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Berliner Zeitung 13.09.2019

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Rostige Zeiten: Trumps Versprechen und die Realität in den USA – Politik Seite 5<br />

Der Brandstifter<br />

von<br />

Berlin<br />

Seite11<br />

13°/20°<br />

Sonne und Regen<br />

Wetter Seite 28<br />

Eine Liebeserklärung<br />

ans Schwimmbad<br />

Seite 3<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Die Eisbären starten<br />

in die Saison<br />

Sport Seite 20<br />

Freitag,13. September 2019 Nr.213 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D**: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

wird dreidimensional<br />

Berlin Seite 12<br />

Baden-Württemberg<br />

Er macht<br />

es noch<br />

einmal<br />

VonMarkus Decker<br />

Nun also doch: Der baden-württembergische<br />

Ministerpräsident<br />

Winfried Kretschmann bewirbt<br />

sich 2021 um eine dritte Amtszeit.<br />

Das tat der Grünen-Politiker am<br />

Donnerstag kund. Die Reaktionen<br />

darauf fielen unterschiedlich aus.<br />

Nicht zuletzt, weil Kretschmann 71<br />

Jahrealt ist und in jenem Frühjahr,in<br />

dem die Wahlen stattfinden sollen,<br />

voraussichtlich<br />

73 Jahrealt wird.<br />

Kretschmann<br />

sagte in Stuttgart,<br />

er habe aus<br />

seiner Partei nur<br />

den Wunsch gehört,<br />

dass er weitermachen<br />

solle.<br />

Winfried<br />

Kretschmann<br />

bleibt weiter neugierig.<br />

Dabei sieht der<br />

Regierungschef,<br />

der seit 2011 amtiert,<br />

auch in seinem<br />

Alter kein Problem für die erneute<br />

Bewerbung. Entscheidend sei,<br />

dass man dem Amt körperlich und<br />

geistig gewachsen sei, sagte er.„Den<br />

Eindruck habe ich von mir selber,<br />

dass das so ist.“ Wichtig sei, im hohen<br />

Alter neugierig zu bleiben.<br />

Freilich wolle er nicht den Eindruck<br />

erwecken, dass dieWahl schon<br />

gelaufen sei, so Kretschmann weiter.<br />

Zudem sei Kultusministerin Susanne<br />

Eisenmann als CDU-Spitzenkandidatin<br />

eine respektable Gegnerin.<br />

Unterdessen äußerte der Vorsitzende<br />

der FDP-Fraktion im Landtag,<br />

Hans-Ulrich Rülke, Zweifel, ob<br />

Kretschmann eine volle Legislaturperiode<br />

durchhalten würde. Denn<br />

an deren Ende wäre dieser 78 Jahre<br />

alt, so Rülke.„Auf fünf weitere Jahre<br />

Kretschmann kann sich niemand<br />

verlassen.“<br />

Fest steht, dass Kretschmann sich<br />

im Land großen politischen Respekt<br />

erworben hat. 2011 vermochte er es<br />

als erster Grüner, Ministerpräsident<br />

in einem der 16 Bundesländer zu<br />

werden –und das auch noch im als<br />

eher schwarz bekannten Bundesland<br />

und in einer Koalition mit der<br />

SPD.2016 kam es –aus Sicht der sieggewohnten<br />

CDU –dann noch toller.<br />

Denn da wurden die Kretschmann-<br />

Grünen stärkste Partei und degradierten<br />

die Christdemokraten zum<br />

Juniorpartner.<br />

DieBundes-Grünen, denen es der<br />

eigensinnige Kretschmann nicht immer<br />

leicht macht, reagierten positiv.<br />

„Ich freue mich, dass er sich so entschieden<br />

hat“, sagte Fraktionschefin<br />

Katrin Göring-Eckardt. „Aller guten<br />

Dinge sind drei.“ BeiTwitter notierte<br />

der langjährige Parteivorsitzende<br />

CemÖzdemir:„Du bist Deutschlands<br />

beliebtester Ministerpräsident. Super,<br />

dass Du weitermachen willst!“<br />

DerSchwabe Özdemir,der ein ähnliches<br />

politisches Profil hat wie<br />

Kretschmann, wurde immer mal wieder<br />

als dessen Nachfolger gehandelt.<br />

Daraus wirdnun zunächst nichts.Der<br />

53-Jährige hat sich wohl auch deshalb<br />

gerade um den Vorsitz der Bundestagsfraktion<br />

beworben. Gemessen an<br />

Kretschmann hat er ja noch ein bisschen<br />

Zeit. Kommentar Seite 8<br />

VonElmar Schütze und Stefan Winter<br />

Auf den ersten Blick funktionieren<br />

die alten Techniken<br />

noch: funkelnder Chrom,<br />

schimmernder Lack, breite<br />

Reifen, mächtige Kühler. Die IAA<br />

präsentiertinFrankfurtamMain Autos<br />

wie in der Vergangenheit –und<br />

dazu ein paar Elektroautos. Dabei<br />

kann es ein einfaches „Weiter so“<br />

nicht geben. Die Autoindustrie und<br />

ihre größte Messe stecken in einer<br />

tiefen Krise. Aber die Branche hat<br />

auch ein großes Potenzial, wenn sie<br />

den Wandel endlich annimmt.<br />

Darauf setzt auch Berlins Regierender<br />

Bürgermeister Michael Müller<br />

(SPD). Denn er habe gehört, dass<br />

die IAA überlege, indie Hauptstadt<br />

zu kommen. „Das ist gut für die<br />

Stadt“, sagt er am Donnerstag im Abgeordnetenhaus.Aber<br />

vielleicht wird<br />

das nicht jeder in seinem rot-rotgrünen<br />

Senat so sehen. Zumindest<br />

nicht beim gegenwärtigen Zustand<br />

der Autoindustrie.<br />

Bereits am Mittwoch hatte das<br />

Handelsblatt berichtet, dass Autohersteller<br />

ein neues Messekonzept<br />

mit wechselnden Veranstaltungsorten<br />

wie etwa Köln oder Berlin diskutierten.<br />

Im Gespräch sei auch, die<br />

IAA mit der Internationalen Funkausstellung<br />

IFA zusammenzulegen.<br />

Müller fände es gut. Natürlich würden<br />

auch künftig auf der IAA „100<br />

Autos gezeigt, das stimmt“, aber es<br />

gehe wie bei der IFA auch umZukunftsthemen<br />

wie Vernetzung und<br />

Digitalisierung, sagte Müller.<br />

Für Wirtschaftssenatorin Ramona<br />

Pop (Grüne) ist saubere, sichere<br />

und effiziente Mobilität eine<br />

große Zukunftsaufgabe. Eine moderne<br />

Mobilitätsmesse müsse den<br />

Fokus auf Innovation und Klimaschutz,<br />

intelligente Energieinfrastrukturen<br />

und nachhaltige Mobilitäts-<br />

und Logistiklösungen legen.<br />

Darin liege die Zukunft und nicht in<br />

„größer, schwerer und protziger“, so<br />

Pop. „Die IAA in ihrer jetzigen Form<br />

hat keine Zukunft mehr und das wissen<br />

auch die Aussteller.“<br />

Aber wie sieht die Zukunft aus?<br />

Wer Autohändler dieser Tage nach<br />

den Geschäften fragt, erfährt vor allem<br />

eins: Ratlosigkeit. Die Kunden<br />

bringen sie mit in den Laden: Darf ich<br />

morgen meinen Diesel nicht mehr<br />

fahren? Wastaugen die E-Autos? Ist<br />

der Hybrid ein guter Kompromiss?<br />

Beim Autokauf geht es nicht mehr<br />

nur um Geld und Geschmack, sondern<br />

umdie ganz großen Themen.<br />

Es geht um die umwelt- und menschenverträgliche<br />

Mobilität der Zukunft.<br />

Wie die aussieht, können derzeit<br />

weder die Politik noch die Hersteller<br />

und ehrlicherweise auch<br />

nicht die Umweltaktivisten beantworten,<br />

die die Frankfurter Automesse<br />

IAA dieser Tage als Begräbnis<br />

der Dinosaurier inszenieren wollen.<br />

Man muss den Umweltgruppen<br />

dankbar sein dafür, dass sie der<br />

Schau eine Diskussion jenseits des<br />

ewigen Marketing-Geklingels aufzwingen.<br />

Es war erfrischend zu sehen,<br />

wie der veranstaltende Branchenverband<br />

VDA noch kurzvor der<br />

Messe hektisch am Veranstaltungsprogramm<br />

basteln musste und Diskussionen<br />

einschob, die beim selbst<br />

erhobenen Anspruch der IAA eigentlich<br />

selbstverständlich wären. VW-<br />

Straßenkampf<br />

Wiewollen wir uns künftig fortbewegen?<br />

Die Autoindustrie, das zeigt die IAA, steht<br />

zwischen überholter Vergangenheit und<br />

unklarer Zukunft. Wohin die Fahrt geht,<br />

das liegt auch am Verbraucher<br />

Chef Herbert Diess setzte sich mit<br />

Aktivistin Tina Velo zusammen, und<br />

auch, wenn sie dabei die Welt nicht<br />

neu ordneten, wusste man hinterher<br />

wenigstens, warum: Es ist nicht so<br />

einfach, wie beide Seiten gerntun.<br />

Bernhard Mattes, Präsident des<br />

deutschen Verbands VDA, hat vor<br />

den Interessengegensätzen seiner<br />

Mitglieder offenbar kapituliert: Am<br />

Donnerstag kündigte er nach nur<br />

eineinhalb Jahren im Amt seinen<br />

Rückzug an. Unversehens wird die<br />

IAA zum Symbol für den Umbruch<br />

der Autobranche –und für ihre Zerrissenheit.<br />

Die wichtigste Industrie des<br />

Landes muss sich radikal umstellen.<br />

Es gibt eine Menge Gründe,<br />

auf die Industrie zu wettern. Aber vorher sollte<br />

man in die eigene Garage schauen.<br />

Daranließ auch die Kanzlerin keinen<br />

Zweifel. Angela Merkel (CDU) sicherte<br />

der deutschen Autoindustrie<br />

eine enge Zusammenarbeit zu, gemeinsam<br />

müsse man die „Herkulesaufgabe“<br />

bewältigen, den Verkehrssektor<br />

schnell klimafreundlicher zu<br />

machen, sagte sie bei der IAA-Eröffnung<br />

am Donnerstag. Nach ihrem<br />

Rundgang sagte sie betont optimistisch:<br />

„Ich konnte mich überzeugen,<br />

dass wir nicht vor einem Umbruch<br />

stehen, sondern dass dieser Umbruch<br />

bereits Realität ist.“ Bis 2022<br />

solle entlang aller Autobahnen der<br />

neue Mobilfunkstandard5Gzur Verfügung<br />

stehen, hieß es nun, und zwei<br />

Jahre später auch entlang der Bundesstraßen.<br />

Die Technologie ist<br />

wichtig für neue digitale Funktionen<br />

in den Autos. Für den Erfolg der<br />

Elektromobilität sei die Verlässlichkeit<br />

der Ladeinfrastruktur von größter<br />

Bedeutung. 20 000 Ladepunkte<br />

seien noch lange nicht ausreichend,<br />

sagte die Kanzlerin zur Freude der<br />

Hersteller.<br />

Die Wende wäre leichter, wenn<br />

man früher begonnen hätte. Nichts<br />

hätte dagegen gesprochen. Dererste<br />

„Entwicklungsplan Elektromobilität“<br />

der Bundesregierung – unter<br />

Kanzlerin Merkel –liegt zehn Jahre<br />

zurück. Ausder gleichen Zeit stammt<br />

die Erkenntnis des damaligen Daimler-Chefs<br />

Dieter Zetsche, dass das<br />

größte Problem des Autos sein Erfolg<br />

sei –und, dass man es so nicht mehr<br />

lange bauen könne,wenn einem die<br />

Erde am Herzen liege.<br />

An Erkenntnis hat es nicht gefehlt,<br />

warum also rennt jetzt doch<br />

wieder die Zeit? EinGrund ist simpel:<br />

MitVolkswagens Dieselbetrug wurde<br />

die Uhr vorgestellt. Regulierung<br />

wurde verschärft, Schlupflöcher in<br />

den Emissionsvorschriften wurden<br />

geschlossen –nachdem nicht zuletzt<br />

die Deutschen sie mit viel Fleiß hineingebohrthatten.<br />

Die Unternehmen wollen Gewinn<br />

machen, und die Gewerkschaften<br />

–samt dem Rest der Welt –ordentlich<br />

bezahlte Arbeitsplätze erhalten.<br />

Beides geht am besten mit<br />

vergleichsweise teuren Autos.Damit<br />

die gekauft werden, hält die Bundesregierung<br />

eine günstige Dienstwagenbesteuerung<br />

am Leben.<br />

Und wofür gibt die Masse der<br />

Kunden am meisten Geld aus? Für<br />

große, starke, schnelle Autos. Der<br />

Schrecken der Konzerne ist das Vernunftauto,<br />

weil dessen Käufer auch<br />

beim Preis vernünftig bleiben. Es<br />

gibt eine Menge Gründe, auf die Industrie<br />

zu wettern. Aber vorher<br />

sollte man in die eigene Garage<br />

AFP<br />

Das<br />

Öko-Paket<br />

der Union<br />

Billigere Bahntickets<br />

und Lkw-Maut überall<br />

VonDaniela Vates<br />

und Rasmus Buchsteiner<br />

Esmüsse „Schluss mit Pillepalle“<br />

sein – so hat Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel vor einigen Monaten<br />

die Ansprüche an die Klimapolitik<br />

formuliert. CDU-Chefin Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer hat erklärt,<br />

man müsse nun „den Turbo einlegen“.<br />

Nun ist das Konzept ihrer Partei<br />

fertig. Diewichtigsten Punkte:<br />

Klimafreundliche private Investitionen<br />

sollen künftig von der Steuer<br />

abgezogen werden können. Das gilt<br />

für Heizungen genauso wie für energieeffiziente<br />

Haushaltsgeräte, wie<br />

Kühlschränke oder gar Föhn oder<br />

elektrische Zahnbürste.<br />

Die Union einigte sich darauf,<br />

dass Mineralölkonzerne sich Emmissionsrechte<br />

kaufen müssen –<br />

dies könnte auf die Kraftstoffpreise<br />

umgelegt werden. Siesollen sie auch<br />

durch Ausgleichsmaßnahmen erwerben<br />

können, etwa indem sie<br />

Bäume pflanzen. Den sogenannten<br />

Zertifikatehandel gibt es in der EU<br />

bereits im Energiebereich, nun soll<br />

er auf Kohlendioxid-Emmissionen<br />

ausgeweitet werden –erst einmal in<br />

Deutschland, weil das in der EU etwas<br />

länger dauert. Es soll Maximalpreise<br />

geben.<br />

HöherePendlerpauschale<br />

Die Kfz-Steuer soll sich stärker an<br />

den CO 2 -Emissionen eines Fahrzeugs<br />

ausrichten –allerdings nur bei<br />

Neuzulassung. DieSteuervorteile für<br />

klimafreundliche Dienstwagen sollen<br />

ausgebaut werden.<br />

Bei der Pendlerpauschale kündigt<br />

die Union eine Erhöhung an. DieIdee<br />

der CDU, Bahn-Pendlerneine höhere<br />

Pauschale zu zahlen als Autopendlern,<br />

hat es nicht in das Papier geschafft.<br />

Aber der Mehrwertsteuersatz<br />

für Bahnreisen soll auch für Strecken<br />

ab 50 Kilometer auf sieben Prozent<br />

sinken. Dagegen soll die Luftverkehrsabgabe<br />

für Kurzstreckenflüge<br />

erhöht werden.Wer seine Ölheizung<br />

durch eine klimafreundlichere Anlage<br />

ersetzt, soll dafür vom Staat<br />

„mehrere1000 Euro“bekommen.<br />

Bislang gilt die Lkw-Maut auf Autobahnen<br />

und Bundesstraßen. Die<br />

CDUschlägt die Ausweitung auf alle<br />

Landesstraßen und kommunalen<br />

Straßen vor.<br />

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schauen. Tagesthema Seite 2 4 194050 501603<br />

51037


2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Auto<br />

Die Revolution rollt<br />

Veraltete Technologien, Diesel-Skandal –die Zukunftdes Automobils ist bedroht.<br />

Drei Redakteure der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erzählen, warum sie auf ihr Gefährt verzichten.<br />

ISTOCKPHOTO<br />

VW-Skandal<br />

Abgasnorm<br />

Euro 6im<br />

Visier<br />

Ein Dieselmotor des Volkswagen-Konzerns<br />

sorgt<br />

wieder für Aufregung. Laut<br />

Südwestrundfunk (SWF) kam<br />

beim Motor EA 288 mit der<br />

Abgasnorm Euro 6eine illegale<br />

Software zum Einsatz,<br />

die die Reinigung der Abgase<br />

unter bestimmten Bedingungen<br />

abschaltet.<br />

Das Verkehrsministerium<br />

widerspricht: Das Kraftfahrtbundesamt<br />

habe bereits 2016<br />

Messungen und Analysen<br />

zum EA 288 durchgeführt.<br />

„Unzulässige Abschalteinrichtungen<br />

konnten nicht<br />

festgestellt werden – auch<br />

nicht in Gestalt einer unzulässigen<br />

Zykluserkennung“.<br />

Die Vorwürfe seien im Übrigen<br />

nicht neu.<br />

Auch Volkswagen dementierte.<br />

Der Vorsitzende des<br />

Verkehrsausschusses im<br />

Bundestag, Cem Özdemir<br />

(Grüne), wirft der Bundesregierung<br />

dagegen Kumpanei<br />

mit den Autokonzernen und<br />

Versagen im Umgang mit<br />

dem Diesel-Skandal vor.<br />

Doch was verbirgt sich hinter<br />

den Vorwürfen? Mit Zykluserkennung<br />

ist gemeint,<br />

dass der Bordcomputer „bemerkt“,<br />

wenn sich das Fahrzeug<br />

auf einem Prüfstand für<br />

eine offizielle Abgasmessung<br />

befindet. Solche Programme<br />

sind illegal. Volkswagen hatte<br />

beim Vorläufer des EA 288,<br />

dem Motor EA 189, genau<br />

diese Abschaltvorrichtungen<br />

eingesetzt. Die Manipulationen<br />

waren 2015 bekannt geworden.<br />

Eine Untersuchungskommission<br />

der Bundesregierung<br />

kam aber zum Ergebnis,<br />

dass sich Hinweise auf unzulässige<br />

Manipulationen beim<br />

EA 288 als unbegründet erwiesen<br />

hätten.<br />

Gleichwohl sind derzeit<br />

vor mehreren Gerichten Klagen<br />

von Besitzern von Pkw<br />

mit besagtem Dieselmotor<br />

anhängig. Das Landgericht<br />

Wuppertal erklärte im Frühjahr<br />

ein Verfahren zum Prüffall.<br />

Ein Sachverständiger<br />

wurde mit einer Expertise beauftragt.<br />

Im Kern geht es dabei<br />

um Thermofenster –Programme,<br />

die etwa beim Unterschreiten<br />

bestimmter Außentemperaturen<br />

die<br />

Abgasreinigung reduzieren<br />

oder komplett abschalten.<br />

Thermofenster haben auch<br />

zahlreiche andere Autobauer<br />

eingesetzt. Sie halten diese<br />

Steuerung für rechtskonform<br />

und verweisen dabei auf einen<br />

Passus im Regelwerk der<br />

EU. (ftw.)<br />

Marcus Weingärtner<br />

Kein Auto –das<br />

fühlt sich gut an<br />

Ich war so stolz –gerade war ich nach Berlin gezogen,<br />

hatte mein Volontariat begonnen und eine<br />

Wohnung im damals super angesagten Friedrichshain,<br />

um die Ecke der hippen AstroBar.Und ich war<br />

Besitzer eines Neuwagens,ein Geschenk meiner Mutter<br />

zum Umzug in die Hauptstadt.<br />

Ein sounnötiges wie schönes Geschenk. Stolz<br />

fuhr ich mit meinem Auto die Karl-Marx-Allee in<br />

Richtung Alexanderplatz –dawar es,das Großstadtleben!<br />

Das Auto war zwar nur ein Opel Corsa, aber<br />

ich war nicht anspruchsvoll, was mein Gefährtanbelangte.<br />

Für andere Menschen offenbar aber zu anspruchsvoll.<br />

Jedenfalls reagierten sie ihren Frust –<br />

auf was auch immer –anmeinem Kleinwagen ab.<br />

Der Corsa war keine zwei Monate alt, als ich eines<br />

morgens bemerkte, dass jemand auf der Motorhaube<br />

ein Tänzchen veranstaltet hatte, das Blech<br />

war eingedrückt von schweren Stiefeln, ihre staubigen<br />

Abdrücke zierten die schwarze Motorhaube.<br />

Ichzog nach Kreuzberg. In den gewaltunverdächtigeren<br />

Teil. Nicht wegen des Autos, doch auch im<br />

gediegenen 61 war mein Wagen Ziel aller möglichen<br />

Attacken. Innerhalb eines Jahres wurde alles abmontiert,<br />

was sich abmontieren lässt: Antenne, Außenspiegel,<br />

Scheibenwischer. Einmal wurde die<br />

Scheibe auf der Fahrerseite eingeschlagen, offenbar<br />

voneinem Spaßvogel, der mit einem Hammer alle (!)<br />

Fahrerseiten der geparkten Autos in der Möckernstraße<br />

eingeschlagen hatte. Die Polizei half nicht<br />

weiter,klebte aber netterweise die Scheibe ab.<br />

Dazu kam, dass der Verkehr und mit ihm die Not,<br />

einen Parkplatz zu finden, zunahmen. Als ich eines<br />

Abends wegen eines Konzertes in der Columbiahalle<br />

eine Dreiviertelstunde brauchte, umeinen Parkplatz<br />

zu finden, und 20 Minuten Fußweg, um nach Hause<br />

zu kommen, fasste ich einen Entschluss: Das Auto<br />

wirdabgeschafft.<br />

Das Autohaus, indem der Wagen gekauft wurde,<br />

bot mir noch 1500 Euro an, verkauft habe ich ihn<br />

dann privat für das Doppelte.Ich fühlte mich befreit,<br />

endlich war ich diese Geldvernichtungsmaschine<br />

los.Und damit viel Ärger undWut. Daswar 2003, und<br />

nur der Entschluss, mit dem Rauchen aufzuhören,<br />

fühlte sich genauso gut an.<br />

Unsere Autoren haben sich entschieden<br />

Paul Linke<br />

Wirhaben<br />

uns entfremdet<br />

Meinem Golf IV 1.4., 75 PS, Baujahr 2001, Cosmicgreen<br />

metallic, geht es nicht gut. Es geht<br />

ihm vielleicht sogar schlecht. Ich weiß es nicht genau,<br />

ich bin kein Automechaniker, kaum vertraut<br />

mit dem Jobprofil vonZylinder oder Zündkerze.Seit<br />

einem Jahr hat mein Golf jedenfalls EPC, eine Krankheit<br />

namens Electronic Power Control. Das ist eine<br />

Störung in der Motorsteuerung, entnahm ich der<br />

Betriebsanleitung. Voreinem halben Jahr kam eine<br />

Störung im Abgassystem dazu. Es sind jetzt immer<br />

zwei Warnleuchten an, wenn ich losfahre. Zwei<br />

orangefarbene Pickel auf dem Armaturenbrett.<br />

Als Arzt, der ich auch nicht bin, habe ich die<br />

plötzlich abfallende Motorleistung als Herzrhythmusprobleme<br />

beschrieben. Der Werkstattmeister<br />

schaute mich noch mitleidiger an, als ich ihm erklärte,<br />

dass mein Golf zusätzlich Schluckbeschwerden<br />

haben könnte, weil er, wenn ich zu heftig Gas<br />

gebe, zuzucken beginnt, zu ersticken droht. Der<br />

Meister ließ einen neuen Katalysator einbauen. Meinem<br />

Golf ging es nicht besser.<br />

Ichpflege eine einseitige Beziehung zu Autos.Ich<br />

brauche meinen Golf, wenn ich zu Ikea fahre oder<br />

raus zum Baden nach Brandenburg, neulich habe<br />

ich fünf Schrauben beim Baumarkt geholt. Aus Bequemlichkeit,<br />

es sah nach Regen aus.Als Gegenleistung<br />

bekommt mein Golf einmal im Jahr eine Unterbodenwäsche,<br />

manchmal einen Liter Billigöl. Ansonsten<br />

okkupierterdie Straße,manchmal vergesse<br />

ich, wo ich ihn geparkt habe. Wir haben uns entfremdet.<br />

Wirhaben keine gemeinsame Zukunft.<br />

Bald werdeich eine dieser Kärtchen zücken. „Ich<br />

bin immer interessiert“, steht da. Oder: „Ich zahle<br />

300 Euro mehr als andere.“Dann wirdjemand meinen<br />

Golf abholen, ihn vielleicht nach Kasachstan<br />

überführen, am Stück oder in Teilen. Ichwerde zum<br />

ersten Malinmeinem Leben autolos sein. Nicht aus<br />

Umweltschutzgründen. Weil die Kosten den Nutzen<br />

übersteigen. Weil man in der <strong>Berliner</strong> Innenstadt<br />

kein Auto brauchen muss.Trotz einer Verkehrspolitik,<br />

die eine Wende verspricht, aber keine wagt.<br />

Wäre ich ein Psychologe, würde ich dem Autoland<br />

Deutschland eine ernstzunehmende Persönlichkeitsstörung<br />

attestieren.<br />

Christian Schlüter<br />

Autofahren ist das<br />

neue Rauchen<br />

Ich wollte nie ein Auto haben. Einen Führerschein<br />

auch nicht. Allein die Vorstellung, eine reparaturanfällige,<br />

benzinschluckende Blechkiste vor der Tür<br />

stehen zu haben, war mir ein Graus.Daich immer in<br />

größeren Städten gewohnt habe, konnte ich mich<br />

stattdessen immer auf Busse,Bahnen und ansonsten<br />

auf mein Fahrrad verlassen. Zugegeben, mein Autoverzicht<br />

war gerade in jungen Jahren nicht wirklich<br />

geradlinig, sondern eher eine bigotte Luxushaltung:<br />

Bei den unvermeidlichen Umzügen oder Wochenendausflügen<br />

freute ich mich immer über meine autofahrenden<br />

und vorallem -besitzenden Freunde.<br />

Jetzt sind alle schlauer: Autos töten Menschen,<br />

Autos nehmen Menschen den Platz weg, Autos verpesten<br />

auch die Umwelt. Und ja, die Autoindustrie<br />

in Deutschland bekommt es nicht hin, umweltverträgliche<br />

Autos zubauen, alternative Antriebsformen<br />

oder gar Mobilitätskonzepte zu entwickeln –sie<br />

spricht immer nur davon, was in anderen Ländern,<br />

Japan etwa, längst umgesetzt wird. Deutschland hat<br />

als innovativer Automobilstandort offenbar abgewirtschaftet.<br />

UndAutos erscheinen mittlerweile wie<br />

eine lästige Angewohnheit, wie das Rauchen, das<br />

man sich schleunigst abgewöhnen sollte.<br />

Dass man jetzt Autos doof findet, hat allerdings<br />

nicht nur sachliche und also gute Gründe.Inden letzten<br />

Monaten hat sich vielWutangestaut. In der Politik<br />

scheint das Auto kein anderes als ein lobbygetriebenes,aber<br />

nicht unbedingt zukunftsweisendes Thema<br />

zu sein. Unddie Menschen scheinen zu spüren, dass<br />

sich etwas grundlegend verändern muss und auch<br />

bereits verändert. Die hysterische Diskussion über<br />

die E-Scooter in den Innenstädten zeugt vonder Verunsicherung:<br />

Es warwie eine Übersprunghandlung –<br />

statt sich über den menschenfeindlichen, raumgreifenden,<br />

ungesunden Autoverkehr in unseren Innenstädten<br />

zu ereifern, erscheinen auf einmal dieTretroller<br />

unser größtesVerkehrsproblem zu sein.<br />

Ich nutze den öffentlichen Nahverkehr. Ineiner<br />

großen Stadt wie Berlin geht das –auch mit Kind.<br />

Nuzen wir die Chance! Befreien wir die Innenstadt<br />

endlich vomprivaten Autoverkehr.Das könnte klappen.<br />

So wieman auch das Rauchen aufgeben kann.<br />

Ichmache das seit 45 Jahren.<br />

Messe<br />

„Frankfurt<br />

braucht nicht<br />

mehr SUVs“<br />

Inden vergangenen Jahren<br />

zählte der Oberbürgermeister<br />

von Frankurt am<br />

Main, Peter Feldmann, zu<br />

den Eröffnungsrednern der<br />

Internationalen Automobil-<br />

Austellung (IAA). Schließlich<br />

findet die wichtige Messe in<br />

seiner Stadt statt. In diesem<br />

Jahr sprach er nicht. Er sei gar<br />

nicht als Redner vorgesehen<br />

gewesen, teilte der Messe-<br />

Veranstalter VDA dem Hessischen<br />

Rundfunk mit. Feldmann<br />

hatte eine Rede vorbereitet<br />

und veröffentlichte sie<br />

bei Facebook. Vielleicht war<br />

sie den Autobauern zu kritisch.<br />

Auszüge:<br />

„Frankfurtist (…) der richtige<br />

Ort, weil wir ein Bevölkerungswachstum<br />

in Städten<br />

und anwachsende Pendlerströme<br />

in Verbindung mit<br />

dem Anstieg an Arbeitsplätzen<br />

erleben. Darum habe ich<br />

bereits bei der vergangenen<br />

Eröffnung der IAA vor zwei<br />

Jahren einen Wandel gefordert.<br />

Konkret geht es darum,<br />

dass Menschen, die sich im<br />

guten Glauben ein Auto gekauft<br />

haben, nicht auf kaltem<br />

Wege durch Fahrverbote enteignet<br />

werden.<br />

Wirdürfen die Verantwortung<br />

für die Produkte nicht<br />

bei den Verbraucherinnen<br />

und Verbrauchern abladen,<br />

sondern wir brauchen eine<br />

Automobilindustrie, die sich<br />

gesetzeskonformverhält.<br />

Beweisen wir, dass deutsche<br />

Innovationskraft nicht<br />

darin besteht, gesetzliche<br />

Vorgaben zu umgehen, sondern<br />

die umweltschonendsten<br />

und zukunftsfähigsten<br />

Produkte zu entwickeln. Ich<br />

möchte ehrlich sein: Frankfurt<br />

braucht mehr Busse und<br />

Bahnen, aber nicht mehr<br />

SUVs.<br />

Es kann nicht sein, dass<br />

gefordert wird, Parkhäuser<br />

neu zu bauen, weil immer<br />

mehr Autos für die bestehenden<br />

Stellplätze zu groß geworden<br />

sind. Wir brauchen<br />

eine Mobilitätswende, um<br />

den Klimawandel aufzuhalten.<br />

(…) Begreifen wir den Einsatz,<br />

vor allem auch vieler<br />

junger Menschen, gegen den<br />

Klimawandel nicht als Bedrohung,<br />

sonderntatsächlich als<br />

große Chance. Als Oberbürgermeister<br />

bin ich allen, die<br />

sich an Demonstrationen beteiligen,<br />

dankbar. (…) Dieser<br />

Einsatz ist nicht, wie manche<br />

meinen naiv, sondern erist<br />

dringend notwendig! (…)“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 3<br />

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Seite 3<br />

Abbaden<br />

Flugshow im Sommerbad Wilmersdorf<br />

BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />

Ich weiß, was ich im Sommer getan<br />

habe. Wir waren jung, betrunken, bereit,<br />

in dieser heißen Julinacht das Gesetz<br />

zu brechen, Hausfriedensbruch zu<br />

begehen, fast zwanzig Jahreist das her.<br />

Es hatte sich herumgesprochen, dass es<br />

da ein Loch gab im Zaun, einen geheimen<br />

Zugang zum kleinstädtischen Freibad. Bevor<br />

wir auseinandergehen würden in die Welt<br />

der Erwachsenen, wollten wir ein letztes Mal<br />

als Jugendliche zusammen sein. So wie Generationen<br />

von Schulabgängern vor uns<br />

auch, die Freibadeinbruch auf ihren Erledigungslisten<br />

notiert hatten. Zu erledigen, bevor<br />

das Leben zur Dauerschleife aus Verantwortung<br />

und Konsequenz verkommt.<br />

DasLoch war tatsächlich da, über uns ein<br />

schief lachender Mond, sonst niemand. Kein<br />

Wachschutz, und auch nicht der dicke Bademeister,<br />

der uns die deutsche Verbotssprache<br />

gelehrthatte:„Das seitliche Einspringen,<br />

das Hineinstoßen oder Werfen anderer Personen<br />

in das Schwimmbecken ist untersagt.“<br />

In dieser Nacht stießen wir die Badeordnung<br />

um, stiegen unbeaufsichtigt über die<br />

Absperrkette vor dem Fünfmeterturm,<br />

sprangen ins Viereck. Das Wasser spritzte,<br />

das Bier schäumte, wir tauchten Händchen<br />

haltend den Kachelgrund entlang, schworen<br />

uns Dinge, die wir niemals halten sollten.<br />

Flaschen und Kippen warfen wir später in<br />

den Mülleimer.Wir waren ja anständige Einbrecher,keine<br />

Polizeimeldung wert.<br />

Das Freibad bietet viel mehr als Erholung und Unterhaltung,<br />

es ist ein demokratischer Ort. An den Kassenhäuschen gibt es keine<br />

Klassenunterschiede. In den Umkleidekabinen haben alle Menschen das<br />

gleiche Recht auf Föhn und Fußpilz. Und trotzdem sollen wir uns<br />

fürchten? Ein Badeausflug zum Ende der Sommersaison<br />

DASMENSCHENKINO Wolken, Wind, Wasser,<br />

das war das WWW unserer analogen Freibadjugend,<br />

niemand flog damals billig in<br />

den Urlaub.Erst kamen wir in Begleitung unserer<br />

Elternund Großeltern, lernten, uns wie<br />

Frösche zu bewegen. Bald schlüpften wir allein<br />

durchs Drehkreuz, mit den besten<br />

Freunden, der ersten größeren Liebe im<br />

Arm. Gefühle waren tief wie das Meer. Im<br />

Freibad gab es häufig Stau auf der Rutsche.<br />

Wir pumpten Wasserpistolen und Muskeln<br />

auf, am Kiosk wurden wir zu Meistern<br />

im aktiven Anstehen. Wenn ihr ins Becken<br />

pinkelt, erzählen wir den Schwimmbadanfängern,<br />

werdesich dasWasser rotverfärben.<br />

Alles über Lichtschutzfaktor 8war lächerlich.<br />

Die Sommerferien dehnten sich wie Kaugummi<br />

und hatten nach sechs Wochen immer<br />

noch Geschmack. Vier Colakracher explodierten<br />

im Mund. Arschbombenalarm.<br />

Ein Freibad ist wie Menschenkino, alle<br />

Genres sind erlaubt. Doch mit den Jahren<br />

ändert sich die Rolle, man ist Zuschauer,<br />

nicht mehr Hauptdarsteller, man entdeckt<br />

das Nichtstun als Kulturtechnik. DerWasserkreislauf<br />

schließt sich, wenn die eigenen Kinder<br />

begreifen, dass Baden mehr sein kann als<br />

Körperpflege. Dass ins Becken mehr Spielzeug<br />

passt als in eine Wanne.<br />

Die Kinder von heute gehen freitags für<br />

den Umweltschutz auf die Straße,sind einerseits<br />

gegen Plastikmüll, andererseits schleppen<br />

sie am Wochenende aufblasbare Flamingos<br />

ins Schwimmbad, parken angeknabberte<br />

Plastikdonuts achtlos im Wasser wie<br />

Papa den SUV auf dem Fahrradweg.<br />

DasFreibad bietet viel mehr als Erholung<br />

und Unterhaltung, es ist ein demokratischer<br />

Ort. An den Kassenhäuschen gibt es keine<br />

Klassenunterschiede. Inden Umkleidekabinen<br />

haben alle ein Recht auf Föhn und Fußpilz.<br />

Alle Menschen sind gleich imWasser.Im<br />

Leitbild der <strong>Berliner</strong> Bäder-Betriebe steht<br />

zuerst: „Wir bieten ein wohnortnahes und<br />

abwechslungsreiches Angebot für die Bevölkerung<br />

in ihrer gesamten Vielfalt.“<br />

Handtuch gelegt an Decke,Schwimmflügel<br />

gefühlt auf Beinschlag wird man zum<br />

Zeugen von Tattootrends und Bräunungsgraden,<br />

Kritiker von Baucheinzugskünsten.<br />

Man kann leichte oder leichteste Bademode<br />

aus drei Jahrzehnten studieren, sich fragen,<br />

ob da einer noch schwimmt oder schon Erste<br />

Hilfe braucht. Man sieht Paare daran scheitern,<br />

Zärtlichkeiten auf ein Minimum zu reduzieren.<br />

Man spürt die Angst auf dem<br />

Zehnmeterturm, wenn dieWasseroberfläche<br />

auf die Größe einer Blauen Mauritius zusammenschrumpft.<br />

Und irgendwo steht immer<br />

ein Halbstarker an der Schwelle zur Vollidiotie.<br />

Weil er es muss, weil er es gerade im<br />

Schwimmbad am besten kann. DiePubertät<br />

ein feuchter Schrei nach Liebe.<br />

DIE RETTUNGSSCHWIMMERIN Das Sommerbad<br />

Wilmersdorf wurde 1956 auf dem<br />

Gelände eines abgerissenen Gaswerks angelegt.<br />

Das Wiesengrün ist satt, ein Ring aus<br />

Bäumen spendet Schatten, man kann hier<br />

die Großstadtseele an einem wolkenlosen<br />

Himmel baumeln lassen. In Eingangsbereich<br />

klebt ein ausgeschnittenes Zitat von<br />

Mark Twain:„Sommer ist die Zeit, das zu tun,<br />

wozu es im Winter zu kalt war.“ An diesem<br />

Vormittag ist der Herbst schon nah. BisEnde<br />

September dauerthier das Abbaden.<br />

Fünf Mädchen haben sich im Sitzkreis arrangiert,<br />

picken Weintrauben aus einer Tupperdose.Eine<br />

Frau baut eine Kopfklappliege<br />

auf, das Xaus Kondensstreifen über Berlin<br />

sieht nur so aus wie ein durchkreuzter Urlaubsplan.<br />

„Ich wäre lieber auf einer Insel“,<br />

sagt ein Mann. „Aber hier ist es auch schön.“<br />

VonPaul Linke<br />

Es gibt keine Studie, die<br />

mehr Migration mit<br />

mehr Gewalt in Verbindung<br />

bringt. Keinen<br />

Beweis für mehr Kriminalität<br />

in deutschen<br />

Schwimmbädern.<br />

Er liegt auf einem Sitzkissen eines Erdnusslockenherstellers,Schriftzug:<br />

„Lock dich aus.“<br />

Es gibt drei Becken, für große Schwimmer,<br />

kleine Plantscher, Springer vom Brett<br />

und Turm.Hier taucht ein Kopf auf, dorttauchen<br />

zwei unter, ein Kraulen und Kräuseln,<br />

Kinder lachen. Es riecht nach Sonnencreme,<br />

Chlor, Pommes, Gummischlangen kosten<br />

fünfzig Cent am Snackpoint. „Im Sommer<br />

machen wir immer Schaschlik“, erklärt ein<br />

Badegast einem anderen. „Mit Mayonnaise,<br />

Zitronensaft, so wirddas Fleisch zart.“<br />

Auch in diesem Sommer gab es meist nur<br />

negative Meldungen: „Schwimmbad evakuiert:<br />

Gefährliche Chemikalie bedroht Badegäste“<br />

(Nordrhein-Westfalen), „Wegen Kabelbrands:<br />

Rund 350 Menschen verlassen<br />

Schwimmbad“ (Rheinland-Pfalz), „Erneuter<br />

Einbruch in den Schwimmbadkiosk“ (Baden-Württemberg).<br />

Immer wieder gab es auch Schlagzeilen,<br />

die mit „Tatort Schwimmbad“ begannen<br />

und mit rassistischen Debatten endeten, wie<br />

nach den Vorfällen im Düsseldorfer Rheinbad<br />

Ende Juni. AfD-Bundessprecher Jörg<br />

Meuthen schrieb von „aggressiven Migranten“<br />

auf Facebook, „friedliche Badegäste“<br />

seien bedroht worden. DiePolizei stellte später<br />

fest: „nichts Strafrelevantes“.<br />

Doch Fakes verfingen mehr als Fakten.<br />

DieFolgen des Klimawandels im Schwimmbad:<br />

aus Spaß wurde Angst. Derrechtspopulistischen<br />

AfD ist es egal, dass es keine Untersuchung<br />

gibt, die mehr Migration mit mehr<br />

Gewalt in Verbindung bringt, dass Kriminalität<br />

in Schwimmbädern nicht zugenommen<br />

hat, wie eine Recherche der ARD ergab.<br />

Rettungsschwimmerin Barbara Stubbe,<br />

65, Lichtschutzfaktor 50, Sonnenbrille, kurz<br />

in Blau und Rot bekleidet, sagt am Beckenrand:„Wir<br />

wollen, dass auch mal positiv über<br />

Schwimmbäder berichtet wird.“ Sanierungsbedarf,<br />

Schließungen, Personalmangel,<br />

schon klar. Aber wann bitteschön stand<br />

schon mal in der <strong>Zeitung</strong>, dass eine Familie<br />

einfach mal nur einen glücklichen Tagim<br />

Schwimmbad verbracht hat?<br />

Stubbe hat die Aufsicht über das Kinderbecken<br />

in Wilmersdorf. Mit vierzehn wurde<br />

sie zum ersten Mal DDR-Meisterin im Rückenschwimmen,<br />

mit sechzehn gewann sie<br />

Staffelgold bei den Europameisterschaften<br />

in Barcelona, mit achtzehn hörte sie auf,<br />

studierte SportinLeipzig, wurde Schwimmtrainerin.<br />

Ihr Leben war immer nah am<br />

Wasser gebaut. „Man braucht Gefühl“, sagt<br />

sie, „man schwimmt nicht gegen das Wasser,das<br />

Wasser ist mein Freund.“<br />

DasSchwimmbad sei wie ein Familienbetrieb.<br />

Nette Kollegen, mit denen sie lachen<br />

kann, freundliche Gäste, mit denen es sich<br />

plaudern lässt. Stubbe korrigiert auch mal<br />

die Kraultechnik. Man schwimmt ja ruhiger<br />

als früher,achtet mehr auf eine stromlinienförmige<br />

Haltung, weniger auf die Kraft. Auf<br />

Freunde prügelt man nicht ein. Stubbe wird<br />

das alles vermissen, wenn sie bald in Rente<br />

geht. Es ist ihr letzter Sommer im Freibad.<br />

Es gab auch mal Probleme.Serben, Kroaten,<br />

arabische Großfamilien, deutsche Kleingeister.<br />

Studien beweisen, dass Hitze und<br />

nicht Herkunft mit Aggression zusammenhängt.<br />

Seit Jahren sei es ruhig, sagt Stubbe.<br />

„Die Leute haben verstanden, dass sie nicht<br />

alles machen können, dass sie nur Gäste hier<br />

sind.“ Sie haben trotzdem eine direkte<br />

Durchwahl in die nächste Polizeistation.<br />

Und ja, manchmal finden sie morgens leere<br />

Flaschen am Beckenrand. Es gibt keine Löcher,aber<br />

ein paar Schwachstellen im Zaun.<br />

Was Stubbe wirklich Sorgen macht: „Es<br />

gibt zu viele Kinder, die nicht schwimmen<br />

können.“ Sieahnt die nächste Frage.Nein, in<br />

über zwanzig Jahren sei nichts passiert, nur<br />

ein paar aufgeschürfte Knie.Aber das ist eher<br />

keine Meldung wert. Auch nicht, dass ein<br />

Schwimmbadbesuch nicht gefährlicher sein<br />

muss als ein Spaziergang im Park,dasWarten<br />

auf den Bus. Unterschied: Da kommt keiner<br />

angerannt, wenn das Herz mal stehenbleibt.<br />

DIE SCHWIMMAKTIVISTIN Bianca Tchinda<br />

lernte das Schwimmen im Fluss, als sie vier<br />

Jahrealt war.Dumusst schneller sein als die<br />

Fische, sagte ihr Vater. Sie war zumindest<br />

schneller als andereKinder,nahm in Niedersachsen<br />

an Meisterschaften teil. Mit vierzehn<br />

hatte sie aber andere Pläne, nicht die<br />

Disziplin, die es braucht, um Leistungssportlerin<br />

zu werden. Beharrlich ist sie aber<br />

schon, man nennt sie Schwimmaktivistin.<br />

Tchinda, 55, trägt ein Kopftuch aus modischen<br />

Gründen, wir sitzen auf Holzbänken.<br />

Die ersten Frühschwimmer kommen um<br />

kurznach zehn ins Sommerbad Mariendorf,<br />

einem„Paradies der Großstadt“, wie Tchinda<br />

sagt. Gleich wird sie eine Badekappe aufsetzen.<br />

Mindestens zwölf Kilometer schwimmt<br />

sie pro Woche, sie zählt Kacheln, bevor die<br />

nächste Wende kommt. „Schwimmen“, sagt<br />

sie,„ist eine Lebenseinstellung.“<br />

Tchinda hat den Verband der <strong>Berliner</strong> Bäderbesucher<br />

gegründet, der sich für die Bedürfnisse<br />

der nicht im Verein organisierten<br />

Schwimmer einsetzt. Es geht um jede freie<br />

Bahn, um defekte Drehkreuze oder veränderte<br />

Schließzeiten. Tchinda bloggt und<br />

twittert, sie geht in Archive, sucht, findet im<br />

Tempelhofer Pohlezettel den Preis für eine<br />

Einzelkarte: Mariendorf 1955, 40 Pfennige –<br />

heute 5,50 Euro. ImLeitbild der <strong>Berliner</strong> Bäder-Betriebe<br />

steht zuletzt: „Wir sind ein Unternehmen<br />

der Daseinsvorsorge.Wirtschaftlichkeit<br />

und Kostenbewusstsein sind für uns<br />

Richtschnur unserer Auftragserfüllung.“<br />

Richtig aktiv wurde Tchinda, nachdem<br />

die Bäder-Betriebe eine ihrer Anfragen mit<br />

einer Lüge beantwortet hatten. Das ärgerte<br />

sie.Und der Ärger trieb sie an. „InBerlin gibt<br />

es tausend Gründe, etwas nicht zu machen,<br />

statt die Gründe aus dem Wegzuschaffen<br />

und einfach mal anzufangen.“ Aus dem Interessenverband<br />

soll ein Förderverein werden,<br />

der Bäder stundenweise oder komplett<br />

übernehmen könnte.<br />

Die Menschen, so sieht Tchinda das, sollen<br />

sich mehr identifizieren mit ihren Kiezbädern,<br />

sollen selbst anpacken, wenn einer<br />

Wand die Farbe fehlt oder einer Grünanlage<br />

das Wasser. Sie sollen teilhaben an der Gestaltung<br />

dieser demokratischen Orte, zumal<br />

in einer Stadt wie Berlin, wo das Wetteifern<br />

zweier Systeme die größte Badelandschaft<br />

Europas entstehen ließ. Die gute Nachricht<br />

ist: Dernächste Sommer kommt bestimmt.<br />

Dann kann man in der Stadt bleiben,<br />

muss keine Angst haben voreinem Tagesurlaub<br />

im Schwimmbad. Man darf auch mal<br />

seitlich ins Becken einspringen, wenn der<br />

Bademeister nicht hinschaut. Aber nach<br />

zwei Portionen Pommes sollte man besser<br />

nicht ins Wasser gehen. Nicht mal außerhalb<br />

der gesetzlichen Öffnungszeiten.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

EKD kauft Schiff für Rettung<br />

im Mittelmeer<br />

DieEvangelische Kirche in Deutschland<br />

will ein eigenes Schiff zur Seenotrettung<br />

vonFlüchtlingen ins Mittelmeer<br />

schicken. DerRat der EKD<br />

habe beschlossen, eine entsprechende<br />

Resolution des Kirchentages<br />

umzusetzen, sagte der Ratsvorsitzende<br />

Heinrich Bedford-Strohm am<br />

Donnerstag in Berlin.„Es ist mehr als<br />

Symbolik, es geht um exemplarisches<br />

Handeln. Es werden ganz konkret<br />

Menschen gerettet“, betonte er.<br />

DerRat wisse,dass es auch in der<br />

Kirche Menschen gebe,die eine solche<br />

Aktion kritisch sehen. DieEKD<br />

werdedas Rettungsschiff nicht selbst<br />

kaufen und betreiben. Dies solle<br />

über einen Trägerverein „in einem<br />

breiten gesellschaftlichen Bündnis“<br />

geschehen. (dpa)<br />

Altersarmut steigt sogar bei<br />

guter Konjunktur<br />

Selbst bei weiter guter Konjunktur<br />

könnte das Armutsrisiko im Alter in<br />

den kommenden 20 Jahren spürbar<br />

steigen. DerAnteil davon bedrohter<br />

Rentner könnte bis 2039 vonaktuell<br />

16,8 Prozent auf 21,6 Prozent wachsen,<br />

wie Berechnungen des Deutschen<br />

Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

in Berlin ergaben, die die<br />

Bertelsmann-Stiftung am Donnerstag<br />

vorlegte.StarkimFokus seien<br />

Menschen mit längerer Arbeitslosigkeit,<br />

Alleinstehende und Geringqualifizierte.<br />

(dpa)<br />

Grüne wollen Verzicht auf<br />

gasgefüllte Luftballons<br />

Und steigt und steigt: Gasballons sind mit<br />

Helium oder mit Wasserstoff gefüllt. DPA<br />

DieGrünen in Niedersachsen befürworten<br />

einen Verzicht auf das<br />

Steigenlassen gasgefüllter Luftballons.Die<br />

Landes-Parteichefin Anne<br />

Kura stellte aber klar,dass sie kein<br />

grundsätzliches Verbot verlangt.<br />

„Wir fordernkein generelles Luftballonverbot.<br />

Luftballons auf Kindergeburtstagen<br />

im Wohnzimmer sind<br />

völlig okay und machen Spaß“, sagte<br />

Kura am Donnerstag in Hannover.<br />

„Mir geht es tatsächlich darum, dass,<br />

wenn man gasgefüllte Luftballons<br />

steigen lässt, die auf jeden Fall in der<br />

Natur landen und dann vonVögeln<br />

gefressen werden, die daran qualvoll<br />

verenden“, so Kura. (dpa)<br />

Bei No-Deal-Brexit drohen<br />

Lieferengpässe und Unruhen<br />

AufDruck des Parlaments hat die<br />

britische Regierung ein internes Papier<br />

für den Fall eines ungeregelten<br />

Brexits veröffentlicht. Das„Yellowhammer“-Dokument<br />

war bereits im<br />

August an die Presse durchgesickert<br />

und enthält Prognosen darüber,was<br />

bei einem EU-Austritt ohne Abkommen<br />

passieren dürfte.Indem Dokument<br />

wirdunter anderem vorProtesten<br />

und Störungen der öffentlichen<br />

Ordnung gewarnt. Außerdem<br />

dürfte es aufgrund tagelangerWartezeiten<br />

für Lastwagen am Ärmelkanal<br />

zu Lieferengpässen bei Medikamenten<br />

kommen. Urlauber müssten sich<br />

auf Flughäfen, bei Fahrten mit Fährenund<br />

bei Nutzung des Eurotunnels<br />

den Prognosen zufolge in Geduld<br />

üben. DerTitel des Dokuments<br />

wurde verändert–von„Basis-Szenario“<br />

im August in „Planung für den<br />

schlimmsten Fall“. (dpa)<br />

„Zeigen, dass wir handlungsfähig sind“<br />

Justizministerin Christine Lambrecht über Hass im Netz, Zwangsprostitution und schnellere Gerichtsverfahren<br />

Die neue Bundesjustizministerin<br />

Christine Lambrecht<br />

(SPD) legt ein hohes<br />

Tempo vor. „Mir ist wichtig,<br />

dass wir vorankommen“, sagt sie.<br />

Frau Lambrecht, Teile der Union und<br />

Teile Ihrer Partei wollen mit Blick auf<br />

Prostitution das nordische Modell<br />

einführen. Demnach machen sich<br />

Freier strafbar, aber nicht die Prostituierten.<br />

Machen Siemit?<br />

Wirhaben über Prostitution schon<br />

mehrere Male beraten, auch im Zusammenhang<br />

mit dem Thema Menschenhandel.<br />

Undwir haben uns dafür<br />

entschieden, die rechtliche Stellung<br />

von Prostituierten zu verbessern,<br />

damit sie leichter aus ihrer<br />

Situation herauskommen können.<br />

Wir haben uns auch bewusst entschieden,<br />

die Strafbarkeit auf den Bereich<br />

der Zwangsprostitution zu beschränken.<br />

Denn auch eine umfassende<br />

Strafbarkeit führt nicht dazu,<br />

dass es keine Prostitution mehr gibt.<br />

Sondern sie führt dazu, dass das<br />

Ganzeindunkle Ecken verlagertwird<br />

–dahin, wo wir es gar nicht mehr kontrollieren<br />

können. Genau das wollen<br />

wir nicht. Deshalb sehe ich den Vorschlag,<br />

das nordische Modell einzuführen,<br />

sehr skeptisch.<br />

Hat die rechtliche Besserstellung von<br />

Prostituierten durch die rot-grüne<br />

Koalition 2001 denn Fortschritte gebracht?<br />

Da, woFreier erkennen müssen,<br />

dass sie es mit Zwangsprostituierten<br />

zu tun haben, müssen sie heute<br />

schon mit Strafen rechnen. Das<br />

scheint mir neben der rechtlichen<br />

Besserstellung der richtige Weg zu<br />

sein.<br />

Ein anderes schwieriges Feld ist der<br />

Kampf gegen Hass im Netz. Siehaben<br />

Gesetzesverschärfungen in Aussicht<br />

gestellt. Reicht das Netzwerkdurchsetzungsgesetz<br />

Ihres Vorvorgängers<br />

Heiko Maas nicht aus?<br />

Es war unglaublich wichtig, dass<br />

dieses Gesetz kam und deutlich<br />

wurde, dass das Netz kein rechtsfreier<br />

Raum ist. Das war auch ein<br />

hartes Stück Arbeit. Deshalb kann<br />

ich nur sagen: Respekt vor Heiko<br />

Maas. Nichtsdestotrotz müssen wir<br />

uns anschauen, ob und wo es Nachjustierungsbedarfgibt.<br />

Manche Meldewege<br />

scheinen zum Beispiel für<br />

Nutzerinnen und Nutzer zu kompliziertzusein.<br />

Das Bundeskriminalamt wünscht,<br />

dass Facebook, Twitter oder andere<br />

Betreiber strafbare Inhalte ans BKA<br />

weiterleiten. Istdas machbar?<br />

Es gibt in mehreren Bundesländern<br />

bereits Staatsanwaltschaften,<br />

die im Schwerpunkt solchen Verstößen<br />

nachgehen. Diesind sehr erfolgreich<br />

bei der Verfolgung von Hass<br />

und HetzeimNetz. Diesen Wegsollten<br />

wir weiter beschreiten und hier<br />

für eine gute Ausstattung sorgen. Ich<br />

glaube,das ist sachgerechter.<br />

Wiestehen Siezueiner immer wieder<br />

diskutierten Klarnamenpflicht?<br />

Eine Klarnamenpflicht im Netz<br />

halte ich nicht für richtig – allein<br />

schon, weil man gar nicht weiß, ob<br />

der Name,der da genannt wird, echt<br />

ist. Ich kann mich auch „Heinz Müller“<br />

nennen und heiße gar nicht<br />

ZUR PERSON<br />

IMAGO IMAGES/THOMAS IMO<br />

Christine Lambrecht, 54, wurde in Mannheim geboren. Sie studierte Rechtswissenschaften<br />

und arbeitete als selbstständigeRechtsanwältin. 1982 trat sie in die SPD ein. Dem Bundestag<br />

gehörtsie seit 1998 an. Lambrecht war stellvertretende Vizevorsitzende und Parlamentarische<br />

Geschäftsführerin der Fraktion. Sie gehörtder Parlamentarischen Linken der Fraktion an.<br />

Im Juni wurde Christine Lambrecht Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutzals<br />

Nachfolgerin vonKatarina Barley. Zuvor war sie Staatssekretärin im Finanzministerium.<br />

Heinz Müller.Eskann auch mehrere<br />

Heinz Müllers geben. Da hilft der<br />

Klarname also nicht weiter. Esgeht<br />

im Kern vielmehr darum, dass wir im<br />

Netz ermitteln können, wer daeigentlich<br />

unterwegs ist. Und dabei<br />

spielt eine wichtige Rolle, dass man<br />

die IP-Adresse feststellen kann.<br />

Aber sollte nicht grundsätzlich jeder<br />

mit vollem Namen zu seinen Überzeugungen<br />

stehen?<br />

Es ist im Internet üblich, mit<br />

„Nicknames“ aufzutreten. Dafür<br />

kann es ganz verschiedene Gründe<br />

geben. Daswill ich nicht infrage stellen.<br />

Maßgeblich ist, dass man bei<br />

Verstößen ermitteln kann.<br />

Horst Seehofer hat Sie beim Herbstempfang<br />

der Sicherheitsbehörden mit<br />

der Bemerkung begrüßt, dass er Siefür<br />

jedes Gesetz brauche. Hat Ihnen das<br />

geschmeichelt?<br />

Das war eine realistische Einschätzung.<br />

Es freut mich, dass er das<br />

zur Kenntnis genommen hat und wir<br />

auf dieser Grundlage miteinander<br />

beraten.<br />

Er braucht Sie unter anderem für ein<br />

neuesVerfassungsschutzgesetz, das die<br />

Überwachung vonMessengerdiensten<br />

wie WhatsApp und Online-Durchsuchungen<br />

vorsieht. Billigen Siedas?<br />

Das sind zum Teil nachvollziehbare<br />

Anliegen. Darüber muss man<br />

reden. Je tiefer der Eingriff, desto<br />

größer sind aber die rechtlichen Anforderungen.<br />

Es geht um das Notwendige<br />

und nicht um einen bunten<br />

Strauß, was alles infrage käme. Und<br />

es geht um die Verhältnismäßigkeit.<br />

Nicht alles, was möglich erscheint,<br />

muss auch umgesetzt werden.<br />

Seehofer und die Chefs der Sicherheitsbehörden<br />

sagen, im Grunde gehe es<br />

nur um die Anpassung des Rechts an<br />

die neuen technischen Möglichkeiten.<br />

Dassehe ich anders.Die Strafverfolgungsbehörden<br />

dürfen schon<br />

jetzt Online-Durchsuchungen<br />

durchführen und Messengerdienste<br />

überwachen, wenn es um konkrete<br />

Straftaten geht. Aber beim Bundesamt<br />

für Verfassungsschutz geht es ja<br />

um vorbeugende Maßnahmen und<br />

nicht um Kriminalitätsverfolgung<br />

oder Gefahrenabwehr. Und da hat<br />

das Bundesverfassungsgericht ganz<br />

klare rechtliche Grenzen gesetzt.<br />

Deshalb werden wir uns das mit<br />

Blick auf die Nachrichtendienste<br />

ganz besonders gründlich ansehen.<br />

Ihr Haus arbeitet an einer Reform der<br />

Strafprozessordnung. Dabei geht es<br />

vorallem um die Beschleunigung von<br />

Verfahren. Haben Sie auch den Eindruck,<br />

dass die Bürger den Rechtsstaat<br />

nicht mehr so richtig verstehen?<br />

Viele Bürger können zum Beispiel<br />

nicht nachvollziehen, dass man<br />

durch ständig gleichlautende Beweisanträge<br />

Gerichtsverfahren in<br />

die Länge ziehen kann. Das gleiche<br />

gilt für Besetzungsrügen und Befangenheitsanträge,<br />

sodass im Zweifel<br />

wieder komplett neu geladen werden<br />

muss. Wir wollen Verfahren beschleunigen,<br />

ohne Verfahrensrechte<br />

in der Substanz einzuschränken. Damit<br />

zeigen wir auch, dass wir als<br />

Rechtsstaat handlungsfähig sind.<br />

DasGespräch führte Markus Decker.<br />

Schröder wirbt für neues Verhältnis zu Russland<br />

Der Altkanzler sieht ein Vakuum in der deutschen Außenpolitik und fürchtet, dass eine riesige Chance verpasst wird<br />

