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Berliner Kurier 01.09.2019

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REISE 35<br />

Der Geist des Bauhauses ist vorallem im<br />

Restaurant „Blauer Saal“ mit seinen<br />

abgestimmten Farben sowie typischen<br />

Bauhauselementen spürbar.<br />

seumsreif, die Antwort liegt<br />

wohl irgendwo dazwischen.<br />

1927 jedenfalls war das Hotel,<br />

das über Probstzella thront, seiner<br />

Zeit voraus: fließend Warmwasser,<br />

Fernwärme-Heizung,<br />

jedes Zimmer mit eigener Badewanne<br />

–getrennt durch einen<br />

Vorhang. Mehr als 90 Jahre später<br />

ist der Charme von einst<br />

noch spür- und auch sichtbar.<br />

Aber statt eines Vorhangs<br />

trennt heute eine richtige Wand<br />

Bad und Hotelzimmer. So original<br />

wolle dann doch niemand<br />

mehr wohnen, meint Antje Nagel,<br />

die Hotelchefin.<br />

Die Geschichte des Hauses ist<br />

an jeder Ecke sichtbar. „Wir<br />

haben hier keinen normalen<br />

Drei-Sterne-Standard. Das geht<br />

auch gar nicht, weil es ein lebendiges<br />

Museum ist“, sagt Nagel,<br />

die durch Zufall zu dem Hotelier-Job<br />

in Probstzella kam.<br />

Treibende Kraft war ihr Mann<br />

Dieter. Der 64-Jährige stammt<br />

aus der südthüringischen Gemeinde,<br />

wollte das Haus des<br />

Volkes Anfang der 2000er vor<br />

dem Verfall retten. Wegen<br />

Franz Itting, dem Erbauer. Und<br />

wegen des Bauhaus-Stils.<br />

2003 ersteigerten Antje Nagel<br />

und ihr Mann mit einem Freund<br />

für 28000 Euro das Haus. Seit 15<br />

Jahren wird nun saniert. „Wenn<br />

man hinten fertig ist, fängt man<br />

vorne wieder an“, sagt Nagel,<br />

die eigentlich einen medizinischen<br />

Fachhandel betreibt. Hoteliers<br />

sind die Nagels noch<br />

obendrein. Und das Geschäft sei<br />

schwierig.<br />

Die Region ist dünn besiedelt,<br />

zu DDR-Zeiten war Probstzella<br />

Grenzbahnhof, das Hotel lag im<br />

Sperrgebiet.<br />

Es sind vor allem Wanderer<br />

und Radfahrer, die in die Schiefergebirgsregion<br />

im Thüringer<br />

Wald kommen. Im alten Café-<br />

Pavillon – heute Außenstelle<br />

des Standesamtes –heiraten ab<br />

und an Bauhaus-Fans.<br />

So war es 1927: Im Haus des<br />

Volkes, das nach zwei Jahren<br />

Bauzeit eröffnet worden war,<br />

summt es wie in einem Wespennest.<br />

Jeden Tag gibt es Veranstaltungen.<br />

Mit Sonderzügen<br />

kommen die Menschen, wenn<br />

das Weimarer Nationaltheater<br />

oder Ensembles aus Berlin im<br />

Roten Saal spielen –allein hier<br />

haben 1000 Menschen Platz.<br />

Hotel, Kulturzentrum, Wellnessoase<br />

–das Haus des Volkes<br />

ist alles in einem. Mit Bibliothek,<br />

Kegelbahn und Tanzsaal,<br />

Turnhalle und Sauna. Die Idee<br />

dazu hatte ein Mann mit markantem<br />

Schnauzer: Franz Itting,<br />

Saalfelder Industriepionier.<br />

1908, mit 33 Jahren, gründet er<br />

in Probstzella ein Elektrizitätswerk,<br />

schließt in kurzer Zeit 13<br />

Gemeinden ans Stromnetz an,<br />

DasHaus des Volkes von<br />

1927 in Probstzella ist<br />

das größte Bauhaus-<br />

Ensemble Thüringens.<br />

lässt Werkswohnungen bauen<br />

und Lebensversicherungen für<br />

seine Arbeiter abschließen. Und<br />

auch ein Volkshaus für die Freizeitgestaltung<br />

soll her. Umsetzen<br />

darf das der 28-jährige spätere<br />

Bauhaus-Meister Alfred<br />

Arndt.<br />

Die Gestaltung des Sechsgeschossers,<br />

für die 6000 Kubikmeter<br />

Stein aus dem Felshang<br />

gesprengt wurden, und vor allem<br />

die Farben sprechen seine<br />

Sprache. „Während der Restauration<br />

wurden die originalen<br />

Farben freigelegt“, erzählt Antje<br />

Nagel, während im Hintergrund<br />

Schnitzel geklopft werden. Damals<br />

wie heute ist der Blaue Saal<br />

Restaurant, nur die Küche wurde<br />

zu DDR-Zeiten vom Keller in<br />

den vierten Stock verlegt.<br />

Unter der Nazi-Diktatur<br />

bricht der Betrieb ein, Itting<br />

wird enteignet, kommt 1937 ins<br />

KZ Buchenwald. Nach dem<br />

Krieg will er neu anfangen, doch<br />

der DDR gilt er als Kapitalist<br />

und Nazi-Helfer. 1948 wird Itting<br />

inhaftiert, Kulturhaus, E-<br />

Werk und Werkswohnungen zu<br />

