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Taxi Times Berlin - Mai / Juni 2019

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ANTRIEB<br />

eins gesehen zu haben. Viele betreiben<br />

bis heute Erdgastaxis. Die Konjunktur<br />

der Hybridautos, meist von Toyota, ging<br />

anfangs einzig und allein vom <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

aus. Beide umweltfreundlichen Technologien<br />

sind in wirtschaftlich vertretbarer<br />

Form verfügbar. Die Hybridtaxis brauchten<br />

nicht mal eine Anschub-Finanzierung.<br />

Die <strong>Taxi</strong>unternehmer sind von selbst drauf<br />

gekommen.<br />

WER SAGT, TAXIUNTERNEHMER<br />

SEIEN NICHT OFFEN FÜR NEUES?<br />

Als die ersten Elektroautos aufkamen,<br />

die wie richtige Autos aussahen und nicht<br />

mehr Behelfsvehikel à la Twizzy waren,<br />

wurden sie sofort von <strong>Taxi</strong>unternehmern<br />

ausprobiert – und unter den gegebenen<br />

Umständen für wenig tauglich befunden.<br />

Technische Innovationen wurden vom <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

immer schnell aufgegriffen, wenn<br />

nicht vorangetrieben (der Rufsäulen-Pieper<br />

z. B. war eine Auftragsentwicklung des<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbes), wenn das wirtschaftlich<br />

