vor einer Woche behandelten wir die äußeren<br />

Umstände der Krise im Jüdischen<br />

Museum Berlin (JMB), heute geht es um die<br />

inneren Zustände. Dazu erfährt man wenig,<br />

und Staatsministerin Monika Grütters<br />

speiste die Öffentlichkeit mit diesem Satz ab:<br />

„Jetzt heißt es,den Blick nach vornezurichten.“<br />

Ja,wohin denn? Mirerscheint ein Blick<br />

zurück durchaus nützlich.<br />

Die seit 1997 von Gründungsdirektor Michael<br />

Blumenthal geprägte Expansionsära<br />

des Museums war ein Riesenerfolg: Glashof,<br />

Kammermusikfestspiele, Preisverleihungen,<br />

Gründung der Akademie und des Kindermuseums,Blumenthals<br />

unermüdliches Herbeischaffen<br />

vieler Millionen an Spenden und<br />

aus dem Bundeshaushalt.<br />

Diese Phase ist endgültig vorbei. Der2014<br />

berufene, wissenschaftlich hervorragende<br />

Professor Peter Schäfer erwies sich in der<br />

Funktion des Direktors einer großen Institution<br />

als Fehlbesetzung. Misstrauisch oder<br />

uninformiert vermied er Entscheidungen.<br />

Von Anfang an war er schwer erreichbar,<br />

häufig nicht im Haus, schrie gelegentlich<br />

herum, hielt sich an Nebensächlichkeiten<br />

auf, glänzte nicht durch Vorbild und Ideen.<br />

Diese Art der Leitung wirkte lähmend und<br />

zersetzend. Zudem verlieh der Stillstand<br />

dem geschäftsführenden Direktor Martin<br />

Michaelis, seines Zeichens Verwaltungsjurist,<br />

mehr Macht als ihm zusteht.<br />

Mehrheitlich wollte der Stiftungsrat all<br />

das nicht so genau wissen. Man pflegte den<br />

schönen Schein. Schließlich hatten die Mit-<br />

Frauenfußball-WM<br />

Dynamik<br />

im Spiel<br />

Frank Hellmann<br />

hofft, dass der Frauenfußball seine<br />

Bodenständigkeit nicht verliert.<br />

wirtschaft aushebelt. Erst die große und<br />

weltweite Nachfrage nach vielen Spielen im<br />

Männerfußball durch eine unersättliche<br />

Kundschaft, die für Pay-TV, Tickets, Trikots<br />

und neuerdings Wetten wahre Unsummen<br />

ausgibt, macht die Millionen-Exzesse in diesem<br />

Business möglich. Sollte der Frauenfußball<br />

diese Profitgier nachahmen, die jede<br />

Identifikation mit den Klubs unmöglich<br />

macht? Wohl kaum.<br />

Dennoch wirddem sportlichen Fortschritt<br />

auch eine wirtschaftliche Entwicklung folgen,<br />

wenn weltweit die Rekordzahl voninsgesamt<br />

mehr als einer Milliarde Fernsehzuschauern<br />

einschaltet. Die größte Aufmerksamkeit generierte<br />

das Achtelfinale Frankreich gegen<br />

Brasilien: 58,7 Millionen Zuschauer.Mehr als<br />

KOLUMNE<br />

Tohuwabohu<br />

im Jüdischen<br />

Museum Berlin II<br />

Götz Aly<br />

Historiker<br />

glieder dieses Aufsichtsorgans (darunter ich)<br />

Professor Schäfer berufen, nachdem ihn Michael<br />

Blumenthal und Monika Grütters mit<br />

enthusiastischen Worten vorgeschlagen hatten.<br />

Allerdings fiel bereits im vergangenen<br />

Herbst informell die Entscheidung, Schäfers<br />

Vertragnur noch um ein Jahr bis 2020 zu verlängern,<br />

und im Aprildieses Jahres –also vor<br />

dem großen Knall –war eine Findungskommission<br />

eingesetzt worden.<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

35 Millionen waren es in der Heimat der<br />

neuen WM-Rekordtorschützin Marta, die<br />

kurzzeitig sogar Neymar in den Schatten<br />

stellte.Auch in Europa sprengte der Zuspruch<br />

die Erwartungen. In England schalteten in der<br />

Spitze 11,7 Millionen beim Halbfinale gegen<br />

die USA ein –noch mehr als einen Monat zuvor<br />

beim Champions-League-Triumph von<br />

Jürgen Klopp mit dem FC Liverpool.<br />

DieDynamik im Mutterland des Fußballs<br />

ist besonders erdrückend, weil Verband und<br />

Vereine für die Stärkung derFraueneinen (finanz-)kräftigen<br />

Doppelpass spielen. Und<br />

immer mehr renommierte Männer-Lizenzvereine<br />

in ganz Europa, der FC Barcelona, Juventus<br />

Turin und sogar Real Madrid, entdecken<br />

ihre Frauenmannschaften, um zwei<br />

Top-Produkte unter einem Dach anzubieten.<br />

Eine große Chance, denn beide Seiten<br />

können voneinander lernen. Die Frauen<br />

müssen nur darauf verweisen, dass ihr Spiel<br />

schneller und athletischer geworden ist –<br />

und sich damit automatisch dem der Männer<br />

annähert.<br />

Gleichzeitig müssen sie die Unterschiede<br />

herausstellen: auf die authentischen Akteurinnen<br />

verweisen, die nah an der Basis ist, weil<br />

sie sich bereits während der Karriere Gedankendarüber<br />

machen müssen, was später beruflich<br />

zu tun ist. Das Bodenständige sollte<br />

der Frauenfußball soschnell nicht aufgeben.<br />

An der Basis gibt es schon genug Probleme,<br />

Mädchen in Vereine und Zuschauer auf die<br />

Plätze zu locken.Warumeigentlich?<br />

Selbst bei einerWM verliefen Stadionbesuche<br />

in den größten Arenen wie bis zum großen<br />

Finale im Stade deLyon völlig stressfrei,<br />

weil keine volltrunkenen Idiotenrandalierten<br />

oder selbstgerechte Ultras mit Pyrotechnik<br />

hantierten. Das hat am Ende nur die Fifa für<br />

dieÜbergabe desWeltpokals getan.<br />

InWahrheit muss diese Kommission mindestens<br />

zwei Personen vorschlagen: nämlich<br />

den Direktor/die Direktorin und die Programmdirektorin/den<br />

Programmdirektor.<br />

Denn die vom Stiftungsrat 2016 berufene<br />

und seit Februar 2017 tätige höchst kommunikative,<br />

museumserfahrene, niederländisch-jüdische<br />

Programmdirektorin<br />

Léontine Meijer-van Mensch hat das Haus<br />

nach nur 19 Monaten fluchtartig verlassen –<br />

wegen unerträglicher innerer Verhältnisse,<br />

vielfältiger Intriganz und völlig unklaren Zuständigkeiten.<br />

Direktor Schäfer trägt dafür<br />

Verantwortung, allerdings nicht allein. (Mittlerweile<br />

ist noch die Leiterin der Akademie<br />

des JMB abhandengekommen.)<br />

Angesichts der offenkundig gewordenen<br />

Krise berief der Stiftungsrat den exzellenten<br />

Museumsmann Christoph Stölzl als „Vertrauensperson“<br />

für die Zeit des Übergangs.<br />

Eine externe Vertrauensperson braucht man<br />

dort, wo Misstrauen herrscht. Die140 Mitarbeiter<br />

und Mitarbeiterinnen des JMB müssen<br />

jetzt miteinander und mit Stölzl intensiv<br />

reden. Sie kennen die Probleme. Sie haben<br />

Ideen. Sie können die Krise produktiv wenden.<br />

Denn es geht nicht darum, zu einem<br />

„Normalzustand zurückzukehren“, wie Unwissende<br />

fordern, sonderndarum, nach den<br />

Jahren atemberaubender Expansion und anschließender<br />

Desorientierung eine gegenseitig<br />

anregende, gut gelaunte Arbeitsweise<br />

zu entwickeln, die auf das Publikum anziehend<br />

wirkt, in die Stadt und in die Welt ausstrahlt.<br />

Fortsetzung folgt.<br />

„Das Aufwachen ist Teil<br />

eines jeden Albtraums. So<br />

schützt sich unsere Psyche<br />

vor einer vorgestellten<br />

emotionalen Belastung.<br />

Aufwachen ist die ultimativeVermeidungsstrategie.“<br />

Michael Schredl, Traumforscher, imFAZ-Interview<br />

AUSLESE<br />

Das großeDunddie<br />

Bank, die schrumpft<br />

Die Deutsche Bank, Deutschlands<br />

größtes Geldhaus, hat den Abbau<br />

von weltweit rund 18 000 Vollzeitstellen<br />

angekündigt. Bis zum Ende des Jahres<br />

2022 soll die Zahl der Vollzeitstellen von<br />

knapp 91 500 auf etwa 74 000 sinken.<br />

Die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong> schaut kritsich<br />

auf die Umstrukturierungspläne des<br />

Konzernchefs Christian Sewing: „So brutal<br />

er vorgehen möchte, soriskant ist der<br />

Plan für diese Wende.Wenn er Erfolg hat,<br />

steht am Ende im besten Fall eine solide<br />

deutsche Bank –mit kleinem d–,die zwar<br />

Investmentbank bleibt, als Dienstleister<br />

für die europäische Wirtschaft aber zu ihrenWurzeln<br />

zurückkehrt.“<br />

Skeptisch sind auch die Badischen Neuesten<br />

Nachrichten: „Der gigantische Umbau<br />

kostet erst einmal viel Geld. Und die<br />

Mitarbeiter werden nicht zur Ruhe kommen,<br />

wenn bis 2022 ein Fünftel des Personals<br />

gestrichen wird. (...) Erst wenn Sewing<br />

einmal bewiesen haben wird, dass er die<br />

Bank sanieren konnte,wirdauch die Reputation<br />

des Instituts wieder besser sein.“<br />

„Der Weg zurück zur Bescheidenheit<br />

ist richtig“ schreibt die Rheinische Post.<br />

„Gegründet wurde die Bank, um deutsche<br />

Firmen ins Ausland zu begleiten und Privatkunden<br />

zu betreuen. Zu diesen Wurzeln<br />

will Sewing nun zurückkehren. Das<br />

Investmentbanking wirdgestutzt, das Casino<br />

der Bank wirdgeschlossen, die Hochrisikogeschäfte<br />

will man anderen überlassen.<br />

Wichtig wird, dass die Bank diesen<br />

Kurs auch durchhält.“ Bettina Cosack<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Hotel der Stadtmission<br />

quartiertdie AfD<br />

doch noch aus<br />

Seite 12<br />

Mehr Flugziele: Easyjet baut seine Kapazitäten in Tegel aus Seite 12<br />

Weniger Wasser: Brandenburg schränkt Entnahme aus Flüssen ein Seite 13<br />

Stadtbild<br />

Rätselhafter<br />

Pfeifton<br />

Ruth Herzberg<br />

zweifelte zeitweilig an ihrem<br />

Verstand und Gehör.<br />

Eswar wie ein Alptraum, aber es<br />

war kein Alptraum, denn sie war<br />

ja wach. Draußen war es schon beinahe<br />

hell. Wegen der Hitzestand das<br />

Schlafzimmerfenster offen und sie<br />

hörte ihn wieder.Den Pfeifton.<br />

Er schien aus allen Richtungen<br />

gleichzeitig zu kommen. Er war nicht<br />

sehr laut. Manchmal ging er im Rauschen<br />

des Baumes unter, auch ein<br />

vorbeifahrendes Auto konnte ihn<br />

übertönen. Der Mann neben ihr<br />

schlief tief. Er hatte ihr schon mal einenVogel<br />

gezeigt, als sie ihn fragte,ob<br />

er diesen Tonauch hören würde.<br />

Aber der Tonwar da. Er klang wie<br />

ein leichter Tinnitus,aber es war keiner.<br />

Denn wenn sie ins Badezimmer<br />

ging, dessen Fenster sich zur anderen<br />

Seite des Hauses öffneten, dann<br />

hörte sie den Tonnicht. Siehörte das<br />

Pfeifen nun schon seit einer Weile<br />

nachts, aber mittlerweile war es<br />

auch manchmal tagsüber zu vernehmen,<br />

also wenn sie darauf achtete.<br />

Aber sie wollte nicht darauf achten,<br />

jetzt wollte sie ja eigentlich einfach<br />

nur wieder einschlafen. Aber das<br />

Pfeifen störte sie.Sie hatte genug.<br />

Siewollte nicht zu den Menschen<br />

gehören, die permanent ein Geräusch<br />

hören, Menschen, die Mobilfunk,<br />

Radiostrahlung oder Geheimdienstwellen<br />

wahrnahmen. Sie<br />

musste der Sache also auf den Grund<br />

gehen. Sie schaltete den Laptop ein<br />

und googelte: „Pfeifton, Prenzlauer<br />

Berg“. Als sie das Suchergebnis sah,<br />

war sie beruhigt. DenPfeifton gab es<br />

wirklich, er war nicht nur in ihrem<br />

Kopf, sogar das bezirkliche Anzeigenblatt<br />

hatte darüber berichtet.<br />

„Woher kommt der rätselhafte<br />

Pfeifton?“ lautete die Überschrift. Im<br />

zugehörigen Artikel fand sie den Namen<br />

eines Mannes,der dem Phänomen<br />

auf den Grund gegangen war<br />

und dessen Ursache ermittelt hatte.<br />

Ein defektes Heizkesselventil in einem<br />

Haus in der Nachbarschaft. Der<br />

in Bayern lebende Hausbesitzer reagierte<br />

nicht auf Beschwerden. Sie<br />

googelte den Namen des Pfeifton-<br />

Detektivs, fand seine Kontaktdaten<br />

und schrieb ihm eine Mail. Siewollte<br />

den Tonnicht mehr hören müssen.<br />

Wenig später klingelte ihr Handy.<br />

Es war morgens halb sieben. Sietelefonierte<br />

lange mit dem Mann. Er erzählte<br />

ihr,wie er Haus für Haus in ihrer<br />

Straße abgegangen war, umdie<br />

Herkunft des Tones zu ermitteln.Wie<br />

ihn manche für verrückt erklärt hatten.<br />

Denn nicht jeder schien den Ton<br />

hören zu können. Er hatte resigniert.<br />

Aber jetzt hatte sie eine Aufgabe.<br />

Er hatte ihr die Nummer des bayerischen<br />

Hausbesitzers gegeben. Am<br />

Vormittag erreichte sie ihn nicht,<br />

hinterließ aber eine Nachricht. Dann<br />

ging sie zu seinem Haus. Klar und<br />

deutlich schallte das Pfeifen aus dem<br />

Keller. Sie sprach die Inhaber des<br />

Computerladens im Erdgeschoss<br />

des Hauses darauf an. Aber auch sie<br />

konnten oder wollten den Tonnicht<br />

hören. Irritiert machte sie sich auf<br />

den Heimweg. Wenn sie glücklich<br />

bleiben wollte, würde sie den Ton<br />

wohl ab jetzt ignorieren müssen.<br />

Aber wie sollte sie das schaffen? Sie<br />

bemerkte es erst später. Was immer<br />

es auch war. Ihr Anruf, ihre Nachricht,<br />

ihr Gespräch im Computerladen:<br />

Vondiesem Vormittag an hörte<br />

sie das Pfeifen nie wieder.<br />

Wie hoch darf die Miete sein? Wersich unsicher ist, sollte seinen Vertrag überprüfen lassen.<br />

Deutsche Wohnen unterliegt erneut<br />

Gericht sieht in Zusatz-Vereinbarung zum Mietvertrag einen klaren Verstoß gegen Mietpreisbremse<br />

VonUlrich Paul<br />

Die Internetplattform wenigermiete.de<br />

hat vor<br />

dem <strong>Berliner</strong> Landgericht<br />

gegen die Deutsche<br />

Wohnen ein Urteil erstritten, das für<br />

den größten privatenVermieter in der<br />

Stadt zu einem Problem werden<br />

könnte. Die vorliegende Entscheidung<br />

betrifft zwar zunächst nur einen<br />

Einzelfall, doch das Internetportal<br />

spricht bereits von einem Musterurteil.<br />

„Wir betreuen mehrere Mieter<br />

gleichzeitig, bei denen dieser Trick<br />

versucht wurde“, sagt Daniel Halmer,<br />

Rechtsanwalt und Gründer vonwenigermiete.de.<br />

„Wir glauben, dass die<br />

Deutsche Wohnen hier möglicherweise<br />

mit System vorgeht und eine<br />

Abzocker-Masche daraus machen<br />

will.“<br />

In dem vorliegenden Fall geht es<br />

um eine 84,5 Quadratmeter große<br />

Wohnung in Friedrichshain. Dervorgelegte<br />

Mietvertrag sah zunächst nur<br />

eine monatliche Kaltmiete von573,29<br />

Euro vor. Neben diesem Kontrakt unterzeichneten<br />

die Mieter aber noch<br />

eine zweite Urkunde, die als „Nachtrag<br />

zum Mietvertrag“ bezeichnet<br />

wurde. Darin wurden Baumaßnahmen<br />

wie die Verlegung von Mosaikparkett<br />

und vonKüchenbodenfliesen<br />

sowie die Installation eines Handtuchheizkörpers<br />

vereinbart. Durch<br />

den Nachtrag, der wenige Wochen<br />

nach der Anmietung der Wohnung<br />

greifen sollte, erhöhte sich die Miete<br />

auf 716,93 Euro.<br />

Zuviel verlangt<br />

Zuviel, wie die Richter befanden. Zulässig<br />

wäre imvorliegenden Fall wegen<br />

der Mietpreisbremse nur ein Betrag<br />

in Höhe von 507,62 Euro –was<br />

sogar noch weniger ist, als die Deutsche-Wohnen-Tochter<br />

GSW im eigentlichen<br />

Mietvertrag ohne den<br />

Nachtrag haben wollte.<br />

Die Mietpreisbremse sieht vor,<br />

dass die ortsübliche Miete beim Abschluss<br />

eines neuen Mietvertrages<br />

nur um maximal zehn Prozent überschritten<br />

werden darf. DieGSW hatte<br />

in dem Verfahren argumentiert, dass<br />

kein Fall einer unzulässig hohen<br />

Miete vorliege. Vielmehr handele es<br />

sich um eine freie Vereinbarung über<br />

eine Anhebung der bisher geltenden<br />

Miete nach Unterzeichnung des<br />

Mietvertrages.<br />

Die Richter ließen das aber nicht<br />

gelten. Sieverwiesen darauf, dass der<br />

vermeintliche Nachtrag zugleich mit<br />

dem eigentlichen Mietvertrag unterzeichnet<br />

worden sei. Dabei habe allein<br />

der „Nachtrag“ jene Miethöhe<br />

enthalten, die vorher in einem<br />

Exposé zur Wohnung veröffentlicht<br />

worden sei. Im Exposé habe zwar gestanden,<br />

dass die „nach Absprache<br />

möglichen“ Ausstattungsverbesserungen<br />

im Mietpreis bereits berücksichtigt<br />

worden seien. Mit keinem<br />

Wort sei aber die Möglichkeit angeklungen,<br />

dass die Mieter bei einem<br />

Verzicht die Wohnung zu einer geringeren<br />

Miete hätten anmieten können.<br />

Eine entsprechende Absicht<br />

habe auf Seiten des Vermieters „offensichtlich<br />

nie bestanden“, stellen<br />

die Richter fest. So sei am Tagdes<br />

Mietvertragsabschlusses genau die<br />

Miete vereinbart worden, die zuvor<br />

angestrebt worden sei. Dies in einem<br />

„Nachtrag“ zu verstecken, könne nur<br />

als „untauglicher Versuch“ verstanden<br />

werden, die Mietpreisbremse zu<br />

umgehen. Dieser Eindruck werdegestützt<br />

durch die,sodas Gericht, „vermeintlich<br />

geschickte“ Vertragsgestaltung,<br />

nach der die hohe Miete von<br />

716,93 Euro erst ab dem 1.Mai 2017<br />

gezahlt werden sollte, während das<br />

Mietverhältnis schon am 31. März<br />

2017 begonnen habe.<br />

Beider Unterzeichnung des Nachtrags<br />

habe aber weder das Mietverhältnis<br />

schon begonnen noch sei die<br />

Wohnung den Mietern überlassen<br />

worden. Für die Mieter habe am Tag<br />

der Vertragsunterzeichnung die „latente<br />

Drucksituation“ bestanden, bei<br />

Widerstand nicht zum Zuge zu kommen.<br />

Als maßgebliche Miete zu Beginn<br />

des Mietverhältnisses sei der Betrag<br />

in Höhe von716,93 Euro anzusehen.<br />

Dies stelle eine „unzulässige<br />

Überhöhung“ der Miete um 209,31<br />

Euro dar.<br />

„Viele Mieter denken, wenn sie einen<br />

Vertrag von einem großen, bör-<br />

„Viele Mieter denken, wenn sie einen Vertrag<br />

von einem großen, börsennotierten Unternehmen<br />

vorgelegt bekommen, dann muss der<br />

Hand und Fuß haben. So ist es aber nicht.“<br />

Daniel Halmer, Rechtsanwalt und Gründer des Start-ups LexFox,<br />

das die Mieterplattform wenigermiete.de betreibt<br />

DPA/WOLFGANG KUMM; WENIGERMIETE.DE<br />

sennotierten Unternehmen vorgelegt<br />

bekommen, dann muss der Hand<br />

und Fußhaben“, sagt Daniel Halmer.<br />

„So ist es aber nicht. Wir sehen, dass<br />

auch sehr große Unternehmen, die<br />

unter öffentlicher Beobachtung stehen,<br />

ständig neue Versuche unternehmen,<br />

das Mietrechtzuumgehen,<br />

und die Rendite für ihre Anleger auf<br />

Kosten von Mietern weiter zu erhöhen“,<br />

so Halmer.Immer wieder seien<br />

Mieter so verzweifelt, dass sie auf<br />

Wohnungssuche „alles unterschreiben,<br />

was ihnen unter die Nase gehalten“<br />

werde. Das Urteil imvorliegenden<br />

Fall stammt vom August 2018.<br />

Dass erst jetzt darüber informiert<br />

wurde, begründet wenigermiete.de<br />

damit, dass erst jetzt die Kostenfestsetzung<br />

eingetroffen sei.<br />

Die Deutsche Wohnen ist mit<br />

mehr als 100 000 Wohnungen in Berlin<br />

der größte privateVermieter in der<br />

Stadt. Unternehmenssprecherin Manuela<br />

Damianakis verteidigt die zusätzlichen<br />

Vereinbarungen. Das<br />

Landgericht habe nicht die Regelung<br />

aus dem Bürgerlichem Gesetzbuch<br />

(BGB) in Frage gestellt, die solche zusätzlichenVereinbarungen<br />

erlaubt.<br />

Freiwilligkeitbetont<br />

Im Rahmen derNeuvermietung würden<br />

bei der Deutsche Wohnen „alle<br />

Wohnungen in einen technisch einwandfreien<br />

vermietungsfähigen Zustand<br />

versetzt“, so Damianakis. „Bei<br />

der Besichtigung werden wir immer<br />

wieder auf denWunsch nach zusätzlicher<br />

Ausstattung, wie zum Beispiel<br />

Einbauküchen angesprochen.“ Daher<br />

habe man sich entschlossen, „in<br />

vereinzelten Quartieren diesem<br />

Wunsch nach Abschluss des Mietvertrages<br />

auf freiwilliger Basis nachzukommen“,<br />

so Damianakis. „Wenn<br />

Neumieterdies wünschen, haben sie<br />

die Möglichkeit, im Rahmen einer Bemusterung<br />

gemäß ihrer individuellen<br />

Wünsche ihr neues Zuhause mit zu<br />

gestalten.“ Über diese zusätzlichen<br />

Ausstattungsmerkmale werde eine<br />

Modernisierungsvereinbarung getroffen,<br />

die zu einer zusätzlichen<br />

Miete führe. Eine solche Vereinbarung<br />

sei freiwillig. Sie werde auch<br />

Mietern mit bestehenden Verträgen<br />

angeboten.<br />

Kontrolle kann sich lohnen, wie<br />

der vorliegende Fall zeigt. Halmer rät:<br />

„Spätestens nach dem Einzug in die<br />

neue, oft überteuerte Wohnung,<br />

lohnt es sich, noch einmal nachzuprüfen:<br />

Ist esüberhaupt legal, was<br />

man da unterschrieben hat?“<br />

Ulrich Paul<br />

erlebt viel Kreativität bei der<br />

Mietengestaltung in Berlin<br />

NACHRICHTEN<br />

Häftlinge legen zahlreiche<br />

Brände in Gefängnissen<br />

In der Zeit vonJanuar 2015 bis Mai<br />

2019 ist es zu 54 Bränden in <strong>Berliner</strong><br />

Gefängniszellen und einigen anderenzuJustizvollzugsanstalten<br />

gehörenden<br />

Räumen gekommen. Das<br />

geht aus Antworten des Senats auf<br />

zwei Anfragen der AfD hervor. Meist<br />

handelte es sich um Brandstiftung<br />

durch die Häftlinge.Ineinigen Fällen<br />

lösten aber auch defekte Tauchsieder<br />

und vergessene brennende<br />

Kerzen das Feueraus.Den Brand mit<br />

dem höchsten Schaden, rund<br />

115 000 Euro,legte ein Gefangener<br />

am 3. Februar 2018 in Tegel. Der<br />

Mann hatte sich in seiner Zelle verbarrikadiertund<br />

dortein Feuerentfacht.<br />

DasLöschwasser der Feuerwehr<br />

beschädigte auch die darunter<br />

liegenden Stockwerke. (dpa)<br />

Trauerfeier für Hans Wall<br />

in der Parochialkirche<br />

DieTrauerfeier für den Anfang Juli<br />

verstorbenen Unternehmer und Mäzenfindet<br />

am 27. Juli in der Parochialkirche<br />

in Mitte statt. Darauf hat der<br />

Verein Denk mal hingewiesen, den<br />

Hans Wall seit seiner Gründung 2003<br />

unterstützt hat. Wall hat sich unter<br />

anderem für den Wiederaufbau des<br />

Turmsder Parochialkircheinder<br />

Klosterstraße eingesetzt. (BLZ)<br />

Amt lässt Badegewässer<br />

auf Quallen prüfen<br />

Nach Berichten über Quallen in der<br />

HavelinBerlin-Spandau lässt das<br />

Landesamt für Gesundheit und Soziales<br />

(Lageso) das Wasser verstärkt<br />

auch auf die Tiereuntersuchen. „Die<br />

Mitarbeiter des Landeslabores werden<br />

bei den Probeentnahmen auch<br />

nach Quallen suchen“, sagte Lageso-<br />

Sprecherin Silvia Kostne.Das Landeslabor<br />

testet die Qualität der<br />

Badegewässer in der Badesaison regelmäßig.<br />

DieB.Z. hatte am Wochenende<br />

über Quallen in der Bucht<br />

„Bürgerablage“ an der Oberhavel in<br />

Spandau berichtet. (dpa)<br />

Schwangerschaftstest bei<br />

Pandaweibchen Meng Meng<br />

DiePandadame Meng Meng ist erstmals<br />

per Ultraschall auf eine mögliche<br />

Trächtigkeit untersucht worden.<br />

DieBilder hätten aber kein eindeutiges<br />

Ergebnis geliefert, sagte Zoo-<br />

Sprecher Maximilian Jäger.Auch die<br />

tägliche Messung des Schwangerschaftshormons<br />

Progesteron im<br />

Urin habe noch keine eindeutige Information<br />

geliefert. DerUltraschalltest<br />

habe bereits am Freitag stattgefunden.<br />

Weil die Pandas im <strong>Berliner</strong><br />

Zoonoch jung und unerfahren in<br />

Liebesdingen sind, haben Experten<br />

Anfang Aprilnachgeholfen: Meng<br />

Meng wurde künstlich besamt. (dpa)<br />

Sollte Meng Meng trächtig sein, könnte<br />

es noch dieses Jahr Nachwuchs geben. DPA


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />

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Berlin<br />

Friedrichstraße<br />

wird an einigen<br />

Tagen autofrei<br />

Bezirk Mitte hat konkrete<br />

Pläne für Anfang September<br />

VonStefan Kruse<br />

Ein Teil der Friedrichstraße wird<br />

voraussichtlich im September<br />

und im Dezember für einige Tage<br />

autofrei. Entsprechende konkrete<br />

Pläne des Bezirks Mitte,der Senatsverkehrsverwaltung<br />

und von Anrainern<br />

bestätigte Bezirksbürgermeister<br />

Stephan von Dassel am<br />

Montag.<br />

Wie der Grünen-Politiker dem<br />

RBB sagte, soll die Einkaufsmeile<br />

zunächst vom 6.bis 8. September<br />

zwischen Unter den Linden und<br />

Leipziger Straße für Autos gesperrt<br />

werden –auch wenn der zunächst<br />

an diesem Wochenende berlinweit<br />

geplante verkaufsoffene Sonntag<br />

gerichtlich untersagt wurde.<br />

Angedacht ist das zudem in der<br />

Vorweihnachtszeit rund um den<br />

zweiten Advent, dann womöglich<br />

sogar länger als drei Tage. Andem<br />

Wochenende sollen nach bisherigen<br />

Plänen des Senats auch am<br />

Sonntag Geschäfte öffnen dürfen.<br />

In beiden Testläufen sollen Erfahrungen<br />

gesammelt werden für<br />

mögliche weitergehende Lösungen<br />

in den kommenden Jahren.<br />

Für die Aktion im September ist<br />

nach Angaben von Dassels ein<br />

Rahmenprogramm in Vorbereitung.<br />

„Eine Idee ist, jungen <strong>Berliner</strong><br />

Modedesignern die Möglichkeit zu<br />

geben, ihre Kreationen zu präsentieren“,<br />

sagte der Bürgermeister<br />

der Deutschen Presse-Agentur. Als<br />

Termin komme Samstag, der 7.<br />

September,inFrage.<br />

Von Dassel geht davon aus, dass<br />

es am darauffolgenden Sonntag für<br />

Fußgänger, Rad- oder Tretrollerfahrer<br />

auch ohne geöffnete Läden attraktiv<br />

ist, eine Straße ohne Autolärm,<br />

Abgase und Stau zu erleben<br />

und zu nutzen. Auch ohne Einkaufsmöglichkeit<br />

werde das Erlebnis einer<br />

autofreien Stadt möglich sein.<br />

Ein Südsee-Boot für das Humboldt-Forum<br />

Im <strong>Berliner</strong> Humboldt-Forum soll in Zukunft auch ein nachgebautes<br />

Segelboot aus Fidschi stehen. Spediteure lieferten die Einzelteile am<br />

Montag zunächst nach Dahlem, wo bisher die Ethnologische Sammlung<br />

untergebracht ist. „Dort wird das Holz noch einmal konservatorisch<br />

behandelt“, sagte ein Sprecher der Staatlichen Museen. Später<br />

wirddas Boot im Humboldt-Forum zusammengesetzt. DasKulturzentrum<br />

im wiederaufgebauten <strong>Berliner</strong> Schloss auf der Spreeinsel soll in<br />

Etappen ab September 2020 öffnen. Dortwerden unter anderem mehr<br />

Auf die billige Tour<br />

DPA/BRITTA PEDERSEN<br />

als 20 000 Kunstwerke und Gegenstände aus Asien und Afrika, Amerika<br />

und Ozeanien gezeigt. Das etwa elf Meter lange Doppelrumpfboot sei<br />

auf den Inseln Viti Levu und Ogea Levu für das Museum nachgebaut<br />

worden, erklärte der Sprecher.Vorbild sei ein Boot von1913. Kinder sollen<br />

das Schiff kletternd erkunden können. DasBoot –eine sogenannte<br />

Drua –wird eines von insgesamt sechs Südseebooten im Humboldt-<br />

Forumsein. Einige der Südseeschiffe kamen durch Aktionen deutscher<br />

Kolonialisten nach Berlin. (dpa)<br />

Michael Müller will den Preis für die Umwelt-Jahreskarte mehr als halbieren –und löst eine Debatte aus<br />

<strong>Berliner</strong> sollen<br />

künftig mehr<br />

mitreden<br />

Stadtentwicklung: Senat will<br />

Bürger stärker einbinden<br />

Die Menschen in Berlin sollen bei<br />

der Planung neuer Wohnungsbau-,<br />

Verkehrs- und Stadtentwicklungsprojekte<br />

mehr und früher mitreden<br />

dürfen. Auf diese Weise sollen<br />

die Akzeptanz der Vorhaben erhöht<br />

und Konflikte etwa mit Anwohnern<br />

frühzeitig ausgeräumt werden. Den<br />

Rahmen dafür bilden neue Spielregeln<br />

für die Partizipation, die Stadtentwicklungssenatorin<br />

Katrin Lompscher<br />

(Linke) am Montag vorstellte.<br />

Demnach soll die Verwaltung bei<br />

Vorhaben des Landes –etwa einer<br />

neuen Tramlinie, einem neuen<br />

Wohnhaus oder der Umgestaltung<br />

eines Platzes im Kiez –früher über<br />

die Ziele informieren. Sie soll auch<br />

klar und verbindlich definieren, bis<br />

wann Bürger an den Planungen mitwirken<br />

und was sie konkret mitbestimmen<br />

können.<br />

Vorgesehen sind zudem eine zentrale<br />

Anlaufstelle für ganz Berlin sowie<br />

regionale Stellen in den Bezirken,<br />

in denen Bürger, die mitreden<br />

wollen, unterschiedlichste Hilfestellung<br />

bekommen können. Sie sollen<br />

auch die Möglichkeit haben, selbst<br />

ein Beteiligungsverfahren bei Vorhaben<br />

anzuregen, bei denen das zunächst<br />

nicht vorgesehen ist. Eine Regel<br />

besagt, dass die Menschen in jedem<br />

Fall Rückmeldungen erhalten,<br />

was aus ihren Vorschlägen geworden<br />

ist. Die Haushaltsmittel für Partizipation<br />

werden aufgestockt.<br />

Setzt auf Bürgernähe: Stadtentwicklungssenatorin<br />

Katrin Lompscher<br />

DPA<br />

Im Dezember wardie Friedrichstraße<br />

schon mal zwei Stunden autofrei. B. FRIEDEL<br />

Befürworter, zu denen neben<br />

von Dassel mehrere Initiativen sowie<br />

andere Kommunal- und Landespolitiker<br />

gehören, verbinden<br />

mit dem Projekt Friedrichstraße<br />

zwei Ziele: Zum einen – und das<br />

steht im Vordergrund –könnte es<br />

ein Schritt in Richtung autofreie<br />

Stadt und sauberereLuft sein. Ähnliche<br />

Ziele verfolgt auch der Bezirk<br />

Friedrichshain-Kreuzberg mit dem<br />

Modellprojekt einer Begegnungszone<br />

in der Bergmannstraße.<br />

Zum anderen gibt es bei einigen<br />

die Hoffnung, den Handel in der<br />

kriselnden Einkaufsmeile anzukurbeln,<br />

in der Luxusboutiquen<br />

ebenso zum Bild gehören wie leerstehende<br />

Läden. Hier sind aber<br />

nicht zuletzt die Händler selbst<br />

skeptisch.<br />

Die Aktion in diesem Jahr<br />

könnte erst der Anfang sein: Wie<br />

von Dassel weiter ankündigte,<br />

steht voraussichtlich im Mai kommenden<br />

Jahres ein sogenannter<br />

Verkehrsversuch an. Dabei soll genauer<br />

und „gerichtsfest“ erhoben<br />

werden, was eine längere Sperrung<br />

der Friedrichstraße im Hinblick auf<br />

Verkehrsströme und Unfallhäufigkeit<br />

bringen würde. „Und dann<br />

muss man, glaube ich, nächsten<br />

Sommer überlegen, was man langfristig<br />

tut“, sagte von Dassel dem<br />

RBB. (dpa)<br />

Die Idee des Regierenden<br />

Bürgermeisters Michael<br />

Müller (SPD), eine Jahreskarte<br />

für Busse,Trams<br />

und U-Bahnen für 365 Euro im Jahr<br />

anzubieten, stößt bei den Grünen<br />

auf Skepsis, bei der Opposition auf<br />

Kritik.<br />

Müller hatte bei einer Diskussionsrunde<br />

der Neuen Zürcher <strong>Zeitung</strong><br />

in der Schweiz angekündigt:<br />

„Ich will Schritt für Schritt auch das<br />

Ziel verfolgen, ein Jahresticket für<br />

den öffentlichen Personennahverkehr<br />

für 365 Euro anbieten zu können.“<br />

Vorbild sei die Stadt Wien,<br />

sagte Müller in der Gesprächsrunde<br />

mit seinen Amtskollegen aus Wien<br />

und Zürich.<br />

„Der Vorschlag kommt überraschend“,<br />

sagte Harald Moritz, verkehrspolitischer<br />

Sprecher der Grünen,<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Bisher sei<br />

über das 365-Euro-Ticket nicht konkret<br />

gesprochen worden. „Ich werte<br />

das als erstenVorschlag der SPD,darüber<br />

zu beraten.“ Vorallem mit Blick<br />

auf die Kosten ist Moritz skeptisch:<br />

DasTicket koste dann nur noch halb<br />

so viel wie zurzeit, die BVG aber<br />

brauche das Geld. „Die Differenz<br />

muss irgendwie reinkommen –erstmal<br />

müsste sie dann also aus dem<br />

Steuertopf gezahlt werden“, so Moritz.<br />

Er gehe allerdings davon aus,<br />

dass die Gelder für Müllers Vorstoß<br />

noch nicht im Haushaltsentwurf<br />

eingeplant seien, der in der nächsten<br />

Woche vorgelegt werden soll.<br />

Die Grünen und Linken, Koalitionspartner<br />

der SPD, haben außerdem<br />

andere Pläne für den Öffentlichen<br />

Nahverkehr, die einander gleichen:<br />

Beide wollen eine monatliche<br />

Summe von allen <strong>Berliner</strong>n kassieren,<br />

die dann ohne Ticket BVG fahren<br />

dürfen. Die Grünen nennen ihr<br />

Modell „Solidarische Umlage Finanzierung“<br />

und wollen das ticketfreie<br />

Für einen Euro am Tagdurch die Stadt: 365 Euro soll die Jahreskarte kosten. IMAGO IMAGES<br />

Berlin: Die Umweltkarte des<br />

Verkehrsverbunds Berlin-<br />

Brandenburg für das <strong>Berliner</strong><br />

Stadtgebiet kostet bislang<br />

761 Euro im Jahr.Von August<br />

an bekommen Azubis die<br />

Jahreskarte für 365 Euro.<br />

Fahren zeitlich begrenzen –zuStoßzeiten<br />

von7bis 10 Uhrmorgens zum<br />

Beispiel soll es nicht möglich sein.<br />

DieLinken nennen ihr Modell „Öffi-<br />

Flatrate“ und verzichten auf zeitliche<br />

Begrenzungen.<br />

Alle Möglichkeiten werden zurzeit<br />

von der Senatsverkehrsverwaltung<br />

in einer Studie geprüft und berechnet<br />

– die Ergebnisse werden<br />

nach Auskunft der Verwaltung allerdings<br />

noch einige Zeit auf sich wartenlassen.<br />

DieCDU bewertet MüllersVorhaben<br />

als „interessant“, aber unrealis-<br />

STÄDTE-VERGLEICH<br />

Wien: In der österreichischen<br />

Hauptstadt ist die<br />

Jahreskarte seit dem Jahr<br />

2012 für 365 Euro zu haben.<br />

Vorder Tarifänderung kostete<br />

die Jahreskarte in Wien<br />

449 Euro.<br />

Bonn: In der einstigen Bundeshauptstadt<br />

und in Reutlingen<br />

laufen aktuell Testphasen<br />

mit 365-Euro-Karten.<br />

Finanziertwird das<br />

Ganze mit Hilfe vonBundeszuschüssen.<br />

tisch: „Anders als in Österreichs<br />

Hauptstadt ist unser Nahverkehr leider<br />

unterfinanziert“, teilte die Partei<br />

mit. Es fehlten Fahrzeuge, die Takte<br />

seien auf einigen U-Bahn-Linien<br />

deswegen zuletzt verlängertworden.<br />

„Hier müssen klar die Prioritäten liegen.<br />

Müller müsse klar machen, wie<br />

er seinen Vorschlag finanzieren<br />

wolle. Solange im neuen Doppelhaushalt<br />

keine zusätzlichen Gelder<br />

eingeplant seien, „muss sich Berlins<br />

Regierender Bürgermeister fragen<br />

lassen, wie er die Übernahme des<br />

Wiener Modells finanzieren oder ob<br />

er doch nur Sommertheater spielen<br />

will“, sagte Oliver Friederici, verkehrspolitischer<br />

Sprecher der CDU-<br />

Fraktion.<br />

DieFDP betonte,dass der rot-rotgrüne<br />

Senat erst einmal ein stimmiges<br />

Gesamtkonzept für den ÖPNV<br />

vorlegen solle. Entscheidend seien<br />

außerdem nicht allein die Preise –<br />

sondern auch Sicherheit, Sauberkeit<br />

und ein gutes Angebot.<br />

Die BVG ist der Idee gegenüber<br />

aufgeschlossen, verweist aber auf<br />

begrenzte Ressourcen: „Jede Idee ist<br />

gut, die dazu führt, dass mehr Menschen<br />

den ÖPNV nutzen“, sagte eine<br />

BVG-Sprecherin. Notwendig seien<br />

dann aber auch mehr Personal und<br />

Fahrzeuge. „Das ist eine sehr große<br />

Investition.“<br />

Wien hatte 2012 für Busse und<br />

Bahnen eine Jahreskarte für 365 Euro<br />

eingeführt, jeder zweite Wiener habe<br />

sie im Portemonnaie,bilanzierte das<br />

Beratungsunternehmen Civity in einer<br />

Studie,auf die die BVGamMontag<br />

hinwies. Allerdings sei die Zahl<br />

der Fahrgäste seither nicht stärker<br />

gestiegen als die der Einwohner, es<br />

werde auch nicht weniger Auto gefahren.<br />

In Wien war auch der Rabatt nicht<br />

so stark wie er in Berlin wäre: Vor<br />

2012 kostete die Jahreskarte in der<br />

österreichischen Hauptstadt 449<br />

Euro.Zugleich wurden ab 2012 Gelegenheitsfahrten<br />

deutlich teurer, erläutert<br />

die Studie. Der ÖPNV war<br />

schon vorher gewachsen, während<br />

die Parkgebühren stiegen.<br />

In Deutschland testen derzeit<br />

Bonn und Reutlingen mit Hilfe von<br />

Bundesförderung 365-Euro-Karten.<br />

Diese sollen mehr Menschen dazu<br />

bringen, das Auto stehen zu lassen<br />

und stattdessen Bus und Bahn zu<br />

fahren. Die SPD macht sich wie die<br />

Grünen auch auf Bundesebene dafür<br />

stark. (ann./dpa)<br />

Lompscher sprach von einem<br />

„neuen Kapitel der Bürgerbeteiligung“<br />

in Berlin. Sie zeigte sich überzeugt,<br />

dass mit den neuen Leitlinien<br />

„ein wichtiger Schritt hin zu mehr<br />

Partizipation und damit zu mehr Demokratie<br />

gelingen“ könne.<br />

Erarbeit hat die Spielregeln ein<br />

Gremium aus Fachleuten und interessierten<br />

<strong>Berliner</strong>n. Die Grünen-Abgeordnete<br />

Susanna Kahlefeld verwies<br />

als eine der Beteiligten auf einen<br />

zentralen Punkt: „Viel Konfliktpotenzial<br />

fällt schon mal weg, wenn<br />

die Leute wissen, was los ist, wenn<br />

sie wissen, warum die Bagger rollen<br />

sollen.“ Daher sei es wichtig, sie früher<br />

einzubinden.<br />

Lompscher zufolge entsteht nunmehr<br />

ein Umsetzungskonzept für<br />

die neuen Regeln, die so schnell wie<br />

möglich greifen sollen. Parallel dazu<br />

werden etwa die Anlaufstellen aufgebaut.<br />

Die Regeln sollen zunächst allein<br />

für Projekte des Landes gelten.<br />

Die Bezirke können sich andocken<br />

oder auf dieser Basis eigene Regeln<br />

aufstellen. Lompscher ermutigte<br />

auch private Investoren, das Thema<br />

Partizipation ernst zu nehmen und<br />

sich hier an den Landesregeln zu orientieren.<br />

Bürgerbeteiligung ist in Berlin<br />

zum Beispiel beim Thema Wohnen<br />

ein zweischneidiges Schwert: Einerseits<br />

wird häufig gefordert, angesichts<br />

des Mangels an bezahlbarem<br />

Wohnraum mehr Wohnungen zu<br />

bauen, auch im Rahmen sogenannter<br />

Nachverdichtung im Bestand.<br />

Andererseits rufen solche Vorhaben<br />

teils heftigen Widerstand von<br />

Anwohnern und lokalen Initiativen<br />

hervor, die – mitunter in fortgeschrittenen<br />

Planungsstadien –<br />

mehr Bürgerbeteiligung einfordern.<br />

Dies kann auch Verzögerungen bei<br />

wichtigen Vorhaben zur Folge haben.<br />

(dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 11 *<br />

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Berlin<br />

Easyjet stockt Angebot in Tegel weiter auf<br />

Die Zahl der Passagiere auf dem innerstädtischen Flughafen ist um 28 Prozent gestiegen. Ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht –von „Flugscham“ keine Spur<br />

