Nr. 25 (II-2019) - Osnabrücker Wissen
Nr. 25 (II-2019) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
Nr. 25 (II-2019) - Osnabrücker Wissen
Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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KOSTENLOS!<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>25</strong> · kostenlos · Ausgabe <strong>II</strong> / <strong>2019</strong><br />
www.os-wissen.de<br />
WIE DIGITAL<br />
IST OSNABRÜCK?<br />
ab Seite66<br />
Wie viele Briten<br />
verließen Osnabrück?<br />
Seite 20<br />
Wie machen Pilze<br />
Insekten zu Zombies?<br />
Seite 40<br />
Wo fanden Wilddiebe<br />
ein Happy End?<br />
Seite 46<br />
Wer butterte im Vorläufer<br />
der Waschmaschine?<br />
Seite 62
Das wird ganz<br />
großes Kino!<br />
Schon bald geht unsere Redaktion auch über digitale Kanäle auf Sendung und startet zusätzlich<br />
aufregende virtuelle Entdeckungsreisen. Für die zukünftige Umsetzung unseres Printmagazins und<br />
neuer Online-Formate wie Blogartikel, Podcast, Videoclips und Social-Media-Aktivitäten suchen wir<br />
Verstärkung (in Voll- oder Teilzeit sowie auch Freelancer möglich). Darüber hinaus warten außerdem<br />
weitere spannende Agentur- und Verlagsprojekte.<br />
Redakteure<br />
digital+print<br />
Werbeberater<br />
Moderatoren<br />
Video+ Podcast<br />
Film-Editoren<br />
Fotografen +<br />
Videofilmer<br />
by<br />
Bewerbungenan:<br />
kontakt@sinus-marketing.de
Editorial<br />
Das elektrische Licht wurde<br />
"<br />
nicht durch die kontinuierliche<br />
Verbesserung von Kerzen erfunden. ““<br />
Oren Harari (1949-2010)<br />
die Digitalisierung verändert das<br />
menschliche Leben schneller<br />
und grundlegender als die technischen<br />
Revolutionen früherer<br />
Zeiten. Das gilt natürlich auch in<br />
Osnabrück, wo Stadt und Stadtwerke<br />
Ende Juni bereits eine „Digitale<br />
Woche“ veranstalteten,<br />
weil das Phänomen – so Oberbürgermeister<br />
Wolfgang Griesert<br />
– uns alle betrifft.<br />
In der Jubiläumsausgabe von<br />
„<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ widmen<br />
wir uns diesem wichtigen Thema,<br />
das sicher auch die kommenden<br />
Jahre prägen wird, auf insgesamt<br />
sieben Seiten. Freuen Sie sich auf<br />
viele spannende Einblicke, neue<br />
Erfahrungen und Prognosen!<br />
Auf den folgenden Seiten beantworten<br />
wir dann wieder eine<br />
Reihe außergewöhnlicher Fragen.<br />
Oder wussten Sie, wer im Vorläufer<br />
der Waschmaschine<br />
butterte, wie Pilze Insekten<br />
zu Zombies machen<br />
oder wo das schwarze<br />
Wasser der Krietbeeke<br />
floss?<br />
Wir wünschen Ihnen<br />
nun einmal mehr viel Vergnügen<br />
beim Entdecken unserer einzigartigen<br />
Region.<br />
In diesem Sinne bis zur<br />
nächsten Ausgabe, die<br />
noch vor Weihnachten im<br />
Dezember erscheint.<br />
Stephan Buchholz<br />
Herausgeber<br />
Dr. Thorsten Stegemann<br />
Chefredakteur<br />
Jetzt auch online noch mehr Fragen zur Region entdecken!<br />
Einfach „liken“ und regelmäßig weitere spannende Antworten finden:<br />
www.osnabruecker-wissen.de/facebook<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
3
IMPRESSUM<br />
Ein Verlagsobjekt der sinus Marketing GmbH<br />
Gartenkamp 19, 49492 Westerkappeln<br />
Telefon: +49 5404 / 95 750 20<br />
E-Mail: kontakt@sinus-marketing.de<br />
Internet: www.sinus-marketing.de<br />
PROJEKT- & ANZEIGENLEITUNG<br />
Stephan Buchholz<br />
VERMARKTUNG<br />
Laura Seewald, Igor Hafner, Kim Lucas<br />
MEDIENGESTALTUNG<br />
Laura Fromm (Leitung), Isabel Jannack<br />
PROJEKTMANAGEMENT & DISTRIBUTION<br />
Sebastian Buchholz<br />
REDAKTION<br />
Chefredakteur: Dr. Thorsten Stegemann<br />
Weitere Redaktionsmitglieder dieser Ausgabe:<br />
Ebba Ehrnsberger, Yörn Kreib, Heiko Schulze,<br />
Karina Dänekamp, Sina-Christin Wilk,<br />
Dr. Carl-Heinrich Bösling, Laura Seewald,<br />
Ali Çınar,<br />
<strong>25</strong>.<br />
Ausgabe<br />
SPANNENDES & WISSENSWERTES<br />
GASTBEITRÄGE IN DIESER AUSGABE:<br />
Barbara Kahlert,<br />
Museum Industriekultur Osnabrück<br />
Judith Franzen, Stadt- und Kreisarchäologie<br />
Svenja Vortmann, Zoo Osnabrück<br />
Beatrice le Coutre-Bick,<br />
Literaturbüro Westniedersachsen / Osnabrück<br />
Hendrik Hoerner, Museum am Schölerberg<br />
Dr. Thorsten Heese, Kurator<br />
Stadt- und Kulturgeschichte<br />
FOTOGRAFEN<br />
Marlen Rasche · www.mara-fotografie.jimdo.com<br />
Jana Lange · www.jana-fotografiert.de<br />
Oliver Schratz · www.blendeneffekte.de<br />
sowie siehe Bildnachweise<br />
Titelmotiv © kjekol; Adobe Stock<br />
DRUCK & PRODUKTION<br />
Levien-Druck GmbH<br />
Eduard-Pestel-Straße 16, 49080 Osnabrueck<br />
Telefon: +49 5 41 / 9 59 29-0<br />
Internet: www.levien.de<br />
REDAKTIONSSCHLUSS:<br />
September <strong>2019</strong><br />
COPYRIGHT<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Veröffentlichung<br />
im Internet oder Vervielfältigung auf Datenträgern<br />
nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung<br />
der sinus Marketing GmbH. Trotz sorgfältiger<br />
Prüfung keine Gewähr für eventuelle Druckfehler.<br />
Unsere Redaktion ist selbstverständlich bemüht,<br />
alle Ansprüche im Bereich der Urheberrechte<br />
(insbesondere der Bildrechte) vor Drucklegung zu<br />
klären und zu berücksichtigen. Sollte uns trotzdem<br />
mal ein unbeabsichtigter Fehler unterlaufen,<br />
wenden Sie sich bitte direkt per E-Mail an uns<br />
(redaktion@osnabruecker-wissen.de), damit wir<br />
umgehend eine einvernehmliche Lösung finden.<br />
TOPTHEMA<br />
Wie digital ist Osnabrück? 6<br />
Stadt & Landgeschichten<br />
Warum wollten die <strong>Osnabrücker</strong><br />
Westerkappeln missionieren? 14<br />
Wann beginnt Osnabrücks<br />
jüdische Geschichte? 15<br />
War er ein Schindler<br />
oder ein Schwindler? 18<br />
Wie viele Briten<br />
verließen Osnabrück? 20<br />
Welche Karts fahren<br />
mit Sonne? 20<br />
Wo wird seit 3.000<br />
Jahren Wein angebaut? 21<br />
Wann gab es <strong>Osnabrücker</strong><br />
„Verfassungsväter“? Teil 3 22<br />
Wie kalt war es im Königlich<br />
Preußischen Staatsarchiv<br />
zu Osnabrück? 23<br />
Was bedeutet „C14“? 24<br />
Sport & Gesundheit<br />
Wo bildet das Klinikum ANZEIGE<br />
seinen Nachwuchs aus? 26<br />
Leben & Gesellschaft<br />
Wie werden<br />
verborgene Talente entdeckt? 28<br />
Was geschah mit der VHS<br />
in den 1930er und 40er Jahren? 30<br />
Was verrät die Dominikanermonstranz<br />
über den Dominikanerorden?<br />
32<br />
Wo beginnt<br />
Barrierefreiheit? 36<br />
21<br />
28<br />
Wo wird seit 3.000<br />
Wie werden verborgene<br />
Jahren Wein angebaut?<br />
Talente entdeckt?<br />
4 <strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
36<br />
Wo beginnt<br />
Barrierefreiheit?
Momentaufnahmen<br />
Wie viele<br />
Iburgen gibt es? 34<br />
Natur & Umwelt<br />
Wer besitzt 30.000 Stacheln? 38<br />
Wie machen Pilze<br />
Insekten zu Zombies? 40<br />
Wo floss das schwarze<br />
Wasser der Krietbeeke? 42<br />
Wer scheint seit<br />
viereinhalb Milliarden Jahren? 43<br />
Kunst & Kultur<br />
Vergessene Bücher Teil 13:<br />
Wer blätterte in<br />
Preußens Schattenseiten? 44<br />
Wo fanden Wilddiebe<br />
ein happy end? 46<br />
Job & Karriere<br />
Wie kann man<br />
ANZEIGE<br />
Führung lernen? 47<br />
Wo stellten sich mehr<br />
als 13.000 Arbeitgeber vor? 48<br />
In 30 Minuten zum neuen Job? 50<br />
Wo gibt es die meisten<br />
Stellenangebote? 50<br />
Wer arbeitet bei der Stadt? 51<br />
Welcher Turm zieht mit<br />
dem BURJ KHALIFA gleich? 51<br />
On Tour<br />
Wo trifft man Hochadel<br />
und Hubschrauber? 52<br />
Essen & Trinken<br />
Was macht die Zwiebel wertvoll? 57<br />
6 scharfe Fakten<br />
zur Zwiebel 58<br />
Wie gastronomisch<br />
ist die Region? 59<br />
Wirtschaft & Technik<br />
Was tankt die Post? 60<br />
Wer wäscht Autos<br />
ANZEIGE<br />
mit Regenwasser? 61<br />
Wer butterte im Vorläufer<br />
der Waschmaschine? 62<br />
Wer profitiert von<br />
regionaler Erde? 63<br />
Familie & Soziales<br />
Wer schreibt für Jung und Alt? 64<br />
Handgezeichnet<br />
Was trägt Mann im Sommer? 65<br />
Rätseln & Gewinnen<br />
Kreuzworträtsel 66<br />
Gewinnspiel 67<br />
In eigener Sache:<br />
Werbung in<br />
diesem Magazin<br />
WIR SIND DER MEINUNG: WISSEN<br />
SOLLTE FREI VERFÜGBAR SEIN!<br />
Deshalb ist „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ seit<br />
der ersten Ausgabe bis heute für interessierte<br />
Leserinnen und Leser kostenlos<br />
an ausgewählten Vertriebsstellen erhältlich.<br />
Aufwendungen wie z.B. für die<br />
Redaktion, Gestaltung, Logistik und den<br />
Druck werden durch Werbeeinnahmen<br />
refinanziert und ermöglichen so erst<br />
das regelmäßige Erscheinen dieser<br />
Printpublikation. Neben klassischen<br />
Werbeanzeigen werden auch zum<br />
Teil „bezahlte Beiträge“ von Unternehmen<br />
veröffentlicht. Um Ihnen als<br />
Leser hier größtmögliche Transparenz<br />
zu gewährleisten, markieren wir alle<br />
diese Beiträge deutlich mit dem Wort<br />
„Anzeige“. Darüber hinaus werden einige<br />
Rubriken und Artikel von Unternehmen<br />
„präsentiert“, d.h. sie haben<br />
keinerlei Einfluss auf die Inhalte selbst,<br />
unterstützen das Projekt aber ebenfalls<br />
finanziell und können ihr Unternehmen<br />
im Gegenzug in der jeweiligen<br />
Rubrik z.B. durch ihr Logo und die Kontaktdaten<br />
werblich darstellen.<br />
Wir bedanken uns bei allen treuen<br />
Werbepartnern für das Vertrauen und<br />
die Unterstützung dieses Projektes!<br />
52<br />
Wo trifft man<br />
Hochadel und<br />
Hubschrauber?<br />
60<br />
Was tankt<br />
die Post?<br />
5
6 <strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
Tastatur unten © Gorodenkoff / Mann mit VR Brille © lassedesignen / Tastatur oben © denisismagilov / Hintergrund © Digital art; Adobe Stock
Topthema<br />
WIE DIGITAL<br />
IST OSNABRÜCK?<br />
Digitalisierung – ein brandaktuelles Thema, das kaum breiter gefächert<br />
sein könnte. So viel ist jedoch klar: Eine digitale Ausrichtung bedeutet,<br />
zukunftsorientiert zu agieren. Wir haben uns umgehört, welche digitalen<br />
Vorreiter in Osnabrück unterwegs sind.<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
7
WIE SIND WIR ÜBERMORGEN?<br />
Seit Januar <strong>2019</strong> ist Franziska Haucke,<br />
Projektleitung Digitale Agenda, die<br />
erste Digitalisierungsbeauftragte der<br />
Stadt Osnabrück. „Osnabrück übermorgen“,<br />
so lautet der Titel des Projekts,<br />
das auf zwei Säulen basiert:<br />
Der Digitalisierung der Stadtverwaltung<br />
und dem Stadtmarketing. „Es<br />
besteht eine gesellschaftliche Dringlichkeit,<br />
weshalb wir Modellprojekte<br />
umsetzen“, so Haucke. Hierfür wurde<br />
ein Team aus IT-Fachkräften und Mitarbeitern<br />
der allgemeinen Stadtentwicklung<br />
zusammengestellt.<br />
Das erste große Projekt: Die „Digitale<br />
Woche“, initiiert durch die Stadt<br />
Osnabrück und die Stadtwerke. Vom<br />
24. bis 28. Juni präsentierten Unternehmen,<br />
Vereine und Institutionen in<br />
70 Veranstaltungen, wie sie die Themen<br />
Digitalisierung, Virtual Reality,<br />
Datenschutz, Künstliche Intelligenz,<br />
Arbeitswelt im Wandel und Social<br />
Media in ihren Alltag integrieren.<br />
Vom Hackathon über digitale<br />
Selbstverteidigung und digitale<br />
Angebote für medizinische<br />
und juristische<br />
Dienstleistungen bis hin<br />
zu Infoveranstaltungen<br />
zu künstlicher Intelligenz<br />
gab es vielfältigen<br />
8<br />
Einzigartig: 174 Betten wurden mit USB-Ports ausgestattet<br />
Input. „Wir wollen Osnabrück als das<br />
bekannt machen, was es ist: Ein<br />
Standort für Digitalisierung und Innovation,“<br />
so Haucke.<br />
WIE FUNKTIONIERT<br />
DIGITALES VERWALTEN?<br />
Osnabrück sei die erste Großstadt<br />
in Deutschland, die flächendeckend<br />
Dokumenten-Management-Systeme<br />
(DMS) nutze, versichert Haucke.<br />
Zudem wurde die IT-Abteilung mit<br />
40 Mitarbeitern zentralisiert. Seit<br />
über zehn Jahren wird in Osnabrück<br />
genau das umgesetzt, was mit dem<br />
Online-Zugangsgesetz (OZG) und der<br />
eIDaS-Verordnung gefordert wird:<br />
Eine Digitalisierung sämtlicher Verwaltungsprozesse<br />
bis hin zur elektronischen<br />
Vorgangsbearbeitung bis<br />
2022.<br />
Ob Meldung von<br />
Mängeln der Infrastruktur,<br />
Online-Anmeldung<br />
für<br />
Kita-Plätze,<br />
KFZ und Co. oder<br />
Termin-Vereinbarungen für die Bürgerberatung<br />
– Osnabrück arbeitet<br />
an der Realisierung. „Die Technik ist<br />
unser Werkzeug, um eine nachhaltige<br />
und zukunftsgerichtete Stadt zu<br />
ermöglichen. Dabei wollen wir nicht<br />
zwangsläufig Pilotstadt sein, sondern<br />
die beste Lösung für Osnabrück<br />
erarbeiten“, sagt Haucke. Zu diesem<br />
Zweck sind Stadt und Landkreis<br />
Osnabrück Mitglieder der „Virtuellen<br />
Region Nordwest“, in der sich Kommunen<br />
vernetzen, um gemeinsam<br />
Digitalisierung voranzutreiben.<br />
WELCHE BETTEN HABEN USB-PORTS?<br />
Als bundesweit einziges Haus wartet<br />
die frisch renovierte Jugendherberge<br />
seit Mai <strong>2019</strong> mit einem runden<br />
Konzept zum Schwerpunkt Digitalisierung<br />
auf. Hierfür hat der Landesverband<br />
Unterweser-Ems des Deutschen<br />
Jugendherbergswerks (DJH)<br />
rund 1,8 Millionen Euro investiert.<br />
Die 45 Zimmer sind mit USB-Ports<br />
an den 174 Betten<br />
modernste<br />
bieten<br />
ausgestattet, die Tagungsräume<br />
technologische<br />
Ausstattung<br />
sowie LAN-Anschlüsse.<br />
Der „Makerspace“<br />
bietet Platz für Expe-<br />
Franziska Haucke, Projektleitung Digitale<br />
Agenda, die erste Digitalisierungsbeauftragte<br />
der Stadt Osnabrück. „Osnabrück übermorgen“<br />
Jugendherberge © Die JugendHerbergen gGmbH / Franziska Hauke © Stadt Osnabrück / E-SPorts Raum © M7M Esport GmbH
Topthema<br />
rimente rund um Künstliche Intelligenz,<br />
Robotik und Programmierung<br />
sowie professionelle Ausstattung für<br />
Film- und Social-Media-Projekte.<br />
Digitalkameras, Playstation, 3D-Drucker<br />
und Laptops sind vorrätig. Das<br />
Ziel: Medienkompetenz. Es sollen<br />
Schulungen im Bereich Jugendprävention<br />
und Cybermobbing für<br />
Kinder, Eltern und Lehrer angeboten<br />
werden. Die 22 Teammitglieder<br />
sind allesamt geschult und möchten<br />
ihre kleinen und großen Gäste dabei<br />
begleiten, „ihren eigenen Weg zwischen<br />
digitaler und realer Welt zu<br />
finden.“<br />
WAS SUCHT DIE E-SPORT-ELITE<br />
IN OSNABRÜCK?<br />
Sport auf Weltklasse-Niveau? Seit<br />
März <strong>2019</strong> holt die „Esport-Factory“<br />
(M7M Esport GmbH) Elitespieler für<br />
Computer Games in die Friedensstadt.<br />
Das Konzept des deutschlandweit<br />
ersten Bootcamps beruht<br />
auf drei Säulen: Trainingseinheiten,<br />
Ausrichtung von nationalen und<br />
internationalen Turnieren mitsamt<br />
Public Viewing und Übertragung per<br />
Streaming sowie die Esport Academy,<br />
eine Schulungsmöglichkeit für<br />
Suchtprävention sowie Soft Skills wie<br />
Umgang mit Hate Speech im Internet<br />
und Gaming-Niederlagen. „Kinder<br />
und Jugendliche werden häufig<br />
nicht abgeholt“, so Mike Hillen, Geschäftsführer<br />
der Esport Factory. Auf<br />
rund 1.200 qm steht den Spielern<br />
und Besuchern von Live-Events eine<br />
innovative Plattform für ihren Sport<br />
zur Verfügung. Rund 15 Events pro<br />
Jahr sind derzeit angepeilt. Das Bootcamp<br />
bietet 18 Übernachtungsmöglichkeiten<br />
und 35 Spielplätze. Es<br />
bestehen Kooperationsverträge mit<br />
namhaften Partnern wie beispielsweise<br />
Riot Games und BIG (Berlin<br />
International Gaming).<br />
WEN VERNETZT DAS<br />
ANPACKER-PORTAL?<br />
Mit dem Online-Angebot „Anpacker-Portal“,<br />
auf das auch per App<br />
zugegriffen werden kann, verbindet<br />
die Caritas der Diözese Osnabrück<br />
Organisationen und ehrenamtliche<br />
Helfer der Region. Hier sind aktuelle<br />
Gesuche für Sachspenden<br />
und sogenannte Zeitspenden<br />
– personelle Unterstützung<br />
in den Bereichen Kinder- und<br />
Jugendarbeit, Betreuung von<br />
älteren Menschen, Menschen<br />
mit Handicap sowie Unterstützung<br />
von Geflüchteten und<br />
Streetwork-Projekte aufgeführt.<br />
Aktuell sind 38 Koordinationsstellen<br />
gelistet.<br />
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Topthema<br />
ber 2018 lief das Pilotprojekt „Hausarzt<br />
mit Telemedizin“: Ärzte statteten<br />
ihren Patienten einen Hausbesuch<br />
per Videotelefonie ab. Fünf Arztpraxen<br />
im Stadtgebiet Osnabrück und<br />
im Landkreis beteiligten sich. Geschulte<br />
Arzthelfer, sogenannte „tele-<br />
WELCHER ARZT MACHT<br />
DIGITALE HAUSBESUCHE?<br />
Gerade in ländlichen Regionen ist<br />
medizinische Versorgungsassisten<br />
in der Hausarztpraxis“, übernahmen<br />
Routinevorgänge wie das Messen von<br />
Blutdruck, Blutabnahme, Verbands-<br />
das Problem bekannt: Die ärztliche<br />
Versorgung ist oft nicht ausreichend<br />
gewährleistet, da sich zu wenig Ärzte<br />
vor Ort niederlassen. Für Patienten,<br />
die immobil sind, eine nicht zu unterschätzende<br />
Herausforderung. „Not<br />
macht erfinderisch“ heißt daher die<br />
Devise. Der Landkreis Osnabrück<br />
agiert in Niedersachsen als digitaler<br />
Vorreiter für einen telemedizinischen<br />
Ansatz. Von August 2017 bis Okto-<br />
wechsel und Ähnliches direkt beim<br />
Patienten zu Hause. Der behandelnde<br />
Arzt wurde per Tablet-PC bei Bedarf<br />
zugeschaltet. Über eine gesicherte<br />
Leitung wurden die erfassten Vitaldaten<br />
übermittelt. Das Fazit war positiv.<br />
Die Kassenärztliche Vereinigung, die<br />
AOK und das Niedersächsische Ministerium<br />
für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr<br />