VonMatthias Koch<br />

Gerhard Schröder wurde dieser<br />

Tage gefragt, ob er nicht bei einer<br />

der 23 gerade laufenden Regionalkonferenzen<br />

der SPD vorbeischauen<br />

wolle. „Auf keinen Fall“,<br />

sagt der Altkanzler. „Am Ende wählen<br />

die mich noch zum Vorsitzenden.“<br />

Lachend erhebt Schröder das<br />

Glas und prostet in die Runde.<br />

Szenen wie diese gab es zuletzt in<br />

Hannover, bei einem Treffen von<br />

Managern, Investoren und Diplomaten<br />

aus Deutschland und Russland.<br />

„Umwelt und nachhaltiges<br />

Wirtschaften“ hieß das Thema.<br />

Überschattet wurde das deutschrussische<br />

Treffen von den politischen<br />

Spannungen.<br />

Gerhard Schröder wirbt seit langem<br />

für bessere Beziehungen. Stets<br />

konterten seine Kritiker mit dem<br />

Vorwurf, sein milder Blick auf Russlands<br />

aggressiven Kurs in der<br />

Ukraine und in Syrien habe damit zu<br />

tun, dass Schröder durch seinen Aufsichtsratsvorsitz<br />

beim<br />

Konzern Rosneft letztlich<br />

selbst zu einem Vertreter<br />

russischer Interessen geworden<br />

sei.<br />

Macron macht es vor<br />

Schröders jüngste Rede in<br />

Hannover indessen wirkte<br />

anders, authentischer, engagierter<br />

als bisher. Hier<br />

sprach ein früherer Kanzler,<br />

den es sichtlich quält, dass die<br />

heutige Bundesregierung, wie er<br />

meint, derzeit mit Blick auf Russland<br />

eine riesige Chance verpasst.<br />

Gerade sei die Welt Zeuge eines<br />

Gerhard Schröder<br />

ersten Gefangenenaustausches zwischen<br />

der Ukraine und Russland geworden.<br />

Endlich komme Bewegung<br />

in die Dinge, nun sei auch noch viel<br />

mehr möglich.<br />

DPA<br />

Frankreichs Präsident<br />

Emmanuel Macron, sagt<br />

Schröder, arbeite bereits<br />

an einer Neuausrichtung<br />

der Beziehungen zu Russland.<br />

Ziel müsse es in der<br />

Tatsein, einen gemeinsamen<br />

Raum des Wirtschaftens<br />

und der Sicherheit zu<br />

schaffen, von Lissabon bis<br />

Wladiwostok. Als möglichen<br />

Weg, gar als „Vision“,<br />

sieht Schröder eine Assoziation zwischen<br />

EU und Russischer Föderation.<br />

Europa müsse aktiv werden, und<br />

zwar jetzt, nicht irgendwann. Die<br />

von den USA und von China gestellten<br />

globalen Machtfragen verdienten<br />

eine Antwort. Noch sei über<br />

Russlands Wegindie Zukunft nicht<br />

entschieden. Russland habe auch Alternativen<br />

zu Europa –inAsien.<br />

BeiSchröder gesellt sich Unbehagen<br />

über Berlin zu seinem Lob für<br />

Macron: „Ich frage mich: Warum gerade<br />

er? Warum nicht wir? Wir sind<br />

doch näher dran.“ Frankreich zeige<br />

derzeit in der Russlandpolitik „eine<br />

Führungsqualität, die ich in<br />

Deutschland vermisse“.<br />

Schröder deutete auch auf die<br />

doppelte Ursache des außenpolitischen<br />

Stillstands in Berlin: „Bei den<br />

einen ist unklar, wer der nächste<br />

Kanzler werden soll oder die nächste<br />

Kanzlerin. Bei den anderen ist noch<br />

nicht mal sicher, wer künftig ihre<br />

Partei führen soll.“<br />

Facebook<br />

sperrt Account<br />

von Netanjahu<br />

Sanktion für antiarabischen<br />

Hass-Kommentar<br />

VonAnja Reich, TelAviv<br />

Benjamin Netanjahu fürchtet um seine<br />

Wiederwahl am Dienstag. IMAGO-IMAGES.DE<br />

Fünf Tage vorden Wahlen in Israel<br />

muss sich Premierminister Benjamin<br />

Netanjahu Hass-Vorwürfe gefallen<br />

lassen, und das ausgerechnet<br />

von seinem Lieblingsmedium Facebook.<br />

Grund ist eine Nachricht, die<br />

von seinem Facebook-Konto verschickt<br />

wurde. Darin heißt es, dass<br />

die Araber „uns alle vernichten wollen<br />

–Frauen, Kinder und Männer“.<br />

DieReaktionen ließen nicht lange<br />

auf sich warten: Ahmad Tibi von der<br />

„Arabischen Liste“, einem Zusammenschluss<br />

arabischer Parteien,<br />

sagte, Netanjahus Post sei Teil einer<br />

organisierten Kampagne gegen<br />

seine Partei. Jediot Ahronot, die<br />

größte Tageszeitung, kommentierte:<br />

„Netanjahu hatte noch nie eine besonders<br />

gute Beziehung zur arabischen<br />

Bevölkerung in Israel, aber<br />

jetzt hat sie wohl ihren Tiefpunkt erreicht.“<br />

Facebook sperrte die Nachrichten-Funktion<br />

von Netanjahus<br />

Account für 24 Stunden und kündigte<br />

an, bei weiteren Verstößen zusätzliche<br />

Maßnahmen zu ergreifen.<br />

Netanjahu bestritt, die Nachricht<br />

selbst verfasst und verschickt zu haben.<br />

In einem Interview schob er die<br />

Schuld auf den „Fehler eines Junior-<br />

Mitarbeiters“. Er würde so etwas nie<br />

tun, sagte er.„Ich bin ein ernsthafter<br />

Mensch. Ich habe Freunde in arabischen<br />

Ländern.Wassoll der Unsinn?“<br />

Die Nachricht, die inzwischen gelöscht<br />

wurde, passt allerdings zu anderen<br />

antiarabischen Wahlkampfaktionen<br />

des Premierministers,der sich<br />

als Chef der Likud-Partei am kommenden<br />

Dienstag erneut zur Wahl<br />

stellen wird. Anfang dieser Woche<br />

versuchte er erfolglos, ein Gesetz zu<br />

verabschieden, das Kameras in den<br />

Wahlkabinen erlaubt und wohl vorallem<br />

die arabische Bevölkerung einschüchtern<br />

sollte. Vor zwei Tagen<br />

kündigte er an, im Falle eines Wahlsiegs<br />

das Jordantal in den palästinensischen<br />

Gebieten annektieren zu wollen,<br />

und rief damit weltweiten Protest<br />

hervor. Auf seiner Facebook-Seite<br />

und bei Wahlkampfauftritten lässt er<br />

keine Gelegenheit aus,vor einer „linken,<br />

arabischen Regierung“ zu warnen,<br />

noch nie,verkündet er,sei diese<br />

so wahrscheinlich wie jetzt gewesen.<br />

„Die Linken“, das ist für Netanjahu<br />

das Blau-Weiß-Bündnis von Ex-General<br />

Benny Gantz, der alles andere<br />

als eine linke Politik vertritt und im<br />

Wahlkampf mit einem Video für sich<br />

warb, auf dem zu sehen ist, wie der<br />

Gazastreifen bombardiertwird. Auch<br />

Avigdor Lieberman, seinen ultrarechten<br />

Widersacher von der Partei Israel<br />

Beitenu, bezeichnet Netanjahu gerne<br />

als „Linken“ und unterstellt ihm einen<br />

Schulterschluss mit den „Arabern“.<br />

Offensichtlich hofft er,mit diesen<br />

Sprüchen, rechte Wähler auf<br />

seine Seite zu ziehen und so weiter an<br />

seiner Macht festhalten zu können.<br />

Netanjahu droht im Oktober eine<br />

Korruptionsanklage. Falls er am<br />

Dienstag gewinnt, will er in der<br />

Knesset ein Immunitätsgesetz<br />

durchsetzen, das ihn vor Strafverfolgung<br />

schützen soll. In Umfragen<br />

liegt seine Partei, Likud, mit 31,5 Sitzenknapp<br />

hinter Gantz.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 5<br />

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Politik<br />

Ganz oben auf das Blatt Papier<br />

hat jemand ein rotes<br />

Herz gemalt. „Wir schließen<br />

am Sonntag.Wirwerden<br />

euch alle vermissen“, steht darunter.<br />

Der Zettel hängt an der Tür<br />

von Nese’s Country Café. Ende Juli<br />

gab es hier zum letzten Mal Spiegeleier<br />

mit Corned Beef und Fleischwurst-Sandwiches.Seither<br />

ist der Diner<br />

an der Salt Springs Road geschlossen<br />

und der große Parkplatz<br />

vor dem schlichten Backsteinbau<br />

verwaist.<br />

„Die haben früher guten Umsatz<br />

gemacht“, sagt Arno Hill: „Aber ohne<br />

Laufkundschaft geht es einfach<br />

nicht.“ Derrepublikanische Politiker<br />

weiß, wovonerspricht: Er ist Bürgermeister<br />

von Lordstown, einem<br />

3000-Seelen-DorfimNordosten des<br />

Bundesstaats Ohio, und sein Büro<br />

liegt schräg gegenüber des verlassenen<br />

Restaurants.InkurzerHose und<br />

Sandalen empfängt Hill den Besucher.<br />

Der 66-Jährige mit schütterem<br />

Haar und Knollennase ist ein Lokalpolitiker<br />

der alten Schule. Seine E-<br />

Mails checkt er nur alle zwei Tage,<br />

aber seine Gemeinde hat er stets im<br />

Blick –und die Ausfallstraße nach<br />

Youngstown hinter seinem Fenster.<br />

„Kein Verkehr mehr“, antwortet Hill<br />

knapp auf die Frage,was sich verändert<br />

hat, seit General Motors sein<br />

Werk dichtgemacht hat.<br />

Der Todesstoß nach mehr als 50<br />

Jahren kam am 6. März. Die Stilllegung<br />

der größten Autofabrik der USA<br />

war nicht der erste Schlag für die Region.<br />

Keine 20 Minuten fährt man<br />

von Lordstown ins benachbarte<br />

Youngstown, die größte Stadt im Mahoning<br />

Valley. Einst schlug hier das<br />

industrielle Herz Amerikas.Die boomende<br />

Kohle- und Stahlindustrie<br />

lockte im 19. Jahrhundert so viele<br />

Einwanderer aus Europa an, dass es<br />

zeitweise sogar eine deutschsprachige<br />

Tageszeitung gab. Nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg hatte Youngstown<br />

170 000 Einwohner. Doch von der<br />

Schließung der Hochöfen Ende der<br />

1970er-Jahre hat sich der Ort, dem<br />

Bruce Springsteen eine bittereElegie<br />

widmete, nie mehr erholt. Inzwischen<br />

ist er auf rund ein Drittel seiner<br />

einstigen Größe geschrumpft.<br />

Kaum irgendwo hat der Rost den<br />

amerikanischen Traum so angefressen<br />

wie hier.<br />

Versetzung, Rente oder Entlassung<br />

Rostiges Herz<br />

„Verkauft eure Häuser nicht. Wirholen die Jobs zurück!“,<br />

versprach US-Präsident Donald Trumpden Bewohnern<br />

der Industrieregion um Youngstown.<br />

Dann schlossen das Autowerk, das Krankenhaus<br />

und die <strong>Zeitung</strong>. Ein Ortsbesuch<br />

VonKarlDoemens, Youngstown<br />

„Rettet die Jobs hier“, forderndie Beschäftigten des GM-Werks in Lordstown noch am Tagder Schließung.<br />

Immerhin gab es General Motors<br />

(GM), das 2010 vor den Toren der<br />

Stadt mit der Fertigung des Mittelklassemodells<br />

Chevrolet Cruze begann.<br />

Drei Schichten mit 4500 Menschen<br />

schafften rund um die Uhr.<br />

Die Hoffnung auf eine Renaissance<br />

der industriellen Vergangenheit<br />

keimte auf. Dann kam Donald<br />

Trump. Erversprach, Amerika wieder<br />

groß zu machen. Die Stimmen<br />

der „Blue-Collar-Worker“ verhalfen<br />

ihm zur Präsidentschaft. Im traditionell<br />

urdemokratischen Wahlbezirk<br />

rund um das Autowerk legte der Republikaner<br />

gewaltige 13 Prozentpunkte<br />

zu und triumphierte mit 51,1<br />

Prozent der Stimmen. „Lass mich<br />

Euch etwas sagen“, rief der Präsident<br />

bei einer Kundgebung im Sommer<br />

2017 den 7000 jubelnden Anhängern<br />

in Youngstown zu: „Verkauft<br />

eure Häuser nicht! Macht das nicht!<br />

Die werden im Wert steigen. Wir holen<br />

die Jobs zurück!“<br />

Es kam anders. Erst stoppte General<br />

Motors die Produktion. Dann<br />

machten die Zulieferer dicht. Dann<br />

ein großes Krankenhaus.Inzwischen<br />

droht Youngstown die staatliche Finanz-Zwangsaufsicht.<br />

Ende August<br />

folgte der vorerst letzte,hochsymbolische<br />

Akt des Trauerspiels: Nach 150<br />

Jahren wurde die Lokalzeitung The<br />

Vindicator eingestellt. Das Verlagsgebäude<br />

mit der erst kürzlich angeschafften<br />

neuen Druckmaschine<br />

mitten in der Innenstadt steht zum<br />

Verkauf. „Sale“ steht auch in dem<br />

Herrenbekleidungsgeschäft um die<br />

Ecke. Doch nicht die altmodischen<br />

Anzüge im Schaufenster sind reduziert.<br />

DasganzeGeschäft wirdpreisgeboten.<br />

„Trump ist ein Betrüger, ein<br />

Hochstapler, ein Bauernfänger“,<br />

wettertBill Adams.DerVize-Chef der<br />

örtlichen Autogewerkschaft UAW<br />

1112 ist auf den Präsidenten nicht<br />

gut zu sprechen. Doch noch empörter<br />

ist er über seinen ehemaligen Arbeitgeber<br />

General Motors: „Wir sind<br />

für die nur eine Nummer. Entweder<br />

du lässt dich versetzen, du gehst in<br />

Ruhestand oder du stirbst.“ Im Gewerkschaftshaus<br />

unweit der einstigen<br />

Autofabrik hält der Mann mit<br />

dem weißen Kinnbärtchen mit zwei<br />

Kolleginnen einsam die Stellung.<br />

„Lordstown – Heimat des Cruze“<br />

steht in großen Lettern noch an der<br />

Geisterfabrik. Auf dem leeren Parkplatz<br />

sprießt das Unkraut durch den<br />

brüchigen Bodenbelag. Viel zu tun<br />

hat Adams gerade nicht. Zuletzt waren<br />

1500 Arbeiter bei GM beschäftigt<br />

gewesen. Jeder hat ein Versetzungsangebot<br />

erhalten. Rund zwei<br />

Drittel sind inzwischen der Arbeit<br />

nach Kentucky in Tennessee oder gar<br />

ins 2000 Kilometer entfernteWerk in<br />

Texas gefolgt, dem Rest wurde gekündigt.<br />

Adams selbst hatte nach 32 Jahrengenug<br />

und ging in Frührente.Für<br />

seinen jüngeren Bruder war das<br />

keine Option. Derpendelt nun jeden<br />

Sonntag viereinhalb Stunden nach<br />

Michigan und jeden Freitag dieselbe<br />

Strecke zu seiner Familie zurück.Wer<br />

sich das nicht antun wollte und hier<br />

geblieben ist, muss den Gürtel enger<br />

schnallen. Zwar haben einige Ex-<br />

Kollegen in einem Logistikzentrum<br />

und bei einer Aluminiumfabrik neue<br />

Jobs gefunden. Doch werden dort<br />

nicht 30 Dollar Stundenlohn gezahlt<br />

wie bei GM, sondern18oder 20, und<br />

es gibt weder Krankenversicherung<br />

noch Betriebsrente.<br />

„Es ist ein<br />

Absturz“, urteilt<br />

Adams: „Es wird nie<br />

mehr so sein, wie es<br />

war.“<br />

Das sieht James<br />

Dignan ähnlich, obwohl<br />

der Chef der regionalen<br />

Handelskammer<br />

eigentlich dafür<br />

bezahlt wird, Optimismus<br />

zu verbreiten.<br />

Doch der gebürtige<br />

Kalifornier hat vonseinem<br />

Büroim16. Stock<br />

eines der drei Hochhäuser im Zentrum<br />

Youngstowns einen freien Blick<br />

ins Mahoning-Tal. „Wir werden älter,<br />

wir werden ärmer und wir schrump-<br />

OHIO<br />

Youngstown<br />

BLZ/GALANTY<br />

fen“, fasst er die Probleme<br />

der Region<br />

zusammen: „Diese<br />

Dynamik müssen<br />

wir brechen.“<br />

Für Trumps Industrie-Romantik<br />

hat der einstige Air-<br />

Force-Pilot, der im<br />

Laufe seiner früheren<br />

Militär-Laufbahn<br />

viel von der<br />

Welt gesehen hat,<br />

wenig übrig. „Die<br />

Tage des mächtigen<br />

industriellen Komplexes<br />

sind vorbei“,<br />

glaubt er:„Diealten Stahlwerke werden<br />

nicht wieder öffnen. Wir wollen<br />

etwas neues, die nächste Generation.“<br />

Und während der Lobbyist<br />

Bill Adams von der Autogewerkschaft.<br />

Für ihn ist Trump<br />

ein Betrüger.<br />

KARL DOEMENS<br />

GETTY IMAGES/JEFF SWENSEN<br />

über die notwendige Bündelung<br />

kommunaler Einrichtungen, den<br />

Boom im Logistik-Gewerbe und die<br />

Chancen vonSpezialstahlherstellern<br />

redet, gewinnt man einen Eindruck<br />

davon, dass sich diese Region trotz<br />

aller Rückschläge nicht einfach ihremSchicksal<br />

ergeben will.<br />

Tatsächlich gab es zuletzt kleine<br />

Hoffnungsschimmer.ImMahoning-<br />

Fluss, der durch die Kühlung der<br />

Hochöfen in den 1970er-Jahren<br />

selbst im tiefsten Winter auf 43 Grad<br />

Celsius erhitzt wurde, schwimmen<br />

erste Fische. Inder Innenstadt von<br />

Youngstown wurden Blumenbeete<br />

angelegt. Eine Freiluftbühne hat eröffnet.<br />

Und imhundert Jahre alten<br />

Stambaugh-Gebäude mit seiner<br />

stolzen Terrakotta-Fassade ist ein<br />

schickes Hotel entstanden – mit<br />

Hilfe kräftiger Steuersubventionen.<br />

Die Fenster der beiden Ladenlokale<br />

im Erdgeschoss freilich sind verhangen:<br />

Seit 14 Monaten sucht der Hilton-Konzern<br />

vergeblich nach Mietern.<br />

„Es wirdschwieriger.Aber wir haben<br />

Erfahrung mit dem Kämpfen“,<br />

sagt Todd Franko, der ehemalige<br />

Chefredakteur des Vindicator. Der<br />

52-Jährige weiß, wovon er spricht:<br />

Vorwenigen Tagen ist seine <strong>Zeitung</strong><br />

eingestellt worden. Die Konkurrenz<br />

des Internets,die durch den Wegzug<br />

vieler Einwohner dramatisch<br />

schrumpfende Leserschaft, der von<br />

der Schließung des örtlichen Kaufhauses<br />

Sears beschleunigte Einbruch<br />

des Anzeigengeschäfts –bei<br />

dem Lokalblatt haben sich die spezifischen<br />

Probleme der Region und die<br />

allgemeinen der Branche potenziert.<br />

Mit einer kleinen Mannschaft und<br />

zuletzt noch 30 000 Exemplaren Auflage<br />

hatte der Vindicator manchen<br />

lokalen Korruptionsskandal aufgedeckt.<br />

Der Wächter ist verstummt.<br />

„Es bleibt ein Loch zurück“, sagt<br />

Franko nüchtern. Aber er hat keinen<br />

Sinn für Sentimentalitäten: „Wir<br />

können uns beklagen oder wir können<br />

was Neuesmachen.“<br />

Nichtnur Franko will der Krise die<br />

Stirn bieten. „Wenn deine <strong>Zeitung</strong><br />

dichtmacht, bist du plötzlich begehrt,<br />

um andere davor zu warnen“,<br />

sagt er mit Galgenhumor. Einen<br />

neuen Job hat er gefunden: Im Auftrag<br />

einer Bostoner Stiftung wirdsich<br />

der Journalist künftig um die Spendenakquise<br />

für gemeinnützigen Lokaljournalismus<br />

kümmern.<br />

Wirtschaftsmann Dignan hofft<br />

trotz aller Schwierigkeiten auf die<br />

Ansiedlung einer große Cracker-Anlage<br />

zur Erdölverarbeitung. Und bei<br />

Bürgermeister Hill steht eine blitzblanke<br />

neue Schaufel für Spatenstiche<br />

in der Ecke des Büros bereit.„Wir<br />

haben Strom, gute Straßen und Steueranreize“,<br />

sagt er:„Ichwerde um jedenneuen<br />

Investor kämpfen.“<br />

DerGlaubeanden Wunderheiler<br />

Vielleicht ist es dieser in jahrzehntelangen<br />

Krisen gehärtete trotzige Widerstandsgeist,<br />

der viele Einwohner<br />

der Region auch weiter zu Trumpstehen<br />

lässt. „Sein Zugang zu den Themen<br />

ist manchmal etwas ungewöhnlich“,<br />

räumt Hill ein. DerSohnnorwegischer<br />

Einwanderer ist ein traditioneller<br />

Republikaner, der stolz auf<br />

seinen schuldenfreien Haushalt ist.<br />

Den Polter-Präsidenten will er trotzdem<br />

nicht kritisieren: „Jeder wusste,<br />

dass er kein Chorknabe ist.“ Undwas<br />

ist mit den fallenden Häuserpreisen?<br />

„Niemand kann die Welt in vier Jahrenändern“,<br />

wiegelt er ab.<br />

Auch der linke Gewerkschafter<br />

Adams sieht bei seinen Kollegen<br />

keine massiveAbsetzbewegung vom<br />

Präsidenten: „Seine Basis liebt ihn,<br />

weil er das sagt, was sie sich nicht<br />

traut.“ Mit seiner Schwiegermutter<br />

liegt Adams deswegen im Dauerclinch.<br />

Nichtnur an Familientischen<br />

ist die Polarisierung spürbar. Als das<br />

Aus für den Vindicator verkündet<br />

wurde, hörte Chefredakteur Franko<br />

auf seiner Mailbox neben bedauernde<br />

Nachrichten auch wüste Beschimpfungen.<br />

„Ihr bekommt, was<br />

ihr verdient!“, brüllte einer. Inden<br />

Vorgärten seiner Nachbarschaft hat<br />

Franko 14 Monate vor der Wahl<br />

schon erste „Trump 2020“-Schilder<br />

entdeckt. „Solange die Arbeiter hier<br />

das Gefühl haben, dass es Amerika<br />

insgesamt besser geht, werden sie<br />

wieder für ihn stimmen“, markierter<br />

den politischen Knackpunkt: „Selbst<br />

wenn das für sie persönlich nicht<br />

gilt.“<br />

Noch trägt der Glaube an den<br />

Wunderheiler im Weißen Haus.<br />

Doch das Vertrauensteht auf wackligem<br />

Grund: Die Konjunktur ist ins<br />

Schleudern geraten. Das Wachstum<br />

hat sich im zweiten Quartal verlangsamt.<br />

Viele Unternehmen frieren<br />

wegen des Handelskriegs mit China<br />

ihre Investitionen ein. Namhafte<br />

Ökonomen sagen einen Einbruch<br />

der Wirtschaft voraus. Für Trumps<br />

Siegeschancen ist nun entscheidend,<br />

dass eine mögliche Rezession<br />

erst nach derWahl spürbar wird. Den<br />

Menschen in der einstigen Stahlregion<br />

Ohios hingegen helfen ein paar<br />

Monate Aufschub nichts: Für sie<br />

wäreein Abschwung zu jeder Zeit fatal.<br />

„Immer, wenn die Wirtschaft eingebrochen<br />

ist, hat es uns ein bisschen<br />

härter als den Rest des Landes<br />

getroffen“, sagt der Republikaner<br />

Hill: „Und jedes Mal, wenn die Konjunktur<br />

danach wieder angezogen<br />

ist, sind wir ein Stück weiter zurückgeblieben.“<br />

Seinen Spaten könnte<br />

der Bürgermeister dann wohl endgültig<br />

einmotten.<br />

KarlDoemens<br />

sah 2012 Springsteen in<br />

Youngstown, 2017 Trump.


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />

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Made in Berlin<br />

BERLINER BEKANNTE<br />

NEU IN DER STADT<br />

Werreitet<br />

denn da im<br />

Wind?<br />

VonJörg Niendorf<br />

Vier „Ritter“ sind sehr bekannt im<br />

Süden von Schöneberg, kein<br />

Wunder,denn sie thronen hier wirklich<br />

stolz über allem: Vonwoman im<br />

Gebiet nahe dem Bahnhof Südkreuz<br />

auch schaut, immer sieht man die<br />

vier Schlote der ehemaligen Malzfabrik.<br />

Jeder dieser vier hat einen riesigen<br />

Metallaufsatz, der an einen Ritterhelm<br />

erinnert, daher der Name<br />

der Wahrzeichen. Das Beste aber ist,<br />

dass sich die Kappen immer schön<br />

mit dem Wind drehen. So etwas war<br />

früher eigens eine Konstruktion für<br />

die Malzherstellung, solche Darrhauben<br />

hatte jede Mälzerei. Je nachdem,<br />

woher ein Lüftchen weht, bewegen<br />

sich die Schlotaufsätze, immer<br />

weitgehend synchron. Das tun<br />

sie bis heute.Jeweils 3,3 Tonnen Metall<br />

ächzen los,alle Wetter!<br />

Heute ist die Malzfabrik ein Kreativstandort<br />

für Start-ups und Kultur,<br />

viele Firmen auf dem Gelände des<br />

Industriedenkmals beschäftigen<br />

sich mit nachhaltigen Ideen und mit<br />

Umweltprojekten. Gebraucht werden<br />

die kuriosen Relikte auf dem<br />

Dach natürlich schon längst nicht<br />

mehr,und dass sie sich wirklich drehen,<br />

ist schon gar nicht nötig. Aber<br />

sie stehen seit langem mit den Gebäuden<br />

unter Denkmalschutz.<br />

Die einzig verbliebenen Darrhauben<br />

Voreinigen Jahren ließ sie der Besitzer<br />

des Areals dann aufwendig restaurieren,<br />

sie sind nun wieder geradezu<br />

leichtgängig – trotz schierer<br />

Masse, trotz des hohen Alters. „In<br />

Berlin sind es die einzigen verbliebenen<br />

Darrhauben“, sagt Nico Kupfer,<br />

Mitarbeiter im <strong>Berliner</strong> Zentrum Industriekultur.<br />

„Mälzereien gab es<br />

früher in vielen Stadtteilen“, erläutertKupfer.Aber<br />

nur hier,inSchöneberg,<br />

gibt es die markanten Türme<br />

mitsamt ihrer Wahrzeichen noch.<br />

Schultheiss ließ die Anlage in<br />

den Jahren ab 1914 bauen, und zwar<br />

nicht als Anhängsel an eine bestehende<br />

Brauerei, sondern als ganz<br />

eigenständige Fabrik nur für die<br />

Malzherstellung. Zeitweilig galt die<br />

Mälzerei an der Bessemerstraße in<br />

Schöneberg sogar als größte und<br />

modernste weltweit. Und sohatte<br />

sie denn auch die aufwendigsten<br />

Kappen auf ihren Darrentürmen.<br />

Bis heute sind diese vier Darren,<br />

jede davon ist sechs Meter hoch, mit<br />

die Größten ihrer Art.<br />

Dabei sind die Kappen so konstruiert,<br />

dass sie mittels ihrer Drehungen<br />

ständig einen Luftzug im Inneren<br />

des Gebäudes erzeugten. Das<br />

war für das Darren –den entscheidenden<br />

Schritt in der Malzherstellung<br />

–wichtig. Dasinvorherigen Arbeitsschritten<br />

ausgekeimte Grünmalz<br />

musste nun nämlich unter<br />

Hitze getrocknet und die feuchte<br />

Luft zuverlässig abgezogen werden.<br />

Im fränkischen Kulmbach hatte sich<br />

eine Brauerei bereits um 1900 eben<br />

dieses System patentieren lassen. So<br />

bot der Aufsatz auch Schutz vor Regenwasser,Wind<br />

undWetter.Bis weit<br />

in die Nachkriegszeit wurde so gedarrt.<br />

An zwei Sonnabenden pro<br />

Monat gibt es auch Führungen zur<br />

Historie des Ortes: tunneltours.de.<br />

Markant: die vier „Ritter“ auf dem Dach<br />

der ehemaligen Mälzerei.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Ärzte aus Syrien, Erzieher<br />

aus den Niederlanden<br />

oder<br />

Lehrer aus der Türkei,<br />

die nun in Berlin eine Anstellung<br />

suchen: Wer in einem<br />

anderen Land seine<br />

Ausbildung abgeschlossen<br />

hat und in Deutschland arbeiten<br />

will, muss sich seine<br />

Qualifikation anerkennen<br />

lassen. Die Verfahren sind<br />

aufwendig, strotzen vor Bürokratie,<br />

dabei sind Unternehmen<br />

auch in Berlin auf<br />

ausländische Fachkräfte angewiesen.<br />

Ohne gut qualifizierte<br />

Fachkräfte aus Europa<br />

und dem Rest der Welt<br />

lässt sich die Lücke vor dem<br />

Hintergrund des demografischen<br />

Wandels auch in Berlin<br />

kaum noch schließen.<br />

„Die Anerkennungsberatung<br />

ist dabei eines von<br />

mehreren Instrumenten zur<br />

Fachkräftegewinnung“, sagt<br />

Meike Al-Habash, Bereichsleiterin<br />

Ausbildungsberatung<br />

bei der IHK Berlin.<br />

Tatsächlich sind in Berlin<br />

2018 die Zahl der Anerkennungsverfahren<br />

insgesamt<br />

und auch die Anzahl der positiven<br />

Bescheide im Vergleich<br />

zum Vorjahr laut den<br />

Daten vom Statistischen<br />

Landesamt Berlin-Brandenburgnoch<br />

einmal gestiegen.<br />

Waren es bei sogenannten<br />

reglementierten Berufen,<br />

also bei solchen, für die es<br />

zwingend einer Anerkennung<br />

bedarf, 2017 insgesamt<br />

2241 Verfahren, von<br />

denen 33,7 Prozent positiv<br />

bescheinigt wurden, so betrug<br />

der Anerkennungsanteil<br />

im vergangenen Jahr<br />

52,7 Prozent –bei 2624 Verfahren.<br />

Zu den anerkennungspflichtigen<br />

Berufen<br />

zählen zum Beispiel Ärzte,<br />

Krankenpfleger, Lehrer oder<br />

Ingenieure.<br />

Rechnet man die Positiv-<br />

Bescheide mit „Auflage“<br />

hinzu, also wenn die Gleichstellung<br />

durch eine Ausgleichsmaßnahme<br />

erreicht<br />

werden kann, waren es 70<br />

Prozent, beziehungsweise<br />

86,6 Prozent im Jahr 2018.<br />

„Die gestiegene Zahl der<br />

Anerkennungsverfahren<br />

hängt sicherlich zu einem<br />

großen Teil damit zusammen,<br />

dass das Verfahren in<br />

den letzten Jahren einfach<br />

bekannter geworden ist“,<br />

sagt Al-Habash vonder IHK.<br />

Doch sie sieht noch Luft<br />

nach oben. „Auch Unternehmen<br />

sollten stärker das<br />

Anerkennungsverfahren als<br />

Instrument nutzen, um Mitarbeiter,<br />

die noch keinen<br />

fachlichen Abschluss haben,<br />

aber aus ihrem Heimatland<br />

eine berufliche<br />

Ausbildung mitbringen, als<br />

anerkannte Fachkräfte in<br />

das Unternehmen zu integrieren<br />

“, sagt sie.„Momentan<br />

sind es hauptsächlich<br />

die ausländischen Fachkräfte<br />

selber, die zur Anerkennungsberatung<br />

kommen.“<br />

Mehr Fachkräfte<br />

Anerkennungsverfahren<br />

für zulassungspflichtige<br />

Berufsgruppen<br />

in Berlin 2018, Auswahl<br />

in Klammern Top-3 der<br />

Ausbildungsstaaten MÄNNER FRAUEN<br />

Technische Forschung-,<br />

Entwicklung-, Konstruktion,<br />

Produktionssteuerung<br />

(Syrien, Polen/Iran, Irak)<br />

Bauplanung-, Architekturund<br />

Vermessung<br />

(Italien, Spanien, Großbrit.)<br />

Erziehung, soziale und<br />

hauswirtschaftliche<br />

Berufe, Theologie<br />

(Niederlande, Österreich, Italien/<br />

Polen/Großbrit./Ägypten)<br />

Lehrende und<br />

ausbildende Berufe<br />

(Türkei, Griechenland, Syrien)<br />

Medizinische<br />

Gesundheit<br />

193<br />

277<br />

177<br />

(Syrien, Philippinen,<br />

Bosnien und Herzegowina)<br />

9<br />

5<br />

72 21<br />

53<br />

Sprach-, literatur-, geistes-,<br />

gesellschafts- und wirtschaftswissenschaftliche<br />

Berufe<br />

(Spanien, Italien, Türkei/Mexiko)<br />

für Berlin<br />

2018 wurden mehr ausländische<br />

Berufsabschlüsse anerkannt –doch es ist noch<br />

Luft nach oben<br />

VonTheresa Dräbing (Text) und Isabella Galanty (Grafik)<br />

1<br />

1<br />

38 29<br />

16<br />

12<br />

39<br />

82 27<br />

39 30<br />

1 1<br />

37<br />

50<br />

6<br />

77<br />

7<br />

Polen, Österreich,<br />

Frankreich, Schweiz<br />

43<br />

28<br />

11<br />

231<br />

124<br />

(Polen, Russland, Griechenland)<br />

4<br />

13<br />

430<br />

261<br />

(Philippinen,<br />

235 China, Polen)<br />

16<br />

16<br />

3<br />

597<br />

1 53<br />

1<br />

41 207<br />

103 383<br />

660 930<br />

12<br />

Negativ<br />

Positiv<br />

mit Auflagen<br />

Antrag in<br />

Bearbeitung/<br />

Sonstiges<br />

(Syrien, Polen, Ukraine/Iran)<br />

(Spanien, Italien, Großbrit./USA)<br />

(Polen, Griechenland, Spanien)<br />

QUELLE: DESTATIS BERLIN-BRANDENBURG<br />

Dabei würde eine höhere<br />

Quote anerkannter Berufsabschlüsse<br />

aus dem Ausland<br />

auch Unternehmen zugutekommen:<br />

Denn laut Fachkräftemonitor<br />

der IHK Berlin<br />

fehlen zurzeit 141 000 Fachkräfte<br />

allein in der Hauptstadt.<br />

Darunter mangelt es an<br />

25 000 Akademikern und<br />

116 000 Facharbeitern, während<br />

es bei den Helferberufen<br />

mittlerweile laut der Statistik<br />

schon einen Überhang von<br />

7000 Männern und Frauen<br />

gibt. Eine Möglichkeit also:<br />

Mitarbeiter in Helferberufen<br />

mit einem ausländischen Abschluss<br />

diesen anerkennen,<br />

um sie im Unternehmen weiter<br />

zu qualifizieren.<br />

Auch aus Sicht der zuständigen<br />

Senatsverwaltung<br />

für Integration, Arbeit<br />

und Soziales unter der Linken-Senatorin<br />

Elke Breitenbach<br />

könne mittelbar einiges<br />

getan werden, um die<br />

Antragszahlen weiter zu erhöhen<br />

und so mehr Fachkräfte<br />

anzulocken. Dazu<br />

zähle, Informations- und<br />

Beratungsangebote noch<br />

weiter auszubauen. „Vor allem<br />

muss die Antragstellung<br />

aus dem Ausland leichter<br />

werden“, sagt eine Sprecherin<br />

der zuständigen Senatsverwaltung.<br />

Derzeit werdean<br />

der Umsetzung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes<br />

gearbeitet, durch das die<br />

Grundlage für eine Zentrale<br />

Servicestelle für Antragstellende<br />

aus dem Ausland geschaffen<br />

werden soll. Daneben<br />

seien aber auch bessere<br />

Sprachkenntnisse der Fachkräfte<br />

entscheidend dafür,ob<br />

dasVerfahren Erfolg habe.<br />

Tatsächlich muss zwar für<br />

die Anerkennung vonausländischen<br />

Berufsabschlüssen<br />

kein Sprachniveau nachgewiesen<br />

werden. Wenn es aber<br />

im Laufe des Anerkennungsverfahrens<br />

zu einer Qualifikationsanalyse<br />

kommen sollte,<br />

müssen hierfür ausreichende<br />

Deutschkenntnisse vorhanden<br />

sein. Das ist der Fall,<br />

wenn Dokumente nicht<br />

mehr vorhanden sind und<br />

die Qualifikation deshalb anders<br />

bewiesen werden muss.<br />

Der Großteil ausländischer<br />

Fachkräfte, der sich in<br />

Berlin im vergangenen Jahr<br />

einenreglementiertenBeruf<br />

anerkannt lassen hat,<br />

kommtaus Ländern der EU,<br />

danach folgen Asien und<br />

das übrige Europa. Mit großem<br />

Abstanddahinter:Südamerika,<br />

Afrika und Nordamerika.<br />

Insgesamt haben<br />

mehr Frauen als Männer<br />

eine Anerkennung beantragt.<br />

Den größten Anteil<br />

nahm bei beiden Geschlechtern<br />

die Berufsgruppe<br />

„Medizinische Gesundheit“<br />

ein. So kamen in<br />

dieser Berufsgruppe beispielsweise<br />

mit242 Männern<br />

und Frauen die meisten Antragssteller<br />

von den Philippinen,<br />

gefolgt von Syrien mit<br />

185 Antragsstellern.<br />

Grüne<br />

Konkurrenz<br />

für beige Taxis<br />

VonJochen Knoblach<br />

Das hat den <strong>Berliner</strong> Taxifahrern<br />

gerade noch gefehlt: Während<br />

der Senat die Beförderungspreise im<br />

Schnitt um gut zehn Prozent anhob<br />

und die Droschkenkutscher der Stadt<br />

nach eigenen Angaben in den letzten<br />

zwei Jahren bereits rund ein Viertel<br />

der Kundschaft an neue Konkurrenten<br />

verloren haben, geht nun der US-<br />

Taxivermittler Uber auch hier mit einer<br />

neuen Sparte an den Start. Uber<br />

Green heißt dieser Dienst, mit dem<br />

sich seit Montag in der Hauptstadt<br />

gezielt Elektroautos per App für den<br />

Taxidienst buchen lassen.<br />

Wasder einen Seite Sorgen bereitet,<br />

ist für die andereein Gewinn.„Der<br />

Startvon Uber GreeninBerlinist ein<br />

weiterer wichtiger Schritt beim Ausbau<br />

unserer Plattform für eine nachhaltige,<br />

geteilte Mobilität“, sagte<br />

Uber-Deutschland-Chef Christoph<br />

Weigler anlässlich des Starts, der allerdings<br />

mit Verspätung erfolgte.<br />

Denn eigentlich wollte Uber Green<br />

bereits imDezember antreten, doch<br />

fehlte es den angeschlossenen Mietwagenunternehmen<br />

seinerzeit an<br />

den nötigen Elektroautos. Dem Vernehmen<br />

nach hatten sie Fahrzeuge<br />

zwarbestellt,doch wurden diese von<br />

denHerstellernerstmit großerVerzögerunggeliefert.<br />

Jetzt alsosind sieda.<br />

Etwa 50 Autos im Einsatz<br />

Berlin ist inzwischen bereits die<br />

fünfte Stadt im Land, in der Uber<br />

reine Elektroautos für Taxifahrten anbietet.<br />

In München, Frankfurt am<br />

Main, Köln und Hamburglassen sich<br />

Stromtaxis schon länger per Uber-<br />

App ordern. Hier stehen dafür nun<br />

insgesamt etwa 50 batteriebetriebene<br />

Limousinen zur Verfügung. Uber<br />

selbst gehört davon kein einziges<br />

Auto.Denn bekanntermaßen ist Uber<br />

kein Taxiunternehmen im herkömmlichen<br />

Sinn, sondernein digitalerVermittler,<br />

der Kunden und Chauffeur<br />

zusammenbringt. Uber arbeitet mit<br />

lizenzierten Mietwagen- und Taxiunternehmen<br />

zusammen, deren Fahrer<br />

laut Uber über einen Personenbeförderungsschein<br />

verfügen. Für die<br />

Elektroautos gibt es in der Uber-App<br />

einen eigenen Button. Die benzinund<br />

dieselfreie Variante der Fortbewegung<br />

ist nicht teurer,verlangt aber<br />

mitunter etwas mehrWartezeit.<br />

Die hauptstädtische Elektroflotte<br />

besteht aus Fahrzeugen von Nissan,<br />

Hyundai und Jaguar, wobei der<br />

größte Teil dem Unternehmen Safedriver<br />

gehört, einem Chauffeurdienst,<br />

der 2016 aus dem ehemaligen<br />

Bundestagsfahrdienst entstand. 20<br />

Nissan Leaf sowie zehn elektrifizierte<br />

Jaguar-SUV hat die FirmaimEinsatz.<br />

Laut Firmenchef Thomas Mohnke<br />

wurde dafür am Anhalter Bahnhof<br />

eine eigene Ladeinfrastruktur mit 32<br />

Stromzapfsäulen aufgebaut. 20 weitere<br />

Elektrofahrzeuge sind bestellt,<br />

wobei Mohnke hofft, dass sie noch in<br />

diesem Jahr geliefertwerden. Bis2022<br />

soll die gesamte Safedriver-Flotte<br />

elektrifiziert sein, die zurzeit 150 Limousinen<br />

umfasst.<br />

Beiden <strong>Berliner</strong>Taxiunternehmen<br />

sind E-Mobile indes die Ausnahme.<br />

Vonden insgesamt 8135 Taxis in der<br />

Stadt fährt gerade mal ein einziges<br />

ausschließlich mit Strom. Die meisten<br />

Autos haben einen Diesel, 3000<br />

einen Hybridantrieb, 500 fahren mit<br />

Gas. Nunhat die<strong>Berliner</strong>Taxi-Innung<br />

aber dieLizenzen fürzweiElektroautos<br />

beantragt. Mit ihnen soll die Praxistauglichkeit<br />

des E-Autos im täglichen<br />

Taxibetrieb getestet werden.<br />

UBER


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 7 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

DAX-30 in Punkten<br />

13.6.19<br />

13.6.19<br />

MÄRKTE<br />

▲ 12410,25 (+0,41 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

13.6.19<br />

Stand der Daten: 12.09.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

12.9.19<br />

▼ 60,32 (–1,15 %)<br />

12.9.19<br />

▼ 1,0963 (–0,36 %)<br />

Quelle<br />

aus DAX und MDAX vom 12.09. zum Vortag<br />

12.9.19<br />

Puma 67,45 +3,21 WWWWWWWWWWW<br />

Evotec 20,53 +3,06 WWWWWWWWWWW<br />

AarealBank 27,32 +2,98 WWWWWWWWWW<br />

1&1 Drillisch 31,24 +2,56 WWWWWWWWW<br />

Merck 97,36 +2,40 WWWWWWWW<br />

Linde PLC 173,30 +2,15 WWWWWWWW<br />

Verlierer<br />

ausDAX und MDAXvom 12.09. zumVortag<br />

Siltronic NA 69,58 WWWWWWWW –2,36<br />

Hugo Boss NA 53,88 WWWWWWW –1,86<br />

Rheinmetall 114,70 WWWWWW –1,55<br />

Dialog Semic.NA 42,10 WWWWWW –1,52<br />

BayerNA 68,01 WWWWW –1,43<br />

Lanxess 57,60 WWWWW –1,13<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 12.09. ±% z. 11.09.<br />

Euro Stoxx 50(EU) +0,63<br />

3574/2909 3538,86<br />

CAC 40 (FR) + 0,44<br />

5673/4556 5642,86<br />

S&P UK (UK) + 0,07<br />

1562/1323 1483,37<br />

RTS (RU) +0,47<br />

1414/1033 1361,05<br />

IBEX (ES) +0,25<br />

9665/8286 9082,30<br />

Dow Jones (US) +0,25<br />

27399/21713 27204,84<br />

Bovespa (BR) +0,49<br />

106650/74445103949,40<br />

Nikkei (JP) +0,75<br />

24448/18949 21759,61<br />

Hang Seng (HK) –0,08<br />

30280/24541 27095,29<br />

Stx Singap. 20 (SG) –0,56<br />

1657/1350 1591,55<br />

Festgeld für 5.000 Euro<br />

Kundenkontakt 3Mon. 6Mon. 12 Mon.<br />

Crédit Agricole **<br />

ca-consumerfinance.de 0,81 0,91 1,01<br />

PrivatBank 1891 **<br />

privatbank1891.com 0,56 0,57 0,75<br />

Bank11<br />

bank11.de 0,40 0,50 0,60<br />

akf bank **<br />

akf.de 0,20 0,45 0,70<br />

abcbank<br />

abcbank.de - 0,45 0,55<br />

Deutsche Bank*<br />

deutsche-bank.de - 0,01 0,20<br />

Santander<br />

santander.de - 0,01 0,20<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,00 0,00 0,20<br />

ING<br />

ing.de - - 0,01<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de - - 0,01<br />

Isbank<br />

isbank.de 0,35 0,35 0,50<br />

PSD Berlin Brandenburg<br />

psd-bb.de 0,01 0,01 0,01<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />

mbs-potsdam.de - - 0,01<br />

Sparda-Bank Berlin<br />

sparda-b.de - - 0,002<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse<br />

-030/86986969 - - -<br />

Mittelwert von 80 Banken 0,23 0,28 0,42<br />

*12Monate Neukundenangebot<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen<br />

(Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung<br />

Von Jörn Bender<br />

Lidl-Gründer<br />

reichster<br />

Deutscher?<br />

Ranglisten kommenzu<br />

verschiedenen Ergebnissen<br />

Lidl-Gründer Dieter Schwarz ist<br />

einer neuen Aufstellung zufolge<br />

der reichste Deutsche. Das Magazin<br />

„Bilanz“ schätzt das Vermögen des<br />

79-Jährigen auf 41,5 Milliarden Euro.<br />

Aufden Plätzen zwei und drei folgen<br />

die Familie von Theo Albrecht (Aldi<br />

Nord) und Wolfgang Porsche mit<br />

einem Vermögen von jeweils 18Milliarden<br />

Euro,wie das Magazinberichtet.<br />

Während bei Schwarz nur seine<br />

eigenen Vermögenswerte in die<br />

Schätzung einflossen, sind bei den<br />

Albrechts und Porsches auch die Familien<br />

berücksichtigt. Grundlage der<br />

Erhebung sind eigeneRecherchen in<br />

DokumentenundbeiVermögensverwaltern,<br />

Finanzexperten und Ökonomen,beiAnwältenundVertreternder<br />

Rangliste selbst. In die Bewertung<br />

fließen Aktienkapital, Kapitalanlagen,Immobilien,Kunstsammlungen<br />

und Familienstiftungen, aber auch<br />

Unternehmenswerte ein.<br />

Schwarz wird indieser Auflistung<br />

deutlich reicher gerechnet als in anderen<br />

Rankings. Das „Manager Magazin“<br />

beispielsweise schätzte sein<br />

Vermögen voreinemJahr auf 25 Milliarden<br />

Euro, das US-Magazin „Forbes“<br />

gehtvon 17 Milliarden Euro aus.<br />

Das „Manager Magazin“ kürte die<br />

BMW-Großaktionäre Susanne Klatten<br />

und Stefan Quandt, die bei „Bilanz“<br />

auf den Plätzen fünfund sieben<br />

landen, mit einem geschätzten Vermögen<br />

von34Milliarden Euro zu den<br />

reichsten Deutschen. Lidl-Gründer<br />

Schwarzkam nur auf Platz drei. (dpa)<br />

Notenbank zieht alle Register<br />

EZB nimmt Anleihenkäufe wieder auf. Höhere Sparzinsen in weiter Ferne<br />

Zentrale derEZB in Frankfurt.<br />

Neue<br />

Pause im<br />

Handelskrieg<br />

USA vertagen Strafzölle auf<br />

Produkte aus China<br />

Die US-Regierung will die für Anfang<br />

nächsten Monats angekündigteAnhebung<br />

der Strafzölle auf chinesische<br />

Importe im Umfangvon 250<br />

Milliarden US-Dollar um zwei Wochen<br />

auf Mitte Oktober verschieben.<br />

Das kündigte US-Präsident Donald<br />

Trump als „Geste des gutenWillens“<br />

auf Twitter an. AufBitten des chinesischenVize-PremiersLiuHe<br />

undangesichts<br />

der Tatsache, dass die Volksrepublik<br />

am1.Oktober ihr 70-jähriges<br />

Bestehen feiere, sei vereinbart worden,<br />

die geplante Anhebung derZölle<br />

für diese Tranche vom 1.auf den 15.<br />

Oktober zu verschieben.<br />

Die USA und China liefern sich<br />

nunmehr seit gut einem Jahr einen<br />

Handelskrieg, der in beiden Ländern<br />

zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstumsgeführthatunddie<br />

Weltkonjunktur bremst. Die beiden<br />

größten Volkswirtschaften der Welt<br />

überziehen einander schrittweise mit<br />

immer neuen Strafzöllen.<br />

Bereits seit Längerem geltenStrafzölle<br />

von 25 Prozent für Importe aus<br />

China in die USA im Umfang vonrund<br />

250 Milliarden US-Dollar. Sie sollten<br />

ursprünglich ab 1. Oktober auf 30 Prozent<br />

erhöhtwerden. Dies soll nun erst<br />

zum 15. Oktoberpassieren.<br />

Trump reagierte damit auf ein Signal<br />

der Entspannung, das zuvor die<br />

Regierung in Peking ausgesendet hatte.China<br />

legte eine Liste vonUS-Produktenvor,die<br />

vonStrafzöllen ausgenommen<br />

werden sollen. Es geht unter<br />

anderem um Medikamente. (dpa)<br />

FOTO: BORIS ROESSLER/DPA<br />

Kurz vor Ende seiner Amtszeit<br />

zieht EZB-Präsident<br />

Mario Draghi noch einmal<br />

alle Register –zum Leidwesen<br />

vonSparernund Banken: höhere<br />

Strafzinsen für Banken, frische Milliarden<br />

für Anleihenkäufe und ein auf<br />

unbestimmte Zeit zementiertes Zinstief.<br />

Mit dem am Donnerstag beschlossenen<br />

gewaltigen Maßnahmenpaket<br />

stemmt sich die Europäische<br />

Zentralbank (EZB) gegen die<br />

Konjunkturschwäche.<br />

Eine „sehr expansive Geldpolitik“<br />

sei wegen umfangreicher Risiken für<br />

die Konjunktur weiterhin notwendig,<br />

begründete Draghi die Entscheidungen<br />

nach der Sitzung des EZB-Rates<br />

in Frankfurt. Der Leitzins bleibt unverändert<br />

auf dem Rekordtief von<br />

null Prozent, eine erste Zinserhöhung<br />

verschob der EZB-Rat auf unbestimmte<br />

Zeit.<br />

Die Notenbank erwartet sowohl<br />

2019 (1,1 Prozent) als auch 2020 (1,2<br />

Prozent) weniger Wachstum für die<br />

Euro-Wirtschaft als noch vordreiMonaten<br />

prognostiziert. Die Inflationsrate<br />

wird sich demnach mit 1,2 Prozent<br />

in diesem und 1,0 Prozent im<br />

nächsten Jahr eher wieder vom 2,0-<br />

Prozent-Ziel entfernen.<br />

Kritiker bezweifeln, dass die Notenbank<br />

mit der weiteren Verschärfung<br />

ihrer seit Jahren ultralockeren<br />

GeldpolitikihrZielerreichenwird,die<br />

Wirtschaft im Euro-Raum anzukurbeln<br />

und die seit Jahren vergleichsweise<br />

niedrige Inflation nach oben zu<br />

treiben.<br />

Geschäftsbanken müssen künftig<br />

0,5 Prozent Strafzinsen zahlen, wenn<br />

sie überschüssige Gelder bei der Notenbank<br />

parken. Schon der bisherige<br />

negative Einlagensatz von minus 0,4<br />

Prozent war eine Milliardenbelastung<br />

für die Finanzbranche.Womöglich<br />

geben Banken die Kosten bald an<br />

einen größeren Kundenkreis weiter.<br />

Mit dem Strafzins wollen die Währungshüter<br />

die Institute dazu bringen,<br />

mehr Gelder in Form vonKrediten<br />

an Unternehmen und Verbraucher<br />

auszureichen, um die Wirtschaft<br />

anzukurbeln. Um dieBanken zumindest<br />

etwas zu entlasten, führtdie EZB<br />

einen Staffelzins ein, um bestimmte<br />

Freibeträge von den Strafzinsen auszunehmen.<br />

Mit einer Neuauflage von Wertpapierkäufen<br />

will die EZB Konjunktur<br />

und Inflation zusätzlich auf die<br />

Sprünge helfen. Ab 1. November sollen<br />

monatlich 20 Milliarden Euro in<br />

den Erwerb von Anleihen gesteckt<br />

werden. Dieser Teil des Pakets war im<br />

EZB-Rat umstritten, wie Draghi einräumte.<br />

Ein genaues Ende der Käufe<br />

legte das Gremium nicht fest.<br />

„Die noch expansivereGeldpolitik<br />

bringt mehr Schaden als Nutzen“,<br />

stellte Sparkassen-Präsident Helmut<br />

Renault CLIO Life SCe 65<br />

Schleweis fest. „Die negativen Auswirkungen<br />

dieser Politik überwiegen<br />

mittlerweile, gleichzeitig haben sich<br />

die positiven Effekte abgenutzt.“<br />

Auch aus der Bundespolitik kamen<br />

kritische Stimmen. DerCSU-Politiker<br />

HansMichelbachsagte:„DieEZBverabreicht<br />

eine noch höhere Dosis der<br />

Medizin, die schon in der Vergangenheit<br />

nicht gewirkt hat.“<br />

DerPräsident des BankenverbandesBdB,Hans-WalterPeters,siehtdie<br />

EZB mit ihrem Latein am Ende: „Die<br />

EZB erinnertaneinen Autofahrer,der<br />

in einer Sackgasse die Geschwindigkeit<br />

weiter erhöht.“<br />

Ende Dezember hatte die EZB ihr<br />

gewaltiges Kaufprogramm von<br />

Staats- und Unternehmensanleihen<br />

vorerst beendet. Seit Januar fließt<br />

kein frisches EZB-Geld mehr in diesem<br />

Rahmen, Gelder aus auslaufenden<br />

Wertpapieren werden jedoch reinvestiert.<br />

Von März 2015 bis Ende<br />

2018 steckte die EZB rund 2,6 Billionen<br />

Euro in Anleihen.<br />

„Mit der Wiederaufnahme der Anleihekäufe<br />

zum jetzigen Zeitpunkt<br />

sendet der Ratein gefährliches Signal<br />

an Euro-Staaten wie Italien“, befand<br />

ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann.<br />

„Diese dürfen sich offenbar<br />

auf eine dauerhafte Finanzierungshilfe<br />

durch die EZB verlassen.“ Der<br />

Kauf von Staatsanleihen hilft Regierungen,<br />

sich günstiger frisches Geld<br />

zu besorgen. Denn wenn die EZB große<br />

Bestände kauft, müssen Staaten<br />

für ihre Wertpapiere nicht so hohe<br />

Zinsen bieten. Zugleich pumpt die<br />

Notenbank über Wertpapierkäufe<br />

viel Geld in den Markt. Dassoll die Inflation<br />

antreiben.<br />

Mittelfristig strebt die EZB eine<br />

Teuerungsrate von knapp unter 2,0<br />

Prozent an. Das ist weit genug entferntvonderNullmarke.Denndauerhaft<br />

niedrige Preise gelten als Risiko<br />

für die Konjunktur: Firmen und Verbraucher<br />

könnten dann Investitionen<br />

aufschieben –inder Hoffnung,<br />

dass es bald noch billiger wird. (dpa)<br />

NIEDERLASSUNG BERLIN<br />

www.renault-retail.de/berlin<br />

NACHRICHTEN<br />

Klage gegen Monsanto<br />

abgewiesen<br />

Produkte mit einer genmanipulierten<br />

Sojabohne der Bayer-Tochter<br />

Monsanto dürfen in der EU weiter<br />

verkauft werden. DerEuropäische<br />

Gerichtshof in Luxemburgwies die<br />

Klage dreier Nichtregierungsorganisationen<br />

gegen die Zulassung<br />

zurück (Rechtssache C-82/17 P).<br />

Rechtsmittel sind nicht möglich.<br />

DieBrüsseler EU-Kommission hatte<br />

den Vertrieb vonLebens- und<br />

Futtermitteln, die die Bohne MON<br />

87701 ×MON 89788 enthalten,<br />

2012 erlaubt. Dagegen klagten drei<br />

deutsche Nichtregierungsorganisationen.<br />

Sieargumentierten, gesundheitliche<br />

Risiken seien vorder<br />

Zulassung nicht ausreichend geprüft<br />

worden. DieBohne vonMonsanto<br />

wurde genetisch verändert<br />

und ist damit sowohl insekten- als<br />

auch herbizidresistent. (dpa)<br />

Energieagentur warnt<br />

vor Ölüberschuss<br />

DieInternationale Energieagentur<br />

IEA sieht aufden ÖlmarktimkommendenJahreinen<br />

gewaltigen Angebotsüberschusszukommen.Infolge<br />

einer starksteigendenProduktion<br />

außerhalbder Opec-Staaten<br />

werdedie Nachfrage nachRohöl<br />

desÖlkartells deutlich zurückgehen,<br />

teilte die IEA am Donnerstagin<br />

Parismit. Konkret werdedie Nachfrage<br />

nachOpec-Öl im erstenHalbjahr<br />

2020 rund 1,4 Millionen Barrel<br />

je Tagunterder Produktion der<br />

Opec-Länder im August liegen. Die<br />

steigende Förderung gehe vorallem<br />

auf Länder außerhalb der Opec zurück,<br />

darunterdie USA.Dies werde<br />

dazu führen,dasssichdie in den<br />

vergangenenMonaten rückläufigen<br />

Lagerbestände wiederauffüllten.<br />

Insbesondere in den Vereinigten<br />

Staaten ist dieÖlförderung in den<br />

vergangenenJahrenmassiv gestiegen.(dpa)<br />

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mit Geschwindigkeitsbegrenzer<br />

Clio Life SCe 65 (48 kW/ Benziner) 1Fahrzeugpreis3: 12.990,– €inkl. Renault Plus Garantie*** im Wert von 540,– €.<br />

Bei Leasing: Nach Anzahlung von 999,– € monatliche Rate inkl. gesetzl. MwSt. 99,– €, Laufzeit 60 Monate<br />

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Renault Clio SCe 65, Benzin, 48 kW: Gesamtverbrauch (l/100 km): innerorts: 5,8; außerorts: 4,0;<br />

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Gesamtverbrauch kombiniert (l/100 km): 5,2 – 4,4; CO2-Emissionen kombiniert: 119 – 100 g/km, Energieeffizienzklasse:<br />

B–A(Wertenach Messverfahren VO [EG] 715/2007)<br />

3Abbildung zeigt Renault Clio Intensmit Sonderausstattung.<br />

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Tempelhof | Germaniastraße 145 –149 |12099 Berlin |Tel.: 030 75691-0<br />

Reinickendorf|Roedernallee 171–173 |13407 Berlin |Tel.: 030 419001-0<br />

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8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />

