Taxi Times Berlin - Januar / Februar 2019
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INKLUSION<br />
entweder die DIN-Norm oder die ISO-<br />
Norm erfüllt sein muss. Damit sei eindeutig<br />
geklärt, dass eine Förderung auch für<br />
elektrische „London-<strong>Taxi</strong>s“ erfolgen kann.<br />
Sie „werden vom Hersteller mit der Anwendung<br />
der ISO-Norm 10542-1:2012 verbaut,<br />
haben eine europäische Zulassung und entsprechen<br />
damit der StVZO“, klärt uns Frau<br />
Elisabeth Korsig auf, die im LAGeSo für das<br />
Projekt Inklusionstaxi verantwortlich ist.<br />
Jedes Fahrzeug, das gefördert werden<br />
soll, muss ein „gut ertastbares“ Eingabegerät<br />
für stark sehbehinderte bzw. blinde<br />
Menschen für den bargeldlosen Zahlungsverkehr<br />
mitführen, womit der gut fühlbare<br />
Punkt in der Mitte der Tastatur gemeint ist,<br />
der der Orientierung bei der Eingabe dient.<br />
Die für den barrierefreien <strong>Taxi</strong>verkehr<br />
geeigneten Fahrzeuge, die im Schichtbetrieb<br />
einsetzbar sind, verfügen fast ausnahmslos<br />
über einen Benzin- oder Dieselantrieb.<br />
Ausnahme ist der rein elektrisch<br />
betriebene Nissan e-NV200. Er ist aufgrund<br />
seiner Reichweite nach NEFZ von<br />
höchstens 275 Kilometern bestenfalls von<br />
alleinfahrenden Selbständigen einsetzbar.<br />
Das vollelektrische London-<strong>Taxi</strong> kommt<br />
zwar mit einem „Range-Extender“ auf die<br />
nötige Reichweite, ist aber konstruktionsbedingt<br />
nur mit Vorsicht als Inklusionstaxi<br />
zu empfehlen, da das Ein- und Ausladen<br />
der Fahrgäste und die Sicherung des Rollstuhls<br />
im Vergleich zu den Heckladern<br />
Inklusionstaxis müssen ein Kreditkartenterminal<br />
mitführen, bei dem in der Mitte der Tastatur<br />
ein gut fühlbarer Punkt angebracht ist.<br />
Preisspektrum<br />
Heckausschnitt, inkl. Alu-Auffahrrampe, Rollstuhlhaltesystem und Gurt für den<br />
Rollstuhlfahrer (Ausschnittgröße beachten!)<br />
<strong>Taxi</strong>rampe (nach innen klappbar)<br />
Drehklappsitz (Ersatz für 3.Sitzreihe), pro Stück<br />
Schwenksitz Beifahrer, komplett mit allen Adaptern und Montage, manuell verstellbar<br />
Elektrisch mit Fernbedienung<br />
Anpassung Rückfahrsensoren<br />
Einzelabnahme und Gutachten<br />
Optionen<br />
Kopf- und Rückenlehnensystem<br />
Luftfederung Hinterachse<br />
recht unkomfortabel sind.<br />
Auf für den Umbau geeignete, vollelektrische<br />
Fahrzeuge oder solche mit<br />
Hybridantrieb unserer „Hausmarken“<br />
müssen wir noch mindestens zwei bis<br />
drei Jahre warten. Angekündigt sind sie<br />
bereits von den meisten Herstellern. <strong>Berlin</strong><br />
fördert aber bereits jetzt – und deshalb<br />
alle Verbrenner, wenn sie die aktuell gültigen<br />
Schadstoffgrenzwerte erfüllen. Das<br />
Bundesumweltministerium versicherte<br />
zudem, in der Behindertenbeförderung<br />
werde es keine Fahrverbote geben. Somit<br />
sind Unternehmer mit Inklusionstaxen auf<br />
der sicheren Seite.<br />
Gemeinsam mit dem Antrag müssen<br />
mindestens drei verbindliche Kostenangebote<br />
zum Vergleich eingereicht werden.<br />
Deshalb hat sich <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> für Sie umgeschaut,<br />
welche Umrüstfirmen in Frage<br />
kommen und welche Angebote für Sie interessant<br />
sein könnten, und hat bei den in<br />
Frage kommenden Unternehmen Angebote<br />
eingeholt (siehe Kasten). Diese lassen den<br />
Rahmen erkennen, in dem sich die Kosten<br />
bewegen dürfen, und machen klar, auf was<br />