und Digitalisierung wollen den Ansatz<br />
nun landesweit fördern.<br />
WANN WERDEN EVENTS<br />
SCHON IN DER PLANUNGSPHASE<br />
ZUM ERLEBNIS?<br />
Auch im Bereich Veranstaltungsmanagement<br />
lässt sich ein erheblicher<br />
Mehrwert durch digitale Arbeitsweisen<br />
erzielen. So setzt „Starlight<br />
Showservices“ auf digitale Hilfsmittel.<br />
Sowohl Messen, Firmenfeiern,<br />
Hochzeiten oder Empfänge<br />
werden nicht mehr wie früher am<br />
Reißbrett geplant, sondern seit 2014<br />
digital umgesetzt. Per Virtual Reality<br />
erhält der Kunde dank detailgetreuer<br />
Visualisierungen einen authentischen<br />
Eindruck dessen, was die Spezialisten<br />
geplant haben. Per Tablet wird ein vir-<br />
Digitale Events planen © Starlight Showservices GmbH / Bild oben © Die Etagen GmbH / Hintergrund © pixel; Adobe Stock<br />
tueller Gang durch die Veranstaltung<br />
ermöglicht. „Ein Alleinstellungsmerkmal<br />
in der Branche“, wie Geschäftsführer<br />
Thorsten Philipp verrät. Auch<br />
für Arbeitskräfte vor Ort ist die digitale<br />
Planung ein erheblicher Gewinn.<br />
Denn sowohl Anschlusspläne für<br />
Wasser und Elektrik, Stell- und weitere<br />
Übersichtspläne werden generiert<br />
und sorgen für zuverlässige Maßangaben<br />
sowie zusätzliche Sicherheit.<br />
10 <strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong> Events werden direkt digital geplant
Usability wird von Anfang an in allen Planungsschritten berücksichtigt<br />
in den Bereichen Augmented Reality<br />
(AR) und Virtual Reality (VR). 2013<br />
wählte die Automobilbranche „Die<br />
Etagen“ deutschlandweit als ersten<br />
Kooperationspartner für Entwicklungen.<br />
FLUCH ODER SEGEN?<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> hat sich<br />
die Pro‘s und Kontra‘s zum<br />
Thema Digitalisierung mal<br />
genauer angesehen:<br />
Pro<br />
Ökologische Entlastung durch<br />
Einsparung von Papier für<br />
Druckerzeugnisse & weniger<br />
Fahrtwege durch digitale Übermittlung<br />
von Daten/Kommunikation<br />
Automation als Sicherheitsvorteil<br />
in Medizintechnik und industrieller<br />
Fertigung<br />
MEHR DIGITALISIERUNG = MEHR<br />
WETTBEWERBSFÄHIGKEIT?<br />
„Vor 20 Jahren profitierten die ersten<br />
Unternehmen von einer Internetpräsenz,<br />
nun ist die Nachfrage nach<br />
Apps besonders groß“, sagt Andree<br />
Josef, Geschäftsführer der Agentur<br />
„Die Etagen“. „Mit gesellschaftlichen<br />
Veränderungen müssen auch immer<br />
wieder Bereiche identifiziert werden,<br />
die wichtig sind, um Zielgruppen zu<br />
erreichen. Entscheider müssen begreifen,<br />
dass Digitalisierung vor allem<br />
Chancen birgt“, so Josef.<br />
Ob E-Commerce für kleine und mittelständische<br />
Unternehmen, Showrooms,<br />
korrekte Umsetzung von<br />
Ergonomie am Arbeitsplatz oder<br />
Schulungen an technischen Anlagen<br />
im Bereich Maintenance – digitale<br />
Anwendungen sorgen für (Planungs-)<br />
Sicherheit und Effizienz.<br />
Als Dienstleister programmieren „Die<br />
Etagen“ zunehmend Anwendungen<br />
WAS KANN IOT?<br />
Industrie 4.0 – mit der Digitalisierung<br />
steht auch eine erneute industrielle<br />
Revolution ins Haus. Disruptive Technologien<br />
und innovative Geschäftsmodelle<br />
agieren am Puls der Zeit.<br />
Um als Unternehmen wettbewerbsfähig<br />
zu bleiben, müssen digitale<br />
Prozesse etabliert werden. Hier setzt<br />
SIEVERS-SNC Computer & Software<br />
GmbH & Co. KG an. Seit über<br />
30 Jahren begleitet Sievers mittelständische<br />
Unternehmen als Partner<br />
für ganzheitliche IT-Architektur. „Wir<br />
sprechen die Sprache des Mittelstands<br />
und können unseren Kunden<br />
in jeder Phase der Digitalisierung zur<br />
Seite stehen. Sei es in der Beratung,<br />
der eigentlichen Lösung oder dem<br />
späteren Betrieb“, so Stefan Ohlmeyer,<br />
IT-Architekt. Rund 300 Mitarbeiter<br />
am Hauptsitz Osnabrück erarbeiten<br />
maßgeschneiderte Lösungen<br />
für betriebswirtschaftliche Software,<br />
Assistenzsysteme für Menschen mit<br />
Handicap, im Straßenverkehr und<br />
Kommunikation<br />
Flexibilität durch mobile Endgeräte<br />
Effizientere Produktionsketten<br />
Kontra<br />
Wegrationalisierung<br />
von Arbeitsplätzen<br />
Missbrauch des Datensammelns<br />
durch digitale Konzerne/Verlust der<br />
Privatsphäre<br />
Ausschöpfung von Ressourcen<br />
zur Hardware Herstellung (damit<br />
verbunden: Benachteiligung der<br />
Bevölkerung im Abbaugebiet)<br />
Hoher Energieverbrauch<br />
für Betrieb und Herstellung<br />
technischer Geräte<br />
Schnelllebigkeit technischer<br />
Geräte führt zu überhöhter<br />
Müllproduktion<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
11
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Autohaus Haarlammert GmbH & Co. KG<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Straße 60 · 49205 Hasbergen<br />
Telefon: 05405 - 61 91 80 · info@autohaus-haarlammert.de
Topthema<br />
als Vorreiter in der Software-Branche<br />
und hat das Interesse der Fachmedien<br />
wie Heise geweckt.<br />
Digitale Produktionsplanung © SALT AND PEPPER Software GmbH & Co. KG<br />
Produktionsplanung im industriellen Umfeld per Virtual Reality (VR<br />
Kommunikationssysteme und IT-<br />
Infrastrukturen mitsamt Server- und<br />
Storage-Angeboten wie Cloud-<br />
Services.<br />
Ein großes Thema ist hierbei das<br />
Internet of Things (IoT) – die digitale<br />
Vernetzung vorhandener Systeme<br />
und internetfähiger Endgeräte.<br />
Neben dem Kerngeschäft umfasst<br />
das Portfolio Cyber Security Analysen<br />
und Managed Services – ein Outsourcing-Angebot,<br />
welches den Betrieb<br />
von einzelnen IT Services bis hin zum<br />
Betrieb der gesamten IT mit all seinen<br />
Facetten sicherstellt.<br />
WAS BRAUCHT DIE<br />
FABRIK DER ZUKUNFT?<br />
Das Unternehmen Salt and Pepper<br />
Software GmbH & Co. KG mit Hauptsitz<br />
in Osnabrück ermöglicht Produktionsplanung<br />
im industriellen Umfeld<br />
per Virtual Reality (VR). Dank sensor-<br />
gestützter Bewegungs- und Gestenerkennung<br />
sowie VR-Ausstattung<br />
sind natürliche Bewegungsabläufe<br />
im dreidimensionalen Raum möglich.<br />
Während VR-Anwendungen<br />
vielerorts noch Demonstrationen<br />
oder gar Spielereien sind, schafft<br />
Salt and Pepper mit dem Unternehmenszweig<br />
„Embodied Engineering“<br />
Lösungen, die bereits im Geschäftsalltag<br />
namhafter Unternehmen wie<br />
Daimler, Claas und Brose genutzt<br />
werden.<br />
Ziel sei es, eine Kommunikationsplattform<br />
zu schaffen, in der alle<br />
Beteiligten ihre Teilaufgaben zusammentragen<br />
und ihre Daten abstimmen.<br />
„Wir betreiben Empowerment:<br />
Die Fabrik der Zukunft braucht Menschen<br />
in Rollen, die prozessgestaltend<br />
sind,“ so Thomas Schüler, Division<br />
Manager Embodied Engineering.<br />
Die Embodied Engineering Suite gilt<br />
WARUM DIGITAL „STEUERN“?<br />
„In einer modernen und fortschrittlichen<br />
Steuerkanzlei werden die meisten<br />
Prozesse komplett digital abgebildet“,<br />
versichert Tobias Wewers,<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Steuerberater und Business<br />
Coach. Während Mandanten<br />
bislang ihre Akten zum Steuerberater<br />
bringen mussten, können sämtliche<br />
Unterlagen nun bequem über<br />
ein spezifisches Portal hochgeladen<br />
werden. Damit einher geht eine<br />
enorme Zeitersparnis. Vor allem sei<br />
hier aber eine rechtliche Absicherung<br />
der entscheidende Vorteil, so Wewers.<br />
Insbesondere in Hinblick auf<br />
geschäftliche Unterlagen stelle der<br />
analoge Weg ein rechtliches Risiko<br />
dar. Eine sogenannte digitale Kanzlei<br />
hingegen sorge durch die digitale<br />
Erfassung und Verarbeitung für eine<br />
ordnungsgemäße Buchführung.<br />
Autorin: Sina-Christin Wilk<br />
Weitere spannende<br />
Einblicke in das Thema<br />
DIGITALISIERUNG in Osnabrück<br />
demnächst auf unseren analogen<br />
und digitalen Kanälen.<br />
Seien Sie gespannt!<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
13
Stadt und Landgeschichten<br />
ORTE IN STADT UND LAND (18)<br />
WARUM WOLLTEN DIE OSNABRÜCKER<br />
WESTERKAPPELN MISSIONIEREN?<br />
Hat Karl der Große Westerkappeln gegründet? Er ist zwar niemals dort gewesen, aber ohne ihn gäbe<br />
es den Ort heute nicht. Die Geschichte von Westerkappeln beginnt mit der Stadtgründung von Osnabrück.<br />
Im Jahre 780 ordnete Karl der Große im Sachsenland den Bau von Missionsstationen an. Eine<br />
davon entstand in Osnabrück, an einer Furth der Hase. Etwa 20 Jahre später wurden zwei Kapellen<br />
als Außenposten der Missionszelle errichtet - eine im Westen und eine im Osten des Bistums. Damit<br />
wurde der Grundstein für Westerkappeln und Ostercappeln gelegt.<br />
Die ältesten Hinweise darauf finden<br />
sich in den Unterlagen des<br />
Klosters Corvey, das dort schon 816<br />
Grundrechte besaß. Zum ersten Mal<br />
urkundlich erwähnt wurde der Ortsname<br />
„capellum“ im 11. Jahrhundert,<br />
nämlich im Einkünfteregister des<br />
Klosters Corvey. Ab 1188 hieß der Ort<br />
dann „Kappelen“. Zunächst gab es<br />
nur einen Turm, der als Schutz gegen<br />
Angriffe und als Zufluchtsstätte gegen<br />
Feinde diente. Der 4,5 Meter hohe<br />
Zugang war nur über eine Leiter möglich.<br />
Er wurde im 12. Jahrhundert um<br />
ein Kirchengebäude<br />
erweitert. Bis<br />
1278 sprach man<br />
von<br />
„Kampele“,<br />
und 1279 trat<br />
zum ersten Mal<br />
der Name Westercappeln“ auf. Nach<br />
1939 gilt dann die offizielle Schreibweise<br />
„Westerkappeln“. Während der<br />
Ortsname eine modernere Wendung<br />
bekam, blieb an einer historischen<br />
Stätte in Westerkappeln alles beim<br />
Alten. Die Herren der Burg Cappeln<br />
hielten am „C“ fest und sahen auch<br />
später keinen Anlass, das zu ändern.<br />
Der Name des Adelssitzes nordöstlich<br />
der Ortsmitte geht auf die Ritter<br />
von Cappeln aus dem 12. Jahrhundert<br />
zurück. Das alte Gut wurde nach<br />
zahlreichen Erbstreitigkeiten 1382<br />
völlig<br />
zerstört.<br />
1775 kauften es<br />
die Brüder von<br />
Loen und bauten<br />
es liebevoll wieder<br />
auf. Ihr Erbe<br />
war ein leichtsinniger Spieler, und so<br />
kam es, dass die wertvolle Burg 1811<br />
in Paris verspielt wurde. 1965 erwarb<br />
ein Industrieller den inzwischen vernachlässigten<br />
Herrensitz und machte<br />
ihn mit viel Mühe und großem Geldeinsatz<br />
erneut zu einem repräsentativen<br />
Anwesen. Noch einmal zurück<br />
zu Karl dem Großen: Das von ihm<br />
gegründete Bistum Osnabrück muss<br />
heute ohne den westlichen Vorposten<br />
Westerkappeln auskommen. Der<br />
Ort, dessen Geschichte vor mehr als<br />
1200 Jahren mit einer kleinen Kapelle<br />
begann, gehört heute zum Bistum<br />
Münster.<br />
Autorin: Ebba Ehrnsberger<br />
Gut Cappeln © Ebba Ehrnsberger<br />
14 <strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong>
Stadt und Landgeschichten<br />
Brautportal © Museumsquartier Osnabrück: 2084 a<br />
WANN BEGINNT OSNABRÜCKS<br />
JÜDISCHE GESCHICHTE?<br />
Im Laufe des 13. Jahrhunderts entstand in Osnabrück eine erste<br />
jüdische Gemeinde. Auslöser waren Geldsorgen des Bischofs.<br />
Der Landes- und Stadtherr stellte einigen Juden Schutzbriefe<br />
aus und siedelte sie, wohl als Ersatz für Geldwechsler aus der<br />
Lombardei, mit ihren Familien in der Stadt an.<br />
Im Hintergrund: Das „Brautportal“ der Marienkirche in Osnabrück<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong> <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
15
Stadt und Landgeschichten<br />
1267 wird in Osnabrück mit „Jakob“<br />
erstmals ein Jude urkundlich erwähnt.<br />
1327 lebten bereits 15 jüdische Familien<br />
in der Stadt. Sie wohnten vermutlich<br />
in der Schweinestraße, der<br />
heutigen Marienstraße, in der sich<br />
mit der „yoden scole“ (niederdeutsch;<br />
Judenschule) ihre Synagoge befand.<br />
Dass auch ein jüdisches Ritualbad<br />
(Mikwe) existierte, liegt nahe. Der<br />
erste jüdische Friedhof befand sich<br />
vor dem Natruper Tor am äußeren,<br />
im 15. Jahrhundert als „Judengraben“<br />
bezeichneten Stadtgraben. In der<br />
Stadt wurden die Hinzugezogenen<br />
offensichtlich eher als lästige Konkurrenz<br />
empfunden. Für ihr Wohnrecht<br />
mussten sie hohe Abgaben zahlen. In<br />
der christlich geprägten Gesellschaft<br />
galten Juden zudem als „Ungläubige“,<br />
denen der Erwerb des Bürgerrechts<br />
versagt blieb. Ohne das Bürgerrecht<br />
war es ihnen verboten, ein ‚ehrbares‘<br />
Handwerk auszuüben. Damit blieben<br />
ihnen nur wenige Erwerbsmöglichkeiten,<br />
darunter der Handel mit Geld.<br />
Denn als Juden waren sie nicht vom<br />
christlichen Zinsverbot betroffen und<br />
durften beim Geldverleih Zinsen erheben.<br />
Ihre berufliche Spezialisierung<br />
auf Geld- und Bankgeschäfte hängt<br />
also eng mit ihrer gesellschaftlichen<br />
Ausgrenzung zusammen. Zugleich<br />
sorgte das Zinsgeschäft regelmäßig<br />
für Konflikte zwischen Juden und<br />
An den jüdischen Fleischbänken gegenüber der „Schweinestraße“<br />
existierte ein „Judenbild“ – vermutlich eine diffamierende „Judensau“.<br />
Christen, weshalb die Konditionen<br />
des Geldhandels streng reglementiert<br />
wurden.<br />
WELCHE VORURTEILE SCHÜREN DIE<br />
KONFLIKTE ZWISCHEN JUDEN UND<br />
CHRISTEN?<br />
Ein starker Antrieb für die alltägliche<br />
Diskriminierung der Juden bildete<br />
der religiös bedingte Antijudaismus.<br />
Für Christen waren die Juden<br />
„Christusmörder“. Dies nährte religiöse<br />
Wahnvorstellungen, Juden würden<br />
z.B. christliche Säuglinge rituell<br />
ermorden. Zudem weckten die unterschiedlichen<br />
Lebensgewohnheiten<br />
wie das Schächten von Tieren Misstrauen.<br />
Daher durften die <strong>Osnabrücker</strong><br />
Juden nach der Ratssatzung<br />
von 1336 das nach ihren religiösen<br />
Vorschriften geschlachtete Fleisch<br />
nur gesondert verkaufen. Die dafür<br />
vorgesehenen Fleischbänke im<br />
alten Rathaus wurden extra mit<br />
einem „Judenbild“ („joden belde“)<br />
gekennzeichnet. Es handelte sich dabei<br />
wohl um die diffamierende Darstellung<br />
einer „Judensau“.<br />
Unter diesen Bedingungen gehörten<br />
Konflikte zur Tagesordnung. Wollte<br />
sich ein Jude gegen Anschuldigungen<br />
wehren, konnte er durch das<br />
Schwören eines besonderen Eides<br />
seine Unschuld beweisen. Die darin<br />
verankerten Konsequenzen, die ihm<br />
im Falle eines Meineides drohen<br />
sollten, belegen allerdings das große<br />
Misstrauen, das die <strong>Osnabrücker</strong><br />
Bürger den Schutzbefohlenen des<br />
Bischofs entgegenbrachten: „Wenn<br />
du einen Meineid schwörst, soll dich<br />
die Erde verschlingen, [...]. Wenn du<br />
einen Meineid schwörst, sollst du im<br />
Höllenfeuer verbrennen“.<br />
Es ist daher sicher auch kein Zufall,<br />
dass gerade in der Zeit, in der sich<br />
die jüdische Gemeinde in Osnabrück<br />
etablierte, das westliche Südportal<br />
der Marienkirche einen programmatischen<br />
antijüdischen Figurenschmuck<br />
erhielt. Die Kirche wurde zwischen<br />
ca. 1300 und Mitte des 14. Jahrhunderts<br />
zu einer gotischen Hallenkirche<br />
ausgebaut. Wer die Kirche durch<br />
Judensau © Museumsquartier Osnabrück: E 1861 / Hintergrund © Abbies Art Shop; AdobeStock<br />
16 <strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong>
Stadt und Landgeschichten<br />
das neue „Brautportal“ betrat, wurde<br />
durch das biblische Gleichnis von den<br />
törichten und den klugen Jungfrauen<br />
(Matthäus <strong>25</strong>, 1-13) dazu ermahnt,<br />
stets gut auf wichtige Ereignisse vorbereitet<br />
zu sein. Die Parabel versinnbildlicht<br />
zudem das Weltgericht. Die<br />
klugen Jungfrauen stehen für die Seeligen,<br />
die törichten für die Verdammten.<br />
Das Portal symbolisiert dabei den<br />
Eingang zum Paradies. Die durch eine<br />
Augenbinde als blind gekennzeichnete<br />
„Synagoga“ neben den törichten<br />
Jungfrauen als Antagonismus zu<br />
„Ecclesia“ und den klugen Jungfrauen<br />
ist eindeutig als Abwertung der Juden<br />
durch die Christen zu deuten.<br />
WAS BEDEUTET DER<br />
POGROM VON 1350?<br />
Das Misstrauen gegenüber den Juden<br />
kulminierte, als Mitte des 14. Jahrhunderts<br />
eine Pestepidemie die gesamte<br />
europäische Bevölkerung bedrohte. In<br />
Unkenntnis der tatsächlichen Infektionsgründe<br />
wurden, basierend auf<br />
erpressten Geständnissen, Gerüchte<br />
gestreut, die Juden würden absichtlich<br />
die Brunnen vergiften. Zahlreiche<br />
Pogrome folgten. Während des <strong>Osnabrücker</strong><br />
Pogroms im Sommer 1350<br />
wurden die Juden wie Vieh niedergemetzelt.<br />
Es überlebten nur wenige,<br />
darunter zwei Söhne des Eleasar,<br />
genannt Lipmann. Der eine hieß Uri<br />
Halevi, genannt Vivus. Die Pogrome<br />
boten die Gelegenheit, das Eigentum<br />
der Ermordeten zu plündern. Schuldner<br />
holten sich ihre Pfänder zurück,<br />
da es nach dem Mord keine Gläubiger<br />
mehr gab. In Osnabrück forderte Johann<br />
<strong>II</strong>. Hoet von der Bevölkerung die<br />
Herausgabe des von ihm als Bischof<br />
beanspruchten Diebesgutes und prozessierte<br />
mehrfach um das hinterlassene<br />
jüdische Eigentum.<br />
Um 1360 siedelte der Bischof erneut<br />
acht jüdische Familien in Osnabrück<br />
an. Diese waren nun sowohl ihm<br />
selbst als auch der Stadt gegenüber<br />
zinspflichtig. In der Redlinger Straße<br />
entstand eine neue Synagoge und<br />
1386 erwarb die Gemeinde vor dem<br />
Hegertor auf dem Westerberg einen<br />
neuen Friedhof. Seit Beginn des 15.<br />
Jahrhunderts sank die Zahl der jüdischen<br />
Familien stetig. Nach der Aufhebung<br />
