Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
REISE 35<br />
Der Geist des Bauhauses ist vorallem im<br />
Restaurant „Blauer Saal“ mit seinen<br />
abgestimmten Farben sowie typischen<br />
Bauhauselementen spürbar.<br />
seumsreif, die Antwort liegt<br />
wohl irgendwo dazwischen.<br />
1927 jedenfalls war das Hotel,<br />
das über Probstzella thront, seiner<br />
Zeit voraus: fließend Warmwasser,<br />
Fernwärme-Heizung,<br />
jedes Zimmer mit eigener Badewanne<br />
–getrennt durch einen<br />
Vorhang. Mehr als 90 Jahre später<br />
ist der Charme von einst<br />
noch spür- und auch sichtbar.<br />
Aber statt eines Vorhangs<br />
trennt heute eine richtige Wand<br />
Bad und Hotelzimmer. So original<br />
wolle dann doch niemand<br />
mehr wohnen, meint Antje Nagel,<br />
die Hotelchefin.<br />
Die Geschichte des Hauses ist<br />
an jeder Ecke sichtbar. „Wir<br />
haben hier keinen normalen<br />
Drei-Sterne-Standard. Das geht<br />
auch gar nicht, weil es ein lebendiges<br />
Museum ist“, sagt Nagel,<br />
die durch Zufall zu dem Hotelier-Job<br />
in Probstzella kam.<br />
Treibende Kraft war ihr Mann<br />
Dieter. Der 64-Jährige stammt<br />
aus der südthüringischen Gemeinde,<br />
wollte das Haus des<br />
Volkes Anfang der 2000er vor<br />
dem Verfall retten. Wegen<br />
Franz Itting, dem Erbauer. Und<br />
wegen des Bauhaus-Stils.<br />
2003 ersteigerten Antje Nagel<br />
und ihr Mann mit einem Freund<br />
für 28000 Euro das Haus. Seit 15<br />
Jahren wird nun saniert. „Wenn<br />
man hinten fertig ist, fängt man<br />
vorne wieder an“, sagt Nagel,<br />
die eigentlich einen medizinischen<br />
Fachhandel betreibt. Hoteliers<br />
sind die Nagels noch<br />
obendrein. Und das Geschäft sei<br />
schwierig.<br />
Die Region ist dünn besiedelt,<br />
zu DDR-Zeiten war Probstzella<br />
Grenzbahnhof, das Hotel lag im<br />
Sperrgebiet.<br />
Es sind vor allem Wanderer<br />
und Radfahrer, die in die Schiefergebirgsregion<br />
im Thüringer<br />
Wald kommen. Im alten Café-<br />
Pavillon – heute Außenstelle<br />
des Standesamtes –heiraten ab<br />
und an Bauhaus-Fans.<br />
So war es 1927: Im Haus des<br />
Volkes, das nach zwei Jahren<br />
Bauzeit eröffnet worden war,<br />
summt es wie in einem Wespennest.<br />
Jeden Tag gibt es Veranstaltungen.<br />
Mit Sonderzügen<br />
kommen die Menschen, wenn<br />
das Weimarer Nationaltheater<br />
oder Ensembles aus Berlin im<br />
Roten Saal spielen –allein hier<br />
haben 1000 Menschen Platz.<br />
Hotel, Kulturzentrum, Wellnessoase<br />
–das Haus des Volkes<br />
ist alles in einem. Mit Bibliothek,<br />
Kegelbahn und Tanzsaal,<br />
Turnhalle und Sauna. Die Idee<br />
dazu hatte ein Mann mit markantem<br />
Schnauzer: Franz Itting,<br />
Saalfelder Industriepionier.<br />
1908, mit 33 Jahren, gründet er<br />
in Probstzella ein Elektrizitätswerk,<br />
schließt in kurzer Zeit 13<br />
Gemeinden ans Stromnetz an,<br />
DasHaus des Volkes von<br />
1927 in Probstzella ist<br />
das größte Bauhaus-<br />
Ensemble Thüringens.<br />
lässt Werkswohnungen bauen<br />
und Lebensversicherungen für<br />
seine Arbeiter abschließen. Und<br />
