ZAP-2019-16
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Fach 7, Seite 528<br />
Nachbarliche Immissionen<br />
Immobiliarsachenrecht/WEG-Recht<br />
8. Sportanlagen, Gaststätten, Vereinsheime, Volksfeste<br />
Aus Platzgründen muss eine detaillierte Abhandlung dieser Bereiche entfallen. Die angegebenen Quellenhinweise<br />
dienen zur Vertiefung:<br />
• Zum Lärm von Sportanlagen: BGH, Urt. v. 29.4.2015 – VIII ZR 197/14 „Bolzplatzentscheidung“ zur<br />
Mietminderung; OLG Naumburg, Urt. v. 23.11.2015 – 12 U 184/14 zum Aufschlag von Bällen auf das<br />
eigene Grundstück; BVerwG ZfBR 1989, 127; BVerwG JZ 1990, 347 = NVwZ 1990, 858; OLG Koblenz<br />
NVwZ 1993, 301; VGH München NVwZ 1993, 1006 = ZMR 1993, 298; OLG Köln MDR 1991, 1065 = VersR<br />
1991, 1294; OVG Berlin BauR 1994, 346 = DWW 1993, 300; VG Freiburg (Breisgau), Beschl. v. 5.8.2011 –<br />
3 K 1170/11, juris zur Schließung einer Minigolfanlage wegen überschrittener Immissionswerte nach<br />
der Richtlinie für Freizeitlärm; VGH Bayern, Urt. v. 6.2.2015 – 22 B 12.269; VGH Bayern, Urt. v.<br />
31.3.2006 – 22 B 05.<strong>16</strong>83 zum Abwehranspruch im Falle nicht bestimmungsgemäßer Nutzung.<br />
• Zum Gaststättenlärm: OLG Karlsruhe MDR 1992, 483; VGH München NVwZ 1996, 1031.<br />
• Zum Lärm aus Vereinsheimen: LG Hamburg, Urt. v. 13.12.2017 – 321 S 65/<strong>16</strong>, ZMR 2018, 391.<br />
• Zu Volksfesten: OLG Zweibrücken DWW 1991, 305; OLG Köln DWW 1991, 187; BGH DÖV 1990, 698 =<br />
MDR 1990, 706 = ZMR 1990, 262; für Karnevalsveranstaltungen: AG Köln DWW 1997, 157; zum<br />
angenommenen öffentlichen Bedürfnis für ein Abweichen vom gesetzlichen Schutz der Nachtruhe<br />
bei historisch oder kulturell motivierten Gemeindeveranstaltungen: OVG Berlin-Brandenburg, Urt. v.<br />
9.8.2017 – 11 A 1.<strong>16</strong>, IMR 2018, 128.<br />
Hinweis:<br />
Hinzuweisen ist an dieser Stelle auf die Sportanlagen-Lärmschutzverordnung (v. 18.7.1991, BGBl I, S. 1588,<br />
ber. S. 1790 i.d.F. v. 1.6.2017, BGBl I, S. 1468), die über § 906 Abs. 1 S. 2 BGB zur Beurteilung einer Beeinträchtigung<br />
als wesentlich heranzuziehen ist (vgl. hierzu DAHMEN <strong>ZAP</strong> F. 19 S. 851; SPINDLER-SPINDLER NVwZ<br />
1993, 225). Ebenso sind einschlägig das Gaststättengesetz des Bundes in Verbindung mit den Gaststättenverordnungen<br />
der Länder, schließlich die Freizeitlärm-Richtlinie – Stand 6.3.2015 (abrufbar unter<br />
https://www.lai-immissionsschutz.de/documents/freizeitlaermrichtline_1503575715.pdf insbesondere Nr. 4.4 als<br />
Orientierungshilfe).<br />
9. Fluglärm<br />
Einschlägig für die Bewertung des Fluglärms sind zunächst §§ 29b f. LuftVG (BGBl I 2007, S. 698) und das<br />
Gesetz zum Schutz gegen Fluglärm (FluLärmG, BGBl I 2007, S. 2550). Konkrete Immissionen müssen<br />
zusätzlich auch anhand der tatsächlichen und örtlichen Verhältnisse geprüft werden (BVerwGE 128, 358;<br />
BVerwG, Beschl. v. 7.12.1998 – 11 B 46.98).<br />
Der BGH (NJW 1993, 1700 und Beschl. v. 20.9.2001 – III ZR 210/00, juris) gibt einen öffentlich-rechtlichen<br />
Entschädigungsanspruch wegen Fluglärms, wenn die hoheitliche Beeinträchtigung nicht untersagt<br />
werden kann, sie sich als ein unmittelbarer Eingriff in benachbartes Eigentum darstellt und die Grenze<br />
dessen überschreitet, was ein Eigentümer aufgrund der nachbarrechtlichen Vorschrift des § 906 BGB<br />
noch entschädigungslos hinnehmen muss. Dabei ist die Zumutbarkeitsschwelle im enteigungsrechtlichen<br />
Sinne für Verkehrslärm in Wohngebieten bei 70 bis 75 dB am Tag und bei 60 bis 65 dB in der Nacht<br />
anzusetzen.<br />
10. Schießlärm<br />
Ein öffentlich-rechtlicher Entschädigungsanspruch in Verbindung mit einer Bewertung aus dem<br />
Grundgedanken in § 906 BGB wird auch bei unzumutbarem Schießlärm eines benachbarten Truppenübungsplatzes<br />
anerkannt (BVerwG NVwZ 1991, 886). Dies gilt für Erweiterungen des Schießplatzes<br />
mit einhergehender Lärmbeeinträchtigung über das bisherige Maß hinaus. Der Eigentümer kann allerdings<br />
nicht verlangen, dass der Betrieb des Schießplatzes generell auf ein ihn nicht mehr wesentlich<br />
beeinträchtigendes Maß zurückgeführt wird, wenn er bereits in Kenntnis des benachbarten Schießplatzes<br />
das Grundstück gekauft oder bebaut hat.<br />
856 <strong>ZAP</strong> Nr. <strong>16</strong> 28.8.<strong>2019</strong>