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Rostige Zeiten: Trumps Versprechen und die Realität in den USA – Politik Seite 5<br />
Der Brandstifter<br />
von<br />
Berlin<br />
Seite11<br />
13°/20°<br />
Sonne und Regen<br />
Wetter Seite 28<br />
Eine Liebeserklärung<br />
ans Schwimmbad<br />
Seite 3<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Die Eisbären starten<br />
in die Saison<br />
Sport Seite 20<br />
Freitag,13. September 2019 Nr.213 HA -75. Jahrgang<br />
Auswärts/D**: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
wird dreidimensional<br />
Berlin Seite 12<br />
Baden-Württemberg<br />
Er macht<br />
es noch<br />
einmal<br />
VonMarkus Decker<br />
Nun also doch: Der baden-württembergische<br />
Ministerpräsident<br />
Winfried Kretschmann bewirbt<br />
sich 2021 um eine dritte Amtszeit.<br />
Das tat der Grünen-Politiker am<br />
Donnerstag kund. Die Reaktionen<br />
darauf fielen unterschiedlich aus.<br />
Nicht zuletzt, weil Kretschmann 71<br />
Jahrealt ist und in jenem Frühjahr,in<br />
dem die Wahlen stattfinden sollen,<br />
voraussichtlich<br />
73 Jahrealt wird.<br />
Kretschmann<br />
sagte in Stuttgart,<br />
er habe aus<br />
seiner Partei nur<br />
den Wunsch gehört,<br />
dass er weitermachen<br />
solle.<br />
Winfried<br />
Kretschmann<br />
bleibt weiter neugierig.<br />
Dabei sieht der<br />
Regierungschef,<br />
der seit 2011 amtiert,<br />
auch in seinem<br />
Alter kein Problem für die erneute<br />
Bewerbung. Entscheidend sei,<br />
dass man dem Amt körperlich und<br />
geistig gewachsen sei, sagte er.„Den<br />
Eindruck habe ich von mir selber,<br />
dass das so ist.“ Wichtig sei, im hohen<br />
Alter neugierig zu bleiben.<br />
Freilich wolle er nicht den Eindruck<br />
erwecken, dass dieWahl schon<br />
gelaufen sei, so Kretschmann weiter.<br />
Zudem sei Kultusministerin Susanne<br />
Eisenmann als CDU-Spitzenkandidatin<br />
eine respektable Gegnerin.<br />
Unterdessen äußerte der Vorsitzende<br />
der FDP-Fraktion im Landtag,<br />
Hans-Ulrich Rülke, Zweifel, ob<br />
Kretschmann eine volle Legislaturperiode<br />
durchhalten würde. Denn<br />
an deren Ende wäre dieser 78 Jahre<br />
alt, so Rülke.„Auf fünf weitere Jahre<br />
Kretschmann kann sich niemand<br />
verlassen.“<br />
Fest steht, dass Kretschmann sich<br />
im Land großen politischen Respekt<br />
erworben hat. 2011 vermochte er es<br />
als erster Grüner, Ministerpräsident<br />
in einem der 16 Bundesländer zu<br />
werden –und das auch noch im als<br />
eher schwarz bekannten Bundesland<br />
und in einer Koalition mit der<br />
SPD.2016 kam es –aus Sicht der sieggewohnten<br />
CDU –dann noch toller.<br />
Denn da wurden die Kretschmann-<br />
Grünen stärkste Partei und degradierten<br />
die Christdemokraten zum<br />
Juniorpartner.<br />
DieBundes-Grünen, denen es der<br />
eigensinnige Kretschmann nicht immer<br />
leicht macht, reagierten positiv.<br />
„Ich freue mich, dass er sich so entschieden<br />
hat“, sagte Fraktionschefin<br />
Katrin Göring-Eckardt. „Aller guten<br />
Dinge sind drei.“ BeiTwitter notierte<br />
der langjährige Parteivorsitzende<br />
CemÖzdemir:„Du bist Deutschlands<br />
beliebtester Ministerpräsident. Super,<br />
dass Du weitermachen willst!“<br />
DerSchwabe Özdemir,der ein ähnliches<br />
politisches Profil hat wie<br />
Kretschmann, wurde immer mal wieder<br />
als dessen Nachfolger gehandelt.<br />
Daraus wirdnun zunächst nichts.Der<br />
53-Jährige hat sich wohl auch deshalb<br />
gerade um den Vorsitz der Bundestagsfraktion<br />
beworben. Gemessen an<br />
Kretschmann hat er ja noch ein bisschen<br />
Zeit. Kommentar Seite 8<br />
VonElmar Schütze und Stefan Winter<br />
Auf den ersten Blick funktionieren<br />
die alten Techniken<br />
noch: funkelnder Chrom,<br />
schimmernder Lack, breite<br />
Reifen, mächtige Kühler. Die IAA<br />
präsentiertinFrankfurtamMain Autos<br />
wie in der Vergangenheit –und<br />
dazu ein paar Elektroautos. Dabei<br />
kann es ein einfaches „Weiter so“<br />
nicht geben. Die Autoindustrie und<br />
ihre größte Messe stecken in einer<br />
tiefen Krise. Aber die Branche hat<br />
auch ein großes Potenzial, wenn sie<br />
den Wandel endlich annimmt.<br />
Darauf setzt auch Berlins Regierender<br />
Bürgermeister Michael Müller<br />
(SPD). Denn er habe gehört, dass<br />
die IAA überlege, indie Hauptstadt<br />
zu kommen. „Das ist gut für die<br />
Stadt“, sagt er am Donnerstag im Abgeordnetenhaus.Aber<br />
vielleicht wird<br />
das nicht jeder in seinem rot-rotgrünen<br />
Senat so sehen. Zumindest<br />
nicht beim gegenwärtigen Zustand<br />
der Autoindustrie.<br />
Bereits am Mittwoch hatte das<br />
Handelsblatt berichtet, dass Autohersteller<br />
ein neues Messekonzept<br />
mit wechselnden Veranstaltungsorten<br />
wie etwa Köln oder Berlin diskutierten.<br />
Im Gespräch sei auch, die<br />
IAA mit der Internationalen Funkausstellung<br />
IFA zusammenzulegen.<br />
Müller fände es gut. Natürlich würden<br />
auch künftig auf der IAA „100<br />
Autos gezeigt, das stimmt“, aber es<br />
gehe wie bei der IFA auch umZukunftsthemen<br />
wie Vernetzung und<br />
Digitalisierung, sagte Müller.<br />
Für Wirtschaftssenatorin Ramona<br />
Pop (Grüne) ist saubere, sichere<br />
und effiziente Mobilität eine<br />
große Zukunftsaufgabe. Eine moderne<br />
Mobilitätsmesse müsse den<br />
Fokus auf Innovation und Klimaschutz,<br />
intelligente Energieinfrastrukturen<br />
und nachhaltige Mobilitäts-<br />
und Logistiklösungen legen.<br />
Darin liege die Zukunft und nicht in<br />
„größer, schwerer und protziger“, so<br />
Pop. „Die IAA in ihrer jetzigen Form<br />
hat keine Zukunft mehr und das wissen<br />
auch die Aussteller.“<br />
Aber wie sieht die Zukunft aus?<br />
Wer Autohändler dieser Tage nach<br />
den Geschäften fragt, erfährt vor allem<br />
eins: Ratlosigkeit. Die Kunden<br />
bringen sie mit in den Laden: Darf ich<br />
morgen meinen Diesel nicht mehr<br />
fahren? Wastaugen die E-Autos? Ist<br />
der Hybrid ein guter Kompromiss?<br />
Beim Autokauf geht es nicht mehr<br />
nur um Geld und Geschmack, sondern<br />
umdie ganz großen Themen.<br />
Es geht um die umwelt- und menschenverträgliche<br />
Mobilität der Zukunft.<br />
Wie die aussieht, können derzeit<br />
weder die Politik noch die Hersteller<br />
und ehrlicherweise auch<br />
nicht die Umweltaktivisten beantworten,<br />
die die Frankfurter Automesse<br />
IAA dieser Tage als Begräbnis<br />
der Dinosaurier inszenieren wollen.<br />
Man muss den Umweltgruppen<br />
dankbar sein dafür, dass sie der<br />
Schau eine Diskussion jenseits des<br />
ewigen Marketing-Geklingels aufzwingen.<br />
Es war erfrischend zu sehen,<br />
wie der veranstaltende Branchenverband<br />
VDA noch kurzvor der<br />
Messe hektisch am Veranstaltungsprogramm<br />
basteln musste und Diskussionen<br />
einschob, die beim selbst<br />
erhobenen Anspruch der IAA eigentlich<br />
selbstverständlich wären. VW-<br />
Straßenkampf<br />
Wiewollen wir uns künftig fortbewegen?<br />
Die Autoindustrie, das zeigt die IAA, steht<br />
zwischen überholter Vergangenheit und<br />
unklarer Zukunft. Wohin die Fahrt geht,<br />
das liegt auch am Verbraucher<br />
Chef Herbert Diess setzte sich mit<br />
Aktivistin Tina Velo zusammen, und<br />
auch, wenn sie dabei die Welt nicht<br />
neu ordneten, wusste man hinterher<br />
wenigstens, warum: Es ist nicht so<br />
einfach, wie beide Seiten gerntun.<br />
Bernhard Mattes, Präsident des<br />
deutschen Verbands VDA, hat vor<br />
den Interessengegensätzen seiner<br />
Mitglieder offenbar kapituliert: Am<br />
Donnerstag kündigte er nach nur<br />
eineinhalb Jahren im Amt seinen<br />
Rückzug an. Unversehens wird die<br />
IAA zum Symbol für den Umbruch<br />
der Autobranche –und für ihre Zerrissenheit.<br />
Die wichtigste Industrie des<br />
Landes muss sich radikal umstellen.<br />
Es gibt eine Menge Gründe,<br />
auf die Industrie zu wettern. Aber vorher sollte<br />
man in die eigene Garage schauen.<br />
Daranließ auch die Kanzlerin keinen<br />
Zweifel. Angela Merkel (CDU) sicherte<br />
der deutschen Autoindustrie<br />
eine enge Zusammenarbeit zu, gemeinsam<br />
müsse man die „Herkulesaufgabe“<br />
bewältigen, den Verkehrssektor<br />
schnell klimafreundlicher zu<br />
machen, sagte sie bei der IAA-Eröffnung<br />
am Donnerstag. Nach ihrem<br />
Rundgang sagte sie betont optimistisch:<br />
„Ich konnte mich überzeugen,<br />
dass wir nicht vor einem Umbruch<br />
stehen, sondern dass dieser Umbruch<br />
bereits Realität ist.“ Bis 2022<br />
solle entlang aller Autobahnen der<br />
neue Mobilfunkstandard5Gzur Verfügung<br />
stehen, hieß es nun, und zwei<br />
Jahre später auch entlang der Bundesstraßen.<br />
Die Technologie ist<br />
wichtig für neue digitale Funktionen<br />
in den Autos. Für den Erfolg der<br />
Elektromobilität sei die Verlässlichkeit<br />
der Ladeinfrastruktur von größter<br />
Bedeutung. 20 000 Ladepunkte<br />
seien noch lange nicht ausreichend,<br />
sagte die Kanzlerin zur Freude der<br />
Hersteller.<br />
Die Wende wäre leichter, wenn<br />
man früher begonnen hätte. Nichts<br />
hätte dagegen gesprochen. Dererste<br />
„Entwicklungsplan Elektromobilität“<br />
der Bundesregierung – unter<br />
Kanzlerin Merkel –liegt zehn Jahre<br />
zurück. Ausder gleichen Zeit stammt<br />
die Erkenntnis des damaligen Daimler-Chefs<br />
Dieter Zetsche, dass das<br />
größte Problem des Autos sein Erfolg<br />
sei –und, dass man es so nicht mehr<br />
lange bauen könne,wenn einem die<br />
Erde am Herzen liege.<br />
An Erkenntnis hat es nicht gefehlt,<br />
warum also rennt jetzt doch<br />
wieder die Zeit? EinGrund ist simpel:<br />
MitVolkswagens Dieselbetrug wurde<br />
die Uhr vorgestellt. Regulierung<br />
wurde verschärft, Schlupflöcher in<br />
den Emissionsvorschriften wurden<br />
geschlossen –nachdem nicht zuletzt<br />
die Deutschen sie mit viel Fleiß hineingebohrthatten.<br />
Die Unternehmen wollen Gewinn<br />
machen, und die Gewerkschaften<br />
–samt dem Rest der Welt –ordentlich<br />
bezahlte Arbeitsplätze erhalten.<br />
Beides geht am besten mit<br />
vergleichsweise teuren Autos.Damit<br />
die gekauft werden, hält die Bundesregierung<br />
eine günstige Dienstwagenbesteuerung<br />
am Leben.<br />
Und wofür gibt die Masse der<br />
Kunden am meisten Geld aus? Für<br />
große, starke, schnelle Autos. Der<br />
Schrecken der Konzerne ist das Vernunftauto,<br />
weil dessen Käufer auch<br />
beim Preis vernünftig bleiben. Es<br />
gibt eine Menge Gründe, auf die Industrie<br />
zu wettern. Aber vorher<br />
sollte man in die eigene Garage<br />
AFP<br />
Das<br />
Öko-Paket<br />
der Union<br />
Billigere Bahntickets<br />
und Lkw-Maut überall<br />
VonDaniela Vates<br />
und Rasmus Buchsteiner<br />
Esmüsse „Schluss mit Pillepalle“<br />
sein – so hat Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel vor einigen Monaten<br />
die Ansprüche an die Klimapolitik<br />
formuliert. CDU-Chefin Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer hat erklärt,<br />
man müsse nun „den Turbo einlegen“.<br />
Nun ist das Konzept ihrer Partei<br />
fertig. Diewichtigsten Punkte:<br />
Klimafreundliche private Investitionen<br />
sollen künftig von der Steuer<br />
abgezogen werden können. Das gilt<br />
für Heizungen genauso wie für energieeffiziente<br />
Haushaltsgeräte, wie<br />
Kühlschränke oder gar Föhn oder<br />
elektrische Zahnbürste.<br />
Die Union einigte sich darauf,<br />
dass Mineralölkonzerne sich Emmissionsrechte<br />
kaufen müssen –<br />
dies könnte auf die Kraftstoffpreise<br />
umgelegt werden. Siesollen sie auch<br />
durch Ausgleichsmaßnahmen erwerben<br />
können, etwa indem sie<br />
Bäume pflanzen. Den sogenannten<br />
Zertifikatehandel gibt es in der EU<br />
bereits im Energiebereich, nun soll<br />
er auf Kohlendioxid-Emmissionen<br />
ausgeweitet werden –erst einmal in<br />
Deutschland, weil das in der EU etwas<br />
länger dauert. Es soll Maximalpreise<br />
geben.<br />
HöherePendlerpauschale<br />
Die Kfz-Steuer soll sich stärker an<br />
den CO 2 -Emissionen eines Fahrzeugs<br />
ausrichten –allerdings nur bei<br />
Neuzulassung. DieSteuervorteile für<br />
klimafreundliche Dienstwagen sollen<br />
ausgebaut werden.<br />
Bei der Pendlerpauschale kündigt<br />
die Union eine Erhöhung an. DieIdee<br />
der CDU, Bahn-Pendlerneine höhere<br />
Pauschale zu zahlen als Autopendlern,<br />
hat es nicht in das Papier geschafft.<br />
Aber der Mehrwertsteuersatz<br />
für Bahnreisen soll auch für Strecken<br />
ab 50 Kilometer auf sieben Prozent<br />
sinken. Dagegen soll die Luftverkehrsabgabe<br />
für Kurzstreckenflüge<br />
erhöht werden.Wer seine Ölheizung<br />
durch eine klimafreundlichere Anlage<br />
ersetzt, soll dafür vom Staat<br />
„mehrere1000 Euro“bekommen.<br />
Bislang gilt die Lkw-Maut auf Autobahnen<br />
und Bundesstraßen. Die<br />
CDUschlägt die Ausweitung auf alle<br />
Landesstraßen und kommunalen<br />
Straßen vor.<br />
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schauen. Tagesthema Seite 2 4 194050 501603<br />
51037
2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Auto<br />
Die Revolution rollt<br />
Veraltete Technologien, Diesel-Skandal –die Zukunftdes Automobils ist bedroht.<br />
Drei Redakteure der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erzählen, warum sie auf ihr Gefährt verzichten.<br />
ISTOCKPHOTO<br />
VW-Skandal<br />
Abgasnorm<br />
Euro 6im<br />
Visier<br />
Ein Dieselmotor des Volkswagen-Konzerns<br />
sorgt<br />
wieder für Aufregung. Laut<br />
Südwestrundfunk (SWF) kam<br />
beim Motor EA 288 mit der<br />
Abgasnorm Euro 6eine illegale<br />
Software zum Einsatz,<br />
die die Reinigung der Abgase<br />
unter bestimmten Bedingungen<br />
abschaltet.<br />
Das Verkehrsministerium<br />
widerspricht: Das Kraftfahrtbundesamt<br />
habe bereits 2016<br />
Messungen und Analysen<br />
zum EA 288 durchgeführt.<br />
„Unzulässige Abschalteinrichtungen<br />
konnten nicht<br />
festgestellt werden – auch<br />
nicht in Gestalt einer unzulässigen<br />
Zykluserkennung“.<br />
Die Vorwürfe seien im Übrigen<br />
nicht neu.<br />
Auch Volkswagen dementierte.<br />
Der Vorsitzende des<br />
Verkehrsausschusses im<br />
Bundestag, Cem Özdemir<br />
(Grüne), wirft der Bundesregierung<br />
dagegen Kumpanei<br />
mit den Autokonzernen und<br />
Versagen im Umgang mit<br />
dem Diesel-Skandal vor.<br />
Doch was verbirgt sich hinter<br />
den Vorwürfen? Mit Zykluserkennung<br />
ist gemeint,<br />
dass der Bordcomputer „bemerkt“,<br />
wenn sich das Fahrzeug<br />
auf einem Prüfstand für<br />
eine offizielle Abgasmessung<br />
befindet. Solche Programme<br />
sind illegal. Volkswagen hatte<br />
beim Vorläufer des EA 288,<br />
dem Motor EA 189, genau<br />
diese Abschaltvorrichtungen<br />
eingesetzt. Die Manipulationen<br />
waren 2015 bekannt geworden.<br />
Eine Untersuchungskommission<br />
der Bundesregierung<br />
kam aber zum Ergebnis,<br />
dass sich Hinweise auf unzulässige<br />
Manipulationen beim<br />
EA 288 als unbegründet erwiesen<br />
hätten.<br />
Gleichwohl sind derzeit<br />
vor mehreren Gerichten Klagen<br />
von Besitzern von Pkw<br />
mit besagtem Dieselmotor<br />
anhängig. Das Landgericht<br />
Wuppertal erklärte im Frühjahr<br />
ein Verfahren zum Prüffall.<br />
Ein Sachverständiger<br />
wurde mit einer Expertise beauftragt.<br />
Im Kern geht es dabei<br />
um Thermofenster –Programme,<br />
die etwa beim Unterschreiten<br />
bestimmter Außentemperaturen<br />
die<br />
Abgasreinigung reduzieren<br />
oder komplett abschalten.<br />
Thermofenster haben auch<br />
zahlreiche andere Autobauer<br />
eingesetzt. Sie halten diese<br />
Steuerung für rechtskonform<br />
und verweisen dabei auf einen<br />
Passus im Regelwerk der<br />
EU. (ftw.)<br />
Marcus Weingärtner<br />
Kein Auto –das<br />
fühlt sich gut an<br />
Ich war so stolz –gerade war ich nach Berlin gezogen,<br />
hatte mein Volontariat begonnen und eine<br />
Wohnung im damals super angesagten Friedrichshain,<br />
um die Ecke der hippen AstroBar.Und ich war<br />
Besitzer eines Neuwagens,ein Geschenk meiner Mutter<br />
zum Umzug in die Hauptstadt.<br />
Ein sounnötiges wie schönes Geschenk. Stolz<br />
fuhr ich mit meinem Auto die Karl-Marx-Allee in<br />
Richtung Alexanderplatz –dawar es,das Großstadtleben!<br />
Das Auto war zwar nur ein Opel Corsa, aber<br />
ich war nicht anspruchsvoll, was mein Gefährtanbelangte.<br />
Für andere Menschen offenbar aber zu anspruchsvoll.<br />
Jedenfalls reagierten sie ihren Frust –<br />
auf was auch immer –anmeinem Kleinwagen ab.<br />
Der Corsa war keine zwei Monate alt, als ich eines<br />
morgens bemerkte, dass jemand auf der Motorhaube<br />
ein Tänzchen veranstaltet hatte, das Blech<br />
war eingedrückt von schweren Stiefeln, ihre staubigen<br />
Abdrücke zierten die schwarze Motorhaube.<br />
Ichzog nach Kreuzberg. In den gewaltunverdächtigeren<br />
Teil. Nicht wegen des Autos, doch auch im<br />
gediegenen 61 war mein Wagen Ziel aller möglichen<br />
Attacken. Innerhalb eines Jahres wurde alles abmontiert,<br />
was sich abmontieren lässt: Antenne, Außenspiegel,<br />
Scheibenwischer. Einmal wurde die<br />
Scheibe auf der Fahrerseite eingeschlagen, offenbar<br />
voneinem Spaßvogel, der mit einem Hammer alle (!)<br />
Fahrerseiten der geparkten Autos in der Möckernstraße<br />
eingeschlagen hatte. Die Polizei half nicht<br />
weiter,klebte aber netterweise die Scheibe ab.<br />
Dazu kam, dass der Verkehr und mit ihm die Not,<br />
einen Parkplatz zu finden, zunahmen. Als ich eines<br />
Abends wegen eines Konzertes in der Columbiahalle<br />
eine Dreiviertelstunde brauchte, umeinen Parkplatz<br />
zu finden, und 20 Minuten Fußweg, um nach Hause<br />
zu kommen, fasste ich einen Entschluss: Das Auto<br />
wirdabgeschafft.<br />
Das Autohaus, indem der Wagen gekauft wurde,<br />
bot mir noch 1500 Euro an, verkauft habe ich ihn<br />
dann privat für das Doppelte.Ich fühlte mich befreit,<br />
endlich war ich diese Geldvernichtungsmaschine<br />
los.Und damit viel Ärger undWut. Daswar 2003, und<br />
nur der Entschluss, mit dem Rauchen aufzuhören,<br />
fühlte sich genauso gut an.<br />
Unsere Autoren haben sich entschieden<br />
Paul Linke<br />
Wirhaben<br />
uns entfremdet<br />
Meinem Golf IV 1.4., 75 PS, Baujahr 2001, Cosmicgreen<br />
metallic, geht es nicht gut. Es geht<br />
ihm vielleicht sogar schlecht. Ich weiß es nicht genau,<br />
ich bin kein Automechaniker, kaum vertraut<br />
mit dem Jobprofil vonZylinder oder Zündkerze.Seit<br />
einem Jahr hat mein Golf jedenfalls EPC, eine Krankheit<br />
namens Electronic Power Control. Das ist eine<br />
Störung in der Motorsteuerung, entnahm ich der<br />
Betriebsanleitung. Voreinem halben Jahr kam eine<br />
Störung im Abgassystem dazu. Es sind jetzt immer<br />
zwei Warnleuchten an, wenn ich losfahre. Zwei<br />
orangefarbene Pickel auf dem Armaturenbrett.<br />
Als Arzt, der ich auch nicht bin, habe ich die<br />
plötzlich abfallende Motorleistung als Herzrhythmusprobleme<br />
beschrieben. Der Werkstattmeister<br />
schaute mich noch mitleidiger an, als ich ihm erklärte,<br />
dass mein Golf zusätzlich Schluckbeschwerden<br />
haben könnte, weil er, wenn ich zu heftig Gas<br />
gebe, zuzucken beginnt, zu ersticken droht. Der<br />
Meister ließ einen neuen Katalysator einbauen. Meinem<br />
Golf ging es nicht besser.<br />
Ichpflege eine einseitige Beziehung zu Autos.Ich<br />
brauche meinen Golf, wenn ich zu Ikea fahre oder<br />
raus zum Baden nach Brandenburg, neulich habe<br />
ich fünf Schrauben beim Baumarkt geholt. Aus Bequemlichkeit,<br />
es sah nach Regen aus.Als Gegenleistung<br />
bekommt mein Golf einmal im Jahr eine Unterbodenwäsche,<br />
manchmal einen Liter Billigöl. Ansonsten<br />
okkupierterdie Straße,manchmal vergesse<br />
ich, wo ich ihn geparkt habe. Wir haben uns entfremdet.<br />
Wirhaben keine gemeinsame Zukunft.<br />
Bald werdeich eine dieser Kärtchen zücken. „Ich<br />
bin immer interessiert“, steht da. Oder: „Ich zahle<br />
300 Euro mehr als andere.“Dann wirdjemand meinen<br />
Golf abholen, ihn vielleicht nach Kasachstan<br />
überführen, am Stück oder in Teilen. Ichwerde zum<br />
ersten Malinmeinem Leben autolos sein. Nicht aus<br />
Umweltschutzgründen. Weil die Kosten den Nutzen<br />
übersteigen. Weil man in der <strong>Berliner</strong> Innenstadt<br />
kein Auto brauchen muss.Trotz einer Verkehrspolitik,<br />
die eine Wende verspricht, aber keine wagt.<br />
Wäre ich ein Psychologe, würde ich dem Autoland<br />
Deutschland eine ernstzunehmende Persönlichkeitsstörung<br />
attestieren.<br />
Christian Schlüter<br />
Autofahren ist das<br />
neue Rauchen<br />
Ich wollte nie ein Auto haben. Einen Führerschein<br />
auch nicht. Allein die Vorstellung, eine reparaturanfällige,<br />
benzinschluckende Blechkiste vor der Tür<br />
stehen zu haben, war mir ein Graus.Daich immer in<br />
größeren Städten gewohnt habe, konnte ich mich<br />
stattdessen immer auf Busse,Bahnen und ansonsten<br />
auf mein Fahrrad verlassen. Zugegeben, mein Autoverzicht<br />
war gerade in jungen Jahren nicht wirklich<br />
geradlinig, sondern eher eine bigotte Luxushaltung:<br />
Bei den unvermeidlichen Umzügen oder Wochenendausflügen<br />
freute ich mich immer über meine autofahrenden<br />
und vorallem -besitzenden Freunde.<br />
Jetzt sind alle schlauer: Autos töten Menschen,<br />
Autos nehmen Menschen den Platz weg, Autos verpesten<br />
auch die Umwelt. Und ja, die Autoindustrie<br />
in Deutschland bekommt es nicht hin, umweltverträgliche<br />
Autos zubauen, alternative Antriebsformen<br />
oder gar Mobilitätskonzepte zu entwickeln –sie<br />
spricht immer nur davon, was in anderen Ländern,<br />
Japan etwa, längst umgesetzt wird. Deutschland hat<br />
als innovativer Automobilstandort offenbar abgewirtschaftet.<br />
UndAutos erscheinen mittlerweile wie<br />
eine lästige Angewohnheit, wie das Rauchen, das<br />
man sich schleunigst abgewöhnen sollte.<br />
Dass man jetzt Autos doof findet, hat allerdings<br />
nicht nur sachliche und also gute Gründe.Inden letzten<br />
Monaten hat sich vielWutangestaut. In der Politik<br />
scheint das Auto kein anderes als ein lobbygetriebenes,aber<br />
nicht unbedingt zukunftsweisendes Thema<br />
zu sein. Unddie Menschen scheinen zu spüren, dass<br />
sich etwas grundlegend verändern muss und auch<br />
bereits verändert. Die hysterische Diskussion über<br />
die E-Scooter in den Innenstädten zeugt vonder Verunsicherung:<br />
Es warwie eine Übersprunghandlung –<br />
statt sich über den menschenfeindlichen, raumgreifenden,<br />
ungesunden Autoverkehr in unseren Innenstädten<br />
zu ereifern, erscheinen auf einmal dieTretroller<br />
unser größtesVerkehrsproblem zu sein.<br />
Ich nutze den öffentlichen Nahverkehr. Ineiner<br />
großen Stadt wie Berlin geht das –auch mit Kind.<br />
Nuzen wir die Chance! Befreien wir die Innenstadt<br />
endlich vomprivaten Autoverkehr.Das könnte klappen.<br />
So wieman auch das Rauchen aufgeben kann.<br />
Ichmache das seit 45 Jahren.<br />
Messe<br />
„Frankfurt<br />
braucht nicht<br />
mehr SUVs“<br />
Inden vergangenen Jahren<br />
zählte der Oberbürgermeister<br />
von Frankurt am<br />
Main, Peter Feldmann, zu<br />
den Eröffnungsrednern der<br />
Internationalen Automobil-<br />
Austellung (IAA). Schließlich<br />
findet die wichtige Messe in<br />
seiner Stadt statt. In diesem<br />
Jahr sprach er nicht. Er sei gar<br />
nicht als Redner vorgesehen<br />
gewesen, teilte der Messe-<br />
Veranstalter VDA dem Hessischen<br />
Rundfunk mit. Feldmann<br />
hatte eine Rede vorbereitet<br />
und veröffentlichte sie<br />
bei Facebook. Vielleicht war<br />
sie den Autobauern zu kritisch.<br />
Auszüge:<br />
„Frankfurtist (…) der richtige<br />
Ort, weil wir ein Bevölkerungswachstum<br />
in Städten<br />
und anwachsende Pendlerströme<br />
in Verbindung mit<br />
dem Anstieg an Arbeitsplätzen<br />
erleben. Darum habe ich<br />
bereits bei der vergangenen<br />
Eröffnung der IAA vor zwei<br />
Jahren einen Wandel gefordert.<br />
Konkret geht es darum,<br />
dass Menschen, die sich im<br />
guten Glauben ein Auto gekauft<br />
haben, nicht auf kaltem<br />
Wege durch Fahrverbote enteignet<br />
werden.<br />
Wirdürfen die Verantwortung<br />
für die Produkte nicht<br />
bei den Verbraucherinnen<br />
und Verbrauchern abladen,<br />
sondern wir brauchen eine<br />
Automobilindustrie, die sich<br />
gesetzeskonformverhält.<br />
Beweisen wir, dass deutsche<br />
Innovationskraft nicht<br />
darin besteht, gesetzliche<br />
Vorgaben zu umgehen, sondern<br />
die umweltschonendsten<br />
und zukunftsfähigsten<br />
Produkte zu entwickeln. Ich<br />
möchte ehrlich sein: Frankfurt<br />
braucht mehr Busse und<br />
Bahnen, aber nicht mehr<br />
SUVs.<br />
Es kann nicht sein, dass<br />
gefordert wird, Parkhäuser<br />
neu zu bauen, weil immer<br />
mehr Autos für die bestehenden<br />
Stellplätze zu groß geworden<br />
sind. Wir brauchen<br />
eine Mobilitätswende, um<br />
den Klimawandel aufzuhalten.<br />
(…) Begreifen wir den Einsatz,<br />
vor allem auch vieler<br />
junger Menschen, gegen den<br />
Klimawandel nicht als Bedrohung,<br />
sonderntatsächlich als<br />
große Chance. Als Oberbürgermeister<br />
bin ich allen, die<br />
sich an Demonstrationen beteiligen,<br />
dankbar. (…) Dieser<br />
Einsatz ist nicht, wie manche<br />
meinen naiv, sondern erist<br />
dringend notwendig! (…)“
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 3<br />
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Seite 3<br />
Abbaden<br />
Flugshow im Sommerbad Wilmersdorf<br />
BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />
Ich weiß, was ich im Sommer getan<br />
habe. Wir waren jung, betrunken, bereit,<br />
in dieser heißen Julinacht das Gesetz<br />
zu brechen, Hausfriedensbruch zu<br />
begehen, fast zwanzig Jahreist das her.<br />
Es hatte sich herumgesprochen, dass es<br />
da ein Loch gab im Zaun, einen geheimen<br />
Zugang zum kleinstädtischen Freibad. Bevor<br />
wir auseinandergehen würden in die Welt<br />
der Erwachsenen, wollten wir ein letztes Mal<br />
als Jugendliche zusammen sein. So wie Generationen<br />
von Schulabgängern vor uns<br />
auch, die Freibadeinbruch auf ihren Erledigungslisten<br />
notiert hatten. Zu erledigen, bevor<br />
das Leben zur Dauerschleife aus Verantwortung<br />
und Konsequenz verkommt.<br />
DasLoch war tatsächlich da, über uns ein<br />
schief lachender Mond, sonst niemand. Kein<br />
Wachschutz, und auch nicht der dicke Bademeister,<br />
der uns die deutsche Verbotssprache<br />
gelehrthatte:„Das seitliche Einspringen,<br />
das Hineinstoßen oder Werfen anderer Personen<br />
in das Schwimmbecken ist untersagt.“<br />
In dieser Nacht stießen wir die Badeordnung<br />
um, stiegen unbeaufsichtigt über die<br />
Absperrkette vor dem Fünfmeterturm,<br />
sprangen ins Viereck. Das Wasser spritzte,<br />
das Bier schäumte, wir tauchten Händchen<br />
haltend den Kachelgrund entlang, schworen<br />
uns Dinge, die wir niemals halten sollten.<br />
Flaschen und Kippen warfen wir später in<br />
den Mülleimer.Wir waren ja anständige Einbrecher,keine<br />
Polizeimeldung wert.<br />
Das Freibad bietet viel mehr als Erholung und Unterhaltung,<br />
es ist ein demokratischer Ort. An den Kassenhäuschen gibt es keine<br />
Klassenunterschiede. In den Umkleidekabinen haben alle Menschen das<br />
gleiche Recht auf Föhn und Fußpilz. Und trotzdem sollen wir uns<br />
fürchten? Ein Badeausflug zum Ende der Sommersaison<br />
DASMENSCHENKINO Wolken, Wind, Wasser,<br />
das war das WWW unserer analogen Freibadjugend,<br />
niemand flog damals billig in<br />
den Urlaub.Erst kamen wir in Begleitung unserer<br />
Elternund Großeltern, lernten, uns wie<br />
Frösche zu bewegen. Bald schlüpften wir allein<br />
durchs Drehkreuz, mit den besten<br />
Freunden, der ersten größeren Liebe im<br />
Arm. Gefühle waren tief wie das Meer. Im<br />
Freibad gab es häufig Stau auf der Rutsche.<br />
Wir pumpten Wasserpistolen und Muskeln<br />
auf, am Kiosk wurden wir zu Meistern<br />
im aktiven Anstehen. Wenn ihr ins Becken<br />
pinkelt, erzählen wir den Schwimmbadanfängern,<br />
werdesich dasWasser rotverfärben.<br />
Alles über Lichtschutzfaktor 8war lächerlich.<br />
Die Sommerferien dehnten sich wie Kaugummi<br />
und hatten nach sechs Wochen immer<br />
noch Geschmack. Vier Colakracher explodierten<br />
im Mund. Arschbombenalarm.<br />
Ein Freibad ist wie Menschenkino, alle<br />
Genres sind erlaubt. Doch mit den Jahren<br />
ändert sich die Rolle, man ist Zuschauer,<br />
nicht mehr Hauptdarsteller, man entdeckt<br />
das Nichtstun als Kulturtechnik. DerWasserkreislauf<br />
schließt sich, wenn die eigenen Kinder<br />
begreifen, dass Baden mehr sein kann als<br />
Körperpflege. Dass ins Becken mehr Spielzeug<br />
passt als in eine Wanne.<br />
Die Kinder von heute gehen freitags für<br />
den Umweltschutz auf die Straße,sind einerseits<br />
gegen Plastikmüll, andererseits schleppen<br />
sie am Wochenende aufblasbare Flamingos<br />
ins Schwimmbad, parken angeknabberte<br />
Plastikdonuts achtlos im Wasser wie<br />
Papa den SUV auf dem Fahrradweg.<br />
DasFreibad bietet viel mehr als Erholung<br />
und Unterhaltung, es ist ein demokratischer<br />
Ort. An den Kassenhäuschen gibt es keine<br />
Klassenunterschiede. Inden Umkleidekabinen<br />
haben alle ein Recht auf Föhn und Fußpilz.<br />
Alle Menschen sind gleich imWasser.Im<br />
Leitbild der <strong>Berliner</strong> Bäder-Betriebe steht<br />
zuerst: „Wir bieten ein wohnortnahes und<br />
abwechslungsreiches Angebot für die Bevölkerung<br />
in ihrer gesamten Vielfalt.“<br />
Handtuch gelegt an Decke,Schwimmflügel<br />
gefühlt auf Beinschlag wird man zum<br />
Zeugen von Tattootrends und Bräunungsgraden,<br />
Kritiker von Baucheinzugskünsten.<br />
Man kann leichte oder leichteste Bademode<br />
aus drei Jahrzehnten studieren, sich fragen,<br />
ob da einer noch schwimmt oder schon Erste<br />
Hilfe braucht. Man sieht Paare daran scheitern,<br />
Zärtlichkeiten auf ein Minimum zu reduzieren.<br />
Man spürt die Angst auf dem<br />
Zehnmeterturm, wenn dieWasseroberfläche<br />
auf die Größe einer Blauen Mauritius zusammenschrumpft.<br />
Und irgendwo steht immer<br />
ein Halbstarker an der Schwelle zur Vollidiotie.<br />
Weil er es muss, weil er es gerade im<br />
Schwimmbad am besten kann. DiePubertät<br />
ein feuchter Schrei nach Liebe.<br />
DIE RETTUNGSSCHWIMMERIN Das Sommerbad<br />
Wilmersdorf wurde 1956 auf dem<br />
Gelände eines abgerissenen Gaswerks angelegt.<br />
Das Wiesengrün ist satt, ein Ring aus<br />
Bäumen spendet Schatten, man kann hier<br />
die Großstadtseele an einem wolkenlosen<br />
Himmel baumeln lassen. In Eingangsbereich<br />
klebt ein ausgeschnittenes Zitat von<br />
Mark Twain:„Sommer ist die Zeit, das zu tun,<br />
wozu es im Winter zu kalt war.“ An diesem<br />
Vormittag ist der Herbst schon nah. BisEnde<br />
September dauerthier das Abbaden.<br />
Fünf Mädchen haben sich im Sitzkreis arrangiert,<br />
picken Weintrauben aus einer Tupperdose.Eine<br />
Frau baut eine Kopfklappliege<br />
auf, das Xaus Kondensstreifen über Berlin<br />
sieht nur so aus wie ein durchkreuzter Urlaubsplan.<br />
„Ich wäre lieber auf einer Insel“,<br />
sagt ein Mann. „Aber hier ist es auch schön.“<br />
VonPaul Linke<br />
Es gibt keine Studie, die<br />
mehr Migration mit<br />
mehr Gewalt in Verbindung<br />
bringt. Keinen<br />
Beweis für mehr Kriminalität<br />
in deutschen<br />
Schwimmbädern.<br />
Er liegt auf einem Sitzkissen eines Erdnusslockenherstellers,Schriftzug:<br />
„Lock dich aus.“<br />
Es gibt drei Becken, für große Schwimmer,<br />
kleine Plantscher, Springer vom Brett<br />
und Turm.Hier taucht ein Kopf auf, dorttauchen<br />
zwei unter, ein Kraulen und Kräuseln,<br />
Kinder lachen. Es riecht nach Sonnencreme,<br />
Chlor, Pommes, Gummischlangen kosten<br />
fünfzig Cent am Snackpoint. „Im Sommer<br />
machen wir immer Schaschlik“, erklärt ein<br />
Badegast einem anderen. „Mit Mayonnaise,<br />
Zitronensaft, so wirddas Fleisch zart.“<br />
Auch in diesem Sommer gab es meist nur<br />
negative Meldungen: „Schwimmbad evakuiert:<br />
Gefährliche Chemikalie bedroht Badegäste“<br />
(Nordrhein-Westfalen), „Wegen Kabelbrands:<br />
Rund 350 Menschen verlassen<br />
Schwimmbad“ (Rheinland-Pfalz), „Erneuter<br />
Einbruch in den Schwimmbadkiosk“ (Baden-Württemberg).<br />
Immer wieder gab es auch Schlagzeilen,<br />
die mit „Tatort Schwimmbad“ begannen<br />
und mit rassistischen Debatten endeten, wie<br />
nach den Vorfällen im Düsseldorfer Rheinbad<br />
Ende Juni. AfD-Bundessprecher Jörg<br />
Meuthen schrieb von „aggressiven Migranten“<br />
auf Facebook, „friedliche Badegäste“<br />
seien bedroht worden. DiePolizei stellte später<br />
fest: „nichts Strafrelevantes“.<br />
Doch Fakes verfingen mehr als Fakten.<br />
DieFolgen des Klimawandels im Schwimmbad:<br />
aus Spaß wurde Angst. Derrechtspopulistischen<br />
AfD ist es egal, dass es keine Untersuchung<br />
gibt, die mehr Migration mit mehr<br />
Gewalt in Verbindung bringt, dass Kriminalität<br />
in Schwimmbädern nicht zugenommen<br />
hat, wie eine Recherche der ARD ergab.<br />
Rettungsschwimmerin Barbara Stubbe,<br />
65, Lichtschutzfaktor 50, Sonnenbrille, kurz<br />
in Blau und Rot bekleidet, sagt am Beckenrand:„Wir<br />
wollen, dass auch mal positiv über<br />
Schwimmbäder berichtet wird.“ Sanierungsbedarf,<br />
Schließungen, Personalmangel,<br />
schon klar. Aber wann bitteschön stand<br />
schon mal in der <strong>Zeitung</strong>, dass eine Familie<br />
einfach mal nur einen glücklichen Tagim<br />
Schwimmbad verbracht hat?<br />
Stubbe hat die Aufsicht über das Kinderbecken<br />
in Wilmersdorf. Mit vierzehn wurde<br />
sie zum ersten Mal DDR-Meisterin im Rückenschwimmen,<br />
mit sechzehn gewann sie<br />
Staffelgold bei den Europameisterschaften<br />
in Barcelona, mit achtzehn hörte sie auf,<br />
studierte SportinLeipzig, wurde Schwimmtrainerin.<br />
Ihr Leben war immer nah am<br />
Wasser gebaut. „Man braucht Gefühl“, sagt<br />
sie, „man schwimmt nicht gegen das Wasser,das<br />
Wasser ist mein Freund.“<br />
DasSchwimmbad sei wie ein Familienbetrieb.<br />
Nette Kollegen, mit denen sie lachen<br />
kann, freundliche Gäste, mit denen es sich<br />
plaudern lässt. Stubbe korrigiert auch mal<br />
die Kraultechnik. Man schwimmt ja ruhiger<br />
als früher,achtet mehr auf eine stromlinienförmige<br />
Haltung, weniger auf die Kraft. Auf<br />
Freunde prügelt man nicht ein. Stubbe wird<br />
das alles vermissen, wenn sie bald in Rente<br />
geht. Es ist ihr letzter Sommer im Freibad.<br />
Es gab auch mal Probleme.Serben, Kroaten,<br />
arabische Großfamilien, deutsche Kleingeister.<br />
Studien beweisen, dass Hitze und<br />
nicht Herkunft mit Aggression zusammenhängt.<br />
Seit Jahren sei es ruhig, sagt Stubbe.<br />
„Die Leute haben verstanden, dass sie nicht<br />
alles machen können, dass sie nur Gäste hier<br />
sind.“ Sie haben trotzdem eine direkte<br />
Durchwahl in die nächste Polizeistation.<br />
Und ja, manchmal finden sie morgens leere<br />
Flaschen am Beckenrand. Es gibt keine Löcher,aber<br />
ein paar Schwachstellen im Zaun.<br />
Was Stubbe wirklich Sorgen macht: „Es<br />
gibt zu viele Kinder, die nicht schwimmen<br />
können.“ Sieahnt die nächste Frage.Nein, in<br />
über zwanzig Jahren sei nichts passiert, nur<br />
ein paar aufgeschürfte Knie.Aber das ist eher<br />
keine Meldung wert. Auch nicht, dass ein<br />
Schwimmbadbesuch nicht gefährlicher sein<br />
muss als ein Spaziergang im Park,dasWarten<br />
auf den Bus. Unterschied: Da kommt keiner<br />
angerannt, wenn das Herz mal stehenbleibt.<br />
DIE SCHWIMMAKTIVISTIN Bianca Tchinda<br />
lernte das Schwimmen im Fluss, als sie vier<br />
Jahrealt war.Dumusst schneller sein als die<br />
Fische, sagte ihr Vater. Sie war zumindest<br />
schneller als andereKinder,nahm in Niedersachsen<br />
an Meisterschaften teil. Mit vierzehn<br />
hatte sie aber andere Pläne, nicht die<br />
Disziplin, die es braucht, um Leistungssportlerin<br />
zu werden. Beharrlich ist sie aber<br />
schon, man nennt sie Schwimmaktivistin.<br />
Tchinda, 55, trägt ein Kopftuch aus modischen<br />
Gründen, wir sitzen auf Holzbänken.<br />
Die ersten Frühschwimmer kommen um<br />
kurznach zehn ins Sommerbad Mariendorf,<br />
einem„Paradies der Großstadt“, wie Tchinda<br />
sagt. Gleich wird sie eine Badekappe aufsetzen.<br />
Mindestens zwölf Kilometer schwimmt<br />
sie pro Woche, sie zählt Kacheln, bevor die<br />
nächste Wende kommt. „Schwimmen“, sagt<br />
sie,„ist eine Lebenseinstellung.“<br />
Tchinda hat den Verband der <strong>Berliner</strong> Bäderbesucher<br />
gegründet, der sich für die Bedürfnisse<br />
der nicht im Verein organisierten<br />
Schwimmer einsetzt. Es geht um jede freie<br />
Bahn, um defekte Drehkreuze oder veränderte<br />
Schließzeiten. Tchinda bloggt und<br />
twittert, sie geht in Archive, sucht, findet im<br />
Tempelhofer Pohlezettel den Preis für eine<br />
Einzelkarte: Mariendorf 1955, 40 Pfennige –<br />
heute 5,50 Euro. ImLeitbild der <strong>Berliner</strong> Bäder-Betriebe<br />
steht zuletzt: „Wir sind ein Unternehmen<br />
der Daseinsvorsorge.Wirtschaftlichkeit<br />
und Kostenbewusstsein sind für uns<br />
Richtschnur unserer Auftragserfüllung.“<br />
Richtig aktiv wurde Tchinda, nachdem<br />
die Bäder-Betriebe eine ihrer Anfragen mit<br />
einer Lüge beantwortet hatten. Das ärgerte<br />
sie.Und der Ärger trieb sie an. „InBerlin gibt<br />
es tausend Gründe, etwas nicht zu machen,<br />
statt die Gründe aus dem Wegzuschaffen<br />
und einfach mal anzufangen.“ Aus dem Interessenverband<br />
soll ein Förderverein werden,<br />
der Bäder stundenweise oder komplett<br />
übernehmen könnte.<br />
Die Menschen, so sieht Tchinda das, sollen<br />
sich mehr identifizieren mit ihren Kiezbädern,<br />
sollen selbst anpacken, wenn einer<br />
Wand die Farbe fehlt oder einer Grünanlage<br />
das Wasser. Sie sollen teilhaben an der Gestaltung<br />
dieser demokratischen Orte, zumal<br />
in einer Stadt wie Berlin, wo das Wetteifern<br />
zweier Systeme die größte Badelandschaft<br />
Europas entstehen ließ. Die gute Nachricht<br />
ist: Dernächste Sommer kommt bestimmt.<br />
Dann kann man in der Stadt bleiben,<br />
muss keine Angst haben voreinem Tagesurlaub<br />
im Schwimmbad. Man darf auch mal<br />
seitlich ins Becken einspringen, wenn der<br />
Bademeister nicht hinschaut. Aber nach<br />
zwei Portionen Pommes sollte man besser<br />
nicht ins Wasser gehen. Nicht mal außerhalb<br />
der gesetzlichen Öffnungszeiten.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
EKD kauft Schiff für Rettung<br />
im Mittelmeer<br />
DieEvangelische Kirche in Deutschland<br />
will ein eigenes Schiff zur Seenotrettung<br />
vonFlüchtlingen ins Mittelmeer<br />
schicken. DerRat der EKD<br />
habe beschlossen, eine entsprechende<br />
Resolution des Kirchentages<br />
umzusetzen, sagte der Ratsvorsitzende<br />
Heinrich Bedford-Strohm am<br />
Donnerstag in Berlin.„Es ist mehr als<br />
Symbolik, es geht um exemplarisches<br />
Handeln. Es werden ganz konkret<br />
Menschen gerettet“, betonte er.<br />
DerRat wisse,dass es auch in der<br />
Kirche Menschen gebe,die eine solche<br />
Aktion kritisch sehen. DieEKD<br />
werdedas Rettungsschiff nicht selbst<br />
kaufen und betreiben. Dies solle<br />
über einen Trägerverein „in einem<br />
breiten gesellschaftlichen Bündnis“<br />
geschehen. (dpa)<br />
Altersarmut steigt sogar bei<br />
guter Konjunktur<br />
Selbst bei weiter guter Konjunktur<br />
könnte das Armutsrisiko im Alter in<br />
den kommenden 20 Jahren spürbar<br />
steigen. DerAnteil davon bedrohter<br />
Rentner könnte bis 2039 vonaktuell<br />
16,8 Prozent auf 21,6 Prozent wachsen,<br />
wie Berechnungen des Deutschen<br />
Instituts für Wirtschaftsforschung<br />
in Berlin ergaben, die die<br />
Bertelsmann-Stiftung am Donnerstag<br />
vorlegte.StarkimFokus seien<br />
Menschen mit längerer Arbeitslosigkeit,<br />
Alleinstehende und Geringqualifizierte.<br />
(dpa)<br />
Grüne wollen Verzicht auf<br />
gasgefüllte Luftballons<br />
Und steigt und steigt: Gasballons sind mit<br />
Helium oder mit Wasserstoff gefüllt. DPA<br />
DieGrünen in Niedersachsen befürworten<br />
einen Verzicht auf das<br />
Steigenlassen gasgefüllter Luftballons.Die<br />
Landes-Parteichefin Anne<br />
Kura stellte aber klar,dass sie kein<br />
grundsätzliches Verbot verlangt.<br />
„Wir fordernkein generelles Luftballonverbot.<br />
Luftballons auf Kindergeburtstagen<br />
im Wohnzimmer sind<br />
völlig okay und machen Spaß“, sagte<br />
Kura am Donnerstag in Hannover.<br />
„Mir geht es tatsächlich darum, dass,<br />
wenn man gasgefüllte Luftballons<br />
steigen lässt, die auf jeden Fall in der<br />
Natur landen und dann vonVögeln<br />
gefressen werden, die daran qualvoll<br />
verenden“, so Kura. (dpa)<br />
Bei No-Deal-Brexit drohen<br />
Lieferengpässe und Unruhen<br />
AufDruck des Parlaments hat die<br />
britische Regierung ein internes Papier<br />
für den Fall eines ungeregelten<br />
Brexits veröffentlicht. Das„Yellowhammer“-Dokument<br />
war bereits im<br />
August an die Presse durchgesickert<br />
und enthält Prognosen darüber,was<br />
bei einem EU-Austritt ohne Abkommen<br />
passieren dürfte.Indem Dokument<br />
wirdunter anderem vorProtesten<br />
und Störungen der öffentlichen<br />
Ordnung gewarnt. Außerdem<br />
dürfte es aufgrund tagelangerWartezeiten<br />
für Lastwagen am Ärmelkanal<br />
zu Lieferengpässen bei Medikamenten<br />
kommen. Urlauber müssten sich<br />
auf Flughäfen, bei Fahrten mit Fährenund<br />
bei Nutzung des Eurotunnels<br />
den Prognosen zufolge in Geduld<br />
üben. DerTitel des Dokuments<br />
wurde verändert–von„Basis-Szenario“<br />
im August in „Planung für den<br />
schlimmsten Fall“. (dpa)<br />
„Zeigen, dass wir handlungsfähig sind“<br />
Justizministerin Christine Lambrecht über Hass im Netz, Zwangsprostitution und schnellere Gerichtsverfahren<br />
Die neue Bundesjustizministerin<br />
Christine Lambrecht<br />
(SPD) legt ein hohes<br />
Tempo vor. „Mir ist wichtig,<br />
dass wir vorankommen“, sagt sie.<br />
Frau Lambrecht, Teile der Union und<br />
Teile Ihrer Partei wollen mit Blick auf<br />
Prostitution das nordische Modell<br />
einführen. Demnach machen sich<br />
Freier strafbar, aber nicht die Prostituierten.<br />
Machen Siemit?<br />
Wirhaben über Prostitution schon<br />
mehrere Male beraten, auch im Zusammenhang<br />
mit dem Thema Menschenhandel.<br />
Undwir haben uns dafür<br />
entschieden, die rechtliche Stellung<br />
von Prostituierten zu verbessern,<br />
damit sie leichter aus ihrer<br />
Situation herauskommen können.<br />
Wir haben uns auch bewusst entschieden,<br />
die Strafbarkeit auf den Bereich<br />
der Zwangsprostitution zu beschränken.<br />
Denn auch eine umfassende<br />
Strafbarkeit führt nicht dazu,<br />
dass es keine Prostitution mehr gibt.<br />
Sondern sie führt dazu, dass das<br />
Ganzeindunkle Ecken verlagertwird<br />
–dahin, wo wir es gar nicht mehr kontrollieren<br />
können. Genau das wollen<br />
wir nicht. Deshalb sehe ich den Vorschlag,<br />
das nordische Modell einzuführen,<br />
sehr skeptisch.<br />
Hat die rechtliche Besserstellung von<br />
Prostituierten durch die rot-grüne<br />
Koalition 2001 denn Fortschritte gebracht?<br />
Da, woFreier erkennen müssen,<br />
dass sie es mit Zwangsprostituierten<br />
zu tun haben, müssen sie heute<br />
schon mit Strafen rechnen. Das<br />
scheint mir neben der rechtlichen<br />
Besserstellung der richtige Weg zu<br />
sein.<br />
Ein anderes schwieriges Feld ist der<br />
Kampf gegen Hass im Netz. Siehaben<br />
Gesetzesverschärfungen in Aussicht<br />
gestellt. Reicht das Netzwerkdurchsetzungsgesetz<br />
Ihres Vorvorgängers<br />
Heiko Maas nicht aus?<br />
Es war unglaublich wichtig, dass<br />
dieses Gesetz kam und deutlich<br />
wurde, dass das Netz kein rechtsfreier<br />
Raum ist. Das war auch ein<br />
hartes Stück Arbeit. Deshalb kann<br />
ich nur sagen: Respekt vor Heiko<br />
Maas. Nichtsdestotrotz müssen wir<br />
uns anschauen, ob und wo es Nachjustierungsbedarfgibt.<br />
Manche Meldewege<br />
scheinen zum Beispiel für<br />
Nutzerinnen und Nutzer zu kompliziertzusein.<br />
Das Bundeskriminalamt wünscht,<br />
dass Facebook, Twitter oder andere<br />
Betreiber strafbare Inhalte ans BKA<br />
weiterleiten. Istdas machbar?<br />
Es gibt in mehreren Bundesländern<br />
bereits Staatsanwaltschaften,<br />
die im Schwerpunkt solchen Verstößen<br />
nachgehen. Diesind sehr erfolgreich<br />
bei der Verfolgung von Hass<br />
und HetzeimNetz. Diesen Wegsollten<br />
wir weiter beschreiten und hier<br />
für eine gute Ausstattung sorgen. Ich<br />
glaube,das ist sachgerechter.<br />
Wiestehen Siezueiner immer wieder<br />
diskutierten Klarnamenpflicht?<br />
Eine Klarnamenpflicht im Netz<br />
halte ich nicht für richtig – allein<br />
schon, weil man gar nicht weiß, ob<br />
der Name,der da genannt wird, echt<br />
ist. Ich kann mich auch „Heinz Müller“<br />
nennen und heiße gar nicht<br />
ZUR PERSON<br />
IMAGO IMAGES/THOMAS IMO<br />
Christine Lambrecht, 54, wurde in Mannheim geboren. Sie studierte Rechtswissenschaften<br />
und arbeitete als selbstständigeRechtsanwältin. 1982 trat sie in die SPD ein. Dem Bundestag<br />
gehörtsie seit 1998 an. Lambrecht war stellvertretende Vizevorsitzende und Parlamentarische<br />
Geschäftsführerin der Fraktion. Sie gehörtder Parlamentarischen Linken der Fraktion an.<br />
Im Juni wurde Christine Lambrecht Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutzals<br />
Nachfolgerin vonKatarina Barley. Zuvor war sie Staatssekretärin im Finanzministerium.<br />
Heinz Müller.Eskann auch mehrere<br />
Heinz Müllers geben. Da hilft der<br />
Klarname also nicht weiter. Esgeht<br />
im Kern vielmehr darum, dass wir im<br />
Netz ermitteln können, wer daeigentlich<br />
unterwegs ist. Und dabei<br />
spielt eine wichtige Rolle, dass man<br />
die IP-Adresse feststellen kann.<br />
Aber sollte nicht grundsätzlich jeder<br />
mit vollem Namen zu seinen Überzeugungen<br />
stehen?<br />
Es ist im Internet üblich, mit<br />
„Nicknames“ aufzutreten. Dafür<br />
kann es ganz verschiedene Gründe<br />
geben. Daswill ich nicht infrage stellen.<br />
Maßgeblich ist, dass man bei<br />
Verstößen ermitteln kann.<br />
Horst Seehofer hat Sie beim Herbstempfang<br />
der Sicherheitsbehörden mit<br />
der Bemerkung begrüßt, dass er Siefür<br />
jedes Gesetz brauche. Hat Ihnen das<br />
geschmeichelt?<br />
Das war eine realistische Einschätzung.<br />
Es freut mich, dass er das<br />
zur Kenntnis genommen hat und wir<br />
auf dieser Grundlage miteinander<br />
beraten.<br />
Er braucht Sie unter anderem für ein<br />
neuesVerfassungsschutzgesetz, das die<br />
Überwachung vonMessengerdiensten<br />
wie WhatsApp und Online-Durchsuchungen<br />
vorsieht. Billigen Siedas?<br />
Das sind zum Teil nachvollziehbare<br />
Anliegen. Darüber muss man<br />
reden. Je tiefer der Eingriff, desto<br />
größer sind aber die rechtlichen Anforderungen.<br />
Es geht um das Notwendige<br />
und nicht um einen bunten<br />
Strauß, was alles infrage käme. Und<br />
es geht um die Verhältnismäßigkeit.<br />
Nicht alles, was möglich erscheint,<br />
muss auch umgesetzt werden.<br />
Seehofer und die Chefs der Sicherheitsbehörden<br />