VonPeter Neumann<br />

Geht da noch was? Da geht<br />

noch was! Obwohl Tegel<br />

seit Jahren als überlastet<br />

gilt, nimmt der Verkehr<br />

weiter zu. In diesem Jahr lag die Zahl<br />

der Passagiere zwischen Januar und<br />

Mai um28,2 Prozent höher als im<br />

selben Zeitraum des Vorjahres, bei<br />

den Starts und Landungen betrug<br />

das Plus 17,8 Prozent –damit hat TXL<br />

seinen Rang als der Flughafen mit<br />

dem stärksten Wachstum gefestigt.<br />

Jetzt hat die britische Gesellschaft<br />

Easyjet angekündigt, dass sie ihr Angebot<br />

in Tegel weiter ausbaut. „Wir<br />

nehmen weitere Ziele in den Flugplan<br />

auf“, kündigte Stephan Erler,<br />

Deutschland-Chef von Easyjet, am<br />

Montag an. Die Zahl der Easyjet-<br />

Flugziele ab Berlin steigt auf 95.<br />

Typisch Tegel! Große Teile des<br />

wichtigsten Flughafens im östlichen<br />

Deutschland wirken wie eine provisorische<br />

Budenstadt, und das Easyjet-Quartier<br />

im Schatten des Towers<br />

ist keine Ausnahme.Esist ein Leichtbau,<br />

der schon etwas mitgenommen<br />

wirkt. Doch er diente bereits jahrelang<br />

Air Berlin, bevor die Airline in<br />

die Insolvenz ging und im Herbst<br />

2017 den Betrieb einstellen musste.<br />

„Refuelling in Progress“ steht an<br />

einer Tür –was wohl heißen soll: Bin<br />

gerade in der Mittagspause. Imgroßen<br />

Crewraum im Erdgeschoss treffen<br />

sich die Besatzungen bei Kaffee<br />

und Wasser zum Briefing. Auf den<br />

Stehtischen zeigen Schilder wie<br />

„OSL“ für Oslo die Flugziele an, was<br />

das Zusammenfinden erleichtert.<br />

Schließlich beschäftigt Easyjet in<br />

Berlin rund 1500 Menschen (alle mit<br />

deutschen Arbeitsverträgen), da<br />

kann nicht jeder jeden kennen.<br />

Die Bahn ist keine Konkurrenz<br />

Während des Winterflugplans, der<br />

ab Oktober gibt, kommen im Crewraum<br />

fünf weitere IATA-Codes dazu,<br />

zum Beispiel BRU für Brüssel, NTE<br />

für Nantes und OSD für Åre Östersund<br />

in Schweden. Auch Funchal auf<br />

Madeira sowie Marsa Alam in Ägypten<br />

werden dann vonTegel aus angesteuert,<br />

während der Schönefelder<br />

Flugplan von Easyjet um Marrakesch<br />

in Marokko erweitertwird.<br />

Erler sitzt im ersten Obergeschoss<br />

des Easyjet-Quartiers. Er wurde in<br />

Gera geboren, doch sein britisch anmutender<br />

Akzent verrät seine thüringische<br />

Herkunft nicht. „Wir sind<br />

sehr zufrieden“, sagt der 32-Jährige,<br />

dessen erster Easyjet-Flug einst vom<br />

Studienort Glasgow nach Berlin<br />

führte.Imlaufenden Finanzjahr,das<br />

Aus dem Stand zum Marktführer in Berlin: ein Easyjet-Flugzeug in Berlin-Tegel. 22 Millionen Passagiere wurden 2018 in Tegel insgesamt gezählt.<br />

im September endet, wird Easyjet<br />

insgesamt rund 90 Millionen Passagiere<br />

befördern –knapp zwei Millionen<br />

mehr als im Finanzjahr davor.<br />

Ein erklecklicher Teil der Kundschaft<br />

nutzt die <strong>Berliner</strong> Flughäfen.<br />

Im vergangenen Finanzjahr, das im<br />

September 2018 zu Ende ging, waren<br />

es 9,4 Millionen – was für einen<br />

Marktanteil von 35Prozent und die<br />

Marktführerschaft in Berlin reichte.<br />

Davonentfielen 4,2 Millionen auf<br />

Tegel, wo Easyjet seit Anfang des vergangenen<br />

Jahres vertreten ist und<br />

mittlerweile 23 orange-weiße Maschinen<br />

stationierthat –mehr als zuvor<br />

Air Berlin. Bis heute hat sich die<br />

Zahl der Easyjet-Passagiere inTXL<br />

auf rund zehn Millionen summiert.<br />

„Wir haben gezeigt,<br />

dass Berlin Potenzial hat.“<br />

Stephan Erler,<br />

Deutschland-Chef der Fluggesellschaft Easyjet<br />

In Schönefeld, wo die Airline ihr Berlin-Engagement<br />

2004 begann, übernachten<br />

zwölf Easyjet-Flugzeuge.<br />

„Wir haben gezeigt, dass Berlin Potenzial<br />

hat“, sagt Erler.Die Flughäfen<br />

der Tourismus-Metropole verzeichnen<br />

mehr Fluggäste, die ihre Reise<br />

außerhalb der Stadt begonnen haben,<br />

als reisende <strong>Berliner</strong>. Inzwischen<br />

kehren Spanier, Italiener,<br />

Franzosen in die Stadt zurück, in die<br />

sie einst als junge Touristen gekommen<br />

waren, erzählt der Easyjet-Manager.<br />

„Lost and Sound: Berlin,<br />

Techno und der Easyjetset“: So heißt<br />

das Buch des Musikjournalisten Tobias<br />

Rapp, der über das damalige<br />

Berlin geschrieben hat. Stephan Er-<br />

IMAGO IMAGES<br />

ler mag den Begriff„Jetset“ allerdings<br />

nicht. Lieber spricht er davon, was<br />

die Airline für Europa geleistet hat:<br />

Sie habe die Neugier angeregt, andere<br />

Länder dieses Kontinents kennenzulernen.<br />

Sechs Easyjet-Ziele ab Berlin liegen<br />

in Deutschland, zuletzt kam<br />

Westerland auf Sylt hinzu. Mit dem<br />

Intercity Express dauert Berlin–<br />

München nur noch knapp vier Stunden,<br />

trotzdem sind die Easyjet-Leute<br />

auch auf dieser Route mit ihren Zahlen<br />

zufrieden. DasAngebot der Bahn<br />

sei „eine Bereicherung, eine Stimulierung“<br />

der Gesamtnachfrage auf<br />

dieser Strecke, aber keine Konkurrenz,<br />

bilanziert Erler. Die Zahl der<br />

Reisen zwischen Berlin und München<br />

habe insgesamt zugenommen.<br />

„Mit dem, was wir in Berlin aufgebaut<br />

haben, sind wir zufrieden“,<br />

stellt der Deutschland-Chef fest. Die<br />

Zahl der innerdeutschen Fluggäste<br />

seinicht gesunken, insgesamt entwickele<br />

sich die Nachfrage erfreulich.<br />

Schlimmer als Lagos und Kabul<br />

Wiepasst das zu der Diskussion über<br />

„Flugscham“, über Emissionen,<br />

über die persönliche Verantwortung<br />

für die Klimakrise? Weiterhin hinterlassen<br />

Flugreisen viel mehr schädliches<br />

Kohlendioxid in der Atmosphäre<br />

als andere Arten der Fortbewegung,<br />

weiterhin sind Bahnreisende<br />

im Vergleich zu Flugreisenden<br />

im Nachteil, weil für Zugfahrten höhere<br />

Steuern fällig werden. Zwar hat<br />

auch die Bahn Sonderangebote ins<br />

Ausland, doch häufig ist das Flugzeug<br />

billiger. „Die Klimadiskussion<br />

geht nicht an uns vorbei“, sagt Erler.<br />

Durch technische Verbesserungen<br />

sei es gelungen, die Kohlendioxid-Emission<br />

pro Kilometer und<br />

Passagier seit 2000 um 32 Prozent zu<br />

senken. Die Flugzeuge seien auch<br />

leiser geworden. Für die Zukunft<br />

werde analternativen Antrieben geforscht<br />

–bis hin zu elektrischen Motoren.<br />

Allerdings: Für große Flugzeuge<br />

gibt es diesen Antrieb nicht.<br />

Durch die dünne Wand im Easyjet-Quartier<br />

dringt Turbinenkrach.<br />

Tegel ist für viele <strong>Berliner</strong> der Flughafen<br />

der Herzen, doch vonFluggästen<br />

aus dem Ausland erhält er schlechte<br />

Noten: nur auf der Straße erreichbar,<br />

überlastet, abgeschabt. Er kenne<br />

Flughäfen wie Lagos, Kinshasa und<br />

Kabul, schreibt ein Schweizer im Bewertungsportal<br />

Skytrax. Tegel lasse<br />

sie„wie Paradiese“ aussehen. Sicherheits-<br />

und Einreisekontrollen seien<br />

ein „Albtraum“, schreibt ein Brite.<br />

„Wir gehen mit einem lachenden<br />

und einen weinenden Auge“, sagt Erler.<br />

Zum einen sei er froh, dass der<br />

Betrieb in TXLfunktioniert, andererseits<br />

freue sich das Team auf das Potenzial<br />

eines neuen Flughafens. Am<br />

BER werde Easyjet im Terminal 1<br />

groß vertreten sein. „Neben der Lufthansa<br />

–oder besser: die Lufthansa<br />

neben uns.“ Um den Flugplan zusammenstellen<br />

zu können, müsse<br />

die Airline sechs bis neun Monate<br />

vorher wissen, ob der BER wirklich<br />

öffnet. Erler ist zuversichtlich: „Wir<br />

bereiten uns auf Oktober 2020 vor.“<br />

Peter Neumann<br />

ist nicht besonders oft mit<br />

dem Flugzeug unterwegs.<br />

Sein Einsatz ist<br />

unbezahlbar.<br />

Deshalb braucht<br />

er IhreSpende.<br />

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12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Die 24<br />

letzten<br />

ihrer Art<br />

Wenige denkmalgeschützte<br />

Litfaßsäulen bleiben stehen<br />

Das Landesdenkmalamt hat die<br />

in Berlin bisher vorhandenen<br />

2548 Litfaßsäulen auf ihren Denkmalwert<br />

überprüft und festgelegt,<br />

dass 24 dieser Säulen Denkmalschutz<br />

genießen. „Diese bleiben als<br />

Zeugnisse der <strong>Berliner</strong> Stadtgeschichte<br />

an Ortund Stelle erhalten“,<br />

teilt Landeskonservator Dr. Christoph<br />

Rauhut mit. Die Bestandsaufnahme<br />

war notwendig geworden,<br />

weil der Senat den Betreibervertrag<br />

mit der Wall AG nicht verlängert<br />

hatte. Sie musste die Säulen abreißen.<br />

Stattdessen errichtet eine Stuttgarter<br />

Firma 1500 neue Säulen –dicker<br />

und künstlich beleuchtet.<br />

Die denkmalwerten Litfaßsäulen<br />

stehen laut Landesdenkmalamt in<br />

Charlottenburg-Wilmersdorf (6),<br />

Kreuzberg-Friedrichshain (5), Mitte<br />

(4), Pankow (3), Reinickendorf (3),<br />

Steglitz-Zehlendorf(2) und Treptow-<br />

Köpenick (1). Sie gehören zu Denkmalbereichen,<br />

etwa Siedlungen und<br />

Wohnprojekten wie an der Karl-<br />

Marx-Allee oder Gartendenkmalen<br />

wie dem Mexikoplatz.<br />

Die älteste dieser Säulen ist vermutlich<br />

die am Hackeschen Markt.<br />

Dabei handelt es sich um eine Blechsäule,<br />

die um 1900 errichtet wurde.<br />

Die jüngste –von 1987 –gehört als<br />

historisierender Nachbau zur Ausstattung<br />

des Nikolaiviertels. (BLZ)<br />

Nur 24 dieser Säulen erhalten Denkmalschutz<br />

und bleiben stehen. DPA/BERND SETTNIK<br />

Brücke zu niedrig:<br />

Frauen stürzen<br />

von Floßdach<br />

Touristinnen schwer verletzt<br />

in Kliniken eingeliefert<br />

Auf einer Floßfahrt bei Rahnsdorf<br />

sind am Sonntag zwei Frauen<br />

schwer verletzt worden. Die beiden<br />

waren zusammen mit vier weiteren<br />

Frauen und einem 59-jährigen<br />

Mann, der das Schiff steuerte, auf<br />

dem Alten Spreearm in Richtung<br />

Müggelspree unterwegs.<br />

Zwei der vier Passagiere –Touristinnen<br />

im Alter von55und 68 Jahren<br />

–hielten sich auf dem Dach des Floßes<br />

auf. Vor der Russenbrücke bemerkten<br />

sie, dass sie auch liegend<br />

nicht darunter durchpassen würden.<br />

In Angst versuchten sie,das Dach zu<br />

verlassen. Das gelang ihnen nicht.<br />

Der Bootsführer probierte seinerseits,<br />

das Floß zu stoppen. Das<br />

klappte nicht, sodass es sich mit gebremster<br />

Geschwindigkeit unter der<br />

Brücke hindurchschob.<br />

Die Frauen stürzten vom Dach<br />

auf den Floßboden. Die Ältere verletzte<br />

sich an Beinen, Rumpf und<br />

Kopf, die Jüngereanden Beinen. Sanitäter<br />

brachten die Frauen in verschiedene<br />

Kliniken. (ls.)<br />

Privat sind AfD-Mitglieder im Albrechtshof willkommen, aber nicht als Fraktion und Partei, argumentiertdie <strong>Berliner</strong> Stadtmission als Besitzerin des Hauses.<br />

Im U-Bahn-Streit ist eine Entscheidung in Sicht<br />

Vergabekammer befindet über Rüge eines unterlegenen Bieters. Hängepartie für die Fahrgäste könnte aber weitergehen<br />

VonPeter Neumann<br />

Kein Platz für die AfD<br />

Ein Hotel der Stadtmission storniert kurzfristig Räume. Die Partei wollte sie für eine Pressekonferenz mieten<br />

VonJan Sternberg<br />

Das <strong>Berliner</strong> Hotel Albrechtshof<br />

hat der AfD<br />

kurzfristig die Nutzung<br />

seiner Räumlichkeiten<br />

untersagt. Die Bundestagsfraktion<br />

wollte dorteine Pressekonferenz abhalten<br />

und hatte dazu einen Tagungsraum<br />

angemietet. Das Hotel<br />

im Bezirk Mitte gehört der <strong>Berliner</strong><br />

Stadtmission, die unter anderem in<br />

der Obdachlosen- und Flüchtlingshilfe<br />

engagiertist. Stadtmission-Vorstand<br />

Joachim Lenz erfuhr nach eigenen<br />

Angaben erst am vergangenen<br />

Sonnabend davon, dass die AfD<br />

einer Veranstaltung im Albrechtshof<br />

plante. „Ich wurde auf der Seebrücken-Demonstration<br />

angesprochen“,<br />

berichtet Lenz der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland).<br />

Lenz war einer der Redner auf der<br />

Kundgebung, die sich für Seenotrettung<br />

im Mittelmeer einsetzt. Am<br />

Montag wies er den Albrechtshof an,<br />

die für 14 Uhrangesetzte Pressekonferenz<br />

abzusagen. Die AfD wollte<br />

eine parteieigene TV-Dokumentation<br />

mit dem Titel „Dieselmord im<br />

Ökowahn“ zeigen. Sie ist Teil einer<br />

neuen Öffentlichkeits-Strategie der<br />

AfD, mit selbst produzierten Filmen<br />

und Clips Themen zu setzen.<br />

Es sei nicht Aufgabe des Hotels,<br />

die Inhalte der AfD zu verbreiten,<br />

sagte die Hotelmanagerin laut einer<br />

AfD-Pressemitteilung. Fraktionsvize<br />

Peter Felser erklärte dazu: „Vor dem<br />

Hintergrund dieser kurzfristigen Absage<br />

ist klar,dass wir die Strategie einer<br />

Gegenöffentlichkeit konsequent<br />

weiterverfolgen müssen.“<br />

Erst vor wenigen Wochen hatte<br />

die Stadtmission über den Umgang<br />

mit Gästen von der AfD diskutiert.<br />

Hintergrund war ein Abend im hauseigenen<br />

Restaurant, bei dem AfD-<br />

Fraktionschefin Alice Weidel in einer<br />

größeren privaten Runde zu Gast<br />

war.AndereRestaurantgäste,darunter<br />

Vertreter der Arbeitsgruppe Migration<br />

der evangelischen Kirche,<br />

fühlten sich gestört und verließen<br />

das Lokal.<br />

Daraufhin lud die Stadtmission<br />

zur Diskussionsrunde mit einem<br />

pensionierten Geistlichen und den<br />

Berlins U-Bahn braucht dringend<br />

mehr neue Züge. Die Fahrzeugflotte<br />

ist im Durchschnitt mehr als<br />

28 Jahre alt, die Zahl der Fahrgäste<br />

und der Bedarf anweiteren Bahnen<br />

steigt seit Jahren. Zwar liegt ein Auftrag<br />

für bis zu 1500 neue Wagen bereit,<br />

der an Stadler Pankow gehen<br />

soll. Der Aufsichtsrat hat ihn im Mai<br />

abgesegnet. Allerdings dürfen die<br />

<strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe (BVG) ihn<br />

nicht absenden, weil der Mitbewerber<br />

Alstom bei der Vergabekammer<br />

eine Nachprüfung beantragt hat.<br />

Nun ist eine Entscheidung in Sicht.<br />

Doch die Hängepartie für die U-<br />

Bahn-Nutzer könnte weitergehen.<br />

Nach Informationen der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> will die Vergabekammer am<br />

26. Juli über den Antrag des französischen<br />

Schienenfahrzeugherstellers<br />

entscheiden. Dabei handelt es sich<br />

um eine Einrichtung der Senatsverwaltung<br />

für Wirtschaft, Energie und<br />

Betriebe. Deren Senatorin Ramona<br />

Pop bestätigte, dass die Entscheidung<br />

Ende Juli fallen soll. Normalerweise<br />

ist die Vergabekammer gehalten,<br />

über Nachprüfungsanträge binnen<br />

fünf Wochen zu befinden. Doch<br />

in diesem Fall handele es sich um ein<br />

„komplexes Verfahren“, das zudem<br />

für die Stadt überaus wichtig sei,<br />

teilte die Grünen-Politikerin mit.<br />

Dass es sich auch um ein politisch<br />

sensiblesVerfahren handelt, zeigt die<br />

große Zahl beteiligter externer Juristen.<br />

Dem Vernehmen nach hat der<br />

Senat unter anderem die <strong>Berliner</strong><br />

Rechtsanwaltskanzlei Müller-Wrede<br />

&Partner, zuderen Schwerpunkten<br />

das Vergaberecht gehört, beauftragt.<br />

Heftige Kritik an der BVG<br />

Auch das Landesunternehmen BVG<br />

lässt sich von Anwälten beraten und<br />

vertreten, deren Zahl Berichten zufolge<br />

immer weiter gestiegen ist.<br />

Größtmögliche Rechtssicherheit –<br />

das war das Ziel, das BVG-Chefin Sigrid<br />

Nikutta ausgegeben hatte. Doch<br />

es gab bereits heftige Kritik.<br />

Dem Vernehmen nach kam sie<br />

vorallem vonSiemens und Bombar-<br />

Mitarbeitern von Hotel und Restaurant.<br />

Am Ende stand ein Ergebnis:<br />

Man werde AfD-Politiker wie jeden<br />

anderen privat bewirten.„Wir möchten<br />

allen Gästen, unabhängig von<br />

Herkunft, Glauben, Geschlecht, sexueller<br />

Orientierung oder politischer<br />

Überzeugung, mit der gleichen<br />

Freundlichkeit und Wertschätzung<br />

begegnen. Dies gilt auch gegenüber<br />

Menschen, die diese Wertenicht tei-<br />

„Die <strong>Berliner</strong> Stadtmission heißt die AfD und<br />

ihre ausgrenzenden Positionen gewiss nicht<br />

willkommen. Aber FrauWeidel kriegt bei uns einen<br />

Kaffee und Herr Gauland ein Mittagessen.“<br />

Joachim Lenz,<br />

Vorstand der <strong>Berliner</strong> Stadtmission<br />

len“, schrieb die Stadtmission in einer<br />

Erklärung.<br />

Vorstand Joachim Lenz ergänzte<br />

auf Facebook: „Die <strong>Berliner</strong> Stadtmission<br />

heißt die AfD und ihre ausgrenzenden<br />

Positionen gewiss nicht<br />

willkommen. Aber FrauWeidel kriegt<br />

bei uns einen Kaffee und Herr Gauland<br />

ein Mittagessen. Unser Gewinn<br />

fließt in Hilfsangebote, unter anderemfür<br />

Flüchtlinge.“<br />

dier, die sich ebenfalls an der größten<br />

Fahrzeugausschreibung in der<br />

Geschichte der BVGbeteiligt hatten.<br />

Immer wieder seien Anforderungen<br />

verändert worden, sagte ein Beobachter.<br />

Einige Vorgaben seien<br />

nicht nur unüblich, sie würden den<br />

Auftragnehmer auch einem hohen<br />

unternehmerischen Risiko aussetzen.<br />

So möchte die BVG den Angaben<br />

zufolge den Hersteller dazu verpflichten,<br />

mehr als 30 Jahrelang den<br />

zuverlässigen Betrieb der U-Bahnen<br />

zu garantieren. Normal seien Fristen<br />

vonwenigen Jahren. Außer durch die<br />

Lieferung vonErsatzteilen könne der<br />

Hersteller die Instandhaltung nicht<br />

direkt beeinflussen, dafür soll weiterhin<br />

die BVGverantwortlich sein.<br />

Weil Siemens und Bombardier<br />

ihre Bedenken äußerten, wurde das<br />

Konsortium von der BVG aus dem<br />

Verfahren ausgeschlossen –soetwas<br />

sei nicht vorgesehen. WarumAlstom<br />

vor die Vergabekammer gezogen ist,<br />

wurde bisher nicht bekannt. „Zulaufenden<br />

Ausschreibungen äußernwir<br />

uns nicht“, sagte Sprecherin Tanja<br />

CAMCOP MEDIA/A. KLUG<br />

Warumdann jetzt die Ausladung?<br />

Die Grenze sei ganz einfach zu ziehen,<br />

sagt Lenz. Als Menschen sind<br />

die AfD-Vertreter bei den Christen<br />

willkommen, als Fraktion und Partei<br />

nicht. Eine offizielle AfD-Veranstaltung,<br />

zu der in den Albrechtshof geladen<br />

wird, toleriereernicht.<br />

AndereGastwirte haben sich entschieden,<br />

die AfD überhaupt nicht<br />

mehr zu bewirten. Im Mai hatte das<br />

Restaurant „Bocca di Bacco“ an der<br />

Friedrichstraße eine Reservierung<br />

für ein Abendessen nicht angenommen,<br />

an dem Weidel und die AfD-<br />

Parteichefs Alexander Gauland und<br />

Jörg Meuthen teilnehmen sollten.<br />

Fraktionssprecher Christian Lüth<br />

veröffentlichte die Absage beiTwitter<br />

und nannte sie „undemokratisch<br />

und dumm“.<br />

Die Betreiberin eines Festsaals in<br />

Moabit kündigte die Reservierung<br />

zur Europawahl-Party, nachdem sie<br />

von mutmaßlich Linksextremen bedroht<br />

wurde. Die Partei wich nach<br />

Staaken aus – eine dortige Tanzschule<br />

gehört zuden Adressen, die<br />

von der AfD regelmäßig angemietet<br />

werden.<br />

Ende Juni musste die Bundestagsfraktion<br />

wenige Stunden vorAbfahrt<br />

auf ihre inSzczecin geplante<br />

Fraktionsklausur verzichten, nachdem<br />

das gebuchte Hotel wegen angedrohter<br />

Proteste kurzfristig stornierte.<br />

Kampa. Berichten zufolge gehe es<br />

aber offenbar um mehr als eine<br />

bloße routinemäßige Rüge, sondern<br />

um substanzielle Kritik, hieß es.<br />

Hohe Gerichtskosten drohen<br />

MitSpannung wirdnun beobachtet,<br />

wie es weitergeht.Wenn dieVergabekammer<br />

den Antrag zurückweist,<br />

könnte Alstom vors Kammergericht<br />

ziehen. Ob eine solche Beschwerde<br />

die Dinge zügig klären würde, steht<br />

nicht fest. Möglich ist, dass die zuständige<br />

Kammer anstelle eines Urteils<br />

ein Mediationsverfahren vorschlägt<br />

–was die Angelegenheit weiter<br />

in die Länge zöge.ObAlstom den<br />

Rechtsweg beschreitet, dürfte auch<br />

dadurch bestimmt werden, dass wegen<br />

des großen Auftragswerts von<br />

rund drei Milliarden Euro im Fall einer<br />

Niederlage hohe Kosten drohen.<br />

Noch ist also vieles ungewiss.Klar<br />

ist aber: Mit jedem Monat, der vergeht,<br />

wird es unwahrscheinlicher,<br />

dass die ersten Züge 2021 kommen.<br />

Dann sollten 24 Wagen geliefertwerden,<br />

im darauffolgenden Jahr 76.<br />

POLIZEIREPORT<br />

Autoeinbrecher geschnappt.<br />

Ein52Jahrealter Autoeinbrecher ist<br />

in Adlershof auf frischer Tatertappt<br />

worden. Sein Diebesgut: eine Heckenschereund<br />

ein Laubbläser.Zunächst<br />

hatte ein 21-Jähriger den<br />

mutmaßlichen Täter am späten<br />

Sonntagabend am Adlergestell an einem<br />

Lieferwagen entdeckt und seinen<br />

Nachbarn, dem der Wagen gehörte,informiert.<br />

Beide stellten den<br />

Einbrecher,der daraufhin flüchten<br />

wollte.Alarmierte Polizeibeamte<br />

nahmen den 52-Jährigen schließlich<br />

fest. DieBeute wurde sichergestellt.<br />

Fremdenfeindlich beleidigt.<br />

Aufeinem Hinterhof in der Weddinger<br />

Sansibarstraße sind am Sonntagnachmittag<br />

mehrereKinder voneinem<br />

Anwohner fremdenfeindlich<br />

beschimpft worden. Außerdem<br />

wurde eine 31 Jahrealte Frau bedroht.<br />

Anwohner riefen die Polizei.<br />

Beamte nahmen den 61 Jahrealten<br />

Mieter einer Erdgeschosswohnung<br />

fest. Nach der Personalienfeststellung<br />

wurde der alkoholisierte Mann<br />

wieder entlassen. DerStaatsschutz<br />

ermittelt.<br />

Neun Fahrzeuge in Flammen.<br />

Aufeinem Parkplatz in Mitte brannten<br />

in der vergangenen Nacht mehrere<br />

Autos.Ein Anwohner der Caroline-Michaelis-Straße<br />

alarmierte gegen<br />

1.35 UhrPolizei und Feuerwehr,<br />

nachdem er zweimal einen Knall gehörtund<br />

beim Blick aus dem Fenster<br />

die brennenden Wagen entdeckt<br />

hatte.Zunächst brannten in zwei unterschiedlichen<br />

Parkreihen ein<br />

Range Roverund ein VW.Die Flammen<br />

griffen vondem Range Rover<br />

auf einen Mini und einen Audi über<br />

und vondem VW auf zwei BMW,<br />

zwei weitereVWund einen Mercedes.Feuerwehrleute<br />

löschten die<br />

Brände.Anden Fahrzeugen entstand<br />

Totalschaden. DieHöhe des<br />

Schadens ist noch nicht klar.Menschen<br />

waren nach Angaben der Polizeinicht<br />

in Gefahr.Die Polizei geht<br />

vonvorsätzlicher Brandstiftung aus.<br />

Hinweise auf ein politisches Motiv<br />

hat die Polizei zurzeit nicht.<br />

Phantombild des Messerstechers. Die<br />

Polizei fahndet nach diesem Mann. POLIZEI<br />

Fahndung nach Messerstecher.<br />

Mitder Veröffentlichung des Phantombildes<br />

eines Gewalttäters bittet<br />

die Polizei um Mithilfe bei der Fahndung.<br />

Er soll am 1. Aprildieses Jahres<br />

in Rummelsburgeinen 42-Jährigen<br />

mit einem Messer verletzt haben.<br />

DerTäter hatte seinem Opfer in der<br />

Weitlingstraße ins Gesäß gestochen.<br />

Als der 42-Jährige ihn festhielt, stach<br />

der Messerstecher ihm mehrfach in<br />

den Arm. DerSchwerverletzte<br />

musste in einer Klinik operiertwerden.<br />

DiePolizei bittet Zeugen, die<br />

den Mann kennen, sich zu melden.<br />

Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle<br />

entgegen.<br />

Machete gezogen.<br />

In der Helsingforser Straße in Friedrichshain<br />

haben zwei Männer am<br />

Sonntagnachmittag einen 23-Jährigen<br />

attackiert. Er zogeine Machete<br />

aus dem Rucksack und ging auf die<br />

Angreifer los.Die drei Männer flüchteten,<br />

bevor die Polizei eintraf. Der<br />

23-Jährige wurde wenig später gestellt.<br />

Er war der Polizei aufgefallen,<br />

weil er die Machete noch in den<br />

Händen hielt. Beiseiner Festnahme<br />

leistete der betrunkene Mann erheblichen<br />

Widerstand. Er kam wegen<br />

seines psychischen Zustandes in die<br />

Psychiatrie eines Krankenhauses.<br />

Diebeiden anderen Beteiligten entkamen.<br />

(ls.)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 13 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin/Brandenburg<br />

Deutschland im Wasserstress<br />

Noch schlagen die Behörden keinen Alarm, aber sie rufen zu sparsamem Umgang mit dem sensiblen Gut auf. Die Landwirtschaft muss wohl langfristig umdenken<br />

VonUlrikevon Leszczynski<br />

Wasserhahn aufdrehen<br />

–und es kommt nichts<br />

raus? In Deutschland<br />

kennen die meisten<br />

Menschen das bisher nur von Rohrbrüchen<br />

oder Reparaturarbeiten.<br />

Doch im zweiten trockenen Sommer<br />

und nach Hitzerekorden wie zuletzt<br />

im Juni stehen Regionen wie die Lausitz<br />

vor einem Problem: Wenn es<br />

weiter so wenig regnet, könnten<br />

Wasservorräte knapp werden. Für<br />

Deutschland ist das völlig neu.<br />

„Bisher war Wasserstress bei uns<br />

kein relevantesThema“, sagt JörgRechenberg,<br />

Wasserexperte beim Umweltbundesamt<br />

(UBA). „Die auffallend<br />

lang anhaltende Trockenheit im<br />

Sommer 2018 macht aber nicht nur<br />

Wissenschaftlern und Behörden,<br />

sondernauch einer breiten Bevölkerung<br />

bewusst: Wasserknappheit ist<br />

ein Problem oder kann zumindest<br />

eines werden.“ Verteilungsstreitigkeiten,<br />

zum Beispiel zwischen Wasserversorgern<br />

und Landwirtschaft,<br />

sind absehbar.<br />

Sparsam mit Wasser umgehen<br />

Elbe und Oder führen schon vor Beginn<br />

des Hochsommers so wenig<br />

Wasser, dass Sandbänke und Felsen<br />

freiliegen. In Magdeburg konnten<br />

Anfang Juli keine Schiffe mehr festmachen,<br />

in Dresden war Güterverkehr<br />

auf dem Wasser nicht mehr<br />

möglich. In der Lausitz fassen die<br />

Speicher normalerweise 88 Millionen<br />

Kubikmeter Wasserreserven.<br />

Nunsind noch 58 Millionen drin.<br />

In den Landkreisen Oberspreewald-Lausitz,<br />

Spree-Neiße, Cottbus,<br />

Dahme-Spreewald und Elbe-Elster<br />

darf zwischen 6Uhr und 21 Uhr aus<br />

Flüssen und Seen kein Wasser mehr<br />

Ein Stein mit der Aufschrift „Wenn du mich siehst, ist Klimakrise“. Er liegt im Niedrigwasser der Elbe.<br />

gepumpt werden. Dasgelte auch für<br />

den Barnim, sagte der Leiter der Abteilung<br />

Wasser und Boden, Kurt Augustin,<br />

am Montag.<br />

Zwar sei die Trinkwasser-Versorgung<br />

in Brandenburg weiterhin<br />

nicht gefährdet. Allerdings rief das<br />

Ministerium dazu auf, sparsamer<br />

mit Wasser umzugehen. „Es muss in<br />

einer solchen Situation gefragt werden,<br />

ob es wirklich notwendig ist, einen<br />

Golfplatz oder Sportplatz zu berieseln.“<br />

Auch Privatleute sollten<br />

prüfen, ob der Rasen gesprengt werden<br />

und das Auto jede Woche gewaschen<br />

werden müsse. Augustin<br />

sprach von einer angespannten Situation,<br />

die sich in den letzten Tagen<br />

„Die auffallend lang<br />

anhaltende Trockenheit<br />

im Sommer 2018 macht auch einer<br />

breiten Bevölkerung bewusst:<br />

Wasserknappheit ist ein Problem<br />

–oder kann zumindest<br />

eines werden.“<br />

Jörg Rechenberg,<br />

Wasserexperte<br />

beim Umweltbundesamt<br />

DPA/KLAUS-DIETMAR GABBERT<br />

verschärft habe.„In einigen Fließgewässern<br />

befinden wir uns in einer<br />

extremen Niedrigwasserphase.“<br />

Von flächendeckendem Wasserstress<br />

in Deutschland will das Umweltbundesamt<br />

noch nicht sprechen.<br />

DieBundesrepublik habe eine<br />

Süßwasserressource von188 Milliarden<br />

Kubikmetern, sagt Experte Rechenberg.<br />

Damit sei sie, verglichen<br />

mit Südeuropa, reich an Grund- und<br />

Oberflächenwasser. Deutschland<br />

entnehme diesem Vorrat bisher nur<br />

rund 13 Prozent pro Jahr. Von<br />

Knappheit wäre erst bei mehr als<br />

20 Prozent Entnahme die Rede. Regional<br />

kann das aber anders aussehen.<br />

So machen sich die Wasserversorger<br />

mancherorts Sorgen um<br />

Trinkwasser-Reserven. Rasensprenger<br />

verbrauchten bis zu 800 Liter<br />

Wasser in der Stunde, sagt Karsten<br />

Specht, Vizepräsident des Verbands<br />

Kommunaler Unternehmen. Das ist<br />

rund siebenmal so viel wie jeder<br />

Bundesbürger proTag für sich selbst<br />

aus dem Wasserhahn zapft.<br />

Dasspanische Beispiel<br />

Jörg Rechenberg denkt über Sparszenarien<br />

nach. Duschen sei besser<br />

als ein Vollbad. Die meisten Leute<br />

hätten Spararmaturen, zum Beispiel<br />

bei der Toilettenspülung. Viele Bundesbürger<br />

gingen bereits sensibel<br />

mit Wasser um. Doch etwa in Gärten<br />

lasse sich noch Wasser sparen –<br />

durch Gießzeiten am frühen Morgen<br />

oder späten Abend zum Beispiel.<br />

Dann verdunste nicht so viel.<br />

Mit Trinkwasserknappheit rechnet<br />

in Deutschland noch kaum jemand.<br />

Doch bei langer Dürremüsste<br />

die Landwirtschaft umdenken. „Die<br />

Wiederaufbereitung von Brauchwasser<br />

für die Landwirtschaft könnte zu<br />

überlegen sein“, sagt UBA-Experte<br />

Rechenberg. In Spanien, einem der<br />

trockensten Länder Europas, arbeiten<br />

mehr als 3000 Aufbereitungsanlagen,<br />

die 2017 knapp ein Fünftel aller<br />

Abwässer recycelten. Spanien hat zudem<br />

mehr als 900 Meerwasserentsalzungsanlagen.<br />

Oft reicht aber selbst<br />

das nicht.<br />

Regulieren lässt sich der Wasserverbrauch<br />

auch über den Preis. In<br />

Ostdeutschland zeigte sich nach<br />

der Wende ein deutlicher Effekt. Zu<br />

DDR-Zeiten kostete Wasser praktisch<br />

nichts. Als Gebühren dafür<br />

anfielen, sank der Verbrauch rapide.Bis<br />

heute liegt er proKopf unter<br />

dem Niveau von Westdeutschland.<br />

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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />

· ·······················································································································································································································································································<br />