auch ein Volkshaus für die Freizeitgestaltung<br />
soll her. Umsetzen<br />
darf das der 28-jährige spätere<br />
Bauhaus-Meister Alfred<br />
Arndt.<br />
Die Gestaltung des Sechsgeschossers,<br />
für die 6000 Kubikmeter<br />
Stein aus dem Felshang<br />
gesprengt wurden, und vor allem<br />
die Farben sprechen seine<br />
Sprache. „Während der Restauration<br />
wurden die originalen<br />
Farben freigelegt“, erzählt Antje<br />
Nagel, während im Hintergrund<br />
Schnitzel geklopft werden. Damals<br />
wie heute ist der Blaue Saal<br />
Restaurant, nur die Küche wurde<br />
zu DDR-Zeiten vom Keller in<br />
den vierten Stock verlegt.<br />
Unter der Nazi-Diktatur<br />
bricht der Betrieb ein, Itting<br />
wird enteignet, kommt 1937 ins<br />
KZ Buchenwald. Nach dem<br />
Krieg will er neu anfangen, doch<br />
der DDR gilt er als Kapitalist<br />
und Nazi-Helfer. 1948 wird Itting<br />
inhaftiert, Kulturhaus, E-<br />
Werk und Werkswohnungen zu<br />
Volkseigentum. Die DDR baut<br />
das „Haus der Einheit“, wie es<br />
ab 1961 heißt, zum Sitz von SED-<br />
Parteibüro, Volkspolizei und<br />
Zoll um. Nach der Wende steht<br />
das Haus des Volkes schließlich<br />
leer, bis es Ende der 90er durchs<br />
kaputte Dach regnet. Sogar ein<br />
Abriss wird diskutiert. Ittings<br />
Tochter Sonja hatte vergeblich<br />
um dessen Rückgabe gekämpft.<br />
Heute kümmern sich die Nagels<br />
ums Erbe: „Wir haben versucht<br />
so viel wie möglich zu erhalten:<br />
Die Rezeption ist die<br />
gleiche wie damals, die Sauna<br />
gibt es noch, die Kastenlampen<br />
im Blauen Saal sind dem Original<br />
nachgebaut“, zählt sie auf.<br />
Fotos und Skizzen halfen bei der<br />
Rekonstruktion. Dabei sei die<br />
Herausforderung nicht die Bauarbeiten,<br />
sondern das Objekt<br />
wirtschaftlich zu betreiben. Ob<br />
sie es noch einmal machen würde?<br />
Antje Nagel überlegt. Manche<br />
Dinge mache man einfach<br />
und lerne sie dadurch lieben,<br />
sagt sie schließlich.<br />
Katrin Groth<br />
Diese Reportage wurde unterstützt<br />
vom Thüringen Tourismus.<br />
Reise-Informationen:<br />
www.thueringen-entdecken.de,<br />
www.thueringer-wald.com,<br />
www.probstzella.de<br />
ANZEIGE<br />
Reiseziele<br />
Wer kenntSie nicht, dieSagen<br />
und Mythen Schottlands.<br />
Erzählt werden sie bis heute,überliefertvon<br />
denLegendender<br />
Kelten und Wikinger, und passend in<br />
eineraue,menschenleereLandschaft,<br />
in deren Morgenstunden der Nebel<br />
langsam über den Seen aufzieht.<br />
Diese spektakuläre Region hat etwas<br />
Magisches: saftig grüne Wiesen,<br />
einsame Küstenstreifen und malerische<br />
Hügellandschaft mit schroffen<br />
Felsen. Dies alles wird unterbrochen<br />
von malerischen kleinen Orten und<br />
beschaulichen Fischerdörfern, die<br />
seit jeher für ihre unverwechselbare<br />
Gastfreundschaft bekannt sind. Eingebettet<br />
zwischen Tälern und Bergen,<br />
liegen unzähligetiefblaueSeen,<br />
von denen einer idyllischer ist als<br />
der andere. So gibt es bekannte Seen<br />
wie den Loch Lomond, nördlich von<br />
Naturerlebnis Schottland<br />
Magische Landschaft und<br />
unvergesslicheLegenden<br />