sagen, im Grunde gehe es<br />
nur um die Anpassung des Rechts an<br />
die neuen technischen Möglichkeiten.<br />
Dassehe ich anders.Die Strafverfolgungsbehörden<br />
dürfen schon<br />
jetzt Online-Durchsuchungen<br />
durchführen und Messengerdienste<br />
überwachen, wenn es um konkrete<br />
Straftaten geht. Aber beim Bundesamt<br />
für Verfassungsschutz geht es ja<br />
um vorbeugende Maßnahmen und<br />
nicht um Kriminalitätsverfolgung<br />
oder Gefahrenabwehr. Und da hat<br />
das Bundesverfassungsgericht ganz<br />
klare rechtliche Grenzen gesetzt.<br />
Deshalb werden wir uns das mit<br />
Blick auf die Nachrichtendienste<br />
ganz besonders gründlich ansehen.<br />
Ihr Haus arbeitet an einer Reform der<br />
Strafprozessordnung. Dabei geht es<br />
vorallem um die Beschleunigung von<br />
Verfahren. Haben Sie auch den Eindruck,<br />
dass die Bürger den Rechtsstaat<br />
nicht mehr so richtig verstehen?<br />
Viele Bürger können zum Beispiel<br />
nicht nachvollziehen, dass man<br />
durch ständig gleichlautende Beweisanträge<br />
Gerichtsverfahren in<br />
die Länge ziehen kann. Das gleiche<br />
gilt für Besetzungsrügen und Befangenheitsanträge,<br />
sodass im Zweifel<br />
wieder komplett neu geladen werden<br />
muss. Wir wollen Verfahren beschleunigen,<br />
ohne Verfahrensrechte<br />
in der Substanz einzuschränken. Damit<br />
zeigen wir auch, dass wir als<br />
Rechtsstaat handlungsfähig sind.<br />
DasGespräch führte Markus Decker.<br />
Schröder wirbt für neues Verhältnis zu Russland<br />
Der Altkanzler sieht ein Vakuum in der deutschen Außenpolitik und fürchtet, dass eine riesige Chance verpasst wird<br />
VonMatthias Koch<br />
Gerhard Schröder wurde dieser<br />
Tage gefragt, ob er nicht bei einer<br />
der 23 gerade laufenden Regionalkonferenzen<br />
der SPD vorbeischauen<br />
wolle. „Auf keinen Fall“,<br />
sagt der Altkanzler. „Am Ende wählen<br />
die mich noch zum Vorsitzenden.“<br />
Lachend erhebt Schröder das<br />
Glas und prostet in die Runde.<br />
Szenen wie diese gab es zuletzt in<br />
Hannover, bei einem Treffen von<br />
Managern, Investoren und Diplomaten<br />
aus Deutschland und Russland.<br />
„Umwelt und nachhaltiges<br />
Wirtschaften“ hieß das Thema.<br />
Überschattet wurde das deutschrussische<br />
Treffen von den politischen<br />
Spannungen.<br />
Gerhard Schröder wirbt seit langem<br />
für bessere Beziehungen. Stets<br />
konterten seine Kritiker mit dem<br />
Vorwurf, sein milder Blick auf Russlands<br />
aggressiven Kurs in der<br />
Ukraine und in Syrien habe damit zu<br />
tun, dass Schröder durch seinen Aufsichtsratsvorsitz<br />
beim<br />
Konzern Rosneft letztlich<br />
selbst zu einem Vertreter<br />
russischer Interessen geworden<br />
sei.<br />
Macron macht es vor<br />
Schröders jüngste Rede in<br />
Hannover indessen wirkte<br />
anders, authentischer, engagierter<br />
als bisher. Hier<br />
sprach ein früherer Kanzler,<br />
den es sichtlich quält, dass die<br />
heutige Bundesregierung, wie er<br />
meint, derzeit mit Blick auf Russland<br />
eine riesige Chance verpasst.<br />
Gerade sei die Welt Zeuge eines<br />
Gerhard Schröder<br />
ersten Gefangenenaustausches zwischen<br />
der Ukraine und Russland geworden.<br />
Endlich komme Bewegung<br />
in die Dinge, nun sei auch noch viel<br />
mehr möglich.<br />
DPA<br />
Frankreichs Präsident<br />
Emmanuel Macron, sagt<br />
Schröder, arbeite bereits<br />
an einer Neuausrichtung<br />
der Beziehungen zu Russland.<br />
Ziel müsse es in der<br />
Tatsein, einen gemeinsamen<br />
Raum des Wirtschaftens<br />
und der Sicherheit zu<br />
schaffen, von Lissabon bis<br />
Wladiwostok. Als möglichen<br />
Weg, gar als „Vision“,<br />
sieht Schröder eine Assoziation zwischen<br />
EU und Russischer Föderation.<br />
Europa müsse aktiv werden, und<br />
zwar jetzt, nicht irgendwann. Die<br />
von den USA und von China gestellten<br />
globalen Machtfragen verdienten<br />
eine Antwort. Noch sei über<br />
Russlands Wegindie Zukunft nicht<br />
entschieden. Russland habe auch Alternativen<br />
zu Europa –inAsien.<br />
BeiSchröder gesellt sich Unbehagen<br />
über Berlin zu seinem Lob für<br />
Macron: „Ich frage mich: Warum gerade<br />
er? Warum nicht wir? Wir sind<br />
doch näher dran.“ Frankreich zeige<br />
derzeit in der Russlandpolitik „eine<br />
Führungsqualität, die ich in<br />
Deutschland vermisse“.<br />
Schröder deutete auch auf die<br />
doppelte Ursache des außenpolitischen<br />
Stillstands in Berlin: „Bei den<br />
einen ist unklar, wer der nächste<br />
Kanzler werden soll oder die nächste<br />
Kanzlerin. Bei den anderen ist noch<br />
nicht mal sicher, wer künftig ihre<br />
Partei führen soll.“<br />
Facebook<br />
sperrt Account<br />
von Netanjahu<br />
Sanktion für antiarabischen<br />
Hass-Kommentar<br />
VonAnja Reich, TelAviv<br />
Benjamin Netanjahu fürchtet um seine<br />
Wiederwahl am Dienstag. IMAGO-IMAGES.DE<br />
Fünf Tage vorden Wahlen in Israel<br />
muss sich Premierminister Benjamin<br />
Netanjahu Hass-Vorwürfe gefallen<br />
lassen, und das ausgerechnet<br />
von seinem Lieblingsmedium Facebook.<br />
Grund ist eine Nachricht, die<br />
von seinem Facebook-Konto verschickt<br />
wurde. Darin heißt es, dass<br />
die Araber „uns alle vernichten wollen<br />
–Frauen, Kinder und Männer“.<br />
DieReaktionen ließen nicht lange<br />
auf sich warten: Ahmad Tibi von der<br />
„Arabischen Liste“, einem Zusammenschluss<br />
arabischer Parteien,<br />
sagte, Netanjahus Post sei Teil einer<br />
organisierten Kampagne gegen<br />
seine Partei. Jediot Ahronot, die<br />
größte Tageszeitung, kommentierte:<br />
„Netanjahu hatte noch nie eine besonders<br />
gute Beziehung zur arabischen<br />
Bevölkerung in Israel, aber<br />
jetzt hat sie wohl ihren Tiefpunkt erreicht.“<br />
Facebook sperrte die Nachrichten-Funktion<br />
von Netanjahus<br />
Account für 24 Stunden und kündigte<br />
an, bei weiteren Verstößen zusätzliche<br />
Maßnahmen zu ergreifen.<br />
Netanjahu bestritt, die Nachricht<br />
selbst verfasst und verschickt zu haben.<br />
In einem Interview schob er die<br />
Schuld auf den „Fehler eines Junior-<br />
Mitarbeiters“. Er würde so etwas nie<br />
tun, sagte er.„Ich bin ein ernsthafter<br />
Mensch. Ich habe Freunde in arabischen<br />
Ländern.Wassoll der Unsinn?“<br />
Die Nachricht, die inzwischen gelöscht<br />
wurde, passt allerdings zu anderen<br />
antiarabischen Wahlkampfaktionen<br />
des Premierministers,der sich<br />
als Chef der Likud-Partei am kommenden<br />
Dienstag erneut zur Wahl<br />
stellen wird. Anfang dieser Woche<br />
versuchte er erfolglos, ein Gesetz zu<br />
verabschieden, das Kameras in den<br />
Wahlkabinen erlaubt und wohl vorallem<br />
die arabische Bevölkerung einschüchtern<br />
sollte. Vor zwei Tagen<br />
kündigte er an, im Falle eines Wahlsiegs<br />
das Jordantal in den palästinensischen<br />
Gebieten annektieren zu wollen,<br />
und rief damit weltweiten Protest<br />
hervor. Auf seiner Facebook-Seite<br />
und bei Wahlkampfauftritten lässt er<br />
keine Gelegenheit aus,vor einer „linken,<br />
arabischen Regierung“ zu warnen,<br />
noch nie,verkündet er,sei diese<br />
so wahrscheinlich wie jetzt gewesen.<br />
„Die Linken“, das ist für Netanjahu<br />
das Blau-Weiß-Bündnis von Ex-General<br />
Benny Gantz, der alles andere<br />
als eine linke Politik vertritt und im<br />
Wahlkampf mit einem Video für sich<br />
warb, auf dem zu sehen ist, wie der<br />
Gazastreifen bombardiertwird. Auch<br />
Avigdor Lieberman, seinen ultrarechten<br />
Widersacher von der Partei Israel<br />
Beitenu, bezeichnet Netanjahu gerne<br />
als „Linken“ und unterstellt ihm einen<br />
Schulterschluss mit den „Arabern“.<br />
Offensichtlich hofft er,mit diesen<br />
Sprüchen, rechte Wähler auf<br />
seine Seite zu ziehen und so weiter an<br />
seiner Macht festhalten zu können.<br />
Netanjahu droht im Oktober eine<br />
Korruptionsanklage. Falls er am<br />
Dienstag gewinnt, will er in der<br />
Knesset ein Immunitätsgesetz<br />
durchsetzen, das ihn vor Strafverfolgung<br />
schützen soll. In Umfragen<br />
liegt seine Partei, Likud, mit 31,5 Sitzenknapp<br />
hinter Gantz.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 5<br />
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Politik<br />
Ganz oben auf das Blatt Papier<br />
hat jemand ein rotes<br />
Herz gemalt. „Wir schließen<br />
am Sonntag.Wirwerden<br />
euch alle vermissen“, steht darunter.<br />
Der Zettel hängt an der Tür<br />
von Nese’s Country Café. Ende Juli<br />
gab es hier zum letzten Mal Spiegeleier<br />
mit Corned Beef und Fleischwurst-Sandwiches.Seither<br />
ist der Diner<br />
an der Salt Springs Road geschlossen<br />
und der große Parkplatz<br />
vor dem schlichten Backsteinbau<br />
verwaist.<br />
„Die haben früher guten Umsatz<br />
gemacht“, sagt Arno Hill: „Aber ohne<br />
Laufkundschaft geht es einfach<br />
nicht.“ Derrepublikanische Politiker<br />
weiß, wovonerspricht: Er ist Bürgermeister<br />
von Lordstown, einem<br />
3000-Seelen-DorfimNordosten des<br />
Bundesstaats Ohio, und sein Büro<br />
liegt schräg gegenüber des verlassenen<br />
Restaurants.InkurzerHose und<br />
Sandalen empfängt Hill den Besucher.<br />
Der 66-Jährige mit schütterem<br />
Haar und Knollennase ist ein Lokalpolitiker<br />
der alten Schule. Seine E-<br />
Mails checkt er nur alle zwei Tage,<br />
aber seine Gemeinde hat er stets im<br />
Blick –und die Ausfallstraße nach<br />
Youngstown hinter seinem Fenster.<br />
„Kein Verkehr mehr“, antwortet Hill<br />
knapp auf die Frage,was sich verändert<br />
hat, seit General Motors sein<br />
Werk dichtgemacht hat.<br />
Der Todesstoß nach mehr als 50<br />
Jahren kam am 6. März. Die Stilllegung<br />
der größten Autofabrik der USA<br />
war nicht der erste Schlag für die Region.<br />
Keine 20 Minuten fährt man<br />
von Lordstown ins benachbarte<br />
Youngstown, die größte Stadt im Mahoning<br />
Valley. Einst schlug hier das<br />
industrielle Herz Amerikas.Die boomende<br />
Kohle- und Stahlindustrie<br />
lockte im 19. Jahrhundert so viele<br />
Einwanderer aus Europa an, dass es<br />
zeitweise sogar eine deutschsprachige<br />
Tageszeitung gab. Nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg hatte Youngstown<br />
170 000 Einwohner. Doch von der<br />
Schließung der Hochöfen Ende der<br />
1970er-Jahre hat sich der Ort, dem<br />
Bruce Springsteen eine bittereElegie<br />
widmete, nie mehr erholt. Inzwischen<br />
ist er auf rund ein Drittel seiner<br />
einstigen Größe geschrumpft.<br />
Kaum irgendwo hat der Rost den<br />
amerikanischen Traum so angefressen<br />
wie hier.<br />
Versetzung, Rente oder Entlassung<br />
Rostiges Herz<br />
„Verkauft eure Häuser nicht. Wirholen die Jobs zurück!“,<br />
versprach US-Präsident Donald Trumpden Bewohnern<br />
der Industrieregion um Youngstown.<br />
Dann schlossen das Autowerk, das Krankenhaus<br />
und die <strong>Zeitung</strong>. Ein Ortsbesuch<br />
VonKarlDoemens, Youngstown<br />
„Rettet die Jobs hier“, forderndie Beschäftigten des GM-Werks in Lordstown noch am Tagder Schließung.<br />
Immerhin gab es General Motors<br />
(GM), das 2010 vor den Toren der<br />
Stadt mit der Fertigung des Mittelklassemodells<br />
Chevrolet Cruze begann.<br />
Drei Schichten mit 4500 Menschen<br />
schafften rund um die Uhr.<br />
Die Hoffnung auf eine Renaissance<br />
der industriellen Vergangenheit<br />
keimte auf. Dann kam Donald<br />
Trump. Erversprach, Amerika wieder<br />
groß zu machen. Die Stimmen<br />
der „Blue-Collar-Worker“ verhalfen<br />
ihm zur Präsidentschaft. Im traditionell<br />
urdemokratischen Wahlbezirk<br />
rund um das Autowerk legte der Republikaner<br />
gewaltige 13 Prozentpunkte<br />
zu und triumphierte mit 51,1<br />
Prozent der Stimmen. „Lass mich<br />
Euch etwas sagen“, rief der Präsident<br />
bei einer Kundgebung im Sommer<br />
2017 den 7000 jubelnden Anhängern<br />
in Youngstown zu: „Verkauft<br />
eure Häuser nicht! Macht das nicht!<br />
Die werden im Wert steigen. Wir holen<br />
die Jobs zurück!“<br />
Es kam anders. Erst stoppte General<br />
Motors die Produktion. Dann<br />
machten die Zulieferer dicht. Dann<br />
ein großes Krankenhaus.Inzwischen<br />
droht Youngstown die staatliche Finanz-Zwangsaufsicht.<br />
Ende August<br />
folgte der vorerst letzte,hochsymbolische<br />
Akt des Trauerspiels: Nach 150<br />
Jahren wurde die Lokalzeitung The<br />
Vindicator eingestellt. Das Verlagsgebäude<br />
mit der erst kürzlich angeschafften<br />
neuen Druckmaschine<br />
mitten in der Innenstadt steht zum<br />
Verkauf. „Sale“ steht auch in dem<br />
Herrenbekleidungsgeschäft um die<br />
Ecke. Doch nicht die altmodischen<br />
Anzüge im Schaufenster sind reduziert.<br />
DasganzeGeschäft wirdpreisgeboten.<br />
„Trump ist ein Betrüger, ein<br />
Hochstapler, ein Bauernfänger“,<br />
wettertBill Adams.DerVize-Chef der<br />
örtlichen Autogewerkschaft UAW<br />
1112 ist auf den Präsidenten nicht<br />
gut zu sprechen. Doch noch empörter<br />
ist er über seinen ehemaligen Arbeitgeber<br />
General Motors: „Wir sind<br />
für die nur eine Nummer. Entweder<br />
du lässt dich versetzen, du gehst in<br />
Ruhestand oder du stirbst.“ Im Gewerkschaftshaus<br />
unweit der einstigen<br />
Autofabrik hält der Mann mit<br />
dem weißen Kinnbärtchen mit zwei<br />
Kolleginnen einsam die Stellung.<br />
„Lordstown – Heimat des Cruze“<br />
steht in großen Lettern noch an der<br />
Geisterfabrik. Auf dem leeren Parkplatz<br />
sprießt das Unkraut durch den<br />
brüchigen Bodenbelag. Viel zu tun<br />
hat Adams gerade nicht. Zuletzt waren<br />
1500 Arbeiter bei GM beschäftigt<br />
gewesen. Jeder hat ein Versetzungsangebot<br />
erhalten. Rund zwei<br />
Drittel sind inzwischen der Arbeit<br />
nach Kentucky in Tennessee oder gar<br />
ins 2000 Kilometer entfernteWerk in<br />
Texas gefolgt, dem Rest wurde gekündigt.<br />
Adams selbst hatte nach 32 Jahrengenug<br />
und ging in Frührente.Für<br />
seinen jüngeren Bruder war das<br />
keine Option. Derpendelt nun jeden<br />
Sonntag viereinhalb Stunden nach<br />
Michigan und jeden Freitag dieselbe<br />
Strecke zu seiner Familie zurück.Wer<br />
sich das nicht antun wollte und hier<br />
geblieben ist, muss den Gürtel enger<br />
schnallen. Zwar haben einige Ex-<br />
Kollegen in einem Logistikzentrum<br />
und bei einer Aluminiumfabrik neue<br />
Jobs gefunden. Doch werden dort<br />
nicht 30 Dollar Stundenlohn gezahlt<br />
wie bei GM, sondern18oder 20, und<br />
es gibt weder Krankenversicherung<br />
noch Betriebsrente.<br />
„Es ist ein<br />
Absturz“, urteilt<br />
Adams: „Es wird nie<br />
mehr so sein, wie es<br />
war.“<br />
Das sieht James<br />
Dignan ähnlich, obwohl<br />
der Chef der regionalen<br />
Handelskammer<br />
eigentlich dafür<br />
bezahlt wird, Optimismus<br />
zu verbreiten.<br />
Doch der gebürtige<br />
Kalifornier hat vonseinem<br />
Büroim16. Stock<br />
eines der drei Hochhäuser im Zentrum<br />
Youngstowns einen freien Blick<br />
ins Mahoning-Tal. „Wir werden älter,<br />
wir werden ärmer und wir schrump-<br />
OHIO<br />
Youngstown<br />
BLZ/GALANTY<br />
fen“, fasst er die Probleme<br />
der Region<br />
zusammen: „Diese<br />
Dynamik müssen<br />
wir brechen.“<br />
Für Trumps Industrie-Romantik<br />
hat der einstige Air-<br />
Force-Pilot, der im<br />
Laufe seiner früheren<br />
Militär-Laufbahn<br />
viel von der<br />
Welt gesehen hat,<br />
wenig übrig. „Die<br />
Tage des mächtigen<br />
industriellen Komplexes<br />
sind vorbei“,<br />
glaubt er:„Diealten Stahlwerke werden<br />
nicht wieder öffnen. Wir wollen<br />
etwas neues, die nächste Generation.“<br />
Und während der Lobbyist<br />
Bill Adams von der Autogewerkschaft.<br />
Für ihn ist Trump<br />
ein Betrüger.<br />
KARL DOEMENS<br />
GETTY IMAGES/JEFF SWENSEN<br />
über die notwendige Bündelung<br />
kommunaler Einrichtungen, den<br />
Boom im Logistik-Gewerbe und die<br />
Chancen vonSpezialstahlherstellern<br />
redet, gewinnt man einen Eindruck<br />
davon, dass sich diese Region trotz<br />
aller Rückschläge nicht einfach ihremSchicksal<br />
ergeben will.<br />
Tatsächlich gab es zuletzt kleine<br />
Hoffnungsschimmer.ImMahoning-<br />
Fluss, der durch die Kühlung der<br />
Hochöfen in den 1970er-Jahren<br />
selbst im tiefsten Winter auf 43 Grad<br />
Celsius erhitzt wurde, schwimmen<br />
erste Fische. Inder Innenstadt von<br />
Youngstown wurden Blumenbeete<br />
angelegt. Eine Freiluftbühne hat eröffnet.<br />
Und imhundert Jahre alten<br />
Stambaugh-Gebäude mit seiner<br />
stolzen Terrakotta-Fassade ist ein<br />
schickes Hotel entstanden – mit<br />
Hilfe kräftiger Steuersubventionen.<br />
Die Fenster der beiden Ladenlokale<br />
im Erdgeschoss freilich sind verhangen:<br />
Seit 14 Monaten sucht der Hilton-Konzern<br />
vergeblich nach Mietern.<br />
„Es wirdschwieriger.Aber wir haben<br />
Erfahrung mit dem Kämpfen“,<br />
sagt Todd Franko, der ehemalige<br />
Chefredakteur des Vindicator. Der<br />
52-Jährige weiß, wovon er spricht:<br />
Vorwenigen Tagen ist seine <strong>Zeitung</strong><br />
eingestellt worden. Die Konkurrenz<br />
des Internets,die durch den Wegzug<br />
vieler Einwohner dramatisch<br />
schrumpfende Leserschaft, der von<br />
der Schließung des örtlichen Kaufhauses<br />
Sears beschleunigte Einbruch<br />
des Anzeigengeschäfts –bei<br />
dem Lokalblatt haben sich die spezifischen<br />
Probleme der Region und die<br />
allgemeinen der Branche potenziert.<br />
Mit einer kleinen Mannschaft und<br />
zuletzt noch 30 000 Exemplaren Auflage<br />
hatte der Vindicator manchen<br />
lokalen Korruptionsskandal aufgedeckt.<br />
Der Wächter ist verstummt.<br />
„Es bleibt ein Loch zurück“, sagt<br />
Franko nüchtern. Aber er hat keinen<br />
Sinn für Sentimentalitäten: „Wir<br />
können uns beklagen oder wir können<br />
was Neuesmachen.“<br />
Nichtnur Franko will der Krise die<br />
Stirn bieten. „Wenn deine <strong>Zeitung</strong><br />
dichtmacht, bist du plötzlich begehrt,<br />
um andere davor zu warnen“,<br />
sagt er mit Galgenhumor. Einen<br />
neuen Job hat er gefunden: Im Auftrag<br />
einer Bostoner Stiftung wirdsich<br />
der Journalist künftig um die Spendenakquise<br />
für gemeinnützigen Lokaljournalismus<br />
kümmern.<br />
Wirtschaftsmann Dignan hofft<br />
trotz aller Schwierigkeiten auf die<br />
Ansiedlung einer große Cracker-Anlage<br />
zur Erdölverarbeitung. Und bei<br />
Bürgermeister Hill steht eine blitzblanke<br />
neue Schaufel für Spatenstiche<br />
in der Ecke des Büros bereit.„Wir<br />
haben Strom, gute Straßen und Steueranreize“,<br />
sagt er:„Ichwerde um jedenneuen<br />
Investor kämpfen.“<br />
DerGlaubeanden Wunderheiler<br />
Vielleicht ist es dieser in jahrzehntelangen<br />
Krisen gehärtete trotzige Widerstandsgeist,<br />
der viele Einwohner<br />
der Region auch weiter zu Trumpstehen<br />
lässt. „Sein Zugang zu den Themen<br />
ist manchmal etwas ungewöhnlich“,<br />
räumt Hill ein. DerSohnnorwegischer<br />
Einwanderer ist ein traditioneller<br />
Republikaner, der stolz auf<br />
seinen schuldenfreien Haushalt ist.<br />
Den Polter-Präsidenten will er trotzdem<br />
nicht kritisieren: „Jeder wusste,<br />
dass er kein Chorknabe ist.“ Undwas<br />
ist mit den fallenden Häuserpreisen?<br />
„Niemand kann die Welt in vier Jahrenändern“,<br />
wiegelt er ab.<br />
Auch der linke Gewerkschafter<br />
Adams sieht bei seinen Kollegen<br />
keine massiveAbsetzbewegung vom<br />
Präsidenten: „Seine Basis liebt ihn,<br />
weil er das sagt, was sie sich nicht<br />
traut.“ Mit seiner Schwiegermutter<br />
liegt Adams deswegen im Dauerclinch.<br />
Nichtnur an Familientischen<br />
ist die Polarisierung spürbar. Als das<br />
Aus für den Vindicator verkündet<br />
wurde, hörte Chefredakteur Franko<br />
auf seiner Mailbox neben bedauernde<br />
Nachrichten auch wüste Beschimpfungen.<br />
„Ihr bekommt, was<br />
ihr verdient!“, brüllte einer. Inden<br />
Vorgärten seiner Nachbarschaft hat<br />
Franko 14 Monate vor der Wahl<br />
schon erste „Trump 2020“-Schilder<br />
entdeckt. „Solange die Arbeiter hier<br />
das Gefühl haben, dass es Amerika<br />
insgesamt besser geht, werden sie<br />
wieder für ihn stimmen“, markierter<br />
den politischen Knackpunkt: „Selbst<br />
wenn das für sie persönlich nicht<br />
gilt.“<br />
Noch trägt der Glaube an den<br />
Wunderheiler im Weißen Haus.<br />
Doch das Vertrauensteht auf wackligem<br />
Grund: Die Konjunktur ist ins<br />
Schleudern geraten. Das Wachstum<br />
hat sich im zweiten Quartal verlangsamt.<br />
Viele Unternehmen frieren<br />
wegen des Handelskriegs mit China<br />
ihre Investitionen ein. Namhafte<br />
Ökonomen sagen einen Einbruch<br />
der Wirtschaft voraus. Für Trumps<br />
Siegeschancen ist nun entscheidend,<br />
dass eine mögliche Rezession<br />
erst nach derWahl spürbar wird. Den<br />
Menschen in der einstigen Stahlregion<br />
Ohios hingegen helfen ein paar<br />
Monate Aufschub nichts: Für sie<br />
wäreein Abschwung zu jeder Zeit fatal.<br />
„Immer, wenn die Wirtschaft eingebrochen<br />
ist, hat es uns ein bisschen<br />
härter als den Rest des Landes<br />
getroffen“, sagt der Republikaner<br />
Hill: „Und jedes Mal, wenn die Konjunktur<br />
danach wieder angezogen<br />
ist, sind wir ein Stück weiter zurückgeblieben.“<br />
Seinen Spaten könnte<br />
der Bürgermeister dann wohl endgültig<br />
einmotten.<br />
KarlDoemens<br />
sah 2012 Springsteen in<br />
Youngstown, 2017 Trump.
6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />
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Made in Berlin<br />
BERLINER BEKANNTE<br />
NEU IN DER STADT<br />
Werreitet<br />
denn da im<br />
Wind?<br />
VonJörg Niendorf<br />
Vier „Ritter“ sind sehr bekannt im<br />
Süden von Schöneberg, kein<br />
Wunder,denn sie thronen hier wirklich<br />
stolz über allem: Vonwoman im<br />
Gebiet nahe dem Bahnhof Südkreuz<br />
auch schaut, immer sieht man die<br />
vier Schlote der ehemaligen Malzfabrik.<br />
Jeder dieser vier hat einen riesigen<br />
Metallaufsatz, der an einen Ritterhelm<br />
erinnert, daher der Name<br />
der Wahrzeichen. Das Beste aber ist,<br />
dass sich die Kappen immer schön<br />
mit dem Wind drehen. So etwas war<br />
früher eigens eine Konstruktion für<br />
die Malzherstellung, solche Darrhauben<br />
hatte jede Mälzerei. Je nachdem,<br />
woher ein Lüftchen weht, bewegen<br />
sich die Schlotaufsätze, immer<br />
weitgehend synchron. Das tun<br />
sie bis heute.Jeweils 3,3 Tonnen Metall<br />
ächzen los,alle Wetter!<br />
Heute ist die Malzfabrik ein Kreativstandort<br />
für Start-ups und Kultur,<br />
viele Firmen auf dem Gelände des<br />
Industriedenkmals beschäftigen<br />
sich mit nachhaltigen Ideen und mit<br />
Umweltprojekten. Gebraucht werden<br />
die kuriosen Relikte auf dem<br />
Dach natürlich schon längst nicht<br />
mehr,und dass sie sich wirklich drehen,<br />
ist schon gar nicht nötig. Aber<br />
sie stehen seit langem mit den Gebäuden<br />
unter Denkmalschutz.<br />
Die einzig verbliebenen Darrhauben<br />
Voreinigen Jahren ließ sie der Besitzer<br />
des Areals dann aufwendig restaurieren,<br />
sie sind nun wieder geradezu<br />
leichtgängig – trotz schierer<br />
Masse, trotz des hohen Alters. „In<br />
Berlin sind es die einzigen verbliebenen<br />
Darrhauben“, sagt Nico Kupfer,<br />
Mitarbeiter im <strong>Berliner</strong> Zentrum Industriekultur.<br />
„Mälzereien gab es<br />
früher in vielen Stadtteilen“, erläutertKupfer.Aber<br />
nur hier,inSchöneberg,<br />
gibt es die markanten Türme<br />
mitsamt ihrer Wahrzeichen noch.<br />
Schultheiss ließ die Anlage in<br />
den Jahren ab 1914 bauen, und zwar<br />
nicht als Anhängsel an eine bestehende<br />
Brauerei, sondern als ganz<br />
eigenständige Fabrik nur für die<br />
Malzherstellung. Zeitweilig galt die<br />
Mälzerei an der Bessemerstraße in<br />
Schöneberg sogar als größte und<br />
modernste weltweit. Und sohatte<br />
sie denn auch die aufwendigsten<br />
Kappen auf ihren Darrentürmen.<br />
Bis heute sind diese vier Darren,<br />
jede davon ist sechs Meter hoch, mit<br />
die Größten ihrer Art.<br />
Dabei sind die Kappen so konstruiert,<br />
dass sie mittels ihrer Drehungen<br />
ständig einen Luftzug im Inneren<br />
des Gebäudes erzeugten. Das<br />
war für das Darren –den entscheidenden<br />
Schritt in der Malzherstellung<br />
–wichtig. Dasinvorherigen Arbeitsschritten<br />
ausgekeimte Grünmalz<br />
musste nun nämlich unter<br />
Hitze getrocknet und die feuchte<br />
Luft zuverlässig abgezogen werden.<br />
Im fränkischen Kulmbach hatte sich<br />
eine Brauerei bereits um 1900 eben<br />
dieses System patentieren lassen. So<br />
bot der Aufsatz auch Schutz vor Regenwasser,Wind<br />
undWetter.Bis weit<br />
in die Nachkriegszeit wurde so gedarrt.<br />
An zwei Sonnabenden pro<br />
Monat gibt es auch Führungen zur<br />
Historie des Ortes: tunneltours.de.<br />
Markant: die vier „Ritter“ auf dem Dach<br />
der ehemaligen Mälzerei.<br />
IMAGO IMAGES<br />
Ärzte aus Syrien, Erzieher<br />
aus den Niederlanden<br />
oder<br />
Lehrer aus der Türkei,<br />
die nun in Berlin eine Anstellung<br />
suchen: Wer in einem<br />
anderen Land seine<br />
Ausbildung abgeschlossen<br />
hat und in Deutschland arbeiten<br />
will, muss sich seine<br />
Qualifikation anerkennen<br />
lassen. Die Verfahren sind<br />
aufwendig, strotzen vor Bürokratie,<br />
dabei sind Unternehmen<br />
auch in Berlin auf<br />
ausländische Fachkräfte angewiesen.<br />
Ohne gut qualifizierte<br />
Fachkräfte aus Europa<br />
und dem Rest der Welt<br />
lässt sich die Lücke vor dem<br />
Hintergrund des demografischen<br />
Wandels auch in Berlin<br />
kaum noch schließen.<br />
„Die Anerkennungsberatung<br />
ist dabei eines von<br />
mehreren Instrumenten zur<br />
Fachkräftegewinnung“, sagt<br />
Meike Al-Habash, Bereichsleiterin<br />
Ausbildungsberatung<br />
bei der IHK Berlin.<br />
Tatsächlich sind in Berlin<br />
2018 die Zahl der Anerkennungsverfahren<br />
insgesamt<br />
und auch die Anzahl der positiven<br />
Bescheide im Vergleich<br />
zum Vorjahr laut den<br />
Daten vom Statistischen<br />
Landesamt Berlin-Brandenburgnoch<br />
einmal gestiegen.<br />
Waren es bei sogenannten<br />
reglementierten Berufen,<br />
also bei solchen, für die es<br />
zwingend einer Anerkennung<br />
bedarf, 2017 insgesamt<br />
2241 Verfahren, von<br />
denen 33,7 Prozent positiv<br />
bescheinigt wurden, so betrug<br />
der Anerkennungsanteil<br />
im vergangenen Jahr<br />
52,7 Prozent –bei 2624 Verfahren.<br />
Zu den anerkennungspflichtigen<br />
Berufen<br />
zählen zum Beispiel Ärzte,<br />
Krankenpfleger, Lehrer oder<br />
Ingenieure.<br />
Rechnet man die Positiv-<br />
Bescheide mit „Auflage“<br />
hinzu, also wenn die Gleichstellung<br />
durch eine Ausgleichsmaßnahme<br />
erreicht<br />
werden kann, waren es 70<br />
Prozent, beziehungsweise<br />
86,6 Prozent im Jahr 2018.<br />
„Die gestiegene Zahl der<br />
Anerkennungsverfahren<br />
hängt sicherlich zu einem<br />
großen Teil damit zusammen,<br />
dass das Verfahren in<br />
den letzten Jahren einfach<br />
bekannter geworden ist“,<br />
sagt Al-Habash vonder IHK.<br />
Doch sie sieht noch Luft<br />
nach oben. „Auch Unternehmen<br />
sollten stärker das<br />
Anerkennungsverfahren als<br />
Instrument nutzen, um Mitarbeiter,<br />
die noch keinen<br />
fachlichen Abschluss haben,<br />
aber aus ihrem Heimatland<br />
eine berufliche<br />
Ausbildung mitbringen, als<br />
anerkannte Fachkräfte in<br />
das Unternehmen zu integrieren<br />
“, sagt sie.„Momentan<br />
sind es hauptsächlich<br />
die ausländischen Fachkräfte<br />
selber, die zur Anerkennungsberatung<br />
kommen.“<br />
Mehr Fachkräfte<br />
Anerkennungsverfahren<br />
für zulassungspflichtige<br />
Berufsgruppen<br />
in Berlin 2018, Auswahl<br />
in Klammern Top-3 der<br />
Ausbildungsstaaten MÄNNER FRAUEN<br />
Technische Forschung-,<br />
Entwicklung-, Konstruktion,<br />
Produktionssteuerung<br />
(Syrien, Polen/Iran, Irak)<br />
Bauplanung-, Architekturund<br />
Vermessung<br />
(Italien, Spanien, Großbrit.)<br />
Erziehung, soziale und<br />
hauswirtschaftliche<br />
Berufe, Theologie<br />
(Niederlande, Österreich, Italien/<br />
Polen/Großbrit./Ägypten)<br />
Lehrende und<br />
ausbildende Berufe<br />
(Türkei, Griechenland, Syrien)<br />
Medizinische<br />
Gesundheit<br />
193<br />
277<br />
177<br />
(Syrien, Philippinen,<br />
Bosnien und Herzegowina)<br />
9<br />
5<br />
72 21<br />
53<br />
Sprach-, literatur-, geistes-,<br />
gesellschafts- und wirtschaftswissenschaftliche<br />
Berufe<br />
(Spanien, Italien, Türkei/Mexiko)<br />
für Berlin<br />
2018 wurden mehr ausländische<br />
Berufsabschlüsse anerkannt –doch es ist noch<br />
Luft nach oben<br />
VonTheresa Dräbing (Text) und Isabella Galanty (Grafik)<br />
1<br />
1<br />
38 29<br />
16<br />
12<br />
39<br />
82 27<br />
39 30<br />
1 1<br />
37<br />
50<br />
6<br />
77<br />
7<br />
Polen, Österreich,<br />
Frankreich, Schweiz<br />
43<br />
28<br />
11<br />
231<br />
124<br />
(Polen, Russland, Griechenland)<br />
4<br />
13<br />
430<br />
261<br />
(Philippinen,<br />
235 China, Polen)<br />
16<br />
16<br />
3<br />
597<br />
1 53<br />
1<br />
41 207<br />
103 383<br />
660 930<br />
12<br />
Negativ<br />
Positiv<br />
mit Auflagen<br />
Antrag in<br />
Bearbeitung/<br />
Sonstiges<br />
(Syrien, Polen, Ukraine/Iran)<br />
(Spanien, Italien, Großbrit./USA)<br />
(Polen, Griechenland, Spanien)<br />
QUELLE: DESTATIS BERLIN-BRANDENBURG<br />
Dabei würde eine höhere<br />
Quote anerkannter Berufsabschlüsse<br />
aus dem Ausland<br />
auch Unternehmen zugutekommen:<br />
Denn laut Fachkräftemonitor<br />
der IHK Berlin<br />
fehlen zurzeit 141 000 Fachkräfte<br />
allein in der Hauptstadt.<br />
Darunter mangelt es an<br />
25 000 Akademikern und<br />
116 000 Facharbeitern, während<br />
es bei den Helferberufen<br />
mittlerweile laut der Statistik<br />
schon einen Überhang von<br />
7000 Männern und Frauen<br />
gibt. Eine Möglichkeit also:<br />
Mitarbeiter in Helferberufen<br />
mit einem ausländischen Abschluss<br />
diesen anerkennen,<br />
um sie im Unternehmen weiter<br />
zu qualifizieren.<br />
Auch aus Sicht der zuständigen<br />
Senatsverwaltung<br />
für Integration, Arbeit<br />
und Soziales unter der Linken-Senatorin<br />
Elke Breitenbach<br />
könne mittelbar einiges<br />
getan werden, um die<br />
Antragszahlen weiter zu erhöhen<br />
und so mehr Fachkräfte<br />
anzulocken. Dazu<br />
zähle, Informations- und<br />
Beratungsangebote noch<br />
weiter auszubauen. „Vor allem<br />
muss die Antragstellung<br />
aus dem Ausland leichter<br />
werden“, sagt eine Sprecherin<br />
der zuständigen Senatsverwaltung.<br />
Derzeit werdean<br />
der Umsetzung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes<br />
gearbeitet, durch das die<br />
Grundlage für eine Zentrale<br />
Servicestelle für Antragstellende<br />
aus dem Ausland geschaffen<br />
werden soll. Daneben<br />
seien aber auch bessere<br />
Sprachkenntnisse der Fachkräfte<br />
entscheidend dafür,ob<br />
dasVerfahren Erfolg habe.<br />
Tatsächlich muss zwar für<br />
die Anerkennung vonausländischen<br />
Berufsabschlüssen<br />
kein Sprachniveau nachgewiesen<br />
werden. Wenn es aber<br />
im Laufe des Anerkennungsverfahrens<br />
zu einer Qualifikationsanalyse<br />
kommen sollte,<br />
müssen hierfür ausreichende<br />
Deutschkenntnisse vorhanden<br />
sein. Das ist der Fall,<br />
wenn Dokumente nicht<br />
mehr vorhanden sind und<br />
die Qualifikation deshalb anders<br />
bewiesen werden muss.<br />
Der Großteil ausländischer<br />
Fachkräfte, der sich in<br />
Berlin im vergangenen Jahr<br />
einenreglementiertenBeruf<br />
anerkannt lassen hat,<br />
kommtaus Ländern der EU,<br />
danach folgen Asien und<br />
das übrige Europa. Mit großem<br />
Abstanddahinter:Südamerika,<br />
Afrika und Nordamerika.<br />
Insgesamt haben<br />
mehr Frauen als Männer<br />
eine Anerkennung beantragt.<br />
Den größten Anteil<br />
nahm bei beiden Geschlechtern<br />
die Berufsgruppe<br />
„Medizinische Gesundheit“<br />
ein. So kamen in<br />
dieser Berufsgruppe beispielsweise<br />
mit242 Männern<br />
und Frauen die meisten Antragssteller<br />
von den Philippinen,<br />
gefolgt von Syrien mit<br />
185 Antragsstellern.<br />
Grüne<br />
Konkurrenz<br />
für beige Taxis<br />
VonJochen Knoblach<br />
Das hat den <strong>Berliner</strong> Taxifahrern<br />
gerade noch gefehlt: Während<br />
der Senat die Beförderungspreise im<br />
Schnitt um gut zehn Prozent anhob<br />
und die Droschkenkutscher der Stadt<br />
nach eigenen Angaben in den letzten<br />
zwei Jahren bereits rund ein Viertel<br />
der Kundschaft an neue Konkurrenten<br />
verloren haben, geht nun der US-<br />
Taxivermittler Uber auch hier mit einer<br />
neuen Sparte an den Start. Uber<br />
Green heißt dieser Dienst, mit dem<br />
sich seit Montag in der Hauptstadt<br />
gezielt Elektroautos per App für den<br />
Taxidienst buchen lassen.<br />
Wasder einen Seite Sorgen bereitet,<br />
ist für die andereein Gewinn.„Der<br />
Startvon Uber GreeninBerlinist ein<br />
weiterer wichtiger Schritt beim Ausbau<br />
unserer Plattform für eine nachhaltige,<br />
geteilte Mobilität“, sagte<br />
Uber-Deutschland-Chef Christoph<br />
Weigler anlässlich des Starts, der allerdings<br />
mit Verspätung erfolgte.<br />
Denn eigentlich wollte Uber Green<br />
bereits imDezember antreten, doch<br />
fehlte es den angeschlossenen Mietwagenunternehmen<br />
seinerzeit an<br />
den nötigen Elektroautos. Dem Vernehmen<br />
nach hatten sie Fahrzeuge<br />
zwarbestellt,doch wurden diese von<br />
denHerstellernerstmit großerVerzögerunggeliefert.<br />
Jetzt alsosind sieda.<br />
Etwa 50 Autos im Einsatz<br />
Berlin ist inzwischen bereits die<br />
fünfte Stadt im Land, in der Uber<br />
reine Elektroautos für Taxifahrten anbietet.<br />
In München, Frankfurt am<br />
Main, Köln und Hamburglassen sich<br />
Stromtaxis schon länger per Uber-<br />
App ordern. Hier stehen dafür nun<br />
insgesamt etwa 50 batteriebetriebene<br />
Limousinen zur Verfügung. Uber<br />
selbst gehört davon kein einziges<br />
Auto.Denn bekanntermaßen ist Uber<br />
kein Taxiunternehmen im herkömmlichen<br />
Sinn, sondernein digitalerVermittler,<br />
der Kunden und Chauffeur<br />
zusammenbringt. Uber arbeitet mit<br />
lizenzierten Mietwagen- und Taxiunternehmen<br />
zusammen, deren Fahrer<br />
laut Uber über einen Personenbeförderungsschein<br />
verfügen. Für die<br />
Elektroautos gibt es in der Uber-App<br />
einen eigenen Button. Die benzinund<br />
dieselfreie Variante der Fortbewegung<br />
ist nicht teurer,verlangt aber<br />
mitunter etwas mehrWartezeit.<br />
Die hauptstädtische Elektroflotte<br />
besteht aus Fahrzeugen von Nissan,<br />
Hyundai und Jaguar, wobei der<br />
größte Teil dem Unternehmen Safedriver<br />
gehört, einem Chauffeurdienst,<br />
der 2016 aus dem ehemaligen<br />
Bundestagsfahrdienst entstand. 20<br />
Nissan Leaf sowie zehn elektrifizierte<br />
Jaguar-SUV hat die FirmaimEinsatz.<br />
Laut Firmenchef Thomas Mohnke<br />
wurde dafür am Anhalter Bahnhof<br />
eine eigene Ladeinfrastruktur mit 32<br />
Stromzapfsäulen aufgebaut. 20 weitere<br />
Elektrofahrzeuge sind bestellt,<br />
wobei Mohnke hofft, dass sie noch in<br />
diesem Jahr geliefertwerden. Bis2022<br />
soll die gesamte Safedriver-Flotte<br />
elektrifiziert sein, die zurzeit 150 Limousinen<br />
umfasst.<br />
Beiden <strong>Berliner</strong>Taxiunternehmen<br />
sind E-Mobile indes die Ausnahme.<br />
Vonden insgesamt 8135 Taxis in der<br />
Stadt fährt gerade mal ein einziges<br />
ausschließlich mit Strom. Die meisten<br />
Autos haben einen Diesel, 3000<br />
einen Hybridantrieb, 500 fahren mit<br />
Gas. Nunhat die<strong>Berliner</strong>Taxi-Innung<br />
aber dieLizenzen fürzweiElektroautos<br />
beantragt. Mit ihnen soll die Praxistauglichkeit<br />
des E-Autos im täglichen<br />
Taxibetrieb getestet werden.<br />
UBER
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
DAX-30 in Punkten<br />
13.6.19<br />
13.6.19<br />
MÄRKTE<br />
▲ 12410,25 (+0,41 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
13.6.19<br />
Stand der Daten: 12.09.2019 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
12.9.19<br />
▼ 60,32 (–1,15 %)<br />
12.9.19<br />
▼ 1,0963 (–0,36 %)<br />
Quelle<br />
aus DAX und MDAX vom 12.09. zum Vortag<br />
12.9.19<br />
Puma 67,45 +3,21 WWWWWWWWWWW<br />
Evotec 20,53 +3,06 WWWWWWWWWWW<br />
AarealBank 27,32 +2,98 WWWWWWWWWW<br />
1&1 Drillisch 31,24 +2,56 WWWWWWWWW<br />
Merck 97,36 +2,40 WWWWWWWW<br />
Linde PLC 173,30 +2,15 WWWWWWWW<br />
Verlierer<br />
ausDAX und MDAXvom 12.09. zumVortag<br />
Siltronic NA 69,58 WWWWWWWW –2,36<br />
Hugo Boss NA 53,88 WWWWWWW –1,86<br />
Rheinmetall 114,70 WWWWWW –1,55<br />
Dialog Semic.NA 42,10 WWWWWW –1,52<br />
BayerNA 68,01 WWWWW –1,43<br />
Lanxess 57,60 WWWWW –1,13<br />
Leitbörsen im Überblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 12.09. ±% z. 11.09.<br />
Euro Stoxx 50(EU) +0,63<br />
3574/2909 3538,86<br />
CAC 40 (FR) + 0,44<br />
5673/4556 5642,86<br />
S&P UK (UK) + 0,07<br />
1562/1323 1483,37<br />
RTS (RU) +0,47<br />
1414/1033 1361,05<br />
IBEX (ES) +0,25<br />
9665/8286 9082,30<br />
Dow Jones (US) +0,25<br />
27399/21713 27204,84<br />
Bovespa (BR) +0,49<br />
106650/74445103949,40<br />
Nikkei (JP) +0,75<br />
24448/18949 21759,61<br />
Hang Seng (HK) –0,08<br />
30280/24541 27095,29<br />
Stx Singap. 20 (SG) –0,56<br />
1657/1350 1591,55<br />
Festgeld für 5.000 Euro<br />
Kundenkontakt 3Mon. 6Mon. 12 Mon.<br />
Crédit Agricole **<br />
ca-consumerfinance.de 0,81 0,91 1,01<br />
PrivatBank 1891 **<br />
privatbank1891.com 0,56 0,57 0,75<br />
Bank11<br />
bank11.de 0,40 0,50 0,60<br />
akf bank **<br />
akf.de 0,20 0,45 0,70<br />
abcbank<br />
abcbank.de - 0,45 0,55<br />
Deutsche Bank*<br />
deutsche-bank.de - 0,01 0,20<br />
Santander<br />
santander.de - 0,01 0,20<br />
Targobank<br />
targobank.de 0,00 0,00 0,20<br />
ING<br />
ing.de - - 0,01<br />
Commerzbank<br />
commerzbank.de - - 0,01<br />
Isbank<br />
isbank.de 0,35 0,35 0,50<br />
PSD Berlin Brandenburg<br />
psd-bb.de 0,01 0,01 0,01<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />
mbs-potsdam.de - - 0,01<br />
Sparda-Bank Berlin<br />
sparda-b.de - - 0,002<br />
<strong>Berliner</strong> Sparkasse<br />
-030/86986969 - - -<br />
Mittelwert von 80 Banken 0,23 0,28 0,42<br />
*12Monate Neukundenangebot<br />
** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen<br />
(Samstag).<br />
Quelle: FMH-Finanzberatung<br />
Von Jörn Bender<br />
Lidl-Gründer<br />
reichster<br />
Deutscher?<br />
Ranglisten kommenzu<br />
verschiedenen Ergebnissen<br />
Lidl-Gründer Dieter Schwarz ist<br />
einer neuen Aufstellung zufolge<br />
der reichste Deutsche. Das Magazin<br />
„Bilanz“ schätzt das Vermögen des<br />
79-Jährigen auf 41,5 Milliarden Euro.<br />
Aufden Plätzen zwei und drei folgen<br />
die Familie von Theo Albrecht (Aldi<br />
Nord) und Wolfgang Porsche mit<br />
einem Vermögen von jeweils 18Milliarden<br />
Euro,wie das Magazinberichtet.<br />
Während bei Schwarz nur seine<br />
eigenen Vermögenswerte in die<br />
Schätzung einflossen, sind bei den<br />
Albrechts und Porsches auch die Familien<br />
berücksichtigt. Grundlage der<br />
Erhebung sind eigeneRecherchen in<br />
DokumentenundbeiVermögensverwaltern,<br />
Finanzexperten und Ökonomen,beiAnwältenundVertreternder<br />
Rangliste selbst. In die Bewertung<br />
fließen Aktienkapital, Kapitalanlagen,Immobilien,Kunstsammlungen<br />
und Familienstiftungen, aber auch<br />
Unternehmenswerte ein.<br />
Schwarz wird indieser Auflistung<br />
deutlich reicher gerechnet als in anderen<br />
Rankings. Das „Manager Magazin“<br />
beispielsweise schätzte sein<br />
Vermögen voreinemJahr auf 25 Milliarden<br />
Euro, das US-Magazin „Forbes“<br />
gehtvon 17 Milliarden Euro aus.<br />
Das „Manager Magazin“ kürte die<br />
BMW-Großaktionäre Susanne Klatten<br />
und Stefan Quandt, die bei „Bilanz“<br />
auf den Plätzen fünfund sieben<br />
landen, mit einem geschätzten Vermögen<br />
von34Milliarden Euro zu den<br />
reichsten Deutschen. Lidl-Gründer<br />
Schwarzkam nur auf Platz drei. (dpa)<br />
Notenbank zieht alle Register<br />
EZB nimmt Anleihenkäufe wieder auf. Höhere Sparzinsen in weiter Ferne<br />
Zentrale derEZB in Frankfurt.<br />
Neue<br />
Pause im<br />
Handelskrieg<br />
USA vertagen Strafzölle auf<br />
Produkte aus China<br />
Die US-Regierung will die für Anfang<br />
nächsten Monats angekündigteAnhebung<br />
der Strafzölle auf chinesische<br />
Importe im Umfangvon 250<br />
Milliarden US-Dollar um zwei Wochen<br />
auf Mitte Oktober verschieben.<br />
Das kündigte US-Präsident Donald<br />
Trump als „Geste des gutenWillens“<br />
auf Twitter an. AufBitten des chinesischenVize-PremiersLiuHe<br />
undangesichts<br />
der Tatsache, dass die Volksrepublik<br />
am1.Oktober ihr 70-jähriges<br />
Bestehen feiere, sei vereinbart worden,<br />
die geplante Anhebung derZölle<br />
für diese Tranche vom 1.auf den 15.<br />
Oktober zu verschieben.<br />
Die USA und China liefern sich<br />
nunmehr seit gut einem Jahr einen<br />
Handelskrieg, der in beiden Ländern<br />
zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstumsgeführthatunddie<br />
Weltkonjunktur bremst. Die beiden<br />
größten Volkswirtschaften der Welt<br />
überziehen einander schrittweise mit<br />
immer neuen Strafzöllen.<br />
Bereits seit Längerem geltenStrafzölle<br />
von 25 Prozent für Importe aus<br />
China in die USA im Umfang vonrund<br />
250 Milliarden US-Dollar. Sie sollten<br />
ursprünglich ab 1. Oktober auf 30 Prozent<br />
erhöhtwerden. Dies soll nun erst<br />
zum 15. Oktoberpassieren.<br />
Trump reagierte damit auf ein Signal<br />
der Entspannung, das zuvor die<br />
Regierung in Peking ausgesendet hatte.China<br />
legte eine Liste vonUS-Produktenvor,die<br />
vonStrafzöllen ausgenommen<br />
werden sollen. Es geht unter<br />
anderem um Medikamente. (dpa)<br />
FOTO: BORIS ROESSLER/DPA<br />
Kurz vor Ende seiner Amtszeit<br />
zieht EZB-Präsident<br />
Mario Draghi noch einmal<br />
alle Register –zum Leidwesen<br />
vonSparernund Banken: höhere<br />
Strafzinsen für Banken, frische Milliarden<br />
für Anleihenkäufe und ein auf<br />
unbestimmte Zeit zementiertes Zinstief.<br />
Mit dem am Donnerstag beschlossenen<br />
gewaltigen Maßnahmenpaket<br />
stemmt sich die Europäische<br />
Zentralbank (EZB) gegen die<br />
Konjunkturschwäche.<br />
Eine „sehr expansive Geldpolitik“<br />
sei wegen umfangreicher Risiken für<br />
die Konjunktur weiterhin notwendig,<br />
begründete Draghi die Entscheidungen<br />
nach der Sitzung des EZB-Rates<br />
in Frankfurt. Der Leitzins bleibt unverändert<br />
auf dem Rekordtief von<br />
null Prozent, eine erste Zinserhöhung<br />
verschob der EZB-Rat auf unbestimmte<br />
Zeit.<br />
Die Notenbank erwartet sowohl<br />
2019 (1,1 Prozent) als auch 2020 (1,2<br />
Prozent) weniger Wachstum für die<br />
Euro-Wirtschaft als noch vordreiMonaten<br />
prognostiziert. Die Inflationsrate<br />
wird sich demnach mit 1,2 Prozent<br />
in diesem und 1,0 Prozent im<br />
nächsten Jahr eher wieder vom 2,0-<br />
Prozent-Ziel entfernen.<br />
Kritiker bezweifeln, dass die Notenbank<br />
mit der weiteren Verschärfung<br />
ihrer seit Jahren ultralockeren<br />
GeldpolitikihrZielerreichenwird,die<br />
Wirtschaft im Euro-Raum anzukurbeln<br />
und die seit Jahren vergleichsweise<br />
niedrige Inflation nach oben zu<br />
treiben.<br />
Geschäftsbanken müssen künftig<br />
0,5 Prozent Strafzinsen zahlen, wenn<br />
sie überschüssige Gelder bei der Notenbank<br />
parken. Schon der bisherige<br />
negative Einlagensatz von minus 0,4<br />
Prozent war eine Milliardenbelastung<br />
für die Finanzbranche.Womöglich<br />
geben Banken die Kosten bald an<br />
einen größeren Kundenkreis weiter.<br />
Mit dem Strafzins wollen die Währungshüter<br />
die Institute dazu bringen,<br />
mehr Gelder in Form vonKrediten<br />
an Unternehmen und Verbraucher<br />
auszureichen, um die Wirtschaft<br />
anzukurbeln. Um dieBanken zumindest<br />
etwas zu entlasten, führtdie EZB<br />
einen Staffelzins ein, um bestimmte<br />
Freibeträge von den Strafzinsen auszunehmen.<br />
Mit einer Neuauflage von Wertpapierkäufen<br />
will die EZB Konjunktur<br />
und Inflation zusätzlich auf die<br />
Sprünge helfen. Ab 1. November sollen<br />
monatlich 20 Milliarden Euro in<br />
den Erwerb von Anleihen gesteckt<br />
werden. Dieser Teil des Pakets war im<br />
EZB-Rat umstritten, wie Draghi einräumte.<br />
Ein genaues Ende der Käufe<br />
legte das Gremium nicht fest.<br />
„Die noch expansivereGeldpolitik<br />
bringt mehr Schaden als Nutzen“,<br />
stellte Sparkassen-Präsident Helmut<br />
Renault CLIO Life SCe 65<br />
Schleweis fest. „Die negativen Auswirkungen<br />
dieser Politik überwiegen<br />
mittlerweile, gleichzeitig haben sich<br />
die positiven Effekte abgenutzt.“<br />
Auch aus der Bundespolitik kamen<br />
kritische Stimmen. DerCSU-Politiker<br />
HansMichelbachsagte:„DieEZBverabreicht<br />
eine noch höhere Dosis der<br />
Medizin, die schon in der Vergangenheit<br />
nicht gewirkt hat.“<br />
DerPräsident des BankenverbandesBdB,Hans-WalterPeters,siehtdie<br />
EZB mit ihrem Latein am Ende: „Die<br />
EZB erinnertaneinen Autofahrer,der<br />
in einer Sackgasse die Geschwindigkeit<br />
weiter erhöht.“<br />
Ende Dezember hatte die EZB ihr<br />
gewaltiges Kaufprogramm von<br />
Staats- und Unternehmensanleihen<br />
vorerst beendet. Seit Januar fließt<br />
kein frisches EZB-Geld mehr in diesem<br />
Rahmen, Gelder aus auslaufenden<br />
Wertpapieren werden jedoch reinvestiert.<br />
Von März 2015 bis Ende<br />
2018 steckte die EZB rund 2,6 Billionen<br />
Euro in Anleihen.<br />
„Mit der Wiederaufnahme der Anleihekäufe<br />
zum jetzigen Zeitpunkt<br />
sendet der Ratein gefährliches Signal<br />
an Euro-Staaten wie Italien“, befand<br />
ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann.<br />
„Diese dürfen sich offenbar<br />
auf eine dauerhafte Finanzierungshilfe<br />
durch die EZB verlassen.“ Der<br />
Kauf von Staatsanleihen hilft Regierungen,<br />
sich günstiger frisches Geld<br />
zu besorgen. Denn wenn die EZB große<br />
Bestände kauft, müssen Staaten<br />
für ihre Wertpapiere nicht so hohe<br />
Zinsen bieten. Zugleich pumpt die<br />
Notenbank über Wertpapierkäufe<br />
viel Geld in den Markt. Dassoll die Inflation<br />
antreiben.<br />
Mittelfristig strebt die EZB eine<br />
Teuerungsrate von knapp unter 2,0<br />
Prozent an. Das ist weit genug entferntvonderNullmarke.Denndauerhaft<br />
niedrige Preise gelten als Risiko<br />
für die Konjunktur: Firmen und Verbraucher<br />
könnten dann Investitionen<br />
aufschieben –inder Hoffnung,<br />
dass es bald noch billiger wird. (dpa)<br />
NIEDERLASSUNG BERLIN<br />
www.renault-retail.de/berlin<br />
NACHRICHTEN<br />
Klage gegen Monsanto<br />
abgewiesen<br />
Produkte mit einer genmanipulierten<br />
Sojabohne der Bayer-Tochter<br />
Monsanto dürfen in der EU weiter<br />
verkauft werden. DerEuropäische<br />
Gerichtshof in Luxemburgwies die<br />
Klage dreier Nichtregierungsorganisationen<br />
gegen die Zulassung<br />
zurück (Rechtssache C-82/17 P).<br />
Rechtsmittel sind nicht möglich.<br />
DieBrüsseler EU-Kommission hatte<br />
den Vertrieb vonLebens- und<br />
