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*<br />
POLITIK<br />
MEINE<br />
MEINUNG<br />
Von<br />
Harald<br />
Stutte<br />
Zwei Herzen schlagen<br />
in dieser Partei<br />
Die SPD –Partei des gespaltenen<br />
Bewusstseins,<br />
unddas ist keineswegs despektierlich<br />
gemeint. Seit<br />
ihrer Gründung vor fast 157<br />
Jahren versuchtDeutschlands<br />
älteste Parteiden Spagat<br />
zwischen Kopfund<br />
Bauch, zwischen Vernunft<br />
undGefühl, zwischen Verantwortung<br />
und Rebellion.<br />
Undauch beim SPD-Mitgliederentscheid,<br />
obwohl nur<br />
von der Hälfte der 415 000<br />
Genossengetragen,ist sich<br />
die Partei Bebels ihrer genetischbedingten<br />
Zerrissenheit<br />
treugeblieben.<br />
Erwartungsgemäß schafften<br />
es Olaf Scholzund Klara<br />
Geywitz als Vertreter einer<br />
Politik staatspolitischerVerantwortung<br />
in die Stichwahl.<br />
Doch die eigentliche Sensationdieses<br />
erstmals erprobten<br />
Auswahlverfahrens ist,<br />
dassihnen die „linken Parteirebellen“<br />
und GroKo-Verächter<br />
Norbert Walter-Borjans<br />
und Saskia Esken dicht<br />
auf den Fersen sind. Können<br />
die beiden Zweitplatzierten<br />
bei der Stichwahl die Stimmen<br />
der überwiegend Gro-<br />
Ko-kritischen Verliererduos<br />
„okkupieren“, dann wird es<br />
eng für Scholz.Dann erleben<br />
wir die Geburt einer neuen,<br />
linken SPD –und das Ende<br />
der GroKo.<br />
MANN DESTAGES<br />
Ruprecht Polenz<br />
Er war im Jahr 2000 einige<br />
Monate lang glücklos Generalsekretär<br />
der CDU –und<br />
schied 2013 aus dem Bundestag<br />
aus.<br />
Dann wurde<br />
es still um<br />
den heute<br />
73-jährigen<br />
Ruprecht<br />
Polenz.<br />
Doch mit<br />
seinen<br />
scharfen<br />
Thesen hat<br />
es Polenz<br />
zum „Twitter-Gott der CDU“<br />
(„taz“) geschafft. Polenz-<br />
Tweets wurden seit Jahresbeginn<br />
mehr als 900000-mal<br />
geteilt oder favorisiert –<br />
mehr erreichte kein deutscher<br />
Politiker!<br />
Foto: Picturealliance<br />
Foto: Arnulf Hettrich/Imago Images<br />
SPD-Vorsitz:... und da<br />
waren’snur noch vier<br />
Olaf Scholz und KlaraGeywitztreffeninder Stichwahl auf NorbertWalter-Borjans undSaskiaEsken<br />
Berlin – Nach 23 Regionalkonferenzen<br />
wurde am späten<br />
Samstag das Ergebnis des<br />
SPD-Mitgliederentscheids<br />
zum Parteivorsitz verkündet:<br />
Geywitz/Scholz und Esken/<br />
Walter-Borjans müssen in die<br />
Stichwahl zwischen dem 19.<br />
und 29. November. Zwei<br />
Teams, die für unterschiedliche<br />
politische Ansätze stehen.<br />
Es war gegen 18.20 Uhr, da verkündete<br />
SPD-Schatzmeister<br />
Dietmar Nietan das mit Spannung<br />
erwartete Ergebnis: Vizekanzler<br />
Olaf Scholz (61) und die<br />
brandenburgische Landtagsab-<br />
Die brandenburgische<br />
Landtagsabgeordnete KlaraGeywitz und<br />
Bundesfinanzminister Olaf Scholz galten<br />
vorden 23 Regionalkonferenzen als das<br />
Duo mit den besten Chancen.<br />
geordnete Klara Geywitz (43)<br />
haben mit 22,68 Prozent die<br />
meisten Stimmen der Parteimitglieder<br />
auf sich vereint.<br />
Scholz und Geywitz waren<br />
unter den sechs Bewerberteams<br />
die Einzigen, die klar für eine<br />
Fortsetzung der Großen Koalition<br />
bis zur nächsten Bundestagswahl<br />
2021 plädierten.<br />
In die Stichwahl Ende November<br />
müssen sie mit den<br />
Zweitplatzieren, einem Team<br />
bestehend aus dem ehemaligen<br />
NRW-Finanzminister Norbert<br />
Walter-Borjans (67) und der baden-württembergischen<br />
Bundestagsabgeordneten<br />
Saskia Esken<br />
(58), die von 21,04 Prozent<br />
gewählt wurden. Walter-Borjans/Esken<br />
kommen vom eher<br />
linken Flügel der Partei und<br />
konnten im Vorfeld die Unterstützung<br />
der Jusos für sich gewinnen.<br />
Zur Stichwahl zwischen Geywitz/Scholz<br />
und Esken/Walter-Borjans<br />
sind wiederum die<br />
Parteimitglieder zwischen dem<br />
19. und dem 29. November aufgerufen.<br />
Keines der sechs Kandidatenpaare<br />
bekam also ein Viertel<br />
der gültigen Stimmen. Die<br />
drittmeisten Stimmen erreichten<br />
mit 16,28 Prozent die frühere<br />
NRW-Familienministerin<br />
Christina Kampmann und Mi-<br />
Jusos, einfache Parteimitglieder und<br />
traditionelle Linke haben auf sie<br />
gesetzt: Saskia Eskenund Norbert<br />
Walter-Borjans, die es ebenfalls in<br />
die Stichwahl geschafft haben.<br />
chael Roth, Staatsminister im<br />
Auswärtigen Amt. Die Umweltpolitikerin<br />
Nina Scheer und der<br />
Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach,<br />
beide im Bundestag,<br />
landeten mit 14,63 Prozent auf<br />
dem vierten Platz – mit nur<br />
41 Stimmen mehr als das Duo<br />
aus den beiden Landespolitikern<br />
Petra Köpping (Sachsen)<br />
und Boris Pistorius (Niedersachsen),<br />
die 14,61 Prozent der<br />
Stimmen erhielten.<br />
Ein Selbstläufer wird die<br />
Stichwahl für Olaf Scholz, das<br />
politische Schwergewicht aus<br />
Hamburg, aber nicht. Denn die<br />
Wähler der jetzt gescheiterten,<br />
überwiegend GroKo-kritischen