des Zinsverbotes für Christen<br />
wurden die Juden als Geldgeber entbehrlich.<br />
Daher hob Bischof Johann<br />
von Diepholz 1424 auf Drängen des<br />
Stadtrates ihren Schutz auf. Die letzten<br />
beiden jüdischen Familien verließen<br />
die Stadt.<br />
Danach durften sich Juden in Osnabrück<br />
nicht mehr ansiedeln. Die für<br />
den Viehhandel wichtigen durchreisenden<br />
Händler waren nur unter<br />
strengen Auflagen geduldet. Erst im<br />
19. Jahrhundert entstand in der Stadt<br />
erneut eine jüdische Gemeinschaft.<br />
Der dann beginnende Antisemitismus<br />
sollte – mit den bekannten<br />
fürchterlichen Folgen – nahtlos an<br />
viele Stereotype des mittelalterlichen<br />
Antijudaismus anknüpfen.<br />
Autor: Thorsten Heese<br />
Jiddische<br />
Musik<br />
im Felix-<br />
Nussbaum-Haus<br />
Freitag, 27. September <strong>2019</strong> | 20 Uhr<br />
Fran & Flora (UK)<br />
Vorverkauf/Abendkasse: 13 €/15 € | ermäßigt: 11 €<br />
Freitag, <strong>25</strong>. Oktober <strong>2019</strong> | 20 Uhr<br />
Daniel Kahn (USA/Deutschland), Vanya Zhuk (Moskau),<br />
Yeva Lapsker (Leningrad/Berlin): „Bulat Blues“<br />
Vorverkauf/Abendkasse: 13 €/15 € | ermäßigt: 11 €<br />
22./23. November <strong>2019</strong> | Workshops<br />
Abschlusskonzert am 23. November <strong>2019</strong> | 20 Uhr<br />
Klezmer Projekt-Orchester der Musik- und Kunstschule (Ltg.<br />
Pierre-Yves Locher) und Jiddisches Lied: Workshops mit Polina & Merlin<br />
Shepherd (Brighton/UK) & Abschlusskonzert der Teilnehmer<br />
Vorverkauf/Abendkasse: 13 €/15 € | ermäßigt: 11 €<br />
Samstag, 14. Dezember <strong>2019</strong> | 20 Uhr<br />
WEIHNUKKA – Stella’s Morgenstern spielt Lieder<br />
zu Weihnachten und zu Chanukka<br />
Vorverkauf/Abendkasse: 13 €/15 € | ermäßigt: 11 €<br />
Dienstag bis Freitag:<br />
11 – 18 Uhr<br />
Samstag und Sonntag/Feiertag:<br />
10 – 18 Uhr<br />
Jeden ersten Donnerstag im Monat:<br />
11 – 20 Uhr<br />
Museumsquartier Osnabrück<br />
Lotter Straße 2 | 49078 Osnabrück<br />
www.museumsquartier-osnabrueck.de<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Anmeldungen <strong>Wissen</strong> für | die Ausgabe Workshops <strong>II</strong> <strong>2019</strong> unter<br />
0541 323-4149 oder rocho.s@osnabrueck.de<br />
Mit freundlicher Unterstützung von<br />
17
Villa Schlikker - vielleicht demnächst „Hans-Calmeyer-Haus“<br />
Dr. Mathias<br />
Middelberg<br />
Rechtsanwalt und<br />
Bundestagsabgeordneter.<br />
2004<br />
schrieb er seine<br />
Doktorarbeit und<br />
2015 eine Biografie<br />
über Hans Calmeyer.<br />
Die Zahl der Bittschriften auf Calmeyers<br />
Schreibtisch wuchs und wuchs.<br />
In ihrer Verzweiflung erfanden viele<br />
Verfolgte neue Abstammungsgeschichten.<br />
Die im Melderegister eingetragene<br />
jüdische Mutter sei nicht<br />
die echte; in Wahrheit sei der Vater<br />
damals mit dem hübschen „arischen“<br />
Hausmädchen<br />
HANS-CALMEYER: TEIL 1<br />
WAR ER EIN SCHINDLER<br />
ODER EIN SCHWINDLER?<br />
Der <strong>Osnabrücker</strong> Rechtsanwalt Hans Calmeyer (1903-1972) gelangte im Zweiten Weltkrieg eher zufällig<br />
auf einen Posten, auf dem er zum Richter über Leben und Tod wurde. Als „Judenreferent“ der<br />
deutschen Besatzungsverwaltung in den Niederlanden sollte er im Zuge der von den Nazis veranlassten<br />
Registrierung der Juden „rassische Zweifelsfälle“ entscheiden. „Arier“ oder Jude? Was zugleich<br />
bedeutete: Überleben oder Deportation.<br />
fremdgegangen.<br />
Calmeyer entschied mehr als 5.000<br />
solcher Fälle – sogenannte Abstammungsprüfungen.<br />
Dabei ließ er sich<br />
wohl bereitwillig täuschen. Die Mehr-<br />
zahl der Fälle nämlich – Personen,<br />
die sich zuvor selbst als Juden hatten<br />
registrieren lassen, – entschied der<br />
Jurist positiv. Die Betroffenen wurden<br />
nicht deportiert. Yad Vashem, Israels<br />
Zentrum zur Erforschung des Holocaust,<br />
verlieh Calmeyer deshalb den<br />
Ehrentitel „Gerechter der Völker“.<br />
Der Anwalt ist dennoch bis heute<br />
umstritten. „Schindler oder Schwindler?“<br />
titelte ein Nachrichten-Magazin.<br />
Kritiker sehen Calmeyer als „funktionierendes<br />
Rädchen“ der Nazi-Mord-<br />
Villa Schlikker © Nina Peiler / Calmeyer gehend © Niedersächsisches Landesarchiv Osnabrück, Dep. 107, Akz. 5/95 / Portrait Middelberg © Hermann Pentermann<br />
18<br />
Hans Calmeyer
Stadt und Landgeschichten<br />
maschinerie. Es gebe keine Beweise,<br />
dass der Jurist wissentlich falsche<br />
Abstammungsentscheidungen<br />
getroffen<br />
habe. In jedem Falle aber sei<br />
sein Tun ambivalent gewesen; Calmeyer<br />
habe „Gutes, aber auch Böses<br />
bewirkt!“.<br />
WEM HALF CALMEYER –<br />
UND WER HALF IHM?<br />
Heute – nach weiteren gründlichen<br />
wissenschaftlichen Studien<br />
– können wir allerdings gewiss sein:<br />
Verhaftung Juden in Amsterdam © Nederlands Instituut voor Oorlogsdocumentatie (NIOD), Amsterdam, <strong>Nr</strong>. 97187<br />
Calmeyer wusste sehr genau, was<br />
Sache war und er hat bewusst gerettet.<br />
Er handelte allerdings nicht allein.<br />
Mitarbeiter seiner „Entscheidungsstelle“<br />
halfen ihm – Deutsche wie<br />
Niederländer. Und es waren niederländische<br />
Anwälte, die die Petenten<br />
in den Verfahren berieten und ebenso<br />
waren es niederländische Ärzte,<br />
die Abstammungsurkunden, Blutgruppenuntersuchungen<br />
und andere<br />
Dokumente fälschten.<br />
Besonders diese niederländischen<br />
Anwälte und Ärzte waren es, die nach<br />
dem Krieg ganz überwiegend positiv<br />
über Calmeyer aussagten. Dabei<br />
hätten sie leicht das eigene Tun in<br />
den Vordergrund rücken und berichten<br />
können, allein ihrer klugen<br />
Täuschungsstrategie sei die Rettung<br />
Verhaftung von Juden in Amsterdam<br />
sagt, „dass ich ihn betrügen könne,<br />
soviel ich wolle, sofern ich es nur so<br />
anstellte, dass er keinen Ärger mit der<br />
deutschen Polizei bekäme“. Ein Arzt,<br />
der hunderte falsche Abstammungsgutachten<br />
fertigte und selbst von<br />
Yad Vashem ausgezeichnet wurde,<br />
beschrieb Calmeyer als „außerordentlich<br />
gewiefte und clevere Figur.<br />
Jemand, der die Dinge so zu sagen<br />
wusste, dass man ihm keinen Strick<br />
daraus drehen konnte. Er wusste,<br />
dass man ihn für einen Narren hielt.<br />
(...) Er war gegen die ganze Judenge-<br />
die während der Nazi-Jahre 1933 bis<br />
1945 die Zentrale der NSDAP beherbergte,<br />
zum „Hans-Calmeyer-Haus“<br />
zu machen. Das Haus soll zu einem<br />
interaktivem „Friedenslabor“ mit<br />
Ausstellungskonzept umgebaut werden.<br />
1,9 Mio. Euro soll das kosten.<br />
Davon kommen 1,7 Mio. aus einem<br />
Förderprogramm des Bundes. Der<br />
Zuschlag für Osnabrück war – zumal<br />
in dieser Höhe – bemerkenswert, weil<br />
das Programm 13-fach überzeichnet<br />
war, also 13 Mal so viel Geld beantragt<br />
wurde wie vorhanden war.<br />
ihrer Mandanten zu verdanken; die<br />
schichte“.<br />
Autor: Mathias Middelberg<br />
dümmlichen „Nazi-Beamten“ hätten<br />
sich einfach überlisten lassen.<br />
Tatsächlich bekundeten die meis-<br />
WO ENTSTEHT DAS FRIEDENSLABOR?<br />
Yad Vashem schätzt, dass Calmeyer<br />
Und so geht es in den nächsten<br />
beiden Ausgaben weiter:<br />
ten Anwälte das Gegenteil. Einer z.<br />
durch sein Tun etwa 3.000 Men-<br />
B. erklärte sehr klar: „Ich habe An-<br />
schen vor dem sicheren Tod gerettet<br />
Teil 2: Calmeyers Entscheidung: Wie<br />
tragsschriften bei ihm eingereicht,<br />
hat. Gleichwohl ist der Jurist vielleicht<br />
konnte Anne Franks beste Freundin<br />
von denen er wusste, dass sie falsch<br />
in Osnabrück, aber darüber hinaus<br />
überleben?<br />
waren. Trotzdem half er in Hunder-<br />
kaum bekannt. Auch deshalb hat der<br />
ten von Fällen.“ Eine Kollegin berich-<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Stadtrat entschieden,<br />
Teil 3: Verdacht gegen den Juden-<br />
tete, Calmeyer habe ihr schon beim<br />
die Villa Schlikker, eine ehemalige<br />
retter: Wie nah war die SS Calmeyer<br />
ersten Zusammentreffen offen ge-<br />
Kaufmannsvilla am Heger-Tor-Wall,<br />
auf der Spur?<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
19
WIE VIELE BRITEN<br />
VERLIESSEN OSNABRÜCK?<br />
Wann Großbritannien der Europäischen Union endgültig den Rücken<br />
kehrt, steht noch immer in den Sternen. Osnabrück hat einen Brexit<br />
ganz anderer Art bereits erlebt. Rund 14.000 Soldaten waren in der<br />
größten britischen Garnisonsstadt außerhalb Großbritanniens zeitweise<br />
stationiert.<br />
Heute sind davon weniger als 10% geblieben. Ende 2018 lebten in der<br />
Hasestadt 794 Menschen mit britischer Erst- oder Zweitstaatsangehörigkeit.<br />
Dazu kamen 124 mit britischen Wurzeln.<br />
Bus © Sergii Figurnyi / Fahne © butenkow; Adobe Stock<br />
WELCHE KARTS<br />
FAHREN MIT SONNE?<br />
Das Nettedrom in Osnabrück besitzt mit 30 E-Karts wohl die größte<br />
Rennstrecke in der Region, die zudem auch noch mit erneuerbarer<br />
Energie - genauer gesagt der Sonnenenergie - betrieben wird.<br />
Diese Fahrzeuge haben keine klassischen<br />
Verbrennungsmotoren und<br />
sparen so pro Jahr/E-Kart ca.<br />
500.000g CO 2 ein. Trotz des höheren<br />
Gewichts ist die Leistungsfähigkeit<br />
der E-Flitzer im Vergleich<br />
zu „normalen“ Fahrzeugen mit<br />
Verbrennungsmotoren<br />
höherwertiger,<br />
da sie aufgrund des sofort<br />
anstehenden Drehmomentes eine<br />
bessere Beschleunigung aufweisen.<br />
Die Geschwindigkeit ist beliebig über<br />
die Drehzahl einzustellen, das heißt<br />
bis max. 24 kW. Durch die Photovoltaik<br />
Anlage auf dem Dach der Halle,<br />
werden jährlich ca. 91.000 kW/h<br />
an Sonnenenergie eingespeist. Der<br />
Strombezug des Gesamtbetriebs der<br />
Bahn lag im vergangenen Jahr bei ca.<br />
123.000 kW/h, das bedeutet, dass<br />
74 % des gesamten Energiebedarfs<br />
durch die 320 Solarmodule abgedeckt<br />
wurden.<br />
Die bevorstehende dunkle Jahreszeit<br />
spielt dabei keine Rolle, trotz weniger<br />
Sonne und somit auch weniger Sonnenenergie,<br />
wird die E-Kartbahn<br />
ohne Probleme weiter betrieben.<br />
Autorin: Laura Seewald<br />
Karts fahren © Malte Santen / Solarpanel © Stadtwerke Osnabrück<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong>
Geschichte(n)<br />
aus Osnabrücks<br />
Partnerstädten<br />
Stadt und Landgeschichten<br />
WO WIRD SEIT 3.000<br />
JAHREN WEIN ANGEBAUT?<br />
Bozcaada (gr. Ténedos), eine Insel mit rund 2.800 Einwohnern, liegt<br />
an der Westküste der Türkei. Sie gehört zu Çanakkale und weist eine<br />
bewegte Geschichte auf. Heute trifft hier Tradition auf Moderne.<br />
Bild Esel © Stadt Canakkale / Weintraube © Unclesam, Weintraube unten © Andy Dean<br />
Aufgrund der Lage war Bozcaada<br />
nicht nur während des Trojanischen<br />
Krieges ein attraktives Ziel und wurde<br />
so zum Schmelztiegel der Kulturen.<br />
Griechen, Perser, Mazedonier,<br />
Römer und Türken haben hier ihre<br />
Spuren hinterlassen. Eine gemeinsame<br />
Vorliebe hatten sie trotz aller<br />
Differenzen alle: Den Rebensaft!<br />
Seit beinahe 3.000 Jahren wird auf<br />
Bozcaada Wein produziert. Bei<br />
Çanakkale treffen Marmara- und<br />
Ägäisches Meer aufeinander, was für<br />
besonders fruchtbare Böden sorgt.<br />
PARTNERSTADT ÇANAKKALE<br />
Rund 166.000 Einwohner leben<br />
im Landkreis Çanakkale, bekannt<br />
als historischer Schauplatz der<br />
Schlacht um Troja. Seit 15 Jahren<br />
pflegt Osnabrück eine Partnerschaft<br />
zu der Universitätsstadt. Als<br />
Städtebotschafter vertritt Ali Çınar<br />
derzeit seinen Heimatort: „Ein Teil<br />
dieser Freundschaft zu sein, ist für<br />
mich eine große Freude. Auf die<br />
Freundschaft!“.<br />
Ideal also, um qualitativ hochwertigen<br />
Wein anzubauen. „Wäre Dionysos,<br />
der Gott des Weines, nicht auf einer<br />
griechischen Insel gelandet, dann<br />
hätte er Bozcaada gewählt“, so die<br />
Überzeugung der einheimischen Bevölkerung.<br />
WER WIRD MISS WEINTRAUBE?<br />
Çanakkale vereint tausende Jahre<br />
Geschichte. Die Weintradition ist<br />
lebendiger Bestandteil. Jedes Jahr<br />
im September kommen Weinbauern,<br />
Arbeiter, Kinder und Besucher<br />
zusammen, um gemeinsam mit Traktoren<br />
zu den Weingütern zu fahren.<br />
Die Weintrauben werden handverlesen<br />
und in Körben durch Pferde,<br />
Esel und Traktoren zum Zentrum<br />
von Bozcaada, dem Inselplatz, transportiert.<br />
Der Konvoi wird musikalisch<br />
begleitet. Der Startschuss für das<br />
dreitägige Bozcaada Traubenlese<br />
Festival ist gefallen. Neben zahlreichen<br />
Konzerten, Weinverkostungen,<br />
Verkauf und einer Fachtagung<br />
findet ein Schönheitswettbewerb<br />
statt: Junge Mädchen stellen sich<br />
der Wahl zur „Miss Weintraube“.<br />
Autoren: Ali Çınar & Sina-Christin Wilk<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
21
Stadt und Landgeschichten<br />
WANN GAB ES OSNABRÜCKER<br />
„VERFASSUNGSVÄTER“?<br />
TEIL 3<br />
Wie entstanden unsere Grundrechte? Wer setzte sich für Meinungs-, Rede-, Presse- und Versammlungsfreiheit<br />
ein? Die Jahre 1849, 1919 und 1949 stehen allesamt für demokratische Regelwerke, an<br />
denen auch frei gewählte <strong>Osnabrücker</strong> mitgewirkt haben.<br />
Insgesamt dreimal ist es in der deutschen<br />
Geschichte nach harten Auseinandersetzungen<br />
gelungen, Grund-<br />
rechte in Verfassungen festzuschreiben:<br />
1849, 1919 und 1949. Die ersten<br />
beiden Regelwerke scheiterten und<br />
auch heute ist die Demokratie überall<br />
durch immer mehr Despoten, Demagogen<br />
und nationalistische Hetzer<br />
bedroht. In den ersten beiden Teilen<br />
dieser Abhandlung wurden der Leserschaft<br />
Johann Detering, Carl Theodor<br />
Breusing, Otto Vesper und August<br />
Josef Hagemann vorgestellt, die an<br />
den Verfassungswerken von 1849<br />
und 1919 mitwirkten. Im dritten Teil<br />
geht es um Hans Wunderlich, der<br />
1949 eine wichtige Rolle spielte.<br />
WAS WAR DER<br />
PARLAMENTARISCHE RAT?<br />
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs<br />
war es ein mühsamer Weg.<br />
Inmitten der Ruinen und Versor-<br />
gungsengpässe ging es darum,<br />
wieder demokratische Strukturen<br />
aufzubauen. Seit 1946 entstanden<br />
auf der Basis freier Wahlen Stadtund<br />
Gemeinderäte. Niedersachsen<br />
zählte zu den neu gebildeten Bundesländern<br />
der westlichen Besatzungszonen.<br />
Zwischen 1946 und 1947 ermöglichten<br />
jene die Wahl der ersten<br />
Landtage. Diese wiederum wählten<br />
insgesamt 65 Mitglieder eines „Parlamentarischen<br />
Rates“, fünf aus Westberlin<br />
blieben ohne Stimmrecht. Von<br />
September 1948 bis Mai/Juni 1949<br />
tagten jene Mütter und Väter des<br />
späteren Grundgesetzes in Bonn.<br />
Am 8. Mai 1949, exakt vier Jahre nach<br />
Beendigung des Zweiten Weltkrieges,<br />
verabschiedete der Parlamentarische<br />
Rat das zentrale Regelwerk<br />
für die Bundesrepublik Deutschland.<br />
Der Name „Grundgesetz“ wurde<br />
zunächst als eine Art Provisorium gewählt,<br />
zumal die Beteiligten nahezu<br />
allesamt davon ausgingen, dass erst<br />
ein wiedervereinigtes Deutschland<br />
eine als Verfassung bezeichnete Ordnung<br />
erhalten sollte.<br />
WEN ZOG ES NACH BONN?<br />
Der Sozialdemokrat Hans Wunderlich<br />
(1899-1977), der im Niedersächsischen<br />
Landesparlament zum Mitglied<br />
des Parlamentarischen Rates<br />
gewählt wurde, war gelernter Journalist.<br />
Während der Weimarer Republik<br />
hatte sich der gebürtige Münchner<br />
als Redakteur der sozialdemokratischen<br />
„Freien Presse“ einen Namen<br />
22 Hans Wunderlich
Stadt und Landgeschichten<br />
gemacht. Nach der Machtübernah-<br />
mentarischen Rat aktives Mitglied<br />
me der Nationalsozialisten war das<br />
des Ausschusses für Grundsatz-<br />
Blatt bereits Anfang Februar 1933<br />
fragen. Besonders engagiert setz-<br />
verboten worden.<br />
te sich Wunderlich gegen viele<br />
Hans Wunderlich © Erna Wagner-Hehmke - https://www.parlamentarischerrat.de/mitglieder_891.html / Grundgesetz © Eigentum Familienarchiv Heuss<br />
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Grundgesetz_1949.jpg / Eishintergrund © nikkytok<br />
Besonders aktiv war Wunderlich<br />
zuvor als Kreisleiter in der SPD-nahen<br />
Wehrformation „Reichsbanner“<br />
gewesen, das<br />
als Schutz für Versammlungen<br />
und Demonstrationen<br />
diente.<br />
Bis 1945<br />
hatte<br />
sich<br />
Wunderlich im<br />
konspirativen<br />
Widerstand betätigt.<br />
Seinen Wohnsitz<br />
hatte er zeitgleich bis Kriegsende<br />
in das westfälische Lienen<br />
verlegt, um dort im Gärtnereiwesen<br />
seine Existenz zu sichern.<br />
Nach 1945 wurde Wunderlich im<br />
befreiten Osnabrück zum aktiven<br />
Geburtshelfer der neu entstehenden<br />
demokratischen Presse. Er<br />
avancierte dabei zum Lizenzträger<br />
der sozialdemokratischen Nordwestdeutschen<br />
Rundschau. Seit<br />
Juli 1947 war er zugleich stellvertretender<br />
Vorsitzender des SPD-<br />
Bezirksverbandes Aurich, Osna-<br />
Widerstände für das Recht auf<br />
Kriegsdienstverweigerung ein. Vergeblich<br />
bemühte er sich für<br />
einen besonderen, auf<br />
den<br />
Grundrechten<br />
basierenden<br />
Sonderstatus<br />
zum<br />
der<br />
Schutz<br />
Pressefreiheit.<br />
Ebenfalls<br />
vergeblich<br />
war sein aktiver<br />
Einsatz gegen die<br />
Wiedereinführung des<br />
traditionellen, vom Obrigkeitsstaat<br />
übernommenen Berufsbeamtentums.<br />
WAS BEENDETE<br />
SEINE MANDATSKARRIERE?<br />
Bei der ersten Bundestagswahl im<br />
Jahre 1949 gelang es Wunderlich<br />
nicht, als <strong>Osnabrücker</strong> SPD-Abgeordneter<br />
ins Parlament einzuziehen.<br />
Er verfolgte daraufhin weiter<br />