Futtermitteln, die die Bohne MON<br />
87701 ×MON 89788 enthalten,<br />
2012 erlaubt. Dagegen klagten drei<br />
deutsche Nichtregierungsorganisationen.<br />
Sieargumentierten, gesundheitliche<br />
Risiken seien vorder<br />
Zulassung nicht ausreichend geprüft<br />
worden. DieBohne vonMonsanto<br />
wurde genetisch verändert<br />
und ist damit sowohl insekten- als<br />
auch herbizidresistent. (dpa)<br />
Energieagentur warnt<br />
vor Ölüberschuss<br />
DieInternationale Energieagentur<br />
IEA sieht aufden ÖlmarktimkommendenJahreinen<br />
gewaltigen Angebotsüberschusszukommen.Infolge<br />
einer starksteigendenProduktion<br />
außerhalbder Opec-Staaten<br />
werdedie Nachfrage nachRohöl<br />
desÖlkartells deutlich zurückgehen,<br />
teilte die IEA am Donnerstagin<br />
Parismit. Konkret werdedie Nachfrage<br />
nachOpec-Öl im erstenHalbjahr<br />
2020 rund 1,4 Millionen Barrel<br />
je Tagunterder Produktion der<br />
Opec-Länder im August liegen. Die<br />
steigende Förderung gehe vorallem<br />
auf Länder außerhalb der Opec zurück,<br />
darunterdie USA.Dies werde<br />
dazu führen,dasssichdie in den<br />
vergangenenMonaten rückläufigen<br />
Lagerbestände wiederauffüllten.<br />
Insbesondere in den Vereinigten<br />
Staaten ist dieÖlförderung in den<br />
vergangenenJahrenmassiv gestiegen.(dpa)<br />
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kombiniert: 4,7; CO2-Emissionen kombiniert: 112 g/km; Energieeffizienzklasse: B. Renault Clio:<br />
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3Abbildung zeigt Renault Clio Intensmit Sonderausstattung.<br />
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2<br />
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8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />
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Meinung<br />
Luftballonverzicht<br />
ZITAT<br />
Ein Aufreger<br />
zerplatzt<br />
JanSternberg<br />
hält die mediale Empörung<br />
für heiße Luft.<br />
Den Grünen trauen Medien und politische<br />
Gegner alles zu. Vorallem Verbotsforderungen.<br />
Nach dem tragischen<br />
Verkehrsunfall vergangene Woche in Berlin<br />
forderten Grünen-Politiker ein Verbot<br />
oder eine Beschränkung vonSUVs in Städten,<br />
und die Debatte kochte in Sekundenschnelle<br />
hoch. Den Grünen traut man sogar<br />
zu, Kinder vorsätzlich in tiefe Trauer zu<br />
stürzen, weil ihnen die Luftballons verboten<br />
werden. Anders ist nicht zu erklären,<br />
warum die falsch zugespitzte Meldung<br />
„Grüne wollen Luftballons verbieten“ binnen<br />
kürzester Zeit Aufregung in sozialen<br />
Netzwerken und Redaktionen auslöste.<br />
„Dass so was vonsowas kommt“, singt<br />
Nena in „99 Luftballons“, und in diesem<br />
Fall kam es so: Die Grünen-Landesvorsitzende<br />
von Niedersachsen, Anne Kura,<br />
lobte im Interview den Beschluss der Stadt<br />
Gütersloh, bei städtischen Veranstaltungen<br />
(!) auf das Steigenlassen(!) von gasgefüllten<br />
(!) Ballons zu verzichten. DerAntrag<br />
kam nicht einmal von den Grünen, er<br />
wurde im Stadtrat einstimmig angenommen.<br />
DieGrünen sehen Gütersloh als Vorbild,<br />
weil Ballonreste,die in der Natur landen,<br />
fürVögel lebensbedrohlich sein könnten.<br />
„99 Luftballons auf ihrem Wegzum<br />
Horizont hielt man für Ufos aus dem All“,<br />
singt Nena. Die Vögel aber verwechseln<br />
das Plastik mit Futter und verhungernmit<br />
vollem Magen. Umweltverbände fordern<br />
schon lange ein Verbot. Dagegen steht die<br />
Romantik-Fraktion, hier vertreten durch<br />
Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies<br />
(SPD). Dessen Sprecher sagte: „Ein Ballonverbot<br />
rettet dieWelt bestimmt nicht.“<br />
Jedoch: Niemand verbietet Ballons auf<br />
Kindergeburtstagen oder bei HochzeitsfeiernimSaal,<br />
auch die Grünen nicht. Da<br />
zerplatzt ein Aufreger –bis zur nächsten<br />
Verbotsdebatte.<br />
Baden-Württemberg<br />
Eine riskante<br />
Entscheidung<br />
Markus Decker<br />
findet Winfried Kretschmanns<br />
politische Pläne zwiespältig.<br />
Winfried Kretschmann hat sich entschieden.<br />
Der grüne Ministerpräsident<br />
vonBaden-Württembergtritt bei der<br />
Landtagswahl 2021 erneut an. DasRisiko,<br />
das diese Entscheidung mit sich bringt, ist<br />
beträchtlich –nicht zuletzt für ihn.<br />
Verstehen kann man„Kretsch“, wie ihn<br />
Gefährten nennen, schon. Er ist der erste<br />
grüne Ministerpräsident in Deutschland<br />
und hat es 2016 sogar geschafft, die CDU<br />
zum Juniorpartner zu degradieren –wenn<br />
auch um den Preis, dass manche das<br />
Grüne an Kretschmann schwer erkennen<br />
können. Der Mann aus Spaichingen ist<br />
ein Solitär der deutschen Politik. Das gilt<br />
für den Karriereverlauf und das Inhaltliche.<br />
Soschwarz kann kein Grüner mehr<br />
werden. Es gilt ebenso für die Art und<br />
Weise,Politik zu machen. Dieses Granteln<br />
und diese Wutausbrüche –herrlich! Die<br />
Kombination macht Kretschmann aus<br />
grüner Perspektive, was Menschen selten<br />
sind: unersetzlich. Es liegt nahe, dass er<br />
selbst das genauso sieht.<br />
Trotzdem: Kretschmann ist bereits jetzt<br />
71 Jahre alt. Im Wahljahr ist er 73. Das Ministerpräsidenten-Amt<br />
ist nicht irgendein<br />
Amt, sondern ein harter Job. Unddas Gefühl,<br />
unersetzlich zu sein, ist gleichermaßen<br />
verführerisch wie gefährlich. Sogar<br />
„Kretsch“ ist nicht davor gefeit, dass Bürger<br />
seiner irgendwann überdrüssig werden.<br />
Ohnehin stünde mit Cem Özdemir ein<br />
Grünen-Politiker bereit, der die Nachfolge<br />
antreten könnte,aber Zeit bräuchte,indie<br />
Rolle hineinzuwachsen. Entweder macht<br />
Kretschmann also im Falle eines abermaligen<br />
Wahlsieges während der nächsten Legislaturperiode<br />
für einen anderen Platz.<br />
Oder er amtiertmit 78 Jahren immer noch.<br />
DieersteVariante wärepolitisch heikel, die<br />
zweite für ihn persönlich.<br />
Pessimismus macht Schule.<br />
Es ist die Zeit der „Ehe für alle“, der<br />
„dritten Option“ und den „Fridays<br />
for Future“. Eine Zeit, in der Patchwork-Familien<br />
in unterschiedlichsten<br />
Zusammensetzungen miteinander leben,<br />
Trans*-Menschen endlich die Chance<br />
auf ihre Namensänderung haben und der<br />
Begriff„Familie“ anVielfalt gewinnt. Seitdem<br />
die Ehe für alle 2017 im Bundestag beschlossen<br />
wurde, können gleichgeschlechtliche<br />
Paareheiraten und Kinder bekommen –oder<br />
adoptieren. Diese Veränderung hat dem Familienbild<br />
in unserer Gesellschaft eine neue<br />
Richtung gegeben und viele Menschen bestärkt.<br />
Dennoch sind wir erst am Anfang. Die<br />
Frage, wie sich ein Familienmodell und die<br />
damit verbundene Kinderplanung gestalten<br />
lässt, bleibt in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften<br />
schwierig zu beantworten.<br />
Für mich als Auslandsadoptiv- und Findelkind<br />
stand Familie noch nie mit leiblicher<br />
Verwandtschaft in einem direkten Zusammenhang.<br />
Schon immer setzte ich mich viel<br />
mit der Frage auseinander: „Was ist Familie?“.<br />
Denn der Kinderwunsch für mich, als<br />
Frau* in einer Liebesbeziehung mit einer<br />
Frau*, ist viel komplexer.Wir können es nicht<br />
„einfach so passieren lassen“, wie heterosexuelle<br />
Paare. Gleichzeitig sind gleichgeschlechtliche<br />
Paare ständigen Rechtfertigungsprozessen<br />
ausgesetzt. Sätze und Fragen<br />
wie:„Aber jedes Kind braucht doch einen<br />
Vater!“ oder „Wer ist denn in eurer Beziehung<br />
der Mann?“ gehören zu unserem Alltag. Als<br />
Frau mit einer Frau ein Kind zu planen, ist bis<br />
heute leider immer noch nicht „normal“,<br />
sondern für viele ein polarisierendes, exotisches<br />
und unnatürliches Lebenskonzept.<br />
Inzwischen gibt es unterschiedliche Optionen<br />
und Strategien, um als gleichgeschlechtliches<br />
Paar eine gemeinsame Elternschaft<br />
zu übernehmen. Seit 2018 gibt es ein<br />
neues Samenspendergesetz. Seither haben<br />
Kinder das Recht, Auskunft über ihre Abstammung<br />
und damit ihrer eigenen Identität<br />
zu erhalten. Denn die meisten Methoden,<br />
Ursula vonder Leyen hat vorwenigen Tagen<br />
die 27-köpfige EU-Kommission<br />
präsentiert, mit der sie als Präsidentin zusammenarbeiten<br />
wird. Das Ressort für Wissenschaft<br />
und Bildung übernimmt die Bulgarin<br />
Marija Gabriel, die bisher für Digitale<br />
Wirtschaft und Gesellschaft verantwortlich<br />
war. Erstmals seit 1999 rücken damit zwei<br />
zentrale Arbeitsfelder wieder zusammen. Im<br />
Kabinett Jean-Claude Junckers gab es noch<br />
die sehr künstliche Zweiteilung zwischen<br />
„Forschung und Innovation“ auf der einen<br />
und „Bildung, Sport und Kultur“ auf der anderen<br />
Seite. Dass die jetzt überwunden ist,<br />
gehörtzuden erfreulichen Seiten des neuen<br />
Kabinettszuschnitts.Noch besser wäreesgewesen,<br />
wenn man das auch im Namen gespiegelt<br />
hätte. Dass das Ressort„Innovation<br />
und Jugend“ heißt, nicht aber „Forschung<br />
und Bildung“, ist ein wenig kleinmütig.<br />
In ihrer Aufgabenbeschreibung für das<br />
neue Superministerium hat Ursula von der<br />
Leyen wichtige Akzente gesetzt. Sie betont,<br />
dass das neue Forschungsförderprogramm<br />
komplett –also ohne Kürzungen –zurealisieren<br />
sei. Als wichtiges Ziel nennt sie die europäischen<br />
Hochschulnetzwerke, deren<br />
Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden<br />
solle. Das verlangt, dass sie nicht nur den<br />
Austausch von Studierenden, sondern auch<br />
gemeinsame hochkarätige Forschung betreiben.<br />
Unbedingt positiv ist, dass die Präsidentin<br />
ihr Augenmerkauf den europäischen<br />
Hochschulraum richtet und energische<br />
Schritte zu seiner Vereinheitlichung fordert.<br />
Zehn Debatten in zehn Wochen.<br />
Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,der Tagesspiegel und die Bundeszentrale<br />
für politische Bildung feiern30Jahre Meinungsfreiheit.<br />
Diese Woche: Wieweiter zwischen den Geschlechtern?<br />
Argumente und Ideen bitte an<br />
leser-blz@dumont.de; Stichwort: Meinungsfreiheit<br />
Alle Debatten online unter<br />
berliner-zeitung.de/meinungsfreiheit<br />
Mama,<br />
Papa, egal<br />
Monisha Moreau<br />
arbeitet als Anti-Diskriminierungsteamerin* in der politischen<br />
Bildung und fordertneueModelle der Elternschaft.<br />
KOLUMNE<br />
Frischer Wind<br />
aus Brüssel für die<br />
Forschung<br />
Peter-André Alt<br />
Präsident der Hochschulrektorenkonferenz<br />
Selbst 20 Jahre nach der Einführung der Bologna-Reformsind<br />
wir voneiner vollgültigen<br />
Vergleichbarkeit der Studienprogramme<br />
und -abschlüsseweitentfernt. Auch hier gilt,<br />
dass die engere Verzahnung des Bildungsund<br />
Forschungssektors in einem Ressort<br />
helfen kann, eine überzeugendere europäische<br />
Bildungspolitik zu verwirklichen.<br />
Die nachfolgenden Punkte des Programms<br />
konzentrieren sich stark auf das<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />
um gleichgeschlechtlichen Paaren den Kinderwunsch<br />
zu erfüllen, setzen auf gespendete<br />
Samen oder Eizellen.<br />
Eine Methode, die in Deutschland bislang<br />
nicht erlaubt ist, ist die „Ropa-Methode“.<br />
Dabei findet die künstliche Befruchtung<br />
mit der Eizelle der einen Frau* und dem<br />
Sperma im Glas statt (In-vitro-Fertilisation)<br />
und wird inden Körper der anderen Frau*<br />
für die fortlaufende Schwangerschaft eingesetzt.<br />
Auf diese Weise kann in einer geschlechtlichen<br />
Partnerschaft die eine Frau*<br />
mit dem Kind verwandt sein und die andere<br />
es austragen. Diese Methode ist jedoch in<br />
Deutschland noch illegal und deswegen nur<br />
im Ausland möglich. Sie stellt meiner Ansicht<br />
nach, jedoch eine Strategie dar, die<br />
mehr Gleichstellung für gleichgeschlechtliche<br />
Paare birgt und dringend von politischen<br />
Instanzen unterstützt werden sollte.<br />
Mein abschließendes Fazit sieht so aus:<br />
Ich bin davon überzeugt, dass ein Kind in<br />
einem Umfeld aufwachsen soll, das sich<br />
der Verantwortung, die eine Elternschaft<br />
bedeutet, bewusst ist und bereit ist, dieser<br />
nachzugehen. Dabei ist es egal, ob das<br />
Umfeld aus zwei Frauen, zwei Männern,<br />
einem heterosexuellen Paar oder Menschen<br />
besteht, die sich nicht in diesen Kategorien<br />
wiederfinden. Wir leben in einer<br />
Zeit, in der unterschiedlichste Formen<br />
und Modelle von Elternschaften möglich<br />
sein könnten.<br />
Mehr als überfällig ist es jedoch, dass sich<br />
marginalisierte Gruppen und Minderheiten<br />
nicht mehr versuchen müssen, sich in veraltete<br />
Familienbild-Schablonen zu pressen,<br />
sondern ihnen Strukturen vereinfacht werden,<br />
um ihr eigenes Familienbild zu entwerfen.<br />
Denn nur so können wir Kindernund deren<br />
Eltern und Bezugspersonen, die Basis<br />
bieten, ohne Diskriminierungserfahrungen<br />
an dieser Gesellschaft teilzuhaben.<br />
Das *imText betont, dassdas soziale Geschlecht nicht im<br />
Zusammenhang mit biologischen Eigenschaften steht.<br />
Gebiet der Innovation. Forschung wird hier<br />
wesentlich als Instrument zur Etablierung<br />
von Schlüsseltechnologien, als Treiber im<br />
globalen Wettbewerb und Motor für Erfindungen<br />
bestimmt. Klar formuliertist die Erwartung,<br />
man werde durch die angewandten<br />
Wissenschaften zu mehr ökonomischem<br />
Wohlstand kommen und gleichzeitig<br />
Maßnahmen der Zukunftssicherung –insbesondere<br />
imKlimaschutz –erfolgreich organisieren<br />
können.<br />
Bedauerlich dagegen ist, dass die Rolle<br />
der Grundlagenforschung in vonder Leyens<br />
Aufgabenbeschreibung zu kurz kommt. Dabei<br />
bildet sie den eigentlichen Antrieb für<br />
Prozesse,die im wörtlichen Sinne unvorhersehbar<br />
und daher besonders produktiv sind.<br />
Die eigentlichen Sprünge entstehen durch<br />
ein unkonventionelles Erkenntnisinteresse,<br />
das vonNeugierde getrieben ist. DerGöttinger<br />
Physiker Stefan Hell, Nobelpreisträger<br />
des Jahres 2014, betont in Vorträgen gern,<br />
wie sehr ihn das ungeliebte Thema seiner<br />
Doktorarbeit dazu herausgefordert habe, eigene<br />
Wege jenseits des Mainstream zu beschreiten.<br />
Es wäredie Aufgabe einer gemeinsamen<br />
europäischen Förderpolitik, gerade<br />
das Unkonventionelle mit Ausdauer zu unterstützen<br />
und nicht nur auf technologische<br />
Verwertbarkeit zu achten.<br />
Insgesamt aber lässt sich konstatieren,<br />
dass die bildungs- und forschungspolitische<br />
Agenda der neuen EU-Präsidentin Hoffnung<br />
auf größere Geschlossenheit und bessere<br />
Umsetzbarkeit macht.<br />
„Das ist eine ganz<br />
herausgehobene Stelle.<br />
Es ist wirklich ein Traum,<br />
hier arbeiten und leben<br />
zu dürfen.“<br />
Christoph Israng, 48,<br />
deutscher Botschafter in Prag, über sein Amt.<br />
Vor 30Jahren waren Garten und Gebäude der Botschaft<br />
überfüllt mit Flüchtlingen aus der DDR, die<br />
schließlich in den Westen ausreisen durften.<br />
AUSLESE<br />
Klima und<br />
Kanzlerin<br />
Die Klimapolitik bestimmt die derzeitige<br />
Haushaltsdebatte im Bundestag.<br />
Die Westfälischen Nachrichten kommentieren<br />
die Rede der Bundeskanzlerin. „Im<br />
roten Anorak 2007 vor Grönland: So hat<br />
Merkel einst das Bild der Klimakanzlerin<br />
geprägt“, schreibt das Blatt. „Inzwischen<br />
ist viel Zeit vergangen –und wenig geschehen.<br />
Nun steht Merkel endgültig unter<br />
Handlungsdruck. DergroßeWurf –das<br />
wäre es. Aber davon sind Union und SPD<br />
weit entfernt.“<br />
Ums Geld geht es bei den Lübecker<br />
Nachrichten, die sich mit möglichen finanziellen<br />
Auswirkungen der Klimapolitik<br />
befassen: „Mehr als einmal hat die Regierung<br />
versprochen, dass durch die Klimabeschlüsse<br />
besonders zwei Gruppen<br />
nicht belastet werden sollen: Geringverdiener<br />
und darüber hinaus alle, die auf<br />
dem Land wohnen und auf ihr Auto angewiesen<br />
sind. Schon bald wirdsich zeigen,<br />
ob das Sonntagsreden waren oder hier<br />
Wort gehalten wird.“<br />
„Da hat die Bundeskanzlerin ein wahres<br />
Wort gesprochen: ‚Wenn wir den Klimaschutz<br />
vorantreiben, wird das Geld<br />
kosten.‘ Aber: ‚Wenn wir ihn ignorieren,<br />
wird esuns mehr kosten.‘“, schreibt die<br />
Frankfurter Rundschau. „Ein Satz, mit<br />
dem sie glatt bei ‚Fridays for Future‘ auftreten<br />
könnte.Noch sicherer wäreihr dort<br />
allerdings der Applaus, wenn die Haushaltspolitik<br />
der Bundesregierung zu ihren<br />
Einsichten passen würde. Das tut sie leider<br />
nicht.“ Christine Dankbar<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />
Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 – S eite 9 *<br />
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Berlin<br />
Ein Thema und<br />
kein Ende: Neuer Streit<br />
um den Mietendeckel<br />
Seite 14<br />
Für eine bessere Zukunft: „Fridays for Future“ in der kommende Woche Seite 12<br />
Für einen schöneren Abend: Die traditionelle Party bei Bertelsmann Seite 13<br />
Stadtbild<br />
Das Eis der<br />
anderen<br />
Ruth Herzberg<br />
versteht beim Eisessen keinen<br />
Spaß.<br />
Der Abend ist warm, die Schlange<br />
vor der Eisdiele ist lang. Dann<br />
habe ich es geschafft. DieKinder und<br />
ich halten das EisunsererWahl in den<br />
Händen. Aber wohin jetzt?<br />
Wir haben Glück, auf einer Bank<br />
direkt vor dem Laden sitzen zwei<br />
junge Frauen und unterhalten sich,<br />
aber neben ihnen ist noch frei. Ichdirigiere<br />
die Kinder schnell dorthin,<br />
aber für mich ist kein Platz mehr.Also<br />
bleibe ich vor der Bank stehen. Als<br />
verantwortungsvolle Erziehungsberechtigte<br />
muss ich ja in der Nähe der<br />
Kinder bleiben. Falls die Kinder kleckern,<br />
falls sie mir was erzählen wollen.<br />
Beim Eisessen kann ja so viel<br />
schiefgehen.<br />
Ichbin müde.Ich würde jetzt auch<br />
ganz gernsitzen. Aber das wirdjabestimmt<br />
auch gleich passieren, weil<br />
die beiden quatschenden Mädels auf<br />
der Bank nämlich merken werden,<br />
dass da eine müde Mama darauf wartet,<br />
dass sie gehen, weil sie nämlich<br />
fertig mit Eisessen sind und nur noch<br />
reden und dabei die leeren Eispappbecher<br />
mit dem Löffelchen drin<br />
knautschen. Kann ja wirklich nicht<br />
mehr lange dauern, denke ich, dass<br />
die dämlichen Hühner das schnallen.<br />
Ich schlecke am Salzkaramelleis<br />
und am Blaubeer-Baiser-Eis und<br />
denke: „Ach ist das lecker und wie<br />
schön wäre es, wenn ich jetzt mal<br />
kurz sitzen könnte“, aber die blöden<br />
Ziegen werden ja sicherlich gleich abdampfen,<br />
weil das ja die Bank vorm<br />
Eisladen ist und ja 1000 Leute und<br />
ich hier jetzt gern sitzen würden, um<br />
in Ruhe Eiszuessen. Aber sie verduften<br />
nicht. Sie tun’s einfach nicht! Sie<br />
schwadronieren herum und bleiben<br />
auf ihren dicken Hintern sitzen. Auf<br />
der Bank vorm Eisladen! Da kann<br />
man leider gar nichts machen.<br />
Der Eisladen ist privat, die Bank<br />
ist öffentlich. Theoretisch könnte<br />
sich jeder dort festsetzen, also jeder<br />
komplett schmerzbefreite Soziopath<br />
könnte sich stundenlang dort breitmachen.<br />
Auch wenn ich die beiden<br />
Hexen gerne höflichst wegbitten,<br />
wegschieben, wegschubsen und ermorden<br />
würde. Ich bräuchte dazu<br />
nicht mal meine Hände. Ich könnte<br />
die mit den Augen töten. Wenn diese<br />
Schnepfen mal hochgucken würden.<br />
Das Karamelleis könnte so lecker<br />
sein, aber jetzt schmeckt es bitter,so<br />
wütend bin ich. Das Eis ist kalt, aber<br />
in mir brennt die Wut. Kurzentschlossen<br />
setze ich mich ein paar<br />
Meter weiter weg auf eine Ladentreppe.Die<br />
Kinder helfen sich gegenseitig.<br />
Als die ignoranten Damen sich<br />
irgendwann entfernen, bekomme<br />
ich es gar nicht mit. Ichesse mein Eis<br />
und bin glücklich.<br />
Idealvorstellung: Eine leere Bank zum<br />
Entspannen und Eisessen. GETTY IMAGES<br />
Dass es Gewalt an Schulen gibt, dürfte unstrittig sein. Die genauen Zahlen liegen jetzt allerdings unter Verschluss.<br />
Verschlusssache Schulgewalt<br />
An einigen Brennpunktschulen gibt es mehr Sexual- und Gewaltdelikte. Soziologe fordert Dunkelfeldstudie<br />
VonAndreas Kopietz<br />
Prügeleien, Bedrohungen<br />
und Raub gehören an bestimmten<br />
Schulen Berlins<br />
fast zum Alltag. Deshalb<br />
hält der Senat die Zahl der gemeldeten<br />
Delikte an den fast 700 Schulen<br />
seit neuestem geheim. Zum ersten<br />
Mal hat die Senatsinnenverwaltung<br />
die Liste mit den Straftaten als „Verschlusssache<br />
–Nur für den Dienstgebrauch“<br />
klassifiziert.<br />
Doch nach Informationen aus Ermittlerkreisen<br />
gibt es zumindest einen<br />
kleinen Einblick in die Entwicklungen.<br />
So ist vor allem an und im<br />
Umfeld sogenannter Brennpunkt-<br />
Schulen nicht nur die Zahl der Gewaltdelikte<br />
hoch. Eine signifikante<br />
Zunahme gab es 2018 auch bei den<br />
angezeigten Sexualdelikten. Ihre<br />
Zahl stieg an der Adresse der Willy-<br />
Brandt-Teamschule an der Grüntaler<br />
Straße in Gesundbrunnen von<br />
null auf fünf.<br />
An der Adresse der Ernst-Schering-Schule<br />
an der Lütticher Straße<br />
in Wedding war im Jahr 2017 kein<br />
einziges Sexualdelikt registriert worden.<br />
Im vergangenen Jahr waren es<br />
schon drei. DieSchule war schon im<br />
Vorjahr mit 48 Straftaten gemeldet,<br />
davon 25 Körperverletzungen. Im<br />
Jahr 2018 waren es 32 Straftaten, davon17Körperverletzungen.<br />
Auffällig ist auch die Entwicklung<br />
an der Adresse der Comenius-Schule<br />
an der Gieselerstraße in Wilmersdorf<br />
die Zahl der sexuellen Übergriffe<br />
stieg vonnull auf vier.<br />
Geheim wegen Privatwohnungen<br />
Einen ungewöhnlich starken Anstieg<br />
der Gewaltdelikte registrierte die Polizei<br />
an der Adresse der Heinrich-Seidel-Grundschule<br />
an der Ramlerstraße<br />
in Gesundbrunnen, deren<br />
Leitbild lautet, sie wolle den Schülern<br />
„Sicherheit, Schutz und innere<br />
Ruhe geben, sodass sie sich zu verantwortungsbewussten<br />
Persönlichkeiten<br />
entwickeln können“. Dort<br />
schoss die Zahl der gemeldeten Gewaltdelikte<br />
vonnull auf 19 hoch.<br />
Ein Sprecher der Senatsschulverwaltung<br />
erklärt dazu auf die Frage,<br />
wie die Schulen mit den Sexual- und<br />
Gewalttaten umgehen: „In konkreten<br />
Verdachtsfällen kooperiert eine<br />
Die Willy-Brandt-Teamschule in Gesundbrunnen.<br />
Schule eng mit dem polizeilichen<br />
Präventionsbeauftragten. Oft finden<br />
Straftaten lediglich im Umfeld einer<br />
Schule statt, mitunter auch in Außenanlagen,<br />
die zum Beispiel nachmittags<br />
oder abends von Vereinen<br />
genutzt werden.“<br />
Tatsächlich geben die Zahlen nur<br />
einen ungefähren Einblick. Denn die<br />
Polizei liefertdie Zahlen vonStraftaten<br />
auf, die an der Adresse einer<br />
Schule stattfinden.Wenn es also eine<br />
Prügelei vor einer Schule gibt,<br />
kommt auch diese in die Statistik.<br />
Außerdem kann sich eine Adresse<br />
auf weiträumige Areale beziehen.<br />
Schon im vergangenen Jahr<br />
wollte die Innenverwaltung die Zahlen<br />
der Straftaten an Schulen nicht<br />
herausgeben. Damals erreichte der<br />
FDP-Abgeordnete Marcel Luthe mit<br />
einer Klage vor dem Landesverfassungsgericht<br />
und anschließenden<br />
ANDREAS KLUG<br />
„Eine Veröffentlichung der adressengenauen<br />
Übersicht hat zum Schutz des Grundrechts<br />
auf informationelle Selbstbestimmung der<br />
unter den Anschriften zum Teil lebenden<br />
und der dort beschulten Personen<br />
zu unterbleiben.“<br />
Senatsverwaltung für Inneres zur Begründung, warum die Zahl der Straftaten<br />
an den einzelnen Schulen nicht veröffentlicht werden soll.<br />
DPA/OLIVER BERG<br />
fast 700 Einzelanfragen, dass die<br />
Zahlen veröffentlicht werden mussten.<br />
Demnach wurden im Jahr 2016<br />
der Polizei an den Adressen der<br />
Schulen 8763 Straftaten gemeldet.<br />
Im Jahr 2017 waren es 9820. An gut<br />
der Hälfte der 689 Schulen ist die<br />
Lage allerdings gut, oft wurde gar<br />
keine Straftat erfasst.<br />
Als Grund für die erstmalige Klassifizierung<br />
als Verschlusssache zieht<br />
die Verwaltung den Schutz von Persönlichkeitsrechten<br />
heran. An den<br />
einzelnen Adressen könnten sich<br />
auch Privatwohnungen befinden.<br />
Die Straftaten könnten dann einzelnen<br />
Bewohnern oder Nutzern eines<br />
Gebäudes zugeordnet werden, teilt<br />
sie mit. Dies könne auch stigmatisierend<br />
für Schüler sein, die eine der<br />
Schulen besuchen. Durch die unterbleibende<br />
Veröffentlichung sei die<br />
„politische Verwertbarkeit“ nur geringfügig<br />
eingeschränkt. Laut Verschlusssachenanweisung<br />
der Senatsverwaltung<br />
für Inneres sind allerdings<br />
Dokumente mit „VS –Nur<br />
für den Dienstgebrauch“ nur dann<br />
einzustufen, „wenn Kenntnisnahme<br />
durch Unbefugte für die Interessen<br />
oder das Ansehen der Bundesrepublik<br />
Deutschland oder eines ihrer<br />
Länder nachteilig sein kann“ –also<br />
dem Ansehen Berlins.<br />
Getrennt von den Polizeizahlen<br />
gibt es auch jene, die die Schulen<br />
selbst melden. Die Zahl der Gewaltvorfälle<br />
ist hier gestiegen. Allerdings<br />
erklärt sich vor dem Hintergrund einer<br />
vonder Bildungsverwaltung ausgerufenen<br />
Kultur des „Hinsehens<br />
und Handelns“ der Anstieg vorallem<br />
an den Grundschulen durch eine erhöhte<br />
Meldebereitschaft. Auch die<br />
Anzahl meldender Schulen hat sich<br />
erhöht.<br />
Nurdie Spitze desEisbergs<br />
„Dass Jugendliche immer brutaler<br />
werden, ist aus wissenschaftlicher<br />
Perspektive hochgradig umstritten“,<br />
sagt Albrecht Lüter,Leiter der Arbeitsstelle<br />
Jugendgewaltprävention, die<br />
regelmäßig unter anderem die Zahlen<br />
der Unfallkasse Berlin, die Meldungen<br />
der Schulen und der Polizei<br />
auswertet.„Viele Studien zeigen eben<br />
nicht, dass es immer schlimmer wird.<br />
Nichtsdestotrotz gibt es erheblichen<br />
Entwicklungsbedarf bei der schulischen<br />
Gewaltprävention und derVermittlung<br />
sozialer Kompetenzen“,<br />
sagt der Soziologe.Ersieht zudem einen<br />
Formwandel schulischer Gewalt<br />
in Richtung Verrohung, verbaler Aggression,<br />
sexualisierter Ansprachen<br />
oder Mobbing – Verhaltensweisen,<br />
die oft in einen Graubereich fallen<br />
und nicht zu einer Strafanzeige führen.<br />
Sie seien weit verbreitet, zunehmend<br />
auch an den Grundschulen, wo<br />
die Sozialkompetenz vieler Schüler<br />
entwicklungsbedürftig sei. „Hier besteht<br />
ohne Zweifel Handlungsbedarf“,<br />
sagt er.<br />
Nach Lüters Einschätzung fehlt<br />
eine berlinweite Dunkelfeld-Analyse,<br />
ähnlich, wie es sie in Brandenburg<br />
gibt.„Wir müssen in die Klassen<br />
reingehen und die Schüler nach ihrenErfahrungen<br />
befragen.Wirsehen<br />
bisher nur, was angezeigt wird. Und<br />
das ist die Spitzedes Eisbergs.“<br />
NACHRICHTEN<br />
Mordprozess gegen Rocker:<br />
Urteil Anfang Oktober<br />
Nach fast fünfjährigem Mordprozess<br />
gegen Rocker der Hells Angels<br />
wegen tödlicher Schüsse im Wettbüroist<br />
ein Urteil in greifbareNähe<br />
gerückt. Das<strong>Berliner</strong> Landgericht<br />
werdeseine Entscheidung „nach<br />
derzeitiger Planung voraussichtlich<br />
am 1. oder 2. Oktober verkünden“,<br />
sagte Gerichtssprecherin Lisa Jani<br />
am Donnerstag. Zuvorwurden die<br />
Plädoyers der Verteidiger der zehn<br />
Angeklagten abgeschlossen. Für einen<br />
30-Jährigen, der geschossen<br />
hatte,forderten seine Anwälte einen<br />
Schuldspruch wegen Totschlags.Die<br />
Verteidiger eines 32-<br />
Jährigen, der als Kronzeuge gilt, plädierten<br />
auf eine Verurteilung wegen<br />
gefährlicher Körperverletzung mit<br />
Todesfolge und eine Strafe unter<br />
zehn Jahren. In dem bislang größten<br />
Rocker-Prozess der Hauptstadt haben<br />
die Ankläger für acht der zehn<br />
Männer auf lebenslange Freiheitsstrafen<br />
plädiert. Einer dieser Männer<br />
gilt als Chef der Gruppierung.<br />
Der35-Jährige soll den Anschlag<br />
aus Rache in Auftrag gegeben zu haben.<br />
(dpa)<br />
Grüne wollen<br />
mehr Radarfallen<br />
DieGrünen fordernmehr Blitzer gegen<br />
Raser in Berlin. IhrPlan: Auch<br />
die Ordnungsämter sollen blitzen<br />
können, wie aus einer Mitteilung<br />
der Fraktion im BezirkPankowam<br />
Donnerstag hervorgeht. „Das Bezirksamt<br />
wirdersucht, sich beim Senat<br />
dafür einzusetzen, dass neben<br />
der Polizei auch die Ordnungsämter<br />
der Bezirke Geschwindigkeitskontrollen<br />
durchführen dürfen und<br />
entsprechend mit Personal und Geräten<br />
ausgestattet werden“, heißt es<br />
in einem entsprechenden Antrag<br />
der Grünen-Fraktion. Seit Jahresbeginn<br />
teste die <strong>Berliner</strong> Polizei erfolgreich<br />
neue mobile Geräte,hieß es in<br />
der Mitteilung. Diesefunktionierten<br />
Tagund Nacht, ohne dass Polizisten<br />
daneben stehen müssten.<br />
DieBlitzer möchte die Fraktion<br />
auch für die Ordnungsämter. (dpa)<br />
Hilfen für Behinderte sollen<br />
vereinfacht werden<br />
Für <strong>Berliner</strong> mit einer Behinderung<br />
soll der Zugang zu Leistungen und<br />
Teilhabe-Hilfen erleichtertwerden.<br />
Dazu werden die Bezirke Fachdienste<br />
gründen, die die Leistungen<br />
für eine Eingliederungshilfe wie aus<br />
einer Hand organisieren. Die<strong>Berliner</strong><br />
Abgeordneten beschlossen am<br />
Donnerstag in einer Plenarsitzung<br />
mehrheitlich ein entsprechendes<br />
Teilhabegesetz, aufbauend auf einem<br />
Bundesgesetz. Sowohl die<br />
Fraktionen der rot-rot-grünen Koalition,<br />
also auch die FDP und AfD<br />
stimmten zu –nur die CDU enthielt<br />
sich. (dpa)<br />
Für <strong>Berliner</strong> mit Behinderung soll die<br />
Hilfe erleichtertwerden.<br />
DPA
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Die Mauer fiel vor 30Jahren.<br />
Doch UdoRauchert<br />
kämpft noch immer gegen<br />
sie. Zumindest gegen<br />
das letzte Stück Ungerechtigkeit,<br />
das sie hinterließ. Den letzten Rest<br />
Ungleichheit zwischen Ost und<br />
West, der festgeschrieben steht in<br />
Abertausenden Arbeitsverträgen<br />
von Arbeitnehmern inOstdeutschland,<br />
auch denen in Ost-Berlin: Sie<br />
erhalten dasselbe Gehalt –sollen dafür<br />
aber mehr Stunden arbeiten als<br />
Arbeitnehmer im Westen.<br />
UdoRauchertist Vorsitzender des<br />
Betriebsrats bei Siemens Mobility in<br />
Treptow-Köpenick, einer Sparte des<br />
Siemens-Konzerns. Dort lässt sich<br />
die Ungerechtigkeit genau beziffern:<br />
36 Minuten pro Tag müssen Arbeitnehmer<br />
im Werk im Osten der Stadt<br />
laut Tarifvertrag länger arbeiten als<br />
jene im Westen.<br />
Das macht pro<br />
Woche drei Stunden<br />
unbezahlte<br />
Arbeit, pro Jahr<br />
einen ganzen<br />
Monat oder<br />
auch: ein Minus<br />
von acht Prozent<br />
Betriebsrat des Brutto-Jahresgehalts.<br />
Udo Rauchert.<br />
In der DDR<br />
arbeitete Rauchert rund 44 Stunden<br />
proWoche.Damals war er angestellt<br />
bei dem Volkseigenen Betrieb Werk<br />
für Signal- und Sicherungstechnik<br />
Berlin –kurz: WSSB. Eswar die einzige<br />
Produktionsstätte der DDR für<br />
Signaltechnik und Stellwerke. Dann<br />
kam die Wende, die Treuhand, die<br />
Westbetriebe. Siemens kaufte die<br />
WSSB Anfang der 90er-Jahre auf.<br />
Doch die ungleiche Arbeitszeit blieb:<br />
Während die Kollegen im Westen<br />
schon seit 1995 nur 35 Stunden pro<br />
Woche arbeiteten, erzählt Rauchert,<br />
wurde die 44-Stunden-Arbeitswoche<br />
im Osten langsam tariflich abgeschmolzen.<br />
Doch bei 38 Stunden die<br />
Woche stoppte der Prozess.„Einfach<br />
stehen geblieben“, sagt Rauchert.<br />
Seit 1990 sitzt der 64-Jährige<br />
schon im Betriebsrat, seit elf Jahren<br />
ist er derVorsitzende.Das Thema begleitet<br />
ihn auf Schritt und Tritt. Er hat<br />
im Unternehmen diskutiert und mit<br />
der IG Metall auf der Straße demonstriert.<br />
Er war beim Regierenden Bürgermeister<br />
zu Besuch und hat Sondersprechstunden<br />
im Betrieb geführt.<br />
Genau 36 Minuten lang, ein<br />
Symbol für jede unbezahlte Minute<br />
eines Arbeitstages. Gerührt hat sich<br />
seither wenig.<br />
Für die rund 1000 Angestellten<br />
im Treptower Werk ist das nicht zu<br />
begreifen. Sie entwerfen und bauen<br />
Verkehrssysteme für die Schiene, arbeiten<br />
an Automatisierungsmöglichkeiten<br />
für die Zukunft. Siesind in<br />
der Regel hoch qualifizierte Experten<br />
und verdienen nicht schlecht, das<br />
nicht. Doch die Kollegen in der Siemensstadt<br />
in Spandau verdienen<br />
mehr –oder müssen weniger arbeiten,<br />
je nach Betrachtung. Und das,<br />
obwohl sie dieselbe Arbeit machen,<br />
obwohl die beiden Werke nur 17 Kilometer<br />
trennen, obwohl die Angestellten<br />
also auf beiden Seiten die<br />
hohen Mieten in Berlin zahlen müssen,<br />
obwohl sie dasselbe für Lebensmittel<br />
und Haushalt ausgeben müssen.<br />
Oft seien die Arbeitszeiten<br />
Thema bei Betriebsversammlungen,<br />
SIEMENS<br />
sagt Rauchert. „Was macht denn eigentlich<br />
die IG Metall?“, sei dann<br />
eine der häufigsten Fragen.<br />
DieIGMetall ist nicht untätig, sie<br />
verhandelt seit Jahrzehnten um die<br />
Arbeitszeiten. Und hat zahlreiche<br />
andere Baustellen im Osten: Denn<br />
viele Betriebe dort –deutlich mehr<br />
als im Westen –bezahlen gar nicht<br />
nach Tarif. Zuletzt gab es 2018 noch<br />
einmal ein großes Aufbäumen, 24-<br />
Stunden-Streiks und großangelegte<br />
Demonstrationen, im Anschluss<br />
Verhandlungen mit dem Arbeitgeberverband.<br />
Mit Blick auf die 35-<br />
Wenn im Westen die<br />
Sonne untergeht<br />
Dann sind im Osten noch viele Menschen bei der Arbeit.<br />
Besser bezahlt werden sie allerdings nicht. Siemens-Betriebsrat<br />
Udo Rauchert setzt sich seit 30 Jahren für Gleichberechtigung ein<br />
VonAnnika Leister<br />
Ein großer Unterschied zwischen Ost und West: die tariflich festgelegten Arbeitszeiten.<br />
Job, Familie,Alltag: Auch 30 Jahre nach dem<br />
Fall der Mauer prägtdie einstige Teilung Berlins<br />
nochdas Leben vieler Menscheninder<br />
Stadt. WirstellenMenschen und ihre Geschichte<br />
vor. Heute ist es: Udo Rauchert,ein<br />
Betriebsrat,der in einem Siemens-Werk in<br />
Ost-Berlin dafür kämpft, dass Kollegen dieselben<br />
Konditionenerhalten wieimWesten.<br />
DIE SERIE<br />
Im Internet: Seit Mai sind in unserer Serie<br />
zum Mauerfallbislang bereitsmehr als<br />
ein DutzendTeile erschienen. Jeder einzelne<br />
Teil kann auchimInternet gelesen werden<br />
und ist zu finden unter:www.berliner-zeitung.de/mauerfall<br />
oderauf der neuen App<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>(kostenlosimApple<br />
Store oder Google Play).<br />
Stunden-<br />
Woche für<br />
Ostbetriebe<br />
ziehen sich die<br />
Gespräche jetzt<br />
schon seit Monaten<br />
hin. „Seit der Wende haben<br />
wir schrittweise fast alles angeglichen“,<br />
sagt Birgit Dietze von der<br />
IG Metall. „Die Arbeitszeit ist der<br />
letzte, aber gewichtige Punkt, den<br />
wir bisher nicht geschafft haben.“<br />
Die Argumente der Arbeitgeber<br />
seien seit Jahrzehnten immer dieselben:<br />
Die Produktivität im Osten sei<br />
[M] GETTY IMAGES/WESTEND61 /LEANDER BAERENZ<br />
geringer, die ostdeutschen Betriebe<br />
würden deswegen ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />
verlieren, wenn sie<br />
genau so teuer produzierten wie der<br />
Westen. Dietzehält diese Argumente<br />
für haltlos.„DieLeute im Osten sind<br />
top ausgebildet, da gibt es keinen<br />
Unterschied zum Westen“, sagt sie.<br />
Weil im Osten nach der Wende marode<br />
Werke oft saniert wurden, sei<br />
die technische Ausstattung dort sogar<br />
oft noch besser. Rauchert kann<br />
Dietzes Einschätzung im Fall Siemens<br />
bestätigen: „Die Produktivität<br />
in Ost und West ist bei uns gleich<br />
hoch.“<br />
Aus Sicht von Gewerkschaftern<br />
hat das Mauern der Unternehmen<br />
vor allem einen Grund: Sie wollen<br />
Kosten sparen. In vielen Fällen haben<br />
die Betriebe ein starkes Druckmittel:<br />
Steigen die Kosten, zieht der<br />
Betrieb eben ins Ausland, nach Polen<br />
oder noch weiter bis nach Indien.<br />
EinPunkt, an dem auch die Gewerkschaft<br />
wenig tun kann: Ost-Berlin sei<br />
immer noch besser als Indien, heißt<br />
es hinter vorgehaltener Hand.<br />
Siemens antwortet auf Anfrage<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> nur mit einem<br />
Anruf und dem Hinweis auf die öffentlich<br />
einsehbaren Tarifverträge<br />
für Ost und West. An die halte man<br />
sich eben. Punkt. Wie viele der rund<br />
11 500 Mitarbeiter von Siemens in<br />
Berlin genau nach Ost- und wie viele<br />
nach Westtarif bezahlt werden? Das<br />
erhebe der Konzern nicht, könne<br />
man deswegen nicht genau sagen,<br />
sagt ein Sprecher.<br />
Rauchertfindet gut, dass der Konzern<br />
nach Tarif bezahlt. Doch er<br />
glaubt, dass Siemens als großer<br />
Player in der Metallbranche noch<br />
mehr tun könne.Der Tarifvertrag sei<br />
ja nur das Minimum, sagt er. Unternehmen<br />
könnten natürlich auch<br />
bessere Leistungen ausschütten,<br />
wenn sie denn wollten. „Aber Siemens<br />
verweist auf die Verbandsbindung,<br />
man will da nicht ausscheren.“<br />
Naheliegend, denn für die Arbeitgeber<br />
droht der Domino-Effekt: Schert<br />
einer aus, können die Belegschaften<br />
der anderen Betriebe auf dieses Positiv-Beispiel<br />
verweisen.<br />
Rauchert glaubt, dass eine Angleichung<br />
auch ein wichtiges, politisches<br />
Signal setzen könnte. Schließlich<br />
wählten immer mehr Menschen<br />
in Ostdeutschland AfD. InBrandenburg<br />
und Sachsen waren es zuletzt<br />
23,5 und 27,5 Prozent. Begründet<br />
wird das von Experten oft mit dem<br />
Gefühl, als Ostdeutscher auch 30<br />
Jahre nach dem Mauerfall noch benachteiligt<br />
zu sein. In ihren Wahlkämpfen<br />
greift die AfD gezielt dieses<br />
Gefühl auf. „Irgendwo gibt es eine<br />
Unzufriedenheit, das Gefühl abgehängt<br />
zu sein“, sagt Rauchert. „Das<br />
ist oft eine sehr persönliche Perspektive.<br />
Vielleicht ist dieser Unterschied<br />
vondreiStunden da ein kleiner Baustein.“<br />
Rauchert ist jetzt 64, 30 Jahre seines<br />
Arbeitslebens hat er für die<br />
Gleichstellung zwischen Ost und<br />
West gekämpft. Bald geht er in Rente.<br />
Ob er daran glaubt, dass die aktuellen<br />
Gespräche fruchtbar sein werden?<br />
Dass er noch vorder Rente miterlebt,<br />
wie auch in seinem Werk nur<br />
noch 35 Stunden die Woche gearbeitet<br />
wird?<br />
„Ich hatte es gehofft“, sagt er.„Ich<br />
hoffe es noch immer.“<br />
Ostdeutsche Einkommen<br />
Im Teufelskreis<br />
VonAnnika Leister<br />
Siemens, Thales und Co. lassen ihre Beschäftigten<br />
im Osten zwar länger arbeiten<br />
–immerhin aber zahlen sie überhaupt<br />
nach Tarif. Bei vielen Unternehmen ist das<br />
nicht der Fall. Bundesweit sinkt die Tarifbindung<br />
für Beschäftigte in den vergangenen<br />
Jahren, in Ostdeutschland ist sie besonders<br />
niedrig. Zuletzt betrug sie in den<br />
westlichen Bundesländern 57Prozent. In<br />
den ostdeutschen Ländern arbeiteten nur<br />
46 Prozent mit Tarifvertrag. In Sachsen sind<br />
es sogar nur 39 Prozent. Daszeigt eine Studie<br />
der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-<br />
Stiftung aus diesem April.<br />
Als Grund für den deutlichen Unterschied<br />
zwischen Ost und West sieht Birgit<br />
Dietze von der IG Metall vor allem die historische<br />
Entwicklung: In der DDR habe es<br />
keine Tarifverträge gegeben. „Wir schreiben<br />
da das Jahr 1989 als Startpunkt.“<br />
Die niedrige Zahl von Arbeitnehmern<br />
mit Kollektivverträgen, die den Unternehmen<br />
verbindliche Vorgaben auferlegen, hat<br />
dramatische Folgen: Beschäftigte in Ostdeutschland<br />
arbeiten länger –und verdienen<br />
weniger. Imvergangenen Jahr kamen<br />
Arbeitnehmer in den alten Bundesländern<br />
im Schnitt auf 1295 Arbeitsstunden. Im Osten<br />
mit Berlin waren es 1351 Stunden und<br />
damit 56 mehr. Zugleich lagen die Jahres-<br />
Der Jahresbruttolohn lag im Westen zuletzt um<br />
rund 5000 Euro höher als im Osten. ISTOCK/ANTONIOSENA<br />
bruttolöhne je Arbeitnehmer im Westen<br />
mit 36 088 Euro um knapp 4900 Euro höher<br />
als in den neuen Ländern mit 31 242<br />
Euro. Das ergeben Daten der Statistischen<br />
Ämter von Bund und Ländern, die die<br />
Linke-Bundestagsfraktion ausgewertet hat.<br />
VonUnternehmen werden als Gründe<br />
für diese Unterschiede oft Produktivität<br />
oder Qualifikation genannt. Zwei Wissenschaftler<br />
der Universität Erlangen machten<br />
2015 aber auf einen anderen Grund aufmerksam,<br />
der bisher kaum erforscht worden<br />
sei: Arbeitnehmer im Osten seien eher<br />
bereit, niedrige Löhne zu akzeptieren –und<br />
zwar, weil sie wenig Hoffnung darauf sehen,<br />
höhereLöhne durchzusetzen. In einer<br />
Studie untersuchten die Erlangener Forscher<br />
die sogenannten Anspruchslöhne in<br />
Ost und West –also das Einkommen, das<br />
ein Arbeitssuchender mindestens erwartet.<br />
Im Schnitt lagen die Lohnerwartungen aller<br />
nicht beschäftigten Personen, die eine<br />
Vollzeitstelle suchten, 2011 im Westen bei<br />
1618 Euro netto,imOsten bei 1303 Euro.<br />
Sind Ostdeutsche genügsamer? Nein,<br />
sagt die Studie, und erklärt den Teufelskreis:<br />
„Das bestehende niedrigere Lohnniveau<br />
drückt wahrscheinlich die Anspruchslöhne.<br />
Diese niedrigeren Anspruchslöhne<br />
wiederum sorgen dafür, dass auch die tatsächlich<br />
gezahlten Löhne niedriger bleiben.“<br />
(mit dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 11 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Mal links, mal rechts<br />
Am 6. August wurde der 30-jährige Marcel G. in Hamburg festgenommen –nicht zum ersten Mal. Der seltsame Werdegang eines verhafteten Brandstifters<br />
VonAndreas Kopietz<br />
Der verhaftete Mann, der<br />
in Berlin zahlreiche Autos<br />
angezündet haben<br />
soll, ist für die Polizei ein<br />
alter Bekannter. Eshandelt sich um<br />
den 30-jährigen Marcel G., der offenbar<br />
psychisch labil ist und bereits<br />
in den Jahren 2012 und 2016<br />
wegen Brandstiftung festgenommen<br />
und verurteilt wurde.Ein Sprecher<br />
der Staatsanwaltschaft bestätigte<br />
am Mittwoch eine entsprechende<br />
Meldung des Tagesspiegels.<br />
Drei Autos angezündet<br />
DiePolizei ordnet Marcel G. bislang<br />
insgesamt 31 Autobrandstiftungen<br />
aus diesem Jahr zu. Bereits am 6.<br />
August wurde der 30-Jährige in<br />
Hamburg festgenommen. Er erhielt<br />
dort einen Haftbefehl. Wegen der<br />
Brandstiftungen in Berlin erließ inzwischen<br />
auch ein <strong>Berliner</strong> Richter<br />
Haftbefehl gegen den 30-Jährigen.<br />
Der inGießen geborene Marcel<br />
G. saß schon zweimal in Haft: nach<br />
Serienbrandstiftungen in Hamburg<br />
2012 und nach Brandstiftungen an<br />
Autos in Berlin 2016. Ende vergangenen<br />
Jahres wurde er aus der Haft<br />
entlassen.<br />
Im Juli 2016 hatten Zivilfahnder<br />
der Polizei ihn dabei ertappt, wie er<br />
in Lichtenberg andrei Autos Feuer<br />
legte. Eswar die Zeit, in der in der<br />
Gegend unweit des linksautonomen<br />
Wohnprojektes in der Rigaer<br />
Marcel G. im Jahr 2017 vor Gericht<br />
WOLFGANG MROTZKOWSKI<br />
Straße in Friedrichshain fast jede<br />
Nacht Autos in Flammen aufgingen<br />
und sich Linksextreme Scharmützel<br />
mit der Polizei lieferten. Bei seiner<br />
Festnahme fanden die Polizisten in<br />
seinen Taschen Kohlenanzünder<br />
und Feuerzeuge. Der damalige Innensenator<br />
Frank Henkel (CDU)<br />
feierte den vermeintlichen Ermittlungserfolg.<br />
Doch dann kam der<br />
Verdacht auf, die Polizei habe ihren<br />
eigenen Informanten festgenommen.<br />
Laut der linken Internetseite Indymedia<br />
war Marcel G. damals<br />
längst aus der linken Szene ausgeschlossen<br />
worden. Zudem wurde<br />
dort verbreitet, dass er Informant<br />
von Polizei und Verfassungsschutz<br />
gewesen sei. Unbekannte hatten<br />
bereits 2015 ein Vernehmungsprotokoll<br />
ins Internet gestellt. Darin<br />
machte G. in seinem Hamburger<br />
Verfahren nach 2012 bereitwillig<br />
Aussagen zur linken Szene in Berlin<br />
und zum Zentrum der Linksautonomen<br />
in der Rigaer Straße 94 –allerdings<br />
waren sie wirr und falsch. Er<br />
hoffte wohl, dafür eine milde Strafe<br />
zu erhalten. DiePolizei dementierte<br />
später:„Er wurde und wirdnicht als<br />
Informant oder V-Person der Polizei<br />
Berlin geführt.“<br />
Wegen der Brandstiftungen an<br />
den Autos in Hamburgsaß er bis November<br />
2015 in der Hansestadt in<br />
Haft. Nach seiner Entlassung kehrte<br />
er nach Berlin zurück und versuchte,<br />
Anschluss an die linke Szene zu finden<br />
– bis diese ein 26-seitiges<br />
Schriftstück mit dem Vernehmungsprotokoll<br />
veröffentlichte und ihn der<br />
V-Mann-Tätigkeit bezichtigte.<br />
Offenbar enttäuscht über die Ablehnung,<br />
bezeichnete sich Marcel G.<br />
fortan als Aussteiger aus der linksautonomen<br />
Szene und suchte Anschluss<br />
an die rechte Szene. Erlief<br />
dann bei Bärgida-Demonstrationen<br />
mit und hielt dortReden.<br />
Warnung der Linken vorG.<br />
Mit der Brandstiftung 2016 habe er<br />
sich bei der linksautonomen Szene<br />
in Berlin rächen wollen, sagte er vor<br />
Gericht. Man wisse ja, dass diese<br />
Leute für solche Brandstiftungen<br />
verantwortlich seien. Er habe mit<br />
seiner Tat den Verdacht auf seine<br />
einstigen Mitstreiter richten wollen.<br />
Nach seiner jüngsten Haftentlassung<br />
warnte die linke Szene im Februar<br />
dieses Jahres wieder öffentlich<br />
vor Marcel G. Er versuche erneut,<br />
Kontakte in die linke Szene Berlins<br />
zu knüpfen. „Ermachte umfassende<br />
Aussagen beim Staatsschutz und belastete<br />
Personen und Strukturen.“<br />
Unmittelbare Folgen seiner Aussagen<br />
seien Hausdurchsuchungen und<br />
gewalttätige Übergriffe durch die Polizei<br />
gegen die „Rigaer94“ gewesen.<br />
Es sei „heute wie damals unklar, inwiefern<br />
die Unzurechenbarkeit seines<br />
psychischen Zustandes von den<br />
staatlichen Behörden ausgenutzt<br />
wird“. Der Staatsschutz versuche es<br />
mit allen Mitteln.<br />
Inzwischen brannten in Berlin<br />
wieder mehr Autos als in denVorjahren.<br />
Wegen der vielen Brände gründete<br />
die Polizei im Juli eine Ermittlungsgruppe<br />
„Nachtwache“.<br />
Bis dahin waren bereits rund 280<br />
Autos durch Brandanschläge beschädigt<br />
oder zerstört worden. Davonwar<br />
etwas mehr als die Hälfte gezielt<br />
angezündet worden. So viel<br />
hatte die Polizei im gesamten Jahr<br />
2018 gezählt. Die CDU lobte sogar<br />
ein Kopfgeld zur Ergreifung eines<br />
Brandstifters aus, wofür sie von der<br />
FDP des Populismus’ beschuldigt<br />
wurde.<br />
G. soll unter anderem am 30. Juni<br />
einen VW in Tiergarten angezündet<br />
haben. Im Hansaviertel soll er am 17.<br />
Juli einen Renault, einen Volvo und<br />
einen Skoda in Brand gesetzt haben.<br />
Am 24. Juli soll er in Wilmersdorf einen<br />
