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HINTERGRUND<br />
Ein Mord<br />
in Moabit<br />
Am Freitag wurde ein 40-<br />
jähriger Georgier in Moabit<br />
durch einen Kopfschuss<br />
getötet.Einen Hintergrund<br />
wie Drogenhandel<br />
schließen Ermittler<br />
inzwischen aus. Aufden<br />
Mann hatte es in dessen<br />
Heimatbereits zwei<br />
Mordanschläge gegeben.<br />
Der Mord könnte mit der<br />
Biografie des Mannes zusammenhängen,<br />
der im<br />
Namen vonIslamisten mit<br />
der Polizei verhandelte.<br />
Fotos: privat,camcop media/Klug<br />
Von<br />
ANDREASKOPIETZ<br />
Nach dem Mord am<br />
Freitag in Moabit<br />
halten Ermittler<br />
ein politisches<br />
Motiv für wahrscheinlich.<br />
Die Polizei geht inzwischen<br />
von einem Auftragsmordaus.<br />
Bekannte des Opfers vermuten<br />
sogar den russischen Geheimdienst<br />
hinter der Tat.<br />
Am Freitag war der 40-jährige<br />
Zelimkhan K. mit zwei<br />
Schüssen getötet worden, als<br />
er auf dem Weg in eine Moschee<br />
zum Freitagsgebet<br />
war. Der Täter hatte sich sei-<br />
nem Opfer von hinten auf einem<br />
Fahrrad genähert und<br />
dann geschossen.<br />
Die Waffe, seine Bekleidung<br />
und auch eine Perücke,<br />
mit der er sich getarnt hatte,<br />
warf er in die Spree. Wenige<br />
Stunden später nahmen Polizisten<br />
einen 49-jährigen<br />
russischen Staatsbürger fest<br />
–angeblich ein Tschetschene.<br />
Ein Richter erließ am<br />
Sonnabend gegen ihn Haftbefehl<br />
wegen Mordes.<br />
Der Beschuldigte bestreitet<br />
die Vorwürfe und macht<br />
von seinem Schweigerecht<br />
Gebrauch. In seiner Wohnung<br />
fand die Polizei eine<br />
große Menge Bargeld. Polizei<br />
und Staatsanwaltschaft<br />
gehen von einem Auftragsmord<br />
aus. Ein Mordmotiv im<br />
persönlichen Bereich oder<br />
ein anderes „klassisch kriminelles<br />
Motiv“ wird inzwischen<br />
ausgeschlossen. Es<br />
zeichne sich ein politisches<br />
Motiv ab, hieß es gestern.<br />
Der ermordete Zelimkhan<br />
K. hat eine interessante Biografie:<br />
Im August 2012 war<br />
er an einer Militäraktion im<br />
Nordosten Georgiens beteiligt.<br />
Islamistische Aufständische<br />
aus Dagestan hatten<br />
sich in der georgischen Lopota-Schlucht<br />
tagelang Gefechte<br />
mit georgischen Spezialkräften<br />
geliefert. Dabei<br />
starben 14 Menschen. Zelimkhan<br />
K. hatte enge Beziehungen<br />
zum georgischen Innenministerium.<br />
Er stammte<br />
aus dem Pankisi-Tal, das<br />
sich nahe der Lopota-<br />
Schlucht befindet, und war<br />
in der muslimischen Bevölkerung<br />
dort gut vernetzt.<br />
Nach Angaben der georgischen<br />
Menschenrechtsorganisation<br />
EMC betrachtete<br />
der russische Geheimdienst<br />
FSB ihn als Terroristen,<br />
doch die georgischen Sonderdienste<br />
hätten ihn wegen<br />
seiner ausgezeichneten<br />
Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten<br />
wiederholt um<br />
Hilfe gebeten.<br />
Während der Gefechte trat<br />
er als Vermittler zwischen<br />
Innenministerium und<br />
Isla-<br />
im<br />
misten auf. Er hatte selbst<br />
Tschetschenien-Krieg aufgegen<br />
seiten der Rebellen die Russen gekämpft. Ob ihn<br />
die deutschen Behörden<br />
deshalb als islamistischen<br />
„Gefährder“ beobachteten,<br />
ist bisher unbekannt.<br />
Seit 2015 lebte Zelimkhan<br />
K. in Deutschland. In Moa-<br />
in Moscheen, in denenn sich<br />
bit verkehrte der 40-Jährige<br />
Gläubige aus dem Kauka-<br />
sus treffen – aus Ingu-<br />
Tschetschenien. Zu die-<br />
sen Moscheen gehörte<br />
schetien, Dagestan, aus