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Nr. 25 (II-2019) - Osnabrücker Wissen

Nr. 25 (II-2019) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de

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WO FLOSS DAS SCHWARZE<br />

WASSER DER KRIETBEEKE?<br />

Wer heute durch das beschauliche Vehrte spaziert, kann sich kaum vorstellen, dass hier vor nicht allzu<br />

langer Zeit ein regelrechter Industriestandort existierte. Bis 1968 wurde schwarze Kreide abgebaut,<br />

mit der Teckelbahn in die nahe gelegene Mühle und Fabrik gebracht und schließlich bis in die USA<br />

exportiert.<br />

Die „schwarze Kreide“ von Vehrte war<br />

eine geologische Besonderheit, die<br />

weltweit ihresgleichen suchte. Das<br />

extrem kohlenstoffhaltige Tongestein<br />

entstand vor rund 170 Millionen<br />

Jahren aus dem Faulschlamm eines<br />

sauerstoffarmen Flachmeeres. Dabei<br />

bildeten sich ölartige Verbindungen<br />

(Bitumina). Sie verwandelten sich<br />

später unter hohen Temperaturen,<br />

die möglicherweise die Magmablase<br />

des „Bramscher Pluton“ lieferte,<br />

in reinen Kohlenstoff. So wurde das<br />

Tongestein schwarz und ein begehrter<br />

Rohstoff für die Farbproduktion.<br />

Das „schwarze Wasser der Krietbeeke“<br />

- des dunkel gefärbten „Kreidebachs“,<br />

der sich durch die Region<br />

schlängelte - fiel Mitte des 18. Jahrhunderts<br />

bereits dem gebürtigen<br />

<strong>Osnabrücker</strong> und Helmstedter<br />

Jura-Professor Carl Gerhard Wilhelm<br />

Lodtmann auf. Den wirtschaftlichen<br />

Nutzen erkannte man aber<br />

erst im Zuge der Industrialisierung. In<br />

den 1840er Jahren wurde zunächst<br />

Ton abgebaut, um 1870 kam die<br />

Schwarzkreide dazu, die erst in der<br />

Göslingschen Fabrik und schließlich<br />

in den „Vereinigten Schwarzkreidewerke<br />

Vehrte“ an der Bahnhofstraße<br />

verarbeitet wurde.<br />

In den 1960er Jahren endete der Tagebau<br />

in Vehrte – heute gibt es zahlreiche<br />

Alternativen zur Farbherstellung.<br />

Aber die Steine, die in der offen<br />

gelassenen Grube, zu finden sind,<br />

machen immer noch das, worauf sie<br />

viele Millionen Jahre lang vorbereitet<br />

wurden ...<br />

WO GEHT‘S ZUR GRUBE?<br />

42 <strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> | Ausgabe <strong>II</strong> <strong>2019</strong><br />

Nördlich von Vehrte finden sich gleich<br />

vier eindrucksvolle Naturdenkmäler,<br />

die fußläufig zu erreichen sind – ein<br />

echter Hotspot also im Natur- und<br />

Geopark TERRA.vita: Der etwas höher<br />

gelegene Süntelstein, die Großsteingräber<br />

„Teufel Teigtrog“ und „Teufels<br />

Backofen“ sowie – praktisch nebenan<br />

- die Schwarzkreidegrube. Besucher<br />

fahren die Vehrter Bergstraße hinauf,<br />

biegen rechts in die Engelriede<br />

und dann wieder rechts in den Wittekindsweg<br />

ab. Nach 200 Metern<br />

geht es linkerhand in ein Waldstück,<br />

ab hier ist „Teufel Teigtrog“ bereits<br />

zu sehen. „Teufels Backofen“ und die<br />

Schwarzkreidegrube sind ausgeschildert.<br />

Autor: Thorsten Stegemann<br />

Bilder © Paul Stegemann

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