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ZAP-2019-16

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Kolumne<br />

<strong>ZAP</strong><br />

Deutschem Fußball Bund (DFB) und Deutscher<br />

Fußball Liga (DFL) umfasst 1.230 Seiten, die<br />

Rennordnung des Direktoriums für Vollblutzucht<br />

und Rennen 712 Paragrafen. Das IOC bringt für<br />

jede Ausgabe der Olympischen Spiele eigene Regularien<br />

heraus. Das ist der Autonomie des Sports<br />

geschuldet. Sie mündete in einem weltweiten,<br />

von staatlichem Einfluss und staatlicher Prüfung<br />

weitestgehend unabhängigen Rechtssystem (lex<br />

sportiva) mit einer Sport- und Schiedsgerichtsbarkeit<br />

nach eigenen Verfahrensordnungen.<br />

Dabei macht der Sport an den Grenzen nicht Halt.<br />

Deutsche Sportler treten in internationalen Wettkämpfen<br />

und Ligen an, ausländische Sportler starten<br />

in Deutschland. Investoren, Sponsoren, Medienunternehmen<br />

sind international. Sanktionen<br />

von ausländischen Verbänden oder Institutionen<br />

müssen in Deutschland umgesetzt werden. Spielmanipulation<br />

und Doping sind weltumfassende<br />

Phänomene. Weltweit gilt im Sport der Leitgedanke<br />

des sog. Fair Play oder des level playing field.<br />

Dabei handelt es sich um einen Rechtsbegriff des<br />

Sportrechts, der über das Gebot von Treu und<br />

Glauben im deutschen Zivilrecht hinausgeht. Diesen<br />

Leitdanken gilt es zu verteidigen.<br />

Es wird Ihnen nicht entgangen sein, dass sich der<br />

Sport in den vergangenen Jahren auf allen Ebenen<br />

kommerzialisiert hat. Damit einher ging nicht nur<br />

seine Verrechtlichung, sondern vor allem auch<br />

eine enorme Steigerung des Beratungsbedarfs im<br />

Breiten- wie im Profisport. Aus meiner Sicht ist es<br />

unmöglich, individuell und fundiert im Sportumfeld<br />

zu beraten, wenn einem die vielen Facetten,<br />

die rechtlichen wie faktischen Besonderheiten<br />

des Sports nicht vertraut sind, wenn die<br />

Erfahrung im Umgang mit Funktionären, Athleten,<br />

Sponsoren, Ministerien oder Eltern in<br />

diesem Umfeld fehlt. Wenn man die Emotionen<br />

nicht kennt, die Sport und Sportbusiness prägen.<br />

Es hilft sicher ungemein, selbst einmal im Sport<br />

aktiv oder tätig gewesen zu sein. Das allein reicht<br />

aber nicht aus. Nicht jeder, der einst eine Turnhose<br />

trug, wird zum guten Sportrechtsanwalt.<br />

Und auch Sprachkenntnisse sind unabdingbar.<br />

Deshalb hat die Satzungsversammlung mit der<br />

Einführung der Fachanwaltschaft für Sportrecht<br />

eine Unsicherheit der potenziellen Kunden (Athleten,<br />

Sponsoren, Vereine, Verbände, Veranstalter<br />

etc.) beseitigt. Diese erhalten nun eine Orientierung,<br />

wer sie am Markt am besten in ihrem Anliegen<br />

beraten kann. Und da – Sie haben es bereits<br />

gelesen – die Vielfalt im Sportrecht recht<br />

groß ist, gibt es auch hier wieder Unterschiede in<br />

der Spezialisierung: etwa auf den Fußball als<br />

Sportart oder das Doping als Sachgebiet.<br />

Für mich als „alter Hase“ auf diesem Gebiet steckt<br />

das Sportrecht noch immer in den Kinderschuhen.<br />

Und das, obwohl es mit der Deutschen Vereinigung<br />

für Sportrecht e.V. (Konstanzer Arbeitskreis<br />

für Deutsches und Internationales Sportrecht)<br />

seit 1982 ein interdisziplinär ausgerichtetes Diskussionsforum<br />

mit eigener Schriftenreihe zum<br />

Sportrecht gibt. Die Arbeitsgemeinschaft Sportrecht<br />

im Deutschen Anwaltverlag (DAV) besteht<br />

seit 20 Jahren und zählt rund 400 Mitglieder.<br />

Zudem beschäftigt sich eine eigene Fachzeitschrift,<br />

die Zeitschrift für Sport und Recht (kurz:<br />

SpuRt) intensiv mit den Fällen und juristischen<br />

Fallstricken des Sportrechts, mit seinen Entwicklungen<br />

und Herausforderungen und den dazu<br />

ergangenen Urteilen.<br />

Es gibt noch so viel im Sportrecht zu entwickeln,<br />

zu besprechen, zu erforschen und zu justieren. Es<br />

ist und bleibt ungemein spannend, in diesem<br />

besonderen Rechtsgebiet zu arbeiten. Deshalb<br />

gerate ich ins Schwärmen, wenn ich erklären darf,<br />

was ich als Sportrechtsanwältin so mache. Deshalb<br />

freue ich mich, wenn mein Gegenüber die<br />

Vielfalt erkennt, die das Sportrecht ausmacht,<br />

dass Sportrecht ein klein wenig mehr ist als<br />

Sportunfälle und so.<br />

Rechtsanwältin Prof. Dr. ANNE JAKOB, LL.M., Karben<br />

828 <strong>ZAP</strong> Nr. <strong>16</strong> 28.8.<strong>2019</strong>

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