ERZFREUNDE – Das Sachsen-Sonderheft zum Welterbe Erzgebirge
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26 STADTSPAZIERGANG<br />
der Gojko Mitić!“ Ein Kerl mit nacktem<br />
Oberkörper und langem Haar <strong>–</strong><br />
Wunder kindlicher Kategorienbildung.<br />
Ob die Gemeinde daraufhin mit einem<br />
herzlichen Gelächter auf den ungläubigen<br />
Thomas reagiert hat, das weiß dieser<br />
heute leider nicht mehr. Mutter Arnold<br />
aber soll sich, so wird berichtet, mit<br />
dem Knaben an der Hand in Grund<br />
und Boden geschämt haben.<br />
Ein paar Schritte weiter, eine neue<br />
Geschichte: In dieser durfte der junge<br />
Thomas Arnold einst dem Helden<br />
des DDR-Raumfahrtprogramms<br />
Sigmund Jähn die Hand schütteln.<br />
Doch <strong>zum</strong> Unglück der Mutter trug<br />
er in diesem großen Moment seines<br />
noch kleinen Lebens alte und billige<br />
Gummistiefel. „Wie kann man denn<br />
der Leipziger und Chemnitzer, auch ist<br />
jeder Sachse davon überzeugt, dass der<br />
Dialekt der <strong>Sachsen</strong> aus einer je anderen<br />
Region eigentlich vollkommen grauenhaft<br />
klingt.<br />
Der nachgemachte Dialekt von<br />
Arnolds Mutter klingt niedlich. Und<br />
Arnold selbst hat ohnehin ein interessantes<br />
Verhältnis zu den regionalen Eigenarten<br />
deutscher Sprache. Er nimmt<br />
Dialekte auf, spielt sie ab und wirkt<br />
darin ungemein überzeugend. Bei unserer<br />
ersten Begegnung etwa legt er mit<br />
einem schnoddrigen brandenburgischberlinerischen<br />
Einschlag los. Von dort<br />
steigert er sich in ein nuschelnd-nöliges<br />
Freibergerisch <strong>–</strong> und zwar immer dann,<br />
wenn er Familie und Freunde zitiert.<br />
„Da, wo ich gerade bin, färbe ich ein.“<br />
Thomas Arnold<br />
als Fred Astaire im<br />
Albertpark<br />
Im Kaffee Hartmann<br />
hat Arnold einst eine<br />
Ausbildung gemacht<br />
zu Sigmund Jähn in Gummistiefeln<br />
geh’n, das gibt’s doch ni!“<br />
Thomas Arnold ahmt die Mutter im<br />
schönsten Freiberger Sächsisch nach.<br />
Den Nicht-<strong>Sachsen</strong> muss an dieser<br />
Stelle erklärt werden, dass der sächsische<br />
Dialekt enorm variantenreich sein kann.<br />
Nicht nur unterscheidet er sich im<br />
Vokabular der Bautzener und Dresdener,<br />
Auch Plattdeutsch und Wienerisch hat<br />
er drauf. Die Anverwandlung sei immer<br />
auch Teil seines Handwerks. „Man lebt<br />
als Schauspieler in den Figuren. <strong>Das</strong><br />
ist wie eine Verwandlung … Guck mal,<br />
auf dem Löwen da bin ich immer<br />
geritten!“ Wieder schnellt seine Hand<br />
in die Höhe. Sie zeigt auf den Löwen<br />
im Brunnen auf dem Rathausplatz.<br />
<strong>ERZFREUNDE</strong>