den erlernten journalistischen<br />
Werdegang. Von 1950 an zog es<br />
ihn zur „Westfälischen Rundschau“<br />
WIE KALT WAR<br />
ES IM KÖNIGLICH<br />
PREUSSISCHEN<br />
STAATSARCHIV ZU<br />
OSNABRÜCK?<br />
Genaue Temperaturangaben fehlen,<br />
doch gemütlich war es wohl kaum,<br />
als das Staatsarchiv im Februar 1869<br />
seine Arbeit aufnahm. Nur einer der<br />
im <strong>Osnabrücker</strong> Schloss zur Verfügung<br />
gestellten Räume konnte<br />
beheizt werden, außerdem berichtete<br />
der Archivar Dr. Hermann<br />
Veltmann an seine vorgesetzte<br />
Stelle in Berlin von<br />
zerbrochenen<br />
Fensterscheiben,<br />
fehlenden Schreibpulten und Türschlössern<br />
sowie jeder Menge<br />
Staub und Dreck.<br />
Die Situation verbesserte sich nur<br />
brück und Oldenburg.<br />
nach Dortmund, deren Chef-<br />
langsam. Erst 1917 konnte das Ar-<br />
WOFÜR SETZTE SICH<br />
WUNDERLICH BESONDERS EIN?<br />
Als einer der 27 stimmberechtig-<br />
redaktion er bis 1964 übernahm.<br />
Seinen Ruhestand verbrachte<br />
er wieder in Osnabrück.<br />
chiv in die Schlossstraße umziehen.<br />
Das dortige Magazingebäude<br />
gehört noch immer zum Niedersächsischen<br />
Landesarchiv.<br />
ten sozialdemokratischen „Ver-<br />
Autor: Heiko Schulze<br />
fassungsväter“ wurde er im Parla-<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
23
Stadt und Landgeschichten<br />
WIE FUNKTIONIERT<br />
DIE „C14“ DATIERUNG?<br />
Auf der Nöschkenheide in Bersenbrück hat die Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück zwischen<br />
2002 und 2005 ein vorgeschichtliches Gräberfeld ausgegraben. Gut geschützt und bestens konserviert<br />
unter dem stellenweise mehr als 1 Meter mächtigen Plaggeneschauftrag lagen zahlreiche Brandbestattungen,<br />
teils waren sogar die zugehörigen Grabhügel noch erhalten. Wie aber lässt sich etwas<br />
über die Menschen erfahren, die hier vor rund 2.000 bis 3.000 Jahren gelebt haben?<br />
Bis heute haben sich ihre Spuren vor<br />
allem in den Gräbern erhalten. Nach<br />
und nach über mehrere Generationen<br />
hinweg angelegt, sind sie Zeugnisse<br />
einer Zeit, der ein radikaler Wandel<br />
im Bestattungsritus unmittelbar vorausgegangen<br />
war: Von der Körperzur<br />
Brandbestattung. In der jüngeren<br />
Bronze- und vorrömischen Eisenzeit,<br />
also in den letzten 1200 Jahren vor<br />
Christi Geburt, wurden die Toten auf<br />
Scheiterhaufen verbrannt. Unter freiem<br />
Himmel erreichte man dabei Verbrennungstemperaturen<br />
von 700–<br />
900°C. Die Körper zerfielen nicht<br />
vollständig zu feiner Asche, sondern<br />
die Knochen zersprangen in kleine<br />
Stücke. Diese Überreste wurden<br />
dann in Urnen teils zusammen<br />
mit Grabbeigaben unter Erdhügeln<br />
bestattet. Als Urnen dienten meistens<br />
Tongefäße, aber auch Behältnisse<br />
aus Stoff, Holz oder Leder.<br />
WIE WERDEN FUNDE<br />
SICHER GEBORGEN?<br />
Die in Bersenbrück gefundenen<br />
Urnen wurden auf der Grabung im<br />
Block geborgen. Um empfindliche<br />
Funde nicht zu zerstören oder wenn<br />
die Zeit knapp wird, kommt die Blockbergung<br />
zum Einsatz. So lassen sich<br />
besonders fragile Objekte wie z. B.<br />
Urnen samt dem umgebenden Erdreich<br />
sicher bergen. Zunächst wird<br />
das Objekt in dünne Polyäthylenfolie<br />
(Frischhaltefolie) eingeschlagen, zur<br />
Stabilisierung mit Gipsbinden umwickelt<br />
und anschließend stoßsicher<br />
verpackt. In der Restaurierungswerkstatt<br />
wird dann die Gipskapsel geöffnet.<br />
Schicht für Schicht wird nun der<br />
„VORSICHT URNE“<br />
IN KALKRIESE<br />
Ein Großteil der bereits im Museum<br />
im Kloster in Bersenbrück<br />
gezeigten Sonderausstellung<br />
„Vorsicht Urne“ wird während der<br />
Veranstaltung „Forum Kalkriese“<br />
im Museum und Park Kalkriese<br />
nochmals präsentiert. Interessenten<br />
können die Exponate hier vom<br />
3. bis 6. Oktober besichtigen.<br />
24 <strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong>
Stadt und Landgeschichten<br />
Bild unten rechts © Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück / Pinsel © Krugloff; Adobe Stock<br />
Block in sorgfältiger Handarbeit freipräpariert,<br />
dabei jeder Arbeitsschritt<br />
genauestens dokumentiert und fotografisch<br />
festgehalten.<br />
WIE DATIERT MAN EIGENTLICH?<br />
Wenn alles so weit freigelegt ist, kann<br />
z. B. der Leichenbrand aus dem Inneren<br />
der Urne untersucht und datiert<br />
werden. Aber wie genau funktioniert<br />
dies? Naturwissenschaft spielt neben<br />
der formenkundlichen Einordnung<br />
eine wichtige Rolle bei der Altersbestimmung<br />
archäologischer Funde und<br />
Befunde. Am bekanntesten ist die<br />
Radiokarbonmethode, auch C14-Datierung<br />
genannt. Alle lebenden Organismen<br />
nehmen über die Nahrung<br />
Kohlenstoff auf, darunter auch winzige<br />
Mengen des radioaktiven Kohlenstoffisotops<br />
14 C. Nach dem Tod des<br />
Lebewesens zerfällt dieses mit einer<br />
bestimmen Halbwertszeit. Misst man<br />
das Verhältnis des stabilen Kohlenstoffes<br />
zu dem noch vorhandenen<br />
14<br />
C-Gehalt, kann man das Alter der<br />
Probe errechnen. Dieses Verfahren<br />
liefert keine jahrgenaue Datierung,<br />
sondern benennt eine Zeitspanne<br />
von einigen Jahrzehnten, in der zu<br />
über 95% Wahrscheinlichkeit das tatsächliche<br />
Alter der Probe liegt.<br />
Bedauerlicherweise ist der Zerfallsprozess<br />
durch die Jahrtausende nicht<br />
gleichmäßig. Für gewisse Zeitabschnitte<br />
ist daher eine genaue Datierung<br />
schwierig – zum Beispiel in der<br />
vorrömischen Eisenzeit! Durch die<br />
Kalibrierung, also den Abgleich der<br />
gewonnenen Daten mit denjenigen<br />
aus anderen naturwissenschaftlichen<br />
Untersuchungen, vor allem der<br />
Dendrochronologie („Baumringdatierung“),<br />
versucht man die Ergebnisse<br />
zu verfeinern. Wichtig ist auch,<br />
welche Proben analysiert werden:<br />
Optimal sind Knochen von relativ<br />
kurzlebigen Lebewesen oder verkohltes<br />
Getreide. Die Existenz von<br />
14<br />
C und dessen Nutzen zur Datierung<br />
wies der amerikanische Chemiker<br />
Willard Libby nach und erhielt dafür<br />
1960 den Nobelpreis. Seitdem wurde<br />
die Methode verfeinert und die Halbwertszeit<br />
auf 5.730 Jahre bestimmt.<br />
Archäologische Proben wie Holzkohle<br />
aus Mauerwerksmörtel, Knochen und<br />
andere organische Stoffe können in<br />
Laboren weltweit analysiert werden,<br />
schon wenige Gramm reichen aus.<br />
Wie die archäologischen und naturwissenschaftlichen<br />
Untersuchungen<br />
der Gräber belegten, diente das Areal<br />
auf der Nöschkenheide in Bersenbrück<br />
viele hundert Jahre lang als<br />
Bestattungsplatz. Nun wissen wir<br />
nicht nur wie alt die einzelnen Bestattungen<br />
sind, sondern auch über<br />
ihre zeitliche Abfolge Bescheid. Die<br />
Radiokarbonmethode ist also ein unverzichtbares<br />
Mittel in der archäologischen<br />
Forschung. Darüber hinaus<br />
kann der Leichenbrand anthropologisch<br />
analysiert werden. So lassen<br />
sich beispielsweise Alter, Geschlecht<br />
und Körperhöhe der Verstorbenen<br />
herausfinden.<br />
Autorin: Judith Franzen<br />
Nach dem Öffnen der Gipskapsel wird die Urne<br />
Stück für Stück freigelegt. Die ersten Knochenfragmente<br />
kommen langsam zum Vorschein.<br />
Diese lassen sich anschließend im Labor mittels<br />
der C14-Methode datieren.<br />
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SEINEN NACHWUCHS AUS?<br />
Am 21. Juni war es soweit: Nach einer Bauzeit von gerade einmal 1,5 Jahren<br />
wurde der Neubau der Akademie des Klinikums Osnabrück mit einem Festakt<br />
eröffnet. Direkt neben dem Mutterhaus auf dem Finkenhügel werden<br />
junge Menschen in modernen Übungs- und Unterrichtsräumen ausgebildet.<br />
Gesundheits- & Pflegefachfrauen/-männer,<br />
Hebammen, Physiotherapeutinnen &<br />
-therapeuten , Medizinisch-Technische La-<br />
borassistenten und Medizinisch-Technische<br />
Radiologieassistenten bekommen in<br />
der Akademie eine erstklassige Ausbildung<br />
mit hervorragenden Berufsperspektiven.<br />
Darüber hinaus bietet das Haus Fort- und<br />
Weiterbildungen für medizinisches Fachpersonal<br />
zu fachspezifischen Themen<br />
ebenso wie für Soft Skills zur Mitarbeiterführung<br />
an. Die Digitalisierung spielt<br />
dabei eine zentrale Rolle, denn die Akademie<br />
setzt auf ein wegweisendes E-Learning-Konzept.<br />
Schließlich verfügt der Neubau<br />
in einigen Unterrichtsräumen über<br />
Touch-Screen-Monitore. Dazu gibt es eine<br />
Bibliothek, großzügige Arbeitsflächen und<br />
ein Atrium mit drahtlosem Netzwerk. Auch<br />
das Lehrerzimmer wurde mit vernetzten<br />
Computerarbeitsplätzen ausgestattet.<br />
WIE WERDEN NOTFÄLLE SIMULIERT?<br />
Herzstück der neuen Akademie ist ein<br />
komplett einsatzfähiges „Simulationszentrum“,<br />
das nicht nur wie ein Notfall-<br />
26
Sport und Gesundheit<br />
Bilder © Klinikum Osnabrück<br />
WIE KAM DIE AKADEMIE<br />
AUF DEN FINKENHÜGEL?<br />
Verschiedene Ausbildungs- und<br />
Fortbildungseinrichtungen wie<br />
Pflegekräfte-, Hebammen- oder<br />
MTA-Schulen wurden 2009 erstmals<br />
im früheren Bundeswehrkrankenhaus<br />
am Natruper Holz<br />
vereint. 2015 zog die Akademie in<br />
die Räume der Dresdner Bank an<br />
der Möserstraße, seit 2017 war sie<br />
in einem ehemaligen Großhandelsgebäude<br />
im Fledder zuhause.<br />
raum aussieht, sondern auch all seine<br />
Funktionen bietet. Auszubildende<br />
arbeiten hier in Teams und erfüllen<br />
unterschiedliche Aufgaben, die von<br />
den Lehrern im Schaltzentrum auch<br />
spontan verändert werden können.<br />
Als Patienten dienen (für die leichteren<br />
Fälle) Schauspieler oder (für<br />
die Simulation von schweren bis lebensbedrohlichen<br />
computergesteuerte Puppen.<br />
Erkrankungen)<br />
Jeder „Einsatz“ kann anschließend<br />
durch eine Videoanalyse ausgewertet<br />
werden. So haben die Ausbilder im<br />
Simulationszentrum die Möglichkeit,<br />
alle Arten von Notfällen und zahllosen<br />
Behandlungssituationen zu<br />
testen, um so die Schüler auf ihren<br />
zukünftigen, anspruchsvollen Beruf<br />
vorzubereiten. „Wir können den<br />
beruflichen Alltag hier unter nahezu<br />
echten Bedingungen proben. Dadurch<br />
lassen sich Lehrinhalte viel<br />
besser und anschaulicher vermitteln.<br />
Außerdem haben wir die Möglichkeit,<br />
Schüler darauf vorzubereiten, nach<br />
der Ausbildung in schwierigen Situationen<br />
eigene Entscheidungen zu<br />
treffen“, erzählt Kerstin Moldenhauer,<br />
die Leiterin der Akademie des Klinikums<br />
Osnabrück. Kein Wunder also,<br />
dass der Aufsichtsratsvorsitzende des<br />
Klinikums Osnabrück, Dr. Fritz Brickwedde,<br />
fest davon überzeugt ist, mit<br />
dem einstimmigen Baubeschluss im<br />
Januar 2017 die richtige Entscheidung<br />
getroffen zu haben. Brickwedde<br />
nannte den Akademie-Neubau als<br />
„das schönstes Baby des Klinikums“<br />
und wies darauf hin, dass es von<br />
enorm wichtiger Bedeutung sei, den<br />
Nachwuchsbedarf des Klinikums<br />
Osnabrück durch einen Ausbau der<br />
Ausbildungskapazitäten und eine<br />
Steigerung der Ausbildungsqualität<br />
zu sichern. Der Neubau der Akademie<br />
sei somit die wohl wichtigste Investition<br />
in die Zukunftsfähigkeit des<br />
Klinikums Osnabrück, betonte Brickwedde.<br />
Nach der Meinung des Aufsichtsratsvorsitzenden<br />
kommt es vor<br />
allem darauf an, eine qualitativ hochwertige<br />
Ausbildung zu gewährlisten.<br />
Die Tendenz der vergangenen fünf<br />
Jahre, als bereits 150 neue Ausbildungsplätze<br />
geschaffen wurden,<br />
dürfte sich also fortsetzen und dem<br />
gesamten Medizinstandort Osnabrück<br />
wichtige neue Impulse verleihen.<br />
Klinikum Osnabrück GmbH<br />
Am Finkenhügel 1<br />
49076 Osnabrück<br />
Telefon: : 0541 405 0<br />
Fax: 0541 405 4997<br />
E-Mail: info@klinikum-os.de<br />
www.klinikum-os.de<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
27
Leben und Gesellschaft<br />
WIE WERDEN VERBORGENE<br />
TALENTE ENTDECKT?<br />
Seit zehn Jahren engagiert sich die Andrea Kuhl-Stiftung (AKS), um Kindern und Jugendlichen die<br />
Möglichkeit zu geben, sich in ihre „Zonen des Selbstseins“ einzufühlen und bisher verborgene Talente<br />
und Begabungen zu entdecken. Ziel der Stiftungsarbeit ist die Förderung der Selbstfindung von Kindern<br />
und Jugendlichen, sowie der für sie verantwortlichen Erwachsenen.<br />
Fehlende Zeit, Druck sozialer Medien<br />
und unpersönliche Freizeitangebote<br />
verhindern vielfach, dass Eltern und<br />
Lehrer den Selbstäußerungen der Kinder<br />
auf ausreichend feinfühlige und<br />
persönliche Art und Weise begegnen,<br />
meint der Psychologe Prof. Dr. Julius<br />
Kuhl, Mitbegründer der AKS. „In Zukunft<br />
möchten wir uns deshalb noch stärker<br />
in die Begabungsförderung einbringen<br />
und Kinder, Eltern und Pädagogen dabei<br />
unterstützen, die Selbstkompetenz<br />
zu entwickeln, die für die Entdeckung<br />
und Entwicklung von Begabungen<br />
wichtig ist.“<br />
WARUM IST DIE<br />
AUTHENTISCHE<br />
SELBSTENTWICKLUNG<br />
SO WICHTIG?<br />
Ob Kinder oder Jugendliche<br />
ein verborgenes<br />
Talent entdecken, die<br />
richtige<br />
Lieblingsbe-<br />
schäftigung finden oder einfach nur ein<br />
Gespür für die eigene Wesensart entwickeln<br />
— Jede Berührung mit dem „wahren<br />
Selbst“ könne enorme Energien<br />
freisetzen, die auf alle Lebensbereiche<br />
ausstrahlen, erklärt der Psychologe<br />
Heiko Frankenberg. „Leider belächeln<br />
Erwachsene manchmal die Zukunftswünsche<br />
von Kindern undJugendlichen.<br />
Aber Wünsche geben auch Hinweise<br />
auf die eigene Wesensart. Wenn also<br />
Erwachsene lernen, sensibel für solche<br />
Zeichen zu sein, haben sie viele Möglichkeiten,<br />
jungen Menschen zu helfen,<br />
ihre Träume in motivierende Wachstumskräfte<br />
zu verwandeln.“<br />
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WAS MACHT DIE AKS KONKRET?<br />
Neben der Unterstützung und Förderung<br />
von Beratungsprojekten<br />
(z.B. „GenerationenWerkstatt“ der<br />
Ursachenstiftung), werden bestehende<br />
Angebote evaluiert und<br />
zertifiziert. Das Portfolio umfasst<br />
Coachingangebote für Pädagogen,<br />
Lehrer und ehrenamtliche Helfer<br />
(z.B. Kooperation mit der katholischen<br />
FABI), Orientierungs- und<br />
Entscheidungshilfen zur Berufsorientierung<br />
(z.B. zum Thema Motivation)<br />
sowie Förderung von allgemein<br />
verständlichen Publikationen<br />
zum Thema selbstbestimmte und<br />
authentische Entwicklung von Kindern<br />
und Jugendlichen. Alle zwei<br />
Jahre wird zudem ein herausragendes<br />
Projekt mit dem AKS-<strong>Wissen</strong>schaftspreis<br />
geehrt.<br />
Autor: Yörn Kreib<br />
ANDREA KUHL<br />
(*27.12.1960 +15.02.2006)<br />
Die Andrea Kuhl-Stiftung wurde<br />
gegründet, um ihr Anliegen zu<br />
würdigen, das sie kurz vor ihrem<br />
frühen Tod so formulierte: „Wenn<br />
ich wieder gesund würde, möchte<br />
ich Kindern helfen, schon früh zu<br />
erkennen, wer sie sind und was sie<br />
können und sich ´sich selbst´ nicht<br />
ausreden zu lassen.“<br />
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*nur gegen Vorlage des Flyers, nicht mit weiteren Ermäßigungen kombinierbar,<br />
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3.11. – 10.11.<strong>2019</strong>, 16.30 – 22 Uhr.<br />
weitere Infos: www.zoo-osnabrueck.de<br />
Jahreskartenbesitzer<br />
und Mitglieder
Osnabrück in der Nazizeit, hier eine Aufnahme der Maifeier im Jahr 1936<br />
DIE GESCHICHTE DER OSNABRÜCKER VOLKSHOCHSCHULE: TEIL 2<br />
WAS GESCHAH MIT DER VHS IN<br />
DEN 1930er UND 40ER JAHREN?<br />
Volkshochschulen sind Töchter der Demokratie, sie entstanden nach dem Ende des Kaiserreichs und<br />
der Katastrophe des 1. Weltkriegs. Den aufstrebenden rechten Kräften waren sie in der Weimarer<br />
Republik mit ihrer modernen Ausrichtung ein Dorn im Auge. Das traf auch auf Osnabrück zu, wo der<br />
„Stadtwächter“ antisemitische reaktionäre Hetze gegen die demokratischen Kräfte verbreitete.<br />
30 <strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong>
Leben und Gesellschaft<br />
Diese Tendenzen und die Folgen der<br />
Weltwirtschaftskrise führten 1929 dazu,<br />
WAS VERLANGTE DIREKTIVE NR. 56?<br />
Schon 1946 fand in Hannover eine Volks-<br />
das Programmheft zum 30. Trimester<br />
im Winter 1956 einleitet. „Im Februar<br />
dass die Volkshochschule schließen<br />
hochschultagung für die britische Zone<br />
1946 wurde auf Anregung des engli-<br />
musste. Wenige Jahre später, nachdem<br />
statt, in der es um die Wiederaufnahme<br />
schen Besatzungsoffiziers im Rahmen<br />
Bild © Medienzentrum Osnabrück Sammlung Emil Harms<br />
Adolf Hitler 1933 an die Macht gekommen<br />
war, wurden die Volkshochschulen<br />
entweder aufgelöst oder aber gleichgeschaltet.<br />
Im Rahmen des 1934 gegründeten<br />
Deutschen Volksbildungswerks<br />
hatten sie den Auftrag, die Bevölkerung<br />
zur „Wehrhaftigkeit und völkischen<br />
Selbstbehauptung“ zu erziehen. Die<br />
Lehrpläne in den Folgejahren waren<br />
streng an den Doktrinen der NS-Ideo-<br />
der Arbeit, Möglichkeiten der Erziehung<br />
zur politischen Verantwortung aber auch<br />
um die Integration von Flüchtlingen und<br />
Evakuierten ging. Die Direktive <strong>Nr</strong>. 56 vom<br />
28. Oktober 1947 des Alliierten Kontrollrats<br />
legte als Ziel fest, dass der Erwachsenenbildung<br />
eine zentrale Rolle bei der demokratischen<br />
Erziehung der Bevölkerung zukam.<br />
„Reeducation“ nannte man das Konzept<br />
in der amerikanischen Zone, „Reconstruc-<br />
des Umerziehungsprogramms der<br />
Siegermächte das Volkshochschulwerk<br />