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Meinung<br />

Luftballonverzicht<br />

ZITAT<br />

Ein Aufreger<br />

zerplatzt<br />

JanSternberg<br />

hält die mediale Empörung<br />

für heiße Luft.<br />

Den Grünen trauen Medien und politische<br />

Gegner alles zu. Vorallem Verbotsforderungen.<br />

Nach dem tragischen<br />

Verkehrsunfall vergangene Woche in Berlin<br />

forderten Grünen-Politiker ein Verbot<br />

oder eine Beschränkung vonSUVs in Städten,<br />

und die Debatte kochte in Sekundenschnelle<br />

hoch. Den Grünen traut man sogar<br />

zu, Kinder vorsätzlich in tiefe Trauer zu<br />

stürzen, weil ihnen die Luftballons verboten<br />

werden. Anders ist nicht zu erklären,<br />

warum die falsch zugespitzte Meldung<br />

„Grüne wollen Luftballons verbieten“ binnen<br />

kürzester Zeit Aufregung in sozialen<br />

Netzwerken und Redaktionen auslöste.<br />

„Dass so was vonsowas kommt“, singt<br />

Nena in „99 Luftballons“, und in diesem<br />

Fall kam es so: Die Grünen-Landesvorsitzende<br />

von Niedersachsen, Anne Kura,<br />

lobte im Interview den Beschluss der Stadt<br />

Gütersloh, bei städtischen Veranstaltungen<br />

(!) auf das Steigenlassen(!) von gasgefüllten<br />

(!) Ballons zu verzichten. DerAntrag<br />

kam nicht einmal von den Grünen, er<br />

wurde im Stadtrat einstimmig angenommen.<br />

DieGrünen sehen Gütersloh als Vorbild,<br />

weil Ballonreste,die in der Natur landen,<br />

fürVögel lebensbedrohlich sein könnten.<br />

„99 Luftballons auf ihrem Wegzum<br />

Horizont hielt man für Ufos aus dem All“,<br />

singt Nena. Die Vögel aber verwechseln<br />

das Plastik mit Futter und verhungernmit<br />

vollem Magen. Umweltverbände fordern<br />

schon lange ein Verbot. Dagegen steht die<br />

Romantik-Fraktion, hier vertreten durch<br />

Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies<br />

(SPD). Dessen Sprecher sagte: „Ein Ballonverbot<br />

rettet dieWelt bestimmt nicht.“<br />

Jedoch: Niemand verbietet Ballons auf<br />

Kindergeburtstagen oder bei HochzeitsfeiernimSaal,<br />

auch die Grünen nicht. Da<br />

zerplatzt ein Aufreger –bis zur nächsten<br />

Verbotsdebatte.<br />

Baden-Württemberg<br />

Eine riskante<br />

Entscheidung<br />

Markus Decker<br />

findet Winfried Kretschmanns<br />

politische Pläne zwiespältig.<br />

Winfried Kretschmann hat sich entschieden.<br />

Der grüne Ministerpräsident<br />

vonBaden-Württembergtritt bei der<br />

Landtagswahl 2021 erneut an. DasRisiko,<br />

das diese Entscheidung mit sich bringt, ist<br />

beträchtlich –nicht zuletzt für ihn.<br />

Verstehen kann man„Kretsch“, wie ihn<br />

Gefährten nennen, schon. Er ist der erste<br />

grüne Ministerpräsident in Deutschland<br />

und hat es 2016 sogar geschafft, die CDU<br />

zum Juniorpartner zu degradieren –wenn<br />

auch um den Preis, dass manche das<br />

Grüne an Kretschmann schwer erkennen<br />

können. Der Mann aus Spaichingen ist<br />

ein Solitär der deutschen Politik. Das gilt<br />

für den Karriereverlauf und das Inhaltliche.<br />

Soschwarz kann kein Grüner mehr<br />

werden. Es gilt ebenso für die Art und<br />

Weise,Politik zu machen. Dieses Granteln<br />

und diese Wutausbrüche –herrlich! Die<br />

Kombination macht Kretschmann aus<br />

grüner Perspektive, was Menschen selten<br />

sind: unersetzlich. Es liegt nahe, dass er<br />

selbst das genauso sieht.<br />

Trotzdem: Kretschmann ist bereits jetzt<br />

71 Jahre alt. Im Wahljahr ist er 73. Das Ministerpräsidenten-Amt<br />

ist nicht irgendein<br />

Amt, sondern ein harter Job. Unddas Gefühl,<br />

unersetzlich zu sein, ist gleichermaßen<br />

verführerisch wie gefährlich. Sogar<br />

„Kretsch“ ist nicht davor gefeit, dass Bürger<br />

seiner irgendwann überdrüssig werden.<br />

Ohnehin stünde mit Cem Özdemir ein<br />

Grünen-Politiker bereit, der die Nachfolge<br />

antreten könnte,aber Zeit bräuchte,indie<br />

Rolle hineinzuwachsen. Entweder macht<br />

Kretschmann also im Falle eines abermaligen<br />

Wahlsieges während der nächsten Legislaturperiode<br />

für einen anderen Platz.<br />

Oder er amtiertmit 78 Jahren immer noch.<br />

DieersteVariante wärepolitisch heikel, die<br />

zweite für ihn persönlich.<br />

Pessimismus macht Schule.<br />

Es ist die Zeit der „Ehe für alle“, der<br />

„dritten Option“ und den „Fridays<br />

for Future“. Eine Zeit, in der Patchwork-Familien<br />

in unterschiedlichsten<br />

Zusammensetzungen miteinander leben,<br />

Trans*-Menschen endlich die Chance<br />

auf ihre Namensänderung haben und der<br />

Begriff„Familie“ anVielfalt gewinnt. Seitdem<br />

die Ehe für alle 2017 im Bundestag beschlossen<br />

wurde, können gleichgeschlechtliche<br />

Paareheiraten und Kinder bekommen –oder<br />

adoptieren. Diese Veränderung hat dem Familienbild<br />

in unserer Gesellschaft eine neue<br />

Richtung gegeben und viele Menschen bestärkt.<br />

Dennoch sind wir erst am Anfang. Die<br />

Frage, wie sich ein Familienmodell und die<br />

damit verbundene Kinderplanung gestalten<br />

lässt, bleibt in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften<br />

schwierig zu beantworten.<br />

Für mich als Auslandsadoptiv- und Findelkind<br />

stand Familie noch nie mit leiblicher<br />

Verwandtschaft in einem direkten Zusammenhang.<br />

Schon immer setzte ich mich viel<br />

mit der Frage auseinander: „Was ist Familie?“.<br />

Denn der Kinderwunsch für mich, als<br />

Frau* in einer Liebesbeziehung mit einer<br />

Frau*, ist viel komplexer.Wir können es nicht<br />

„einfach so passieren lassen“, wie heterosexuelle<br />

Paare. Gleichzeitig sind gleichgeschlechtliche<br />

Paare ständigen Rechtfertigungsprozessen<br />

ausgesetzt. Sätze und Fragen<br />

wie:„Aber jedes Kind braucht doch einen<br />

Vater!“ oder „Wer ist denn in eurer Beziehung<br />

der Mann?“ gehören zu unserem Alltag. Als<br />

Frau mit einer Frau ein Kind zu planen, ist bis<br />

heute leider immer noch nicht „normal“,<br />

sondern für viele ein polarisierendes, exotisches<br />

und unnatürliches Lebenskonzept.<br />

Inzwischen gibt es unterschiedliche Optionen<br />

und Strategien, um als gleichgeschlechtliches<br />

Paar eine gemeinsame Elternschaft<br />

zu übernehmen. Seit 2018 gibt es ein<br />

neues Samenspendergesetz. Seither haben<br />

Kinder das Recht, Auskunft über ihre Abstammung<br />

und damit ihrer eigenen Identität<br />

zu erhalten. Denn die meisten Methoden,<br />

Ursula vonder Leyen hat vorwenigen Tagen<br />

die 27-köpfige EU-Kommission<br />

präsentiert, mit der sie als Präsidentin zusammenarbeiten<br />

wird. Das Ressort für Wissenschaft<br />

und Bildung übernimmt die Bulgarin<br />

Marija Gabriel, die bisher für Digitale<br />

Wirtschaft und Gesellschaft verantwortlich<br />

war. Erstmals seit 1999 rücken damit zwei<br />

zentrale Arbeitsfelder wieder zusammen. Im<br />

Kabinett Jean-Claude Junckers gab es noch<br />

die sehr künstliche Zweiteilung zwischen<br />

„Forschung und Innovation“ auf der einen<br />

und „Bildung, Sport und Kultur“ auf der anderen<br />

Seite. Dass die jetzt überwunden ist,<br />

gehörtzuden erfreulichen Seiten des neuen<br />

Kabinettszuschnitts.Noch besser wäreesgewesen,<br />

wenn man das auch im Namen gespiegelt<br />

hätte. Dass das Ressort„Innovation<br />

und Jugend“ heißt, nicht aber „Forschung<br />

und Bildung“, ist ein wenig kleinmütig.<br />

In ihrer Aufgabenbeschreibung für das<br />

neue Superministerium hat Ursula von der<br />

Leyen wichtige Akzente gesetzt. Sie betont,<br />

dass das neue Forschungsförderprogramm<br />

komplett –also ohne Kürzungen –zurealisieren<br />

sei. Als wichtiges Ziel nennt sie die europäischen<br />

Hochschulnetzwerke, deren<br />

Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden<br />

solle. Das verlangt, dass sie nicht nur den<br />

Austausch von Studierenden, sondern auch<br />

gemeinsame hochkarätige Forschung betreiben.<br />

Unbedingt positiv ist, dass die Präsidentin<br />

ihr Augenmerkauf den europäischen<br />

Hochschulraum richtet und energische<br />

Schritte zu seiner Vereinheitlichung fordert.<br />

Zehn Debatten in zehn Wochen.<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,der Tagesspiegel und die Bundeszentrale<br />

für politische Bildung feiern30Jahre Meinungsfreiheit.<br />

Diese Woche: Wieweiter zwischen den Geschlechtern?<br />

Argumente und Ideen bitte an<br />

leser-blz@dumont.de; Stichwort: Meinungsfreiheit<br />

Alle Debatten online unter<br />

berliner-zeitung.de/meinungsfreiheit<br />

Mama,<br />

Papa, egal<br />

Monisha Moreau<br />

arbeitet als Anti-Diskriminierungsteamerin* in der politischen<br />

Bildung und fordertneueModelle der Elternschaft.<br />

KOLUMNE<br />

Frischer Wind<br />

aus Brüssel für die<br />

Forschung<br />

Peter-André Alt<br />

Präsident der Hochschulrektorenkonferenz<br />

Selbst 20 Jahre nach der Einführung der Bologna-Reformsind<br />

wir voneiner vollgültigen<br />

Vergleichbarkeit der Studienprogramme<br />

und -abschlüsseweitentfernt. Auch hier gilt,<br />

dass die engere Verzahnung des Bildungsund<br />

Forschungssektors in einem Ressort<br />

helfen kann, eine überzeugendere europäische<br />

Bildungspolitik zu verwirklichen.<br />

Die nachfolgenden Punkte des Programms<br />

konzentrieren sich stark auf das<br />

BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />

um gleichgeschlechtlichen Paaren den Kinderwunsch<br />

zu erfüllen, setzen auf gespendete<br />

Samen oder Eizellen.<br />

Eine Methode, die in Deutschland bislang<br />

nicht erlaubt ist, ist die „Ropa-Methode“.<br />

Dabei findet die künstliche Befruchtung<br />

mit der Eizelle der einen Frau* und dem<br />

Sperma im Glas statt (In-vitro-Fertilisation)<br />

und wird inden Körper der anderen Frau*<br />

für die fortlaufende Schwangerschaft eingesetzt.<br />

Auf diese Weise kann in einer geschlechtlichen<br />

Partnerschaft die eine Frau*<br />

mit dem Kind verwandt sein und die andere<br />

es austragen. Diese Methode ist jedoch in<br />

Deutschland noch illegal und deswegen nur<br />

im Ausland möglich. Sie stellt meiner Ansicht<br />

nach, jedoch eine Strategie dar, die<br />

mehr Gleichstellung für gleichgeschlechtliche<br />

Paare birgt und dringend von politischen<br />

Instanzen unterstützt werden sollte.<br />

Mein abschließendes Fazit sieht so aus:<br />

Ich bin davon überzeugt, dass ein Kind in<br />

einem Umfeld aufwachsen soll, das sich<br />

der Verantwortung, die eine Elternschaft<br />

bedeutet, bewusst ist und bereit ist, dieser<br />

nachzugehen. Dabei ist es egal, ob das<br />

Umfeld aus zwei Frauen, zwei Männern,<br />

einem heterosexuellen Paar oder Menschen<br />

besteht, die sich nicht in diesen Kategorien<br />

wiederfinden. Wir leben in einer<br />

Zeit, in der unterschiedlichste Formen<br />

und Modelle von Elternschaften möglich<br />

sein könnten.<br />

Mehr als überfällig ist es jedoch, dass sich<br />

marginalisierte Gruppen und Minderheiten<br />

nicht mehr versuchen müssen, sich in veraltete<br />

Familienbild-Schablonen zu pressen,<br />

sondern ihnen Strukturen vereinfacht werden,<br />

um ihr eigenes Familienbild zu entwerfen.<br />

Denn nur so können wir Kindernund deren<br />

Eltern und Bezugspersonen, die Basis<br />

bieten, ohne Diskriminierungserfahrungen<br />

an dieser Gesellschaft teilzuhaben.<br />

Das *imText betont, dassdas soziale Geschlecht nicht im<br />

Zusammenhang mit biologischen Eigenschaften steht.<br />

Gebiet der Innovation. Forschung wird hier<br />

wesentlich als Instrument zur Etablierung<br />

von Schlüsseltechnologien, als Treiber im<br />

globalen Wettbewerb und Motor für Erfindungen<br />

bestimmt. Klar formuliertist die Erwartung,<br />

man werde durch die angewandten<br />

Wissenschaften zu mehr ökonomischem<br />

Wohlstand kommen und gleichzeitig<br />

Maßnahmen der Zukunftssicherung –insbesondere<br />

imKlimaschutz –erfolgreich organisieren<br />

können.<br />

Bedauerlich dagegen ist, dass die Rolle<br />

der Grundlagenforschung in vonder Leyens<br />

Aufgabenbeschreibung zu kurz kommt. Dabei<br />

bildet sie den eigentlichen Antrieb für<br />

Prozesse,die im wörtlichen Sinne unvorhersehbar<br />

und daher besonders produktiv sind.<br />

Die eigentlichen Sprünge entstehen durch<br />

ein unkonventionelles Erkenntnisinteresse,<br />

das vonNeugierde getrieben ist. DerGöttinger<br />

Physiker Stefan Hell, Nobelpreisträger<br />

des Jahres 2014, betont in Vorträgen gern,<br />

wie sehr ihn das ungeliebte Thema seiner<br />

Doktorarbeit dazu herausgefordert habe, eigene<br />

Wege jenseits des Mainstream zu beschreiten.<br />

Es wäredie Aufgabe einer gemeinsamen<br />

europäischen Förderpolitik, gerade<br />

das Unkonventionelle mit Ausdauer zu unterstützen<br />

und nicht nur auf technologische<br />

Verwertbarkeit zu achten.<br />

Insgesamt aber lässt sich konstatieren,<br />

dass die bildungs- und forschungspolitische<br />

Agenda der neuen EU-Präsidentin Hoffnung<br />

auf größere Geschlossenheit und bessere<br />

Umsetzbarkeit macht.<br />

„Das ist eine ganz<br />

herausgehobene Stelle.<br />

Es ist wirklich ein Traum,<br />

hier arbeiten und leben<br />

zu dürfen.“<br />

Christoph Israng, 48,<br />

deutscher Botschafter in Prag, über sein Amt.<br />

Vor 30Jahren waren Garten und Gebäude der Botschaft<br />

überfüllt mit Flüchtlingen aus der DDR, die<br />

schließlich in den Westen ausreisen durften.<br />

AUSLESE<br />

Klima und<br />

Kanzlerin<br />

Die Klimapolitik bestimmt die derzeitige<br />

Haushaltsdebatte im Bundestag.<br />

Die Westfälischen Nachrichten kommentieren<br />

die Rede der Bundeskanzlerin. „Im<br />

roten Anorak 2007 vor Grönland: So hat<br />

Merkel einst das Bild der Klimakanzlerin<br />

geprägt“, schreibt das Blatt. „Inzwischen<br />

ist viel Zeit vergangen –und wenig geschehen.<br />

Nun steht Merkel endgültig unter<br />

Handlungsdruck. DergroßeWurf –das<br />

wäre es. Aber davon sind Union und SPD<br />

weit entfernt.“<br />

Ums Geld geht es bei den Lübecker<br />

Nachrichten, die sich mit möglichen finanziellen<br />

Auswirkungen der Klimapolitik<br />

befassen: „Mehr als einmal hat die Regierung<br />

versprochen, dass durch die Klimabeschlüsse<br />

besonders zwei Gruppen<br />

nicht belastet werden sollen: Geringverdiener<br />

und darüber hinaus alle, die auf<br />

dem Land wohnen und auf ihr Auto angewiesen<br />

sind. Schon bald wirdsich zeigen,<br />

ob das Sonntagsreden waren oder hier<br />

Wort gehalten wird.“<br />

„Da hat die Bundeskanzlerin ein wahres<br />

Wort gesprochen: ‚Wenn wir den Klimaschutz<br />

vorantreiben, wird das Geld<br />

kosten.‘ Aber: ‚Wenn wir ihn ignorieren,<br />

wird esuns mehr kosten.‘“, schreibt die<br />

Frankfurter Rundschau. „Ein Satz, mit<br />

dem sie glatt bei ‚Fridays for Future‘ auftreten<br />

könnte.Noch sicherer wäreihr dort<br />

allerdings der Applaus, wenn die Haushaltspolitik<br />

der Bundesregierung zu ihren<br />

Einsichten passen würde. Das tut sie leider<br />

nicht.“ Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />

Mitglied der Chefredaktion: Elmar Jehn.<br />

Newsdesk-Chefs (Nachrichten/Politik/Wirtschaft): Tobias Miller,<br />

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Kultur: Harry Nutt.<br />

Regio: Arno Schupp, Karim Mahmoud.<br />

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Story: Christian Seidl.<br />

Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />

Seite 3/Report: Bettina Cosack.<br />

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und erreicht laut Mediaanalyse 2018 in Berlin und<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Ein Thema und<br />

kein Ende: Neuer Streit<br />

um den Mietendeckel<br />

Seite 14<br />

Für eine bessere Zukunft: „Fridays for Future“ in der kommende Woche Seite 12<br />

Für einen schöneren Abend: Die traditionelle Party bei Bertelsmann Seite 13<br />

Stadtbild<br />

Das Eis der<br />

anderen<br />

Ruth Herzberg<br />

versteht beim Eisessen keinen<br />

Spaß.<br />

Der Abend ist warm, die Schlange<br />

vor der Eisdiele ist lang. Dann<br />

habe ich es geschafft. DieKinder und<br />

ich halten das EisunsererWahl in den<br />

Händen. Aber wohin jetzt?<br />

Wir haben Glück, auf einer Bank<br />

direkt vor dem Laden sitzen zwei<br />

junge Frauen und unterhalten sich,<br />

aber neben ihnen ist noch frei. Ichdirigiere<br />

die Kinder schnell dorthin,<br />

aber für mich ist kein Platz mehr.Also<br />

bleibe ich vor der Bank stehen. Als<br />

verantwortungsvolle Erziehungsberechtigte<br />

muss ich ja in der Nähe der<br />

Kinder bleiben. Falls die Kinder kleckern,<br />

falls sie mir was erzählen wollen.<br />

Beim Eisessen kann ja so viel<br />

schiefgehen.<br />

Ichbin müde.Ich würde jetzt auch<br />

ganz gernsitzen. Aber das wirdjabestimmt<br />

auch gleich passieren, weil<br />

die beiden quatschenden Mädels auf<br />

der Bank nämlich merken werden,<br />

dass da eine müde Mama darauf wartet,<br />

dass sie gehen, weil sie nämlich<br />

fertig mit Eisessen sind und nur noch<br />

reden und dabei die leeren Eispappbecher<br />

mit dem Löffelchen drin<br />

knautschen. Kann ja wirklich nicht<br />

mehr lange dauern, denke ich, dass<br />

die dämlichen Hühner das schnallen.<br />

Ich schlecke am Salzkaramelleis<br />

und am Blaubeer-Baiser-Eis und<br />

denke: „Ach ist das lecker und wie<br />

schön wäre es, wenn ich jetzt mal<br />

kurz sitzen könnte“, aber die blöden<br />

Ziegen werden ja sicherlich gleich abdampfen,<br />

weil das ja die Bank vorm<br />

Eisladen ist und ja 1000 Leute und<br />

ich hier jetzt gern sitzen würden, um<br />

in Ruhe Eiszuessen. Aber sie verduften<br />

nicht. Sie tun’s einfach nicht! Sie<br />

schwadronieren herum und bleiben<br />

auf ihren dicken Hintern sitzen. Auf<br />

der Bank vorm Eisladen! Da kann<br />

man leider gar nichts machen.<br />

Der Eisladen ist privat, die Bank<br />

ist öffentlich. Theoretisch könnte<br />

sich jeder dort festsetzen, also jeder<br />

komplett schmerzbefreite Soziopath<br />

könnte sich stundenlang dort breitmachen.<br />

Auch wenn ich die beiden<br />

Hexen gerne höflichst wegbitten,<br />

wegschieben, wegschubsen und ermorden<br />

würde. Ich bräuchte dazu<br />

nicht mal meine Hände. Ich könnte<br />

die mit den Augen töten. Wenn diese<br />

Schnepfen mal hochgucken würden.<br />

Das Karamelleis könnte so lecker<br />

sein, aber jetzt schmeckt es bitter,so<br />

wütend bin ich. Das Eis ist kalt, aber<br />

in mir brennt die Wut. Kurzentschlossen<br />

setze ich mich ein paar<br />

Meter weiter weg auf eine Ladentreppe.Die<br />

Kinder helfen sich gegenseitig.<br />

Als die ignoranten Damen sich<br />

irgendwann entfernen, bekomme<br />

ich es gar nicht mit. Ichesse mein Eis<br />

und bin glücklich.<br />

Idealvorstellung: Eine leere Bank zum<br />

Entspannen und Eisessen. GETTY IMAGES<br />

Dass es Gewalt an Schulen gibt, dürfte unstrittig sein. Die genauen Zahlen liegen jetzt allerdings unter Verschluss.<br />

Verschlusssache Schulgewalt<br />

An einigen Brennpunktschulen gibt es mehr Sexual- und Gewaltdelikte. Soziologe fordert Dunkelfeldstudie<br />

VonAndreas Kopietz<br />

Prügeleien, Bedrohungen<br />

und Raub gehören an bestimmten<br />

Schulen Berlins<br />

fast zum Alltag. Deshalb<br />

hält der Senat die Zahl der gemeldeten<br />

Delikte an den fast 700 Schulen<br />

seit neuestem geheim. Zum ersten<br />

Mal hat die Senatsinnenverwaltung<br />

die Liste mit den Straftaten als „Verschlusssache<br />

–Nur für den Dienstgebrauch“<br />

klassifiziert.<br />

Doch nach Informationen aus Ermittlerkreisen<br />

gibt es zumindest einen<br />

kleinen Einblick in die Entwicklungen.<br />

So ist vor allem an und im<br />

Umfeld sogenannter Brennpunkt-<br />

Schulen nicht nur die Zahl der Gewaltdelikte<br />

hoch. Eine signifikante<br />

Zunahme gab es 2018 auch bei den<br />

angezeigten Sexualdelikten. Ihre<br />

Zahl stieg an der Adresse der Willy-<br />

Brandt-Teamschule an der Grüntaler<br />

Straße in Gesundbrunnen von<br />

null auf fünf.<br />

An der Adresse der Ernst-Schering-Schule<br />

an der Lütticher Straße<br />

in Wedding war im Jahr 2017 kein<br />

einziges Sexualdelikt registriert worden.<br />

Im vergangenen Jahr waren es<br />

schon drei. DieSchule war schon im<br />

Vorjahr mit 48 Straftaten gemeldet,<br />

davon 25 Körperverletzungen. Im<br />

Jahr 2018 waren es 32 Straftaten, davon17Körperverletzungen.<br />

Auffällig ist auch die Entwicklung<br />

an der Adresse der Comenius-Schule<br />

an der Gieselerstraße in Wilmersdorf<br />

die Zahl der sexuellen Übergriffe<br />

stieg vonnull auf vier.<br />

Geheim wegen Privatwohnungen<br />

Einen ungewöhnlich starken Anstieg<br />

der Gewaltdelikte registrierte die Polizei<br />

an der Adresse der Heinrich-Seidel-Grundschule<br />

an der Ramlerstraße<br />

in Gesundbrunnen, deren<br />

Leitbild lautet, sie wolle den Schülern<br />

„Sicherheit, Schutz und innere<br />

Ruhe geben, sodass sie sich zu verantwortungsbewussten<br />

Persönlichkeiten<br />

entwickeln können“. Dort<br />

schoss die Zahl der gemeldeten Gewaltdelikte<br />

vonnull auf 19 hoch.<br />

Ein Sprecher der Senatsschulverwaltung<br />

erklärt dazu auf die Frage,<br />

wie die Schulen mit den Sexual- und<br />

Gewalttaten umgehen: „In konkreten<br />

Verdachtsfällen kooperiert eine<br />

Die Willy-Brandt-Teamschule in Gesundbrunnen.<br />

Schule eng mit dem polizeilichen<br />

Präventionsbeauftragten. Oft finden<br />

Straftaten lediglich im Umfeld einer<br />

Schule statt, mitunter auch in Außenanlagen,<br />

die zum Beispiel nachmittags<br />

oder abends von Vereinen<br />

genutzt werden.“<br />

Tatsächlich geben die Zahlen nur<br />

einen ungefähren Einblick. Denn die<br />

Polizei liefertdie Zahlen vonStraftaten<br />

auf, die an der Adresse einer<br />

Schule stattfinden.Wenn es also eine<br />

Prügelei vor einer Schule gibt,<br />

kommt auch diese in die Statistik.<br />

Außerdem kann sich eine Adresse<br />

auf weiträumige Areale beziehen.<br />

Schon im vergangenen Jahr<br />

wollte die Innenverwaltung die Zahlen<br />

der Straftaten an Schulen nicht<br />

herausgeben. Damals erreichte der<br />

FDP-Abgeordnete Marcel Luthe mit<br />

einer Klage vor dem Landesverfassungsgericht<br />

und anschließenden<br />

ANDREAS KLUG<br />

„Eine Veröffentlichung der adressengenauen<br />

Übersicht hat zum Schutz des Grundrechts<br />

auf informationelle Selbstbestimmung der<br />

unter den Anschriften zum Teil lebenden<br />

und der dort beschulten Personen<br />

zu unterbleiben.“<br />

Senatsverwaltung für Inneres zur Begründung, warum die Zahl der Straftaten<br />

an den einzelnen Schulen nicht veröffentlicht werden soll.<br />

DPA/OLIVER BERG<br />

fast 700 Einzelanfragen, dass die<br />

Zahlen veröffentlicht werden mussten.<br />

Demnach wurden im Jahr 2016<br />

der Polizei an den Adressen der<br />

Schulen 8763 Straftaten gemeldet.<br />

Im Jahr 2017 waren es 9820. An gut<br />

der Hälfte der 689 Schulen ist die<br />

Lage allerdings gut, oft wurde gar<br />

keine Straftat erfasst.<br />

Als Grund für die erstmalige Klassifizierung<br />

als Verschlusssache zieht<br />

die Verwaltung den Schutz von Persönlichkeitsrechten<br />

heran. An den<br />

einzelnen Adressen könnten sich<br />

auch Privatwohnungen befinden.<br />

Die Straftaten könnten dann einzelnen<br />

Bewohnern oder Nutzern eines<br />

Gebäudes zugeordnet werden, teilt<br />

sie mit. Dies könne auch stigmatisierend<br />

für Schüler sein, die eine der<br />

Schulen besuchen. Durch die unterbleibende<br />

Veröffentlichung sei die<br />

„politische Verwertbarkeit“ nur geringfügig<br />

eingeschränkt. Laut Verschlusssachenanweisung<br />

der Senatsverwaltung<br />

für Inneres sind allerdings<br />

Dokumente mit „VS –Nur<br />

für den Dienstgebrauch“ nur dann<br />

einzustufen, „wenn Kenntnisnahme<br />

durch Unbefugte für die Interessen<br />

oder das Ansehen der Bundesrepublik<br />

Deutschland oder eines ihrer<br />

Länder nachteilig sein kann“ –also<br />

dem Ansehen Berlins.<br />

Getrennt von den Polizeizahlen<br />

gibt es auch jene, die die Schulen<br />

selbst melden. Die Zahl der Gewaltvorfälle<br />

ist hier gestiegen. Allerdings<br />

erklärt sich vor dem Hintergrund einer<br />

vonder Bildungsverwaltung ausgerufenen<br />

Kultur des „Hinsehens<br />

und Handelns“ der Anstieg vorallem<br />

an den Grundschulen durch eine erhöhte<br />

Meldebereitschaft. Auch die<br />

Anzahl meldender Schulen hat sich<br />

erhöht.<br />

Nurdie Spitze desEisbergs<br />

„Dass Jugendliche immer brutaler<br />

werden, ist aus wissenschaftlicher<br />

Perspektive hochgradig umstritten“,<br />

sagt Albrecht Lüter,Leiter der Arbeitsstelle<br />

Jugendgewaltprävention, die<br />

regelmäßig unter anderem die Zahlen<br />

der Unfallkasse Berlin, die Meldungen<br />

der Schulen und der Polizei<br />

auswertet.„Viele Studien zeigen eben<br />

nicht, dass es immer schlimmer wird.<br />

Nichtsdestotrotz gibt es erheblichen<br />

Entwicklungsbedarf bei der schulischen<br />

Gewaltprävention und derVermittlung<br />

sozialer Kompetenzen“,<br />

sagt der Soziologe.Ersieht zudem einen<br />

Formwandel schulischer Gewalt<br />

in Richtung Verrohung, verbaler Aggression,<br />

sexualisierter Ansprachen<br />

oder Mobbing – Verhaltensweisen,<br />

die oft in einen Graubereich fallen<br />

und nicht zu einer Strafanzeige führen.<br />

Sie seien weit verbreitet, zunehmend<br />

auch an den Grundschulen, wo<br />

die Sozialkompetenz vieler Schüler<br />

entwicklungsbedürftig sei. „Hier besteht<br />

ohne Zweifel Handlungsbedarf“,<br />

sagt er.<br />

Nach Lüters Einschätzung fehlt<br />

eine berlinweite Dunkelfeld-Analyse,<br />

ähnlich, wie es sie in Brandenburg<br />

gibt.„Wir müssen in die Klassen<br />

reingehen und die Schüler nach ihrenErfahrungen<br />

befragen.Wirsehen<br />

bisher nur, was angezeigt wird. Und<br />

das ist die Spitzedes Eisbergs.“<br />

NACHRICHTEN<br />

Mordprozess gegen Rocker:<br />

Urteil Anfang Oktober<br />

Nach fast fünfjährigem Mordprozess<br />

gegen Rocker der Hells Angels<br />

wegen tödlicher Schüsse im Wettbüroist<br />

ein Urteil in greifbareNähe<br />

gerückt. Das<strong>Berliner</strong> Landgericht<br />

werdeseine Entscheidung „nach<br />

derzeitiger Planung voraussichtlich<br />

am 1. oder 2. Oktober verkünden“,<br />

sagte Gerichtssprecherin Lisa Jani<br />

am Donnerstag. Zuvorwurden die<br />

Plädoyers der Verteidiger der zehn<br />

Angeklagten abgeschlossen. Für einen<br />

30-Jährigen, der geschossen<br />

hatte,forderten seine Anwälte einen<br />

Schuldspruch wegen Totschlags.Die<br />

Verteidiger eines 32-<br />

Jährigen, der als Kronzeuge gilt, plädierten<br />

auf eine Verurteilung wegen<br />

gefährlicher Körperverletzung mit<br />

Todesfolge und eine Strafe unter<br />

zehn Jahren. In dem bislang größten<br />

Rocker-Prozess der Hauptstadt haben<br />

die Ankläger für acht der zehn<br />

Männer auf lebenslange Freiheitsstrafen<br />

plädiert. Einer dieser Männer<br />

gilt als Chef der Gruppierung.<br />

Der35-Jährige soll den Anschlag<br />

aus Rache in Auftrag gegeben zu haben.<br />

(dpa)<br />

Grüne wollen<br />

mehr Radarfallen<br />

DieGrünen fordernmehr Blitzer gegen<br />

Raser in Berlin. IhrPlan: Auch<br />

die Ordnungsämter sollen blitzen<br />

können, wie aus einer Mitteilung<br />

der Fraktion im BezirkPankowam<br />

Donnerstag hervorgeht. „Das Bezirksamt<br />

wirdersucht, sich beim Senat<br />

dafür einzusetzen, dass neben<br />

der Polizei auch die Ordnungsämter<br />

der Bezirke Geschwindigkeitskontrollen<br />

durchführen dürfen und<br />

entsprechend mit Personal und Geräten<br />

ausgestattet werden“, heißt es<br />

in einem entsprechenden Antrag<br />

der Grünen-Fraktion. Seit Jahresbeginn<br />

teste die <strong>Berliner</strong> Polizei erfolgreich<br />

neue mobile Geräte,hieß es in<br />

der Mitteilung. Diesefunktionierten<br />

Tagund Nacht, ohne dass Polizisten<br />

daneben stehen müssten.<br />

DieBlitzer möchte die Fraktion<br />

auch für die Ordnungsämter. (dpa)<br />

Hilfen für Behinderte sollen<br />

vereinfacht werden<br />

Für <strong>Berliner</strong> mit einer Behinderung<br />

soll der Zugang zu Leistungen und<br />

Teilhabe-Hilfen erleichtertwerden.<br />

Dazu werden die Bezirke Fachdienste<br />

gründen, die die Leistungen<br />

für eine Eingliederungshilfe wie aus<br />

einer Hand organisieren. Die<strong>Berliner</strong><br />

Abgeordneten beschlossen am<br />

Donnerstag in einer Plenarsitzung<br />

mehrheitlich ein entsprechendes<br />

Teilhabegesetz, aufbauend auf einem<br />

Bundesgesetz. Sowohl die<br />

Fraktionen der rot-rot-grünen Koalition,<br />

also auch die FDP und AfD<br />

stimmten zu –nur die CDU enthielt<br />

sich. (dpa)<br />

Für <strong>Berliner</strong> mit Behinderung soll die<br />

Hilfe erleichtertwerden.<br />

DPA


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />

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Berlin<br />

Die Mauer fiel vor 30Jahren.<br />

Doch UdoRauchert<br />

kämpft noch immer gegen<br />

sie. Zumindest gegen<br />

das letzte Stück Ungerechtigkeit,<br />

das sie hinterließ. Den letzten Rest<br />

Ungleichheit zwischen Ost und<br />

West, der festgeschrieben steht in<br />

Abertausenden Arbeitsverträgen<br />

von Arbeitnehmern inOstdeutschland,<br />

auch denen in Ost-Berlin: Sie<br />

erhalten dasselbe Gehalt –sollen dafür<br />

aber mehr Stunden arbeiten als<br />

Arbeitnehmer im Westen.<br />

UdoRauchertist Vorsitzender des<br />

Betriebsrats bei Siemens Mobility in<br />

Treptow-Köpenick, einer Sparte des<br />

Siemens-Konzerns. Dort lässt sich<br />

die Ungerechtigkeit genau beziffern:<br />

36 Minuten pro Tag müssen Arbeitnehmer<br />

im Werk im Osten der Stadt<br />

laut Tarifvertrag länger arbeiten als<br />

jene im Westen.<br />

Das macht pro<br />

Woche drei Stunden<br />

unbezahlte<br />

Arbeit, pro Jahr<br />

einen ganzen<br />

Monat oder<br />

auch: ein Minus<br />

von acht Prozent<br />

Betriebsrat des Brutto-Jahresgehalts.<br />

Udo Rauchert.<br />

In der DDR<br />

arbeitete Rauchert rund 44 Stunden<br />

proWoche.Damals war er angestellt<br />

bei dem Volkseigenen Betrieb Werk<br />

für Signal- und Sicherungstechnik<br />

Berlin –kurz: WSSB. Eswar die einzige<br />

Produktionsstätte der DDR für<br />

Signaltechnik und Stellwerke. Dann<br />

kam die Wende, die Treuhand, die<br />

Westbetriebe. Siemens kaufte die<br />

WSSB Anfang der 90er-Jahre auf.<br />

Doch die ungleiche Arbeitszeit blieb:<br />

Während die Kollegen im Westen<br />

schon seit 1995 nur 35 Stunden pro<br />

Woche arbeiteten, erzählt Rauchert,<br />

wurde die 44-Stunden-Arbeitswoche<br />

im Osten langsam tariflich abgeschmolzen.<br />

Doch bei 38 Stunden die<br />

Woche stoppte der Prozess.„Einfach<br />

stehen geblieben“, sagt Rauchert.<br />

Seit 1990 sitzt der 64-Jährige<br />

schon im Betriebsrat, seit elf Jahren<br />

ist er derVorsitzende.Das Thema begleitet<br />

ihn auf Schritt und Tritt. Er hat<br />

im Unternehmen diskutiert und mit<br />

der IG Metall auf der Straße demonstriert.<br />

Er war beim Regierenden Bürgermeister<br />

zu Besuch und hat Sondersprechstunden<br />

im Betrieb geführt.<br />

Genau 36 Minuten lang, ein<br />

Symbol für jede unbezahlte Minute<br />

eines Arbeitstages. Gerührt hat sich<br />

seither wenig.<br />

Für die rund 1000 Angestellten<br />

im Treptower Werk ist das nicht zu<br />

begreifen. Sie entwerfen und bauen<br />

Verkehrssysteme für die Schiene, arbeiten<br />

an Automatisierungsmöglichkeiten<br />

für die Zukunft. Siesind in<br />

der Regel hoch qualifizierte Experten<br />

und verdienen nicht schlecht, das<br />

nicht. Doch die Kollegen in der Siemensstadt<br />

in Spandau verdienen<br />

mehr –oder müssen weniger arbeiten,<br />

je nach Betrachtung. Und das,<br />

obwohl sie dieselbe Arbeit machen,<br />

obwohl die beiden Werke nur 17 Kilometer<br />

trennen, obwohl die Angestellten<br />

also auf beiden Seiten die<br />

hohen Mieten in Berlin zahlen müssen,<br />

obwohl sie dasselbe für Lebensmittel<br />

und Haushalt ausgeben müssen.<br />

Oft seien die Arbeitszeiten<br />

Thema bei Betriebsversammlungen,<br />

SIEMENS<br />

sagt Rauchert. „Was macht denn eigentlich<br />

die IG Metall?“, sei dann<br />

eine der häufigsten Fragen.<br />

DieIGMetall ist nicht untätig, sie<br />

verhandelt seit Jahrzehnten um die<br />

Arbeitszeiten. Und hat zahlreiche<br />

andere Baustellen im Osten: Denn<br />

viele Betriebe dort –deutlich mehr<br />

als im Westen –bezahlen gar nicht<br />

nach Tarif. Zuletzt gab es 2018 noch<br />

einmal ein großes Aufbäumen, 24-<br />

Stunden-Streiks und großangelegte<br />

Demonstrationen, im Anschluss<br />

Verhandlungen mit dem Arbeitgeberverband.<br />

Mit Blick auf die 35-<br />

Wenn im Westen die<br />

Sonne untergeht<br />

Dann sind im Osten noch viele Menschen bei der Arbeit.<br />

Besser bezahlt werden sie allerdings nicht. Siemens-Betriebsrat<br />

Udo Rauchert setzt sich seit 30 Jahren für Gleichberechtigung ein<br />

VonAnnika Leister<br />

Ein großer Unterschied zwischen Ost und West: die tariflich festgelegten Arbeitszeiten.<br />

Job, Familie,Alltag: Auch 30 Jahre nach dem<br />

Fall der Mauer prägtdie einstige Teilung Berlins<br />

nochdas Leben vieler Menscheninder<br />

Stadt. WirstellenMenschen und ihre Geschichte<br />

vor. Heute ist es: Udo Rauchert,ein<br />

Betriebsrat,der in einem Siemens-Werk in<br />

Ost-Berlin dafür kämpft, dass Kollegen dieselben<br />

Konditionenerhalten wieimWesten.<br />

DIE SERIE<br />

Im Internet: Seit Mai sind in unserer Serie<br />

zum Mauerfallbislang bereitsmehr als<br />

ein DutzendTeile erschienen. Jeder einzelne<br />

Teil kann auchimInternet gelesen werden<br />

und ist zu finden unter:www.berliner-zeitung.de/mauerfall<br />

oderauf der neuen App<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>(kostenlosimApple<br />

Store oder Google Play).<br />

Stunden-<br />

Woche für<br />

Ostbetriebe<br />

ziehen sich die<br />

Gespräche jetzt<br />

schon seit Monaten<br />

hin. „Seit der Wende haben<br />

wir schrittweise fast alles angeglichen“,<br />

sagt Birgit Dietze von der<br />

IG Metall. „Die Arbeitszeit ist der<br />

letzte, aber gewichtige Punkt, den<br />

wir bisher nicht geschafft haben.“<br />

Die Argumente der Arbeitgeber<br />

seien seit Jahrzehnten immer dieselben:<br />

Die Produktivität im Osten sei<br />

[M] GETTY IMAGES/WESTEND61 /LEANDER BAERENZ<br />

geringer, die ostdeutschen Betriebe<br />

würden deswegen ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />

verlieren, wenn sie<br />

genau so teuer produzierten wie der<br />

Westen. Dietzehält diese Argumente<br />

für haltlos.„DieLeute im Osten sind<br />

top ausgebildet, da gibt es keinen<br />

Unterschied zum Westen“, sagt sie.<br />

Weil im Osten nach der Wende marode<br />

Werke oft saniert wurden, sei<br />

die technische Ausstattung dort sogar<br />

oft noch besser. Rauchert kann<br />

Dietzes Einschätzung im Fall Siemens<br />

bestätigen: „Die Produktivität<br />

in Ost und West ist bei uns gleich<br />

hoch.“<br />

Aus Sicht von Gewerkschaftern<br />

hat das Mauern der Unternehmen<br />

vor allem einen Grund: Sie wollen<br />

Kosten sparen. In vielen Fällen haben<br />

die Betriebe ein starkes Druckmittel:<br />

Steigen die Kosten, zieht der<br />

Betrieb eben ins Ausland, nach Polen<br />

oder noch weiter bis nach Indien.<br />

EinPunkt, an dem auch die Gewerkschaft<br />

wenig tun kann: Ost-Berlin sei<br />

immer noch besser als Indien, heißt<br />

es hinter vorgehaltener Hand.<br />

Siemens antwortet auf Anfrage<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> nur mit einem<br />

Anruf und dem Hinweis auf die öffentlich<br />

einsehbaren Tarifverträge<br />

für Ost und West. An die halte man<br />

sich eben. Punkt. Wie viele der rund<br />

11 500 Mitarbeiter von Siemens in<br />

Berlin genau nach Ost- und wie viele<br />

nach Westtarif bezahlt werden? Das<br />

erhebe der Konzern nicht, könne<br />

man deswegen nicht genau sagen,<br />

sagt ein Sprecher.<br />

Rauchertfindet gut, dass der Konzern<br />

nach Tarif bezahlt. Doch er<br />

glaubt, dass Siemens als großer<br />

Player in der Metallbranche noch<br />

mehr tun könne.Der Tarifvertrag sei<br />

ja nur das Minimum, sagt er. Unternehmen<br />

könnten natürlich auch<br />

bessere Leistungen ausschütten,<br />

wenn sie denn wollten. „Aber Siemens<br />

verweist auf die Verbandsbindung,<br />

man will da nicht ausscheren.“<br />

Naheliegend, denn für die Arbeitgeber<br />

droht der Domino-Effekt: Schert<br />

einer aus, können die Belegschaften<br />

der anderen Betriebe auf dieses Positiv-Beispiel<br />

verweisen.<br />

Rauchert glaubt, dass eine Angleichung<br />

auch ein wichtiges, politisches<br />

Signal setzen könnte. Schließlich<br />

wählten immer mehr Menschen<br />

in Ostdeutschland AfD. InBrandenburg<br />

und Sachsen waren es zuletzt<br />

23,5 und 27,5 Prozent. Begründet<br />

wird das von Experten oft mit dem<br />

Gefühl, als Ostdeutscher auch 30<br />

Jahre nach dem Mauerfall noch benachteiligt<br />

zu sein. In ihren Wahlkämpfen<br />

greift die AfD gezielt dieses<br />

Gefühl auf. „Irgendwo gibt es eine<br />

Unzufriedenheit, das Gefühl abgehängt<br />

zu sein“, sagt Rauchert. „Das<br />

ist oft eine sehr persönliche Perspektive.<br />

Vielleicht ist dieser Unterschied<br />

vondreiStunden da ein kleiner Baustein.“<br />

Rauchert ist jetzt 64, 30 Jahre seines<br />

Arbeitslebens hat er für die<br />

Gleichstellung zwischen Ost und<br />

West gekämpft. Bald geht er in Rente.<br />

Ob er daran glaubt, dass die aktuellen<br />

Gespräche fruchtbar sein werden?<br />

Dass er noch vorder Rente miterlebt,<br />

wie auch in seinem Werk nur<br />

noch 35 Stunden die Woche gearbeitet<br />

wird?<br />

„Ich hatte es gehofft“, sagt er.„Ich<br />

hoffe es noch immer.“<br />

Ostdeutsche Einkommen<br />

Im Teufelskreis<br />

VonAnnika Leister<br />

Siemens, Thales und Co. lassen ihre Beschäftigten<br />

im Osten zwar länger arbeiten<br />

–immerhin aber zahlen sie überhaupt<br />

nach Tarif. Bei vielen Unternehmen ist das<br />

nicht der Fall. Bundesweit sinkt die Tarifbindung<br />

für Beschäftigte in den vergangenen<br />

Jahren, in Ostdeutschland ist sie besonders<br />

niedrig. Zuletzt betrug sie in den<br />

westlichen Bundesländern 57Prozent. In<br />

den ostdeutschen Ländern arbeiteten nur<br />

46 Prozent mit Tarifvertrag. In Sachsen sind<br />

es sogar nur 39 Prozent. Daszeigt eine Studie<br />

der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-<br />

Stiftung aus diesem April.<br />

Als Grund für den deutlichen Unterschied<br />

zwischen Ost und West sieht Birgit<br />

Dietze von der IG Metall vor allem die historische<br />

Entwicklung: In der DDR habe es<br />

keine Tarifverträge gegeben. „Wir schreiben<br />

da das Jahr 1989 als Startpunkt.“<br />

Die niedrige Zahl von Arbeitnehmern<br />

mit Kollektivverträgen, die den Unternehmen<br />

verbindliche Vorgaben auferlegen, hat<br />

dramatische Folgen: Beschäftigte in Ostdeutschland<br />

arbeiten länger –und verdienen<br />

weniger. Imvergangenen Jahr kamen<br />

Arbeitnehmer in den alten Bundesländern<br />

im Schnitt auf 1295 Arbeitsstunden. Im Osten<br />

mit Berlin waren es 1351 Stunden und<br />

damit 56 mehr. Zugleich lagen die Jahres-<br />

Der Jahresbruttolohn lag im Westen zuletzt um<br />

rund 5000 Euro höher als im Osten. ISTOCK/ANTONIOSENA<br />

bruttolöhne je Arbeitnehmer im Westen<br />

mit 36 088 Euro um knapp 4900 Euro höher<br />

als in den neuen Ländern mit 31 242<br />

Euro. Das ergeben Daten der Statistischen<br />

Ämter von Bund und Ländern, die die<br />

Linke-Bundestagsfraktion ausgewertet hat.<br />

VonUnternehmen werden als Gründe<br />

für diese Unterschiede oft Produktivität<br />

oder Qualifikation genannt. Zwei Wissenschaftler<br />

der Universität Erlangen machten<br />

2015 aber auf einen anderen Grund aufmerksam,<br />

der bisher kaum erforscht worden<br />

sei: Arbeitnehmer im Osten seien eher<br />

bereit, niedrige Löhne zu akzeptieren –und<br />

zwar, weil sie wenig Hoffnung darauf sehen,<br />

höhereLöhne durchzusetzen. In einer<br />

Studie untersuchten die Erlangener Forscher<br />

die sogenannten Anspruchslöhne in<br />

Ost und West –also das Einkommen, das<br />

ein Arbeitssuchender mindestens erwartet.<br />

Im Schnitt lagen die Lohnerwartungen aller<br />

nicht beschäftigten Personen, die eine<br />

Vollzeitstelle suchten, 2011 im Westen bei<br />

1618 Euro netto,imOsten bei 1303 Euro.<br />

Sind Ostdeutsche genügsamer? Nein,<br />

sagt die Studie, und erklärt den Teufelskreis:<br />

„Das bestehende niedrigere Lohnniveau<br />

drückt wahrscheinlich die Anspruchslöhne.<br />

Diese niedrigeren Anspruchslöhne<br />

wiederum sorgen dafür, dass auch die tatsächlich<br />

gezahlten Löhne niedriger bleiben.“<br />

(mit dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 11 *<br />

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Berlin<br />

Mal links, mal rechts<br />

Am 6. August wurde der 30-jährige Marcel G. in Hamburg festgenommen –nicht zum ersten Mal. Der seltsame Werdegang eines verhafteten Brandstifters<br />

VonAndreas Kopietz<br />

Der verhaftete Mann, der<br />

in Berlin zahlreiche Autos<br />

angezündet haben<br />

soll, ist für die Polizei ein<br />

alter Bekannter. Eshandelt sich um<br />

den 30-jährigen Marcel G., der offenbar<br />

psychisch labil ist und bereits<br />

in den Jahren 2012 und 2016<br />

wegen Brandstiftung festgenommen<br />

und verurteilt wurde.Ein Sprecher<br />

der Staatsanwaltschaft bestätigte<br />

am Mittwoch eine entsprechende<br />

Meldung des Tagesspiegels.<br />

Drei Autos angezündet<br />

DiePolizei ordnet Marcel G. bislang<br />

insgesamt 31 Autobrandstiftungen<br />

aus diesem Jahr zu. Bereits am 6.<br />

August wurde der 30-Jährige in<br />

Hamburg festgenommen. Er erhielt<br />

dort einen Haftbefehl. Wegen der<br />

Brandstiftungen in Berlin erließ inzwischen<br />

auch ein <strong>Berliner</strong> Richter<br />

Haftbefehl gegen den 30-Jährigen.<br />

Der inGießen geborene Marcel<br />

G. saß schon zweimal in Haft: nach<br />

Serienbrandstiftungen in Hamburg<br />

2012 und nach Brandstiftungen an<br />

Autos in Berlin 2016. Ende vergangenen<br />

Jahres wurde er aus der Haft<br />

entlassen.<br />

Im Juli 2016 hatten Zivilfahnder<br />

der Polizei ihn dabei ertappt, wie er<br />

in Lichtenberg andrei Autos Feuer<br />

legte. Eswar die Zeit, in der in der<br />

Gegend unweit des linksautonomen<br />

Wohnprojektes in der Rigaer<br />

Marcel G. im Jahr 2017 vor Gericht<br />

WOLFGANG MROTZKOWSKI<br />

Straße in Friedrichshain fast jede<br />

Nacht Autos in Flammen aufgingen<br />

und sich Linksextreme Scharmützel<br />

mit der Polizei lieferten. Bei seiner<br />

Festnahme fanden die Polizisten in<br />

seinen Taschen Kohlenanzünder<br />

und Feuerzeuge. Der damalige Innensenator<br />

Frank Henkel (CDU)<br />

feierte den vermeintlichen Ermittlungserfolg.<br />

Doch dann kam der<br />

Verdacht auf, die Polizei habe ihren<br />

eigenen Informanten festgenommen.<br />

Laut der linken Internetseite Indymedia<br />

war Marcel G. damals<br />

längst aus der linken Szene ausgeschlossen<br />

worden. Zudem wurde<br />

dort verbreitet, dass er Informant<br />

von Polizei und Verfassungsschutz<br />

gewesen sei. Unbekannte hatten<br />

bereits 2015 ein Vernehmungsprotokoll<br />

ins Internet gestellt. Darin<br />

machte G. in seinem Hamburger<br />

Verfahren nach 2012 bereitwillig<br />

Aussagen zur linken Szene in Berlin<br />

und zum Zentrum der Linksautonomen<br />

in der Rigaer Straße 94 –allerdings<br />

waren sie wirr und falsch. Er<br />

hoffte wohl, dafür eine milde Strafe<br />

zu erhalten. DiePolizei dementierte<br />

später:„Er wurde und wirdnicht als<br />

Informant oder V-Person der Polizei<br />

Berlin geführt.“<br />

Wegen der Brandstiftungen an<br />

den Autos in Hamburgsaß er bis November<br />

2015 in der Hansestadt in<br />

Haft. Nach seiner Entlassung kehrte<br />

er nach Berlin zurück und versuchte,<br />

Anschluss an die linke Szene zu finden<br />

– bis diese ein 26-seitiges<br />

Schriftstück mit dem Vernehmungsprotokoll<br />

veröffentlichte und ihn der<br />

V-Mann-Tätigkeit bezichtigte.<br />

Offenbar enttäuscht über die Ablehnung,<br />

bezeichnete sich Marcel G.<br />

fortan als Aussteiger aus der linksautonomen<br />

Szene und suchte Anschluss<br />

an die rechte Szene. Erlief<br />

dann bei Bärgida-Demonstrationen<br />

mit und hielt dortReden.<br />

Warnung der Linken vorG.<br />

Mit der Brandstiftung 2016 habe er<br />

sich bei der linksautonomen Szene<br />

in Berlin rächen wollen, sagte er vor<br />

Gericht. Man wisse ja, dass diese<br />

Leute für solche Brandstiftungen<br />

verantwortlich seien. Er habe mit<br />

seiner Tat den Verdacht auf seine<br />

einstigen Mitstreiter richten wollen.<br />

Nach seiner jüngsten Haftentlassung<br />

warnte die linke Szene im Februar<br />

dieses Jahres wieder öffentlich<br />

vor Marcel G. Er versuche erneut,<br />

Kontakte in die linke Szene Berlins<br />

zu knüpfen. „Ermachte umfassende<br />

Aussagen beim Staatsschutz und belastete<br />

Personen und Strukturen.“<br />

Unmittelbare Folgen seiner Aussagen<br />

seien Hausdurchsuchungen und<br />

gewalttätige Übergriffe durch die Polizei<br />

gegen die „Rigaer94“ gewesen.<br />

Es sei „heute wie damals unklar, inwiefern<br />

die Unzurechenbarkeit seines<br />

psychischen Zustandes von den<br />

staatlichen Behörden ausgenutzt<br />

wird“. Der Staatsschutz versuche es<br />

mit allen Mitteln.<br />

Inzwischen brannten in Berlin<br />

wieder mehr Autos als in denVorjahren.<br />

Wegen der vielen Brände gründete<br />

die Polizei im Juli eine Ermittlungsgruppe<br />

„Nachtwache“.<br />

Bis dahin waren bereits rund 280<br />

Autos durch Brandanschläge beschädigt<br />

oder zerstört worden. Davonwar<br />

etwas mehr als die Hälfte gezielt<br />

angezündet worden. So viel<br />

hatte die Polizei im gesamten Jahr<br />

2018 gezählt. Die CDU lobte sogar<br />

ein Kopfgeld zur Ergreifung eines<br />

Brandstifters aus, wofür sie von der<br />

FDP des Populismus’ beschuldigt<br />

wurde.<br />

G. soll unter anderem am 30. Juni<br />

einen VW in Tiergarten angezündet<br />

haben. Im Hansaviertel soll er am 17.<br />

Juli einen Renault, einen Volvo und<br />

einen Skoda in Brand gesetzt haben.<br />

Am 24. Juli soll er in Wilmersdorf einen<br />

Mercedes und einen Citroen angezündet<br />

haben, und am 30. Juli in<br />

Tiergarten einen VW Touareg und einen<br />

Renault Kangoo. Während dieser<br />

Zeit war ihm die „EG Nachtwache“<br />

bereits auf der Spur. Drei<br />

Brandstiftungen hat Marcel G. eingeräumt.<br />

„Für anderegilt er als dringend<br />

tatverdächtig“, sagt ein Polizeisprecher.<br />

Als er merkte, dass ihm die Fahnder<br />

näher kamen, setzte sich Marcel<br />

G. nach Hamburg ab. Als er dort erneut<br />

ein Auto anzündete, klickten<br />

die Handschellen. Die Polizei löste<br />

ihre „Ermittlungsgruppe Nachtwache“<br />

inzwischen auf.<br />

Müller<br />

teilt aus<br />

Der Regierende nutzt das Parlament als Bühne<br />

VonElmar Schütze<br />

Ungewohnt bissig zeigte sich der Regierende<br />

Bürgermeister.<br />

DPA<br />

Dahatte sich offenbar etwas angestaut.<br />

Einige Zeit war es um<br />

Michael Müller ungewöhnlich still.<br />

Vielleicht lag es daran, dass der Regierende<br />

Bürgermeister für ein paar<br />

Tage nach Peking gereist war,umdie<br />

Städtepartnerschaft mit der chinesischen<br />

Hauptstadt mit Leben zu füllen<br />

–und den mitreisenden Managern<br />

und Geschäftsleuten manche<br />

Tür zu Geschäftspartnernzuöffnen.<br />

Jedenfalls nutzte der SPD-Politiker<br />

am Donnerstag das Abgeordnetenhaus<br />

als Bühne zu einer,naja, Generalkritik<br />

zu manch schräger Debatte<br />

und Entscheidung der jüngsten Zeit.<br />

So nahm sich Müller etwa Florian<br />

Schmidt vor. Der Grünen-Baustadtrat<br />

von Friedrichshain-Kreuzberg<br />

fing sich heftige Kritik wegen seiner<br />

Entscheidung ein, einen Umbau des<br />

Karstadt-Hauses am Hermannplatz<br />

nicht zu genehmigen. „Das geht so<br />

nicht“, sagte Müller.Natürlich könne<br />

ein Investor nicht machen, was er<br />

wolle. Aber die Politik müsse mit Investoren<br />

sprechen. Dass dies im<br />

Falle Karstadt nicht geschehen war,<br />

„halte ich für nicht akzeptabel“,<br />

sagte Müller unter lautem Beifall von<br />

SPD,CDU und FDP.Bei Grünen und<br />

Linken –immerhin Müllers Koalitionspartner<br />

–rührte sich keine Hand.<br />

Wie berichtet, hatte Baustadtrat<br />

Schmidt Pläne des Karstadt-Eigentümers<br />

Signa abgelehnt, das Kaufhaus<br />

am Hermannplatz wieder im Glanz<br />

der 20er-Jahre erstrahlen zu lassen.<br />

Schmidt glaubt, dass Gebäude erscheine<br />

aus heutiger Sicht „überzogen<br />

und unangemessen“. Es würde<br />

„wie ein Fremdkörper“ wirken und<br />

ein „irreführendes Signal“ setzen. Bedingt<br />

durch zu erwartende hohe Abriss-<br />

und Neubaukosten sei mit hohen<br />

Mieten zu rechnen.<br />

Die Stimmung explizit der Linke-<br />

Fraktion besserte sich nicht, als der<br />

Regierungschef sich danach Katalin<br />

Gennburg zur Brust nahm –freilich<br />

ohne die Sprecherin für Stadtentwicklung<br />

namentlich zu nennen.<br />

Diese hatte unlängst gefordert, das<br />

Land Berlin solle angesichts von vielen<br />

Millionen Touristen und damit<br />

zusammenhängender Vermüllung<br />

der Stadt etwa mit E-Scootern weltweit<br />

weniger für sich werben. Dassei<br />

der falsche Weg, sagte Müller. Soerfreulich<br />

der Anstieg von Arbeitsplätzen<br />

invielen innovativen und kreativen<br />

Branchen sei –„wir brauchen<br />

auch weiter Arbeitsplätze inGastronomie<br />

und Hotellerie. Und wir müssen<br />

die Branche weiter stärken“.<br />

Da war es für das Binnenklima der<br />

rot-rot-grünen Koalition vielleicht gar<br />

nicht schlecht, dass als Dritter auch<br />

noch Christian Gräff sein Fett wegkriegte.<br />

Der baupolitische Sprecher<br />

der CDU-Fraktion hatte unlängst sogar<br />

einen Zuzugsstopp gefordert.<br />

Berlin habe dafür nicht die Infrastruktur,hatte<br />

er bei einem längst legendären<br />

Auftritt beim RBB gesagt<br />

und es danach irgendwie nicht mehr<br />

vermocht ausreichend klarzumachen,<br />

dass an all dem natürlich der<br />

aktuelle Senat schuld sei.<br />

„Natürlich brauchen wir Zuzug“,<br />

sagte der Regierende Bürgermeister<br />

und wurde dann staatstragend: „Gerade<br />

im 30. Jahr des Mauerfalls müssen<br />

wir deutlich machen, dass Freiheit<br />

und Offenheit auch ein harter<br />

Standortfaktor ist.“ Dort woman frei<br />

leben, arbeiten und forschen könne,<br />

da zögen die Menschen auch gerne<br />

hin. Berlin sei auch deswegen so attraktiv,weil<br />

all das möglich sei.<br />

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12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />

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Berlin<br />

„Fridays for Future“ ist längst mehr geworden als eine Jugendbewegung.Am20. September sind auch Erwachsene zum Mitstreiken aufgerufen –und zwar weltweit.<br />

GETTY IMAGES<br />

Alle für das Klima<br />

Am Freitag nächster Woche stehen weltweit „Fridays for Future“-Demos an. Auch in Berlin wird die Zahl der Unterstützer immer größer<br />