·<br />

Berlin<br />

Der Boss in Berlin:<br />

Bruce Spingsteen bei einem Konzert<br />

in der <strong>Berliner</strong> Waldbühne im Jahr 1993.<br />

Die Welttournee dauerte damals<br />

zwei Jahre, Springsteen spielte<br />

mehr als 100 Konzerte.<br />

IMAGO IMAGES<br />

AmNachmittag des 9. Juli 1995 überrascht<br />

der <strong>Berliner</strong> Radiosender<br />

Fritz seine Zuhörer mit einer ungewöhnlichen<br />

Nachricht. Bruce<br />

Springsteen sei in der Stadt, und er werdeam<br />

Abend ein kleines Live-Konzert geben. Mitten<br />

in Berlin, im Café Eckstein an der Pappelallee<br />

in Prenzlauer Berg.<br />

Es ist ein warmer Sonntag, die Sonne<br />

scheint.Viele Menschen sind in der Stadt unterwegs.<br />

Die Nachricht aus dem Radio verbreitet<br />

sich schnell. Und sotreffen sich am<br />

frühen Abend Hunderte Menschen an dem<br />

Café. Es werden immer mehr, bald ist der<br />

Platz so voll, dass Zuschauer die Pappelallee<br />

blockieren. Autos stoppen. Straßenbahnen<br />

können nicht weiterfahren.<br />

In Jeans und T-Shirt<br />

Bruce Springsteen steht auf einer eigens für<br />

ihn gebauten Bühne im Café, er trägt Jeans,<br />

T-Shirt, spielt Gitarreund singt: „Everybody’s<br />

got ahungryheart...“Die Menschen im Café<br />

und auf der Straße singen laut mit, sie reißen<br />

die Arme hoch und tanzen. Frauen haben<br />

sich auf die Schultern ihrer Männer gesetzt,<br />

damit sie den US-Rockstar besser sehen können.<br />

Große Scheinwerfer erleuchten den<br />

Platz vordem Café in der Dämmerung.<br />

Mankann sich all diese Szenen im Musikvideo<br />

„Hungry Heart“ auf Youtube ansehen.<br />

Springsteen singt von Liebe und Sehnsucht,<br />

Enttäuschung und Einsamkeit. Jeder hat ein<br />

hungriges Herz,heißt es im Refrain.<br />

Erst viele Jahre später wird Bruce Springsteen<br />

in einer amerikanischen Talkshow erzählen,<br />

dass er diesen Song eigentlich für die<br />

Ramones geschrieben habe,doch die hätten<br />

den Song abgelehnt. Für Springsteen erweist<br />

sich das als ein Glücksfall. „Hungry Heart“<br />

erscheint 1980 auf dem Album „The River“<br />

und wird ein großer Hit. Die Single-Auskopplung<br />

schafft es als erster von Springsteens<br />

Songs in die Top10der Single-Charts<br />

in den USA.<br />

15 Jahre später soll es zu dem Song auch<br />

ein Musikvideo geben, denn „HungryHeart“<br />

wird auf einem neuen Album wiederveröffentlicht.<br />

Und Bruce Springsteen wünscht<br />

sich, dass diesesVideo in Berlin gedreht wird.<br />

Hannes Rossacher bekommt den Auftrag,<br />

das Video zu produzieren.<br />

Derösterreichische Regisseur und Musikfilmproduzent<br />

gehört daschon zu den weltweit<br />

erfolgreichsten Künstlern seiner Branche.<br />

Er produziert Fernsehsendungen für<br />

das österreichische und deutsche Fernsehen<br />

sowie etliche Videoclips für die erfolgreichsten<br />

Musiker der Welt: Scorpions,Queen, The<br />

Rolling Stones, David Bowie, Michael Jackson,<br />

Whitney Houston und Frank Zappa. In<br />

Deutschland dreht er Videos für Musiker wie<br />

Marius Müller-Westernhagen, Peter Maffay,<br />

HerbertGrönemeyer,Nina Hagen, DieToten<br />

Hosen und Udo Lindenberg. Später kommen<br />

Videos für Rammstein hinzu.<br />

Hannes Rossacher hat ein sehr gutes Gedächtnis<br />

und ein geordnetes Archiv im Haus.<br />

Darin bewahrt eralle Skizzen, Fotos und Arbeitspapiere<br />

seiner Videoproduktionen auf.<br />

Und soerinnert sich der heute 66-Jährige<br />

noch sehr gut an die <strong>Berliner</strong> Videoproduktion<br />

mit Springsteen vor24Jahren. „InBerlin<br />

herrschte damals eine unheimliche Aufbruchstimmung“,<br />

sagt Rossauer.„Unddiese<br />

Stimmung passte so wunderbar zum Song<br />

,HungryHeart’.“<br />

Hannes Rossauer ist ein freundlicher<br />

Mann mit sanftem Lächeln. SeinWiener Dialekt<br />

wirkt beruhigend. An einem Freitagnachmittag<br />

Anfang Juni sitzt er im Backstage-Bereich<br />

der Mercedes-Benz-Arena in<br />

Friedrichshain. Am Abend spielt Udo Lindenberg<br />

in der ausverkauften Halle vor<br />

13 000 Fans.Rossacher ist der Regisseur dieses<br />

gigantischen Rocktheaterspektakels. Die<br />

große Bühne in der Halle ist schon komplett<br />

aufgebaut, als nächstes folgt der Soundcheck<br />

mit UdoLindenberg und dem Panikorchester.Solange<br />

hat Rossacher Zeit zum Reden.<br />

Er erinnertsich, wie er im Juli 1995 durch<br />

die Stadt gefahren ist auf der Suche nach<br />

den passenden Motiven für das Video. Berlin<br />

ist voller Touristen, Christo hat das<br />

Reichstagsgebäude verhüllt und in Ost-Berlin<br />

verändert sich das Leben der Menschen<br />

rasant.<br />

Die einen leiden an den Folgen der<br />

Wende, sind arbeitslos und enttäuscht, andere,<br />

meist sind es junge Leute,erleben eine<br />

ungewöhnliche Unbeschwertheit mit etlichen<br />

Möglichkeiten. WerLust hat, eröffnet<br />

eine Kneipe oder ein Café. Oder besetzt eine<br />

Wohnung. Die ostdeutschen Behörden<br />

kommen mit den westdeutschen Gesetzen<br />

noch nicht so gut zurecht. Es ist die Zeit<br />

künstlerischer Freiräume. Anarchie,<br />

Techno, Love Parade. Nichts scheint verboten.<br />

Undesgibt viel zu entdecken.<br />

Und sospaziert Bruce Springsteen wie<br />

ein Tourist durch die Stadt. Im Video sieht<br />

man ihn an der East Side Gallery, er besucht<br />

das Kunsthaus Tacheles in der Oranienburger,<br />

schlendert über den Hof. Dort steht ein<br />

ausgeschlachteter Bus, Menschen sitzen<br />

auf dem Dach des Wracks.Springsteen fährt<br />

im Porsche Cabrio durch das Brandenburger<br />

Tor, er spaziert über die Museumsinsel<br />

und durch den Lustgarten in Mitte. Das Video<br />

ist seine Liebeserklärung an diese Stadt<br />

und Hannes Rossacher hat mit „HungryHeart“<br />

ein Zeitdokument dieser Stadt geschaffen.<br />

Mit Bruce Springsteen in der Hauptrolle,inden<br />

Straßen vonOst-Berlin.<br />

Hannes Rossacher kennt den Ostteil der<br />

Stadt seit seiner Kindheit. Er lebt in einem<br />

Internat in Österreich, ein befreundeter<br />

Mitschüler kommt aus West-Berlin. Rossacher<br />

besucht ihn manchmal, dann fahren<br />

die beiden Freunde nach Ost-Berlin. Rossacher<br />

ist 14 Jahre alt. Er wird diese Besuche<br />

nicht vergessen. Und sie helfen ihm bei der<br />

Motivsuche.<br />

Im Video soll es auch Live-Bilder eines<br />

Konzerts mit Bruce Springsteen geben. Ros-<br />

Stadt der<br />

hungrigen<br />

Herzen<br />

Am 9. Juli 1995 gibt US-Rockstar Bruce Springsteen<br />

ein Überraschungskonzert in einem Café in Prenzlauer Berg.<br />

Die Bilder dieses Auftritts gehören zum Video„Hungry Heart“.<br />

Es ist eine Liebeserklärung an das Berlin<br />

der Neunziger Jahre und ein bleibendes Erlebnis<br />

für die beteiligten Künstler<br />

VonStefan Strauß<br />

„Ich hatte noch<br />

nie zuvor so<br />

ein Gefühl gehabt,<br />

an die Hand<br />

genommen und<br />

in kürzester Zeit<br />

ins gelobte Land<br />

geführt zu<br />

werden.“<br />

„Dieser Abend<br />

im Café Eckstein<br />

ist mir nachhaltig im<br />

Gedächtnis<br />

geblieben.<br />

Das Konzert war<br />

überwältigend,<br />

die Atmosphäre<br />

völlig entspannt.“<br />

VOLKMAR OTTO<br />

Bertram Engel, Schlagzeuger, u.a.<br />

bei Peter Maffay und Udo Lindenberg<br />

VOLKMAR OTTO<br />

Pascal Kravetz, Keyboarder, u.a.<br />

bei Peter Maffay und Udo Lindenberg


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 15 *<br />

· ·······················································································································································································································································································<br />

·<br />

Berlin<br />

Ein Foto zur Erinnerung:<br />

Hannes Rossacher (rechts)<br />

und sein Kollege Rudi Dolezal<br />

(links) mit Bruce Springsteen<br />

auf der Museumsinsel.<br />

ROSSACHER<br />

sacher sucht nach einem geeigneten Ort, er<br />

vermutet ihn in Prenzlauer Berg und entdeckt<br />

im Vorbeifahren das Café Eckstein:<br />

ein unsanierter Altbau an einer Straßenecke,<br />

ein Platz ist davor. Das Café hat große<br />

Fenster, sie lassen sich komplett öffnen.<br />

„Ein guter Ort für den Dreh“, sagt Rossacher.<br />

Doch der Wirt vom Eckstein will von<br />

Springsteen erstmals nichts wissen. Er hat<br />

sein Café gerade erst renoviert. Alles ist neu.<br />

Einst wurden dort Butter und Kolonialwarenverkauft,<br />

in der DDR lagerte Kleidung in<br />

den Räumen. Nun ist der Dielenboden geschliffen,<br />

die Wände frisch gestrichen. Den<br />

Tresen haben die Inhaberaus dem Material<br />

eines abgerissenen Hauses gebaut, die Regale<br />

der Barstammen aus großen Industriefenstern.<br />

Nurdie eigens angefertigten Lampen<br />

über dem Tresen funktionieren noch<br />

nicht. Wenn sich Springsteens Techniker<br />

darum kümmern würden, könnten sie das<br />

Lokal als Drehort nutzen, schlägt der Wirt<br />

vor. DasDrehteam sagt zu.<br />

Für zwei Tage mietet die Crew das Lokal,<br />

sie bauen ein Podest über die Treppenstufen<br />

links vomTresen. DaswirdSpringsteens<br />

Bühne. Die Lampen leuchten nun in warmen<br />

Licht, man sieht das im Video.Sie hängen<br />

heute noch im Café.<br />

Hannes Rossacher sagt, Bruce Springsteen<br />

hätten die Dreharbeiten zum Video<br />

„wahnsinnig gut gefallen. Er war sehr begeistert,<br />

er kannte Ost-Berlin ja schon.“<br />

160 000 verkaufte Karten<br />

Ein großer Hit: „HungryHeart“<br />

erschien 1980 und schaffteesin<br />

die Top10der Single-Charts in<br />

den USA.<br />

SONY<br />

Wieder muss Bertram Engel laut lachen<br />

und er wiederholt, weil es für ihn heute immer<br />

noch unfassbar klingt: „Springsteen<br />

fragt mich, was wir spielen wollen! Das war<br />

so unglaublich!“<br />

Das Konzert imCafé Eckstein soll nämlich<br />

nicht nur aus Halbplayback-Aufnahmen<br />

für das Musikvideo „Hungry Heart“ bestehen,<br />

Springsteen will seinen Fans auch musikalisch<br />

etwas Besonderes bieten: ein kleines<br />

Live-Konzert. Deswegen hat er sich die Profi-<br />

Musiker ausgesucht. Neben BAP-Sänger<br />

Wolfgang Niedecken und Schlagzeuger Hartmut<br />

Engel sind der Bassist KenTaylor dabei<br />

und der Pianist Pascal Kravetz, der im Panikorchester<br />

von Udo Lindenberg Keyboard<br />

spielt. Pascal Kravetz hat schon als Kind mit<br />

Udo Lindenberg auf der Bühne gestanden.<br />

Als Zehnjähriger sang er mit Lindenbergden<br />

Antikriegssong „Wozusind Kriege da?“<br />

Für den Auftritt mit Bruce Springsteen<br />

unterbricht Pascal Kravetz im Juli 1995 sogar<br />

seinen Urlaub in Südfrankreich. Er mag<br />

eigentlich keineVideodrehs,sagt er,aber für<br />

einen Auftritt mit Bruce Springsteen gilt<br />

diese Ablehnung natürlich nicht. „Dieser<br />

Abend im Café Eckstein ist mir nachhaltig<br />

im Gedächtnis geblieben“, sagt der 49-Jährige<br />

heute. „Das Konzert war überwältigend,<br />

die Atmosphärevöllig entspannt.“<br />

Am späten Nachmittag besprichtSpringsteen<br />

im Café Eckstein mit den Musikern<br />

das Programm für den Abend. Sie wählen<br />

bekannte Rocksongs aus,Lieder der Rolling<br />

Stones, von Bob Dylan und John Lee Hooker:Jumpin’<br />

Jack Flash schreiben sie auf die<br />

Setliste, ebenso Highway 61 und Knockin’<br />

on Heavens Door. Diese Songs können die<br />

Musiker sofort spielen.<br />

ZumProbender Songs treffen sie sich im<br />

Wohnwagenvon Bruce Springsteen, der neben<br />

dem Café Eckstein parkt. Die Musiker<br />

bringen ihre Gitarren mit, Schlagzeuger<br />

Bertram Engel dreht einen Mülleimer um,<br />

setzt sich darauf und trommelt den Rhythbereitet.<br />

Ich wusste gar nicht, was Springsteen<br />

spielen wird.“ Bertram Engel lacht<br />

ganz laut, als er das erzählt. Denn heute, 24<br />

Jahrespäter,ist diese Storysehramüsant.<br />

Der Schlagzeuger ist heute 61, er hat sich<br />

zu Hannes Rossacher an den schmalen Holztisch<br />

im Catering der Mercedes-Benz Arena<br />

gesetzt. Bertram Engel gehört zum Panikorchester<br />

von Udo Lindenberg. Doch jetzt will<br />

er weitererzählen vom Konzert mit Springsteen.<br />

„Ich habe ihm schüchtern Guten Tag<br />

gesagt“, erzählt er. „Und dann fragt mich<br />

Springsteen, was wir am Abend zusammen<br />

aufder Bühne spielen wollen.“<br />

1981 reist Springsteen zum ersten Malindie<br />

DDR, später bezeichnet er diesen Besuch als<br />

„sehr bedrückend“. Sieben Jahr später folgt<br />

dort sein erstes Konzert. Am 19. Juli 1988<br />

singt Springsteen vorhunderttausenden Zuschauernauf<br />

der Radrennbahn Weißensee.<br />

Es ist das größte Konzert inder DDR-Geschichte,<br />

organisiert von der FDJ. Für sie ist<br />

Springsteen ein Sänger aus der Arbeiterschicht,<br />

ein Kämpfer fürdie Armenund Entrechteten.<br />

160 000 Konzertkarten verkauft<br />

die Jugendorganisation. Fans aus dem ganzenLand<br />

fahren nach Berlin-Weißensee.Alle<br />

stürmen auf die Rennbahn. 250 000 Zuschauer<br />

sollen es an diesem Abend sein,<br />

manche schätzen die Zahl der Besucher sogar<br />

auf 500 000 Fans. „Born in the U.S.A.“<br />

singt Spingsteen. Undruftauf Deutschindie<br />

Menge: „Es ist schön, in Ost-Berlin zu sein.“<br />

Später interpretiert die Cottbusser Band<br />

Sandow dieses Konzert mit den ironischen<br />

Zeilen: „Wir können bis an unsere Grenzen<br />

geh’n, hast du schon mal drüber hinweg geseh’n?<br />

Ich habe 160 000 Menschen geseh'n,<br />

die sangen so schön, die sangen so schön:<br />

Born in the G.D.R....“<br />

Springsteen spielt seit 1972 mit der E<br />

Street Band, er ist ihr Sänger. Doch für den<br />

Videodreh von„HungryHeart“ in Berlin sollen<br />

ihn Musiker aus Deutschland begleiten.<br />

Hannes Rossacher und Wolfgang Niedecken<br />

kümmern sich darum. Den Sänger der Kölner<br />

Gruppe BAP hat Springsteen kurz zuvor<br />

kennengelernt. Niedecken hat ihn für eine<br />

ARD-Dokumentation in den USA interviewt.<br />

Rossacher und Niedecken stellen die<br />

Band für das Video zusammen. Laut Vertrag<br />

gehe es darum, Bruce Springsteen im Halbplayback<br />

zu begleiten. Das heißt, die Musik<br />

kommt vom Band, eingespielt von Springsteens<br />

Originalband. Für das Video wird nur<br />

Springsteens Gesang aus dem Café Eckstein<br />

hinzugefügt. DieMusiker auf der Bühne dort<br />

müssen also nur so tun, als ob sie spielen. Ein<br />

Traumjob,und dann noch mit dem Boss.<br />

So denkt auch Bertram Engel, als ihn ein<br />

Taxi am Nachmittag des 9. Juli 1995 vomLuxushotel<br />

Vier Jahreszeiten im Grunewald abholt.<br />

Dort wohnen Bruce Springsteen, seine<br />

etwa 30 Crewmitglieder und die Musiker<br />

während des Videodrehs in Berlin.<br />

BertramEngel ist damals 38 Jahrealt und<br />

einer der bekanntesten Schlagzeuger des<br />

Landes. Erspielt in den Bands von Udo Lindenbergund<br />

PeterMaffay.Bertram Engel ist<br />

ein großer Fan von Bruce Springsteen. Und<br />

an diesem Sonntag im Juli 1995 wird erihm<br />

zum ersten Mal begegnen. Er freut sich darauf.<br />

Doch dann hörterimRadio desTaxis die<br />

Nachricht auf radio Fritz, dass Bruce Springsteen<br />

an diesem Abend ein Spontankonzert<br />

in Prenzlauer Berg geben wird. „Von einem<br />

Liveauftritt habe ich gar nichts gewusst“,<br />

sagt er.„Ichwar darauf überhaupt nicht vormusmit.<br />

Für ihn wirddieser Abendzum unvergesslichen<br />

Erlebnis, erschwärmt noch<br />

heute davon. „Ich hatte nie zuvor so ein Gefühl,<br />

an die Hand genommen und in kürzester<br />

Zeit ins gelobte Land geführt zuwerden“,sagter.<br />

„Das warwirklich Wahnsinn.“<br />

Das Café Eckstein heißt heute Café Butter.<br />

Werdas Video gesehen hat, erkennt die<br />

Innenausstattung wieder. Doch für Fremde<br />

gibt es nirgendwo einen Hinweis, dass<br />

Bruce Springsteen dort gespielt hat. Keine<br />

Fotos, keine <strong>Zeitung</strong>sartikel. Überhaupt<br />

keine Werbung für irgendwas.Dezentes Design<br />

ohne Markenkunde.<br />

Inhaber Axel Janisch sagt, er wolle keinen<br />

Wallfahrtsort aus seinem Lokal machen.<br />

„Die Fans von Springsteen wissen<br />

doch, dass er hier einmal gespielt hat. Und<br />

das reicht dann auch.“ Der frühere Besitzer<br />

vom Café Eckstein hat ihm von dem Videodreh<br />

mit Springsteen erzählt. Begeistert<br />

klang er nicht.<br />

Manchmal sitzt Niedecken im Café<br />

Auch Axel Janisch ist kein Springsteen-Fan.<br />

Er sagt, der amerikanische Rockmusiker<br />

habe ihn in den Neunzigern überhaupt<br />

nicht interessiert. Da war erMitte 20. „Die<br />

Älteren verbinden mehr mit Springsteen“,<br />

sagt er. Axel Janisch war Punk und Punks in<br />

Ost-Berlin hören Bands aus der Subkultur,<br />

die nennen sich Die anderen Bands. Sandow<br />

gehört dazu und Axel Janisch kann die<br />

Textzeilen aus „Born in the G.D.R.“ zum<br />

Springsteen Konzert in Weißensee sofort<br />

auswendig zitieren.<br />

Manchmal besucht Wolfgang Niedecken<br />

das Café Butter. Ab und zu fragen einige<br />

Gäste,wie es damals war,als Springsteen im<br />

Juli 1995 im Café Eckstein gesungen hat.<br />

VomSpringsteen-Konzertkann Axel Janisch<br />

nicht viel erzählen, aber von der Zeit. „Es<br />

herrschte Aufbruchstimmung“, sagt er. „Es<br />

war eine Zeit des Ausprobierens und der<br />

Freiheit.“<br />

„In Ost-Berlin<br />

herrschte damals<br />

eine unheimliche<br />

Aufbruchstimmung.<br />

Und diese Stimmung<br />

passte so<br />

wunderbar zum<br />

Song ,Hungry<br />

Heart’.“<br />

„Das Café soll<br />

kein Wallfahrtsort<br />

werden. Die Fans<br />

von Bruce Springsteen<br />

wissen,<br />

dass er hier einmal<br />

gespielt hat.<br />

Und das reicht<br />

dann auch.“<br />

VOLKMAR OTTO<br />

Hannes Rossacher, Regisseur<br />

des Videos „Hungry Heart“<br />

THOMAS UHLEMANN<br />

Axel Janisch, Inhaber vom Café Butter,<br />

das früher Café Eckstein hieß


16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />

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Wissenschaft<br />

Bäume<br />

könnten das<br />

Klima retten<br />

Milliarden Hektar Land<br />

müssten bepflanzt werden<br />

Der Klimawandel kann einer Studie<br />

zufolge durch nichts so effektiv<br />

bekämpft werden wie durch Aufforstung.<br />

Die Erde könne ein Drittel<br />

mehr Wälder vertragen, ohne dass<br />

Städte oder Agrarflächen beeinträchtigt<br />

würden, schreiben Forscher der<br />

Eidgenössischen Technischen Hochschule<br />

(ETH) Zürich im Fachmagazin<br />

Science. Die Forscher zeigen auf, wo<br />

auf der Welt neue Bäume wachsen<br />

könnten.<br />

Laut Weltklimarat (IPCC) müssten<br />

für eine Begrenzung der Erderwärmung<br />

auf 1,5 Grad nicht nur die klimaschädlichen<br />

Treibhausgas-Emissionen<br />

begrenzt, sondern auch bis<br />

zum Jahr 2050 rund eine Milliarde<br />

Hektar Land aufgeforstet werden.<br />

„Das ist zweifellos erreichbar“, heißt<br />

es in der Studie.<br />

DieErdeist nach Angaben der Forscher<br />

derzeit von 5,5 Milliarden<br />

Hektar Wald bedeckt. Die Forscher<br />

halten es für möglich, eine Fläche von<br />

zusätzlich 1,7 bis 1,8 Milliarden<br />

Hektar aufzuforsten. Städte und landwirtschaftliche<br />

Flächen haben sie bei<br />

ihrer Berechnung bewusst ausgespart.<br />

Es gehe vor allem um ehemals<br />

intakte, aber heute zerstörte Ökosysteme,<br />

schreiben sie. Besonders viele<br />

Flächen für eine Aufforstung habe<br />

Russland, mit Abstand gefolgt von<br />

den USA, Kanada, Australien, Brasilien<br />

und China.<br />

Stopp der Entwaldung<br />

Dieneuen Wälder könnten 205 Milliarden<br />

Tonnen Kohlenstoff speichern,<br />

wenn sie herangewachsen sind. Das<br />

sind etwa zwei Drittel der 300 Milliarden<br />

Tonnen Kohlenstoff, die seit der<br />

industriellen Revolution durch den<br />

Menschen in die Atmosphäregelangten.<br />

„Wir müssten aber schnell handeln,<br />

denn es wird Jahrzehnte dauern,<br />

bis die Wälder reifen und ihr Potenzial<br />

als natürliche CO 2 -Speicher<br />

ausschöpfen“, sagt Studienleiter Tom<br />

Crowther.<br />

Viele Wissenschaftler gingen in ihren<br />

Berechnungen davon aus, dass<br />

die Baumbedeckung durch den Klimawandel<br />

steige, heißt es in der Studie.<br />

Das stimme zwar für die nördlichenWälder,etwa<br />

in Sibirien. DieBerechnungen<br />

seien aber falsch, denn<br />

die Baumdichte liege dort durchschnittlich<br />

nur bei 30 bis 40 Prozent.<br />

Gleichzeitig gingen tropische Wälder<br />

mit einer Baumdichte von 90 bis<br />

100 Prozent verloren.<br />

„Die Studie setzt neue methodische<br />

Standards,weil sie das Potenzial<br />

der Aufforstung mit hoher räumlicher<br />

Auflösung und mit Hilfe von Methoden<br />

der künstlichen Intelligenz berechnet“,<br />

sagt Felix Creutzig vom<br />

Mercator Research Institute on Global<br />

Commons and Climate Change<br />

(MCC) in Berlin. „Gleichzeitig ist es<br />

aber noch wichtiger,dass erst einmal<br />

die Entwaldung gestoppt wird, speziell<br />

in Brasilien und Indonesien.“<br />

Grundsätzlich betont der Forscher:„DieAufforstung<br />

kann trotz allen<br />

Potenzials nur eine von vielen<br />

Maßnahmen für den Klimaschutz<br />

sein. Eine rasche Abkehr vomfossilen<br />

Wirtschaftsmodell ist notwendig und<br />

kann mit Hilfe eines sektorübergreifenden<br />

CO 2 -Preises am besten erreicht<br />

werden.“ (dpa)<br />

Tropische Wälder haben eine besonders<br />

große Baumdichte. DPA/RALF HIRSCHBERGER<br />

Mit dem Urknall vor etwa13,8 Milliarden Jahren wurde unser Universum geboren. So beschreibt es jedenfalls das kosmologische Standardmodell.<br />

VonMichael Odenwald<br />

Dass sich das Universum<br />

ausdehnt, wissen die Forscher,<br />

seit der US-Astronom<br />

Edwin Hubble 1929<br />

die sogenannte Nebelflucht entdeckte.<br />

Er hatte herausgefunden,<br />

dass sich die Galaxien fast ausnahmslos<br />

von unserer Milchstraße entfernen<br />

–und zwar umso schneller, je<br />

weiter sie weg sind. Genau genommen<br />

erweitert sich der Raum und<br />

trägt dabei die Sterneninseln davon.<br />

Das gleicht dem Teig eines Kuchens:<br />

Wenn dieser im Ofen aufgeht, bewegen<br />

sich eingestreute Rosinen darin<br />

voneinander weg.<br />

Offenbar dehnt sich das All aber<br />

mit zwei Geschwindigkeiten aus: In<br />

der Frühzeit, kurznach dem Urknall,<br />

der vor 13,8 Milliarden Jahren stattfand,<br />

verlief die Expansion deutlich<br />

langsamer als heute. Das ergab sich<br />

aus Messdaten der Raumsonde<br />

„Planck“ der europäischen Raumfahrtagentur<br />

Esa sowie des Hubble-<br />

Weltraumteleskops. Was den Unterschied<br />

verursacht, ist den Forschern<br />

jedoch ein Rätsel. Mitherkömmlicher<br />

Physik lässt sich das nicht erklären.<br />

Grundlage für die Berechnung ist<br />

die sogenannte Hubble-Konstante.<br />

Sie gibt an, mit welchem Tempo das<br />

All auseinanderfliegt. Gemessen wird<br />

sie in Kilometern pro Sekunde und<br />

Megaparsec.Ein Megaparsec umfasst<br />

3,26 Millionen Lichtjahre. Mit jedem<br />

Megaparsec Abstand von der Milchstraße<br />

nimmt die Fluchtgeschwindigkeit<br />

ferner Galaxien also um den ermitteltenWert<br />

zu.<br />

Etwa 74 Kilometer proSekunde<br />

Hubble selbst hatte errechnet, dass<br />

sich eine Galaxie, die 3,26 Millionen<br />

Lichtjahre von uns entfernt ist, in jeder<br />

Sekunde um 500 Kilometer von<br />

uns entfernt. Eine 6,52 Millionen<br />

Lichtjahre entfernte Galaxie dagegen<br />

ist doppelt so schnell. DerWerterwies<br />

sich aber als über siebenmal zu hoch.<br />

Nach dem Start des Hubble-Weltraumteleskops<br />

1990 konnten die Kosmologen<br />

den Fehler auf zehn Prozent<br />

eingrenzen.<br />

Der nächste Schritt erfolgte 2016.<br />

Eine Forschergruppe um den Nobelpreisträger<br />

Adam Riess vonder Johns<br />

Hopkins University in Baltimore,<br />

USA, hatte die Entfernungen zu einzelnen<br />

Sternen gemessen, die sich in<br />

19 Galaxien befinden. Dabei handelte<br />

es sich um veränderliche Sterne –sogenannte<br />

Cepheiden – und Sterne,<br />

die in einer bestimmten Art von Supernova-Explosion<br />

verglühen. Ihre<br />

Das Weltall fliegt auseinander<br />

Und das geht immer schneller.Eine mysteriöse Energie treibt den Prozess voran<br />

Milchstraße: Unsere kosmische<br />

Heimat –das, was wir<br />

nachts als Sternenhimmel sehen<br />

–ist nur einevon wahrscheinlich<br />

Billionen Galaxien<br />

im Universum. Die Milchstraße<br />

besitzt einen Durchmesser von<br />

etwa 100 000 Lichtjahren.<br />

Würfelförmiger Ausschnitt des Universums<br />

absolute Helligkeit ist nahezu konstant,<br />

deshalb gelten sie in der Astronomie<br />

als „Standard-Kerzen“. Durch<br />

Messungen lässt sich ermitteln, wie<br />

schnell sie sich entfernen. Aus den<br />

Daten errechneten Riess und seine<br />

Kollegen 73,02 Kilometer pro Sekunde<br />

und Megaparsec als neuen<br />

Wert für die Hubble-Konstante. Also<br />

nicht 500 Kilometer, wie Hubble berechnet<br />

hatte.<br />

Aber die Forscher um Riess hatten<br />

ein Problem: Ihr Wert wich um fünf<br />

bis neun Prozent vonDaten aus dem<br />

frühen Universum ab. Diese stammen<br />

von der Sonde „Planck“ der europäischen<br />

Raumfahrtagentur Esa.<br />

Sie maß die kosmische Hintergrundstrahlung,<br />

die etwa 380 000 Jahre<br />

nach dem Urknall freigesetzt wurde.<br />

Daraus ergab sich ein Wert von 67,4<br />

Kilometern pro Sekunde und Megaparsec.Die<br />

Diskrepanz lässt nur eine<br />

Schlussfolgerung zu: Im Lauf der Äonen<br />

nahm die Expansionsrate zu, so<br />

dass sich das All heute schneller ausdehnt<br />

als in seiner Urzeit.<br />

Jüngst legte Riess eine weitereStudie<br />

vor, die das Rätsel noch vertiefte.<br />

Mit dem Hubble-Weltraumteleskop<br />

hatte er 70 pulsierende Cepheiden in<br />

EIN GIGANTISCHES NETZWERK<br />

Universum. Die Größe des<br />

gesamten Universums, aus<br />

dem Astronomen Daten erheben,<br />

wird auf einen Durchmesser<br />

vonetwa 90 Milliarden<br />

Lichtjahren geschätzt.<br />

Und es dehnt sich ständig<br />

weiter aus.<br />

Struktur. Die Galaxienhaufen<br />

sind einer Theorie zufolgein<br />

einer netzartigen Strukturangeordnet,verbunden<br />

durch<br />

Gasfilamente.Die Kantenlängedes<br />

würfelförmigen<br />

Ausschnitts unten beträgt 1,5<br />

Milliarden Lichtjahre.<br />

NASA/ESA/E. HALLMAN/UNIVERSITY OF COLORADO/ BOULDER<br />

der Großen MagellanschenWolke beobachtet.<br />

Diese Zwerggalaxie begleitet<br />

die Milchstraße in 162 000 Lichtjahren<br />

Abstand. Der daraus abgeleitete<br />

Wert für die Hubble-Konstante<br />

von 74,03 Kilometern pro Sekunde<br />

und Megaparsec bestätigte das frühere<br />

Ergebnis, mit noch größerer<br />

Messgenauigkeit. DieHoffnung vieler<br />

Astronomen, die Abweichung in den<br />

Messungen könne auf Instrumentenfehlern<br />

oder fehlerhaften Methoden<br />

beruhen, war damit zerstoben. „Der<br />

Unterschied zwischen dem jungen<br />

und dem heutigen Universum<br />

könnte die aufregendste Entwicklung<br />

in der Kosmologie seit Jahrzehnten<br />

sein“, sagt Studienleiter Riess. „Die<br />

Diskrepanz ist gewachsen und lässt<br />

sich jetzt nicht mehr als Zufall abtun.“<br />

Eine Vermutung über die Ursache<br />

der Differenz hegen die Forscher<br />

schon länger: Die mysteriöse Dunkle<br />

Energie könnte das Universum beschleunigt<br />

auseinandertreiben. Tatsächlich<br />

bestehen gerade 4,9 Prozent<br />

der Massen im Universum aus sichtbarer<br />

Materie –also aus Sternen, Galaxien<br />

sowie kosmischem Gas und<br />

Staub –und 26,8 Prozent aus Dunkler<br />

Materie. Der weitaus größte Teil,<br />

nämlich 68,3 Prozent, entfällt jedoch<br />

auf die Dunkle Energie.<br />

DasWesen dieser Energieform ist<br />

nach wie vor unklar. Eskönnte sich<br />

um jene Kraft handeln, die AlbertEinstein<br />

unter der Bezeichnung„Kosmologische<br />

Konstante“ in seine Allgemeine<br />

Relativitätstheorie einfügte<br />

und die wie eine Art Antigravitation<br />

wirkt. Sieist aber unveränderlich und<br />

würde eine gleichmäßige Ausdehnung<br />

des Raums bewirken. Deshalb<br />

steht ein anderes Modell im Vordergrund,<br />

bei dem sich die Stärke der<br />

Dunklen Kraft im Lauf der Äonen ändert.<br />

Dafür sprechen frühere Analysen,<br />

die ergaben, dass die kosmische<br />

Expansion seit etwa fünf Milliarden<br />

Jahren an Tempo gewinnt.<br />

Entwicklung in drei Akten<br />

GETTY<br />

Ende 2018 entwarfen US-Astrophysiker<br />

eine weitereVariante dieser Theorie.<br />

Sie beschreibt die Entwicklung<br />

des Universums in drei Akten. Demnach<br />

gab es eine erste Episode mit<br />

Dunkler Energie kurz nach dem Urknall,<br />

die das Universum schnell expandieren<br />

ließ. Dann folgte eine Abbremsung,<br />

weil sich die Dunkle Energie<br />

abschwächte.Die dritte Phase begann<br />

vor knapp neun Milliarden<br />

Jahren mit einer erneut beschleunigten<br />

Ausdehnung. Die Existenz der<br />

„frühen Dunklen Energie“, glaubt<br />

Riess, könne die Diskrepanz zwischen<br />

den beiden Werten der<br />

Hubble-Konstante bewirken. Er zieht<br />

aber auch noch weit exotischere Erklärungen<br />

in Betracht. So könnte ein<br />

neues subatomares Teilchen, das sich<br />

mit annähernd Lichtgeschwindigkeit<br />

bewegt, den Raum beschleunigt auseinandertreiben.<br />

Es wäre der Dunklen<br />

Materie zuzurechnen. Diese unsichtbareFormvon<br />

Materie,die nicht<br />

aus Protonen, Neutronen und Elektronen<br />

besteht, interagiert womöglich<br />

stärker mit normaler Materie als<br />

bislang vermutet.<br />

Eine Alternative wäre die „Dunkle<br />

Strahlung“. Sie soll aus „Dunklen<br />

Lichtteilchen (Photonen)“ bestehen,<br />

deren Existenz sich aus einigen Theorien<br />

ergibt. Möglicherweise hat sie die<br />

Energiebalance im frühen Universum<br />

gestört. Diese Partikel könnten<br />

einem ganzen verborgenen Bereich<br />

der Materie angehören, der aus vielen<br />

Teilchen besteht. „Unsere überraschende<br />

Entdeckung könnte der<br />

Schlüssel zu diesen mysteriösesten<br />

Komponenten des Universums sein,<br />

die 95 Prozent vonallem ausmachen<br />

und kein Licht aussenden“, konstatiert<br />

Riess. Die Suche nach der Ursache<br />

geht weiter.<br />

Tötung nach<br />

33 000 Jahren<br />

aufgeklärt<br />

Schädel eines Mannes aus<br />

der Steinzeit analysiert<br />

Rund 33 000 Jahre nach dem Tod<br />

eines Mannes haben Forscher<br />

nachgewiesen, dass er wohl Opfer eines<br />

Mordes oder Totschlags wurde.<br />

Dashaben Wissenschaftler um Katerina<br />

Harvati von der Universität Tübingen<br />

anhand eines Schädels aus<br />

dem Jungpaläolithikum herausgefunden.<br />

Die Analysen ergaben, dass<br />

der Mann wahrscheinlich zwei<br />

Hiebe abbekam –womöglich voneinem<br />

Linkshänder, wie das Team im<br />

Fachjournal Plos Oneberichtet.<br />

Der versteinerte Schädel des erwachsenen<br />

Mannes war 1941 bei<br />

Bergbau-Arbeiten in der Höhle Pestera<br />

Cioclovina im südlichen Transsilvanien<br />

in Rumänien entdeckt<br />

worden, zusammen mit Steinwerkzeugen<br />

und Höhlenbär-Fossilien.<br />

Der Schädel weist zwei Brüche auf,<br />

die die Forscher nun unter anderem<br />

im Computertomographen untersuchten.<br />

Außerdem testeten sie an<br />

künstlichen, kugelförmigen Knochenschalen<br />

unterschiedliche Szenarien,<br />

etwa einen Sturzoder herabfallende<br />

Steine,wie die Paläoanthropologin<br />

Harvati mitteilte.<br />

Die Forscher schlossen aus ihren<br />

Analysen, dass die Frakturen nicht<br />

von einem Unfall stammen, sondern<br />

dem Opfer wahrscheinlich von einem<br />

Mitmenschen zugefügt wurden.<br />

Demnach stand derTäter seinem Opfer<br />

wohl gegenüber und versetzte ihm<br />

zwei aufeinanderfolgende Hiebe mit<br />

einem Knüppel oder anderen schlägerförmigen<br />

Gegenstand. Möglicherweise<br />

war er Linkshänder.<br />

Ob es diese beiden Schläge waren,<br />

die den Toddes Mannes zur Folge<br />

hatten, ist den Wissenschaftlern zufolge<br />

nicht sicher zu klären, weil nur<br />

der Schädel gefunden wurde. Damit<br />

sind anderemögliche tödlicheVerletzungen<br />

am Körper nicht nachzuvollziehen.<br />

Verheilt seien die Brüche jedenfalls<br />

nicht –der Mann starb also<br />

nach der Attacke. (dpa)<br />

Transplantation<br />

von Nerven gegen<br />

Lähmung<br />

Ärzte haben Muskeln<br />

wieder Impulse gegeben<br />

Chirurgen haben mehreren querschnittgelähmten<br />

Patienten<br />

durch Nerventransplantationen<br />

wieder zu Arm- und Handbewegungen<br />

verholfen. Sie verwendeten dabei<br />

noch funktionsfähige Nerven,<br />

um gelähmte Muskeln beweglich zu<br />

machen. Die Patienten lernten mit<br />

einer intensiven Physiotherapie im<br />

Zeitraum von zwei Jahren, wieder<br />

selbstständig einige alltägliche Tätigkeiten<br />

zu verrichten, etwa essen<br />

und trinken, Zähne putzen, schreiben,<br />

den Computer benutzen oder<br />

einen Rollstuhl antreiben. Das berichtet<br />

das Team um Natasha vanZyl<br />

von der Organisation Austin Health<br />

in Melbourne im Fachjournal The<br />

Lancet.<br />

Die 13 Patienten mit einem<br />

Durchschnittsalter von 27 Jahren<br />

waren nach einer Halswirbelverletzung<br />

an allen vier Gliedmaßen gelähmt.<br />

Der Fachbegriff dafür lautet<br />

Tetraplegie.„Für Menschen mit Tetraplegie<br />

ist die Verbesserung der<br />

Handfunktion das wichtigste Einzelziel“,<br />

sagte Natasha van Zyl. Voraussetzung<br />

für die Behandlung war,<br />

dass das Rückenmark nicht oberhalb<br />

des sechsten Halswirbels verletzt<br />

war.Dies ermöglichte den Chirurgen,<br />

noch funktionsfähige Nervenstränge<br />

von oberhalb des sechsten<br />

Halswirbels so umzuleiten, dass<br />

sie den gelähmten Armmuskeln wieder<br />

Impulse gaben. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 17 *<br />

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Sport<br />

Ein<br />

neuer<br />

Fußabdruck<br />

Julian Nagelsmann beginnt<br />

mit der Arbeit in Leipzig<br />

VonUllrich Kroemer,Leipzig<br />

Zupackend ist Julian Nagelsmann,<br />

und Details sind ihm wichtig.<br />

Das eint ihn mit seinem Vorgänger<br />

Ralf Rangnick. Als Stürmer Timo<br />

Werner beim Auftakttraining vonRB<br />

Leipzig unter dem neuen Chefcoach<br />

eine Eckfahnen-Stange zertrat, eilte<br />

der 31-Jährige vor etwa 600 Kiebitzeneilig<br />

herbei, um eine neue in den<br />

Rasen zu stecken. Sonst hielt sich der<br />

neue Übungsleiter zum Auftakt eher<br />

dezent im Hintergrund.<br />

Kurz zuvor waren Nagelsmann<br />

und der neue RB-Sportdirektor Markus<br />

Krösche am Cottaweg vorgestellt<br />

worden. Klubboss Oliver Mintzlaff<br />

rief gar „eine neue Zeitrechnung“<br />

aus. Doch so viel Neues ist von Nagelsmann<br />

und vor allem Krösche<br />

nicht zu erwarten. Zentrale Aussage<br />

war vielmehr: Das Erbe Ralf Rangnicks,<br />

der als Red-Bull-Fußball-Supervisor<br />

künftig nur noch berät, wird<br />

nicht angetastet. „Die RB-DNA wird<br />

die Basis sein. Wenn eine Mannschaft<br />

erfolgreich ist, musst du nicht<br />

viel verändern“, sagte Nagelsmann.<br />

Nur Nuancen wie die Variabilität bei<br />

eigenem Ballbesitz wolle er modifizieren.<br />

Nagelsmann erinnerte an die großen<br />

Fußstapfen, die Rangnick hinterlassen<br />

habe,sagte aber auch: „Ich<br />

liebe es,meinen Fußabdruck zu hinterlassen.<br />

RB ist ein sehr junger Klub,<br />

man kann mitgestalten und wirdgehört.“<br />

Gemessen daran, wie forsch,<br />

selbstbewusst und flapsig der gebürtige<br />

Bayer auftreten kann, war sein<br />

Auftritt brav. Statt forschen Ansagen<br />

verpackte Nagelsmann seine Ziele in<br />

Aussagen wie, dass er in seiner vierjährigen<br />

Amtszeit „auch mal etwas<br />

Metallenes“ holen wolle.<br />

Julian Nagelsmann packt an, wenn eine<br />

neue Eckfahnenstange her muss. DPA/WOITAS<br />

Nebenmann Krösche blieb komplett<br />

blass.Dem neuen Sportdirektor<br />

steckte wohl noch der Rummel um<br />

die geplatzte Kooperation mit seinem<br />

vorherigen Klub SC Paderborn<br />

in den Knochen. Antworten auf die<br />

großen Fragen, etwa wie Krösche die<br />

Transferpolitik prägen will und welche<br />

Visionen er hat, gab er ebenso<br />

wenig wie auf konkrete Nachfragen<br />

wie nach Werners Zukunft.<br />

Bis zum Auftakt bei Union bleiben<br />

der neuen sportlichen Führung<br />

sechs Wochen Zeit, um das Team zu<br />

verstärken und auf die Saison vorzubereiten.<br />

Die Brisanz des ersten<br />

Spiels war auch gleich Thema in<br />

Leipzig. Mit Seitenhieb auf die Aussagen<br />

von Union-Manager Oliver<br />

Ruhnert, dass er sich Leipzig nicht<br />

zum Auftakt des Bundesligaabenteuers<br />

gewünscht hatte,sagte Mintzlaff:<br />

„Dasind alle Vereinsverantwortlichen<br />

gefragt, dass man verantwortungsvoll<br />

mit den Themen umgeht.<br />

Das tun wir.“ Per sefreue sich der<br />

RB-Lenker, dass Union nun in der<br />

Bundesliga spiele.„Es ist gut für den<br />

Osten.Wirsehen uns als einVorreiter<br />

in der Bundesliga, jetzt ist noch ein<br />

Klub dazugekommen.“ Für Nagelsmann<br />

hat die Partie auch eine persönliche<br />

Note, weil er auf ein „paar<br />

Ex-Spieler“ treffe wie Grischa Prömel,<br />

„die bei mir in der Jugend gespielt<br />

haben und es jetzt auch in die<br />

Erste Bundesliga geschafft haben.“<br />

Der Mann fürs Grobe<br />

Tony Martin überzeugt bei der Tour de France bislang als Edelhelfer und Zeitfahrspezialist<br />