der Stadt Osnabrück eingerichtet. Dieser<br />
Anregung der Besatzungsmacht<br />
kam die Einsicht Deutscher entgegen,<br />
dass den Menschen gerade in Zeiten<br />
der materiellen und geistigen Not eine<br />
Stätte der Belehrung, Fortbildung und<br />
freier Aussprache vonnöten sei“, hieß es<br />
dort vielsagend.<br />
logie ausgerichtet. „Wehrhaftes Volk“,<br />
tion“ in der britischen.<br />
„Deutsches Kultur und Geistesleben“<br />
oder „Volkstum und Heimat“ waren<br />
die Themen im Unterricht. Was folgte<br />
waren die Katastrophe des Zweiten<br />
Weltkriegs und der Holocaust.<br />
WIE GING ES MIT<br />
DER VHS NACH 1945 WEITER ?<br />
Aufschlussreich ist ein Rückblick auf<br />
die mühsamen Anfänge der VHS, der<br />
Autor: Carl-Heinrich Bösling<br />
Lesen Sie im dritten Teil, welche<br />
Themen nach 1945 im Mittelpunkt<br />
des VHS-Programms standen.<br />
Die geheime<br />
Welt Der Pilze<br />
Gift, Genuss und Mythos<br />
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19. Mai <strong>2019</strong> bis 26. Januar 2020<br />
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<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong> 31
Leben und Gesellschaft<br />
WAS VERRÄT DIE<br />
DOMINIKANERMONSTRANZ<br />
ÜBER DEN DOMINIKANERORDEN?<br />
Prachtvoll ist sie – die Monstranz aus der Dominikanerkirche in Osnabrück. Dennoch wird sie in der<br />
Vielfalt des Domschatzes übersehen. Völlig zu Unrecht, denn sie ist nicht nur schön anzuschauen, sie<br />
hat auch viel über den Dominikanerorden und über die Stadtgeschichte zu berichten. Daher lohnt es<br />
sich, sie in zwei Teilen zu betrachten. Im ersten Teil wird zunächst das Bildprogramm beleuchtet.<br />
Das Wort Monstranz leitet sich ab<br />
Gunsten um, was sich in zahlreichen<br />
die dem Lobgesang „Lauda Sion<br />
vom lat. monstrare – also zeigen. Sie<br />
Kunstwerken niederschlug.<br />
Salvatorem“ zum Fronleichnamsfest<br />
ist ein aus Gold und Silber gefertigtes<br />
Die Darstellung eines Dominikaner-<br />
entstammt. Oberhalb des Spruch-<br />
Gefäß, in dem die geweihte Hostie<br />
stammbaums wurde in diesem Fall<br />
bandes steht die Muttergottes mit<br />
gezeigt wird. Besonders<br />
auf einer Monstranz beson-<br />
Kind im Strahlenkranz, die als Hin-<br />
festlich geschieht dies<br />
ders früh aufgegriffen.<br />
weis auf die Rosenkranzlegende mit<br />
an<br />
Fronleichnam,<br />
Jeweils<br />
dem Hl. Dominikus einen solchen<br />
wo die Monstranz<br />
trägt. Den oberen Abschluss der<br />
mit der Hostie<br />
Monstranz bildet die Dreieinig-<br />
Bilder © Diözesanmuseum Osnabrück, Fotos: Stephan Kube<br />
bei einer feierlichen<br />
Prozession<br />
dargeboten wird.<br />
Auf der Dominikanermonstranz<br />
befindet<br />
sich im Schaft<br />
die Figur des Ordensgründers,<br />
des Hl. Dominikus. Auf seinem<br />
Haupt ruht das gläserne Schaugefäß,<br />
in das die Hostie eingesetzt wird. Um<br />
das Glas legen sich Ranken, die von<br />
einer Strahlensonne umgeben werden.<br />
Aus Blütenkelchen ragen auf<br />
beiden Seiten vier Heilige heraus,<br />
die allesamt Dominikaner waren –<br />
ein Zeichen für das Selbstverständnis<br />
des Ordens, denn dieser schätzte<br />
das Motiv des Stammbaums Christi<br />
(Jes 11,1-10). Seit dem Spätmittelalter<br />
wandelte er es häufig zu seinen<br />
mit einer<br />
Inschrift<br />
versehen, lassen<br />
sich die dargestellten Heiligen<br />
identifizieren, v. u. n. o.: Thomas von<br />
Aquin, Albertus Magnus, Vincentius<br />
Ferrerius, Hyacinthus, Antonius von<br />
Florenz, Petrus von Verona sowie Agnes<br />
von Montepulciano und Katharina<br />
von Siena. Über dem Schaugefäß<br />
halten Engel ein Spruchband, das die<br />
Inschrift „ecce panis angelorum“ (Siehe,<br />
das ist das Brot der Engel) trägt,<br />
keit mit dem Brustbild Gottvaters,<br />
über dem die Taube<br />
des Hl. Geistes zu dem Gekreuzigten<br />
überleitet, der<br />
mit Maria und Johannes die<br />
Monstranz bekrönt.<br />
Das Bildprogramm vermittelt<br />
demnach zuallererst Kenntnisse<br />
über den Dominikanerorden im Allgemeinen.<br />
Was die Dominikanermonstranz<br />
speziell über den Dominikanerorden<br />
der Stadt und die<br />
Geschichte Osnabrücks berichtet,<br />
wird in der nächsten Ausgabe dargelegt.<br />
Autorin: Karina Dänekamp<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong> 33
Momentaufnahmen<br />
WIE VIELE<br />
IBURGEN GIBT ES?<br />
Die Schloss- und Benediktinerabtei im <strong>Osnabrücker</strong> Land ist sicher die<br />
imposanteste, doch nicht die einzige Iburg, die im Mittelalter gebaut wurde<br />
und religiösen oder militärischen Zwecken diente. Im Kreis Höxter bei Bad<br />
Driburg und im baden-württembergischen Landkreis Waldshut stehen zwei<br />
Ruinen gleichen Namens. Yburgen finden sich darüber hinaus im Schwarzwald,<br />
im Remstal oder im schweizerischen Kanton St. Gallen. Für die<br />
Bedeutung des Namens gibt es ebenfalls verschiedene Erklärungen. Als Burg<br />
wurde ein befestigter Berg bezeichnet. Ob das „I“ jedoch auf die Funktion<br />
von Fliehburgen, das Vorhandensein von Eiben oder Gewässern hindeuten<br />
sollte, wird sich wohl nicht mehr eindeutig klären lassen.<br />
Foto: Marlen Rasche | www.mara-fotografie.jimdo.com<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
35
Leben und Gesellschaft<br />
WO BEGINNT<br />
BARRIEREFREIHEIT?<br />
Mit dem Bundesteilhabegesetz von 2017 – einer Reform des 9. Sozialgesetzbuchs – wurden bundesweit<br />
rund 500 Beratungsstellen auf den Weg gebracht. Eine der drei <strong>Osnabrücker</strong> Beratungsstellen<br />
ist die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) „Eine für alle“. Seit Juni 2018 finden hier<br />
monatlich 20 Ratsuchende aus Stadt und Landkreis kostenlos Unterstützung.<br />
Spätestens im Büro von Steven<br />
Brentrop, Leiter der EUTB, wird klar:<br />
Inklusion ist hier Programm. Das Namensschild<br />
an der Tür informiert in<br />
Schwarz- sowie in Blindenschrift –<br />
der so genannten Braille- oder Punkt-<br />
Schrift. Der Schreibtisch umfasst<br />
zwei Arbeitsplätze. Die<br />
Ausstattung ist auffällig: Ein<br />
Telefon mit großer Tastatur,<br />
Display und Vorlesefunktion,<br />
sowie ein Textscanner und<br />
eine Braille-Tastatur. Der PC<br />
ist mit einer Software ausgestattet,<br />
die Textdateien audi-<br />
tiv wiedergibt. Brentrop ist studierter<br />
Sozialarbeiter – und von Geburt an<br />
blind. Er weiß also auch praktisch,<br />
was seine Klienten im Beruf und Alltag<br />
beschäftigt. Das sogenannte Peer<br />
Counseling – eine gleichberechtigte<br />
Beratung u.a. von Betroffenen für<br />
Betroffene – gilt als einer der Beratungsgrundsätze<br />
der EUTB. Empathie<br />
für die Bedürfnisse der Klienten und<br />
Transferleistungen im Bereich Kommunikation<br />
sind entscheidend.<br />
„Barrierefreiheit beginnt<br />
im Kopf“, so Brentrop.<br />
WIE WIRD INKLUSION<br />
MÖGLICH?<br />
Die Beratungsstelle befindet<br />
sich in der Trägerschaft<br />
des Blinden- und Sehbe-<br />
Bild unten & oben rechts © Teilhabeberatung Blinde / Bild Querungshilfe © Patrick Daxenbichler,<br />
Blindenschrift lesen © JuanCi Studio; Adobe Stock<br />
36
Leben und Gesellschaft<br />
hindertenverbandes Niedersachsen<br />
e.V. Obwohl der Fokus daher auf Menschen<br />
mit Sehbehinderungen liegt,<br />
ist jeder Hilfesuchende willkommen.<br />
„Eine für alle“ eben. Sowohl Menschen<br />
mit Handicap oder drohender<br />
Behinderung als auch Angehörige<br />
oder Fachleute werden beraten.<br />
Hierfür besteht lokal als auch bundesweit<br />
ein solides Netzwerk aus<br />
Kooperationspartnern. Beispiele sind<br />
die Heilpädagogische Hilfe Osnabrück<br />
sowie AWO und Caritas. Oft<br />
werden langwierige Prozesse begleitet:<br />
Bewilligung von Arbeitshilfen,<br />
Fragen zu Partnerschaft und Familie,<br />
Barrierefreiheit, Krisenintervention<br />
etc. Die EUTB leistet gewissermaßen<br />
Hilfe zur Selbsthilfe.<br />
„Die wichtigste Aufgabe ist es, sich im<br />
Hintergrund zu halten, und im richtigen<br />
Moment da zu sein.“ Beratung<br />
finden Hilfesuchende mit oder ohne<br />
Termin in den Räumlichkeiten der<br />
EUTB. „Eine für alle“ fährt aber auch<br />
zu Klienten, wenn es eine Beratungssituation<br />
erfordert. Neben Brentrop<br />
gehören Sarah Borg, seine Arbeitsassistentin,<br />
sowie Sarah Pohlmann zum<br />
Team.<br />
Autorin: Sina-Christin Wilk<br />
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Teilhabeberatung (EUTB)<br />
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Natur und Umwelt<br />
38<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong>
WER BESITZT<br />
30.000 STACHELN?<br />
ACHTUNG<br />
STACHELIG!<br />
Bild Baumstachler © Zoo Osnabrück / Giftiger Fisch, gepanzerte Echse, Seeigel © commons.wikimedia.org<br />
Das zweitgrößte Nagetier Nordamerikas wird knapp 1 Meter lang,<br />
etwa 18 Kilogramm schwer und besitzt rund 30.000 Stacheln:<br />
Der Baumstachler – auch als Urson oder Baumstachelschwein<br />
bekannt. In der Wildbahn leben die Nager hauptsächlich in Kanada<br />
sowie im Norden und Westen der USA. Seit 2018 wohnen zwei<br />
Artvertreter auch in der neuen Nordamerika-Tierwelt „Manitoba“<br />
im Zoo Osnabrück.<br />
Sein Name verrät bereits einiges über<br />
den Baumstachler: Das Nagetier verbringt<br />
die meiste Zeit auf Bäumen.<br />
Dort ist es dank seiner langen Krallen<br />
ein guter und sicherer Kletterer. Das<br />
können auch die Besucher im Zoo<br />
Osnabrück beobachten, wenn die beiden<br />
Baumstachler über die Stämme<br />
auf ihrer Außenanlage klettern. Auf<br />
dem Boden bewegen sie sich hingegen<br />
eher langsam und träge. Deswegen<br />
versucht der Baumstachler in der<br />
Wildbahn bei Gefahr seinem Gegner<br />
aus dem Weg zu gehen und auf einen<br />
Baum zu flüchten. Besteht diese Möglichkeit<br />
nicht, profitiert er von seinen<br />
rund 30.000 Stacheln.<br />
STACHELIGE TÄUSCHUNG<br />
ODER GEHEIMWAFFE?<br />
Die Stacheln sehen nicht nur gefährlich<br />
aus, sie sind auch eine effektive<br />
Waffe. Sie stehen vom Rücken und<br />
dem kurzen dicken Schwanz der Tiere<br />
ab, sind etwa 2 Millimeter dick, können<br />
bis zu 7,5 Zentimeter lang werden<br />
und sind mit kleinen Widerhaken<br />
versehen. Bei Gefahr schwingen die<br />
Nager ihren Schwanz wie eine Keule<br />
und versuchen ihren Gegner zu treffen.<br />
Die Stacheln, die nur lose in der Haut<br />
der Baumstachler verankert sind, können<br />
sich so im Fleisch seiner Gegner<br />
festsetzen und diesen verletzen.<br />
SIND BAUMSTACHLER GUTE JÄGER?<br />
Auch wenn die Baumstachler<br />
sich dank ihres Stachelkleides gut<br />
verteidigen können, tun sie dies<br />
nur im Ausnahmefall. Auf die Jagd<br />
gehen müssen sie nämlich nicht:<br />
Baumstachler sind überwiegend<br />
Pflanzenfresser und ernähren sich<br />
vorzugsweise von Blättern, Laub,<br />
Trieben, Rinde und Beeren. Im Zoo<br />
Osnabrück bekommen sie von den<br />
Tierpflegern saftiges Obst und Gemüse<br />
sowie frische Zweige und Blätter.<br />
Sie teilen sich ihre Außenanlage mit<br />
den größten Nagetieren Nordamerikas:<br />
Den kanadischen Bibern.<br />
Autorin: Svenja Vortmann<br />
Zoo Osnabrück gGmbH<br />
Klaus-Strick-Weg 12<br />
49082 Osnabrück<br />
Telefon: 05 41 / 95 105 - 0<br />
zoo@zoo-osnabrueck.de<br />
www.zoo-osnabrueck.de<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
GIFTIGER FISCH<br />
Er ist ein Meister der Tarnung,<br />
liegt oft regungslos am Meeresboden,<br />
gehört aber zu den giftigsten<br />
Fischen überhaupt. Die Stacheln<br />
auf dem Rücken des Steinfisches<br />
enthalten ein Nervengift, das auch<br />
für Menschen tödlich sein kann.<br />
GEPANZERTE ECHSE<br />
Der rund 10 cm lange Dornteufel ist<br />
gegen Angriffe rundum gepanzert.<br />
Stacheln aus Horn bedecken neben<br />
seinem Kopf auch den Rumpf, die<br />
Beine und sogar den Schwanz.<br />
GEHIRNLOSER ÜBER-<br />
LEBENSKÜNSTLER<br />
Der Seeigel ist zwar keine Denkfabrik,<br />
bevölkert unseren Planeten aber<br />
schon seit fast 500 Millionen Jahren.<br />
Auch dank eines ausgefeilten<br />
Verteidigungssystems. Seine beweglichen<br />
Stacheln schrecken Feinde<br />
ab und sind bei manchen der knapp<br />
1.000 Arten giftig. 39
WIE MACHEN PILZE<br />
INSEKTEN ZU ZOMBIES?<br />
Zombies gibt es nicht nur im Kino. Millionen Jahre vor der heutigen Filmindustrie hat die Natur<br />
Zombies hervorgebracht. Dafür verantwortlich sind bestimmte Pilze.<br />
Sie gehören weder zu den Pflanzen, noch<br />
zu den Tieren: Pilze bilden ein eigenständiges,<br />
besonders faszinierendes Reich. Von<br />
winzigen, einzelligen Hefepilzen, denen wir<br />
Bier, Wein und Brot verdanken, bis hin zum<br />
größten Organismus der Welt: ein Dunkler<br />
Hallimasch in den USA. Dieser ist schätzungsweise<br />
2600 Jahre alt, 600 Tonnen<br />
schwer und 900 Hektar groß. Für gewöhnlich<br />
ernähren sich Pilze von abgestorbenen<br />
pflanzlichen oder tierischen Überresten.<br />
Allerdings gibt es einige Ausnahmen.<br />
40 <strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong>
Natur und Umwelt<br />
durch Sporen zu verbreiten. Diese<br />
fallen von der exponierten Lage auf<br />
neue Ameisen herab und infizieren<br />
diese. Das bizarre Zombiespiel geht<br />
von vorne los.<br />
Das Magazin<br />
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Zombie Ameise © Bernard Dupont, CC BY-SA 2.0 / Pilze allgemein © Melanie Schnieders / Pilze unten © diamant24; Adobe Stock<br />
AUSSTELLUNG IM MUSEUM<br />
AM SCHÖLERBERG<br />
Mehr bemerkenswerte Fakten und<br />
spannende Einblicke in das Reich<br />
der Pilze gibt es in der neuen Ausstellung<br />
„Die geheime Welt der<br />
Pilze“ im Museum am Schölerberg<br />
(bis zum 26. Januar 2020) zu entdecken.<br />
FLEISCHFRESSENDE PILZE?<br />
Manche Pilze erweitern ihren Speiseplan<br />
durch die Jagd auf kleine Tiere<br />
wie Fadenwürmer. Bestimmte parasitische<br />
Pilze können sogar das<br />
Gehirn von Insekten befallen und<br />
deren Verhalten kontrollieren: Die<br />
Pilzsporen von „Ophiocordyceps“<br />
dringen beispielsweise durch das<br />
Atmungssystem (Tracheen) in die<br />
Ameisen ein. Dort keimen sie, bilden<br />
fadenförmige Zellen aus und ernähren<br />
sich von den Organen der Ameisen.<br />
Aber nur von denen, die nicht unmittelbar<br />
lebensnotwendig sind. Wenn<br />
der Pilz genügend Nährstoffe aufgenommen<br />
hat, übernimmt er die Kontrolle<br />
und steuert die Ameisen an eine<br />
Stelle mit günstigen Bedingungen, z.<br />
B. eine Blattunterseite. Dort sorgt er<br />
dafür, dass die Ameisen sich festbeißen.<br />
Anschließend frisst der<br />
Pilz das Gehirn der Ameisen<br />
und tötet sie. Dann bildet der<br />
Pilz Fruchtkörper aus, um sich<br />
WER WÄSCHT UNSERE WÄSCHE?<br />
Damit Pilze sich ernähren können,<br />
scheiden sie Enzyme aus. Diese<br />
Enzyme zersetzen beispielsweise<br />
das Holz oder auch die Insekten. Wir<br />
Menschen machen uns Pilzenzyme<br />
wie Amylasen, Proteasen und Lipasen<br />
zunutze. Sie sorgen beispielsweise<br />
tagtäglich dafür, dass unser Geschirr<br />
und unsere Wäsche von Stärkeresten,<br />
Eiweißstoffen und Fettflecken schonend<br />
und effektiv gereinigt werden.<br />
Andere Pilzenzyme können heute<br />
sogar umweltschonend den Stonewashed-Look<br />
von Jeans erzeugen.<br />
Autor: Jan Hendrik Hoerner<br />
Museum am Schölerberg<br />
Natur und Umwelt ·<br />
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Umweltbildungszentrum<br />
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Montag: geschlossen<br />
Dienstag: 9 bis 20 Uhr<br />
Mittwoch - Freitag: 9 bis 18 Uhr<br />
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WO FLOSS DAS SCHWARZE<br />
WASSER DER KRIETBEEKE?<br />
Wer heute durch das beschauliche Vehrte spaziert, kann sich kaum vorstellen, dass hier vor nicht allzu<br />
langer Zeit ein regelrechter Industriestandort existierte. Bis 1968 wurde schwarze Kreide abgebaut,<br />
mit der Teckelbahn in die nahe gelegene Mühle und Fabrik gebracht und schließlich bis in die USA<br />
exportiert.<br />
Die „schwarze Kreide“ von Vehrte war<br />
eine geologische Besonderheit, die<br />
weltweit ihresgleichen suchte. Das<br />
extrem kohlenstoffhaltige Tongestein<br />
entstand vor rund 170 Millionen<br />
Jahren aus dem Faulschlamm eines<br />
sauerstoffarmen Flachmeeres. Dabei<br />
bildeten sich ölartige Verbindungen<br />
(Bitumina). Sie verwandelten sich<br />
später unter hohen Temperaturen,<br />
die möglicherweise die Magmablase<br />
des „Bramscher Pluton“ lieferte,<br />
in reinen Kohlenstoff. So wurde das<br />
Tongestein schwarz und ein begehrter<br />
Rohstoff für die Farbproduktion.<br />
Das „schwarze Wasser der Krietbeeke“<br />
- des dunkel gefärbten „Kreidebachs“,<br />
der sich durch die Region<br />
schlängelte - fiel Mitte des 18. Jahrhunderts<br />
bereits dem gebürtigen<br />
<strong>Osnabrücker</strong> und Helmstedter<br />
Jura-Professor Carl Gerhard Wilhelm<br />
Lodtmann auf. Den wirtschaftlichen<br />
Nutzen erkannte man aber<br />
erst im Zuge der Industrialisierung. In<br />
den 1840er Jahren wurde zunächst<br />
Ton abgebaut, um 1870 kam die<br />
Schwarzkreide dazu, die erst in der<br />
Göslingschen Fabrik und schließlich<br />
in den „Vereinigten Schwarzkreidewerke<br />
Vehrte“ an der Bahnhofstraße<br />
verarbeitet wurde.<br />
In den 1960er Jahren endete der Tagebau<br />
in Vehrte – heute gibt es zahlreiche<br />
Alternativen zur Farbherstellung.<br />
Aber die Steine, die in der offen<br />
gelassenen Grube, zu finden sind,<br />
machen immer noch das, worauf sie<br />
viele Millionen Jahre lang vorbereitet<br />
wurden ...<br />
WO GEHT‘S ZUR GRUBE?<br />
42 <strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