Glasgow gelegen, aber auch kleinere,<br />
nicht minder sehenswerte, wie den<br />
Loch Linnhe, die alle ein unvergesslichen<br />
Blick bieten. Ein besonders<br />
geschichtsträchtiger Ortist dasheute<br />
so beschaulich anmutende Tal Glen<br />
Coe mit dem gleichnamigen Ort, das<br />
1862 traurige Berühmtheit erlangte<br />
als Ort eines der großen Massaker in<br />
der Clangeschichte Schottlands. Wer<br />
aber denkt, Schottland bietet nur<br />
Landschaft und Natur, der irrt. Die<br />
beiden großen Städte Glasgow und<br />
Edinburgh sind kulturelle Schmelztiegel,die<br />
Tradition und Moderne auf<br />
geschickte Weise verbinden. Zahlreiche<br />
Museen und Konzertsäle, geschichtsträchtigePaläste<br />
und Burgen<br />
sowie gepflegte Parkanlagen bieten<br />
eine faszinierende Mischung aus alt<br />
und neu. InEdinburgh, dem Sitz des<br />
Schottischen Parlaments, befinden<br />
sich viele interessante Sehenswürdigkeiten.<br />
Eine der beliebtesten ist<br />
die Straße Royal Mile, die königliche<br />
Meile, welche diebeiden königlichen<br />
Residenzen der Stadt miteinander<br />
verbindet: die Burg und den Palast<br />
von Holyrood. Nicht wegzudenken<br />
aus dieser Straße sind die Geschäfte<br />
der Kilt-Maker.Das traditionelle Kleidungsstück<br />
Kilt, geprägt von seinen<br />
bekannten Webmustern, hat seinen<br />
Ursprung in den Highlands und wird<br />
auch heute noch zubesonders festlichen<br />
Anlässen getragen. Ebenso<br />
berühmt wie das farbige Karomuster<br />
der Kilts ist der Schottische Whisky.<br />
Verteilt im ganzen Land gibt es über<br />
100Destillerien,die mitfeinsterRaffinesse<br />
dasköstliche Nationalgetränk<br />
herstellen. Schottland, das Land der<br />
Mythen,ist unverwechselbarund immereineReise<br />
wert.<br />
Edinburgh, Blick auf die Stadt<br />
Dudelsackspieler,Glasgow<br />
Whisky<br />
WEItErE INforMAtIoNEN<br />
Buchung bei Holiday Reisen<br />
Tel. 030.88420777<br />
www.holidayreisen.com<br />
Alle Preise verstehen sich pro Person im DZ.<br />
DASbESoNDErE ANGEbot<br />
Reiseveranstalter im Sinne<br />
desGesetzes:<br />
Euro.Bus.ToursGmbH,<br />
Hebbelstraße52, 14467Potsdam<br />
ANZEIGE<br />
Entdeckertour<br />
durch Schottland<br />
5Tage Busreise<br />
Do., 03.10. –07.10.19 439,–Eur<br />
So., 13.10. –17.10.19 429,–Eur<br />
5tAGEbuSrEISE INkLuSIvE<br />
◾ FahrtimmodernenReisebus<br />
◾ 2x Übernachtung/Halbpension<br />
in 2-Bett-Innenkabinenauf der<br />
Fähre RotterdamnachHullund<br />
zurück<br />
◾ 2x Übernachtung/HPim<br />
3* HotelErskine Bridge,<br />
westlich vonGlasgow gelegen<br />
◾ kostenfreieNutzung des<br />
Schwimmbades<br />
◾ Besuch vonEdinburgh<br />
inklusive Stadtführungmit<br />
örtlicherReiseleitung<br />
◾ Ausflug zumLochLomond,<br />
nach Oban undindie Highlands<br />
mitörtlicher Reiseleitung<br />
◾ 1x typisch schottischer Abend<br />
mitSpezialitätenessen im<br />
Rahmen derHPinklusive einem<br />
Glas Whisky sowieDudelsackspieler<br />
◾ Stadtführung in dermittelalterlichen<br />
StadtYorkmit<br />
örtlicherReiseleitung<br />
ZubuchbAr:<br />
EZ-/<br />
Einzelinnenkabine + 95,– Eurp.P.<br />
2-Bett-Außenkabine + 40,– Eurp.P.