VonJens Blankennagel,<br />

Jochen Knoblach und Andreas Kopietz<br />

Weltweit gehen die<br />

Menschen am Freitag<br />

kommender Woche<br />

auf die Straße.Die Fridays-for-Future-Bewegung<br />

will nach<br />

eigenen Angaben den größten Klimastreik<br />

aller Zeiten auf die Beine<br />

stellen. Schüler werden sich beteiligen,<br />

Eltern, ganzeFirmen haben ihre<br />

Teilnahme zugesagt. Auch die Bildungspolitiker<br />

der rot-rot-grünen<br />

Regierungsfraktionen in Berlin rufen<br />

zur Unterstützung auf. Entsprechend<br />

lautet das Motto für den<br />

20. September: „Alle fürs Klima“.<br />

Die Demo soll durchs Regierungsviertel<br />

ziehen –genau dann, wenn<br />

das Klimakabinett der Großen Koalition<br />

seine Ideen vorstellt, wie die Klimaziele<br />

doch erreicht werden sollen.<br />

„Ich habe das Gefühl, dass es dieses<br />

Mal groß wird, sehr groß sogar“,<br />

sagt Holger Michel. Der 39-jährige<br />

Kommunikationsberater unterstützt<br />

die „Fridays“ mit anderen Erwachsenen<br />

ehrenamtlich bei logistischen<br />

Fragen und der Organisation. Er erzählt,<br />

dass er in seinem Umfeld und<br />

in vielen Firmen hört: Wir gehen<br />

auch nicht zur Arbeit, sondern zum<br />

Klima-Streik. Die Schüler sind also<br />

längst nicht mehr allein.<br />

Hatte FDP-Chef Christian Lindner<br />

im Frühjahr noch gespottet, dass<br />

man von Kindern und Jugendlichen<br />

nicht erwarten könne, alle globalen<br />

Zusammenhänge zu sehen und dass<br />

die Klimadebatte „eine Sache für<br />

Profis“ sei, so sind nun tatsächlich<br />

auch die Profis dabei.<br />

„Am 20. September sind alle aufgefordert,<br />

sich dem Streik anzuschließen“,<br />

heiß es etwa auf der Internetseite<br />

des Bündnisses „Entrepreneurs<br />

für Future“, zu dem sich<br />

mehr als 2800 Unternehmer aus allen<br />

Branchen zusammengeschlossen<br />

haben. Ein Netzwerk, das nach<br />

eigenen Angaben aktuell für mehr<br />

als 180 000 Arbeitsplätze und einen<br />

Gesamtumsatz von mehr als 30 Milliarden<br />

Euro steht.<br />

Firmenzentrale bleibt geschlossen<br />

Einer davon ist Jan Bredack, Chef<br />

und Gründer des <strong>Berliner</strong> Unternehmens<br />

Veganz. „Es wird soviel geredet,<br />

wir müssen endlich mal machen“,<br />

sagt er. Am 20. September<br />

werden die drei Filialen geschlossen<br />

bleiben und auch in der Zentrale des<br />

Anbieters veganer Lebensmittel. Die<br />

etwa 100 Mitarbeiter wollen an der<br />

Demo teilnehmen. Auch das 190<br />

Mitarbeiter zählende Kreativkaufhaus<br />

Modulor wirdgeschlossen bleiben.<br />

„Wir sind bereit, wirtschaftliche<br />

Einbußen für den Klimaschutz in<br />

Kauf zu nehmen“, sagt Modulor-<br />

Chef Christof Struhk.<br />

Darüber hinaus haben sich Ende<br />

Demonstrationsroute<br />

B96<br />

DER KLIMASTREIK UND DIE APP<br />

Bundestag<br />

Scheidemannstr.<br />

Str.d.17. Juni<br />

START/ZIEL<br />

Platz des<br />

18. März<br />

Die <strong>Berliner</strong><strong>Zeitung</strong> erscheint am 20. September,demTagdesWeltklimastreiks,<br />

mit einer Sonderausgabe, die mehr kann, als eine normale<br />

<strong>Zeitung</strong>.Viele Seiten können Sie mit unsererneueApp „<strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> 3D“ zum Leben erwecken. DieApp steht bereits jetzt kostenlos<br />

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können Sie die neueApp übrigens schon auf dieser Seite.<br />

Ebertstr.<br />

Luisenstr.<br />

Reinhardtstr.<br />

Behrenstr.<br />

Dorotheenstr.<br />

Brandenburger Tor<br />

Reichstagufer<br />

Glinkastr.<br />

Friedrichstr.<br />

Französische Str.<br />

MITTE<br />

Friedrichstr.<br />

Unter den Linden<br />

BLZ/GALANTY<br />

August in Berlin 118 deutsche Digitalunternehmen<br />

von Ableton über<br />

Flixbus bis Home24 zu dem Bündnis<br />

„Leaders for Climate Action“ formiert<br />

–die Unterzeichnerliste entspricht<br />

dem Who’s who der deutschen<br />

Gründerszene.Sie forderndie<br />

Einführung einer „lenkungswirksamen<br />

CO 2 -Bepreisung“ in Deutschland<br />

sowie den schnellen Ausbau erneuerbaren<br />

Energien auf 100 Prozent.<br />

Dafür brauche es eine „Mondlandungs-Projekt-Mentalität“.<br />

Mitdieser Ausstrahlung der Schülerproteste<br />

in die Wirtschaft bekommt<br />

die Bewegung eine neue Dimension.<br />

Denn nun geht es nicht<br />

mehr nur um Forderungen von Kindernund<br />

Jugendlichen, sondernum<br />

teilweise auch handfeste Selbstverpflichtungen<br />

vonUnternehmen.<br />

Zudem gibt es noch reichlich andere<br />

Erwachsenengruppen, die die<br />

Schüler-Bewegung unterstützen: Eltern,<br />

Wissenschaftler, Architekten,<br />

Pädagogen for Future. „Das sind alles<br />

Gruppen, die keine eigenen inhaltlichen<br />

Forderungen aufstellen,<br />

sondernden Protest der Schüler unterstützen<br />

wollen“, sagt Holger Michel,der<br />

die Gruppen in einem Netzwerk<br />

zusammengeführthat.<br />

Diese Ansprechpartner seien<br />

wichtig. Da werden zum Beispiel die<br />

„Pädagogen for Future“ kontaktiert.<br />

Denn es gibt auch Lehrer, die den<br />

Schülerprotest ablehnen. Die sollen<br />

dann gebeten werden, keine Klausurenauf<br />

den Freitag zu legen.<br />

Außerdem kosten solche Demos<br />

viel Geld. Inzwischen haben sich<br />

auch NGOs zusammengeschlossen,<br />

um zum Beispiel den Druckvon Tausenden<br />

Plakaten zu bezahlen. „Oder<br />

es geht um die technische Infrastruktur“,<br />

erzählt Michel. „Anfangs<br />

brauchten die Fridays bei ihren Demos<br />

nur ein Megafon. Aber das<br />

reicht nicht bei vielen Tausend Leuten.“<br />

Nun sorgen Gruppen von Erwachsenen<br />

dafür, dass es Bühnen<br />

und Lautsprecher gibt. „So etwas<br />

können 16-Jährige nicht bezahlen.“<br />

Anzahl der Teilnehmer noch unklar<br />

Bei der <strong>Berliner</strong> Polizei heißt es: Die<br />

Veranstalter haben 10 000 Teilnehmer<br />

angemeldet. „Die Polizei wird<br />

mit mehreren Hundert Beamten im<br />

Einsatz sein“, sagte eine Sprecherin.<br />

Über Einsatzdetails gibt die Polizei<br />

im Vorfeld prinzipiell keine Auskunft.<br />

Außerdem sei die Einsatzplanung<br />

noch nicht abgeschlossen,<br />

hieß es.Man gehe voneinem friedlichen<br />

Verlauf aus.<br />

Dass mitunter auch sehr viel<br />

mehr Demonstranten kommen, als<br />

angemeldet wurden, zeigte sich<br />

auch im vergangenen Herbst bei der<br />

Unteilbar-Demo für„Solidarität statt<br />

Ausgrenzung“. Dort waren 40 000<br />

Leute ankündigt, hinterher meldeten<br />

die Veranstalter 240 000.<br />

Lesen in einer neuen Dimension<br />

Am Tagdes Weltklima-Streiks bringen wir mit unserer App „<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> 3D“ die gedruckte <strong>Zeitung</strong> und das Netz zusammen<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> sprengt am<br />

20. September Grenzen, denn<br />

wir bringen das Netz und die gedruckte<br />

<strong>Zeitung</strong> zusammen. In einer<br />

Sonderausgabe, die sich mit dem<br />

Klimawandel und dessen Folgen für<br />

die Hauptstadt beschäftigt, wird es<br />

zahlreiche Seiten geben, die mit dem<br />

Handy zum Leben erweckt werden<br />

können.<br />

Sie, liebe Leserinnen und Leser,<br />

brauchen dafür nur die neue App<br />

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Wenn Siedie Appstarten, ihr den<br />

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Sie eine neue <strong>Zeitung</strong>sdimension.<br />

Einen kleinen Vorgeschmack darauf<br />

So kann es aussehen, wenn die virtuelle Welt auf die analoge <strong>Zeitung</strong> trifft.<br />

BLZ<br />

ziert werden. Seit Februar arbeiten<br />

die Redaktion und der DuMont <strong>Berliner</strong><br />

Verlag an der technischen Umsetzung<br />

der aufwendigen Ausgabe.<br />

Neben den technischen Finessen<br />

wird die Ausgabe der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

vom 20. September auch inhaltlich<br />

außergewöhnlich. Anlass<br />

der Sonderausgabe ist der für diesen<br />

Tagangekündigte weltweite Klima-<br />

Streik. Angeführt von der Jugend<br />

werden am 20. September in Hunderten<br />

Städten Millionen Menschen<br />

weltweit auf die Straße gehen, um für<br />

ein Umlenken der globalen Klimapolitik<br />

zu demonstrieren. Alleine in<br />

Deutschland sind in etwa 350 Städten<br />

Demonstrationen angemeldet.<br />

Wir haben für unsere Sonderausgabe<br />

Klimaexperten und junge Klimaaktivisten<br />

interviewt. Wir haben<br />

liefertunser Making-of-Film, den Sie<br />

heute schon mit der App „<strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> 3D“ ansehen können, wenn<br />

Siediese Seite scannen.<br />

In der Sonderausgabe am 20. September<br />

werden zum Beispiel Müllberge<br />

auf die Seite purzeln. Einriesiger<br />

Globus taucht auf, verfärbt sich<br />

vonblau zu rotgelb und zeigt, wie die<br />

Temperaturen auf der Erde in den<br />

vergangenen Jahren gestiegen sind.<br />

Animierte Grafiken erscheinen und<br />

Filme starten, in denen zum Beispiel<br />

junge Menschen deutlich sagen, was<br />

sie vonder Politik erwarten.<br />

DieTechnik dafür nennt sich Augmented<br />

Reality,also „erweiterte Realität“.<br />

Sie besteht im Prinzip aus<br />

computergenerierten Grafiken und<br />

Animationen, die in der Handy-Kamera<br />

auf die „echte Realität“ projiuns<br />

Gedanken gemacht, wie Familien<br />

ihren CO 2 -Abruck verbessern<br />

können, wie man Müll vermeidet<br />

und wie wir Mobilität möglichst klimaneutral<br />

gestalten können. Außerdem<br />

haben wir uns in der Welt umgesehen<br />

und nachgefragt, wie das<br />

Thema Klimawandel in unseren<br />

Nachbarländern, in den Vereinigten<br />

Staaten, Russland oder Israel diskutiertwird.<br />

Undwir haben einen Blick<br />

nach Schweden geworfen, weil wir<br />

wissen wollten, was in Greta Thunbergs<br />

Heimat besser läuft als bei uns<br />

in Deutschland.<br />

All das erwartet Sie, liebe Leserinnen<br />

und Leser, inunserer interaktiven<br />

Sonderausgabe zum Weltklimatag<br />

am 20. September.<br />

IhreRedaktion


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 13 *<br />

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Berlin<br />

Heino und Hannelore erschienen im Partnerlook. DPA Kunstwerkzum Trinken: Inka Bause freute sich über ihr Kaffee-Ebenbild. ANDREAS KURTZ „Höhle der Löwen“-Investor Frank Thelen und seine Frau hatten sichtlich Spaß. DAVIDS<br />

Antifaltenserum und Kaffee mit Gesicht<br />

INKA BAUSE<br />

mag bei der alljährlichen Bertelsmann-Party,<br />

die am Donnerstagabend<br />

wieder in der Konzernvertretung<br />

mit der feinen Adresse Unter<br />

den Linden 1gefeiert wurde, nicht<br />

versacken: „Das ist immer Job, auch<br />

wenn es ein angenehmererTeil davon<br />

ist.“ Für die Sängerin und „Bauer<br />

sucht Frau“-Moderatorin unterscheidet<br />

sich dieses Fest von anderen in<br />

Berlin vor allem durch die Promidichte:<br />

„Das ist eine der begehrtesten<br />

Partys. Daüberhaupt auf der Gästeliste<br />

zu stehen, ist eine kleine Auszeichnung.“<br />

Am Ende des Abends werden den<br />

Gästen Geschenketüten in die Hand<br />

gedrückt, für die Bause eine treue<br />

Abnehmerin hat: „Die gebe ich seit<br />

Jahren direkt an meine Tochter –sie<br />

liebt es,die auszupacken.“Wobei die<br />

Tochter nicht immer alles behält:<br />

„Das Antifaltenserum gibt sie mir<br />

zurück …“<br />

Inka Bauses Sinn für alles verspielte<br />

wurde diesmal an der Kaffeebar<br />

angesprochen. Zu ihrem Entzücken<br />

landete ihr Kaffee dort nämlich<br />

in einem Drucker,wodas Gesicht der<br />

Moderatorin auf den Milchschaum<br />

gedruckt wurde. Bunt und mit Lebensmittelfarben:<br />

„Ich liebe solche<br />

Spielereien!“ Ein bisschen seltsam<br />

fand sie es dann doch, dass ihr Kaffee<br />

sie anglotzte und sie das Gesicht aus<br />

dem heimischen Badezimmer<br />

kannte ... Wersich selbst schon immer<br />

mal im Gesicht rumschlabbern<br />

und davon ein Dutzend Fotos posten<br />

wollte, konnte definitiv einen besonders<br />

schönen Abend erleben. Und<br />

vielleicht gibt es nächstes Jahr ja sogar<br />

Wurst mit Gesicht? – Dieses Mal<br />

wurde jedenfalls Clemens Tönnies,<br />

Großunternehmer in Sachen Fleisch,<br />

im Partygetümmel gesichtet.<br />

Auf der Gästeliste des Abends<br />

fand sich auch Bundeslandwirtschaftsministerin<br />

Julia Klöckner.Die<br />

Frage, ob die auch das für „Bauer<br />

sucht Frau“ zuständige Kabinettsmitglied<br />

sei, amüsiert Inka Bause:<br />

„Dader Finanzminister ja auch nicht<br />

für‚Wer wirdMillionär‘ zuständig ist,<br />

werde ich mit Frau Klöckner nicht<br />

über die Milchpreise reden, sondern<br />

eher mit Sekt anstoßen.“<br />

HARDYKRÜGER jr.<br />

war nicht zum ersten Mal auf der<br />

Bertelsmann-Party und wusste deshalb<br />

genau, wohin er wollte: „Aufs<br />

Dach! Wegen der frischen Luft. Und<br />

weil man dort auch Wasser kriegt,<br />

was auf solchen Veranstaltungen<br />

nicht immer einfach ist.“<br />

Der Schriftsteller und Philosoph<br />

Rüdiger Safranski hörte vom Kaffeedrucker,<br />

entschied spontan, dass er<br />

dafür noch nicht reif ist und flüchtete<br />

auch nach oben: „Wir steigen<br />

dem Haus aufs Dach!“<br />

Für Klaus Staeck, ehemaliger Präsident<br />

der Akademie der Künste, ist<br />

die Bertelsmann-Party eine ganz besondere:<br />

„Ich kenne hier niemanden!“<br />

Umso erfreuter reagierte er,als<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Bei der Bertelsmann-Party feierte<br />

Prominenz aus Medien, Wirtschaft,<br />

Politik und Gesellschaft<br />

Gastgeber:Bertelsmann-Patriarchin Liz Mohn und Vorstandschef Thomas Rabe<br />

DPA<br />

plötzlich Hermann Parzinger, der<br />

Präsident der Stiftung Preußischer<br />

Kulturbesitz, vor ihm stand. Die<br />

Heimkehr eines Jahrzehnte vermissten<br />

engen Verwandten könnte nicht<br />

mehr Freude auslösen als diese Begegnung<br />

der beiden Professoren.<br />

FRANK THELEN<br />

passte in diesem Jahr perfekt zum<br />

Motto der Party, bei der „Kreativität<br />

und Unternehmertum“ gefeiertwerden<br />

sollten. Als Investor in der Sendung<br />

„Höhle der Löwen“ muss er<br />

spontan gute Geschäftsideen erkennen<br />

und sich entscheiden, zu welchen<br />

Konditionen er in die Firmader<br />

Gründer einsteigt. Sonst schnappen<br />

ihm die anderen Investoren Carsten<br />

Maschmeyer und DagmarWöhrl, die<br />

ebenfalls auf der Party Unter den<br />

Linden waren, die profitabelsten Geschäfte<br />

vorder Nase weg.<br />

WOLFGANG BAHRO<br />

ist Ensemble-Star der Dauerserie<br />

„Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, die<br />

zu den Kronjuwelen des Bertelsmann-Senders<br />

RTL gehört. Er kam<br />

direkt aus dem GZSZ-Studio. Bahro<br />

genießt die Gästemischung auf der<br />

Bertelsmann-Party und die ungezwungene<br />

Atmosphäre: „Ich kann<br />

berufliche Kontakte knüpfen und<br />

treffe viele Leute, die ich lange nicht<br />

gesehen habe und mit denen ich<br />

mich gerne unterhalte.“ Eine wilde<br />

Party war für ihn allerdings nicht<br />

drin: „Ich muss am Freitag schon<br />

wieder um 7.30 UhrimStudio in Babelsberg<br />

sein.“ Fleißig arbeiten. Damit<br />

es dem Mutterkonzern so gut<br />

geht, dass er sich die Party auch<br />

nächstes Jahr leisten kann.<br />

THOMAS RABE<br />

konnte als Bertelsmann-Vorstandsvorsitzender<br />

gemeinsam mit Unternehmens-Patriarchin<br />

Liz Mohn über<br />

600 Gästen aus Medien,Politik,Wirtschaft<br />

und Gesellschaft begrüßen.<br />

Für den Manager war das Motto des<br />

Abends stimmig: „Kreativität ist das<br />

Fundament unseres Erfolgs und unternehmerische<br />

Freiheit die Voraussetzung<br />

dafür, gute Ideen auch umzusetzen.“<br />

HEINO<br />

plauderte im Gedränge aus, warum<br />

er immer wie frisch aus dem Ei gepellt<br />

aussieht und auch diesmal wieder<br />

perfekt zum Outfit seiner Frau<br />

passte: „Das macht alles Hannelore.<br />

Ich stehe morgens auf und da liegen<br />

schon meine Sachen.“<br />

Ebenfalls unter den Gästen: Bundesgesundheitsminister<br />

Jens Spahn,<br />

die Bundestagsvizepräsidenten<br />

Thomas Oppermann (SPD) und<br />

Wolfgang Kubicki (FDP) sowie der älteste<br />

26-Jährige der Welt, der CDU-<br />

Abgeordnete Philipp Amthor, dem<br />

man allerdings Mut(oder Übermut?)<br />

bescheinigen muss,denn er hat sich<br />

diese Woche indie neue, frisch auf<br />

Krawall gebürstete rbb-Sendung von<br />

Kurt Krömer getraut.<br />

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Lesen Sie am Wochenende<br />

Reise<br />

Strand ist nicht alles: Zeeland<br />

hat noch mehr zu bieten<br />

In der Halle oder am Fels:<br />

Klettern in Innsbruck<br />

Ein Jahr nach dem Wohngipfel der<br />

Bundesregierung hat ein Aktionsbündnis<br />

aus Deutschem Mieterbund,<br />

Deutschem Gewerkschaftsbund<br />

und weiteren Organisationen<br />

Kritik an der Mietenpolitik der<br />

schwarz-roten Koalition geübt.<br />

Nichts habe sich auf den Wohnungsmärkten<br />

geändert, heißt es in<br />

einer Erklärung des Bündnisses vom<br />

Donnerstag. Bundesweit fehlten<br />

mehr als eine Million bezahlbare<br />

Mietwohnungen. Der Bestand an<br />

Sozialwohnungen schrumpfe weiter,<br />

die Mieten hätten ein Rekordniveau<br />

erreicht. „Wir fordern eine andere<br />

Wohnungspolitik“, sagte Mieterbund-Präsident<br />

Lukas Siebenkotten.<br />

„Wir brauchen mehr nachhaltigen,<br />

sozialen und dauerhaft preisgünstigen<br />

neuen Wohnraum.“ Die Mieten<br />

müssten bezahlbar sein und bleiben.<br />

„Dazu sind eine nicht von Ausnahmen<br />

durchlöcherte Mietpreisbremse,<br />

wirksame Mietwucherregelungen<br />

nach dem Wirtschaftsstrafgesetz<br />

und die drastische Einschränkung<br />

von Mieterhöhungen, zum<br />

Beispiel durch Absenkung der Kappungsgrenzen<br />

oder der Modernisierungsumlage,<br />

notwendig“, so Siebenkotten.<br />

„Angesichts der zunehmenden<br />

Wohnungskrise passt es<br />

nicht zusammen, dass die Bundesregierung<br />

die Mittel für den sozialen<br />

Wohnungsbau von1,5 Milliarden auf<br />

eine Milliarde Euro im Jahr 2020 absenkt“,<br />

kritisiert Stefan Körzell vom<br />

Deutschen Gewerkschaftsbund.<br />

„Wir brauchen jetzt schnell von<br />

Bund und Ländern, jährlich mindestens<br />

7Milliarden Euro zweckgebunden<br />

für den Bau von bis zu 150 000<br />

preisgebundenen Wohnungen.“<br />

Mit einer Menschenkette zwischen<br />

Kanzleramt und Innenministerium<br />

will das Bündnis am 19. September<br />

auf seine Forderungen aufmerksam<br />

machen. Im Oktober/November<br />

sind Diskussionen geplant.<br />

Die Caritas macht mit einem Plakat in Mitte auf fehlenden Wohnraum aufmerksam.<br />

Streitobjekt Mietendeckel<br />

Initiative präsentiert Zahlen über Wirksamkeit der neuen Regelung –und fordert Korrekturen<br />

VonUlrich Paul<br />

Ein Fünftel der <strong>Berliner</strong><br />

muss mindestens 30 Prozent<br />

des Haushaltseinkommens<br />

für die Kaltmiete aufbringen<br />

–und erfüllt damit eine der<br />

Bedingungen, die nach dem geplanten<br />

Mietendeckel zur Absenkung der<br />

Miete berechtigen.Wird einbezogen,<br />

dass die Wohnungsgröße angemessen<br />

sein muss, reduziert sich der<br />

Kreis der Anspruchsberechtigten für<br />

eine Mietsenkung jedoch auf nur<br />

noch knapp zehn Prozent.<br />

Dasgeht aus einer Untersuchung<br />

des Soziologen Sigmar Gude für die<br />

Initiative Mietenvolksentscheid hervor,<br />

die der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegt.<br />

Sonderlich groß wäre der Kreis der<br />

Mieter also nicht, der von einer Absenkung<br />

profitieren könnte. Er<br />

würde sich voraussichtlich sogar<br />

noch weiter reduzieren. Denn einen<br />

Anspruch auf Absenkung soll es nur<br />

dann geben, wenn die neuen Mietoberwerte,<br />

die zwischen 5,95 und<br />

9,80 Euro proQuadratmeter für normal<br />

ausgestattete Wohnungen liegen,<br />

überschritten werden.<br />

Daten ausgewertet<br />

„Der vorliegende Entwurf der rotrot-grünen<br />

Koalition für einen Mietendeckel<br />

ist ein Meilenstein“, sagt<br />

Horst Arenz von der Initiative Mietenvolksentscheid.<br />

DerEntwurfenthalte<br />

allerdings zentrale Schwächen,<br />

die beseitigt werden müssten. Die<br />

Initiative lehnt bei der Berechnung<br />

Der Referentenentwurf<br />

zum Mietendeckel ist seit<br />

dem 2. September bekannt.<br />

Er sieht vor, dass die Mieten<br />

in Berlin auf den Stand vom<br />

18. Juni 2019 eingefroren<br />

werden. Zugleich sind Mietobergrenzen<br />

geplant.<br />

DER WEG ZUM GESETZ<br />

Die Mietobergrenzen<br />

für normal ausgestattete<br />

Wohnungen liegen nach dem<br />

aktuellen Vorschlag zwischen<br />

5,95 Euro und 9,80 Euro je<br />

Quadratmeter Wohnfläche<br />

kalt. Basis ist der Mietspiegelvon<br />

2013.<br />

Der Zeitplan<br />

Zurzeit läuft die Anhörung<br />

vonVerbänden der Mieter<br />

und Vermieter.Der Senat soll<br />

Mitte Oktober über das Mietendeckelgesetz<br />

beschließen.<br />

Die Regelung soll Anfang<br />

2020 in Kraft treten.<br />

der Mietbelastung die Bezugnahme<br />

auf die Nettokaltmiete ab. Stattdessen<br />

schlägt sie vor, dass ein Anspruch<br />

auf Absenkung der Miete<br />

entsteht, wenn der Mieter über einen<br />

Wohnberechtigungsschein<br />

(WBS) verfügt, der für den Bezug einer<br />

Sozialwohnung berechtigt. Eine<br />

solche Regelung sei sozial am treffsichersten.<br />

Hintergrund: Es gibt auch<br />

Haushalte, die mehr als 30 Prozent<br />

des Einkommens für die Miete aufbringen<br />

müssen, deren Einkommen<br />

aber überdurchschnittlich hoch ist.<br />

Sie würden ebenfalls vom Absenkungsanspruch<br />

profitieren.<br />

Die Initiative Mietenvolksentscheid<br />

stuft zudem die vorgeschlagenen<br />

Mietoberwerte als zu hoch<br />

ein. Diese Werte basieren auf dem<br />

Mietspiegel 2013. Die Initiative<br />

schlägt vor, dass der Mietspiegel aus<br />

dem Jahr 2011 mit niedrigeren Werten<br />

zugrunde gelegt wird und die<br />

Obergrenzen neu berechnet werden.<br />

Außerdem moniert die Initiative,<br />

dass nach dem Referentenentwurf<br />

für den Mietendeckel Modernisierungszuschläge<br />

von bis zu 1,40 Euro<br />

je Quadratmeter möglich sein sollen,<br />

falls die Wohnung in den vergangenen<br />

15 Jahren modernisiert wurde.<br />

Insbesonderelänger zurückliegende<br />

Modernisierungen seien durch die<br />

Umlagen der Vermieter bereits in die<br />

Mietspiegel der vergangenen Jahre<br />

eingeflossen – und würden nun<br />

durch den geplanten Aufschlag doppelt<br />

wirksam, bemängelt die Initiative.<br />

Siespricht sich für die ersatzlose<br />

Streichung der Modernisierungszuschläge<br />

aus. Kritik übt die Initiative<br />

zudem an der geplanten Regelung<br />

zur Wiedervermietung. Sie geht ihnen<br />

zu weit. Der Grund: Beim Abschluss<br />

eines neuen Vertrages soll<br />

IMAGO IMAGES/VOLKER HOHLFELD<br />

die Mietobergrenze gelten. Sinnvoll<br />

sei dies,wenn die vomVormieter gezahlte<br />

Miete oberhalb der Mietobergrenze<br />

liege. Denn dann läge die<br />

Wiedervermietungsmiete niedriger<br />

als vorher. Inden anderen Fällen, in<br />

denen die Miete vorher unter den<br />

Oberwerten lag, führe die Orientierung<br />

an den Oberwerten aber zu<br />

kräftigen Mieterhöhungen. „Dies ist<br />

sozial ungerecht und einer linken<br />

Koalition unwürdig“, sagt Arenz.<br />

Spielräume kritisiert<br />

Als Schwachpunkt bezeichnet die<br />

Initiative, dass es auch künftig noch<br />

trotz Mietenstopps Mietsteigerungen<br />

um 1,3 Prozent geben soll, wenn<br />

die Mieten unter den Oberwerten<br />

liegen. Es sei sozial ungerecht, wenn<br />

die Miete zum Beispiel im Kosmos-<br />

Viertel für Haushalte mit Kaltmieten<br />

vonunter vier Euro steige,woanders<br />

aber für gut gestellte Haushalte<br />

sinke. „Beide Punkte könnten korrigiert<br />

werden, zum Beispiel durch einen<br />

Mietenstopp für Haushalte unter<br />

der Armutsgrenze“, sagt Arenz.<br />

Laut einer Forsa-Umfrage für den<br />

Bundesverband Freier Immobilienund<br />

Wohnungsunternehmen überweist<br />

jeder zweite Mieter in Deutschland<br />

mehr als 30 Prozent seines<br />

Haushaltsnettoeinkommens an den<br />

Vermieter. Bei etwa jedem fünften<br />

Mieterhaushalt liegt die Belastung<br />

demnach bei mehr als 40 Prozent.<br />

Gut drei Viertel der Befragten bezeichneten<br />

ihreMiete dennoch alles<br />

in allem als angemessen.<br />

Hermann hat<br />

Angst<br />

im Park<br />

Bürgermeisterin empfindet<br />

Grünflächen als gefährlich<br />

Die Bürgermeisterin des <strong>Berliner</strong><br />

Bezirks Friedrichshain-<br />

Kreuzberg, Monika Herrmann<br />

(Grüne), hält die Parks in der<br />

Hauptstadt in den Nachtstunden<br />

für gefährlich. „Ich gehe in Berlin<br />

durch gar keine Parks, ich weiß ja<br />

nicht, wie Sie das handhaben, aber<br />

das ist mir als Frau zu gefährlich“,<br />

sagte Herrmann der <strong>Zeitung</strong> Die<br />

Welt, auf die Frage, ob sie in der<br />

Dunkelheit durch den Görlitzer<br />

Park in Kreuzberglaufe.<br />

Sie gab zu, dass der Zustand in<br />

dem Park „nicht tragbar“ sei. Es sei<br />

aber Aufgabe der Polizei das zu ändern,<br />

das Bezirksamt könne sich<br />

nur mit der Lage arrangieren.<br />

Im Görlitzer Park stehen seit<br />

Jahren Dutzende Dealer,meist afrikanischstämmige<br />

Männer, und<br />

verkaufen Marihuana an Touristen,<br />

Club- und Kneipenbesucher.<br />

Auch Kokain und Ecstasy wurden<br />

gefunden. Gefährlich sind<br />

Parks inBerlin jedoch weniger wegen<br />

der Dealer, die Parkbesucher<br />

zwar ansprechen, aber nicht angreifen.<br />

Diebstähle und Überfälle<br />

auf Touristen und andere Spaziergänger<br />

werden eher von anderen<br />

Gruppen verübt. Dass es in Parks<br />

nachts gefährlich werden kann, gilt<br />

auch in anderen Großstädten.<br />

Monika Herrmann war kürzlich<br />

wieder kritisiert worden, weil sie<br />

gesagt hatte, der Bezirk wolle in<br />

dem Park keine Gruppe ausgrenzen<br />

und vertreiben, das gelte auch<br />

für die Dealer. Nach einem Bericht<br />

der <strong>Zeitung</strong> B.Z. soll es am Sonnabend<br />

im Park ein Fußballturnier<br />

geben, an dem auch Dealer teilnehmen<br />

sollen.<br />

Die Polizei geht immer wieder<br />

mit Razzien und Suchhunden gegen<br />

den Drogenhandel vor. (dpa)<br />

Bleibt dem Görli abends fern: Bezirksbürgermeisterin<br />

Hermann. BLZ/GERD ENGELSMANN<br />

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LESERREISEN


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 15 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin/Brandenburg<br />

Unfalltod<br />

einer Studentin<br />

vor Gericht<br />

Todder Ägypterin sorgte<br />

2017 für Schlagzeilen<br />

VonSilkeNauschütz, Cottbus<br />

Der Unfalltod einer ägyptischen<br />

Studentin in Cottbus am Karfreitag<br />

2017 sorgte auch international<br />

für Schlagzeilen: Es hieß damals,<br />

dass die Studentin angeblich nach<br />

dem Unfall auch noch von Insassen<br />

des Autos rassistisch beschimpft<br />

wurde. Als diese Vorwürfe bekannt<br />

wurden, empfahl die Heimatuniversität<br />

der Gaststudentin anderen<br />

ägyptischen Studenten, sicherheitshalber<br />

aus Cottbus wegzuziehen.<br />

Am Donnerstag begann nun vor<br />

dem Cottbuser Amtsgericht der Prozess<br />

gegen einen 22-jährigen Autofahrer<br />

aus Dresden. Die Staatsanwaltschaft<br />

wirft ihm fahrlässige Tötung<br />

vor. Er soll in den frühen Morgenstunden<br />

des 15. April 2017 einen<br />

Unfall verursacht haben, bei dem die<br />

22 Jahre alte Fußgängerin so schwer<br />

verletzt wurde,dass sie dreiTage später<br />

im Krankenhaus ihren schweren<br />

Kopfverletzungen erlag.<br />

Laut Anklage soll der Autofahrer<br />

in einer Tempo-30-Zone mit etwa 50<br />

Stundenkilometern unterwegs gewesen<br />

sein, als er die Frau an der<br />

Straßenbahnhaltestelle erfasste. Der<br />

Verteidiger sagte, der Angeklagtehabe<br />

das Unfallauto zwar gefahren,<br />

bezweifle aber, mit 50 Kilometer pro<br />

Stunde unterwegs gewesen zu sein.<br />

Der 22-jährige Angeklagte wirkte<br />

beim Prozessauftakt eher unbeteiligt,<br />

sein Anwalt nahezu provokativ.<br />

Die Staatsanwaltschaft geht davon<br />

aus, dass der Todder Frau vermeidbar<br />

gewesen wäre, hätte der<br />

Angeklagte sich an das Tempolimit<br />

30 gehalten.<br />

Die Staatsanwaltschaft hatte<br />

auch gegen einen Beifahrer des angeklagten<br />

Autofahrers wegen des<br />

Verdachts der Volksverhetzung und<br />

Beleidigung ermittelt: Zeugen hatten<br />

nach dem Unfall behauptet, dass<br />

erdie schwer verletzte Ägypterin am<br />

Unfallort mit fremdenfeindlichen<br />

Am Anfang war der Ärger<br />

Kritik an der Einladungspolitik: Der erste runde Tisch gegen antisemitische Gewalt startete holprig<br />

VonElmar Schütze<br />

Manchmal ist es gar<br />

nicht so wichtig, wer<br />

zu einer Partyeingeladen<br />

ist, sondern wer<br />

nicht. Da hatte Innenstaatssekretär<br />

Torsten Akmann seinen ersten<br />

„Runden Tisch gegen antisemitische<br />

Gewalt“ organisiert. Dabei war am<br />

Donnerstag zur Nachmittagstunde<br />

unter anderem Gideon Joffe, Vorsitzender<br />

der Jüdischen Gemeinde zu<br />

Berlin. Ebenso Rabbiner Yehuda<br />

Teichtal vom Jüdischen Bildungszentrum<br />

Chabad Lubawitsch. Außerdem<br />

Daniel Botmann, Geschäftsführer<br />

des Zentralrats der Juden in<br />

Deutschland, Lala Süsskind, Vize-<br />

Chefin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft,<br />

sowie Deidre Berger, Direktorin<br />

des American Jewish Committee.<br />

Kurz: zahlreiche Amts- und<br />

Würdenträger des jüdischen Leben<br />

Berlins. Jaselbst Sawsan Chebli, immer<br />

wieder heiß umstrittene palästinensisch-stämmige<br />

Staatssekretärin<br />

für Bürgerschaftliches Engagement<br />

und Internationales in der Senatskanzlei<br />

und Bevollmächtigte des<br />

Landes Berlin beim Bund, nahm teil.<br />

Doch wer fehlte: unter anderem<br />

der Antisemitismusbeauftragte des<br />

Landes Berlin, Lorenz Korgel. Auch<br />

Claudia Vanoni, in derselben Funktion<br />

für die Staatsanwaltschaft Berlin<br />

tätig, war nicht eingeladen.<br />

Kritik an der Einladungspolitik<br />

der SPD-geführten Innenverwaltung<br />

kommt aus der Justizverwaltung<br />

(Grüne). „Wir sind irritiert und<br />

fürchten die Etablierung von Doppelstrukturen“,<br />

sagte ein Sprecher<br />

am Donnerstag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Schnelle Reaktion<br />

Tatsächlich hatte die Justizverwaltung<br />

erst im März ein „Konzept zur<br />

Weiterentwicklung der Antisemitismusprävention“<br />

vorgestellt. Darin<br />

heißt es, dass die Wirksamkeit der<br />

Prävention im Land Berlin „wesentlich<br />

voneinem abgestimmtenVorgehen<br />

aller Beteiligter“ abhänge. Und,<br />

vermeintlich klipp und klar:„DieKoordination<br />

geschieht durch die Senatsjustizverwaltung.“<br />

So wurde der<br />

Landes-Antisemitismusbeauftragte<br />

Lorenz Korgel vonJustizsenator Dirk<br />

Behrendt ins Amt gerufen.<br />

Kaum war die Kritik bei der Innenverwaltung<br />

angekommen, erfolgte<br />

von dort eine Reaktion. „Der<br />

runde Tisch hat gerade beschlossen,<br />

Herrn Korgel und Frau Vanoni als<br />

ständige Mitglieder mitaufzunehmen“,<br />

sagte ein Sprecher. Das ging<br />

schnell.<br />

Das Tragen einer Kippa ist in Berlin nicht immer ungefährlich.<br />

ANTISEMITISMUSBEAUFTRAGTE<br />

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung ist Felix Klein. Die Stadt Berlin verfügt<br />

gleich über mehrere Antisemitismusbeauftragte:<br />

Lorenz Korgel ist Antisemitismusbeauftragter des Landes Berlin.<br />

Wolfram Pemp ist Antisemitismusbeauftragter der Polizei Berlin.<br />

Claudia Vanoni ist Antisemitismusbeauftragte der StaatsanwaltschaftBerlin.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Sigmount A. Königsberg ist Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.<br />

Es ist ein Streit um Zuständigkeiten<br />

–und sicher geht es auch um persönliche<br />

Eitelkeiten von Politikern,<br />

die in einer gemeinsamen Koalition<br />

immer darauf bedacht sein müssen,<br />

das eigene Profil zu schärfen.<br />

Dabei stellt wohl keiner der Streitenden<br />

die Sinnhaftigkeit eines solchen<br />

Gremiums grundsätzlich infrage.<br />

Nach Auskunft der Innenverwaltung<br />

soll der runde Tisch möglichst<br />

konkrete Sicherheitsfragen<br />

klären und den Betroffenen Hilfestellungen<br />

bieten. Demnach soll er<br />

eine Plattform sein, die „einen offenen<br />

und direkten Austausch zu aktuellen<br />

Vorkommnissen antisemitischer<br />

Gewalt und den damit verbundenen<br />

Sicherheitsfragen ermöglicht“.<br />

Wenn es noch eines Anstoßes gebraucht<br />

hätte, solieferte ihn der antisemitische<br />

Zwischenfall mit Rabbiner<br />

Teichtal Ende Juli. Der Rabbiner<br />

hatte in einer Synagoge in Wilmersdorf<br />

gepredigt und war mit einem<br />

seiner Kinder auf dem Nachhauseweg,<br />

als er aus einemWohnhaus heraus<br />

antisemitisch angepöbelt wurde.<br />

Zwei junge Männer riefen „Jude,<br />

Jude“, spuckten in seine Richtung<br />

aus und riefen Drohungen in arabischer<br />

Sprache.<br />

In den Tagen danach erfuhr Rabbiner<br />

Teichtal breite Solidarität. Unter<br />

anderem Bundespräsident<br />

Frank-Walter Steinmeier besuchte<br />

ihn im Jüdischen Bildungszentrum<br />

Chabad Lubawitsch in Wilmersdorf.<br />

Zu einem Solidaritätsgebet in den<br />

Räumen des Zentrums einige Tage<br />

später kam auch Heiko Maas und<br />

forderte, dass die gesamte Gesellschaft<br />

beherzt gegen jede Form des<br />

Antisemitismusgegenhalten müsse,<br />

wo immer es möglich sei.<br />

Starkes Signal<br />

Den Bundesaußenminister nahm<br />

jetzt Berlins Innenstaatssekretär<br />

Torsten Akman als Kronzeugen für<br />

seinen runden Tisch. MitSorge stelle<br />

er fest, dass sich antisemitische Tendenzen<br />

in der Gesellschaft offenbar<br />

verfestigen und die Zahl der Gewalttaten<br />

ansteige,sagte Akmann vorder<br />

ersten Sitzung. „Auf offener Straße<br />

werden Juden angegriffen und beleidigt,<br />

wie zuletzt Rabbiner Teichtal.<br />

Demkönnen wir nicht tatenlos zusehen“<br />

sagte er. „Wir müssen offen<br />

über antisemitische Gewalt sprechen<br />

ohne Angst zu verbreiten, damit<br />

Berlin auch in Zukunft für Jüdinnen<br />

und Juden eine sichere Heimatstadt<br />

bleibt.“ Der runde Tisch solle<br />

dazu „ein starkes Signal der Aufrichtigen“<br />

sein.<br />

POLIZEIREPORT<br />

Kind lebensgefährlich verletzt.<br />

Einvier Jahrealtes Mädchen ist auf<br />

dem Gelände des Dong-Xuan-Centers<br />

in Berlin-Lichtenbergvon einem<br />

Wagen angefahren und dabei<br />

lebensgefährlich verletzt worden.<br />

Es wurde in einem Krankenhaus<br />

notoperiert, wie die Polizei am Donnerstag<br />

mitteilte.Der 57 Jahrealte<br />

Fahrer flüchtete vonder Unfallstelle.Zuvor<br />

war er am Mittwoch<br />

zwischen zwei Einkaufshallen unterwegs,als<br />

der Wagen mit dem<br />

Mädchen zusammenprallte.Die<br />

Vierjährige war in Begleitung ihrer<br />

Mutter und vier Geschwistern.<br />

Nach Polizeiangaben zeichnete<br />

eine Überwachungskameraden<br />

Unfall auf –über das Nummernschild<br />

konnten die Beamten den<br />

Autofahrer ermitteln. Gegen den<br />

Mann wirdwegen fahrlässiger Körperverletzung<br />

und Verkehrsunfallflucht<br />

ermittelt. (dpa)<br />

Unfall nach epileptischem Anfall.<br />

Weil er einen epileptischen Anfall<br />

hatte,hat ein Autofahrer am Donnerstagabend<br />

in Prenzlauer Berg einen<br />

Verkehrsunfall verursacht. Wie<br />

die Polizei mitteilte,verlor der Fahrer<br />

auf der Mandelstraße durch den Anfall<br />

die Kontrolle über seinen Wagen<br />

und rammte ein geparktes Auto.Der<br />

Unfallwagen überschlug sich dabei.<br />

DerFahrer und sein Beifahrer,der<br />

bei dem Unfall verletzt wurde,kamen<br />

in ein Krankenhaus. (BLZ)<br />

Mit Flasche geschlagen.<br />

Zehn Tage nach einem gefährlichen<br />

Angriff gegen einen jungen Mann im<br />

bayerischen Eichstätt hat die Polizei<br />

den mutmaßlichen Täter in Berlin<br />

gefasst. Der25-Jährige soll dem 19-<br />

jährigen Opfer mit Wucht eine Weinflasche<br />

ins Gesicht geschlagen haben,<br />

wie die Polizei am Mittwoch<br />

mitteilte.Der 19-Jährige erlitt tiefe<br />

Schnittverletzungen im Gesicht und<br />

kam in ein Krankenhaus.Die Kripo<br />

ermittelt wegen versuchter Tötung,<br />

die Spuren führten zu dem 25-jährigen<br />

<strong>Berliner</strong>.Dieser wurde am Mittwoch<br />

festgenommen und sollte einem<br />

Ermittlungsrichter vorgeführt<br />

werden. (dpa)<br />

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Lesen Sie am Wochenende<br />

Karriere<br />

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KZF-Mechatroniker:<br />

Eine Ausbildung im Wandel<br />

Zum Prozessbeginn schließ Richter Peter<br />

Merz die Tür des Gerichtssaals. DPA/PLEUL<br />

Parolen beschimpft haben soll. Das<br />

Verfahren wurde allerdings eingestellt.<br />

ZurBegründung sagte der Leitende<br />

Oberstaatsanwalt in Cottbus,<br />

Bernhard Brocher, essei überhaupt<br />

nicht erwiesen, dass ausländerfeindliche<br />

und volksverhetzende Parolen<br />

gefallen seien.<br />

Es gab mehrere Zeugen, die am<br />

Donnerstag den Unfall im Gerichtssaal<br />

schilderten. Sie sagten übereinstimmend,<br />

dass das Auto vor dem<br />

Zusammenprall hörbar beschleunigt<br />

habe und es auf der Straße freie<br />

Sicht gab. Das stimmt mit früheren<br />

Aussagen von Zeugen überein, die<br />

sagten, der Fahrer habe kurzvor dem<br />

Zusammenprall noch Gasgegeben.<br />

Insgesamt waren 19 Zeugen<br />

zum Auftakt des Prozessen geladen.<br />

Auch Sachverständige, unter<br />

anderem von der Dekra, wurden<br />

gehört.<br />

Zum Prozessauftakt waren auch<br />

die Familie der Toten und Freunde<br />

aus Ägypten angereist. Die Mutter<br />

der ums Leben gekommenen Frau<br />

wischte sich immer wieder Tränen<br />

ab,wirkte ansonsten aber gefasst.<br />

Für den Prozess hatte das Gericht<br />

zunächst zwei Verhandlungstage<br />

angesetzt. Nun gibt es Fortsetzungstermine<br />

am 17. Oktober und<br />

7. November. (dpa)<br />

VonPolizei getöteter Mann war verurteilter Stalker<br />

Der 26-jährige Pole soll seine Ex-Freundin getötet haben, bevor er auf der Flucht bei Berlin erschossen wurde<br />

VonPhilippe Debionne<br />

und Eric Richard<br />

Nach den tödlichen Schüssen auf<br />

einen mutmaßlichen Straftäter<br />

aus Polen auf der A10 nordöstlich<br />

von Berlin versuchen deutsche und<br />

polnische Ermittler, den genauen<br />

Hergang zu rekonstruieren. Nach<br />

ersten Erkenntnissen erschoss der<br />

junge Mann am Mittwoch wohl aus<br />

verschmähter Liebe in dem polnischen<br />

Städtchen Gorzow in einer<br />

Wäscherei eine 26 Jahre alte Ukrainerin.<br />

Emotionaler Tathintergrund<br />

Vorläufige Ermittlungen zu dem Tötungsdelikt<br />

in Polen hätten ergeben,<br />

dass sich Täter und Opfer kannten,<br />

sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft<br />

in Gorzow.„Es gab wohl einen<br />

emotionalen Hintergrund für die<br />

Tat.“ So teilten die polnischen Behörden<br />

weiter mit, dass Pawel R.im<br />

Sommer dieses Jahres von seiner<br />

Partnerin Kristina R. verlassen worden<br />

sei und sie anschließend gestalkt<br />

hätte. Von Mitte Juni bis Mitte Juli<br />

habe er sie vor allem über sozialen<br />

Netzwerke mit Nachrichten bombardiert,<br />

teils auch mit prekären Inhalten.<br />

Schließlich habe sich Kristina<br />

R. aus Angst vorihrem Ex an die Polizeigewandt<br />

und ihren früheren Partner<br />

angezeigt. Diese nahm Ermittlungen<br />

auf, wenig später wurde Pawel<br />

R. wegen seiner Stalking-Attacken<br />

von einem polnischen Gericht<br />

zu einer Geldstrafe verurteilt. Gegen<br />

dieses Urteil sei R. aber am vierten<br />

September 2019 in Berufung gegangen.<br />

Doch bevor ein Gericht darüber<br />

entscheiden konnten, griff R. nach<br />

derzeitigem Ermittlungsstand offenbar<br />

zur Waffe.<br />

Dabei soll es sich um eine Vorderladerpistole<br />

gehandelt haben, die<br />

sich der Mann in einem Laden besorgt<br />

habe.Diese Nachbauten historischer<br />

Handfeuerwaffen sind in Polen<br />

nach Angaben der Staatsanwaltschaft<br />

frei verkäuflich. Ob der Täter<br />

aus der Waffe einen oder mehrere<br />

Schüsse abgegeben habe,sei Gegenstand<br />

der Ermittlungen. Die Obduktion<br />

der Leiche habe gezeigt, dass die<br />

Frau durch einen Schuss in den Kopf<br />

starb. Die Frage, warum der Mann<br />

nach der TatRichtung Deutschland<br />

gefahren sei, sei noch nicht geklärt.<br />

Ob der Täter zuvor der Polizei bekannt<br />

war, konnte der Sprecher der<br />

Staatsanwaltschaft nicht sagen.<br />

Nach Angaben der polnischen<br />

Staatsanwaltschaft war der Mann 26<br />

Jahre alt. Gorzow liegt etwa 80 Kilometer<br />

nordwestlich von Frankfurt<br />

(Oder).<br />

In Brandenburg liefen am Donnerstag<br />

noch die Ermittlungen, um<br />

die Identität des Mannes zweifelsfrei<br />

festzustellen. Kriminaltechniker untersuchten<br />

den Tatort den Angaben<br />

nach bis etwa 3.00 Uhrinder Nacht.<br />

Die Leiche des Mannes sollte obduziert<br />

werden. Sein Wagen wurde beschlagnahmt.<br />

Experten waren im<br />

Einsatz, um die abgefeuerten<br />

Schüsse nachzuvollziehen.<br />

Am Mittwochnachmittag hatten<br />

Beamte an der Autobahnanschlussstelle<br />

Hellersdorf einen zur Fahndung<br />

ausgeschriebenen roten<br />

Mazdamit polnischem Kennzeichen<br />

gestoppt. Der Fahrer, der allein in<br />

dem Wagen saß, soll mit einer Waffe<br />

„herumgefuchtelt“ und auf die Beamten<br />

gezielt haben, wie Polizeisprecher<br />

Torsten Herbst am Mittwochabend<br />

sagte. Trotz mehrfacher<br />

Aufforderung habe er die Waffe nicht<br />

weggelegt. Beide Beamte haben laut<br />

Polizei daraufhin mehrfach auf den<br />

Mann geschossen und ihn tödlich<br />

verletzt. Der Mann feuerte nach bisherigen<br />

Erkenntnissen keine<br />

Schüsse ab.<br />

Schussabgabe rechtmäßig<br />

Die Polizisten setzten ihre Waffen<br />

„absolut rechtmäßig“ ein, wie<br />

Herbst betonte. Die Staatsanwaltschaft<br />

Frankfurt(Oder) habe Ermittlungen<br />

aufgenommen. Das ist laut<br />

Herbst Standardprozedere, wenn<br />

Polizisten ihre Schusswaffe einsetzen<br />

und dadurch Menschen verletzten<br />

oder töten. DerVorfall werdewie<br />

ein Mord untersucht, daher ermittle<br />

die Staatsanwaltschaft.<br />

Diebeiden Polizisten wurden bereits<br />

am Donnerstag nach ihrer ersten<br />

Aussage psychologisch betreut,<br />

wie Herbst sagte. Sie seien vorerst<br />

vomDienst freigestellt. (mit dpa)<br />

Ermittlungen nach Absturz.<br />

Nach dem Absturzeines Kleinflugzeugs<br />

im nördlichen Brandenburg<br />

wollen Ermittler der Bundesstelle für<br />

Flugunfalluntersuchung am Donnerstag<br />

den Unfallortinspizieren.<br />

DasFlugzeug des Typs Cessna, das<br />

oft vonFallschirmspringerngenutzt<br />

wird, war am Mittwoch nahe Zehdenick<br />

(Kreis Oberhavel) beim Landeanflug<br />

abgestürzt und komplett zerstörtworden.<br />

Dabei kam nach Polizeiangaben<br />

der 31 Jahrealte Pilot<br />

ums Leben. (dpa)<br />

LOTTO-QUOTEN<br />

Mittwoch-Lotto:<br />

3- 8-17- 28 -38-42, Sz. 1<br />

QUOTEN<br />

Klasse 1: unbesetzt<br />

Klasse 2: 3x256 496,10 Euro<br />

Klasse 3: 39 x9865,20 Euro<br />

Klasse 4: 422 x2735,10 Euro<br />

Klasse 5: 1811 x212,40 Euro<br />

Klasse 6: 19 866 x38,70 Euro<br />

Klasse 7: 31 892 x24,10 Euro<br />

Klasse 8: 346 086 x9,90 Euro<br />

Klasse 9: 232 089 x5,00 Euro<br />

Alle Angaben ohne Gewähr!


16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Gesundheit<br />

Forschung an<br />

Antibiotika<br />

wird zu teuer<br />

Pharmaunternehmen ziehen<br />

sich aus Bereich zurück<br />

Pharmaunternehmen ziehen sich<br />

zunehmend aus der Antibiotikaforschung<br />

zurück. Daszeigen Recherchen<br />

des Norddeutschen Rundfunks<br />

(NDR), wie der Sender am Donnerstag<br />

berichtete. Demnach bestätigte<br />

nun auch der größte Gesundheitskonzern<br />

Johnson & Johnson dem<br />

NDR, dass sich derzeit in dem Unternehmen<br />

„keine weiteren Antibiotika<br />

in der Entwicklung“ befänden. Zuletzt<br />

hatten sich 2018 demnach die<br />

Branchenriesen Novartis und Sanofi<br />

sowie AstraZeneca Ende 2016 aus der<br />

Antibiotikaforschung verabschiedet.<br />

Der Internationale Pharmaverband<br />

(IFPMA) hatte erst 2016 eine Allianz<br />

zum Kampf gegen die Antibiotikaresistenzen<br />

gegründet.<br />

Etwa hundert Unternehmen unterzeichneten<br />

eine gemeinsame Erklärung,<br />

in der sie zusagten, in die<br />

Forschung in diesem Bereich zu investieren.<br />

Nach den NDR-Recherchen<br />

ist fast die Hälfte der unterzeichnenden<br />

Firmen, die damals zu Antibiotika<br />

forschten, mittlerweile nicht<br />

mehr in dem Bereich aktiv.Der Grund<br />

für den Rückzug der großen Pharmakonzerne<br />

sind dem Bericht zufolge<br />

offenbar wirtschaftliche Erwägungen.<br />

Mit Antibiotika lasse sich deutlich<br />

weniger Geld verdienen als beispielsweise<br />

mit Krebsmedikamenten<br />

oder Mitteln gegen chronische<br />

Erkrankungen. (AFP)<br />

Impfen oder nicht? Welche Nebenwirkungen<br />

und Risiken<br />

birgt dies und wie wirksam<br />

schützt die Spritze überhaupt?<br />

Ist eine Impfpflicht nötig? Solche<br />

Fragen beherrschen die Impfdebatte<br />

auch in Deutschland. Mit ihrem<br />

Weltimpfgipfel in Brüssel wollen die<br />

Europäische Kommission und die<br />

Weltgesundheitsorganisation das<br />

Thema in den Fokus rücken und für<br />

Fehlinformationen sensibilisieren.<br />

Fragen und Antworten zum Impfen.<br />

WARUM IST IMPFEN SO WICHTIG?<br />

Zumeinen geht es um den persönlichen<br />

Impfschutz, zum anderen um<br />

den kollektiven Impfschutz. Diesogenannte<br />

Herdenimmunität ist wichtig,<br />

um auch gefährdete Gruppen in der<br />

Bevölkerung zu schützen, die aus verschiedenen<br />

Gründen nicht selbst<br />

geimpft werden können. Dazu zählen<br />

zum Beispiel immungeschwächte<br />

Menschen und sehr kleine Säuglinge.<br />

Denn nicht alle der sogenannten Kinderkrankheiten<br />

sind harmlos.Erreger<br />

etwa der Masernkönnen schwere, sogar<br />

lebensbedrohliche Erkrankungen<br />

auslösen.<br />

WARUM WIRD ÜBER DASIMPFEN<br />

DERART GESTRITTEN?<br />

Auf der einen Seite steht das Recht<br />

des Einzelnen auf freie Entscheidung<br />

zur Impfung -auf der anderen<br />

das Interesse der Gemeinschaft,<br />

durch eine möglichst hohe Durchimpfungsrate<br />

die Bevölkerung vor<br />

Krankheiten zu schützen oder<br />

Krankheiten ganz auszurotten. Das<br />

Warum Impfen so wichtig ist<br />

Fragen und Antworten zum heiß diskutierten Thema Impfpflicht<br />

Früher keine Frage, heute Streitthema: das Impfen.<br />

macht das Thema so sensibel. Zudem<br />

werden Impfungen bei Gesunden<br />

angewandt und gehören zu den<br />

häufigsten medizinischen Maßnahmen<br />

überhaupt, was Fragen nach<br />

den Risiken für Kinder und dem Nutzender<br />

Spritzen aufwirft.<br />

WELCHE ARGUMENTE BRINGEN<br />

IMPFGEGNER VOR?<br />

Impfgegner und Impfskeptiker gibt es<br />

schon seit Einführung der verpflichtenden<br />

Pockenschutzimpfung für<br />

Kinder 1874. Undmanche ihrer Argumente<br />

haben sich bis heute kaum geändert.<br />

Zu den häufigsten Einwänden<br />

gegen das Impfen zählen die angeblich<br />

fehlende Wirksamkeit, unkalkulierbare<br />

Risiken und<br />

Nebenwirkungen sowie religiöse Motive.<br />

Andere meinen, das Durchste-<br />

DPA<br />

hen vonKrankheiten sei für eine normale<br />

Entwicklung ihres Kindes wichtig.<br />

DieWeltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) hat Impfgegner zu einer der<br />

zehn größten globalen Gesundheitsbedrohungen<br />

erklärt, weil vor allem<br />

die medizinisch mögliche Ausrottung<br />

der Masern durch die in den Industrieländern<br />

verbreitete Verweigerung<br />

vonImpfungen verhindertwerde.<br />

WASHALTEN IMPFBEFÜRWORTER<br />

DEM ENTGEGEN?<br />

Experten verweisen darauf, dass<br />

auch sogenannte Kinderkrankheiten<br />

wie die Masern sehr drastisch verlaufen<br />

können. Eine gefürchtete Begleiterscheinung<br />

der Masern, die<br />

Gehirnentzündung, entwickelt sich<br />

bei einem von1000 erkrankten Kindern.<br />

Auch nach einer Impfung tritt<br />

dies in einem von einer Million Fällen<br />

auf –das ist aber tausendmal seltener<br />

als bei einer Erkrankung. Unbestritten<br />

ist, dass Impfstoffe Nebenwirkungen<br />

haben können. Die<br />

lange kursierende These,wonach die<br />

Masern-Mumps-Röteln-Impfung<br />

beispielsweise Autismus begünstigen<br />

könne, ist allerdings längst widerlegt.<br />

Auch dass Impfungen Allergien<br />

auslösen, ist nicht belegt. Fakt<br />

ist auch, dass ein Mensch trotz Impfung<br />

erkranken kann. Die Spritze<br />

kann aber dieWahrscheinlichkeit für<br />

eine Erkrankung senken und einen<br />

schweren Verlauf verhindern.<br />

WIE HOCH SIND DIE IMPFRATEN?<br />

Zwar haben im Jahr 2017 97,1 Prozent<br />

der Schulanfänger die erste Masernimpfung<br />

bekommen. Aber bei<br />

der entscheidenden zweiten Masernimpfung<br />

wird die bundesweit<br />

angestrebte Impfquote von 95Prozent<br />

noch immer nicht erreicht.<br />

Nach den aktuellsten Daten des Robert-Koch-Instituts<br />

waren gut 93<br />

Prozent der Schulanfänger 2017<br />

zweimal gegen Masern geimpft. Für<br />

andere Erreger sah der vollständige<br />

Impfschutz bei Schulanfängern im<br />

Bundesschnitt wie folgt aus: Diphtherie<br />

(93,6 Prozent), Tetanus (93,8<br />

Prozent), Keuchhusten (93,2 Prozent),<br />

Kinderlähmung (92,9 Prozent)<br />

und Meningokokken C (89,5 Prozent).<br />

SIND DIE IMPFUNGEN FREIWILLIG?<br />

Ja. Bislang gibt es keine Impfpflicht.<br />

(BLZ/dpa)<br />

Junge Leute<br />

rauchen mehr<br />

E-Zigaretten<br />

Auch Trend zum<br />

Shisharauchen geht weiter<br />

Trotz des allgemeinen Trends zum<br />

Nichtrauchen steigt bei jungen<br />

Leuten in Deutschland der Konsum<br />

von E-Zigaretten. 4,2 Prozent der<br />

Zwölf- bis 17-Jährigen und 6,6 Prozent<br />

der jungen Erwachsenen gaben<br />

bei einer Umfrage im Jahr 2018 an, in<br />

den vergangenen 30 Tagen E-Zigaretten<br />

geraucht zu haben, wie aus einer<br />

veröffentlichten Studie der Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung<br />

(BZgA) hervorgeht. 2012<br />

hatte dieser Anteil nur bei 2,6 Prozent<br />

bei den Jugendlichen beziehungsweise<br />

3,9 Prozent bei den jungen<br />

Erwachsenen gelegen. Auch das<br />

Shisharauchen bei den 18- bis 25-<br />

Jährigen stieg weiter –19,1 Prozent<br />

gaben an, in den vergangenen 30 Tagen<br />

Wasserpfeife geraucht zu haben.<br />

„Rauchen ist uncool: Nie zuvor<br />

haben mehr Jugendliche komplett<br />

auf das Rauchen verzichtet“, erklärte<br />

BZgA-Leiterin Heidrun Thaiss. Fast<br />

83 Prozent der Jugendlichen rauchten<br />

nach eigener Aussage demnach<br />

noch nie in ihrem Leben. Auch bei<br />

den jungen Erwachsenen griffen<br />

rund 44 Prozent noch nie zum<br />

Glimmstengel. Besorgt zeigte sich<br />

Thaiss über den Konsum von Wasserpfeifen<br />

und E-Zigaretten. Dies sei<br />

nach wie vor „problematisch“, vor<br />

allem weil die langfristigen gesundheitlichen<br />

Folgen weiterhin unklar<br />

seien. (dpa)<br />

FRIEDRICHSHAINER SPRECHSTUNDE<br />

18. September 2019<br />

17:00 –19:00 Uhr, Raum 15-1.3.001<br />

Die Behandlung der Arthrose<br />

an Hüft- und Kniegelenk<br />

Nichtoperative und operative Behandlungsmöglichkeiten<br />

Anmeldung<br />

erforderlich!<br />

Tel. 030 -<br />

130 231306<br />

Veranstalter<br />

Dr. med. Markus Steinmetz<br />

Leitender Arzt der Sektion Orthopädie<br />

Abteilungfür Wirbelsäulenerkrankungen<br />

undEndoprothetik<br />

Mi,18. SEPTEMBER 2019 | 18.00 Uhr<br />

Die erkrankte Schilddrüse<br />

Kleine Flügel –<br />

große Wirkung<br />

Referenten:<br />

Dr. med. Aviva Raatz<br />

Chefärztin Innere Medizin I<br />

UllrichWeiße, Frank Willecke<br />

Oberärzte Allgemeinchirurgie<br />

Sebastian Mehl<br />

Nuklearmediziner<br />

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.<br />

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Referentin: Prof. Dr. med.<br />