Nördlich von Vehrte finden sich gleich<br />
vier eindrucksvolle Naturdenkmäler,<br />
die fußläufig zu erreichen sind – ein<br />
echter Hotspot also im Natur- und<br />
Geopark TERRA.vita: Der etwas höher<br />
gelegene Süntelstein, die Großsteingräber<br />
„Teufel Teigtrog“ und „Teufels<br />
Backofen“ sowie – praktisch nebenan<br />
- die Schwarzkreidegrube. Besucher<br />
fahren die Vehrter Bergstraße hinauf,<br />
biegen rechts in die Engelriede<br />
und dann wieder rechts in den Wittekindsweg<br />
ab. Nach 200 Metern<br />
geht es linkerhand in ein Waldstück,<br />
ab hier ist „Teufel Teigtrog“ bereits<br />
zu sehen. „Teufels Backofen“ und die<br />
Schwarzkreidegrube sind ausgeschildert.<br />
Autor: Thorsten Stegemann<br />
Bilder © Paul Stegemann
Natur und Umwelt<br />
Genießen Sie diese Aufführungen<br />
in unserem „DELUXE-SAAL“:<br />
Don Giovanni<br />
Sonntag, 13. Oktober <strong>2019</strong><br />
Bilder © Museum am Schölerberg, Lisa Heyn<br />
WER SCHEINT SEIT<br />
VIEREINHALB<br />
MILLIARDEN JAHREN?<br />
Mozarts fesselndes Meisterwerk um Don Giovanni,<br />
den Verführer. Nachdem ihm scharenweise die Frauen<br />
erliegen, muss er sich am Ende der wohlverdienten<br />
Rache des Schicksals stellen.<br />
Concerto / Enigma-Variationen /<br />
Raimonda, 3. Akt<br />
Sonntag, 10. November <strong>2019</strong><br />
Von den klassischen Ursprüngen des<br />
Royal Ballets mit den Werken von Marius<br />
Petipa bis hin zu den heimischen Choreografen,<br />
die britisches Ballett auf die Weltbühne brachten.<br />
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Der Nussknacker<br />
Freitag, 20. Dezember <strong>2019</strong><br />
... und wer verbraucht 600 Millionen<br />
Tonnen Wasserstoff pro den jeweils aktuellen Sternenhim-<br />
das Planetarium durch Blicke in<br />
Sekunde? Die Antworten auf diese mel. Die Show eignet sich besonders<br />
für Schüler ab 10 Jahren.<br />
und viele andere spannende Fragen<br />
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um die Sonne dreht. Welchen Einfluss<br />
der Stern auf die Natur und planetarium.html<br />
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das menschliche Leben hat, wird<br />
mit spektakulären Bildern illustriert.<br />
Animationen und Videos ergänzt<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
Ein Weihnachtsvergnügen für die ganze<br />
Familie und ein Klassiker, den Ballettfreunde<br />
in aller Welt in ihr Herz geschlossen haben. Der<br />
Nussknacker bietet eine der schönsten Möglichkeiten,<br />
den Zauber des klassischen Balletts zu entdecken.<br />
Mit Tschaikowskys berühmter Musik, ein echtes<br />
Feiertagsvergnügen und ein magisches Abenteuer!<br />
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43<br />
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Kunst und Kultur<br />
VERGESSENE BÜCHER TEIL 13:<br />
Willibald Alexis´ Roman<br />
„Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“<br />
WER BLÄTTERTE IN<br />
PREUSSENS SCHATTENSEITEN?<br />
Auch wenn der Schatten des Alten Fritz noch allerorten präsent ist – als die Romanhandlung im Sommer<br />
1805 einsetzt, steht Preußen am Rande einer Katastrophe. Die Weltpolitik ist für den jungen<br />
Staat eine Nummer zu groß, seine politischen Akteure werden von Napoleon Bonaparte zu Statisten<br />
degradiert und der halbherzige Versuch, innerhalb eines nicht existierenden Deutschlands, in Österreich<br />
oder Russland mächtige Bündnispartner zu gewinnen, scheitert kläglich.<br />
1.300 Seiten später schiebt die Doppelschlacht<br />
von Jena und Auerstedt<br />
Preußen ins politische Abseits, Königin<br />
Luise verlässt in einer Kutsche<br />
ihr geliebtes Berlin. Willibald<br />
Alexis´ Roman<br />
„Ruhe ist die erste<br />
Bürgerpflicht“<br />
(1852) ist heute<br />
so vergessen<br />
wie sein Autor,<br />
der als Georg<br />
Wilhelm Heinrich<br />
Häring 1798<br />
in Beslau geboren<br />
wurde. Häring wollte zunächst Jurist<br />
werden. Nach ersten Erfolgen als<br />
Schriftsteller verzichtete er auf eine<br />
Beamtenlaufbahn, veröffentlichte in<br />
der Sammlung "Der neue<br />
Pitaval" aber eine Vielzahl<br />
spektakulärer<br />
Kriminalfälle.<br />
Populär wurde<br />
Alexis als Begründer<br />
des realistischen<br />
historischen<br />
Romans.<br />
In monumentalen<br />
Werken wie „Der Roland<br />
von Berlin“ (1840), „Der falsche<br />
Woldemar“ (1842), „Die Hosen des<br />
Herrn von Bredow“ (1846) oder „Ruhe<br />
ist die erste Bürgerpflicht“ ließ er vor<br />
allem die brandenburgisch-preußische<br />
Geschichte Revue passieren.<br />
WELCHER VERKÄUFER IST DER BESTE?<br />
Das Buch, das Alexis nicht ohne Hintersinn<br />
als „Vaterländischen Roman“<br />
charakterisierte, gewährt dem Leser<br />
bis heute einen faszinierenden<br />
Querschnitt durch eine zerfallende<br />
Ständegesellschaft. Die Hauptrollen<br />
des vielschichtigen Romans, der<br />
44<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong>
Kunst und Kultur<br />
Charles Meyniers Gemälde "Entrée de Napoléon à Berlin. 27 octobre 1806" aus dem Jahr 1810<br />
Staatsaktionen virtuos mit privaten<br />
Als Königin Luise, der Staatsminis-<br />
Dramen mischt, spielen überforderte<br />
ter Stein, Prinz Louis Ferdinand oder<br />
und korrupte Minister und Spekulan-<br />
General Ernst von Rüchel schließlich<br />
ten, mordlustige Offiziere, politikmü-<br />
versuchen, die Bürger gegen den vor-<br />
de Bürger, Betrüger und Giftmischer.<br />
rückenden Napoleon zu mobilisieren,<br />
Die „Verbrecherwelt“, so resümiert<br />
sammelt man zwar Geld für Winter-<br />
ein Protagonist“, sei eben nur ein<br />
mäntel und Leibbinden. Doch die<br />
„Abklatsch der höhern Stände“.<br />
viel zitierte Melange aus Opfermut,<br />
Bild Autor © commons.wikimedia.org / Buch © tomertu, Adobe Stock<br />
Für eine nationale Erhebung oder<br />
auch nur eine Rückbesinnung auf den<br />
berühmten König und Kriegsherrn<br />
des vergangenen Jahrhunderts, bleibt<br />
da kein Raum mehr. Die preußische<br />
Gesellschaft interessiert sich nicht für<br />
Identitäten, sondern für Geschäfte –<br />
so wie der Kaufmann van Asten:<br />
„Ich bitte Sie, ich wiederhole es, was sind<br />
Nationalitäten? Fragen Sie, wenn Sie Pfeffer<br />
kaufen, von wem Sie ihn kaufen? Der<br />
billigste Verkäufer ist der beste. Und wenn<br />
Sie verkaufen, wer den höchsten Preis dafür<br />
zahlt, der ist der beste Käufer; nicht, ob<br />
er Italiener ist, Franzos oder Russe.“<br />
Todesverachtung und Vaterlandsliebe,<br />
die hunderte Autoren den<br />
Preußen zuschrieben, hat in diesem<br />
Roman einen schweren Stand:<br />
„Die Vaterlandsliebe, was ist sie, auf ihre<br />
Grundstoffe zerlegt? Ein grober Egoismus!“<br />
Preußen fehlt in diesem Roman<br />
die gesellschaftliche und politische<br />
Spannkraft, um sich erfolgreich gegen<br />
einen Aggressor zu wehren. Problematischer<br />
noch erscheint die innere<br />
Leere der Figuren, in der jedes Gefühl<br />
für Humanität und Mitmenschlichkeit<br />
zu versinken droht. Die in<br />
ALEXIS LESEN<br />
Selbst die Werke von Willibald<br />
Alexis gibt es als EBooks, allerdings<br />
oft in gekürzten Fassungen.<br />
In der Universitätsbibliothek<br />
Osnabrück finden sich zahlreiche<br />
seiner Romane in Ausgaben des<br />
19. Jahrhunderts, unter ihnen auch<br />
„Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“.<br />
sich gleich darauf zu erkundigen, ob<br />
die Kleinen „auch ordentlich gesehen<br />
hätten“.<br />
Brave Bürger hetzen gegen „Zigeuner<br />
und Juden und Spanier“, vermeintlich<br />
ehrenhafte Motive zerrinnen in<br />
Berlin lebende Fürstin Gargazin lässt<br />
vielerlei Grauzonen. Und am Ende<br />
Dass der steile Aufstieg des Finanz-<br />
ihren Kutscher zu Tode peitschen und<br />
verwandelt sich das Zentrum des<br />
und Wirtschaftsapparats die Gesell-<br />
überwacht die drakonische Strafmaß-<br />
herrischen Preußentums in einen<br />
schaft verändern und neu strukturie-<br />
nahme persönlich – „ohne mit den<br />
babylonischen Abgrund:<br />
ren wird, ist nur noch eine Frage der<br />
Augenwimpern zu zucken, ohne auf<br />
Zeit. Der Legationsrat von Wandel,<br />
die Wehlaute des Zerfleischten ein<br />
„Das wahre Motiv, Herr, das ist überall<br />
der im Laufe des Romans als Betrüger<br />
Halt zu rufen.“ Sie lächelt, „während<br />
dasselbe: der Größere frißt den Kleineren,<br />
und Mörder enttarnt wird, prophezeit:<br />
ein seltsamer Glanz in ihren Augen<br />
wenn er Appetit hat und sein Magen es<br />
leuchtete und ihre Stirn wie vor Freu-<br />
verträgt, und der Unterschied ist nur der:<br />
„Sie, die Herren von der Industrie werden bald<br />
de sich rötete“.<br />
die großen Verbrecher kommen in die Ge-<br />
die wahre reelle effektive Universalmonarchie<br />
Der Geheimrat Lupinus echauffiert<br />
schichtsbücher und wir kleinen irgendwo in<br />
in Händen haben, wie die großen Handels-<br />
sich, dass seine Kammerdienerin (und<br />
ein Kriminalregister.“<br />
herren in dem kleinen Venedig ehedem, wie im<br />
spätere Frau) Charlotte die Kinder zu<br />
großen England und im noch größeren Ameri-<br />
einer Hinrichtung gebracht hat, um<br />
Autor: Thorsten Stegemann<br />
ka jetzt schon und in Zukunft noch mehr.“<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
45
Kunst und Kultur<br />
WO FANDEN WILDDIEBE<br />
EIN HAPPY END?<br />
Anfang der 1770er Jahre machten sich zwei Juristen daran, einen Text für Johann Gottlieb Nicolai,<br />
den Konzertmeister der Münsterschen Hofkapelle, zu schreiben: Der <strong>Osnabrücker</strong> Winold Wilhelm<br />
Stühle und sein Münsteraner Kollege Anton Matthias Sprickmann.<br />
„Die Wilddiebe“ erzählt eine von den<br />
Ideen der Aufklärung inspirierte, aber<br />
ziemlich konventionelle Geschichte<br />
aus dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts.<br />
Der reiche Edelmann von<br />
Treuheim ist des verlogenen höfischen<br />
Lebens überdrüssig und stürzt sich in die<br />
Arme der Natur. Auf dem Land findet<br />
er wieder zu sich selbst und lernt außerdem<br />
die gefühlvolle Wirtstochter Gretchen<br />
kennen.<br />
Doch liebt sie ihn auch um seiner selbst<br />
willen? Treuheim verkleidet sich als<br />
Jäger Jürgen, wird für einen Sittenstrolch<br />
und Wilddieb gehalten, bekommt am<br />
Schluss aber sein Gretchen und teilt<br />
das ansehnliche Vermögen mit den<br />
begeisterten Untertanen. Ein launiges<br />
Quartett besiegelt das glückliche Ende:<br />
O möchte sich ein Jeder üben<br />
Die Tugend ohne Schmink zu lieben;<br />
Dann fühlte Jeder diese Lust.<br />
Das Textbuch erschien 1774 bei Heinrich<br />
Philipp Perrenon in Münster und trug<br />
auf dem Deckblatt die Bezeichnung<br />
„Operette“. Die Gattung, die wir heute<br />
unter diesem Namen kennen, wurde<br />
erst Jahrzehnte später erfunden –<br />
gemeint war hier ein kurzes Singspiel,<br />
für das Johann Gottlieb Nicolai (1744-<br />
1801) einige Musikstücke komponierte,<br />
die auch auf der Bühne ein positives<br />
Echo fanden.<br />
Die Gesangstexte stammten von<br />
Winold Wilhelm Stühle (1750-1828),<br />
der sich eine Auszeit vom juristischen<br />
Alltagsgeschäft gönnte. Ansonsten<br />
publizierte Stühle, von dessen Lebensumständen<br />
leider wenig überliefert ist,<br />
vorwiegend Fachliteratur - unter anderem<br />
über die Verdienste seines Landmanns<br />
Justus Möser. Die eingängigen<br />
Verse der „Wilddiebe“ trugen ihm ein<br />
Sonderlob in Christoph Martin Wielands<br />
„Teutschem Merkur“ ein. Sie seien<br />
„das Beste“ an diesem Singspiel stand<br />
dort 1775. Stühles Autorenkollege war<br />
gleichwohl der versiertere Literat. Anton<br />
Matthias Sprickmann (1749-1833)<br />
arbeitete zwar ebenfalls als Jurist, bekleidete<br />
Lehrstühle in Münster, Breslau<br />
und Berlin und wurde Hof- und Regierungsrat.<br />
Er schrieb aber auch zahlreiche<br />
Gedichte und Theaterstücke, war mit<br />
Goethe befreundet und förderte später<br />
junge Schriftsteller wie Annette von<br />
Droste-Hülshoff. „Die Wilddiebe“<br />
verschwanden in den Archiven, wurden<br />
aber mittlerweile von mehreren Bibliotheken<br />
digitalisiert. So wird das kleine<br />
Werk der Nachwelt noch lange erhalten<br />
bleiben … .<br />
Autor: Thorsten Stegemann<br />
Die Wilddiebe, Lithografie um 1830<br />
Lithografie © Louis Kramp<br />
46<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong>
Job und Karriere<br />
Portrait Guse © Fotogen Einbeck / Headerbild © chaiyapruek; Adobe Stock<br />
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WIE KANN MAN<br />
FÜHRUNG LERNEN?<br />
Führung in Unternehmen und Organisationen ist dann erfolgreich,<br />
wenn Mitarbeiter produktiv sowie motiviert sind und die<br />
Unternehmensziele erreichen. Aber wie kann man „Leadership“<br />
erlernen und trainieren? Als Berufsbild oder Ausbildung gibt es<br />
das doch gar nicht, oder?<br />
Sein <strong>Wissen</strong> aus <strong>25</strong> Jahren Führungs-<br />
kompetenz teilt Rainer Guse von der<br />
„Leaders Academy (by GedankenTanken)“<br />
zukünftig auch in der <strong>Osnabrücker</strong><br />
Region. Die modernen Seminare<br />
geben frische Impulse, die sich nicht<br />
nur persönlich auf die Geschäfts-<br />
führung auswirken, sondern das<br />
gesamte Team zum Erfolg leiten.<br />
Für den 53-jährigen ist nichts wichtiger<br />
als Spaß bei der Arbeit, kompetente<br />
Gespräche auf Augenhöhe und<br />
keine Angst, schwierige Gespräche<br />
führen zu müssen. „Die Schlüssel-<br />
kompetenzen der Zukunft liegen für<br />
jedes Unternehmen in den Bereichen<br />
Führung und Personalentwicklung“<br />
ist Rainer Guse überzeugt. Die richtigen<br />
Instrumente hat er dafür im Gepäck:<br />
Innerhalb von 12 Monaten werden mit<br />
dem modernen 360°- Führungskräfte-<br />
training auf neuartige, systematische<br />
sowie nachhaltige Weise wertvolle<br />
Inhalte und nützliche Werkzeuge aus<br />
den wichtigsten Bereichen vermittelt.<br />
Hierzu zählen in erster Linie:<br />
• Mitarbeiterführung<br />
• Organisation & Produktivität<br />
• Kommunikation & Rhetorik<br />
• Marketing & Sales<br />
• Gesundheit & Leistung sowie<br />
• Persönlichkeitsentwicklung<br />
Die <strong>Wissen</strong>svermittlung erfolgt über<br />
offene Präsenz-Seminare mit 24 verschiedenen<br />
Experten-Modulen und<br />
ergänzendem Coaching, sowohl persönlichen<br />
vor Ort als auch online. Die<br />
Leaders Academy greift dabei auch auf<br />
das Know-how bekannter Experten von<br />
GedankenTanken zurück wie z.B. René<br />
Borbonus, Tobias Beck und viele mehr.<br />
Durch die regelmäßigen monatlichen<br />
Treffen bleiben die Teilnehmer immer<br />
am Ball; die systematisch vernetzten<br />
Module erlauben jederzeit einen Einstieg.<br />
Alle Inhalte können direkt in die<br />
praktische Arbeit integriert werden.<br />
Autorin: Laura Seewald<br />
Rainer Guse<br />
... blickt auf über <strong>25</strong> Jahre<br />
Führungskompetenz im<br />
Vertrieb zurück und ist<br />
gelernter Bankkaufmann.<br />
Als heutiger Inhaber der<br />
„Leaders Academy by<br />
GedankenTanken“<br />
für Osnabrück / Bremen<br />
coacht und trainiert er<br />
Teams im Bereich der<br />
Mitarbeiterführung und<br />
-begeisterung.<br />
In seinen Trainings<br />
vermittelt er nachhaltig<br />
umfangreiches Expertenwissen<br />
aus den Bereichen<br />
Leadership, Vertrieb<br />
sowie Digitialisierung<br />
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„<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ lädt Rainer Guse<br />
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Tipps und Erkenntnisse mitnehmen.<br />
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Begrenzte Teilnehmerzahl!<br />
Anmeldungen in der Reihenfolge<br />
des Eingangs.<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong> 47
WO STELLTEN SICH MEHR<br />
ALS 13.000 ARBEITGEBER VOR?<br />
Ihre Erfolgsgeschichte begann in Osnabrück, doch mittlerweile ist sie in ganz Deutschland ein Begriff:<br />
Seit 2004 veranstaltete die die heimische Agentur BARLAG sage und schreibe 202 jobmessen. Im<br />
September kehrte das Event mit einem Rekord von 130 Ausstellern in die Hasestadt zurück.<br />
Passend zur 16. Auflage, die Mitte<br />
September in der Messehalle BMW<br />
Walkenhorst stattfand, wurde die<br />
jobmesse osnabrück vom Magazin<br />
FOCUS Business als TOP-Karrieremesse<br />
ausgezeichnet. Auch diesmal<br />
sprachen Aussteller aus Handwerk,<br />
Industrie, Dienstleistung oder Handel<br />
Besucher sämtlicher Generationen<br />
und Qualifikationen an. Vom Schüler<br />
bis zum 55-jährigen Ingenieur war<br />
jede(r) willkommen, um an den<br />
Messeständen persönliche Kontakte<br />
aufzubauen oder an Karriereworkshops,<br />
Vorträgen oder auch Podiums-<br />
diskussionen teilzunehmen.<br />
WIE LÄUFT DER<br />
PERFEKTE MESSEBESUCH?<br />
Die jobmesse bietet Interessenten<br />
stets die Chance, potenzielle Arbeitgeber<br />
im persönlichen Gespräch kennenzulernen<br />
und von<br />
sich zu überzeugen. Doch<br />
wie kann das funktionieren?<br />
Die Experten und<br />
Macher der „jobmesse<br />
deutschland tour“ haben<br />
für „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ eine kleine<br />
Checkliste für den Besuch eines<br />
Recruiting-Events zusammengestellt<br />
(siehe rechte Seite).<br />
LINK-TIPP<br />
www.jobmessen.de<br />
48
Checkliste<br />
Für einen erfolgreichen Messebesuch<br />
Job und Karriere<br />
Bilder © BARLAG werbe- & messeagentur<br />
1. KOMPETENTE AUSSTRAHLUNG<br />
Der erste Eindruck zählt! Wählen Sie ein<br />
seriöses Outfit. Kapuzen-Sweater und<br />
Jogginghose sind fehl am Platz. Entscheiden<br />
Sie sich aber für Kleidung, in der Sie<br />
sich den ganzen Tag wohlfühlen. Achten<br />
