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DER KUNSTBLITZ | FONDATION BEYELER<br />
Doch lässt man sich weiter auf dieses Gedankenspiel<br />
ein, so wird schnell deutlich:<br />
Selbst wenn alle Handlungsschritte genau<br />
beachtet werden, mag vielleicht ein<br />
wunderschönes Werk entstehen, doch eigenständig<br />
ist es keineswegs – denn man<br />
Rudolf Stinge, lUntitled, 2013, Öl auf Leinwand,<br />
127 x 127 cm, © Rudolf Stingel,<br />
Foto: Christopher Burke Studio<br />
In den frühen <strong>19</strong>90er-Jahren erweitert<br />
Stingel sein Repertoire und schafft neben<br />
abstrakten Gemälden erstmals ortsspezifische<br />
Werke. In seiner ersten Galerieausstellung,<br />
<strong>19</strong>91 in der Daniel Newburg<br />
Gallery in New York, wartet er nur mit<br />
einer einzigen Arbeit auf: Der gesamte<br />
Galerieraum ist mit einem leuchtend orangefarbenen<br />
Spannteppich ausgelegt, die<br />
Wände bleiben komplett frei. Wenig später<br />
präsentiert er andernorts in einer weiteren<br />
Variation erneut einen einfarbigen Spannteppich,<br />
der nun aber an einer Ausstellungswand<br />
angebracht ist. Während die<br />
Besucherinnen und Besucher der Daniel<br />
Newburg Galerie unfreiwillig auf dem am<br />
Boden ausgelegten Teppich ihre Fussspuren<br />
hinterliessen, sind sie nun eingeladen,<br />
mit den Händen, grossen Pinselstrichen<br />
gleich, die Teppichoberfläche zu glätten<br />
oder aufzurauen.<br />
selbst bleibt dabei stets die ausführende<br />
Hand des Künstlers und Teil eines von ihm<br />
erdachten Konzepts. In einer humorvollen<br />
und selbstironischen Weise kommentieren<br />
die Anleitungen somit Kunstmarkt und<br />
Kunstbetrieb.<br />
Fondation Beyeler<br />
Baselstrasse 101<br />
4125 Basel, Schweiz<br />
Telefon: +41 61 645 97 00<br />
www.fondationbeyeler.ch<br />
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