Antonia Joussen, Direktorin<br />

der Klinik für Augenheilkunde<br />

an der Charité -Universitätsmedizin<br />

Berlin<br />

Ort: Hotel Estrel Berlin,<br />

Sonnenallee 225,<br />

12057 Berlin (Nähe<br />

S-Bhf. Sonnenallee)<br />

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Tel. 030 895 88-151, E-Mail:<br />

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Oberarzt<br />

Sektion Orthopädie<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Fuchs<br />

Chefarzt desZentrums fürMuskuloskelettale<br />

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Bei Rückfragen: Tel. 030 130 23 1306<br />

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Titelfoto: ©Monique Wüstenhagen


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 17<br />

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Gesundheit<br />

Vorbeugung gegen eine tödliche Gefahr<br />

VieleKrebserkrankungen könnten durch einen gesunden Lebensstil verhindert werden<br />

Jedes Jahr sterben in Deutschland<br />

rund 220 000 Menschen<br />

an Krebs. Fast 500 000 erkranken<br />

neu daran. Es gibt eine<br />

Reihe von Risikofaktoren, die die<br />

Krebsentstehung fördern können<br />

wie Rauchen und UV-Strahlen -–und<br />

die jeder selbst beeinflussen kann.<br />

Viele Krebsfälle könnten nach Angaben<br />

der Deutschen Krebshilfe und<br />

des Deutschen Krebsforschungszentrums<br />

(DKFZ) durch einen gesunden<br />

Lebensstil verhindert werden. Ein<br />

Überblick:<br />

WASSIND<br />

DIE RISIKOFAKTOREN?<br />

Dazu gehören zum Beispiel Übergewicht,<br />

Bewegungsmangel, hoher<br />

Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung<br />

oder Rauchen. Es gibt<br />

auch krebsauslösende Krankheitserreger<br />

– etwa Viren – und Einflüsse<br />

aus der Umwelt wie chemische<br />

Substanzen oder Strahlung.<br />

Auch chronische Entzündungen<br />

sind ein Risiko. Schätzungsweise<br />

fünf bis zehn von100 Krebserkrankungen<br />

entstehen aufgrund einer<br />

vererbbaren Veranlagung.<br />

Eine wichtige Rolle bei der<br />

Krebsentstehung spielen Zufall<br />

und Zeit: Beijeder Zellteilung wird<br />

die Erbsubstanz verdoppelt und<br />

auf Tochterzellen verteilt. Dabei<br />

kann es zu Fehlern kommen. Auch<br />

beim normalen Zellstoffwechsel<br />

entstehen Stoffe, die Schäden an<br />

der Erbsubstanz verursachen. Solche<br />

Fehler und Schäden sammeln<br />

sich im Laufe des Lebens an. Mit<br />

zunehmendem Alter steigt dann<br />

das Risiko, dass einige davon zu<br />

Krebs führen.<br />

WELCHE AUSWIRKUNGEN HAT<br />

BEISPIELSWEISE DASRAUCHEN?<br />

Krebsforschern zufolge sind allein<br />

dem Rauchen als wichtigster<br />

Krebsrisikofaktor in Deutschland<br />

jährlich mehr als 85 000 Krebserkrankungen<br />

zuzuschreiben. Darunter<br />

sind 46 000 Lungenkrebserkrankungen,<br />

die nach wie vor eine<br />

schlechte Prognose haben. Insgesamt<br />

ist der Tabakkonsum für etwa<br />

ein Fünftel aller Krebserkrankungen<br />

direkt verantwortlich, aber<br />

auch Herzkrankheiten, Bluthochdruck<br />

oder Schlaganfälle lassen<br />

sich häufig darauf zurückführen.<br />

WASBEWIRKT EIN<br />

RAUCHSTOPP?<br />

Nach fünf Jahren Rauchstopp sinkt<br />

auch das Risiko für Krebserkrankungen<br />

in Mundhöhle, Rachen, Speiseröhre<br />

und Harnblase auf die Hälfte.<br />

Zehn Jahre danach hat ein ehemaliger<br />

Raucher ein nur noch halb so hohes<br />

Risiko für Lungenkrebs,als wenn<br />

er dauerhaft weitergepafft hätte.<br />

Auch die Risiken für Kehlkopf- und<br />

Bauchspeicheldrüsenkrebs gehen<br />

zurück.<br />

Brustkrebs<br />

Häufigste Krebserkrankung bei Frauen<br />

Lymphknoten<br />

Tumor<br />

Milchdrüsen<br />

Milchgänge<br />

Brustwarze<br />

Lymphbahnen<br />

Bösartige Tumore<br />

Zellen verbreiten<br />

sich außerhalb<br />

der Milchdrüsen<br />

und -gänge<br />

Gutartige Tumore<br />

Brustmuskel<br />

Rippenknochen<br />

Zellen dringen<br />

nicht in das<br />

umliegende<br />

Gewebe ein<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: HARVARD GLOBAL EQUITY INITIATIVE/NATL CANCER INSTITUTE/NATLBREAST CANCERFOUNDATION/<br />

KOMEN/MAYO CLINIC/WHO/RKI, AFP<br />

WIE VIELE KREBSERKRANKUNGEN<br />

SIND VERMEIDBAR?<br />

DKFZ-Forscher ermittelten, dass<br />

in Deutschland mindestens 37<br />

Prozent aller Krebsneuerkrankungen<br />

auf das Konto von vermeidbaren<br />

Risikofaktoren gehen. Werden<br />

zusätzlich Früherkennungsuntersuchungen<br />

etwa gegen Darmkrebs<br />

berücksichtigt, wäre sogar die<br />

Hälfte aller Krebsfälle vermeidbar.<br />

Eine Erkrankung kann freilich nie<br />

mit hundertprozentiger Sicherheit<br />

ausgeschlossen, das Risiko aber<br />

deutlich minimiertwerden.<br />

WASKANN JEDER<br />

NOCH ZUR KREBSVORBEUGUNG<br />

TUN?<br />

Experten empfehlen eine Reduzierung<br />

von Übergewicht und regelmäßige<br />

Bewegung, möglichst 30<br />

Minuten täglich. Es gibt einen Zusammenhang<br />

zwischen einem hohen<br />

Körperfettanteil und dem Risiko<br />

für mindestens elf Krebsarten,<br />

etwa für Krebs des Dick- und<br />

Enddarms, der Leber, Niere und<br />

für Brustkrebs nach den Wechseljahren.<br />

Auch der Alkoholkonsum<br />

sollte begrenzt werden. Schätzungen<br />

zufolge ist hoher Alkoholkonsum<br />

für rund zehntausend Krebsneuerkrankungen<br />

in Deutschland<br />

verantwortlich.<br />

Auf dem Speiseplan sollten<br />

häufig Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte,<br />

Gemüse und Obst stehen<br />

und wenig kalorienreiche Lebensmittel,<br />

die viel Zucker und Fett<br />

enthalten. Der Anteil an verarbeitetem<br />

Fleisch und rotem Fleisch,<br />

beispielsweise vom Rind, Schwein<br />

oder Lamm, sowie an salzhaltigen<br />

Speisen sollte gering bleiben.<br />

Auch Stillen schützt Mütter vor<br />

Brustkrebs. Hormonersatztherapien<br />

erhöhen hingegen das Risiko<br />

für bestimmte Krebserkrankungen.<br />

WELCHE GEFAHR BIRGT<br />

UV-STRAHLUNG?<br />

UV-Strahlung ist das Hauptrisiko für<br />

Hautkrebs. Jedes Jahr erkranken in<br />

Deutschland mehr als 200 000 Menschen<br />

neu an solchen Krebsformen.<br />

Wichtig ist daher der Sonnenschutz<br />

und einVerzicht auf Solarienbesuche.<br />

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Lesen Sie am Wochenende<br />

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Premium-AudioanlagenimAuto:<br />

Hier gibt’swasauf die Ohren<br />

Lada Vesta SW Cross: Der<br />

sympathische Russe im Test<br />

GIBT ES EINEN IMPFSCHUTZ?<br />

Impfungen gegen Humane<br />

Papillomaviren (HPV), die in<br />

Deutschland für Mädchen und Jungen<br />

empfohlen sind, senken das Risiko<br />

für Gebärmutterhalskrebs sowie<br />

Mund-, Rachen- und Analkrebs.<br />

Empfohlen wirddie Impfung im Alter<br />

zwischen neun und 14 Jahren. Säuglinge<br />

ab der neunten Lebenswoche<br />

sollten zudem gegen Hepatitis B<br />

geimpft werden. Die Viren können<br />

chronische Leberentzündungen auslösen,<br />

die zu Leberkrebs führen können.<br />

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PRIV.-DOZ. DR. MED. PATRICK HUNDSDÖRFER IM GESPRÄCH<br />

Die Kinderonkologie ist sein absolutes Herzblut<br />

Das Kinderkrebszentrum im Helios Klinikum<br />

Berlin-Buch ist Teil eines zertifizierten Onkologischen<br />

Zentrums, in dem Vertreter aller an<br />

der Krebsbehandlung beteiligten Fachrichtungen<br />

zusammenarbeiten. Mit einer Vielzahl von<br />

Zentren ist das Klinikum einer der führenden<br />

Standortebei der Behandlung von Krebs. Chefarzt<br />

der Kinder- und Jugendmedizin ist Priv.-<br />

Doz. Dr. med. Patrick Hundsdörfer. Im Interview<br />

erklärt er, warum erArzt geworden ist,<br />

wie er zu Helios kam und was esmit seinen<br />

Haaren auf sich hat.<br />

Priv.-Doz. Dr.med. Patrick Hundsdörfer ist Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin imHelios Klinikum Berlin-Buch. Wegen seiner Haarpracht gaben ihm seine kleinen Patienten den Spitznamen „Dr.Locke“.<br />

Wollten Sie schon immer Kinderarzt werden?<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Patrick Hundsdörfer:<br />

Nein, ich wollte nie Arzt werden –das war<br />

eher reiner Zufall. Ich hatte einen Studienplatz<br />

für Elektrotechnik in Aachen, bin aber am Praktikum<br />

für Fräsen, Bohren, Drehen gescheitert und<br />

habe meine Ingenieurkarriere damit beendet.<br />

Ich habe dann Physik studiert, fand das Studium<br />

aber doof. Ich habe trotzdem weiterstudiert,<br />

wollte jedoch eigentlich Krankenpfleger werden.<br />

Die Bonner Krankenpflegeschule hat mich aber<br />

nicht zugelassen, weil damals nur Mädchen angenommen<br />

wurden. Dann hat mich meine damalige<br />

Freundin zum Medizinertest mitgeschleift –<br />

sie wollte nicht alleine hingehen. Deshalb habe<br />

ich mich angemeldet und bin mit hingegangen.<br />

Und wie man es so kennt, wenn man keinen<br />

Druck hat (ich wollte schließlich nicht Medizin<br />

studieren), bekommt man immer alles ziemlich<br />

gut hin und schlussendlich war ich unter den<br />

Besten in Deutschland bei diesem Medizinertest.<br />

Naja und dann haben meine Eltern solange<br />

auf mich eingeredet, bis ich ein Medizinstudium<br />

angefangen und mich so langsam in die Medizin<br />

reingefunden habe. Aber ich wollte nie Kinderarzt<br />

werden, es sollte immer die Onkologie sein.<br />

Ich habe schon als 15-Jähriger in der Schule Referate<br />

über Rauchen, Lungenkrebs oder andere<br />

Krebserkrankungen gehalten. Das war ein häufig<br />

wiederkehrendes Thema in unserer Familie.<br />

Ich bin dann im Praktischen Jahr am Kinderspital<br />

in Zürich gelandet. Dort wurde mir bewusst,<br />

dass ich mit Kindern arbeiten will.<br />

Nach Abschluss des Studiums habe ich mich<br />

sowohl auf kinderonkologische als auch erwachsenonkologische<br />

Stellen beworben. Meine erste<br />

Stelle habe ich dann in der Kinderonkologie<br />

der Charité bekommen. Ich habe über 15 Jahre<br />

in der Kinderonkologie gearbeitet, das ist mein<br />

absolutes Herzblut. Mir macht das Spaß und<br />

ich glaube, ich komme mit den kleinen Patienten<br />

sehr gut klar. Sie merken, dass ich sie ernst<br />

nehme und dass ich Freude mit ihnen habe. Und<br />

wenn die Kinder einen mögen, dann klappt das<br />

auch mit den Eltern. Ich bin mir sicher, dass ich<br />

nur dann eine vernünftige Medizin machen kann,<br />

wenn ich mich gut mit den Kindern und den<br />

Eltern verstehe.<br />

Wie sind Sie denn zum Helios Klinikum Berlin-<br />

Buch gekommen?<br />

Ich wurde angefragt, ob ich mir eine Chefarztposition<br />

vorstellen könnte. Ich bin jetzt 48 Jahre alt.<br />

Für mich war klar, entweder entscheide ich mich<br />

in naher Zukunft nochmal für eine andere Position<br />

oder bleibe für den Rest meiner Zeit dort, wo ich<br />

bin. Und dann bekam ich die Chance auf eine Klinik,<br />

die eine große Kinderonkologie hat und die in<br />

Berlin ist –das Helios Klinikum in Berlin-Buch. Ich<br />

habe mir zunächst trotzdem nicht recht vorstellen<br />

können, zu wechseln. Die Gespräche verliefen für<br />

mich vielleicht gerade deshalb so gut, weil ich aus<br />

genau diesem Grund keinen Druck verspürte.<br />

Und dann habe ich die Klinik hier gesehen und<br />

dachte mir: Was ist das denn? Das gibt es doch<br />

nicht, das hier so eine fantastische Klinik steht mit<br />

so vielen Möglichkeiten. Ich wohne zehn Minuten<br />

entfernt und bin Kinderarzt und Kinderonkologe.<br />

Ich wusste, dass es eine Kinderklink und Kinderonkologie<br />

in Buch gibt, aber nicht das hier soein<br />

„Raumschiff“ steht. Dazu habe ich dann die Leute<br />

hier kennengelernt und meine Stimmungslage<br />

kippte. Ich konnte mir plötzlich doch vorstellen<br />

„meine“ Charité zu verlassen. Am 20.12.18 habe<br />

ich unterschrieben.<br />

NachdemSie dann unterschrieben haben, hatten<br />

Sie gewisse Erwartungen an die neue Position?<br />

Meine Erwartung ist, nicht den ganzen Tag<br />

am Schreibtisch zu sitzen. Die neuen Aufgaben<br />

lasse ich auf mich zukommen. Mein Wunsch ist<br />

es, in Zukunft eine gemeinschaftliche Versorgung<br />

der onkologischen Patienten in Berlin durch die<br />

Charité und das Helios Klinikum Berlin-Buch zu<br />

etablieren. Ich bin mir sicher, dass sowohl die<br />

Patienten als auch die Kliniken von einer engen<br />

partnerschaftlichen Zusammenarbeit enorm profitieren<br />

werden.<br />

Ich habe gehört, Sie schneiden Ihre Haare nur<br />

alle sechs Monate. Stimmt das?<br />

Manchmal auch nur einmal im Jahr ... Ich<br />

lasse sie solange wachsen, bis mich das morgendliche<br />

„Waschen, Kämmen, Legen“ ausreichend<br />

nervt. Dann kommen sie ab, so kurz wie<br />

möglich. Da bin ich ziemlich uneitel und es ist<br />

mir ziemlich egal, ob kurze oder lange Haare.<br />

Ich will auch nicht zum Friseur, denn ich mag es<br />

nicht, wenn man mir in den Haaren rumwurschtelt.<br />

Mit der Maschine auf 8oder 9mmrunter<br />

und dann ist gut. Das dauert 5Minuten. Nach<br />

so einem radikalen Haarschnitt habe ich mich<br />

beim Fahrradfahren aber auch schon vor meinem<br />

eigenen Schatten erschreckt, weil die Kopfform<br />

nach dem Schneiden soganz anders als<br />

gewohnt war.<br />

Ihre kleinen Patienten sollen ja besonders auf<br />

den Haarschnitt reagieren ...<br />

Die sind dann sauer: „Was hast du mit deinen<br />

Haaren gemacht?“ Gerade in der Onkologie<br />

spielen Haare eine große Rolle, weil unsere<br />

Patienten ihre Haare durch die Chemo verlieren<br />

und in der Regel über Monate keine Haare<br />

haben. Dass ich so einfach auf meine „schönen<br />

Locken“ verzichte, stößt daher dann auf<br />

Unverständnis. Die Kinder verlieren ihre Haare<br />

unfreiwillig und ich schneide meine Haare einfach<br />

so ab.<br />

Aber das ist ja auch ein bisschen mein Markenzeichen<br />

und es bricht manchmal das Eis,<br />

wenn man vor den Kindern steht und man so<br />

eine Mähne hat. In der Charité wurde ich von<br />

vielen Patienten „Dr. Locke“ genannt oder auch<br />

nur „der Arzt mit den Locken“ –das hatte auch<br />

nach Jahren ein hoher Wiedererkennungswert.<br />

KREBS-INFOTAG<br />

THOMAS OBERLÄNDER/HELIOS KLINIKEN<br />

Am Samstag, den 9. November sprechen<br />

Spezialisten von 9bis 15 Uhr im Helios<br />

Klinikum Berlin-Buch in Seminaren mit<br />

Interessierten über moderne Krebsmedizin.<br />

Arzt und TV-Moderator Dr. Carsten<br />

Lekutat moderiert eine Expertenrunde<br />

zur fachübergreifenden Krebsbehandlung.<br />

Interessierte können sich über die Website<br />

anmelden, aber auch spontane Teilnehmer<br />

sind herzlich willkommen:<br />

www.helios-gesundheit.de/<br />

krebs-weiter-leben


18 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />

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Lokalsport<br />

Gedränge für ganze Kerle: die Spieler des RugbyKlubs 03 Berlin (l.) im Heimspiel gegen Leipzig.<br />

BERLINER ZEITUNG/GERD ENGELSMANN<br />

Die Basisarbeiter<br />

Am Sonnabend kommt es in der Rugby-Bundesliga zum Derby BRC gegen BRK. Wasden beiden Klubbossen Gelegenheit gibt, auf die Probleme ihrer Sportart hinzuweisen<br />

VonChristian Kattner<br />

Nach und nach fahren die<br />

Autos vor. Je näher das<br />

Training rückt, umso<br />

größer wird auch die<br />

Zahl der Spieler,die vonihren Eltern<br />

gebracht werden. Kurz noch die<br />

Schuhe anziehen, das Trikot richten<br />

und einen Schluck aus der Wasserflasche<br />

nehmen. In der Zehlendorfer<br />

Idylle ist am Dienstagnachmittag gegen<br />

16.30 Uhr von einem bevorstehenden<br />

Derbynichts zu spüren. Aufbau<br />

und Arbeit an der Basis nennt<br />

man das,was die Trainer des <strong>Berliner</strong><br />

RugbyClubs (BRC) dortmachen und<br />

was auch Denis McGeeein breites Lächeln<br />

ins Gesicht zaubert. DerNachwuchs,<br />

das erzählt der Vereinsvorsitzende,<br />

sei das, worauf man in den<br />

kommenden Jahren noch weiter den<br />

Fokus richten möchte.„Unser Ziel ist<br />

es, imKinder- und Jugendrugby zu<br />

wachsen und den Anteil proportional<br />

zu erhöhen“, sagt McGee.<br />

In ersten Schritten ist das demVerein<br />

mit den zwei Trainingsstandorten<br />

in Berlin bereits gelungen. Nach und<br />

nach wurden in den vergangenen<br />

Jahren immer wieder Spieler aus den<br />

erfolgreichen Nachwuchsteams in<br />

den Männerbereich integriert. Das,<br />

was noch fehlt, soll in den Spielen erlernt<br />

werden. „Unser Ziel ist es, die<br />

jungen Spieler, die aus den eigenen<br />

Jugendmannschaften hochgekommen<br />

sind, weiterzuentwickeln“, erzählt<br />

McGee. Daswirdweniger an Ergebnissen<br />

wie der Niederlage in Hannover<br />

im ersten Saisonspiel der 1.<br />

Bundesliga Nord/Ost festgemacht.<br />

Schon eher am bevorstehenden Duell<br />

am Sonnabend. Denn: Direkt beim<br />

Heimauftakt kommt es ab 15 Uhrauf<br />

dem Sportplatz in der Sachtlebenstraße<br />

zum Derby mit dem Rugby<br />

Klub Berlin (BRK). Auch wenn es im<br />

Zuge der Spielerentwicklung nicht<br />

auf Ergebnisse ankommt, gehört ein<br />

gesunder sportlicher Ehrgeiz natürlich<br />

dazu. Gerade „wenn es wirklich<br />

knapp ist und man sich aneinander<br />

reiben kann, ist das Beste für beide<br />

Seiten“, so McGee und wünscht sich<br />

natürlich einen Sieg. So, wie in der<br />

vergangenen Saison, als nach zwischenzeitlicher<br />

Dominanz des BRK<br />

mal wieder beide Derbys gewonnen<br />

werden konnten.<br />

Die Stärke des Gegners in der abgelaufenen<br />

Spielzeit muss auch Ingo<br />

Goessgen anerkennen. „Der BRCwar<br />

im vergangenen Jahr ganz stark“, sagt<br />

derVorsitzende des BRK und verweist<br />

auf einen internen Wettbewerb, der<br />

sich „Kings of Berlin“ nennt und in<br />

welchem das beste <strong>Berliner</strong> Rugby-<br />

Ingo Goessgen vom RK 03 BLZ/ENGELSMANN Denis McGee vom <strong>Berliner</strong> RC BERLINER RC<br />

team ermittelt wird. Werdas Derby<br />

am Sonnabend gewinnt, macht also<br />

schon mal einen guten Schritt in<br />

Richtung Gewinn der inoffiziellen<br />

Meisterschaft. Natürlich wollen auch<br />

die Spieler des BRK diese gewinnen,<br />

aber viel wichtiger ist beiden Teams<br />

der Vergleich auf Augenhöhe.„Spiele<br />

auf hohem Niveau bringen die Spieler<br />

immer weiter“, sagt Goessgen und<br />

bezieht das gar nicht nur auf den Erwachsenenbereich<br />

und die Derbys.<br />

„Wenn man gegen eine bessere<br />

Mannschaft verliert, bringt es einen<br />

weiter. Gerade unser Nachwuchs<br />

muss auch verlieren, die dürfen nicht<br />

nur gewinnen. Uns fehlen leider in<br />

Berlin noch mindestens ein bis zwei<br />

Klubs“, so derVorsitzende des BRK.<br />

Im Gegensatz zum BRC kann er<br />

zumindest auf eine gewachsene Infrastruktur<br />

mit angeschlossenemVereinsheim<br />

blicken und weiß um das<br />

Privileg seines Vereins gegenüber den<br />

Mitbewerbern inBerlin. So sei den<br />

Grizzlys, dem dritten Hauptstadtklub,<br />

erst kürzlich der Platz weggenommen<br />

worden, eine neue Heimspielstätte<br />

müsse her. Und auch der<br />

BRC, der mit seinen jüngsten Altersklassen<br />

im Nachwuchs in Zehlendorf<br />

trainiert, während sich der Rest des<br />

Vereins in der Jungfernheide zum<br />

Training trifft, sucht nach einer festen<br />

Heimstätte. „Wir“, so Goessgen,<br />

„sind fest und akzeptiert. Aber generell<br />

haben wir zu wenig Sportstätten<br />

in Berlin.“<br />

Rückstand im Erwachsenenbereich<br />

Genau in dieser Problematik sehen<br />

die beiden Vereinsoberhäupter auch<br />

die hauptsächliche Ursache dafür,<br />

dass Deutschland noch immer in aller<br />

Regelmäßigkeit die Weltmeisterschaften<br />

verpasst, anstatt, wie in anderen<br />

Sportarten üblich, um vordere<br />

Platzierungen zu spielen. „Dem<br />

deutschen Rugby fehlen die professionelle<br />

Strukturen“, sagt Denis<br />

McGee, „in Ländern wie Frankreich,<br />

Großbritannien oder Italien gibt es<br />

ganz andereTrainingsmöglichkeiten<br />

und -kapazitäten. Wir haben zwei<br />

Plätze an verschiedenen Standorten<br />

in der Berlin. In Frankreich gibt es<br />

Vereine, die haben ein komplettes<br />

Trainingszentrum. Da reden wir<br />

nicht nur über ein paar Kabinen,<br />

sondern über einen integrierten<br />

Kraftraum.“<br />

Während Deutschland mit seinen<br />

Nachwuchsteams im Weltmaßstab<br />

durchaus konkurrenzfähig ist, wird<br />

der Rückstand im Erwachsenenbereich<br />

riesig.„Aufinternationalem Niveau<br />

gibt es Spieler, dienichts anderes<br />

machen als zu trainieren“, so<br />

McGee,„die wiegen dann 40, 50 Kilogramm<br />

mehr als ein 18-Jähriger.<br />

Wenn ich aber in Vollzeit arbeite und<br />

nur nach dem Feierabend trainiere,<br />

kann ich mich schwer mit jemandem<br />

messen, der sich ausschließlich<br />

auf Rugby konzentriert.“ Länder wie<br />

Neuseeland oder Armenien sind mit<br />

ihren bedeutend wenigeren Einwohnernkonkurrenzfähiger<br />

als die deutschen<br />

Mannschaften. „Es liegt an<br />

den Strukturen, auch amMut, die<br />

Vereine zuunterstützen. DHL sponsert<br />

die Weltmeisterschaft, in der<br />

Bundesliga sind es die Malermeister<br />

aus der Region“, sagt Goessgen.<br />

Um mittel- bis langfristig erfolgreich<br />

zu sein, muss der Amateursporteinen<br />

Wandel vollziehen, müssen<br />

in der 1. Bundesliga Profis und<br />

Halbprofis spielen, muss die Infrastruktur<br />

verbessert werden. Dann<br />

wird auch beim Nachwuchstraining<br />

bereits Derby-Luft zu riechensein.<br />

Christian Kattner<br />

hat Respekt vor<br />

Rugby-Spielern.<br />

Fu Yu und die Elitecrew<br />

So viel Klasse wie in dieser Saison hatte der TTC Eastside noch nie in seinem Kader vereint –dementsprechend ambitioniert sind die Saisonziele<br />

VonMichael Jahn<br />

Der TTC Berlin Eastside hat sich<br />

für die kommende Saison ein<br />

sehr ambitioniertes Ziel gesetzt. Das<br />

lässt sich auch dem Terminkalender<br />

entnehmen, den Klubpräsident Alexander<br />

Teichmann am Donnerstag<br />

kurz vor Ende der Vorstellung der<br />

neuen Mannschaft verteilte. Unter<br />

22. Mai2020 steht da in roten Lettern<br />

geschrieben: Finale der Champions<br />

League. Genau dorthin will Eastside<br />

– und natürlich vorher noch die<br />

Deutsche Meisterschaft verteidigen<br />

und auch den nationalen Pokalwettbewerb<br />

gewinnen. „Wir wollen das<br />

Triple holen“, verkündete Teichmann<br />

im Stile eines Offensivspielers,<br />

„dafür haben wir die stärkste Mannschaft<br />

der letzten Jahrzehnte beisammen<br />

und allein sechs Spielerinnen<br />

unter Vertrag, die unter den Top<br />

TeninEuropa rangieren. Wir haben<br />

alle personellen Wünsche der sportlichen<br />

Leitung erfüllt.“<br />

Dass diese hohe Zielstellung<br />

durchaus konsequent ist, war zu sehen,<br />

als der umtriebige und bestens<br />

vernetzte Manager Andreas Hain<br />

und Trainerin Irina Palina ihre illustre<br />

Mannschaft vorstellten. So viel<br />

geballte internationale Klasse gab es<br />

selten zuvor. Daist zuerst die Riege<br />

der alteingesessenen Spielerinnen<br />

mit Shan Xiaona (Silbermedaillengewinnerin<br />

vonOlympia in Rio mit der<br />

deutschen Mannschaft), Gina Pota<br />

(mehrfache ungarische Meisterin),<br />

Matilda Ekholm (schwedische Meisterin),<br />

Nina Mittelham (deutsche<br />

Meisterin und Europameisterin im<br />

Doppel) und Kathrin Mühlbach<br />

(ehem. Nationalspielerin).<br />

EinTransfercoup gelang Manager<br />

Hain nun mit der Verpflichtung von<br />

Fu Yu,40, einer gebürtigen Chinesin,<br />

die seit 2001 in Portugal lebt und<br />

auch die portugiesische Staatsbürgerschaft<br />

besitzt. „Als Gegnerin haben<br />

wir Fu Yu immer gefürchtet“,<br />

sagte Hain, „nun sind wir froh, dass<br />

sie bei uns spielt.“ Fu Yu,die in Funchal<br />

lebt, war 2016 Vize-Europameisterin<br />

im Einzel und gewann gerade<br />

bei der Team-EM in Nantes<br />

(Frankreich) Silber mit Portugal. Dabei<br />

besiegte sie unter anderem im<br />

Duell gegen Deutschland ihre <strong>Berliner</strong><br />

Mitspielerin Nina Mittelham<br />

und die deutsche Nummer eins Petrissa<br />

Solja.<br />

Ab sofortineinem Team: Fu Yu (l.) und Shan Xiaona.<br />

DerKontakt zu Fu Yu kam über Shan<br />

Xiaona zustande. „Im internationalen<br />

Tischtennis, indem unsere Aktivenständig<br />

weltweit unterwegs sind,<br />

kennen sich ja alle Spitzenspielerinnen<br />

recht gut“, so Hain.<br />

Die Kunst der Belastungssteuerung<br />

Im Finale der Team-EM in Frankreich<br />

unterlag Portugal gegen Rumänien<br />

mit Bernadette Szöcs an der<br />

Spitze. Die 24-Jährige konnte kurz<br />

vor Transferschluss für Eastside gewonnen<br />

werden, darf wegen der zu<br />

kurzen Wechselfrist aber in dieser<br />

Saison für Berlin nur in der Cham-<br />

ANDREAS KLUG<br />

pions League zum Einsatz kommen.<br />

Sie spielt in ihrer Heimat in der Liga<br />

noch für Bukarest. Szöcs ist im Moment<br />

die Nummer zwei in der europäischen<br />

Rangliste. 2018 siegte sie<br />

beim Europe Top16-Turnier. Experten<br />

sagen ihr eine große Zukunft voraus.<br />

Berlin ist für die Rumänin auch<br />

deshalb ein gutes Ziel, weil sie mit<br />

dem ehemaligen deutschen Nationalspieler<br />

Philipp Floritz liiertist, der<br />

für Hertha BSC in der dritten Liga<br />

schmettert. Bernadette Szöcs beschreibt<br />

sich mit „sehr emotional“<br />

am Tisch. Und gesteht: „Ich liebe<br />

auch die Show!“<br />

Eastside,das in den zurückliegenden<br />

sechs Jahren zur erfolgreichsten<br />

Mannschaft im europäischen Tischtennis<br />

aufstieg, hat sich auch deshalb<br />

personell enorm verstärkt, weil<br />

in den beiden Spielzeiten 2017/18<br />

und 2018/19 auch kleine sportliche<br />

„Dellen“ eintraten. So wurde etwa<br />

das Pokalfinale gegen Kolbermoor<br />

verloren und in der Champions<br />

League war im Halbfinale Schluss<br />

gegen das Team Dr. Casl aus Zagreb.<br />

Hinzu kommt die hohe Belastung aller<br />

TTC-Spielerinnen, die beinahe<br />

pausenlos an zahlreichen internationalen<br />

Top-Turnieren teilnehmen,<br />

bei WM-und EM starten und für ihre<br />

Nationalteams im Einsatz sind. „Wir<br />

müssen uns breit aufstellen, um in<br />

allen Wettbewerben erfolgreich zu<br />

sein“, sagt Trainerin Irina Palina. Im<br />

Idealfall bestreitet die Mannschaft 32<br />

Spiele in dieser Saison. Allein im Einzel<br />

kommen Yu Fu, Matilda Ekholm<br />

und Co. auf über 100 Duelle in einer<br />

Saison.<br />

Die Kunst von Palina wird darin<br />

bestehen, stets die beste Formation<br />

für den jeweiligen zu finden und alle<br />

bei Laune zu halten. „Wenn wir in<br />

Berlin zusammenkommen, versu-<br />

che ich eine Wohlfühl-Atmosphäre<br />

zu schaffen und optimale Trainingsbedingungen“,<br />

sagte Irina Palina.<br />

Die deutsche Meisterin Nina Mittelham,<br />

seit einem Jahr in Berlin, sieht<br />

in der ungeheuren Konkurrenz bei<br />

Eastside kein Problem: „Wir kennen<br />

uns alle, mögen uns, und egal, wer<br />

spielen wird – die Hauptsache ist,<br />

dass wir gewinnen.“<br />

Von Freitag bis Sonntag ist die<br />

Mannschaft nun gleich an drei Tagen<br />

hintereinander in drei Wettbewerben<br />

am Ball. Am Freitagabend wird<br />

in der Champions League die Mannschaft<br />

vonGirbau VicTTaus Katalonien<br />

erwartet (Freizeitforum Marzahn,<br />

18.30 Uhr). Am Sonnabend<br />

kommt es im ersten Bundesligaspiel<br />

zum Duell gegen TTK Anröchte (Saefkow-Halle,<br />

13Uhr) und am Sonntag<br />

sind in der Qualifikation für das<br />

deutsche Pokalfinale die Teams von<br />

Hannover 96und SV Böblingen der<br />

Gegner (Saefkow-Halle,ab10Uhr).<br />

„Alle unseregroßen Ziele zu erreichen,<br />

wird kein Selbstläufer“, sagt<br />

Präsident Teichmann, „die Erwartungen<br />

sind sehr hoch. Aber wir sind<br />

sehr optimistisch.“ Das dürfen sie<br />

bei Eastside auch alle sein.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 19 *<br />

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Sport<br />

NACHRICHTEN<br />

WerdersVerletztenserie<br />

verschärft sich<br />

FUSSBALL. DieVerletztenmiserebei<br />

Werder Bremen hat sich vordem<br />

Gastspiel der Hanseaten am Sonnabend<br />

(15.30 Uhr/Sky) bei Union<br />

Berlin weiter verschärft.Wegen eines<br />

Muskelfaserrisses steht Kapitän Niklas<br />

Moisander nicht zur Verfügung,<br />

er ist bereits der neunte Ausfall bei<br />

den Hanseaten. „Das ist keine normale<br />

Situation mehr,esist schon ein<br />

Stück weit verhext“, sagte Trainer<br />

Florian Kohfeldt am Donnerstag.<br />

Hildebrand wird<br />

Geschäftsführer des CFC<br />

FUSSBALL. UweHildebrand wird<br />

kommissarischer Geschäftsführer<br />

des Chemnitzer FC. Einen entsprechenden<br />

Vertragwerde der 48 Jahre<br />

alte Unternehmer,der selbst von<br />

1983 bis 1987 in der Nachwuchsabteilung<br />

des Vorgänger-Vereins FC<br />

Karl-Marx-Stadt spielte,unterschreiben,<br />

teilte der Drittligist mit. Hildebrand<br />

tritt die Nachfolge vomThomas<br />

Sobotzik an, der nach Anfeindungen<br />

und Bedrohungen aus der<br />

Fanszene zurückgetreten war.<br />

ZAHLEN<br />

Eishockey<br />

DEL, 1. Spieltag<br />

Eisbären Berlin -Grizzlys Wolfsburg Fr., 19.30 Uhr<br />

Schwenningen -ERC Ingolstadt Fr., 19.30 Uhr<br />

Düsseldorfer EG -Bremerhaven Fr.,19.30 Uhr<br />

Augsburg -EHC München Fr., 19.30 Uhr<br />

Kölner Haie -Iserlohn<br />

Fr., 19.30 Uhr<br />

Straubing -Krefeld<br />

Fr., 19.30 Uhr<br />

Nürnberg -Adler Mannheim Fr., 19.30 Uhr<br />

Fussball<br />

Bundesliga, 4. Spieltag<br />

Düsseldorf -VfL Wolfsburg Fr., 20.30<br />

Dortmund -Leverkusen Sa., 15.30<br />

FSV Mainz -Hertha BSC Sa., 15.30<br />

FC Augsburg -Frankfurt Sa., 15.30<br />

Köln -Mönchengladbach Sa., 15.30<br />

1. FC Union -Werder Bremen Sa., 15.30<br />

RB Leipzig -BayernMünchen Sa., 18.30<br />

Hoffenheim -SCFreiburg So., 15.30<br />

SC Paderborn-FCSchalke So., 18.00<br />

Zweite Liga, 6. Spieltag<br />

Karlsruher SC -SVSandhausen Fr., 18.30<br />

SpVgg Fürth -SVWehen Fr., 18.30<br />

Jahn Regensburg -VfB Stuttgart Sa., 13.00<br />

Hannover96-Arminia Bielefeld Sa., 13.00<br />

Heidenheim -Holstein Kiel Sa., 13.00<br />

ErzgebirgeAue -Osnabrück So., 13.30<br />

Darmstadt -1.FCNürnberg So., 13.30<br />

Bochum -Dynamo Dresden So., 13.30<br />

St. Pauli -Hamburger SV Mo., 20.30<br />

Mit 30 in Altersteilzeit<br />

Thomas Müller feiert Geburtstag, mit der Gewissheit, dass Louis van Gaals einstiges Gebot nicht mehr zählt<br />

VonMaik Rosner,München<br />

Vom Vorteil und der Wichtigkeit,<br />

im Laufe eines<br />

Spiels personell nachlegen<br />

zu können, haben sie beim<br />

FC Bayern zuletzt häufig gesprochen.<br />

Erst mahnend, als die Transferbemühungen<br />

stockten. Dann zufrieden,<br />

als Philippe Coutinho, 27,<br />

neben Ivan Perisic, 30, und Michaël<br />

Cuisance, 20, verpflichtet wurde.<br />

Auch Thomas Müller hat die Zugänge<br />

mit Blick aufs große Ganze<br />

goutiert. „Natürlich will jeder spielen,<br />

das ist ja klar.Aber wir wünschen<br />

uns ja auch, dass wir Qualität vonaußen<br />

nachlegen können“, sagte er.<br />

Weniger angenehm ist für Müller allerdings,dass<br />

er wohl oft einer derjenigen<br />

sein dürfte,mit denen nachgelegt<br />

wird. Louis van Gaals einstiges<br />

Gebot („Müller spielt immer“)<br />

könnte in Richtung „Müller sitzt immer“<br />

tendieren, vor allem wegen<br />

Coutinho. Der aus Barcelona geliehene<br />

Brasilianer ist fest für offensive<br />

Mittelfeld vorgesehen. Müller, dem<br />

letzten Oberbayern im Kader der<br />

Münchner, droht dagegen ein Dasein<br />

als Bankangestellter und Joker.<br />

An diesem Freitag begeht der<br />

Weltmeister von2014 seinen 30. Geburtstag,<br />

und es scheint ziemlich<br />

wahrscheinlich, dass für ihn auch<br />

sportlich ein neuer Lebensabschnitt<br />

beginnt. Trotz Formdellen und Konkurrenten,<br />

wie in der Vorsaison<br />

James Rodríguez, hat es Müller in<br />

seinen zehn Profijahren stets geschafft,<br />

unter den elf Spieler mit der<br />

meisten Einsatzzeit beim FC Bayern<br />

gelistet zu werden. Doch wenn sich<br />

fortsetzt, was jüngst beim 6:1 gegen<br />

Mainz durch seine Einwechselung<br />

für Coutinho Mitte der zweiten<br />

Halbzeit zu beobachten war, steuert<br />

Müller mit 30 auf die Altersteilzeit zu.<br />

Anflug vonSarkasmus<br />

Seine Lieblingsrolle zentral hinter<br />

Stürmer Robert Lewandowski im 4-<br />

2-3-1-System soll Coutinho ausfüllen.<br />

Undauchineiner 4-3-3-Formation<br />

mit zwei Achtern wäre der eine<br />

Platz neben Coutinho eher nicht für<br />

Müller reserviert. Corentin Tolisso,<br />

Leon Goretzka und mittelfristig Cuisance<br />

machen ihm Konkurrenz.<br />

Hinzu kommt Thiago Alcántara, den<br />

Trainer Niko Kovac vorziehen dürfte,<br />

wenn Joshua Kimmich oder Javier<br />

Martínez die Sechser-Rolle des Spaniers<br />

übernehmen. Und Müller<br />

spielt nimmer, jedenfalls nicht von<br />

Beginn an? In der Länderspielpause<br />

zählte er sich in der kleinen Trainingsgruppe<br />

an der Säbener Straße<br />

schon einmal selbst zur „zweiten<br />

Garde“. Es war ein scherzhafte Bemerkung,<br />

aber auch eine mit einem<br />

Anflug vonSarkasmus.<br />

Letztlich der Einzige bei Bayern, der so eine Tracht tragen darf: Müller.<br />

„So ist Thomas:<br />

Er kommt rein, macht Randale<br />

und bereitet zwei Tore vor.“<br />

Zumindest an diesem Sonnabend<br />

im Topspiel bei TabellenführerRBLeipzig<br />

könnte Müller in alter<br />

Rolle gefragt sein. Coutinho kehrte<br />

von Brasiliens Länderspielen in<br />

Bayern-Coach Niko Kovac beschreibt<br />

die Joker-Qualitätenvon Thomas Müller.<br />

DPA/MIRGELER<br />

Miami und Los Angeles nach seiner<br />

langen Reise mit gut 21 000 Flugkilometernummehr<br />

als den halben Erdball<br />

erst am Donnerstag ins Training<br />

der Bayern zurück und könnte wegen<br />

der Strapazen in Leipzig zunächst<br />

auf der Bank sitzen. Zudem<br />

fällt Goretzka vorerst aus, nachdem<br />

bei ihm ein Bluterguss am Oberschenkel<br />

operativ versorgt worden<br />

war. Gut möglich also, dass der fitte<br />

und ausgeruhte Müller gegen die<br />

Sachsen zur Startformation zählt,<br />

wie schon in allen drei Vergleichen<br />

derVorsaison. AufDauer aber wirdes<br />

für ihn wohl schwer werden, als einer<br />

der ersten Elfaufzulaufen, zumal<br />

auch für seinen ungeliebten Aushilfsjob<br />

auf dem rechten Flügel in<br />

Serge Gnabry, Kingsley Coman und<br />

Perisic drei beidseitig einsetzbare<br />

Spezialisten zur Verfügung stehen.<br />

Müller hat sich aber ganz offenbar<br />

vorgenommen, seine drohende<br />

Altersteilzeit vorbildlich anzunehmen.<br />

Demonstrativ freundschaftlich<br />

geht er mit seinem Hauptkonkurrenten<br />

Coutinho um. Nichtnur mitElogen<br />

auf die besonderen Fähigkeiten<br />

des Brasilianers, sondern auch beispielsweise<br />

beim traditionellen Lederhosen-Shooting,<br />

als er diesem<br />

fröhlich lächelnd zuprostete. Coutinho<br />

gibt die positiven Signale voller<br />

Respektzurück. Müller sei„ein absolutes<br />

Idol in München und in<br />

Deutschland“ und habe ihn„toll aufgenommen“,<br />

sagte er der Sportbild,<br />

„es ist eine riesige Freude, mit ihm in<br />

einem Team zu sein.“ Denkbar sei<br />

zudem ein gemeinsames Wirken auf<br />

dem Platz. Daswäreein sehr offensiverAnsatz,<br />

der wohl nur gegen klare<br />

Außenseiter praktikabel ist.<br />

Sofortomnipräsent<br />

Vielleicht aber entpuppt sich Müllers<br />

wohl bald neue Joker-Rolle sogar<br />

als großes Plus für den FC Bayern.<br />

Gegen Mainz jedenfalls brachte er<br />

ein, was sich ein Trainer von einem<br />

Einwechselspieler als Ideal vorstellt.<br />

Müller war sofortomnipräsent, oder<br />

wie es Kovaclobendformulierte: „So<br />

ist Thomas: Er kommt rein, macht<br />

Randale und bereitet zwei Tore vor.“<br />

Vorallem in engen Spielen könnte<br />

Müller als Joker seine Fähigkeiten als<br />

Raumdeuter gewinnbringend einsetzen.<br />

Auch dank seiner Unberechenbarkeit,<br />

mit der erden Münchnern<br />

in umkämpften Partien ein<br />

neues Element und damit entscheidende<br />

Impulse verleihen könnte.<br />

Das wäre zwar jenes Nachlegen,<br />

das sich Müller nicht erträumt. Aber<br />

auch eines, das ihn besonders wertvoll<br />

machen könnte, wenn erdiese<br />

Rolle annimmt. So oder so gibt er<br />

sich zuversichtlich, dass seine<br />

„Wichtigkeit auch intern bekannt<br />

ist“ und es „im Laufe der Saison<br />

ganz, ganz viele verschiedene Aufstellungen“<br />

geben werde. Und Müller<br />

verspricht:„Ich werdeweiter meinenJob<br />

machen.“ Ob vonBeginn an<br />

–oderals Joker.<br />

Union Berlin<br />

Der<br />

Glaubensstifter<br />

Markus Lotter<br />

wünscht sich für Union eine<br />

Zukunft mit Urs Fischer.<br />

Ausweichend hatte Oliver Ruhnert<br />

zunächst auf die Frage des Kicker-Reporters<br />

geantwortet, ob der<br />

zum Saisonende auslaufende Vertrag<br />

mit Trainer Urs Fischer demnächst<br />

verlängert werde. Erst bei der Einlassung,<br />

ob der Klub denn auch an einer<br />

langfristigen Lösung interessiert sei,<br />

wurde der Manager des 1. FC Union<br />

konkreter: „Es gibt keinen Grund,<br />

warum wir das nicht sein sollten.“<br />

Wohl wahr,Urs Fischer ist –wobei<br />

auch die zielführende Vorarbeit von<br />

RuhnertimRahmendieser Lobhudelei<br />

nicht unerwähnt bleiben darf–der<br />

Aufstiegsmacher. Fischer ist der<br />

Mann, der es möglich gemacht hat,<br />

dass die Fans der Eisernen in den vergangenen<br />

Monaten so großartige<br />

Fußballstunden erleben durften. Und<br />

es darf, wenn das natürlich auch nur<br />

hypothetisch ist, davon ausgegangen<br />

werden, dass das wohl kaum ein anderer<br />

hinbekommen hätte. Okay,<br />

vielleicht noch Jürgen Klopp.<br />

Fischer liefert inhaltlich als Fußballlehrer<br />

an der Alten Försterei jedenfalls<br />

Schweizer Wertarbeit ab,was<br />

sich an der Auswahl seiner Spieler<br />

und an der Qualitätssteigerung dieser<br />

Spieler ablesen lässt. Er ist ein Glaubensstifter<br />

im besten Sinne, hat das<br />

Vertrauen der Profis gewonnen, indem<br />

sein Coaching aus dem täglichen<br />

Kleinklein über Ansprache und<br />

Trainingslehrezum großen Erfolg geführt<br />

hat. Zudem hat der 53-Jährige<br />

im Gegensatz zu einer Reihe seiner<br />

Vorgänger die richtige Distanz zuall<br />

dem positiven, ihn umschwirrenden<br />

Wahnsinn in Rot-Weiß, ohne dabei<br />

unnahbar zu wirken. Ja, Fischer hat<br />

das geschafft, wozu seine Vorgänger<br />

nicht in der Lage waren: Er hat den<br />

1. FC Union auf sportlicher Ebene<br />

den entscheidenden Funken Professionalität<br />

verliehen.<br />

Weil das natürlich auch andere<br />

Klubs im In-und Ausland mitbekommen<br />

haben dürften, gilt es sich nun<br />

zu sputen. Gilt es, Fischer eine Perspektive<br />

aufzuzeigen, die über das<br />

Ziel Klassenerhalt hinausgeht. Immerhin<br />

hat der Umworbene schon<br />

mal Champions League gecoacht, in<br />

seiner Heimat mit dem FC Basel zwei<br />

Meisterschaften und einen Pokalerfolg<br />

gefeiert. Dasalles kann Union natürlich<br />

nicht in Aussicht stellen, aber<br />

neben ganz viel Liebe zumindest eine<br />

auch in Zukunft bundesligataugliche<br />

Mannschaft – und ach ja, ein auf<br />

37 000 Plätze erweitertes Stadion, das<br />

zumindest in Deutschland seinesgleichen<br />

suchen wird.<br />

Meinen Ausbildungsplatz habe<br />

ich auf azubis.de gefunden!


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 – S eite 20 *<br />

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Sport<br />

MaximilianFranzreb,<br />

Nummer 30,<br />

23 Jahre, Torwart<br />

„Speziell an ihm<br />

ist, dass man<br />

manchmal<br />

denkt, dass das<br />

ganze Tor weit<br />

offen ist, und in<br />

der nächsten Sekunde hat er den<br />

Puck mit dem Handschuh weggefischt.<br />

Er ist ein Wettkämpfer. Im<br />

Sommer hat er sechs,sieben Kilo abgenommen,<br />

um besser zu sein. Das<br />

steht ihm gut. Franzi ist sonst ein ruhiger<br />

Typ, mit dem man entspannt<br />

ein Bier trinken kann.“<br />

Sebastian Dahm,<br />

Nummer 32,<br />

32 Jahre, Torwart<br />

„Er ist ein typischer<br />

Skandinavier:<br />

sehr nett,<br />

kommunikativ<br />

und einfach jemand,<br />

den man<br />

um sich haben möchte. Anders als<br />

wir Nordamerikaner hat er sich nicht<br />

nur im Team, sondern auch in der<br />

Stadt sehr schnell eingelebt.“<br />

Marvin Cüpper,<br />

Nummer 39,<br />

25 Jahre, Torwart<br />

„Erwill der Beste<br />

sein. Pariert er<br />

einen Schuss<br />

von dir, lässt er<br />

dich das wissen<br />

und schreit dir<br />

hinterher. Er zelebriert diese Momente,<br />

imSpiel, im Training. Trifft<br />

man zu oft gegen ihn, kann er richtig<br />

sauer werden und redet eine Weile<br />

nicht mit dir. Doch am Ende albern<br />

wir wieder miteinander herum.“<br />

KaiWissmann,<br />

Nummer 6, 22 Jahre,<br />

Verteidiger<br />

„Erist verdammt<br />

groß und sein<br />

Stock wahnsinnig<br />

lang. Zuweilen<br />

denkt man,<br />

das Tor fast erreicht<br />

zu haben, doch dann nimmt<br />

er dir irgendwie den Puck ab. Erhat<br />

einen harten Schuss. Erdenkt wie<br />

ein erfahrener Profi. Er ist intelligent,<br />

interessiert sich für Dinge, die über<br />

reines Eishockey hinausgehen.“<br />

FrankHördler,<br />

Nummer 7, 34 Jahre,<br />

Verteidiger<br />

„Erist der Godfather,<br />

kümmert<br />

sich um alle.<br />

Frank geht immer<br />

mit gutem<br />

Beispiel voran,<br />

hat nie schlechte Laune. Wenn er<br />

zum Training kommt, ist die Stimmung<br />

bei allen besser. Man kann<br />

nichts machen, damit er sauer auf<br />

dich ist –anders als auf dem Eis.“<br />

Eric Mik,<br />

Nummer 12,<br />

19 Jahre, Verteidiger<br />

„Ericist ein guter<br />

Eishockey-Spieler.<br />

Erhat Talent,<br />

versteht das<br />

Spiel und hat immer<br />

den Kopf<br />

oben. Aber er ist erst 18 Jahre alt. Wir<br />

waren alle einmal jung und haben<br />

Fehler gemacht. Es dauert etwas, bis<br />

man lernt, dass es ein Beruf ist, bei<br />

dem nicht viel Zeit für andere Dinge<br />

bleibt. Für einen 18-Jährigen ist das<br />

ein harter Umbruch, der nicht immer<br />

Spaß macht.“<br />

JonasMüller,<br />

Nummer 18,<br />

23 Jahre, Verteidiger<br />

„Er ist ein wirklich<br />

guter Skater.<br />

Beiihm sieht Hockey<br />

nicht nach<br />

Anstrengung aus.<br />

Er achtet sehr auf<br />

seine Mitspieler und hat eine gute<br />

Spielwahrnehmung. Dazu einen harten<br />

Schuss. Mit Sicherheit hat er das<br />

Potenzial, einer der besten Spieler der<br />

Liga zu werden. Privat ist er bei allem<br />

dabei.Wenn du essen oder etwas trinken<br />

gehen willst, sagt er ja. Er ist einfach<br />

ein Mannschaftstyp.“<br />

John Ramage,<br />

Nummer 55, 28 Jahre,<br />

Verteidiger<br />

„John und ich<br />

waren schon zusammen<br />

im Hockey-Camp,<br />

und<br />

ich habe ihn sofort<br />

gemocht. Er<br />

ist er ein guter Typund Anführer. So<br />

wie er auf dem Eisist, ist er privat. Bei<br />

ihm bekommt man das, was man<br />

sieht. Keiner arbeitet härter an sich<br />

als er. Das würde er allerdings niemandem<br />

auf die Nase binden. Inzwischen<br />

findet er sich gut in der Stadt<br />

zurecht. Er hat sogar ein Fahrrad und<br />

wirdzum richtigen <strong>Berliner</strong>.“<br />

Ryan McKiernan,<br />

Nummer 58,<br />

30 Jahre, Verteidiger<br />

„Im Training<br />

schenkt er dir<br />

keinen Meter.<br />

Daskann mitunter<br />

etwas viel<br />

werden. Es ist<br />

manchmal lustig zu beobachten, wie<br />

hart Mac seine Gegenspieler rannimmt.<br />

Auch privat verliert ernicht<br />

gern. Wenn die Jungs ab und zu im<br />

Bus Karten spielen, geht es da ganz<br />

schön zur Sache. Dawird esauch<br />

mal lauter.“<br />

Florian Kettemer,<br />

Nummer 69,<br />

33 Jahre, Verteidiger<br />

„Er fliegt förmlich<br />

über das Eis.<br />

Er kann scheinbar<br />

überall aushelfen.<br />

Ich habe<br />

damals ungern<br />

gegen ihn gespielt, weil er dich nie in<br />

Ruhe lässt. Trotz seiner 33 Jahresieht<br />

er aus wie Anfang 20. Aber ich glaube,<br />

Die Eisbären Berlin starten in die DEL Saison.<br />

„Godfather kümmert s ich um<br />

Ein Team, 27 Spieler.Wer ist der Gute-Laune-Bär?<br />

Das Training im Wellblechpalast ist schon<br />

seit fast 45 Minuten vorbei. Für ein paar<br />

Fotos und einen kurzenPlausch mit Fans<br />

war Constantin Braun noch einmal kurz<br />

aus der Kabine gekommen. Die harte Arbeit ist dem<br />

Verteidiger der Eisbären Berlin an seinen durchgeschwitzten<br />

Trainingsklamotten anzusehen. Für das<br />

geplante Gespräch wollen Braun und sein Teamkollege<br />

James Sheppardlogischerweise erst einmal unter<br />

die Dusche.Dortwar Offensivmann Sheppardoffenbar<br />

schneller und kommt als Erster,Constantin Braun<br />

er kümmertsich auch besonders um<br />

Körper und Geist. Er ernährtsich gesund<br />

und beschäftigt sich mit der<br />

mentalen Seite des Spiels.“<br />

Constantin Braun,<br />

Nummer 90,<br />

31 Jahre, Verteidiger<br />

„Brauni ist ein<br />

interessanter<br />

Mensch. Nicht<br />

nur wegen seiner<br />

Tätowierungen.<br />

Wenn es darum<br />

geht, sich in das Spiel hineinzudenken,<br />

ist er einer der Besten. Er ist ein<br />

sehr intelligenter Verteidiger. Das<br />

sieht man jedes Mal imPowerplay,<br />

aber auch in anderen Situationen.<br />

Dass er schon eine Menge in seinem<br />

Leben durchgemacht hat und immer<br />

noch da ist, ist nicht zu unterschätzen.<br />

Vielleicht ist er dadurch<br />

sogar noch stärker geworden. Er gehörtzuden<br />

Älteren, die die Jüngeren<br />

unter ihre Fittiche nehmen. Vorallem<br />

durch sein Auftreten.“<br />

Charlie Jahnke,<br />

Nummer 15,<br />

21 Jahre, Angreifer<br />

„Er ist ein sehr<br />

fleißiger und<br />

junger Spieler.<br />

Charlie ist absoluter<br />

90er-Jahre-<br />

Musikfan. Bei<br />

dem läuft Scooter rauf und runter.<br />

Wenn unser DJ Sean Backman nicht<br />

dabei ist, so wie beim letzten Test in<br />

Pardubice, dann darf Charlie auflegen.<br />

DieJungs haben gefeiert.“<br />

Werbestimmt die Musik?<br />

Und wer fährt neuerdings Rad?<br />

Zwei der Eishockeyprofis wissen die Antwort<br />

VonCarolin Paul und Christian Kattner<br />

VincentHessler,<br />

Nummer 16,<br />

21 Jahre, Angreifer<br />

„Er hat sich leider<br />

zu Beginn<br />

der Vorbereitung<br />

verletzt.<br />

Vincent ist ein<br />

bulliger Stürmertyp,<br />

der seinen Körper einzusetzen<br />

weiß. Er wird, wenn er gesund<br />

ist, seinen Weg in die erste<br />

Mannschaft machen.“<br />

schickt hingegen erst einmal die Tochter vor. DieVorstellung<br />

eines Teils der Eisbären-Mannschaft übernimmt<br />

er dann auf einer Bank im Vorraum des Wellblechpalastes<br />

selber. Und damit sich auch James<br />

Sheppard ordentlich konzentrieren kann und nicht<br />

abgelenkt wird, nimmt er im Wellis, der anliegenden<br />

Sportsbar, einen Platz ein. Es gibt diesmal viele neue<br />

Spieler, aber auch ein paar alte Hasen vorzustellen.<br />

Offensivmann Sheppardstellt seine Torhüter und die<br />

Verteidiger vor, Abwehrspieler Braun plaudert über<br />

die Spieler in den Angriffsreihen.<br />

AustinOrtega,<br />

Nummer 21,<br />

25 Jahre, Angreifer<br />

„Austin ist für<br />

mich unser technisch<br />

versiertester<br />

Spieler. Was<br />

der mit der<br />

Scheibe macht<br />

und wie er teilweise Jungs stehen<br />

lässt, trotz seiner kleinen Körpergröße,<br />

ist überragend. In der Kabine<br />

ist er relativ ruhig, aber es kommt immer<br />

darauf an, welches Thema man<br />

gerade hat. Er macht auch mal einen<br />

lustigen Spruch.“<br />

Pierre-Cédric Labrie,<br />

Nummer 23,<br />

32 Jahre, Angreifer<br />

„PC ist für mich<br />

die beste Verpflichtung<br />

dieses<br />

Jahres. Der<br />

kommt jeden<br />

Tag mit einem<br />

Lachen in die Kabine. Erhat so viel<br />

Bock auf Berlin, auf die Eisbären und<br />

darauf, mit uns zu spielen. PC ist ein<br />

absoluter Gute-Laune-Bär, großer<br />

Typ, tiefe Stimme,immer positiv.“<br />

André Rankel,<br />

Nummer 24,<br />

34 Jahre, Angreifer<br />

„Mit Ranks<br />

spiele ich jetzt<br />

seit 14 Jahren zusammen.<br />

Wenn<br />

du dem die<br />

Scheibe vorne<br />

im Slot gibst, ist sie einfach drin. Mit<br />

der Körpergröße und mit dem Gewicht<br />

ist er eine absolute Waffe.“<br />

alle“<br />

ARCHIV, CITY-PRESS (27)<br />

Florian Busch,<br />

Nummer 26,<br />

34 Jahre, Angreifer<br />

„Buschi ist in der<br />

Mannschaft<br />

mein bester<br />

Compadre, wir<br />

teilen uns auch<br />

seit diesem Jahr<br />

bei Auswärtsfahrten ein Zimmer. Er<br />

weigert sich, Hochdeutsch zu sprechen.<br />

Ich verstehe zum Glück Bayrisch.<br />

Wenn er Spaß auf dem Eishat,<br />

ist er einer der besten deutschen<br />

Spieler in der Liga. Er hat Übersicht,<br />

kann schießen, ist brandgefährlich.“<br />

MaximLapierre,<br />

Nummer 40,<br />

34 Jahre, Angreifer<br />

„Der Typist ein<br />

Phänomen. Wo<br />

der die Energie<br />

hernimmt, nach<br />

35 Sekunden im<br />

gegnerischen<br />

Drittel hin und her zu rennen und<br />

dann noch zurückzulaufen, das ist<br />

Wahnsinn. Dergeht dem Gegner immer<br />

auf den Sack, weil er immer mittendrin,<br />

nur am Reden ist, und kann<br />

dazu auch noch Eishockey spielen.<br />

Er hat nicht umsonst so viele Spiele<br />

in der NHL gemacht.“<br />

Louis-MarcAubry,<br />

Nummer 41,<br />

27 Jahre, Angreifer<br />

„Er hatte zuletzt<br />

leider wieder<br />

Knieprobleme,<br />

aber er kam in einer<br />

Top-Verfassung<br />

aus dem<br />

Sommer.ImTraining schießt er alles<br />

kaputt, jetzt muss bloß noch der<br />

Groschen fallen, dass es im Spiel<br />

auch wieder funktioniert. Auf dem<br />

Eis hat er eine relativ kurze Zündschnur,<br />

was aber nicht unbedingt<br />

negativ ist. Außerhalb des Feldes ist<br />

er sehr entspannt.“<br />

LukasReichel,<br />

Nummer 44,<br />

17 Jahre, Angreifer<br />

„Luke ist in dem<br />

Alter so weit, da<br />

hätte ich in seinem<br />

Alter nur<br />

von geträumt. Er<br />

hat Übersicht,<br />

gute Hände,erspielt auf einem ganz<br />

anderen Niveau in dem Alter als der<br />

Rest der Liga. Wenn der weiter an<br />

sich arbeitet und noch ein paar Kilo<br />

drauflegt, kann das ein ganz ganz<br />

Großer werden. Er ist noch ein etwas<br />

ruhigerer Typ, aber mehr muss er ja<br />

auch noch nicht machen, außer mit<br />

seinem Gitter vor dem Gesicht rumzulaufen.<br />

Natürlich hat er ein paar<br />

klassische Rookie-Aufgaben bekommen,<br />

muss die Scheiben sammeln.“<br />

SeanBackman,<br />

Nummer61,<br />

33 Jahre,Angreifer<br />

„Durch seine Geschwindigkeit<br />

und die Art, wie<br />

er spielt, ist er ein<br />

ganz giftiger Gegenspieler.Erhat<br />

einen Torriecher wie fast kein anderer.<br />

Undinder Kabine ist er unser DJ.“<br />

Sebastian Streu,<br />

Nummer81,<br />

19 Jahre,Angreifer<br />

„Ein sehr fleißiger<br />

Spieler, aber<br />

man merkt, dass<br />

es sein erstes<br />

Profijahr ist. Er<br />

ist noch ein bisschen<br />

nervös, muss noch ein bisschen<br />

lernen. Aber er ist hochtalentiert,<br />

ein Spieler,der alles mitbringt.“<br />

FabianDietz,<br />

Nummer 87,<br />

20 Jahre, Angreifer<br />

„Dietzi ist körperlich<br />

weiter als<br />

Sebastian Streu<br />

und hat im vergangenen<br />

Jahr in<br />

der 2. Liga gezeigt,<br />

dass er es kann.“<br />

James Sheppard,<br />

Nummer 88,<br />

31 Jahre, Angreifer<br />

„Man denkt immer,dass<br />

er alles<br />

so larifariund locker<br />

macht, aber<br />

der ist so clever<br />

und hochintelligent,<br />

dass er das genau so spielen<br />

kann.Wenn man mal beobachtet, wie<br />

viel der mit seinem Schläger macht<br />

und wie er aus gewissen Situationen<br />

rauskommt, ist das beeindruckend.<br />

Er ist sich aber auch nicht zu schade,<br />

38 Cross-Checks zu kassieren und am<br />

Ende schießt er das Tor.“<br />

MarkOlver,<br />

Nummer 91,<br />

31 Jahre, Angreifer<br />

„Mark gibt immer<br />

Vollgas. Es<br />

ist ihm egal, ob<br />

sein Körper dabei<br />

draufgeht. Er<br />

ist so ein kleiner<br />

giftiger Spieler.Wenn es brennt, ist er<br />

mittendrin.“<br />

Marcel Noebels,<br />

Nummer 92,<br />

27 Jahre, Angreifer<br />

„Noebi ist in<br />

Berlin angekommen.<br />

Im<br />

vorigen Jahr<br />

war es vielleicht,<br />

weil er<br />

nicht für die NHL genommen<br />

wurde. Ich kenne keinen, der die<br />

Scheibe in engen Räumen so gut<br />

abdecken kann.“<br />

LeonhardPföderl,<br />

Nummer 93,<br />

26 Jahre, Angreifer<br />

„Der Leo muss<br />

natürlich erst<br />

einmal hier ankommen.<br />

Wenn<br />

man aus so einem<br />

kleinen<br />

Ort wie Nürnberg nach Berlin<br />

kommt. (lacht) Nürnberghat ja die<br />

letzten Jahre komplett passiv gespielt,<br />

da gab es kein Anrennen.<br />

Leo fuchst sich hier jetzt gerade<br />

rein und ist für uns Deutsche und<br />

auch in der Kabine eine absolute<br />

Bereicherung. Er sitzt neben<br />

Buschi, da können sie Bayrisch reden<br />

und es versteht niemand.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 – S eite 21<br />