alles geachtet werden muss.<br />
Der Umbau umfasst den Heckausschnitt<br />
des umzurüstenden <strong>Taxi</strong>s, ein Rollstuhlhaltesystem<br />
sowie einen Dreipunktgurt<br />
für den Rollstuhlfahrer und den Einbau<br />
einer versenkbaren Rampe zur Bedeckung<br />
des Bodenausschnittes. Optional<br />
werden zusätzlich eine Kopf- und Rückenstütze<br />
für Rollstuhlnutzende, ein oder<br />
auch zwei Drehklappsitze, die nach innen<br />
umklappbare sogenannte <strong>Taxi</strong>rampe,<br />
Luft- bzw. Hydraulikfederung für die<br />
Hinterachse und eine Trittstufe mit Kontrast-Streifen<br />
für Fahrzeuge nach DIN-B2<br />
(„Bus-Klasse“) gefördert. Auch das unter<br />
Umständen notwendige Anpassen von<br />
Rückfahrsensoren wird bei der Förderung<br />
berücksichtigt. Unabdingbar für die Förderung<br />
des Umbaus eines Fahrzeuge nach<br />
Preise<br />
4.800 bis 7.000 Euro<br />
350 bis 900 Euro<br />
900 bis 1.500 Euro<br />
2.500 bis 3.700 Euro<br />
5.900 bis 6.600 Euro<br />
140 bis 300 Euro<br />
145 bis 265 Euro<br />
915 bis 1.490 Euro<br />
3.290 bis 3.500 Euro<br />
DIN-B1 („Caddy-Klasse“) ist der Einbau<br />
eines Schwenksitzes auf der Beifahrerseite.<br />
Die einzelnen Anbieter liegen bei den<br />
Hauptkomponenten des Umbaus preislich<br />
teilweise recht weit auseinander. Beim<br />
ZAHLEN, DIE EIN GUTES<br />
GESCHÄFT GARANTIEREN<br />
Gute Gründe für <strong>Taxi</strong>unternehmer,<br />
jetzt auf Inklusionstaxis zu setzen<br />
– aus der Info-Broschüre des<br />
Sozialverbands Deutschland, SoVD<br />
<strong>Berlin</strong>-Brandenburg e. V.<br />
In <strong>Berlin</strong> leben knapp 350.000<br />
schwerbehinderte Menschen, davon<br />
31.000 außergewöhnlich gehbehinderte<br />
Menschen, die berechtigt sind,<br />
eine finanzielle Mobilitätsförderung<br />
durch die Stadt zu erhalten. Der<br />
Sonderfahrdienst (SFD) führt gegenwärtig<br />
jährlich152.000 Fahrten durch<br />
und wird bei Zahlung eines Eigenbeitrags<br />
kostenlos angeboten. Ca.<br />
50.000 Fahrten werden bereits jetzt,<br />
durch Umsetzen aus dem Rollstuhl,<br />
in Limousinen-<strong>Taxi</strong>s im Rahmen<br />
des <strong>Taxi</strong>kontos durchgeführt. Eine<br />
Angleichung der Kostenbeteiligung<br />
zwischen Sonderfahrdienst und<br />
<strong>Taxi</strong>konto will der Senat laut Koalitionsvereinbarung<br />
in der jetzigen<br />
Legislaturperiode vornehmen. Insgesamt<br />
sind in <strong>Berlin</strong> jährlich ca. 8 Mio.<br />
Euro für diese Mobilitätsförderungen<br />
(SFD + <strong>Taxi</strong>konto) im Haushalt eingestellt.<br />
Neue Kundengruppe<br />
Mit dem neuen Angebot einer<br />
spontanen Mobilität mit dem <strong>Taxi</strong><br />
ist mit einer Wiederbelebung des<br />
Wunsches nach Mobilität bei bewegungseingeschränkten<br />
Menschen<br />
und damit einem Zuwachs der<br />
Nutzungszahlen zu rechnen – eine<br />
neu zu erschließende Kundengruppe,<br />
die zudem monatlich einen<br />
Zuschuss von bis zu 125 Euro aus<br />
dem sogenannten <strong>Taxi</strong>konto des<br />
<strong>Berlin</strong>er Senats in Anspruch nehmen<br />
kann.<br />
Andererseits gerät das <strong>Taxi</strong> durch<br />
die Liberalisierungsentwicklungen<br />
und Modernisierungsprozesse<br />
(Uber, Carsharing etc.) in einen<br />
Verdrängungswettbewerb. Die<br />
Übernahme einer stärkeren Rolle in<br />
der Behindertenbeförderung bietet<br />
Gelegenheit, sich stärker als Teil der<br />
öffentlichen Daseinsvorsorge zu<br />
zeigen.<br />
FOTO: stock.adobe.com / TETIANA<br />
6 JANUAR/FEBRUAR <strong>2019</strong> TAXI