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Berliner Kurier 26.08.2019

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HINTERGRUND<br />

Ein Mord<br />

in Moabit<br />

Am Freitag wurde ein 40-<br />

jähriger Georgier in Moabit<br />

durch einen Kopfschuss<br />

getötet.Einen Hintergrund<br />

wie Drogenhandel<br />

schließen Ermittler<br />

inzwischen aus. Aufden<br />

Mann hatte es in dessen<br />

Heimatbereits zwei<br />

Mordanschläge gegeben.<br />

Der Mord könnte mit der<br />

Biografie des Mannes zusammenhängen,<br />

der im<br />

Namen vonIslamisten mit<br />

der Polizei verhandelte.<br />

Fotos: privat,camcop media/Klug<br />

Von<br />

ANDREASKOPIETZ<br />

Nach dem Mord am<br />

Freitag in Moabit<br />

halten Ermittler<br />

ein politisches<br />

Motiv für wahrscheinlich.<br />

Die Polizei geht inzwischen<br />

von einem Auftragsmordaus.<br />

Bekannte des Opfers vermuten<br />

sogar den russischen Geheimdienst<br />

hinter der Tat.<br />

Am Freitag war der 40-jährige<br />

Zelimkhan K. mit zwei<br />

Schüssen getötet worden, als<br />

er auf dem Weg in eine Moschee<br />

zum Freitagsgebet<br />

war. Der Täter hatte sich sei-<br />

nem Opfer von hinten auf einem<br />

Fahrrad genähert und<br />

dann geschossen.<br />

Die Waffe, seine Bekleidung<br />

und auch eine Perücke,<br />

mit der er sich getarnt hatte,<br />

warf er in die Spree. Wenige<br />

Stunden später nahmen Polizisten<br />

einen 49-jährigen<br />

russischen Staatsbürger fest<br />

–angeblich ein Tschetschene.<br />

Ein Richter erließ am<br />

Sonnabend gegen ihn Haftbefehl<br />

wegen Mordes.<br />

Der Beschuldigte bestreitet<br />

die Vorwürfe und macht<br />

von seinem Schweigerecht<br />

Gebrauch. In seiner Wohnung<br />

fand die Polizei eine<br />

große Menge Bargeld. Polizei<br />

und Staatsanwaltschaft<br />

gehen von einem Auftragsmord<br />

aus. Ein Mordmotiv im<br />

persönlichen Bereich oder<br />

ein anderes „klassisch kriminelles<br />

Motiv“ wird inzwischen<br />

ausgeschlossen. Es<br />

zeichne sich ein politisches<br />

Motiv ab, hieß es gestern.<br />

Der ermordete Zelimkhan<br />

K. hat eine interessante Biografie:<br />

Im August 2012 war<br />

er an einer Militäraktion im<br />

Nordosten Georgiens beteiligt.<br />

Islamistische Aufständische<br />

aus Dagestan hatten<br />

sich in der georgischen Lopota-Schlucht<br />

tagelang Gefechte<br />

mit georgischen Spezialkräften<br />

geliefert. Dabei<br />

starben 14 Menschen. Zelimkhan<br />

K. hatte enge Beziehungen<br />

zum georgischen Innenministerium.<br />

Er stammte<br />

aus dem Pankisi-Tal, das<br />

sich nahe der Lopota-<br />

Schlucht befindet, und war<br />

in der muslimischen Bevölkerung<br />

dort gut vernetzt.<br />

Nach Angaben der georgischen<br />

Menschenrechtsorganisation<br />

EMC betrachtete<br />

der russische Geheimdienst<br />

FSB ihn als Terroristen,<br />

doch die georgischen Sonderdienste<br />

hätten ihn wegen<br />

seiner ausgezeichneten<br />

Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten<br />

wiederholt um<br />

Hilfe gebeten.<br />

Während der Gefechte trat<br />

er als Vermittler zwischen<br />

Innenministerium und<br />

Isla-<br />

im<br />

misten auf. Er hatte selbst<br />

Tschetschenien-Krieg aufgegen<br />

seiten der Rebellen die Russen gekämpft. Ob ihn<br />

die deutschen Behörden<br />

deshalb als islamistischen<br />

„Gefährder“ beobachteten,<br />

ist bisher unbekannt.<br />

Seit 2015 lebte Zelimkhan<br />

K. in Deutschland. In Moa-<br />

in Moscheen, in denenn sich<br />

bit verkehrte der 40-Jährige<br />

Gläubige aus dem Kauka-<br />

sus treffen – aus Ingu-<br />

Tschetschenien. Zu die-<br />

sen Moscheen gehörte<br />

schetien, Dagestan, aus

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