VonStephan Klemm, Èpernay<br />

An seinem Status und auch<br />

an seinem Spitznamen hat<br />

sich im Laufe der Jahre<br />

nicht viel verändert, erzählt<br />

Tony Martin. Auch nach seinem<br />

Wechsel zur niederländischen<br />

Mannschaft Jumbo-Visma zu Beginn<br />

der Saison werdeerimFeld der<br />

Fahrer weiterhin unter seinem Markennamen<br />

„Panzerwagen“ geführt,<br />

wobei es ja auch an ihm selbst und<br />

seinen Vorstellungen auf dem Rennradliegt,<br />

dass sich an dieser martialischen<br />

Namensgebung vorläufig<br />

nichts ändern wird. Schließlich<br />

drückt sie im Kreis des Pelotons vor<br />

allem Anerkennung aus für das, was<br />

Martin zu leisten imstande ist. Bei<br />

der 106. Tour de France hat er das am<br />

Sonntag beim Teamzeitfahren und<br />

auch am Montag während der dritten<br />

Etappe noch einmal eindrucksvoll<br />

unter Beweis gestellt.<br />

Entscheidender Rhythmus<br />

Der gebürtige Cottbuser Martin, 34<br />

Jahre alt, war am Sonntag die Lokomotive<br />

seines Teams im Kampf gegen<br />

die Uhr, an ihm hat es sich orientiert,<br />

seine Kraft und sein Rhythmus<br />

haben alle mitgezogen, vor allem<br />

Mike Teunissen, den Niederländer<br />

im Gelben Trikot. Am Ende war keine<br />

Mannschaft schneller. Für Jumbo-<br />

Visma war es der zweite Sieg am<br />

zweiten Tour-Tag, nachdem Teunissen<br />

den Auftakt-Sprint am Sonnabend,<br />

ebenfalls in Brüssel, gewonnen<br />

hatte.AmMontag war es wieder<br />

Martin, der bei der schweren Etappe<br />

durch die Départements Nord und<br />

Ardennes das Peloton anführte –und<br />

zwar zunächst 90 von 215 welligen<br />

Kilometern am Stück. Nach einer<br />

kurzen Ruhephase war Martin bald<br />

wieder sehr lange ganz vorne zusehen,<br />

ehe er im Finale abreißen lassen<br />

musste. Das Ziel in Épernay erreichte<br />

er fast eine Viertelstunde<br />

nach dem französischen Tagessieger<br />

Julian Alaphilippe, der mit seinem<br />

beherzten Ausreißversuch erfolgreich<br />

war.Eslag gewiss nicht an Tony<br />

Martin, dass Teunissen sein Gelbes<br />

Trikot dann auch an Alaphilippe weiterreichen<br />

musste, sehr zur Freude<br />

der französischen Fans. Das Terrain<br />

war schlicht zu schwer für den Niederländer.<br />

Martin wiederum spürt die Verantwortung,<br />

die er als wichtigster<br />

Tony Martin führte sein Team zum Sieg beim Mannschaftszeitfahren.<br />

DPA/WOITAS<br />

Große Ambitionen, kleiner Kader<br />

Helfer seiner niederländischen Formation<br />

besitzt, die so erfrischend<br />

den Tourstart belebte: „Ich bin der<br />

Mann fürs Grobe. Ich versuche, die<br />

Säule der Mannschaft zu sein“, sagt<br />

er stolz. Kein Problem sei es für ihn,<br />

in diesem Jahr für die anderen zu<br />

fahren und sich selbst zurückzunehmen.<br />

„Mir macht es auch Spaß, mich<br />

für das Team aufzuopfern.“ Seine<br />

Kollegen schätzen besonders die Anwesenheit<br />

von Martin, seine Dienstleistungen<br />

und Expertise: „Ich<br />

glaube, ich kann sagen, dass die<br />

Mannschaft sich wohler fühlt, wenn<br />

ich dabei bin. Auf mich war immer<br />

Verlass.“<br />

Das ist kein verwegenes oder<br />

übertriebenes Eigenlob, sondern<br />

schlichtweg die Erkenntnis der Zusammenarbeit.<br />

Martin ist viermaliger<br />

Weltmeister im Einzelzeitfahren<br />

–das ist Rekord; er hat bereits fünf<br />

Tour-Etappen gewonnen, drei im<br />

Kampf gegen die Uhr, zwei als Solist.<br />

2015 trug er zudem an drei Tagen das<br />

Gelbe Trikot –aber stets war er eben<br />

vor allem als Helfer angestellt. Am<br />

Sonntag nun feierte er seinen ersten<br />

Team-Erfolg bei der Frankreich-<br />

Rundfahrt. Eine besondere Freude,<br />

zumal dieser Erfolg schon seit dem<br />

ersten Trainingslager im Winter ein<br />

Ziel war.Auch da ist Martin als Helfer<br />

aufgefallen – mit seinem Rat: „Ich<br />

habe dem Team mein Zeitfahr-Wissen<br />

nahegebracht und auch ein paar<br />

Sachen verändert, die mir aufgefallen<br />

sind.“<br />

Neuer Spaß an der Arbeit<br />

Offensichtlich ist, dass sich Martin in<br />

seinem neuen Umfeld sehr wohlfühlt.<br />

Daswar vorher beim Rennstall<br />

Katusha offensichtlich eher nicht der<br />

Fall. Die Umgebung wirkt sich auch<br />

auf den Erfolg aus, daist Martin sicher:<br />

Vorher, bei Katusha, „haben ja<br />

weder ich noch das Team viel gewonnen.<br />

Insofern macht das Radfahren<br />

jetzt deutlich mehr Spaß.“<br />

Zwei Jahrehat Martin, der mit seiner<br />

Verlobten Nina und der kleinen<br />

Tochter Mia, 2, in Kreuzlingen am<br />

Schweizer Ufer des Bodensees lebt,<br />

bei Jumbo-Visma unterschrieben.<br />

Aus seiner Umgebung ist zu hören,<br />

dass danach noch lange nicht<br />

Schluss sein muss. Dafür ist das Gesamtpaket<br />

aus Panzerwagen-Leistung<br />

und allgemeinem Wohlfühlen<br />

derzeit zu stimmig. Die Fortsetzung<br />

soll folgen.<br />

Der FC Bayern präsentiert beim Trainingsauftakt Lucas Hernández und muss seine Transferpolitik erklären<br />

VonMaik Rosner,München<br />

Als Präsentation von Lucas<br />

Hernández war der Termin betitelt<br />

worden, doch es dauerte nicht<br />

lange,bis die drängenderen Themen<br />

beim FC Bayern in den Vordergrund<br />

rückten. Zu den stockenden Transferbemühungen<br />

und den von Manuel<br />

Neuers Berater öffentlich geforderten<br />

Verstärkungen wurde Vorstandschef<br />

Karl-Heinz Rummenigge<br />

ebenso befragt wie zu einem Bericht<br />

der Süddeutschen <strong>Zeitung</strong>, wonach<br />

Trainer Niko Kovac in der Sommerpause<br />

wegen mangelnder Rückendeckung<br />

darüber nachgedacht haben<br />

soll, hinzuschmeißen. Rummenigge,<br />

der seine Skepsis gegenüber<br />

Kovac mehrfach durchblicken gelassen<br />

hatte,tat dies als „Gerücht“ ab.<br />

Der französische Weltmeister<br />

Hernández, 23, für 80 Millionen Euro<br />

von Atlético Madrid als mit Abstand<br />

teuerster Bundesligaspieler der Geschichte<br />

verpflichtet, bekam umgehend<br />

einen Einblick in die Debatten,<br />

die seinen neuenVerein auch am Tag<br />

des Trainingsauftakts beschäftigten.<br />

Dabei fanden sich zu den Leistungstests<br />

und der ersten öffentlichen Einheit<br />

mit dem neuen Assistenztrainer<br />

Hansi Flick nur die sieben Profis<br />

Thomas Müller, Thiago Alcántara,<br />

Javier Martínez, Corentin<br />

Tolisso, Jann-Fiete<br />

Arp, Jérôme Boateng<br />

und Renato Sanches<br />

ein. Davon können allerdings<br />

nur vier als fest<br />

eingeplante Kräfte für<br />

die kommende Saison<br />

eingestuft werden. Bei<br />

Offensivtalent Arp, für<br />

rund drei Millionen<br />

Euro Ablöse vom<br />

Zweitligisten Hamburger<br />

SV geholt, muss abgewartet<br />

werden, ob er<br />

bei Kovac regelmäßig<br />

zum Einsatz kommen<br />

wird. Boateng und Sanches<br />

sollen und wollen<br />

sich noch einen neuen<br />

Verein suchen. Die Nationalspieler,<br />

rund die Hälfte des<br />

Profikaders mit aktuell 17 Feldspielern<br />

und vier Torhütern, steigen erst<br />

am Freitag ins Training ein.<br />

Begonnen hatte die Präsentation<br />

von Hernández imMediensaal der<br />

Münchner Arena mit ein paar Kostproben<br />

seiner Lernfortschritte aus<br />

seinen Deutschstunden. „Servus,ich<br />

bin Lucas“, sagte er bereits mit bayrischem<br />

Einschlag, „ich bin glücklich,<br />

hier zu sein. Ich freue mich auf eine<br />

gute Saison mit dem FC Bayern.Also,<br />

Den ruhenden Ball beherrscht<br />

Lucas Hernández<br />

schon mal. IMAGO IMAGES<br />

pack ma’s!“ Später<br />

sagte Hernández, er sei<br />

ein Spieler „mit viel<br />

Mentalität“ und er<br />

könne ein „Leader“<br />

sein: „Jetzt ist es an mir<br />

zu zeigen, dass die 80<br />

Millionen gut investiert<br />

sind.“ Eingeplant<br />

wird Hernández trotz<br />

seiner vergleichsweise<br />

geringen Körpergröße<br />

von 1,82 Meter als linker<br />

Innenverteidiger<br />

neben Niklas Süle.<br />

Nach seiner Innenband-OP<br />

am rechten<br />

Knie muss Hernández<br />

vorerst noch individuell<br />

trainieren. Auf der<br />

am Montag beginnenden<br />

Werbetour durch die USA hofft<br />

er, ins Mannschafttraining einsteigen<br />

zu können.<br />

Für Rummenigge ist der FC Bayern<br />

„in der Innenverteidigung top<br />

aufgestellt“, auch im europäischen<br />

Vergleich. Neben dem Meister könne<br />

sich die gesamte Bundesliga glücklich<br />

schätzen, dass Hernández verpflichtet<br />

worden sei, befand er. Der<br />

Vorstandschef verwies zudem auf<br />

den Rechts- und Innenverteidiger<br />

Benjamin Pavard, 23, der für 35 Mil-<br />

lionen Euro vom Bundesligaabsteiger<br />

VfB Stuttgart abgeworben worden<br />

war und mit Hernández bei der<br />

WM 2018 den Titel gewonnen hatte.<br />

Dabei erlaubte sich Rummenigge<br />

auch eine kleine Spitzegegen Borussia<br />

Dortmund. BVB-Sportdirektor<br />

Michael Zorc hatte den aus München<br />

zurückgeholten und von Bundestrainer<br />

Joachim Löw ausgemusterten<br />

Mats Hummels als „besten<br />

deutschen Innenverteidiger“ bezeichnet.<br />

Rummenigge sagte nun<br />

mit Blick auf Süle: „Ich bin der Meinung:<br />

Der beste deutsche Innenverteidiger<br />

spielt bei Bayern München –<br />

und übrigens auch in der Nationalmannschaft.“<br />

Bei den anderen Themen der<br />

schon vor dem Trainingsauftakt aufgekommenen<br />

Debatten ging es Rummenigge<br />

darum, zu beschwichtigen.<br />

Die jüngsten Einschätzungen von<br />

Neuers Berater Thomas Kroth, die<br />

Mannschaft des FC Bayern sei international<br />

nicht konkurrenzfähig, seien<br />

dessen Privatmeinung und nicht die<br />

des Torwarts und Kapitäns.„Thomas<br />

Kroth ist nicht das Sprachrohr von<br />

Manuel Neuer in dieser Angelegenheit“,<br />

sagte Rummenigge nach einem<br />

Gespräch mit Neuer. Dennoch sind<br />

sich alle einig, dass die Mannschaft<br />

weiter verstärkt werden muss.<br />

NACHRICHTEN<br />

Brasilien gewinnt die<br />

Copa América gegen Peru<br />

FUSSBALL. Diebrasilianische Nationalmannschaft<br />

hat zum neunten<br />

Maldie Copa América gewonnen.<br />

DieSeleção setzte sich am Sonntag<br />

im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiromit<br />

3:1 (2:1) gegen Peru um<br />

den ehemaligen Hamburger Paolo<br />

Guerrerodurch und sicherte sich die<br />

Südamerikameisterschaft. Für den<br />

Gastgeber trafen Everton (15.), Gabriel<br />

Jesus (47.) und Richarlison (90.)<br />

per Strafstoß. Guerreroverwandelte<br />

für die Peruaner in der 44. Minute einen<br />

Handelfmeter zum zwischenzeitlichen<br />

Ausgleich.<br />

Alba Berlin holt<br />

Collegespieler Mason<br />

BASKETBALL. Alba Berlin hat den<br />

früheren deutschen Nationalspieler<br />

Makai Mason verpflichtet. Der24<br />

Jahrealte Aufbauspieler kommt von<br />

der amerikanischen Baylor University<br />

zum Hauptstadtklub und unterschreibt<br />

einen Zweijahresvertrag,<br />

wie Alba am Montag mitteilte.„Er ist<br />

ein guterWerfer,der gleichzeitig aber<br />

auch sehr gut passen kann und ein<br />

großes Spielverständnis hat“, sagte<br />

Berlins Sportdirektor Himar Ojeda.<br />

Als Meisterschaftszweiter hinter<br />

Champion FC Bayern hatte sich Alba<br />

für die Königsklasse Euroleague qualifiziert.<br />

Weltranglistenerste Barty<br />

scheitertinWimbledon<br />

TENNIS. DieWeltranglistenerste und<br />

French-Open-Siegerin Ashleigh Barty<br />

hat inWimbledon überraschend im<br />

Achtelfinale verloren. DieAustralierin<br />

unterlag der im Ranking auf Position<br />

55 notierten Alison Riske aus den USA<br />

6:3, 2:6, 3:6. Für Bartywar es die erste<br />

Niederlage nach zuvor 15 Siegen in<br />

Serieauf derWTA-Tour.ImViertelfinale<br />

trifft Riske auf ihreLandsfrau SerenaWilliams.Die<br />

23-fache Grand-<br />

Slam-TurniersiegerinWilliams gewann<br />

überzeugend in zwei Sätzen gegen<br />

die Spanierin Carla Suarez<br />

Navarromit 6:2, 6:2.<br />

ZAHLEN<br />

Radsport<br />

Tour de France<br />

3. Etappe Binche/Belgien -Épernay/Frankreich<br />

(215,00 km): 1. Julian Alaphilippe (Frankreich)<br />

-Deceuninck-Quick-Step 4:40:29 Std.; 2.<br />

Michael Matthews (Australien) -Team Sunweb +<br />

26 Sek.; 3. Jasper Stuyven (Belgien) -Trek -Segafredo;<br />

4. Greg VanAvermaet (Belgien) -CCC Team;<br />

5. Peter Sagan (Slowakei) -Bora-hansgrohe; 6.<br />

Matteo Trentin (Italien) -Mitchelton-Scott; 7.<br />

SonnyColbrelli (Italien) -Bahrain-Merida; 8.<br />

Xandro Meurisse (Belgien) -Wanty-Gobert; 9.<br />

Wout vanAert(Belgien) -Team Jumbo; 10. Thibaut<br />

Pinot (Frankreich) -Groupama-FDJ<br />

Gesamtwertung: 1. Julian Alaphilippe (Frankreich)<br />

-Deceuninck-Quick-Step 9:32:19 Std.; 2.<br />

Wout vanAert(Belgien) -Team Jumbo +20Sek.;<br />

3. StevenKruijswijk (Niederlande) -Team Jumbo +<br />

25; 4. GeorgeBennett (Neuseeland) -Team<br />

Jumbo; 5. Michael Matthews (Australien) -Team<br />

Sunweb +40<br />

Bergwertung: 1. TimWellens (Belgien) -Lotto-<br />

Soudal 7Pkt.; 2. Xandro Meurisse (Belgien) -<br />

Wanty-Gobert3;3.Greg VanAvermaet (Belgien) -<br />

CCC Team 2<br />

Sprintwertung: 1. Peter Sagan (Slowakei) -Borahansgrohe<br />

76 Pkt.; 2. Michael Matthews (Australien)<br />

-Team Sunweb 59; 3. SonnyColbrelli (Italien)<br />

-Bahrain-Merida 54<br />

Tennis<br />

Grand-Slam-Turnier in Wimbledon<br />

Achtelfinale, Frauen: Alison Riske(USA) -Ashleigh<br />

Barty (Australien/1) 3:6, 6:2, 6:3; Jelina<br />

Switolina (Ukraine/8) -Petra Martic (Kroatien/24)<br />

6:4, 6:2; Zhang Shuai (China) -Dajana Jastremska<br />

(Ukraine) 6:4, 1:6, 6:2; Serena Williams<br />

(USA/11 -Carla Suarez Navarro(Spanien/30)<br />

6:2, 6:2; Simona Halep (Rumänien/7) -Cori Gauff<br />

(USA) 6:3, 6:3; Barbora Strýcová (Tschechien) -<br />

Elise Mertens (Belgien/21) 4:6, 7:5, 6:2<br />

Achtelfinale, Männer: Rafael Nadal (Spanien/3)<br />

-Joao Sousa (Portugal) 6:2, 6:2, 6:2; Roberto<br />

Bautista Agut (Spanien/23) -Benoit Paire<br />

(Frankreich/28) 6:3, 7:5, 6:2;


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 – S eite 18<br />

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Sport<br />

Neven Subotic wurde im Stadion An der Alten Försterei begeistertempfangen.<br />

CITY-PRESS GMBH<br />

Anführer mit Herz<br />

Zugang Neven Subotic bringt nicht nur geballte Bundesliga-Erfahrungandie Alte Försterei, sondern auch eine beeindruckende persönliche Erfolgsgeschichte<br />

VonMathias Bunkus, Windischgarsten<br />

Die große Transferoffensive<br />

der Eisernen lässt<br />

sich wohl am besten mit<br />

„Bundesliga-Erfahrung“<br />

betiteln. MitChristian Gentner (vom<br />

VfB Stuttgart) und Neven −gesprochen<br />

mit kurzem ewie in Neffe −<br />

Subotic schraubte der 1. FC Union<br />

ebendiese im Kader von überschaubaren<br />

476 Partien auf äußerst konkurrenzfähige<br />

1062 Einsätze im<br />

Fußball-Oberhaus. Allein der Serbe<br />

bringt es dabei auf 209 Einsätze in<br />

der Bundesliga. Vonseinen 27 Einsätzen<br />

in der Champions League<br />

oder den 36 in der serbischen Nationalmannschaft<br />

ganz zu schweigen.<br />

Manchmal ist eben auch ein<br />

Quäntchen Glück auf dem Transfermarkt<br />

nötig. Für Unions Manager<br />

Oliver Ruhnerterwies sich die Tatsache,dass<br />

Subotic aus Frankreich weg<br />

wollte,als so ein Glücksfall. In Saint-<br />

Étienne war der 30-Jährige am Saisonende<br />

ins Hintertreffen geraten,<br />

weil er bereits frühzeitig seinen Unwillen<br />

zu einer Vertragsverlängerung<br />

kommuniziert hatte. Subotic wollte<br />

nach anderthalb Jahren in der französischen<br />

Arbeiterstadt unbedingt<br />

noch einmal auf allerhöchstem Niveau<br />

spielen. Also „in England,<br />

Deutschland oder Spanien“, wie er<br />

selbst präzisiert.<br />

Gute Erfahrungen in Köpenick<br />

Der zehnfache Meister, der seine<br />

besten Jahreinden 70ernhatte,und<br />

bei dem Subotic in der kommenden<br />

Saison sogar Europa League hätte<br />

spielen können, setzte fortan lieber<br />

auf Verteidigertalent William Saliba,<br />

vielleicht auch ein wenig aus Trotz.<br />

Nun standen die Klubs der internationalen<br />

Topligen bei Subotic nicht<br />

gerade Schlange. Ein bisschen war<br />

„Ich erinnere mich gerne an den sehr<br />

stimmungsvollen Abend zurück“<br />

Neven Subotic<br />

war 2016 mit Borussia Dortmund beim Jubiläumsspiel<br />

zu Gast im Stadion An der Alten Försterei.<br />

der zweifache Deutsche Meister mit<br />

Borussia Dortmund (2011 und 2012)<br />

schon aus dem Rampenlicht gefallen.<br />

Da kam die Anfrage aus Köpenick gerade<br />

recht. Zumal Subotic bereits<br />

gute Erfahrungen mit dem Stadion<br />

An der Alten Försterei gemacht hatte.<br />

„Mit dem BVB war ich bereits<br />

beim Jubiläumsspiel im Januar 2016<br />

zu Gast und erinnere mich gerne an<br />

den sehr stimmungsvollen Abend<br />

zurück. Auch die überragenden Bilder<br />

vomAufstieg im Maihabe ich natürlich<br />

gesehen“, sagt der 1,93 m<br />

große Innenverteidiger. Die Gespräche<br />

mit Ruhnert und Trainer Urs Fischer<br />

in der Woche vor dem Trainingslagerbeginn<br />

konnten ihn offenbar<br />

darüber hinaus überzeugen,<br />

ein Teil der eisernen Mission Klassenerhalt<br />

zu werden und in die Bundesliga<br />

zurückzukehren. Ein Weg,<br />

den er für sich als Jugendlicher kaum<br />

erahnt haben dürfte.<br />

Mit seiner Familie flüchtete Subotic<br />

1990, noch vor den Jugoslawienkriegen,<br />

aus Banja Luka in der<br />

serbischen Entität im heutigen Bosnien<br />

zunächst nach Baden-Württemberg.<br />

Als die Familie nach neun<br />

Jahren nach Bosnien abgeschoben<br />

werden sollte, siedelten die Subotics<br />

stattdessen in die USA über. Erst<br />

nach Utah, dann nach Florida.<br />

Nach hinten beordert<br />

Hier strebte Schwester Natalija eine<br />

Karriereals Tennisspielerin an, während<br />

Neven, der gerne weiter in<br />

Deutschland geblieben wäre, lieber<br />

in den Park kicken ging. Dort entdeckte<br />

ihn per Zufall Keith Fulk,<br />

Chefscout und Co-Trainer der USamerikanischen<br />

U17-Auswahl. Fulk<br />

war es auch, der Subotic Stück für<br />

Stück aus der Offensive weiter nach<br />

hinten beorderte. Mit seiner Kopfballstärke<br />

wurde er schließlich auch<br />

als Defensivkraft interessant. Beider<br />

U17-WM in Peru musste er statt als<br />

Sechser auf einmal als Innenverteidiger<br />

aushelfen.<br />

Beim Turnier wurde Steve Kelly,<br />

ein renommierter Spielerberater,<br />

dann auf ihn aufmerksam. Da Fußball<br />

in den USA nicht allzu populär<br />

ist, lotste er ihn nach Deutschland<br />

zum FSV Mainz 05. Dorttrafder erst<br />

17-jährige Subotic auf Jürgen Klopp.<br />

DerRest ist Geschichte.<br />

Eine,inder Subotic seineWurzeln<br />

und sein Schicksal als Flüchtlingskind<br />

nie vergessen hat. Schon bei<br />

den Rheinhessen übernahm er eine<br />

Patenschaft in einem Waisenhaus.<br />

Bis heute unterhält er eine Stiftung,<br />

die Gelder für die Versorgung der<br />

Menschen mit Trinkwasser, etwa in<br />

Äthiopien, bereitstellt. Eine Aufgabe,<br />

die er selbst koordiniert; und nicht<br />

nur seinen Namen als Feigenblatt<br />

dafür hergibt. Somit ist klar: Union<br />

hat nicht nur Erfahrung hinzugewonnen,<br />

sondernauch viel Herz.<br />

Der Spätzünder<br />

Lukas Klünter brauchte Zeit, bis er bei Hertha BSC in die Gänge kam. In der kommenden Saison will er beweisen, dass er nicht nur durch seine Schnelligkeit herausragt<br />

VonSebastian Schmitt, Neuruppin<br />

Ein fester Händedruck, direkter<br />

Augenkontakt und ein freundliches<br />

Lächeln. Lukas Klünter ist trotz<br />

der intensiven Einheiten im Konditionstrainingslager<br />

in Neuruppin gut<br />

drauf. Die Kuchno-Tortur, wie die<br />

schweißtreibenden Übungen von<br />

Athletik-Coach Henrik Kuchno von<br />

den Spielern gern genannt werden,<br />

kennt er ja aus demVorjahr.Auf seine<br />

erste Saison nach seinem Wechsel<br />

vom 1. FC Köln zu Hertha BSC,<br />

schaut Klünter zufrieden zurück.<br />

„Auch, wenn am Anfang zunächst<br />

nicht alles optimal gelaufen ist,<br />

würde ich sagen: Das war der richtige<br />

Schritt“, erklärtder 23-Jährige.<br />

Dassportliche Tal, das er beim FC<br />

erlebte als sein Förderer und Trainer<br />

Peter Stöger entlassen wurde und<br />

Nachwuchstrainer Stefan Ruthenbeck<br />

übernahm, hat Klünter nach<br />

seinem Wechsel zu den <strong>Berliner</strong>n<br />

überwunden. Dabei hatte er in der<br />

Ansage vom Chef: Lukas Klünter und Trainer Ante Covic<br />

Hauptstadt keinen guten Start. In<br />

den ersten zwanzig Spielen der vergangenen<br />

Saison kam Klünter lediglich<br />

auf einen Einsatz in der Nachspielzeit<br />

–auch, weil ihn ein Muskelbündelriss<br />

im Oberschenkel lange<br />

Zeit ausbremste. Somies das erste<br />

Halbjahr für ihn war, umso bemerkenswerter<br />

verlief die zweite Saisonhälfte,<br />

als er sich mit regelmäßigen<br />

Einsätzen zurück ins Rampenlicht<br />

und sogar in den vorläufigen EM-Kader<br />

von U21-Bundestrainer Stefan<br />

Kuntz spielte. „Ich habe am Anfang<br />

die Zeit gebraucht. Aber als ich die<br />

Chance bekommen habe, habe ich<br />

sie genutzt“, sagt er zufrieden.<br />

So schnell Klünter, der mit 35,4<br />

km/h der schnellste Bundesligaspieler<br />

der vergangenen Spielzeit war,<br />

die rechte Außenbahn auch runter<br />

sprintet, bis seine Karriere auf Touren<br />

kam, hat es gedauert. „Ich hatte<br />

gar nicht die Idee, Fußballprofi zu<br />

werden“, erzählt der Rheinländer.<br />

Froh sei er,nicht den mittlerweile tymal<br />

zum Training zu fahren und<br />

meine Jugend aufzugeben“.<br />

Studium unterbrochen<br />

DPA/STACHE<br />

Erst mit 18 Jahren zog esihn vom<br />

Bonner SC zum 1. FC Köln. Undobwohl<br />

er in der A-Jugend eines Bundesligisten<br />

spielte, träumte er nicht<br />

vonder großen Karriere. „Ich bin mit<br />

pischen Werdegang vieler Profis, die<br />

so frühstmöglich in eine Akademie<br />

wechseln und für den großen Traum<br />

getrimmt werde, hinter sich zu haben.<br />

„Ich konnte meine Kindheit so<br />

verbringen, wie es die meisten in den<br />

Nachwuchszentren nicht mehr können“,<br />

sagt Klünter. Unvorstellbar sei<br />

es damals gewesen, „jeden Tagzweidem<br />

Gedanken gewechselt, dass ich<br />

es versuche,aber nicht davon ausgegangen,<br />

dass es klappt.“ Auch deswegen<br />

habe er nach dem Abitur an<br />

der Sporthochschule in Köln Sportmanagement<br />

studiert. Doch weil der<br />

damalige Cheftrainer des FC, Peter<br />

Stöger, ihn nach nur einem haben<br />

Jahr mit ins Trainingslager nahm<br />

und aus seinem Amateur- schon<br />

bald ein Profivertrag wurde,liegt das<br />

Studium auf Eis. Über ein Fernstudium<br />

habe er sich informiert, aber<br />

„man muss sehen, ob es sinnvoll ist,<br />

beides gleichzeitig zu machen“.<br />

Klünter wirkt eloquent, selbstreflektiert<br />

und mit seinem Werdegang im<br />

Reinen. „So wie es jetzt gekommen<br />

ist, ist es natürlich besser“, sagt er.<br />

Deswegen will der Spätstarter<br />

weiter in der Bundesliga punkten.<br />

Dass häufig nur über seine Sprinterqualitäten<br />

geredet wird, stört ihn<br />

nicht. „Eigentlich ist das doch was<br />

Schönes.“ Schließlich zeichne ihn<br />

das nun mal aus. „Es wäre schlimmer,<br />

wenn man über die Sachen<br />

spricht, die noch nicht so gut sind.“<br />

Klünter weiß, dass er für die Kickerkarriere<br />

weiter pauken muss. „Dazu<br />

gehören bei mir Flanken, der erste<br />

Ballkontakt und ein paar technische<br />

Sachen, die mir nicht fehlen, aber die<br />

ich noch besser machen kann.“<br />

Nach dem Weggang von Valentino<br />

Lazaro will Klünter in der kommenden<br />

Saison auf der rechten Abwehrseite<br />

mehr Einsatzzeit bekommen.<br />

Je nachdem, welches System<br />

der neue Trainer Ante Covic spielen<br />

lässt, duelliertsich Klünter mit Peter<br />

Pekarik, Mathew Leckie und Alexander<br />

Esswein. „Die Konkurrenz auf<br />

meiner Position ist groß und vielleicht<br />

kommt noch ein neuer Spieler<br />

dazu“, schätzt Klünter die Ausgangslage<br />

ein. „Ich mache mir da aber<br />

keine Gedanken. Am Ende der Vorbereitung<br />

hoffe ich, dabei zu sein.“<br />

Undwenn nicht, sagt Klünter,„dann<br />

weiß ich damit umzugehen. Ich<br />

hatte die Situation schon öfters.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 – S eite 19 *<br />

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Feuilleton<br />

Der Blues-Rock ist tot?<br />

Zwei neue, letzte Alben<br />

aus Nashville<br />

Seite 21<br />

„Der Wegzum Brexit ist keine Einbahnstraße.“<br />

Der Historiker Ian Kershaw hat eine europäische Zeitgeschichte von 1950 bis heute geschrieben. Ein Interview Seite 20<br />

Architektur<br />

Auch das ist<br />

Europa<br />

Nikolaus Bernau<br />

betrachtet das Gejammer<br />

um Standesprivilegien<br />

Stadtplanung und Architektur in<br />

der Umgebung des <strong>Berliner</strong><br />

Hauptbahnhofs sind mittelprächtig<br />

bis desaströs. Aber alles wurde nach<br />

den Regeln der deutschen Honorarordnung<br />

für Architekten und Ingenieure<br />

entworfen –also nach jener<br />

HOAI, die der Europäische Gerichtshof<br />

gerade aufgehoben hat. Er urteilte,<br />

die HOAI sei mit ihrer Festlegung<br />

von Mindest- und Höchsthonoraren<br />

unvereinbar mit dem freien<br />

Binnenmarkt und der Niederlassungsfreiheit<br />

in den EU-Staaten. Außerdem<br />

fördere sie weder kulturelle<br />

Leistung noch den Klimaschutz oder<br />

die Kreativität. Dies aber waren die<br />

Argumente, mit denen die Bundesregierung<br />

und die Planerverbände<br />

eiserndie HOAI verteidigten.<br />

Dabei halten sich viele Architekten<br />

und Ingenieure schon heute<br />

nicht an die Honorarordnung, bringen<br />

Zusatzleistungen „umsonst“,<br />

also preissenkend in ihr Angebot ein.<br />

Zudem gilt die HOAI nicht für Handwerker<br />

oder Großübernehmer –die<br />

zunehmend den Baumarkt bestimmen.<br />

Im Unterschied dazu zwingt<br />

die Buchpreisbindung, die von<br />

Marktradikalen auch immer wieder<br />

attackiert wird, wirklich alle Verleger<br />

und Medienhändler zu einheitlichen<br />

Preisen. Diese ist deswegen als deutscher<br />

Sonderwegauch vomEuroparecht<br />

akzeptiertworden.<br />

Das Kernproblem ist: Kaum ein<br />

Land hat so viele Planer wie<br />

Deutschland, 138 000 wurden gezählt,<br />

mehr als 50 000 von ihnen als<br />

oft nur formal Selbstständige in<br />

Winzbüros.Diese werden wohl wirklich<br />

bei der nächsten Baukrise unter<br />

ökonomischen Druck kommen,<br />

müssen sich oft zusammenschließen.<br />

Für die Qualität der Planung<br />

aber dürfte das keine Folgen haben.<br />

Wer wollte behaupten, dass in<br />

Frankreich, den Niederlanden,<br />

Skandinavien oder Polen schlechter<br />

geplant werde als in Deutschland,<br />

die Architekten weniger verdienten,<br />

weniger Macht hätten?<br />

Kurz: Die HOAI war ein Instrument,<br />

um Standesprivilegien zu sichern.<br />

Umso übler, dass massiv Vorurteile<br />

aktiviert wurden, um diese zu<br />

verteidigen. So wie im Kampf der<br />

Apotheker um ihre Standesprivilegien,<br />

die der Gerichtshof ebenfalls<br />

demontierte. In der Apothekerzeitung<br />

hieß es etwa: „Generalanwalt<br />

war übrigens der Pole Maciej Szpunar“.<br />

Unterton: Klar, Polen unterminieren<br />

eben den deutschen Mittelstand<br />

per Preiskampf. Aber Szpunar<br />

ist einer der angesehensten Fachleute<br />

für europäisches und für Wettbewerbsrecht,<br />

er hat geklagt im Namen<br />

Europas und hat damit für Europa<br />

und für Deutschland gewonnen.<br />

Der Architektur um den Hauptbahnhof hat<br />

die HOAI nicht geholfen. IMAGO/ROLF KREMMING<br />

Alexandria Ocasio-Cortez ist der Popstar der US-Demokraten. Ihr umstrittener Vergleich findet nun wissenschaftliche Unterstützer.<br />

