28.10.2019 Aufrufe

Berliner Kurier 27.10.2019

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

*<br />

POLITIK<br />

MEINE<br />

MEINUNG<br />

Von<br />

Harald<br />

Stutte<br />

Zwei Herzen schlagen<br />

in dieser Partei<br />

Die SPD –Partei des gespaltenen<br />

Bewusstseins,<br />

unddas ist keineswegs despektierlich<br />

gemeint. Seit<br />

ihrer Gründung vor fast 157<br />

Jahren versuchtDeutschlands<br />

älteste Parteiden Spagat<br />

zwischen Kopfund<br />

Bauch, zwischen Vernunft<br />

undGefühl, zwischen Verantwortung<br />

und Rebellion.<br />

Undauch beim SPD-Mitgliederentscheid,<br />

obwohl nur<br />

von der Hälfte der 415 000<br />

Genossengetragen,ist sich<br />

die Partei Bebels ihrer genetischbedingten<br />

Zerrissenheit<br />

treugeblieben.<br />

Erwartungsgemäß schafften<br />

es Olaf Scholzund Klara<br />

Geywitz als Vertreter einer<br />

Politik staatspolitischerVerantwortung<br />

in die Stichwahl.<br />

Doch die eigentliche Sensationdieses<br />

erstmals erprobten<br />

Auswahlverfahrens ist,<br />

dassihnen die „linken Parteirebellen“<br />

und GroKo-Verächter<br />

Norbert Walter-Borjans<br />

und Saskia Esken dicht<br />

auf den Fersen sind. Können<br />

die beiden Zweitplatzierten<br />

bei der Stichwahl die Stimmen<br />

der überwiegend Gro-<br />

Ko-kritischen Verliererduos<br />

„okkupieren“, dann wird es<br />

eng für Scholz.Dann erleben<br />

wir die Geburt einer neuen,<br />

linken SPD –und das Ende<br />

der GroKo.<br />

MANN DESTAGES<br />

Ruprecht Polenz<br />

Er war im Jahr 2000 einige<br />

Monate lang glücklos Generalsekretär<br />

der CDU –und<br />

schied 2013 aus dem Bundestag<br />

aus.<br />

Dann wurde<br />

es still um<br />

den heute<br />

73-jährigen<br />

Ruprecht<br />

Polenz.<br />

Doch mit<br />

seinen<br />

scharfen<br />

Thesen hat<br />

es Polenz<br />

zum „Twitter-Gott der CDU“<br />

(„taz“) geschafft. Polenz-<br />

Tweets wurden seit Jahresbeginn<br />

mehr als 900000-mal<br />

geteilt oder favorisiert –<br />

mehr erreichte kein deutscher<br />

Politiker!<br />

Foto: Picturealliance<br />

Foto: Arnulf Hettrich/Imago Images<br />

SPD-Vorsitz:... und da<br />

waren’snur noch vier<br />

Olaf Scholz und KlaraGeywitztreffeninder Stichwahl auf NorbertWalter-Borjans undSaskiaEsken<br />

Berlin – Nach 23 Regionalkonferenzen<br />

wurde am späten<br />

Samstag das Ergebnis des<br />

SPD-Mitgliederentscheids<br />

zum Parteivorsitz verkündet:<br />

Geywitz/Scholz und Esken/<br />

Walter-Borjans müssen in die<br />

Stichwahl zwischen dem 19.<br />

und 29. November. Zwei<br />

Teams, die für unterschiedliche<br />

politische Ansätze stehen.<br />

Es war gegen 18.20 Uhr, da verkündete<br />

SPD-Schatzmeister<br />

Dietmar Nietan das mit Spannung<br />

erwartete Ergebnis: Vizekanzler<br />

Olaf Scholz (61) und die<br />

brandenburgische Landtagsab-<br />

Die brandenburgische<br />

Landtagsabgeordnete KlaraGeywitz und<br />

Bundesfinanzminister Olaf Scholz galten<br />

vorden 23 Regionalkonferenzen als das<br />

Duo mit den besten Chancen.<br />

geordnete Klara Geywitz (43)<br />

haben mit 22,68 Prozent die<br />

meisten Stimmen der Parteimitglieder<br />

auf sich vereint.<br />

Scholz und Geywitz waren<br />

unter den sechs Bewerberteams<br />

die Einzigen, die klar für eine<br />

Fortsetzung der Großen Koalition<br />

bis zur nächsten Bundestagswahl<br />

2021 plädierten.<br />

In die Stichwahl Ende November<br />

müssen sie mit den<br />

Zweitplatzieren, einem Team<br />

bestehend aus dem ehemaligen<br />

NRW-Finanzminister Norbert<br />

Walter-Borjans (67) und der baden-württembergischen<br />

Bundestagsabgeordneten<br />

Saskia Esken<br />

(58), die von 21,04 Prozent<br />

gewählt wurden. Walter-Borjans/Esken<br />

kommen vom eher<br />

linken Flügel der Partei und<br />

konnten im Vorfeld die Unterstützung<br />

der Jusos für sich gewinnen.<br />

Zur Stichwahl zwischen Geywitz/Scholz<br />

und Esken/Walter-Borjans<br />

sind wiederum die<br />

Parteimitglieder zwischen dem<br />

19. und dem 29. November aufgerufen.<br />

Keines der sechs Kandidatenpaare<br />

bekam also ein Viertel<br />

der gültigen Stimmen. Die<br />

drittmeisten Stimmen erreichten<br />

mit 16,28 Prozent die frühere<br />

NRW-Familienministerin<br />

Christina Kampmann und Mi-<br />

Jusos, einfache Parteimitglieder und<br />

traditionelle Linke haben auf sie<br />

gesetzt: Saskia Eskenund Norbert<br />

Walter-Borjans, die es ebenfalls in<br />

die Stichwahl geschafft haben.<br />

chael Roth, Staatsminister im<br />

Auswärtigen Amt. Die Umweltpolitikerin<br />

Nina Scheer und der<br />

Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach,<br />

beide im Bundestag,<br />

landeten mit 14,63 Prozent auf<br />

dem vierten Platz – mit nur<br />

41 Stimmen mehr als das Duo<br />

aus den beiden Landespolitikern<br />

Petra Köpping (Sachsen)<br />

und Boris Pistorius (Niedersachsen),<br />

die 14,61 Prozent der<br />

Stimmen erhielten.<br />

Ein Selbstläufer wird die<br />

Stichwahl für Olaf Scholz, das<br />

politische Schwergewicht aus<br />

Hamburg, aber nicht. Denn die<br />

Wähler der jetzt gescheiterten,<br />

überwiegend GroKo-kritischen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!