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Feuilleton<br />

PetraKohse über die<br />

Wirkung des Protest-<br />

Videos „Susamam“<br />

Seite 23<br />

„Mit Klimamärschen beruhigen wir unser schlechtes Gewissen.“<br />

Der Schriftsteller Jonathan Safran Foer über sein neues Buch „Wir sind das Klima!“ Seite 22<br />

EU und Kultur<br />

Jugend und<br />

Innovation<br />

Harry Nutt<br />

sieht in Ursula vonder Leyen<br />

eine Luhmann-Schülerin.<br />

Als der Soziologe Niklas Luhmann<br />

1997 in Berlin über das Verhältnis<br />

von Kultur und Unternehmen<br />

sprach, schickte er ohne Umschweife<br />

voraus, dass er Probleme<br />

mit der Kultur habe. Sie sei „kein eigenes<br />

System und komme zu oft<br />

vor“. In seiner groß angelegten Systemtheorie<br />

befasst er sich zwar ausführlich<br />

mit der Kunst der Gesellschaft,<br />

eine Auseinandersetzung mit<br />

der Kultur aber war in Luhmanns<br />

früh ausgebreitetem Werkplan nicht<br />

vorgesehen. Für ihn blieb Kultur ein<br />

fragwürdiger Begriff, der aus dem<br />

Wort Agricultura, dem Ackerbau,<br />

hervorgegangen war.<br />

Es war bislang nicht bekannt,<br />

dass die neue EU-Kommissionschefin<br />

Ursula von der Leyen eine Anhängerin<br />

der Luhmann’schen Systemtheorie<br />

ist, aber bei der neuen<br />

Zusammensetzung der Kommission<br />

hat sie sich zumindest in dieser Hinsicht<br />

als beflissene Schülerin des<br />

Bielefelder Soziologen erwiesen. Das<br />

Ressort Bildung und Kultur ist erstmals<br />

seit 1999 nicht eigens vergeben<br />

worden, an dessen Stelle rangiert<br />

nun die Abteilung Innovation und<br />

Jugend. DieEmpörung unter Kulturschaffenden<br />

ist groß. Nach dem Kulturrat<br />

haben nun auch der Deutsche<br />

Musikrat und der Deutsche Bühnenverein<br />

gegen die provozierende Vernachlässigung<br />

und Marginalisierung<br />

der Kultur protestiert.<br />

Man könnte nun ketzerisch fragen,<br />

was denn die bisherigen Kulturkommissare<br />

anErfolgen vorzuweisen<br />

haben, wo doch schon die Bezeichnung<br />

Kommissar wenig kulturnah<br />

klingt. Interessanter aber dürfte<br />

dasWirkungsfeld des neu entstandenen<br />

Ressorts sein, das mit Jugend<br />

und Innovation verheißungsvoll<br />

überschrieben ist, zugleich aber den<br />

bösen Verdacht schürt, dass die beiden<br />

Attribute in allen anderen Bereichen<br />

womöglich fehlen. Sollte nicht<br />

auch Wirtschaft, Wettbewerb, Handel<br />

und Soziales von Jugend und Innovation<br />

bestimmt sein? Bisauf weiteres<br />

gilt: Wer Kultur will, wird sie<br />

sich überall erobernmüssen.<br />

An der Schnittstelle zwischen Skulptur,Fotografie und Architektur:Blick in Pousttchis Ausstellung „InRecent Years“ im Landesmuseum Berlinische Galerie.<br />

Es ist fünf vor zwei<br />

Zur Art Week in der Berlinischen Galerie: Bettina Pousttchi schärft unser Raum-Zeit-Gefühl<br />

VonIngeborg Ruthe<br />

Alle Zeiger stehen auf fünf<br />

vor zwei, sämtliche der 24<br />

altmodischen mit römischen<br />

Ziffernblättern und<br />

modernen Uhren, die Bettina<br />

Pousttchi in den Metropolen der<br />

Welt fotografierte und nun in<br />

Schwarz-Weiß-Großaufnahmen an<br />

eine Wand der Berlinischen Galerie<br />

„transformierte“. Gleich denkt man<br />

an die legendäre Hillvalley-Turmuhr<br />

aus Zemeckis Kultfilm „Zurück in die<br />

Zukunft“. Da ging es ums Anhalten<br />

und Zurückdrehen der Zeit.<br />

DieSerie „World Time Clock“, das<br />

sind Bahnhofsuhren, Rathausuhren,<br />

Turmuhren –Zeitanzeiger im Stadtraum,<br />

von Frankfurt und Berlin, von<br />

Rio bis Alaska, vomMoskauer Kreml<br />

bis nach Taschkent und Hongkong.<br />

Unübersehbar geht es der 1971 in<br />

Mainz geborenen, an der Kunstakademie<br />

Düsseldorf ausgebildeten,<br />

heute in Berlin lebenden Bildhauerin<br />

und Fotografin um Zeit und damit<br />

um kulturelle Sinnbilder im öffentlichen<br />

Raum. Daslässt sie schon<br />

mit ihrer realistisch Illusionen erzeugenden<br />

Fassadenarbeit an der Berlinischen<br />

Galerie wissen. Dergläserne<br />

Eingangsbereich besteht aus netzartigen,<br />

hybriden Architekturmustern.<br />

Digital bearbeitete Fotos von Fachwerkhäusern<br />

liegen dem zugrunde.<br />

„Sehr deutsch, sehr europäisch, damit<br />

abendländisch“, sagt die Tochter<br />

eines Iraners fein ironisch. Aber sie<br />

ordnete die Muster in einer Art und<br />

Weise an, dass man<br />

diese ganz leicht dem<br />

morgenländischen,<br />

dem vorderasiatischen<br />

Kulturraum zuordnen<br />

kann. So möchte sie,<br />

sagt sie, eine Verbindung<br />

zwischen den<br />

Kulturen schaffen. Sie<br />

nennt das auch „transnationale<br />

Muster“, um<br />

bildhaft zu machen,<br />

wie untrennbar alles<br />

auf dieser Welt und in<br />

Zeit und Raum miteinander<br />

verbunden ist.<br />

Für die zeitliche<br />

Konstante auf allen Ziffernblättern,<br />

dieses fünf vorzwei–oder 13.55 Uhr<br />

–über alle Zeitzonen hinweg bin ich<br />

der Künstlerin dankbar.Zuabgegriffen<br />

ist die dauer-ignorierteWarnung,<br />

dass es für unserebedrohte Welt tatsächlich<br />

fünf vorzwölf sei. Pousttchi<br />

verzichtet auf Klischees, will mit ihrer<br />

Kunst keine Kassandra sein,<br />

Bettina Pousttchi vor<br />

einem ihrer Fotomotive –<br />

einer alten Bahnhofsuhr<br />

keine Moralistin. Siebezieht sich aus<br />

ihrer entgrenzten Perspektive, wie<br />

sie sagt, lieber auf die Geschichte eines<br />

urbanen Ortes, egal wo auf der<br />

Welt. Es geht um Erinnerung. Gerade<br />

auch in den aus Leitplanken gebogenen<br />

Skulpturen im vorderen Hallenbereich<br />

des Landesmuseums.<br />

Signalrot,<br />

feierlich bordeauxrot<br />

und anthrazitfarben<br />

ragen und kragen die<br />

mit äußerster Kraft und<br />

Präzision verbogenen<br />

Stahlteile wie bizarr-<br />

JIM RAKETE<br />

schöne Paarungen<br />

oder Dreier-Beziehungen<br />

in den Museumshimmel.<br />

Als fast surreale<br />

Gestalten bedienen<br />

und verstören sie<br />

die klassischen Bildhauer-Prinzipien<br />

von<br />

Tragen und Lasten, von<br />

Vertikalem und Horizontalem. Und<br />

vonder antiken Ponderation.<br />

Diebis zu vier Meter hohen farbigen<br />

Metallgebilde stehen alle auf<br />

winzigen Kipp-Punkten, die Erdung<br />

geben. Sozusagen Spitz’ auf Knopf.<br />

DieBalance ist fragil. Manche Skulpturen,<br />

ein paar Schritte weiter sind es<br />

farbige oder chromblitzende, stark<br />

BG/NORBERT MIGULETZ<br />

verformte Fahrradbügel oder Straßenabsperrungen,<br />

versinnbildlichen<br />

Versperrungen, die sich, derart<br />

mechanisch ihrer Funktion beraubt,<br />

dem Zugang unserer Fantasie,unserenEmotionen<br />

öffnen.<br />

Deutbar sind sie auch als Metaphern<br />

für Innigkeit. Andere, im Abknicken,<br />

im Stürzen begriffen, werden<br />

von stabiler stehenden Planken<br />

gehalten. Lesbar vondieser Abstraktion<br />

her, und auf menschliche Gestalten<br />

übertragen, als anthropomorphe<br />

Gleichnisse für Lebensformen,<br />

für Wachstumformen. Für humanes,<br />

zivilisiertes Verhalten:<br />

Zuwendung, Solidarität.<br />

Auch in ihrer zweiten Schau im<br />

Neuköllner Kindl-Zentrum, wo eine<br />

gigantische architekturbezogene Fotoinstallation<br />

zu sehen ist, schärft<br />

Pousttchi unser Raum-Zeit-Gefühl<br />

und die Gewissheit, Teil der ganzen<br />

Welt zu sein. Die Zeit ist ein Fluss<br />

ohne Ufer, sagen ihre Uhren und<br />

metaphorischen Skulpturen. Und<br />

Grenzen zwischen Kulturen und Nationalitäten<br />

sind fließend.<br />

Berlinische Galerie. Alte Jakobstr.124–128.<br />

Bis 6. April2020. Mi–Mo 10–18 Uhr.<br />

Kindl- Zentrum, am Sudhaus 3, Kesselhaus.<br />

Bis 10. Mai 2020, Mi–So 12–18Uhr<br />

NACHRICHTEN<br />

Grüttersweist Bericht über<br />

Kostenexplosion zurück<br />

Kulturstaatsministerin Monika Grütters<br />

hat am Donnerstag Angaben zurückgewiesen,<br />

wonach sich die Baukosten<br />

für das Museum der Moderne<br />

am Potsdamer Platz verdreifachen<br />

könnten. Viele der in einem Bericht<br />

der Süddeutschen <strong>Zeitung</strong> genannten<br />

Zahlen seien spekulativ bzw.unzutreffend.<br />

Am Montag wirdKulturstaatsministerin<br />

Grütters zuerst den<br />

Abgeordneten des Haushaltsausschusses<br />

Kostenrechnungen mit belastbaren<br />

Zahlen vorstellen, ließ eine<br />

Sprecherin der Kulturstaatsministerinauf<br />

Anfrage der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

mitteilen. Anschließend werdeGrütters<br />

die Öffentlichkeit informieren.<br />

Die<strong>Zeitung</strong> hatte gemutmaßt, dass<br />

ausgewählte Journalisten vorabinformiertwürden.<br />

(BLZ)<br />

Roberto Ciulli erhält den<br />

„Faust“ für sein Lebenswerk<br />

DerRegisseur,Schauspieler und<br />

Theaterleiter Roberto Ciulli (85) erhält<br />

den Deutschen Theaterpreis<br />

„Faust“ für sein Lebenswerk. MitCiulli<br />

ehreman einen Theatermacher,<br />

der wie kein anderer für eine offene<br />

Gesellschaft stehe,erklärte die Jury.<br />

Der„Faust“ wirdvon der Kulturstiftung<br />

der Länder,der Deutschen Akademie<br />

der Darstellenden Künste und<br />

dem Deutschen Bühnenverein in<br />

Köln vergeben. In diesem Jahr sind<br />

Hessen und Kassel Partner. (dpa)<br />

Der Autor Rainer Schedlinski<br />

mit 63 Jahren gestorben<br />

DerLyriker und Essayist Rainer<br />

Schedlinski ist am Freitag nach<br />

schwerer Krankheit mit 63 Jahren in<br />

Berlin gestorben. Dasbestätigte<br />

HugoVelarde vomBasisdruck-Verlag<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Schedlinski, als<br />

Sohn eines LPG-Vorsitzenden und einer<br />

Finanzbuchhalterin in Magdeburggeboren,zog<br />

in den Achtzigern<br />

nach Prenzlauer Berg,woerAnschluss<br />

an die Dichterszene um Sascha<br />

Anderson fand und wie dieser<br />

als Inoffizieller Mitarbeiter für die<br />

Staatssicherheit tätig war.Seine letzten<br />

Texte erschienen in der Zeitschrift<br />

Abwärts.Am19. September,11Uhr,<br />

wirdSchedlinski inWeißensee,Roelckestraße<br />

51 beigesetzt. (use.)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Kleingarten<br />

Mit Bäumen<br />

reden?<br />

VonSabine Rohlf<br />

Ich habe gerade einen jungen Apfelbaum<br />

gegossen, das tue ich schon das ganzeGartenjahr.Wieso<br />

denn das, höre ich Sie fragen,<br />

es gab doch Gewittergüsse und fiel nicht neulich<br />

einen ganzen Taglang Wasser vom Himmel?<br />

Ja das stimmt, leider war es nicht genug,<br />

zumindest nicht in Berlin, nur wer Pflanzen<br />

zu versorgen hat, scheint es zu bemerken. Alle<br />

anderen beginnen nach zwei Tagen wechselnder<br />

Bewölkung zu seufzen. Und wenn<br />

auch noch das Internet ruft„Der Herbst ist da,<br />

wollen Sienicht Gummistiefel kaufen?“ kann<br />

ich nur noch die Augen verdrehen.<br />

Haben Siebei Ihremletzten Waldspaziergang<br />

nicht die vergilbten Eichen und schütter<br />

belaubten Buchen gesehen? Oder die Eiben<br />

in der Hasenheide, von denen einige<br />

schon im Frühsommer orangegelb wurden<br />

und einfach verstarben? Eigentlich können<br />

Eiben Hunderte Jahre alt werden, auf englischen<br />

Friedhöfen stehen uralte mythenumrankte<br />

Exemplare. Oder standen, wer weiß.<br />

Auch die <strong>Berliner</strong> Hainbuchen sehen miserabel<br />

aus, neben ihren Fruchtständen raschelte<br />

schon im August braunes Laub.<br />

Dietiefen Bodenschichten, die noch vom<br />

letzten Jahr ausgetrocknet waren, hatten<br />

auch in diesem keine Chance, genügend<br />

Wasser aufzusaugen. Dazu müsste es mal<br />

eine ganze Woche am Stück richtig regnen.<br />

So etwas kann es geben, sogar im Sommer,<br />

erinnern Sie sich? Oder wenigstens im<br />

CHRISTINA BRETSCHNEIDER<br />

Herbst, verbunden mit ein paar schönen<br />

Stürmen. Am besten zwei Wochen, am besten<br />

ab sofort. Ichwünsche es mir tatsächlich.<br />

So schön es ist, unter wolkenlosem Himmel<br />

bei angenehmen 21 Grad im Schrebergarten<br />

zu tippen, so satt habe ich das unerbittliche<br />

Blau. Oder die lächerlichen Tröpfchen<br />

und unentschlossenen Wolken, die hin<br />

und wieder einen Wetterwechsel antäuschen,<br />

um sich dann schnell wieder zu verziehen.<br />

Ichfreue mich auf kräftige Tiefdruckgebiete,<br />

Kühle und Regen. Weil das gemütlich<br />

ist, weil es einfach dazugehörtzueinem<br />

Jahr.Nicht nur im Schrebergarten.<br />

Ja,das hier ist Gejammer,aber die Bäume<br />

können sich ja nicht beschweren. Pflanzen<br />

sind stumm, das ist eine liebenswürdige Eigenschaft.<br />

Aber könnten sie sich äußern,<br />

wäre esein Stöhnen, Ächzen, Weinen und<br />

Schreien allüberall, lauter als jede sechsspurige<br />

Autobahn. So, nun ist gut, Öko-Rührseligkeit<br />

hilft auch nicht weiter. Zudem stelle<br />

ich mir redende Pflanzen eher vor wie die<br />

Baumhirten bei Tolkien, die sprechen tief<br />

und dröhnend Entisch und lieben die Dichtkunst.<br />

Oder wie die mit ihnen verwandten<br />

Huorns, das sind Bäume, die sich wehren<br />

lernten. Sie verabscheuen Orks, Zwerge und<br />

Menschen oder alle anderen mit einer Axt<br />

oder Säge. Heutzutage würden sie gewiss<br />

auch klimapolitische Versager angreifen.<br />

An Park-und Straßenbäume haben „Fridays<br />

for Future“-Leute Zettel gebunden:<br />

„Hilfe! Ich verdurste“, steht da. Ja ja, das ist<br />

Vermenschlichung im Förster-Wohlleben-<br />

Style. Die Flugblätter fordern dazu auf, am<br />

20. September zustreiken, zu demonstrieren,<br />

sich aufzuregen und nicht nach ein<br />

paar Wochen Umfragehoch der Grünen so<br />

zu tun, als sei dieses Wetter schön. Oder<br />

den ganzen Ärger im Herbst, wenn die Blätter<br />

sowieso fallen, wieder zu vergessen. Natürlich<br />

haben diese Leute recht, egal, ob<br />

man einer Eibe, Eiche oder Buche eine<br />

traurige oder strenge Stimme, ein Bewusstsein<br />

oder überhaupt Leidensfähigkeit zutraut.<br />

Gießen wir also unsere Bäume, und<br />

gehen mit den Kindernauf dieStraße.


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />

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Feuilleton<br />

„Eigentlich brauchen wir eine Revolution“<br />

Jonathan Safran Foer will die Welt retten. Der US-Bestsellerautor über seinen Aktivismus, seine Großmutter und seine Sympathie für Skeptiker des Klimawandels<br />

Als 2009 sein Buch„Tiereessen“,<br />

eine Abrechnungmit<br />

der Massentierhaltung,erschien,<br />

war Jonathan Safran<br />

Foer selbst am meisten überrascht,<br />

dass seine ablehnende Haltung<br />

gegenüber dem Fleischkonsum<br />

überwiegend positiv<br />

aufgenommen wurde. Fleisch sei<br />

der Elefant im Wohnzimmer,<br />

schrieb der Autor von „Alles ist erleuchtet“<br />

damals, „den jeder übersieht“.<br />

Inzwischen stehen noch weitere<br />

Elefanten imRaum. In seinem<br />

neuen Buch setzt er sich mit den<br />

Möglichkeiten auseinander, etwas<br />

gegen den Klimawandel auszurichten.<br />

UnsereAutorin Sacha Vernatraf<br />

ihn in NewYork.<br />

Washatten Sie heute zum Frühstück?<br />

JonathanSafranFoer: Fladenbrot<br />

mit Zatar-Gewürzen, das ich in der<br />

Damascus Bakery, einem meiner<br />

Lieblingsgeschäfte hier in Brooklyn<br />

gekauft habe, dazu Olivenpaste. Super<br />

köstlich.<br />

Keine Tierprodukte also.Dem Untertitel<br />

Ihres neuen Buches zufolge haben<br />

Siedamit schon mal ein bisschen<br />

den Planeten gerettet. „Vegan bis<br />

zum Abendessen“ lautet Ihr Rezept,<br />

um die globale Erwärmung in den<br />

Griff zu kriegen. So einfach –ist das<br />

Ihr Ernst?<br />

Es ist mir vollkommen klar, dass<br />

enorme Veränderungen auf politischer<br />

und gesellschaftlicher Ebene<br />

nötig sind, um eine Klimakatastrophe<br />

abzuwenden. Wir müssen weg<br />

vonfossilenBrennstoffen, brauchen<br />

CO 2 -Steuern und einen anderen<br />

Umgang des Westens mit Entwicklungsländern.<br />

Ressourcen müssen<br />

komplett umverteilt, die Weltwirtschaft<br />

überhaupt umgedacht werden.<br />

Eigentlich brauchen wir eine<br />

Revolution. Aber Revolutionen setzensich<br />

aus den Taten Einzelnerzusammen.<br />

Ich halte es schlicht für<br />

unmoralisch, wenn wir als Individuen<br />

weiterhin in gemütlicher Resignation<br />

verharren und sagen:<br />

„Meine Handlungensind viel zu bedeutungslos,<br />

um etwas zu bewirken“,<br />

und unsere Verantwortung an<br />

Systeme abschieben, denen gegenüber<br />

wir uns für machtlos erklären.<br />

Sie haben bereits in „Tiere essen“ für<br />

eine vegetarische, wenn möglich vegane<br />

Ernährungplädiert.Washat Sie<br />

dazuveranlasst, nun die Rettung der<br />

Welt in Angriff zu nehmen?<br />

DerTod meiner Großmutter.Dieses<br />

Ereignis brachte mich dazu, über<br />

die Entscheidungen nachzudenken,<br />

die Menschen treffen. Meine Großmutter<br />

floh aus dem polnischen<br />

Dorf, in dem sie aufgewachsen war,<br />

kurz bevor die Nazis kamen. Der<br />

Rest ihrer Familie,ihreFreunde blieben.<br />

Diemeistenvon ihnen wurden<br />

ermordet. Meine Großmutter war<br />

nicht klüger als sie,auch nicht unbedingt<br />

mutiger.Alle wussten,dass die<br />

Nazis kommen würden. Aber im Gegensatz<br />

zu den anderen beschloss<br />

meine Großmutter zu handeln. Wir<br />

alle wissen, dass wir unseren Planeten<br />

und uns selber zerstören, wenn<br />

wir unseren Lebensstil nicht ändern.<br />

Trotzdem verhalten wir uns<br />

noch immer wie Zuschauer eines<br />

Dramas,anstatt wie Akteuredarin.<br />

Ist esnicht etwas heikel, die Klimakrise,<br />

Tofu-Würstchen und den Holocaust<br />

in einenTopfzuwerfen?<br />

Mir geht es um die Frage: Wie<br />

werden wir zu Menschen, die sich<br />

nicht bei etwaigen Gefühlen aufhalten,<br />

sondern etwas unternehmen?<br />

Wir müssen Entscheidungen treffen,<br />

die uns im Augenblick wie ein<br />

Opfer erscheinen, sich längerfristig<br />

aber als überlebensnotwendig erweisen<br />

werden. Vonallen Möglichkeiten,<br />

den Ausstoß von Treibhausgasen<br />

zu reduzieren, ist die,vor dem<br />

Abendessen keine Tierprodukte zu<br />

konsumieren, für einen Einzelnen<br />

am einfachsten zu realisieren.<br />

„Wir sind das Klima!“ ist eine Mischung<br />

aus Bekenntnis, Manifest<br />

Findet, dass die Zeit des Entweder-oder vorbei ist, weil die Erde uns jetzt alle und auch alles braucht: der Schriftsteller und Aktivist Jonathan Safran Foer.<br />

und Anekdotensammlung, garniert<br />

mit vielen Daten sowie einem Quellenverzeichnis,<br />

das 50 Seiten umfasst.<br />

Fürchten Sie, ohne Statistiken<br />

nicht ernst genommen zu werden?<br />

Das ist keine persönliche Eitelkeit.<br />

So unterschiedlich die Prognosen,<br />

Studien und Modelle sind, auf<br />

die ich mich berufe, sie laufen alle<br />

auf dasselbe hinaus: In den nächsten<br />

100 Jahren wird die Temperatur<br />

auf unserem Planeten aufgrund<br />

menschlicher Aktivitäten zwischen<br />

zwei und sechs Grad Celsius steigen,<br />

wasschwerwiegende Folgen für unsere<br />

Umwelt und unser Leben hat.<br />

Den Punkt, an dem dieser Prozess<br />

unumkehrbar, ja sogar selbstverstärkend<br />

wird, legen manche früher,<br />

anderespäter an. Aber dass eine Katastrophe<br />

irgendwann unabwendbar<br />

ist, wenn wir nichts mehr unternehmen,<br />

wirdinwissenschaftlichen<br />

Kreisen kaum mehr bestritten.<br />

Also empfehlen Sie uns Salat statt<br />

Steaks.<br />

Methan und Stickoxide sind nach<br />

CO 2 die häufigsten Treibhausgase.Allerdings<br />

schließt Methan auf 20 Jahre<br />

gerechnet 68-mal mehr Hitze inder<br />

Atmosphäre ein als CO 2 .Der Treibhauseffekt<br />

von Stickoxid ist sogar<br />

310-mal so starkwie der vonCO 2 .Die<br />

Nutztierhaltung ist für 37 Prozent der<br />

Methan-Emission verantwortlich,<br />

Stickstoffoxid für 65 Prozent. Wenn<br />

wir individuell also etwas bewirken<br />

und den Ausstoß von Treibhausgasen<br />

möglichst schnell möglichst<br />

massiv einschränken wollen, ist die<br />

Umstellung auf eine Ernährung, die<br />

hauptsächlich auf Pflanzen basiert,<br />

unserebeste Chance.<br />

Sie haben das Publikum, das zu IhrenLesungen<br />

erscheint und Ihr Buch<br />

kaufen wird, bereits auf Ihrer Seite.<br />

Wie aber wollen Sie damit Leute erreichen,<br />

die wie Präsident Trump den<br />

Klimawandel als Erfindung der Chinesen<br />

bezeichnen und jegliche davon<br />

ausgehenden Gefahren in Abrede<br />

stellen?<br />

Zunächst gilt es, die Klima-Debatte<br />

zu entpolitisieren. Ich glaube<br />

nicht, dass der Linken mehr an der<br />

Umwelt liegt als der Rechten. Kennen<br />

SieBen Shapiro?<br />

DER AUTOR UND SEIN BUCH<br />

Jonathan Safran Foer wurde 1977 in Washington DC geboren. Mit seinem Romandebüt „Alles<br />

ist erleuchtet“ erzielte er 2002 ein Welterfolg.2009 erschien sein Buch „Tiere essen“, ein<br />

Plädoyerfür den Vegetarismus. Foer lebt mit zwei vegetarisch essenden Söhnen in Brooklyn.<br />

Das neue Buch ist das zweite Sachbuch des Romanciers.<br />

Wirsind das Klima! Wiewir unseren Planeten schon beim Frühstück retten können.<br />

Ausdem Amerikanischen vonStefanie Jacobs und Jan Schönherr. Kiepenheuer &Witsch,<br />

Köln 2019. 330 Seiten. 22 Euro.<br />

Ein erzkonservativer Kommentator<br />

und Podcast-Moderator.<br />

Ben Shapiro ist der Inbegriff von<br />

jemandem, den man für einen Klimawandel-Leugner<br />

halten könnte.<br />

Er lud mich in seine Show ein, und<br />

ich fand, das Gespräch verlief hervorragend.<br />

Er räumte ein, dass sich<br />

die Erde stärker und schneller erwärmt<br />

als je zuvor und dass die<br />

Menschen zum Teil dafür verantwortlich<br />

sind. Er stimmte mir zu,<br />

dass wir unser Verhalten ändern<br />

müssen. Zu meiner Überraschung<br />

IMAGO IMAGES<br />

ging er sogar so weit zu erklären, er<br />

werdeinZukunft weniger Fleisch essen<br />

und sein Publikum dazu anhalten,<br />

dasselbe zu tun.<br />

Dafür hat er bestimmt eine Menge<br />

Kritik geerntet.<br />

Schon möglich. Aber wenn zwei<br />

Leute mit derart gegensätzlichen<br />

Weltanschauungen wie Shapiround<br />

ich zusammenfinden können, dann<br />

können es alle.Ich verstehe die Frustration<br />

von Konservativen, die sich<br />

in der Klimadebatte als Ignoranten<br />

oder sogar Bösewichte dargestellt<br />

sehen und die in die Defensive gehen.<br />

Wir haben eine falsche Dichotomie<br />

zwischen jenen geschaffen,<br />

die den Klimawandel leugnen und<br />

jenen, die ihn als Tatsache akzeptieren.<br />

Denn der wirkliche Graben liegt<br />

zwischen jenen, die etwas dagegen<br />

tun und jenen, die nichts tun. Mit<br />

Klimamärschen, T-Shirts und Autoaufklebern<br />

mit den richtigen Slogans<br />

beruhigen wir unser schlechtes<br />

Gewissen. Aber wenn wir es dabei<br />

belassen, sind wir nicht besser als<br />

jene, die bestreiten, dass der Klimawandel<br />

überhaupt stattfindet.<br />

Ihnen wäreein BenShapiro, der morgens<br />

auf sein Rührei verzichtet, also<br />

lieber als ein Publikum, das Ihr neues<br />

Buch beklatscht und sich nach der Lesung<br />

ein paar Hamburger gönnt?<br />

Folgen hat, was wir tun oder lassen,<br />

nicht, was wir dabei empfinden<br />

oder welcher Partei wir angehören.<br />

Alle demokratischen Präsidentschaftskandidaten<br />

haben Maßnahmen<br />

gegen die globale Erwärmung<br />

versprochen. Werist Ihr Favorit?<br />

Für mich stellt sich die Frage:<br />

Wer ist in der Lage, einen von der<br />

Politik unabhängigen Konsens<br />

herbeizuführen und so diese Maßnahmen<br />

auch wirklich durchzusetzen?<br />

Ich bin nicht an radikaler<br />

Rhetorik interessiert. Debatten<br />

darüber, obwir im Jahr 2040 oder<br />

2050 CO 2 -neutral sein sollen, führen<br />

zu nichts. Die kleinsten<br />

Schritte sind oft die radikalsten,<br />

und wer den ersten davon macht,<br />

wird meine Stimme erhalten. Jemanden<br />

wie Shapiro, der Umweltschutzgesetze<br />

generell ablehnt,<br />

dazu zu bringen, seine Ernährung<br />

umzustellen –das ist radikal.<br />

Vielleicht sollten Sie selber kandidieren.<br />

Mein Mittel ist das Schreiben.<br />

Damit kann ich am meisten bewirken.<br />

Wie wichtig ist Ihnen die Trennung<br />

zwischen Ihrer belletristischen und<br />

Ihrer aktivistischen Arbeit?<br />

Ichweiß nicht, wie ich beides vermischen<br />

könnte. Ich dachte, Sie<br />

würden mich fragen, ob ich mit meinem<br />

aktivistischen Schreiben fortfahren<br />

wolle.<br />

Werden Siedas?<br />

Darüber habe ich in letzter Zeit<br />

viel nachgedacht. Ich bin mir<br />

nicht sicher. Aber im Augenblick<br />

scheint es mir wichtig, dem Aktivismus<br />

mehr Zeit zu widmen als<br />

allem anderen.<br />

Die Krise unseres Planten eigne sich<br />

nicht für gute Geschichten, schreiben<br />

Siein„Wirsind das Klima!“. Viele Ihrer<br />

Kollegen sind offenbar anderer<br />

Meinung. Apokalyptische Umweltromane<br />

haben derart Konjunktur,<br />

dass dafür sogar ein neuer Gattungsbegriff<br />

geprägt worden ist: „cli-fi“, für<br />

„climate fiction“, „Klimaliteratur“.<br />

Motivieren diese Romane uns<br />

zum Handeln?<br />

Sollten sie das?<br />

Es ist das Einzige,das zählt.<br />

Ist das wirklich die Aufgabe der Literatur?<br />

Na ja, nicht unbedingt … Ich<br />

finde,die Literatur ist nicht dazu da,<br />

eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen.<br />

Und verschiedene Schriftsteller haben<br />

verschiedene Absichten und<br />

Bedürfnisse. Nun haben wir aber<br />

mit der Erderwärmung ein Problem,<br />

das gelöst werden muss.Und die Lösung<br />

dieses Problems ist wichtiger<br />

als Unterhaltung. Wichtiger als eine<br />

gute Geschichte.Ich glaube dazu am<br />

meisten beitragen zu können, indem<br />

ich Sachbücher schreibe.<br />

Wieso sollte „Wir sind das Klima!“<br />

mehr bewirken als die unzähligen<br />

Bücher, Artikel, Fernseh- und Radioberichte,<br />

die es zu diesem Thema bereits<br />

gibt?<br />

Ichschreibe immer das Buch, das<br />

ich selber gerne lesen würde. Egal,<br />

ob es sich dabei um einen Roman<br />

oder um ein Sachbuch handelt. Ich<br />

habe viele, zum Teil sehr gute Bücher<br />

über den Klimawandel gelesen.<br />

Sie haben mich schockiert und verängstigt,<br />

aber keines hat mich dazu<br />

gebracht, mein Leben zu verändern.<br />

Mein Buch basiert auf zutiefst persönlichen<br />

Erfahrungen und Überzeugungen.<br />

Ich hoffe, dass ich<br />

meine Leser damit auf einer Ebene<br />

erreiche,die über rein intellektuelles<br />

Verstehen hinausgeht. Außerdem<br />

ist es ja kein Wettbewerb.<br />

Wenn jemand sagt: „Ich werdeeine<br />

tolle Geschichte über den Klimawandel<br />

erzählen“ –prima! DieWelt<br />

wirddadurch bereichert. Wirbrauchen<br />

eine Vielfalt von Herangehensweisen<br />

und Motivationen.<br />

Das Entweder-Oder-Stadium haben<br />

wir längst hinter uns: entweder<br />

Romane oder Sachbücher,entweder<br />

eine CO 2 -Steuer oder Eigenverantwortung.<br />

Wir benötigen alles, und<br />

zwar dringend.<br />

DasGespräch führte Sacha Verna.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 23 *<br />

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Feuilleton<br />

Moderne<br />

zum<br />

Wohlfühlen<br />

Simon Rattle trat mit seinem<br />

neuen Orchester auf<br />

Ein<br />

exzentrischer<br />

Held<br />

Zum Toddes Musikers<br />

Daniel Johnston<br />

VonClemens Haustein<br />

Simon Rattle dirigierte das London SymphonyOrchestra.<br />

ADAM JANISCH<br />

Schön, noch einmal britische Orchester<br />

zu hören beim Musikfest,<br />

bevor der Brexit den kulturellen Austausch<br />

zwischen Insel und Festland<br />

zu einer komplizierten Sache machen<br />

könnte!<br />

Schön auch – und das denken<br />

sich offenbar viele <strong>Berliner</strong>,denn der<br />

Saal ist nahezu ausverkauft –einen<br />

alten Bekannten in der Philharmonie<br />

begrüßen zu dürfen. Simon Rattle,<br />

nun am Pult seines neuen Orchesters,<br />

dem London Symphony.<br />

Voller Saal. Und das, obwohl nur<br />

neueste Musik auf dem Programm<br />

steht, geschrieben während der vergangenen<br />

30 Jahre! Manmuss Simon<br />

Rattle zugute halten, dass er seine<br />

Popularität und Beliebtheit für Komponisten<br />

des 20. und 21. Jahrhunderts<br />

einsetzt. Dass es sich dabei um<br />

tendenziell gefühlige, dem Kitsch<br />

nicht völlig abgeneigte Musik handelt<br />

– man möchte fast schon ein<br />

Auge zudrücken.<br />

Bei„Let me tell you“ vonHans Abrahamsen,<br />

einst von den <strong>Berliner</strong><br />

PhilharmonikerninAuftrag gegeben<br />

und 2013 uraufgeführt, mag viel Problematisches<br />

mit dem Text zu tun<br />

haben, der dieser Komposition für<br />

Sopran und Orchester zugrunde<br />

liegt. Der englische Librettist und<br />

Musikkritiker Paul Griffith schrieb<br />

ihn als einen Monolog der Ophelia,<br />

er bewegt sich zwischen unglücklichen<br />

Sprachbildern („Dein Gesicht<br />

ist meine Musikstunde“) und wichtigtuerischen<br />

Sentenzen („Oh, aber<br />

die Erinnerung ist nicht eines, sondern<br />

vieles“) und legt dem Komponisten<br />

viele Elfmeter auf für den<br />

klangillustrativen Torschuss. Eule<br />

und Rotkehlchen werden erwähnt,<br />

Sonne, Licht, Glas und Schnee. Ein<br />

Libretto wie aus dem Lehrbuch. Abrahamsen<br />

kann der Versuchung<br />

nicht widerstehen und komponiert<br />

eine Musik von angenehmer Bildlichkeit,<br />

einsetzend mit Schneewittchen-Klängen<br />

aus Celesta und Piccoloflöten<br />

zu Beginn, später in einen<br />

behaglich kaminwarmen Erinnerungston<br />

wechselnd, der ganz zum<br />

Schluss in eine Apotheose in Hollywoodrosa<br />

mündet. Sanft säuseln die<br />

Streicher.Ambesten nimmt man das<br />

Stück als Liebeserklärung an die fabelhafte<br />

Sopranstin Barbara Hannigan,<br />

der es gewidmet ist und die ihren<br />

fantasiereich mäandernden Part<br />

auch am Mittwochabend singt, als<br />

ergebe er sich unmittelbarer aus ihremInneren.<br />

Simon Rattle dirigiert das mit<br />

mild lächelndem Genießertum, bei<br />

Olivier Messiaens „Éclairs sur l’Audelà“,<br />

den „Streiflichtern über das<br />

Jenseits“ bleckt er dann die Zähne.<br />

Mit eigentümlichem Ergebnis. „Erscheinung<br />

des verklärten Christus“<br />

ist der erste Abschnitt betitelt, doch<br />

der Bläserchoral klingt hart und<br />

stumpf und wie mit abgeschnürter<br />

Kehle gesungen. DieMessiaen’schen<br />

Vogelstimmen, die bald hinzutreten,<br />

brüllen und schnattern. Rattle sucht<br />

das Grandiose und Mächtige und<br />

verhindert den inneren Glanz, der<br />

sich nicht von außen her erzwingen<br />

lässt. EinMissverständnis.<br />

Auch der Istanbuler Rapper Server Uraz will nicht mehr schweigen und macht mit bei „Susamam“.<br />

Es bricht dein Herz<br />

Das türkische Rap-Video „Susamam“ bietet Bilder und Botschaften, die jeden berühren<br />

VonPetraKohse<br />

VonTorsten Wahl<br />

Schade,dass ich mich in der Branche<br />

nicht hochschlafen konnte“,<br />

bedauert die blonde exzentrische<br />

Frau auf dem Barhocker. „Ich bin<br />

einfach viel zu schnell erfolgreich geworden.“<br />

Für die Frauen-Quote hat<br />

sie nur kalte Verachtung übrig. „Früher<br />

mussten Frauen ihre Vagina<br />

noch benutzen, um aufzusteigen.<br />

Jetzt reicht es schon aus, eine zu besitzen.“<br />

Lisa Eckhartgilt tatsächlich als fulminanteste<br />

Aufsteigerin in der<br />

deutschsprachigen Kabarett-Szene,<br />

in der Frauen immer noch starkinder<br />

Minderheit sind. Die 27-Jährige, die<br />

unüberhörbar aus Steiern stammt,<br />

gewann diverse Preise, belebt immer<br />

wieder Dieter Nuhrs rechtschaffen<br />

langweilige ARD-Showund tritt mittlerweile<br />

überall in vollen Häusernauf.<br />

Auch in der Bar jeder Vernunft sind<br />

alle fünf Vorstellungen bis zum Sonntag<br />

ausverkauft.<br />

Ihre Auslassungen zur Frauen-<br />

Quote stehen bei ihr unter der Rubrik<br />

„Neid“. Sie feiert „Die Vorteile<br />

des Lasters“, arbeitet sich nacheinander<br />

an den sieben Todsünden ab,<br />

die zu ihrem Bedauernnicht mehr so<br />

Rauchende Fabrikanlagen,<br />

von einem Panzer aus besehen.<br />

Kraterlandschaften<br />

vertrockneter Erde. Mit<br />

Plastik verseuchte, trübe Meere.<br />

Menschen hinter Gittern oder mit<br />

Zombiemasken, Kinder barfuß und<br />

in Baracken, ein trinkender Obdachloser<br />

in einem gefliesten Gang, Gärten<br />

hinter Stacheldraht, Hochhäuser,<br />

die einem gegenüberstehen wie<br />

eine feindliche Armee,Polizisten, die<br />

auf Demonstranten prügeln, verstümmelte,<br />

elende Hunde auf der<br />

Straße, eine Frau, die die Überdosis<br />

Tabletten schon bereitgelegt hat, ein<br />

sich überschlagendes und explodierendes<br />

Auto auf der Autobahn und<br />

immer wieder schmelzendes Eis.<br />

Man könnte sagen: Das Eis ist zu<br />

viel. Aber nein, es ist nicht zu viel, es<br />

gehört dazu. Es ist pathetisch, es<br />

wurde bis zur Lächerlichkeit als Bild<br />

der Klimakatastrophe bemüht, aber<br />

die schlechte Nachricht ist: Es ist<br />

Realität. „Doesn’t it break your<br />

heart?“, bricht es nicht dein Herz,<br />

heißt es, natürlich auf Türkisch in<br />

dem 15-minütigen türkischen Rap-<br />

Video „Susamam“ (Ich kann nicht<br />

schweigen), das voreiner Wochevon<br />

dem türkischen MusikerSarp Palaur<br />

alias Sanisar auf YouTube veröffentlicht<br />

und inzwischen (Stand Donnerstag)<br />

über 20 Millionen Malangesehen<br />

wurde.<br />

Doch, das tut es. Man muss kein<br />

Türkisch verstehen, vielleicht noch<br />

nicht einmal die englischen Untertitel,<br />

die es mittlerweile gibt. Man<br />

muss auch die türkischen Verhältnisse<br />

nicht so genau kennen, die Bilder<br />

nicht alle dechiffrieren können,<br />

man muss nicht jung sein und die<br />

Zukunft noch vor sich haben, man<br />

darfauch ruhig weiß und privilegiert<br />

sein, damit einem dieses Video tatsächlich<br />

ans Herz geht.<br />

Dringlich und emotionalisierend<br />

Wasselbstredend vor allem an dem<br />

dringlichen, emotionalisierenden<br />

Rap-Sound liegt, an den rhythmisch<br />

klagenden Stimmen der 18 Beteiligten,<br />

darunter mit der Singer-Songwriterin<br />

Deniz Tekin auch eine nicht<br />

rappende Frau, die Palaur zu diesem<br />

Omnibus-Video eingeladen hat. Was<br />

aber auch daran liegt, dass archaische<br />

Bilder zu einem Themenspektrum<br />

gefunden wurden, in dem jeder<br />

seine oder ihre eigenen Ängste wiederfindet.<br />

Hier stehen junge Leute unter jagenden<br />

Wolken am Abgrund der<br />

Städte und geben uns noch einmal<br />

die Chance, mit ihnen zu sagen:<br />

Stopp! Es ist dasVideo für diejenigen,<br />

die sich trotz aller guten Argumente<br />

doch nicht vollständig mit Greta<br />

identifizieren können. Und denen<br />

das große Ganzefür den Anfang vielleicht<br />

auch zu viel oder zu allgemein<br />

ist und die lieber die Teile ihres unmittelbaren<br />

Umfelds summieren –<br />

und damit persönlich viel riskieren.<br />

Ein Risiko ist diese thematisch in<br />

15 Hashtag-Kapitel eingeteilte Tour<br />

de force für die Macher in der Tat,<br />

wie (dann natürlich doch vor allem)<br />

die Textspur zeigt. Die Regierung<br />

wird nur implizit angegriffen, wenn<br />

es etwa heißt: „Wenn sie dich eines<br />

Nachts zu Unrecht einsperren, wird<br />

darüber kein einziger Journalist berichten<br />

können, denn sie sitzen alle<br />

im Knast.“ Ganz wesentliche Spitzen<br />

aber gehen gegen die Gesellschaft.<br />

Zwei junge Männer sitzen unter<br />

der Überschrift „#hukuk“ (Gesetz) in<br />

einer Zelle. Einer im T-Shirt und einer<br />

im Anzug. Letzterer nennt sich<br />

einen „weißen Türken“, der im Ausland<br />

studierthat, sich für unpolitisch<br />

hält, aber inzwischen trotzdem nicht<br />

zu twittern traut. Genau solche<br />

Leute wie er seien an der Hoffnungslosigkeit<br />

schuld, wirft ihm da der andere<br />

vor. Die im Anzug, mit ihrem<br />

Kaffee in der Hand und nur dem eigenen<br />

Start-up im Sinn –das Gesetz,<br />

um das sie sich nicht gekümmert<br />

hätten, bringe sie jetzt mit zu Fall.<br />

Ein Paradies für alle wäre die Hölle<br />

Lisa Eckhart preist „Die Vorteile des Lasters“ in der Bar jeder Vernunft<br />

nisch dräuender Klassik, dunkelrotem<br />

Lichtspiel und der Ansage auf<br />

Latein. Zum Beispiel: Acedia –die<br />

Trägheit. Hier preist Lisa Eckhartdas<br />

Nichtstun als eigentliches Ziel jeder<br />

Gesellschaft und macht sich über<br />

den Sport lustig. „Früher arbeiteten<br />

Menschen am Fließband, um Geld<br />

zu verdienen. Heute geben sie viel<br />

Geld aus, umauf einem Fließband<br />

zu laufen.“ Biathlon wäre für sie nur<br />

interessant, wenn die Sportler nicht<br />

auf Klappscheiben, sondern aufeinander<br />

schießen würden. Und selbst<br />

AndereKapitel sind #Natur,#Türkei,<br />

#Bildung, #Faschismus oder<br />

#Frauenrechte. Deniz Tekin singt,<br />

mit ihrer Gitarre hinter Absperrgitternauf<br />

einer Bühne sitzend, davon,<br />

was ihr alles nicht passiert sei: keine<br />

Zwangsheirat, kein Missbrauch,<br />

keine Verschleppung, nicht ermordet<br />

–und dann werden die Namen<br />

all jener eingeblendet, für die sie hier<br />

nicht sprechen kann, allen vorander<br />

der vonihrem Ex-Mann erstochenen<br />

Emine Bulut.<br />

Wie befreiend und identitätsstiftend<br />

dieses Video in der Türkei<br />

selbst wirkt, kann man von außen<br />

nur ahnen. Aber in jeder Gesellschaftsspezifik<br />

(„Syrer waren unsere<br />

Nachbarn, jetzt sind sie unsere Einwohner“)<br />

liegt auch eine internationale<br />

Verstrickung und Verantwortung,<br />

die sich in der geschilderten<br />

Verpackungsform ganz unmittelbar<br />

transportiert. „Susamam“, ich kann<br />

nicht schweigen, ist eine Botschaft<br />

mit nicht nur musikalisch globalem<br />

Potenzial. „Ich kann nicht schweigen“,<br />

ist eine Warnung. Undein Versprechen.<br />

PetraKohse bedauert<br />

trotz der Untertitel, dass sie<br />

kein Türkisch spricht.<br />

streng geahndet werden wie einst<br />

unter Gott. Denn nur was bestraft<br />

wird oder verboten ist, bereite ja<br />

wahreLust. IhrProgramm ist ein Totalangriff<br />

auf eine Liberalität, die alles<br />

erlaube,aber dabei zu Gleichmacherei<br />

führe. „Die Welt ist eine Waldorfschule“<br />

höhnt sie und fragt das<br />

Publikum, ob es wirklich ein Paradies<br />

anstrebe, indem wir uns alle<br />

wiedersehen. Natürlich nicht –das<br />

wäredie wahreHölle!<br />

Jeder Sündenkomplex wird theatralisch<br />

eingeleitet mit wagneriadas<br />

Konzept der lebenslangen Partnerschaft<br />

ist für sie nur ein Wettlauf<br />

darum, wer später als erster zum<br />

Pflegefall werde.<br />

Sieselbst agierteher im Stile einer<br />

Domina als einer Diva,spartauch ihren<br />

eigenen spindeldürren Körper<br />

nicht aus: Wenn sie am Strand oben<br />

ohne gehe, gehe sie ohne oben. Dabei<br />

lobt sie die lasterhafte Völlerei.<br />

Gelten lässt sie nur die Halbierung<br />

des Butterkonsums unter den Nazis<br />

–Krieg sei die einzige Diät, die die<br />

Brigitte noch nicht propagierthabe.<br />

Diese Auseinandersetzung mit<br />

überzogener politischer Korrektheit<br />

ist thematisch ja seit jeher ein Dauerstoff<br />

in der Branche, aber mit welchem<br />

Furor Lisa Eckhart sie bestreitet,<br />

welche absurden, morbiden, oft<br />

geschmacklosen, dabei sprachlich<br />

immer geschliffenen Vergleiche sie<br />

findet, wie virtuos sie im Dreieck<br />

zwischen Christentum, Sexualität<br />

und Nationalsozialismus herumspringt,<br />

das macht ihr zurzeit keine<br />

und keiner nach. DieBarriereimSaal<br />

–Darfich darüber wirklich lachen? –<br />

fällt immer wieder schnell.<br />

Für Lisa Eckhartist die ganze Welt eine Waldorfschule. BAR JEDER VERNUNFT/BARBARA BRAUN<br />

TOP 10<br />

VIDEOSTTILL<br />

LisaEckhart: Die Vorteiledes Lasters<br />

Zusatzauftritt am 25. 11.inder Bar jederVernunft<br />

VonJohannes von Weizsäcker<br />

Der Teufel existiert, und er kennt<br />

meinen Namen“, wird der USamerikanische<br />

Musiker und Zeichner<br />

Daniel Johnston zu Beginn des<br />

Dokumentarfilms „The Devil and<br />

Daniel Johnston“ aus dem Jahr 2005<br />

zitiert. Der Film dokumentiert jenes<br />

Ringen mit dem Teufel, an den der<br />

seit jungen Jahren an bipolarer Störung<br />

und Schizophrenie leidende<br />

Johnston tatsächlich glaubte.<br />

Dabei war das Werk Johnstons die<br />

Zerbrechlichkeit selbst: auf Kassettenrekordernaufgenommen,begleiteten<br />

verstimmte Klampfen oder<br />

Spielzeug-Heimorgeln seine fistelige<br />

Stimme, mit der er auf schockierende,anrührende<br />

und oft komische<br />

Weise sein Innenleben dokumentierte.<br />

So emuliert diese Musik<br />

gleichzeitig ein Kleinkind bei einer<br />

Musiktherapiesitzung, den bittersüßen<br />

Primitivismus von The Velvet<br />

Underground sowie beachtliche, an<br />

den Beatles oder Bob Dylan geschulte<br />

Songwriting-Skills.<br />

Kein Wunder, dass Johnston, der<br />

1981 sein erstes Album „Songs of<br />

Pain“ aufnahm,<br />

zum Untergrundhelden<br />

sämtlicher Indie-Musiker<br />

wurde,die in den<br />

Neunziger- und<br />

Nuller-Jahren etwas<br />

auf sich hielten<br />

–sein Durchbruch<br />

kam, als<br />

Kurt Cobain in<br />

GETTY IMAGES<br />

Mittwoch, 11. September<br />

Daniel Johnston<br />

(1961–2019)<br />

einem Fernsehinterview Johnstons<br />

selbstgezeichnetes Cover des Albums<br />

„Hi, how are you?“ auf einem<br />

T-Shirttrug.<br />

Jenes putzig gezeichnete Alien<br />

gibt es als Mauergemälde in Austin,<br />

Texas, wohinDaniel Johnston zu Beginn<br />

der 80er-Jahre gezogen war,<br />

nachdem seine Eltern ihn aufgrund<br />

der psychischen Probleme aus dem<br />

College genommen und bei seinem<br />

Bruder untergebracht hatten. In<br />

Austin arbeitete er bei McDonald’s<br />

und verteilte Kassetten seiner Musik<br />

an Freunde und Passanten, was ihm<br />

lokalen Kultstatus einbrachte.<br />

In späteren Interviews zeigt<br />

Johnston, von Krankheit und Medikamenten<br />

gezeichnet, die auch seine<br />

Musik charakterisierende Mischung<br />

aus Geistesabwesenheit und künstlerischem<br />

Einfallsreichtum. Vielleicht<br />

tat ihm der späte Ruhm nicht<br />

nur gut. Doch vielleicht half ihm die<br />

Würdigung auch im Kampf gegen<br />

den Teufel: „Truelovewill find youin<br />

the end“, sang er bereits 1990 –allerdings<br />

stellte er kurz darauf in einer<br />

psychotischen Episode beim Flug<br />

mit einem von seinem Vater gesteuerten<br />

Privatflugzeug die Triebwerke<br />

aus und warf den Schlüssel aus dem<br />

Fenster, was beide dank der U.S.-Ai-<br />

Force-Erfahrung des Vaters überlebten.<br />

Einer der größten Indie-Exzentriker<br />

ist nun gegangen: Am Mittwoch<br />

ist Daniel Johnston zu Hause<br />

im Alter von 58 Jahren an einem<br />

Herzinfarkt gestorben.<br />

1 Tagesschau ARD 4,18 15 %<br />

2 heute-journal ZDF 3,90 15 %<br />

3 Dakommst du ... ZDF 3,67 13 %<br />

4 heute ZDF 3,56 17 %<br />

5 SokoWismar ZDF 3,10 18 %<br />

6 GZSZ RTL 2,75 11 %<br />

7 Gefragt –gejagt ARD 2,73 16 %<br />

8 RTL aktuell RTL 2,63 13 %<br />

9 Wilsberg ZDFneo 2,61 9%<br />

10 Die Spezialisten ZDF 2,57 10 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Akademie der Künste Hanseatenweg<br />

(✆ 200 57 20 00) 20.30 Studio: Philosophical<br />

Enactment I(Padmini Chettur)<br />

20.30: Wasder Körper erinnert–Zur Aktualität des<br />

Tanzerbes: Philosophical Enactment I(Padmini<br />

Chettur)<br />

Ballhaus Ost (✆ 44 03 91 68)<br />

20.00: Die Ausgrabung (vorschlag:hammer)<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />

20.00: Max und Moritz<br />

Brotfabrik (✆ 471 40 01)<br />

20.00: De Janeiro –ein Punk ertrinkt in Weißensee<br />

(Jesse Garon, Stefan Kreissig)<br />

Deutsche Oper Berlin (✆ 34 38 43 43)<br />

19.30: Cavalleria rusticana /Pagliacci<br />

Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />

19.00: Lear<br />

Dock 11 (✆ 448 12 22)<br />

19.00: triton tanzt. twisted trident. (Peter Pleyer)<br />

DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />

20.00: Ausweitung derKampfzone<br />

GarnTheater (✆ 78 95 13 46)<br />

20.30: Intermezzo<br />

Globe Berlin Prolog-Bühne (Open Air)<br />

(✆ 54 90 51 92) 19.30: Romeo &Julia (Globe<br />

Ensemble Berlin)<br />

Halle Tanzbühne Berlin (✆ 44 04 42 92)<br />

20.30großer Saal: isson –Ein Solo für zwei Männer<br />

(cie. toula limnaios)<br />

20.30: isson (cie. toula limnaios)<br />

Heimathafen Neukölln (✆ 56 82 13 33)<br />

19.30: Beziehungskiste<br />

Kleines Theater (✆ 821 20 21)<br />

20.00: Heißes Blut und kalter Kaffee (Sabine<br />

Schwarzlose)<br />

Komische Oper Berlin (✆ 47 99 74 00)<br />

19.30: Jewgeni Onegin<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(✆ 88 59 11 88) 20.00: Dr Nest (Gastspiel Familie<br />

