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BERLINER KURIER, Freitag, 18. Oktober 2019<br />
dass<br />
man die Mieten für fünf Jahre<br />
in Berlin einfrieren will. Streit<br />
gibt es aber um die Frage, ob es<br />
Mietobergrenzen und damit<br />
verbundene Mietabsenkungen<br />
geben soll.<br />
Bisher wollte die SPD Obergrenzen<br />
und Absenkungsoptionen<br />
entgegen den Plänen von<br />
Grünen und Linken nicht in das<br />
Gesetz mit aufzunehmen. Die<br />
Sozialdemokraten begründen<br />
ihre Haltung damit, dass das<br />
Gesetz sonst vor dem Bundesverfassungsgericht<br />
scheitern<br />
könnte. Offenbar gibt beim<br />
Thema Inflationsausgleich nun<br />
aber ein Entgegenkommen der<br />
SPD. Auch das Thema Kappung<br />
von Wuchermieten steht weiter<br />
zur Debatte.<br />
Mit der Einführung eines<br />
Mietendeckels, der neben<br />
Rückkäufen und Neubau die Situation<br />
auf dem angespannten<br />
Wohnungsmarkt entspannen<br />
Fotos: dpa<br />
Zu hohe Mieten<br />
treiben die<br />
Demonstranten<br />
auf die Straßen.<br />
soll, betritt Berlin Neuland.<br />
Klar ist: Sobald das Gesetz in<br />
Kraft treten wird –laut Plan<br />
Anfang 2020 –wird es ein Normenkontrollverfahren<br />
geben.<br />
Das haben sowohl die Unionsfraktionen<br />
im Bundestag als<br />
auch die CDU und die FDP im<br />
Abgeordnetenhaus angekündigt.<br />
Die Rechtsgutachten, die<br />
von verschiedensten Seiten in<br />
Auftrag gegeben wurden, kommen<br />
zu unterschiedlichen Einschätzungen.<br />
Neun Monate Debatte<br />
liegen hinter der rot-rot-grünen<br />
Regierung –nachdem man<br />
sowohl in der Senatssitzung am<br />
Dienstag als auch im vierstündigen<br />
Koalitionsausschuss vergangene<br />
Woche keine Einigung<br />
fand. Stattdessen gab es jede<br />
Menge Vorwürfe: Die SPD<br />
warf den Koalitionspartnern<br />
vor, den Mietendeckel zu gefährden,<br />
wenn sie weiter auf<br />
Mietabsenkung beharren, Linke<br />
und Grüne polterten gegen<br />
die SPD und warfen ihr „Blockadehaltung“<br />
vor.<br />
Dabei war es die SPD, die den<br />
Mietendeckel vor neun Monaten<br />
aufs politische Tableau<br />
brachte. Auch wenn sich die<br />
Sozialdemokraten das Thema<br />
zunehmend aus der Hand nehmen<br />
ließen, sind sie die Erfinder<br />
des Mietendeckels, über<br />
den im vergangenen Dreivierteljahr<br />
die <strong>Berliner</strong> Landespolitik<br />
heftig stritt und die die Opposition<br />
zuletzt zu Neuwahl-<br />
Forderungen veranlasste. Auch<br />
wenn der eigentliche Schöpfer<br />
ein anderer<br />
ist: Verwaltungsjurist Peter<br />
Weber schrieb Ende 2018 einen<br />
Aufsatz für die „JuristenZeitung“<br />
(JZ), in dem er zu dem<br />
Schluss kam, dass Berlin mit einem<br />
Landesgesetz Einfluss auf<br />
die Mietenentwicklung nehmen<br />
könne. Öffentlichkeit fand<br />
das Thema aber erst durch die<br />
SPD. „Das Land Berlin hat die<br />
Möglichkeit, einen öffentlichrechtlichen<br />
Mietendeckel auf<br />
Landesebene einzuführen“, erklärte<br />
im Januar diesen Jahres<br />
die <strong>Berliner</strong> SPD-Bundestagsabgeordnete<br />
Eva Högl zusammen<br />
mit zwei Mitstreitern. Ihr<br />
damaliger Vorschlag: Mieten<br />
für bezugsfertige Wohnungen<br />
sollten zu einem Stichtag für<br />
fünf Jahre einzugefroren werden.<br />
Rechtlicher Sockel, auf<br />
den die SPD ihre Idee fußte, ist<br />
die Gesetzgebungskompetenz<br />
des Landes für das Recht des<br />
Wohnungswesens.<br />
Bis zuletzt blieb unklar, wie<br />
ein Kompromiss zwischen den<br />
Lagern und um die Absenkungen,<br />
Inflationsausgleich und<br />
Obergrenzen aussehen soll.