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ACS Automobilclub - Ausgabe 06/2019

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EDITORIAL<br />

SCHLÜSSELFAKTOR<br />

STROMBEDARF<br />

Im Zuge der Klimadebatte respektive der Debatte rund um die Reduktion<br />

des CO2-Ausstosses zwecks Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens<br />

scheint Strom Trumpf zu sein. In den letzten Jahren wurde immer mehr<br />

elektrifiziert. Vom Elektroauto über das Elektrobike bis zum Elektro- Scooter, der<br />

in diesem Jahr in unseren Städten in rasantem Tempo Einzug gehalten hat.<br />

E<br />

gal, ob auf vier oder auf zwei Rädern, wir sind zunehmend<br />

auch elektrisch unterwegs. Heute gilt:<br />

Elektroantriebe sind gut, Verbrennungsmotoren<br />

sind schlecht. Es ist cool und chic, ein Elektroauto<br />

zu fahren und sich so vermeintlich umweltgerecht<br />

zu verhalten. Das Elektroauto<br />

ist zu einem Statussymbol geworden. Wie<br />

sich auch an der diesjährigen Frankfurter<br />

Automobilmesse IAA gezeigt hat, rüsten<br />

die Autobauer in diesem Bereich massiv<br />

auf. Noch nie wurden unter den Neuheiten<br />

so viele Elektrofahrzeuge vorgestellt wie in<br />

diesem Jahr.<br />

Zurzeit hat die Elektromobilität den<br />

Ruf, die Heilsbringerin für den Klimaschutz<br />

zu sein, ohne detailliert auf die<br />

Fragen bezüglich ihrer CO2-Bilanz und des<br />

Ursprungs des benötigten Stroms einzugehen.<br />

Gleichzeitig werden die Konsequenzen<br />

einer starken Elektrifizierung gerne<br />

ausser Acht gelassen. Nebst dem Bereich<br />

Mobilität wird auch beim Heizen zunehmend<br />

auf Elektro gesetzt. Die Wärmepumpe<br />

gilt hier als die Technologie zur Verringerung<br />

des CO2-Ausstosses. Da muss man sich schon die Frage<br />

stellen, woher denn der Strom kommen soll, um die dafür benötigte<br />

Elektroenergie zu liefern.<br />

Die Forschungsanstalt Empa hat eine Studie zum Thema<br />

«Auswirkungen auf das schweizerische Stromnetz bei vermehrtem<br />

Ersatz fossiler Energieträger durch strombasierte Technologien»<br />

erstellt, die sie im Juni <strong>2019</strong> publiziert hat. Diese hat brisante<br />

Erkenntnisse zu Tage gefördert: Wenn wir für den Klimaschutz<br />

in grossem Umfang auf Elektroautos und Wärmepumpen setzen,<br />

droht der Schweiz der Strom auszugehen. Vor allem in den Wintermonaten,<br />

wo der Strombedarf am höchsten ist, lauert die Gefahr<br />

eines massiven Stromdefizits. Laut der Studie werden bis zu 22<br />

Terawattstunden (TWh) jährlich fehlen. Das ist fast so viel, wie alle<br />

Kernkraftwerke im Jahr 2018 in der Schweiz zusammen an Strom<br />

produziert haben (total 25 TWh). Die Zahlen der Empa-Studie<br />

basieren auf der Annahme, dass 20% der gefahrenen Kilometer<br />

mit Elektroautos zurückgelegt und 75% unserer Häuser mit<br />

Wärmepumpen beheizt werden, wodurch unser Strombedarf um<br />

fast 25% wachsen wird. Um dieses riesige Wachstum absorbieren<br />

zu können, müssen wir zusätzlichen Strom aus dem benachbarten<br />

Ausland importieren. Strom, der notabene zu einem erheblichen<br />

Teil aus Kohlekraftwerken stammt und dadurch in puncto<br />

CO2-Belastung eine sehr schlechte Bilanz<br />

hat, weshalb man auch von «dreckigem»<br />

Strom spricht. Die Problematik rund um<br />

die drohende Stromknappheit ist nicht die<br />

einzige Hürde, welche die Elek tromobilität<br />

zu überwinden hat. Die (noch) mangelnde<br />

Reichweite der Fahrzeuge, das fehlende<br />

Netz an Ladestationen sowie die ganzen<br />

Themen rund um die Produktion und die<br />

Entsorgung der Batterien seien hier nur am<br />

Rande erwähnt.<br />

Der <strong>ACS</strong> unterstützt die Entwicklung<br />

und den Einsatz neuer Technologien. Für<br />

ihn hat auch die Elektromobilität selbstverständlich<br />

ihre Berechtigung. Aus unserer<br />

Sicht dürfen jedoch die Entwicklung<br />

und Förderung anderer Antriebssysteme<br />

wie Wasserstoff, Brennstoffzellen, etc.<br />

nicht vernachlässigt werden. Denn zukünftig<br />

werden wir einen gesunden Mix<br />

aus verschiedenen Antrieben benötigen, um unseren Mobilitätsbedürfnissen<br />

gerecht zu werden.<br />

Ihr Thomas Hurter<br />

Zentralpräsident<br />

Panne?!<br />

Assistance-Nummer wählen<br />

+41 44 283 33 77<br />

NR. <strong>06</strong>/<strong>2019</strong><br />

AUTO<br />

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