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ERZFREUNDE – Das Sachsen-Sonderheft zum Welterbe Erzgebirge

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KREATIVSZENE<br />

Wer Glück hat, der wird von irgendwoher<br />

mitgenommen: Franziska Heinze,<br />

eine 30-jährige Modedesignerin, die<br />

seit gut neun Jahren in der 15 000 Einwohner<br />

zählenden Stadt im oberen<br />

Erzgebirgskreis lebt, holt mich in Zwickau<br />

mit dem Auto ab. Wir haben uns hier<br />

verabredet. In Schneeberg will mir die<br />

junge Designerin Einblicke in eine Welt<br />

eröffnen, von der ich vorher noch nie<br />

Der Holzgestalter Markus<br />

Weber ist der einzige „echte“<br />

<strong>Erzgebirge</strong>r in dem kleinen<br />

Freundeskreis<br />

„Die ganze Region ist heute durchlöchert<br />

wie ein Schweizer Käse.“ Franziska<br />

Heinze lacht. Man merkt es<br />

der eigentlich aus der Nähe von Dresden<br />

stammenden Modemacherin an: Sie<br />

lebt gern in der historischen Stadt der<br />

einstigen Steiger und Bergbeamten. An<br />

der kleinen Schneeberger Fakultät für<br />

Angewandte Kunst hat sie vor einigen<br />

Jahren ihren Bachelor in Modedesign<br />

gemacht; in den alten Häusern rund<br />

um den Kirchplatz wohnen ihre Freunde.<br />

Wegziehen? Warum? „Man lernt in<br />

dieser anregenden Abgeschiedenheit zu<br />

improvisieren. Wenn man in Schneeberg<br />

etwas vermisst, dann muss man aus<br />

dem Knick kommen und die Dinge<br />

selbst in die Hand nehmen.“<br />

Die 30-Jährige vermisst ohnehin nur<br />

wenig: einen guten Studentenkeller<br />

vielleicht, ein größeres Atelier für ihre<br />

selbst entwickelte Upcycling-Mode,<br />

vor allem aber ein junges Festival für<br />

Design und Kunsthandwerk. So etwas<br />

wäre wirklich ein Traum. Nur müsste<br />

es etwas ganz Besonderes sein: etwas<br />

Frisches, Buntes <strong>–</strong> eine Art culture clash<br />

in der Provinz. Und da dies in der Stadt<br />

Design ist Feinarbeit.<br />

Die Fakultät in Schneeberg<br />

ist für alle Gestaltungsideen<br />

bestens<br />

ausgestattet<br />

Thekla Nowak hat einst in<br />

Schneeberg Textildesign<br />

studiert. Ihre Vorliebe gilt der<br />

Arbeit am Webstuhl<br />

gehört habe <strong>–</strong> ein Eldorado für Kreative<br />

nämlich soll diese einstige Bergmannsstadt<br />

sein; vielleicht sogar eine Art Bauhaus<br />

auf dem Lande?<br />

Die Straßen jedenfalls werden zu sehends<br />

schmaler; die Menschen am<br />

Wegesrand langsamer. „Schneeberg liegt<br />

wirklich weit vom Schuss“, sagt Heinze,<br />

drückt das Gaspedal ihres Kleinwagens<br />

noch einmal durch und nimmt Kurs<br />

auf ein altes Pochwerk im sogenannten<br />

Neustädtler Revier <strong>–</strong> einem lang gezogenen<br />

Quartier am südlichen Ende<br />

der Stadt, wo einst fleißige Bergleute<br />

über 400 Jahre hinweg Silber- und<br />

Kobalterze abgebaut haben. Ganze<br />

270 Kilo Silber hätten sie während des<br />

15. Jahrhunderts aus dem kalten Berg<br />

geschürft.

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