Am 17. Juni hatte die New<br />

Yorker demokratische Abgeordnete<br />

Alexandria Ocasio-Cortez<br />

ineinem Instagram-Video<br />

die Internierungslager<br />

an der Grenzeder USA zu Mexiko als<br />

„Konzentrationslager“ bezeichnet.<br />

Daran schloss sich eine erregte Debatte<br />

an über die Anwendbarkeit des<br />

Begriffes, über die Zulässigkeit von<br />

NS-Vergleichen überhaupt.<br />

Am 24. Juni antwortete das New<br />

Yorker Holocaust-Museum mit dieser<br />

Erklärung: „Das United States<br />

Holocaust Memorial Museum weist<br />

unmissverständlich Versuche zurück,<br />

die Analogien zwischen dem<br />

Holocaust und anderen Ereignissen,<br />

sei es historischen oder heutigen,<br />

herstellen. Diese Haltung hat das<br />

Museum wiederholt eindeutig klar<br />

gemacht.“<br />

Auf diese Erklärung antworteten<br />

Anfang Juli mehr als 500 Holocaustund<br />

Völkermord-Historiker u.a. folgendermaßen:<br />

„Wir sind sehr besorgt über das<br />

jüngste Statement des Museums zu<br />

den Holocaust-Analogien.Wirschreiben<br />

diesen Brief, um die Zurückziehung<br />

des Statements zu fordern.Wissenschaftler<br />

in den Human- und Sozialwissenschaften<br />

gehen bei der Beantwortung<br />

von Fragen über die<br />

Vergangenheit und die Gegenwart<br />

aus von sorgfältigen und verantwortungsvollen<br />

Analysen, von Kontextualisierungen,<br />

Vergleichen und Argumentationen.<br />

Mitder Erklärung, Versuche<br />

unmissverständlich zurückzuweisen,<br />

die Analogien zwischen dem<br />

Holocaust und anderen Ereignissen,<br />

sei es historischen oder heutigen herstellen,<br />

nimmt das United States Holocaust<br />

Museum eine radikale Position<br />

ein, die weit vomMainstream der<br />

Holocaust- und Völkermord-Forschung<br />

entfernt ist. Es wird sogeradezu<br />

unmöglich, aus der Vergangenheit<br />

zu lernen. Die Entscheidung des<br />

Museums, jede mögliche Analogie<br />

mit dem Holocaust oder den zu ihm<br />

führenden Ereignissen zu verwerfen,<br />

ist im Kern ahistorisch“.<br />

Soweit die Kontroverse. Wir kennen<br />

sie gut. Sie wiederholt sich alle<br />

paar Jahre. Es geht im Kern dabei um<br />

den Unterschied zwischen Wissenschaft<br />

und Religion. Auf der einen<br />

Seite gibt es Menschen, die wollen<br />

verstehen, was der Holocaust war,<br />

wie er zustande kam, welchen Einflüssen<br />

er sich verdankte, welche<br />

Wirkung er hatte.<br />

Für die anderen ist das so interessant<br />

nicht. Denn er war ein einmaliges<br />

Ereignis, etwas Unwiederholbares.<br />

Damit ist er jedem wissenschaftlichen<br />

Zugang entzogen. Er ist Totem<br />

und Tabu. Es gibt keinen wie ihn.<br />

Niemand ist mit ihm zu vergleichen.<br />

Er ist Gott.<br />

Das kommt Ihnen übertrieben<br />

vor? Alle Wissenschaft basiert auf<br />

dem Vergleich. Wir erkennen die<br />

Dinge, indem wir sie miteinander<br />

vergleichen. Das gilt für kleine Kinder<br />

und für große Kosmologen. Jedes<br />

Atom, das schwerer ist als Beryllium,<br />

sei es in unserem Körper oder wo<br />

auch immer im Universum, verdankt<br />

seine Existenz der Elementsynthese<br />

im Innern der Sterne. Erst<br />

das genaue Vergleichen hat uns darüber<br />

belehrt.<br />

Die Behauptung, etwas wäre<br />

einzigartig und unvergleichbar, ist<br />

ein Denkverbot. Da soll etwas auf<br />

ein Podest gestellt und angeschaut,<br />

angebetet, aber auf keinen<br />

Fall soll es verstanden werden.<br />

Dazu muss man es mit ähnlichen<br />

Erscheinungen vergleichen, um<br />

festzustellen, wo sie differieren<br />

und wo sie gleich sind.<br />

Timothy Snyder gehört zu den<br />

Unterzeichnern der Erklärung der<br />

kritischen Wissenschaftler. Zu seinem<br />

Forschungsbereich gehört der<br />

Vergleich zwischen den nationalsozialistischen<br />

und den stalinistischen<br />

Untaten. Seine Bücher haben durch<br />

denVergleich jedes der Regime deutlicher<br />

herauspräpariert. Sie haben<br />

aber auch geholfen, eine Epoche genauer<br />

zu sehen, in der die Vernichtung<br />

ganzer Bevölkerungen zur<br />

selbstverständlichen Herrschaftspraxis<br />

sehr verschiedener Staaten<br />

wurde.<br />

Die Vorstellung, der Holocaust<br />

stehe als ein einmaliger „Zivilisationsbruch“<br />

einsam in der Weltge-<br />

„Die Behauptung, etwas wäre<br />

einzigartig und unvergleichbar, ist ein<br />

Denkverbot. Etwas soll auf ein Podestgestellt,<br />

aber nicht verstanden werden.“<br />

IMAGO-IMAGES<br />

Weiter mit hinkenden Vergleichen<br />

Darf man TrumpsMauer mit NS-Konzentrationslagern vergleichen?<br />

Eine Debatte, die es in sich hat<br />

VonArnoWidmann<br />

schichte, müsste bewiesen werden.<br />

Natürlich unterscheidet er sich von<br />

all den anderen Versuchen, Bevölkerungen<br />

systematisch auszurotten.<br />

Allerdings nicht mehr als jene anderen<br />

Versuche sich von einander unterscheiden.<br />

Der „Zivilisationsbruch“<br />

begleitet die Zivilisation von<br />

ihren ersten Gehversuchen an. Sehr<br />

oft gehörterausdrücklich zu ihr.Der<br />

immense Aufschwung des Westens<br />

im 18. und 19. Jahrhundert ist ohne<br />

die systematische Knechtung und<br />

Versklavung großer Teile der Erdbevölkerung<br />

durch den Kolonialismus<br />

nicht zu denken.<br />

Ich glaube nicht, dass die Vernichtung<br />

ganzer Bevölkerungsgruppen<br />

für irgendetwas in Kauf genommen<br />

werden muss. Ich glaube noch<br />

nicht einmal, dass sie nicht zu verhindern<br />

sei. Ich bin allerdings der<br />

Auffassung, dass es einiger Anstrengung<br />

bedarf, ihr, wenn sie just passiert,<br />

entgegenzutreten. Es ist gut zu<br />

begreifen, wie Kernreaktionen in Gesellschaften<br />

verlaufen, die dazu führen,<br />

dass die einen über die anderen<br />

herfallen.<br />

Manmag über die Internierungslager<br />

der US-Regierung an der<br />

Grenze zuMexiko denken, wie man<br />

will. Zweifelsfrei handelt es sich dabei<br />

um Konzentrationslager. Hier<br />

werden Menschen in Lagernzusammengefasst,<br />

konzentriert. So wie Earl<br />

Kitchener es meinte, als er während<br />

des Zweiten Burenkriegs um 1900<br />

Frauen und Kinder der burischstämmigen<br />

Bevölkerung in Lagern, die<br />

man amtlich als ‚concentration<br />

camp‘ bezeichnet hat, zusammenfasste<br />

und internierte.<br />

DasKonzentrationslager ist keine<br />

Erfindung der Nazis, und es ist auch<br />

nicht mit ihnen ausgestorben. Nirgendwo<br />

auf der Welt. Alexandria<br />

Ocasio-Cortez hat den richtigen<br />

Begriff gebraucht. Die Empörung<br />

der Leitung des United States Holocaust<br />

Memorial Museumsist verlogen.<br />

In der Washington Post erinnerte<br />

der Holocaustforscher Emil<br />

Kerenji daran, dass das Museum<br />

Analogien nicht immer ablehnte.<br />

So erklärte es angesichts der in Myanmar<br />

verfolgten Rohingya: „Die<br />

Welt hat die Augen vor ihrer Verfolgung<br />

geschlossen –genau so, wie<br />

sie es gegenüber den Opfern des<br />

Holocaust tat.“<br />

Vergleiche mögen hinken. Aber<br />

nur hinkend kommen wir voran. In<br />

der Analyse wie bei den immer wieder<br />

scheiternden Versuchen, den<br />

Anfängen zu wehren.Wer gesterndie<br />

Website des United States Holocaust<br />

Memorial Museum aufrief, fand nur<br />

die Erklärung des Museums vom 24.<br />

Juni. Eine Antwort auf die Kritiker<br />

gab es noch immer nicht.<br />

Arno Widmann<br />

hält alles für vergleichbar,<br />

was nicht identisch ist.<br />

NACHRICHTEN<br />

Artur Brauner wird<br />

am Mittwoch beigesetzt<br />

DerFilmproduzent Artur Brauner<br />

soll am Mittwoch beigesetzt werden.<br />

DieBeerdigung sei für 14 Uhrauf<br />

dem Jüdischen Friedhof in der Heerstraße<br />

geplant, sagte seine Tochter<br />

Alice Brauner am Montagabend. Ihr<br />

Vater war am Sonntag im Alter von<br />

100 Jahren gestorben. Brauner galt<br />

als einer der wichtigsten Filmproduzenten<br />

in Nachkriegsdeutschland.<br />

Er arbeitete mit Stars wie Romy<br />

Schneider,CurdJürgens,Caterina<br />

Valente und Heinz Rühmann. In seinen<br />

<strong>Berliner</strong> CCC-Studios entstanden<br />

Hunderte Kino- undTV-Produktionen.<br />

Mitvielen Filmen erinnerte<br />

Brauner auch an das Schicksal der<br />

Holocaust-Opfer. (dpa)<br />

Putin beschimpft −Sender<br />

in Georgien stellt Dienst ein<br />

Weil ein Journalist den russischen<br />

Präsidenten in obszöner Sprachebeleidigt<br />

hat, muss der georgischer<br />

FernsehsenderRustawi-2 seinen<br />

Dienst einstellen. DerRedakteur<br />

hatte nach Einschätzung der georgischen<br />

Präsidentin Salome Surabischwili<br />

und des Außenministeriums<br />

in Tiflis den Kremlchef Wladimir Putin<br />

in einer Nachrichtensendung in<br />

den Schmutz gezogen. Daraufhin<br />

kam es am Montag in der georgischen<br />

Hauptstadt zu spontanen Protesten<br />

wütender Georgier. (dpa)<br />

Jochen Schweizer testet<br />

Bewerber in neuer Show<br />

DerUnternehmer Jochen Schweizer<br />

sucht in einer ProSieben-Shownach<br />

einem Geschäftsführer.„DerTraumjob<br />

−bei Jochen Schweizer“ startet<br />

am Dienstag (9. Juli) um 20.15 Uhr.<br />

Schweizer (62), als Gründer eines Unternehmens<br />

für Erlebnisgutscheine<br />

bekannt geworden, kündigte die<br />

Show als das„intensivste Bewerbungsgespräch<br />

derWelt“ an. DieBewerber<br />

will er nach Kenia, Thailand,<br />

Spanienund Norwegen schicken. Es<br />

geht um einen Posten mit sechsstelligem<br />

Jahresgehalt. (dpa)<br />

Exfrau von Paul McCartney<br />

bekommt Entschädigung<br />

Heather Mills (51), die frühereEhefrau<br />

vonPop-Legende Paul McCartney,hat<br />

wegen eines Telefon-Abhörskandals<br />

in Großbritannien nach eigenen<br />

Angaben eine Rekord-Entschädigung<br />

erstritten. Als Resultat<br />

einer Sammelanklage gegen die Verlagsgruppe<br />

News Group Newspapers<br />

(NGN) habe sie gemeinsam mit<br />

anderen Opfern„die höchste Entschädigungssumme<br />

in einem Fall<br />

vonVerleumdung durch Medien erreicht,<br />

die jemals in der britischen<br />

Rechtsgeschichte verhängt wurde“,<br />

sagte Mills am Montag nach einer<br />

Anhörung am High CourtinLondon.<br />

Einen Betrag nannte sie nicht. (dpa)<br />

Heather Mills, eine frühere Gattin von<br />

Paul McCartney, siegt vor Gericht.<br />

AP


20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

Die Briten verklären die Zeit, bevor sie in der EU waren<br />

Der Historiker Ian Kershaw hat ein Buch über Europa seit den 50er-Jahren geschrieben –und muss im Gespräch doch vor allem den Brexit erklären<br />

Der Historiker Ian Kershaw<br />

wurde über die<br />

Fachgrenzen der Historikerzunft<br />

hinaus mit einer<br />

Biografie über Hitler bekannt.<br />

Mit diesem habe er inzwischen aber<br />

abgeschlossen, erzählte er unlängst<br />

vor seinem Auftritt bei der Lit.Cologne.<br />

Inseinem neuen Buch widmet<br />

er sich der Geschichte Europas<br />

seit 1950.<br />

Herr Kershaw,Sie haben ein Buch geschrieben,<br />

in dem Sie darstellen, wie<br />

Europa auf der Asche des Zweiten<br />

Weltkriegs zusammengewachsen ist.<br />

Hat esSie überrascht, wie chaotisch<br />

die Gespräche über den Brexit verlaufen<br />

sind?<br />

Mich hat die Hartnäckigkeit von<br />

Theresa Mayund die unsägliche Politik<br />

ihrer Regierung überrascht. Das<br />

gilt auch für einige Hardliner der<br />

Konservativen, die einen No-Deal-<br />

Brexit favorisieren. Dass es überhaupt<br />

zum Brexit selbst gekommen<br />

ist, hat mich ebenfalls überrascht,<br />

wenngleich nicht ganz so stark. Die<br />

Emotionalität der Debatte habe ich<br />

wie viele andereunterschätzt.<br />

Ist der Brexit eine logische Folge der<br />

Europa-Skepsis der Briten?<br />

DerWeg zum Brexit ist keine Einbahnstraße<br />

gewesen, so eine Logik<br />

wäre irreführend. Es hat in England<br />

und Großbritannien zwar immer<br />

schon Aversionen gegenüber der Europäischen<br />

Union gegeben. Wir<br />

standen immer halb abseits von der<br />

EU. Aber noch 2011 war die Mitgliedschaft<br />

in der EU ein nebensächliches<br />

Thema in der britischen Politik.<br />

Wichtiger war damals die Gesundheitspolitik,<br />

die EU rangierte etwa<br />

auf Platz elf. In kürzester Zeit verwandelte<br />

es sich aber in das wichtigste<br />

Thema, verursacht durch die<br />

Finanzkrise und die Sparpolitik der<br />

britischen Regierung ab 2010 und<br />

durch die Flüchtlingskrise.<br />

Vondiesen Krisen war man doch gar<br />

nicht betroffen.<br />

Auch wenn Großbritannien weder<br />

vonder Krise der Eurozone noch<br />

von der Flüchtlingskrise direkt betroffen<br />

war, schaute man doch über<br />

den Ärmelkanal und war froh, diese<br />

Grenze zuhaben. Psychologisch hat<br />

es zu der Bereitschaft beigetragen,<br />

den Brexit als Option zu wählen.<br />

Aber es war keine geradlinige Entwicklung<br />

von1973 bis zum Brexit.<br />

Ian Kershawist froh, seinen Forschungsgegenstand Hitler endlich hinter sich gelassen zu haben.<br />

Aber es gab bereits nach dem Beitritt<br />

zur EG 1973 ein Referendum über den<br />

Wiederaustritt.<br />

Das waren ganz andere Umstände.<br />

Die Labour-Party war damals<br />

gespalten und in den 70ern<br />

eher oppositionell zu Europa eingestellt.<br />

Derdamalige Premierminister<br />

HaroldWilson hatte das Referendum<br />

initiiert. Anders als David Cameron<br />

hat er gewartet, bis es klar war, dass<br />

er gewinnen würde.Eswar ein Ja für<br />

die Zugehörigkeit zum gemeinsamen<br />

Markt. Großbritannien war in<br />

den 70er-Jahren wirtschaftlich<br />

schwach, das war die Motivation, der<br />

EG beizutreten. Der gemeinsame<br />

Markt funktionierte, das war 2013,<br />

als David Cameron das Referendum<br />

in Aussicht stellte, komplett anders.<br />

Wir hatten die Finanzkrise hinter<br />

uns, esging ein paar Jahre lang saumäßig<br />

schlecht in der Euro-Zone zu,<br />

und es kamen mehr Leute aus Osteuropa,<br />

als man das angenommen<br />

hatte. Dadurch wurde das Thema<br />

der Zuwanderung aktuell. Es war ein<br />

sehr ungünstiger Zeitpunkt für ein<br />

Referendum. Wenn Sie mich fragen,<br />

wer der schlechteste Premier aller<br />

Zeiten von Großbritannien ist, dann<br />

stehen David Cameron und Theresa<br />

Mayzur Wahl.<br />

Spielt auch der alte Großmachtstatus<br />

eine Rolle? Sie beschreiben in Ihrem<br />

Buch, wie schmerzhaft für Großbritannien<br />

der Verlust der Kolonien gewesen<br />

ist.<br />

Vordergründig spielt das Empire<br />

keine Rolle, hintergründig jedoch<br />

schon. Das Gefühl –einst war Großbritannien<br />

eine Großmacht, heute<br />

sieht man den Niedergang – führt<br />

dazu, dass man dies auf die Zugehörigkeit<br />

zur EU schiebt, weil wir Teil<br />

voneinem größeren Gefüge sind. Ich<br />

stehe sicher nicht auf der Seite jener,<br />

die so argumentieren. Aber im Hintergrund<br />

hat Großbritannien eine<br />

andere Geschichte als Europa, es<br />

hatte andere Institutionen, wurde<br />

nie besetzt, das Empire gehört zu<br />

diesem Bild dazu. Es ist ein idealistisch<br />

gefärbtes Bild, und nicht alles<br />

war so super, wie sich das viele vorstellen.<br />

Besonders in den 70er-Jahren<br />

war es schwierig. Und nun lese<br />

ich Leserbriefe in den <strong>Zeitung</strong>en, in<br />

denen die Bürger schreiben, dass die<br />

ZUR PERSON<br />

Der Historiker Ian Kershaw wurde 1943 in Oldham, Lancashire, geboren und hat sich in zahlreichen<br />

Werken mit der Zeit des Nationalsozialismus befasst. Seine zweibändigeBiografie<br />

über Adolf Hitler zählt zu den Klassikernder jüngeren Geschichtswissenschaft.Kershaw<br />

spricht fließend Deutsch und hatte in den 80er-Jahren eine Professur an der Ruhr-Universität<br />

in Bochum. Bis zu seiner Emeritierung 2008 lehrte er an der University of Sheffield.<br />

Aktuelle Veröffentlichung: „Achterbahn: Europa 1950 bis heute“. Deutsche Verlags-Anstalt,<br />

München 2019, 832 S.,38Euro<br />

70er doch eine gute Zeit ohne die EU<br />

gewesen seien. Mir persönlich ging<br />

es zu dieser Zeit in der Tatgut, ich<br />

habe geheiratet, wir haben Kinder<br />

bekommen, ich nahm eine besser<br />

bezahlte Arbeitsstelle an. Was persönlich<br />

gilt, muss nicht für das Land<br />

gelten. Demging es in den 70er-Jahren<br />

ziemlich dreckig. Die Menschen<br />

sehen die Zeit nicht richtig.<br />

Besteht die Gefahr, dass dieses über<br />

Jahrzehnte zusammengewachsene<br />

Europa nun auseinanderfliegen<br />

könnte?<br />

Man darf die Gefahr nicht ignorieren.<br />

Die EU muss Wege finden,<br />

sich zu reformieren. Frankreichs<br />

Präsident Macron hat Vorschläge ge-<br />

DPA<br />

macht. Aber er erhält keine positiven<br />

Reaktionen aus den anderen Ländern.<br />

Wohin die Reise geht, bleibt<br />

ungewiss. Die Euro-Zone wird ein<br />

potenzieller Krisenherd bleiben. Es<br />

ist ein fragiles Konstrukt und muss<br />

unbedingt reformiert werden. Die<br />

Krise kommt jetzt nach Italien, die<br />

schwachen Banken, die Verschuldung<br />

des Landes, der Krach mit der<br />

EU über den Haushalt. Die Euro-<br />

Zone könnte in einer neuen großen<br />

Krise auseinanderfliegen. Italien<br />

wird nicht rettbar sein, wie es im<br />

Falle Griechenlands gewesen ist,<br />

und schon dort hatte man enorm<br />

große Probleme bei der Rettung. Ich<br />

frage mich ohnehin, was mit den anderen<br />

Ländern passiert, wenn die<br />

Euro-Zone enger zusammenrückt,<br />

es wird wohl zu einer mehrgleisigen<br />

EU kommen. Die Gefahr besteht,<br />

dass es zu einer Zersplitterung<br />

kommt und die EU zusammenbrechen<br />

könnte. Es ist nicht ausgemacht,<br />

dass die EU das Recht auf<br />

ewiges Bestehen hat.<br />

Wiebewerten Siedie Rolle der beiden<br />

deutschen Staaten in der Nachkriegsgeschichte?<br />

Deutschland war das Epizentrum<br />

des Kalten Krieges. Die DDR und<br />

BRD waren quasi Schaufenster der<br />

jeweiligen politischen Systeme. Es<br />

war deshalb eine besondere Geschichte.<br />

Allerdings waren beide<br />

Länder in vielerlei Hinsicht Ausnahmen<br />

im Vergleich mit anderen Staaten.<br />

Typischer für den Ostblock waren<br />

eher Bulgarien oder Rumänien<br />

als die DDR. Genauso war es imWesten.<br />

Als ich das erste Mal nach<br />

Deutschland kam, fand ich diesen<br />

Gegensatz der beiden deutschen<br />

Staaten absolut faszinierend.<br />

Was wäre denn passiert, wenn es<br />

keine Westbindung der Bundesrepublik<br />

gegeben hätte?<br />

Man kann nur spekulieren, aber<br />

die Durchsetzung der liberalen Demokratie<br />

wäre wohl schwieriger geworden.<br />

Es hätte zu einer Unterminierung<br />

des Systems durch die Sowjetunion<br />

kommen können. Diefest<br />

konsolidierte liberale Demokratie in<br />

Westdeutschland ist sicher zu einem<br />

großen Teil Adenauer zu verdanken.<br />

Sieschildern Deutschland als stabilisierenden<br />

Faktor in Europa und sind<br />

auch mit seinen Kanzlern recht zufrieden.<br />

Mehr oder weniger. Esist mir sogar<br />

von Deutschen und Engländern<br />

vorgeworfen worden, ich sei zu<br />

deutschlandfreundlich. Das war<br />

nicht meine Absicht. Ich habe die<br />

politischen Führer in England sehr<br />

stark kritisiert, gewiss. Deutschland<br />

ist von den verschiedenen Kanzlern<br />

und der Kanzlerin meistens gut geführt<br />

worden. Unkritisch bin ich jedoch<br />

nicht. DiedeutscheVorgehensweise<br />

gegenüber Griechenland und<br />

anderen schwächeren Ländern war<br />

sehr nachteilig für Deutschland und<br />

seinen Ruf −und auch von dem der<br />

EU. Allerdings trug Deutschland die<br />

größte Verantwortung für den Bestand<br />

der Euro-Zone.<br />

Waresfür Sie als Hitler-Biograf eine<br />

schöne intellektuelle Tätigkeit, über<br />

das Nachkriegseuropa zu schreiben,<br />

dessen Blüte sich entfaltete?<br />

Das war erlösend. Endlich weg<br />

vonHitler! Andererseits war es keine<br />

leichte Aufgabe. Es war verdammt<br />

schwer, das Buch zu schreiben. Ich<br />

kann aber sagen, dass ich viel dabei<br />

gelernt habe.Ich weiß jetzt viel mehr<br />

darüber, woich herkomme, wie die<br />

Entwicklung zu bestimmten Lebenszeiten<br />

von mir gewesen ist. Das ist<br />

eine Bereicherung für mich gewesen.<br />

Dass ich wegvon Hitler gekommen<br />

bin, war eine Erleichterung und<br />

sehr zu begrüßen. Nur bin ich nun<br />

von Hitler zum Brexit gekommen.<br />

Jetzt muss ich nur noch weg vom<br />

Brexit kommen.<br />

DasGespräch führte<br />

Michael Hesse.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 21<br />

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Feuilleton<br />

Das<br />

schöne<br />

Monster<br />

Ex-Teenie-Star Zac Efron<br />

glänzt als Killer TedBundy<br />

Vonder<br />

Realität<br />

eingeholt<br />

Die Polit-Comedy-Serie<br />

„Veep“ ist am Ende<br />

VonMarcus Weingärtner<br />

Eskönnte alles so schön sein: Die<br />

alleinerziehende Liz (Lily Collins)<br />

lernt in einer BarinSeattle den<br />

so charismatischen wie attraktiven<br />

Jurastudenten Ted kennen. Schon<br />

nach der ersten gemeinsamen<br />

Nacht steht Tedmorgens in Schürze<br />

in der Küche und macht Frühstück<br />

für Liz’ kleine Tochter Molly. Kurz<br />

darauf zieht das junge Paar zusammen,<br />

das kleine Glück ist perfekt.<br />

Wäre danicht die Entführung, mit<br />

der Ted(Zac Efron) in Verbindung<br />

gebracht wird. Und das Phantombild,<br />

das Liz’ Geliebten so verdammt<br />

ähnlich sieht. Langsam aber<br />

sicher muss die Frau mit den langen<br />

braunen Haaren und dem Mittelscheitel<br />

der Tatsache ins Auge sehen,<br />

dass ihr Freund, dieser Beau<br />

mit dem tiefgründigen Blick und<br />

dem sanft gewellten kastanienbraunen<br />

Haar ein Irrer sein könnte, gar<br />

einer der größten Serienmörder des<br />

20. Jahrhunderts.<br />

TedBundy war ein Psychopath,<br />

der Mitte der 70er mehr als 30, wohl<br />

eher an die 100 Frauen folterte, vergewaltigte<br />

und tötete, zweimal aus<br />

dem Gefängnis ausbrach, weiter<br />

meuchelte und dem die Frauen<br />

selbst im Angesicht seiner Gräueltaten<br />

im Gerichtssaal reihenweise verfielen.<br />

Wohl auch, weil der Prozess<br />

um Bundy der erste war, dessen<br />

Hauptfigur die Massenmedien, vor<br />

allen Dingen das Fernsehen, für sich<br />

zu nutzen wusste. Bundy verteidigte<br />

sich selbst, gab Interviews und charmierte<br />

sich aufs Telegenste zur besten<br />

Sendezeit in die Herzen der Fernsehzuschauer<br />

Amerikas.Genutzt hat<br />

es ihm schlussendlich nichts: Bundy<br />

wurde 1989 auf dem elektrischen<br />

Stuhl hingerichtet.<br />

Schau mir in die Augen, Kleines: Zac Efron<br />

als Popgewordener Serienmörder. NETFLIX<br />

Regisseur Joe Berlinger hat mit<br />

Zac Efron in der Hauptrolle den<br />

perfekten Darsteller des Bösen gefunden.<br />

Efron darf in „Extremely<br />

Wicked, Shockingly Evil and Vile“<br />

sein Talent beweisen und spielt den<br />

so gefährlichen wie extrem manipulativen<br />

Serienmörder mit Vorliebe<br />

für Frauen mit braunen langen<br />

Haaren und Mittelscheitel so<br />

überzeugend, dass man gewillt ist,<br />

sein bisheriges Schaffen von„High<br />

School Musical“ bis „Baywatch“<br />

endgültig zu vergessen.<br />

Bundy war – im Gegensatz zu<br />

Jeffrey Dahmer oder Ed Gein –keine<br />

früh gequälte und ruinierte Existenz,<br />

sondernder elegante Archetyp<br />

des ruchlosen Killers, für den seine<br />

Intelligenz und sein gutes Aussehen<br />

nur Mittel zum Zweck waren. Berlinger<br />

hat gut daran getan, sich darauf<br />

zu fokussieren und auf explizite<br />

Gewalt zu verzichten. DasHauptaugenmerkgilt<br />

hier der manipulativen<br />

Seite eines Mörders,der selbst noch<br />

aus der Todeszelle heraus versucht,<br />

alle Taten zu leugnen und die<br />

Frauen in seinem Leben von seiner<br />

Unschuld zu überzeugen. So baut<br />

sich das Grauen langsam auf, erst<br />

am Ende,inden Szenen vorGericht,<br />

wird die ganze Brutalität TedBundys<br />

deutlich.<br />

Extremely Wicked,Shockingly Evil and Vile,<br />

Regie: JoeBerlinger, mit Zac Efron,LilyCollins<br />

u.a., USA2019,DVD,ca. 9,99Euro<br />

The Raconteurs(v.l.): Jack White (voc., git.), Patrick Keeler (dr.), Brendan Benson (voc., git.) und Jack Lawrence (b.)<br />

Tanz auf dem Grab des Blues<br />

Die beiden letzten Rockalben: The Raconteurs mit „Help Us Stranger“ und The Black Keys mit „Let’sRock“<br />

VonMarkus Schneider<br />

Was mag es bedeuten,<br />

dass die beiden offiziell<br />

letzten Rockalben<br />

der Welt aus Nashville<br />

kommen? Also aus einer Stadt, die<br />

wie keine andere und für das historisch<br />

erledigte Countrygenre steht?<br />

Zunächst nicht mehr, als dass historische<br />

Relevanz nicht alles ist. Country<br />

gehört inden USA nach wie vor<br />

zu den einträglichsten Gattungen,<br />

und was die kritische und auch<br />

Klick-Aufmerksamkeit angeht,<br />

scheinen viele Hörer nicht viel darauf<br />

zu geben, dass Jack Whites Quartett<br />

The Raconteurs mit „Help Us<br />

Stranger“ und das Duo The Black<br />

Keys mit „Let’s Rock“ auf dem Grab<br />

des Bluesrock tanzen. „Lo/Hi“, die<br />

erste fuzz-brummende Singleauskopplung<br />

des Black-Keys-Albums,<br />

stand gleich in vier Kategorien an der<br />

Spitze der Billboard-Charts und<br />

wurde 2,3-Millionen Malgestreamt.<br />

Als ziemlich hinfällig galt das<br />

Genre der Protagonisten indes<br />

schon, seit sie vor jeweils 22 und 17<br />

Jahren ihre ersten Alben veröffentlichten.<br />

Damals lebten sie noch in<br />

den abgeschwungenen Industriestädten<br />

Detroit, Michigan (White)<br />

und Akron, Ohio (Black Keys), von<br />

wo aus sie trotz des komischen Geruchs<br />

des Genres mit roher Energie<br />

Charts und zahlreiche Grammy-Trophäen<br />

eroberten.<br />

Whites große Zeit lag dabei in den<br />

Nullerjahren, mit Grammys für die<br />

White Stripes, seinem Duo mit Ex-<br />

Ehefrau Meg, und auch einer Produktionsarbeit<br />

für die Country-<br />

Ikone Loretta Lynn. White hatte<br />

schon vor dem Ende der White<br />

Stripes 2011 sein Seitenprojekt The<br />

Raconteurs gestartet, es aber nach<br />

zwei Alben zugunsten vonSolos und<br />

einer weiteren Band namens Dead<br />

Weather zur Seite gelegt. „Help Us<br />

Stranger“ ist das erste Album der<br />

Band seit elf Jahren.<br />

Das Duo The Black Keys: Dan Auerbach (git., voc.) und PatCarney(dr.)<br />

ALYSSE GAFKJEN<br />

„Operation Nachtwache“<br />

Die Black Keys hingegen –Gitarrist<br />

und Sänger Dan Auerbach und<br />

Drummer Pat Carney – erreichten<br />

die Mainstreamspitze erst 2010, im<br />

zehnten Jahr ihres Bestehens. Ihren<br />

Aufstieg verdankten sie nicht zuletzt<br />

dem Produzenten Brian Burton alias<br />

Danger Mouse, mit dem sie ihren<br />

psychedelisch brutzelnden Rabaukensound<br />

ordentlich aufpoppten<br />

und einige massenwirksame Stampfer<br />

wie „Tighten Up“ und „Lonely<br />

Boy“ in die Charts brachten. Zuletzt<br />

war vor fünf Jahren das grüblerische<br />

„TurnBlue“ erschienen, wonach das<br />

Duo, so Gitarrist DanAuerbach, eine<br />

Burn-out-Pause einlegte.<br />

Seit dem Debüt der Black Keys hat<br />

man ihren Bluesrock immer wieder<br />

als Nachbau des White-Stripes-Konzepts<br />

verhandelt. Insbesondere Jack<br />

White selbst hat sich in einem mittlerweile<br />

beigelegten Streit über Auerbachs<br />

angebliche Klauerei beschwert<br />

und sogar den Umzug der Band nach<br />

Nashville als Verfolgung gegeißelt.<br />

Dabei teilen die beiden Bands außer<br />

der offenbaren Liebe zu Blues und<br />

fetten Gitarrensounds nicht gar so<br />

viel. WieWhite auch mit den Raconteurs<br />

unterstreicht, kämpft er sich mit<br />

seinem virtuos eigenen Ton und<br />

schon auch zusammengebissenen<br />

Zähnen noch immer vor allem am<br />

Erbe von Jimmy Page ab. Die Hälfte<br />

der Tracks von„Help Us Stranger“ erinnern<br />

mit ihren funky gehackten<br />

und gezwirbelten Riffs an Led Zeppelin,<br />

wobei sie verschärft progrockige<br />

Kantigkeit und −vermutlich seitens<br />

Whites Co-Leader Brendon Benson −<br />

melodische Ideen hineinlegen. Die<br />

andere Hälfte benutzt das Hardrock-<br />

Balladentum jener Zeit, raffinierter<br />

und vielfältig ausgeschmückt −innerhalb<br />

nostalgischer Grenzen, die auch<br />

eine etwas abgestandene Männlichkeit<br />

einschließen.<br />

Gegenüber der dampfenden<br />

Schlichtheit von„Let’s Rock“ wirken<br />

die Raconteurs erstmal musikalisch<br />

pfiffiger −aber eben auch langweiliger.<br />

Das liegt nicht zuletzt daran,<br />

dass die Black Keys mit alten Sounds,<br />

aber nicht restaurativ arbeiten. Sie<br />

haben schon 2008 als Blakroc ein Album<br />

mit Wu-Tang-Rappern, Mos<br />

Defund Pharoahe Monch veröffentlicht,<br />

ihre frühen Tracks haben sie<br />

aus langen Jams zusammengeschnitten.<br />

Und heute beruht ihr mit<br />

zunehmendem Sinn für Glam aufbereiteter<br />

Rock auf Zitaten und Versatzstücken,<br />

die wie Quasisamples<br />

wirken. Die Sicherheit im Umgang<br />

mit alten Sounds kam auch Auerbachs<br />

feinen Produktionen für Dr.<br />

John und Lana DelRey zugute.Sogar<br />

ihrePlattencoverbauen sie gernmal<br />

Vorlagen nach. Diesmal erinnert die<br />

grafische Bearbeitung eines elektrischen<br />

Stuhls −mit „Let’s Rock“ zitieren<br />

sie nicht sehr geschmackssicher<br />

die letzten Worte eines Todeskandidaten<br />

−anT.Rex.<br />

Tatsächlich erkennt man in beinahe<br />

jedem der gitarristisch schwer<br />

aufgebrezelten Stücke von „Let’s<br />

Rock“, das Carney und Auerbach<br />

erstmals seit 2008 ohne Danger<br />

Mouse produzierthaben, eine große<br />

Zahl deutlicher Leihgaben, ZZ Top<br />

sind ebenso dabei wie T. Rex und<br />

Norman Greenbaum, CCR und gar<br />

J. J. Cale.Anders als bei White dienen<br />

sie aber nur als jeweils ein Signal unter<br />

vielen, die sich zu eingängigen,<br />

variablen Songs fügen −als „Hommage<br />

an die elektrische Gitarre“, wie<br />

Carney meinte.<br />

Beide Bands passen gut nach<br />

Nashville. Dessen Music Row, eine<br />

Hauptstraße wie imWestern, besteht<br />

aus einer endlosen Reihe von Bars<br />

und Restaurants, in denen Country’n’Roll<br />

gespielt und mit Cowboystiefeln<br />

gehandelt wird, ein bisschen<br />

wie die Wein- und Kohlehandlungen<br />

bei Asterix im Arvernerland. Undwie<br />

dortdie Averner die gallische Niederlage<br />

gegen die Römer bei Alesia mit<br />

Macht verdrängen, so ignoriert man<br />

in Nashville den Untergang des<br />

Rock’n’Roll-Reiches.Für eine Zeit ist<br />

das unterhaltsam. Undesentspricht<br />

bei allen Unterschieden dem Schaffen<br />

vonRaconteurs und Black Keys.<br />

TheRaconteurs −HelpUsStranger<br />

(Pias/Third Man/ Rough Trade)<br />

VANCE POWELL<br />

The Black Keys −„Let’sRock“ (Nonesuch/WEA)<br />

Rembrandts berühmtes Gemälde hat Attentate und Inneneinrichter überlebt und kommt nun unter die Lupe<br />

VonAnnette Birschel<br />

Im Amsterdamer Reichsmuseum<br />

hat die „Operation Nachtwache“<br />

begonnen −eine umfassende Untersuchung<br />

des berühmtesten Gemäldes<br />

von Rembrandt van Rijn (1606-<br />

1669). Am Montag starteten Experten<br />

mit einem Scan des Gemäldes.<br />

Die Arbeiten finden vor den Augen<br />

des Publikums statt und sind auch<br />

liveimInternet zu verfolgen.<br />

Das rund 17 Quadratmeter große<br />

Gemälde wurde aus dem Rahmen<br />

genommen. Drumherum wurde ein<br />

gläserner Raum gebaut, in dem die<br />

Experten arbeiten werden.„Es ist das<br />

umfassendste Untersuchungs- und<br />

Restaurierungsprojekt des Gemäldes“,<br />

hatte Museumsdirektor Taco<br />

Dibbits vorabgesagt.<br />

Bei der Restaurierung<br />

geht es vor allem<br />

um Säuberungen. An<br />

einigen Stellen seien<br />

Farben verwischt und<br />

sei das Bild von einer<br />

weißlichen Schicht bedeckt,<br />

teilte das Museum<br />

mit. Die„Operation<br />

Nachtwache“ wird<br />

mindestens ein Jahr<br />

dauern. Die Kosten<br />

werden auf rund drei<br />

Millionen Euro veranschlagt.<br />

Zuletzt war die „Nachtwache“<br />

1976 restauriert worden, nachdem<br />

ein psychisch kranker Mann sie im<br />

September 1975 mit Messerstichen<br />

beschädigt hatte.Einen weiteren Anschlag<br />

gab es im April 1990, als ein<br />

Mann Schwefelsäure auf das Ge-<br />

DPA/FREEK VAN DEN BERGH<br />

mälde spritzte. Die Attentate<br />

lösten einen<br />

Schock aus.<br />

Für die großen holländischen<br />

Meister wie<br />

Rembrandt entwarf<br />

der Architekt Pierre<br />

Cuypers Ende des 19.<br />

Jahrhunderts eine „Kathedrale“:<br />

das Amsterdamer<br />

Experten vor dem Gemälde<br />

im Rijksmuseum Reichsmuseum.<br />

DerOrt und die besondere<br />

Bedeutung des<br />

Gemäldes machten es aber auch<br />

schon immer attraktiv für Menschen,<br />

die mit einem Anschlag ein<br />

Zeichen setzen wollen. Anfang Januar<br />

1911 geschah dies zum ersten<br />

Mal, als ein arbeitsloser Seemann<br />

mit einem spitzen Schustermesser<br />

auf die Nachtwache einhackte.<br />

Doch die „Nachtwache“ hat<br />

schon ganz andere Dinge überlebt.<br />

Als das Gemälde 1715 ins neue Rathaus,<br />

den heutigen Amsterdamer<br />

königlichen Palast, umziehen<br />

musste, standen die Stadtherren vor<br />

einem Problem. Es maß damals etwa<br />

vier mal fünf Meter und war damit<br />

viel zu groß für die vorgesehene<br />

Wand zwischen zwei Türen im<br />

neuen Rathaus. Kurzerhand griff<br />

man zum Messer und schnitt an drei<br />

Seiten einen Streifen ab.<br />

Zu Rembrandts 350. Todestag stehen<br />

die Niederlande 2019 ganz im<br />

Zeichen des Meisters. Mit Ausstellungen<br />

und Rundgängen ehren das<br />

Jahr über Städte und Museen im<br />

ganzen Land den Maler und sein<br />

Werk. Prinzessin Beatrix eröffnete<br />

das Themenjahr in DenHaag. (dpa)<br />

VonAntje Wessels<br />

Die erste Folge von„Veep“ zeigte<br />

HBO in den USA am 22. April<br />

2012. Nur wenige Tage später bestellte<br />

der Sender eine weitere Staffel.<br />

Kritiker belohnten die Polit-Comedy-Show<br />

mit überragendem<br />

Feedback, Zuschauer mit starken<br />

Einschaltquoten. Im Jahresrhythmus<br />

ließ der Sender neue Episoden<br />

folgen. Ähnlich regelmäßig heimste<br />

Hauptdarstellerin Julia Louis-Dreyfus<br />

für ihre Rolle der US-Vizepräsidentin<br />

Seline Meyer den US-Fernsehpreis<br />

Emmy ein –fünf Jahre in<br />

Folge. Am9.Juli ist nun das Finale<br />

bei Skyparallel zur US-Ausstrahlung<br />

zu sehen. Doch so schmerzvoll das<br />

für die Fans der Serie sein mag, so<br />

konsequent ist der Schritt.<br />

Als 2013 die Netflix-Show„House<br />

of Cards“ an den Start ging, waren<br />

die Medien voller Lobeshymnen. Für<br />

HBO war es einer der ersten großen<br />

Coups. „Veep“ dagegen blieb −zumindest<br />

in Deutschland −eher ein<br />

Geheimtipp. Dabei ist die von Armando<br />

Iannucci erdachte Comedyserie<br />

auf den ersten Blick deutlich<br />

leichter zu verdauen<br />

als die<br />

Dramen, die sich<br />

im Weißen Haus<br />

abspielen.<br />

Die Machenschaften<br />

in der<br />

von „Sieben“-<br />

Regisseur David<br />

Fincher produzierten<br />

Serie als Vizepräsidentin<br />

Julia Louis-Dreyfus<br />

„House of<br />

Cards“ ereignen sich im Schatten<br />

der Macht. Mit ihren hell ausgeleuchteten,<br />

minimalistischen Sets<br />

setzten die „Veep“-Macher den<br />

Amtssitz der Vizepräsidentin dagegen<br />

eher wie eine klassische Sitcom<br />

in Szene.<br />

Dennoch behandeln beide Serien<br />

die gleichen Themen. Und im<br />

Kontrast zu den hier verhandelten<br />

Themen wirkt der Comedy-Anstrich<br />

nochmal besonders zynisch.<br />

Dass sich die Produzenten ausgerechnet<br />

im November 2017 dazu<br />

entschlossen, „Veep“ nach sieben<br />

Staffeln zu beenden, scheint aus der<br />

Sicht vonHBO grob fahrlässig. Zum<br />

damaligen Zeitpunkt verabschiedete<br />

sich der US-Kabelkanal von<br />

seinem sprichwörtlich besten Pferd<br />

im Stall. Übrigens nicht zum ersten<br />

Mal: Auch die Mafia-Show „Sopranos“<br />

und die frauenaffine Dramaserie<br />

„Sex and the City“ wurden auf<br />

dem Zenit ihres Erfolges beendet.<br />

Doch 2017 wurde nicht nur das<br />

Ende von„Veep“, sondern auch die<br />

erste Amtszeit Donald Trumps als<br />

US-Präsident eingeläutet. Die Produzenten<br />

nannten ihre Serie damals<br />

„auserzählt“. In Wirklichkeit<br />

hat die Realität die in „Veep“ zelebrierte<br />

Absurdität des Politzirkus<br />

längst eingeholt. Vielleicht könnte<br />

man heute einfach nicht mehr darüber<br />

lachen, was Seline Meyer und<br />

ihr Team hier fabrizieren –eskönnte<br />

schließlich wirklich bald soweit<br />

sein. (dpa)<br />

DPA<br />

TOP 10<br />

Sonntag,7.Juli<br />

1 Tagesschau ARD 6,57 23 %<br />

2 Tatort ARD 5,67 18 %<br />

3 heute-journal ZDF 5,15 18 %<br />

4 Fußball-WM, Finale ARD 5,10 28 %<br />

5 Rosamunde Pilcher ZDF 4,95 16 %<br />

6 heute ZDF 3,36 15 %<br />

7 Terra X ZDF 3,35 13 %<br />

8 Fußball-WM, Studio ARD 3,25 16 %<br />

9 Julia Leischik sucht RTL 2,89 12 %<br />

10 Mord auf Shetland ARD 2,65 12 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

ETI (& 278 53 01)<br />

20.00: Es regnet in Korinth<br />

HZT Berlin in den Uferstudios (Uferstr.23)<br />

18.00 Studio 8: Examining EverydayData (Sophia<br />

New)<br />

Komische Oper Berlin (& 47 99 74 00)<br />

20.00: Stardust –From Bach to Bowie (Complexions<br />

ContemporaryDance Theatre)<br />

Radialsystem (& 288 78 85 88)<br />

20.00: Nobodaddyisperfect(Solistensensemble<br />

Kaleidoskop)<br />

Shakespeare CompanyBerlin (& 21 75 30 35)<br />

20.00: Macbeth!<br />

Theater an der Museumsinsel (& 47 01 89 49)<br />

18.00: Faust –Schönheit, Liebe, Arbeit<br />

20.00: Die Vögel<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />

19.30: Chicago–The Musical<br />

Chamäleon (& 400 05 90)<br />

20.00: Memories of Fools (Cirk La Putyka)<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

20.00: Wohin mit Mutti?<br />

Globe Berlin Prolog-Bühne (Open Air)<br />

(& 54 90 51 92) 19.30: Hanswurst is back (Mirko<br />

Thiele)<br />

Kulturbrauerei/Soda (& 44 31 51 55)<br />

18.00, 20.00 Salon: close-up-club: Zauberkunst,<br />

erstaunlich, anders. Anm. erf.<br />

Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />

20.00: Wermit wem? (TheatersportBerlin)<br />

StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />

19.30: The Band –Das Musical (mit den Hitrs von<br />

Take That)<br />

Tati goes Underground (Metzer Str.2)<br />

20.30: English Stand-up Comedy–Open Mic (Nir<br />

Gottleid (Host)<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Die Magier 2.0 (Die Magier)<br />