sinnvoll war. Das <strong>Taxi</strong>gewerbe in Gestalt<br />

des Bundesverbands <strong>Taxi</strong> macht aktuell<br />

Vorschläge, wie man Elektrotaxis wirtschaftlich<br />

einsetzbar machen kann.<br />

Wenn sich Clever Shuttle, Berlkönig,<br />

Moia & Co. heute als Protagonisten einer<br />

klimaschonenden Verkehrswende ausgeben,<br />

so ist das nur die halbe Wahrheit.<br />

Es spricht sich langsam herum, dass sie<br />

mehr Straßenverkehr verursachen statt<br />

weniger. Mit ihrem zusätzlichen Angebot<br />

bringen sie eben auch mehr Autos auf die<br />

Straße, mit denen Leute mitfahren, die eh<br />

kein Auto haben und sonst die Busse und<br />

Bahnen nutzen würden.<br />

Wenn diese neuen Anbieter elektrisch<br />

fahren, was bisher weitgehend nur angekündigt<br />

wird, so können sie das nur,<br />

solange sie die dafür anfallenden zusätzlichen<br />

Kosten nicht selbst erwirtschaften<br />

müssen. Das Geld dafür kommt von einem<br />

Kapitalmarkt, der gerade mit realer Wirtschaft<br />

nur noch wenig zu tun hat, oder von<br />

ihren Partnern und Inhabern aus der Autoindustrie<br />

– wenn sie ihre Fahrzeuge nicht<br />

gleich von denen geschenkt kriegen.<br />

Im Grunde machen die alle nichts anderes<br />

als wir. Sie setzen Fahrer in Autos und<br />

lassen die Leute befördern. Wie das eigenwirtschaftlich<br />

geht, also ohne staatliche<br />

Subventionen oder Finanzspritzen von<br />

Dritten, wissen wir als <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

ganz genau. Wer behauptet, er könne das<br />

billiger, soll dann auch gleich offenlegen,<br />

woher das fehlende Geld wirklich kommt.<br />

Sharing verbilligt die Fahrt für den einzelnen<br />

Kunden. Das geht im <strong>Taxi</strong> schon<br />

immer. Dazu braucht man nicht mal ein<br />

Smartphone. Wenn sich vier Jugendliche<br />

auf dem Weg zur Disco ein <strong>Taxi</strong> teilen, kann<br />

das billiger sein,<br />

als wenn jeder ein<br />

BVG-Ticket kauft.<br />

Um das rauszukriegen,<br />

braucht es<br />

keine neuen „Versuche“<br />

nach Experimentierklausel.<br />

Das kann auch jede<br />

<strong>Taxi</strong>zentrale organisieren,<br />

wenn sich<br />

partout keine vier<br />

Freunde auf persönlichem<br />

Weg finden<br />

können.<br />

<strong>Taxi</strong> ist das geborene<br />

Vehikel der<br />

Verkehrswende.<br />

Ein <strong>Taxi</strong> kann -zig<br />

persönliche Pkw ersetzen. Alles, was sich<br />

in der individuellen Personenbeförderung<br />

organisatorisch optimieren lässt, geht prinzipiell<br />

mit <strong>Taxi</strong>s. Dazu muss man nichts<br />

neu erfinden. Wenn die <strong>Taxi</strong>s sich auch<br />

noch mit weniger oder gar keinen Emissionen<br />

bewegen ließen, wäre viel gewonnen.<br />

Wenn dazu noch ein paar Voraussetzungen<br />

geschaffen werden, machen wir das.<br />

WENN DAS GELD STIMMT, SIND<br />

SCHLAUE UNTERNEHMER DABEI<br />

Zurzeit gibt es zwei verschiedene Fördermöglichkeiten<br />

für die Umstellung auf Elektromobilität,<br />

eine vom Land <strong>Berlin</strong>, eine<br />

vom Bund, in Höhe von je 4000 Euro pro<br />

Fahrzeug. Sie sind kombinierbar, bringen<br />

zusammen also 8000 Euro, erfordern aber<br />

unterschiedliche bürokratische Schritte.<br />

Näheres erfährt man bei der <strong>Berlin</strong>er<br />

Agentur für Elektromobilität eMO (www.<br />

emo-berlin.de). Zusätzlich finanziell gefördert<br />

werden Beratung dazu und eine eigene<br />

Ladestation (Wallbox), nicht zu vergessen<br />

die „Umtauschprämien“ einiger Autohersteller.<br />

Unter diesen Umständen könnte<br />

sich für einen Alleinfahrer mit der Möglichkeit<br />

für eine<br />

eigene Wallbox ein<br />

Elektrotaxi schon<br />

jetzt rechnen.<br />

Die Verkehrswende<br />

steht und<br />

fällt mit dem Verzicht<br />

vieler Menschen<br />

auf das<br />

eigene Auto. Einfach<br />

alle existierenden<br />

Autos mit<br />

Verbrennungsmotor<br />

durch E-Autos<br />

zu ersetzen, würde<br />

am Verkehrsinfarkt<br />

nichts ändern.<br />

Deshalb ist ein<br />

Endlich verfügbar: ein deutscher Elektro-Bus<br />

massiver Ausbau des ÖPNV erforderlich.<br />

Das <strong>Taxi</strong> ist Bestandteil des ÖPNV, indem<br />

es ihn ergänzt und verdichtet. Mehr <strong>Taxi</strong>s<br />

wären dafür erst mal nicht erforderlich.<br />

Das <strong>Taxi</strong>gewerbe hat noch Kapazitäten frei.<br />

Sobald sich die Elektrifizierung des Verkehrs<br />

für uns eigenwirtschaftlich darstellen<br />

lässt, sind wir dabei. Die Autoindustrie<br />

gibt sich alle Mühe. Alle großen Hersteller<br />

treiben ein Elektrifizierungsprogramm<br />

ihres Angebots voran. Ein namhafter<br />

deutscher Hersteller soll sogar schon seine<br />

Grundlagenforschung am Verbrennungsmotor<br />

eingestellt haben. Allerdings versuchen<br />

dieselben Hersteller, sich als Mobilitätsanbieter<br />

zu etablieren und uns damit<br />

unser Geschäft abspenstig zu machen.<br />

Wir können Mobilität. Die Auto-Fritzen<br />

und ihre Helfer müssen das noch lernen.<br />

Von wem? Von uns! Einstweilen wird eine<br />

Menge Unsinn zum Thema geredet. Hilfreich<br />

wäre, wenn sich das organisierte<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe mit ein paar Fakten in die<br />

Diskussion einbringen würde. Nicht nur<br />

in die Politik – da klappt das schon ganz<br />

gut, sondern auch in die Beeinflussung der<br />

öffentlichen Meinung. <br />

wh<br />

TAXI MAI/JUNI <strong>2019</strong><br />

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