Sie außerdem auf gepflegte Unterlagen,<br />
punkten Sie mit Hintergrundwissen und<br />
qualifizierten Fragen.<br />
2. WENIGER IST MEHR<br />
Informieren Sie sich vorab, zum Beispiel<br />
auf der Website der jobmesse oder im<br />
Messe-Guide, mit welchen Ausstellern<br />
Sie ins Gespräch kommen möchten. Bereiten<br />
Sie sich gezielt auf diese Gespräche<br />
vor.<br />
3. INDIVIDUELLE FRAGEN<br />
Jedes Unternehmen ist einzigartig. Standardfragen<br />
beeindrucken keinen Personaler.<br />
Durch drei bis fünf individuelle<br />
Fragen pro Unternehmen stechen Sie aus<br />
der Masse hervor und beweisen Ihr Interesse.<br />
4. SOUVERÄNE SELBSTPRÄSENTATION<br />
Warum sollte Ihr Gegenüber gerade Sie<br />
einstellen? Warum passen Sie so gut zu<br />
der ausgeschriebenen Stelle? Auch hier<br />
möchte niemand Standardfloskeln hören.<br />
Seien Sie authentisch, denn Persönlichkeit<br />
zählt!<br />
5. FREUNDLICH,<br />
SELBSTBEWUSST, ZIELSTREBIG<br />
Hinterlassen Sie bei allen Mitarbeitern<br />
am Stand einen nachhaltig positiven Eindruck!<br />
Bevor Sie nach Ihrem Ansprechpartner<br />
fragen, stellen Sie sich mit vollem<br />
Namen vor. Finden Sie einen sympathischen<br />
Gesprächseinstieg, bevor Sie sich<br />
dann dem Thema „Karriere“ widmen.<br />
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Gangteppich verlegt<br />
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13.370 Unternehmen und Institutionen<br />
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über 1.500.000 Messegäste<br />
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Termine<br />
Die „jobmesse deutschland tour“<br />
gastiert im Jahr <strong>2019</strong> auch noch<br />
in folgenden Städten:<br />
STUTTGART<br />
19. / 20. Oktober<br />
KIEL<br />
26. / 27. Oktober<br />
BERLIN<br />
02. / 03. November<br />
Wir sind ein bundesweit eingeführtes Stahlund<br />
Industriebauunternehmen. Unser Leistungsspektrum<br />
umfasst Stahlbau, Bauen im Bestand,<br />
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á Eigenverantwortliche Projektabwicklung inkl. Termin<br />
und Kostenverfolgung sowie der Abrechnung<br />
á Überwachung der einzuhaltenden Qualitätsstandards<br />
á Sichere Kommunikation mit allen Baubeteiligten<br />
á Weitere Option ist die Nachfolge unserer<br />
technischen Gechäftsführung<br />
Unsere Anforderungen:<br />
á Abgeschlossene Berufsausbildung in einem<br />
technischen Beruf<br />
á Ergänzend dazu ein Ingenieursstudium oder eine<br />
Technikerausbildung<br />
á Idealerweise mehrjährige Erfahrung im Bereich<br />
der Bau- und Projektleitung für den Stahl-, Dachund<br />
Fassadenbau<br />
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Ihr Aufgabenbereich:<br />
á Technische Detailklärung zusammen mit<br />
der Projektleitung<br />
á Erstellen der Werkplanung für den Stahlbau<br />
bzw. die Erstellung von Dach- und Wandverlegeplänen<br />
inkl. Stücklisten<br />
Unsere Anforderungen:<br />
á Abgeschlossene Berufsausbildung als<br />
technischer Zeichner<br />
á Ggf. haben Sie eine Zusatzqualifikation durch ein<br />
Ingenieursstudium oder eine Technikerausbildung<br />
á Erfahrungen im Bereich der Werkplanung von<br />
Stahlhallen und in der Erstellung von Dach- und<br />
Wandverlegeplänen<br />
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bewährt und sind deshalb erneut fester Bestandteil der Firmenkontaktmesse CHANCE.<br />
Immer mehr Unternehmen setzen<br />
darauf, dass diese Form eines Bewerbungsgesprächs<br />
Früchte trägt,<br />
um so passende neue Mitarbeiter zu<br />
finden. Doch wie funktioniert dieses<br />
Format auf der CHANCE? Schon vor<br />
der Messe reichen interessierte Bewerber<br />
per Mail ihre Unterlagen für<br />
ihr(e) Wunschunternehmen bei der<br />
Hochschule ein. Mit einer Vorauswahl<br />
durch die Unternehmen wird dann zu<br />
30-minütigen Vorstellungsgesprächen<br />
auf die Messe geladen. „Da die<br />
Gespräche außerhalb des Messetrubels<br />
in separaten Räumen der Hochschule<br />
stattfinden, haben Unternehmen<br />
und Bewerber Gelegenheit sich<br />
trotz der Kürze des Gespräches in<br />
Ruhe auf der Messe kennenzulernen“,<br />
weiß Meike Mork, Mitarbeiterin der<br />
Hochschule Osnabrück.<br />
Die <strong>Osnabrücker</strong> Firmenkontaktmesse<br />
CHANCE findet am Mittwoch,<br />
13. und Donnerstag, 14. November<br />
<strong>2019</strong> wieder an der Hochschule<br />
Osnabrück statt.<br />
Autorin: Laura Seewald<br />
LINK-TIPP<br />
www.firmenkontaktmesse-chance.de<br />
Bilder © Hochschule Osnabrück, Stoppuhr © Serggod ; Adobe Stock<br />
WO GIBT ES DIE MEISTEN<br />
STELLENANGEBOTE?<br />
Top 10<br />
Auch wenn sich die wirtschaftliche Entwicklung<br />
etwas eingetrübt hat, suchen viele Unternehmen<br />
weiter mit Hochdruck nach (qualifizierten)<br />
Arbeitskräften. Dass in unserer Region die<br />
meisten der gut 13.000 Stellenangebote auf<br />
die Stadt Osnabrück entfallen, ist keine große<br />
Überraschung. Aber auch im Landkreis gibt es<br />
viele attraktive Jobofferten.<br />
50<br />
Platz 1: Osnabrück, 6.653<br />
Platz 2 Melle (1.471)<br />
Platz 3 Dissen a.T.W. (679)<br />
Platz 4 GM-Hütte (598)<br />
Platz 5 Bramsche (544)<br />
Platz 6 Wallenhorst (385)<br />
Platz 7 Bad Essen (299)<br />
Platz 8 Bad Iburg (272)<br />
Platz 9 Bissendorf (245)<br />
Platz 10 Bad Laer (207)<br />
Stand: September <strong>2019</strong><br />
Quelle: jobs.landkreis-osnabrueck.de/jobs
Teamfoto Verwaltung © Stadt Osnabrück / Mensa-Tassen © Studentenwerk Osnabrück<br />
WER ARBEITET BEI DER STADT?<br />
Die Stadt Osnabrück bietet vielfältige Karrieremöglichkeiten:<br />
Straßenbauer, Feuerwehrleute, Musikschullehrer,<br />
Reinigungskräfte, Ingenieure, Gärtner,<br />
Erzieher, klassische Angestellte in der Verwaltung und<br />
noch eine ganze Reihe weiterer Beschäftigter anderer<br />
Berufsgruppen sind bei der Friedensstadt tätig - insgesamt<br />
in etwa 2.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
- und es werden noch weitere gesucht!<br />
Für Interessierte hat die Stadt eine eigene Internetseite<br />
eingerichtet, auf der freie Stellen veröffentlicht<br />
werden, Allgemeines zur Stadt als Arbeitgeberin und<br />
Infos zu den Bewerbungsverfahren zu finden sind.<br />
LINK-TIPP<br />
www.bei-der-stadt.de<br />
Der berühmte Wolkenkratzer in Dubai misst<br />
eine Größe von 765 Metern. Diese Höhe würde<br />
ein Tassenturm aus den vermissten Kaffeebechern<br />
der Mensen des Studentenwerks<br />
Osnabrück pro Jahr ebenfalls ergeben! Im<br />
Schnitt werden 8.406 Tassen nicht zurückgegeben,<br />
sondern als Sammelaccessoire mit nach<br />
Hause genommen. In den letzten beiden Jahren<br />
wurde ein Gesamtverlust von 15.000 Bechern<br />
an den Standorten Vechta, Lingen und Osnabrück<br />
verzeichnet, das entspricht dem Wert von<br />
31.000 Euro.<br />
Durch eine Kampagne, die im letzten Dezember<br />
startete, wurden unter dem Hashtag<br />
#Tassenrudi immerhin bereits 2.000<br />
Tassen wieder zurückgegeben.<br />
Autorin: Laura Seewald<br />
Job und Karriere<br />
WELCHER TURM ZIEHT MIT<br />
DEM BURJ KHALIFA GLEICH?<br />
BE PART OF<br />
THE TEAM!<br />
Weitere Infos auf<br />
thenewinsider.de<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
51
Neue Rubrik !<br />
Ab dieser Ausgabe schauen wir uns auch<br />
rund um Osnabruck um! "<br />
On Tour“ halt viele<br />
faszinierende Geschichten fur Sie parat.<br />
Seien Sie gespannt!<br />
Bilder © Tourist-Information Bückeburg<br />
52
On Tour<br />
WO TRIFFT MAN HOCHADEL<br />
UND HUBSCHRAUBER?<br />
Zwischen Schaumburger Wald, Bückebergen und Wesergebirge liegt das idyllische<br />
Städtchen Bückeburg, das dem Besucher nicht nur eine beneidenswerte landschaftliche<br />
Lage, sondern auch viele kulturelle Sehenswürdigkeiten und ein reiches<br />
geschichtliches Erbe zu bieten hat.<br />
Bückeburg wurde im 17. und 18. Jahrhundert<br />
als zeitweilige Hauptstadt des Fürstentums<br />
Schaumburg-Lippe zu einem bedeutenden<br />
Ort der deutschen Kultur- und Geistesgeschichte.<br />
Tomas Abbt, Johann Gottfried Herder und<br />
Johann Christoph Friedrich Bach beehrten die<br />
Stadt mit ihrem Aufenthalt, später weilten<br />
namhafte SchriftstellerInnen wie Lulu von<br />
Strauß und Torney, Adolf Holst oder Herman<br />
Löns in ihren Mauern.<br />
Dass sich das Zentrum des Landkreises<br />
Schaumburg in den vergangenen Jahrzehnten<br />
auch zu einem modernen Wirtschaftsstandort<br />
entwickelt hat und heute knapp 20.000<br />
Einwohner beherbergt, tut seinem Erholungs-<br />
und Erlebniswert keinen Abbruch.<br />
WER SCHNITZTE DIE GÖTTERPFORTE?<br />
An Stelle der eindrucksvollen Schlossanlage<br />
stand schon im frühen 12. Jahrhundert<br />
eine Burg, die von den Schaumburger Grafen<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
53
On Tour<br />
sodass das Stammhaus wieder in den<br />
blaublütigen Familienbesitz zurückkehrte.<br />
WO PREDIGTE HERDER?<br />
An der Fassade prangt die Aufschrift<br />
„Exemplum religionis non structurae“<br />
(„Ein Beispiel der Frömmigkeit, nicht<br />
Der Bückeburger Marktplatz<br />
der Baukunst“), was sinnigerweise<br />
besagen soll, dass dieses Gotteshaus<br />
in erster Linie dem religiösen Anliegen<br />
gewidmet ist. Doch die zwischen<br />
bewohnt wurde, denen unter ande-<br />
LINK-TIPP<br />
1611 und 1615 erbaute Kirche, die zu<br />
rem der zweifellos historische Verdienst<br />
zukommt, die Städte Lübeck,<br />
Kiel und Hamburg gegründet zu haben.<br />
Ihr heutiges Erscheinungsbild<br />
verdankt das Schloss allerdings dem<br />
Grafen Ernst, der Bückeburg in der<br />
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts<br />
www.schloss-bueckeburg.de<br />
WAS SCHENKTE DER KAISER<br />
ZUR SILBERHOCHZEIT?<br />
Im Umkreis von Bückeburg befinden<br />
sich einige weitere bedeutende<br />
Schloss- und Burganlagen. Das nörd-<br />
den schönsten Beispielen frühbarocker<br />
Baukunst zählt, bietet trotzdem<br />
reichlich Anlass, das architektonische<br />
Talent zu bewundern. Hinter der<br />
Weserrenaissance-Fassade<br />
finden<br />
die Besucher eine überaus prunkvolle<br />
Innenausstattung nebst Compeni-<br />
Bilder © Tourist-Information Bückeburg<br />
zur Residenz erhob. Weithin bekannt<br />
lich der Stadt gelegene Jagdschloss<br />
us-Orgel und einem sehenswerten<br />
sind der prunkvolle „Goldene Saal“, in<br />
Baum wurde 1760/61 im Auftrage<br />
Bronze-Taufbecken von Adrian de<br />
den die berühmte Götterpforte führt.<br />
des Grafen Wilhelm I. von Schaum-<br />
Vries aus dem Jahr 1613.<br />
Ebert Wolf der Jüngere und sein Bru-<br />
burg-Lippe erbaut, Schloss Hagen-<br />
An der evangelischen Stadtkirche<br />
der Jonas erhielten 1604 den Auftrag<br />
burg, der mächtige Sommersitz der<br />
wirkte kein Geringerer als Johann<br />
für das prunkvolle, handgeschnitz-<br />
Schaumburger, ist durch einen gut<br />
Gottfried Herder. Graf Wilhelm Fried-<br />
te Werk. Absolut sehenswert sind<br />
einen Kilometer langen künstlichen<br />
rich Ernst zu Schaumburg-Lippe holte<br />
überdies der große Festsaal oder die<br />
Kanal mit dem Steinhuder Meer ver-<br />
den Dichter, Theologen und Philo-<br />
aufwendig gestaltete Schlosskapelle<br />
bunden. Mitten in demselben liegt<br />
sophen 1771 als Oberprediger und<br />
mit den überbordenden Wand- und<br />
die Festung Wilhelmstein, die Graf<br />
Konsistorialrat nach Bückeburg. Fünf<br />
Deckengemälden.<br />
Wilhelm zwischen 1761 und 1767 als<br />
Jahre später wurde er auf Vermittlung<br />
Besucher sollten außerdem einen<br />
Militärschule errichten ließ. Sehens-<br />
Goethes Generalsuperintendent in<br />
Blick in das erst zwischen 1911 und<br />
wert ist natürlich auch das Wahrzei-<br />
Weimar.<br />
1915 für eine Million Goldmark errichtete<br />
Mausoleum am Rande des<br />
Schlossparks werfen. Die Begräbnisstätte<br />
des Fürstenhauses Schaum-<br />
chen der Region, die Schaumburg<br />
auf dem Nesselberg. Sie ging nach<br />
dem Aussterben der Schaumburger<br />
Hauptlinie zunächst in hessischen und<br />
WANN WURDEN<br />
DREHFLÜGLER MUSEUMSREIF?<br />
Der Bückeburger Marktplatz, der zu<br />
burg-Lippe wird in <strong>25</strong> Metern Höhe<br />
anschließend in preußischen Besitz<br />
Beginn des 17. Jahrhunderts entstand,<br />
von der größten Goldmosaikkuppel<br />
über. Kaiser Wilhelm <strong>II</strong>. schenkte sie<br />
wird von Kennern zu den schönsten<br />
Europas gekrönt. Außerdem lohnt ein<br />
einem Fürsten von Schaumburg-Lippe<br />
Plätzen Deutschlands gezählt. Das<br />
Gang durch den großzügig angeleg-<br />
dann allerdings zur Silberhochzeit,<br />
Rathaus stammt allerdings aus dem<br />
ten Schlosspark.<br />
Jahr 1905, und auch seine Umgebung<br />
54 <strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong>
On Tour<br />
Das renommierte Museum, dessen<br />
Grundstein der Hubschrauberpilot<br />
Werner Noltemeyer 1961 legte, zog<br />
im letzten Jahr 20.000 Besucher an.<br />
Das Mausoleum von Innen<br />
wurde im 20. Jahrhundert noch einmal<br />
aufwendig restauriert und neu<br />
gestaltet. Im Rathaus, an dessen<br />
Treppenaufgang die Devise „Das<br />
Beste nur soll herrschen“ von einem<br />
abblätternden Bannerträger hochgehalten<br />
wird, finden auch Theaterund<br />
Konzertaufführungen statt. Das<br />
Hubschraubermuseum<br />
Hubschraubermuseum am Sabléplatz<br />
dokumentiert den Traum vom<br />
Fliegen mit einer Vielzahl, teilweise<br />
einzigartiger Exponate - von Leonardo<br />
da Vincis Helix-Spirale aus dem<br />
Jahr 1483 bis zu rund 50 Originalhelikoptern<br />
und zahlreichen Modellen.<br />
Etwas schwerer zu erreichen ist der<br />
Idaturm. Er steht im Harrl, ist 28<br />
Meter hoch und wurde von Fürst<br />
Georg Wilhelm im Hungerjahr 1847<br />
gebaut, um die Grundversorgung seiner<br />
Bauern zu sichern. Er diente überdies<br />
zur Landvermessung. Von der<br />
Aussichtsplattform des nach Georg<br />
Wilhelms Frau Ida benannten Turms<br />
können Besucher bei gutem Wetter<br />
einen herrlichen Blick in das Schaumburger<br />
Land bis hin zur Porta Westfalica<br />
werfen.<br />
Autor: Thorsten Stegemann<br />
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56 <strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong>
Essen und Trinken<br />
4<br />
PERSONEN<br />
Bild im Kreis © Thorsten Stegemann / Header © exclusive-design /<br />
Zwiebel © Buriy; Dunkler Hintergrund © nadianb; Adobe Stock<br />
Doch Speisezwiebeln, ihre roten<br />
und weißen Verwandten, Lauchwiebeln<br />
oder Schalotten eignen<br />
sich nicht nur zum Kochen beziehungsweise<br />
Würzen. Ihnen werden<br />
seit altersher viele gesundheitsfördernde<br />
Wirkungen zugeschrieben,<br />
weil sie neben Vitaminen und<br />
Mineralstoffen<br />
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präsentiert das Kochrezept:<br />
WAS MACHT DIE<br />
ZWIEBEL WERTVOLL?<br />
Von Juli bis Oktober wird sie geerntet, allein in Niedersachsen<br />
auf einer Fläche von rund 2.500 Hektar. Auch wenn uns<br />
die Zwiebel mitunter zum Weinen bringt, gehört sie zu den<br />
beliebtesten Gemüsesorten überhaupt.<br />
wertvolle ätherische Öle enthalten.<br />
Zwiebeln wirken antibiotisch,<br />
entzündungshemmend, blutverdünnend,<br />
blutreinigend, schleimlösend,<br />
entwässernd, verdauungsfördernd<br />
und blutdrucksenkend,<br />
meint der „Fachverband Deutsche<br />
Speisezwiebel e. V.“. Von der Jury<br />
des NHV Theophrastus wurde<br />
die Zwiebel dann wohl mit Recht<br />
zur Heilpflanze des Jahres 2015<br />
gekürt.<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
57<br />
STIFÁDO – GRIECHISCHER<br />
SCHMORTOPF MIT ZWIEBELN<br />
ZUTATEN<br />
1 kg Rindergulasch (alternativ<br />
Schweinegulasch, gemischtes<br />
Gulasch, Lamm oder Kaninchen)<br />
500 g Zwiebeln<br />
2 Knoblauchzehen<br />
1 mittelgroße Paprika<br />
400 g gestückte Tomaten<br />
400 ml Bratenfond<br />
150 ml Rotwein<br />
150 ml Wasser<br />
2 EL Rotweinessig<br />
Salz, Pfeffer, Paprikapulver (edelsüß)<br />
1 TL Weizenmehl<br />
1 Lorbeerblatt<br />
ZUBEREITUNG<br />
Fleisch portionsweise scharf anbraten,<br />
Knoblauch kleinhacken und kurz<br />
mitbraten lassen. Mit Salz, Pfeffer<br />
und Paprikapulver würzen, anschließend<br />
mit Mehl bestauben. Rotwein,<br />
Fond, Essig, Wasser und das<br />
Lorbeerblatt dazugeben. Tomaten<br />
und die in kleine Stücke geschnittene<br />
Paprika unterrühren. Mindestens<br />
90 Minuten köcheln lassen, nach<br />
etwa 60 Minuten die Zwiebeln hinzugeben.<br />
Dazu schmeckt frisches<br />
Baguette oder Fladenbrot.<br />
Guten Appetit!<br />
57
Essen und Trinken<br />
SCHARFE FAKTEN<br />
ZUR ZWIEBEL<br />
Die Zwiebel gehört zu den ältesten Kulturpflanzen<br />
der Menschheit. Sie wurde schon<br />
vor mehr als 5.000 Jahren angebaut.<br />
„Die Zwiebel ist so viel wert wie eine<br />
ganze Apotheke“, befand kein Geringerer<br />
als Paracelsus.<br />
Zwiebel © Olha; Adobe Stock<br />
Werden Zwiebeln zerschnitten,<br />
verbinden sich das Enzym<br />
Alliinase und die Aminosäure<br />
Iso-Alliin. So entsteht Propanthial-S-oxid<br />
– der Stoff, der<br />
uns zum Weinen bringt.<br />
Zwiebeln sollten beim<br />
Kauf fest und trocken sein. Lassen<br />
Sie weiche Zwiebeln mit grünen<br />
Trieben im Laden!<br />
Natürliche Weichmacher: Zähe Fleischstücke<br />
über Nacht in Zwiebelsaft, Öl und Kräutern<br />
nach Wahl einlegen. Die Mischung funktioniert<br />
auch beim Marinieren von Grillfleisch.<br />
Im vergangenen Jahr wurde in Niedersachsen auf<br />
20.281 Hektar Gemüse angebaut. 2.637 Hektar<br />
entfielen allein auf die Zwiebelproduktion.<br />
58<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong>
WIE GASTRONOMISCH<br />
IST DIE REGION ?<br />
Gastronomiebetriebe in<br />
Osnabrück Stadt & Landkreis:<br />
36% Stadt<br />