Volkseigentum. Die DDR baut<br />

das „Haus der Einheit“, wie es<br />

ab 1961 heißt, zum Sitz von SED-<br />

Parteibüro, Volkspolizei und<br />

Zoll um. Nach der Wende steht<br />

das Haus des Volkes schließlich<br />

leer, bis es Ende der 90er durchs<br />

kaputte Dach regnet. Sogar ein<br />

Abriss wird diskutiert. Ittings<br />

Tochter Sonja hatte vergeblich<br />

um dessen Rückgabe gekämpft.<br />

Heute kümmern sich die Nagels<br />

ums Erbe: „Wir haben versucht<br />

so viel wie möglich zu erhalten:<br />

Die Rezeption ist die<br />

gleiche wie damals, die Sauna<br />

gibt es noch, die Kastenlampen<br />

im Blauen Saal sind dem Original<br />

nachgebaut“, zählt sie auf.<br />

Fotos und Skizzen halfen bei der<br />

Rekonstruktion. Dabei sei die<br />

Herausforderung nicht die Bauarbeiten,<br />

sondern das Objekt<br />

wirtschaftlich zu betreiben. Ob<br />

sie es noch einmal machen würde?<br />

Antje Nagel überlegt. Manche<br />

Dinge mache man einfach<br />

und lerne sie dadurch lieben,<br />

sagt sie schließlich.<br />

Katrin Groth<br />

Diese Reportage wurde unterstützt<br />

vom Thüringen Tourismus.<br />

Reise-Informationen:<br />

www.thueringen-entdecken.de,<br />

www.thueringer-wald.com,<br />

www.probstzella.de<br />

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Reiseziele<br />

Wer kenntSie nicht, dieSagen<br />

und Mythen Schottlands.<br />

Erzählt werden sie bis heute,überliefertvon<br />

denLegendender<br />

Kelten und Wikinger, und passend in<br />

eineraue,menschenleereLandschaft,<br />

in deren Morgenstunden der Nebel<br />

langsam über den Seen aufzieht.<br />

Diese spektakuläre Region hat etwas<br />

Magisches: saftig grüne Wiesen,<br />

einsame Küstenstreifen und malerische<br />

Hügellandschaft mit schroffen<br />

Felsen. Dies alles wird unterbrochen<br />

von malerischen kleinen Orten und<br />

beschaulichen Fischerdörfern, die<br />

seit jeher für ihre unverwechselbare<br />

Gastfreundschaft bekannt sind. Eingebettet<br />

zwischen Tälern und Bergen,<br />

liegen unzähligetiefblaueSeen,<br />

von denen einer idyllischer ist als<br />

der andere. So gibt es bekannte Seen<br />

wie den Loch Lomond, nördlich von<br />

Naturerlebnis Schottland<br />

Magische Landschaft und<br />

unvergesslicheLegenden<br />

Glasgow gelegen, aber auch kleinere,<br />

nicht minder sehenswerte, wie den<br />

Loch Linnhe, die alle ein unvergesslichen<br />

Blick bieten. Ein besonders<br />

geschichtsträchtiger Ortist dasheute<br />

so beschaulich anmutende Tal Glen<br />

Coe mit dem gleichnamigen Ort, das<br />

1862 traurige Berühmtheit erlangte<br />

als Ort eines der großen Massaker in<br />

der Clangeschichte Schottlands. Wer<br />

aber denkt, Schottland bietet nur<br />

Landschaft und Natur, der irrt. Die<br />

beiden großen Städte Glasgow und<br />

Edinburgh sind kulturelle Schmelztiegel,die<br />

Tradition und Moderne auf<br />

geschickte Weise verbinden. Zahlreiche<br />

Museen und Konzertsäle, geschichtsträchtigePaläste<br />

und Burgen<br />

sowie gepflegte Parkanlagen bieten<br />

eine faszinierende Mischung aus alt<br />

und neu. InEdinburgh, dem Sitz des<br />

Schottischen Parlaments, befinden<br />

sich viele interessante Sehenswürdigkeiten.<br />

Eine der beliebtesten ist<br />

die Straße Royal Mile, die königliche<br />

Meile, welche diebeiden königlichen<br />

Residenzen der Stadt miteinander<br />

verbindet: die Burg und den Palast<br />

von Holyrood. Nicht wegzudenken<br />

aus dieser Straße sind die Geschäfte<br />

der Kilt-Maker.Das traditionelle Kleidungsstück<br />

Kilt, geprägt von seinen<br />

bekannten Webmustern, hat seinen<br />

Ursprung in den Highlands und wird<br />

auch heute noch zubesonders festlichen<br />

Anlässen getragen. Ebenso<br />

berühmt wie das farbige Karomuster<br />

der Kilts ist der Schottische Whisky.<br />

Verteilt im ganzen Land gibt es über<br />

100Destillerien,die mitfeinsterRaffinesse<br />

dasköstliche Nationalgetränk<br />

herstellen. Schottland, das Land der<br />

Mythen,ist unverwechselbarund immereineReise<br />

wert.<br />

Edinburgh, Blick auf die Stadt<br />

Dudelsackspieler,Glasgow<br />

Whisky<br />

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