Verfahrenstechnik 7-8/2019
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AKTUELLES I PERSÖNLICH<br />
Die Verfahrensingenieurin<br />
ANIKA NAKLADAL<br />
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, nach dem Besuch eines<br />
musischen Gymnasiums Chemie- und Bioingenieurwesen zu<br />
studieren?<br />
Ich war schon immer vielseitig interessiert und so habe ich zwar<br />
gerne Saxophon gespielt, aber hatte auch immer viel Spaß an<br />
Mathe, Physik, Bio und Chemie. Ausschlaggebend war am Ende<br />
eine Masterandin auf einer Berufsmesse, die mir über ihre Masterarbeit<br />
über die Produktion von Nudeln erzählte. Das formte<br />
mein erstes Bild, was eigentlich hinter <strong>Verfahrenstechnik</strong> steckt.<br />
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?<br />
Eine kunterbunte Mischung aus E-Mails beantworten, telefonieren,<br />
Meetings, in die Anlagen gehen und den Ist-Stand überprüfen<br />
und verstehen, Versuche in Pilotanlagen planen, betreuen, und<br />
manchmal selber durchführen, Fließbilder zeichnen und jede<br />
Menge kommunizieren. Gemeinsam Mittag zu essen sowie Erkenntnisse<br />
und Erlebnisse zu teilen, gehört natürlich auch dazu.<br />
Was begeistert Sie an Ihrer Arbeit?<br />
Die Vielfalt! Kein Tag ist wie der andere, es gibt unendlich viel zu<br />
lernen, jede Anlage ist anders und hat ihre eigenen Tücken. Dabei<br />
den Prozess von Anfang bis Ende im Auge zu behalten, ist immer<br />
herausfordernd. Besonders gefällt mir aber die Arbeit mit so vielen<br />
verschiedenen Leuten: Von Operatoren, Tagschichtmeistern,<br />
Schlossern, Elektrikern über Ingenieure, Projektmanager, Betriebsleiter<br />
und Co. trägt jeder mit seiner Sicht zum Gelingen meiner<br />
Projekte bei und ich lerne jede Menge dazu.<br />
gerne für den VDI engagiert, weil sich dort über die Jahre sehr<br />
schöne Freundschaften entwickelt haben. Gemeinsam an neuen<br />
Projekten zu arbeiten und direkt Resultate zu erzielen, macht<br />
einfach Spaß.<br />
Was sollten Arbeitgeber und Politik Ihrer Meinung nach tun, um<br />
mehr Frauen in Ingenieurberufe zu bekommen?<br />
Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, dann war es, dass es<br />
eben nicht komisch beäugt wurde, wenn ich Lust hatte, mit Lego<br />
zu spielen, zu handwerken und an Solarzellen zu basteln und das<br />
auch unterstützt wurde. Ich denke, es sollte weiterhin viele Programme<br />
und MINT-Tage geben, die mehr Mädchen die Chance<br />
geben, sich in Technik zu verlieben. Wichtig ist in meinen Augen<br />
„Man sollte Mädchen die Chance geben,<br />
sich in Technik zu verlieben.“<br />
aber auch, Frauen die Angst zu nehmen, als Ingenieurin eine Karriere<br />
machen zu müssen, die viel Arbeit, wenig Zeit und keinen<br />
Raum für Kinder bedeutet. In Sachen flexible Arbeitszeiten und<br />
Jobsharing ist hier noch viel Potenzial nach oben, vor allem im<br />
Bereich der Produktion.<br />
(eli)<br />
Wie wichtig war der sechsmonatige Auslandsaufenthalt für Ihre<br />
berufliche Entwicklung?<br />
Das Praktikum an sich hat mich entgegen meiner Erwartungen doch<br />
dazu gebracht, in die Chemieindustrie zu gehen und somit auch zu<br />
meinem jetzigen Job. Mir hat mal ein Professor erzählt: „Irgendwann<br />
kommt der Moment, in dem ihr vor so einer Chemieanlage<br />
steht und euch denkt: ja, das ist geil.“ Diesen Moment gab es dann<br />
tatsächlich. Der Aufenthalt selbst hat mein Englisch ordentlich verbessert,<br />
mir mehr Selbstvertrauen gegeben und mir gezeigt, dass<br />
man jede Ecke der Welt zu schätzen lernen kann. Und es ist auch<br />
schön, immer noch gute Kontakte zu haben.<br />
In Ihrer Freizeit sind Sie als Kitesurferin auf dem Wasser und sind<br />
auch ausgebildete Kitesurf-Lehrerin. Wirkt sich dieses Hobby<br />
positiv auf Ihren Job aus?<br />
Ich denke schon. Man trifft die unterschiedlichsten Menschen<br />
und versucht, ihnen etwas beizubringen, sodass sie dabei auch<br />
noch Spaß haben. Das schult die Menschenkenntnis.<br />
Nebenbei sind Sie auch ehrenamtlich beim VDI engagiert.<br />
Müssen Frauen im Ingenieursberuf mehr leisten als Männer, um<br />
anerkannt zu werden?<br />
Viele meiner männlichen Kollegen sind sogar noch aktiver in<br />
Fachausschüssen und Gremien unterwegs. Ich denke nicht, dass<br />
das zwingend am Geschlecht liegt. Ich habe mich einfach immer<br />
Anika Nakladal,<br />
Particle Processing,<br />
Process Technology & Engineering,<br />
Evonik Technology & Infrastructure<br />
GmbH, Marl<br />
6 VERFAHRENSTECHNIK 7-8/<strong>2019</strong>