KLASSIK<br />

Französische Friedrichstadtkirche<br />

(& 20 64 99 22) 15.00: Gunter Kennel,30Minuten<br />

Orgelmusik, Orgelmusik aus verschiedenen Epochen<br />

KINDER<br />

Amerika-Gedenkbibliothek (& 902 26 -0)<br />

14.00 Jugendbibliothek: Pride Weeks: Queer Creative<br />

Megaband, Werde Teil der Pride Weeks!. Anm. erf.<br />

Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

Deutsches Technikmuseum (& 90 25 40)<br />

10.00 Ladestraße, Junior Campus: Sommerferienprogramm:<br />

JuniorCampus: Mathemachen, Workshop<br />

(ab 5J.)<br />

11.00: Sommerferienprogramm: Entdeckungstour:<br />

Aufgroßer Fahrt, Treff: Eingangshalle (ab 6J.)<br />

11.00 Altbau, 1. OG, Textiltechnik: Sommerferienprogramm:<br />

In der Werkstatt: Gehackte Maschen,<br />

Workshop (ab 6J.)<br />

11.30, 14.00, 15.30 Science Center Spectrum, EG,<br />

Veranstaltungsraum: Sommerferienprogramm: Kälter<br />

als kalt –coole Versuche bei -196°C, Vorführung<br />

13.00, 14.00, 15.00 Ladestraße, Bildungsraum:<br />

Sommerferienprogramm: Coding robots –Roboter<br />

steuern, Workshop (ab 9J.)<br />

FEZBerlin (& 530 71 -0)<br />

10.00: FEZitty –Die Hauptstadt der Kinder (ab 6bis<br />

14 J.)<br />

Freilichtbühne an der Zitadelle (& 333 40 22)<br />

10.30: 15. Sommer-Familientheater-Reihe: Pippi<br />

Langstrumpf –wie alles begann ..., <strong>Berliner</strong> Kinder-<br />

Theater (ab 4bis 9J.)<br />

Gemäldegalerie (& 266 42 42 42)<br />

10.00: Kinder-Reich in der Gemäldegalerie. Die<br />

Werkstatt des Malers<br />

Jaro Theater (& 341 04 42)<br />

10.30: Der Seehund, der die Nixe austrickste, Puppen-<br />

und Schauspiel (ab 3bis 8J.)<br />

Jugendmuseum Schöneberg (& 902 77 61 63)<br />

14.00: Villa Global. The Next Generation<br />

14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />

14.00, 14.00: Welcome to diversCITY! Queer in<br />

Schöneberg und anderswo<br />

Käthe-Kollwitz-Museum (& 882 52 10)<br />

11.00: Bilder vonheute –Visionenfür morgen. Auf<br />

grafischer Spurensuche durch Käthe Kollwitz Werk,<br />

Führung und Workshop (ab 8bis 11 J.). Anm. erf.<br />

Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />

9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />

Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />

11 J.)<br />

MACHmit! Museum für Kinder (& 74 77 82 00)<br />

10.00: Der Rest vomLagerfeuer-Kohlekunst,Wochenwerkstatt<br />

14.00: Zöpfe flechten fürs Klima, Bezahlwerkstatt<br />

(3 Euro)<br />

Museumsdorf Düppel (& 802 66 71)<br />

17.00: KleineSummer School: Wasser und<br />

Globalisierung –Campen im Museumsdorf Düppel,<br />

Sommer-Camp für 14- &15-Jährige(ab 14 bis 15<br />

J.). Anm. erf.<br />

Märkisches Museum (& 308 66 -0)<br />

10.00: Vielfalt-Forscher des Labyrinth Kindermuseums<br />

Berlin, Wasist Vielfalt? Wo ist Vielfalt?<br />

Planetarium am Insulaner (& 790 09 30)<br />

10.30: Raumschiff Erde<br />

Puppentheater Felicio (& 44 67 35 30)<br />

10.00: Kasperund Rotkäppchen<br />

Puppentheater Firlefanz (& 283 35 60)<br />

16.00: Der gestiefelte Kater,Märchen-Abenteuer (ab<br />

3bis 8J.)<br />

Schaubude (& 423 43 14)<br />

10.00: 3kleine Schweinchen, Puppentheater (ab 4<br />

bis 7J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Literaturforum im Brecht-Haus (& 282 20 03)<br />

20.00: Theodor-Fontane-Woche: „Gerade dadurch<br />

sind sie mir lieb“ Theodor Fontanes Frauen, Christine<br />

vonBrühl, Lesung und Gespräch mitHartmut Kühnen<br />

und Christine vonBrühl<br />

Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />

19.00: LSD –Liebe Statt Drogen<br />

Zimmer 16 (& 48 09 68 00)<br />

20.00: Rakete 2000 rockt Pankow<br />

FÜHRUNG<br />

Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />

11.00, 12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí –<br />

Die Ausstellung am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />

Deutsches Historisches Museum (& 20 30 40)<br />

10.00: Demokratie-Labor,Führungen für Schulklassen<br />

und Gruppen. Anm. erf.<br />

Hamburger Bahnhof /Museum fürGegenwart<br />

Berlin (& 39 78 34 11) 12.00, 16.00: Materialität<br />

in der Kunst, Treff: Foyer<br />

Meyers Stadtgänge (& 442 32 31)<br />

14.00: „Henselmann fing später an!“ Wohn-Stadtgang<br />

zur „wiederentdeckten“DDR- Bauhaus-Moderne<br />

von1949/50, Bernd S. Meyer, Treff: Eing.Hochhaus<br />

Weberwiese, Marchlewskistr.25(U5 Weberwiese)<br />

Olympiastadion (& 30 68 86 18)<br />

10.30: Tour durchs Olympiastadion (in English)<br />

11.00: Tour durchs Olympiastadion<br />

Deutsche Geschichte<br />

Experimente<br />

mit<br />

Menschen<br />

Der Chirurg Karl Gebhardt<br />

wurde beim Nürnberger<br />

Ärzteprozess im August 1947<br />

zum Todverurteilt und im Juni<br />

1948 gehängt. Er hatte unter<br />

anderem Sulfonamid-Experimente<br />

an KZ-Insassinnen<br />

durchgeführt. Um die Wirkung<br />

des Antibiotikums zu erproben,<br />

simulierte der Arzt, den<br />

man nicht Arzt nennen kann,<br />

Kriegsverletzungen, indem er<br />

Fremdstoffe in Körperteile einnähen<br />

ließ, Muskeln quetschte,<br />

Eiter in Venen spritzte, den<br />

Frauen Schusswunden zufügte<br />

und mit Gasbrand infizierte −<br />

Ziel seiner Versuchsreihe war<br />

es, seine Schuld am TodHeydrichs<br />

auszuräumen, der nach<br />

einem Attentat und der Behandlung<br />

durch Gebhardt an<br />

einer Sepsis starb. Dass viele<br />

der Frauen bei den Experimenten<br />

starben, bestätigte für<br />

Gebhardt die Annahme, dass<br />

Sulfonamid Heydrich nicht geholfen<br />

hätte. Ulrich Seidler<br />

Der MedizinerKarlGebhardt und seine<br />

Menschenexperimente 19 Uhr,Medizinhistorisches<br />

Museum der Charité<br />

Das Heroines-of-Sound-<br />

Festival geht bereits in<br />

seine sechste Ausgabe<br />

und widmet sich an drei<br />

Tagen „frühen und aktuellen<br />

Held*innen elektronischer Musik“.<br />

Das Sternchen scheint mir, dasich<br />

die Reihe ausdrücklich um die Stärkung<br />

der weiblichen Präsenz in der<br />

Musik bemüht, ein wenig sehr beflissen,<br />

aber warum nicht?<br />

Gegründet vonBettina Wackernagel,<br />

bleiben die Aktivitäten nicht aufs<br />

Festival allein beschränkt. Als feministisches<br />

Netzwerktragen die Künstlerinnen<br />

ihreAktivitäten weit über die<br />

einzelnen Veranstaltungen hinaus.<br />

Frühe Elektronikerinnen gibt es in<br />

diesem Jahr allerdings nur im Film zu<br />

sehen, wie zum Beispiel die 87-jährige<br />

französische Pionierin Eliane Radique.Sie<br />

arbeitete in den Fünfzigern<br />

mit den musique-concrète-VertreternPierres<br />

Henryund Schaeffer,bevor<br />

sie nach New York zog und sich<br />

dem Synthesizer zuwandte.<br />

Von den leibhaftig vertretenen<br />

Künstlerinnen sind nur wenige bekannt,<br />

aber der Sinn eines solchen<br />

Festivals besteht ja gerade darin,<br />

Neues zu entdecken – diesmal in<br />

Held*innen des Sounds<br />

Ein Festival aus dem weiten Feld elektro-akustischer Musik<br />

aus feministischer Perspektive und die beste Liveband des HipHop<br />

sind die Events der Woche<br />

Markus Schneider<br />

empfiehlt das Festival<br />

„Heroines of Sound“, das sich<br />

der weiblichen elektronischen<br />

Avantgarde widmet; dazu die großartige<br />

HipHop-Band The Roots aus<br />

Philadelphia und den<br />

menschenfreundlichen Yasiin Bey.<br />

Form eines osteuropäischen<br />

Schwerpunktes. Einige der Musikerinnen<br />

pflegen auch ohne den explizit<br />

vom Festival formulierten Anspruch<br />

auf Grenzverletzungund Deterritorialisierung<br />

eine sehr entgrenzte<br />

Ästhetik. Die<br />

ko-kuratierende Antye Greie zum<br />

Beispiel, die ich mit ihren pop-näheren<br />

Aktivitäten als AGF, allein und<br />

mit Gudrun Gutund Vladislav Delay<br />

schätzen gelernt habe, die ich aber<br />

auch mit den beim Festival performenden<br />

The Lappetites (mit Kaffe<br />

Matthews und Ryoko Akama) hier<br />

schon empfohlen habe.<br />

Ziemlich knackig und dicht finde<br />

ich die wogende und rhythmisierte<br />

Musik aus Field Recordings und<br />

Stimmen der berlin-brasilianischen<br />

Komponistin Laura Mello. Einnehmend<br />

sind auch die zarten, mikrotonalen<br />

Kammermusiken der Kanadierin<br />

Annesly Black, die sich mit<br />

den politischen Dimensionen musikalischerVerbote<br />

auseinandersetzen<br />

wird. Kontrastreich und spannend<br />

bringt schließlich die Kameruner Experimentalistin<br />

Elsa M’Bala alias<br />

AMET, die in Yaounde und Berlin<br />

lebt und arbeitet, ihre Live-Stimme<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 85 51) DancingQueens<br />

15.00; Rocketman 17.30, 20.15<br />

Cinema Paris (& 881 3119) Ein Becken voller<br />

Männer 15.30, 20.30; Der Klavierspieler vom Gare<br />

du Nord 18.00<br />

DelphiFilmpalast (& 312 10 26)Geheimnis eines<br />

Lebens 15.30, 18.00, 20.30<br />

Delphi LUX (& 322 931040) Rocketman (OmU)<br />

15.00,17.45, 20.30; TelAviv On Fire 15.40, 18.00,<br />

20.20; Geheimnis eines Lebens (OmU) 14.00,<br />

21.00;Tel Aviv On Fire (OmU) 16.20, 18.40; Ramen<br />

Shop (OmU) 14.00; The Dead Don‘tDie (OF) 16.00,<br />

18.30,21.00; Der Klavierspieler vom Gare duNord<br />

14.30; Burning 16.50, 20.00; They Shall Not Grow<br />

Old (OmU) 15.45, 18.00, 20.15; Yoga: Die Kraft<br />

des Lebens 14.00; Sunset 16.00; Zwischen den<br />

Zeilen 19.00; OBeautiful Night 21.20<br />

Filmkunst 66 (& 882 1753) Traumfabrik 17.30,<br />

20.00; Britt-Marie war hier 18.00; Eine moralische<br />

Entscheidung 20.15<br />

Kant Kino (& 319 98 66) Pets II 14.00, 16.00,<br />

18.20, 20.50; Kroos 14.45, 18.00, 20.40; Jussi<br />

Adler-Olsen:Verachtung15.30, 18.00, 20.40; Britt-<br />

Marie war hier 16.15; Roads 18.30; Rocketman<br />

17.20,20.00; Nur eine Frau 16.10, 20.20<br />

Zoo Palast (& 018 05/22 2966) 3D: Spider-<br />

Man: Far From Home 11.15, 14.00, 17.00, 20.00,<br />

23.00; Pets II11.00, 13.00, 15.00; Traumfabrik<br />

17.15, 20.10; John Wick III 23.05; Aladdin 12.15;<br />

Traumfabrik 15.00; Annabelle III 18.00, 20.40,<br />

23.15; Spider-Man: Far From Home 12.30, 15.20;<br />

3D:Pets II 18.15,20.30; 3D: Spider-Man: FarFrom<br />

Home (OF) 22.45; TKKG 12.15; 3D: Pets II 14.30;<br />

3D: Aladdin 16.45, 19.45, 22.40; Drei Schritte zu<br />

Dir 15.00, 17.40, 20.15; Men inBlack: 23.00;<br />

Glam Girls 12.30; Kroos 14.45; Ein Becken voller<br />

Männer 17.30; Long Shot 20.20; X-Men: Dark<br />

Phoenix 23.10<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Tolkien(OmU)<br />

11.00; Luft zum Atmen –40Jahre Opposition bei<br />

Opel in Bochum 13.00; Das schönste Paar 14.15;<br />

Mister Link: Ein fellig verrücktes Abenteuer 16.00;<br />

Tolkien 18.00; Gaza Surf Club (OmenglU) 20.00;<br />

Border –Gräns (OmU) 22.00; Once Again –Eine<br />

Liebe in Mumbai (OmU) 11.00; Under the Tree<br />

12.45; Streik –Enguerre (OmU) 14.15; Edie –Für<br />

Träume ist es nie zu spät (OmU) 16.15; Eine moralische<br />

Entscheidung –Bedoone tarikh, bedoone<br />

emza (OmU) 18.00; Rocketman (OmU) 19.45;<br />

Dave Made aMaze (OmU) 21.45;<br />

One Cut of the Dead –Kamera otomeru na! (OmU)<br />

23.15; Once Again (OmU) 11.00; Green Book –<br />

Eine besondere Freundschaft (OmU) 12.45; Yoga:<br />

Die Kraft des Lebens –Debout (OmU) 15.00; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 16.30; Van Gogh:<br />

An der Schwelle zur Ewigkeit 18.15; The Dead Don‘t<br />

Die (OmU) 20.15; Burning 22.00<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Roads (OmU)<br />

16.00; Zwischen den Zeilen –Doubles vies (OmU)<br />

18.00; Rocketman (OmU) 20.00; Burning –Beoning<br />

(OmU) 22.15; Esta todo bien –Alles ist gut<br />

(OmU) 16.15; Push –Für das Grundrecht auf Wohnen<br />

(OmU) 17.45; Erde (OmU) 19.30; The Artist &<br />

The Pervert (OmU) 21.45<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Rocketman 13.45,<br />

18.15; Monsieur Claude II 13.45; Traumfabrik<br />

14.00, 17.00, 20.00; IMAX 3D: Spider-Man: Far<br />

From Home 14.00, 17.00, 20.00; Men in Black:<br />

14.00, 16.45; 3D: Pets II 14.15, 16.30, 19.45;<br />

Aladdin 14.20,16.15; Spider-Man: Far From Home<br />

14.35, 17.30, 19.20; Pets II –The Secret Life of<br />

Pets 2(OF) 14.35, 16.50; Bailey: Ein Hund kehrt<br />

zurück 14.45; Pets II 15.00, 17.20; Drei Schritte<br />

zu Dir 15.00, 17.30, 20.15; Godzilla 2–King of<br />

the Monsters 15.10; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

15.30; Kroos 16.40; Avengers: Endgame<br />

17.30; Annabelle III 17.50, 20.30; X-Men: Dark<br />

Phoenix 18.15; Brightburn: SonofDarkness 19.00;<br />

John Wick III 19.15; Long Shot 19.30; 3D: Aladdin<br />

19.30; Ein Becken voller Männer 20.45; Spider-<br />

Man: FarFrom Home (OF)21.00;3D: MeninBlack:<br />

21.15; Geheimnis eines Lebens 21.15; 3D: X-Men:<br />

Dark Phoenix 21.20<br />

Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) The Dead Don‘t<br />

Die (OmU) 20.00; Der Goldene Handschuh 22.00;<br />

Berlin Bouncer (OmU) 18.00; Kaviar 19.45; Das<br />

melancholische Mädchen 21.45<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (& 04 51/703 0200) Spider-Man: Far<br />

From Home 11.00, 14.00; Avengers: Endgame<br />

11.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 11.10,<br />

14.00; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 11.15;<br />

Willkommen im Wunder Park 11.20; TKKG 11.20;<br />

Pets II 12.00, 14.20, 16.50; Traumfabrik 13.45,<br />

16.40, 19.40; Aladdin 13.50, 16.45, 19.45; Glam<br />

Girls 14.15; 3D: Pets II 14.50, 17.20, 20.00; Annabelle<br />

III 16.50, 20.10; Drei Schritte zu Dir 17.00,<br />

20.15; 3D: Spider-Man: Far From Home 17.10,<br />

19.30; John Wick III 19.50<br />

Kino Kiste (& 998 7481) Unheimlich perfekte<br />

Freunde 13.00; Kaviar 14.35; Mister Link: Ein fellig<br />

verrücktes Abenteuer 16.20; Rocketman 18.00;Yuli<br />

20.05<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 41 09) Alfons Zitterbacke–DasChaos<br />

ist zurück 11.50; Aladdin 11.50,<br />

14.20, 17.00, 19.50; 3D: Pets II 12.00, 14.10,<br />

17.10,19.40; 3D: Aladdin 12.00; TKKG 12.10; Royal<br />

Corgi: Der Liebling der Queen 12.15; Willkommen<br />

im Wunder Park 12.20; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 12.30, 14.50; Pets II 12.40, 15.00,<br />

16.00,18.10; Dancing Queens 14.00; 3D: Spider-<br />

Man: Far From Home 14.15, 17.20, 20.10; Long<br />

Shot 14.20; Bailey: Ein Hund kehrt zurück 14.40;<br />

Traumfabrik 14.45, 17.10, 20.00; Spider-Man: Far<br />

From Home 16.40, 19.45; Godzilla 2–King ofthe<br />

Monsters 17.00; Annabelle III 17.15, 20.20; Drei<br />

Schritte zu Dir 17.30, 20.15; Avengers: Endgame<br />

19.30; John Wick III 20.00<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (& 61 60 96 93) A The Dead Don‘t Die<br />

(OmU) 17.30, 20.00, 22.20; B Tel Aviv OnFire<br />

(OmU) 17.15, 19.30, 21.45<br />

fsk am Oranienplatz (& 614 2464) Erde (OmU)<br />

18.00; Das melancholische Mädchen (DFmenglU)<br />

18.15, 20.15, 22.00; Nuestro tiempo –Our Time<br />

(OmU) 20.00<br />

Moviemento (& 692 4785) Preview: Tel Aviv On<br />

Fire (OmU) 13.15, 15.30, 17.45, 20.00, 22.15;<br />

TKKG 10.45; Checker Tobi und das Geheimnis unseres<br />

Planeten 13.00; Sunset –Napszallta (OmU)<br />

15.00; Eine moralische Entscheidung – Bedoone<br />

tarikh, bedoone emza (OmU) 18.00; High Life<br />

(OmU) 20.15; Cold War: Der Breitengrad der Liebe<br />

–Zimna wojna (OmenglU) 22.45; Die Winzlinge:<br />

Abenteuer in der Karibik 10.00; Border –Gräns<br />

(OmU) 12.00; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />

zurück 14.30; TKKG 16.45; Inna de Yard –The Soul<br />

of Jamaica (OmU) 19.00; Rocketman (OmU) 21.15<br />

Sputnik (& 694 11 47) Mirai: Das Mädchen aus<br />

der Zukunft 17.00; Kaviar (OmU) 18.45; Roads<br />

(OmenglU) 20.30; O Beautiful Night (OmenglU)<br />

22.15; Lord of the Toys 17.00; Rocketman (DF)<br />

18.45; Burning –Beoning (OmU) 21.00; Kinobar<br />

im Sputnik Von Bienen und Blumen (OmenglU)<br />

18.00; Filmclub (OmU) 20.30<br />

Yorck (& 78 91 32 40) Geheimnis eines Lebens<br />

15.20, 17.40, 20.00; New TelAviv OnFire 16.45,<br />

19.00, 21.15<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (& 538 95 90) TKKG 10.00,<br />

12.30; Rocca verändert die Welt 10.00, 12.30; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 10.00, 14.45; Pets<br />

II 10.00, 12.00, 14.00, 16.00, 18.00;<br />

Alfons Zitterbacke 10.00, 12.45; Mister Link 12.15;<br />

Spider-Man: Far From Home 14.15;Aladdin 14.45,<br />

19.45; 3D: Pets II 15.00, 20.15; 3D: Spider-Man<br />

II 17.00, 20.00; Kroos 17.00; Traumfabrik 17.15,<br />

20.00; Drei Schritte zuDir 17.30; Ein Becken voller<br />

Männer 20.15<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) TKKG 13.00;<br />

Pets II 13.00; Geheimnis eines Lebens 13.00,<br />

20.15; Ein Becken voller Männer 15.10; 3D: Pets<br />

II 15.15,17.30,19.45; Der Klavierspielervom Gare<br />

du Nord 15.15;Tolkien 17.45; Aladdin 17.45; Men<br />

in Black: 20.30<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60) Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 11.30; Glam Girls<br />

11.30; Willkommen imWunder Park 11.45; TKKG<br />

11.45; Royal Corgi 11.45; Pets II 12.00, 14.15,<br />

17.00; Aladdin 12.00, 14.00, 17.00, 19.45; 3D:<br />

Pets II 12.30, 15.00, 17.30, 20.15; Spider-Man:<br />

Far From Home 14.00; Men inBlack: 14.00; Long<br />

Shot 14.00; Drei Schritte zu Dir 14.00, 17.00;<br />

Avengers: Endgame 15.15; 3D: Spider-Man II<br />

16.30,19.45;Traumfabrik16.45, 19.50; Annabelle<br />

III 17.05, 20.15; John Wick III 19.50; X-Men: Dark<br />

Phoenix 20.00; Sneak Preview 20.30<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Mirai 17.00; Nur eine Frau<br />

(OmenglU) 18.45; Kaviar 20.45; Mamacita (OmU)<br />

18.00;Wenn Fliegen träumen 19.45; Under theTree<br />

–Undir trenu (OmU) 21.30<br />

Babylon (& 242 5969) NewYork –New York: Night<br />

On Earth (OmU) 17.00; NewYork –New York: Frances<br />

Ha (OmU) 17.30; New York –New York: Harry<br />

und Sally –When Harry Met Sally (OmU) 18.00;<br />

Peter Azen Trilogy: Black Wave (OmenglU; m. Vorfilm,<br />

Gast u.Gespräch) 19.30; NewYork –New York: Requiem<br />

for aDream (OmU) 19.30; New York –New<br />

York: French Connection I–Brennpunkt Brooklyn<br />

(OmU) 20.00; New York – New York: Rosemaries<br />

Baby (OmU) 21.30; New York –New York: Das<br />

Fenster zum Hof –Rear Window (OF) 21.30; New<br />

York –New York: Der unsichtbare Dritte –North by<br />

Northwest (OmU) 22.00<br />

Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Rico,<br />

Oskar und die Tieferschatten 10.00; Rocketman<br />

(OmU) 12.15, 14.45, 17.15, 20.00, 22.45; Greta<br />

(OmU) 13.15,22.15; Alfons Zitterbacke –Das Chaos<br />

ist zurück 15.15; Monsieur Claude II –Qu‘est-ce<br />

qu‘on aencore fait au Bon Dieu? (OmU) 17.30;<br />

Der Klavierspieler vom Gare du Nord –Aubout des<br />

doigts (OmU) 19.45<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) TKKG<br />

11.00; Spider-Man: Far From Home 11.10, 14.20;<br />

Royal Corgi: Der Liebling der Queen 11.10; Drei<br />

Schritte zu Dir 11.20, 17.15, 20.00; Dancing<br />

Queens 11.20; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

11.30; Bailey: Ein Hund kehrt zurück 11.40; 3D:<br />

Pets II 12.00, 14.30, 17.00, 19.30; Pets II 12.30,<br />

15.00, 17.30, 22.30; Avengers: Endgame 13.15;<br />

X-Men: Dark Phoenix 13.30; Aladdin 13.45, 16.45;<br />

Long Shot 14.00; Glam Girls 14.10; Traumfabrik<br />

14.15, 17.15, 20.15; Men inBlack: 16.30; 3D:<br />

Spider-Man: Far From Home 16.40, 19.45, 23.00;<br />

Rocketman 17.00; Annabelle III 17.45, 20.30,<br />

23.15; 3D: Aladdin 19.20; 3D: Men in Black:<br />

19.40, 22.40; John Wick III 19.50, 23.10; Kroos<br />

20.10; 3D: Avengers: Endgame 22.00; 3D: Godzilla<br />

2–King of the Monsters 22.50; Brightburn: Son of<br />

Darkness 23.10; 3D: X-Men: Dark Phoenix 23.15<br />

Hackesche Höfe (& 283 46 03) Britt-Marie war<br />

hier –Britt-Marie var här (OmU) 14.30; Nonna Mia!<br />

–Metti lanonna infreezer (OmU) 16.45, 19.00;<br />

Der Himmel über Berlin (OmenglU) 21.15; Berlin<br />

Babylon (Omdt+englU) 14.30; Ein Becken voller<br />

Männer –Legrand bain (OmU) 16.30, 19.00;<br />

Nuestro tiempo –Our Time (OmU) 21.30; Sunset –<br />

Napszallta (OmU) 14.30; Inna deYard –The Soul of<br />

Jamaica (OmU) 17.30; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />

19.45, 22.00; TelAviv On Fire (OmU) 14.45, 19.00;<br />

Das melancholische Mädchen (OmenglU) 17.00,<br />

21.15; Burning –Beoning (OmU) 14.00, 21.00; O<br />

Beautiful Night (OmenglU) 17.00, 19.00<br />

International (& 24 75 60 11) Geheimnis eines<br />

Lebens 16.30, 19.00; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />

21.20<br />

Zeughauskino (& 20 30 47 70) Caravan (OF)<br />

20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

Willkommen imWunder Park 12.00; Spider-Man:<br />

Far From Home 12.00, 14.10, 17.10, 20.00; Royal<br />

Corgi: Der Liebling der Queen 12.00; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 12.00, 14.40; Pets II<br />

12.00,14.30, 17.00; Mister Link: Ein fellig verrücktes<br />

Abenteuer 12.00;Aladdin12.00,14.15, 17.10,<br />

20.00;3D: Pets II 12.30,15.00, 17.30, 20.00;Drei<br />

Schritte zu Dir 14.00,17.30; TKKG 14.30; Pets II –<br />

The Secret Life ofPets 2(OF) 14.50; Kroos 15.00;<br />

Spider-Man: FarFromHome (OF)17.00, 20.15; AnnabelleIII<br />

17.00, 20.10; Traumfabrik17.10, 20.00;<br />

Men in Black: 17.10, 20.10; 3D: Spider-Man: Far<br />

From Home 19.30; Hollywoodtürke 19.45<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) Zwischen den Zeilen –<br />

Doubles vies (OmU) 12.00, 22.00; Aladdin (OmU)<br />

14.00; Ein Becken voller Männer –Legrand bain<br />

(OmU) 16.30; Mamacita (OmU) 18.45; Berlin Sci-<br />

Fi Filmfest (re.Run 5) 20.15<br />

Neues Off (& 62 70 95 50) The Dead Don‘t Die<br />

(OF) 17.00,19.30,22.00<br />

Passage (& 68 23 70 18) The Dead Don‘t Die<br />

(OmU) 18.15, 20.45; Sneak Preview 22.30; Rocketman<br />

(OmU) 17.30, 20.00; Nur eine Frau<br />

19.00; Ein Becken voller Männer –Legrand bain<br />

(OmU) 21.10<br />

Rollberg (& 62 70 46 45) Spider-Man: Far From<br />

Home (OF) 17.40, 20.30, 22.20; Geheimnis eines<br />

Lebens (OmU) 17.40, 20.00; They Shall Not<br />

Grow Old (OmU) 16.45, 19.00; Burning (OmenglU)<br />

21.15; Tolkien (OmU) 16.15; TelAviv OnFire (OmU)<br />

18.40, 20.50; Burning –Beoning (OmU) 16.30,<br />

19.30; OBeautiful Night (OmenglU) 22.30<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />

Aladdin13.50,16.45, 19.45; MeninBlack: 14.05;<br />

Long Shot 14.10; Pets II 14.15, 17.30; Spider-<br />

Man: Far From Home 14.20; 3D: Pets II 15.00,<br />

17.10, 20.00; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />

16.30,19.45; Traumfabrik17.20, 20.15; Annabelle<br />

III 17.30,20.10; 3D: Men in Black: 19.30<br />

Wolf (& 921 03 93 33) BabyWolfgang präsentiert:<br />

Erde (OF) 11.00; Nuestro tiempo –Our Time (OmU)<br />

12.20; Das melancholische Mädchen (OmenglU)<br />

14.20,21.20; Mo &Friese unterwegs 16.00; Mirai:<br />

Das Mädchen aus der Zukunft 16.00; OBeautiful<br />

Night (OmenglU) 17.00; High Life (OmU) 18.50;<br />

Erde (OF) 19.00; Burning –Beoning (OmU) 21.00<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Pets II<br />

14.00, 16.00, 18.40, 20.45; Geheimnis eines Lebens<br />

16.20, 18.00, 20.30; TKKG 14.15<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Geheimnis<br />

eines Lebens 15.40, 20.20; Geheimnis eines Lebens<br />

(OmU) 18.00; TelAviv OnFire 14.15, 16.30,<br />

18.45,21.00; Pets II14.00, 16.00,18.00, 20.00;<br />

TKKG 14.20; Rocketman (OmU) 16.30; The Dead<br />

Don‘t Die (OmU) 19.00; The Dead Don‘t Die 21.15;<br />

Der Klavierspieler vom Gare du Nord 15.15; Ein Becken<br />

voller Männer 17.30; Burning 20.00<br />

Kino in der Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />

TKKG 11.15, 13.45; Pets II 11.15, 14.15, 16.40;<br />

Britt-Marie war hier 11.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 11.30, 14.00; Dumbo 11.30; Mister<br />

Link: Ein fellig verrücktes Abenteuer 11.50; Royal<br />

Corgi: Der Liebling der Queen 12.00; 3D:


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 23<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

Black Thought, die Stimme von The Roots, der derzeit wohl besten HipHop-Liveband.<br />

und -Percussion mit Vokalsamples,<br />

Elektronik und Field-Noises zusammen<br />

–als geräuschige Reise ins politische<br />

undspirituelle Afrika.<br />

Auf verschiedenen Panels wird<br />

über „Female Future Sounds“ und<br />

den Genderstand der Dinge und die<br />

entsprechenden ästhetischen Strategien<br />

debattiert. Schließlich kann<br />

man Klangexperiment und Gespräche<br />

natürlich am späteren Abend zu<br />

DJ-Beats sacken lassen –oder halt<br />

dazu tanzen.<br />

Mit The Roots schaut die derzeit<br />

wohl beste Liveband im HipHop vorbei.<br />

Seltsamerweise liegt ihr letztes<br />

Album schon ein ganzes Weilchen<br />

zurück, fünf Jahre nämlich, wo sie<br />

sonst seit den 90er-Jahren eher alle<br />

zwei Jahregeliefert haben. Einneues<br />

Albumnamens„Endgame“ ist bisher<br />

noch ohne Termin angekündigt.<br />

Andererseits war schon 2011 mit<br />

„Undun“ der Wandel zur Konzeptband<br />

unüberhörbar;auf dem letzten<br />

mit dem Titel„…and then youshoot<br />

your cousin“ führte sie der Zustand<br />

der Welt zu Sound-Collagen und<br />

Streicherparts und –über nur 32 Minuten<br />

–eine recht wilde Tour durch<br />

Soul- und Hiphop-Styles.<br />

POP<br />

The Roots/ Yasiin Bey 11. 7.,<br />

VertiMusic Hall. 20 Uhr<br />

Heroines of Sound 12.–14. 7.,<br />

Radialsystem<br />

Talib Kweli 12. 7. abgesagt<br />

IMAGO<br />

Letzteres wiederum gehört zu<br />

den großen Vergnügen ihrer Konzerte:<br />

Sie sind sagenhaft sicher im<br />

Umgang mit den unterschiedlichen<br />

und auch historischen Genrepositionen<br />

und können mühelos dazwischen<br />

herumspringen und wechseln.<br />

Dabei kommt ihnen nicht nur<br />

die doch schon 32-jährige Geschichte<br />

als einsame Live-Verfechter<br />

in einer DJ- und Turntable-Szene zugute,sondernauch<br />

der ein Weilchen<br />

unterbrochene, mittlerweile wieder<br />

aufgenommene Job als Hausband<br />

des Late Night Talkers JimmyFallon.<br />

Und zuguter Letzt besitzen sie mit<br />

Bandleader und Drummer Questlove<br />

Thompson zugleich die graue<br />

Eminenz des HipHop und dessen<br />

präziseste Rhythmusmaschine.<br />

Sie kommen übrigens mit Yasiin<br />

Bey, dem ehemaligen Mos Def, dessen<br />

Konzerte dank seiner auch in<br />

den Schauspielrollen zu erlebenden<br />

authentischen Präsenz stets überzeugen.<br />

Sein ehemaliger Partner im<br />

legendären Black-Star-Duo, Talib<br />

Kweli,einer der besten und aufrechtesten<br />

Texter des Rap, hat dagegen<br />

seine ganzeTour und auch den AuftrittimYaamleiderabgesagt.<br />

Soul<br />

Cool<br />

und<br />

elegant<br />

Die Videos, die einen anschaulichen<br />

Überblick<br />

über das Schaffen von Janelle<br />

Monáe vermitteln, kommen<br />

selbst als ambitionierte Kunstwerke<br />

daher. Die Schauspielerin,<br />

Tänzerin und Soulsängerin<br />

Janelle Monáe, die als derzeit<br />

coolste Variante des R’n’ B<br />

reüssiert, zeigt das mal im<br />

mystischen Gewand („I Like<br />

That“) oder führt zusammen<br />

mit Erykah Badu ein in ein<br />

ominöses Kunstprojekt namens<br />

„Q.U.E.E.N“. Unddas alles<br />

kommt in einer derart eleganten<br />

Lockerheit daher, die<br />

Janelle Monáes Gespür, Ehrgeiz<br />

und Talent erst recht zur<br />

Geltung bringt. Geboren<br />

wurde die vielseitige Künstlerin1985<br />

in Kansas,und in New<br />

York studierte sie als junge Erwachsene<br />

Schauspiel an der<br />

American Musical and Dramatic<br />

Academy. Ihrdrittes Album<br />

„Dirty Computer“wurde überaus<br />

wohlwollend aufgenommen.<br />

HarryNutt<br />

JanelleMonáe 20 Uhr,Columbiahalle,<br />

Columbiadamm 10–11<br />

Stadt im Ohr (& 20 07 88 41)<br />

9.00:Hörspaziergang Friedenau –Eine Reise durch<br />

15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,Treff:<br />

Süßkramdealer,Varziner Str. 4<br />

11.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />

über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />

im ohr,Treff: Concierge, Platz der Vereinten Nationen 1<br />

11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir<br />

leben wollen, Treff: Café Blume an der Hasenheide,<br />

Fontanestr.32<br />

11.00: Werkstatt Wedding.Hörspaziergang durch die<br />

Bilder einer Stadt, stadt im ohr,Treff und Ausgabe der<br />

Audioguides. Rosa Parks Café, Soldiner Straße 32,<br />

13359 Berlin<br />

12.00: Audiotour Mitte-Schritte–Hörspaziergang<br />

durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr, Treff:<br />

ausberlin –Kaufhaus für Berlinprodukte,Karl-Liebknecht-Str.9<br />

16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, Der Hörspaziergang<br />

Friedrichshain ist ausleihbar im CafeSibylle,<br />

Karl-Marx-Allee 72<br />

Konzert<br />

b-flat (& 283 31 23)<br />

21.00: Espen Eriksen Trio<br />

Columbiahalle (& 69 81 28 14)<br />

20.00: Janelle Monaé<br />

Lido (& 69 56 68 40)<br />

21.00: EloMatoaunPolizia Motorizado<br />

Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />

21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />

Schlot (& 448 21 60)<br />

21.00: Soniquete<br />

Zig Zag Jazz Club (& 94 04 91)<br />

21.00: The Zig Zag Jazzed Up Jam Session, host: Uri<br />

Gincel<br />

CLUB<br />

Birgit &Bier (& 01 52 33 92 09)<br />

23.00: OMG It’sTuesday<br />

Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />

21.00: Clärchens Discodienstag,Clärchen &friends<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Berlin House Night, Max Telaer,Habibi Grooves<br />

Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />

(& 89 75 13 27) 21.00: The House of Presents<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />

23.59: Encore.Une.Fois<br />

BALLROOM<br />

Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />

21.00 Spiegelsaal: Argentinischer Tango, Gaia,<br />

Leandro<br />

Tanzpavillon im Monbijoupark (Monbijoustr.3)<br />

20.00: Cha Cha, Walzer &Co, Evan, Josefina und<br />

Antoine<br />

MUSEEN<br />

Alte Nationalgalerie (& 266 42 42 42)<br />

10.00: Kunst des19. Jahrhunderts, Spitzweg,Manet,<br />

Renoir,Cézanne u. a., Di-So/Feiert.10-18, Do 10-20<br />

Uhr<br />

10.00: Gustave Caillebotte. Der malende Mäzen der<br />

Impressionisten, Di-So/Feiert.10-18, Do 10-20 Uhr<br />

Anne Frank Zentrum (& 288 86 56 00)<br />

10.00, 10.00: Anne Frank. hier &heute, Di-So/Feiert.<br />

10-18 Uhr<br />

10.00: Alles über Anne, Di-So/Feiert.10-18 Uhr<br />

Berlinische Galerie (& 78 90 26 00)<br />

10.00: Lotte Laserstein.Von Angesicht zu Angesicht,<br />

Mi-Mo 10-18 Uhr<br />

Bröhan-Museum (& 32 69 06 00)<br />

10.00: Jugendstil, Di-So/Feiert.10-18 Uhr<br />

10.00: Skandal! Mythos! Moderne! Die Vereinigung<br />

der XI in Berlin, Di-So/Feiert.10-18 Uhr<br />

Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />

12.00, 12.00: Dalí –Die Ausstellung am Potsdamer<br />

Platz, tgl. 12-20 Uhr<br />

Deutsches Historisches Museum (& 20 30 40)<br />

10.00: Deutsche Geschichte in Bildernund Zeugnissen,<br />

tgl. 10-18 Uhr<br />

10.00: Weimar:Vom Wesen und Wert der Demokratie,<br />

tgl. 10-18 Uhr<br />

Deutsches Spionagemuseum (& 398 20 04 51)<br />

10.00: Hauptstadtder Spione, tgl. 10-20 Uhr<br />

Ephraim-Palais (& 240 02 -1 62)<br />

10.00: Ost-Berlin. Die halbe Hauptstadt, Di-So 10-<br />

18, Mi 12-20 Uhr<br />

Feuerwehrmuseum Berlin (& /38 71 09 33)<br />

9.00: Die <strong>Berliner</strong> Feuerwehr vonden Anfängen bis<br />

zur Gegenwart, Di/Do 9-16, Mi 9-19, Fr/Sa 10-14<br />

Uhr;Feiert. geschl.<br />

Georg Kolbe Museum (& 304 21 44)<br />

10.00: Lynn Chadwick –Biester der Zeit, tgl. 10-18<br />

Uhr<br />

Hanf Museum (& 242 48 27)<br />

10.00: Alles rund um die KulturpflanzeHanf, Di-Fr<br />

10-20, Sa/So 12-20 Uhr<br />

Kulturforum (& 266 42 42 42)<br />

10.00, 10.00: tracking talents, Di-Fr 10-18, Do 10-<br />

20, Sa/So 11-18 Uhr<br />

Kunstbibliothek (& 266 42 42 42)<br />

10.00, 10.00: Transitzone, Henning Wagenbreth, Di-Fr<br />

10-18, Sa/So/Feiert. 11-18 Uhr<br />

Kupferstichkabinett (& 266 42 42 42)<br />

10.00: In bester Gesellschaft. Ausgewählte Erwerbungendes<br />

<strong>Berliner</strong> Kupferstichkabinetts 2009-2019,<br />

Di-Fr 10-18, Sa/So/Feiert. 11-18 Uhr<br />

Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt<br />

(& 28 59 94 07) 10.00: Blindes Vertrauen –<br />

versteckt am Hackeschen Markt 1941-1943, tgl.<br />

10-20 Uhr<br />

10.00: „... und immer wieder bewundernwir Eure<br />

mit aufopfernder Liebe prima gepackten Pakete“, tgl.<br />

10-20 Uhr<br />

Museum Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

(& 90 29 24 -1 08) 10.00: SammlerStücke, Di-Fr<br />

10-17, Sa/So/Feiert. 11-17 Uhr<br />

10.00: Sorgenfrei, Di-Fr 10-17, Sa/So/Feiert. 11-17<br />

Uhr<br />

10.00: Westen!, Di-Fr 10-17, Sa/So/Feiert. 11-17<br />

Uhr<br />

10.00: Stille Wasser.Seelandschaften zwischen<br />

Brandenburg und den Alpen, Di-Fr 10-17, Sa/So/<br />

Feiert. 11-17 Uhr<br />

Museum der Stille (& 27 89 19 90)<br />

14.00: Dauerausstellung desMuseums der Stille,<br />

Nikolai Makarov. Modelle: Stephan Braunfels, Max<br />

Dudler,Gewers&Pudewill, Michael Marshall u. a.,<br />

Di-So 14-19 Uhr<br />

Museum für Fotografie /Helmut Newton Stiftung<br />

(& 266 42 42 42) 11.00: Helmut Newton’sPrivate<br />

Property,Di-So/Feiert. 11-19, Do 11-20 Uhr<br />

11.00: Bauhaus und dieFotografie. Zum Neuen<br />

Sehen in der Gegenwartskunst, Laszlo Moholy-Nagy,<br />

Florence Henri, Erich Consemüller,Thomas Ruff,<br />

Dominique Teufen, Vivianne Sassen u. a., Di-So/<br />

Feiert. 11-19, Do 11-20 Uhr<br />

11.00: Helmut Newton. Sumo /Mark Arbeit. George<br />

Holz. Just Loomis. Three Boys from Pasadena, Di-So/<br />

Feiert. 11-19, Do 11-20 Uhr<br />

11.00: Visual ExchangeBerlin Peking,Di-So/Feiert.<br />

11-19, Do 11-20 Uhr<br />

Museum The Kennedys (Auguststr.11-13)<br />

10.00: Die Kennedy-Sammlung,Di-Fr 10-18, Sa/<br />

So 11-18 Uhr<br />

Pergamonmuseum. Das Panorama<br />

(Am Kupfergraben 2) 10.00: Pergamon. Meisterwerke<br />

der antiken Metropole und 360°-Panorama von<br />

Yadegar Asisi, tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

Trabi-Museum Berlin (& 30 20 10 30)<br />

10.00: Die Welt der Trabis, tgl. 10-18 Uhr<br />

Urban Nation –Museum for Urban Contemporary<br />

Art (Bülowstr.7)10.00: UNique. UNited. UNstoppable,<br />

Di-So 10-18 Uhr<br />

KINO<br />

Pets II 12.00, 14.30, 16.30, 19.30; Spider-Man:<br />

FarFrom Home 13.45, 16.45, 19.45, 22.30; Traumfabrik<br />

14.00, 17.00, 20.00; Der Fall Collini 14.15;<br />

Zwischen den Zeilen 14.20; Spider Murphy Gang –<br />

Glory Days ofRock ‚n‘ Roll 16.15; Ein Becken voller<br />

Männer 16.40, 19.30; Der Klavierspieler vom Gare<br />

du Nord 17.00; Geheimnis eines Lebens 17.15,<br />

19.00;Kaviar 18.30, 22.50; Tolkien 19.00; Aladdin<br />

(OmU) 19.40, 22.40; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />

20.50; Avengers: Endgame (OmU) 21.30; Burning<br />

–Beoning (OmU) 21.40; Rocketman (OmU) 21.45;<br />

Pets II –The Secret Life ofPets 2(OmU) 23.00<br />

Krokodil (& 44 04 92 98) Herr Zwilling und Frau<br />

Zuckermann (OmU) 19.00; Kaviar (OmU) 21.15<br />

Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Rote Räte- Die<br />

bayrischeRevolution aus der Sicht vonAugenzeugen<br />

18.00; Lieb Vaterland, magst ruhig sein (OmenglU)<br />

19.00; Supermarkt 20.30; Der Himmel über Berlin<br />

(OmenglU) 22.15<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00)Traumfabrik<br />