Mercedes und einen Citroen angezündet<br />
haben, und am 30. Juli in<br />
Tiergarten einen VW Touareg und einen<br />
Renault Kangoo. Während dieser<br />
Zeit war ihm die „EG Nachtwache“<br />
bereits auf der Spur. Drei<br />
Brandstiftungen hat Marcel G. eingeräumt.<br />
„Für anderegilt er als dringend<br />
tatverdächtig“, sagt ein Polizeisprecher.<br />
Als er merkte, dass ihm die Fahnder<br />
näher kamen, setzte sich Marcel<br />
G. nach Hamburg ab. Als er dort erneut<br />
ein Auto anzündete, klickten<br />
die Handschellen. Die Polizei löste<br />
ihre „Ermittlungsgruppe Nachtwache“<br />
inzwischen auf.<br />
Müller<br />
teilt aus<br />
Der Regierende nutzt das Parlament als Bühne<br />
VonElmar Schütze<br />
Ungewohnt bissig zeigte sich der Regierende<br />
Bürgermeister.<br />
DPA<br />
Dahatte sich offenbar etwas angestaut.<br />
Einige Zeit war es um<br />
Michael Müller ungewöhnlich still.<br />
Vielleicht lag es daran, dass der Regierende<br />
Bürgermeister für ein paar<br />
Tage nach Peking gereist war,umdie<br />
Städtepartnerschaft mit der chinesischen<br />
Hauptstadt mit Leben zu füllen<br />
–und den mitreisenden Managern<br />
und Geschäftsleuten manche<br />
Tür zu Geschäftspartnernzuöffnen.<br />
Jedenfalls nutzte der SPD-Politiker<br />
am Donnerstag das Abgeordnetenhaus<br />
als Bühne zu einer,naja, Generalkritik<br />
zu manch schräger Debatte<br />
und Entscheidung der jüngsten Zeit.<br />
So nahm sich Müller etwa Florian<br />
Schmidt vor. Der Grünen-Baustadtrat<br />
von Friedrichshain-Kreuzberg<br />
fing sich heftige Kritik wegen seiner<br />
Entscheidung ein, einen Umbau des<br />
Karstadt-Hauses am Hermannplatz<br />
nicht zu genehmigen. „Das geht so<br />
nicht“, sagte Müller.Natürlich könne<br />
ein Investor nicht machen, was er<br />
wolle. Aber die Politik müsse mit Investoren<br />
sprechen. Dass dies im<br />
Falle Karstadt nicht geschehen war,<br />
„halte ich für nicht akzeptabel“,<br />
sagte Müller unter lautem Beifall von<br />
SPD,CDU und FDP.Bei Grünen und<br />
Linken –immerhin Müllers Koalitionspartner<br />
–rührte sich keine Hand.<br />
Wie berichtet, hatte Baustadtrat<br />
Schmidt Pläne des Karstadt-Eigentümers<br />
Signa abgelehnt, das Kaufhaus<br />
am Hermannplatz wieder im Glanz<br />
der 20er-Jahre erstrahlen zu lassen.<br />
Schmidt glaubt, dass Gebäude erscheine<br />
aus heutiger Sicht „überzogen<br />
und unangemessen“. Es würde<br />
„wie ein Fremdkörper“ wirken und<br />
ein „irreführendes Signal“ setzen. Bedingt<br />
durch zu erwartende hohe Abriss-<br />
und Neubaukosten sei mit hohen<br />
Mieten zu rechnen.<br />
Die Stimmung explizit der Linke-<br />
Fraktion besserte sich nicht, als der<br />
Regierungschef sich danach Katalin<br />
Gennburg zur Brust nahm –freilich<br />
ohne die Sprecherin für Stadtentwicklung<br />
namentlich zu nennen.<br />
Diese hatte unlängst gefordert, das<br />
Land Berlin solle angesichts von vielen<br />
Millionen Touristen und damit<br />
zusammenhängender Vermüllung<br />
der Stadt etwa mit E-Scootern weltweit<br />
weniger für sich werben. Dassei<br />
der falsche Weg, sagte Müller. Soerfreulich<br />
der Anstieg von Arbeitsplätzen<br />
invielen innovativen und kreativen<br />
Branchen sei –„wir brauchen<br />
auch weiter Arbeitsplätze inGastronomie<br />
und Hotellerie. Und wir müssen<br />
die Branche weiter stärken“.<br />
Da war es für das Binnenklima der<br />
rot-rot-grünen Koalition vielleicht gar<br />
nicht schlecht, dass als Dritter auch<br />
noch Christian Gräff sein Fett wegkriegte.<br />
Der baupolitische Sprecher<br />
der CDU-Fraktion hatte unlängst sogar<br />
einen Zuzugsstopp gefordert.<br />
Berlin habe dafür nicht die Infrastruktur,hatte<br />
er bei einem längst legendären<br />
Auftritt beim RBB gesagt<br />
und es danach irgendwie nicht mehr<br />
vermocht ausreichend klarzumachen,<br />
dass an all dem natürlich der<br />
aktuelle Senat schuld sei.<br />
„Natürlich brauchen wir Zuzug“,<br />
sagte der Regierende Bürgermeister<br />
und wurde dann staatstragend: „Gerade<br />
im 30. Jahr des Mauerfalls müssen<br />
wir deutlich machen, dass Freiheit<br />
und Offenheit auch ein harter<br />
Standortfaktor ist.“ Dort woman frei<br />
leben, arbeiten und forschen könne,<br />
da zögen die Menschen auch gerne<br />
hin. Berlin sei auch deswegen so attraktiv,weil<br />
all das möglich sei.<br />
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12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />
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Berlin<br />
„Fridays for Future“ ist längst mehr geworden als eine Jugendbewegung.Am20. September sind auch Erwachsene zum Mitstreiken aufgerufen –und zwar weltweit.<br />
GETTY IMAGES<br />
Alle für das Klima<br />
Am Freitag nächster Woche stehen weltweit „Fridays for Future“-Demos an. Auch in Berlin wird die Zahl der Unterstützer immer größer<br />
VonJens Blankennagel,<br />
Jochen Knoblach und Andreas Kopietz<br />
Weltweit gehen die<br />
Menschen am Freitag<br />
kommender Woche<br />
auf die Straße.Die Fridays-for-Future-Bewegung<br />
will nach<br />
eigenen Angaben den größten Klimastreik<br />
aller Zeiten auf die Beine<br />
stellen. Schüler werden sich beteiligen,<br />
Eltern, ganzeFirmen haben ihre<br />
Teilnahme zugesagt. Auch die Bildungspolitiker<br />
der rot-rot-grünen<br />
Regierungsfraktionen in Berlin rufen<br />
zur Unterstützung auf. Entsprechend<br />
lautet das Motto für den<br />
20. September: „Alle fürs Klima“.<br />
Die Demo soll durchs Regierungsviertel<br />
ziehen –genau dann, wenn<br />
das Klimakabinett der Großen Koalition<br />
seine Ideen vorstellt, wie die Klimaziele<br />
doch erreicht werden sollen.<br />
„Ich habe das Gefühl, dass es dieses<br />
Mal groß wird, sehr groß sogar“,<br />
sagt Holger Michel. Der 39-jährige<br />
Kommunikationsberater unterstützt<br />
die „Fridays“ mit anderen Erwachsenen<br />
ehrenamtlich bei logistischen<br />
Fragen und der Organisation. Er erzählt,<br />
dass er in seinem Umfeld und<br />
in vielen Firmen hört: Wir gehen<br />
auch nicht zur Arbeit, sondern zum<br />
Klima-Streik. Die Schüler sind also<br />
längst nicht mehr allein.<br />
Hatte FDP-Chef Christian Lindner<br />
im Frühjahr noch gespottet, dass<br />
man von Kindern und Jugendlichen<br />
nicht erwarten könne, alle globalen<br />
Zusammenhänge zu sehen und dass<br />
die Klimadebatte „eine Sache für<br />
Profis“ sei, so sind nun tatsächlich<br />
auch die Profis dabei.<br />
„Am 20. September sind alle aufgefordert,<br />
sich dem Streik anzuschließen“,<br />
heiß es etwa auf der Internetseite<br />
des Bündnisses „Entrepreneurs<br />
für Future“, zu dem sich<br />
mehr als 2800 Unternehmer aus allen<br />
Branchen zusammengeschlossen<br />
haben. Ein Netzwerk, das nach<br />
eigenen Angaben aktuell für mehr<br />
als 180 000 Arbeitsplätze und einen<br />
Gesamtumsatz von mehr als 30 Milliarden<br />
Euro steht.<br />
Firmenzentrale bleibt geschlossen<br />
Einer davon ist Jan Bredack, Chef<br />
und Gründer des <strong>Berliner</strong> Unternehmens<br />
Veganz. „Es wird soviel geredet,<br />
wir müssen endlich mal machen“,<br />
sagt er. Am 20. September<br />
werden die drei Filialen geschlossen<br />
bleiben und auch in der Zentrale des<br />
Anbieters veganer Lebensmittel. Die<br />
etwa 100 Mitarbeiter wollen an der<br />
Demo teilnehmen. Auch das 190<br />
Mitarbeiter zählende Kreativkaufhaus<br />
Modulor wirdgeschlossen bleiben.<br />
„Wir sind bereit, wirtschaftliche<br />
Einbußen für den Klimaschutz in<br />
Kauf zu nehmen“, sagt Modulor-<br />
Chef Christof Struhk.<br />
Darüber hinaus haben sich Ende<br />
Demonstrationsroute<br />
B96<br />
DER KLIMASTREIK UND DIE APP<br />
Bundestag<br />
Scheidemannstr.<br />
Str.d.17. Juni<br />
START/ZIEL<br />
Platz des<br />
18. März<br />
Die <strong>Berliner</strong><strong>Zeitung</strong> erscheint am 20. September,demTagdesWeltklimastreiks,<br />
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<strong>Zeitung</strong>.Viele Seiten können Sie mit unsererneueApp „<strong>Berliner</strong><br />
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Ebertstr.<br />
Luisenstr.<br />
Reinhardtstr.<br />
Behrenstr.<br />
Dorotheenstr.<br />
Brandenburger Tor<br />
Reichstagufer<br />
Glinkastr.<br />
Friedrichstr.<br />
Französische Str.<br />
MITTE<br />
Friedrichstr.<br />
Unter den Linden<br />
BLZ/GALANTY<br />
August in Berlin 118 deutsche Digitalunternehmen<br />
von Ableton über<br />
Flixbus bis Home24 zu dem Bündnis<br />
„Leaders for Climate Action“ formiert<br />
–die Unterzeichnerliste entspricht<br />
dem Who’s who der deutschen<br />
Gründerszene.Sie forderndie<br />
Einführung einer „lenkungswirksamen<br />
CO 2 -Bepreisung“ in Deutschland<br />
sowie den schnellen Ausbau erneuerbaren<br />
Energien auf 100 Prozent.<br />
Dafür brauche es eine „Mondlandungs-Projekt-Mentalität“.<br />
Mitdieser Ausstrahlung der Schülerproteste<br />
in die Wirtschaft bekommt<br />
die Bewegung eine neue Dimension.<br />
Denn nun geht es nicht<br />
mehr nur um Forderungen von Kindernund<br />
Jugendlichen, sondernum<br />
teilweise auch handfeste Selbstverpflichtungen<br />
vonUnternehmen.<br />
Zudem gibt es noch reichlich andere<br />
Erwachsenengruppen, die die<br />
Schüler-Bewegung unterstützen: Eltern,<br />
Wissenschaftler, Architekten,<br />
Pädagogen for Future. „Das sind alles<br />
Gruppen, die keine eigenen inhaltlichen<br />
Forderungen aufstellen,<br />
sondernden Protest der Schüler unterstützen<br />
wollen“, sagt Holger Michel,der<br />
die Gruppen in einem Netzwerk<br />
zusammengeführthat.<br />
Diese Ansprechpartner seien<br />
wichtig. Da werden zum Beispiel die<br />
„Pädagogen for Future“ kontaktiert.<br />
Denn es gibt auch Lehrer, die den<br />
Schülerprotest ablehnen. Die sollen<br />
dann gebeten werden, keine Klausurenauf<br />
den Freitag zu legen.<br />
Außerdem kosten solche Demos<br />
viel Geld. Inzwischen haben sich<br />
auch NGOs zusammengeschlossen,<br />
um zum Beispiel den Druckvon Tausenden<br />
Plakaten zu bezahlen. „Oder<br />
es geht um die technische Infrastruktur“,<br />
erzählt Michel. „Anfangs<br />
brauchten die Fridays bei ihren Demos<br />
nur ein Megafon. Aber das<br />
reicht nicht bei vielen Tausend Leuten.“<br />
Nun sorgen Gruppen von Erwachsenen<br />
dafür, dass es Bühnen<br />
und Lautsprecher gibt. „So etwas<br />
können 16-Jährige nicht bezahlen.“<br />
Anzahl der Teilnehmer noch unklar<br />
Bei der <strong>Berliner</strong> Polizei heißt es: Die<br />
Veranstalter haben 10 000 Teilnehmer<br />
angemeldet. „Die Polizei wird<br />
mit mehreren Hundert Beamten im<br />
Einsatz sein“, sagte eine Sprecherin.<br />
Über Einsatzdetails gibt die Polizei<br />
im Vorfeld prinzipiell keine Auskunft.<br />
Außerdem sei die Einsatzplanung<br />
noch nicht abgeschlossen,<br />
hieß es.Man gehe voneinem friedlichen<br />
Verlauf aus.<br />
Dass mitunter auch sehr viel<br />
mehr Demonstranten kommen, als<br />
angemeldet wurden, zeigte sich<br />
auch im vergangenen Herbst bei der<br />
Unteilbar-Demo für„Solidarität statt<br />
Ausgrenzung“. Dort waren 40 000<br />
Leute ankündigt, hinterher meldeten<br />
die Veranstalter 240 000.<br />
Lesen in einer neuen Dimension<br />
Am Tagdes Weltklima-Streiks bringen wir mit unserer App „<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> 3D“ die gedruckte <strong>Zeitung</strong> und das Netz zusammen<br />
Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> sprengt am<br />
20. September Grenzen, denn<br />
wir bringen das Netz und die gedruckte<br />
<strong>Zeitung</strong> zusammen. In einer<br />
Sonderausgabe, die sich mit dem<br />
Klimawandel und dessen Folgen für<br />
die Hauptstadt beschäftigt, wird es<br />
zahlreiche Seiten geben, die mit dem<br />
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Einen kleinen Vorgeschmack darauf<br />
So kann es aussehen, wenn die virtuelle Welt auf die analoge <strong>Zeitung</strong> trifft.<br />
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ziert werden. Seit Februar arbeiten<br />
die Redaktion und der DuMont <strong>Berliner</strong><br />
Verlag an der technischen Umsetzung<br />
der aufwendigen Ausgabe.<br />
Neben den technischen Finessen<br />
wird die Ausgabe der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
vom 20. September auch inhaltlich<br />
außergewöhnlich. Anlass<br />
der Sonderausgabe ist der für diesen<br />
Tagangekündigte weltweite Klima-<br />
Streik. Angeführt von der Jugend<br />
werden am 20. September in Hunderten<br />
Städten Millionen Menschen<br />
weltweit auf die Straße gehen, um für<br />
ein Umlenken der globalen Klimapolitik<br />
zu demonstrieren. Alleine in<br />
Deutschland sind in etwa 350 Städten<br />
Demonstrationen angemeldet.<br />
Wir haben für unsere Sonderausgabe<br />
Klimaexperten und junge Klimaaktivisten<br />
interviewt. Wir haben<br />
liefertunser Making-of-Film, den Sie<br />
heute schon mit der App „<strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> 3D“ ansehen können, wenn<br />
Siediese Seite scannen.<br />
In der Sonderausgabe am 20. September<br />
werden zum Beispiel Müllberge<br />
auf die Seite purzeln. Einriesiger<br />
Globus taucht auf, verfärbt sich<br />
vonblau zu rotgelb und zeigt, wie die<br />
Temperaturen auf der Erde in den<br />
vergangenen Jahren gestiegen sind.<br />
Animierte Grafiken erscheinen und<br />
Filme starten, in denen zum Beispiel<br />
junge Menschen deutlich sagen, was<br />
sie vonder Politik erwarten.<br />
DieTechnik dafür nennt sich Augmented<br />
Reality,also „erweiterte Realität“.<br />
Sie besteht im Prinzip aus<br />
computergenerierten Grafiken und<br />
Animationen, die in der Handy-Kamera<br />
auf die „echte Realität“ projiuns<br />
Gedanken gemacht, wie Familien<br />
ihren CO 2 -Abruck verbessern<br />
können, wie man Müll vermeidet<br />
und wie wir Mobilität möglichst klimaneutral<br />
gestalten können. Außerdem<br />
haben wir uns in der Welt umgesehen<br />
und nachgefragt, wie das<br />
Thema Klimawandel in unseren<br />
Nachbarländern, in den Vereinigten<br />
Staaten, Russland oder Israel diskutiertwird.<br />
Undwir haben einen Blick<br />
nach Schweden geworfen, weil wir<br />
wissen wollten, was in Greta Thunbergs<br />
Heimat besser läuft als bei uns<br />
in Deutschland.<br />
All das erwartet Sie, liebe Leserinnen<br />
und Leser, inunserer interaktiven<br />
Sonderausgabe zum Weltklimatag<br />
am 20. September.<br />
IhreRedaktion
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 13 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Heino und Hannelore erschienen im Partnerlook. DPA Kunstwerkzum Trinken: Inka Bause freute sich über ihr Kaffee-Ebenbild. ANDREAS KURTZ „Höhle der Löwen“-Investor Frank Thelen und seine Frau hatten sichtlich Spaß. DAVIDS<br />
Antifaltenserum und Kaffee mit Gesicht<br />
INKA BAUSE<br />
mag bei der alljährlichen Bertelsmann-Party,<br />
die am Donnerstagabend<br />
wieder in der Konzernvertretung<br />
mit der feinen Adresse Unter<br />
den Linden 1gefeiert wurde, nicht<br />
versacken: „Das ist immer Job, auch<br />
wenn es ein angenehmererTeil davon<br />
ist.“ Für die Sängerin und „Bauer<br />
sucht Frau“-Moderatorin unterscheidet<br />
sich dieses Fest von anderen in<br />
Berlin vor allem durch die Promidichte:<br />
„Das ist eine der begehrtesten<br />
Partys. Daüberhaupt auf der Gästeliste<br />
zu stehen, ist eine kleine Auszeichnung.“<br />
Am Ende des Abends werden den<br />
Gästen Geschenketüten in die Hand<br />
gedrückt, für die Bause eine treue<br />
Abnehmerin hat: „Die gebe ich seit<br />
Jahren direkt an meine Tochter –sie<br />
liebt es,die auszupacken.“Wobei die<br />
Tochter nicht immer alles behält:<br />
„Das Antifaltenserum gibt sie mir<br />
zurück …“<br />
Inka Bauses Sinn für alles verspielte<br />
wurde diesmal an der Kaffeebar<br />
angesprochen. Zu ihrem Entzücken<br />
landete ihr Kaffee dort nämlich<br />
in einem Drucker,wodas Gesicht der<br />
Moderatorin auf den Milchschaum<br />
gedruckt wurde. Bunt und mit Lebensmittelfarben:<br />
„Ich liebe solche<br />
Spielereien!“ Ein bisschen seltsam<br />
fand sie es dann doch, dass ihr Kaffee<br />
sie anglotzte und sie das Gesicht aus<br />
dem heimischen Badezimmer<br />
kannte ... Wersich selbst schon immer<br />
mal im Gesicht rumschlabbern<br />
und davon ein Dutzend Fotos posten<br />
wollte, konnte definitiv einen besonders<br />
schönen Abend erleben. Und<br />
vielleicht gibt es nächstes Jahr ja sogar<br />
Wurst mit Gesicht? – Dieses Mal<br />
wurde jedenfalls Clemens Tönnies,<br />
Großunternehmer in Sachen Fleisch,<br />
im Partygetümmel gesichtet.<br />
Auf der Gästeliste des Abends<br />
fand sich auch Bundeslandwirtschaftsministerin<br />
Julia Klöckner.Die<br />
Frage, ob die auch das für „Bauer<br />
sucht Frau“ zuständige Kabinettsmitglied<br />
sei, amüsiert Inka Bause:<br />
„Dader Finanzminister ja auch nicht<br />
für‚Wer wirdMillionär‘ zuständig ist,<br />
werde ich mit Frau Klöckner nicht<br />
über die Milchpreise reden, sondern<br />
eher mit Sekt anstoßen.“<br />
HARDYKRÜGER jr.<br />
war nicht zum ersten Mal auf der<br />
Bertelsmann-Party und wusste deshalb<br />
genau, wohin er wollte: „Aufs<br />
Dach! Wegen der frischen Luft. Und<br />
weil man dort auch Wasser kriegt,<br />
was auf solchen Veranstaltungen<br />
nicht immer einfach ist.“<br />
Der Schriftsteller und Philosoph<br />
Rüdiger Safranski hörte vom Kaffeedrucker,<br />
entschied spontan, dass er<br />
dafür noch nicht reif ist und flüchtete<br />
auch nach oben: „Wir steigen<br />
dem Haus aufs Dach!“<br />
Für Klaus Staeck, ehemaliger Präsident<br />
der Akademie der Künste, ist<br />
die Bertelsmann-Party eine ganz besondere:<br />
„Ich kenne hier niemanden!“<br />
Umso erfreuter reagierte er,als<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
Bei der Bertelsmann-Party feierte<br />
Prominenz aus Medien, Wirtschaft,<br />
Politik und Gesellschaft<br />
Gastgeber:Bertelsmann-Patriarchin Liz Mohn und Vorstandschef Thomas Rabe<br />
DPA<br />
plötzlich Hermann Parzinger, der<br />
Präsident der Stiftung Preußischer<br />
Kulturbesitz, vor ihm stand. Die<br />
Heimkehr eines Jahrzehnte vermissten<br />
engen Verwandten könnte nicht<br />
mehr Freude auslösen als diese Begegnung<br />
der beiden Professoren.<br />
FRANK THELEN<br />
passte in diesem Jahr perfekt zum<br />
Motto der Party, bei der „Kreativität<br />
und Unternehmertum“ gefeiertwerden<br />
sollten. Als Investor in der Sendung<br />
„Höhle der Löwen“ muss er<br />
spontan gute Geschäftsideen erkennen<br />
und sich entscheiden, zu welchen<br />
Konditionen er in die Firmader<br />
Gründer einsteigt. Sonst schnappen<br />
ihm die anderen Investoren Carsten<br />
Maschmeyer und DagmarWöhrl, die<br />
ebenfalls auf der Party Unter den<br />
Linden waren, die profitabelsten Geschäfte<br />
vorder Nase weg.<br />
WOLFGANG BAHRO<br />
ist Ensemble-Star der Dauerserie<br />
„Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, die<br />
zu den Kronjuwelen des Bertelsmann-Senders<br />
RTL gehört. Er kam<br />
direkt aus dem GZSZ-Studio. Bahro<br />
genießt die Gästemischung auf der<br />
Bertelsmann-Party und die ungezwungene<br />
Atmosphäre: „Ich kann<br />
berufliche Kontakte knüpfen und<br />
treffe viele Leute, die ich lange nicht<br />
gesehen habe und mit denen ich<br />
mich gerne unterhalte.“ Eine wilde<br />
Party war für ihn allerdings nicht<br />
drin: „Ich muss am Freitag schon<br />
wieder um 7.30 UhrimStudio in Babelsberg<br />
sein.“ Fleißig arbeiten. Damit<br />
es dem Mutterkonzern so gut<br />
geht, dass er sich die Party auch<br />
nächstes Jahr leisten kann.<br />
THOMAS RABE<br />
konnte als Bertelsmann-Vorstandsvorsitzender<br />
gemeinsam mit Unternehmens-Patriarchin<br />
Liz Mohn über<br />
600 Gästen aus Medien,Politik,Wirtschaft<br />
und Gesellschaft begrüßen.<br />
Für den Manager war das Motto des<br />
Abends stimmig: „Kreativität ist das<br />
Fundament unseres Erfolgs und unternehmerische<br />
Freiheit die Voraussetzung<br />
dafür, gute Ideen auch umzusetzen.“<br />
HEINO<br />
plauderte im Gedränge aus, warum<br />
er immer wie frisch aus dem Ei gepellt<br />
aussieht und auch diesmal wieder<br />
perfekt zum Outfit seiner Frau<br />
passte: „Das macht alles Hannelore.<br />
Ich stehe morgens auf und da liegen<br />
schon meine Sachen.“<br />
Ebenfalls unter den Gästen: Bundesgesundheitsminister<br />
Jens Spahn,<br />
die Bundestagsvizepräsidenten<br />
Thomas Oppermann (SPD) und<br />
Wolfgang Kubicki (FDP) sowie der älteste<br />
26-Jährige der Welt, der CDU-<br />
Abgeordnete Philipp Amthor, dem<br />
man allerdings Mut(oder Übermut?)<br />
bescheinigen muss,denn er hat sich<br />
diese Woche indie neue, frisch auf<br />
Krawall gebürstete rbb-Sendung von<br />
Kurt Krömer getraut.<br />
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Strand ist nicht alles: Zeeland<br />
hat noch mehr zu bieten<br />
In der Halle oder am Fels:<br />
Klettern in Innsbruck<br />
Ein Jahr nach dem Wohngipfel der<br />
Bundesregierung hat ein Aktionsbündnis<br />
aus Deutschem Mieterbund,<br />
Deutschem Gewerkschaftsbund<br />
und weiteren Organisationen<br />
Kritik an der Mietenpolitik der<br />
schwarz-roten Koalition geübt.<br />
Nichts habe sich auf den Wohnungsmärkten<br />
geändert, heißt es in<br />
einer Erklärung des Bündnisses vom<br />
Donnerstag. Bundesweit fehlten<br />
mehr als eine Million bezahlbare<br />
Mietwohnungen. Der Bestand an<br />
Sozialwohnungen schrumpfe weiter,<br />
die Mieten hätten ein Rekordniveau<br />
erreicht. „Wir fordern eine andere<br />
Wohnungspolitik“, sagte Mieterbund-Präsident<br />
Lukas Siebenkotten.<br />
„Wir brauchen mehr nachhaltigen,<br />
sozialen und dauerhaft preisgünstigen<br />
neuen Wohnraum.“ Die Mieten<br />
müssten bezahlbar sein und bleiben.<br />
„Dazu sind eine nicht von Ausnahmen<br />
durchlöcherte Mietpreisbremse,<br />
wirksame Mietwucherregelungen<br />
nach dem Wirtschaftsstrafgesetz<br />
und die drastische Einschränkung<br />
von Mieterhöhungen, zum<br />
Beispiel durch Absenkung der Kappungsgrenzen<br />
oder der Modernisierungsumlage,<br />
notwendig“, so Siebenkotten.<br />
„Angesichts der zunehmenden<br />
Wohnungskrise passt es<br />
nicht zusammen, dass die Bundesregierung<br />
die Mittel für den sozialen<br />
Wohnungsbau von1,5 Milliarden auf<br />
eine Milliarde Euro im Jahr 2020 absenkt“,<br />
kritisiert Stefan Körzell vom<br />
Deutschen Gewerkschaftsbund.<br />
„Wir brauchen jetzt schnell von<br />
Bund und Ländern, jährlich mindestens<br />
7Milliarden Euro zweckgebunden<br />
für den Bau von bis zu 150 000<br />
preisgebundenen Wohnungen.“<br />
Mit einer Menschenkette zwischen<br />
Kanzleramt und Innenministerium<br />
will das Bündnis am 19. September<br />
auf seine Forderungen aufmerksam<br />
machen. Im Oktober/November<br />
sind Diskussionen geplant.<br />
Die Caritas macht mit einem Plakat in Mitte auf fehlenden Wohnraum aufmerksam.<br />
Streitobjekt Mietendeckel<br />
Initiative präsentiert Zahlen über Wirksamkeit der neuen Regelung –und fordert Korrekturen<br />
VonUlrich Paul<br />
Ein Fünftel der <strong>Berliner</strong><br />
muss mindestens 30 Prozent<br />
des Haushaltseinkommens<br />
für die Kaltmiete aufbringen<br />
–und erfüllt damit eine der<br />
Bedingungen, die nach dem geplanten<br />
Mietendeckel zur Absenkung der<br />
Miete berechtigen.Wird einbezogen,<br />
dass die Wohnungsgröße angemessen<br />
sein muss, reduziert sich der<br />
Kreis der Anspruchsberechtigten für<br />
eine Mietsenkung jedoch auf nur<br />
noch knapp zehn Prozent.<br />
Dasgeht aus einer Untersuchung<br />
des Soziologen Sigmar Gude für die<br />
Initiative Mietenvolksentscheid hervor,<br />
die der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegt.<br />
Sonderlich groß wäre der Kreis der<br />
Mieter also nicht, der von einer Absenkung<br />
profitieren könnte. Er<br />
würde sich voraussichtlich sogar<br />
noch weiter reduzieren. Denn einen<br />
Anspruch auf Absenkung soll es nur<br />
dann geben, wenn die neuen Mietoberwerte,<br />
die zwischen 5,95 und<br />
9,80 Euro proQuadratmeter für normal<br />
ausgestattete Wohnungen liegen,<br />
überschritten werden.<br />
Daten ausgewertet<br />
„Der vorliegende Entwurf der rotrot-grünen<br />
Koalition für einen Mietendeckel<br />
ist ein Meilenstein“, sagt<br />
Horst Arenz von der Initiative Mietenvolksentscheid.<br />
DerEntwurfenthalte<br />
allerdings zentrale Schwächen,<br />
die beseitigt werden müssten. Die<br />
Initiative lehnt bei der Berechnung<br />
Der Referentenentwurf<br />
zum Mietendeckel ist seit<br />
dem 2. September bekannt.<br />
Er sieht vor, dass die Mieten<br />
in Berlin auf den Stand vom<br />
18. Juni 2019 eingefroren<br />
werden. Zugleich sind Mietobergrenzen<br />
geplant.<br />
DER WEG ZUM GESETZ<br />
Die Mietobergrenzen<br />
für normal ausgestattete<br />
Wohnungen liegen nach dem<br />
aktuellen Vorschlag zwischen<br />
5,95 Euro und 9,80 Euro je<br />
Quadratmeter Wohnfläche<br />
kalt. Basis ist der Mietspiegelvon<br />
2013.<br />
Der Zeitplan<br />
Zurzeit läuft die Anhörung<br />
vonVerbänden der Mieter<br />
und Vermieter.Der Senat soll<br />
Mitte Oktober über das Mietendeckelgesetz<br />
beschließen.<br />
Die Regelung soll Anfang<br />
2020 in Kraft treten.<br />
der Mietbelastung die Bezugnahme<br />
auf die Nettokaltmiete ab. Stattdessen<br />
schlägt sie vor, dass ein Anspruch<br />
auf Absenkung der Miete<br />
entsteht, wenn der Mieter über einen<br />
Wohnberechtigungsschein<br />
(WBS) verfügt, der für den Bezug einer<br />
Sozialwohnung berechtigt. Eine<br />
solche Regelung sei sozial am treffsichersten.<br />
Hintergrund: Es gibt auch<br />
Haushalte, die mehr als 30 Prozent<br />
des Einkommens für die Miete aufbringen<br />
müssen, deren Einkommen<br />
aber überdurchschnittlich hoch ist.<br />
Sie würden ebenfalls vom Absenkungsanspruch<br />
profitieren.<br />
Die Initiative Mietenvolksentscheid<br />
stuft zudem die vorgeschlagenen<br />
Mietoberwerte als zu hoch<br />
ein. Diese Werte basieren auf dem<br />
Mietspiegel 2013. Die Initiative<br />
schlägt vor, dass der Mietspiegel aus<br />
dem Jahr 2011 mit niedrigeren Werten<br />
zugrunde gelegt wird und die<br />
Obergrenzen neu berechnet werden.<br />
Außerdem moniert die Initiative,<br />
dass nach dem Referentenentwurf<br />
für den Mietendeckel Modernisierungszuschläge<br />
von bis zu 1,40 Euro<br />
je Quadratmeter möglich sein sollen,<br />
falls die Wohnung in den vergangenen<br />
15 Jahren modernisiert wurde.<br />
Insbesonderelänger zurückliegende<br />
Modernisierungen seien durch die<br />
Umlagen der Vermieter bereits in die<br />
Mietspiegel der vergangenen Jahre<br />
eingeflossen – und würden nun<br />
durch den geplanten Aufschlag doppelt<br />
wirksam, bemängelt die Initiative.<br />
Siespricht sich für die ersatzlose<br />
Streichung der Modernisierungszuschläge<br />
aus. Kritik übt die Initiative<br />
zudem an der geplanten Regelung<br />
zur Wiedervermietung. Sie geht ihnen<br />
zu weit. Der Grund: Beim Abschluss<br />
eines neuen Vertrages soll<br />
IMAGO IMAGES/VOLKER HOHLFELD<br />
die Mietobergrenze gelten. Sinnvoll<br />
sei dies,wenn die vomVormieter gezahlte<br />
Miete oberhalb der Mietobergrenze<br />
liege. Denn dann läge die<br />
Wiedervermietungsmiete niedriger<br />
als vorher. Inden anderen Fällen, in<br />
denen die Miete vorher unter den<br />
Oberwerten lag, führe die Orientierung<br />
an den Oberwerten aber zu<br />
kräftigen Mieterhöhungen. „Dies ist<br />
sozial ungerecht und einer linken<br />
Koalition unwürdig“, sagt Arenz.<br />
Spielräume kritisiert<br />
Als Schwachpunkt bezeichnet die<br />
Initiative, dass es auch künftig noch<br />
trotz Mietenstopps Mietsteigerungen<br />
um 1,3 Prozent geben soll, wenn<br />
die Mieten unter den Oberwerten<br />
liegen. Es sei sozial ungerecht, wenn<br />
die Miete zum Beispiel im Kosmos-<br />
Viertel für Haushalte mit Kaltmieten<br />
vonunter vier Euro steige,woanders<br />
aber für gut gestellte Haushalte<br />
sinke. „Beide Punkte könnten korrigiert<br />
werden, zum Beispiel durch einen<br />
Mietenstopp für Haushalte unter<br />
der Armutsgrenze“, sagt Arenz.<br />
Laut einer Forsa-Umfrage für den<br />
Bundesverband Freier Immobilienund<br />
Wohnungsunternehmen überweist<br />
jeder zweite Mieter in Deutschland<br />
mehr als 30 Prozent seines<br />
Haushaltsnettoeinkommens an den<br />
Vermieter. Bei etwa jedem fünften<br />
Mieterhaushalt liegt die Belastung<br />
demnach bei mehr als 40 Prozent.<br />
Gut drei Viertel der Befragten bezeichneten<br />
ihreMiete dennoch alles<br />
in allem als angemessen.<br />
Hermann hat<br />
Angst<br />
im Park<br />
Bürgermeisterin empfindet<br />
Grünflächen als gefährlich<br />
Die Bürgermeisterin des <strong>Berliner</strong><br />
Bezirks Friedrichshain-<br />
Kreuzberg, Monika Herrmann<br />
(Grüne), hält die Parks in der<br />
Hauptstadt in den Nachtstunden<br />
für gefährlich. „Ich gehe in Berlin<br />
durch gar keine Parks, ich weiß ja<br />
nicht, wie Sie das handhaben, aber<br />
das ist mir als Frau zu gefährlich“,<br />
sagte Herrmann der <strong>Zeitung</strong> Die<br />
Welt, auf die Frage, ob sie in der<br />
Dunkelheit durch den Görlitzer<br />
Park in Kreuzberglaufe.<br />
Sie gab zu, dass der Zustand in<br />
dem Park „nicht tragbar“ sei. Es sei<br />
aber Aufgabe der Polizei das zu ändern,<br />
das Bezirksamt könne sich<br />
nur mit der Lage arrangieren.<br />
Im Görlitzer Park stehen seit<br />
Jahren Dutzende Dealer,meist afrikanischstämmige<br />
Männer, und<br />
verkaufen Marihuana an Touristen,<br />
Club- und Kneipenbesucher.<br />
Auch Kokain und Ecstasy wurden<br />
gefunden. Gefährlich sind<br />
Parks inBerlin jedoch weniger wegen<br />
der Dealer, die Parkbesucher<br />
zwar ansprechen, aber nicht angreifen.<br />
Diebstähle und Überfälle<br />
auf Touristen und andere Spaziergänger<br />
werden eher von anderen<br />
Gruppen verübt. Dass es in Parks<br />
nachts gefährlich werden kann, gilt<br />
auch in anderen Großstädten.<br />
Monika Herrmann war kürzlich<br />
wieder kritisiert worden, weil sie<br />
gesagt hatte, der Bezirk wolle in<br />
dem Park keine Gruppe ausgrenzen<br />
und vertreiben, das gelte auch<br />
für die Dealer. Nach einem Bericht<br />
der <strong>Zeitung</strong> B.Z. soll es am Sonnabend<br />
im Park ein Fußballturnier<br />
geben, an dem auch Dealer teilnehmen<br />
sollen.<br />
Die Polizei geht immer wieder<br />
mit Razzien und Suchhunden gegen<br />
den Drogenhandel vor. (dpa)<br />
Bleibt dem Görli abends fern: Bezirksbürgermeisterin<br />
Hermann. BLZ/GERD ENGELSMANN<br />
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Berlin/Brandenburg<br />
Unfalltod<br />
einer Studentin<br />
vor Gericht<br />
Todder Ägypterin sorgte<br />
2017 für Schlagzeilen<br />
VonSilkeNauschütz, Cottbus<br />
Der Unfalltod einer ägyptischen<br />
Studentin in Cottbus am Karfreitag<br />
2017 sorgte auch international<br />
für Schlagzeilen: Es hieß damals,<br />
dass die Studentin angeblich nach<br />
dem Unfall auch noch von Insassen<br />
des Autos rassistisch beschimpft<br />
wurde. Als diese Vorwürfe bekannt<br />
wurden, empfahl die Heimatuniversität<br />
der Gaststudentin anderen<br />
ägyptischen Studenten, sicherheitshalber<br />
aus Cottbus wegzuziehen.<br />
Am Donnerstag begann nun vor<br />
dem Cottbuser Amtsgericht der Prozess<br />
gegen einen 22-jährigen Autofahrer<br />
aus Dresden. Die Staatsanwaltschaft<br />
wirft ihm fahrlässige Tötung<br />
vor. Er soll in den frühen Morgenstunden<br />
des 15. April 2017 einen<br />
Unfall verursacht haben, bei dem die<br />
22 Jahre alte Fußgängerin so schwer<br />
verletzt wurde,dass sie dreiTage später<br />
im Krankenhaus ihren schweren<br />
Kopfverletzungen erlag.<br />
Laut Anklage soll der Autofahrer<br />
in einer Tempo-30-Zone mit etwa 50<br />
Stundenkilometern unterwegs gewesen<br />
sein, als er die Frau an der<br />
Straßenbahnhaltestelle erfasste. Der<br />
Verteidiger sagte, der Angeklagtehabe<br />
das Unfallauto zwar gefahren,<br />
bezweifle aber, mit 50 Kilometer pro<br />
Stunde unterwegs gewesen zu sein.<br />
Der 22-jährige Angeklagte wirkte<br />
beim Prozessauftakt eher unbeteiligt,<br />
sein Anwalt nahezu provokativ.<br />
Die Staatsanwaltschaft geht davon<br />
aus, dass der Todder Frau vermeidbar<br />
gewesen wäre, hätte der<br />
Angeklagte sich an das Tempolimit<br />
30 gehalten.<br />
Die Staatsanwaltschaft hatte<br />
auch gegen einen Beifahrer des angeklagten<br />
Autofahrers wegen des<br />
Verdachts der Volksverhetzung und<br />
Beleidigung ermittelt: Zeugen hatten<br />
nach dem Unfall behauptet, dass<br />
erdie schwer verletzte Ägypterin am<br />
Unfallort mit fremdenfeindlichen<br />
Am Anfang war der Ärger<br />
Kritik an der Einladungspolitik: Der erste runde Tisch gegen antisemitische Gewalt startete holprig<br />
VonElmar Schütze<br />
Manchmal ist es gar<br />
nicht so wichtig, wer<br />
zu einer Partyeingeladen<br />
ist, sondern wer<br />
nicht. Da hatte Innenstaatssekretär<br />
Torsten Akmann seinen ersten<br />
„Runden Tisch gegen antisemitische<br />
Gewalt“ organisiert. Dabei war am<br />
Donnerstag zur Nachmittagstunde<br />
unter anderem Gideon Joffe, Vorsitzender<br />
der Jüdischen Gemeinde zu<br />
Berlin. Ebenso Rabbiner Yehuda<br />
Teichtal vom Jüdischen Bildungszentrum<br />
Chabad Lubawitsch. Außerdem<br />
Daniel Botmann, Geschäftsführer<br />
des Zentralrats der Juden in<br />
Deutschland, Lala Süsskind, Vize-<br />
Chefin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft,<br />
sowie Deidre Berger, Direktorin<br />
des American Jewish Committee.<br />
Kurz: zahlreiche Amts- und<br />
Würdenträger des jüdischen Leben<br />
Berlins. Jaselbst Sawsan Chebli, immer<br />
wieder heiß umstrittene palästinensisch-stämmige<br />
Staatssekretärin<br />
für Bürgerschaftliches Engagement<br />
und Internationales in der Senatskanzlei<br />
und Bevollmächtigte des<br />
Landes Berlin beim Bund, nahm teil.<br />
Doch wer fehlte: unter anderem<br />
der Antisemitismusbeauftragte des<br />
Landes Berlin, Lorenz Korgel. Auch<br />
Claudia Vanoni, in derselben Funktion<br />
für die Staatsanwaltschaft Berlin<br />
tätig, war nicht eingeladen.<br />
Kritik an der Einladungspolitik<br />
der SPD-geführten Innenverwaltung<br />
kommt aus der Justizverwaltung<br />
(Grüne). „Wir sind irritiert und<br />
fürchten die Etablierung von Doppelstrukturen“,<br />
sagte ein Sprecher<br />
am Donnerstag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Schnelle Reaktion<br />
Tatsächlich hatte die Justizverwaltung<br />
erst im März ein „Konzept zur<br />
Weiterentwicklung der Antisemitismusprävention“<br />
vorgestellt. Darin<br />
heißt es, dass die Wirksamkeit der<br />
Prävention im Land Berlin „wesentlich<br />
voneinem abgestimmtenVorgehen<br />
aller Beteiligter“ abhänge. Und,<br />
vermeintlich klipp und klar:„DieKoordination<br />
geschieht durch die Senatsjustizverwaltung.“<br />
So wurde der<br />
Landes-Antisemitismusbeauftragte<br />
Lorenz Korgel vonJustizsenator Dirk<br />
Behrendt ins Amt gerufen.<br />
Kaum war die Kritik bei der Innenverwaltung<br />
angekommen, erfolgte<br />
von dort eine Reaktion. „Der<br />
runde Tisch hat gerade beschlossen,<br />
Herrn Korgel und Frau Vanoni als<br />
ständige Mitglieder mitaufzunehmen“,<br />
sagte ein Sprecher. Das ging<br />
schnell.<br />
Das Tragen einer Kippa ist in Berlin nicht immer ungefährlich.<br />
ANTISEMITISMUSBEAUFTRAGTE<br />
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung ist Felix Klein. Die Stadt Berlin verfügt<br />
gleich über mehrere Antisemitismusbeauftragte:<br />
Lorenz Korgel ist Antisemitismusbeauftragter des Landes Berlin.<br />
Wolfram Pemp ist Antisemitismusbeauftragter der Polizei Berlin.<br />
Claudia Vanoni ist Antisemitismusbeauftragte der StaatsanwaltschaftBerlin.<br />
IMAGO IMAGES<br />
Sigmount A. Königsberg ist Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.<br />
Es ist ein Streit um Zuständigkeiten<br />
–und sicher geht es auch um persönliche<br />
Eitelkeiten von Politikern,<br />
die in einer gemeinsamen Koalition<br />
immer darauf bedacht sein müssen,<br />
das eigene Profil zu schärfen.<br />
Dabei stellt wohl keiner der Streitenden<br />
die Sinnhaftigkeit eines solchen<br />
Gremiums grundsätzlich infrage.<br />
Nach Auskunft der Innenverwaltung<br />
soll der runde Tisch möglichst<br />
konkrete Sicherheitsfragen<br />
klären und den Betroffenen Hilfestellungen<br />
bieten. Demnach soll er<br />
eine Plattform sein, die „einen offenen<br />
und direkten Austausch zu aktuellen<br />
Vorkommnissen antisemitischer<br />
Gewalt und den damit verbundenen<br />
Sicherheitsfragen ermöglicht“.<br />
Wenn es noch eines Anstoßes gebraucht<br />
hätte, solieferte ihn der antisemitische<br />
Zwischenfall mit Rabbiner<br />
Teichtal Ende Juli. Der Rabbiner<br />
hatte in einer Synagoge in Wilmersdorf<br />
gepredigt und war mit einem<br />
seiner Kinder auf dem Nachhauseweg,<br />
als er aus einemWohnhaus heraus<br />
antisemitisch angepöbelt wurde.<br />
Zwei junge Männer riefen „Jude,<br />
Jude“, spuckten in seine Richtung<br />
aus und riefen Drohungen in arabischer<br />
Sprache.<br />
In den Tagen danach erfuhr Rabbiner<br />
Teichtal breite Solidarität. Unter<br />
anderem Bundespräsident<br />
Frank-Walter Steinmeier besuchte<br />
ihn im Jüdischen Bildungszentrum<br />
Chabad Lubawitsch in Wilmersdorf.<br />
Zu einem Solidaritätsgebet in den<br />
Räumen des Zentrums einige Tage<br />
später kam auch Heiko Maas und<br />
forderte, dass die gesamte Gesellschaft<br />
beherzt gegen jede Form des<br />
Antisemitismusgegenhalten müsse,<br />
wo immer es möglich sei.<br />
Starkes Signal<br />
Den Bundesaußenminister nahm<br />
jetzt Berlins Innenstaatssekretär<br />
Torsten Akman als Kronzeugen für<br />
seinen runden Tisch. MitSorge stelle<br />
er fest, dass sich antisemitische Tendenzen<br />
in der Gesellschaft offenbar<br />
verfestigen und die Zahl der Gewalttaten<br />
ansteige,sagte Akmann vorder<br />
ersten Sitzung. „Auf offener Straße<br />
werden Juden angegriffen und beleidigt,<br />
wie zuletzt Rabbiner Teichtal.<br />
Demkönnen wir nicht tatenlos zusehen“<br />
sagte er. „Wir müssen offen<br />
über antisemitische Gewalt sprechen<br />
ohne Angst zu verbreiten, damit<br />
Berlin auch in Zukunft für Jüdinnen<br />
und Juden eine sichere Heimatstadt<br />
bleibt.“ Der runde Tisch solle<br />
dazu „ein starkes Signal der Aufrichtigen“<br />
sein.<br />
POLIZEIREPORT<br />
Kind lebensgefährlich verletzt.<br />
Einvier Jahrealtes Mädchen ist auf<br />
dem Gelände des Dong-Xuan-Centers<br />
in Berlin-Lichtenbergvon einem<br />
Wagen angefahren und dabei<br />
lebensgefährlich verletzt worden.<br />
Es wurde in einem Krankenhaus<br />
notoperiert, wie die Polizei am Donnerstag<br />
mitteilte.Der 57 Jahrealte<br />
Fahrer flüchtete vonder Unfallstelle.Zuvor<br />
war er am Mittwoch<br />
zwischen zwei Einkaufshallen unterwegs,als<br />
der Wagen mit dem<br />
Mädchen zusammenprallte.Die<br />
Vierjährige war in Begleitung ihrer<br />
Mutter und vier Geschwistern.<br />
Nach Polizeiangaben zeichnete<br />
eine Überwachungskameraden<br />
Unfall auf –über das Nummernschild<br />
konnten die Beamten den<br />
Autofahrer ermitteln. Gegen den<br />
Mann wirdwegen fahrlässiger Körperverletzung<br />
und Verkehrsunfallflucht<br />
ermittelt. (dpa)<br />
Unfall nach epileptischem Anfall.<br />
Weil er einen epileptischen Anfall<br />
hatte,hat ein Autofahrer am Donnerstagabend<br />
in Prenzlauer Berg einen<br />
Verkehrsunfall verursacht. Wie<br />
die Polizei mitteilte,verlor der Fahrer<br />
auf der Mandelstraße durch den Anfall<br />
die Kontrolle über seinen Wagen<br />
und rammte ein geparktes Auto.Der<br />
Unfallwagen überschlug sich dabei.<br />
DerFahrer und sein Beifahrer,der<br />
bei dem Unfall verletzt wurde,kamen<br />
in ein Krankenhaus. (BLZ)<br />
Mit Flasche geschlagen.<br />
Zehn Tage nach einem gefährlichen<br />
Angriff gegen einen jungen Mann im<br />
bayerischen Eichstätt hat die Polizei<br />
den mutmaßlichen Täter in Berlin<br />
gefasst. Der25-Jährige soll dem 19-<br />
jährigen Opfer mit Wucht eine Weinflasche<br />
ins Gesicht geschlagen haben,<br />
wie die Polizei am Mittwoch<br />
mitteilte.Der 19-Jährige erlitt tiefe<br />
Schnittverletzungen im Gesicht und<br />
kam in ein Krankenhaus.Die Kripo<br />
ermittelt wegen versuchter Tötung,<br />
die Spuren führten zu dem 25-jährigen<br />
<strong>Berliner</strong>.Dieser wurde am Mittwoch<br />
festgenommen und sollte einem<br />
Ermittlungsrichter vorgeführt<br />
werden. (dpa)<br />
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Eine Ausbildung im Wandel<br />
Zum Prozessbeginn schließ Richter Peter<br />
Merz die Tür des Gerichtssaals. DPA/PLEUL<br />
Parolen beschimpft haben soll. Das<br />
Verfahren wurde allerdings eingestellt.<br />
ZurBegründung sagte der Leitende<br />
Oberstaatsanwalt in Cottbus,<br />
Bernhard Brocher, essei überhaupt<br />
nicht erwiesen, dass ausländerfeindliche<br />
und volksverhetzende Parolen<br />
gefallen seien.<br />
Es gab mehrere Zeugen, die am<br />
Donnerstag den Unfall im Gerichtssaal<br />
schilderten. Sie sagten übereinstimmend,<br />
dass das Auto vor dem<br />
Zusammenprall hörbar beschleunigt<br />
habe und es auf der Straße freie<br />
Sicht gab. Das stimmt mit früheren<br />
Aussagen von Zeugen überein, die<br />
sagten, der Fahrer habe kurzvor dem<br />
Zusammenprall noch Gasgegeben.<br />
Insgesamt waren 19 Zeugen<br />
zum Auftakt des Prozessen geladen.<br />
Auch Sachverständige, unter<br />
anderem von der Dekra, wurden<br />
gehört.<br />
Zum Prozessauftakt waren auch<br />
die Familie der Toten und Freunde<br />
aus Ägypten angereist. Die Mutter<br />
der ums Leben gekommenen Frau<br />
wischte sich immer wieder Tränen<br />
ab,wirkte ansonsten aber gefasst.<br />
Für den Prozess hatte das Gericht<br />
zunächst zwei Verhandlungstage<br />
angesetzt. Nun gibt es Fortsetzungstermine<br />
am 17. Oktober und<br />
7. November. (dpa)<br />
VonPolizei getöteter Mann war verurteilter Stalker<br />
Der 26-jährige Pole soll seine Ex-Freundin getötet haben, bevor er auf der Flucht bei Berlin erschossen wurde<br />
VonPhilippe Debionne<br />
und Eric Richard<br />
Nach den tödlichen Schüssen auf<br />
einen mutmaßlichen Straftäter<br />
aus Polen auf der A10 nordöstlich<br />
von Berlin versuchen deutsche und<br />
polnische Ermittler, den genauen<br />
Hergang zu rekonstruieren. Nach<br />
ersten Erkenntnissen erschoss der<br />
junge Mann am Mittwoch wohl aus<br />
verschmähter Liebe in dem polnischen<br />
Städtchen Gorzow in einer<br />
Wäscherei eine 26 Jahre alte Ukrainerin.<br />
Emotionaler Tathintergrund<br />
Vorläufige Ermittlungen zu dem Tötungsdelikt<br />
in Polen hätten ergeben,<br />
dass sich Täter und Opfer kannten,<br />
sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft<br />
in Gorzow.„Es gab wohl einen<br />
emotionalen Hintergrund für die<br />
Tat.“ So teilten die polnischen Behörden<br />
weiter mit, dass Pawel R.im<br />
Sommer dieses Jahres von seiner<br />
Partnerin Kristina R. verlassen worden<br />
sei und sie anschließend gestalkt<br />
hätte. Von Mitte Juni bis Mitte Juli<br />
habe er sie vor allem über sozialen<br />
Netzwerke mit Nachrichten bombardiert,<br />
teils auch mit prekären Inhalten.<br />
Schließlich habe sich Kristina<br />
R. aus Angst vorihrem Ex an die Polizeigewandt<br />
und ihren früheren Partner<br />
angezeigt. Diese nahm Ermittlungen<br />
auf, wenig später wurde Pawel<br />
R. wegen seiner Stalking-Attacken<br />
von einem polnischen Gericht<br />
zu einer Geldstrafe verurteilt. Gegen<br />
dieses Urteil sei R. aber am vierten<br />
September 2019 in Berufung gegangen.<br />
Doch bevor ein Gericht darüber<br />
entscheiden konnten, griff R. nach<br />
derzeitigem Ermittlungsstand offenbar<br />
zur Waffe.<br />
Dabei soll es sich um eine Vorderladerpistole<br />
gehandelt haben, die<br />
sich der Mann in einem Laden besorgt<br />
habe.Diese Nachbauten historischer<br />
Handfeuerwaffen sind in Polen<br />
nach Angaben der Staatsanwaltschaft<br />
frei verkäuflich. Ob der Täter<br />
aus der Waffe einen oder mehrere<br />
Schüsse abgegeben habe,sei Gegenstand<br />
der Ermittlungen. Die Obduktion<br />
der Leiche habe gezeigt, dass die<br />
Frau durch einen Schuss in den Kopf<br />
starb. Die Frage, warum der Mann<br />
nach der TatRichtung Deutschland<br />
gefahren sei, sei noch nicht geklärt.<br />
Ob der Täter zuvor der Polizei bekannt<br />
war, konnte der Sprecher der<br />
Staatsanwaltschaft nicht sagen.<br />
Nach Angaben der polnischen<br />
Staatsanwaltschaft war der Mann 26<br />
Jahre alt. Gorzow liegt etwa 80 Kilometer<br />
nordwestlich von Frankfurt<br />
(Oder).<br />
In Brandenburg liefen am Donnerstag<br />
noch die Ermittlungen, um<br />
die Identität des Mannes zweifelsfrei<br />
festzustellen. Kriminaltechniker untersuchten<br />
den Tatort den Angaben<br />
nach bis etwa 3.00 Uhrinder Nacht.<br />
Die Leiche des Mannes sollte obduziert<br />
werden. Sein Wagen wurde beschlagnahmt.<br />
Experten waren im<br />
Einsatz, um die abgefeuerten<br />
Schüsse nachzuvollziehen.<br />
Am Mittwochnachmittag hatten<br />
Beamte an der Autobahnanschlussstelle<br />
Hellersdorf einen zur Fahndung<br />
ausgeschriebenen roten<br />
Mazdamit polnischem Kennzeichen<br />
gestoppt. Der Fahrer, der allein in<br />
dem Wagen saß, soll mit einer Waffe<br />
„herumgefuchtelt“ und auf die Beamten<br />
gezielt haben, wie Polizeisprecher<br />
Torsten Herbst am Mittwochabend<br />
sagte. Trotz mehrfacher<br />
Aufforderung habe er die Waffe nicht<br />
weggelegt. Beide Beamte haben laut<br />
Polizei daraufhin mehrfach auf den<br />
Mann geschossen und ihn tödlich<br />
verletzt. Der Mann feuerte nach bisherigen<br />
Erkenntnissen keine<br />
Schüsse ab.<br />
Schussabgabe rechtmäßig<br />
Die Polizisten setzten ihre Waffen<br />
„absolut rechtmäßig“ ein, wie<br />
Herbst betonte. Die Staatsanwaltschaft<br />
Frankfurt(Oder) habe Ermittlungen<br />
aufgenommen. Das ist laut<br />
Herbst Standardprozedere, wenn<br />
Polizisten ihre Schusswaffe einsetzen<br />
und dadurch Menschen verletzten<br />
oder töten. DerVorfall werdewie<br />
ein Mord untersucht, daher ermittle<br />
die Staatsanwaltschaft.<br />
Diebeiden Polizisten wurden bereits<br />
am Donnerstag nach ihrer ersten<br />
Aussage psychologisch betreut,<br />
wie Herbst sagte. Sie seien vorerst<br />
vomDienst freigestellt. (mit dpa)<br />
Ermittlungen nach Absturz.<br />
Nach dem Absturzeines Kleinflugzeugs<br />
im nördlichen Brandenburg<br />
wollen Ermittler der Bundesstelle für<br />
Flugunfalluntersuchung am Donnerstag<br />
den Unfallortinspizieren.<br />
DasFlugzeug des Typs Cessna, das<br />
oft vonFallschirmspringerngenutzt<br />
wird, war am Mittwoch nahe Zehdenick<br />
(Kreis Oberhavel) beim Landeanflug<br />
abgestürzt und komplett zerstörtworden.<br />
Dabei kam nach Polizeiangaben<br />
der 31 Jahrealte Pilot<br />
ums Leben. (dpa)<br />
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Klasse 5: 1811 x212,40 Euro<br />
Klasse 6: 19 866 x38,70 Euro<br />
Klasse 7: 31 892 x24,10 Euro<br />
Klasse 8: 346 086 x9,90 Euro<br />
Klasse 9: 232 089 x5,00 Euro<br />
Alle Angaben ohne Gewähr!