Flöz)<br />

Neuköllner Oper (✆ 68 89 07 77)<br />

20.00: Casting Clara<br />

Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />

20.00: Spatz und Engel –Die Geschichte der Freundschaft<br />

zwischen Edith Piaf und Marlene Dietrich<br />

Schaubude (✆ 423 43 14)<br />

20.00: Das Fest (3. Studienjahr Zeitgenössische Puppenspielkunst<br />

der Hochschule für Schauspielkunst<br />

Ernst Busch)<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

19.30: Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs<br />

20.00: Orlando<br />

20.30 Studio: Prometheus<br />

Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Adel verpflichtet<br />

Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />

19.00 Festsaal: EveryBodyElectric<br />

20.30 Hochzeitssaal: SayMyName, SayMyName<br />

(Olivia Hyunsin Kim/Ddanddarakim)<br />

TanzTangente (✆ 43 77 78 64)<br />

19.00: objects<br />

Theaterforum Kreuzberg (✆ 70 07 17 10)<br />

20.00: Rising Star Henry(Gastspiel Theater Reissverschluss)<br />

Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />

19.30: Affäre Spittelmarkt<br />

Theater untermDach (✆ 902 95 38 17)<br />

20.00: Geldwäsche (Mann aus Obst)<br />

Theater untermTurm (✆ 01 57 70 42 52)<br />

19.00: Heirat –oder allesfür dieKatz<br />

Uferstudios (✆ 46 06 08 87)<br />

16.00 Heizhaus: Ausufern: We Have ABody(Yvon<br />

Chabrowski)<br />

Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)<br />

20.00: Hiob<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />

20.00: Die Vorteile des Lasters (Lisa Eckhart)<br />

BKA (✆ 202 20 07)<br />

20.00: Fly, Edith, Fly –Vom Ballermann zum BER<br />

(Ades Zabel &Company)<br />

BühnenRausch (✆ 44 67 32 64)<br />

20.00: Improschnittchen (Im Freien Fall)<br />

Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />

20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

19.30 Studio: Frauen hauen! (Kuhn &Leibold)<br />

20.00: Zirkus Angela<br />

Estrel Festival Center (✆ 68 31 68 31)<br />

20.00: Stars in Concert<br />

Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />

20.00: Die 7Typen Show<br />

Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />

20.00: Hetzkasper –zublöd für Burnout (Henning<br />

Schmidtke)<br />

Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />

20.00: Der Tanz der Zuckerpflaumenfähre (Ursus&<br />

Nadeschkin)<br />

Quatsch Comedy Club (✆ 47 99 74 13)<br />

20.00: Die LiveShow(David Werker,Kerim Pamuk,<br />

Sebastian Richartz, Thomas Fröschle, Mod.: Johannes<br />

Flöck)<br />

Scheinbar Varieté (✆ 784 55 39)<br />

20.00: Open StageVarieté (Uli Lohr (Mod.)<br />

Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />

20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />

StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />

19.30: The Band –Das Musical<br />

Tempodrom (✆ 69 53 38 85)<br />

20.00: Hype (FelixLobrecht)<br />

Theater Adlershof (✆ 23 93 45 79)<br />

19.00: Belles de Nuit (Die Schönen der Nacht)<br />

(Cécile Rose &Trio Scho)<br />

TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />

20.00: Cabaret –Das Berlin-Musical<br />

Wintergarten Varieté (✆ 58 84 33)<br />

20.00: Woodstock Variety Show<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: Das große Kleinkunstfestival 2019<br />

KLASSIK<br />

Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />

20.00 Kl. Saal: Claire Huangci, C. Bechstein Klavierabend,<br />

Domenico Scarlatti: Acht ausgewählte Sonaten;<br />

Franz Schubert: Vier Impromptus op. 142; Fryderyk<br />

Chopin: Ballade g-Moll op. 23; Sergej Rachmaninow:<br />

Morceaux fantaisie op. 3Nr. 2; Sergej Rachmaninow:<br />

Préludes op. 23 Nr.1-7<br />

21.00 Werner-Otto-Saal: Hope@9pm –Musik und Talk<br />

mit Daniel Hope, Gast: Víkingur Ólafsson, mit Jacques<br />

Ammon (Klavier)<br />

Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />

19.15: Einführung (<strong>Berliner</strong> Philharmoniker)<br />

20.00: <strong>Berliner</strong> Philharmoniker,Rundfunkchor<br />

Berlin, Kate Lindsey(Mezzosopran), AndrewStaples<br />

(Tenor), Shenyang (Bassbariton), Ltg.Daniel Harding,<br />

Musikfest Berlin, Hector Berlioz: „Roméo et Juliette“,<br />

Symphonie dramatique für Soli, Chöre und Orchester<br />

op. 17, Text vonÉmile Deschamps nach William<br />

Shakespeare<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />

10.00 Zeltbühne im Foyer: Rotkäppchen undder Wolf<br />

im Nachthemd, musikalische Erzählung (ab 4J.)<br />

FEZ Berlin (✆ 530 71 -0)<br />

20.30 Foyer: 17. <strong>Berliner</strong> Jonglierconvention, am<br />

Vorabend der Jonglierconvention zeigen die Conventionteilnehmer<br />

ihr Können<br />

Puppentheater<br />

Helge,<br />

das Schwein,<br />

hat Geburtstag<br />

Der dritte Jahrgang der<br />

Hochschule für Schauspielkunst,<br />

Abteilung Puppenspiel,<br />

scheint vollständig<br />

anzutreten, wenn der Patriarch<br />

Helge Hansen seine Familie<br />

zum 60. Geburtstag zusammenruft.<br />

Evi Arnsbjerg<br />

Brygmann, Josephine Buchwitz,<br />

Bianka Drozdik, Nadia<br />

Ihjeij, Lilith Maxion, Jemima<br />

Milano, Anastasiia Starodubova,<br />

Maximilian Tröbinger,<br />

EvaVinke,Eileen vonHoyningen<br />

Huene und Laura Waltz<br />

sind jeweils mit einer ungefähr<br />

halblebensgroßen tierischen<br />

Klappmaulpuppe ausgestattet<br />

−zumeist Schweine<br />

verschiedener Rassen, so wie<br />

Helge eines ist, aber auch mit<br />

einem oder anderen angeheirateten<br />

Affen. „Das Fest“ −<br />

nach dem beklemmenden<br />

und befreienden Dogma-Film<br />

von Thomas Vinterberg −<br />

kann beginnen. Ulrich Seidler<br />

DasFest,Fr, Sa (20 Uhr),So(19 Uhr)<br />

in der Schaubude Berlin, Greifswalder<br />

Str.81–84, Karten unterTel.: 4234314<br />

oder: schaubude.berlin<br />

Allein entscheidend<br />

ist die Form<br />

Ein ungewöhnlicher Dialog im Museum Berggruen:<br />

Der Maler Thomas Scheibitz arbeitet sich an Picasso ab<br />

Ingeborg Ruthe<br />

findet es bemerkenswert und spannend,<br />

dass eine so ikonische Sammlung wie<br />

die der Picasso-Bilder im Museum Berggruen<br />

geöffnet wird für den kühnen, experimentellen<br />

Zugriff eines Gegenwartskünstlers.<br />

Thomas Scheibitz erweist sich<br />

als aufregender Rückkoppler.<br />

Thomas Scheibitz<br />

Esgibt Leute,die behaupten,<br />

Kunst komme immer aus<br />

ihrer jeweiligen Zeit. Und<br />

es gibt Leute, die sagen,<br />

Kunst käme aus Kunst, entstünde<br />

immer wieder in neuen Ausprägungen<br />

entlang der Kunstgeschichte<br />

oder auch in deren Wellenkreisen.<br />

Demnach sei alles –irgendwie und<br />

irgendwo –schon mal dagewesen.<br />

Möglicherweise ist ja an beiden<br />

Sichtweisen etwas dran. Schließlich<br />

ist Kunst Menschenwerk und kann<br />

daher schwerlich aus dem All oder<br />

dem Nichts kommen.<br />

Vor einem Vierteljahrhundert<br />

wollten junge Künstler vor allem in<br />

der westlichen Hemisphäre, die<br />

längst alle Stile und Ismen der Moderne<br />

durchdekliniert und durchexerziert<br />

hatte, kaum etwas wissen<br />

vondem Jahrhundertgenie Pablo Picasso<br />

und dessen ikonisiertem, tausendfach<br />

adaptiertem, kopiertem,<br />

paraphrasiertem, –ergo vielstrapaziertem<br />

Nachlass. Die Ablehnung<br />

grenzte geradezu an Verleugnung,<br />

fast Vatermord. Die Jungen, die damals<br />

den Kunstmarkt erobern wollten,<br />

schworen sich lieber auf eine andere<br />

Vaterfigur ein, auf den schalkhaften<br />

Konzeptualisten und Ready-<br />

Made-Erfinder Marcel Duchamp,<br />

Schöpfer etwa des berühmten Pissoires,<br />

genant „Fontäne“ –banalste<br />

Alltagsdinge wurden zur Kunst erklärt.<br />

Da beide Berühmtheiten<br />

schon das Zeitliche gesegnet haben,<br />

gab es von ihnen keine Reaktionen;<br />

die wären sicher interessant gewesen.<br />

Nun, im Jahr 2019, lädt die Nationalgalerie<br />

mit Thomas Scheibitz einen<br />

der namhaften Gegenwartsmaler,<br />

ein, sich mit seinen Formenvariationen<br />

auf die Bildsprache Picassos<br />

zu beziehen. Der gebürtige Sachse<br />

mit einer Biografie halb in der DDR,<br />

halb im wiedervereinigten Deutschland,<br />

und der gebürtige Spanier befinden<br />

sich für Monate mit ihren Bildern<br />

ingemeinsamen Räumen des<br />

Museums mit der Picasso-Sammlung<br />

des Stifters Heinz Berggruen.<br />

„Zeichen Bühne Lexikon“ ist<br />

nicht etwa eine vermessene Rivalität<br />

seitens des 51-Jährigen mit dem<br />

Jahrhundert-Giganten. Scheibitz,<br />

Sohn eines Steinmetzes, sucht seit<br />

Jahren in seiner Malerei, in Skulpturen<br />

nach bildnerischen Möglichkeiten<br />

von Abstraktion und Figuration.<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (✆ 883 8551) Late Night –Die<br />

Show ihres Lebens 14.45; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood 17.00, 20.30<br />

CinemaParis (✆ 881 31 19) Ein leichtes Mädchen<br />

15.50, 20.30; Ein leichtes Mädchen –Une fille facile<br />

(OmU) 18.10<br />

Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Und der Zukunft<br />

zugewandt 15.15,17.50, 20.30<br />

Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Late Night –Die<br />

Show ihres Lebens (OmU) 14.20, 16.40, 19.00,<br />

21.20; Once Upon a Time in... Hollywood (OF)<br />

16.50, 20.15; Synonymes 15.20, 18.00, 20.40;<br />

Es: Kapitel II –It: Chapter Two (OF) 17.30, 21.00;<br />

Frau Stern 15.00,19.40; Synonymes (OmU) 17.00,<br />

21.30; Diego Maradona (OmU) 13.30, 16.15;<br />

JFBB –Jüdisches Filmfestival Berlin-Brandenburg:<br />

Yumorist –The Humorist (OmenglU) 19.00; JFBB<br />

–Jüdisches Filmfestival Berlin-Brandenburg: Army<br />

of Lovers in the Holy Land (OmenglU) 21.15; Die<br />

Agentin 14.00, 16.40; Und wer nimmt den Hund?<br />

14.40, 19.15; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria<br />

(OmU) 15.00,21.20<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) JFBB –Jüdisches<br />

Filmfestival Berlin-Brandenburg: The Last Resort<br />

(OF) 18.00; JFBB –Jüdisches Filmfestival Berlin-<br />

Brandenburg: We Were the Others (OmenglU; m.<br />

Vorfilm) 20.00; Das Wunder imMeer von Sargasso<br />

22.15; Mein Leben mitAmanda 17.45; Idioten der<br />

Familie (m. Gast) 20.15; Kamikaze 1989 (OmenglU)<br />

22.30<br />

Kant Kino (✆ 319 98 66) Gut gegen Nordwind<br />

15.00, 17.45, 20.30; Mein Lotta-Leben – Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 15.40; Gloria: Das Leben wartet<br />

nicht 18.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

20.20;Das zweiteLebendes MonsieurAlain 16.15;<br />

Die Wurzeln des Glücks 18.30; Petting statt Pershing<br />

20.45; AToy Story:Alles hört auf kein Kommando<br />

14.40, 15.15; Leid und Herrlichkeit 17.30,<br />

20.00; Late Night –Die Show ihres Lebens 15.30,<br />

17.45, 20.00<br />

ZooPalast (✆ 018 05/22 29 66) AToy Story: Alles<br />

hört auf kein Kommando 14.30; Once Upon aTime<br />

in... Hollywood 17.00, 20.45; Gut gegen Nordwind<br />

14.00; Once Upon aTime in... Hollywood 17.00,<br />

20.30; Der König der Löwen 14.20; Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 17.10; Gut gegen Nordwind 20.10;<br />

Angel Has Fallen 23.00; Playmobil: Der Film 14.45;<br />

Gut gegenNordwind 17.15;Angel HasFallen 20.00;<br />

Es: Kapitel II22.50; Gloria: Das Leben wartet nicht<br />

15.15; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

17.40; Late Night –Die Show ihres Lebens 20.10;<br />

Once Upon aTime in...Hollywood 22.40<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88)Made in China<br />

(OmU) 11.00; Benjamin Blümchen 12.30; Unsere<br />

große kleine Farm 14.00; Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 15.35; Ladenkino Horror<br />

Movie Marathon: Filmprogramm (OF) 18.00; Eine<br />

moralische Entscheidung –Bedoone tarikh, bedoone<br />

emza (OmU) 11.00; Schwimmen (DFmenglU)<br />

12.45; Diego Maradona 14.30; Leid und Herrlichkeit<br />

–Dolor ygloria (OmU) 16.45; Mein Leben<br />

mit Amanda (OmU) 18.45; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 20.30, 23.15; Free Solo (OmU)<br />

11.00; Cleo (OmenglU) 12.45; Der Goldene Handschuh<br />

(DFmenglU) 14.30; Idioten der Familie (DFmenglU)<br />

16.20; Es: Kapitel II 18.00; Es: Kapitel II<br />

–It: Chapter Two (OF) 20.50; The Dead Don‘t Die<br />

(OmU) 23.40<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Frau Stern<br />

14.15, 17.45; Und wer nimmt den Hund? 16.00;<br />

Synonymes (OmU) 19.30; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 21.45; Becoming Animal (OmU)<br />

14.00;Super Friede LiebeLove 15.45; Thinking Like<br />

aMountain (OmU) 17.30; Über Grenzen –Der Film<br />

einer langen Reise 19.15;The Whale and the Raven<br />

(OmU) 21.30<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Once Upon aTime<br />

in... Hollywood 13.45, 16.30, 20.30, 22.00; Mein<br />

Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 13.45,<br />

17.05; Aladdin 13.45; Stuber –5Sterne Undercover<br />

14.00, 19.30; Gut gegen Nordwind 14.00,<br />

16.30, 19.30, 22.30; Fast & Furious: Hobbs &<br />

Shaw 14.00, 17.10, 19.40, 22.30; Playmobil: Der<br />

Film 14.15; Meine geliebte Unbekannte –Mon Inconnue<br />

(OmU) 14.15; IMAX 3D: ABeautiful Planet<br />

14.15; Good Boys 14.20, 17.15, 20.15, 22.45;<br />

Es: Kapitel II14.30, 15.45, 16.40, 18.30, 19.30,<br />

20.30, 22.30, 23.15; Der König der Löwen 14.30;<br />

Good Boys (OF) 14.45; AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando 14.45,16.45,19.50; IAm Mother<br />

17.00, 23.00; 3D: Der König der Löwen 17.00,<br />

20.00; Spider-Man: Far From Home 17.15; Angel<br />

Has Fallen 17.20, 20.15, 23.15; Special Night:<br />

Rambo I-III (restaurierte Fassungen) 18.00; Es: Kapitel<br />

II –It: Chapter Two (OF) 19.15; Crawl 20.15,<br />

23.15; Once Upon a Time in... Hollywood (OF)<br />

22.45<br />

Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Ich war zuhause,<br />

aber... (OmenglU) 18.00; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 20.00;The DeadDon‘t Die(OmU)<br />

23.00;Synonymes (OmU)18.00;Frau Stern20.20;<br />

Cleo (OmenglU) 22.00; Endzeit (OmenglU) 23.55<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (✆ 04 51/703 02 00) Gut gegen Nordwind<br />

13.30, 16.30, 19.30, 23.00; AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando 13.30, 17.00;<br />

Pets II 13.45; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit<br />

Flamingo! 13.50; Der König der Löwen 14.00,<br />

16.20; Playmobil: Der Film 14.10, 16.50; Es: Kapitel<br />

II 15.15, 16.00, 19.15, 19.45, 22.30, 22.45;<br />

Good Boys 16.40, 19.30; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood 19.20, 22.40; Angel Has Fallen 19.40,<br />

23.00; 3D: Der König der Löwen 20.10; Annabelle<br />

III 23.00<br />

Kino Kiste (✆ 998 7481) Und der Zukunft zugewandt<br />

14.00; Die drei !!! 16.00; Leberkäsjunkie<br />

18.00; Und wer nimmt den Hund? 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 4109) Gut gegen<br />

Nordwind 14.15, 17.45, 20.20, 22.45; Es: Kapitel<br />

II 14.15, 16.45, 19.30, 20.00, 22.00; Playmobil:<br />

Der Film 14.20, 17.10; 3D: Der König der Löwen<br />

14.30, 17.20; Good Boys 14.40, 17.40, 19.50,<br />

23.00; 3D: AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

14.45; Der König der Löwen 14.50, 17.00,<br />

20.00; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

15.00, 17.30; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit<br />

Flamingo! 15.10; Spider-Man: Far From Home<br />

16.50; Und der Zukunft zugewandt 17.30, 20.10;<br />

Fast &Furious: Hobbs &Shaw 19.45, 22.40; Special<br />

Night: Rambo I-III (restaurierte Fassungen)<br />

20.00; AngelHas Fallen 20.30, 22.40; Crawl 23.00<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (✆ 61 60 96 93) A Once Upon aTime<br />

in... Hollywood (OmU) 15.30, 19.00, 22.30; B Ein<br />

leichtes Mädchen –Une fille facile (OmU) 17.15,<br />

19.30, 21.45<br />

fsk am Oranienplatz (✆ 614 24 64) Prelude<br />

17.45; Golden Twenties 18.00, 22.15; Synonymes<br />

(OmU) 19.45, 21.45; Die untergegangene Familie –<br />

Familia sumergida (OmU) 20.00<br />

Moviemento (✆ 692 47 85) Mein Lotta-Leben<br />

–Alles Bingo mit Flamingo! 11.00; Ein leichtes<br />

Mädchen 13.15; The Whale and the Raven (OmU)<br />

15.30; Frau Stern 18.00; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 20.00; Frau Stern (OmenglU)<br />

23.15; Benjamin Blümchen 13.45; Mein Lotta-<br />

Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 16.00; Prelude<br />

18.15; Ein leichtes Mädchen –Une fille facile<br />

(OmU) 20.30,22.45; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 12.30, 15.45, 21.15; Prachtige Films:<br />

Callboys –Die Serie (OmenglU) 19.00<br />

Regenbogen Kino (✆ 69 57 95 17) La flor (OmU;<br />

Akt I)19.00; La flor (OmU; Akt II) 22.00<br />

Sputnik (✆ 694 11 47) Cleo (OmenglU) 16.00;<br />

Gloria: Das Leben wartet nicht –Gloria Bell (OmU)<br />

17.45;Idioten der Familie (DFmenglU) 19.30; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood (OmU) 21.30;Freudenberg<br />

–Auf der Suche nach dem Sinn 16.00; Leid<br />

und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU) 17.15; Mein<br />

Leben mit Amanda (OmU) 19.15; Das Wunder im<br />

Meer von Sargasso –To thavma tis thalassas ton<br />

Sargasson:The Miracle of the Sargasso Sea (OmU)<br />

21.15; Paradise Hills (OmU) 23.15<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 14.45; Ein leichtes Mädchen<br />

17.45, 21.50; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

20.00; New Und der Zukunft zugewandt 15.20,<br />

17.00, 19.30<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Good Boys 14.30,<br />

17.45; Der König der Löwen 14.45, 17.15, 20.15;<br />

Playmobil: Der Film 15.00; AToy Story: Alles hört<br />

auf kein Kommando 15.15, 17.30; Mein Lotta-Leben<br />

–Alles Bingo mit Flamingo! 15.30; Es: Kapitel<br />

II 16.45,19.45; Und der Zukunft zugewandt 17.30,<br />

20.00; Once Upon aTime in... Hollywood 20.00;<br />

Angel Has Fallen 20.30<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Und der Zukunft<br />

zugewandt 13.00, 20.00; Mein Leben mit<br />

Amanda 13.00, 18.00; Aladdin 13.00; Der König<br />

der Löwen 15.20; Und wer nimmt den Hund?<br />

15.30; Die Agentin 17.30; Petting statt Pershing<br />

18.00; Special Night: Rambo I-III (restaurierte Fassungen)<br />

20.15; Late Night –Die Show ihres Lebens<br />

22.20<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt amEastgate (✆ 93 03 02 60) Gut<br />

gegenNordwind 14.00, 16.45,19.45, 22.45; Good<br />

Boys 14.00, 20.15; Der König der Löwen 14.00,<br />

16.55; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

14.00, 17.15; Playmobil: Der Film 14.15; Benjamin<br />

Blümchen 14.15; Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 14.30; Es: Kapitel II 14.30,<br />

16.15,18.30,20.15, 22.30; Fast &Furious: Hobbs<br />

&Shaw 16.45; Angel Has Fallen 17.15, 20.00,<br />

23.00; Special Night: Rambo I-III (restaurierte Fassungen)<br />

18.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

19.45, 22.30; 3D: Der König der Löwen 19.45<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98) Kleiner Aladin und der Zauberteppich<br />

17.00; Leid und Herrlichkeit –Dolor y<br />

gloria (OmU) 18.45; Cleo (OmenglU) 21.00; Die<br />

untergegangene Familie –Familia sumergida (OmU)<br />

18.00; Liebesfilm (OmenglU) 19.45; Das Wunder<br />

im Meer von Sargasso –Tothavma tis thalassas ton<br />

Sargasson: The Miracle of the Sargasso Sea (OmU)<br />

21.30<br />

Babylon (✆ 242 59 69) 60‘s Italia: China ist nahe<br />

–LaCina evicina (OmenglU) 17.15; 60‘s Italia:<br />

Accattone –Wer nie sein Brot mit Tränen aß (OmU)<br />

18.00;The Dead Don‘t Die (OmU) 18.00; IndoGerman<br />

Film:Dream Girl (OmenglU) 19.30;60‘sItalia:<br />

Rocco und seine Brüder –Rocco eisuoi fratelli<br />

(OmenglU) 20.00; 60‘s Italia: Fellinis Das süße Leben<br />

–Ladolce vita (OmU) 20.15; Woodstock 50!:<br />

Easy Rider (OF) 22.00; Videoart at Midnight (RaphaelaVogel<br />

–Psychogräfin) 23.59<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73)<br />

Es: Kapitel II–It: Chapter Two (OF) 10.30, 13.45,<br />

17.00, 20.30; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit<br />

Flamingo! 12.15, 16.30; Yesterday (OmU) 14.15,<br />

21.00; Die Wurzeln des Glücks –Holy Lands (OmU)<br />

18.45<br />

CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) Benjamin<br />

Blümchen 11.00; Playmobil: Der Film 11.10,<br />

14.10; Gut gegen Nordwind 11.15, 13.50, 16.45,<br />

19.40, 22.40; Die drei !!! 11.15; Spider-Man: Far<br />

From Home 11.20; AToy Story:Alles hört auf kein<br />

Kommando 11.30, 14.00, 16.40; Der König der<br />

Löwen 12.10, 14.20, 16.30, 19.15; Mein Lotta-<br />

Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 12.20; Es: Kapitel<br />

II 12.30,15.15, 16.15,19.00,20.00, 22.10,<br />

22.50; Pets II 13.30, 15.45; Once Upon aTime<br />

in... Hollywood 13.40, 17.00, 19.30, 22.50; Good<br />

Boys 14.40, 17.10, 20.30; Fast &Furious:Hobbs &<br />

Shaw 17.10, 23.10; 3D: AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando 18.00; Rambo I19.30; Angel Has<br />

Fallen 20.15, 23.15; Crawl 20.40, 23.15; Rambo<br />

2: DerAuftrag 21.35; Rambo III 23.30<br />

Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) Berlin Babylon<br />

(DFmenglU) 15.00; Der Honiggarten: Das Geheimnis<br />

der Bienen –Tell It to the Bees (OmU) 17.00,<br />

19.15; Gloria: Das Leben wartet nicht –Gloria Bell<br />

(OmU) 21.30; Frau Stern (DFmenglU) 14.45; Idiotender<br />

Familie (DFmenglU) 16.45;Liberte(OmenglU;<br />

m.Gespräch) 20.30; Paranza: Der Clan der Kinder<br />

–Laparanza dei bambini (OmU) 14.15; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood (OmU) 16.45, 20.00;<br />

Golden Twenties 23.00; Blinded by the Light (OmU)<br />

14.30;<br />

Ein leichtes Mädchen – Une fille facile (OmU)<br />

17.00; JFBB –Jüdisches Filmfestival Berlin-Brandenburg:<br />

The Mamboniks (OF) 19.00; JFBB –Jüdisches<br />

Filmfestival Berlin-Brandenburg: The Komediant<br />

(OmenglU) 21.00; Golden Twenties (DFmenglU)<br />

14.45; Und der Zukunft zugewandt 16.45, 19.00;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood (OmU) 21.15<br />

International (✆ 24 75 60 11) Und der Zukunft<br />

zugewandt 14.00, 16.30; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 19.00,22.30<br />

Zeughauskino (✆ 20 30 47 70)Hartander Grenze<br />

19.00; Comrade X21.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />

Es: Kapitel II 14.00, 16.45, 19.30, 20.30, 22.40;<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.00,<br />

16.45; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />

14.10; Gut gegen Nordwind 14.10, 17.00,<br />

19.55, 22.50; Spider-Man: Far From Home 14.15;<br />

Der König der Löwen 14.15, 17.40, 20.00; Playmobil:<br />

Der Film 14.20, 17.00; Pets II 14.30; Good<br />

Boys 14.30, 17.05, 20.30; Fast &Furious: Hobbs<br />

&Shaw 16.30, 23.00; Aladdin 16.35; Angel Has<br />

Fallen 16.50,19.50, 23.05; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood 19.30, 22.50; Es: Kapitel II–It: Chapter<br />

Two(OF) 19.30,22.45; Siccin VI (OmU) 20.00; Annabelle<br />

III 23.05<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19) Mein Leben mit Amanda<br />

(OmU) 10.00; Diego Maradona (OmU) 12.00;<br />

Die Agentin –The Operative (OmU) 14.30; Synonymes<br />

(OmU) 16.40; Überraschungsfilm (OmenglU)<br />

19.00; Once Upon aTime in... Hollywood (OmU)<br />

20.50; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU)<br />

23.45<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50)Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OF) 17.00, 20.30<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 17.00, 20.20; Gut gegen Nordwind17.30,20.00,<br />

22.30; Frau Stern16.40; Diego<br />

Maradona (OmU) 18.30; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 21.15<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45) Es: Kapitel II –It: Chapter<br />

Two (OF) 17.00, 20.30; Leid und Herrlichkeit –<br />

Dolor ygloria (OmU) 17.30; Leid und Herrlichkeit<br />

–Dolor ygloria (OmenglU) 19.30, 22.00; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood (OF) 17.45, 21.15;<br />

Synonymes (OmenglU) 18.00, 20.50; Late Night –<br />

Die Show ihres Lebens (OmU) 17.45, 20.00, 22.15


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

: „Allegorische Figur mit Gegenstand“, 2019.<br />

THOMAS SCHEIBITZ/VG BILD-KUNST BONN 2019<br />

Picasso: „Frau mit Tamburin“, 1939 .<br />

MEINE BILDER DER WOCHE<br />

Die Künstler:<br />

Pablo Picasso, geboren 1881 in Malaga,<br />

gestorben 1973 in Mougins, Südfrankreich,<br />

war der bedeutendste Maler des<br />

20. Jahrhunderts.<br />

Thomas Scheibitz, geboren 1968 in<br />

Radeberg,ausgebildet als Werkzeugmacher,studierte<br />

an der HfbK Dresden, war<br />

Meisterschüler bei Ralf Kerbach.<br />

1996 zog er nach Berlin, hatte nationale<br />

wie internationale Ausstellungen, nahm<br />

2005 an der Biennale Venedigteil.<br />

2018 wurde er Professor an der Kunstakademie<br />

Düsseldorf.<br />

Museum Berggruen, Nationalgalerie,<br />

Schlossstr.1.Eröffnung am heutigen<br />

13. September,18Uhr.Ausstellung bis<br />

2. Februar 2020, Di, Mi, Do, Fr 10–18/<br />

Sa+So 11–18 Uhr.Katalog im Verlag<br />

Buchhandlung Walther König 39,80 Euro<br />

Er löst Vorgefundenes –indiesem<br />

Falle Picassos Figurationen, vornehmlich<br />

die kubistischen Motive –<br />

in einer eigenen ebenfalls kubistischen,<br />

oft splittrigen und farbstarken<br />

Bildsprache auf. Unübersehbar<br />

konzentriert ersich gerade auf das<br />

Wechselverhältnis von bildhafter<br />

und sprachlicher Information.<br />

Picassos: „Frau mit Tamburin“<br />

von1939 etwa paraphrasiertScheibitz<br />

als„Allegorische Figur mit Gegenstand“.<br />

Er greift die zergliederte, dynamische<br />

Form des nackten weiblichen<br />

Körpers in diesem bühnenartigen<br />

Raum auf, den Picasso<br />

konstruiert hat. Und Scheibitz radikalisiert<br />

noch mehr, was dereinst als<br />

künstlerisch äußerst radikal wahrgenommen<br />

wurde. Allein der Tamburin<br />

bleibt in beiden Gemälden erkennbar.<br />

Und beide Motive verraten<br />

das konsequente, leidenschaftliche<br />

Ringen um Form. Dies ist in beiden<br />

Fällen, beim Klassiker Picasso wie<br />

beim Gegenwartskünstler Scheibitz,<br />

ein offener Prozess: Immer wieder,<br />

sind neue Varianten möglich.<br />

Zugleich ist hier klar: Inbeiden<br />

Arbeiten wird an der Idee vom Bild<br />

festgehalten. Nicht die Realität ist gemeint,<br />

sondern die Parallele zur<br />

Wirklichkeit. Scheibitz wagt es also,<br />

Picassos Bilder neu zu sehen. Für<br />

sich –und nicht etwa als Diktum der<br />

Kunstgeschichte,indie er eintaucht.<br />

Raum für Raum erleben wir im<br />

Museum Berggruen, wie Mal-GroßvaterPicasso<br />

und sein EnkelScheibitz<br />

–jeder auf seineWeise,eine Malereider<br />

formalen Übersetzung vonFigürlichkeit,<br />

Sinnlichkeit und vonLebensräumen<br />

verfolgen – und mit<br />

dem Vokabular komponieren. Anders<br />

aber als der Klassiker, der ein<br />

manischer, präziser Beobachter der<br />

Realität war, lässt Scheibitz sich ein<br />

auf Vorgefundenes,auf einakribisch<br />

angelegtes Archiv vonFotos,aus Büchern,<br />

Magazinen, aus der Werbung,<br />

von Architekturen und Piktogrammen.<br />

Formen und Zeichen, als fast<br />

lexikalischer Ausgangpunkt für Malerei<br />

–hier zeigt sich Wahlverwandtesvon<br />

einem Malerder Klassischen<br />

Moderne und einem Künstler des<br />

ohne Stildiktate auskommenden<br />

frühen 21. Jahrhunderts, indem alle<br />

Ismen in die Schubkästen der Geschichte<br />

verbannt zu sein scheinen.<br />

Wie entspannend: Allein entscheidend<br />

ist die Form.<br />

NATIONALGALERIE/J. ZIEHE/ SUCC. PICASSO/VG BILD-KUNST,201<br />

Pop<br />

Wasich<br />

noch zu sagen<br />

hätte<br />

Der Mann ist maßlos.<br />

Schon deshalb kann hier<br />

nur eine kleine Auswahl an Bezeichnungen<br />

folgen, für die<br />

der deutsch-türkische Universal-Künstler<br />

Serdar Somuncu<br />

beruflich steht: Er ist Kabarettist,<br />

Autor und Regisseur. Zur<br />

Bundestagswahl 2017 trat er<br />

als Kanzlerkandidat der Partei<br />

DiePartei an. Gelegentlich tritt<br />

er auch als Schauspieler und<br />

Synchronsprecher in Erscheinung.<br />

Auf Radio Eins im RBB<br />

moderiert er jeden Sonntagnachmittag<br />

„Die blaue<br />

Stunde“. Werumdiese Zeit die<br />

Sendefrequenz streift, wird<br />

seinen exzentrischen Charme<br />

aushalten müssen. Es kann<br />

nämlich passieren, dass Serdar<br />

Somuncu 15 Minuten am<br />

Stück und ohne Unterbrechung<br />

zu einem Thema redet,<br />

das ihm gerade in den Sinn gekommen<br />

ist. Ach ja, Musik<br />

macht er auch. Sein Album<br />

„SYSPHS“ ist gerade erschienen.<br />

HarryNutt<br />

Serdar Somuncu Waschhaus Potsdam,<br />

20 Uhr, Schiffbauergasse 6<br />

Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />

17.00: Der Froschkönig –Mitspieltheater,(ab 4J.)<br />

Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />

10.00: Alle außerdas Einhorn(ab 11 J.)<br />

Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />

10.00, 19.30: Ankommen is WLAN, musikalische<br />

Ensembleproduktion (ab 12 J.)<br />

Puppentheater Prenzlkasper (✆ 21 79 10 60)<br />

17.00: Hänsel und Gretel, Ulrich Müller-Hönow<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

10.00 Zimmertheater:Papanini –Pinguin perPost,<br />

Ute Krause, Lesung und Werkstattgespräch<br />

Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />

10.00: Ich, Ikarus (ab 9J.)<br />

theater strahl probebühne (✆ 69 59 92 22)<br />

11.00: Krieg.Stell dir vor, er wäre hier,(ab 13 J.)<br />

Varia Vineta (✆ 43 72 32 44)<br />

16.00: Rapunzel (ab 3J.). Anm. erf.<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Galerie im Körnerpark (✆ 56 82 39 39)<br />

20.00: Valeska Peschke: Amikejo, Europa, Welt, All,<br />

Tanja Dückers und UlrikeGuérot<br />

HAU1(✆25 90 04 27)<br />

20.00: 19. Internationales Literaturfestival: The Art<br />

of Writing II, Chimamanda Ngozi Adichie, Lesung und<br />

Gespräch<br />

Instituto Cervantes (✆ 257 61 80)<br />

21.00: 19.Internationales Literaturfestival: „El país<br />

de Toó“, RodrigoRey Rosa, Lesung und Gespräch<br />

James-Simon-Galerie (Bodestr.)<br />

9.00: 19. Internationales Literaturfestival: Inside Out<br />

and Back Again, Thanhha Lai, Lesung und Gespräch<br />

19.30: 19. Internationales Literaturfestival: „Im Unterland“,<br />

RobertMacfarlane, Lesung und Gespräch<br />

21.00: 19. Internationales Literaturfestival: „Washington<br />

Black“, Esi Edugyan, Lesung und Gespräch<br />

kallasch& –Moabiter Barprojekt (Unionstr.2)<br />

18.45: Eagel Slam –PoetrySlam Moabit, Poetry<br />

Slam mit Improrunde<br />

KulturCafé (Friedelstr.28)<br />

19.30: Der Hamlet und die Schokolinse. VomKindsein<br />

und Schreiben, Bernd Mannhardt, Buchpremiere<br />

mit Musik<br />

19.30: Der Hamlet und die Schokolinse, Bernd<br />

Mannhardt<br />

Lettrétage (✆ 692 45 38)<br />

19.30: Berlin Writers’Workshop Reading<br />

Schloss Schönhausen (✆ 033 19 69 42 00)<br />

20.00: SchäfchenimTrockenen, AnkeStelling<br />

Z-Bar (✆ 28 38 91 21)<br />

20.00: Lyrik alsModus: Körper,Odile Kennel und<br />

Swantje Lichtenstein<br />

Zitronencafè im Körnerpark (✆ 68 08 93 44)<br />

19.00: Ein Wunderland mitten in Rixdorf, mit Paul<br />

Sonderegger,Lesung und Menu. Anm. erf.<br />

KONZERT<br />

b-flat (✆ 283 31 23)<br />

21.30: Carlos Dalelane Band<br />

Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />

20.00: Pompeya &Philemic<br />

Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />

21.00: Aly Keita&The Magic Balafon<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

20.30: Subheim, Blakk Harbor,Ceeys, Hand, Traurig<br />

und untanzbar Vol. 3<br />

Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />

20.30: Off With Their Heads, The Murderburgers,<br />

Awkward Reunion<br />

DODO (✆ 53 09 40 72)<br />

20.00: Open Stage<br />

Donau115 (Donaustr.115)<br />

20.30: Shizukani<br />

Freizeitforum Marzahn (✆ 542 70 91)<br />

20.00: SternCombo Meissen<br />

Junction Bar (✆ 694 66 02)<br />

22.00: Jazzmine<br />

Max-Schmeling-Halle (✆ 44 30 44 30)<br />

20.00: Alice Cooper,special guest: Black Stone<br />

Cherry,OlBlack Eyes is Back<br />

Panda (✆ 44 31 95 57)<br />

21.00: Syriab Band<br />

Parkbühne Biesdorf (✆ 998 74 81)<br />

18.00: Dr.Rock, Queen II Magic Tribute<br />

Prachtwerk Berlin (Ganghoferstr.2)<br />

20.00: Gunter Hampel &Music and Dance Improvisation<br />

Co.<br />

PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />

20.00: Cassia<br />

Quasimodo (✆ 318 04 56 70)<br />

22.30: Disco Inferno<br />

Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />

21.00: Barnes Light<br />

Schlot (✆ 448 21 60)<br />

20.30: Justyna Bacz, Alain Laurent, Mélinée, Roland<br />

Spiegel, 16. Chanson-Festivals GeorgesBrassens<br />

Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />

19.00: Wood In Di Fire<br />

Supamolly (✆ 29 00 72 94)<br />

21.30: Sheef und Ben Racken<br />

Yaam (✆ 615 13 54)<br />

19.00: AliAzimi<br />

Yorckschlösschen (✆ 215 80 70)<br />

21.00: The SavoySatellites<br />

Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />

21.00: Ofer Ganor Quartet –The NewBoss Guitar!<br />

Zimmer 16 (✆ 48 09 68 00)<br />

21.00: Prita Grealy +JennyBiddle<br />

CLUB<br />

Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />

23.00: Hits Don’t lie, Steve G, Bela, KJ Phips<br />

Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />

23.59Panorama Bar:FinestFriday, Boys Noize, Jas<br />

Shaw, Victor<br />

Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />

21.00 Ballsaal: Schwoof, Clärchen &Freunde<br />

Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />

22.00: Testosterone –Folsom Europe’sDILF &All<br />

Leather Party, SergeP,Adisko, Chris LeGrand<br />

JunctionBar (✆ 694 66 02)<br />

23.59: DJane B.B.<br />

Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />

23.00: Kantine Deluxe<br />

Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />

21.00 3Floors: Fisch sucht Fahrrad<br />

Mokum (Danziger Str.56)<br />

22.30: Radio Tanzbär,Friedeman<br />

Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />

(✆ 89 75 13 27) 20.00: Sing on Stagewith Zoe<br />

Osthafen (Alt-Stralau 1-2)<br />

21.00: Webfest 2019: Berlinorama –FridayNight<br />

Party<br />

SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />

23.00: Pansy &Culture Device presents Drag<br />

Syndrom<br />

Solar Berlin (✆ 016 37 65 27 00)<br />

14.00: Berlin Bass Collectivepresents Marcel Da<br />

Kinky Koala<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

21.00: DJ Lobotomy<br />

Suicide Club (Revaler Str.99)<br />

23.59: T.Raumschmiere &Friends, Pan/Tone aka Sid<br />

le Rock, T.Raumschmiere, Sevil, Cubenx<br />

Wilde Renate (✆ 26 94 86 91)<br />

22.00: 12 Jahre Renate –3Tage Nonstop<br />

Yaam (✆ 615 13 54)<br />

23.00: Bassism 11th BirthdayParty,Flowdan (live),<br />

TRUTH (live), Khiva(live), Dj Karnage, LB &Konfusion,<br />

K2 &Tommy Lexxus<br />

BALLROOM<br />

Tanzpavillon im Monbijoupark (Monbijoustr.3)<br />

20.00: Swing,Evan&friends<br />

KINO<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />

Good Boys 14.00, 19.40, 22.50; AToy Story: Alles<br />

hört auf kein Kommando 14.00, 16.50; Der König<br />

der Löwen 14.10, 17.00; Playmobil: Der Film<br />

14.20; Gut gegen Nordwind 14.35, 16.30, 19.50,<br />

23.00; Es: Kapitel II15.00, 16.15, 19.00, 20.15,<br />

22.45; Special Night: Rambo I-III (restaurierte Fassungen)<br />

18.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

19.30<br />

Wolf (✆ 921 03 93 33) Synonymes (OmU) 12.00;<br />

Ein leichtes Mädchen – Une fille facile (OmU)<br />

12.00, 19.10; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria<br />

(OmU) 13.50; Ich war zuhause, aber... (OmenglU)<br />

14.30; Tonari no Totoro –Mein Nachbar Totoro<br />

16.10; Once Upon aTime in... Hollywood (OmU)<br />

18.00; Das melancholische Mädchen (OmenglU)<br />

20.00; Das Wunder im Meer von Sargasso –Tothavma<br />

tis thalassas ton Sargasson:The Miracle of the<br />

Sargasso Sea(OmU) 21.00; Synonymes (OmenglU)<br />

21.10; Liberte (OmU) 23.20<br />

PANKOW<br />

BlauerStern Pankow (✆ 47 61 18 98) Mein Lotta-<br />

Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 15.45; Und der<br />

Zukunft zugewandt 18.00,20.30<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Gut gegen<br />

Nordwind 15.00, 17.40, 20.20; Und der Zukunft<br />

zugewandt 15.30, 18.00, 20.30; Mein Lotta-Leben<br />

–Alles Bingo mit Flamingo! 15.15; Ein leichtes<br />

Mädchen 17.20, 19.30, 21.30; Once Upon aTime<br />

in...Hollywood 16.40, 20.00;AToy Story: Alles hört<br />

auf kein Kommando 14.30, 16.00; Diego Maradona<br />

(OmU) 18.10; Und wer nimmt den Hund? 20.50<br />

Kino inder Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 0200)<br />

Es: Kapitel II–It: Chapter Two (OF) 13.45, 16.50,<br />

20.30; Mein Leben mit Amanda 14.00, 19.00; A<br />

Toy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.00,<br />

16.30; Die Wurzeln des Glücks 14.15; Der König<br />

der Löwen 14.20, 17.20; Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 14.30, 17.00; Gut gegen<br />

Nordwind 14.30, 17.20, 19.30,21.20; Gloria: Das<br />

Leben wartet nicht 16.30; Und der Zukunft zugewandt<br />

16.40, 19.15; Ein leichtes Mädchen 19.00;<br />

Es: Kapitel II 20.00,22.20; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 20.15, 21.50; Leid und Herrlichkeit<br />

21.30<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98)Die Grube (OmU) 18.15;<br />

Über Grenzen –Der Film einer langen Reise 19.30;<br />

Frau Stern 21.30<br />

UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Gut<br />

gegenNordwind 14.15,17.05, 20.00,22.45; Good<br />

Boys 14.15, 16.50, 19.45, 22.40; Die drei !!!<br />

14.15; Benjamin Blümchen 14.15; Der König der<br />

Löwen 14.25, 17.10; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo<br />

mit Flamingo! 14.30; AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando 14.30,17.00; Playmobil: Der Film<br />

14.40; Es: Kapitel II 14.40, 16.25, 18.30, 19.40,<br />

22.20; Once Upon aTime in... Hollywood 14.50,<br />

16.30, 19.10, 22.25; Late Night –Die Show ihres<br />

Lebens 17.10, 20.00; Special Night: Rambo I-III<br />

(restaurierte Fassungen) 18.00; 3D: Der König der<br />

Löwen 19.35; Angel Has Fallen 19.50, 22.45; 25<br />

km/h 19.55; Fast &Furious: Hobbs &Shaw22.30;<br />

Sneak Preview 22.45<br />

Zeiss-Großplanetarium (✆ 42 18 45 12)Das fünfte<br />

Element 20.30<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />

Late Night –Die Show ihres Lebens 15.00, 20.05;<br />

Und der Zukunft zugewandt 17.30<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02) Yesterday 18.00; Leid<br />

und Herrlichkeit 20.15<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 16.30, 20.00<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30) Der Honiggarten: Das<br />

Geheimnis der Bienen –Tell It to the Bees (OmU)<br />

18.00; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU)<br />

20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Playmobil:<br />

Der Film 10.00, 11.55, 14.40; Mein Lotta-Leben<br />

–Alles Bingo mit Flamingo! 10.00, 12.00; Der<br />

König der Löwen 10.00, 12.05, 14.45, 20.00; Benjamin<br />

Blümchen 10.00; AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando 10.00, 12.30, 14.15, 17.30; Pets<br />

II 12.30; Gutgegen Nordwind 14.15, 17.00, 20.00,<br />

23.00; Es: Kapitel II 15.10, 16.45, 19.00, 20.30,<br />

22.45; Good Boys 17.10, 23.00; Once Upon aTime<br />

in... Hollywood 19.30, 22.50<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81) Und<br />

wer nimmt den Hund? 16.00; So wie dumich willst<br />

18.00; Leid und Herrlichkeit 20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 0711) Gut gegen Nordwind<br />

14.30,17.30,20.30<br />

Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 0520)<br />

Playmobil: Der Film 10.00, 12.10, 14.20, 17.55;<br />

Pets II 10.00, 12.30,14.40; Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 10.00, 11.55, 14.15; Die<br />

drei !!! 10.00, 12.00;<br />

Der König der Löwen 10.00, 14.15, 16.30, 20.40;<br />

Benjamin Blümchen 10.00, 12.05; AToy Story: Alles<br />

hört auf kein Kommando 10.00, 12.25, 14.50,<br />

17.20; Good Boys 11.55, 14.15, 16.55, 19.30,<br />

23.00; Es: Kapitel II 14.15, 16.40, 19.30, 20.15,<br />

23.00; Spider-Man: Far From Home 16.55; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood 17.05, 20.30, 22.00;<br />

Fast &Furious: Hobbs &Shaw 19.55; Es: Kapitel<br />

II –It: Chapter Two(OF) 20.30<br />

Thalia Movie Magic (✆ 774 3440) Mein Lotta-<br />

Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 15.00; Der König<br />

der Löwen 15.30, 18.00; Playmobil: Der Film<br />

15.45; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

15.45; Es: Kapitel II17.00, 20.30; Special Night:<br />

Rambo I-III (restaurierte Fassungen) 18.00; Gut gegenNordwind<br />

18.00,20.30;OnceUponaTime in...<br />

Hollywood 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00) Frank Borzage: Mannequin<br />

(OV; m. Einführung) 19.00; Frank Borzage: Ein<br />

Schloss in New York –Man‘s Castle (OmU) 21.15;<br />

Magical HistoryTour: Die Erde bebt –Laterra trema<br />

(OmenglU) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />

Gut gegen Nordwind 12.30, 14.00, 16.30, 19.45,<br />

23.00; Es: Kapitel II 12.30, 14.15, 16.00, 17.15,<br />

19.00, 20.30, 21.15, 22.10; Der König der Löwen<br />

12.30, 13.50, 16.30, 19.00; Fast &Furious:Hobbs<br />

&Shaw 13.00, 16.30, 19.00, 22.40; 3D: Der König<br />

der Löwen 13.00, 16.20, 19.30, 22.30; Benjamin<br />

Blümchen 13.30; Angel Has Fallen 13.30,<br />

16.30, 20.00, 23.00; Gloria: Das Leben wartet<br />

nicht 13.40; Playmobil: Der Film 13.45; Und der<br />

Zukunft zugewandt 14.00, 16.50, 19.45; Pets II<br />

14.00; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

14.00, 19.50; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo<br />

mit Flamingo! 14.30; Spider-Man: Far From Home<br />

14.50, 16.00, 19.30, 22.15; Ein leichtes Mädchen<br />

14.50, 17.30, 20.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

15.00, 16.30,18.15, 20.15, 22.30; Der Honiggarten:<br />

Das Geheimnis der Bienen 16.00; Late<br />

Night –Die Show ihres Lebens 16.20; Good Boys<br />

16.50, 19.40, 23.00; 3D: AToy Story: Alles hört<br />

auf kein Kommando 17.00; Paranza: Der Clan der<br />

Kinder 17.10; Die Agentin 19.10, 22.00; Aladdin<br />

19.30; Yesterday 20.10; Stuber –5Sterne Undercover<br />

22.00; Avengers: Endgame 22.10; John Wick:<br />

Kapitel III 22.30; IAmMother 22.40; Annabelle III<br />

22.45; Crawl 23.00<br />

CineStar im Sony Center (✆ 04 51/703 0200)<br />

Late Night –Die Show ihres Lebens (OF) 13.30;<br />

Es: Kapitel II –It: Chapter Two (OF) 13.30, 16.30,<br />

20.15,22.45; Good Boys (OF) 13.40, 17.15; AToy<br />

Story:Alles hört auf kein Kommando –Toy Story IV<br />

(OF) 13.50, 17.00, 19.45; Fantasy Filmfest 2019:<br />

Light Of My Life (OF) 14.00; Playmobil: Der Film<br />

–Playmobil: The Movie (OF) 14.15; Der König der<br />

Löwen –The Lion King (OF) 14.15, 16.10, 19.10;<br />

Once Upon a Time in... Hollywood (OF) 15.00,<br />

17.45, 19.00, 21.45; Fast & Furious: Hobbs &<br />

Shaw (OF) 16.10, 22.30; Fantasy Filmfest 2019:<br />

Something Else (OF) 16.15; Fantasy Filmfest 2019:<br />

Rabid (OF) 18.00; Rambo I(OF) 19.30; Angel Has<br />

Fallen (OF) 19.45, 22.50; Fantasy Filmfest 2019:<br />

ISee You (OV; m.Vorprogramm) 20.15; Rambo 2:<br />

Der Auftrag (OF) 21.40; 3D: Der König der Löwen –<br />

The Lion King (OF) 22.10; Fantasy Filmfest 2019:<br />

Darlin‘ (OF) 22.45; Rambo III (OF) 23.35<br />

CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) Es: Kapitel<br />

II 11.00; Es: Kapitel II –It: ChapterTwo (OF) 15.00,<br />

19.00,22.50<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Congo Calling<br />

(OmU) 18.00; Frau Stern (OmenglU) 20.00<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 1650) Playmobil: Der Film 14.00,<br />

16.00; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />

14.00,16.00; Benjamin Blümchen 14.00; Pets<br />

II 14.30; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

14.30, 17.15; Good Boys 16.00, 18.00, 20.15,<br />

22.30; Es: Kapitel II16.30, 18.00, 20.15, 22.00;<br />

Angel Has Fallen 18.00, 20.00, 22.30; Once Upon<br />

aTime in... Hollywood 20.30<br />

Casablanca (✆ 677 5752) Fisherman‘s Friends<br />

–Vom Kutter in die Charts 16.00;Yesterday 18.15;<br />

Mein Leben mitAmanda 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Good Boys 14.00, 17.15,20.10, 23.00;AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando 14.00, 16.30;<br />

Und der Zukunft zugewandt 14.15, 17.30; Gut gegen<br />

Nordwind 14.15, 16.50, 19.50, 22.40; Mein<br />

Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 14.20;<br />

Der König der Löwen 14.25, 16.45, 20.10; Playmobil:<br />

Der Film 14.30; Es: Kapitel II 15.00, 16.15,<br />

19.00, 20.00, 22.00, 23.00; Once Upon aTime<br />

in... Hollywood 15.30, 19.15, 22.20; AngelHas Fallen<br />

17.05, 19.50, 22.45; Fast &Furious: Hobbs &<br />

Shaw19.05; Rambo I19.30; Rambo 2: Der Auftrag<br />

21.45; Crawl 23.00; Rambo III 23.45<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Mein<br />

Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 14.00; Der<br />

König der Löwen 14.00, 17.45, 19.30; Playmobil:<br />

Der Film 14.10; Es: Kapitel II 14.10, 16.45,20.20,<br />

23.00; Gut gegen Nordwind 14.15, 17.00, 20.00,<br />

22.50; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

14.15, 16.50; Pets II 14.45; Fast &Furious: Hobbs<br />

&Shaw 16.30; Angel Has Fallen 16.30, 20.30,<br />

22.50; Good Boys 17.00, 19.30; Once Upon a<br />

Time in... Hollywood 19.30, 22.15; Siccin VI (OmU)<br />

20.00; Annabelle III 23.00<br />

City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76) JFBB:<br />

Bar Bahar –InBetween (OmenglU) 19.00; Schwimmen<br />

21.15<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 471 4001) The Whale and the<br />

Raven (OmU) 19.00; Das Wunder im Meer von Sargasso<br />

–Tothavma tis thalassas ton Sargasson: The<br />

Miracle of the Sargasso Sea (OmU) 21.00<br />

Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00)Und der Zukunft zugewandt<br />

12.15; Gut gegen Nordwind 14.45,17.30,<br />

20.15; Gut gegen Nordwind 10.45; Benjamin<br />

Blümchen 13.30; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo<br />

mit Flamingo! 15.45; Und der Zukunft zugewandt<br />

18.00,20.30<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85)Prelude 16.00;<br />

Diego Maradona 18.00; Synonymes (OmU) 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05)Mein Lotta-Leben<br />

–Alles Bingo mit Flamingo! 15.30; Leid und Herrlichkeit<br />

18.00; Und wer nimmt den Hund? 20.30<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 46 78) Die drei !!! 16.00; Das zweite<br />

Leben des Monsieur Alain 18.00; Das Ende der<br />

Wahrheit 20.30<br />

Capitol (✆ 831 64 17) Und der Zukunft zugewandt<br />

15.45,20.30; Und wer nimmt den Hund? 18.15<br />

FREILUFTKINOS<br />

Freiluftkino Friedrichshagen (✆ 65 01 31 41)<br />

Freitag,der 13.20.00<br />

Openair Kino Spandau (✆ 333 60 81) 25 km/h<br />

20.15<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Rocketman<br />

17.00; Traumfabrik 19.15; Das melancholische<br />

Mädchen 21.30<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Im Land<br />

meiner Kinder 13.45; Frau Stern14.00; Gloria: Das<br />

Leben wartet nicht 14.15; Mein Leben mit Amanda<br />

14.30, 21.15; Über Grenzen–DerFilmeinerlangen<br />

Reise 15.45, 18.15; Und der Zukunft zugewandt<br />

16.00, 18.15, 20.45; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo<br />

mit Flamingo! 16.30; The Whale and the Raven<br />

(OmU) 16.45; Und wer nimmt den Hund? 18.30;<br />

Und der Zukunft zugewandt (m. Gebärdendolmetscherin)<br />

19.00; Once Upon a Time in... Hollywood<br />

(OmU) 20.30; Idioten der Familie 20.45<br />

UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 70) A<br />

Toy Story: Alles hört auf kein Kommando 13.40; Der<br />

König der Löwen 13.45, 16.35; Benjamin Blümchen<br />

13.50; Playmobil: Der Film 13.55; Gut gegen<br />

Nordwind 14.00, 17.00, 19.55, 23.00; Good Boys<br />

14.10, 16.50, 19.40; Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 14.20; Es: Kapitel II 14.20,<br />

16.10,18.30,20.15,22.40;Fast&Furious: Hobbs<br />

&Shaw 16.30, 19.30, 23.00; Angel Has Fallen<br />

17.00, 20.00, 23.00; Special Night: Rambo I-III<br />

(restaurierte Fassungen) 18.00; Once Upon aTime<br />

in...Hollywood 19.50, 22.40<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (✆ 033 22/279 8877) Der König<br />

der Löwen 14.45; Gut gegen Nordwind 17.20,<br />

20.15<br />

CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) Die drei<br />

!!! 14.15; Playmobil: Der Film 14.30, 17.00;<br />

Pets II 14.30; Es: Kapitel II14.30, 16.45, 19.30,<br />

20.15, 22.45, 23.15; 3D: Der König der Löwen<br />

14.30, 17.15, 19.50; AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando 14.30, 17.30; Mein Lotta-Leben<br />

–Alles Bingo mit Flamingo! 14.40, 17.00; Gut gegen<br />

Nordwind 14.45, 16.50, 20.20, 23.15; Good<br />

Boys 15.00, 18.15, 20.30, 23.30; Der König der<br />

Löwen 15.00, 17.40; Fast &Furious:Hobbs&Shaw<br />

16.45, 20.10, 23.15; Angel Has Fallen 17.30,<br />

20.20, 23.15; Rambo I19.30; 3D: Avengers: Endgame<br />

19.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

19.40,23.10; Rambo 2: Der Auftrag 21.40; Rambo<br />

III 23.30; Crawl 23.30<br />

Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Mein<br />

Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 15.00;<br />

Playmobil: Der Film 15.15; Der König der Löwen<br />

15.30; Es: KapitelII17.00, 20.15; Gutgegen Nordwind<br />

17.30, 20.30; Good Boys 18.15; Once Upon<br />

aTime in... Hollywood 20.30<br />

Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando 14.45; Der König<br />

der Löwen 15.30; Es II 17.00, 20.30; Good Boys<br />

18.00; Once Upon aTime in...Hollywood 20.00


26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

NACHRICHTEN<br />

EuGH: Leistungsschutzrecht<br />

für Verlage nicht anwendbar<br />

STREAMING<br />

Spionage und<br />

Kampf gegen<br />

den Terror<br />

VonMarcus Posimski<br />

Indieser Woche haben sich zum<br />

achtzehnten Mal die Anschläge<br />

am 11. September in den USA gejährt.<br />

Seitdem –und auch schon davor–wurde<br />

das Thema des Terrorismus<br />

immer wieder auch in der Fiktion<br />

behandelt. Hier sind ein paar<br />

Tipps von Serien, die das Thema gekonnt<br />

behandeln:<br />

Condor: In dieser sehr spannenden<br />

Serie geht es um den CIA-Analysten<br />

Joe Turner, der bei seiner Arbeit<br />

plötzlich einen geheimen Terrorplan<br />

aufdeckt, der Millionen Menschen<br />

das Leben kosten könnte. Als er<br />

obendrein auch noch herausfindet,<br />

dass hinter dem perfiden Plan gar<br />

nicht die vermutete Terrororganisation<br />

steckt, sondern etwas viel Größeres,geht<br />

es voneinem zum nächsten<br />

Augenblick plötzlich um sein Leben<br />

und das seiner Kollegen. DieGeschichte<br />

basiert auf dem Buch<br />

„Sechs Tage des Condor“ und dem<br />

Film „DreiTage des Condor“. DieSerie<br />

ist ein wahrer Thriller. Max Irons<br />

als JoewirdimLaufe der ersten Staffel<br />

von einem langweiligen Elite-<br />

Uni-Absolventen zu einem echt coolen<br />

Agenten. Auf jeden Fall muss<br />

auch die unglaubliche Leem Lubany<br />

als eiskalte Killerin Gabrielle erwähnt<br />

werden. „Condor“ ist einer<br />

der besten Spionage-Terrorismus-<br />

Thriller.<br />

Zu sehen bei MagentaTV<br />

Jack Ryan: Die Figur des Jack Ryan<br />

hat in den vergangenen fast 40 Jahren<br />

wahrlich für großartige Unterhaltung<br />

gesorgt. DieGeschichte vom<br />

ehemaligen Professor für Menschheitsgeschichte,<br />

der beginnt, für die<br />

CIA zu arbeiten, wurde von Tom<br />

Clancy erdacht. Ryan war bereits der<br />

Held in 21 Romanen, wurde in den<br />

Filmadaptionen auch vonAlec Baldwin<br />

und Harrison Ford verkörpert, in<br />

der Amazon-Serie von 2018 ist John<br />

Krasinski der Darsteller. Wenn man<br />

sich mit Clancys Werken einmal genauer<br />

beschäftigt, erkennt man sehr<br />

schnell, wie er sich bis ins letzte Detail<br />

mit seinen Inhalten auseinandergesetzt<br />

hat.<br />

Zu sehen bei Amazon, iTunes und Maxdome<br />

John Krasinski in seiner Rolle als CIA-<br />

Agent Jack Ryan.<br />

AMAZON PRIME<br />

Und sonst noch: Natürlich kommt<br />

man am Klassiker „24“ nicht vorbei.<br />

Zumindest die ersten beiden Staffeln<br />

sind ein Muss für alle Spionage- und<br />

Terror-Freunde. „Homeland“ beleuchtet<br />

eindrucksvoll den Kampf<br />

gegen den islamisch motivierten<br />

Terrorismus.Für Doku-Freunde bietet<br />

die Netflix-Serie „Terrorism Close<br />

Calls“ Einblicke in die Planung von<br />

Attentaten, die in letzter Sekunde<br />

verhindertwerden konnten.<br />

Marcus Posimski hat<br />

amerikanische Kultur mit<br />

Schwerpunkt Film studiert.<br />

In den 80er-Jahren garantierte das Fax-Gerät eine weltweite Kommunikation. Gewisse Berufsgruppen setzen noch immer auf diese Technik.<br />

Fax-Panne verzögert Verfahren<br />

Noch setzen vor allem Juristen auf klassische Faxgeräte, wenn sie Dokumente übermitteln wollen<br />

