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RÜCKSPIEGEL<br />
WER HAT’S ERFUNDEN?<br />
Schönheitskonkurrenzen<br />
oder Concours d’Élégance<br />
für automobile<br />
Meisterwerke erleben<br />
seit ein paar Jahren<br />
eine Renaissance. Aber<br />
wer hat’s erfunden?<br />
Natürlich der <strong>ACS</strong>.<br />
Internationale Schönheitskonkurrenz<br />
für Automobile 1930 in Luzern:<br />
Abfahrt der Autos vom Quai zum Corso.<br />
Der Autor<br />
Bernhard Taeschler ist <strong>ACS</strong>-Ehrenmitglied<br />
und passionierter Sammler von<br />
<strong>ACS</strong>- Artikeln. Für den Erhalt von mobilem<br />
Kulturgut setzt er sich als Präsident des<br />
Dachverbandes der «Swiss Historic Vehicle<br />
Federation» ein.<br />
A<br />
m 11. August 1928 fand die<br />
«1. Internationale Schönheitskonkurrenz<br />
für Automobile<br />
in Luzern» statt. Es<br />
war eine <strong>ACS</strong>-Veranstaltung. Präsentiert<br />
und bewertet wurden damals besonders<br />
carrossierte Fahrzeuge der Luxusklasse.<br />
Damals war es üblich, dass die meist ausländischen<br />
Hersteller keine fertigen Fahrzeuge<br />
auslieferten. Oft wurden nur Chassis<br />
und Motor an spezialisierte Carrosseriebetriebe<br />
(sogenannte Carrosserieschneider)<br />
geliefert, welche den Fahrzeugen dann ein<br />
den Kundenwünschen angepasstes Kleid<br />
verpassten. In der Schweiz gab es viele<br />
namhafte Namen wie Graber, Ramseier,<br />
König, Wenger, usw.<br />
Genau diese Fahrzeuge, mit exklusivem<br />
Kleid und wunderschönem Aussehen,<br />
wurden dann von den Firmen oder<br />
den stolzen Besitzern auf den Laufsteg<br />
gefahren. Es muss ein echtes Schaulaufen<br />
gewesen sein, wie auf einer Modeschau.<br />
Diese entwickelten sich zu einem gesellschaftlichen<br />
Ereignis erster Güte. 1932<br />
fand in Zürich die «1. Zürcher Autoschau/<br />
Schönheitskonkurrenz» statt und 1952<br />
eine «Internationale Autoschönheitskonkurrenz»<br />
in St. Moritz. Die abgebildeten<br />
Plaketten sind Originale, welche als Erinnerungspreis<br />
an die Teilnehmer abgegeben<br />
wurden. Alle sind mit dem alten <strong>ACS</strong>-Logo<br />
versehen und beweisen damit, dass der<br />
<strong>ACS</strong> eine tragende Rolle spielte.<br />
Dass es solche Veranstaltungen auch<br />
im Ausland gab, ist bekannt. Die Konkurrenzen<br />
in der Schweiz erfreuten sich aber<br />
auch eines regen Interesses von ausländischen<br />
Firmen und Besitzern, die mit ihren<br />
fantastischen Fahrzeugen gerne in die<br />
neutrale Schweiz fuhren.<br />
Die Präsentation von Fahrzeugen mit<br />
individuellen Sondercarrosserien hörte in<br />
den späten 50er-Jahren auf. Mit der Massenfertigung<br />
gingen die Fahrzeughersteller<br />
immer mehr dazu über, fertige, mit<br />
Werkscarrosserien versehene Fahrzeuge<br />
anzubieten. Dies natürlich sehr zum Widerwillen<br />
der Betriebe und Ateliers, welche<br />
langsam, aber sicher aus dem Markt<br />
gedrängt wurden. Der Internationale Automobil-Salon<br />
in Genf (welcher übrigens<br />
auch auf der Initiative des <strong>ACS</strong> basierte),<br />
übernahm fortan die Funktion der Vergleichsplattform.<br />
Ende des 20. Jahrhunderts kam es zur<br />
Wiedergeburt der Idee von Schönheitskonkurrenzen<br />
im In- und Ausland. Gezeigt<br />
werden allerdings keine Neufahrzeuge<br />
mehr, sondern bestens erhaltene und seltene<br />
Veteranenfahrzeuge, die oftmals<br />
schon an den historischen Konkurrenzen<br />
vorgeführt wurden. Dazu gesellen sich<br />
auch edle Vehikel jüngeren Baujahres, die<br />
der Nachwelt erhalten geblieben sind. Die<br />
Neuinterpretation dieser Veranstaltungen<br />
sind äusserst erfolgreich. In der Schweiz<br />
gibt es derartige Konkurrenzen in Ascona,<br />
Coppet, Luzern und Zürich. Die Villa d’Este<br />
in Como, der Golfrasen von Pebble Beach<br />
und mehrere Schlosspärke in Deutschland<br />
bieten heute ein würdiges Ambiente für die<br />
automobilen Modeschauen der Neuzeit.<br />
Die Vergangenheit lebt wieder auf im<br />
früheren Glamour! Aber die neuzeitliche Interpretation<br />
ist richtigerweise eine andere.<br />
Text Bernhard Taeschler<br />
Bild Swiss Car Register<br />
NR. <strong>06</strong>/<strong>2019</strong><br />
AUTO<br />
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