16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Gesundheit<br />
Forschung an<br />
Antibiotika<br />
wird zu teuer<br />
Pharmaunternehmen ziehen<br />
sich aus Bereich zurück<br />
Pharmaunternehmen ziehen sich<br />
zunehmend aus der Antibiotikaforschung<br />
zurück. Daszeigen Recherchen<br />
des Norddeutschen Rundfunks<br />
(NDR), wie der Sender am Donnerstag<br />
berichtete. Demnach bestätigte<br />
nun auch der größte Gesundheitskonzern<br />
Johnson & Johnson dem<br />
NDR, dass sich derzeit in dem Unternehmen<br />
„keine weiteren Antibiotika<br />
in der Entwicklung“ befänden. Zuletzt<br />
hatten sich 2018 demnach die<br />
Branchenriesen Novartis und Sanofi<br />
sowie AstraZeneca Ende 2016 aus der<br />
Antibiotikaforschung verabschiedet.<br />
Der Internationale Pharmaverband<br />
(IFPMA) hatte erst 2016 eine Allianz<br />
zum Kampf gegen die Antibiotikaresistenzen<br />
gegründet.<br />
Etwa hundert Unternehmen unterzeichneten<br />
eine gemeinsame Erklärung,<br />
in der sie zusagten, in die<br />
Forschung in diesem Bereich zu investieren.<br />
Nach den NDR-Recherchen<br />
ist fast die Hälfte der unterzeichnenden<br />
Firmen, die damals zu Antibiotika<br />
forschten, mittlerweile nicht<br />
mehr in dem Bereich aktiv.Der Grund<br />
für den Rückzug der großen Pharmakonzerne<br />
sind dem Bericht zufolge<br />
offenbar wirtschaftliche Erwägungen.<br />
Mit Antibiotika lasse sich deutlich<br />
weniger Geld verdienen als beispielsweise<br />
mit Krebsmedikamenten<br />
oder Mitteln gegen chronische<br />
Erkrankungen. (AFP)<br />
Impfen oder nicht? Welche Nebenwirkungen<br />
und Risiken<br />
birgt dies und wie wirksam<br />
schützt die Spritze überhaupt?<br />
Ist eine Impfpflicht nötig? Solche<br />
Fragen beherrschen die Impfdebatte<br />
auch in Deutschland. Mit ihrem<br />
Weltimpfgipfel in Brüssel wollen die<br />
Europäische Kommission und die<br />
Weltgesundheitsorganisation das<br />
Thema in den Fokus rücken und für<br />
Fehlinformationen sensibilisieren.<br />
Fragen und Antworten zum Impfen.<br />
WARUM IST IMPFEN SO WICHTIG?<br />
Zumeinen geht es um den persönlichen<br />
Impfschutz, zum anderen um<br />
den kollektiven Impfschutz. Diesogenannte<br />
Herdenimmunität ist wichtig,<br />
um auch gefährdete Gruppen in der<br />
Bevölkerung zu schützen, die aus verschiedenen<br />
Gründen nicht selbst<br />
geimpft werden können. Dazu zählen<br />
zum Beispiel immungeschwächte<br />
Menschen und sehr kleine Säuglinge.<br />
Denn nicht alle der sogenannten Kinderkrankheiten<br />
sind harmlos.Erreger<br />
etwa der Masernkönnen schwere, sogar<br />
lebensbedrohliche Erkrankungen<br />
auslösen.<br />
WARUM WIRD ÜBER DASIMPFEN<br />
DERART GESTRITTEN?<br />
Auf der einen Seite steht das Recht<br />
des Einzelnen auf freie Entscheidung<br />
zur Impfung -auf der anderen<br />
das Interesse der Gemeinschaft,<br />
durch eine möglichst hohe Durchimpfungsrate<br />
die Bevölkerung vor<br />
Krankheiten zu schützen oder<br />
Krankheiten ganz auszurotten. Das<br />
Warum Impfen so wichtig ist<br />
Fragen und Antworten zum heiß diskutierten Thema Impfpflicht<br />
Früher keine Frage, heute Streitthema: das Impfen.<br />
macht das Thema so sensibel. Zudem<br />
werden Impfungen bei Gesunden<br />
angewandt und gehören zu den<br />
häufigsten medizinischen Maßnahmen<br />
überhaupt, was Fragen nach<br />
den Risiken für Kinder und dem Nutzender<br />
Spritzen aufwirft.<br />
WELCHE ARGUMENTE BRINGEN<br />
IMPFGEGNER VOR?<br />
Impfgegner und Impfskeptiker gibt es<br />
schon seit Einführung der verpflichtenden<br />
Pockenschutzimpfung für<br />
Kinder 1874. Undmanche ihrer Argumente<br />
haben sich bis heute kaum geändert.<br />
Zu den häufigsten Einwänden<br />
gegen das Impfen zählen die angeblich<br />
fehlende Wirksamkeit, unkalkulierbare<br />
Risiken und<br />
Nebenwirkungen sowie religiöse Motive.<br />
Andere meinen, das Durchste-<br />
DPA<br />
hen vonKrankheiten sei für eine normale<br />
Entwicklung ihres Kindes wichtig.<br />
DieWeltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) hat Impfgegner zu einer der<br />
zehn größten globalen Gesundheitsbedrohungen<br />
erklärt, weil vor allem<br />
die medizinisch mögliche Ausrottung<br />
der Masern durch die in den Industrieländern<br />
verbreitete Verweigerung<br />
vonImpfungen verhindertwerde.<br />
WASHALTEN IMPFBEFÜRWORTER<br />
DEM ENTGEGEN?<br />
Experten verweisen darauf, dass<br />
auch sogenannte Kinderkrankheiten<br />
wie die Masern sehr drastisch verlaufen<br />
können. Eine gefürchtete Begleiterscheinung<br />
der Masern, die<br />
Gehirnentzündung, entwickelt sich<br />
bei einem von1000 erkrankten Kindern.<br />
Auch nach einer Impfung tritt<br />
dies in einem von einer Million Fällen<br />
auf –das ist aber tausendmal seltener<br />
als bei einer Erkrankung. Unbestritten<br />
ist, dass Impfstoffe Nebenwirkungen<br />
haben können. Die<br />
lange kursierende These,wonach die<br />
Masern-Mumps-Röteln-Impfung<br />
beispielsweise Autismus begünstigen<br />
könne, ist allerdings längst widerlegt.<br />
Auch dass Impfungen Allergien<br />
auslösen, ist nicht belegt. Fakt<br />
ist auch, dass ein Mensch trotz Impfung<br />
erkranken kann. Die Spritze<br />
kann aber dieWahrscheinlichkeit für<br />
eine Erkrankung senken und einen<br />
schweren Verlauf verhindern.<br />
WIE HOCH SIND DIE IMPFRATEN?<br />
Zwar haben im Jahr 2017 97,1 Prozent<br />
der Schulanfänger die erste Masernimpfung<br />
bekommen. Aber bei<br />
der entscheidenden zweiten Masernimpfung<br />
wird die bundesweit<br />
angestrebte Impfquote von 95Prozent<br />
noch immer nicht erreicht.<br />
Nach den aktuellsten Daten des Robert-Koch-Instituts<br />
waren gut 93<br />
Prozent der Schulanfänger 2017<br />
zweimal gegen Masern geimpft. Für<br />
andere Erreger sah der vollständige<br />
Impfschutz bei Schulanfängern im<br />
Bundesschnitt wie folgt aus: Diphtherie<br />
(93,6 Prozent), Tetanus (93,8<br />
Prozent), Keuchhusten (93,2 Prozent),<br />
Kinderlähmung (92,9 Prozent)<br />
und Meningokokken C (89,5 Prozent).<br />
SIND DIE IMPFUNGEN FREIWILLIG?<br />
Ja. Bislang gibt es keine Impfpflicht.<br />
(BLZ/dpa)<br />
Junge Leute<br />
rauchen mehr<br />
E-Zigaretten<br />
Auch Trend zum<br />
Shisharauchen geht weiter<br />
Trotz des allgemeinen Trends zum<br />
Nichtrauchen steigt bei jungen<br />
Leuten in Deutschland der Konsum<br />
von E-Zigaretten. 4,2 Prozent der<br />
Zwölf- bis 17-Jährigen und 6,6 Prozent<br />
der jungen Erwachsenen gaben<br />
bei einer Umfrage im Jahr 2018 an, in<br />
den vergangenen 30 Tagen E-Zigaretten<br />
geraucht zu haben, wie aus einer<br />
veröffentlichten Studie der Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung<br />
(BZgA) hervorgeht. 2012<br />
hatte dieser Anteil nur bei 2,6 Prozent<br />
bei den Jugendlichen beziehungsweise<br />
3,9 Prozent bei den jungen<br />
Erwachsenen gelegen. Auch das<br />
Shisharauchen bei den 18- bis 25-<br />
Jährigen stieg weiter –19,1 Prozent<br />
gaben an, in den vergangenen 30 Tagen<br />
Wasserpfeife geraucht zu haben.<br />
„Rauchen ist uncool: Nie zuvor<br />
haben mehr Jugendliche komplett<br />
auf das Rauchen verzichtet“, erklärte<br />
BZgA-Leiterin Heidrun Thaiss. Fast<br />
83 Prozent der Jugendlichen rauchten<br />
nach eigener Aussage demnach<br />
noch nie in ihrem Leben. Auch bei<br />
den jungen Erwachsenen griffen<br />
rund 44 Prozent noch nie zum<br />
Glimmstengel. Besorgt zeigte sich<br />
Thaiss über den Konsum von Wasserpfeifen<br />
und E-Zigaretten. Dies sei<br />
nach wie vor „problematisch“, vor<br />
allem weil die langfristigen gesundheitlichen<br />
Folgen weiterhin unklar<br />
seien. (dpa)<br />
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Titelfoto: ©Monique Wüstenhagen
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 17<br />
·························································································································································································································································································<br />
Gesundheit<br />
Vorbeugung gegen eine tödliche Gefahr<br />
VieleKrebserkrankungen könnten durch einen gesunden Lebensstil verhindert werden<br />
Jedes Jahr sterben in Deutschland<br />
rund 220 000 Menschen<br />
an Krebs. Fast 500 000 erkranken<br />
neu daran. Es gibt eine<br />
Reihe von Risikofaktoren, die die<br />
Krebsentstehung fördern können<br />
wie Rauchen und UV-Strahlen -–und<br />
die jeder selbst beeinflussen kann.<br />
Viele Krebsfälle könnten nach Angaben<br />
der Deutschen Krebshilfe und<br />
des Deutschen Krebsforschungszentrums<br />
(DKFZ) durch einen gesunden<br />
Lebensstil verhindert werden. Ein<br />
Überblick:<br />
WASSIND<br />
DIE RISIKOFAKTOREN?<br />
Dazu gehören zum Beispiel Übergewicht,<br />
Bewegungsmangel, hoher<br />
Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung<br />
oder Rauchen. Es gibt<br />
auch krebsauslösende Krankheitserreger<br />
– etwa Viren – und Einflüsse<br />
aus der Umwelt wie chemische<br />
Substanzen oder Strahlung.<br />
Auch chronische Entzündungen<br />
sind ein Risiko. Schätzungsweise<br />
fünf bis zehn von100 Krebserkrankungen<br />
entstehen aufgrund einer<br />
vererbbaren Veranlagung.<br />
Eine wichtige Rolle bei der<br />
Krebsentstehung spielen Zufall<br />
und Zeit: Beijeder Zellteilung wird<br />
die Erbsubstanz verdoppelt und<br />
auf Tochterzellen verteilt. Dabei<br />
kann es zu Fehlern kommen. Auch<br />
beim normalen Zellstoffwechsel<br />
entstehen Stoffe, die Schäden an<br />
der Erbsubstanz verursachen. Solche<br />
Fehler und Schäden sammeln<br />
sich im Laufe des Lebens an. Mit<br />
zunehmendem Alter steigt dann<br />
das Risiko, dass einige davon zu<br />
Krebs führen.<br />
WELCHE AUSWIRKUNGEN HAT<br />
BEISPIELSWEISE DASRAUCHEN?<br />
Krebsforschern zufolge sind allein<br />
dem Rauchen als wichtigster<br />
Krebsrisikofaktor in Deutschland<br />
jährlich mehr als 85 000 Krebserkrankungen<br />
zuzuschreiben. Darunter<br />
sind 46 000 Lungenkrebserkrankungen,<br />
die nach wie vor eine<br />
schlechte Prognose haben. Insgesamt<br />
ist der Tabakkonsum für etwa<br />
ein Fünftel aller Krebserkrankungen<br />
direkt verantwortlich, aber<br />
auch Herzkrankheiten, Bluthochdruck<br />
oder Schlaganfälle lassen<br />
sich häufig darauf zurückführen.<br />
WASBEWIRKT EIN<br />
RAUCHSTOPP?<br />
Nach fünf Jahren Rauchstopp sinkt<br />
auch das Risiko für Krebserkrankungen<br />
in Mundhöhle, Rachen, Speiseröhre<br />
und Harnblase auf die Hälfte.<br />
Zehn Jahre danach hat ein ehemaliger<br />
Raucher ein nur noch halb so hohes<br />
Risiko für Lungenkrebs,als wenn<br />
er dauerhaft weitergepafft hätte.<br />
Auch die Risiken für Kehlkopf- und<br />
Bauchspeicheldrüsenkrebs gehen<br />
zurück.<br />
Brustkrebs<br />
Häufigste Krebserkrankung bei Frauen<br />
Lymphknoten<br />
Tumor<br />
Milchdrüsen<br />
Milchgänge<br />
Brustwarze<br />
Lymphbahnen<br />
Bösartige Tumore<br />
Zellen verbreiten<br />
sich außerhalb<br />
der Milchdrüsen<br />
und -gänge<br />
Gutartige Tumore<br />
Brustmuskel<br />
Rippenknochen<br />
Zellen dringen<br />
nicht in das<br />
umliegende<br />
Gewebe ein<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: HARVARD GLOBAL EQUITY INITIATIVE/NATL CANCER INSTITUTE/NATLBREAST CANCERFOUNDATION/<br />
KOMEN/MAYO CLINIC/WHO/RKI, AFP<br />
WIE VIELE KREBSERKRANKUNGEN<br />
SIND VERMEIDBAR?<br />
DKFZ-Forscher ermittelten, dass<br />
in Deutschland mindestens 37<br />
Prozent aller Krebsneuerkrankungen<br />
auf das Konto von vermeidbaren<br />
Risikofaktoren gehen. Werden<br />
zusätzlich Früherkennungsuntersuchungen<br />
etwa gegen Darmkrebs<br />
berücksichtigt, wäre sogar die<br />
Hälfte aller Krebsfälle vermeidbar.<br />
Eine Erkrankung kann freilich nie<br />
mit hundertprozentiger Sicherheit<br />
ausgeschlossen, das Risiko aber<br />
deutlich minimiertwerden.<br />
WASKANN JEDER<br />
NOCH ZUR KREBSVORBEUGUNG<br />
TUN?<br />
Experten empfehlen eine Reduzierung<br />
von Übergewicht und regelmäßige<br />
Bewegung, möglichst 30<br />
Minuten täglich. Es gibt einen Zusammenhang<br />
zwischen einem hohen<br />
Körperfettanteil und dem Risiko<br />
für mindestens elf Krebsarten,<br />
etwa für Krebs des Dick- und<br />
Enddarms, der Leber, Niere und<br />
für Brustkrebs nach den Wechseljahren.<br />
Auch der Alkoholkonsum<br />
sollte begrenzt werden. Schätzungen<br />
zufolge ist hoher Alkoholkonsum<br />
für rund zehntausend Krebsneuerkrankungen<br />
in Deutschland<br />
verantwortlich.<br />
Auf dem Speiseplan sollten<br />
häufig Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte,<br />
Gemüse und Obst stehen<br />
und wenig kalorienreiche Lebensmittel,<br />
die viel Zucker und Fett<br />
enthalten. Der Anteil an verarbeitetem<br />
Fleisch und rotem Fleisch,<br />
beispielsweise vom Rind, Schwein<br />
oder Lamm, sowie an salzhaltigen<br />
Speisen sollte gering bleiben.<br />
Auch Stillen schützt Mütter vor<br />
Brustkrebs. Hormonersatztherapien<br />
erhöhen hingegen das Risiko<br />
für bestimmte Krebserkrankungen.<br />
WELCHE GEFAHR BIRGT<br />
UV-STRAHLUNG?<br />
UV-Strahlung ist das Hauptrisiko für<br />
Hautkrebs. Jedes Jahr erkranken in<br />
Deutschland mehr als 200 000 Menschen<br />
neu an solchen Krebsformen.<br />
Wichtig ist daher der Sonnenschutz<br />
und einVerzicht auf Solarienbesuche.<br />
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GIBT ES EINEN IMPFSCHUTZ?<br />
Impfungen gegen Humane<br />
Papillomaviren (HPV), die in<br />
Deutschland für Mädchen und Jungen<br />
empfohlen sind, senken das Risiko<br />
für Gebärmutterhalskrebs sowie<br />
Mund-, Rachen- und Analkrebs.<br />
Empfohlen wirddie Impfung im Alter<br />
zwischen neun und 14 Jahren. Säuglinge<br />
ab der neunten Lebenswoche<br />
sollten zudem gegen Hepatitis B<br />
geimpft werden. Die Viren können<br />
chronische Leberentzündungen auslösen,<br />
die zu Leberkrebs führen können.<br />
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PRIV.-DOZ. DR. MED. PATRICK HUNDSDÖRFER IM GESPRÄCH<br />
Die Kinderonkologie ist sein absolutes Herzblut<br />
Das Kinderkrebszentrum im Helios Klinikum<br />
Berlin-Buch ist Teil eines zertifizierten Onkologischen<br />
Zentrums, in dem Vertreter aller an<br />
der Krebsbehandlung beteiligten Fachrichtungen<br />
zusammenarbeiten. Mit einer Vielzahl von<br />
Zentren ist das Klinikum einer der führenden<br />
Standortebei der Behandlung von Krebs. Chefarzt<br />
der Kinder- und Jugendmedizin ist Priv.-<br />
Doz. Dr. med. Patrick Hundsdörfer. Im Interview<br />
erklärt er, warum erArzt geworden ist,<br />
wie er zu Helios kam und was esmit seinen<br />
Haaren auf sich hat.<br />
Priv.-Doz. Dr.med. Patrick Hundsdörfer ist Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin imHelios Klinikum Berlin-Buch. Wegen seiner Haarpracht gaben ihm seine kleinen Patienten den Spitznamen „Dr.Locke“.<br />
Wollten Sie schon immer Kinderarzt werden?<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Patrick Hundsdörfer:<br />
Nein, ich wollte nie Arzt werden –das war<br />
eher reiner Zufall. Ich hatte einen Studienplatz<br />
für Elektrotechnik in Aachen, bin aber am Praktikum<br />
für Fräsen, Bohren, Drehen gescheitert und<br />
habe meine Ingenieurkarriere damit beendet.<br />
Ich habe dann Physik studiert, fand das Studium<br />
aber doof. Ich habe trotzdem weiterstudiert,<br />
wollte jedoch eigentlich Krankenpfleger werden.<br />
Die Bonner Krankenpflegeschule hat mich aber<br />
nicht zugelassen, weil damals nur Mädchen angenommen<br />
wurden. Dann hat mich meine damalige<br />
Freundin zum Medizinertest mitgeschleift –<br />
sie wollte nicht alleine hingehen. Deshalb habe<br />
ich mich angemeldet und bin mit hingegangen.<br />
Und wie man es so kennt, wenn man keinen<br />
Druck hat (ich wollte schließlich nicht Medizin<br />
studieren), bekommt man immer alles ziemlich<br />
gut hin und schlussendlich war ich unter den<br />
Besten in Deutschland bei diesem Medizinertest.<br />
Naja und dann haben meine Eltern solange<br />
auf mich eingeredet, bis ich ein Medizinstudium<br />
angefangen und mich so langsam in die Medizin<br />
reingefunden habe. Aber ich wollte nie Kinderarzt<br />
werden, es sollte immer die Onkologie sein.<br />
Ich habe schon als 15-Jähriger in der Schule Referate<br />
über Rauchen, Lungenkrebs oder andere<br />
Krebserkrankungen gehalten. Das war ein häufig<br />
wiederkehrendes Thema in unserer Familie.<br />
Ich bin dann im Praktischen Jahr am Kinderspital<br />
in Zürich gelandet. Dort wurde mir bewusst,<br />
dass ich mit Kindern arbeiten will.<br />
Nach Abschluss des Studiums habe ich mich<br />
sowohl auf kinderonkologische als auch erwachsenonkologische<br />
Stellen beworben. Meine erste<br />
Stelle habe ich dann in der Kinderonkologie<br />
der Charité bekommen. Ich habe über 15 Jahre<br />
in der Kinderonkologie gearbeitet, das ist mein<br />
absolutes Herzblut. Mir macht das Spaß und<br />
ich glaube, ich komme mit den kleinen Patienten<br />
sehr gut klar. Sie merken, dass ich sie ernst<br />
nehme und dass ich Freude mit ihnen habe. Und<br />
wenn die Kinder einen mögen, dann klappt das<br />
auch mit den Eltern. Ich bin mir sicher, dass ich<br />
nur dann eine vernünftige Medizin machen kann,<br />
wenn ich mich gut mit den Kindern und den<br />
Eltern verstehe.<br />
Wie sind Sie denn zum Helios Klinikum Berlin-<br />
Buch gekommen?<br />
Ich wurde angefragt, ob ich mir eine Chefarztposition<br />
vorstellen könnte. Ich bin jetzt 48 Jahre alt.<br />
Für mich war klar, entweder entscheide ich mich<br />
in naher Zukunft nochmal für eine andere Position<br />
oder bleibe für den Rest meiner Zeit dort, wo ich<br />
bin. Und dann bekam ich die Chance auf eine Klinik,<br />
die eine große Kinderonkologie hat und die in<br />
Berlin ist –das Helios Klinikum in Berlin-Buch. Ich<br />
habe mir zunächst trotzdem nicht recht vorstellen<br />
können, zu wechseln. Die Gespräche verliefen für<br />
mich vielleicht gerade deshalb so gut, weil ich aus<br />
genau diesem Grund keinen Druck verspürte.<br />
Und dann habe ich die Klinik hier gesehen und<br />
dachte mir: Was ist das denn? Das gibt es doch<br />
nicht, das hier so eine fantastische Klinik steht mit<br />
so vielen Möglichkeiten. Ich wohne zehn Minuten<br />
entfernt und bin Kinderarzt und Kinderonkologe.<br />
Ich wusste, dass es eine Kinderklink und Kinderonkologie<br />
in Buch gibt, aber nicht das hier soein<br />
„Raumschiff“ steht. Dazu habe ich dann die Leute<br />
hier kennengelernt und meine Stimmungslage<br />
kippte. Ich konnte mir plötzlich doch vorstellen<br />
„meine“ Charité zu verlassen. Am 20.12.18 habe<br />
ich unterschrieben.<br />
NachdemSie dann unterschrieben haben, hatten<br />
Sie gewisse Erwartungen an die neue Position?<br />
Meine Erwartung ist, nicht den ganzen Tag<br />
am Schreibtisch zu sitzen. Die neuen Aufgaben<br />
lasse ich auf mich zukommen. Mein Wunsch ist<br />
es, in Zukunft eine gemeinschaftliche Versorgung<br />
der onkologischen Patienten in Berlin durch die<br />
Charité und das Helios Klinikum Berlin-Buch zu<br />
etablieren. Ich bin mir sicher, dass sowohl die<br />
Patienten als auch die Kliniken von einer engen<br />
partnerschaftlichen Zusammenarbeit enorm profitieren<br />
werden.<br />
Ich habe gehört, Sie schneiden Ihre Haare nur<br />
alle sechs Monate. Stimmt das?<br />
Manchmal auch nur einmal im Jahr ... Ich<br />
lasse sie solange wachsen, bis mich das morgendliche<br />
„Waschen, Kämmen, Legen“ ausreichend<br />
nervt. Dann kommen sie ab, so kurz wie<br />
möglich. Da bin ich ziemlich uneitel und es ist<br />
mir ziemlich egal, ob kurze oder lange Haare.<br />
Ich will auch nicht zum Friseur, denn ich mag es<br />
nicht, wenn man mir in den Haaren rumwurschtelt.<br />
Mit der Maschine auf 8oder 9mmrunter<br />
und dann ist gut. Das dauert 5Minuten. Nach<br />
so einem radikalen Haarschnitt habe ich mich<br />
beim Fahrradfahren aber auch schon vor meinem<br />
eigenen Schatten erschreckt, weil die Kopfform<br />
nach dem Schneiden soganz anders als<br />
gewohnt war.<br />
Ihre kleinen Patienten sollen ja besonders auf<br />
den Haarschnitt reagieren ...<br />
Die sind dann sauer: „Was hast du mit deinen<br />
Haaren gemacht?“ Gerade in der Onkologie<br />
spielen Haare eine große Rolle, weil unsere<br />
Patienten ihre Haare durch die Chemo verlieren<br />
und in der Regel über Monate keine Haare<br />
haben. Dass ich so einfach auf meine „schönen<br />
Locken“ verzichte, stößt daher dann auf<br />
Unverständnis. Die Kinder verlieren ihre Haare<br />
unfreiwillig und ich schneide meine Haare einfach<br />
so ab.<br />
Aber das ist ja auch ein bisschen mein Markenzeichen<br />
und es bricht manchmal das Eis,<br />
wenn man vor den Kindern steht und man so<br />
eine Mähne hat. In der Charité wurde ich von<br />
vielen Patienten „Dr. Locke“ genannt oder auch<br />
nur „der Arzt mit den Locken“ –das hatte auch<br />
nach Jahren ein hoher Wiedererkennungswert.<br />
KREBS-INFOTAG<br />
THOMAS OBERLÄNDER/HELIOS KLINIKEN<br />
Am Samstag, den 9. November sprechen<br />
Spezialisten von 9bis 15 Uhr im Helios<br />
Klinikum Berlin-Buch in Seminaren mit<br />
Interessierten über moderne Krebsmedizin.<br />
Arzt und TV-Moderator Dr. Carsten<br />
Lekutat moderiert eine Expertenrunde<br />
zur fachübergreifenden Krebsbehandlung.<br />
Interessierte können sich über die Website<br />
anmelden, aber auch spontane Teilnehmer<br />
sind herzlich willkommen:<br />
www.helios-gesundheit.de/<br />
krebs-weiter-leben
18 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />
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Lokalsport<br />
Gedränge für ganze Kerle: die Spieler des RugbyKlubs 03 Berlin (l.) im Heimspiel gegen Leipzig.<br />
BERLINER ZEITUNG/GERD ENGELSMANN<br />
Die Basisarbeiter<br />
Am Sonnabend kommt es in der Rugby-Bundesliga zum Derby BRC gegen BRK. Wasden beiden Klubbossen Gelegenheit gibt, auf die Probleme ihrer Sportart hinzuweisen<br />
VonChristian Kattner<br />
Nach und nach fahren die<br />
Autos vor. Je näher das<br />
Training rückt, umso<br />
größer wird auch die<br />
Zahl der Spieler,die vonihren Eltern<br />
gebracht werden. Kurz noch die<br />
Schuhe anziehen, das Trikot richten<br />
und einen Schluck aus der Wasserflasche<br />
nehmen. In der Zehlendorfer<br />
Idylle ist am Dienstagnachmittag gegen<br />
16.30 Uhr von einem bevorstehenden<br />
Derbynichts zu spüren. Aufbau<br />
und Arbeit an der Basis nennt<br />
man das,was die Trainer des <strong>Berliner</strong><br />
RugbyClubs (BRC) dortmachen und<br />
was auch Denis McGeeein breites Lächeln<br />
ins Gesicht zaubert. DerNachwuchs,<br />
das erzählt der Vereinsvorsitzende,<br />
sei das, worauf man in den<br />
kommenden Jahren noch weiter den<br />
Fokus richten möchte.„Unser Ziel ist<br />
es, imKinder- und Jugendrugby zu<br />
wachsen und den Anteil proportional<br />
zu erhöhen“, sagt McGee.<br />
In ersten Schritten ist das demVerein<br />
mit den zwei Trainingsstandorten<br />
in Berlin bereits gelungen. Nach und<br />
nach wurden in den vergangenen<br />
Jahren immer wieder Spieler aus den<br />
erfolgreichen Nachwuchsteams in<br />
den Männerbereich integriert. Das,<br />
was noch fehlt, soll in den Spielen erlernt<br />
werden. „Unser Ziel ist es, die<br />
jungen Spieler, die aus den eigenen<br />
Jugendmannschaften hochgekommen<br />
sind, weiterzuentwickeln“, erzählt<br />
McGee. Daswirdweniger an Ergebnissen<br />
wie der Niederlage in Hannover<br />
im ersten Saisonspiel der 1.<br />
Bundesliga Nord/Ost festgemacht.<br />
Schon eher am bevorstehenden Duell<br />
am Sonnabend. Denn: Direkt beim<br />
Heimauftakt kommt es ab 15 Uhrauf<br />
dem Sportplatz in der Sachtlebenstraße<br />
zum Derby mit dem Rugby<br />
Klub Berlin (BRK). Auch wenn es im<br />
Zuge der Spielerentwicklung nicht<br />
auf Ergebnisse ankommt, gehört ein<br />
gesunder sportlicher Ehrgeiz natürlich<br />
dazu. Gerade „wenn es wirklich<br />
knapp ist und man sich aneinander<br />
reiben kann, ist das Beste für beide<br />
Seiten“, so McGee und wünscht sich<br />
natürlich einen Sieg. So, wie in der<br />
vergangenen Saison, als nach zwischenzeitlicher<br />
Dominanz des BRK<br />
mal wieder beide Derbys gewonnen<br />
werden konnten.<br />
Die Stärke des Gegners in der abgelaufenen<br />
Spielzeit muss auch Ingo<br />
Goessgen anerkennen. „Der BRCwar<br />
im vergangenen Jahr ganz stark“, sagt<br />
derVorsitzende des BRK und verweist<br />
auf einen internen Wettbewerb, der<br />
sich „Kings of Berlin“ nennt und in<br />
welchem das beste <strong>Berliner</strong> Rugby-<br />
Ingo Goessgen vom RK 03 BLZ/ENGELSMANN Denis McGee vom <strong>Berliner</strong> RC BERLINER RC<br />
team ermittelt wird. Werdas Derby<br />
am Sonnabend gewinnt, macht also<br />
schon mal einen guten Schritt in<br />
Richtung Gewinn der inoffiziellen<br />
Meisterschaft. Natürlich wollen auch<br />
die Spieler des BRK diese gewinnen,<br />
aber viel wichtiger ist beiden Teams<br />
der Vergleich auf Augenhöhe.„Spiele<br />
auf hohem Niveau bringen die Spieler<br />
immer weiter“, sagt Goessgen und<br />
bezieht das gar nicht nur auf den Erwachsenenbereich<br />
und die Derbys.<br />
„Wenn man gegen eine bessere<br />
Mannschaft verliert, bringt es einen<br />
weiter. Gerade unser Nachwuchs<br />
muss auch verlieren, die dürfen nicht<br />
nur gewinnen. Uns fehlen leider in<br />
Berlin noch mindestens ein bis zwei<br />
Klubs“, so derVorsitzende des BRK.<br />
Im Gegensatz zum BRC kann er<br />
zumindest auf eine gewachsene Infrastruktur<br />
mit angeschlossenemVereinsheim<br />
blicken und weiß um das<br />
Privileg seines Vereins gegenüber den<br />
Mitbewerbern inBerlin. So sei den<br />
Grizzlys, dem dritten Hauptstadtklub,<br />
erst kürzlich der Platz weggenommen<br />
worden, eine neue Heimspielstätte<br />
müsse her. Und auch der<br />
BRC, der mit seinen jüngsten Altersklassen<br />
im Nachwuchs in Zehlendorf<br />
trainiert, während sich der Rest des<br />
Vereins in der Jungfernheide zum<br />
Training trifft, sucht nach einer festen<br />
Heimstätte. „Wir“, so Goessgen,<br />
„sind fest und akzeptiert. Aber generell<br />
haben wir zu wenig Sportstätten<br />
in Berlin.“<br />
Rückstand im Erwachsenenbereich<br />
Genau in dieser Problematik sehen<br />
die beiden Vereinsoberhäupter auch<br />
die hauptsächliche Ursache dafür,<br />
dass Deutschland noch immer in aller<br />
Regelmäßigkeit die Weltmeisterschaften<br />
verpasst, anstatt, wie in anderen<br />
Sportarten üblich, um vordere<br />
Platzierungen zu spielen. „Dem<br />
deutschen Rugby fehlen die professionelle<br />
Strukturen“, sagt Denis<br />
McGee, „in Ländern wie Frankreich,<br />
Großbritannien oder Italien gibt es<br />
ganz andereTrainingsmöglichkeiten<br />
und -kapazitäten. Wir haben zwei<br />
Plätze an verschiedenen Standorten<br />
in der Berlin. In Frankreich gibt es<br />
Vereine, die haben ein komplettes<br />
Trainingszentrum. Da reden wir<br />
nicht nur über ein paar Kabinen,<br />
sondern über einen integrierten<br />
Kraftraum.“<br />
Während Deutschland mit seinen<br />
Nachwuchsteams im Weltmaßstab<br />
durchaus konkurrenzfähig ist, wird<br />
der Rückstand im Erwachsenenbereich<br />
riesig.„Aufinternationalem Niveau<br />
gibt es Spieler, dienichts anderes<br />
machen als zu trainieren“, so<br />
McGee,„die wiegen dann 40, 50 Kilogramm<br />
mehr als ein 18-Jähriger.<br />
Wenn ich aber in Vollzeit arbeite und<br />
nur nach dem Feierabend trainiere,<br />
kann ich mich schwer mit jemandem<br />
messen, der sich ausschließlich<br />
auf Rugby konzentriert.“ Länder wie<br />
Neuseeland oder Armenien sind mit<br />
ihren bedeutend wenigeren Einwohnernkonkurrenzfähiger<br />
als die deutschen<br />
Mannschaften. „Es liegt an<br />
den Strukturen, auch amMut, die<br />
Vereine zuunterstützen. DHL sponsert<br />
die Weltmeisterschaft, in der<br />
Bundesliga sind es die Malermeister<br />
aus der Region“, sagt Goessgen.<br />
Um mittel- bis langfristig erfolgreich<br />
zu sein, muss der Amateursporteinen<br />
Wandel vollziehen, müssen<br />
in der 1. Bundesliga Profis und<br />
Halbprofis spielen, muss die Infrastruktur<br />
verbessert werden. Dann<br />
wird auch beim Nachwuchstraining<br />
bereits Derby-Luft zu riechensein.<br />
Christian Kattner<br />
hat Respekt vor<br />
Rugby-Spielern.<br />
Fu Yu und die Elitecrew<br />
So viel Klasse wie in dieser Saison hatte der TTC Eastside noch nie in seinem Kader vereint –dementsprechend ambitioniert sind die Saisonziele<br />
VonMichael Jahn<br />
Der TTC Berlin Eastside hat sich<br />
für die kommende Saison ein<br />
sehr ambitioniertes Ziel gesetzt. Das<br />
lässt sich auch dem Terminkalender<br />
entnehmen, den Klubpräsident Alexander<br />
Teichmann am Donnerstag<br />
kurz vor Ende der Vorstellung der<br />
neuen Mannschaft verteilte. Unter<br />
22. Mai2020 steht da in roten Lettern<br />
geschrieben: Finale der Champions<br />
League. Genau dorthin will Eastside<br />
– und natürlich vorher noch die<br />
Deutsche Meisterschaft verteidigen<br />
und auch den nationalen Pokalwettbewerb<br />
gewinnen. „Wir wollen das<br />
Triple holen“, verkündete Teichmann<br />
im Stile eines Offensivspielers,<br />
„dafür haben wir die stärkste Mannschaft<br />
der letzten Jahrzehnte beisammen<br />
und allein sechs Spielerinnen<br />
unter Vertrag, die unter den Top<br />
TeninEuropa rangieren. Wir haben<br />
alle personellen Wünsche der sportlichen<br />
Leitung erfüllt.“<br />
Dass diese hohe Zielstellung<br />
durchaus konsequent ist, war zu sehen,<br />
als der umtriebige und bestens<br />
vernetzte Manager Andreas Hain<br />
und Trainerin Irina Palina ihre illustre<br />
Mannschaft vorstellten. So viel<br />
geballte internationale Klasse gab es<br />
selten zuvor. Daist zuerst die Riege<br />
der alteingesessenen Spielerinnen<br />
mit Shan Xiaona (Silbermedaillengewinnerin<br />
vonOlympia in Rio mit der<br />
deutschen Mannschaft), Gina Pota<br />
(mehrfache ungarische Meisterin),<br />
Matilda Ekholm (schwedische Meisterin),<br />
Nina Mittelham (deutsche<br />
Meisterin und Europameisterin im<br />
Doppel) und Kathrin Mühlbach<br />
(ehem. Nationalspielerin).<br />
EinTransfercoup gelang Manager<br />
Hain nun mit der Verpflichtung von<br />
Fu Yu,40, einer gebürtigen Chinesin,<br />
die seit 2001 in Portugal lebt und<br />
auch die portugiesische Staatsbürgerschaft<br />
besitzt. „Als Gegnerin haben<br />
wir Fu Yu immer gefürchtet“,<br />
sagte Hain, „nun sind wir froh, dass<br />
sie bei uns spielt.“ Fu Yu,die in Funchal<br />
lebt, war 2016 Vize-Europameisterin<br />
im Einzel und gewann gerade<br />
bei der Team-EM in Nantes<br />
(Frankreich) Silber mit Portugal. Dabei<br />
besiegte sie unter anderem im<br />
Duell gegen Deutschland ihre <strong>Berliner</strong><br />
Mitspielerin Nina Mittelham<br />
und die deutsche Nummer eins Petrissa<br />
Solja.<br />
Ab sofortineinem Team: Fu Yu (l.) und Shan Xiaona.<br />
DerKontakt zu Fu Yu kam über Shan<br />
Xiaona zustande. „Im internationalen<br />
Tischtennis, indem unsere Aktivenständig<br />
weltweit unterwegs sind,<br />
kennen sich ja alle Spitzenspielerinnen<br />
recht gut“, so Hain.<br />
Die Kunst der Belastungssteuerung<br />
Im Finale der Team-EM in Frankreich<br />
unterlag Portugal gegen Rumänien<br />
mit Bernadette Szöcs an der<br />
Spitze. Die 24-Jährige konnte kurz<br />
vor Transferschluss für Eastside gewonnen<br />
werden, darf wegen der zu<br />
kurzen Wechselfrist aber in dieser<br />
Saison für Berlin nur in der Cham-<br />
ANDREAS KLUG<br />
pions League zum Einsatz kommen.<br />
Sie spielt in ihrer Heimat in der Liga<br />
noch für Bukarest. Szöcs ist im Moment<br />
die Nummer zwei in der europäischen<br />
Rangliste. 2018 siegte sie<br />
beim Europe Top16-Turnier. Experten<br />
sagen ihr eine große Zukunft voraus.<br />
Berlin ist für die Rumänin auch<br />
deshalb ein gutes Ziel, weil sie mit<br />
dem ehemaligen deutschen Nationalspieler<br />
Philipp Floritz liiertist, der<br />
für Hertha BSC in der dritten Liga<br />
schmettert. Bernadette Szöcs beschreibt<br />
sich mit „sehr emotional“<br />
am Tisch. Und gesteht: „Ich liebe<br />
auch die Show!“<br />
Eastside,das in den zurückliegenden<br />
sechs Jahren zur erfolgreichsten<br />
Mannschaft im europäischen Tischtennis<br />
aufstieg, hat sich auch deshalb<br />
personell enorm verstärkt, weil<br />
in den beiden Spielzeiten 2017/18<br />
und 2018/19 auch kleine sportliche<br />
„Dellen“ eintraten. So wurde etwa<br />
das Pokalfinale gegen Kolbermoor<br />
verloren und in der Champions<br />
League war im Halbfinale Schluss<br />
gegen das Team Dr. Casl aus Zagreb.<br />
Hinzu kommt die hohe Belastung aller<br />
TTC-Spielerinnen, die beinahe<br />
pausenlos an zahlreichen internationalen<br />
Top-Turnieren teilnehmen,<br />
bei WM-und EM starten und für ihre<br />
Nationalteams im Einsatz sind. „Wir<br />
müssen uns breit aufstellen, um in<br />
allen Wettbewerben erfolgreich zu<br />
sein“, sagt Trainerin Irina Palina. Im<br />
Idealfall bestreitet die Mannschaft 32<br />
Spiele in dieser Saison. Allein im Einzel<br />
kommen Yu Fu, Matilda Ekholm<br />
und Co. auf über 100 Duelle in einer<br />
Saison.<br />
Die Kunst von Palina wird darin<br />
bestehen, stets die beste Formation<br />
für den jeweiligen zu finden und alle<br />
bei Laune zu halten. „Wenn wir in<br />
Berlin zusammenkommen, versu-<br />
che ich eine Wohlfühl-Atmosphäre<br />
zu schaffen und optimale Trainingsbedingungen“,<br />
sagte Irina Palina.<br />
Die deutsche Meisterin Nina Mittelham,<br />
seit einem Jahr in Berlin, sieht<br />
in der ungeheuren Konkurrenz bei<br />
Eastside kein Problem: „Wir kennen<br />
uns alle, mögen uns, und egal, wer<br />
spielen wird – die Hauptsache ist,<br />
dass wir gewinnen.“<br />
Von Freitag bis Sonntag ist die<br />
Mannschaft nun gleich an drei Tagen<br />
hintereinander in drei Wettbewerben<br />
am Ball. Am Freitagabend wird<br />
in der Champions League die Mannschaft<br />
vonGirbau VicTTaus Katalonien<br />
erwartet (Freizeitforum Marzahn,<br />
18.30 Uhr). Am Sonnabend<br />
kommt es im ersten Bundesligaspiel<br />
zum Duell gegen TTK Anröchte (Saefkow-Halle,<br />
13Uhr) und am Sonntag<br />
sind in der Qualifikation für das<br />
deutsche Pokalfinale die Teams von<br />
Hannover 96und SV Böblingen der<br />
Gegner (Saefkow-Halle,ab10Uhr).<br />
„Alle unseregroßen Ziele zu erreichen,<br />
wird kein Selbstläufer“, sagt<br />
Präsident Teichmann, „die Erwartungen<br />
sind sehr hoch. Aber wir sind<br />
sehr optimistisch.“ Das dürfen sie<br />
bei Eastside auch alle sein.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 19 *<br />
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Sport<br />
NACHRICHTEN<br />
WerdersVerletztenserie<br />
verschärft sich<br />
FUSSBALL. DieVerletztenmiserebei<br />
Werder Bremen hat sich vordem<br />
Gastspiel der Hanseaten am Sonnabend<br />
(15.30 Uhr/Sky) bei Union<br />
Berlin weiter verschärft.Wegen eines<br />
Muskelfaserrisses steht Kapitän Niklas<br />
Moisander nicht zur Verfügung,<br />
er ist bereits der neunte Ausfall bei<br />
den Hanseaten. „Das ist keine normale<br />
Situation mehr,esist schon ein<br />
Stück weit verhext“, sagte Trainer<br />
Florian Kohfeldt am Donnerstag.<br />
Hildebrand wird<br />
Geschäftsführer des CFC<br />
FUSSBALL. UweHildebrand wird<br />
kommissarischer Geschäftsführer<br />
des Chemnitzer FC. Einen entsprechenden<br />
Vertragwerde der 48 Jahre<br />
alte Unternehmer,der selbst von<br />
1983 bis 1987 in der Nachwuchsabteilung<br />
des Vorgänger-Vereins FC<br />
Karl-Marx-Stadt spielte,unterschreiben,<br />
teilte der Drittligist mit. Hildebrand<br />
tritt die Nachfolge vomThomas<br />
Sobotzik an, der nach Anfeindungen<br />
und Bedrohungen aus der<br />
Fanszene zurückgetreten war.<br />
ZAHLEN<br />
Eishockey<br />
DEL, 1. Spieltag<br />
Eisbären Berlin -Grizzlys Wolfsburg Fr., 19.30 Uhr<br />
Schwenningen -ERC Ingolstadt Fr., 19.30 Uhr<br />
Düsseldorfer EG -Bremerhaven Fr.,19.30 Uhr<br />
Augsburg -EHC München Fr., 19.30 Uhr<br />
Kölner Haie -Iserlohn<br />
Fr., 19.30 Uhr<br />
Straubing -Krefeld<br />
Fr., 19.30 Uhr<br />
Nürnberg -Adler Mannheim Fr., 19.30 Uhr<br />
Fussball<br />
Bundesliga, 4. Spieltag<br />
Düsseldorf -VfL Wolfsburg Fr., 20.30<br />
Dortmund -Leverkusen Sa., 15.30<br />
FSV Mainz -Hertha BSC Sa., 15.30<br />
FC Augsburg -Frankfurt Sa., 15.30<br />
Köln -Mönchengladbach Sa., 15.30<br />
1. FC Union -Werder Bremen Sa., 15.30<br />
RB Leipzig -BayernMünchen Sa., 18.30<br />
Hoffenheim -SCFreiburg So., 15.30<br />
SC Paderborn-FCSchalke So., 18.00<br />
Zweite Liga, 6. Spieltag<br />
Karlsruher SC -SVSandhausen Fr., 18.30<br />
SpVgg Fürth -SVWehen Fr., 18.30<br />
Jahn Regensburg -VfB Stuttgart Sa., 13.00<br />
Hannover96-Arminia Bielefeld Sa., 13.00<br />
Heidenheim -Holstein Kiel Sa., 13.00<br />
ErzgebirgeAue -Osnabrück So., 13.30<br />
Darmstadt -1.FCNürnberg So., 13.30<br />
Bochum -Dynamo Dresden So., 13.30<br />
St. Pauli -Hamburger SV Mo., 20.30<br />
Mit 30 in Altersteilzeit<br />
Thomas Müller feiert Geburtstag, mit der Gewissheit, dass Louis van Gaals einstiges Gebot nicht mehr zählt<br />
VonMaik Rosner,München<br />
Vom Vorteil und der Wichtigkeit,<br />
im Laufe eines<br />
Spiels personell nachlegen<br />
zu können, haben sie beim<br />
FC Bayern zuletzt häufig gesprochen.<br />
Erst mahnend, als die Transferbemühungen<br />
stockten. Dann zufrieden,<br />
als Philippe Coutinho, 27,<br />
neben Ivan Perisic, 30, und Michaël<br />
Cuisance, 20, verpflichtet wurde.<br />
Auch Thomas Müller hat die Zugänge<br />
mit Blick aufs große Ganze<br />
goutiert. „Natürlich will jeder spielen,<br />
das ist ja klar.Aber wir wünschen<br />
uns ja auch, dass wir Qualität vonaußen<br />
nachlegen können“, sagte er.<br />
Weniger angenehm ist für Müller allerdings,dass<br />
er wohl oft einer derjenigen<br />
sein dürfte,mit denen nachgelegt<br />
wird. Louis van Gaals einstiges<br />
Gebot („Müller spielt immer“)<br />
könnte in Richtung „Müller sitzt immer“<br />
tendieren, vor allem wegen<br />
Coutinho. Der aus Barcelona geliehene<br />
Brasilianer ist fest für offensive<br />
Mittelfeld vorgesehen. Müller, dem<br />
letzten Oberbayern im Kader der<br />
Münchner, droht dagegen ein Dasein<br />
als Bankangestellter und Joker.<br />
An diesem Freitag begeht der<br />
Weltmeister von2014 seinen 30. Geburtstag,<br />
und es scheint ziemlich<br />
wahrscheinlich, dass für ihn auch<br />
sportlich ein neuer Lebensabschnitt<br />
beginnt. Trotz Formdellen und Konkurrenten,<br />
wie in der Vorsaison<br />
James Rodríguez, hat es Müller in<br />
seinen zehn Profijahren stets geschafft,<br />
unter den elf Spieler mit der<br />
meisten Einsatzzeit beim FC Bayern<br />
gelistet zu werden. Doch wenn sich<br />
fortsetzt, was jüngst beim 6:1 gegen<br />
Mainz durch seine Einwechselung<br />
für Coutinho Mitte der zweiten<br />
Halbzeit zu beobachten war, steuert<br />
Müller mit 30 auf die Altersteilzeit zu.<br />
Anflug vonSarkasmus<br />
Seine Lieblingsrolle zentral hinter<br />
Stürmer Robert Lewandowski im 4-<br />
2-3-1-System soll Coutinho ausfüllen.<br />
Undauchineiner 4-3-3-Formation<br />
mit zwei Achtern wäre der eine<br />
Platz neben Coutinho eher nicht für<br />
Müller reserviert. Corentin Tolisso,<br />
Leon Goretzka und mittelfristig Cuisance<br />
machen ihm Konkurrenz.<br />
Hinzu kommt Thiago Alcántara, den<br />
Trainer Niko Kovac vorziehen dürfte,<br />
wenn Joshua Kimmich oder Javier<br />
Martínez die Sechser-Rolle des Spaniers<br />
übernehmen. Und Müller<br />
spielt nimmer, jedenfalls nicht von<br />
Beginn an? In der Länderspielpause<br />
zählte er sich in der kleinen Trainingsgruppe<br />
an der Säbener Straße<br />
schon einmal selbst zur „zweiten<br />
Garde“. Es war ein scherzhafte Bemerkung,<br />
aber auch eine mit einem<br />
Anflug vonSarkasmus.<br />
Letztlich der Einzige bei Bayern, der so eine Tracht tragen darf: Müller.<br />
„So ist Thomas:<br />
Er kommt rein, macht Randale<br />
und bereitet zwei Tore vor.“<br />
Zumindest an diesem Sonnabend<br />
im Topspiel bei TabellenführerRBLeipzig<br />
könnte Müller in alter<br />
Rolle gefragt sein. Coutinho kehrte<br />
von Brasiliens Länderspielen in<br />
Bayern-Coach Niko Kovac beschreibt<br />
die Joker-Qualitätenvon Thomas Müller.<br />
DPA/MIRGELER<br />
Miami und Los Angeles nach seiner<br />
langen Reise mit gut 21 000 Flugkilometernummehr<br />
als den halben Erdball<br />
erst am Donnerstag ins Training<br />
der Bayern zurück und könnte wegen<br />
der Strapazen in Leipzig zunächst<br />
auf der Bank sitzen. Zudem<br />
fällt Goretzka vorerst aus, nachdem<br />
bei ihm ein Bluterguss am Oberschenkel<br />
operativ versorgt worden<br />
war. Gut möglich also, dass der fitte<br />
und ausgeruhte Müller gegen die<br />
Sachsen zur Startformation zählt,<br />
wie schon in allen drei Vergleichen<br />
derVorsaison. AufDauer aber wirdes<br />
für ihn wohl schwer werden, als einer<br />
der ersten Elfaufzulaufen, zumal<br />
auch für seinen ungeliebten Aushilfsjob<br />
auf dem rechten Flügel in<br />
Serge Gnabry, Kingsley Coman und<br />
Perisic drei beidseitig einsetzbare<br />
Spezialisten zur Verfügung stehen.<br />
Müller hat sich aber ganz offenbar<br />
vorgenommen, seine drohende<br />
Altersteilzeit vorbildlich anzunehmen.<br />
Demonstrativ freundschaftlich<br />
geht er mit seinem Hauptkonkurrenten<br />
Coutinho um. Nichtnur mitElogen<br />
auf die besonderen Fähigkeiten<br />
des Brasilianers, sondern auch beispielsweise<br />
beim traditionellen Lederhosen-Shooting,<br />
als er diesem<br />
fröhlich lächelnd zuprostete. Coutinho<br />
gibt die positiven Signale voller<br />
Respektzurück. Müller sei„ein absolutes<br />
Idol in München und in<br />
Deutschland“ und habe ihn„toll aufgenommen“,<br />
sagte er der Sportbild,<br />
„es ist eine riesige Freude, mit ihm in<br />
einem Team zu sein.“ Denkbar sei<br />
zudem ein gemeinsames Wirken auf<br />
dem Platz. Daswäreein sehr offensiverAnsatz,<br />
der wohl nur gegen klare<br />
Außenseiter praktikabel ist.<br />
Sofortomnipräsent<br />
Vielleicht aber entpuppt sich Müllers<br />
wohl bald neue Joker-Rolle sogar<br />
als großes Plus für den FC Bayern.<br />
Gegen Mainz jedenfalls brachte er<br />
ein, was sich ein Trainer von einem<br />
Einwechselspieler als Ideal vorstellt.<br />
Müller war sofortomnipräsent, oder<br />
wie es Kovaclobendformulierte: „So<br />
ist Thomas: Er kommt rein, macht<br />
Randale und bereitet zwei Tore vor.“<br />
Vorallem in engen Spielen könnte<br />
Müller als Joker seine Fähigkeiten als<br />
Raumdeuter gewinnbringend einsetzen.<br />
Auch dank seiner Unberechenbarkeit,<br />
mit der erden Münchnern<br />
in umkämpften Partien ein<br />
neues Element und damit entscheidende<br />
Impulse verleihen könnte.<br />
Das wäre zwar jenes Nachlegen,<br />
das sich Müller nicht erträumt. Aber<br />
auch eines, das ihn besonders wertvoll<br />
machen könnte, wenn erdiese<br />
Rolle annimmt. So oder so gibt er<br />
sich zuversichtlich, dass seine<br />
„Wichtigkeit auch intern bekannt<br />
ist“ und es „im Laufe der Saison<br />
ganz, ganz viele verschiedene Aufstellungen“<br />
geben werde. Und Müller<br />
verspricht:„Ich werdeweiter meinenJob<br />
machen.“ Ob vonBeginn an<br />
–oderals Joker.<br />
Union Berlin<br />
Der<br />
Glaubensstifter<br />
Markus Lotter<br />
wünscht sich für Union eine<br />
Zukunft mit Urs Fischer.<br />
Ausweichend hatte Oliver Ruhnert<br />
zunächst auf die Frage des Kicker-Reporters<br />
geantwortet, ob der<br />
zum Saisonende auslaufende Vertrag<br />
mit Trainer Urs Fischer demnächst<br />
verlängert werde. Erst bei der Einlassung,<br />
ob der Klub denn auch an einer<br />
langfristigen Lösung interessiert sei,<br />
wurde der Manager des 1. FC Union<br />
konkreter: „Es gibt keinen Grund,<br />
warum wir das nicht sein sollten.“<br />
Wohl wahr,Urs Fischer ist –wobei<br />
auch die zielführende Vorarbeit von<br />
RuhnertimRahmendieser Lobhudelei<br />
nicht unerwähnt bleiben darf–der<br />
Aufstiegsmacher. Fischer ist der<br />
Mann, der es möglich gemacht hat,<br />
dass die Fans der Eisernen in den vergangenen<br />
Monaten so großartige<br />
Fußballstunden erleben durften. Und<br />
es darf, wenn das natürlich auch nur<br />
hypothetisch ist, davon ausgegangen<br />
werden, dass das wohl kaum ein anderer<br />
hinbekommen hätte. Okay,<br />
vielleicht noch Jürgen Klopp.<br />
Fischer liefert inhaltlich als Fußballlehrer<br />
an der Alten Försterei jedenfalls<br />
Schweizer Wertarbeit ab,was<br />
sich an der Auswahl seiner Spieler<br />
und an der Qualitätssteigerung dieser<br />
Spieler ablesen lässt. Er ist ein Glaubensstifter<br />
im besten Sinne, hat das<br />
Vertrauen der Profis gewonnen, indem<br />
sein Coaching aus dem täglichen<br />
Kleinklein über Ansprache und<br />
Trainingslehrezum großen Erfolg geführt<br />
hat. Zudem hat der 53-Jährige<br />
im Gegensatz zu einer Reihe seiner<br />
Vorgänger die richtige Distanz zuall<br />
dem positiven, ihn umschwirrenden<br />
Wahnsinn in Rot-Weiß, ohne dabei<br />
unnahbar zu wirken. Ja, Fischer hat<br />
das geschafft, wozu seine Vorgänger<br />
nicht in der Lage waren: Er hat den<br />
1. FC Union auf sportlicher Ebene<br />
den entscheidenden Funken Professionalität<br />
verliehen.<br />
Weil das natürlich auch andere<br />
Klubs im In-und Ausland mitbekommen<br />
haben dürften, gilt es sich nun<br />
zu sputen. Gilt es, Fischer eine Perspektive<br />
aufzuzeigen, die über das<br />
Ziel Klassenerhalt hinausgeht. Immerhin<br />
hat der Umworbene schon<br />
mal Champions League gecoacht, in<br />
seiner Heimat mit dem FC Basel zwei<br />
Meisterschaften und einen Pokalerfolg<br />
gefeiert. Dasalles kann Union natürlich<br />
nicht in Aussicht stellen, aber<br />
neben ganz viel Liebe zumindest eine<br />
auch in Zukunft bundesligataugliche<br />
Mannschaft – und ach ja, ein auf<br />
37 000 Plätze erweitertes Stadion, das<br />
zumindest in Deutschland seinesgleichen<br />
suchen wird.<br />
Meinen Ausbildungsplatz habe<br />
ich auf azubis.de gefunden!