VonMarco Krefting<br />

Eigentlich klingt in diesem<br />

Verfahren alles ziemlich<br />

dringend: Die Bundespolizei<br />

fängt im Mai einen afghanischen<br />

Flüchtling in einem Zug<br />

an der Grenze zwischen Bayern und<br />

Österreich ab. Schon am Tagdrauf<br />

sitzt der Mann im Flieger nach Griechenland,<br />

wo er schon Asyl beantragt<br />

hatte. In einem Eilbeschluss<br />

entscheidet das Verwaltungsgericht<br />

München dann aber:Soeinfach geht<br />

das nicht, der Mann muss zurückgeholt<br />

werden.„Umgehend“ heißt es in<br />

dem Beschluss.<br />

Anruf beim Gericht<br />

Doch erst mal passiert nicht viel, der<br />

Mann sitzt immer noch in Griechenland<br />

in Haft. Der Anwalt des Afghanen<br />

findet, die Bundespolizei tue zu<br />

wenig. Um Druck zu machen, fordert<br />

er beim Verwaltungsgericht, dass<br />

Zwangsgeld angedroht werde. Nur:<br />

Beim Gericht weiß niemand davon.<br />

Tage vergehen, bei der 18. Kammer<br />

taucht das Faxdes Anwalts nicht auf.<br />

Eine Woche später faxt er erneut ein<br />

Schreiben, hängt den alten Antrag an.<br />

Diesmal kommt das Fax anund im<br />

Gericht macht man sich auf die Suche.Woder<br />

erste Antrag vom 26. August<br />

ist, weiß nach wie vor niemand.<br />

Aber immerhin belegt ein Fax-Protokoll,<br />

dass er angekommen sein<br />

müsste.<br />

Stutzig macht vielleicht, dass es<br />

um ein Faxgeht. In Zeiten vonInternet<br />

und Digitalisierung klingt das<br />

Schottland: Der Uhrmacher<br />

Alexander Bain konstruierte<br />

1843 einen Kopiertelegrafen,<br />

der es gestattete, Handschriften<br />

und Zeichnungen<br />

elektrisch zu übertragen. Das<br />

passierte in Schottland, bevordie<br />

Morsetelegrafie in Europa<br />

genutzt wurde.<br />

IDEE EINES UHRMACHERS<br />

England: 1974 brachte das<br />

in London beheimatete Unternehmen<br />

Infotec mit dem<br />

Infotec 6000 erstmals einen<br />

Fernkopierer auf den<br />

freien Markt. Die Technik des<br />

Infotec 6000 war die Basis<br />

für den heute immer noch<br />

gültigen Standard.<br />

Deutschland: 1979 wurde<br />

der Faxdienst durch die<br />

Deutsche Bundespost offiziell<br />

eingeführt. Zunächst<br />

fehlte es an einer Welt-Norm.<br />

Zwischen Japan und<br />

Deutschland war wegen<br />

Norm-Unterschieden offiziell<br />

kein Fax-Verkehr möglich.<br />

Intelligente Tätowierungen<br />

GETTY/DIGITAL VISION/CHRIS WINDSOR<br />

recht altbacken oder sogar ein wenig<br />

retro. Doch tatsächlich läuft in Behörden,<br />

gerade in der Justiz vieles<br />

noch übers Fax.„Dass Klagen bei uns<br />

per Mail erhoben werden, kommt<br />

selten vor“, sagt der Gerichtssprecher.<br />

Dabei gibt es bei Faxen immer<br />

mal wieder Probleme: Vergangenes<br />

Jahr hat das Kreisverwaltungsreferat<br />

(KVR) München einen Uiguren nach<br />

China abgeschoben. Ein Fax vom<br />

Bundesamt für Migration und<br />

Flüchtlinge (Bamf), das die Abschiebung<br />

wohl verhindert hätte, ging in<br />

der Ausländerbehörde beim KVR nie<br />

ein.<br />

Dass dennoch Faxe oft das Mittel<br />

der Wahl sind, hat verschiedene<br />

Gründe: Zum einen seien die Abläufe<br />

eingespielt, viele Beteiligte hätten<br />

sich daran gewöhnt, erklärt der<br />

Gerichtssprecher. Zum anderen<br />

könne bei Faxen, anders als bei (normalen)<br />

E-Mails, der Empfang durch<br />

den Sendebericht leichter nachgewiesen<br />

werden. Allerdings sei das<br />

nach der gültigen Rechtsprechung<br />

keine sichere Zugangsbestätigung,<br />

sagt HerbertPeter Schons,Vizepräsident<br />

des Deutschen Anwaltvereins.<br />

„Deshalb rufen wir meist beim Gericht<br />

an und fragen, ob das Faxangekommen<br />

ist.“ Weil aber wiederum<br />

nicht alle Geschäftsstellen ein eigenes<br />

Fax haben, müsste unter Umständen<br />

jemand im Gericht zum<br />

zentralen Fax laufen. „Dann hängt<br />

man die ganze Zeit am Telefon“, so<br />

Schons.Mails hingegen seien wegen<br />

des Datenschutzes und berufsrechtlich<br />

problematisch.<br />

Gerade in juristischen Angelegenheiten<br />

muss vieles schriftlich<br />

übermittelt und dokumentiert werden.<br />

Die klassische handschriftliche<br />

Unterschrift ist der Regelfall. Bei einem<br />

gefaxten Dokument ist das kein<br />

Problem. Soll eine E-Mail eine vergleichbarerechtlicheVerbindlichkeit<br />

haben, braucht es eine „qualifizierte<br />

elektronische Signatur“, die wiederum<br />

bestimmte technische Voraussetzungen<br />

auch beim Versender<br />

erfordert, wie der Gerichtssprecher<br />

deutlich macht.<br />

Elektronisches Postfach in Arbeit<br />

Ähnlich ist es beim „besonderen<br />

elektronischen Anwaltspostfach“<br />

(beA), das Anwälten sichere und<br />

rechtsverbindliche Übermittlung<br />

von Schriftsätzen ermöglicht. Seit<br />

2018 ist jeder Anwalt gesetzlich verpflichtet,<br />

ein solches Postfach bereitzuhalten<br />

–zumindest für den Empfang.<br />

„Es wird inZukunft auch eine<br />

Verpflichtung geben, darüber zu<br />

senden“, sagt Schons.Bis 2022 werde<br />

möglichst eine vollständige Digitalisierung<br />

der Justiz angestrebt, allerdings<br />

habe es schon bei der Einführung<br />

des beA erhebliche Probleme<br />

gegeben.<br />

Beim Verwaltungsgericht München<br />

können Dokumente per beA<br />

seit Mai 2016 eingereicht werden.<br />

„Die Nutzung dieser Möglichkeit<br />

durch die Anwälte ist aber noch<br />

nicht sehr verbreitet“, so der Sprecher.<br />

Eindeutig bevorzugt werde die<br />

klassische Klageerhebung mittels<br />

Schriftsatz auf dem Postweg oder<br />

eben per Fax. Ähnlich sieht es<br />

Schons: „Wenn es sehr eng wird,<br />

fahre ich auch zum Gericht und<br />

werfe das Schreiben persönlich in<br />

den Briefkasten.“ (dpa)<br />

Der amerikanische Forscher Carson Bruns will mit Hightech den menschlichen Körper schützen<br />

VonSteffen Herrmann<br />

Die Farben und Formen der Tattoos<br />

sind auch Mode-Entwicklungen<br />

unterworfen, und trotzdem<br />

sind sie kein frischer, neuer Trend<br />

der vergangenen Jahrzehnte –<br />

schließlich fanden Forscher 61 Tattoos<br />

schon bei der Gletschermumie<br />

Ötzi. Viel hat sich seit Ötzi nicht verändert.<br />

Carson Bruns will das ändern. An<br />

der amerikanischen Universität in<br />

Colorado forscht er an „Smart Tattoos“<br />

–also Tätowierungen mit bestimmten<br />

Funktionen. In Frankfurt<br />

am Main bei der Konferenz me:convention<br />

stellte er seine Idee vor. Irgendwann,<br />

träumt er, warnen Tätowierungen<br />

ihren Träger, dass er zu<br />

lange in der Sonne liegt, zeigen die<br />

Körpertemperatur oder den Blutzuckerspiegel.<br />

Er sei seit Jahren voneiner<br />

Frage besessen, sagte Bruns:<br />

„Wie können wir Tattoos verändern,<br />

damit sie unsereGesundheit verbessern?“<br />

Der Biochemiker glaubt, einen<br />

Weggefunden zu haben. Bislang bestünden<br />

Tätowierungen aus Farbpartikeln<br />

in einer Schicht unter der<br />

Hautoberfläche. Anstelle dieser herkömmlichen<br />

Farbpartikel will Bruns<br />

Mikrokapseln in die Haut tätowieren.<br />

Die Kapseln sind etwas größer<br />

als die herkömmlichen Farbpartikel<br />

undkönnen –jenach Funktion –mit<br />

verschiedenen Substanzen gefüllt<br />

werden.<br />

Der Biochemiker trägt an Arm und<br />

Beinen kleine Tattoos,kaum größer<br />

als Muttermale – er hat sie sich<br />

selbst tätowiert. „Solarfreckles“<br />

nennt Bruns die kleinen Punkte –<br />

Solar-Sommersprossen. Die kleinen<br />

Tätowierungen warnen ihn,<br />

wenn er zu lange ungeschützt in<br />

der Sonne steht und seine Haut zu<br />

viel UV-Strahlung aussetzt.<br />

Die Kapseln von Bruns sind mit<br />

UV-sensitiver Farbe gefüllt. Normalerweise<br />

sind die Tattoos farblos,<br />

fällt UV-Licht darauf, werden<br />

sie blau. Das sei aber nur der erste<br />

Schritt zu intelligenten Tätowierungen,<br />

sagt Bruns. Er will viel<br />

mehr Funktionen möglich machen.<br />

Tattoos sollen nicht nur fühlen<br />

können, etwa die UV-Strahlung,<br />

sondern auch schützen und regulieren.<br />

Bruns und sein Team aus<br />

sechs Wissenschaftlernder Universität<br />

Colorado sind nicht die einzigen,<br />

die Tätowierungen neue<br />

Funktionen geben wollen: Forscher<br />

der Uni München arbeiten<br />

etwa an Tattoos, die vor Krankheiten<br />

warnen. Jüngst haben sie ihre<br />

Ergebnisse in der Fachzeitschrift<br />

„Angewandte Chemie“ veröffentlicht.<br />

Das2013 eingeführte deutsche Leistungsschutzrecht<br />

für Presseverlage<br />

ist vomEuropäischen Gerichtshof<br />

gekippt worden. Es sei nicht anwendbar,dadie<br />

Bundesregierung<br />

den Entwurfnicht vorabandie EU-<br />

Kommission übermittelt habe,stellten<br />

die Richter am Donnerstag fest.<br />

DerEuGH war 2017 vom<strong>Berliner</strong><br />

Landgericht eingeschaltet worden.<br />

Auslöser war ein Verfahren, in dem<br />

die Verwertungsgesellschaft VG Media<br />

Schadenersatz vonGoogle verlangt.<br />

DieVGMedia vertritt dabei<br />

viele Presseverlage in Deutschland.<br />

Inzwischen ist mit der neuen EU-Urheberrechtsrichtlinie<br />

ein europäisches<br />

Leistungsschutzrecht auf den<br />

Weggebracht worden. (dpa)<br />

Jeder Fünfte für<br />

Sozialpunkte-System<br />

DieIdee des umstrittenen chinesischen<br />

Sozialpunkte-Systems stößt<br />

in Deutschland nicht nur auf Ablehnung.<br />

Jeder Fünfte würde es begrüßen,<br />

wenn der Staat Informationen<br />

zu einzelnen Personen sammelt,<br />

wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten<br />

Studie der Versicherungsgruppe<br />

Ergo hervorgeht. Gut<br />

zwei Drittel (68 Prozent) wären allerdings<br />

dagegen. Daschinesische<br />

Sozialkreditsystem soll regelkonformes<br />

und vonder Regierung erwünschtes<br />

Verhalten zum Beispiel<br />

mit günstigeren Krediten sowie anderen<br />

Vorteilen belohnen. Dagegen<br />

soll es für Fehlverhalten wie das<br />

Überqueren einer Ampel bei Rot<br />

Negativpunkte geben. DieEinhaltung<br />

vonRegeln soll zum Teil automatisiertmit<br />

Kameras und Software<br />

überwacht werden. (dpa)<br />

Google zahlt eine Milliarde<br />

Euro an Frankreich<br />

Google hat sich mit Frankreich auf<br />

eine Zahlung vonfast einer Milliarde<br />

Euro geeinigt, um jahrelange Steuerermittlungen<br />

zu beenden. Zumeinen<br />

wirdder Konzerneine Strafzahlung<br />

von500 Millionen Euro leisten,<br />

wie die nationale Finanzstaatsanwaltschaft<br />

am Donnerstag mitteilte.<br />

Zudem kündigte Google an, das Unternehmen<br />

werdedarüber hinaus<br />

465 Millionen Euro Steuernnachzahlen.<br />

Diefranzösischen Steuerfahnder<br />

waren zu dem Schluss gekommen,<br />

dass der Internet-Riese zu<br />

wenig Steuernindem Land bezahlt<br />

hatte,während ein großer Teil der Erlöse<br />

in Europa über die irische Google-Niederlassung<br />

verbucht wird.<br />

DieUntersuchung war 2015 eingeleitet<br />

worden. (dpa)<br />

AUSDER REDAKTION<br />

Berlin Mitte,<br />

der Podcast<br />

von<br />

Jochen Arntz<br />

Freitags<br />

ab sechs<br />

Jetzt gibt’s unter www.berliner-zeitung.de<br />

auch was zum Hören –direkt<br />

aus der Chefredaktion. „Berlin<br />

Mitte“ heißt der Podcast, in dem ich<br />

Ihnen jeden Freitag ab sechs Uhr<br />

morgens Neues aus der Redaktion<br />

und Neues aus Berlin präsentiere.<br />

Diesmal spreche ich mit Arno<br />

Schupp über die interaktive Sonderausgabe<br />

zum Weltklimatag am kommenden<br />

Freitag, 20. September.<br />

Wirhören uns,<br />

Ihr Jochen Arntz, Chefredakteur<br />

bei Twitter @JochenArntz


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 27<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) LivenachNeun 9.55<br />

(für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />

des Alltags 11.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG) ARD-<br />

Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />

Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für<br />

HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />

16.10 (für HG) Verrückt nach Meer. Bärenstark<br />

in Kanada 17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für<br />

HG) Brisant 18.00 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

18.50 (für HG) Gefragt –Gejagt 19.45 (für HG)<br />

Sportschau voracht 19.55 (für HG)Börse vor<br />

acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Väter allein zu Haus: Gerd<br />

TV-Komödie, D2019<br />

Mit Peter Lohmeyer, Christina Große,<br />

Tim Oliver Schultz u.a.<br />

Regie: Jan Martin Scharf<br />

21.45 (für HG) Tagesthemen<br />

22.00 (für HG) Tatort Tollwut<br />

TV-Kriminalfilm, D2017<br />

Mit Jörg Hartmann,Anna Schudt, Aylin<br />

Tezel, Florian Bartholomäi u.a.<br />

23.30 (für HG) Der Tel-Aviv-Krimi<br />

Masada. TV-Kriminalfilm, D2017<br />

Mit Katharina Lorenz, Samuel Finzi u.a.<br />

RTL<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland. Moderation:<br />

Susanna Ohlen, Jan Hahn 8.30 (für HG) Gute<br />

Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00 Unter<br />

uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was<br />

zählt. Soap 10.00 Der Blaulicht-Report 11.00<br />

Der Blaulicht-Report 12.00 Punkt 12. Moderation:<br />

Katja Burkard 14.00 Die Superhändler –<br />

4Räume, 1Deal 15.00 Ran an den Speck –<br />

Familien nehmen ab. Mit Detlef Steves, Silke<br />

Kayadelen 16.00 Mensch Papa! Väter allein zu<br />

Haus 17.00 Herz über Kopf 17.30 Unter uns<br />

18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv<br />

–Das Star-Magazin 18.45 aktuell 19.05<br />

(für HG) Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Ninja Warrior Germany –Die stärkste<br />

Show DeutschlandsVorrunde<br />

Moderation: LauraWontorra, Frank<br />

„Buschi” Buschmann, Jan Köppen<br />

Die Kandidaten müssen einen<br />

Hindernisparcours absolvieren.<br />

23.05 Darf er das? Live! Die Chris Tall Show<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />

0.35 Ninja Warrior Germany –Die stärkste<br />

Show Deutschlands Vorrunde<br />

Moderation: LauraWontorra, Frank<br />

„Buschi” Buschmann, Jan Köppen<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

MDR WDR Arte<br />

15.15 (für HG) Wer weiß denn sowas? 16.00<br />

(für HG) MDR um vier 17.45 (für HG) Aktuell<br />

18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG) Sandmann<br />

19.00 (für HG) MDR Regional 19.30<br />

(für HG)Aktuell 19.50 (für HG) Elefant, Tiger &<br />

Co. 20.15 (für HG) Mit Volldampf und Musik<br />

21.45 (für HG) Aktuell 22.00 (für HG) Riverboat<br />

0.15 MDR Kultur –Filmmagazin 0.30 (für<br />

HG) Kommissar Wallander. Der Mann, der lächelte.<br />

TV-Kriminalfilm, GB/S/USA/D 2010<br />

2.00 (für HG) Letzter Wille: Idylle. Fantasyfilm,<br />

D2013 2.15 (für HG) Elefant, Tiger &Co.<br />

Bayern<br />

15.30 (für HG) Schnittgut. Alles aus dem Garten<br />

16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG)<br />

Wir inBayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />

Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />

(für HG) Unser Land 19.30 (für HG) Heimatrauschen<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Hubert und Staller 21.00 (für HG) Die<br />

Bergpolizei –Ganz nah am Himmel 21.55 (für<br />

HG) Rundschau Magazin 22.10 (für HG) Drei.<br />

Zwo. Eins. Michl Müller 22.55 Zwei glorreiche<br />

Halunken. Italowestern, E/D 1966 1.50 (für<br />

HG) Wir inBayern<br />

Vox<br />

16.00 4Hochzeiten und eine Traumreise 17.00<br />

Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First Dates –<br />

Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte Dinner<br />

20.00 Prominent! 20.15 (für HG) Bones –Die<br />

Knochenjägerin 21.15 (für HG) Bones –Die<br />

Knochenjägerin 22.10 (für HG) Bones –Die<br />

Knochenjägerin 23.05 (für HG) Bones –Die<br />

Knochenjägerin 0.00 nachrichten 0.20 (für HG)<br />

Medical Detectives –Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />

Spuren imSchnee 1.15 (für HG) Medical<br />

Detectives –Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />

Versunkene Wahrheiten<br />

Super RTL<br />

14.55 Dragons –Auf zu neuen Ufern 15.20 Mr.<br />

Bean –Die Cartoon-Serie 15.50 ALVINNN!!!<br />

und die Chipmunks 16.20 Zig &Sharko –<br />

Meerjungfrauen frisst man nicht! 16.45 Hotel<br />

Transsilvanien –Die Serie 17.10 Inspector<br />

Gadget 17.40 Zak Storm –Super Pirat 18.10<br />

Die Tomund Jerry Show 18.40 Woozle Goozle<br />

19.10 ALVINNN!!! und die Chipmunks 19.40<br />

Super ToyClub 20.15 Asterix und Kleopatra.<br />

Zeichentrickfilm, F/B 1968 21.45 Columbo.<br />

Ein Spatz in der Hand. TV-Kriminalfilm, USA<br />

1992 23.40 Comedy total 0.10 Infomercials<br />

Sport1<br />

9.00 Teleshopping 15.30 Die PS-Profis –Mehr<br />

Power aus dem Pott. Ein Anfänger-Auto für<br />

2.500 Euro 16.30 Container Wars. Makabre<br />

Fracht 17.00 Container Wars. Schall und<br />

Rauch 17.30 Poker 18.30 Volleyball: Europameisterschaft<br />

19.00 Sport1 News 19.25 Eishockey:<br />

Deutsche Eishockey Liga. 1. Spieltag:<br />

Augsburger Panther –EHC Red Bull München<br />

22.00 Sport1 News 22.30 Sky Sport News –<br />

Die 2.Bundesliga. 6. Spieltag 23.30 Sport1<br />

News 0.00 Sport-Clips<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für<br />

HG) heute Xpress 9.05 (für HG) Volle Kanne –<br />

Service täglich 10.30 (für HG) Notruf Hafenkante.<br />

GefährlicherVerehrer 11.15 (für HG)<br />

SOKO Wismar. Skatbrüder 12.00 heute 12.10<br />

drehscheibe 13.00 (für HG)ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />

Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />

15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />

heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />

Ausgetanzt 17.00 (für HG) heute<br />

17.10 (für HG) hallo deutschland 17.45 (für<br />

HG) Leute heute 18.00 (für HG) SOKOWien.<br />

Die Entscheidung 19.00 (für HG) heute 19.25<br />

(für HG) Bettys Diagnose. Kopf oder Herz<br />

20.15 (für HG) Die Chefin<br />

Lockvogel. Krimiserie 0<br />

Mit Katharina Böhm, Christoph<br />

Schechinger,Jürgen Tonkel u.a.<br />

21.15 (für HG) Schuld nach Ferdinand von<br />

Schirach Der kleine Mann. Krimiserie<br />

22.00 (für HG) heute-journal<br />

22.30 (für HG) heute-show<br />

Mit Oliver Welke<br />

23.00 aspekte<br />

Moderation: Jo Schück, Katty Salié<br />

23.45 (für HG) Ferdinand von Schirach –<br />

Die Würde des Menschen<br />

5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Matthias<br />

Killing,Karen Heinrichs 10.00 Im Namen<br />

der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit<br />

Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 11.00 Im Namen der<br />

Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />

Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 12.00 Anwälte im<br />

Einsatz 13.00 Anwälte imEinsatz 14.00 Auf<br />

Streife. Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />

Spezialisten. Reportagereihe 16.00 Klinik am<br />

Südring 17.30 Ungelogen –das ehrlichste Gespräch<br />

deines Lebens 18.00 Nächste Ausfahrt<br />

Liebe 19.00 Genial daneben –Das Quiz 19.55<br />

Nachrichten<br />

20.15 Luke! Die Greatnightshow<br />

Show<br />

Mit Roberto Blanco, David Hasselhoff,<br />

Nora Tschirner,Jorge González, Lewis<br />

Capaldi<br />

Moderation: Luke Mockridge<br />

22.30 Das Quiz, für das Jörg Pilawa keine<br />

Zeit mehr hatte Mit Jörg Pilawa,<br />

Simon Pearce, Ruth Moschner<br />

Mit Faisal Kawusi<br />

23.30 NightWash<br />

Mit Simon Stäblein, Carl Josef, Maria<br />

Clara Groppler,Luke Mockridge<br />

12.45 (für HG) Aktuell 13.05 (für HG) Planet<br />

Wissen 14.05 (für HG) Papageien, Palmen &<br />

Co. 14.30 (für HG) In aller Freundschaft 15.15<br />

(für HG) In aller Freundschaft 16.00 (für HG)<br />

Aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />

aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) 2für 300<br />

18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

Unser Land inden 90ern 21.00 (für HG) Für<br />

immer Kult 21.45 (für HG) Aktuell 22.00 (für<br />

HG) Kölner Treff 23.30 (für HG) Kölner Treff<br />

1.00 (für HG) nuhr gefragt 1.45 Erlebnisreisen<br />

NDR<br />

13.10 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte.<br />

Hänsel und Gretel 14.00 (für HG)<br />

aktuell 14.15 (für HG) die nordstory 15.15<br />

(für HG) Wer weiß denn sowas? 16.00 (für HG)<br />

aktuell 16.20 (für HG) Mein Nachmittag 17.10<br />

(für HG) Leopard, Seebär &Co. 18.00 Ländermagazine<br />

18.15 (für HG) Hofgeschichten<br />

18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) die<br />

nordstory 21.15 (für HG) Wetter extrem 21.45<br />

(für HG) aktuell 22.00 (für HG) NDR Talk Show<br />

0.15 Der deutsche Michel<br />

Kabel eins<br />

8.30 Blue Bloods –Crime Scene New York 9.25<br />

Navy CIS: L.A. 10.20 Navy CIS 11.10 Without a<br />

Trace 12.05 Numb3rs 13.00 Castle 13.55 The<br />

Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A. 15.50 News<br />

16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />

17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt<br />

18.55 Quiz mit Biss 20.15 Elementary. Drogengrüße<br />

aus Moskau 21.10 Navy CIS. Unter<br />

Druck 22.05 Navy CIS: New Orleans. Der Engel<br />

des Todes 23.00 Navy CIS: L.A. Gold von gestern<br />

23.55 Navy CIS. TotimEis 0.50 Late News<br />

0.55 Navy CIS. Unter Druck<br />

RTL 2<br />

7.00 Die Straßencops West –Jugend im Visier<br />

8.00 Frauentausch 10.00 Frauentausch 12.00<br />

Frauentausch 14.00 Die Reimanns –Ein außergewöhnliches<br />

Leben 15.00 Hartz und herzlich<br />

–Tag für TagBenz-Baracken 17.00 News<br />

17.05 Krass Schule –Die jungen Lehrer 18.05<br />

Köln 50667 19.00 Love Island Flash 19.05<br />

Berlin –Tag &Nacht 20.15 Krieg der Welten.<br />

Sci-Fi-Film, USA 2005 22.30 Love Island –<br />

Heiße Flirts und wahre Liebe 23.30 The Lazarus<br />

Effect. Sci-Fi-Horror,USA 2015 1.10 The<br />

Cabin in the Woods. Horrorfilm, USA 2012<br />

Eurosport 1<br />

15.00 Radsport: Vuelta aEspaña. 19. Etappe<br />

17.45 Radsport: Vuelta extra 18.15 Fußball:<br />

Bundesliga der Frauen 19.00 Fußball: Bundesliga<br />

der Frauen. Vorberichte 19.15 Fußball:<br />

Bundesliga der Frauen. 3. Spieltag 21.00 Fußball:<br />

Bundesliga der Frauen 21.15 Eurosport<br />

News 21.25 Radsport: Grand Prix Cycliste de<br />

Québec. Rundkursrennen in Kanada 22.30<br />

Eurosport News 22.40 Radsport: Vuelta aEspaña<br />

23.15 Fußball: Bundesliga der Frauen<br />

0.15 Radsport: Tour of Britain 1.30 Pause<br />

PROSIEBEN, 20.15 UHR WESTERN<br />

Django Unchained<br />

Der ehemalige Zahnarzt Dr.KingSchultz(ChristophWaltz, l.)verdientsich<br />

seinen Unterhalt mittlerweileals Kopfgeldjäger.Nachdem er den Sklaven<br />

Django (Jamie Foxx,r.) befreit hat, kann dieser ihn davonüberzeugen,mit ihm in<br />

den Süden zu ziehen,umseine Frau Broomhildaaus der Gewalt des Plantagenbesitzers<br />

Calvin Candie zu befreien. Mit„Django Unchained“inszenierte Regisseur<br />

Quentin Tarantino eine zitatenreiche Hommageandie Italowestern vonGenregrößen<br />

wieSergio Leone,SergioCorbucci undEnzoG.Castellari, sowieanden<br />

Klassiker„Django“selbst.Bei der Oscarverleihung wurde der Film mitzweiPreisenausgezeichnet.<br />

Einer davonging an ChristophWaltzinder Kategorie „Bester<br />

Nebendarsteller“für seineRolledes KopfgeldjägersDr. King Schultz. Tarantinos<br />

aktuellerFilm „Once Upon aTime in ... Hollywood“ läuft derzeit in denKinos.<br />

(USA/2012)<br />

Foto: ProSieben<br />

Anzeige<br />

ONE, 21.00 UHR<br />

berliner-zeitung.de/swipe<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL<br />

SUDOKU<br />

7 5<br />

6 5 1 7 4<br />

3<br />

2 9 8<br />

7 3<br />

4 2 1<br />

9 4<br />

1 8<br />

8 3<br />

MIT DIAGONALEN –SCHWER<br />

Swipe<br />

durch Berlin.<br />

DIGITAL<br />

SO SCHREIBTMAN BERLIN.<br />

3 7<br />

9<br />

1 6<br />

4<br />

5 7<br />

2 1<br />

9 7<br />

3 8<br />

3 4 5<br />

AUFLÖSUNG<br />

VOM 12. 9. 2019<br />

MITTEL<br />

AUFLÖSUNG<br />

VOM 12. 9. 2019<br />

SCHWER<br />

6.20 zibb. zuhause in berlin &brandenburg<br />

7.20 Brisant 8.00 Brandenburg aktuell /<br />

Abendschau 8.30 Brandenburg aktuell /<br />

Abendschau 9.00 In aller Freundschaft 9.45<br />

In aller Freundschaft 10.30 Rote Rosen 11.20<br />

Sturm der Liebe 12.10 Julia –Eine ungewöhnliche<br />

Frau 13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach<br />

Meer 14.00 Gartengeschichten (5) 14.45 Unser<br />

Dorf hat Wochenende 15.15 Unser Westen<br />

16.00 rbb24 16.15 Wer weiß denn sowas?<br />

17.00 rbb24 17.05 Panda, Gorilla &Co.<br />

17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />

18.30 zibb. zuhause in berlin &<br />

brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />

Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Echt witzig!<br />

Die Sendung „Echt witzig! -Mal wieder<br />

lachen!“ zeigt acht bekannte Entertainer<br />

mit Ausschnitten aus ihren besten<br />

Programmen.<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Riverboat<br />

Gäste: Peter Maffay, JanaHensel, Uta<br />

Schorn, Hannes Jaenicke, Milan Peschel,<br />

ErwinBerner,Anna Loos, Bastian Bielendorfer<br />

0.15 Ein Kessel Buntes<br />

Mit Helga Hahnemann,Frank Schöbel<br />

Moderation: Wolfgang Lippert<br />

ProSieben<br />

11.25 Mike&Molly. Cocktails und Peinlichkeiten.<br />

Comedyserie 11.50 2BrokeGirls. Death<br />

Bitch Forever/DietraurigeGeschichte. Comedyserie<br />

12.45 Mom. Trost auf vierPfoten. Comedyserie<br />

13.15 Twoand aHalfMen. Bereit für die<br />

Großaufnahme/Ich kümmere mich um Prudence/Im<br />

Bett mit Angina. Comedyserie 14.35<br />

The Middle. Das ewigeGeschrei/Der Valentinstag.Comedyserie<br />

15.35 The BigBangTheory.<br />

Die Hochzeitsüberraschung/Penny und diePhysiker/Chaos-Theorie.<br />

Comedyserie 17.00 taff.<br />

Beruf(ung) Lehrer! 18.00 Newstime 18.10 Die<br />

Simpsons. Begräbnis für einen Feind/Hello,Mr.<br />

President. Zeichentrickserie 19.05 Galileo. Was<br />

ist der beste Fisch? Moderation: Aiman Abdallah<br />

20.15 Django Unchained<br />

Western, USA 2012<br />

Mit Jamie Foxx, Christoph Waltz,<br />

Leonardo DiCaprio, Kerry Washington,<br />

Samuel L. Jackson,Don Johnson u.a.<br />

Regie: QuentinTarantino<br />

23.35 The Birth of aNation –Aufstand zur<br />

Freiheit Drama, USA/CDN 2016<br />

Mit Nate Parker,Armie Hammer u.a.<br />

1.50 Watch Me –das Kinomagazin<br />

2.00 ProSieben Spätnachrichten<br />

2.05 Django Unchained<br />

Western, USA 2012<br />

13.45 (für HG) Aguirre, der Zorn Gottes. Abenteuerfilm,<br />

D/PER 1972 15.50 Magic Cities<br />

16.40 X:enius 17.10 Wie das Land, so der<br />

Mensch 17.40 Grönland –Ein Dorf am Ende<br />

der Welt 18.30 (für HG) Wildes Griechenland<br />

19.20 Arte Journal 19.40 Re: 20.15 Goldene<br />

Hochzeit mit Handicap. TV-Komödie, F2019<br />

21.50 Kate Bush –Stimmgewaltig und exzentrisch<br />

22.45 Tracks 23.30 Highlights vom Southside<br />

und Hurricane 2019 0.50 Arte Journal<br />

1.10 Auf den Spuren Fellinis 2.25 (für HG)<br />

Das Wunder von Nairobi<br />

3Sat<br />

11.30 (für HG) Stöckl. 12.30 (für HG) Selbstbestimmt!<br />

Das Magazin 13.00 (für HG) ZIB<br />

13.25 (für HG) Steffens entdeckt 14.50 Australiens<br />

Nationalparks 18.30 nano 19.00 (für<br />

HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 Die Wunden der Ermittler –<br />

WieVerbrechen die Seele belasten 21.00 makro<br />

21.30 auslandsjournal extra 22.00 (für<br />

HG) ZIB 222.25 (für HG) Trespass –Auf Leben<br />

und Tod. Thriller,USA/BUL 2011 23.45 (für<br />

HG) Carjacked –Jeder hat seine Grenzen. Thriller,USA/CDN<br />

2011 1.10 (für HG) Zapp<br />

Phoenix<br />

17.05 augstein und blome 17.15 Momos Fische:<br />

Ein Flüchtling wird Unternehmer 17.30<br />

phoenix der tag 18.00 phoenix persönlich<br />

18.30 Heimliche Helden des Mauerfalls 19.15<br />

Besseres Leben? Junge Ukrainer in Polen<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

China von oben 21.45 (für HG) Das Geheimnis<br />

der Elefanten –Familienbande bei den grauen<br />

Riesen 22.30 Das leise Sterben der Löwen<br />

23.00 phoenix der tag 0.00 phoenix persönlich<br />

0.30 augstein und blome 0.45 Ein Spion<br />

in Peking 1.40 Mata Hari –Die schöne Spionin<br />

Kika<br />

13.50 (für HG) Die Regeln von Floor 14.10<br />

Schloss Einstein 15.00 Lockie Leonard 15.45<br />

Stoked 16.10 (für HG) Lenas Ranch 16.55<br />

Kein Keks für Kobolde 17.40 (für HG) Belle<br />

und Sebastian 18.05 Der kleine Nick 18.20<br />

Ben &Hollys kleines Königreich 18.40 Löwenzähnchen<br />

–Eine Schnüffelnase auf Entdeckungstour<br />

18.50 Sandmann 19.00 (für HG)<br />

Robin Hood –Schlitzohr von Sherwood 19.30<br />

(für HG) Mister Twister –Eine Klasse macht<br />

Camping. Komödie, NL 2013 20.45 Bernd &<br />

Friends 21.00 Pause<br />

Dmax<br />

15.15 Coast Guard Alaska –Rettung aus der Luft<br />

16.15 Die Zwangsvollstrecker 17.15 Die Gebrauchtwagen-Profis<br />

19.15 Border Control –<br />

Spaniens Grenzschützer 20.15 Monsterfische am<br />

Haken 21.15 YukonMen –Überleben in Alaska<br />

22.15 Caravaning &Cooking: Brian auf großer<br />

Tour 22.45 Jack Maxwell: Hochprozentigumdie<br />

Welt 23.43 Man vs. Food mit CaseyWebb 0.10<br />

DMAX News 0.15 King of Bacon –Ran an den<br />

Speck! 0.40 Caravaning &Cooking: Brian auf<br />

großer Tour 1.10 Dark Waters mitJeremy Wade<br />

5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.0<br />

Tagesschau-Nachrichten 9.15 Zapp 9.45 Shift<br />

10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.15 quer 11.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 13.00 Mittagsmagazin<br />

14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.15 Mex–Das<br />

Marktmagazin 20.00 Tagesschau 20.15 Panorama<br />

20.45 Exclusiv im Ersten 21.17 Pioniere der<br />

Lüfte 22.00 Tagesthemen 22.15 mehr/wert<br />

22.45 Extra 23.00 Tagesthemen 23.15 Weltspiegel-Reportage<br />

23.42 DieTagesschauvor 20 Jahren<br />

0.00 Tagesthemen 0.15 9/11 –Gestrandet<br />

bei Freunden 1.05 Extra 1.15 Tagesschau 1.25<br />

mehr/wert 1.55 Extra 2.00 Tagesschau 2.10<br />

Schätze derWelt 2.25 SachsenSpiegel 2.55 Extra<br />

ONE<br />

8.45 „Denver-Clan” ohne Maske 9.15 Brisant<br />

9.55 Dawson'sCreek 10.40 Comedy Cuisine<br />

11.25 Lindenstraße 11.55 Sturmder Liebe 12.4<br />

Sturmder Liebe 13.30 Um HimmelsWillen 14.20<br />

PartyofFive 15.05 PartyofFive 15.45 Großstadt<br />

revier 16.35 ComedyCuisine 17.20 Lindenstraße<br />

17.50 Hart aber herzlich 18.40 Sturmder Liebe<br />

19.25 Sturmder Liebe 20.15 extra 3 21.00 The<br />

BigSick. Liebesdrama, USA 2017 22.55 Grand<br />

Hotel 23.40 Grand Hotel 0.25 Grand Hotel 1.10<br />

Young and Promising 1.40 Youngand Promising<br />

2.10 Youngand Promising 2.40 Youngand Promising<br />

3.10 extra 3Spezial 3.40 Hart aber herzlich<br />

4.30 Lindenstraße<br />

ZDF NEO<br />

6.00 AktenzeichenXY... ungelöst –Die Dokumentation<br />

6.30 (für HG)Vera–Einganzspezieller Fall<br />

Schatten derVergangenheit. TV-Kriminalfilm,GB<br />

2011 8.00 Topfgeldjäger 8.55 Lafer! Lichter! Lecker!<br />

9.40 Bares für Rares 10.30 Baresfür Rares<br />

11.25 Baresfür Rares –Lieblingsstücke 12.10<br />

Monk 12.50 Monk 13.35 Psych 14.15 Psych<br />

14.55 Monk 15.35 Monk 16.20 Psych 17.00<br />

Psych 17.45 Bares für Rares –Lieblingsstücke<br />

18.30 Baresfür Rares 19.20 Baresfür Rares<br />

20.15 Death in Paradise 21.05 Death in Paradise<br />

22.00 DeathinParadise 22.50 SilentWitness<br />

23.40 SilentWitness 0.35 Unit 42 1.25 Unit 42<br />

2.10 Unit423.00 Unit 42 3.50 Unit 42<br />

ZDF INFO<br />

9.45 (für HG) Dasverdient Deutschland 10.30 (fü<br />

HG)Armes reiches Deutschland 11.00 Start-up<br />

insRisiko –Von derIdeebis zurPleite 11.45 (für<br />

HG)ZDF.reportage 12.15 (für HG) Das Drama um<br />

dieSozialwohnungen 12.45 AlbtraumWohnen<br />

13.30 Despoten 14.15 Despot Housewives 15.4<br />

MadameMao –Aufstieg undFall der JiangQing<br />

16.30 ZDF-History 17.15 Eva Braun–DieBraut<br />

desBösen 18.45 (für HG)Terra X 19.30 (fürHG)<br />

Schätzeaus demEis 20.15 Aufgedeckt:Geheimnissedes<br />

Altertums 21.00 Die Akte Tutanchamun<br />

22.25 Aufgedeckt–Rätselder Geschichte 0.45<br />

(für HG) heute-journal 1.15 (für HG) Deutschlands<br />

Supergrabungen<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Clara Schumann zum 200. Geburtstag Vorbild<br />

und Lehrerin., ca. 46 Minuten<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Musikfest Berlin Mit Werken von Schnittke,<br />

Bruckner,ca. 137 Minuten<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Schumann Festwochen Leipzig Mit Werken<br />

von Jolas, C. Schumann, R. Schumann,<br />

ca. 146 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Steffen Kopetzky: „Propaganda”<br />

(5/29). Es liest Johann von Bülow, ca. 30 Min<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Rafik Schami: „Die geheime Mission<br />

des Kardinals” (40/40). Mit Udo Schenk, JürgenTarrach,ca.<br />

26 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Lebenszeit Flexibel und mobil. Muss Arbeit<br />

neu gedacht werden?, ca. 80 Minuten<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Mikrokosmos –die Kulturreportage Kulturel<br />

le Vielfalt und Inklusion (2/3). Radio Inklusive<br />

–Barrierefrei am Mikrofon., ca. 45 Minuten<br />

19.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Zeitfragen Literatur.Ich will ins Freie! Johann<br />

KarlWezels vergeblicherVersuch, vergessen zu<br />

werden. VonWolfgang Hörner,ca. 30 Minuten<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Die 13. Fee oder Was Mon Chér<br />

meiner Mutter wirklich bedeutet. Von<br />

Hofmann&Lindholm,ca. 50 Minuten<br />

22.20 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Musikfeuilleton „Ich soll Dir nun bald ganz<br />

gehören”. Clara Schumann zwischen Selbstbe<br />

stimmung und Ergebenheit., ca. 40 Minuten<br />

22.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Gespräch Mit Caroline Peters (Schauspielerin<br />

Moderation: Karla Engelhard,ca. 30 Minuten<br />

0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Lange Nacht „Es treibt mich ein dunkles Seh<br />

nen”.Die Lange Nacht über den Tonpoeten<br />

Robert Schumann., ca. 175 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Hilde Louise Asbjørnsen, ca. 30 Mi<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

On stage Unter dem Blues-Hut (2/2). Die<br />

Marcus King Band.,ca. 55 Minuten<br />

23.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Jazz Preview –Jazz-Neuerscheinungen. Mit Johannes<br />

Kloth, ca. 30 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · F reitag, 13. September 2019 – S eite 28 **<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

Karel Gott (80) ist an akuter Leukämie<br />

erkrankt. Dasteilte der Sänger am<br />

Donnerstag in der tschechische Boulevardzeitung<br />

Blesk mit.Vorrund anderthalb<br />

Jahren sei bei ihm ein Myelodysplastisches<br />

Syndrom entdeckt<br />

worden. Diese Erkrankung des Knochenmarks<br />

habe nun zur Leukämie<br />

geführt. Er werdevon einem Spitzenteam<br />

der Prager Universitätsklinik<br />

betreut und ambulant behandelt.<br />

„Ich wollte euch nicht mit meinen<br />

Problemen belästigen“, erklärte der<br />

Tscheche noch, er sei niemand, der<br />

sich bemitleiden lassen wolle.Erst vor<br />

drei Jahren hatte der Sänger vonHits<br />

wie„Biene Maja“ und„Lady Carneval“<br />

eine andereschwereKrebserkrankung<br />

überstanden.<br />

LukeMockridge (30) hat mit seinem<br />

zerstörerisch-verstörenden Auftritt<br />

beim„ZDF-Fernsehgarten“ viele Zuschauer<br />

vordem Kopf gestoßen.Vor<br />

dreiWochen war das,und der Comedian<br />

machte sich mit seinem Prank<br />

auch noch über die an der Sendung<br />

beteiligten Kollegen lustig –schaut<br />

nur,ihr Luschen, ich zeige euch mal,<br />

was das hier für ein Kindergarten ist.<br />

Jetzt verriet Mockridge,dass drei<br />

Mädchen und drei Jungen im Grundschulalter<br />

ihm die„Scherze“mit dem<br />

Bananentelefon und den Furzgeräuschen<br />

vorgegeben hätten. Undnein,<br />

es tue ihm nicht leid:„Ich habe tatsächlich<br />

drei Tage gelacht.“ Eben,<br />

bloß keine falsche Gefühlsduselei in<br />

diesem Geschäft. (schl.)<br />

TIERE<br />

Bauernglück auf dem Öschbachtalhof:<br />

Drillinge!<br />

DPA/ULI RIPPMANN<br />

Grüß Gott!Wirsehen die Drillinge<br />

Hanna, Hannes und Hanni mit ihrem<br />

Besitzer Florian Rein auf dem Öschbachtalhof.<br />

DerHaupterwerbsbetrieb<br />

mit Mutterkuhhaltung liegt im<br />

baden-württembergischen Mössingen.<br />

DieFrauMama, also Susanne<br />

Rein, entdeckte vorelf Tagen, es war<br />

frühmorgens,dass KuhHeidrun ganz<br />

ohne Hilfe die Drillinge zurWelt gebracht<br />

hatte.Was für ein seltenes<br />

Glück! Allen gehe es gut, so Mama<br />

Rein jetzt im Schwäbischen Tagblatt,<br />

nur Heidrun sei beleidigt, weil sie<br />

nicht zu den anderen Kühen auf die<br />

Weide darf, sondernbeim Nachwuchs<br />

im Stall bleiben muss. (schl.)<br />

Sie schießen wie riesige Pilze<br />

aus dem Boden: Sechs Meter<br />

hohe Masten, an deren<br />

reifengroßen Hüten Kameras<br />

befestigt sind. Die gigantischen<br />

Champignons breiten sich derzeit<br />

epidemisch über ganz Johannesburg<br />

aus: Ihr bevorzugtes Biotop scheinen<br />

Wohngebiete und Straßenkreuzungen<br />

zu sein.<br />

Schon heute sind Hunderte der<br />

Überwachungspilzeüber die südafrikanische<br />

Metropole verteilt: BisEnde<br />

dieses Jahres sollen sich in der Goldstadt<br />

nicht weniger als 16000 Kameras<br />

befinden. Ihr Installateur, die<br />

Firma Vumacam, verspricht der von<br />

einer schwindelerregenden Kriminalitätsrate<br />

verstörten Bevölkerung,<br />

dass ihr die Überwachungsgeräte ein<br />

schon lange verloren gegangenes Gefühl<br />

der Sicherheit zurückbringen<br />

wird: In einem Testbezirksoll die Zahl<br />

der Verbrechen nach der Installation<br />

der elektronischen Augen um 90 Prozent<br />

zurückgegangen sein.<br />

Totalüberwachung? Na klar!<br />

Die neue<br />

Unsicherheit<br />

Im südafrikanischen Johannesburg soll die<br />

Kriminalität mit umfassender<br />

Videoüberwachung bekämpft werden<br />

Die Lage ist ernst. Vordem Hintergrund<br />

anhaltender Proteste gegen<br />

die Gewalt im Lande hat die Polizei<br />

in Johannesburg ihre jüngste Statistik<br />

vorgelegt: In ganz Südafrika gab<br />

es demnach pro Tag zwischen April<br />

2018 und diesem März knapp 58<br />

Morde sowie 144 Vergewaltigungen<br />

und andere Sexualdelikte. „Die Statistik<br />

schaut nicht gut aus“, gab Polizeiminister<br />

Bheki Cele am Donnerstag<br />

bei der Präsentation der Zahlen<br />

im Parlament zu.<br />

In Johannesburg, der mit knapp<br />

4,5 Millionen Einwohnern größten<br />

Stadt des Landes, sind die Verantwortlichen<br />

vomNutzen der Kameras<br />

so überzeugt, dass sie die Bevölkerung<br />

nicht einmal einvernehmen zu<br />

müssen meinten. Tatsächlich brachte<br />

die Umfrage unter rund 7000 Stadtbewohnern<br />

zum Vorschein, dass 86<br />

Prozent der Befragten nichts gegen<br />

die Totalüberwachung einzuwenden<br />

hatten. Undeine Gesetzesnovelle,die<br />

den Umgang mit persönlichen Informationen<br />

regeln soll, hat es bislang<br />

noch nicht einmal durchs Parlament<br />

geschafft.<br />

Und dann kam die Idee mit den<br />

Pilzen: Die Firma Vumatel hatte bereits<br />

weite Teile der Stadt mit Glasfaserkabeln<br />

für den Internetzugang<br />

durchzogen und wollte ihre Investition<br />

noch weiter vermarkten. Sie<br />

gründete das Unternehmen Vumacam<br />

und fragte bei privaten Sicherheitsfirmen<br />

an, ob diese die lichtschnellen<br />

Verbindungen nicht auch<br />

für ihre Zwecke nutzen wollten: Vumacam<br />

stellte die Masten mit Kamerasauf<br />

und bot den privaten Sheriffs<br />

ein Video-Signal für umgerechnet 40<br />

Euro im Monat an.<br />

Die kommerziellen Ordnungshüter<br />

ließen sich nicht zweimal fragen:<br />

Schließlich können sie die Kosten<br />

mühelos auf ihre verängstigten Kunden<br />

abwälzen. Die hochauflösenden<br />

Bilder der Kameras werden auch<br />

gleich vonintelligenter Softwareanalysiert:<br />

Sie macht es möglich, Nummernschilder<br />

abzugleichen und gestohlene<br />

oder aus anderen Gründen<br />

markierte Fahrzeuge zu identifizieren<br />

–und zwar bis zu 480 Autos pro Minute.Bald<br />

soll auch die elektronische<br />

Erkennung von Gesichtern möglich<br />

sein: Schlechte Zeiten für Verbrecher,<br />

aber auch für Ehebrecher und andere<br />

Personen, die sich zur falschen Zeit<br />

am falschen Ortbefinden.<br />

Nicht bekannt ist indessen, was<br />

Vumacam mit den gespeicherten Videos<br />

selbst noch alles vorhat.„Daten<br />

sind die neuen Goldminen“, weiß<br />

VonJohannes Dieterich, Johannesburg<br />

Johannesburg ist eine Kapitale des Verbrechens.<br />

So sieht<br />

er aus: der<br />

Johannesburger<br />

Überwachungspilz.<br />

MARVIN DIETERICH<br />

GETTY<br />

Thami Nkosi von der Nichtregierungsorganisation<br />

Right2Know. Und<br />

dabei ist der Datenmissbrauch seitens<br />

Vumacam noch nicht einmal<br />

die größte Gefahr, die das Heer der<br />

Pilze für die Bevölkerung darstellt.<br />

Die investigative Journalistin Heidi<br />

Swartmachte sich die Mühe,ineiner<br />

monatelangen Recherche den Tücken<br />

nachzugehen, die vondem Einsatz<br />

der in China hergestellten Kameras<br />

ausgehen –und kam dabei zu<br />

erschreckenden Schlüssen.<br />

Nicht nur, dass die Aufzeichnungsgeräte<br />

für Hacker fast mühelos<br />

zu knacken sind: DasReich der Mitte<br />

kann darüber auch seine Datenbanken<br />

anreichern, die sie für die Erfassung<br />

von Gesichtern braucht –und<br />

damit ihre eigene Bevölkerung oder<br />

gar die ausländischer Staaten noch<br />

effektiver kontrollieren kann. Swarts<br />

Erkenntnisse erinnernandie Debatte<br />

um den chinesischen Mobilfunkriesen<br />

Huawei, die derzeit in den USA<br />

und Großbritannien tobt.<br />

Misstrauen gegen China<br />

Die Schwachpunkt der Pilze inJohannesburgsind<br />

die Video-Kameras<br />

der chinesischen Firma Hikvision,<br />

die bereits zur Überwachung der kritischen<br />

Bevölkerung inTibet sowie<br />

in der von aufständischen Uigur-<br />

Muslimen bevölkerten Xinjiang-Provinz<br />

eingesetzt werden. Die Multimilliarden-Dollar-Firma<br />

wird von<br />

der chinesischen Regierung kontrolliert<br />

und beherrscht inzwischen<br />

weltweit den Markt der Überwachungskameras.<br />

Nach den Recherchen<br />

Swarts haben die Aufzeichnungsgeräte<br />

Hikvisions in Sachen Sicherheit<br />

einen „zweifelhaften Leumund“:<br />

Selbst unerfahrene Hacker<br />

könnten sich in Windeseile übers Internet<br />

Zugang zu ihren Bildern verschaffen.<br />

Dass das Reich der Mitte anallen<br />

möglichen Informationen auch aus<br />

Afrika interessiert ist, zeigt ein Abhörskandal<br />

im Sitz derAfrikanischen<br />

Union (AU) in Äthiopiens Hauptstadt<br />

Addis Abeba. Dort stellten<br />

Techniker im Januar 2017 fest, dass<br />

über fünf Jahre hinweg täglich zwischen<br />

Mitternacht und zwei Uhr<br />

morgens riesige Mengen an Daten<br />

aus dem von den Chinesen gebildeten<br />

Hauptquartier des Staatenbunds<br />

nach Shanghai übertragen wurden:<br />

Der Fall trug wesentlich zum Misstrauen<br />

gegenüber chinesischen IT-<br />

Firmen wie Huawei bei. Selbstverständlich<br />

dementierte Peking energisch.<br />

Doch selbst den Chinesen<br />

wohlgesonnene AU-Beamte bestätigten<br />

den skandalösen Vorfall.<br />

Welches Interesse China an den<br />

Johannesburger Bildern haben<br />

könnte, verdeutlicht eine Vereinbarung,<br />

die Peking nach Informationen<br />

des US-Magazins „Foreign Policy“ im<br />

vergangenen Jahr mit SimbabwesRegierung<br />

traf. Danach stelle der bankrottesüdafrikanische<br />

Staatder chinesischen<br />

Technologie-Firma Cloud-<br />

Walk Videos seiner Bevölkerung zur<br />

Verfügung, damit diese ihre Programme<br />

zur Gesichtserkennung verbessern<br />

können: Bisher habe Cloud-<br />

Walks Technologie daran gekrankt,<br />

dass sie nur bleiche Gesichter erkennen<br />

konnte. Als Regenbogenstaat<br />

bietet Südafrika die breiteste Palette<br />

verschiedenster Physiognomen: Ein<br />

ideales Terrain zur Erprobung lückenloser<br />

Überwachung.<br />

Johannes Dieterich<br />

weiß: In Südafrika lockt das<br />

große Datengeschäft.<br />

NACHRICHTEN<br />

Mindestens 50 Tote bei<br />

Zugunglück im Kongo<br />

Beim Entgleisen eines Zugs im<br />

Kongo sind mindestens 50 Menschen<br />

ums Leben gekommen und<br />

zahlreiche weitereverletzt werden.<br />

Diegenaue Ursache des Unglücks im<br />

BezirkMayibaridi war zunächst<br />

noch unklar,wie der Minister für humanitäreAngelegenheiten<br />

am Donnerstag<br />

in der Hauptstadt Kinshasa<br />

bekannt gab.Der Güterzug war<br />

demnach am frühen Morgen gegen<br />

drei Uhrinder Tanganyika-Provinz<br />

im Südosten des zentralafrikanischen<br />

Landes unterwegs,als sich das<br />

Unglück ereignete.Auf den langsamen<br />

Frachtzügen im Kongo springen<br />

häufig Passagiere auf, obwohl<br />

dies nicht erlaubt ist. (dpa)<br />

Noch immer 1300 Vermisste<br />

nach Hurrikan „Dorian“<br />

AnderthalbWochen nach dem Hurrikan„Dorian“<br />

ist die Zahl derVermissten<br />

auf den Bahamas auf 1300 gesunken.<br />

DieKatastrophenschutzbehörde<br />

der Inselgruppe korrigierte die Zahl<br />

derVermissten am Donnerstag von<br />

2500 nach unten, nachdem sie zahlreiche<br />

als vermisst geltende Menschen<br />

in Notunterkünften ausgemacht<br />

hatte.DerWirbelsturmwar am<br />

1. September mitWindstärken von<br />

bis zu 300 Stundenkilometernüber<br />

die Bahamas hinweggefegt. Es sei damit<br />

zu rechnen, dass die Zahl der bislang<br />

50 bestätigten Toten„deutlich<br />

steigen“ werde, sagte Premierminister<br />

HubertMinnis. (AFP,dpa)<br />

Da Vincis mechanischer<br />

LöweinParis zu sehen<br />

Der Löwen-Nachbau ist im Louvre noch<br />

bis zum Oktober zu bewundern.<br />

AFP<br />

Eine Rekonstruktion des berühmten<br />

mechanischen Löwen vonLeonardo<br />

daVinci ist bis Oktober in Pariszusehen.<br />

Experten aus Italien haben das<br />

zwei Meter große Raubtier aus Holz<br />

und mit einem Metall-Mechanismus<br />

nachgebaut. Deritalienische Künstler<br />

und Erfinder hatte den Löwen, der<br />

sich selbst bewegen konnte,imAuftrag<br />

vonPapst Leo X. für den französischen<br />

König Franz I. entworfen. Italien<br />

und Frankreich feiernindiesem<br />

Jahr den 500.Todestag daVincis. (AFP)<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute belaufen sich die Höchsttemperaturen auf 20bis 23 Grad. Dazu<br />

wechseln sich viele Wolken, etwas Sonne und Regenschauer ab. Der Wind<br />

weht schwach bis mäßig aus westlichen Richtungen. Inder Nacht zeigen<br />

sich bei wechselnder Bewölkung zeitweise die Sterne, und die Temperaturen<br />

fallen auf Wertevon 8bis 6Grad.<br />

Biowetter: Schlafstörungen ziehen<br />

eine erhöhte Müdigkeit imAlltag<br />

nach sich. Einige Menschen klagen<br />

über Kopfschmerzen, Schwindelgefühle<br />

und Migräne. Insgesamt fühlt<br />

man sich oftmals nicht so wohl.<br />

Pollenflug: Im Moment tritt keine<br />

Belastung durch Pollenflug auf.<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 20Grad.<br />

Wind: schwach aus West.<br />

Wittenberge<br />

10°/20°<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

10°/21° 13°/20°<br />

Luckenwalde<br />

11°/21°<br />

Sonnabend<br />

Sonntag<br />

Montag<br />

heiter heiter Regen<br />

9°/20° 11°/23° 12°/17°<br />

Prenzlau<br />

11°/20°<br />

Cottbus<br />

13°/23°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

11°/21°<br />

Ein Tief über Nordeuropa sorgt mit seinen Wetterfronten für Abkühlung. Darüber<br />

hinaus liegt Mitteleuropa ander Ostflanke eines kräftigen Hochs über den Britischen<br />

Inseln, wodurch kühlere Luft von Norden nach Mitteleuropa transportiert<br />

wird. Weiterhin hohe Unwettergefahr besteht über dem westlichen Mittelmeer.<br />

Sylt<br />

11°/18°<br />

Hannover<br />

10°/19°<br />

Köln<br />

14°/21°<br />

Saarbrücken<br />

13°/23°<br />

Konstanz<br />

13°/25°<br />

Hamburg<br />

11°/19°<br />

Erfurt<br />

13°/22°<br />

Frankfurt/Main<br />

13°/24°<br />

Stuttgart<br />

13°/25°<br />

Rügen<br />

12°/19°<br />

Rostock<br />

13°/18°<br />

Magdeburg<br />

13°/22°<br />

Nürnberg<br />

12°/23°<br />

München<br />

10°/25°<br />

Dresden<br />

15°/22°<br />

Deutschland: Heute gehen bei meist<br />

wolkigem Himmel gelegentlich Regenschauer<br />

nieder. Dabei werden im<br />

Tagesverlauf 18bis 25 Grad erreicht,<br />

nachts kühlt esdann auf<br />

15 bis 6Grad ab. Der Wind weht nur<br />

schwach aus West. Morgen scheint<br />

immer wieder die Sonne bei teilweise<br />

wolkigem Himmel. Die Temperaturen<br />

belaufen sich auf maximal<br />

17 bis 25Grad, und der Wind weht<br />

schwach aus Ost.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 17°-18°<br />

Nordsee: 17°-19°<br />

Mittelmeer: 21°-31°<br />

Ost-Atlantik: 16°-21°<br />

Mondphasen: 14.09. 22.09. 28.09. 05.10.<br />

Sonnenaufgang: 06:36 Uhr Sonnenuntergang: 19:27 Uhr Mondaufgang: 19:43 Uhr Monduntergang: 05:20 Uhr<br />

Lissabon<br />

31°<br />

Las Palmas<br />

27°<br />

Madrid<br />

25°<br />

Reykjavik<br />

10°<br />

Dublin<br />

16°<br />

London<br />

22°<br />

Paris<br />

25°<br />

Bordeaux<br />

31°<br />

Palma<br />

29°<br />

Algier<br />

34°<br />

Nizza<br />

27°<br />

Trondheim<br />

11°<br />

Oslo<br />

17°<br />

Stockholm<br />

18°<br />

Kopenhagen<br />

18°<br />

Berlin<br />

20°<br />

Mailand<br />

27°<br />

Tunis<br />

30°<br />

Rom<br />

30°<br />

Warschau<br />

22°<br />

Wien<br />

26° Budapest<br />

26°<br />

Palermo<br />

28°<br />

Kiruna<br />

9°<br />

Oulu<br />

12°<br />

Dubrovnik<br />

29°<br />

Athen<br />

28°<br />

St. Petersburg<br />

16°<br />

Wilna<br />

18°<br />

Kiew<br />

27°<br />

Odessa<br />

27°<br />

Varna<br />

27°<br />

Istanbul<br />

27°<br />

Iraklio<br />

27°<br />

Archangelsk<br />

17°<br />

Moskau<br />

20°<br />

Ankara<br />

27°<br />

Antalya<br />

33°<br />

Acapulco 34° Gewitter<br />

Bali 34° sonnig<br />

Bangkok 33° wolkig<br />

Barbados 31° Gewitter<br />

Buenos Aires 17° heiter<br />

Casablanca 25° sonnig<br />

Chicago 24° wolkig<br />

Dakar 31° heiter<br />

Dubai 38° sonnig<br />

Hongkong 34° heiter<br />

Jerusalem 29° sonnig<br />

Johannesburg 26° heiter<br />

Kairo 33° heiter<br />

Kapstadt 17° bewölkt<br />

Los Angeles 30° sonnig<br />

Manila 30° Gewitter<br />

Miami 33° Gewitter<br />

Nairobi 30° heiter<br />

Neu Delhi 36° heiter<br />

New York 23° heiter<br />

Peking 29° Schauer<br />

Perth 27° heiter<br />

Phuket 32° wolkig<br />

Rio de Janeiro 23° bedeckt<br />

San Francisco 29° heiter<br />

Santo Domingo 32° heiter<br />

Seychellen 26° heiter<br />

Singapur 31° Gewitter<br />

Sydney 21° heiter<br />

Tokio 26° bedeckt<br />

Toronto 23° bewölkt

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