Taxi Times Berlin - Januar / Februar 2019
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WETTBEWERB<br />
Geschäftspraktiken zu ändern und wälzt die Verantwortung auf<br />
die ausführenden Betriebe ab. Ein deutliches Beispiel der Methode<br />
Uber: Gesetze werden so lange ignoriert, bis die intensive Lobbyarbeit<br />
zu einer gewünschten Gesetzesänderung geführt hat.<br />
Derweil wird der Markt mit Dumpingpreisen erobert.<br />
Zurück nach Deutschland. Die Gewinnsituation vieler <strong>Taxi</strong>unternehmen<br />
hierzulande ist seit<br />
geraumer Zeit mehr als bescheiden.<br />
Um einigermaßen über die Runden<br />
zu kommen, muss ein Betrieb einen<br />
Umsatz von ca. 25 Euro/Stunde<br />
erwirtschaften. Ein Wert, der vielerorts<br />
nicht erreicht wird. Aus vielen<br />
Gutachten der letzten Jahre geht hervor,<br />
das eine nicht geringe Anzahl von <strong>Taxi</strong>betrieben sich nur mit<br />
Hilfe von Steuerhinterziehung und Sozialbetrug über Wasser hält.<br />
Da stellt sich dann schon die Frage, welche Fantasie einen Milliardenkonzern<br />
wie Uber in den deutschen Markt treibt?<br />
Wie das Unternehmen hierzulande agiert, lässt sich derzeit gut<br />
in Düsseldorf studieren, wo Uber seit Oktober wieder aktiv ist.<br />
Fahrpersonal wird z. T. aus <strong>Berlin</strong> eingeflogen und in Hotels untergebracht.<br />
Die eingesetzten Mietwagen sind u. a. in Bonn, <strong>Berlin</strong><br />
oder Viersen konzessioniert. Ohne vorprogrammierten Verstoß<br />
gegen die gesetzliche Rückkehrpflicht ist ein solcher Betrieb gar<br />
nicht möglich. Selbstverständlich bietet man Fahrpreise weit unter<br />
dem <strong>Taxi</strong>tarif an, um den Markt aufzurollen. Die Kriegskasse von<br />
Uber ist prall gefüllt.<br />
Kürzlich hat Verkehrsminister Scheuer verlauten lassen, er<br />
wolle den Markt für Fahrdienstleister noch in dieser Wahlperiode<br />
öffnen. Er erhofft sich dadurch u. a. Verbesserungen für die Mobilität<br />
der ländlichen und älteren Bevölkerung. Leider zeugt diese<br />
Aussage von Unkenntnis der Marktverhältnisse.<br />
Es müsste schon zu einer 180-Grad-Wende in der Unternehmensstrategie<br />
von Uber und ähnlichen Diensten kommen, wenn dies<br />
Wirklichkeit werden sollte. Erfahrungsgemäß sind Unternehmen<br />
wie Uber vornehmlich an dem schnellen und halbwegs lukrativen<br />
Geschäft in den größeren Städten interessiert.<br />
Das <strong>Taxi</strong>gewerbe hat sicherlich in den letzten Jahrzenten Fehler<br />
gemacht. Servicemängel und Schattenwirtschaft sind hier die<br />
großen Stichworte. Andererseits tut man der Branche unrecht,<br />
wenn man sie per se als unmodern bezeichnet. Beispielsweise<br />
hat die Digitalisierung mit den beiden größten <strong>Taxi</strong>-Bestell-Apps<br />
mytaxi und taxi.eu schon seit geraumer Zeit Einzug gehalten.<br />
Beide Systeme haben inzwischen eine Funktion integriert, mit<br />
der das Teilen eines <strong>Taxi</strong>s ermöglicht wird. Ein wichtiges Feature<br />
im Hinblick auf echte Verkehrsvermeidung und die Mobilität im<br />
ländlichen Bereich. Auch die bargeldlose Zahlung ist mittlerweile<br />
in fast allen <strong>Taxi</strong>s möglich.<br />
Leider werden die Bemühungen vieler seriös arbeitender<br />
Betriebe durch mangelnde Unterstützung örtlicher Behörden konterkariert.<br />
So hat in <strong>Berlin</strong> vor 2 Jahren die zuständige Behörde<br />
die verpflichtende Einführung sog. Fiskaltaxameter zur Eindämmung<br />
von Steuer- und Sozialbetrug beschlossen. Etwa zeitgleich<br />
drängte Uber verstärkt in den Markt. Einerseits wurde Uber durch<br />
den Wegfall der Ortskundeprüfung die Suche nach geeigneten<br />
Fahrern erleichtert. Andererseits haben sich verstärkt ehemalige<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmer, die zuvor durch schattenwirtschaftliche<br />
Strukturen aufgefallen waren, dem Vermittlungssystem von Uber<br />
Welche Fantasie treibt einen<br />
Milliardenkonzern wie Uber<br />
in den deutschen Markt?<br />
angeschlossen. Eine Überprüfung dieser Mietwagenbetriebe findet<br />
kaum statt, auch weil eine rechtliche Handhabe weitgehend<br />
fehlt. Im Ergebnis sehen wir eine Verlagerung der Schattenwirtschaft<br />
in den Mietwagenbereich.<br />
Daher unser Appell an die politischen Entscheidungsträger:<br />
Öffnen sie nicht den Markt in Deutschland für Anbieter wie<br />
Uber, deren zweifelhafte Geschäftspraktiken<br />
in anderen Ländern wir<br />
zuvor an ausgewählten Beispielen<br />
beschrieben haben!<br />
Wesentlich zielführender wäre<br />
es, das <strong>Taxi</strong>gewerbe mit gezielten<br />
Maßnahmen zu stärken und an<br />
bestimmten Punkten in die Pflicht<br />
zu nehmen. Die Weiterentwicklung des bestehenden Ordnungsrahmens<br />
bietet deutlich mehr Vorteile, als der disruptiven Strategie<br />
eines Großkonzerns zu folgen, der sich den deutschen Markt<br />
ohne weiteres kaufen kann. Die Folgen lassen sich derzeit in den<br />
USA beobachten.<br />
Folgendes wäre aus unserer Sicht umzusetzen:<br />
1. Bundesweite Einführung des sogenannten Hamburger<br />
Modells, d. h. konsequente Anwendung rechtlicher Möglichkeiten<br />
unter Einsatz von Instrumenten des Steuerrechts („Fiskaltaxameter“)<br />
und des Arbeitsrechts (z. B. Mindestlohngesetz)<br />
zur Verhinderung von Steuerhinterziehung und Sozialbetrug.<br />
Bei der Verlängerung der Genehmigung sind der Behörde hier<br />
plausible betriebswirtschaftliche Daten vorzulegen. Geschieht<br />
dies nicht, kann die Konzession entzogen werden. Im Gegenzug<br />
kann auf die Deckelung der <strong>Taxi</strong>konzessionen verzichtet<br />
werden, da sich durch diese Maßnahmen der Markt automatisch<br />
reguliert. So sank in Hamburg z. B. die Anzahl der <strong>Taxi</strong>s<br />
von 4000 auf 3200.<br />
2. Manipulationssichere Aufzeichnung der Umsätze auch für<br />
den Mietwagen<br />
3. Förderung und Ausbau von <strong>Taxi</strong>-Sharing-Konzepten. So können<br />
<strong>Taxi</strong>s einen wesentlichen Beitrag zur notwendigen Reduzierung<br />
des Verkehrs beitragen.<br />
Olaf Bendin, Sascha Päffgen, Alexander Tritschkow<br />
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