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 – S eite 20 *<br />
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Sport<br />
MaximilianFranzreb,<br />
Nummer 30,<br />
23 Jahre, Torwart<br />
„Speziell an ihm<br />
ist, dass man<br />
manchmal<br />
denkt, dass das<br />
ganze Tor weit<br />
offen ist, und in<br />
der nächsten Sekunde hat er den<br />
Puck mit dem Handschuh weggefischt.<br />
Er ist ein Wettkämpfer. Im<br />
Sommer hat er sechs,sieben Kilo abgenommen,<br />
um besser zu sein. Das<br />
steht ihm gut. Franzi ist sonst ein ruhiger<br />
Typ, mit dem man entspannt<br />
ein Bier trinken kann.“<br />
Sebastian Dahm,<br />
Nummer 32,<br />
32 Jahre, Torwart<br />
„Er ist ein typischer<br />
Skandinavier:<br />
sehr nett,<br />
kommunikativ<br />
und einfach jemand,<br />
den man<br />
um sich haben möchte. Anders als<br />
wir Nordamerikaner hat er sich nicht<br />
nur im Team, sondern auch in der<br />
Stadt sehr schnell eingelebt.“<br />
Marvin Cüpper,<br />
Nummer 39,<br />
25 Jahre, Torwart<br />
„Erwill der Beste<br />
sein. Pariert er<br />
einen Schuss<br />
von dir, lässt er<br />
dich das wissen<br />
und schreit dir<br />
hinterher. Er zelebriert diese Momente,<br />
imSpiel, im Training. Trifft<br />
man zu oft gegen ihn, kann er richtig<br />
sauer werden und redet eine Weile<br />
nicht mit dir. Doch am Ende albern<br />
wir wieder miteinander herum.“<br />
KaiWissmann,<br />
Nummer 6, 22 Jahre,<br />
Verteidiger<br />
„Erist verdammt<br />
groß und sein<br />
Stock wahnsinnig<br />
lang. Zuweilen<br />
denkt man,<br />
das Tor fast erreicht<br />
zu haben, doch dann nimmt<br />
er dir irgendwie den Puck ab. Erhat<br />
einen harten Schuss. Erdenkt wie<br />
ein erfahrener Profi. Er ist intelligent,<br />
interessiert sich für Dinge, die über<br />
reines Eishockey hinausgehen.“<br />
FrankHördler,<br />
Nummer 7, 34 Jahre,<br />
Verteidiger<br />
„Erist der Godfather,<br />
kümmert<br />
sich um alle.<br />
Frank geht immer<br />
mit gutem<br />
Beispiel voran,<br />
hat nie schlechte Laune. Wenn er<br />
zum Training kommt, ist die Stimmung<br />
bei allen besser. Man kann<br />
nichts machen, damit er sauer auf<br />
dich ist –anders als auf dem Eis.“<br />
Eric Mik,<br />
Nummer 12,<br />
19 Jahre, Verteidiger<br />
„Ericist ein guter<br />
Eishockey-Spieler.<br />
Erhat Talent,<br />
versteht das<br />
Spiel und hat immer<br />
den Kopf<br />
oben. Aber er ist erst 18 Jahre alt. Wir<br />
waren alle einmal jung und haben<br />
Fehler gemacht. Es dauert etwas, bis<br />
man lernt, dass es ein Beruf ist, bei<br />
dem nicht viel Zeit für andere Dinge<br />
bleibt. Für einen 18-Jährigen ist das<br />
ein harter Umbruch, der nicht immer<br />
Spaß macht.“<br />
JonasMüller,<br />
Nummer 18,<br />
23 Jahre, Verteidiger<br />
„Er ist ein wirklich<br />
guter Skater.<br />
Beiihm sieht Hockey<br />
nicht nach<br />
Anstrengung aus.<br />
Er achtet sehr auf<br />
seine Mitspieler und hat eine gute<br />
Spielwahrnehmung. Dazu einen harten<br />
Schuss. Mit Sicherheit hat er das<br />
Potenzial, einer der besten Spieler der<br />
Liga zu werden. Privat ist er bei allem<br />
dabei.Wenn du essen oder etwas trinken<br />
gehen willst, sagt er ja. Er ist einfach<br />
ein Mannschaftstyp.“<br />
John Ramage,<br />
Nummer 55, 28 Jahre,<br />
Verteidiger<br />
„John und ich<br />
waren schon zusammen<br />
im Hockey-Camp,<br />
und<br />
ich habe ihn sofort<br />
gemocht. Er<br />
ist er ein guter Typund Anführer. So<br />
wie er auf dem Eisist, ist er privat. Bei<br />
ihm bekommt man das, was man<br />
sieht. Keiner arbeitet härter an sich<br />
als er. Das würde er allerdings niemandem<br />
auf die Nase binden. Inzwischen<br />
findet er sich gut in der Stadt<br />
zurecht. Er hat sogar ein Fahrrad und<br />
wirdzum richtigen <strong>Berliner</strong>.“<br />
Ryan McKiernan,<br />
Nummer 58,<br />
30 Jahre, Verteidiger<br />
„Im Training<br />
schenkt er dir<br />
keinen Meter.<br />
Daskann mitunter<br />
etwas viel<br />
werden. Es ist<br />
manchmal lustig zu beobachten, wie<br />
hart Mac seine Gegenspieler rannimmt.<br />
Auch privat verliert ernicht<br />
gern. Wenn die Jungs ab und zu im<br />
Bus Karten spielen, geht es da ganz<br />
schön zur Sache. Dawird esauch<br />
mal lauter.“<br />
Florian Kettemer,<br />
Nummer 69,<br />
33 Jahre, Verteidiger<br />
„Er fliegt förmlich<br />
über das Eis.<br />
Er kann scheinbar<br />
überall aushelfen.<br />
Ich habe<br />
damals ungern<br />
gegen ihn gespielt, weil er dich nie in<br />
Ruhe lässt. Trotz seiner 33 Jahresieht<br />
er aus wie Anfang 20. Aber ich glaube,<br />
Die Eisbären Berlin starten in die DEL Saison.<br />
„Godfather kümmert s ich um<br />
Ein Team, 27 Spieler.Wer ist der Gute-Laune-Bär?<br />
Das Training im Wellblechpalast ist schon<br />
seit fast 45 Minuten vorbei. Für ein paar<br />
Fotos und einen kurzenPlausch mit Fans<br />
war Constantin Braun noch einmal kurz<br />
aus der Kabine gekommen. Die harte Arbeit ist dem<br />
Verteidiger der Eisbären Berlin an seinen durchgeschwitzten<br />
Trainingsklamotten anzusehen. Für das<br />
geplante Gespräch wollen Braun und sein Teamkollege<br />
James Sheppardlogischerweise erst einmal unter<br />
die Dusche.Dortwar Offensivmann Sheppardoffenbar<br />
schneller und kommt als Erster,Constantin Braun<br />
er kümmertsich auch besonders um<br />
Körper und Geist. Er ernährtsich gesund<br />
und beschäftigt sich mit der<br />
mentalen Seite des Spiels.“<br />
Constantin Braun,<br />
Nummer 90,<br />
31 Jahre, Verteidiger<br />
„Brauni ist ein<br />
interessanter<br />
Mensch. Nicht<br />
nur wegen seiner<br />
Tätowierungen.<br />
Wenn es darum<br />
geht, sich in das Spiel hineinzudenken,<br />
ist er einer der Besten. Er ist ein<br />
sehr intelligenter Verteidiger. Das<br />
sieht man jedes Mal imPowerplay,<br />
aber auch in anderen Situationen.<br />
Dass er schon eine Menge in seinem<br />
Leben durchgemacht hat und immer<br />
noch da ist, ist nicht zu unterschätzen.<br />
Vielleicht ist er dadurch<br />
sogar noch stärker geworden. Er gehörtzuden<br />
Älteren, die die Jüngeren<br />
unter ihre Fittiche nehmen. Vorallem<br />
durch sein Auftreten.“<br />
Charlie Jahnke,<br />
Nummer 15,<br />
21 Jahre, Angreifer<br />
„Er ist ein sehr<br />
fleißiger und<br />
junger Spieler.<br />
Charlie ist absoluter<br />
90er-Jahre-<br />
Musikfan. Bei<br />
dem läuft Scooter rauf und runter.<br />
Wenn unser DJ Sean Backman nicht<br />
dabei ist, so wie beim letzten Test in<br />
Pardubice, dann darf Charlie auflegen.<br />
DieJungs haben gefeiert.“<br />
Werbestimmt die Musik?<br />
Und wer fährt neuerdings Rad?<br />
Zwei der Eishockeyprofis wissen die Antwort<br />
VonCarolin Paul und Christian Kattner<br />
VincentHessler,<br />
Nummer 16,<br />
21 Jahre, Angreifer<br />
„Er hat sich leider<br />
zu Beginn<br />
der Vorbereitung<br />
verletzt.<br />
Vincent ist ein<br />
bulliger Stürmertyp,<br />
der seinen Körper einzusetzen<br />
weiß. Er wird, wenn er gesund<br />
ist, seinen Weg in die erste<br />
Mannschaft machen.“<br />
schickt hingegen erst einmal die Tochter vor. DieVorstellung<br />
eines Teils der Eisbären-Mannschaft übernimmt<br />
er dann auf einer Bank im Vorraum des Wellblechpalastes<br />
selber. Und damit sich auch James<br />
Sheppard ordentlich konzentrieren kann und nicht<br />
abgelenkt wird, nimmt er im Wellis, der anliegenden<br />
Sportsbar, einen Platz ein. Es gibt diesmal viele neue<br />
Spieler, aber auch ein paar alte Hasen vorzustellen.<br />
Offensivmann Sheppardstellt seine Torhüter und die<br />
Verteidiger vor, Abwehrspieler Braun plaudert über<br />
die Spieler in den Angriffsreihen.<br />
AustinOrtega,<br />
Nummer 21,<br />
25 Jahre, Angreifer<br />
„Austin ist für<br />
mich unser technisch<br />
versiertester<br />
Spieler. Was<br />
der mit der<br />
Scheibe macht<br />
und wie er teilweise Jungs stehen<br />
lässt, trotz seiner kleinen Körpergröße,<br />
ist überragend. In der Kabine<br />
ist er relativ ruhig, aber es kommt immer<br />
darauf an, welches Thema man<br />
gerade hat. Er macht auch mal einen<br />
lustigen Spruch.“<br />
Pierre-Cédric Labrie,<br />
Nummer 23,<br />
32 Jahre, Angreifer<br />
„PC ist für mich<br />
die beste Verpflichtung<br />
dieses<br />
Jahres. Der<br />
kommt jeden<br />
Tag mit einem<br />
Lachen in die Kabine. Erhat so viel<br />
Bock auf Berlin, auf die Eisbären und<br />
darauf, mit uns zu spielen. PC ist ein<br />
absoluter Gute-Laune-Bär, großer<br />
Typ, tiefe Stimme,immer positiv.“<br />
André Rankel,<br />
Nummer 24,<br />
34 Jahre, Angreifer<br />
„Mit Ranks<br />
spiele ich jetzt<br />
seit 14 Jahren zusammen.<br />
Wenn<br />
du dem die<br />
Scheibe vorne<br />
im Slot gibst, ist sie einfach drin. Mit<br />
der Körpergröße und mit dem Gewicht<br />
ist er eine absolute Waffe.“<br />
alle“<br />
ARCHIV, CITY-PRESS (27)<br />
Florian Busch,<br />
Nummer 26,<br />
34 Jahre, Angreifer<br />
„Buschi ist in der<br />
Mannschaft<br />
mein bester<br />
Compadre, wir<br />
teilen uns auch<br />
seit diesem Jahr<br />
bei Auswärtsfahrten ein Zimmer. Er<br />
weigert sich, Hochdeutsch zu sprechen.<br />
Ich verstehe zum Glück Bayrisch.<br />
Wenn er Spaß auf dem Eishat,<br />
ist er einer der besten deutschen<br />
Spieler in der Liga. Er hat Übersicht,<br />
kann schießen, ist brandgefährlich.“<br />
MaximLapierre,<br />
Nummer 40,<br />
34 Jahre, Angreifer<br />
„Der Typist ein<br />
Phänomen. Wo<br />
der die Energie<br />
hernimmt, nach<br />
35 Sekunden im<br />
gegnerischen<br />
Drittel hin und her zu rennen und<br />
dann noch zurückzulaufen, das ist<br />
Wahnsinn. Dergeht dem Gegner immer<br />
auf den Sack, weil er immer mittendrin,<br />
nur am Reden ist, und kann<br />
dazu auch noch Eishockey spielen.<br />
Er hat nicht umsonst so viele Spiele<br />
in der NHL gemacht.“<br />
Louis-MarcAubry,<br />
Nummer 41,<br />
27 Jahre, Angreifer<br />
„Er hatte zuletzt<br />
leider wieder<br />
Knieprobleme,<br />
aber er kam in einer<br />
Top-Verfassung<br />
aus dem<br />
Sommer.ImTraining schießt er alles<br />
kaputt, jetzt muss bloß noch der<br />
Groschen fallen, dass es im Spiel<br />
auch wieder funktioniert. Auf dem<br />
Eis hat er eine relativ kurze Zündschnur,<br />
was aber nicht unbedingt<br />
negativ ist. Außerhalb des Feldes ist<br />
er sehr entspannt.“<br />
LukasReichel,<br />
Nummer 44,<br />
17 Jahre, Angreifer<br />
„Luke ist in dem<br />
Alter so weit, da<br />
hätte ich in seinem<br />
Alter nur<br />
von geträumt. Er<br />
hat Übersicht,<br />
gute Hände,erspielt auf einem ganz<br />
anderen Niveau in dem Alter als der<br />
Rest der Liga. Wenn der weiter an<br />
sich arbeitet und noch ein paar Kilo<br />
drauflegt, kann das ein ganz ganz<br />
Großer werden. Er ist noch ein etwas<br />
ruhigerer Typ, aber mehr muss er ja<br />
auch noch nicht machen, außer mit<br />
seinem Gitter vor dem Gesicht rumzulaufen.<br />
Natürlich hat er ein paar<br />
klassische Rookie-Aufgaben bekommen,<br />
muss die Scheiben sammeln.“<br />
SeanBackman,<br />
Nummer61,<br />
33 Jahre,Angreifer<br />
„Durch seine Geschwindigkeit<br />
und die Art, wie<br />
er spielt, ist er ein<br />
ganz giftiger Gegenspieler.Erhat<br />
einen Torriecher wie fast kein anderer.<br />
Undinder Kabine ist er unser DJ.“<br />
Sebastian Streu,<br />
Nummer81,<br />
19 Jahre,Angreifer<br />
„Ein sehr fleißiger<br />
Spieler, aber<br />
man merkt, dass<br />
es sein erstes<br />
Profijahr ist. Er<br />
ist noch ein bisschen<br />
nervös, muss noch ein bisschen<br />
lernen. Aber er ist hochtalentiert,<br />
ein Spieler,der alles mitbringt.“<br />
FabianDietz,<br />
Nummer 87,<br />
20 Jahre, Angreifer<br />
„Dietzi ist körperlich<br />
weiter als<br />
Sebastian Streu<br />
und hat im vergangenen<br />
Jahr in<br />
der 2. Liga gezeigt,<br />
dass er es kann.“<br />
James Sheppard,<br />
Nummer 88,<br />
31 Jahre, Angreifer<br />
„Man denkt immer,dass<br />
er alles<br />
so larifariund locker<br />
macht, aber<br />
der ist so clever<br />
und hochintelligent,<br />
dass er das genau so spielen<br />
kann.Wenn man mal beobachtet, wie<br />
viel der mit seinem Schläger macht<br />
und wie er aus gewissen Situationen<br />
rauskommt, ist das beeindruckend.<br />
Er ist sich aber auch nicht zu schade,<br />
38 Cross-Checks zu kassieren und am<br />
Ende schießt er das Tor.“<br />
MarkOlver,<br />
Nummer 91,<br />
31 Jahre, Angreifer<br />
„Mark gibt immer<br />
Vollgas. Es<br />
ist ihm egal, ob<br />
sein Körper dabei<br />
draufgeht. Er<br />
ist so ein kleiner<br />
giftiger Spieler.Wenn es brennt, ist er<br />
mittendrin.“<br />
Marcel Noebels,<br />
Nummer 92,<br />
27 Jahre, Angreifer<br />
„Noebi ist in<br />
Berlin angekommen.<br />
Im<br />
vorigen Jahr<br />
war es vielleicht,<br />
weil er<br />
nicht für die NHL genommen<br />
wurde. Ich kenne keinen, der die<br />
Scheibe in engen Räumen so gut<br />
abdecken kann.“<br />
LeonhardPföderl,<br />
Nummer 93,<br />
26 Jahre, Angreifer<br />
„Der Leo muss<br />
natürlich erst<br />
einmal hier ankommen.<br />
Wenn<br />
man aus so einem<br />
kleinen<br />
Ort wie Nürnberg nach Berlin<br />
kommt. (lacht) Nürnberghat ja die<br />
letzten Jahre komplett passiv gespielt,<br />
da gab es kein Anrennen.<br />
Leo fuchst sich hier jetzt gerade<br />
rein und ist für uns Deutsche und<br />
auch in der Kabine eine absolute<br />
Bereicherung. Er sitzt neben<br />
Buschi, da können sie Bayrisch reden<br />
und es versteht niemand.“
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 – S eite 21<br />
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Feuilleton<br />
PetraKohse über die<br />
Wirkung des Protest-<br />
Videos „Susamam“<br />
Seite 23<br />
„Mit Klimamärschen beruhigen wir unser schlechtes Gewissen.“<br />
Der Schriftsteller Jonathan Safran Foer über sein neues Buch „Wir sind das Klima!“ Seite 22<br />
EU und Kultur<br />
Jugend und<br />
Innovation<br />
Harry Nutt<br />
sieht in Ursula vonder Leyen<br />
eine Luhmann-Schülerin.<br />
Als der Soziologe Niklas Luhmann<br />
1997 in Berlin über das Verhältnis<br />
von Kultur und Unternehmen<br />
sprach, schickte er ohne Umschweife<br />
voraus, dass er Probleme<br />
mit der Kultur habe. Sie sei „kein eigenes<br />
System und komme zu oft<br />
vor“. In seiner groß angelegten Systemtheorie<br />
befasst er sich zwar ausführlich<br />
mit der Kunst der Gesellschaft,<br />
eine Auseinandersetzung mit<br />
der Kultur aber war in Luhmanns<br />
früh ausgebreitetem Werkplan nicht<br />
vorgesehen. Für ihn blieb Kultur ein<br />
fragwürdiger Begriff, der aus dem<br />
Wort Agricultura, dem Ackerbau,<br />
hervorgegangen war.<br />
Es war bislang nicht bekannt,<br />
dass die neue EU-Kommissionschefin<br />
Ursula von der Leyen eine Anhängerin<br />
der Luhmann’schen Systemtheorie<br />
ist, aber bei der neuen<br />
Zusammensetzung der Kommission<br />
hat sie sich zumindest in dieser Hinsicht<br />
als beflissene Schülerin des<br />
Bielefelder Soziologen erwiesen. Das<br />
Ressort Bildung und Kultur ist erstmals<br />
seit 1999 nicht eigens vergeben<br />
worden, an dessen Stelle rangiert<br />
nun die Abteilung Innovation und<br />
Jugend. DieEmpörung unter Kulturschaffenden<br />
ist groß. Nach dem Kulturrat<br />
haben nun auch der Deutsche<br />
Musikrat und der Deutsche Bühnenverein<br />
gegen die provozierende Vernachlässigung<br />
und Marginalisierung<br />
der Kultur protestiert.<br />
Man könnte nun ketzerisch fragen,<br />
was denn die bisherigen Kulturkommissare<br />
anErfolgen vorzuweisen<br />
haben, wo doch schon die Bezeichnung<br />
Kommissar wenig kulturnah<br />
klingt. Interessanter aber dürfte<br />
dasWirkungsfeld des neu entstandenen<br />
Ressorts sein, das mit Jugend<br />
und Innovation verheißungsvoll<br />
überschrieben ist, zugleich aber den<br />
bösen Verdacht schürt, dass die beiden<br />
Attribute in allen anderen Bereichen<br />
womöglich fehlen. Sollte nicht<br />
auch Wirtschaft, Wettbewerb, Handel<br />
und Soziales von Jugend und Innovation<br />
bestimmt sein? Bisauf weiteres<br />
gilt: Wer Kultur will, wird sie<br />
sich überall erobernmüssen.<br />
An der Schnittstelle zwischen Skulptur,Fotografie und Architektur:Blick in Pousttchis Ausstellung „InRecent Years“ im Landesmuseum Berlinische Galerie.<br />
Es ist fünf vor zwei<br />
Zur Art Week in der Berlinischen Galerie: Bettina Pousttchi schärft unser Raum-Zeit-Gefühl<br />
VonIngeborg Ruthe<br />
Alle Zeiger stehen auf fünf<br />
vor zwei, sämtliche der 24<br />
altmodischen mit römischen<br />
Ziffernblättern und<br />
modernen Uhren, die Bettina<br />
Pousttchi in den Metropolen der<br />
Welt fotografierte und nun in<br />
Schwarz-Weiß-Großaufnahmen an<br />
eine Wand der Berlinischen Galerie<br />
„transformierte“. Gleich denkt man<br />
an die legendäre Hillvalley-Turmuhr<br />
aus Zemeckis Kultfilm „Zurück in die<br />
Zukunft“. Da ging es ums Anhalten<br />
und Zurückdrehen der Zeit.<br />
DieSerie „World Time Clock“, das<br />
sind Bahnhofsuhren, Rathausuhren,<br />
Turmuhren –Zeitanzeiger im Stadtraum,<br />
von Frankfurt und Berlin, von<br />
Rio bis Alaska, vomMoskauer Kreml<br />
bis nach Taschkent und Hongkong.<br />
Unübersehbar geht es der 1971 in<br />
Mainz geborenen, an der Kunstakademie<br />
Düsseldorf ausgebildeten,<br />
heute in Berlin lebenden Bildhauerin<br />
und Fotografin um Zeit und damit<br />
um kulturelle Sinnbilder im öffentlichen<br />
Raum. Daslässt sie schon<br />
mit ihrer realistisch Illusionen erzeugenden<br />
Fassadenarbeit an der Berlinischen<br />
Galerie wissen. Dergläserne<br />
Eingangsbereich besteht aus netzartigen,<br />
hybriden Architekturmustern.<br />
Digital bearbeitete Fotos von Fachwerkhäusern<br />
liegen dem zugrunde.<br />
„Sehr deutsch, sehr europäisch, damit<br />
abendländisch“, sagt die Tochter<br />
eines Iraners fein ironisch. Aber sie<br />
ordnete die Muster in einer Art und<br />
Weise an, dass man<br />
diese ganz leicht dem<br />
morgenländischen,<br />
dem vorderasiatischen<br />
Kulturraum zuordnen<br />
kann. So möchte sie,<br />
sagt sie, eine Verbindung<br />
zwischen den<br />
Kulturen schaffen. Sie<br />
nennt das auch „transnationale<br />
Muster“, um<br />
bildhaft zu machen,<br />
wie untrennbar alles<br />
auf dieser Welt und in<br />
Zeit und Raum miteinander<br />
verbunden ist.<br />
Für die zeitliche<br />
Konstante auf allen Ziffernblättern,<br />
dieses fünf vorzwei–oder 13.55 Uhr<br />
–über alle Zeitzonen hinweg bin ich<br />
der Künstlerin dankbar.Zuabgegriffen<br />
ist die dauer-ignorierteWarnung,<br />
dass es für unserebedrohte Welt tatsächlich<br />
fünf vorzwölf sei. Pousttchi<br />
verzichtet auf Klischees, will mit ihrer<br />
Kunst keine Kassandra sein,<br />
Bettina Pousttchi vor<br />
einem ihrer Fotomotive –<br />
einer alten Bahnhofsuhr<br />
keine Moralistin. Siebezieht sich aus<br />
ihrer entgrenzten Perspektive, wie<br />
sie sagt, lieber auf die Geschichte eines<br />
urbanen Ortes, egal wo auf der<br />
Welt. Es geht um Erinnerung. Gerade<br />
auch in den aus Leitplanken gebogenen<br />
Skulpturen im vorderen Hallenbereich<br />
des Landesmuseums.<br />
Signalrot,<br />
feierlich bordeauxrot<br />
und anthrazitfarben<br />
ragen und kragen die<br />
mit äußerster Kraft und<br />
Präzision verbogenen<br />
Stahlteile wie bizarr-<br />
JIM RAKETE<br />
schöne Paarungen<br />
oder Dreier-Beziehungen<br />
in den Museumshimmel.<br />
Als fast surreale<br />
Gestalten bedienen<br />
und verstören sie<br />
die klassischen Bildhauer-Prinzipien<br />
von<br />
Tragen und Lasten, von<br />
Vertikalem und Horizontalem. Und<br />
vonder antiken Ponderation.<br />
Diebis zu vier Meter hohen farbigen<br />
Metallgebilde stehen alle auf<br />
winzigen Kipp-Punkten, die Erdung<br />
geben. Sozusagen Spitz’ auf Knopf.<br />
DieBalance ist fragil. Manche Skulpturen,<br />
ein paar Schritte weiter sind es<br />
farbige oder chromblitzende, stark<br />
BG/NORBERT MIGULETZ<br />
verformte Fahrradbügel oder Straßenabsperrungen,<br />
versinnbildlichen<br />
Versperrungen, die sich, derart<br />
mechanisch ihrer Funktion beraubt,<br />
dem Zugang unserer Fantasie,unserenEmotionen<br />
öffnen.<br />
Deutbar sind sie auch als Metaphern<br />
für Innigkeit. Andere, im Abknicken,<br />
im Stürzen begriffen, werden<br />
von stabiler stehenden Planken<br />
gehalten. Lesbar vondieser Abstraktion<br />
her, und auf menschliche Gestalten<br />
übertragen, als anthropomorphe<br />
Gleichnisse für Lebensformen,<br />
für Wachstumformen. Für humanes,<br />
zivilisiertes Verhalten:<br />
Zuwendung, Solidarität.<br />
Auch in ihrer zweiten Schau im<br />
Neuköllner Kindl-Zentrum, wo eine<br />
gigantische architekturbezogene Fotoinstallation<br />
zu sehen ist, schärft<br />
Pousttchi unser Raum-Zeit-Gefühl<br />
und die Gewissheit, Teil der ganzen<br />
Welt zu sein. Die Zeit ist ein Fluss<br />
ohne Ufer, sagen ihre Uhren und<br />
metaphorischen Skulpturen. Und<br />
Grenzen zwischen Kulturen und Nationalitäten<br />
sind fließend.<br />
Berlinische Galerie. Alte Jakobstr.124–128.<br />
Bis 6. April2020. Mi–Mo 10–18 Uhr.<br />
Kindl- Zentrum, am Sudhaus 3, Kesselhaus.<br />
Bis 10. Mai 2020, Mi–So 12–18Uhr<br />
NACHRICHTEN<br />
Grüttersweist Bericht über<br />
Kostenexplosion zurück<br />
Kulturstaatsministerin Monika Grütters<br />
hat am Donnerstag Angaben zurückgewiesen,<br />
wonach sich die Baukosten<br />
für das Museum der Moderne<br />
am Potsdamer Platz verdreifachen<br />
könnten. Viele der in einem Bericht<br />
der Süddeutschen <strong>Zeitung</strong> genannten<br />
Zahlen seien spekulativ bzw.unzutreffend.<br />
Am Montag wirdKulturstaatsministerin<br />
Grütters zuerst den<br />
Abgeordneten des Haushaltsausschusses<br />
Kostenrechnungen mit belastbaren<br />
Zahlen vorstellen, ließ eine<br />
Sprecherin der Kulturstaatsministerinauf<br />
Anfrage der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
mitteilen. Anschließend werdeGrütters<br />
die Öffentlichkeit informieren.<br />
Die<strong>Zeitung</strong> hatte gemutmaßt, dass<br />
ausgewählte Journalisten vorabinformiertwürden.<br />
(BLZ)<br />
Roberto Ciulli erhält den<br />
„Faust“ für sein Lebenswerk<br />
DerRegisseur,Schauspieler und<br />
Theaterleiter Roberto Ciulli (85) erhält<br />
den Deutschen Theaterpreis<br />
„Faust“ für sein Lebenswerk. MitCiulli<br />
ehreman einen Theatermacher,<br />
der wie kein anderer für eine offene<br />
Gesellschaft stehe,erklärte die Jury.<br />
Der„Faust“ wirdvon der Kulturstiftung<br />
der Länder,der Deutschen Akademie<br />
der Darstellenden Künste und<br />
dem Deutschen Bühnenverein in<br />
Köln vergeben. In diesem Jahr sind<br />
Hessen und Kassel Partner. (dpa)<br />
Der Autor Rainer Schedlinski<br />
mit 63 Jahren gestorben<br />
DerLyriker und Essayist Rainer<br />
Schedlinski ist am Freitag nach<br />
schwerer Krankheit mit 63 Jahren in<br />
Berlin gestorben. Dasbestätigte<br />
HugoVelarde vomBasisdruck-Verlag<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Schedlinski, als<br />
Sohn eines LPG-Vorsitzenden und einer<br />
Finanzbuchhalterin in Magdeburggeboren,zog<br />
in den Achtzigern<br />
nach Prenzlauer Berg,woerAnschluss<br />
an die Dichterszene um Sascha<br />
Anderson fand und wie dieser<br />
als Inoffizieller Mitarbeiter für die<br />
Staatssicherheit tätig war.Seine letzten<br />
Texte erschienen in der Zeitschrift<br />
Abwärts.Am19. September,11Uhr,<br />
wirdSchedlinski inWeißensee,Roelckestraße<br />
51 beigesetzt. (use.)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Kleingarten<br />
Mit Bäumen<br />
reden?<br />
VonSabine Rohlf<br />
Ich habe gerade einen jungen Apfelbaum<br />
gegossen, das tue ich schon das ganzeGartenjahr.Wieso<br />
denn das, höre ich Sie fragen,<br />
es gab doch Gewittergüsse und fiel nicht neulich<br />
einen ganzen Taglang Wasser vom Himmel?<br />
Ja das stimmt, leider war es nicht genug,<br />
zumindest nicht in Berlin, nur wer Pflanzen<br />
zu versorgen hat, scheint es zu bemerken. Alle<br />
anderen beginnen nach zwei Tagen wechselnder<br />
Bewölkung zu seufzen. Und wenn<br />
auch noch das Internet ruft„Der Herbst ist da,<br />
wollen Sienicht Gummistiefel kaufen?“ kann<br />
ich nur noch die Augen verdrehen.<br />
Haben Siebei Ihremletzten Waldspaziergang<br />
nicht die vergilbten Eichen und schütter<br />
belaubten Buchen gesehen? Oder die Eiben<br />
in der Hasenheide, von denen einige<br />
schon im Frühsommer orangegelb wurden<br />
und einfach verstarben? Eigentlich können<br />
Eiben Hunderte Jahre alt werden, auf englischen<br />
Friedhöfen stehen uralte mythenumrankte<br />
Exemplare. Oder standen, wer weiß.<br />
Auch die <strong>Berliner</strong> Hainbuchen sehen miserabel<br />
aus, neben ihren Fruchtständen raschelte<br />
schon im August braunes Laub.<br />
Dietiefen Bodenschichten, die noch vom<br />
letzten Jahr ausgetrocknet waren, hatten<br />
auch in diesem keine Chance, genügend<br />
Wasser aufzusaugen. Dazu müsste es mal<br />
eine ganze Woche am Stück richtig regnen.<br />
So etwas kann es geben, sogar im Sommer,<br />
erinnern Sie sich? Oder wenigstens im<br />
CHRISTINA BRETSCHNEIDER<br />
Herbst, verbunden mit ein paar schönen<br />
Stürmen. Am besten zwei Wochen, am besten<br />
ab sofort. Ichwünsche es mir tatsächlich.<br />
So schön es ist, unter wolkenlosem Himmel<br />
bei angenehmen 21 Grad im Schrebergarten<br />
zu tippen, so satt habe ich das unerbittliche<br />
Blau. Oder die lächerlichen Tröpfchen<br />
und unentschlossenen Wolken, die hin<br />
und wieder einen Wetterwechsel antäuschen,<br />
um sich dann schnell wieder zu verziehen.<br />
Ichfreue mich auf kräftige Tiefdruckgebiete,<br />
Kühle und Regen. Weil das gemütlich<br />
ist, weil es einfach dazugehörtzueinem<br />
Jahr.Nicht nur im Schrebergarten.<br />
Ja,das hier ist Gejammer,aber die Bäume<br />
können sich ja nicht beschweren. Pflanzen<br />
sind stumm, das ist eine liebenswürdige Eigenschaft.<br />
Aber könnten sie sich äußern,<br />
wäre esein Stöhnen, Ächzen, Weinen und<br />
Schreien allüberall, lauter als jede sechsspurige<br />
Autobahn. So, nun ist gut, Öko-Rührseligkeit<br />
hilft auch nicht weiter. Zudem stelle<br />
ich mir redende Pflanzen eher vor wie die<br />
Baumhirten bei Tolkien, die sprechen tief<br />
und dröhnend Entisch und lieben die Dichtkunst.<br />
Oder wie die mit ihnen verwandten<br />
Huorns, das sind Bäume, die sich wehren<br />
lernten. Sie verabscheuen Orks, Zwerge und<br />
Menschen oder alle anderen mit einer Axt<br />
oder Säge. Heutzutage würden sie gewiss<br />
auch klimapolitische Versager angreifen.<br />
An Park-und Straßenbäume haben „Fridays<br />
for Future“-Leute Zettel gebunden:<br />
„Hilfe! Ich verdurste“, steht da. Ja ja, das ist<br />
Vermenschlichung im Förster-Wohlleben-<br />
Style. Die Flugblätter fordern dazu auf, am<br />
20. September zustreiken, zu demonstrieren,<br />
sich aufzuregen und nicht nach ein<br />
paar Wochen Umfragehoch der Grünen so<br />
zu tun, als sei dieses Wetter schön. Oder<br />
den ganzen Ärger im Herbst, wenn die Blätter<br />
sowieso fallen, wieder zu vergessen. Natürlich<br />
haben diese Leute recht, egal, ob<br />
man einer Eibe, Eiche oder Buche eine<br />
traurige oder strenge Stimme, ein Bewusstsein<br />
oder überhaupt Leidensfähigkeit zutraut.<br />
Gießen wir also unsere Bäume, und<br />
gehen mit den Kindernauf dieStraße.
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />
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Feuilleton<br />
„Eigentlich brauchen wir eine Revolution“<br />
Jonathan Safran Foer will die Welt retten. Der US-Bestsellerautor über seinen Aktivismus, seine Großmutter und seine Sympathie für Skeptiker des Klimawandels<br />
Als 2009 sein Buch„Tiereessen“,<br />
eine Abrechnungmit<br />
der Massentierhaltung,erschien,<br />
war Jonathan Safran<br />
Foer selbst am meisten überrascht,<br />
dass seine ablehnende Haltung<br />
gegenüber dem Fleischkonsum<br />
überwiegend positiv<br />
aufgenommen wurde. Fleisch sei<br />
der Elefant im Wohnzimmer,<br />
schrieb der Autor von „Alles ist erleuchtet“<br />
damals, „den jeder übersieht“.<br />
Inzwischen stehen noch weitere<br />
Elefanten imRaum. In seinem<br />
neuen Buch setzt er sich mit den<br />
Möglichkeiten auseinander, etwas<br />
gegen den Klimawandel auszurichten.<br />
UnsereAutorin Sacha Vernatraf<br />
ihn in NewYork.<br />
Washatten Sie heute zum Frühstück?<br />
JonathanSafranFoer: Fladenbrot<br />
mit Zatar-Gewürzen, das ich in der<br />
Damascus Bakery, einem meiner<br />
Lieblingsgeschäfte hier in Brooklyn<br />
gekauft habe, dazu Olivenpaste. Super<br />
köstlich.<br />
Keine Tierprodukte also.Dem Untertitel<br />
Ihres neuen Buches zufolge haben<br />
Siedamit schon mal ein bisschen<br />
den Planeten gerettet. „Vegan bis<br />
zum Abendessen“ lautet Ihr Rezept,<br />
um die globale Erwärmung in den<br />
Griff zu kriegen. So einfach –ist das<br />
Ihr Ernst?<br />
Es ist mir vollkommen klar, dass<br />
enorme Veränderungen auf politischer<br />
und gesellschaftlicher Ebene<br />
nötig sind, um eine Klimakatastrophe<br />
abzuwenden. Wir müssen weg<br />
vonfossilenBrennstoffen, brauchen<br />
CO 2 -Steuern und einen anderen<br />
Umgang des Westens mit Entwicklungsländern.<br />
Ressourcen müssen<br />
komplett umverteilt, die Weltwirtschaft<br />
überhaupt umgedacht werden.<br />
Eigentlich brauchen wir eine<br />
Revolution. Aber Revolutionen setzensich<br />
aus den Taten Einzelnerzusammen.<br />
Ich halte es schlicht für<br />
unmoralisch, wenn wir als Individuen<br />
weiterhin in gemütlicher Resignation<br />
verharren und sagen:<br />
„Meine Handlungensind viel zu bedeutungslos,<br />
um etwas zu bewirken“,<br />
und unsere Verantwortung an<br />
Systeme abschieben, denen gegenüber<br />
wir uns für machtlos erklären.<br />
Sie haben bereits in „Tiere essen“ für<br />
eine vegetarische, wenn möglich vegane<br />
Ernährungplädiert.Washat Sie<br />
dazuveranlasst, nun die Rettung der<br />
Welt in Angriff zu nehmen?<br />
DerTod meiner Großmutter.Dieses<br />
Ereignis brachte mich dazu, über<br />
die Entscheidungen nachzudenken,<br />
die Menschen treffen. Meine Großmutter<br />
floh aus dem polnischen<br />
Dorf, in dem sie aufgewachsen war,<br />
kurz bevor die Nazis kamen. Der<br />
Rest ihrer Familie,ihreFreunde blieben.<br />
Diemeistenvon ihnen wurden<br />
ermordet. Meine Großmutter war<br />
nicht klüger als sie,auch nicht unbedingt<br />
mutiger.Alle wussten,dass die<br />
Nazis kommen würden. Aber im Gegensatz<br />
zu den anderen beschloss<br />
meine Großmutter zu handeln. Wir<br />
alle wissen, dass wir unseren Planeten<br />
und uns selber zerstören, wenn<br />
wir unseren Lebensstil nicht ändern.<br />
Trotzdem verhalten wir uns<br />
noch immer wie Zuschauer eines<br />
Dramas,anstatt wie Akteuredarin.<br />
Ist esnicht etwas heikel, die Klimakrise,<br />
Tofu-Würstchen und den Holocaust<br />
in einenTopfzuwerfen?<br />
Mir geht es um die Frage: Wie<br />
werden wir zu Menschen, die sich<br />
nicht bei etwaigen Gefühlen aufhalten,<br />
sondern etwas unternehmen?<br />
Wir müssen Entscheidungen treffen,<br />
die uns im Augenblick wie ein<br />
Opfer erscheinen, sich längerfristig<br />
aber als überlebensnotwendig erweisen<br />
werden. Vonallen Möglichkeiten,<br />
den Ausstoß von Treibhausgasen<br />
zu reduzieren, ist die,vor dem<br />
Abendessen keine Tierprodukte zu<br />
konsumieren, für einen Einzelnen<br />
am einfachsten zu realisieren.<br />
„Wir sind das Klima!“ ist eine Mischung<br />
aus Bekenntnis, Manifest<br />
Findet, dass die Zeit des Entweder-oder vorbei ist, weil die Erde uns jetzt alle und auch alles braucht: der Schriftsteller und Aktivist Jonathan Safran Foer.<br />
und Anekdotensammlung, garniert<br />
mit vielen Daten sowie einem Quellenverzeichnis,<br />
das 50 Seiten umfasst.<br />
Fürchten Sie, ohne Statistiken<br />
nicht ernst genommen zu werden?<br />
Das ist keine persönliche Eitelkeit.<br />
So unterschiedlich die Prognosen,<br />
Studien und Modelle sind, auf<br />
die ich mich berufe, sie laufen alle<br />
auf dasselbe hinaus: In den nächsten<br />
100 Jahren wird die Temperatur<br />
auf unserem Planeten aufgrund<br />
menschlicher Aktivitäten zwischen<br />
zwei und sechs Grad Celsius steigen,<br />
wasschwerwiegende Folgen für unsere<br />
Umwelt und unser Leben hat.<br />
Den Punkt, an dem dieser Prozess<br />
unumkehrbar, ja sogar selbstverstärkend<br />
wird, legen manche früher,<br />
anderespäter an. Aber dass eine Katastrophe<br />
irgendwann unabwendbar<br />
ist, wenn wir nichts mehr unternehmen,<br />
wirdinwissenschaftlichen<br />
Kreisen kaum mehr bestritten.<br />
Also empfehlen Sie uns Salat statt<br />
Steaks.<br />
Methan und Stickoxide sind nach<br />
CO 2 die häufigsten Treibhausgase.Allerdings<br />
schließt Methan auf 20 Jahre<br />
gerechnet 68-mal mehr Hitze inder<br />
Atmosphäre ein als CO 2 .Der Treibhauseffekt<br />
von Stickoxid ist sogar<br />
310-mal so starkwie der vonCO 2 .Die<br />
Nutztierhaltung ist für 37 Prozent der<br />
Methan-Emission verantwortlich,<br />
Stickstoffoxid für 65 Prozent. Wenn<br />
wir individuell also etwas bewirken<br />
und den Ausstoß von Treibhausgasen<br />
möglichst schnell möglichst<br />
massiv einschränken wollen, ist die<br />
Umstellung auf eine Ernährung, die<br />
hauptsächlich auf Pflanzen basiert,<br />
unserebeste Chance.<br />
Sie haben das Publikum, das zu IhrenLesungen<br />
erscheint und Ihr Buch<br />
kaufen wird, bereits auf Ihrer Seite.<br />
Wie aber wollen Sie damit Leute erreichen,<br />
die wie Präsident Trump den<br />
Klimawandel als Erfindung der Chinesen<br />
bezeichnen und jegliche davon<br />
ausgehenden Gefahren in Abrede<br />
stellen?<br />
Zunächst gilt es, die Klima-Debatte<br />
zu entpolitisieren. Ich glaube<br />
nicht, dass der Linken mehr an der<br />
Umwelt liegt als der Rechten. Kennen<br />
SieBen Shapiro?<br />
DER AUTOR UND SEIN BUCH<br />
Jonathan Safran Foer wurde 1977 in Washington DC geboren. Mit seinem Romandebüt „Alles<br />
ist erleuchtet“ erzielte er 2002 ein Welterfolg.2009 erschien sein Buch „Tiere essen“, ein<br />
Plädoyerfür den Vegetarismus. Foer lebt mit zwei vegetarisch essenden Söhnen in Brooklyn.<br />
Das neue Buch ist das zweite Sachbuch des Romanciers.<br />
Wirsind das Klima! Wiewir unseren Planeten schon beim Frühstück retten können.<br />
Ausdem Amerikanischen vonStefanie Jacobs und Jan Schönherr. Kiepenheuer &Witsch,<br />
Köln 2019. 330 Seiten. 22 Euro.<br />
Ein erzkonservativer Kommentator<br />
und Podcast-Moderator.<br />
Ben Shapiro ist der Inbegriff von<br />
jemandem, den man für einen Klimawandel-Leugner<br />
halten könnte.<br />
Er lud mich in seine Show ein, und<br />
ich fand, das Gespräch verlief hervorragend.<br />
Er räumte ein, dass sich<br />
die Erde stärker und schneller erwärmt<br />
als je zuvor und dass die<br />
Menschen zum Teil dafür verantwortlich<br />
sind. Er stimmte mir zu,<br />
dass wir unser Verhalten ändern<br />
müssen. Zu meiner Überraschung<br />
IMAGO IMAGES<br />
ging er sogar so weit zu erklären, er<br />
werdeinZukunft weniger Fleisch essen<br />
und sein Publikum dazu anhalten,<br />
dasselbe zu tun.<br />
Dafür hat er bestimmt eine Menge<br />
Kritik geerntet.<br />
Schon möglich. Aber wenn zwei<br />
Leute mit derart gegensätzlichen<br />
Weltanschauungen wie Shapiround<br />
ich zusammenfinden können, dann<br />
können es alle.Ich verstehe die Frustration<br />
von Konservativen, die sich<br />
in der Klimadebatte als Ignoranten<br />
oder sogar Bösewichte dargestellt<br />
sehen und die in die Defensive gehen.<br />
Wir haben eine falsche Dichotomie<br />
zwischen jenen geschaffen,<br />
die den Klimawandel leugnen und<br />
jenen, die ihn als Tatsache akzeptieren.<br />
Denn der wirkliche Graben liegt<br />
zwischen jenen, die etwas dagegen<br />
tun und jenen, die nichts tun. Mit<br />
Klimamärschen, T-Shirts und Autoaufklebern<br />
mit den richtigen Slogans<br />
beruhigen wir unser schlechtes<br />
Gewissen. Aber wenn wir es dabei<br />
belassen, sind wir nicht besser als<br />
jene, die bestreiten, dass der Klimawandel<br />
überhaupt stattfindet.<br />
Ihnen wäreein BenShapiro, der morgens<br />
auf sein Rührei verzichtet, also<br />
lieber als ein Publikum, das Ihr neues<br />
Buch beklatscht und sich nach der Lesung<br />
ein paar Hamburger gönnt?<br />
Folgen hat, was wir tun oder lassen,<br />
nicht, was wir dabei empfinden<br />
oder welcher Partei wir angehören.<br />
Alle demokratischen Präsidentschaftskandidaten<br />
haben Maßnahmen<br />
gegen die globale Erwärmung<br />
versprochen. Werist Ihr Favorit?<br />
Für mich stellt sich die Frage:<br />
Wer ist in der Lage, einen von der<br />
Politik unabhängigen Konsens<br />
herbeizuführen und so diese Maßnahmen<br />
auch wirklich durchzusetzen?<br />
Ich bin nicht an radikaler<br />
Rhetorik interessiert. Debatten<br />
darüber, obwir im Jahr 2040 oder<br />
2050 CO 2 -neutral sein sollen, führen<br />
zu nichts. Die kleinsten<br />
Schritte sind oft die radikalsten,<br />
und wer den ersten davon macht,<br />
wird meine Stimme erhalten. Jemanden<br />
wie Shapiro, der Umweltschutzgesetze<br />
generell ablehnt,<br />
dazu zu bringen, seine Ernährung<br />
umzustellen –das ist radikal.<br />
Vielleicht sollten Sie selber kandidieren.<br />
Mein Mittel ist das Schreiben.<br />
Damit kann ich am meisten bewirken.<br />
Wie wichtig ist Ihnen die Trennung<br />
zwischen Ihrer belletristischen und<br />
Ihrer aktivistischen Arbeit?<br />
Ichweiß nicht, wie ich beides vermischen<br />
könnte. Ich dachte, Sie<br />
würden mich fragen, ob ich mit meinem<br />
aktivistischen Schreiben fortfahren<br />
wolle.<br />
Werden Siedas?<br />
Darüber habe ich in letzter Zeit<br />
viel nachgedacht. Ich bin mir<br />
nicht sicher. Aber im Augenblick<br />
scheint es mir wichtig, dem Aktivismus<br />
mehr Zeit zu widmen als<br />
allem anderen.<br />
Die Krise unseres Planten eigne sich<br />
nicht für gute Geschichten, schreiben<br />
Siein„Wirsind das Klima!“. Viele Ihrer<br />
Kollegen sind offenbar anderer<br />
Meinung. Apokalyptische Umweltromane<br />
haben derart Konjunktur,<br />
dass dafür sogar ein neuer Gattungsbegriff<br />
geprägt worden ist: „cli-fi“, für<br />
„climate fiction“, „Klimaliteratur“.<br />
Motivieren diese Romane uns<br />
zum Handeln?<br />
Sollten sie das?<br />
Es ist das Einzige,das zählt.<br />
Ist das wirklich die Aufgabe der Literatur?<br />
Na ja, nicht unbedingt … Ich<br />
finde,die Literatur ist nicht dazu da,<br />
eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen.<br />
Und verschiedene Schriftsteller haben<br />
verschiedene Absichten und<br />
Bedürfnisse. Nun haben wir aber<br />
mit der Erderwärmung ein Problem,<br />
das gelöst werden muss.Und die Lösung<br />
dieses Problems ist wichtiger<br />
als Unterhaltung. Wichtiger als eine<br />
gute Geschichte.Ich glaube dazu am<br />
meisten beitragen zu können, indem<br />
ich Sachbücher schreibe.<br />
Wieso sollte „Wir sind das Klima!“<br />
mehr bewirken als die unzähligen<br />
Bücher, Artikel, Fernseh- und Radioberichte,<br />
die es zu diesem Thema bereits<br />
gibt?<br />
Ichschreibe immer das Buch, das<br />
ich selber gerne lesen würde. Egal,<br />
ob es sich dabei um einen Roman<br />
oder um ein Sachbuch handelt. Ich<br />
habe viele, zum Teil sehr gute Bücher<br />
über den Klimawandel gelesen.<br />
Sie haben mich schockiert und verängstigt,<br />
aber keines hat mich dazu<br />
gebracht, mein Leben zu verändern.<br />
Mein Buch basiert auf zutiefst persönlichen<br />
Erfahrungen und Überzeugungen.<br />
Ich hoffe, dass ich<br />
meine Leser damit auf einer Ebene<br />
erreiche,die über rein intellektuelles<br />
Verstehen hinausgeht. Außerdem<br />
ist es ja kein Wettbewerb.<br />
Wenn jemand sagt: „Ich werdeeine<br />
tolle Geschichte über den Klimawandel<br />
erzählen“ –prima! DieWelt<br />
wirddadurch bereichert. Wirbrauchen<br />
eine Vielfalt von Herangehensweisen<br />
und Motivationen.<br />
Das Entweder-Oder-Stadium haben<br />
wir längst hinter uns: entweder<br />
Romane oder Sachbücher,entweder<br />
eine CO 2 -Steuer oder Eigenverantwortung.<br />
Wir benötigen alles, und<br />
zwar dringend.<br />
DasGespräch führte Sacha Verna.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 23 *<br />
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Feuilleton<br />
Moderne<br />
zum<br />
Wohlfühlen<br />
Simon Rattle trat mit seinem<br />
neuen Orchester auf<br />
Ein<br />
exzentrischer<br />
Held<br />
Zum Toddes Musikers<br />
Daniel Johnston<br />
VonClemens Haustein<br />
Simon Rattle dirigierte das London SymphonyOrchestra.<br />
ADAM JANISCH<br />
Schön, noch einmal britische Orchester<br />
zu hören beim Musikfest,<br />
bevor der Brexit den kulturellen Austausch<br />
zwischen Insel und Festland<br />
zu einer komplizierten Sache machen<br />
könnte!<br />
Schön auch – und das denken<br />
sich offenbar viele <strong>Berliner</strong>,denn der<br />
Saal ist nahezu ausverkauft –einen<br />
alten Bekannten in der Philharmonie<br />
begrüßen zu dürfen. Simon Rattle,<br />
nun am Pult seines neuen Orchesters,<br />
dem London Symphony.<br />
Voller Saal. Und das, obwohl nur<br />
neueste Musik auf dem Programm<br />
steht, geschrieben während der vergangenen<br />
30 Jahre! Manmuss Simon<br />
Rattle zugute halten, dass er seine<br />
Popularität und Beliebtheit für Komponisten<br />
des 20. und 21. Jahrhunderts<br />
einsetzt. Dass es sich dabei um<br />
tendenziell gefühlige, dem Kitsch<br />
nicht völlig abgeneigte Musik handelt<br />
– man möchte fast schon ein<br />
Auge zudrücken.<br />
Bei„Let me tell you“ vonHans Abrahamsen,<br />
einst von den <strong>Berliner</strong><br />
PhilharmonikerninAuftrag gegeben<br />
und 2013 uraufgeführt, mag viel Problematisches<br />
mit dem Text zu tun<br />
haben, der dieser Komposition für<br />
Sopran und Orchester zugrunde<br />
liegt. Der englische Librettist und<br />
Musikkritiker Paul Griffith schrieb<br />
ihn als einen Monolog der Ophelia,<br />
er bewegt sich zwischen unglücklichen<br />
Sprachbildern („Dein Gesicht<br />
ist meine Musikstunde“) und wichtigtuerischen<br />
Sentenzen („Oh, aber<br />
die Erinnerung ist nicht eines, sondern<br />
vieles“) und legt dem Komponisten<br />
viele Elfmeter auf für den<br />
klangillustrativen Torschuss. Eule<br />
und Rotkehlchen werden erwähnt,<br />
Sonne, Licht, Glas und Schnee. Ein<br />
Libretto wie aus dem Lehrbuch. Abrahamsen<br />
kann der Versuchung<br />
nicht widerstehen und komponiert<br />
eine Musik von angenehmer Bildlichkeit,<br />
einsetzend mit Schneewittchen-Klängen<br />
aus Celesta und Piccoloflöten<br />
zu Beginn, später in einen<br />
behaglich kaminwarmen Erinnerungston<br />
wechselnd, der ganz zum<br />
Schluss in eine Apotheose in Hollywoodrosa<br />
mündet. Sanft säuseln die<br />
Streicher.Ambesten nimmt man das<br />
Stück als Liebeserklärung an die fabelhafte<br />
Sopranstin Barbara Hannigan,<br />
der es gewidmet ist und die ihren<br />
fantasiereich mäandernden Part<br />
auch am Mittwochabend singt, als<br />
ergebe er sich unmittelbarer aus ihremInneren.<br />
Simon Rattle dirigiert das mit<br />
mild lächelndem Genießertum, bei<br />
Olivier Messiaens „Éclairs sur l’Audelà“,<br />
den „Streiflichtern über das<br />
Jenseits“ bleckt er dann die Zähne.<br />
Mit eigentümlichem Ergebnis. „Erscheinung<br />
des verklärten Christus“<br />
ist der erste Abschnitt betitelt, doch<br />
der Bläserchoral klingt hart und<br />
stumpf und wie mit abgeschnürter<br />
Kehle gesungen. DieMessiaen’schen<br />
Vogelstimmen, die bald hinzutreten,<br />
brüllen und schnattern. Rattle sucht<br />
das Grandiose und Mächtige und<br />
verhindert den inneren Glanz, der<br />
sich nicht von außen her erzwingen<br />
lässt. EinMissverständnis.<br />
Auch der Istanbuler Rapper Server Uraz will nicht mehr schweigen und macht mit bei „Susamam“.<br />
Es bricht dein Herz<br />
Das türkische Rap-Video „Susamam“ bietet Bilder und Botschaften, die jeden berühren<br />
VonPetraKohse<br />
VonTorsten Wahl<br />
Schade,dass ich mich in der Branche<br />
nicht hochschlafen konnte“,<br />
bedauert die blonde exzentrische<br />
Frau auf dem Barhocker. „Ich bin<br />
einfach viel zu schnell erfolgreich geworden.“<br />
Für die Frauen-Quote hat<br />
sie nur kalte Verachtung übrig. „Früher<br />
mussten Frauen ihre Vagina<br />
noch benutzen, um aufzusteigen.<br />
Jetzt reicht es schon aus, eine zu besitzen.“<br />
Lisa Eckhartgilt tatsächlich als fulminanteste<br />
Aufsteigerin in der<br />
deutschsprachigen Kabarett-Szene,<br />
in der Frauen immer noch starkinder<br />
Minderheit sind. Die 27-Jährige, die<br />
unüberhörbar aus Steiern stammt,<br />
gewann diverse Preise, belebt immer<br />
wieder Dieter Nuhrs rechtschaffen<br />
langweilige ARD-Showund tritt mittlerweile<br />
überall in vollen Häusernauf.<br />
Auch in der Bar jeder Vernunft sind<br />
alle fünf Vorstellungen bis zum Sonntag<br />
ausverkauft.<br />
Ihre Auslassungen zur Frauen-<br />
Quote stehen bei ihr unter der Rubrik<br />
„Neid“. Sie feiert „Die Vorteile<br />
des Lasters“, arbeitet sich nacheinander<br />
an den sieben Todsünden ab,<br />
die zu ihrem Bedauernnicht mehr so<br />
Rauchende Fabrikanlagen,<br />
von einem Panzer aus besehen.<br />
Kraterlandschaften<br />
vertrockneter Erde. Mit<br />
Plastik verseuchte, trübe Meere.<br />
Menschen hinter Gittern oder mit<br />
Zombiemasken, Kinder barfuß und<br />
in Baracken, ein trinkender Obdachloser<br />
in einem gefliesten Gang, Gärten<br />
hinter Stacheldraht, Hochhäuser,<br />
die einem gegenüberstehen wie<br />
eine feindliche Armee,Polizisten, die<br />
auf Demonstranten prügeln, verstümmelte,<br />
elende Hunde auf der<br />
Straße, eine Frau, die die Überdosis<br />
Tabletten schon bereitgelegt hat, ein<br />
sich überschlagendes und explodierendes<br />
Auto auf der Autobahn und<br />
immer wieder schmelzendes Eis.<br />
Man könnte sagen: Das Eis ist zu<br />
viel. Aber nein, es ist nicht zu viel, es<br />
gehört dazu. Es ist pathetisch, es<br />
wurde bis zur Lächerlichkeit als Bild<br />
der Klimakatastrophe bemüht, aber<br />
die schlechte Nachricht ist: Es ist<br />
Realität. „Doesn’t it break your<br />
heart?“, bricht es nicht dein Herz,<br />
heißt es, natürlich auf Türkisch in<br />
dem 15-minütigen türkischen Rap-<br />
Video „Susamam“ (Ich kann nicht<br />
schweigen), das voreiner Wochevon<br />
dem türkischen MusikerSarp Palaur<br />
alias Sanisar auf YouTube veröffentlicht<br />
und inzwischen (Stand Donnerstag)<br />
über 20 Millionen Malangesehen<br />
wurde.<br />
Doch, das tut es. Man muss kein<br />
Türkisch verstehen, vielleicht noch<br />
nicht einmal die englischen Untertitel,<br />
die es mittlerweile gibt. Man<br />
muss auch die türkischen Verhältnisse<br />
nicht so genau kennen, die Bilder<br />
nicht alle dechiffrieren können,<br />
man muss nicht jung sein und die<br />
Zukunft noch vor sich haben, man<br />
darfauch ruhig weiß und privilegiert<br />
sein, damit einem dieses Video tatsächlich<br />
ans Herz geht.<br />
Dringlich und emotionalisierend<br />
Wasselbstredend vor allem an dem<br />
dringlichen, emotionalisierenden<br />
Rap-Sound liegt, an den rhythmisch<br />
klagenden Stimmen der 18 Beteiligten,<br />
darunter mit der Singer-Songwriterin<br />
Deniz Tekin auch eine nicht<br />
rappende Frau, die Palaur zu diesem<br />
Omnibus-Video eingeladen hat. Was<br />
aber auch daran liegt, dass archaische<br />
Bilder zu einem Themenspektrum<br />
gefunden wurden, in dem jeder<br />
seine oder ihre eigenen Ängste wiederfindet.<br />
Hier stehen junge Leute unter jagenden<br />
Wolken am Abgrund der<br />
Städte und geben uns noch einmal<br />
die Chance, mit ihnen zu sagen:<br />
Stopp! Es ist dasVideo für diejenigen,<br />
die sich trotz aller guten Argumente<br />
doch nicht vollständig mit Greta<br />
identifizieren können. Und denen<br />
das große Ganzefür den Anfang vielleicht<br />
auch zu viel oder zu allgemein<br />
ist und die lieber die Teile ihres unmittelbaren<br />
Umfelds summieren –<br />
und damit persönlich viel riskieren.<br />
Ein Risiko ist diese thematisch in<br />
15 Hashtag-Kapitel eingeteilte Tour<br />
de force für die Macher in der Tat,<br />
wie (dann natürlich doch vor allem)<br />
die Textspur zeigt. Die Regierung<br />
wird nur implizit angegriffen, wenn<br />
es etwa heißt: „Wenn sie dich eines<br />
Nachts zu Unrecht einsperren, wird<br />
darüber kein einziger Journalist berichten<br />
können, denn sie sitzen alle<br />
im Knast.“ Ganz wesentliche Spitzen<br />
aber gehen gegen die Gesellschaft.<br />
Zwei junge Männer sitzen unter<br />
der Überschrift „#hukuk“ (Gesetz) in<br />
einer Zelle. Einer im T-Shirt und einer<br />
im Anzug. Letzterer nennt sich<br />
einen „weißen Türken“, der im Ausland<br />
studierthat, sich für unpolitisch<br />
hält, aber inzwischen trotzdem nicht<br />
zu twittern traut. Genau solche<br />
Leute wie er seien an der Hoffnungslosigkeit<br />
schuld, wirft ihm da der andere<br />
vor. Die im Anzug, mit ihrem<br />
Kaffee in der Hand und nur dem eigenen<br />
Start-up im Sinn –das Gesetz,<br />
um das sie sich nicht gekümmert<br />
hätten, bringe sie jetzt mit zu Fall.<br />
Ein Paradies für alle wäre die Hölle<br />
Lisa Eckhart preist „Die Vorteile des Lasters“ in der Bar jeder Vernunft<br />
nisch dräuender Klassik, dunkelrotem<br />
Lichtspiel und der Ansage auf<br />
Latein. Zum Beispiel: Acedia –die<br />
Trägheit. Hier preist Lisa Eckhartdas<br />
Nichtstun als eigentliches Ziel jeder<br />
Gesellschaft und macht sich über<br />
den Sport lustig. „Früher arbeiteten<br />
Menschen am Fließband, um Geld<br />
zu verdienen. Heute geben sie viel<br />
Geld aus, umauf einem Fließband<br />
zu laufen.“ Biathlon wäre für sie nur<br />
interessant, wenn die Sportler nicht<br />
auf Klappscheiben, sondern aufeinander<br />
schießen würden. Und selbst<br />
AndereKapitel sind #Natur,#Türkei,<br />
#Bildung, #Faschismus oder<br />
#Frauenrechte. Deniz Tekin singt,<br />
mit ihrer Gitarre hinter Absperrgitternauf<br />
einer Bühne sitzend, davon,<br />
was ihr alles nicht passiert sei: keine<br />
Zwangsheirat, kein Missbrauch,<br />
keine Verschleppung, nicht ermordet<br />
–und dann werden die Namen<br />
all jener eingeblendet, für die sie hier<br />
nicht sprechen kann, allen vorander<br />
der vonihrem Ex-Mann erstochenen<br />
Emine Bulut.<br />
Wie befreiend und identitätsstiftend<br />
dieses Video in der Türkei<br />
selbst wirkt, kann man von außen<br />
nur ahnen. Aber in jeder Gesellschaftsspezifik<br />
(„Syrer waren unsere<br />
Nachbarn, jetzt sind sie unsere Einwohner“)<br />
liegt auch eine internationale<br />
Verstrickung und Verantwortung,<br />
die sich in der geschilderten<br />
Verpackungsform ganz unmittelbar<br />
transportiert. „Susamam“, ich kann<br />
nicht schweigen, ist eine Botschaft<br />
mit nicht nur musikalisch globalem<br />
Potenzial. „Ich kann nicht schweigen“,<br />
ist eine Warnung. Undein Versprechen.<br />
PetraKohse bedauert<br />
trotz der Untertitel, dass sie<br />
kein Türkisch spricht.<br />
streng geahndet werden wie einst<br />
unter Gott. Denn nur was bestraft<br />
wird oder verboten ist, bereite ja<br />
wahreLust. IhrProgramm ist ein Totalangriff<br />
auf eine Liberalität, die alles<br />
erlaube,aber dabei zu Gleichmacherei<br />
führe. „Die Welt ist eine Waldorfschule“<br />
höhnt sie und fragt das<br />
Publikum, ob es wirklich ein Paradies<br />
anstrebe, indem wir uns alle<br />
wiedersehen. Natürlich nicht –das<br />
wäredie wahreHölle!<br />
Jeder Sündenkomplex wird theatralisch<br />
eingeleitet mit wagneriadas<br />
Konzept der lebenslangen Partnerschaft<br />
ist für sie nur ein Wettlauf<br />
darum, wer später als erster zum<br />
Pflegefall werde.<br />
Sieselbst agierteher im Stile einer<br />
Domina als einer Diva,spartauch ihren<br />
eigenen spindeldürren Körper<br />
nicht aus: Wenn sie am Strand oben<br />
ohne gehe, gehe sie ohne oben. Dabei<br />
lobt sie die lasterhafte Völlerei.<br />
Gelten lässt sie nur die Halbierung<br />
des Butterkonsums unter den Nazis<br />
–Krieg sei die einzige Diät, die die<br />
Brigitte noch nicht propagierthabe.<br />
Diese Auseinandersetzung mit<br />
überzogener politischer Korrektheit<br />
ist thematisch ja seit jeher ein Dauerstoff<br />
in der Branche, aber mit welchem<br />
Furor Lisa Eckhart sie bestreitet,<br />
welche absurden, morbiden, oft<br />
geschmacklosen, dabei sprachlich<br />
immer geschliffenen Vergleiche sie<br />
findet, wie virtuos sie im Dreieck<br />
zwischen Christentum, Sexualität<br />
und Nationalsozialismus herumspringt,<br />
das macht ihr zurzeit keine<br />
und keiner nach. DieBarriereimSaal<br />
–Darfich darüber wirklich lachen? –<br />
fällt immer wieder schnell.<br />
Für Lisa Eckhartist die ganze Welt eine Waldorfschule. BAR JEDER VERNUNFT/BARBARA BRAUN<br />
TOP 10<br />
VIDEOSTTILL<br />
LisaEckhart: Die Vorteiledes Lasters<br />
Zusatzauftritt am 25. 11.inder Bar jederVernunft<br />
VonJohannes von Weizsäcker<br />
Der Teufel existiert, und er kennt<br />
meinen Namen“, wird der USamerikanische<br />
Musiker und Zeichner<br />
Daniel Johnston zu Beginn des<br />
Dokumentarfilms „The Devil and<br />
Daniel Johnston“ aus dem Jahr 2005<br />
zitiert. Der Film dokumentiert jenes<br />
Ringen mit dem Teufel, an den der<br />
seit jungen Jahren an bipolarer Störung<br />
und Schizophrenie leidende<br />
Johnston tatsächlich glaubte.<br />
Dabei war das Werk Johnstons die<br />
Zerbrechlichkeit selbst: auf Kassettenrekordernaufgenommen,begleiteten<br />
verstimmte Klampfen oder<br />
