Innere Medizin & Kardiologie - MediClin Herzzentrum Lahr
Innere Medizin & Kardiologie - MediClin Herzzentrum Lahr
Innere Medizin & Kardiologie - MediClin Herzzentrum Lahr
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
HIT II –<br />
In der <strong>Medizin</strong> gibt es nichts ohne Nebenwirkungen<br />
Durch die routinemäßige postoperative Antikoagulation (Blutverdünnung) mit<br />
Heparinen konnte das Auftreten von Komplikationen (Embolie, Thrombose) während<br />
Krankenhausaufenthalten deutlich gesenkt werden. Diese Einführung der<br />
Thromboseprophylaxe zeigte aber bald eine für die behandelten Patienten lebensbedrohliche<br />
Komplikation (Allergie und damit verbundene Antikörperbildung)<br />
durch das Heparin. Bei dem Krankheitsbild der heparininduzierten Thrombocytopenie<br />
Typ II (HIT II) bildet der Patient nach Gabe von Heparin Antikörper, die zur<br />
Verklumpung der Blutplättchen (Thrombozyten) führen und ein Krankheitsbild mit<br />
Thrombosen und Embolien auslösen. Durch die weitverbreitete Gabe von Heparinen<br />
steigt auch die Allergiehäufigkeit gegen die Heparine und die Inzidenz der<br />
HIT II dramatisch an. Besonders bei Patienten, die über längere Zeit mit Heparinen<br />
behandelt wurden, also oft die schwerer kranken Patienten, zeigt sich ein Auftreten<br />
des Krankheitsbildes bei bis zu 12 % der Patienten. Die Therapie des Krankheitsbildes<br />
ist durch die Einführung von Anti-Thrombin-Medikamenten verbessert<br />
worden. Diese Medikamente hatten bisher den Nachteil, dass ihre Wirkung<br />
schlecht zu steuern war, so dass das Auftreten von Blutungen die Hauptkomplikation<br />
darstellte. Mit einem neuen Medikament auf Basis der Aminosäure Arginin<br />
(Agatra ® ) wird die Steuerbarkeit und Verträglichkeit der Therapie verbessert. Es<br />
wurden 102 Patienten mit HIT II von 8 / 2006 bis heute behandelt. Das Durchschittsalter<br />
betrug 74,6 Jahre. 15.6 % waren Notfallpatienten und hatten zu 100%<br />
eine präoperative Heparintherapie erhalten. Die HIT II-Patienten waren zu 76%<br />
Patienten mit kombinierten Eingriffen (Klappen- und Bypassoperation). Das Auftreten<br />
der HIT II wurde in der Regel am 6. postoperativen Tag festgestellt. 28.5%<br />
der Patienten erlitten vor Einführung der neuen Therapie thrombembolische<br />
Komplikationen.<br />
Das Auftreten der Komplikationen und der Sterblichkeit konnte durch die Einführung<br />
und sehr frühzeitige Therapie mit Agatroban ® deutlich reduziert werden.<br />
Blutungskomplikationen traten unter der Therapie mit Agatroban ® nicht auf. Die<br />
Sterblichkeit am Krankheitsbild HIT II konnte von 58.8 % auf 8.1% drastisch abgesenkt<br />
werden. Unsere Klinik nimmt damit eine Spitzenposition in Deutschland bei<br />
der Versorgung von HIT II-Patienten ein.<br />
Dr. Stefan Bauer, Oberarzt, MBA<br />
Dr. Stefan Bauer<br />
Eine durch das Medikament Heparin<br />
ausgelöste allergische Reaktion führt zur<br />
Bildung von Blutpfröpfen, die zu einem<br />
lebensbedrohlichen und unerkannt zu<br />
einem tödlich endendem Krankheitsbild<br />
führt. Die frühzeitige Behandlung mit<br />
verträglichen Medikamenten senkt das<br />
Risiko ab.<br />
21