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14 BERLIN BERLINER KURIER, Montag, 19. August 2019<br />
Jan Rüdiger und Dr.Milos Zoric (re.)<br />
mit Erotikmodel Micaela Schäfer,<br />
die sich schon im Wilmersdorfer<br />
Schönheitsstudio behandeln ließ.<br />
Bis zur Insolvenz im Oktober<br />
2017 flog Jan Rüdiger als<br />
Steward für Air Berlin<br />
Langstrecke.<br />
Jan Rüdiger<br />
machte sich mit<br />
einem Schönheitsstudio<br />
selbstständig.<br />
Nach Air-Berlin-Pleite<br />
Er macht mal<br />
schön weiter<br />
Ex-Steward Jan Rüdiger behandelt in seinem<br />
Botox-Studio nun Promis wie Micaela Schäfer<br />
Von<br />
KERSTIN HENSE<br />
Wilmersdorf<br />
– Früher<br />
flog er<br />
mit<br />
ihnen<br />
den<br />
ken.<br />
über<br />
Wol-<br />
Jetzt<br />
landen die<br />
Promis<br />
bei<br />
ihm in<br />
der<br />
Bo-<br />
tox-Um-<br />
laufbahn.<br />
Jan<br />
Rü-<br />
diger<br />
(34) war<br />
bis<br />
zur<br />
Pleite<br />
Steward<br />
bei Air Ber-<br />
lin. Nun<br />
hat er<br />
ein neues lukratives<br />
Geschäft für sich entdeckt.<br />
Er eröffnete eine eigene<br />
Schönheitspraxis nahe<br />
des<br />
Kudamms.<br />
„Für mich ist jeder Patient ein<br />
Passagier der Businessclass“,<br />
sagt Rüdiger. So wie damals bei<br />
seinem früheren Arbeitgeber<br />
erhält auch jeder seiner„Passa-<br />
giere“ ein Herz aus Vollmilch-<br />
schokolade an Bord seiner Prader<br />
Uh-<br />
xis Medicalthree in<br />
landstraße im Dachgeschoss ei-<br />
nes Altbau-Mietshauses. Der<br />
Ex-Steward hat alles, was schöner<br />
und jünger macht im Programm:<br />
Von Botox über Hyuoloron-Faltenunterspritzung<br />
(ab<br />
115 Euro) bis hin zu Fadenliftings<br />
(ab 250 Euro). Und demnächst<br />
auch noch Brustvergrößerungen.<br />
Vergangene Woche, als er die<br />
KURIER-Reporter traf, waren<br />
es auf den Tag genau zwei Jahre,<br />
als die Fluglinie, bei der er<br />
tätig war, Insolvenz anmeldete<br />
und Jan Rüdiger und Tausende<br />
seiner Kollegen um ihre Existenz<br />
bangten. Doch statt zu verzweifeln,<br />
hatte der Flugbegleiter<br />
einen Plan B. „Ich sah in der<br />
Misere eine neue Chance“, sagt<br />
er. Denn Rüdiger fuhr schon<br />
länger zweigleisig. Bereits 2014<br />
stieg er als Medizinproduktberater<br />
in die ästhetische und<br />
plastische Chirurgie ein und<br />
flog nur noch Teilzeit. Seine Erfahrungen<br />
im Verkauf hatte er<br />
vor seiner Ausbildung bei Air<br />
Berlin in der Versicherungsbranche<br />
gesammelt.<br />
Er wagte 2017 den Absprung<br />
aus der Luftfahrtbranche und<br />
gründete mit finanziellen<br />
Rücklagen das Unternehmen<br />
Medicalthree. „Mein Vorteil<br />
war, dass ich schon über ein<br />
großes Netzwerk in der Medizin<br />
verfügte“, so Geschäftsführer<br />
Rüdiger. Für die Behandlungen<br />
an seinen Patienten hat<br />
er Ärzte und Heilpraktiker eingestellt.<br />
Viele bekannte <strong>Berliner</strong>innen,<br />
die er auf seinen<br />
Langstrecken kennenlernte,<br />
zählen zu seinen Kunden, darunter<br />
Micaela Schäfer, Djamila<br />
Rowe und Yvonne Woelke.<br />
Das Geschäft mit der Schönheit<br />
boomt in Großstädten wie<br />
Berlin. Ob Jan Rüdiger keine<br />
Angst vor Konkurrenz hat?<br />
„Die hat man immer, aber man<br />
muss versuchen, sich von ihr<br />
abzuheben.“ Wie er das macht?<br />
„Ich probiere die Behandlungen<br />
vorher an mir selbst aus<br />
und mache davon Videos für<br />
Facebook, um meinen Patienten<br />
ein ehrliches Ergebnis und<br />
den Schmerzfaktor zu präsentieren.“<br />
Ein Glas Champagner<br />
beim Beratungsgespräch gibt es<br />
zudem gratis dazu und Rüdiger<br />
setzt sich sogar persönlich zu<br />
seinen Patienten ins Wartezimmer,<br />
„um ihnen die Angst zu<br />
nehmen“. Sein Ziel: Er will der<br />
„Udo Walz der Beautybranche“<br />
werden.<br />
Jan Rüdiger ist glücklich in<br />
seinem neuen Job. Er sagt:<br />
„Dass ich nach der Zeit bei Air<br />
Berlin jemals wieder durchstarte,<br />
hätte ich mir nie träumen<br />
lassen“. Nur manchmal, wenn<br />
er selbst auf Reisen geht und<br />
den Geruch des Kerosins auf<br />
dem Rollfeld in die Nase bekommt,<br />
„dann werde ich doch<br />
ein bisschen wehmütig“, sagt<br />
Jan Rüdiger.<br />
Foto: Volkmar Otto/privat