ERZFREUNDE – Das Sachsen-Sonderheft zum Welterbe Erzgebirge
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35<br />
Vornehme<br />
Phoneme<br />
Der aus Annaberg-<br />
Buchholz stammende<br />
Dichter und Grafiker<br />
Carlfriedrich Claus war<br />
Dickkopf, Schriftbildner<br />
und Extrempoet.<br />
Eine Hommage<br />
TEXT Teresa Ende<br />
Daheim im Sprachgewebe:<br />
Carlfriedrich Claus in seinem<br />
Studienraum in Annaberg-<br />
Buchholz im Jahr 1982<br />
Man muss das Gedankenensemble<br />
durch sein Nichts schicken“,<br />
entfuhr es Carlfriedrich Claus<br />
einmal bei einem Ateliergespräch mit<br />
dem Kunsthistoriker Henry Schumann<br />
im Jahr 1976. <strong>Das</strong> klingt lässig, provokant<br />
und irgendwie verschroben. Doch<br />
es trifft ins Herz der poetischen, schriftbildnerischen<br />
und klanglichen Experimente<br />
dieses eigenbrödlerischen Kreativen,<br />
der zu den herausragenden und<br />
doch oft übersehenen deutschen Künstlerpersönlichkeiten<br />
des 20. Jahrhunderts<br />
zählt.<br />
Dabei sah sich der 1930 in Annaberg<br />
geborene Claus lange Zeit selbst überhaupt<br />
nicht in dieser Rolle. Aufgewachsen<br />
in einer die Nationalsozialisten<br />
offen ablehnenden, progressiven Familie,<br />
interessierte er sich zwar früh für<br />
die „entarteten“ Künstler <strong>–</strong> für George