14.10, 17.00, 19.50,22.45;Aladdin 14.10,<br />

17.05, 19.50; Spider-Man: Far From Home 14.15;<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 14.15; Men<br />

in Black: 14.15, 17.00, 20.00; Godzilla 2–King<br />

of the Monsters 14.20; Ein Becken voller Männer<br />

14.20,17.10; Pets II 14.30, 17.00;Drei Schrittezu<br />

Dir 14.30, 17.15,20.10; 3D: Pets II 15.00,17.30,<br />

20.00, 22.45; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />

16.45, 20.00, 22.45; Annabelle III 17.15, 20.15,<br />

22.45; Jussi Adler-Olsen: Verachtung 17.20; 3D:<br />

X-Men: Dark Phoenix 19.45; Rocketman 19.50;<br />

Long Shot 19.50; The Dead Don‘t Die 22.45; Kaviar<br />

22.45; John Wick III 22.45; Brightburn: Son of<br />

Darkness 22.45<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 3004)<br />

Ein Becken vollerMänner 14.45; Rocketman 17.40,<br />

20.30<br />

Cosima (& 85 07 58 02) Stan &Ollie 18.00; Nur<br />

eine Frau 20.15<br />

Odeon (& 78 70 40 19) Geheimnis eines Lebens<br />

(OmU) 16.10, 18.30; The Dead Don‘t Die (OmU)<br />

20.50<br />

Xenon (& 78 00 15 30) Freak Show (OmU) 18.00;<br />

Ein Becken voller Männer –Legrand bain (OmU)<br />

20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 0211) TKKG<br />

10.00, 12.15; Spider-Man: Far From Home 10.00,<br />

14.10, 17.10; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

10.00,11.55, 14.15; Pets II 10.00, 12.15, 14.30,<br />

17.00; 3D: Pets II 10.00, 12.40, 14.45, 17.10,<br />

19.40; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 12.10;<br />

Drei Schritte zu Dir 14.40, 16.50; Traumfabrik<br />

17.20, 19.30; Kroos 20.00; 3D: Spider-Man: Far<br />

From Home 20.15;Annabelle III 20.20<br />

Kino imKulturhaus Spandau (& 333 6081) Rocketman<br />

16.00, 20.15; Edie –Für Träume ist es nie<br />

zu spät 18.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 07 11) Traumfabrik 14.00,<br />

17.00<br />

Thalia Movie Magic (& 774 34 40) TKKG 10.00,<br />

14.00; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 10.00;<br />

Pets II 10.00, 12.00, 14.00, 16.00, 18.30, 20.30;<br />

Bibi Blocksberg 10.00; WillkommenimWunderPark<br />

12.00; Spider-Man: Far From Home 12.00, 15.00;<br />

Drei Schritte zu Dir 12.00, 16.00; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 15.30, 18.15, 20.30; Traumfabrik<br />

17.45,20.30;3D: Spider-Man: FarFrom Home<br />

17.45, 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00) Commedia all‘italiana:<br />

Der Weg zurück –Tutti aCasa (OmenglU) 20.00;<br />

Magical History Tour: Panzerkreuzer Potemkin –Restaurierte<br />

Fassung –Bronenosec Potjomkin (OmU)<br />

19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />

Pets II 12.30, 14.00, 16.40; Dancing Queens<br />

12.30; Traumfabrik 12.40, 16.00, 19.20, 22.00;<br />

Aladdin 12.50, 13.30; Spider-Man: Far From Home<br />

13.00, 16.00, 19.30; 3D: Pets II 13.00, 15.00,<br />

17.40, 20.25, 23.00; Nur eine Frau 13.15; Der<br />

Junge muss an die frische Luft 13.30; Bailey: Ein<br />

Hund kehrt zurück 13.30; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 13.40; Royal Corgi: Der Liebling der Queen<br />

13.45; Hollywoodtürke 13.50; After Passion 13.50;<br />

Drei Schritte zuDir 14.00, 16.50, 20.10, 22.50;<br />

3D: Spider-Man: Far From Home 14.15, 17.00,<br />

20.30, 23.00; Monsieur Claude II 14.20; TKKG<br />

15.00; Avengers: Endgame 16.00, 20.20; Ein Becken<br />

voller Männer 16.10, 19.20; Geheimnis eines<br />

Lebens 16.20, 19.10; Men inBlack: 16.30, 20.00,<br />

23.10; Godzilla 2–King of theMonsters16.30;3D:<br />

Aladdin 16.30,19.40, 23.00;<br />

Der Klavierspieler vom Gare duNord 16.50; Annbelle<br />

III 16.50, 19.50, 23.10; Tolkien 17.10; Kroos<br />

17.10, 20.15; X-Men: Dark Phoenix 17.40, 23.00;<br />

Glam Girls 17.40, 20.20; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 17.45; Der Fall Collini 19.30; Rocketman<br />

19.40; 3D: X-Men: Dark Phoenix 19.50;<br />

Brightburn: Son ofDarkness 20.00, 23.10; Long<br />

Shot 20.40, 22.40; John Wick III 20.40, 23.00;<br />

Ma –Sie sieht alles 22.30; 3D: Godzilla 2–King<br />

of the Monsters 22.40; The Dead Don‘t Die 22.50;<br />

Friedhof der Kuscheltiere 23.15<br />

CineStar imSony Center (& 04 51/703 0200)<br />

Aladdin (OF) 13.20, 16.30; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu –Pokemon Detective Pikachu (OF)<br />

13.30; Men in Black: (OF) 13.30; Tolkien (OF)<br />

13.45; Avengers: Endgame (OF) 13.50; Spider-<br />

Man: Far From Home (OF) 14.00; Pets II –The Secret<br />

Life of Pets 2(OF) 14.30, 17.50; 3D: Pets II –<br />

The Secret Life of Pets 2(OF) 15.00, 17.10, 19.30,<br />

23.15; 3D: X-Men: Dark Phoenix (OF) 16.20; Annabelle<br />

III (OF) 16.40, 20.20, 23.10; Long Shot<br />

(OF) 16.50; 3D: Spider-Man: Far From Home (OF)<br />

17.00, 20.10, 22.40; Brightburn: Son ofDarkness<br />

(OF) 17.30; 3D: Men in Black: (OF) 19.20; Rocketman<br />

(OF) 19.30; 3D: Aladdin (OF) 19.40, 22.50;<br />

Geheimnis eines Lebens (OF) 19.50; John Wick III<br />

–John Wick: Chapter 3–Parabellum (OF) 20.00,<br />

22.30; X-Men: Dark Phoenix (OF) 22.00; 3D: Godzilla<br />

2–King ofthe Monsters (OF) 22.15;The Dead<br />

Don‘t Die (OF) 23.15<br />

CineStar IMAX (& 04 51/703 0200) 3D: Pandas<br />

11.30; 3D: Spider-Man: Far From Home (OF)<br />

12.45, 19.15, 22.30; 3D: Spider-Man: Far From<br />

Home 16.00<br />

Filmrauschpalast (& 394 4344) Don‘t Give aFox<br />

(OmU) 18.00; Spider-Man: Far From Home (OF)<br />

20.00; Diamantino (OmU) 22.30<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 16 50) TKKG 10.00, 12.00; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 10.00, 12.15,15.00;<br />

Pets II 10.00, 12.00, 14.00, 16.00; Mister Link:<br />

Ein fellig verrücktes Abenteuer 10.00; Spider-Man:<br />

Far From Home 12.30, 14.00, 17.00; 3D: Pets II<br />

12.30, 15.00, 17.30, 20.15, 22.30; Traumfabrik<br />

14.30, 17.00, 20.00, 22.30; Drei Schritte zu Dir<br />

17.30, 20.00; Annabelle III 18.00, 20.15, 22.30;<br />

3D: Spider-Man: Far From Home 20.00, 22.30;<br />

John Wick III 22.30<br />

Casablanca (& 677 57 52) Emil und die Detektive<br />

14.00; Britt-Marie war hier 16.15; Zwischen den<br />

Zeilen 18.15; Edie –Für Träume ist es nie zu spät<br />

20.30<br />

CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00)<br />

Spider-Man: Far From Home 11.30, 14.00; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 11.30; Pets II 11.30,<br />

14.00, 16.30; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt 11.30; Avengers: Endgame<br />

11.30, 15.30; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />

zurück 11.35; Ostwind 4–Aris Ankunft 11.45; Mister<br />

Link: Ein fellig verrücktes Abenteuer 11.50; 3D:<br />

Pets II 12.10, 14.40,17.10, 19.30,22.00; Aladdin<br />

14.00; Traumfabrik 14.05, 17.05, 19.40; Men in<br />

Black: 14.15; TKKG 14.30; Bailey: Ein Hund kehrt<br />

zurück14.45; 3D: Men in Black: 17.00; 3D: Spider-<br />

Man: Far From Home 17.05, 20.10, 22.45; Annabelle<br />

III 17.15, 20.10, 23.00; Glam Girls 17.30;<br />

3D: X-Men: Dark Phoenix 19.20; 3D: Aladdin<br />

19.30; 3D: Godzilla 2–King of the Monsters 19.40,<br />

22.45; John Wick III 19.55,22.50; Drei Schritte zu<br />

Dir 19.55; 3D: Avengers: Endgame 22.00; Ma –Sie<br />

sieht alles 22.30; Long Shot 22.55; Brightburn:<br />

Son of Darkness 23.15<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) TKKG<br />

12.00; Spider-Man: Far From Home 12.00, 14.00,<br />

17.00; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 12.00,<br />

14.45; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 12.00,<br />

14.30; Bailey: Ein Hund kehrt zurück 12.00; Pets<br />

II 12.15, 14.35, 17.00; 3D: Pets II 12.30, 15.00,<br />

17.30, 20.00; Aladdin 14.10, 17.00; Drei Schritte<br />

zu Dir 14.20, 17.00, 19.50; Traumfabrik 16.40,<br />

19.40; Annabelle III 17.00,20.10; 3D: Spider-Man:<br />

Far From Home 19.30; Spider-Man: Far From Home<br />

(OF) 20.00; Kroos 20.00<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 471 40 01) Die Alptraumfrau<br />

19.00; Erde (OmU) 20.30<br />

Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Pets II 10.15,<br />

12.15, 14.15, 16.15, 18.15, 20.15; Rocketman<br />

12.30, 20.00; TKKG 15.15; Der Klavierspieler vom<br />

Gare du Nord 17.30<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Van Gogh: An<br />

der Schwelle zur Ewigkeit 16.00; Wenn Fliegen träumen<br />

(m. Gast) 18.30; Der Klavierspieler vom Gare<br />

du Nord 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Aladdin 13.00,<br />

20.15; Dancing Queens 15.45; Ein Becken voller<br />

Männer 17.45<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 46 78) Monsieur Claude II 18.00;<br />

Bildbuch 20.30<br />

Capitol (& 831 6417) Geheimnis eines Lebens<br />

15.30,18.00,20.30<br />

FREILUFTKINOS<br />

Freiluftkino Friedrichshagen (& 65 01 31 41) Bohemian<br />

Rhapsody 21.15<br />

Freiluftkino Hasenheide (& 283 4603) Der Himmel<br />

über Berlin (OmenglU) 21.45<br />

Freiluftkino Insel im Cassiopeia (& 35 12 24 49)<br />

Don‘t Give aFox (OmenglU) 21.45<br />

Freiluftkino Kreuzberg AStarIsBorn(OmU) 21.30<br />

Freiluftkino Rehberge Anderswo. Allein in Afrika<br />

21.30<br />

Open Air Kino Mitte (& 28 59 99 73) Night On<br />

Earth (OmU) 21.30<br />

Open-Air-Kino SchlossparkBiesdorf (& 9987481)<br />

Yuli 21.30<br />

Pompeji –FLK am Ostkreuz (& 01 76/56 70 92 98)<br />

Free Solo (OmU) 21.45<br />

Radio EINS-Freiluftkino Friedrichshain Nur eine<br />

Frau 21.45<br />

Sommerkino Kulturforum am Potsdamer Platz (&<br />

89 37 14 31) Maria Stuart,Königin von Schottland<br />

21.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 81 12)<br />

Aladdin 10.00; Das Leben ist ein Fest 17.00; Filmclub<br />

(m. Einführung u. Diskussion) 19.30<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 7020) KinderWagenKino:<br />

Traumfabrik 10.30; Pets II 14.00, 16.15,<br />

18.30, 20.45; Die unglaublichen Abenteuer von<br />

Bella 14.00; Traumfabrik 15.45, 18.15, 20.30;<br />

TKKG 16.00; Ein Becken voller Männer 18.15,<br />

20.45; Geheimnis eines Lebens 18.30, 21.00<br />

UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 72 33)<br />

Royal Corgi: Der Liebling der Queen 11.00; Pets II<br />

11.00, 14.00, 17.00; Men in Black: 11.00, 14.10,<br />

16.45; Bailey: Ein Hund kehrt zurück 11.00,14.00;<br />

Aladdin 11.00, 13.40, 16.45; TKKG 11.15; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 11.15, 14.15; 3D:<br />

Pets II 11.15, 14.30, 17.20, 20.15; Spider-Man:<br />

Far From Home 13.40; Traumfabrik 13.50, 16.50,<br />

19.55; 3D: Spider-Man: Far From Home 16.30,<br />

19.45; Rocketman 17.00; Annabelle III 17.00,<br />

20.15; John Wick III 19.35; Godzilla 2–King of<br />

the Monsters 19.40; 3D: Aladdin 19.50; Long Shot<br />

19.55<br />

Waschhaus Kino Potsdam (& 03 31/271 5626)<br />

Anderswo.Allein in Afrika 21.45<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (& 033 22/279 8877) Pets II<br />

15.00, 17.15; 3D: Pets II 19.30<br />

CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) Spider-<br />

Man: Far From Home 11.45, 14.30; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 11.45, 14.15; Aladdin<br />

11.45, 14.40; Willkommen im Wunder Park 11.50;<br />

Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />

Welt 11.50; TKKG 12.00; 3D: Pets II 12.00, 14.30,<br />

17.00, 19.30; Mister Link: Ein fellig verrücktes<br />

Abenteuer 12.00; Royal Corgi: Der Liebling der<br />

Queen 12.20; Pets II 12.30, 15.00, 17.30, 20.00;<br />

Traumfabrik 14.10, 17.10, 20.05; Bailey: Ein Hund<br />

kehrt zurück 14.15; Dancing Queens 14.25; Glam<br />

Girls 14.30; Men in Black: 14.40; Rocketman<br />

16.45; 3D: Aladdin 16.45, 19.40; Drei Schritte<br />

zu Dir 16.50, 20.10; 3D: Spider-Man: Far From<br />

Home 17.00, 20.00; Long Shot 17.20; Annabelle<br />

III 17.30, 20.20; 3D: Men inBlack: 17.35, 20.30;<br />

3D: Avengers: Endgame 19.30; John Wick III 19.50<br />

Filmforum Schwedt (& 033 32/44 9290) F1-4<br />

Die Abenteuer von Wolfsblut 10.00, 13.00; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 10.00, 12.45; Pets II<br />

10.15, 12.45, 15.15, 17.45; TKKG 10.15, 13.00,<br />

15.15; Spider-Man: Far From Home 15.00; Aladdin<br />

15.00; 3D: Spider-Man: Far From Home 17.15,<br />

20.00; Rocketman 17.30; Traumfabrik 17.45,<br />

19.45; Drei Schritte zuDir 20.00; 3D: Pets II 20.15<br />

FilmpalastBernau (& 033 38/70 54 54) Dasfliegende<br />

Klassenzimmer 10.00; Pets II 10.00, 14.00,<br />

16.15; TKKG 10.00; 3D: Pets II 12.00, 18.30,<br />

20.30; Aladdin 12.00, 14.45; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 12.00, 18.00; Spider-Man: Far From<br />

Home 14.30; 3D: Spider-Man: Far From Home<br />

17.30,20.30; Drei Schritte zu Dir 17.45, 20.30;All<br />

My Loving –Eine Geschichte von drei Geschwistern<br />

20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 4828)<br />

Royal Corgi: Der Liebling der Queen 12.00; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 12.15; Aladdin<br />

12.30, 15.05; Pets II 13.00, 15.00, 17.00; 3D:<br />

Pets II 14.00, 16.00, 18.00, 19.45; Spider-Man:<br />

Far From Home 14.30; 3D: Spider-Man: Far From<br />

Home 17.15, 20.15; Traumfabrik 17.45, 20.00;<br />

Drei Schritte zu Dir 20.20<br />

Linden-Kino Wusterhausen (& 03 39 79/145 93)<br />

Pets II 17.00; Men in Black: 19.00<br />

Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Pets II<br />

15.30, 19.45; Willkommen im Wunder Park 16.00;<br />

3D: Pets II 17.30; Rocketman 18.00; Jussi Adler-<br />

Olsen: Verachtung 20.30


24 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

CHAT<br />

„Fantastisch in<br />

die<br />

Zukunft“<br />

Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />

Im Chat kommen Menschen<br />

zu Wort,die sich in der digitalen<br />

Welt bewegen und die Innovationen<br />

beobachten. Heiko von der<br />

Gracht ist Zukunftsforscher bei der<br />

KPMG-Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

und Professor an der Steinbeis-Hochschule<br />

Berlin.<br />

Womit beginnt morgens Ihr Einstieg<br />

in die digitale Welt?<br />

Mit Smartphone und Online-<br />

News, circa 15 Minuten. Danach<br />

kommt die Zahnbürste dran, die per<br />

Bluetooth mit meinem Handy gekoppelt<br />

ist –eine App zeigt an, wie<br />

man die Zähne noch besser putzen<br />

und den Druck modifizieren kann.<br />

Beim ersten Kaffee dann schnell<br />

noch einen Blick auf Social Media.<br />

Eingroßes Thema zurzeit ist Künstliche<br />

Intelligenz. Wie werden Menschen<br />

und Computer in Zukunft zusammenleben?<br />

Hand in Hand. Zum Beispiel in<br />

Form des persönlichen KI-Advisors:<br />

Über das Smartphone in der Hosentasche<br />

oder Handtasche sind wir direkt<br />

mit dem Superrechner verbunden.<br />

Mit der KI werden wir leichter,<br />

besser und vor allem intelligenter<br />

entscheiden und den Tagorganisierenkönnen.<br />

Werden wir autonom eines Tages<br />

über unsereDaten verfügen können?<br />

Beides wird möglich sein: Schon<br />

heute können Nutzer mit dem bewussten<br />

Sharing ihrer eigenen Daten<br />

auf Marktplätzen Geld verdienen.<br />

Künftig könnte ergänzend auch ein<br />

exklusives Nutzungsmodell Schule<br />

machen: Werwill, kann diskret und<br />

exklusiv bleiben.<br />

Was geht gar nicht in der digitalen<br />

Welt, was verurteilen Sie?<br />

Hetze, Fake-News, Cyber-Mobbing,<br />

Identitätsklau, aber auch: immer<br />

nur in der eigenen kleinen<br />

Echokammer herumlungern.<br />

Welchen Science-Fiction-Film haben<br />

Sienicht nur einmal gesehen?<br />

„Minority Report“, weil er so fantastisch<br />

realistisch die Zukunft auch<br />

im Detail darstellt. Spielberg hat übrigens<br />

für das Drehbuch mit Zukunftsforschern<br />

zusammengearbeitet.<br />

Es gibt Menschen, die behaupten,<br />

Computer seien nur erfunden worden,<br />

damit gespielt werden kann.<br />

Spielen Sieauch?<br />

Früher ja –und auch zeitweise exzessiv,inJugend-<br />

und Studienzeiten.<br />

Heute interessiere ich mich eher für<br />

Gamification: Komplexe reale Zusammenhänge<br />

werden in Spielform<br />

dargestellt, um daran zu trainieren<br />

und Sachverhalte zu erklären.<br />

Viele Menschen sorgen sich um die<br />

Zukunft. Welcher Podcast macht Ihnen<br />

Mut?<br />

Ich höre weniger Podcasts als<br />

vielmehr Hörbücher, aktuell „QualityLand“<br />

vonMarc-UweKling.<br />

Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />

Nie! Dafür sorgen schon meine<br />

Frau und meine beiden Töchter.<br />

Heikovon Gracht ist<br />

Zukunftsforscher bei<br />

KPMG.<br />

Das Gefühl ist allseits bekannt:<br />

Man postet ein<br />

Bild und plötzlich purzeln<br />

die Likes. Erst<br />

zehn, dann zwanzig, oha, schon<br />

vierzig. Hey, vielleicht geht es ja sogar<br />

in den dreistelligen Bereich.<br />

Das macht jedem Spaß. Gebt es zu.<br />

Die Zauberformel hinter diesem<br />

Glücksgefühl lautet schlicht und<br />

einfach Dopamin: DerNeurotransmitter<br />

wird vor allem bei Belohnung<br />

ausgeschüttet.<br />

Weniger Druck<br />

Ende<br />

der Abhängigkeit<br />

Warumessinnvoll ist, dass Instagram<br />

eine Versiontestet, in der die Anzahl der Likes<br />

15<br />

Millionen Menschen nutzen<br />

nach Firmenangaben Instagram<br />

in Deutschland, junge<br />

Menschen sind aktiver.<br />

Ein gutes Bild, ein guter Post, mehr<br />

Dopamin und der immer häufigere<br />

Griff zum Smartphone. Wie bei einer<br />

klassischen Kokainsucht. Doch<br />

genau wie jede Sucht, bringt auch<br />

die Abhängigkeit von Social Media<br />

düstere Nebenwirkungen mit sich.<br />

Besonders Instagram schneidet in<br />

wissenschaftlichen Untersuchungen<br />

immer wieder schlecht ab:<br />

Laut zahlreicher Studien aus den<br />

vergangenen zwei Jahren bringt<br />

eine Nutzung des Dienstes Angstzustände,<br />

Depressionen, gesteigerten<br />

Narzissmus, Schlaflosigkeit<br />

und negative Auswirkungen auf<br />

das eigene Körperbild mit sich.<br />

Zeit, Verantwortung zu übernehmen?<br />

Man mag erstaunt sein,<br />

aber es sieht ganz danach aus. Vor<br />

einiger Zeit überraschte Instagram<br />

mit einem Sinneswandel. „Wir<br />

möchten, dass sich Follower auf<br />

das konzentrieren, was sie teilen,<br />

und nicht auf die Anzahl der Likes,<br />

die ihre Posts erhalten“, erklärte<br />

das Unternehmen auf der F8-Entwicklerkonferenz<br />

von Facebook.<br />

Instagram-Chef Adam Mosseri gab<br />

bekannt, dass man in Kanada eine<br />

Version ohne Likes teste. Nutzer<br />

könnten zwar weiterhin eine Liste<br />

mit den Personen sehen, denen der<br />

Beitrag gefallen hat –die Likes werden<br />

jedoch nicht für die Öffentlichkeit<br />

angezeigt. So ganz neu ist das<br />

Konzept nicht. Snapchat hat es<br />

2017 vorgemacht: Die Story-Sharing-Applikation,<br />

bei der sich Beiträge<br />

innerhalb von 24 Stunden<br />

wieder in Luft auflösen, gab Raum,<br />

unbefangen Grimassen mit der<br />

Welt zu teilen und dafür nicht auf<br />

Ewigkeiten in das Logbuch des Internets<br />

eingetragen zu werden. Likes<br />

sind nur für denjenigen sichtbar,<br />

der das Bild hochlädt. In mehreren<br />

Studien gaben gerade Teenager<br />

an, dass ihnen die Plattform<br />

deswegen besonderen Spaß mache.<br />

Leider waren die Qualitäten, die<br />

Snapchat so amüsant machten,<br />

auch sein eigenes Verderben. Denn<br />

gerade Unternehmen und Influencern<br />

fiel es schwer, Beliebtheit in<br />

Geld zu verwandeln. Wie soll man<br />

Snapchat-Star werden, ohne dem<br />

Kunden von der riesigen Anzahl<br />

von Likes vorzuschwärmen? Ein<br />

neues „Instagram ohne Likes“<br />

müsste genauso funktionieren. Im<br />

nicht mehr zu sehen ist<br />

VonFranziska Knupper<br />

STUNDENLANG IM NETZ<br />

2010<br />

war das Jahr,indem Instagram<br />

auf den Markt kam.Facebook<br />

kaufte den Dienst für<br />

mehr als 700 Millionen Dollar<br />

2,1<br />

Stunden nutzen<br />

die Deutschen im<br />

Durchschnitt ihr<br />

Smartphone täglich.<br />

SAP-Vorstand fordert mehr Mut<br />

Gespräch mit BuzzFeedNews erklärte<br />

Adam Mosseri, dass es bei<br />

dem Test nicht darum gehe,ein bestimmtes<br />

Verhalten zu fördern,<br />

sondern darum, „eine weniger unter<br />

Druck stehende Umgebung zu<br />

schaffen, in der die Menschen sich<br />

wohlfühlen, wenn sie sich ausdrücken“.<br />

Facebook-Chef Mark Zuckerberg<br />

gab bereits 2018 bekannt,<br />

dass sich das Unternehmen in Zukunft<br />

auf „gut investierte Zeit“ konzentrieren<br />

werde: „Es soll nicht nur<br />

Spaß machen, sondern auch gut<br />

für das Wohlbefinden der Menschen<br />

sein“, so Zuckerberg<br />

DiePlattformen reagieren damit<br />

auf die schlechte Publicity. Gerade<br />

Instagram –mit rund 15 Millionen<br />

Nutzern inDeutschland –wird immer<br />

wieder genannt, wenn es um<br />

psychische Auswirkungen von sozialen<br />

Medien geht. Denn während<br />

bei Facebook und Twitter auch Text<br />

eine wichtige Rolle spielt, zählt bei<br />

Instagram vor allem das Bild. Laut<br />

der Psychologin Renee Engeln verzerre<br />

Instagram damit insbesondere<br />

bei Frauen die Beziehung zu<br />

ihrem Körper. Jüngere Nutzerinnen<br />

verbringen viel Zeit damit, Fotos<br />

gründlich zu retuschieren und<br />

zu kuratieren. Das führe zu einer<br />

stärkeren Unzufriedenheit mit<br />

dem authentischen Selbstbild, erklärt<br />

Engeln. Früher gingen Kunden<br />

zu Schönheitschirurgen, weil<br />

sie wie Hollywood-Stars aussehen<br />

wollten, inzwischen zeigen sie ihr<br />

bearbeitetes Profilfoto vor. Engeln<br />

unterstützt daher ein Auf-Nimmer-<br />

Wiedersehen zur Like-Kultur: „Likes<br />

sind mächtig, weil sie unmittelbares<br />

Feedback geben“, so die Psychologieprofessorin<br />

der NorthwesternUniversity.<br />

Testlauf in Kanada<br />

Dies bestätigt auch eine Studie des<br />

Internationalen Zentralinstituts<br />

für das Jugend und Bildungsfernsehen<br />

(IZI) beim Bayerischen<br />

Rundfunk. Untersucht wurde die<br />

Selbstinszenierung von Mädchen<br />

auf Instagram. 21 Prozent der befragten<br />

Frauen gab an, ihre Brüste<br />

mit einer Foto-App vor der Veröffentlichung<br />

größer zumachen; 20<br />

Prozent macht die Taille schlanker,<br />

14 Prozent verlängert die<br />

Beine. Nutzer machen sich damit<br />

selbst zum bewertbaren Objekt<br />

und das geht nicht spurlos an der<br />

Psyche vorbei. Bei Likes in sozialen<br />

Medien geht es um Konsum<br />

und Gewinn in jeder Hinsicht –<br />

nicht um Wohlbefinden und Community.<br />

Bleibt zu hoffen, dass Instagrams<br />

Testlauf in Kanada Erfolg<br />

haben wird. Die erste Generation<br />

von Social-Media-Nutzern wird<br />

gerade rundum erwachsen. Zeit,<br />

aus Fehlern der Vergangenheit zu<br />

lernen und der nächsten Generation<br />

eine gesündere digitale Zukunft<br />

zu bieten.<br />

Manager Christian Klein wünscht mehr Tempo beim Infrastrukturausbau und bei der digitalen Bildung<br />

Der digitale Wandel in Deutschland<br />

braucht nach Ansicht von<br />

SAP-Vorstand Christian Klein mehr<br />

Mutund mehr Tempo.„Ichdenke,es<br />

ist ganz wichtig, diesen Wandel jetzt<br />

anzugehen und die Vorteile zu sehen<br />

und weniger die Risiken“, sagte Klein<br />

der Deutschen Presse-Agentur.Viele<br />

wichtige Punkte wie der Infrastrukturausbau<br />

oder das Thema digitale<br />

Bildung würden zwar erkannt und<br />

diskutiert. Die Umsetzung müsse<br />

aber schneller gehen, sagte Klein,<br />

der im Vorstand von Europas größtem<br />

Softwarekonzern das Geschäft<br />

mit den wichtigsten Anwendungen<br />

verantwortet, aber auch für den internen<br />

Wandel zuständig ist, den<br />

SAP bei sich selbst vollzieht.<br />

Natürlich müsse dafür Geld investiert<br />

werden, sagte Klein. „Auch<br />

da bedeutet es Mut, in neue Themen<br />

zu investieren, neue Themen anzugehen“,<br />

betonte er. „Das ist etwas,<br />

das in Deutschland jetzt vorangehen<br />

muss.“ Politik und Wirtschaft sehe er<br />

dabei gleichermaßen in der Pflicht.<br />

Die Politik müsse zwar die Rahmenbedingungen<br />

schaffen. Unter Zugzwang<br />

seien aber auch die Unternehmen,<br />

die sich nun fragen müssten,<br />

wo sie jetzt investieren, wie sie<br />

ihre Wertschöpfungsketten digitalisieren<br />

und automatisieren könnten<br />

und wie sie die dafür notwendigen<br />

Leute finden.<br />

„Was mir in Deutschland extrem<br />

auffällt, ist der Mangel an Fachkräf-<br />

ten“, sagte Klein. Früher hätten vor<br />

allem große Konzerne um IT-Fachleute<br />

konkurriert, heute seien auch<br />

kleine Unternehmen mit im Rennen.<br />

„Und da fällt im Vergleich zu diesem<br />

großen Talentmarkt in China oder in<br />

Indien auf, wie viel kleiner doch der<br />

Markthier ist.“<br />

Klein forderte unter anderem, die<br />

Lehrpläne an Schulen und Universitäten<br />

schneller an die Entwicklung<br />

anzupassen. „Ich sehe immer noch<br />

Universitäten, die ganz stolz sind,<br />

jetzt die digitale Transformation in<br />

ihrem Lehrplan aufgenommen zu<br />

haben“, sagte er. Auch die Ausstattung<br />

der Schulen und die Qualifizierung<br />

der Lehrer müsse verbessert<br />

werden.<br />

Entscheidende Vorteile habe<br />

der Standort Deutschland durch<br />

das enorme Know-how vor allem<br />

vieler Mittelständler. „Dieses Wissen,<br />

da bin ich mir ganz sicher,<br />

gibt es ein zweites Mal inder Form<br />

nicht in den USA oder in China“,<br />

sagte Klein. „Und auf dieses Wissen<br />

müssen wir jetzt aufbauen, es<br />

mischen mit den richtigen digitalen<br />

Fähigkeiten und dann wirklich<br />

schauen, dass wir die Digitalisierung<br />

umsetzen.“<br />

Grundbedingung in den Unternehmen<br />

sei, Offenheit und eine Kultur<br />

für Veränderungen zu schaffen.<br />

„Das ist oftmals schwieriger, als den<br />

technologischen Wandel herbeizuführen“,<br />

sagte Klein. (dpa)<br />

Bayern will<br />

Autoren<br />

identifizieren<br />

Kampf gegen<br />

Hasskommentare<br />

Verfasser von Hasskommentaren<br />

sollen in Bayern in Zukunft einfacher<br />

identifiziert und juristisch<br />

verfolgt werden können. „Rundfunkanbieter<br />

und Verlage sollen<br />

künftig einfacher Strafanzeige wegen<br />

beleidigender oder volksverhetzender<br />

Kommentare erstatten können.<br />

Erst anzeigen, dann löschen“,<br />

sagte Bayerns Justizminister Georg<br />

Eisenreich (CSU) am Montag in<br />

München. Er kündigte für den<br />

Herbst den Starteines gemeinsamen<br />

Pilotprojektes des bayerischen Justizministeriums,<br />

der Staatsanwaltschaft<br />

München I und der Bayerischen<br />

Landeszentrale für neue Medien<br />

(BLM) an.<br />

„Wir dürfen in unserer Gesellschaft<br />

keinen Nährboden für radikale<br />

Ideen akzeptieren.“ Für Eisenreich<br />

ist klar, dass Betreiber von sozialen<br />

Netzwerken stärker in die<br />

Pflicht genommen werden müssen.<br />

Für eine effektiveStrafverfolgung der<br />

Autoren vonHasskommentaresei es<br />

zudem unerlässlich, dass die Behörden<br />

ihre wahren Identitäten kennen<br />

würden. Dazu müsse die derzeit ausgesetzte<br />

Speicherung vonsogenannten<br />

Verkehrsdaten – also etwa die<br />

Kennung des Internetanschlusses<br />

samt Nutzer und Standortdaten –<br />

schnellstmöglich auf eine neue<br />

Grundlage gestellt und ausgeweitet<br />

werden. „Eine wirksame Strafverfolgung<br />

ist nur möglich, wenn unsere<br />

Ermittler herausfinden können, wer<br />

hinter den Hasskommentaren<br />

steckt. Sie brauchen endlich ausreichende<br />

Befugnisse“, sagte Eisenreich.<br />

Dazu gehöre auch, dass im<br />

Ausland abgesetzte Hasskommentare<br />

oder Volksverhetzungen in<br />

Deutschland bestraft werden können.<br />

(dpa)<br />

Justin Bieber und Mariah Careyerhielten<br />

wieder viel Aufmerksamkeit im Netz. DPA<br />

Der gezielte<br />

Trittgegen<br />

der Flasche<br />

„Bottle Cap Challenge“ wird<br />

zum viralen Hit<br />

Immer mehr Prominente versuchen<br />

sich an der „Bottle Cap<br />

Challenge“ und sorgen damit teilweise<br />

für Lacher.Bei der Aktion, die<br />

seit Wochen durchs Internet geistert,<br />

streifen die Teilnehmer mit<br />

dem Fuß den Schraubverschluss<br />

einer Getränkeflasche so, dass er<br />

sich löst und zu Boden fällt. Danach<br />

nominieren sie Bekannte von<br />

sich, um sich zu beweisen. Justin<br />

Bieber (25) nutzte die Aktion, um<br />

erneut Hollywood-Star TomCruise<br />

(57) herauszufordern. Pop-Diva<br />

Mariah Carey (49) zeigte in einem<br />

Clip ebenfalls, wie sie den Verschluss<br />

einer Flasche löst – allerdings<br />

mit ihrem hohen Gesang.<br />

Das Video, das die Sängerin am<br />

Sonntag postete, sammelte bei<br />

Twitter und Instagramschnell über<br />

18 Millionen Klicks. Auch in<br />

Deutschland machen Prominente<br />

bei dem viralen Hit mit, darunter<br />

Fußballprofi Marco Reus und Teenie-Idol<br />

Mike Singer. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />

(für HG)Sturm der Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />

des Alltags 11.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

12.00 (für HG)Tagesschau 12.15 (für HG) ARD-<br />

Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00<br />

(für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote Rosen<br />

15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG) Sturm<br />

der Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau 16.05 (für<br />

HG) Radsport: Tour de France. 4. Etappe:<br />

Reims –Nancy(215 km) 17.30 (für HG)Brisant<br />

18.00 (für HG)Gefragt –Gejagt 18.50 (für HG)<br />

WaPo Bodensee. Der Fremde. Krimiserie 19.45<br />

(für HG)Wissen voracht –Natur 19.55 (für HG)<br />

Börse voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Um Himmels Willen<br />

Zweite Chance. Unterhaltungsserie<br />

21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

Via Dolorosa. Arztserie<br />

21.45 (für HG) Report Mainz<br />

Moderation: Birgitta Weber<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Sommerhäuser<br />

Drama, D2017<br />

0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />

0.35 (für HG) Lux –Krieger des Lichts<br />

Drama, D2018<br />

2.10 (für HG) Um Himmels Willen<br />

RTL<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland. Moderation:<br />

Susanna Ohlen, Jan Hahn 8.30 (für HG) Gute<br />

Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00 Unter<br />

uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was<br />

zählt. Soap 10.00 Der Blaulicht-Report 11.00<br />

Der Blaulicht-Report 12.00 Punkt 12. Moderation:<br />

Katja Burkard 14.00 Die Superhändler –<br />

4Räume, 1Deal 15.00 Die Superhändler –4<br />

Räume, 1Deal 16.00 Meine Geschichte –<br />

Mein Leben 17.00 Meine Geschichte –Mein<br />

Leben 17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00<br />

Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das<br />

Star-Magazin 18.45 aktuell 19.05 (für HG)<br />

Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten,<br />

schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 (für HG) Nachtschwestern<br />

Sturmwarnung.Arztserie<br />

Mit Ines Quermann, Mimi Fiedler,Oliver<br />

Franck,Nassim Avat u.a.<br />

21.15 (für HG) Sankt Maik<br />

Mit 50 Dildos nachPanama. Dramaserie<br />

22.15 Doc meets Dorf<br />

Fire, Water,Burn. Dramaserie<br />

23.10 Schmidt –Chaos auf Rezept<br />

Liebe zu dritt.Comedyserie<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.30 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />

Ein Gewaltverbrechen mitvier Buchstaben?<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

16.00 (für HG) MDR um vier 17.45 (für HG)<br />

Aktuell 18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG)<br />

Sandmann 19.00 (für HG) MDR Regional<br />

19.30 (für HG) Aktuell 19.50 (für HG) Ein Sommer<br />

auf Hiddensee 20.15 (für HG) Umschau<br />

21.00 (für HG) Adelsgärten und Parks von oben<br />

21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für HG) Mondmänner<br />

mit Hammer und Sichel 22.50 (für HG)<br />

Polizeiruf 110. Ein ungewöhnlicher Auftrag.TV-<br />

Kriminalfilm, DDR 1976 23.55 (für HG) Morden<br />

im Norden 0.45 (für HG) Umschau 1.30 (für<br />

HG) Adelsgärten und Parks von oben<br />

Bayern<br />

14.40 (für HG) Wer weiß denn sowas? 15.30<br />

(für HG) Schnittgut. Alles aus dem Garten<br />

16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir<br />

in Bayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />

Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />

(für HG) Gesundheit! 19.30 (für HG) Dahoam<br />

is Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Tatort. Der tiefe Schlaf. TV-Kriminalfilm,<br />

D2012 21.45 (für HG) Rundschau Magazin<br />

22.00 Die Sieger –Director's Cut. TV-<br />

Thriller,D1994 0.20 nacht:sicht 0.55 BR-<br />

Klassik 1.35 (für HG) Dahoam is Dahoam<br />

Vox<br />

18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei 19.00<br />

Das perfekte Dinner 20.00 Prominent! 20.15<br />

7Töchter. Cheyenne Ochsenknecht &Lili Paul-<br />

Roncalli 22.15 Pia –Aus nächster Nähe 23.35<br />

Goodbye Deutschland! Die Auswanderer. Mallorca:<br />

KarlHeinz Richard Fürst von Sayn Wittgenstein<br />

/Mallorca: Peggy und Steff 0.35<br />

nachrichten 0.55 (für HG) Medical Detectives<br />

–Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />

Schicksalsschläge 1.40 (für HG) Medical Detectives<br />

–Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />

Verhängnisvolle Kündigung<br />

Super RTL<br />

14.40 ALVINNN!!! und die Chipmunks 15.00<br />

Dragons –Die Wächter vonBerk 15.25 Bugs<br />

Bunny &LooneyTunes 15.50 Hotel Transsilvanien<br />

–Die Serie 16.15 Zak Storm–Super Pirat<br />

16.45 KingJulien 17.15 What's NewScooby-<br />

Doo? 17.40 Inspector Gadget 18.10 ALVINNN!!!<br />

und dieChipmunks 18.40 Woozle Goozle 19.10<br />

Bugs Bunny&LooneyTunes 19.40 Angelo!<br />

20.15 Snapped –Wenn Frauen töten 21.10<br />

Snapped–Wenn Frauentöten 22.05 Snapped–<br />

Wenn Frauen töten 23.05 Snapped –Wenn Frauen<br />

töten 23.55 Comedytotal<br />

Sport1<br />

9.00 Teleshopping 14.30 Normal. Magazin der<br />

Arbeitsgemeinschaft Behinderung und Medien<br />

15.00 Sport-Quiz 16.30 Lost &Sold. Sex sells<br />

17.00 Lost &Sold. Heute hier, morgen dort<br />

17.30 Container Wars. Hai-Attacke 18.00<br />

Massive Moves –Gefährliche Schwertransporte.<br />

Betagtes Bauernhaus 18.30 Massive<br />

Moves –Gefährliche Schwertransporte. Wertvolle<br />

Villa 19.00 Hans Sarpei –Das Tsteht für<br />

Coach 20.00 Hans Sarpei –Das Tsteht für<br />

Coach 21.00 Sport-Quiz 0.00 Sport-Clips<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />

Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich 10.30<br />

(für HG) Notruf Hafenkante. Einstand 11.15 (für<br />

HG) SOKO Stuttgart. Rendezvous mit dem Tod<br />

12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für HG)<br />

ZDF-Mittagsmagazin 14.00 heute –inDeutschland<br />

14.15 Die Küchenschlacht 15.00 (für HG)<br />

heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für Rares<br />

16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10 (für<br />

HG) Die Rosenheim-Cops. Ein Fall vonBlattschuss<br />

17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />

hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />

18.00 (für HG) SOKO Köln. Fahrerflucht 19.00<br />

(für HG) heute 19.25 (für HG) Die Rosenheim-<br />

Cops. VomGlück erschlagen<br />

20.15 (für HG) Camilla, Kate und Meghan –<br />

drei Herzoginnen für die Krone<br />

Dokumentation<br />

21.00 (für HG) Frontal 21<br />

Moderation: Ilka Brecht<br />

21.45 (für HG) heute journal<br />

22.15 (für HG) Ich lebe positiv<br />

Corinne und ihr Schicksal HIV<br />

22.45 Die Zukunftsmacher:Wie Gründer<br />

mit ihren Ideen die Welt verändern<br />

23.15 (für HG)ABigger Splash<br />

Drama, I/F 2015<br />

1.10 Neu im Kino „Rebellinnen”<br />

5.00 Auf Streife. Reportagereihe 5.30 Frühstücksfernsehen.<br />

Moderation: Matthias Killing,<br />

Marlene Lufen 10.00 Im Namen der Gerechtigkeit<br />

–Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold,<br />

Stephan Lucas, Alexander Stephens, Isabella<br />

Schulien 11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –<br />

Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold, Stephan<br />

Lucas, Alexander Stephens, Isabella<br />

Schulien 12.00 Anwälte imEinsatz 13.00 Anwälte<br />

im Einsatz 14.00 Auf Streife.Reportagereihe<br />

15.00 Auf Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />

16.00 Klinik am Südring 17.30<br />

Klinik am Südring –Die Familienhelfer 18.00<br />

Endlich Feierabend! 19.00 Genial daneben –<br />

Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />

20.15 Whiskey Cavalier<br />

Emma. Actionserie<br />

Mit Scott Foley, Lauren Cohan, Ana<br />

Ortiz, Tyler James Williams u.a.<br />

21.15 Whiskey Cavalier<br />

Campus Undercover. Actionserie<br />

22.15 Lethal Weapon<br />

Mfür Murtaugh. Actionserie<br />

23.10 Focus TV –Reportage<br />

Urlaub mit der Großfamilie –Mega-<br />

Ferien zu acht. Reportagereihe<br />

0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />

Gast: Mirja Boes<br />

13.50 (für HG) Zoo-Babies 14.15 (für HG) In<br />

aller Freundschaft 15.00 (für HG) In aller<br />

Freundschaft 15.45 (für HG) Heimathäppchen<br />

16.00 (für HG) Aktuell 16.15 Hier und heute<br />

18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit 18.15 (für<br />

HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />

19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Abenteuer Erde 21.00 (für HG)<br />

Quarks 21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG)<br />

Tatort. TV-Kriminalfilm, D2003 23.35 Tatort.<br />

TV-Kriminalfilm, D1983 1.05 (für HG) Quarks<br />

1.50 Erlebnisreisen 2.00 Lokalzeit aus Köln<br />

NDR<br />

15.15 (für HG) Buddha und die Schneeleoparden<br />

16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG) Wer<br />

weiß denn sowas? 17.10 (für HG) Seehund,<br />

Puma &Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für<br />

HG) NaturNah 18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Visite 21.00 (für HG) Dr.Wimmer:Wissen<br />

ist die beste Medizin 21.45 (für HG) aktuell<br />

22.00 (für HG) Tatort. Borowski und die einsamen<br />

Herzen. TV-Kriminalfilm, D 2008 23.30 (für<br />

HG) Tatort. Hochzeitsnacht.TV-Kriminalfilm, D<br />

2012 1.00 (für HG) Die Erbschaft<br />

Kabel eins<br />

11.10 Without aTrace 12.05 Numb3rs 13.00<br />

Castle 14.00 The Mentalist 14.55 Navy CIS:<br />

L.A. 15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />

Leben täglich 17.55 Mein Lokal,Dein<br />

Lokal –Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle!<br />

Wir kümmern uns drum 20.15 Bedtime<br />

Stories. Familienfilm, USA 2008 22.10 A<br />

Nightmare on Elm Street. Horrorfilm, USA<br />

1984 0.10 ANightmare on Elm Street 2: Die<br />

Rache. Horrorfilm, USA 1985 1.40 Late News<br />

1.45 ANightmare on Elm Street 3: Freddy Krüger<br />

lebt. Horrorfilm, USA 1987<br />

RTL 2<br />

8.00 Frauentausch 10.00 Frauentausch 12.00<br />

Promis auf Hartz IV(4) 14.00 Die Reimanns –<br />

Ein außergewöhnliches Leben 15.00 Hilf mir!<br />

Jung, pleite, verzweifelt ... 17.00 News 17.10<br />

Krass Schule –Die jungen Lehrer –Wie alles<br />

begann 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –Tag<br />

&Nacht 20.15 Hartz und herzlich –Rückkehr<br />

in die Benz-Baracken 22.15 Armes Deutschland<br />

–Stempeln oder abrackern? 0.15 Autopsie<br />

Spezial: Die letzten Stunden von ... 1.05<br />

Autopsie –Mysteriöse Todesfälle 1.50 Autopsie<br />

–Mysteriöse Todesfälle<br />

Eurosport 1<br />

11.00 Radsport: Tour de France Today 12.00<br />

Radsport: Tour de France. 4. Etappe 17.30 Radsport:<br />

Tour de France extra 18.00 Spirit of<br />

Yachting. Das Eurosport-Segelmagazin 18.35<br />

WATTS 18.55 Horse Excellence 19.25 Eurosport<br />

News 19.30 Leichtathletik: Spitzen Leichtathletik<br />

Luzern 21.55 EurosportNews 22.00 Tourenwagen:<br />

Weltcup 22.30 Formel E: FIA-Meisterschaft<br />

23.00 Motorsport: Blancpain GT WorldChallenge<br />

Asia 23.30 Radsport: Tour de France Today<br />

0.30 Leichtathletik: SpitzenLeichtathletik Luzern<br />

ZDF, 23.15 UHR DRAMA<br />

ABigger Splash<br />

Auf einer Mittelmeer-Insel will sich RockstarMarianne (Tilda Swinton, 2.v.l.)<br />

voneiner Stimmband-Operation erholen. Mitdabei: Ihr Liebhaber Paul<br />

(Matthias Schoenaerts,l.), ein erfolgloser Dokumentarfilmer und seit kurzem<br />

trockener Alkoholiker.Indie fragile Idylle platzen Mariannes Ex-Freund Harry<br />

(Ralph Fiennes,r.) und seine Tochter Penelope(Dakota Johnson, 2.v.r.). Harryist<br />

offenbar festentschlossen, Marianne für sich zurückzugewinnen. Es entspinnt<br />

sichein grausames Spiel um Eifersuchtund Begehren. Die Vorlagelieferte der<br />

französische Spielfilm „Der Swimmingpool“ (1969), in dem sich Romy Schneider<br />

und Alain Delon am Pool räkelten. 2003 drehte derfranzösischer Regisseur Francois<br />

Ozon eine sehr eigenwillige Replik aufden Klassiker.Für „A Bigger Splash“<br />

orientierte sichRegisseur Luca Guadagnino jedoch starkamOriginal. .<br />

(Ital./Frk,/2015)<br />

Foto: ZDF<br />

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Ganz flexibel, ganz Berlin.<br />

Lux –Krieger des Lichts<br />

TorstenKachel (FranzRogowski)lebtmit<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> digital und<br />

seiner Mutter in einem Plattenbau. Unter<br />

dem Namen „Lux –Kriegerdes Lichts”<br />

Duo samstags gedruckt lesen<br />

Die wichtigsten Themen der Stadtversuchter, und aus die Welt ein bisschen besser zu<br />

der Welt bequem genießen plus exklusive machen.Erverteilt Lebensmittel und patroulliertkostümiertdurch<br />

die Stadt,inder<br />

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Hoffnung, irgendwie helfen zu können. Da<br />

(030) 24 00 25<br />

MDR WDR + monatlichkündbar wird der Dokumentarfilmer Janauf ihnauf-<br />

Arte<br />

merksam und will ihn in seinem Film über<br />

„Real-Life-Superheroes“ porträtieren. Doch<br />

dafür soll Torstensich ein bisschen mehr auf<br />

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(Dtl./2018)<br />

Foto: ARD<br />

SUDOKU<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />

8 9<br />

1 7<br />

6 9 4<br />

2 6<br />

4 1 8<br />

5 1<br />

6 5 3 7<br />

8<br />

7 3 2<br />

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mtl.<br />

4 2 9<br />

8<br />

9 2<br />

5 4<br />

9 5<br />

7<br />

6 1 5<br />

8 3<br />

AUFLÖSUNG Auflösung<br />

vom VOM 8.7.2019<br />

MITTEL mittel<br />

4 8 7 3 9 1 6 5 2<br />

1 6 2 7 4 5 8 9 3<br />

5 3 9 8 2 6 1 4 7<br />

3 5 8 9 7 4 2 1 6<br />

7 9 6 1 3 2 4 8 5<br />

2 4 1 5 6 8 3 7 9<br />

6 7 4 2 1 9 5 3 8<br />

8 2 3 4 5 7 9 6 1<br />

9 1 5 6 8 3 7 2 4<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

vom<br />

VOM 8.<br />

8.7.2019<br />

7. 2019<br />

SCHWER schwer<br />

6 7 5 8 4 3 2 9 1<br />

2 3 8 1 5 9 7 4 6<br />

4 1 9 6 2 7 3 5 8<br />

5 9 1 4 7 6 8 3 2<br />

7 6 2 3 8 5 4 1 9<br />

3 8 4 2 9 1 6 7 5<br />

8 2 7 9 1 4 5 6 3<br />

1 5 3 7 6 8 9 2 4<br />

9 4 6 5 3 2 1 8 7<br />

5.30 Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb. zuhause<br />

in berlin &brandenburg 7.20 Brisant 8.00<br />

Brandenburg aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg<br />

aktuell /Abendschau 9.00 In aller<br />

Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft 10.30<br />

Rote Rosen 11.20 Sturm der Liebe 12.10 Tierärztin<br />

Dr.Mertens 13.00 rbb24 13.10 Verrückt<br />

nach Meer 14.00 Lecker aufs Land –Eine kulinarische<br />

Reise 14.45 Traumhäuser 15.15 Hessen<br />

von oben 16.00 rbb24 16.15 Wer weiß<br />

denn sowas? 17.00 rbb24 17.05 Panda, Gorilla<br />

&Co. 17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –<br />

Das Ländermagazin 18.30 zibb. zuhause in<br />

berlin &brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell<br />

/Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Bilderbuch<br />

Der Barnim. Reportagereihe<br />

21.00 Bilderbuch<br />

Von Neuruppin nach Rheinsberg<br />

Reportagereihe<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Bernhard Hoëcker live!<br />

Soloprogramm „So liegenSie richtig falsch”<br />

22.45 Florian Schroeder live!<br />

23.30 Die Stadt und die Macht<br />

Verraten. Krimiserie<br />

0.20 Tiger Girl –Die Serie<br />

Dramaserie<br />

ProSieben<br />

5.25 Mom 5.45 Twoand aHalf Men 7.00 The<br />

Big Bang Theory 8.40 The Middle 9.30 Fresh<br />

off the Boat 10.25 Mike &Molly 10.50 How I<br />

Met Your Mother 11.45 2Broke Girls. Johnny<br />

und Cash/Elfenterror.Comedyserie 12.35<br />

Mom. Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt.<br />

Comedyserie 13.00 Twoand aHalf Men. Ponys<br />

und Einhörner/Ein pedantischer,selbstgefälliger<br />

Musterknabe/Fangen wir mit der Katze<br />

an. Comedyserie 14.20 The Middle. Der<br />

sechste Valentinstag/Die Antwort. Comedyserie<br />

15.15 The Big Bang Theory. Das Suppentattoo/Die<br />

Racheformel/Das Gorilla-Projekt/Mädels<br />

an der Bar.Comedyserie 17.00 taff 18.00<br />

Newstime 18.10 Die Simpsons 19.05 Galileo<br />

20.15 Der Traumjob –bei Jochen Schweizer<br />

Moderation: Jochen Schweizer<br />

Extremsportler Jochen Schweizer<br />

sucht inder neuen Show einen<br />

Geschäftsführer für sein erfolgreiches<br />

Unternehmen.<br />

22.20 Hart. Härter.Höllencamp<br />

Das Extrem-Experiment mit Patrick<br />

Esume<br />

0.50 Die Simpsons Hochzeit auf indisch /<br />

Der Tagder Abrechnung<br />

1.50 Die Simpsons Todesfalle zu verkaufen /<br />

Die Lieblings-Unglücksfamilie<br />

14.05 Um Bank und Kragen. TV-Komödie, F2012<br />

15.30 (für HG) Ein besseres Leben. Melodram, F<br />

2011 17.20 Yoga in Indien –Unterwegs mit Esther<br />

Schweins 17.50 Kanadas Nationalparks 19.20<br />

Arte Journal 19.40 Re: 20.10 Anderswo in Europa<br />

20.15 Mittelmeer in Gefahr. Dokumentarfilm, F<br />

2017 21.50 Wemgehörtdas Meer? Dokumentarfilm,<br />

D2019 23.20 Papa istnicht mein Vater 0.20<br />

Schicksal eines Pflegekindes 1.06 DIFF ALL –Jingle<br />

Thema -Conclusion+annonce prochaine Thema<br />

1.20 Arte Journal 1.40 IAmNot Your Negro. Dokumentarfilm,<br />

F/USA/B/CH 2016<br />

3Sat<br />

16.00 (für HG) Wildes München 16.45 (für HG)<br />

Die letzten Europas –Wildpferde im Münsterland<br />

17.30 (für HG) Im Herzen des Balkans<br />

19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit kompakt<br />

19.30 Architekten des Klangs 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 Edgar Wallace: Das Gasthaus<br />

an der Themse. Kriminalfilm, D1962 21.45<br />

Schätze derWelt 22.00 (für HG) ZIB 2 22.25<br />

(für HG) Spreewaldkrimi –Die Tränen der Fische.<br />

TV-Kriminalfilm, D2011 23.55 Edgar Wallace:<br />

Das Gasthaus an der Themse. Kriminalfilm,<br />

D1962 1.25 Reporter 1.45 10vor10<br />

Phoenix<br />

12.45 (für HG) Alexander der Große–Aufdem<br />

Wegzur Macht 13.30 Alexander der Große –Bis<br />

ans Ende der Welt 14.15 TatortBerlin 17.15<br />

Broadwayander Elbe 17.30 phoenix der tag<br />

18.00 ZDF.reportage 18.30 (für HG) Alexander der<br />

Große–Aufdem Wegzur Macht 19.15 Alexander<br />

derGroße –Bis ans Ende der Welt 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 Meine Kindheit im Westen<br />

21.45 (für HG) heute-journal 22.15 Warumdie<br />

Sechziger unser Leben bis heute prägen 23.00 Die<br />

verrückten 68er 0.30 Der 68er-Check –7Mythen<br />

und Wahrheiten 1.15 Meine Kindheit im Westen<br />

Kika<br />

11.15 Die Abenteuer des jungen Marco Polo –Reise<br />

nach Madagaskar 12.30 (für HG) Arthur und die<br />

Freunde der Tafelrunde 13.30 (für HG) KiKA Live<br />

14.10 Schloss Einstein 15.00 H2O –Plötzlich<br />

Meerjungfrau 15.45 Stoked 16.30 Mirette ermittelt<br />

16.55 (für HG) Hexe Lilli 17.40 Die Abenteuer des<br />

jungen Marco Polo –Reisenach Madagaskar<br />

18.05 Bobby&Bill 18.20 (für HG) Sam 18.40 Jim<br />

Hensons: Doozers 18.50 Sandmann 19.00 Das<br />

Dschungelbuch 19.25 (für HG) Wissen macht Ah!<br />

19.50 (für HG) logo! 20.00 (für HG) KiKA Live<br />

20.10 Club der magischen Dinge<br />

Dmax<br />

11.15 Asphalt-Cowboys 12.15 A2 –Abenteuer<br />

Autobahn 13.15 Yukon Men –Überleben in<br />

Alaska 14.15 Das Survival-Duo: Zwei Männer,<br />

ein Ziel 15.15 Lone Star Law –Die Gesetzeshüter<br />

vonTexas 16.15 Highway Patrol 17.15 Fast<br />

'N' Loud 19.15 A8 –Abenteuer Autobahn 20.15<br />

Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte 21.15<br />

112: Feuerwehr im Einsatz 22.15 Mega Shippers<br />

–Die Profis vom Frachthafen 23.15 High in<br />

the Sky: 50 Jahre Jumbo Jet 0.15 Im Angesicht<br />

des Feuers 1.10 Im Angesicht des Feuers<br />

5.02 hessenschau 5.30 Morgenmagazin 9.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 9.15 Quarks 10.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

10.15 Liebe im Netz 11.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.15 Der Fall<br />

Audi 20.00 Tagesschau 20.15 Hartaber fair.Moderation:<br />

Frank Plasberg 21.32 Ziemlich hohe Hürden<br />

22.00 Marktcheck 22.45 Die Tagesschau vor<br />

20 Jahren 23.00 Tagesthemen 23.30 Report<br />

Mainz 0.00 Umschau 0.45 Schätze derWelt 1.00<br />

Nachtmagazin 1.20 Ziemlich hohe Hürden 1.50<br />

Abendschau 2.20 SachsenSpiegel 2.50 Extra<br />

3.00 Tagesschau 3.47 Extra 4.02 Brandenburg<br />

aktuell 4.30 buten un binnen<br />

ONE<br />

7.05 Utta Danella: Der blaue Vogel (1/2). TV-Familiensaga,<br />

D2001 8.35 Landschwärmer (2) 9.00<br />

Brisant 9.40 Um Himmels Willen (1) 10.30<br />

Dawson'sCreek 11.15 Lindenstraße 11.45<br />

Bauchtanz 12.00 Radsport: Tour de France. 4.<br />

Etappe: Reims –Nancy (215 km) 16.10 Bauchtanz<br />

16.35 Dawson's Creek 17.20 Lindenstraße 17.50<br />

DieKanzlei 18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturm<br />

derLiebe 20.15 Doctor Who 21.00 DoctorWho<br />

21.45 Hustle –Unehrlich währtamlängsten<br />

22.35 Torchwood 23.35 DoctorWho 0.20 Doctor<br />

Who 1.05 Hustle –Unehrlich währtamlängsten<br />

1.55 Torchwood 2.55 Käpt'ns Dinner 3.30 Die<br />

Kanzlei 4.20 Lindenstraße 4.50 Dawson's Creek<br />

ZDF NEO<br />

6.15 TerraX7.00 TerraX7.40 Topfgeldjäger 8.35<br />

Lafer!Lichter! Lecker! 9.20 Bares fürRares 10.15<br />

Bares fürRares 11.05 kaputtund ... zugenäht!<br />

11.50 DieRettungsflieger 12.35 Die Rettungsflieger<br />

13.25 Psych 14.00 Psych 14.40 Kommissar<br />

Stolberg 15.40 Die Rettungsflieger 16.25 DieRettungsflieger<br />

17.10 Psych 17.50 Psych 18.30 Baresfür<br />

Rares 19.20 Bares für Rares 20.15 Nord<br />

NordMord. TV-Krimikomödie,D2011 21.45 Die<br />

kalte Wahrheit. TV-Kriminalfilm, D2014 23.15 Lau<br />

ra Karasek –ZartamLimit 0.00 Tanken –mehr<br />

als Super 0.55 Hanna Svensson –Blutsbande<br />

2.55 Agent Hamilton –ImInteresse der Nation.<br />

Drama, S2012 4.35 TerraX<br />

ZDF INFO<br />

6.15 Legendäre Schiffe der U.S. Navy 7.00 (für<br />

HG) Superbauten derGeschichte 8.30 Täterjagd<br />

11.30 Mördernauf derSpur 13.00 ZDF-History<br />

14.15 (für HG)Sturm über Europa 15.45 ZDF-History<br />

16.30 Gladiatoren–Kampfmaschinen der<br />

Antike 17.15 (für HG) Sturmüber Europa 18.45<br />

Wunder derWissenschaft 19.30 Wunder derWissenschaft<br />

20.15 Wunder der Wissenschaft 21.00<br />

Leschs Kosmos 21.30 LeschsKosmos 22.00<br />

LeschsKosmos 22.30 Mysterien des Weltalls<br />

0.45 (fürHG) heute-journal 1.15 (für HG) Sturm<br />

über Europa 2.45 Gladiatoren–Kampfmaschinen<br />

der Antike 3.30 ZDF-History 4.15 Hightech der<br />

Antike 4.45 Ursprung derTechnik<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Konzert Mit Werken von Muffat, Stadlmayr,<br />

Biber,ca. 117 Minuten<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Klassik-Werkstatt Die Streichquartette op. 3<br />

von Heinrich Anton Hoffmann. Heinrich Anton<br />

Hoffmann hatte bereits eine beachtliche Karriere<br />

als Virtuose auf der Geige vorzuweisen, als<br />

er auch zu komponieren begann., ca. 56 Min.<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Musikszene Frau mit Takt. Die Dirigentin Oksana<br />

Lyniv.Sie zählt zu den wenigen Dirigentinnen, die<br />

es bis an die Spitze geschafft haben: die gebürtige<br />

Ukrainerin Oksana Lyniv., ca. 45 Min.<br />

0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Chormusik Die Leerstelle füllen. Alter Ratio,<br />

ein Vokalensemble für zeitgenössische Musik<br />

in Kiew. Von Leonie Reineke, ca. 50 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Benedict Wells: Die Wahrheit über dasLügen.<br />

Franchise. Es liest RobertStadlober,ca. 30 Min.<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

„Die Mondscheinbraut” Mit Vanessa Loibl<br />

(Heidi), Peter Gil Cotton (Teddy, Kennedy, Jesus,<br />

amerik. Telefonstimme Houson), Regie:<br />

Anna Pein, ca. 50 Minuten<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung,ca. 31 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Sprechstunde Muskelverspannungen. Wenn<br />

Nacken, Hals und Schulter schmerzen.,<br />

ca. 80 Minuten<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Container-Deal. Betrug und Pleite.<br />

VonTita Gaehme, Roland Schäfer,ca. 45 Min.<br />

22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Feature Auf den Spuren von Schorsch. Medikamentenversuche<br />

an Jugendlichen und ihre<br />

Folgen. Mit Tjadke Biallowons, Michael Wittenborn.<br />

Von Charly Kowalczyk, ca. 57 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Juliette Gréco., ca. 30 Minuten<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Kontinente Kraftpaket aus Benin:<br />

Angélique Kidjo., ca. 56 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Jazz live Trygve Seim Quartett Helsinki Songs.,<br />

ca. 55 Minuten<br />

1.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Tonart Americana. Moderation: Wolfgang Meyering,ca.<br />

235 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 156 · D ienstag, 9. Juli 2019 – S eite 26 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

Wolfgang Joop ist ein großer Könner<br />

darin, sein Tunund Schaffen in höheren<br />

Sphären zu verorten. Mode sei<br />

ja kein Kleidungsstück, das würde oft<br />

verwechselt, sondernein „sehr begrenzter<br />

Zeitabschnitt“, in dem bestimmte<br />

Dinge passieren würden.<br />

„Wer einmal Mode gemacht hat, gehörtzuden<br />

Mode-Menschen, wir<br />

brauchen diese Erregung, wir brauchen<br />

dieses Gefühl, an diesem Stück<br />

Zeit mitzuarbeiten“, so Joop (74) im<br />

Fashion-Fachblatt Rheinische Post.<br />

Undbeschwörend weiter:„Seiesdie<br />

Musik, unser Sexualverhalten oder<br />

das iPhone und diese Artvon Kommunikation<br />

–alles ist der Mode unterworfen.“<br />

Bill Kaulitz indes bleibt auf dem Boden<br />

und wundertsich über den vermeintlichen<br />

Wirbel um die Hochzeit<br />

seines Bruders Tommit der Laufsteg-Domina<br />

Heidi Klum. „Dass die<br />

Leute so ein Thema daraus machen,<br />

hätte,glaube ich, keiner vonuns gedacht“,<br />

so der Tokio-Hotel-Sänger.<br />

Zu Medienberichten, Klum und sein<br />

Zwillingsbruder hätten sich bereits<br />

standesamtlich getraut, sagte Bill<br />

Kaulitz: „Ich kann euch eins verraten:<br />

DieHochzeit steht noch an.“<br />

Ethan Hawke kann sich kaum halten<br />

vorStolz und dieser gilt seiner ältesten<br />

Tochter,aktuell zu sehen in der<br />

Serie„Stranger Things“. „Meine Damen<br />

und Herren, lernt MAYA<br />

HAWKE kennen. Sieist eine echte<br />

Nummer“, schrieb der 48-Jährige<br />

am Wochenende auf Instagram. Davorzählte<br />

der stolzeSchauspieler<br />

mehrereProduktionen auf, in der<br />

seine Tochter ebenfalls zu<br />

sehen war.Das ist Liebe!<br />

Melania Trump gibt es<br />

nun auch aus Holz: In<br />

der slowenischen Heimatstadt<br />

der US-Präsidentengattin,<br />

Sevnica,<br />

wurde ihr zu Ehreneine<br />

Holzstatue<br />

aufgebaut. Dasaus<br />

Holz geschnitzte,<br />

recht grobschlächtig<br />

wirkende Ebenbild<br />

der First Lady (49)<br />

wurde in einem<br />

Waldstück enthüllt.<br />

Geschaffen hat es der<br />

Künstler Brad Doney.<br />

(mpw./mit dpa)<br />

Abbildung ähnlich: WasMelania<br />

Trump davon hält, ist<br />

nicht bekannt. AFP/JURE MAKOVEC<br />

TIERE<br />

In Zukunft nur noch auf einem<br />

Greif, aber am Leben.<br />

DPA<br />

Da wusste sich jemand zu helfen: Mit<br />

einer zugeschnappten Mausefalle<br />

am Fußwar dieser Turmfalke durch<br />

ein offenes Fenster des Polizeipräsidiums<br />

Gießen geflogen. Nachdem<br />

Feuerwehrleute das Tier eingefangen<br />

hatten, wurde es in eine Klinik<br />

gebracht und dortnotoperiert. Dabei<br />

musste ein Teil des linken Greifs<br />

abgenommen werden. Ohne die<br />

Hilfe der Polizisten und der Feuerwehr<br />

wäredas Tier jedoch wahrscheinlich<br />

verendet. Der Turmfalke<br />

(Falco tinnunculus) ist der häufigste<br />

Falke in Mitteleuropa. (mpw.)<br />

Das Innere der Kirche vor und nach der Feuerkatastrophe. AFP/LUDOVIC MARIN Das Feuer wütete im Innenraum nicht so schlimm, wie erwartet. AFP/LUDOVIC MARIN<br />

Diagnose: schwierig<br />

Der Wiederaufbau der Kathedrale Notre-Dame wird wohl nicht so schnell vorangehen wie erwartet<br />

VonBirigt Holzer,Paris<br />

Mit lässigen Armbewegungen<br />

lässt der<br />

Bauarbeiter Wasser<br />

aus einem Schlauch<br />

auf den Steinboden brausen, um<br />

ihn zu reinigen. Der Gesichtsausdruck,<br />

den er dabei aufsetzt,<br />

ist so unbeteiligt, als befände er<br />

sich nicht auf Frankreichs berühmtester<br />

Baustelle. Gelbliche<br />

Metallplanken sperren sie ab,über<br />

denen Stacheldraht angebracht<br />

ist. Nur auf Höhe des Haupteingangs<br />

gibt ein Gitter den Blick frei<br />

–auf den Arbeiter und seine Kollegen<br />

mit Bauhelmen auf dem<br />

Kopf, die miteinander diskutieren.<br />

Und auf den Haupteingang<br />

eben dieser Baustelle: Notre-<br />

Dame.<br />

Abenteuerliche Vorschläge<br />

Auf der anderen Seite der Metallstäbe<br />

sammeln sich Touristen, die<br />

versuchen, möglichst viel von der<br />

Kathedrale zu erhaschen, die am 15.<br />

April dieses Jahres brannte. Das<br />

ganzeAusmaß der Zerstörung ist aus<br />

der Distanz kaum zu ermessen. Aber<br />

Fotos vom Innenraum voller Schutt<br />

zeugen davon. Undvor allem die Videos<br />

vomFlammeninferno über der<br />

gotischen Kathedrale und dem erschütternden<br />

Moment, als der<br />

schlanke Vierungsturm indie Tiefe<br />

stürzte.<br />

Schnell versprach Präsident Emmanuel<br />

Macron, die Kathedrale<br />

würde „noch schöner als zuvor“ wieder<br />

aufgebaut –bis 2024, wenn Paris<br />

die Olympischen Spiele ausrichtet.<br />

Die Regierung lancierte einen internationalen<br />

Architekten-Wettbewerb<br />

zum Wiederaufbau des Spitzturms.<br />

Gilt es, ihn mit etwas Zeitgenössischem<br />

zu ersetzen oder ihn identisch<br />

zu rekonstruieren? Während<br />

sich sowohl die Unesco, die Notre-<br />

Dame auf ihrer Weltkulturerbe-Liste<br />

führt, als auch die Mehrheit der Bevölkerung<br />

für deren authentischen<br />

Wiederaufbau ausspricht, machten<br />

Architektenbüros abenteuerliche<br />

Vorschläge –vom Glasdach bis zu einem<br />

Treibhaus. Derweil streiten die<br />

beiden Parlamentskammern über<br />

ein Gesetz, das Bauregeln, Umweltund<br />

Denkmalschutznormen aussetzen<br />

soll, um die Arbeiten zu beschleunigen.<br />

Diese Eile kritisierten<br />

Das Gebäude: Die Kathedrale<br />

Notre-Dame (errichtet<br />

1163 bis 1345) ist eines der<br />

Wahrzeichen der französischen<br />

Hauptstadt und als<br />

Bestandteil des Denkmals<br />

Seineufer seit 1991 Weltkulturerbe.<br />

1170 Architekten und Denkmalschützer<br />

in einem offenen Brief, in<br />

dem sie dazu aufriefen, „sich Zeit für<br />

die Diagnose zu nehmen und den<br />

Experten zuzuhören“. Ohnehin wird<br />

zunächst das Ausmaß der Zerstörung<br />

durch das Feuer und das Löschwasser<br />

analysiert; parallel dazu laufen<br />

die Stützungsarbeiten, und der<br />

Abbau des vor dem Brand errichteten<br />

Baugerüsts mit seinen 50 000<br />

Röhren steht an. Momentan ragt es<br />

wie ein Krater aus der Mitte des Monuments.<br />

In der Nachbarschaft auf der Île<br />

de la Cité, der größeren der beiden<br />

Seine-Inseln, hofft man auf schnelles<br />

Voranschreiten. Hauptanziehungspunkt<br />

war bisher Notre-Dame, das<br />

am häufigsten besuchte Monument<br />

Frankreichs mit 13 Millionen Menschen<br />

proJahr.Selbst wenn viele nun<br />

das abgesperrte Gelände umrunden<br />

–die vorherigen Massen bleiben aus.<br />

„Es ist gar keinVergleich“, sagt die<br />

Besitzerin eines Souvenir-Ladens in<br />

der Nähe des Westeingangs. Ratlos<br />

DIE KATASTROPHE<br />

Der Brand: Am 15. April<br />

dieses Jahres geriet die Kathedrale<br />

Notre-Dame in<br />

Brand, der das historische<br />

Bauwerk teilweise zerstörte.<br />

Nach vier Stunden gelang es<br />

der Pariser Feuerwehr,den<br />

Brand einzudämmen.<br />

Die Kathedrale Notre-Dame kurz nach dem Brand im April.<br />

Die Zerstörung: Unter<br />

anderem fielen der hölzerne<br />

Dachstuhl des Gotteshauses<br />

den Flammen zum Opfer.<br />

Das Bleidach verdampfte<br />

teilweise und der Vierungsturmstürzte<br />

brennend ein.<br />

Die Turmuhr wurde zerstört.<br />

AFP/ERIC FEFERBERG<br />

steht sie vor ihrer Boutique.„Früher<br />

war oft der gesamte Vorplatz voller<br />

Leute.Wir spüren den Einbruch sehr<br />

stark.“ Dasselbe berichtet Aline,Verantwortliche<br />

für eine Eisdiele ein<br />

paar Meter weiter: „Ich schätze den<br />

Rückgang der Kunden auf 30 Prozent.“<br />

Der Brand habe sie erschüttert,<br />

sagt die junge Frau mit der großen,<br />

runden Brille.„Außerdem müssen<br />

wir wegen der Partikel in der Luft<br />

alle unser Blut testen lassen und<br />

auch das Gebäude wurde auf gefährliche<br />

Rückstände hin untersucht.“<br />

Rund 400 Tonnen Blei waren auf der<br />

Turmabdeckung und auf dem Dach<br />

verbaut. Über Stunden schmolz es<br />

bei dem Brand dahin.<br />

Zu Wochenbeginn schreckte ein<br />

Bericht des investigativen Online-<br />

Magazins „Mediapart“ auf, dem zufolge<br />

die Öffentlichkeit nicht ausreichend<br />

über das wahre Ausmaß der<br />

Gefahr informiert worden sei. Demnach<br />

liege die Blei-Konzentration im<br />

Inneren der Kathedrale bis zu 740<br />

Mal und auf dem Vorplatz 500 Mal<br />

über der erlaubten Schwelle. Alarmierend<br />

hoch sei sie auch auf den<br />

Brücken und Straßen in der Umgebung<br />

von Notre-Dame. Auf den Bericht<br />

hin reagierte die Regionale Gesundheits-Agentur<br />

mit einer Mitteilung,<br />

nach der es „zum jetzigen Zeitpunkt<br />

keiner besonderen<br />

Schutzmaßnahme“ bedürfe.Die hohen<br />

Bleiwerte hingen nicht unbedingt<br />

mit dem Brand zusammen.<br />

Neue Untersuchungen würden geführtund<br />

der Vorplatz gereinigt.<br />

Bislang nur 80 Millionen<br />

Wirtschaftsminister Bruno Le Maire<br />

hat den Geschäftstreibenden auf der<br />

Île de la Cité, deren Umsatz eine Million<br />

Euro nicht übersteigt, insgesamt<br />

350 000 Euro versprochen. Aber er<br />

mahnte auch „längerfristige Überlegungen<br />

zum Überleben dieser Läden<br />

in den nächsten Jahren“ an. Für<br />

den Aufbau von Notre-Dame selbst<br />

wurde innerhalb vonwenigen Tagen<br />

eine Gesamtsumme von 850 Millionen<br />

Euro zugesagt – tatsächlich<br />

überwiesen wurden bislang allerdings<br />

nur 80 Millionen.<br />

Auch die Ermittlungen erfordern<br />

einen langen Atem. Die Pariser<br />

Staatsanwaltschaft sieht „keinerlei<br />

Hinweise“ für Brandstiftung und<br />

nennt als wahrscheinlichste Ursachen<br />

eine weggeworfene Zigarette,<br />

einen Kurzschluss oder eine Störung<br />

des elektrischen Warnsystems. Bekannt<br />

ist, dass Arbeiter auf der Baustelle<br />

am Dachstuhl rauchten. Auch<br />

wurde beim Brandschutz bereits<br />

2015 eine Stelle eingespart. Der zuständige<br />

Sicherheitsbeauftragte am<br />

15. April war neu, und als der Feueralarm<br />

losging, konnte er die betroffene<br />

Stelle zunächst nicht zuordnen.<br />

30 wertvolle Minuten vergingen, bis<br />

er die Feuerwehr rief –bei ihrer Ankunft<br />

loderten die Flammen meterhoch.<br />

Gerettet wurden unter anderem<br />

bedeutende Reliquien, nicht<br />

aber das große Uhrwerk unter dem<br />

Vierungsturm.<br />

Doch dann geschah etwas, das<br />

der Uhrmachermeister Jean-Baptiste<br />

Viot als „riesiges Glück“ bezeichnet:<br />

Zufällig entdeckte er in einer<br />

Pariser Kirche ein fast identisches<br />

Uhrwerk mit einer ähnlich<br />

aufwendigen Zahnrad-Mechanik –<br />

gefertigt in derselben Werkstatt, das<br />

die originalgetreue Rekonstruktion<br />

erlauben wird.<br />

Ermittlungen<br />

auf<br />

„Hochtouren“<br />

Nach Vergewaltigung durch<br />

Kinder in Mülheim a.d. Ruhr<br />

Nach dem Vergewaltigungsverdacht<br />

gegen eine Gruppe von<br />

fünf Kindern und Jugendlichen im<br />

Ruhrgebiet ist einer der 14-Jährigen<br />

in Haft. Wegen Wiederholungsgefahr<br />

sei am Montag ein Haftbefehl erlassen<br />

und umgesetzt worden, teilte die<br />

Staatsanwaltschaft in Duisburg am<br />

Montagabend mit. Hintergrund sei,<br />

dass der 14-Jährige schon im Kindesalter<br />

wegen zwei sexuellen Belästigungen<br />

aufgefallen sei.<br />

Bei den Tatverdächtigen handelt<br />

es sich um drei 14-jährige Jugendliche<br />

und zwei Kinder im Alter von<br />

zwölf Jahren. Die drei 14-Jährigen<br />

wurden laut Polizei nach Bekanntwerden<br />

der mutmaßlichen Vergewaltigung<br />

am Freitagabend vernommen<br />

und verbrachten die Nacht bei<br />

der Polizei. Sie wurden am Sonnabend<br />

zunächst wieder entlassen.<br />

Diebeiden Zwölfjährigen wurden ihren<br />

Eltern übergeben. Beide sind<br />

strafunmündig – in Deutschland<br />

können Täter erst mit der Vollendung<br />

des 14. Lebensjahres für Straftaten<br />

zur Verantwortung gezogen<br />

werden.<br />

Anwohner hatten am Freitag vergangener<br />

Woche die von der Polizei<br />

als „schweres Sexualdelikt“ bezeichnete<br />

TatinMülheim an der Ruhr gemeldet.<br />

Sie hatten bemerkt, dass ihr<br />

Hund unruhig wurde und daraufhin<br />

im Grünbereich hinter ihrem Garten<br />

eine junge Frau und zwei männliche<br />

Personen bemerkt. Ermittler entdeckten<br />

bald darauf die aus insgesamt<br />

fünf Verdächtigen bestehende<br />

Gruppe. Die betroffene junge Frau<br />

ist nach Polizeiangaben heranwachsend,<br />

also zwischen 18 und 21 Jahre<br />

alt. Sie wurde nach der Tatzur Behandlung<br />

in ein Krankenhaus gebracht<br />

und anschließend vonder Polizei<br />

betreut.<br />

In der Nähe dieses Spielplatzes soll es zu<br />

der Tatgekommen sein. DPA/ROLAND WEIHRAUCH<br />

Die Stadt Mülheim an der Ruhr<br />

will, dass die tatverdächtigen Schüler<br />

vorerst nicht mehr am Unterricht<br />

teilnehmen. Man wolle die Bezirksregierung<br />

Düsseldorf als Schulaufsichtsbehörde<br />

bitten, die Schulpflicht<br />

für die in Mülheim gemeldeten<br />

Tatverdächtigen für die jetzt laufende<br />

letzte Schulwoche vor den<br />

Ferien auszusetzen, sagte Sozialdezernent<br />

Marc Buchholz am Montag.<br />

Ob einer der mutmaßlichen Tatbeteiligten<br />

am Montag zum Schulunterricht<br />

gegangenen sei, wisse er<br />

nicht. Nach Angaben von Oberbürgermeister<br />

Ulrich Scholten sind vier<br />

der fünf Tatverdächtigen in Mülheim<br />

gemeldet. Bei dem fünften Verdächtigen,<br />

einem 14- oder 15-Jährigen,<br />

werdeder Wohnortnoch ermittelt.<br />

Bei zwei der vier Mülheimer Tatverdächtigen<br />

sei das Jugendamt vor<br />

der Tatinden Familien bereits aktiv<br />

gewesen. „Was Gegenstand der Tätigkeit<br />

war, muss noch recherchiert<br />

werden. Da sind wir dabei, das aufzubereiten.“<br />

Er machte keine Angaben<br />

darüber, welches Alter diese<br />

beiden Personen haben. Auch der<br />

Name des Opfers sei dem Jugendamt<br />

bekannt gewesen.<br />

(BLZ/mit AFP; dpa)

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