Spielzeug-Heimorgeln seine fistelige<br />
Stimme, mit der er auf schockierende,anrührende<br />
und oft komische<br />
Weise sein Innenleben dokumentierte.<br />
So emuliert diese Musik<br />
gleichzeitig ein Kleinkind bei einer<br />
Musiktherapiesitzung, den bittersüßen<br />
Primitivismus von The Velvet<br />
Underground sowie beachtliche, an<br />
den Beatles oder Bob Dylan geschulte<br />
Songwriting-Skills.<br />
Kein Wunder, dass Johnston, der<br />
1981 sein erstes Album „Songs of<br />
Pain“ aufnahm,<br />
zum Untergrundhelden<br />
sämtlicher Indie-Musiker<br />
wurde,die in den<br />
Neunziger- und<br />
Nuller-Jahren etwas<br />
auf sich hielten<br />
–sein Durchbruch<br />
kam, als<br />
Kurt Cobain in<br />
GETTY IMAGES<br />
Mittwoch, 11. September<br />
Daniel Johnston<br />
(1961–2019)<br />
einem Fernsehinterview Johnstons<br />
selbstgezeichnetes Cover des Albums<br />
„Hi, how are you?“ auf einem<br />
T-Shirttrug.<br />
Jenes putzig gezeichnete Alien<br />
gibt es als Mauergemälde in Austin,<br />
Texas, wohinDaniel Johnston zu Beginn<br />
der 80er-Jahre gezogen war,<br />
nachdem seine Eltern ihn aufgrund<br />
der psychischen Probleme aus dem<br />
College genommen und bei seinem<br />
Bruder untergebracht hatten. In<br />
Austin arbeitete er bei McDonald’s<br />
und verteilte Kassetten seiner Musik<br />
an Freunde und Passanten, was ihm<br />
lokalen Kultstatus einbrachte.<br />
In späteren Interviews zeigt<br />
Johnston, von Krankheit und Medikamenten<br />
gezeichnet, die auch seine<br />
Musik charakterisierende Mischung<br />
aus Geistesabwesenheit und künstlerischem<br />
Einfallsreichtum. Vielleicht<br />
tat ihm der späte Ruhm nicht<br />
nur gut. Doch vielleicht half ihm die<br />
Würdigung auch im Kampf gegen<br />
den Teufel: „Truelovewill find youin<br />
the end“, sang er bereits 1990 –allerdings<br />
stellte er kurz darauf in einer<br />
psychotischen Episode beim Flug<br />
mit einem von seinem Vater gesteuerten<br />
Privatflugzeug die Triebwerke<br />
aus und warf den Schlüssel aus dem<br />
Fenster, was beide dank der U.S.-Ai-<br />
Force-Erfahrung des Vaters überlebten.<br />
Einer der größten Indie-Exzentriker<br />
ist nun gegangen: Am Mittwoch<br />
ist Daniel Johnston zu Hause<br />
im Alter von 58 Jahren an einem<br />
Herzinfarkt gestorben.<br />
1 Tagesschau ARD 4,18 15 %<br />
2 heute-journal ZDF 3,90 15 %<br />
3 Dakommst du ... ZDF 3,67 13 %<br />
4 heute ZDF 3,56 17 %<br />
5 SokoWismar ZDF 3,10 18 %<br />
6 GZSZ RTL 2,75 11 %<br />
7 Gefragt –gejagt ARD 2,73 16 %<br />
8 RTL aktuell RTL 2,63 13 %<br />
9 Wilsberg ZDFneo 2,61 9%<br />
10 Die Spezialisten ZDF 2,57 10 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
Akademie der Künste Hanseatenweg<br />
(✆ 200 57 20 00) 20.30 Studio: Philosophical<br />
Enactment I(Padmini Chettur)<br />
20.30: Wasder Körper erinnert–Zur Aktualität des<br />
Tanzerbes: Philosophical Enactment I(Padmini<br />
Chettur)<br />
Ballhaus Ost (✆ 44 03 91 68)<br />
20.00: Die Ausgrabung (vorschlag:hammer)<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />
20.00: Max und Moritz<br />
Brotfabrik (✆ 471 40 01)<br />
20.00: De Janeiro –ein Punk ertrinkt in Weißensee<br />
(Jesse Garon, Stefan Kreissig)<br />
Deutsche Oper Berlin (✆ 34 38 43 43)<br />
19.30: Cavalleria rusticana /Pagliacci<br />
Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />
19.00: Lear<br />
Dock 11 (✆ 448 12 22)<br />
19.00: triton tanzt. twisted trident. (Peter Pleyer)<br />
DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />
20.00: Ausweitung derKampfzone<br />
GarnTheater (✆ 78 95 13 46)<br />
20.30: Intermezzo<br />
Globe Berlin Prolog-Bühne (Open Air)<br />
(✆ 54 90 51 92) 19.30: Romeo &Julia (Globe<br />
Ensemble Berlin)<br />
Halle Tanzbühne Berlin (✆ 44 04 42 92)<br />
20.30großer Saal: isson –Ein Solo für zwei Männer<br />
(cie. toula limnaios)<br />
20.30: isson (cie. toula limnaios)<br />
Heimathafen Neukölln (✆ 56 82 13 33)<br />
19.30: Beziehungskiste<br />
Kleines Theater (✆ 821 20 21)<br />
20.00: Heißes Blut und kalter Kaffee (Sabine<br />
Schwarzlose)<br />
Komische Oper Berlin (✆ 47 99 74 00)<br />
19.30: Jewgeni Onegin<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(✆ 88 59 11 88) 20.00: Dr Nest (Gastspiel Familie<br />
Flöz)<br />
Neuköllner Oper (✆ 68 89 07 77)<br />
20.00: Casting Clara<br />
Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />
20.00: Spatz und Engel –Die Geschichte der Freundschaft<br />
zwischen Edith Piaf und Marlene Dietrich<br />
Schaubude (✆ 423 43 14)<br />
20.00: Das Fest (3. Studienjahr Zeitgenössische Puppenspielkunst<br />
der Hochschule für Schauspielkunst<br />
Ernst Busch)<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
19.30: Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs<br />
20.00: Orlando<br />
20.30 Studio: Prometheus<br />
Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />
20.00: Adel verpflichtet<br />
Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />
19.00 Festsaal: EveryBodyElectric<br />
20.30 Hochzeitssaal: SayMyName, SayMyName<br />
(Olivia Hyunsin Kim/Ddanddarakim)<br />
TanzTangente (✆ 43 77 78 64)<br />
19.00: objects<br />
Theaterforum Kreuzberg (✆ 70 07 17 10)<br />
20.00: Rising Star Henry(Gastspiel Theater Reissverschluss)<br />
Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />
19.30: Affäre Spittelmarkt<br />
Theater untermDach (✆ 902 95 38 17)<br />
20.00: Geldwäsche (Mann aus Obst)<br />
Theater untermTurm (✆ 01 57 70 42 52)<br />
19.00: Heirat –oder allesfür dieKatz<br />
Uferstudios (✆ 46 06 08 87)<br />
16.00 Heizhaus: Ausufern: We Have ABody(Yvon<br />
Chabrowski)<br />
Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)<br />
20.00: Hiob<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />
20.00: Die Vorteile des Lasters (Lisa Eckhart)<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.00: Fly, Edith, Fly –Vom Ballermann zum BER<br />
(Ades Zabel &Company)<br />
BühnenRausch (✆ 44 67 32 64)<br />
20.00: Improschnittchen (Im Freien Fall)<br />
Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />
20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
19.30 Studio: Frauen hauen! (Kuhn &Leibold)<br />
20.00: Zirkus Angela<br />
Estrel Festival Center (✆ 68 31 68 31)<br />
20.00: Stars in Concert<br />
Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />
19.30: Vivid<br />
Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />
20.00: Die 7Typen Show<br />
Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />
20.00: Hetzkasper –zublöd für Burnout (Henning<br />
Schmidtke)<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
20.00: Der Tanz der Zuckerpflaumenfähre (Ursus&<br />
Nadeschkin)<br />
Quatsch Comedy Club (✆ 47 99 74 13)<br />
20.00: Die LiveShow(David Werker,Kerim Pamuk,<br />
Sebastian Richartz, Thomas Fröschle, Mod.: Johannes<br />
Flöck)<br />
Scheinbar Varieté (✆ 784 55 39)<br />
20.00: Open StageVarieté (Uli Lohr (Mod.)<br />
Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />
20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />
StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />
19.30: The Band –Das Musical<br />
Tempodrom (✆ 69 53 38 85)<br />
20.00: Hype (FelixLobrecht)<br />
Theater Adlershof (✆ 23 93 45 79)<br />
19.00: Belles de Nuit (Die Schönen der Nacht)<br />
(Cécile Rose &Trio Scho)<br />
TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />
20.00: Cabaret –Das Berlin-Musical<br />
Wintergarten Varieté (✆ 58 84 33)<br />
20.00: Woodstock Variety Show<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Das große Kleinkunstfestival 2019<br />
KLASSIK<br />
Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />
20.00 Kl. Saal: Claire Huangci, C. Bechstein Klavierabend,<br />
Domenico Scarlatti: Acht ausgewählte Sonaten;<br />
Franz Schubert: Vier Impromptus op. 142; Fryderyk<br />
Chopin: Ballade g-Moll op. 23; Sergej Rachmaninow:<br />
Morceaux fantaisie op. 3Nr. 2; Sergej Rachmaninow:<br />
Préludes op. 23 Nr.1-7<br />
21.00 Werner-Otto-Saal: Hope@9pm –Musik und Talk<br />
mit Daniel Hope, Gast: Víkingur Ólafsson, mit Jacques<br />
Ammon (Klavier)<br />
Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />
19.15: Einführung (<strong>Berliner</strong> Philharmoniker)<br />
20.00: <strong>Berliner</strong> Philharmoniker,Rundfunkchor<br />
Berlin, Kate Lindsey(Mezzosopran), AndrewStaples<br />
(Tenor), Shenyang (Bassbariton), Ltg.Daniel Harding,<br />
Musikfest Berlin, Hector Berlioz: „Roméo et Juliette“,<br />
Symphonie dramatique für Soli, Chöre und Orchester<br />
op. 17, Text vonÉmile Deschamps nach William<br />
Shakespeare<br />
KINDER<br />
Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />
10.00 Zeltbühne im Foyer: Rotkäppchen undder Wolf<br />
im Nachthemd, musikalische Erzählung (ab 4J.)<br />
FEZ Berlin (✆ 530 71 -0)<br />
20.30 Foyer: 17. <strong>Berliner</strong> Jonglierconvention, am<br />
Vorabend der Jonglierconvention zeigen die Conventionteilnehmer<br />
ihr Können<br />
Puppentheater<br />
Helge,<br />
das Schwein,<br />
hat Geburtstag<br />
Der dritte Jahrgang der<br />
Hochschule für Schauspielkunst,<br />
Abteilung Puppenspiel,<br />
scheint vollständig<br />
anzutreten, wenn der Patriarch<br />
Helge Hansen seine Familie<br />
zum 60. Geburtstag zusammenruft.<br />
Evi Arnsbjerg<br />
Brygmann, Josephine Buchwitz,<br />
Bianka Drozdik, Nadia<br />
Ihjeij, Lilith Maxion, Jemima<br />
Milano, Anastasiia Starodubova,<br />
Maximilian Tröbinger,<br />
EvaVinke,Eileen vonHoyningen<br />
Huene und Laura Waltz<br />
sind jeweils mit einer ungefähr<br />
halblebensgroßen tierischen<br />
Klappmaulpuppe ausgestattet<br />
−zumeist Schweine<br />
verschiedener Rassen, so wie<br />
Helge eines ist, aber auch mit<br />
einem oder anderen angeheirateten<br />
Affen. „Das Fest“ −<br />
nach dem beklemmenden<br />
und befreienden Dogma-Film<br />
von Thomas Vinterberg −<br />
kann beginnen. Ulrich Seidler<br />
DasFest,Fr, Sa (20 Uhr),So(19 Uhr)<br />
in der Schaubude Berlin, Greifswalder<br />
Str.81–84, Karten unterTel.: 4234314<br />
oder: schaubude.berlin<br />
Allein entscheidend<br />
ist die Form<br />
Ein ungewöhnlicher Dialog im Museum Berggruen:<br />
Der Maler Thomas Scheibitz arbeitet sich an Picasso ab<br />
Ingeborg Ruthe<br />
findet es bemerkenswert und spannend,<br />
dass eine so ikonische Sammlung wie<br />
die der Picasso-Bilder im Museum Berggruen<br />
geöffnet wird für den kühnen, experimentellen<br />
Zugriff eines Gegenwartskünstlers.<br />
Thomas Scheibitz erweist sich<br />
als aufregender Rückkoppler.<br />
Thomas Scheibitz<br />
Esgibt Leute,die behaupten,<br />
Kunst komme immer aus<br />
ihrer jeweiligen Zeit. Und<br />
es gibt Leute, die sagen,<br />
Kunst käme aus Kunst, entstünde<br />
immer wieder in neuen Ausprägungen<br />
entlang der Kunstgeschichte<br />
oder auch in deren Wellenkreisen.<br />
Demnach sei alles –irgendwie und<br />
irgendwo –schon mal dagewesen.<br />
Möglicherweise ist ja an beiden<br />
Sichtweisen etwas dran. Schließlich<br />
ist Kunst Menschenwerk und kann<br />
daher schwerlich aus dem All oder<br />
dem Nichts kommen.<br />
Vor einem Vierteljahrhundert<br />
wollten junge Künstler vor allem in<br />
der westlichen Hemisphäre, die<br />
längst alle Stile und Ismen der Moderne<br />
durchdekliniert und durchexerziert<br />
hatte, kaum etwas wissen<br />
vondem Jahrhundertgenie Pablo Picasso<br />
und dessen ikonisiertem, tausendfach<br />
adaptiertem, kopiertem,<br />
paraphrasiertem, –ergo vielstrapaziertem<br />
Nachlass. Die Ablehnung<br />
grenzte geradezu an Verleugnung,<br />
fast Vatermord. Die Jungen, die damals<br />
den Kunstmarkt erobern wollten,<br />
schworen sich lieber auf eine andere<br />
Vaterfigur ein, auf den schalkhaften<br />
Konzeptualisten und Ready-<br />
Made-Erfinder Marcel Duchamp,<br />
Schöpfer etwa des berühmten Pissoires,<br />
genant „Fontäne“ –banalste<br />
Alltagsdinge wurden zur Kunst erklärt.<br />
Da beide Berühmtheiten<br />
schon das Zeitliche gesegnet haben,<br />
gab es von ihnen keine Reaktionen;<br />
die wären sicher interessant gewesen.<br />
Nun, im Jahr 2019, lädt die Nationalgalerie<br />
mit Thomas Scheibitz einen<br />
der namhaften Gegenwartsmaler,<br />
ein, sich mit seinen Formenvariationen<br />
auf die Bildsprache Picassos<br />
zu beziehen. Der gebürtige Sachse<br />
mit einer Biografie halb in der DDR,<br />
halb im wiedervereinigten Deutschland,<br />
und der gebürtige Spanier befinden<br />
sich für Monate mit ihren Bildern<br />
ingemeinsamen Räumen des<br />
Museums mit der Picasso-Sammlung<br />
des Stifters Heinz Berggruen.<br />
„Zeichen Bühne Lexikon“ ist<br />
nicht etwa eine vermessene Rivalität<br />
seitens des 51-Jährigen mit dem<br />
Jahrhundert-Giganten. Scheibitz,<br />
Sohn eines Steinmetzes, sucht seit<br />
Jahren in seiner Malerei, in Skulpturen<br />
nach bildnerischen Möglichkeiten<br />
von Abstraktion und Figuration.<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 8551) Late Night –Die<br />
Show ihres Lebens 14.45; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood 17.00, 20.30<br />
CinemaParis (✆ 881 31 19) Ein leichtes Mädchen<br />
15.50, 20.30; Ein leichtes Mädchen –Une fille facile<br />
(OmU) 18.10<br />
Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Und der Zukunft<br />
zugewandt 15.15,17.50, 20.30<br />
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Late Night –Die<br />
Show ihres Lebens (OmU) 14.20, 16.40, 19.00,<br />
21.20; Once Upon a Time in... Hollywood (OF)<br />
16.50, 20.15; Synonymes 15.20, 18.00, 20.40;<br />
Es: Kapitel II –It: Chapter Two (OF) 17.30, 21.00;<br />
Frau Stern 15.00,19.40; Synonymes (OmU) 17.00,<br />
21.30; Diego Maradona (OmU) 13.30, 16.15;<br />
JFBB –Jüdisches Filmfestival Berlin-Brandenburg:<br />
Yumorist –The Humorist (OmenglU) 19.00; JFBB<br />
–Jüdisches Filmfestival Berlin-Brandenburg: Army<br />
of Lovers in the Holy Land (OmenglU) 21.15; Die<br />
Agentin 14.00, 16.40; Und wer nimmt den Hund?<br />
14.40, 19.15; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria<br />
(OmU) 15.00,21.20<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) JFBB –Jüdisches<br />
Filmfestival Berlin-Brandenburg: The Last Resort<br />
(OF) 18.00; JFBB –Jüdisches Filmfestival Berlin-<br />
Brandenburg: We Were the Others (OmenglU; m.<br />
Vorfilm) 20.00; Das Wunder imMeer von Sargasso<br />
22.15; Mein Leben mitAmanda 17.45; Idioten der<br />
Familie (m. Gast) 20.15; Kamikaze 1989 (OmenglU)<br />
22.30<br />
Kant Kino (✆ 319 98 66) Gut gegen Nordwind<br />
15.00, 17.45, 20.30; Mein Lotta-Leben – Alles<br />
Bingo mit Flamingo! 15.40; Gloria: Das Leben wartet<br />
nicht 18.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
20.20;Das zweiteLebendes MonsieurAlain 16.15;<br />
Die Wurzeln des Glücks 18.30; Petting statt Pershing<br />
20.45; AToy Story:Alles hört auf kein Kommando<br />
14.40, 15.15; Leid und Herrlichkeit 17.30,<br />
20.00; Late Night –Die Show ihres Lebens 15.30,<br />
17.45, 20.00<br />
ZooPalast (✆ 018 05/22 29 66) AToy Story: Alles<br />
hört auf kein Kommando 14.30; Once Upon aTime<br />
in... Hollywood 17.00, 20.45; Gut gegen Nordwind<br />
14.00; Once Upon aTime in... Hollywood 17.00,<br />
20.30; Der König der Löwen 14.20; Fast &Furious:<br />
Hobbs &Shaw 17.10; Gut gegen Nordwind 20.10;<br />
Angel Has Fallen 23.00; Playmobil: Der Film 14.45;<br />
Gut gegenNordwind 17.15;Angel HasFallen 20.00;<br />
Es: Kapitel II22.50; Gloria: Das Leben wartet nicht<br />
15.15; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
17.40; Late Night –Die Show ihres Lebens 20.10;<br />
Once Upon aTime in...Hollywood 22.40<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88)Made in China<br />
(OmU) 11.00; Benjamin Blümchen 12.30; Unsere<br />
große kleine Farm 14.00; Mein Lotta-Leben –Alles<br />
Bingo mit Flamingo! 15.35; Ladenkino Horror<br />
Movie Marathon: Filmprogramm (OF) 18.00; Eine<br />
moralische Entscheidung –Bedoone tarikh, bedoone<br />
emza (OmU) 11.00; Schwimmen (DFmenglU)<br />
12.45; Diego Maradona 14.30; Leid und Herrlichkeit<br />
–Dolor ygloria (OmU) 16.45; Mein Leben<br />
mit Amanda (OmU) 18.45; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OmU) 20.30, 23.15; Free Solo (OmU)<br />
11.00; Cleo (OmenglU) 12.45; Der Goldene Handschuh<br />
(DFmenglU) 14.30; Idioten der Familie (DFmenglU)<br />
16.20; Es: Kapitel II 18.00; Es: Kapitel II<br />
–It: Chapter Two (OF) 20.50; The Dead Don‘t Die<br />
(OmU) 23.40<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Frau Stern<br />
14.15, 17.45; Und wer nimmt den Hund? 16.00;<br />
Synonymes (OmU) 19.30; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OmU) 21.45; Becoming Animal (OmU)<br />
14.00;Super Friede LiebeLove 15.45; Thinking Like<br />
aMountain (OmU) 17.30; Über Grenzen –Der Film<br />
einer langen Reise 19.15;The Whale and the Raven<br />
(OmU) 21.30<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Once Upon aTime<br />
in... Hollywood 13.45, 16.30, 20.30, 22.00; Mein<br />
Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 13.45,<br />
17.05; Aladdin 13.45; Stuber –5Sterne Undercover<br />
14.00, 19.30; Gut gegen Nordwind 14.00,<br />
16.30, 19.30, 22.30; Fast & Furious: Hobbs &<br />
Shaw 14.00, 17.10, 19.40, 22.30; Playmobil: Der<br />
Film 14.15; Meine geliebte Unbekannte –Mon Inconnue<br />
(OmU) 14.15; IMAX 3D: ABeautiful Planet<br />
14.15; Good Boys 14.20, 17.15, 20.15, 22.45;<br />
Es: Kapitel II14.30, 15.45, 16.40, 18.30, 19.30,<br />
20.30, 22.30, 23.15; Der König der Löwen 14.30;<br />
Good Boys (OF) 14.45; AToy Story: Alles hört auf<br />
kein Kommando 14.45,16.45,19.50; IAm Mother<br />
17.00, 23.00; 3D: Der König der Löwen 17.00,<br />
20.00; Spider-Man: Far From Home 17.15; Angel<br />
Has Fallen 17.20, 20.15, 23.15; Special Night:<br />
Rambo I-III (restaurierte Fassungen) 18.00; Es: Kapitel<br />
II –It: Chapter Two (OF) 19.15; Crawl 20.15,<br />
23.15; Once Upon a Time in... Hollywood (OF)<br />
22.45<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Ich war zuhause,<br />
aber... (OmenglU) 18.00; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OmU) 20.00;The DeadDon‘t Die(OmU)<br />
23.00;Synonymes (OmU)18.00;Frau Stern20.20;<br />
Cleo (OmenglU) 22.00; Endzeit (OmenglU) 23.55<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 02 00) Gut gegen Nordwind<br />
13.30, 16.30, 19.30, 23.00; AToy Story:<br />
Alles hört auf kein Kommando 13.30, 17.00;<br />
Pets II 13.45; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit<br />
Flamingo! 13.50; Der König der Löwen 14.00,<br />
16.20; Playmobil: Der Film 14.10, 16.50; Es: Kapitel<br />
II 15.15, 16.00, 19.15, 19.45, 22.30, 22.45;<br />
Good Boys 16.40, 19.30; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood 19.20, 22.40; Angel Has Fallen 19.40,<br />
23.00; 3D: Der König der Löwen 20.10; Annabelle<br />
III 23.00<br />
Kino Kiste (✆ 998 7481) Und der Zukunft zugewandt<br />
14.00; Die drei !!! 16.00; Leberkäsjunkie<br />
18.00; Und wer nimmt den Hund? 20.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 4109) Gut gegen<br />
Nordwind 14.15, 17.45, 20.20, 22.45; Es: Kapitel<br />
II 14.15, 16.45, 19.30, 20.00, 22.00; Playmobil:<br />
Der Film 14.20, 17.10; 3D: Der König der Löwen<br />
14.30, 17.20; Good Boys 14.40, 17.40, 19.50,<br />
23.00; 3D: AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
14.45; Der König der Löwen 14.50, 17.00,<br />
20.00; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
15.00, 17.30; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit<br />
Flamingo! 15.10; Spider-Man: Far From Home<br />
16.50; Und der Zukunft zugewandt 17.30, 20.10;<br />
Fast &Furious: Hobbs &Shaw 19.45, 22.40; Special<br />
Night: Rambo I-III (restaurierte Fassungen)<br />
20.00; AngelHas Fallen 20.30, 22.40; Crawl 23.00<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A Once Upon aTime<br />
in... Hollywood (OmU) 15.30, 19.00, 22.30; B Ein<br />
leichtes Mädchen –Une fille facile (OmU) 17.15,<br />
19.30, 21.45<br />
fsk am Oranienplatz (✆ 614 24 64) Prelude<br />
17.45; Golden Twenties 18.00, 22.15; Synonymes<br />
(OmU) 19.45, 21.45; Die untergegangene Familie –<br />
Familia sumergida (OmU) 20.00<br />
Moviemento (✆ 692 47 85) Mein Lotta-Leben<br />
–Alles Bingo mit Flamingo! 11.00; Ein leichtes<br />
Mädchen 13.15; The Whale and the Raven (OmU)<br />
15.30; Frau Stern 18.00; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OmU) 20.00; Frau Stern (OmenglU)<br />
23.15; Benjamin Blümchen 13.45; Mein Lotta-<br />
Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 16.00; Prelude<br />
18.15; Ein leichtes Mädchen –Une fille facile<br />
(OmU) 20.30,22.45; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
(OmU) 12.30, 15.45, 21.15; Prachtige Films:<br />
Callboys –Die Serie (OmenglU) 19.00<br />
Regenbogen Kino (✆ 69 57 95 17) La flor (OmU;<br />
Akt I)19.00; La flor (OmU; Akt II) 22.00<br />
Sputnik (✆ 694 11 47) Cleo (OmenglU) 16.00;<br />
Gloria: Das Leben wartet nicht –Gloria Bell (OmU)<br />
17.45;Idioten der Familie (DFmenglU) 19.30; Once<br />
Upon aTime in... Hollywood (OmU) 21.30;Freudenberg<br />
–Auf der Suche nach dem Sinn 16.00; Leid<br />
und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU) 17.15; Mein<br />
Leben mit Amanda (OmU) 19.15; Das Wunder im<br />
Meer von Sargasso –To thavma tis thalassas ton<br />
Sargasson:The Miracle of the Sargasso Sea (OmU)<br />
21.15; Paradise Hills (OmU) 23.15<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) Mein Lotta-Leben –Alles<br />
Bingo mit Flamingo! 14.45; Ein leichtes Mädchen<br />
17.45, 21.50; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
20.00; New Und der Zukunft zugewandt 15.20,<br />
17.00, 19.30<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Good Boys 14.30,<br />
17.45; Der König der Löwen 14.45, 17.15, 20.15;<br />
Playmobil: Der Film 15.00; AToy Story: Alles hört<br />
auf kein Kommando 15.15, 17.30; Mein Lotta-Leben<br />
–Alles Bingo mit Flamingo! 15.30; Es: Kapitel<br />
II 16.45,19.45; Und der Zukunft zugewandt 17.30,<br />
20.00; Once Upon aTime in... Hollywood 20.00;<br />
Angel Has Fallen 20.30<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Und der Zukunft<br />
zugewandt 13.00, 20.00; Mein Leben mit<br />
Amanda 13.00, 18.00; Aladdin 13.00; Der König<br />
der Löwen 15.20; Und wer nimmt den Hund?<br />
15.30; Die Agentin 17.30; Petting statt Pershing<br />
18.00; Special Night: Rambo I-III (restaurierte Fassungen)<br />
20.15; Late Night –Die Show ihres Lebens<br />
22.20<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt amEastgate (✆ 93 03 02 60) Gut<br />
gegenNordwind 14.00, 16.45,19.45, 22.45; Good<br />
Boys 14.00, 20.15; Der König der Löwen 14.00,<br />
16.55; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
14.00, 17.15; Playmobil: Der Film 14.15; Benjamin<br />
Blümchen 14.15; Mein Lotta-Leben –Alles<br />
Bingo mit Flamingo! 14.30; Es: Kapitel II 14.30,<br />
16.15,18.30,20.15, 22.30; Fast &Furious: Hobbs<br />
&Shaw 16.45; Angel Has Fallen 17.15, 20.00,<br />
23.00; Special Night: Rambo I-III (restaurierte Fassungen)<br />
18.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
19.45, 22.30; 3D: Der König der Löwen 19.45<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) Kleiner Aladin und der Zauberteppich<br />
17.00; Leid und Herrlichkeit –Dolor y<br />
gloria (OmU) 18.45; Cleo (OmenglU) 21.00; Die<br />
untergegangene Familie –Familia sumergida (OmU)<br />
18.00; Liebesfilm (OmenglU) 19.45; Das Wunder<br />
im Meer von Sargasso –Tothavma tis thalassas ton<br />
Sargasson: The Miracle of the Sargasso Sea (OmU)<br />
21.30<br />
Babylon (✆ 242 59 69) 60‘s Italia: China ist nahe<br />
–LaCina evicina (OmenglU) 17.15; 60‘s Italia:<br />
Accattone –Wer nie sein Brot mit Tränen aß (OmU)<br />
18.00;The Dead Don‘t Die (OmU) 18.00; IndoGerman<br />
Film:Dream Girl (OmenglU) 19.30;60‘sItalia:<br />
Rocco und seine Brüder –Rocco eisuoi fratelli<br />
(OmenglU) 20.00; 60‘s Italia: Fellinis Das süße Leben<br />
–Ladolce vita (OmU) 20.15; Woodstock 50!:<br />
Easy Rider (OF) 22.00; Videoart at Midnight (RaphaelaVogel<br />
–Psychogräfin) 23.59<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73)<br />
Es: Kapitel II–It: Chapter Two (OF) 10.30, 13.45,<br />
17.00, 20.30; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit<br />
Flamingo! 12.15, 16.30; Yesterday (OmU) 14.15,<br />
21.00; Die Wurzeln des Glücks –Holy Lands (OmU)<br />
18.45<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) Benjamin<br />
Blümchen 11.00; Playmobil: Der Film 11.10,<br />
14.10; Gut gegen Nordwind 11.15, 13.50, 16.45,<br />
19.40, 22.40; Die drei !!! 11.15; Spider-Man: Far<br />
From Home 11.20; AToy Story:Alles hört auf kein<br />
Kommando 11.30, 14.00, 16.40; Der König der<br />
Löwen 12.10, 14.20, 16.30, 19.15; Mein Lotta-<br />
Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 12.20; Es: Kapitel<br />
II 12.30,15.15, 16.15,19.00,20.00, 22.10,<br />
22.50; Pets II 13.30, 15.45; Once Upon aTime<br />
in... Hollywood 13.40, 17.00, 19.30, 22.50; Good<br />
Boys 14.40, 17.10, 20.30; Fast &Furious:Hobbs &<br />
Shaw 17.10, 23.10; 3D: AToy Story: Alles hört auf<br />
kein Kommando 18.00; Rambo I19.30; Angel Has<br />
Fallen 20.15, 23.15; Crawl 20.40, 23.15; Rambo<br />
2: DerAuftrag 21.35; Rambo III 23.30<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) Berlin Babylon<br />
(DFmenglU) 15.00; Der Honiggarten: Das Geheimnis<br />
der Bienen –Tell It to the Bees (OmU) 17.00,<br />
19.15; Gloria: Das Leben wartet nicht –Gloria Bell<br />
(OmU) 21.30; Frau Stern (DFmenglU) 14.45; Idiotender<br />
Familie (DFmenglU) 16.45;Liberte(OmenglU;<br />
m.Gespräch) 20.30; Paranza: Der Clan der Kinder<br />
–Laparanza dei bambini (OmU) 14.15; Once<br />
Upon aTime in... Hollywood (OmU) 16.45, 20.00;<br />
Golden Twenties 23.00; Blinded by the Light (OmU)<br />
14.30;<br />
Ein leichtes Mädchen – Une fille facile (OmU)<br />
17.00; JFBB –Jüdisches Filmfestival Berlin-Brandenburg:<br />
The Mamboniks (OF) 19.00; JFBB –Jüdisches<br />
Filmfestival Berlin-Brandenburg: The Komediant<br />
(OmenglU) 21.00; Golden Twenties (DFmenglU)<br />
14.45; Und der Zukunft zugewandt 16.45, 19.00;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood (OmU) 21.15<br />
International (✆ 24 75 60 11) Und der Zukunft<br />
zugewandt 14.00, 16.30; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OmU) 19.00,22.30<br />
Zeughauskino (✆ 20 30 47 70)Hartander Grenze<br />
19.00; Comrade X21.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
Es: Kapitel II 14.00, 16.45, 19.30, 20.30, 22.40;<br />
AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.00,<br />
16.45; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />
14.10; Gut gegen Nordwind 14.10, 17.00,<br />
19.55, 22.50; Spider-Man: Far From Home 14.15;<br />
Der König der Löwen 14.15, 17.40, 20.00; Playmobil:<br />
Der Film 14.20, 17.00; Pets II 14.30; Good<br />
Boys 14.30, 17.05, 20.30; Fast &Furious: Hobbs<br />
&Shaw 16.30, 23.00; Aladdin 16.35; Angel Has<br />
Fallen 16.50,19.50, 23.05; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood 19.30, 22.50; Es: Kapitel II–It: Chapter<br />
Two(OF) 19.30,22.45; Siccin VI (OmU) 20.00; Annabelle<br />
III 23.05<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) Mein Leben mit Amanda<br />
(OmU) 10.00; Diego Maradona (OmU) 12.00;<br />
Die Agentin –The Operative (OmU) 14.30; Synonymes<br />
(OmU) 16.40; Überraschungsfilm (OmenglU)<br />
19.00; Once Upon aTime in... Hollywood (OmU)<br />
20.50; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU)<br />
23.45<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50)Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OF) 17.00, 20.30<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OmU) 17.00, 20.20; Gut gegen Nordwind17.30,20.00,<br />
22.30; Frau Stern16.40; Diego<br />
Maradona (OmU) 18.30; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OmU) 21.15<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45) Es: Kapitel II –It: Chapter<br />
Two (OF) 17.00, 20.30; Leid und Herrlichkeit –<br />
Dolor ygloria (OmU) 17.30; Leid und Herrlichkeit<br />
–Dolor ygloria (OmenglU) 19.30, 22.00; Once<br />
Upon aTime in... Hollywood (OF) 17.45, 21.15;<br />
Synonymes (OmenglU) 18.00, 20.50; Late Night –<br />
Die Show ihres Lebens (OmU) 17.45, 20.00, 22.15
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
: „Allegorische Figur mit Gegenstand“, 2019.<br />
THOMAS SCHEIBITZ/VG BILD-KUNST BONN 2019<br />
Picasso: „Frau mit Tamburin“, 1939 .<br />
MEINE BILDER DER WOCHE<br />
Die Künstler:<br />
Pablo Picasso, geboren 1881 in Malaga,<br />
gestorben 1973 in Mougins, Südfrankreich,<br />
war der bedeutendste Maler des<br />
20. Jahrhunderts.<br />
Thomas Scheibitz, geboren 1968 in<br />
Radeberg,ausgebildet als Werkzeugmacher,studierte<br />
an der HfbK Dresden, war<br />
Meisterschüler bei Ralf Kerbach.<br />
1996 zog er nach Berlin, hatte nationale<br />
wie internationale Ausstellungen, nahm<br />
2005 an der Biennale Venedigteil.<br />
2018 wurde er Professor an der Kunstakademie<br />
Düsseldorf.<br />
Museum Berggruen, Nationalgalerie,<br />
Schlossstr.1.Eröffnung am heutigen<br />
13. September,18Uhr.Ausstellung bis<br />
2. Februar 2020, Di, Mi, Do, Fr 10–18/<br />
Sa+So 11–18 Uhr.Katalog im Verlag<br />
Buchhandlung Walther König 39,80 Euro<br />
Er löst Vorgefundenes –indiesem<br />
Falle Picassos Figurationen, vornehmlich<br />
die kubistischen Motive –<br />
in einer eigenen ebenfalls kubistischen,<br />
oft splittrigen und farbstarken<br />
Bildsprache auf. Unübersehbar<br />
konzentriert ersich gerade auf das<br />
Wechselverhältnis von bildhafter<br />
und sprachlicher Information.<br />
Picassos: „Frau mit Tamburin“<br />
von1939 etwa paraphrasiertScheibitz<br />
als„Allegorische Figur mit Gegenstand“.<br />
Er greift die zergliederte, dynamische<br />
Form des nackten weiblichen<br />
Körpers in diesem bühnenartigen<br />
Raum auf, den Picasso<br />
konstruiert hat. Und Scheibitz radikalisiert<br />
noch mehr, was dereinst als<br />
künstlerisch äußerst radikal wahrgenommen<br />
wurde. Allein der Tamburin<br />
bleibt in beiden Gemälden erkennbar.<br />
Und beide Motive verraten<br />
das konsequente, leidenschaftliche<br />
Ringen um Form. Dies ist in beiden<br />
Fällen, beim Klassiker Picasso wie<br />
beim Gegenwartskünstler Scheibitz,<br />
ein offener Prozess: Immer wieder,<br />
sind neue Varianten möglich.<br />
Zugleich ist hier klar: Inbeiden<br />
Arbeiten wird an der Idee vom Bild<br />
festgehalten. Nicht die Realität ist gemeint,<br />
sondern die Parallele zur<br />
Wirklichkeit. Scheibitz wagt es also,<br />
Picassos Bilder neu zu sehen. Für<br />
sich –und nicht etwa als Diktum der<br />
Kunstgeschichte,indie er eintaucht.<br />
Raum für Raum erleben wir im<br />
Museum Berggruen, wie Mal-GroßvaterPicasso<br />
und sein EnkelScheibitz<br />
–jeder auf seineWeise,eine Malereider<br />
formalen Übersetzung vonFigürlichkeit,<br />
Sinnlichkeit und vonLebensräumen<br />
verfolgen – und mit<br />
dem Vokabular komponieren. Anders<br />
aber als der Klassiker, der ein<br />
manischer, präziser Beobachter der<br />
Realität war, lässt Scheibitz sich ein<br />
auf Vorgefundenes,auf einakribisch<br />
angelegtes Archiv vonFotos,aus Büchern,<br />
Magazinen, aus der Werbung,<br />
von Architekturen und Piktogrammen.<br />
Formen und Zeichen, als fast<br />
lexikalischer Ausgangpunkt für Malerei<br />
–hier zeigt sich Wahlverwandtesvon<br />
einem Malerder Klassischen<br />
Moderne und einem Künstler des<br />
ohne Stildiktate auskommenden<br />
frühen 21. Jahrhunderts, indem alle<br />
Ismen in die Schubkästen der Geschichte<br />
verbannt zu sein scheinen.<br />
Wie entspannend: Allein entscheidend<br />
ist die Form.<br />
NATIONALGALERIE/J. ZIEHE/ SUCC. PICASSO/VG BILD-KUNST,201<br />
Pop<br />
Wasich<br />
noch zu sagen<br />
hätte<br />
Der Mann ist maßlos.<br />
Schon deshalb kann hier<br />
nur eine kleine Auswahl an Bezeichnungen<br />
folgen, für die<br />
der deutsch-türkische Universal-Künstler<br />
Serdar Somuncu<br />
beruflich steht: Er ist Kabarettist,<br />
Autor und Regisseur. Zur<br />
Bundestagswahl 2017 trat er<br />
als Kanzlerkandidat der Partei<br />
DiePartei an. Gelegentlich tritt<br />
er auch als Schauspieler und<br />
Synchronsprecher in Erscheinung.<br />
Auf Radio Eins im RBB<br />
moderiert er jeden Sonntagnachmittag<br />
„Die blaue<br />
Stunde“. Werumdiese Zeit die<br />
Sendefrequenz streift, wird<br />
seinen exzentrischen Charme<br />
aushalten müssen. Es kann<br />
nämlich passieren, dass Serdar<br />
Somuncu 15 Minuten am<br />
Stück und ohne Unterbrechung<br />
zu einem Thema redet,<br />
das ihm gerade in den Sinn gekommen<br />
ist. Ach ja, Musik<br />
macht er auch. Sein Album<br />
„SYSPHS“ ist gerade erschienen.<br />
HarryNutt<br />
Serdar Somuncu Waschhaus Potsdam,<br />
20 Uhr, Schiffbauergasse 6<br />
Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />
17.00: Der Froschkönig –Mitspieltheater,(ab 4J.)<br />
Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />
10.00: Alle außerdas Einhorn(ab 11 J.)<br />
Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />
10.00, 19.30: Ankommen is WLAN, musikalische<br />
Ensembleproduktion (ab 12 J.)<br />
Puppentheater Prenzlkasper (✆ 21 79 10 60)<br />
17.00: Hänsel und Gretel, Ulrich Müller-Hönow<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
10.00 Zimmertheater:Papanini –Pinguin perPost,<br />
Ute Krause, Lesung und Werkstattgespräch<br />
Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />
10.00: Ich, Ikarus (ab 9J.)<br />
theater strahl probebühne (✆ 69 59 92 22)<br />
11.00: Krieg.Stell dir vor, er wäre hier,(ab 13 J.)<br />
Varia Vineta (✆ 43 72 32 44)<br />
16.00: Rapunzel (ab 3J.). Anm. erf.<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Galerie im Körnerpark (✆ 56 82 39 39)<br />
20.00: Valeska Peschke: Amikejo, Europa, Welt, All,<br />
Tanja Dückers und UlrikeGuérot<br />
HAU1(✆25 90 04 27)<br />
20.00: 19. Internationales Literaturfestival: The Art<br />
of Writing II, Chimamanda Ngozi Adichie, Lesung und<br />
Gespräch<br />
Instituto Cervantes (✆ 257 61 80)<br />
21.00: 19.Internationales Literaturfestival: „El país<br />
de Toó“, RodrigoRey Rosa, Lesung und Gespräch<br />
James-Simon-Galerie (Bodestr.)<br />
9.00: 19. Internationales Literaturfestival: Inside Out<br />
and Back Again, Thanhha Lai, Lesung und Gespräch<br />
19.30: 19. Internationales Literaturfestival: „Im Unterland“,<br />
RobertMacfarlane, Lesung und Gespräch<br />
21.00: 19. Internationales Literaturfestival: „Washington<br />
Black“, Esi Edugyan, Lesung und Gespräch<br />
kallasch& –Moabiter Barprojekt (Unionstr.2)<br />
18.45: Eagel Slam –PoetrySlam Moabit, Poetry<br />
Slam mit Improrunde<br />
KulturCafé (Friedelstr.28)<br />
19.30: Der Hamlet und die Schokolinse. VomKindsein<br />
und Schreiben, Bernd Mannhardt, Buchpremiere<br />
mit Musik<br />
19.30: Der Hamlet und die Schokolinse, Bernd<br />
Mannhardt<br />
Lettrétage (✆ 692 45 38)<br />
19.30: Berlin Writers’Workshop Reading<br />
Schloss Schönhausen (✆ 033 19 69 42 00)<br />
20.00: SchäfchenimTrockenen, AnkeStelling<br />
Z-Bar (✆ 28 38 91 21)<br />
20.00: Lyrik alsModus: Körper,Odile Kennel und<br />
Swantje Lichtenstein<br />
Zitronencafè im Körnerpark (✆ 68 08 93 44)<br />
19.00: Ein Wunderland mitten in Rixdorf, mit Paul<br />
Sonderegger,Lesung und Menu. Anm. erf.<br />
KONZERT<br />
b-flat (✆ 283 31 23)<br />
21.30: Carlos Dalelane Band<br />
Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />
20.00: Pompeya &Philemic<br />
Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />
21.00: Aly Keita&The Magic Balafon<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
20.30: Subheim, Blakk Harbor,Ceeys, Hand, Traurig<br />
und untanzbar Vol. 3<br />
Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />
20.30: Off With Their Heads, The Murderburgers,<br />
Awkward Reunion<br />
DODO (✆ 53 09 40 72)<br />
20.00: Open Stage<br />
Donau115 (Donaustr.115)<br />
20.30: Shizukani<br />
Freizeitforum Marzahn (✆ 542 70 91)<br />
20.00: SternCombo Meissen<br />
Junction Bar (✆ 694 66 02)<br />
22.00: Jazzmine<br />
Max-Schmeling-Halle (✆ 44 30 44 30)<br />
20.00: Alice Cooper,special guest: Black Stone<br />
Cherry,OlBlack Eyes is Back<br />
Panda (✆ 44 31 95 57)<br />
21.00: Syriab Band<br />
Parkbühne Biesdorf (✆ 998 74 81)<br />
18.00: Dr.Rock, Queen II Magic Tribute<br />
Prachtwerk Berlin (Ganghoferstr.2)<br />
20.00: Gunter Hampel &Music and Dance Improvisation<br />
Co.<br />
PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />
20.00: Cassia<br />
Quasimodo (✆ 318 04 56 70)<br />
22.30: Disco Inferno<br />
Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />
21.00: Barnes Light<br />
Schlot (✆ 448 21 60)<br />
20.30: Justyna Bacz, Alain Laurent, Mélinée, Roland<br />
Spiegel, 16. Chanson-Festivals GeorgesBrassens<br />
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />
19.00: Wood In Di Fire<br />
Supamolly (✆ 29 00 72 94)<br />
21.30: Sheef und Ben Racken<br />
Yaam (✆ 615 13 54)<br />
19.00: AliAzimi<br />
Yorckschlösschen (✆ 215 80 70)<br />
21.00: The SavoySatellites<br />
Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />
21.00: Ofer Ganor Quartet –The NewBoss Guitar!<br />
Zimmer 16 (✆ 48 09 68 00)<br />
21.00: Prita Grealy +JennyBiddle<br />
CLUB<br />
Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />
23.00: Hits Don’t lie, Steve G, Bela, KJ Phips<br />
Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />
23.59Panorama Bar:FinestFriday, Boys Noize, Jas<br />
Shaw, Victor<br />
Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />
21.00 Ballsaal: Schwoof, Clärchen &Freunde<br />
Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />
22.00: Testosterone –Folsom Europe’sDILF &All<br />
Leather Party, SergeP,Adisko, Chris LeGrand<br />
JunctionBar (✆ 694 66 02)<br />
23.59: DJane B.B.<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />
23.00: Kantine Deluxe<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />
21.00 3Floors: Fisch sucht Fahrrad<br />
Mokum (Danziger Str.56)<br />
22.30: Radio Tanzbär,Friedeman<br />
Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />
(✆ 89 75 13 27) 20.00: Sing on Stagewith Zoe<br />
Osthafen (Alt-Stralau 1-2)<br />
21.00: Webfest 2019: Berlinorama –FridayNight<br />
Party<br />
SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />
23.00: Pansy &Culture Device presents Drag<br />
Syndrom<br />
Solar Berlin (✆ 016 37 65 27 00)<br />
14.00: Berlin Bass Collectivepresents Marcel Da<br />
Kinky Koala<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
21.00: DJ Lobotomy<br />
Suicide Club (Revaler Str.99)<br />
23.59: T.Raumschmiere &Friends, Pan/Tone aka Sid<br />
le Rock, T.Raumschmiere, Sevil, Cubenx<br />
Wilde Renate (✆ 26 94 86 91)<br />
22.00: 12 Jahre Renate –3Tage Nonstop<br />
Yaam (✆ 615 13 54)<br />
23.00: Bassism 11th BirthdayParty,Flowdan (live),<br />
TRUTH (live), Khiva(live), Dj Karnage, LB &Konfusion,<br />
K2 &Tommy Lexxus<br />
BALLROOM<br />
Tanzpavillon im Monbijoupark (Monbijoustr.3)<br />
20.00: Swing,Evan&friends<br />
KINO<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />
Good Boys 14.00, 19.40, 22.50; AToy Story: Alles<br />
hört auf kein Kommando 14.00, 16.50; Der König<br />
der Löwen 14.10, 17.00; Playmobil: Der Film<br />
14.20; Gut gegen Nordwind 14.35, 16.30, 19.50,<br />
23.00; Es: Kapitel II15.00, 16.15, 19.00, 20.15,<br />
22.45; Special Night: Rambo I-III (restaurierte Fassungen)<br />
18.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
19.30<br />
Wolf (✆ 921 03 93 33) Synonymes (OmU) 12.00;<br />
Ein leichtes Mädchen – Une fille facile (OmU)<br />
12.00, 19.10; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria<br />
(OmU) 13.50; Ich war zuhause, aber... (OmenglU)<br />
14.30; Tonari no Totoro –Mein Nachbar Totoro<br />
16.10; Once Upon aTime in... Hollywood (OmU)<br />
18.00; Das melancholische Mädchen (OmenglU)<br />
20.00; Das Wunder im Meer von Sargasso –Tothavma<br />
tis thalassas ton Sargasson:The Miracle of the<br />
Sargasso Sea(OmU) 21.00; Synonymes (OmenglU)<br />
21.10; Liberte (OmU) 23.20<br />
PANKOW<br />
BlauerStern Pankow (✆ 47 61 18 98) Mein Lotta-<br />
Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 15.45; Und der<br />
Zukunft zugewandt 18.00,20.30<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Gut gegen<br />
Nordwind 15.00, 17.40, 20.20; Und der Zukunft<br />
zugewandt 15.30, 18.00, 20.30; Mein Lotta-Leben<br />
–Alles Bingo mit Flamingo! 15.15; Ein leichtes<br />
Mädchen 17.20, 19.30, 21.30; Once Upon aTime<br />
in...Hollywood 16.40, 20.00;AToy Story: Alles hört<br />
auf kein Kommando 14.30, 16.00; Diego Maradona<br />
(OmU) 18.10; Und wer nimmt den Hund? 20.50<br />
Kino inder Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 0200)<br />
Es: Kapitel II–It: Chapter Two (OF) 13.45, 16.50,<br />
20.30; Mein Leben mit Amanda 14.00, 19.00; A<br />
Toy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.00,<br />
16.30; Die Wurzeln des Glücks 14.15; Der König<br />
der Löwen 14.20, 17.20; Mein Lotta-Leben –Alles<br />
Bingo mit Flamingo! 14.30, 17.00; Gut gegen<br />
Nordwind 14.30, 17.20, 19.30,21.20; Gloria: Das<br />
Leben wartet nicht 16.30; Und der Zukunft zugewandt<br />
16.40, 19.15; Ein leichtes Mädchen 19.00;<br />
Es: Kapitel II 20.00,22.20; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OmU) 20.15, 21.50; Leid und Herrlichkeit<br />
21.30<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98)Die Grube (OmU) 18.15;<br />
Über Grenzen –Der Film einer langen Reise 19.30;<br />
Frau Stern 21.30<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Gut<br />
gegenNordwind 14.15,17.05, 20.00,22.45; Good<br />
Boys 14.15, 16.50, 19.45, 22.40; Die drei !!!<br />
14.15; Benjamin Blümchen 14.15; Der König der<br />
Löwen 14.25, 17.10; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo<br />
mit Flamingo! 14.30; AToy Story: Alles hört auf<br />
kein Kommando 14.30,17.00; Playmobil: Der Film<br />
14.40; Es: Kapitel II 14.40, 16.25, 18.30, 19.40,<br />
22.20; Once Upon aTime in... Hollywood 14.50,<br />
16.30, 19.10, 22.25; Late Night –Die Show ihres<br />
Lebens 17.10, 20.00; Special Night: Rambo I-III<br />
(restaurierte Fassungen) 18.00; 3D: Der König der<br />
Löwen 19.35; Angel Has Fallen 19.50, 22.45; 25<br />
km/h 19.55; Fast &Furious: Hobbs &Shaw22.30;<br />
Sneak Preview 22.45<br />
Zeiss-Großplanetarium (✆ 42 18 45 12)Das fünfte<br />
Element 20.30<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />
Late Night –Die Show ihres Lebens 15.00, 20.05;<br />
Und der Zukunft zugewandt 17.30<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02) Yesterday 18.00; Leid<br />
und Herrlichkeit 20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) Once Upon aTime in...<br />
Hollywood (OmU) 16.30, 20.00<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) Der Honiggarten: Das<br />
Geheimnis der Bienen –Tell It to the Bees (OmU)<br />
18.00; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU)<br />
20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Playmobil:<br />
Der Film 10.00, 11.55, 14.40; Mein Lotta-Leben<br />
–Alles Bingo mit Flamingo! 10.00, 12.00; Der<br />
König der Löwen 10.00, 12.05, 14.45, 20.00; Benjamin<br />
Blümchen 10.00; AToy Story: Alles hört auf<br />
kein Kommando 10.00, 12.30, 14.15, 17.30; Pets<br />
II 12.30; Gutgegen Nordwind 14.15, 17.00, 20.00,<br />
23.00; Es: Kapitel II 15.10, 16.45, 19.00, 20.30,<br />
22.45; Good Boys 17.10, 23.00; Once Upon aTime<br />
in... Hollywood 19.30, 22.50<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81) Und<br />
wer nimmt den Hund? 16.00; So wie dumich willst<br />
18.00; Leid und Herrlichkeit 20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 0711) Gut gegen Nordwind<br />
14.30,17.30,20.30<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 0520)<br />
Playmobil: Der Film 10.00, 12.10, 14.20, 17.55;<br />
Pets II 10.00, 12.30,14.40; Mein Lotta-Leben –Alles<br />
Bingo mit Flamingo! 10.00, 11.55, 14.15; Die<br />
drei !!! 10.00, 12.00;<br />
Der König der Löwen 10.00, 14.15, 16.30, 20.40;<br />
Benjamin Blümchen 10.00, 12.05; AToy Story: Alles<br />
hört auf kein Kommando 10.00, 12.25, 14.50,<br />
17.20; Good Boys 11.55, 14.15, 16.55, 19.30,<br />
23.00; Es: Kapitel II 14.15, 16.40, 19.30, 20.15,<br />
23.00; Spider-Man: Far From Home 16.55; Once<br />
Upon aTime in... Hollywood 17.05, 20.30, 22.00;<br />
Fast &Furious: Hobbs &Shaw 19.55; Es: Kapitel<br />
II –It: Chapter Two(OF) 20.30<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 3440) Mein Lotta-<br />
Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 15.00; Der König<br />
der Löwen 15.30, 18.00; Playmobil: Der Film<br />
15.45; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
15.45; Es: Kapitel II17.00, 20.30; Special Night:<br />
Rambo I-III (restaurierte Fassungen) 18.00; Gut gegenNordwind<br />
18.00,20.30;OnceUponaTime in...<br />
Hollywood 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Frank Borzage: Mannequin<br />
(OV; m. Einführung) 19.00; Frank Borzage: Ein<br />
Schloss in New York –Man‘s Castle (OmU) 21.15;<br />
Magical HistoryTour: Die Erde bebt –Laterra trema<br />
(OmenglU) 19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />
Gut gegen Nordwind 12.30, 14.00, 16.30, 19.45,<br />
23.00; Es: Kapitel II 12.30, 14.15, 16.00, 17.15,<br />
19.00, 20.30, 21.15, 22.10; Der König der Löwen<br />
12.30, 13.50, 16.30, 19.00; Fast &Furious:Hobbs<br />
&Shaw 13.00, 16.30, 19.00, 22.40; 3D: Der König<br />
der Löwen 13.00, 16.20, 19.30, 22.30; Benjamin<br />
Blümchen 13.30; Angel Has Fallen 13.30,<br />
16.30, 20.00, 23.00; Gloria: Das Leben wartet<br />
nicht 13.40; Playmobil: Der Film 13.45; Und der<br />
Zukunft zugewandt 14.00, 16.50, 19.45; Pets II<br />
14.00; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
14.00, 19.50; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo<br />
mit Flamingo! 14.30; Spider-Man: Far From Home<br />
14.50, 16.00, 19.30, 22.15; Ein leichtes Mädchen<br />
14.50, 17.30, 20.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
15.00, 16.30,18.15, 20.15, 22.30; Der Honiggarten:<br />
Das Geheimnis der Bienen 16.00; Late<br />
Night –Die Show ihres Lebens 16.20; Good Boys<br />
16.50, 19.40, 23.00; 3D: AToy Story: Alles hört<br />
auf kein Kommando 17.00; Paranza: Der Clan der<br />
Kinder 17.10; Die Agentin 19.10, 22.00; Aladdin<br />
19.30; Yesterday 20.10; Stuber –5Sterne Undercover<br />
22.00; Avengers: Endgame 22.10; John Wick:<br />
Kapitel III 22.30; IAmMother 22.40; Annabelle III<br />
22.45; Crawl 23.00<br />
CineStar im Sony Center (✆ 04 51/703 0200)<br />
Late Night –Die Show ihres Lebens (OF) 13.30;<br />
Es: Kapitel II –It: Chapter Two (OF) 13.30, 16.30,<br />
20.15,22.45; Good Boys (OF) 13.40, 17.15; AToy<br />
Story:Alles hört auf kein Kommando –Toy Story IV<br />
(OF) 13.50, 17.00, 19.45; Fantasy Filmfest 2019:<br />
Light Of My Life (OF) 14.00; Playmobil: Der Film<br />
–Playmobil: The Movie (OF) 14.15; Der König der<br />
Löwen –The Lion King (OF) 14.15, 16.10, 19.10;<br />
Once Upon a Time in... Hollywood (OF) 15.00,<br />
17.45, 19.00, 21.45; Fast & Furious: Hobbs &<br />
Shaw (OF) 16.10, 22.30; Fantasy Filmfest 2019:<br />
Something Else (OF) 16.15; Fantasy Filmfest 2019:<br />
Rabid (OF) 18.00; Rambo I(OF) 19.30; Angel Has<br />
Fallen (OF) 19.45, 22.50; Fantasy Filmfest 2019:<br />
ISee You (OV; m.Vorprogramm) 20.15; Rambo 2:<br />
Der Auftrag (OF) 21.40; 3D: Der König der Löwen –<br />
The Lion King (OF) 22.10; Fantasy Filmfest 2019:<br />
Darlin‘ (OF) 22.45; Rambo III (OF) 23.35<br />
CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) Es: Kapitel<br />
II 11.00; Es: Kapitel II –It: ChapterTwo (OF) 15.00,<br />
19.00,22.50<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Congo Calling<br />
(OmU) 18.00; Frau Stern (OmenglU) 20.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 1650) Playmobil: Der Film 14.00,<br />
16.00; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />
14.00,16.00; Benjamin Blümchen 14.00; Pets<br />
II 14.30; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
14.30, 17.15; Good Boys 16.00, 18.00, 20.15,<br />
22.30; Es: Kapitel II16.30, 18.00, 20.15, 22.00;<br />
Angel Has Fallen 18.00, 20.00, 22.30; Once Upon<br />
aTime in... Hollywood 20.30<br />
Casablanca (✆ 677 5752) Fisherman‘s Friends<br />
–Vom Kutter in die Charts 16.00;Yesterday 18.15;<br />
Mein Leben mitAmanda 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Good Boys 14.00, 17.15,20.10, 23.00;AToy Story:<br />
Alles hört auf kein Kommando 14.00, 16.30;<br />
Und der Zukunft zugewandt 14.15, 17.30; Gut gegen<br />
Nordwind 14.15, 16.50, 19.50, 22.40; Mein<br />
Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 14.20;<br />
Der König der Löwen 14.25, 16.45, 20.10; Playmobil:<br />
Der Film 14.30; Es: Kapitel II 15.00, 16.15,<br />
19.00, 20.00, 22.00, 23.00; Once Upon aTime<br />
in... Hollywood 15.30, 19.15, 22.20; AngelHas Fallen<br />
17.05, 19.50, 22.45; Fast &Furious: Hobbs &<br />
Shaw19.05; Rambo I19.30; Rambo 2: Der Auftrag<br />
21.45; Crawl 23.00; Rambo III 23.45<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Mein<br />
Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 14.00; Der<br />
König der Löwen 14.00, 17.45, 19.30; Playmobil:<br />
Der Film 14.10; Es: Kapitel II 14.10, 16.45,20.20,<br />
23.00; Gut gegen Nordwind 14.15, 17.00, 20.00,<br />
22.50; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />
14.15, 16.50; Pets II 14.45; Fast &Furious: Hobbs<br />
&Shaw 16.30; Angel Has Fallen 16.30, 20.30,<br />
22.50; Good Boys 17.00, 19.30; Once Upon a<br />
Time in... Hollywood 19.30, 22.15; Siccin VI (OmU)<br />
20.00; Annabelle III 23.00<br />
City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76) JFBB:<br />
Bar Bahar –InBetween (OmenglU) 19.00; Schwimmen<br />
21.15<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 4001) The Whale and the<br />
Raven (OmU) 19.00; Das Wunder im Meer von Sargasso<br />
–Tothavma tis thalassas ton Sargasson: The<br />
Miracle of the Sargasso Sea (OmU) 21.00<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00)Und der Zukunft zugewandt<br />
12.15; Gut gegen Nordwind 14.45,17.30,<br />
20.15; Gut gegen Nordwind 10.45; Benjamin<br />
Blümchen 13.30; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo<br />
mit Flamingo! 15.45; Und der Zukunft zugewandt<br />
18.00,20.30<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85)Prelude 16.00;<br />
Diego Maradona 18.00; Synonymes (OmU) 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05)Mein Lotta-Leben<br />
–Alles Bingo mit Flamingo! 15.30; Leid und Herrlichkeit<br />
18.00; Und wer nimmt den Hund? 20.30<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) Die drei !!! 16.00; Das zweite<br />
Leben des Monsieur Alain 18.00; Das Ende der<br />
Wahrheit 20.30<br />
Capitol (✆ 831 64 17) Und der Zukunft zugewandt<br />
15.45,20.30; Und wer nimmt den Hund? 18.15<br />
FREILUFTKINOS<br />
Freiluftkino Friedrichshagen (✆ 65 01 31 41)<br />
Freitag,der 13.20.00<br />
Openair Kino Spandau (✆ 333 60 81) 25 km/h<br />
20.15<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Rocketman<br />
17.00; Traumfabrik 19.15; Das melancholische<br />
Mädchen 21.30<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Im Land<br />
meiner Kinder 13.45; Frau Stern14.00; Gloria: Das<br />
Leben wartet nicht 14.15; Mein Leben mit Amanda<br />
14.30, 21.15; Über Grenzen–DerFilmeinerlangen<br />
Reise 15.45, 18.15; Und der Zukunft zugewandt<br />
16.00, 18.15, 20.45; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo<br />
mit Flamingo! 16.30; The Whale and the Raven<br />
(OmU) 16.45; Und wer nimmt den Hund? 18.30;<br />
Und der Zukunft zugewandt (m. Gebärdendolmetscherin)<br />
19.00; Once Upon a Time in... Hollywood<br />
(OmU) 20.30; Idioten der Familie 20.45<br />
UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 70) A<br />
Toy Story: Alles hört auf kein Kommando 13.40; Der<br />
König der Löwen 13.45, 16.35; Benjamin Blümchen<br />
13.50; Playmobil: Der Film 13.55; Gut gegen<br />
Nordwind 14.00, 17.00, 19.55, 23.00; Good Boys<br />
14.10, 16.50, 19.40; Mein Lotta-Leben –Alles<br />
Bingo mit Flamingo! 14.20; Es: Kapitel II 14.20,<br />
16.10,18.30,20.15,22.40;Fast&Furious: Hobbs<br />
&Shaw 16.30, 19.30, 23.00; Angel Has Fallen<br />
17.00, 20.00, 23.00; Special Night: Rambo I-III<br />
(restaurierte Fassungen) 18.00; Once Upon aTime<br />
in...Hollywood 19.50, 22.40<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (✆ 033 22/279 8877) Der König<br />
der Löwen 14.45; Gut gegen Nordwind 17.20,<br />
20.15<br />
CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) Die drei<br />
!!! 14.15; Playmobil: Der Film 14.30, 17.00;<br />
Pets II 14.30; Es: Kapitel II14.30, 16.45, 19.30,<br />
20.15, 22.45, 23.15; 3D: Der König der Löwen<br />
14.30, 17.15, 19.50; AToy Story: Alles hört auf<br />
kein Kommando 14.30, 17.30; Mein Lotta-Leben<br />
–Alles Bingo mit Flamingo! 14.40, 17.00; Gut gegen<br />
Nordwind 14.45, 16.50, 20.20, 23.15; Good<br />
Boys 15.00, 18.15, 20.30, 23.30; Der König der<br />
Löwen 15.00, 17.40; Fast &Furious:Hobbs&Shaw<br />
16.45, 20.10, 23.15; Angel Has Fallen 17.30,<br />
20.20, 23.15; Rambo I19.30; 3D: Avengers: Endgame<br />
19.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
19.40,23.10; Rambo 2: Der Auftrag 21.40; Rambo<br />
III 23.30; Crawl 23.30<br />
Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Mein<br />
Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 15.00;<br />
Playmobil: Der Film 15.15; Der König der Löwen<br />
15.30; Es: KapitelII17.00, 20.15; Gutgegen Nordwind<br />
17.30, 20.30; Good Boys 18.15; Once Upon<br />
aTime in... Hollywood 20.30<br />
Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) AToy Story:<br />
Alles hört auf kein Kommando 14.45; Der König<br />
der Löwen 15.30; Es II 17.00, 20.30; Good Boys<br />
18.00; Once Upon aTime in...Hollywood 20.00
26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />
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Netzwerk<br />
NACHRICHTEN<br />
EuGH: Leistungsschutzrecht<br />
für Verlage nicht anwendbar<br />
STREAMING<br />
Spionage und<br />
Kampf gegen<br />
den Terror<br />
VonMarcus Posimski<br />
Indieser Woche haben sich zum<br />
achtzehnten Mal die Anschläge<br />
am 11. September in den USA gejährt.<br />
Seitdem –und auch schon davor–wurde<br />
das Thema des Terrorismus<br />
immer wieder auch in der Fiktion<br />
behandelt. Hier sind ein paar<br />
Tipps von Serien, die das Thema gekonnt<br />
behandeln:<br />
Condor: In dieser sehr spannenden<br />
Serie geht es um den CIA-Analysten<br />
Joe Turner, der bei seiner Arbeit<br />
plötzlich einen geheimen Terrorplan<br />
aufdeckt, der Millionen Menschen<br />
das Leben kosten könnte. Als er<br />
obendrein auch noch herausfindet,<br />
dass hinter dem perfiden Plan gar<br />
nicht die vermutete Terrororganisation<br />
steckt, sondern etwas viel Größeres,geht<br />
es voneinem zum nächsten<br />
Augenblick plötzlich um sein Leben<br />
und das seiner Kollegen. DieGeschichte<br />
basiert auf dem Buch<br />
„Sechs Tage des Condor“ und dem<br />
Film „DreiTage des Condor“. DieSerie<br />
ist ein wahrer Thriller. Max Irons<br />
als JoewirdimLaufe der ersten Staffel<br />
von einem langweiligen Elite-<br />
Uni-Absolventen zu einem echt coolen<br />
Agenten. Auf jeden Fall muss<br />
auch die unglaubliche Leem Lubany<br />
als eiskalte Killerin Gabrielle erwähnt<br />
werden. „Condor“ ist einer<br />
der besten Spionage-Terrorismus-<br />
Thriller.<br />
Zu sehen bei MagentaTV<br />
Jack Ryan: Die Figur des Jack Ryan<br />
hat in den vergangenen fast 40 Jahren<br />
wahrlich für großartige Unterhaltung<br />
gesorgt. DieGeschichte vom<br />
ehemaligen Professor für Menschheitsgeschichte,<br />
der beginnt, für die<br />
CIA zu arbeiten, wurde von Tom<br />
Clancy erdacht. Ryan war bereits der<br />
Held in 21 Romanen, wurde in den<br />
Filmadaptionen auch vonAlec Baldwin<br />
und Harrison Ford verkörpert, in<br />
der Amazon-Serie von 2018 ist John<br />
Krasinski der Darsteller. Wenn man<br />
sich mit Clancys Werken einmal genauer<br />
beschäftigt, erkennt man sehr<br />
schnell, wie er sich bis ins letzte Detail<br />
mit seinen Inhalten auseinandergesetzt<br />
hat.<br />
Zu sehen bei Amazon, iTunes und Maxdome<br />
John Krasinski in seiner Rolle als CIA-<br />
Agent Jack Ryan.<br />
AMAZON PRIME<br />
Und sonst noch: Natürlich kommt<br />
man am Klassiker „24“ nicht vorbei.<br />
Zumindest die ersten beiden Staffeln<br />
sind ein Muss für alle Spionage- und<br />
Terror-Freunde. „Homeland“ beleuchtet<br />
eindrucksvoll den Kampf<br />
gegen den islamisch motivierten<br />
Terrorismus.Für Doku-Freunde bietet<br />
die Netflix-Serie „Terrorism Close<br />
Calls“ Einblicke in die Planung von<br />
Attentaten, die in letzter Sekunde<br />
verhindertwerden konnten.<br />
Marcus Posimski hat<br />
amerikanische Kultur mit<br />
Schwerpunkt Film studiert.<br />
In den 80er-Jahren garantierte das Fax-Gerät eine weltweite Kommunikation. Gewisse Berufsgruppen setzen noch immer auf diese Technik.<br />
Fax-Panne verzögert Verfahren<br />
Noch setzen vor allem Juristen auf klassische Faxgeräte, wenn sie Dokumente übermitteln wollen<br />
VonMarco Krefting<br />
Eigentlich klingt in diesem<br />
Verfahren alles ziemlich<br />
dringend: Die Bundespolizei<br />
fängt im Mai einen afghanischen<br />
Flüchtling in einem Zug<br />
an der Grenze zwischen Bayern und<br />
Österreich ab. Schon am Tagdrauf<br />
sitzt der Mann im Flieger nach Griechenland,<br />
wo er schon Asyl beantragt<br />
hatte. In einem Eilbeschluss<br />
entscheidet das Verwaltungsgericht<br />
München dann aber:Soeinfach geht<br />
das nicht, der Mann muss zurückgeholt<br />
werden.„Umgehend“ heißt es in<br />
dem Beschluss.<br />
Anruf beim Gericht<br />
Doch erst mal passiert nicht viel, der<br />
Mann sitzt immer noch in Griechenland<br />
in Haft. Der Anwalt des Afghanen<br />
findet, die Bundespolizei tue zu<br />
wenig. Um Druck zu machen, fordert<br />
er beim Verwaltungsgericht, dass<br />
Zwangsgeld angedroht werde. Nur:<br />
Beim Gericht weiß niemand davon.<br />
Tage vergehen, bei der 18. Kammer<br />
taucht das Faxdes Anwalts nicht auf.<br />
Eine Woche später faxt er erneut ein<br />
Schreiben, hängt den alten Antrag an.<br />
Diesmal kommt das Fax anund im<br />
Gericht macht man sich auf die Suche.Woder<br />
erste Antrag vom 26. August<br />
ist, weiß nach wie vor niemand.<br />
Aber immerhin belegt ein Fax-Protokoll,<br />
dass er angekommen sein<br />
müsste.<br />
Stutzig macht vielleicht, dass es<br />
um ein Faxgeht. In Zeiten vonInternet<br />
und Digitalisierung klingt das<br />
Schottland: Der Uhrmacher<br />
Alexander Bain konstruierte<br />
1843 einen Kopiertelegrafen,<br />
der es gestattete, Handschriften<br />
und Zeichnungen<br />
elektrisch zu übertragen. Das<br />
passierte in Schottland, bevordie<br />
Morsetelegrafie in Europa<br />
genutzt wurde.<br />
IDEE EINES UHRMACHERS<br />
England: 1974 brachte das<br />
in London beheimatete Unternehmen<br />
Infotec mit dem<br />
Infotec 6000 erstmals einen<br />
Fernkopierer auf den<br />
freien Markt. Die Technik des<br />
Infotec 6000 war die Basis<br />
für den heute immer noch<br />
gültigen Standard.<br />
Deutschland: 1979 wurde<br />
der Faxdienst durch die<br />
Deutsche Bundespost offiziell<br />
eingeführt. Zunächst<br />
fehlte es an einer Welt-Norm.<br />
Zwischen Japan und<br />
Deutschland war wegen<br />
Norm-Unterschieden offiziell<br />
kein Fax-Verkehr möglich.<br />
Intelligente Tätowierungen<br />
GETTY/DIGITAL VISION/CHRIS WINDSOR<br />
recht altbacken oder sogar ein wenig<br />
retro. Doch tatsächlich läuft in Behörden,<br />
gerade in der Justiz vieles<br />
noch übers Fax.„Dass Klagen bei uns<br />
per Mail erhoben werden, kommt<br />
selten vor“, sagt der Gerichtssprecher.<br />
Dabei gibt es bei Faxen immer<br />
mal wieder Probleme: Vergangenes<br />
Jahr hat das Kreisverwaltungsreferat<br />
(KVR) München einen Uiguren nach<br />
China abgeschoben. Ein Fax vom<br />
Bundesamt für Migration und<br />
Flüchtlinge (Bamf), das die Abschiebung<br />
wohl verhindert hätte, ging in<br />
der Ausländerbehörde beim KVR nie<br />
ein.<br />
Dass dennoch Faxe oft das Mittel<br />
der Wahl sind, hat verschiedene<br />
Gründe: Zum einen seien die Abläufe<br />
eingespielt, viele Beteiligte hätten<br />
sich daran gewöhnt, erklärt der<br />
Gerichtssprecher. Zum anderen<br />
könne bei Faxen, anders als bei (normalen)<br />
E-Mails, der Empfang durch<br />
den Sendebericht leichter nachgewiesen<br />
werden. Allerdings sei das<br />
nach der gültigen Rechtsprechung<br />
keine sichere Zugangsbestätigung,<br />
sagt HerbertPeter Schons,Vizepräsident<br />
des Deutschen Anwaltvereins.<br />
„Deshalb rufen wir meist beim Gericht<br />
an und fragen, ob das Faxangekommen<br />
ist.“ Weil aber wiederum<br />
nicht alle Geschäftsstellen ein eigenes<br />
Fax haben, müsste unter Umständen<br />
jemand im Gericht zum<br />
zentralen Fax laufen. „Dann hängt<br />
man die ganze Zeit am Telefon“, so<br />
Schons.Mails hingegen seien wegen<br />
des Datenschutzes und berufsrechtlich<br />
problematisch.<br />
Gerade in juristischen Angelegenheiten<br />
muss vieles schriftlich<br />
übermittelt und dokumentiert werden.<br />
Die klassische handschriftliche<br />
Unterschrift ist der Regelfall. Bei einem<br />
gefaxten Dokument ist das kein<br />
Problem. Soll eine E-Mail eine vergleichbarerechtlicheVerbindlichkeit<br />
haben, braucht es eine „qualifizierte<br />
elektronische Signatur“, die wiederum<br />
bestimmte technische Voraussetzungen<br />
auch beim Versender<br />
erfordert, wie der Gerichtssprecher<br />
deutlich macht.<br />
Elektronisches Postfach in Arbeit<br />
Ähnlich ist es beim „besonderen<br />
elektronischen Anwaltspostfach“<br />
(beA), das Anwälten sichere und<br />
rechtsverbindliche Übermittlung<br />
von Schriftsätzen ermöglicht. Seit<br />
2018 ist jeder Anwalt gesetzlich verpflichtet,<br />
ein solches Postfach bereitzuhalten<br />
–zumindest für den Empfang.<br />
„Es wird inZukunft auch eine<br />
Verpflichtung geben, darüber zu<br />
senden“, sagt Schons.Bis 2022 werde<br />
möglichst eine vollständige Digitalisierung<br />
der Justiz angestrebt, allerdings<br />
habe es schon bei der Einführung<br />
des beA erhebliche Probleme<br />
gegeben.<br />
Beim Verwaltungsgericht München<br />
können Dokumente per beA<br />
seit Mai 2016 eingereicht werden.<br />
„Die Nutzung dieser Möglichkeit<br />
durch die Anwälte ist aber noch<br />
nicht sehr verbreitet“, so der Sprecher.<br />
Eindeutig bevorzugt werde die<br />
klassische Klageerhebung mittels<br />
Schriftsatz auf dem Postweg oder<br />
eben per Fax. Ähnlich sieht es<br />
Schons: „Wenn es sehr eng wird,<br />
fahre ich auch zum Gericht und<br />
werfe das Schreiben persönlich in<br />
den Briefkasten.“ (dpa)<br />
Der amerikanische Forscher Carson Bruns will mit Hightech den menschlichen Körper schützen<br />
VonSteffen Herrmann<br />
Die Farben und Formen der Tattoos<br />
sind auch Mode-Entwicklungen<br />
unterworfen, und trotzdem<br />
sind sie kein frischer, neuer Trend<br />
der vergangenen Jahrzehnte –<br />
schließlich fanden Forscher 61 Tattoos<br />
schon bei der Gletschermumie<br />
Ötzi. Viel hat sich seit Ötzi nicht verändert.<br />
Carson Bruns will das ändern. An<br />
der amerikanischen Universität in<br />
Colorado forscht er an „Smart Tattoos“<br />
–also Tätowierungen mit bestimmten<br />
Funktionen. In Frankfurt<br />
am Main bei der Konferenz me:convention<br />
stellte er seine Idee vor. Irgendwann,<br />
träumt er, warnen Tätowierungen<br />
ihren Träger, dass er zu<br />
lange in der Sonne liegt, zeigen die<br />
Körpertemperatur oder den Blutzuckerspiegel.<br />
Er sei seit Jahren voneiner<br />
Frage besessen, sagte Bruns:<br />
„Wie können wir Tattoos verändern,<br />
damit sie unsereGesundheit verbessern?“<br />
Der Biochemiker glaubt, einen<br />
Weggefunden zu haben. Bislang bestünden<br />
Tätowierungen aus Farbpartikeln<br />
in einer Schicht unter der<br />
Hautoberfläche. Anstelle dieser herkömmlichen<br />
Farbpartikel will Bruns<br />
Mikrokapseln in die Haut tätowieren.<br />
Die Kapseln sind etwas größer<br />
als die herkömmlichen Farbpartikel<br />
undkönnen –jenach Funktion –mit<br />
verschiedenen Substanzen gefüllt<br />
werden.<br />
Der Biochemiker trägt an Arm und<br />
Beinen kleine Tattoos,kaum größer<br />
als Muttermale – er hat sie sich<br />
selbst tätowiert. „Solarfreckles“<br />
nennt Bruns die kleinen Punkte –<br />
Solar-Sommersprossen. Die kleinen<br />
Tätowierungen warnen ihn,<br />
wenn er zu lange ungeschützt in<br />
der Sonne steht und seine Haut zu<br />
viel UV-Strahlung aussetzt.<br />
Die Kapseln von Bruns sind mit<br />
UV-sensitiver Farbe gefüllt. Normalerweise<br />
sind die Tattoos farblos,<br />
fällt UV-Licht darauf, werden<br />
sie blau. Das sei aber nur der erste<br />
Schritt zu intelligenten Tätowierungen,<br />
sagt Bruns. Er will viel<br />
mehr Funktionen möglich machen.<br />
Tattoos sollen nicht nur fühlen<br />
können, etwa die UV-Strahlung,<br />
sondern auch schützen und regulieren.<br />
Bruns und sein Team aus<br />
sechs Wissenschaftlernder Universität<br />
Colorado sind nicht die einzigen,<br />
die Tätowierungen neue<br />
Funktionen geben wollen: Forscher<br />
der Uni München arbeiten<br />
etwa an Tattoos, die vor Krankheiten<br />
warnen. Jüngst haben sie ihre<br />
Ergebnisse in der Fachzeitschrift<br />
„Angewandte Chemie“ veröffentlicht.<br />
Das2013 eingeführte deutsche Leistungsschutzrecht<br />
für Presseverlage<br />
ist vomEuropäischen Gerichtshof<br />
gekippt worden. Es sei nicht anwendbar,dadie<br />
Bundesregierung<br />
den Entwurfnicht vorabandie EU-<br />
Kommission übermittelt habe,stellten<br />
die Richter am Donnerstag fest.<br />
DerEuGH war 2017 vom<strong>Berliner</strong><br />
Landgericht eingeschaltet worden.<br />
Auslöser war ein Verfahren, in dem<br />
die Verwertungsgesellschaft VG Media<br />
Schadenersatz vonGoogle verlangt.<br />
DieVGMedia vertritt dabei<br />
viele Presseverlage in Deutschland.<br />
Inzwischen ist mit der neuen EU-Urheberrechtsrichtlinie<br />
ein europäisches<br />
Leistungsschutzrecht auf den<br />
Weggebracht worden. (dpa)<br />
Jeder Fünfte für<br />
Sozialpunkte-System<br />
DieIdee des umstrittenen chinesischen<br />
Sozialpunkte-Systems stößt<br />
in Deutschland nicht nur auf Ablehnung.<br />
Jeder Fünfte würde es begrüßen,<br />
wenn der Staat Informationen<br />
zu einzelnen Personen sammelt,<br />
wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten<br />
Studie der Versicherungsgruppe<br />
Ergo hervorgeht. Gut<br />
zwei Drittel (68 Prozent) wären allerdings<br />
dagegen. Daschinesische<br />
Sozialkreditsystem soll regelkonformes<br />
und vonder Regierung erwünschtes<br />
Verhalten zum Beispiel<br />
mit günstigeren Krediten sowie anderen<br />
Vorteilen belohnen. Dagegen<br />
soll es für Fehlverhalten wie das<br />
Überqueren einer Ampel bei Rot<br />
Negativpunkte geben. DieEinhaltung<br />
vonRegeln soll zum Teil automatisiertmit<br />
Kameras und Software<br />
überwacht werden. (dpa)<br />
Google zahlt eine Milliarde<br />
Euro an Frankreich<br />
Google hat sich mit Frankreich auf<br />
eine Zahlung vonfast einer Milliarde<br />
Euro geeinigt, um jahrelange Steuerermittlungen<br />
zu beenden. Zumeinen<br />
wirdder Konzerneine Strafzahlung<br />
von500 Millionen Euro leisten,<br />
wie die nationale Finanzstaatsanwaltschaft<br />
am Donnerstag mitteilte.<br />
Zudem kündigte Google an, das Unternehmen<br />
werdedarüber hinaus<br />
465 Millionen Euro Steuernnachzahlen.<br />
Diefranzösischen Steuerfahnder<br />
waren zu dem Schluss gekommen,<br />
dass der Internet-Riese zu<br />
wenig Steuernindem Land bezahlt<br />
hatte,während ein großer Teil der Erlöse<br />
in Europa über die irische Google-Niederlassung<br />
verbucht wird.<br />
DieUntersuchung war 2015 eingeleitet<br />
worden. (dpa)<br />
AUSDER REDAKTION<br />
Berlin Mitte,<br />
der Podcast<br />
von<br />
Jochen Arntz<br />
Freitags<br />
ab sechs<br />
Jetzt gibt’s unter www.berliner-zeitung.de<br />
auch was zum Hören –direkt<br />
aus der Chefredaktion. „Berlin<br />
Mitte“ heißt der Podcast, in dem ich<br />
Ihnen jeden Freitag ab sechs Uhr<br />
morgens Neues aus der Redaktion<br />
und Neues aus Berlin präsentiere.<br />
Diesmal spreche ich mit Arno<br />
Schupp über die interaktive Sonderausgabe<br />
zum Weltklimatag am kommenden<br />
Freitag, 20. September.<br />
Wirhören uns,<br />
Ihr Jochen Arntz, Chefredakteur<br />
bei Twitter @JochenArntz
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 27<br />
· ·<br />
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TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
Tagesschau 9.05 (für HG) LivenachNeun 9.55<br />
(für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />
des Alltags 11.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />
12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG) ARD-<br />
Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />
Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für<br />
HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />
16.10 (für HG) Verrückt nach Meer. Bärenstark<br />
in Kanada 17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für<br />
HG) Brisant 18.00 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />
18.50 (für HG) Gefragt –Gejagt 19.45 (für HG)<br />
Sportschau voracht 19.55 (für HG)Börse vor<br />
acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Väter allein zu Haus: Gerd<br />
TV-Komödie, D2019<br />
Mit Peter Lohmeyer, Christina Große,<br />
Tim Oliver Schultz u.a.<br />
Regie: Jan Martin Scharf<br />
21.45 (für HG) Tagesthemen<br />
22.00 (für HG) Tatort Tollwut<br />
TV-Kriminalfilm, D2017<br />
Mit Jörg Hartmann,Anna Schudt, Aylin<br />
Tezel, Florian Bartholomäi u.a.<br />
23.30 (für HG) Der Tel-Aviv-Krimi<br />
Masada. TV-Kriminalfilm, D2017<br />
Mit Katharina Lorenz, Samuel Finzi u.a.<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland. Moderation:<br />
Susanna Ohlen, Jan Hahn 8.30 (für HG) Gute<br />
Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00 Unter<br />
uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was<br />
zählt. Soap 10.00 Der Blaulicht-Report 11.00<br />
Der Blaulicht-Report 12.00 Punkt 12. Moderation:<br />
Katja Burkard 14.00 Die Superhändler –<br />
4Räume, 1Deal 15.00 Ran an den Speck –<br />
Familien nehmen ab. Mit Detlef Steves, Silke<br />
Kayadelen 16.00 Mensch Papa! Väter allein zu<br />
Haus 17.00 Herz über Kopf 17.30 Unter uns<br />
18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv<br />
–Das Star-Magazin 18.45 aktuell 19.05<br />
(für HG) Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Ninja Warrior Germany –Die stärkste<br />
Show DeutschlandsVorrunde<br />
Moderation: LauraWontorra, Frank<br />
„Buschi” Buschmann, Jan Köppen<br />
Die Kandidaten müssen einen<br />
Hindernisparcours absolvieren.<br />
23.05 Darf er das? Live! Die Chris Tall Show<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />
0.35 Ninja Warrior Germany –Die stärkste<br />
Show Deutschlands Vorrunde<br />
Moderation: LauraWontorra, Frank<br />
„Buschi” Buschmann, Jan Köppen<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
MDR WDR Arte<br />
15.15 (für HG) Wer weiß denn sowas? 16.00<br />
(für HG) MDR um vier 17.45 (für HG) Aktuell<br />
18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG) Sandmann<br />
19.00 (für HG) MDR Regional 19.30<br />
(für HG)Aktuell 19.50 (für HG) Elefant, Tiger &<br />
Co. 20.15 (für HG) Mit Volldampf und Musik<br />
21.45 (für HG) Aktuell 22.00 (für HG) Riverboat<br />
0.15 MDR Kultur –Filmmagazin 0.30 (für<br />
HG) Kommissar Wallander. Der Mann, der lächelte.<br />
TV-Kriminalfilm, GB/S/USA/D 2010<br />
2.00 (für HG) Letzter Wille: Idylle. Fantasyfilm,<br />
D2013 2.15 (für HG) Elefant, Tiger &Co.<br />
Bayern<br />
15.30 (für HG) Schnittgut. Alles aus dem Garten<br />
16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG)<br />
Wir inBayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />
Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />
(für HG) Unser Land 19.30 (für HG) Heimatrauschen<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Hubert und Staller 21.00 (für HG) Die<br />
Bergpolizei –Ganz nah am Himmel 21.55 (für<br />
HG) Rundschau Magazin 22.10 (für HG) Drei.<br />
Zwo. Eins. Michl Müller 22.55 Zwei glorreiche<br />
Halunken. Italowestern, E/D 1966 1.50 (für<br />
HG) Wir inBayern<br />
Vox<br />
16.00 4Hochzeiten und eine Traumreise 17.00<br />
Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First Dates –<br />
Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte Dinner<br />
20.00 Prominent! 20.15 (für HG) Bones –Die<br />
Knochenjägerin 21.15 (für HG) Bones –Die<br />
Knochenjägerin 22.10 (für HG) Bones –Die<br />
Knochenjägerin 23.05 (für HG) Bones –Die<br />
Knochenjägerin 0.00 nachrichten 0.20 (für HG)<br />
Medical Detectives –Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />
Spuren imSchnee 1.15 (für HG) Medical<br />
Detectives –Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />
Versunkene Wahrheiten<br />
Super RTL<br />
14.55 Dragons –Auf zu neuen Ufern 15.20 Mr.<br />
Bean –Die Cartoon-Serie 15.50 ALVINNN!!!<br />
und die Chipmunks 16.20 Zig &Sharko –<br />
Meerjungfrauen frisst man nicht! 16.45 Hotel<br />
Transsilvanien –Die Serie 17.10 Inspector<br />
Gadget 17.40 Zak Storm –Super Pirat 18.10<br />
Die Tomund Jerry Show 18.40 Woozle Goozle<br />
19.10 ALVINNN!!! und die Chipmunks 19.40<br />
Super ToyClub 20.15 Asterix und Kleopatra.<br />
Zeichentrickfilm, F/B 1968 21.45 Columbo.<br />
Ein Spatz in der Hand. TV-Kriminalfilm, USA<br />
1992 23.40 Comedy total 0.10 Infomercials<br />
Sport1<br />
9.00 Teleshopping 15.30 Die PS-Profis –Mehr<br />
Power aus dem Pott. Ein Anfänger-Auto für<br />
2.500 Euro 16.30 Container Wars. Makabre<br />
Fracht 17.00 Container Wars. Schall und<br />
Rauch 17.30 Poker 18.30 Volleyball: Europameisterschaft<br />
19.00 Sport1 News 19.25 Eishockey:<br />
Deutsche Eishockey Liga. 1. Spieltag:<br />
Augsburger Panther –EHC Red Bull München<br />
22.00 Sport1 News 22.30 Sky Sport News –<br />
Die 2.Bundesliga. 6. Spieltag 23.30 Sport1<br />
News 0.00 Sport-Clips<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für<br />
HG) heute Xpress 9.05 (für HG) Volle Kanne –<br />
Service täglich 10.30 (für HG) Notruf Hafenkante.<br />
GefährlicherVerehrer 11.15 (für HG)<br />
SOKO Wismar. Skatbrüder 12.00 heute 12.10<br />
drehscheibe 13.00 (für HG)ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />
Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />
15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />
heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />
Ausgetanzt 17.00 (für HG) heute<br />
17.10 (für HG) hallo deutschland 17.45 (für<br />
HG) Leute heute 18.00 (für HG) SOKOWien.<br />
Die Entscheidung 19.00 (für HG) heute 19.25<br />
(für HG) Bettys Diagnose. Kopf oder Herz<br />
20.15 (für HG) Die Chefin<br />
Lockvogel. Krimiserie 0<br />
Mit Katharina Böhm, Christoph<br />
Schechinger,Jürgen Tonkel u.a.<br />
21.15 (für HG) Schuld nach Ferdinand von<br />
Schirach Der kleine Mann. Krimiserie<br />
22.00 (für HG) heute-journal<br />
22.30 (für HG) heute-show<br />
Mit Oliver Welke<br />
23.00 aspekte<br />
Moderation: Jo Schück, Katty Salié<br />
23.45 (für HG) Ferdinand von Schirach –<br />
Die Würde des Menschen<br />
5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Matthias<br />
Killing,Karen Heinrichs 10.00 Im Namen<br />
der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit<br />
Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />
Isabella Schulien 11.00 Im Namen der<br />
Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />
Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />
Isabella Schulien 12.00 Anwälte im<br />
Einsatz 13.00 Anwälte imEinsatz 14.00 Auf<br />
Streife. Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />
Spezialisten. Reportagereihe 16.00 Klinik am<br />
Südring 17.30 Ungelogen –das ehrlichste Gespräch<br />
deines Lebens 18.00 Nächste Ausfahrt<br />
Liebe 19.00 Genial daneben –Das Quiz 19.55<br />
Nachrichten<br />
20.15 Luke! Die Greatnightshow<br />
Show<br />
Mit Roberto Blanco, David Hasselhoff,<br />
Nora Tschirner,Jorge González, Lewis<br />
Capaldi<br />
Moderation: Luke Mockridge<br />
22.30 Das Quiz, für das Jörg Pilawa keine<br />
Zeit mehr hatte Mit Jörg Pilawa,<br />
Simon Pearce, Ruth Moschner<br />
Mit Faisal Kawusi<br />
23.30 NightWash<br />
Mit Simon Stäblein, Carl Josef, Maria<br />
Clara Groppler,Luke Mockridge<br />
12.45 (für HG) Aktuell 13.05 (für HG) Planet<br />
Wissen 14.05 (für HG) Papageien, Palmen &<br />
Co. 14.30 (für HG) In aller Freundschaft 15.15<br />
(für HG) In aller Freundschaft 16.00 (für HG)<br />
Aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />
aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) 2für 300<br />
18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />
Unser Land inden 90ern 21.00 (für HG) Für<br />
immer Kult 21.45 (für HG) Aktuell 22.00 (für<br />
HG) Kölner Treff 23.30 (für HG) Kölner Treff<br />
1.00 (für HG) nuhr gefragt 1.45 Erlebnisreisen<br />
NDR<br />
13.10 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte.<br />
Hänsel und Gretel 14.00 (für HG)<br />
aktuell 14.15 (für HG) die nordstory 15.15<br />
(für HG) Wer weiß denn sowas? 16.00 (für HG)<br />
aktuell 16.20 (für HG) Mein Nachmittag 17.10<br />
(für HG) Leopard, Seebär &Co. 18.00 Ländermagazine<br />
18.15 (für HG) Hofgeschichten<br />
18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) die<br />
nordstory 21.15 (für HG) Wetter extrem 21.45<br />
(für HG) aktuell 22.00 (für HG) NDR Talk Show<br />
0.15 Der deutsche Michel<br />
Kabel eins<br />
8.30 Blue Bloods –Crime Scene New York 9.25<br />
Navy CIS: L.A. 10.20 Navy CIS 11.10 Without a<br />
Trace 12.05 Numb3rs 13.00 Castle 13.55 The<br />
Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A. 15.50 News<br />
16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />
17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt<br />
18.55 Quiz mit Biss 20.15 Elementary. Drogengrüße<br />
aus Moskau 21.10 Navy CIS. Unter<br />
Druck 22.05 Navy CIS: New Orleans. Der Engel<br />
des Todes 23.00 Navy CIS: L.A. Gold von gestern<br />
23.55 Navy CIS. TotimEis 0.50 Late News<br />
0.55 Navy CIS. Unter Druck<br />
RTL 2<br />
7.00 Die Straßencops West –Jugend im Visier<br />
8.00 Frauentausch 10.00 Frauentausch 12.00<br />
Frauentausch 14.00 Die Reimanns –Ein außergewöhnliches<br />
Leben 15.00 Hartz und herzlich<br />
–Tag für TagBenz-Baracken 17.00 News<br />
17.05 Krass Schule –Die jungen Lehrer 18.05<br />
Köln 50667 19.00 Love Island Flash 19.05<br />
Berlin –Tag &Nacht 20.15 Krieg der Welten.<br />
Sci-Fi-Film, USA 2005 22.30 Love Island –<br />
Heiße Flirts und wahre Liebe 23.30 The Lazarus<br />
Effect. Sci-Fi-Horror,USA 2015 1.10 The<br />
Cabin in the Woods. Horrorfilm, USA 2012<br />
Eurosport 1<br />
15.00 Radsport: Vuelta aEspaña. 19. Etappe<br />
17.45 Radsport: Vuelta extra 18.15 Fußball:<br />
Bundesliga der Frauen 19.00 Fußball: Bundesliga<br />
der Frauen. Vorberichte 19.15 Fußball:<br />
Bundesliga der Frauen. 3. Spieltag 21.00 Fußball:<br />
Bundesliga der Frauen 21.15 Eurosport<br />
News 21.25 Radsport: Grand Prix Cycliste de<br />
Québec. Rundkursrennen in Kanada 22.30<br />
Eurosport News 22.40 Radsport: Vuelta aEspaña<br />
23.15 Fußball: Bundesliga der Frauen<br />
0.15 Radsport: Tour of Britain 1.30 Pause<br />
PROSIEBEN, 20.15 UHR WESTERN<br />
Django Unchained<br />
Der ehemalige Zahnarzt Dr.KingSchultz(ChristophWaltz, l.)verdientsich<br />
seinen Unterhalt mittlerweileals Kopfgeldjäger.Nachdem er den Sklaven<br />
Django (Jamie Foxx,r.) befreit hat, kann dieser ihn davonüberzeugen,mit ihm in<br />
den Süden zu ziehen,umseine Frau Broomhildaaus der Gewalt des Plantagenbesitzers<br />
Calvin Candie zu befreien. Mit„Django Unchained“inszenierte Regisseur<br />
Quentin Tarantino eine zitatenreiche Hommageandie Italowestern vonGenregrößen<br />
wieSergio Leone,SergioCorbucci undEnzoG.Castellari, sowieanden<br />
Klassiker„Django“selbst.Bei der Oscarverleihung wurde der Film mitzweiPreisenausgezeichnet.<br />
Einer davonging an ChristophWaltzinder Kategorie „Bester<br />
Nebendarsteller“für seineRolledes KopfgeldjägersDr. King Schultz. Tarantinos<br />
aktuellerFilm „Once Upon aTime in ... Hollywood“ läuft derzeit in denKinos.<br />
(USA/2012)<br />
Foto: ProSieben<br />
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SCHWER<br />
6.20 zibb. zuhause in berlin &brandenburg<br />
7.20 Brisant 8.00 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 8.30 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 9.00 In aller Freundschaft 9.45<br />
In aller Freundschaft 10.30 Rote Rosen 11.20<br />
Sturm der Liebe 12.10 Julia –Eine ungewöhnliche<br />
Frau 13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach<br />
Meer 14.00 Gartengeschichten (5) 14.45 Unser<br />
Dorf hat Wochenende 15.15 Unser Westen<br />
16.00 rbb24 16.15 Wer weiß denn sowas?<br />
17.00 rbb24 17.05 Panda, Gorilla &Co.<br />
17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />
18.30 zibb. zuhause in berlin &<br />
brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Echt witzig!<br />
Die Sendung „Echt witzig! -Mal wieder<br />
lachen!“ zeigt acht bekannte Entertainer<br />
mit Ausschnitten aus ihren besten<br />
Programmen.<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Riverboat<br />
Gäste: Peter Maffay, JanaHensel, Uta<br />
Schorn, Hannes Jaenicke, Milan Peschel,<br />
ErwinBerner,Anna Loos, Bastian Bielendorfer<br />
0.15 Ein Kessel Buntes<br />
Mit Helga Hahnemann,Frank Schöbel<br />
Moderation: Wolfgang Lippert<br />
ProSieben<br />
11.25 Mike&Molly. Cocktails und Peinlichkeiten.<br />
Comedyserie 11.50 2BrokeGirls. Death<br />
Bitch Forever/DietraurigeGeschichte. Comedyserie<br />
12.45 Mom. Trost auf vierPfoten. Comedyserie<br />
13.15 Twoand aHalfMen. Bereit für die<br />
Großaufnahme/Ich kümmere mich um Prudence/Im<br />
Bett mit Angina. Comedyserie 14.35<br />
The Middle. Das ewigeGeschrei/Der Valentinstag.Comedyserie<br />
15.35 The BigBangTheory.<br />
Die Hochzeitsüberraschung/Penny und diePhysiker/Chaos-Theorie.<br />
Comedyserie 17.00 taff.<br />
Beruf(ung) Lehrer! 18.00 Newstime 18.10 Die<br />
Simpsons. Begräbnis für einen Feind/Hello,Mr.<br />
President. Zeichentrickserie 19.05 Galileo. Was<br />
ist der beste Fisch? Moderation: Aiman Abdallah<br />
20.15 Django Unchained<br />
Western, USA 2012<br />
Mit Jamie Foxx, Christoph Waltz,<br />
Leonardo DiCaprio, Kerry Washington,<br />
Samuel L. Jackson,Don Johnson u.a.<br />
Regie: QuentinTarantino<br />
23.35 The Birth of aNation –Aufstand zur<br />
Freiheit Drama, USA/CDN 2016<br />
Mit Nate Parker,Armie Hammer u.a.<br />
1.50 Watch Me –das Kinomagazin<br />
2.00 ProSieben Spätnachrichten<br />
2.05 Django Unchained<br />
Western, USA 2012<br />
13.45 (für HG) Aguirre, der Zorn Gottes. Abenteuerfilm,<br />
D/PER 1972 15.50 Magic Cities<br />
16.40 X:enius 17.10 Wie das Land, so der<br />
Mensch 17.40 Grönland –Ein Dorf am Ende<br />
der Welt 18.30 (für HG) Wildes Griechenland<br />
19.20 Arte Journal 19.40 Re: 20.15 Goldene<br />
Hochzeit mit Handicap. TV-Komödie, F2019<br />
21.50 Kate Bush –Stimmgewaltig und exzentrisch<br />
22.45 Tracks 23.30 Highlights vom Southside<br />
und Hurricane 2019 0.50 Arte Journal<br />
1.10 Auf den Spuren Fellinis 2.25 (für HG)<br />
Das Wunder von Nairobi<br />
3Sat<br />
11.30 (für HG) Stöckl. 12.30 (für HG) Selbstbestimmt!<br />
Das Magazin 13.00 (für HG) ZIB<br />
13.25 (für HG) Steffens entdeckt 14.50 Australiens<br />
Nationalparks 18.30 nano 19.00 (für<br />
HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 Die Wunden der Ermittler –<br />
WieVerbrechen die Seele belasten 21.00 makro<br />
21.30 auslandsjournal extra 22.00 (für<br />
HG) ZIB 222.25 (für HG) Trespass –Auf Leben<br />
und Tod. Thriller,USA/BUL 2011 23.45 (für<br />
HG) Carjacked –Jeder hat seine Grenzen. Thriller,USA/CDN<br />
2011 1.10 (für HG) Zapp<br />
Phoenix<br />
17.05 augstein und blome 17.15 Momos Fische:<br />
Ein Flüchtling wird Unternehmer 17.30<br />
phoenix der tag 18.00 phoenix persönlich<br />
18.30 Heimliche Helden des Mauerfalls 19.15<br />
Besseres Leben? Junge Ukrainer in Polen<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />
China von oben 21.45 (für HG) Das Geheimnis<br />
der Elefanten –Familienbande bei den grauen<br />
Riesen 22.30 Das leise Sterben der Löwen<br />
23.00 phoenix der tag 0.00 phoenix persönlich<br />
0.30 augstein und blome 0.45 Ein Spion<br />
in Peking 1.40 Mata Hari –Die schöne Spionin<br />
Kika<br />
13.50 (für HG) Die Regeln von Floor 14.10<br />
Schloss Einstein 15.00 Lockie Leonard 15.45<br />
Stoked 16.10 (für HG) Lenas Ranch 16.55<br />
Kein Keks für Kobolde 17.40 (für HG) Belle<br />
und Sebastian 18.05 Der kleine Nick 18.20<br />
Ben &Hollys kleines Königreich 18.40 Löwenzähnchen<br />
–Eine Schnüffelnase auf Entdeckungstour<br />
18.50 Sandmann 19.00 (für HG)<br />
Robin Hood –Schlitzohr von Sherwood 19.30<br />
(für HG) Mister Twister –Eine Klasse macht<br />
Camping. Komödie, NL 2013 20.45 Bernd &<br />
Friends 21.00 Pause<br />
Dmax<br />
15.15 Coast Guard Alaska –Rettung aus der Luft<br />
16.15 Die Zwangsvollstrecker 17.15 Die Gebrauchtwagen-Profis<br />
19.15 Border Control –<br />
Spaniens Grenzschützer 20.15 Monsterfische am<br />
Haken 21.15 YukonMen –Überleben in Alaska<br />
22.15 Caravaning &Cooking: Brian auf großer<br />
Tour 22.45 Jack Maxwell: Hochprozentigumdie<br />
Welt 23.43 Man vs. Food mit CaseyWebb 0.10<br />
DMAX News 0.15 King of Bacon –Ran an den<br />
Speck! 0.40 Caravaning &Cooking: Brian auf<br />
großer Tour 1.10 Dark Waters mitJeremy Wade<br />
5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.0<br />
Tagesschau-Nachrichten 9.15 Zapp 9.45 Shift<br />
10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.15 quer 11.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 13.00 Mittagsmagazin<br />
14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.15 Mex–Das<br />
Marktmagazin 20.00 Tagesschau 20.15 Panorama<br />
20.45 Exclusiv im Ersten 21.17 Pioniere der<br />
Lüfte 22.00 Tagesthemen 22.15 mehr/wert<br />
22.45 Extra 23.00 Tagesthemen 23.15 Weltspiegel-Reportage<br />
23.42 DieTagesschauvor 20 Jahren<br />
0.00 Tagesthemen 0.15 9/11 –Gestrandet<br />
bei Freunden 1.05 Extra 1.15 Tagesschau 1.25<br />
mehr/wert 1.55 Extra 2.00 Tagesschau 2.10<br />
Schätze derWelt 2.25 SachsenSpiegel 2.55 Extra<br />
ONE<br />
8.45 „Denver-Clan” ohne Maske 9.15 Brisant<br />
9.55 Dawson'sCreek 10.40 Comedy Cuisine<br />
11.25 Lindenstraße 11.55 Sturmder Liebe 12.4<br />
Sturmder Liebe 13.30 Um HimmelsWillen 14.20<br />
PartyofFive 15.05 PartyofFive 15.45 Großstadt<br />
revier 16.35 ComedyCuisine 17.20 Lindenstraße<br />
17.50 Hart aber herzlich 18.40 Sturmder Liebe<br />
19.25 Sturmder Liebe 20.15 extra 3 21.00 The<br />
BigSick. Liebesdrama, USA 2017 22.55 Grand<br />
Hotel 23.40 Grand Hotel 0.25 Grand Hotel 1.10<br />
Young and Promising 1.40 Youngand Promising<br />
2.10 Youngand Promising 2.40 Youngand Promising<br />
3.10 extra 3Spezial 3.40 Hart aber herzlich<br />
4.30 Lindenstraße<br />
ZDF NEO<br />
6.00 AktenzeichenXY... ungelöst –Die Dokumentation<br />
6.30 (für HG)Vera–Einganzspezieller Fall<br />
Schatten derVergangenheit. TV-Kriminalfilm,GB<br />
2011 8.00 Topfgeldjäger 8.55 Lafer! Lichter! Lecker!<br />
9.40 Bares für Rares 10.30 Baresfür Rares<br />
11.25 Baresfür Rares –Lieblingsstücke 12.10<br />
Monk 12.50 Monk 13.35 Psych 14.15 Psych<br />
14.55 Monk 15.35 Monk 16.20 Psych 17.00<br />
Psych 17.45 Bares für Rares –Lieblingsstücke<br />
18.30 Baresfür Rares 19.20 Baresfür Rares<br />
20.15 Death in Paradise 21.05 Death in Paradise<br />
22.00 DeathinParadise 22.50 SilentWitness<br />
23.40 SilentWitness 0.35 Unit 42 1.25 Unit 42<br />
2.10 Unit423.00 Unit 42 3.50 Unit 42<br />
ZDF INFO<br />
9.45 (für HG) Dasverdient Deutschland 10.30 (fü<br />
HG)Armes reiches Deutschland 11.00 Start-up<br />
insRisiko –Von derIdeebis zurPleite 11.45 (für<br />
HG)ZDF.reportage 12.15 (für HG) Das Drama um<br />
dieSozialwohnungen 12.45 AlbtraumWohnen<br />
13.30 Despoten 14.15 Despot Housewives 15.4<br />
MadameMao –Aufstieg undFall der JiangQing<br />
16.30 ZDF-History 17.15 Eva Braun–DieBraut<br />
desBösen 18.45 (für HG)Terra X 19.30 (fürHG)<br />
Schätzeaus demEis 20.15 Aufgedeckt:Geheimnissedes<br />
Altertums 21.00 Die Akte Tutanchamun<br />
22.25 Aufgedeckt–Rätselder Geschichte 0.45<br />
(für HG) heute-journal 1.15 (für HG) Deutschlands<br />
Supergrabungen<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Clara Schumann zum 200. Geburtstag Vorbild<br />
und Lehrerin., ca. 46 Minuten<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Musikfest Berlin Mit Werken von Schnittke,<br />
Bruckner,ca. 137 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Schumann Festwochen Leipzig Mit Werken<br />
von Jolas, C. Schumann, R. Schumann,<br />
ca. 146 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Steffen Kopetzky: „Propaganda”<br />
(5/29). Es liest Johann von Bülow, ca. 30 Min<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Rafik Schami: „Die geheime Mission<br />
des Kardinals” (40/40). Mit Udo Schenk, JürgenTarrach,ca.<br />
26 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Lebenszeit Flexibel und mobil. Muss Arbeit<br />
neu gedacht werden?, ca. 80 Minuten<br />
19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Mikrokosmos –die Kulturreportage Kulturel<br />
le Vielfalt und Inklusion (2/3). Radio Inklusive<br />
–Barrierefrei am Mikrofon., ca. 45 Minuten<br />
19.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Zeitfragen Literatur.Ich will ins Freie! Johann<br />
KarlWezels vergeblicherVersuch, vergessen zu<br />
werden. VonWolfgang Hörner,ca. 30 Minuten<br />
20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Das Feature Die 13. Fee oder Was Mon Chér<br />
meiner Mutter wirklich bedeutet. Von<br />
Hofmann&Lindholm,ca. 50 Minuten<br />
22.20 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Musikfeuilleton „Ich soll Dir nun bald ganz<br />
gehören”. Clara Schumann zwischen Selbstbe<br />
stimmung und Ergebenheit., ca. 40 Minuten<br />
22.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Gespräch Mit Caroline Peters (Schauspielerin<br />
Moderation: Karla Engelhard,ca. 30 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Lange Nacht „Es treibt mich ein dunkles Seh<br />
nen”.Die Lange Nacht über den Tonpoeten<br />
Robert Schumann., ca. 175 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Hilde Louise Asbjørnsen, ca. 30 Mi<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
On stage Unter dem Blues-Hut (2/2). Die<br />
Marcus King Band.,ca. 55 Minuten<br />
23.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Jazz Preview –Jazz-Neuerscheinungen. Mit Johannes<br />
Kloth, ca. 30 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 – S eite 28 **<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
Karel Gott (80) ist an akuter Leukämie<br />
erkrankt. Dasteilte der Sänger am<br />
Donnerstag in der tschechische Boulevardzeitung<br />
Blesk mit.Vorrund anderthalb<br />
Jahren sei bei ihm ein Myelodysplastisches<br />
Syndrom entdeckt<br />
worden. Diese Erkrankung des Knochenmarks<br />
habe nun zur Leukämie<br />
geführt. Er werdevon einem Spitzenteam<br />
der Prager Universitätsklinik<br />
betreut und ambulant behandelt.<br />
„Ich wollte euch nicht mit meinen<br />
Problemen belästigen“, erklärte der<br />
Tscheche noch, er sei niemand, der<br />
sich bemitleiden lassen wolle.Erst vor<br />
drei Jahren hatte der Sänger vonHits<br />
wie„Biene Maja“ und„Lady Carneval“<br />
eine andereschwereKrebserkrankung<br />
überstanden.<br />
LukeMockridge (30) hat mit seinem<br />
zerstörerisch-verstörenden Auftritt<br />
beim„ZDF-Fernsehgarten“ viele Zuschauer<br />
vordem Kopf gestoßen.Vor<br />
dreiWochen war das,und der Comedian<br />
machte sich mit seinem Prank<br />
auch noch über die an der Sendung<br />
beteiligten Kollegen lustig –schaut<br />
nur,ihr Luschen, ich zeige euch mal,<br />
was das hier für ein Kindergarten ist.<br />
Jetzt verriet Mockridge,dass drei<br />
Mädchen und drei Jungen im Grundschulalter<br />
ihm die„Scherze“mit dem<br />
Bananentelefon und den Furzgeräuschen<br />
vorgegeben hätten. Undnein,<br />
es tue ihm nicht leid:„Ich habe tatsächlich<br />
drei Tage gelacht.“ Eben,<br />
bloß keine falsche Gefühlsduselei in<br />
diesem Geschäft. (schl.)<br />
TIERE<br />
Bauernglück auf dem Öschbachtalhof:<br />
Drillinge!<br />
DPA/ULI RIPPMANN<br />
Grüß Gott!Wirsehen die Drillinge<br />
Hanna, Hannes und Hanni mit ihrem<br />
Besitzer Florian Rein auf dem Öschbachtalhof.<br />
DerHaupterwerbsbetrieb<br />
mit Mutterkuhhaltung liegt im<br />
baden-württembergischen Mössingen.<br />
DieFrauMama, also Susanne<br />
Rein, entdeckte vorelf Tagen, es war<br />
frühmorgens,dass KuhHeidrun ganz<br />
ohne Hilfe die Drillinge zurWelt gebracht<br />
hatte.Was für ein seltenes<br />
Glück! Allen gehe es gut, so Mama<br />
Rein jetzt im Schwäbischen Tagblatt,<br />
nur Heidrun sei beleidigt, weil sie<br />
nicht zu den anderen Kühen auf die<br />
Weide darf, sondernbeim Nachwuchs<br />
im Stall bleiben muss. (schl.)<br />
Sie schießen wie riesige Pilze<br />
aus dem Boden: Sechs Meter<br />
hohe Masten, an deren<br />
reifengroßen Hüten Kameras<br />
befestigt sind. Die gigantischen<br />
Champignons breiten sich derzeit<br />
epidemisch über ganz Johannesburg<br />
aus: Ihr bevorzugtes Biotop scheinen<br />
Wohngebiete und Straßenkreuzungen<br />
zu sein.<br />
Schon heute sind Hunderte der<br />
Überwachungspilzeüber die südafrikanische<br />
Metropole verteilt: BisEnde<br />
dieses Jahres sollen sich in der Goldstadt<br />
nicht weniger als 16000 Kameras<br />
befinden. Ihr Installateur, die<br />
Firma Vumacam, verspricht der von<br />
einer schwindelerregenden Kriminalitätsrate<br />
verstörten Bevölkerung,<br />
dass ihr die Überwachungsgeräte ein<br />
schon lange verloren gegangenes Gefühl<br />
der Sicherheit zurückbringen<br />
wird: In einem Testbezirksoll die Zahl<br />
der Verbrechen nach der Installation<br />
der elektronischen Augen um 90 Prozent<br />
zurückgegangen sein.<br />
Totalüberwachung? Na klar!<br />
Die neue<br />
Unsicherheit<br />
Im südafrikanischen Johannesburg soll die<br />
Kriminalität mit umfassender<br />
Videoüberwachung bekämpft werden<br />
Die Lage ist ernst. Vordem Hintergrund<br />
anhaltender Proteste gegen<br />
die Gewalt im Lande hat die Polizei<br />
in Johannesburg ihre jüngste Statistik<br />
vorgelegt: In ganz Südafrika gab<br />
es demnach pro Tag zwischen April<br />
2018 und diesem März knapp 58<br />
Morde sowie 144 Vergewaltigungen<br />
und andere Sexualdelikte. „Die Statistik<br />
schaut nicht gut aus“, gab Polizeiminister<br />
Bheki Cele am Donnerstag<br />
bei der Präsentation der Zahlen<br />
im Parlament zu.<br />
In Johannesburg, der mit knapp<br />
4,5 Millionen Einwohnern größten<br />
Stadt des Landes, sind die Verantwortlichen<br />
vomNutzen der Kameras<br />
so überzeugt, dass sie die Bevölkerung<br />
nicht einmal einvernehmen zu<br />
müssen meinten. Tatsächlich brachte<br />
die Umfrage unter rund 7000 Stadtbewohnern<br />
zum Vorschein, dass 86<br />
Prozent der Befragten nichts gegen<br />
die Totalüberwachung einzuwenden<br />
hatten. Undeine Gesetzesnovelle,die<br />
den Umgang mit persönlichen Informationen<br />
regeln soll, hat es bislang<br />
noch nicht einmal durchs Parlament<br />
geschafft.<br />
Und dann kam die Idee mit den<br />
Pilzen: Die Firma Vumatel hatte bereits<br />
weite Teile der Stadt mit Glasfaserkabeln<br />
für den Internetzugang<br />
durchzogen und wollte ihre Investition<br />
noch weiter vermarkten. Sie<br />
gründete das Unternehmen Vumacam<br />
und fragte bei privaten Sicherheitsfirmen<br />
an, ob diese die lichtschnellen<br />
Verbindungen nicht auch<br />
für ihre Zwecke nutzen wollten: Vumacam<br />
stellte die Masten mit Kamerasauf<br />
und bot den privaten Sheriffs<br />
ein Video-Signal für umgerechnet 40<br />
Euro im Monat an.<br />
Die kommerziellen Ordnungshüter<br />
ließen sich nicht zweimal fragen:<br />
Schließlich können sie die Kosten<br />
mühelos auf ihre verängstigten Kunden<br />
abwälzen. Die hochauflösenden<br />
Bilder der Kameras werden auch<br />
gleich vonintelligenter Softwareanalysiert:<br />
Sie macht es möglich, Nummernschilder<br />
abzugleichen und gestohlene<br />
oder aus anderen Gründen<br />
markierte Fahrzeuge zu identifizieren<br />
–und zwar bis zu 480 Autos pro Minute.Bald<br />
soll auch die elektronische<br />
Erkennung von Gesichtern möglich<br />
sein: Schlechte Zeiten für Verbrecher,<br />
aber auch für Ehebrecher und andere<br />
Personen, die sich zur falschen Zeit<br />
am falschen Ortbefinden.<br />
Nicht bekannt ist indessen, was<br />
Vumacam mit den gespeicherten Videos<br />
selbst noch alles vorhat.„Daten<br />
sind die neuen Goldminen“, weiß<br />
VonJohannes Dieterich, Johannesburg<br />
Johannesburg ist eine Kapitale des Verbrechens.<br />
So sieht<br />
er aus: der<br />
Johannesburger<br />
Überwachungspilz.<br />
MARVIN DIETERICH<br />
GETTY<br />
Thami Nkosi von der Nichtregierungsorganisation<br />
Right2Know. Und<br />
dabei ist der Datenmissbrauch seitens<br />
Vumacam noch nicht einmal<br />
die größte Gefahr, die das Heer der<br />
Pilze für die Bevölkerung darstellt.<br />
Die investigative Journalistin Heidi<br />
Swartmachte sich die Mühe,ineiner<br />
monatelangen Recherche den Tücken<br />
nachzugehen, die vondem Einsatz<br />
der in China hergestellten Kameras<br />
ausgehen –und kam dabei zu<br />
erschreckenden Schlüssen.<br />
Nicht nur, dass die Aufzeichnungsgeräte<br />
für Hacker fast mühelos<br />
zu knacken sind: DasReich der Mitte<br />
kann darüber auch seine Datenbanken<br />
anreichern, die sie für die Erfassung<br />
von Gesichtern braucht –und<br />
damit ihre eigene Bevölkerung oder<br />
gar die ausländischer Staaten noch<br />
effektiver kontrollieren kann. Swarts<br />
Erkenntnisse erinnernandie Debatte<br />
um den chinesischen Mobilfunkriesen<br />
Huawei, die derzeit in den USA<br />
und Großbritannien tobt.<br />
Misstrauen gegen China<br />
Die Schwachpunkt der Pilze inJohannesburgsind<br />
die Video-Kameras<br />
der chinesischen Firma Hikvision,<br />
die bereits zur Überwachung der kritischen<br />
Bevölkerung inTibet sowie<br />
in der von aufständischen Uigur-<br />
Muslimen bevölkerten Xinjiang-Provinz<br />
eingesetzt werden. Die Multimilliarden-Dollar-Firma<br />
wird von<br />
der chinesischen Regierung kontrolliert<br />
und beherrscht inzwischen<br />
weltweit den Markt der Überwachungskameras.<br />
Nach den Recherchen<br />
Swarts haben die Aufzeichnungsgeräte<br />
Hikvisions in Sachen Sicherheit<br />
einen „zweifelhaften Leumund“:<br />
Selbst unerfahrene Hacker<br />
könnten sich in Windeseile übers Internet<br />
Zugang zu ihren Bildern verschaffen.<br />
Dass das Reich der Mitte anallen<br />
möglichen Informationen auch aus<br />
Afrika interessiert ist, zeigt ein Abhörskandal<br />
im Sitz derAfrikanischen<br />
Union (AU) in Äthiopiens Hauptstadt<br />
Addis Abeba. Dort stellten<br />
Techniker im Januar 2017 fest, dass<br />
über fünf Jahre hinweg täglich zwischen<br />
Mitternacht und zwei Uhr<br />
morgens riesige Mengen an Daten<br />
aus dem von den Chinesen gebildeten<br />
Hauptquartier des Staatenbunds<br />
nach Shanghai übertragen wurden:<br />
Der Fall trug wesentlich zum Misstrauen<br />
gegenüber chinesischen IT-<br />
Firmen wie Huawei bei. Selbstverständlich<br />
dementierte Peking energisch.<br />
Doch selbst den Chinesen<br />
wohlgesonnene AU-Beamte bestätigten<br />
den skandalösen Vorfall.<br />
Welches Interesse China an den<br />
Johannesburger Bildern haben<br />
könnte, verdeutlicht eine Vereinbarung,<br />
die Peking nach Informationen<br />
des US-Magazins „Foreign Policy“ im<br />
vergangenen Jahr mit SimbabwesRegierung<br />
traf. Danach stelle der bankrottesüdafrikanische<br />
Staatder chinesischen<br />
Technologie-Firma Cloud-<br />
Walk Videos seiner Bevölkerung zur<br />
Verfügung, damit diese ihre Programme<br />
zur Gesichtserkennung verbessern<br />
können: Bisher habe Cloud-<br />
Walks Technologie daran gekrankt,<br />
dass sie nur bleiche Gesichter erkennen<br />
konnte. Als Regenbogenstaat<br />
bietet Südafrika die breiteste Palette<br />
verschiedenster Physiognomen: Ein<br />
ideales Terrain zur Erprobung lückenloser<br />
Überwachung.<br />
Johannes Dieterich<br />
weiß: In Südafrika lockt das<br />
große Datengeschäft.<br />
NACHRICHTEN<br />
Mindestens 50 Tote bei<br />
Zugunglück im Kongo<br />
Beim Entgleisen eines Zugs im<br />
Kongo sind mindestens 50 Menschen<br />
ums Leben gekommen und<br />
zahlreiche weitereverletzt werden.<br />
Diegenaue Ursache des Unglücks im<br />
BezirkMayibaridi war zunächst<br />
noch unklar,wie der Minister für humanitäreAngelegenheiten<br />
am Donnerstag<br />
in der Hauptstadt Kinshasa<br />
bekannt gab.Der Güterzug war<br />
demnach am frühen Morgen gegen<br />
drei Uhrinder Tanganyika-Provinz<br />
im Südosten des zentralafrikanischen<br />
Landes unterwegs,als sich das<br />
Unglück ereignete.Auf den langsamen<br />
Frachtzügen im Kongo springen<br />
häufig Passagiere auf, obwohl<br />
dies nicht erlaubt ist. (dpa)<br />
Noch immer 1300 Vermisste<br />
nach Hurrikan „Dorian“<br />
AnderthalbWochen nach dem Hurrikan„Dorian“<br />
ist die Zahl derVermissten<br />
auf den Bahamas auf 1300 gesunken.<br />
DieKatastrophenschutzbehörde<br />
der Inselgruppe korrigierte die Zahl<br />
derVermissten am Donnerstag von<br />
2500 nach unten, nachdem sie zahlreiche<br />
als vermisst geltende Menschen<br />
in Notunterkünften ausgemacht<br />
hatte.DerWirbelsturmwar am<br />
1. September mitWindstärken von<br />
bis zu 300 Stundenkilometernüber<br />
die Bahamas hinweggefegt. Es sei damit<br />
zu rechnen, dass die Zahl der bislang<br />
50 bestätigten Toten„deutlich<br />
steigen“ werde, sagte Premierminister<br />
HubertMinnis. (AFP,dpa)<br />
Da Vincis mechanischer<br />
LöweinParis zu sehen<br />
Der Löwen-Nachbau ist im Louvre noch<br />
bis zum Oktober zu bewundern.<br />
AFP<br />
Eine Rekonstruktion des berühmten<br />
mechanischen Löwen vonLeonardo<br />
daVinci ist bis Oktober in Pariszusehen.<br />
Experten aus Italien haben das<br />
zwei Meter große Raubtier aus Holz<br />
und mit einem Metall-Mechanismus<br />
nachgebaut. Deritalienische Künstler<br />
und Erfinder hatte den Löwen, der<br />
sich selbst bewegen konnte,imAuftrag<br />
vonPapst Leo X. für den französischen<br />
König Franz I. entworfen. Italien<br />
und Frankreich feiernindiesem<br />
Jahr den 500.Todestag daVincis. (AFP)<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute belaufen sich die Höchsttemperaturen auf 20bis 23 Grad. Dazu<br />
wechseln sich viele Wolken, etwas Sonne und Regenschauer ab. Der Wind<br />
weht schwach bis mäßig aus westlichen Richtungen. Inder Nacht zeigen<br />
sich bei wechselnder Bewölkung zeitweise die Sterne, und die Temperaturen<br />
fallen auf Wertevon 8bis 6Grad.<br />
Biowetter: Schlafstörungen ziehen<br />
eine erhöhte Müdigkeit imAlltag<br />
nach sich. Einige Menschen klagen<br />
über Kopfschmerzen, Schwindelgefühle<br />
und Migräne. Insgesamt fühlt<br />
man sich oftmals nicht so wohl.<br />
Pollenflug: Im Moment tritt keine<br />
Belastung durch Pollenflug auf.<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 20Grad.<br />
Wind: schwach aus West.<br />
Wittenberge<br />
10°/20°<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
10°/21° 13°/20°<br />
Luckenwalde<br />
11°/21°<br />
Sonnabend<br />
Sonntag<br />
Montag<br />
heiter heiter Regen<br />
9°/20° 11°/23° 12°/17°<br />
Prenzlau<br />
11°/20°<br />
Cottbus<br />
13°/23°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
11°/21°<br />
Ein Tief über Nordeuropa sorgt mit seinen Wetterfronten für Abkühlung. Darüber<br />
hinaus liegt Mitteleuropa ander Ostflanke eines kräftigen Hochs über den Britischen<br />
Inseln, wodurch kühlere Luft von Norden nach Mitteleuropa transportiert<br />
wird. Weiterhin hohe Unwettergefahr besteht über dem westlichen Mittelmeer.<br />
Sylt<br />
11°/18°<br />
Hannover<br />
10°/19°<br />
Köln<br />
14°/21°<br />
Saarbrücken<br />
13°/23°<br />
Konstanz<br />
13°/25°<br />
Hamburg<br />
11°/19°<br />
Erfurt<br />
13°/22°<br />
Frankfurt/Main<br />
13°/24°<br />
Stuttgart<br />
13°/25°<br />
Rügen<br />
12°/19°<br />
Rostock<br />
13°/18°<br />
Magdeburg<br />
13°/22°<br />
Nürnberg<br />
12°/23°<br />
München<br />
10°/25°<br />
Dresden<br />
15°/22°<br />
Deutschland: Heute gehen bei meist<br />
wolkigem Himmel gelegentlich Regenschauer<br />
nieder. Dabei werden im<br />
Tagesverlauf 18bis 25 Grad erreicht,<br />
nachts kühlt esdann auf<br />
15 bis 6Grad ab. Der Wind weht nur<br />
schwach aus West. Morgen scheint<br />
immer wieder die Sonne bei teilweise<br />
wolkigem Himmel. Die Temperaturen<br />
belaufen sich auf maximal<br />
17 bis 25Grad, und der Wind weht<br />
schwach aus Ost.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 17°-18°<br />
Nordsee: 17°-19°<br />
Mittelmeer: 21°-31°<br />
Ost-Atlantik: 16°-21°<br />
Mondphasen: 14.09. 22.09. 28.09. 05.10.<br />
Sonnenaufgang: 06:36 Uhr Sonnenuntergang: 19:27 Uhr Mondaufgang: 19:43 Uhr Monduntergang: 05:20 Uhr<br />
Lissabon<br />
31°<br />
Las Palmas<br />
27°<br />
Madrid<br />
25°<br />
Reykjavik<br />
10°<br />
Dublin<br />
16°<br />
London<br />
22°<br />
Paris<br />
25°<br />
Bordeaux<br />
31°<br />
Palma<br />
29°<br />
Algier<br />
34°<br />
Nizza<br />
27°<br />
Trondheim<br />
11°<br />
Oslo<br />
17°<br />
Stockholm<br />
18°<br />
Kopenhagen<br />
18°<br />
Berlin<br />
20°<br />
Mailand<br />
27°<br />
Tunis<br />
30°<br />
Rom<br />
30°<br />
Warschau<br />
22°<br />
Wien<br />
26° Budapest<br />
26°<br />
Palermo<br />
28°<br />
Kiruna<br />
9°<br />
Oulu<br />
12°<br />
Dubrovnik<br />
29°<br />
Athen<br />
28°<br />
St. Petersburg<br />
16°<br />
Wilna<br />
18°<br />
Kiew<br />
27°<br />
Odessa<br />
27°<br />
Varna<br />
27°<br />
Istanbul<br />
27°<br />
Iraklio<br />
27°<br />
Archangelsk<br />
17°<br />
Moskau<br />
20°<br />
Ankara<br />
27°<br />
Antalya<br />
33°<br />
Acapulco 34° Gewitter<br />
Bali 34° sonnig<br />
Bangkok 33° wolkig<br />
Barbados 31° Gewitter<br />
Buenos Aires 17° heiter<br />
Casablanca 25° sonnig<br />
Chicago 24° wolkig<br />
Dakar 31° heiter<br />
Dubai 38° sonnig<br />
Hongkong 34° heiter<br />
Jerusalem 29° sonnig<br />
Johannesburg 26° heiter<br />
Kairo 33° heiter<br />
Kapstadt 17° bewölkt<br />
Los Angeles 30° sonnig<br />
Manila 30° Gewitter<br />
Miami 33° Gewitter<br />
Nairobi 30° heiter<br />
Neu Delhi 36° heiter<br />
New York 23° heiter<br />
Peking 29° Schauer<br />
Perth 27° heiter<br />
Phuket 32° wolkig<br />
Rio de Janeiro 23° bedeckt<br />
San Francisco 29° heiter<br />
Santo Domingo 32° heiter<br />
Seychellen 26° heiter<br />
Singapur 31° Gewitter<br />
Sydney 21° heiter<br />
Tokio 26° bedeckt<br />
Toronto 23° bewölkt