Osnabrück<br />
MC Donalds, Falafel & CO, Wallhalla © Isabel Jannack / Alte Posthalterei © Alte Posthalterei /<br />
Salami Pizza © pavel siamionov; Pizza Pilze © Grafvision; Adobe Stock<br />
Ob schicke Restaurants oder Schnellimbisse, etwas zu essen findet<br />
man überall. Doch wie viele Gastronomiebetriebe befinden sich in<br />
unserer Region?<br />
Laut Handelsregister Osnabrück sind<br />
rund 480 gastronomische Betriebe<br />
direkt in der Stadt und rund 850 im<br />
Landkreis angesiedelt. Der Handelsmonitor<br />
Osnabrück zeigt, dass 138<br />
gastronomische Betriebe direkt in der<br />
Innenstadt liegen, das sind 18% der<br />
gesamten verzeichneten gewerblichen<br />
Unternehmen. Dazu kommen<br />
mit insgesamt 11% Betriebe in den<br />
Ausfallstraßen wie Pagenstecher<br />
Straße, Hannoversche Straße, Martini<br />
Straße, Lotter und Iburger Straße.<br />
Die Mittelzentren (Bramsche, Georgsmarienhütte,<br />
Melle, Quakenbrück)<br />
verfügen im Vergleich ebenfalls<br />
über eine gute Gastronomie. Überall<br />
gewinnt das Thema Regionalität<br />
immer mehr an Bedeutung. So<br />
verwenden und verarbeiten viele<br />
Unternehmen auch regionale Produkte.<br />
Vor kurzem sind einige für<br />
ihre Produkte und Leistungen sogar<br />
als „kulinarische Botschafter“ gekürt<br />
worden, darunter die Bäckerei<br />
Brinkhege sowie die Landschlachterei<br />
Krischke aus Venne.<br />
Autorin: Laura Seewald<br />
*<br />
Pagenstecherstraße, Hannoversche Straße, Martini Straße, Lotter Straße, Iburger Straße<br />
64% Landkreis<br />
Osnabrück<br />
Gastronomiebetriebe<br />
in Osnabrück Stadt:<br />
71% Restliche<br />
Stadt<br />
18% Direkte<br />
Innenstadt<br />
11% Ausfallstraßen<br />
*<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
59
Wirtschaft und Technik<br />
WAS TANKT DIE POST?<br />
Die Deutsche Post DHL Group setzt auch zukünftig bei ihren Fahrzeugen auf Nachhaltigkeit und<br />
umweltschonende Technologien: Bis 2050 soll die komplette Flotte auf E-Mobilität umgestellt werden.<br />
Schon heute kann der Konzern bundesweit<br />
mit 9.100 elektrisch betriebenen<br />
Fahrzeugen der Tochtergesellschaft<br />
Streetscooter bei der Brief- und<br />
Paketzustellung glänzen, der Einsatz<br />
weiterer 6.000 Fahrzeuge ist noch<br />
in diesem Jahr geplant. Jährlich werden<br />
mit dieser Flotte dann bereits gut<br />
32.000 Tonnen CO 2 eingespart.<br />
In der Stadt Osnabrück sind derzeit<br />
6 Streetscooter im Einsatz, im<br />
Landkreis weitere 96 E-Fahrzeuge.<br />
„Getankt“ wird dabei, statt des her-<br />
kömmlichen Kraftstoffes, hundertprozentiger<br />
Öko-Strom an 11.000<br />
Ladepunkten der Deutschen Post im<br />
gesamten Bundesgebiet.<br />
Der Ladevorgang beträgt zwischen<br />
4 und 7 Stunden, danach können<br />
die Transporter ungefähr 200 Kilometer<br />
zurücklegen. Die Streetscooter<br />
haben nicht nur einen deutlich<br />
geringeren Schadstoffausstoß, sondern<br />
sind auch hörbar leiser als herkömmliche<br />
Kraftfahrzeuge.<br />
Die Planer entwickeln derzeit bereits<br />
die nächste Generation der Street-<br />
scooter, bei denen der Antrieb per<br />
Brennstoffzelle funktionieren wird.<br />
Autorin: Laura Seewald<br />
Bilder © Deutsche Post DHL Group<br />
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<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong>
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WER WÄSCHT AUTOS MIT REGENWASSER?<br />
Max AutoWasch in der Hannoverschen Straße in Osnabrück verwendet seit der Inbetriebnahme im<br />
Juli 2012 ein einzigartiges Pflege-Verfahren, das sowohl Ressourcen als auch die Umwelt schont.<br />
Regenwasser, das von den Dächern<br />
logische Kiesfiltersysteme gereinigt /<br />
Prozesses; sie wird in Teilen von einer<br />
des Würth-Fachmarktes und des Max<br />
aufbereitet und dem Waschprozess<br />
Fotovoltaikanlage sichergestellt.<br />
AutoWasch-Gebäudes<br />
aufgefangen<br />
bei Bedarf wieder zugeführt. Das nun<br />
wird, wird in eine Zisterne mit einer<br />
saubere Wasser beginnt den Kreis-<br />
Autorin: Laura Seewald<br />
Kapazität von 120.000 Litern geleitet<br />
lauf von neuem - die Recyclingquote<br />
und zwischengespeichert. Das für<br />
liegt so bei stolzen 94 %. „Ein Auto<br />
einige Bereiche des Waschprozes-<br />
wird mit 500 bis 600 Litern Wasser<br />
Bilder © Max Autowasch<br />
ses benötigte Frischwasser wird mit<br />
gefiltertem Regenwasser vermischt<br />
und senkt so insgesamt den Frischwasser-<br />
und Chemieverbrauch.<br />
Nach der Wäsche fließt das eingesetzte<br />
Frisch- und Regenwasser<br />
jedes Waschprozesses mit dem<br />
Kreislaufwasser (Brauchwasser) über<br />
gereinigt, das entspricht in etwa vier<br />
bis fünf Badewannen. Pro Stunde<br />
können bei uns bis zu 120 Autos mit<br />
einer sehr hohen Qualität gereinigt<br />
werden,“ sagt Eckhard Dreke, Prokurist<br />
der Max AutoWasch GmbH. „Durch<br />
die Beimischung des Regenwassers<br />
liegt der Frischwasseranteil pro Auto-<br />
Max Autowasch<br />
Hannoversche Straße <strong>25</strong>/27<br />
49084 Osnabrück<br />
den Kettenschacht in das unterirdische<br />
Brauchwassersystem, das<br />
aus mehreren Schlammfängen und<br />
Absetzbecken mit einem Gesamtvolumen<br />
von 75.000 Litern besteht.<br />
Dieses Wasser wird dann über teilbio-<br />
wäsche lediglich bei 45 Litern. Durch<br />
dieses Verfahren sparen wir bei jedem<br />
Waschgang Trinkwasser und schonen<br />
so die Umwelt,“ ergänzt Dreke. Umweltbewusst<br />
ist auch die elektrische<br />
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<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
61
Wirtschaft und Technik<br />
WER BUTTERTE IM VORLÄUFER<br />
DER WASCHMASCHINE?<br />
Butter steht in jedem Kühlschrank und schmeckt sowohl als Brotaufstrich als auch im Gebäck einfach<br />
lecker. Kaum einer bedenkt heute, wie mühselig die Butterherstellung noch im letzten Jahrhundert<br />
war und wie wertvoll es sie damals machte.<br />
Der Begriff „buttern“ bezeichnet<br />
schlicht und einfach die Herstellung<br />
der Butter. Diese beginnt mit<br />
der Gewinnung von fettreicher<br />
und möglichst<br />
frischer Milch. Mit<br />
der Milch, wie sie<br />
heute im Supermarkt<br />
angeboten<br />
wird, funktioniert das<br />
übrigens nicht.<br />
Zudem benötigt es für ein<br />
Kilo Butter ganze 20 Liter Milch.<br />
Sobald sie von Schmutz befreit<br />
ist, kommt sie ins Kühlhaus, bis sich<br />
ausreichend Rahm gebildet hat. Der<br />
Rahm muss anschließend reifen,<br />
bevor schließlich der eigentlich mühselige<br />
Butterungsprozess beginnt.<br />
Hierbei wird der Rahm geschlagen, so<br />
dass die Fettkügelchen des Milchfettes<br />
aufbrechen. Damit kann das Fett<br />
austreten und die fettfreie Maße, die<br />
Buttermilch, abfließen. Das Schlagen<br />
des Rahmes wird mittels eines Stoßbutterfasses<br />
oder mit einem Schlagbutterfass<br />
mit Kurbel, wie es hier zu<br />
sehen ist, vorgenommen. Wichtig<br />
ist dabei, dass in einem gleichbleibenden<br />
Rhythmus und<br />
bei konstanter Temperatur<br />
gedreht wird.<br />
Am Ende dieses<br />
sehr langwierigen<br />
Prozesses,<br />
verfestigt<br />
sich die<br />
Butter und wird als<br />
Klumpen dem Fass<br />
entnommen. Die letzten<br />
Einschlüsse von Buttermilch<br />
können durch abschließendes Kneten<br />
entfernt werden.<br />
WELCHE ROLLE SPIELTE MIELE?<br />
Die Firma Miele erfand im Jahre 1876<br />
eine Milchzentrifuge, welche den<br />
Herstellungsprozess<br />
beschleunigte<br />
und die Rahmausbeute vergrößerte.<br />
Noch bedeutsamer war die Erfindung<br />
der mechanischen Schnellbuttermaschine<br />
„Meteor“ um 1900. Sie<br />
erleichterte vor allem das „Buttern“.<br />
Dabei schlug ein Drehkreuz, das mit<br />
Hilfe eines Schwungrades per Hand<br />
angetrieben wurde, den Rahm in<br />
einem Eichenholzbottich zu Butter.<br />
Etwas später baute Miele die Waschmaschine<br />
nach demselben Prinzip.<br />
Dafür musste lediglich die horizontale<br />
Drehachse in die Vertikale umgelegt<br />
und die Rundum-Drehung in ein<br />
Hin und Her geändert werden. Damit<br />
war 1901 die erste Waschmaschine,<br />
die „Hera“, erfunden. Ihr Nachfolger<br />
„Meteor“, welche den Namen des<br />
Butterfasses wieder aufnahm, war bis<br />
zum 1. Weltkrieg das Erfolgsmodell<br />
der Firma Miele.<br />
Autorin: Barbara Kahlert<br />
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Fürstenauer Weg 171<br />
49090 Osnabrück<br />
Telefon: 0541 122447<br />
Fax: 0541 405 4997<br />
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Bild unten Gebäude © Swaantje Hehmann / Schlagbutterfass Miele © M. Kiupel<br />
62 <strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong>
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und aus regionalen, nachwachsenden Rohstoffen<br />
besteht. Sie wird von der Vechtaer<br />
Firma Gramoflor produziert und zeigt<br />
nach Einschätzung der Initiatoren, wie sich<br />
Naturschutz und regionale Wertschöpfung<br />
optimal verbinden lassen.<br />
Die 45-Liter-Säcke gibt es bei den Wertstoffhöfen<br />
und Grünplätzen der Abfallwirtschaftsunternehmen<br />
in den Landkreisen<br />
Vechta, Osterholz, Osnabrück,<br />
Diepholz und den Moorwelten<br />
in Wagenfeld-Ströhen.<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong> 63
Familie und Soziales<br />
Eine Redaktions<br />
Kooperation mit dem<br />
WER SCHREIBT FÜR<br />
JUNG UND ALT?<br />
Das Schreiben ist seit vielen Jahren Anja Stroots große Leidenschaft. Als Mutter von zwei Kindern<br />
begann sie mit Geschichten für die Kleinen, zu denen ihr Sohn und ihre Tochter die wunderbaren<br />
Illustrationen beisteuerten.<br />
So entstanden die „Kinder(reim)geschichten“<br />
(mit Arbeitsheft für Pädagogen)<br />
und die beliebte Kinder-Krimireihe<br />
„Die Münsterland-Detektive“,<br />
die inzwischen fünf spannende und<br />
unterhaltsame Bände umfasst.<br />
Doch Anja Stroot hat auch die<br />
ältere Generation im Blick. Denn<br />
nicht nur Kinder genießen die gemeinsam<br />
verbrachte Zeit beim Vorlesen<br />
und Betrachten von Bildern. Auch<br />
für Senioren ist sie das wertvollste<br />
Geschenk, das man ihnen machen<br />
kann. „Leselust für 50 Plus!!“ bietet<br />
heitere Kurzgeschichten zum<br />
Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken.<br />
Und mit „Alltägliches“,<br />
„Weißt du noch?“ und „Alltagsmenschen<br />
laden ein“ wendet sich Anja<br />
Stroot gerade auch an Menschen mit<br />
dementieller Erkrankung.<br />
Sämtliche liebevoll zusammengestellten<br />
Aufstellbücher und Bildkarten<br />
64<br />
eignen sich ideal zum Gedächtnistraining<br />
sowie zur Erinnerungspflege.<br />
Auf der Rückseite der Bilderkarten<br />
mit ansprechenden Fotomotiven zu<br />
unterschiedlichen Themenbereichen<br />
wie Jahreszeiten, Tiere, Natur etc.,<br />
gibt es Impulse zur Aktivierung und<br />
Gesprächsanregung.<br />
Speziell auf Interessensgebiete von<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
Männern zugeschnitten ist „Männer<br />
aktiv - Lieblingsthemen zum Erinnern<br />
und Erzählen“. Auch für die<br />
Arbeit in der Altenpflege bieten die<br />
mit viel Bedacht erarbeiteten Materialien<br />
wertvolle Anregungen.<br />
Alle Titel können im Buchhandel bestellt<br />
werden, einige sind auch als<br />
E-Book erhältlich.<br />
Direktkontakt zur Autorin:<br />
anjastroot@web.de<br />
Autorin: Beatrice le Coutre-Bick<br />
GEWINNSPIEL<br />
Wir verlosen je ein Exemplar der Bücher<br />
„Die Münsterland-Detektive“ (5): „Feuer im<br />
Hof“ und „Männer aktiv“ Lieblingsthemen<br />
zum Erinnern und Erzählen.<br />
Mehr zum Gewinnspiel auf Seite 67.<br />
Portrait mitte © Anja Stroot / Grafik oben © okalinichenko; Adobe Stock
Handgezeichnet<br />
WAS TRÄGT MANN IM SOMMER?<br />
Bild © Marcus Wolf / www.Fritz-Wolf.de<br />
Die Politik lieferte ihm den meisten<br />
Stoff für seine Karikaturen, doch der<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Karikaturist Fritz Wolf<br />
(1918–2001) nahm auch viele andere<br />
Lebensbereiche satirisch aufs Korn.<br />
So dachte er 1994 darüber nach,<br />
womit sich der deutsche Mann im<br />
Sommer an die frische Luft trauen<br />
könnte. Das Ergebnis lädt nicht unbedingt<br />
zur Nachahmung ein …<br />
In der Sprechblase einer früheren<br />
Version stand übrigens die Zeile<br />
„Brüder, zur Sonne zur Freiheit“. Wolf<br />
entschied sich aber später gegen das<br />
russische Arbeiterlied, der ursprüngliche<br />
Text wurde überklebt.<br />
Autor: Thorsten Stegemann<br />
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<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />
65
RÄTSELN SIE LOS!<br />
Wie viel <strong>Wissen</strong> steckt in Ihnen?<br />
Nicht auf<br />
sondern.. ?<br />
Fetthaltige<br />
Phase der<br />
Milch?<br />
Ein anderes<br />
Wort für<br />
Grenzbereich?<br />
Eine Gemeinde<br />
im<br />
Landkreis<br />
Osnabrück?<br />
17<br />
Druck des Blutes<br />
in einem<br />
Blutgefäß?<br />
Gruppe mit<br />
gesellschaftlichem<br />
Vorrang?<br />
Ein anderes<br />
Wort für Frühlingszwiebel?<br />
Die Gesamtheit<br />
aller<br />
Verhaltensregeln?<br />
Streiten ums<br />
Erbe?<br />
Kurzform<br />
sprachlich von<br />
Westerkappeln?<br />
12<br />
Pflanzenart<br />
aus der Lauch<br />
Gattung?<br />
1<br />
Wort für stehendes<br />
oder<br />
fließendes<br />
Wasser?<br />
Gesamtes<br />
System der<br />
Organe?<br />
Personen die<br />
wildern?<br />
Mehr oder<br />
weniger stark<br />
verfestigte Gemische<br />
aus Mineralkörnern?<br />
8<br />
Die obere Gesichtspartie?<br />
14 2<br />
Zu keiner Zeit?<br />
Jemandes<br />
Tätigkeit<br />
bezahlen?<br />
Beschreibt das<br />
Verb in einem<br />
Satz genauer?<br />
Ein Zeitraum<br />
von drei<br />
Monaten?<br />
3 13<br />
Osnabrück<br />
bei Nacht entdecken!<br />
www.swo.de/stadtrundfahrten<br />
Eine burgähnliche,<br />
meist<br />
von Wällen<br />
umgebene<br />
Verteidigungsanlage?<br />
Gesamtheit<br />
gesammelter<br />
Gegenstände<br />
Männlicher<br />
Vorname?<br />
5 7<br />
9<br />
10<br />
4<br />
18<br />
Darin sind<br />
alle Erbinformationen<br />
gespeichert?<br />
Hintergrund © anson tsui; Adobe Stock<br />
Der Blick in<br />
etwas hinein?<br />
Ein Bach in<br />
der Gemeinde<br />
Belm?<br />
Franzöisches<br />
Wort für Ring?<br />
15<br />
Mehrzahl von<br />
Personen die<br />
für Kollegen<br />
eintreten, ihnen<br />
helfen?<br />
11<br />
Bestand, auf<br />
den jemand<br />
bei Bedarf<br />
zurückgreifen<br />
kann?<br />
6<br />
16<br />
Bezeichnung<br />
einer besonders<br />
schlimmen<br />
Lage, in der jmd.<br />
Hilfe braucht?<br />
Lösungswort:<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18<br />
Die Gewinner werden von uns benachrichtigt. Bitte Kontaktdaten nicht vergessen ...<br />
Einsendeschluss: 29. November <strong>2019</strong><br />
Die Gewinner werden benachrichtigt. Sollten<br />
mehr richtige Antworten eingehen als<br />
Preise zur Verfügung stehen, entscheidet<br />
das Los. Das Redaktionsteam wünscht viel<br />
Erfolg!<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, keine Auszahlung der<br />
Preise in bar. Mitarbeiter und Angehörige der teilnehmenden<br />
Unternehmen sind von der Verlosung ausgeschlossen.<br />
Schicken Sie uns einfach das Lösungswort<br />
sowie Ihre Kontaktdaten per E-Mail an:<br />
gewinnspiel@osnabruecker-wissen.de<br />
Alternativ auch gerne per Post:<br />
Redaktion <strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong><br />
Stichwort „Gewinnspiel“<br />
Gartenkamp 19, 49492 Westerkappeln<br />
Datenschutz-Hinweise<br />
Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erklären Sie sich<br />
damit einverstanden, dass wir Ihre Daten bis zum<br />
Widerruf speichern und Sie ggf. per E-Mail, Telefon<br />
oder postalisch kontaktieren, um Ihnen im Gewinnfall<br />
eine Benachrichtigung zukommen zu lassen.<br />
Ihre Daten werden nach den Vorgaben des Bundesdatenschutzgesetzes<br />
erhoben, gespeichert und nur für<br />
den o.g. Zweck genutzt - selbstverständlich geben wir<br />
Ihre Daten nicht an Dritte weiter.<br />
Bei weiteren Fragen zum Thema Datenschutz kontaktieren<br />
Sie uns einfach per E-Mail unter: kontakt@os-wissen.de.<br />
66 <strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong>
Das gibt's zu gewinnen:<br />
Ratseln und Gewinnen<br />
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Jahreskarte 2020<br />
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<strong>Osnabrücker</strong> Zoo<br />
sowie 3 Einzeltickets<br />
2x 2 Eintrittskarten<br />
für das<br />
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in Osnabrück<br />
(Wert: 122 € / 19 €)<br />
(Wert: je 5€)<br />
5x 1 Familienkarte<br />
für das Planetarium &<br />
Museum am Schölerberg<br />
10x 1 Gutschein für<br />
eine Autowäsche<br />
bei „Max Autowasch<br />
in Osnabrück<br />
(Wert: je <strong>25</strong>€)<br />
1x 1 Frühstücks-<br />
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das Restaurant<br />
„Wirtschaftswunder“<br />
in Osnabrück<br />
(Wert: je 16€)<br />
Je 1x 1 Exemplar des<br />
Buches „Die Münsterland-Detektive“<br />
und<br />
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Autorin Anja Stroot<br />
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bereits am <strong>25</strong>. Oktober <strong>2019</strong>!<br />
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Tipp zur Gewinnspiel-Teilnahme: Geben Sie beim Lösungswort auch gerne mit an,<br />
welche(n) der Preis(e) Sie am liebsten gewinnen möchten. Bei der Auslosung versuchen wir<br />
daraufhin, die Preise den Gewinnern möglichst passend zuzuordnen.<br />
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Praktika<br />
Abschlussarbeiten 67
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