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ASO! Augsburg Süd-Ost - November 2019

Stadtteilmagazin für Augsburg-Hochzoll, -Herrenbach, -Spickel, -Textilviertel und Friedberg

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14 <strong>ASO</strong>! <strong>November</strong> <strong>2019</strong><br />

Eine Alt-Hochzoller<br />

Schatzkiste<br />

Sammler und Forscher<br />

Da muss einer seinen Heimatort<br />

schon sehr lieben,<br />

wenn er alle Postkarten<br />

aus dessen Vergangenheit,<br />

die er kriegen kann, kauft.<br />

Helmut List aus Hochzoll ist<br />

so einer. Zirka 270 Hochzoller<br />

Karten sind e – zur Zeit.<br />

Die ältesten Stücke stammen<br />

noch aus der Zeit vor<br />

1903, als Hochzoll noch die<br />

Friedberger Au war. Da fehlt<br />

kaum eine Ansicht des alten<br />

Hochzoll. Kein Thema aus<br />

Hochzolls Geschichte, zu dem<br />

nichts zu finden wäre: die<br />

Hochwasserkatastrophe von<br />

1910, die Eisenbahn, die Kirchen<br />

und Schulen, das katholische<br />

Kinderheim, die wichtigsten<br />

Straßen und Ortsansichten<br />

und – der Hochablass. Er allein<br />

ist mit 191 Ansichten vertreten.<br />

Die älteste Karte stammt aus dem Jahr 1899, die jüngsten aus den<br />

1960er Jahren. Sie dokumentieren mit Stolz den Bauboom jener<br />

Jahre. Seht her, so modern ist unser Hochzoll jetzt!<br />

Helmut List ist ein leidenschaftlicher Sammler, nicht nur Postkarten<br />

(mehrere Tausend sind es, er weiß es nicht genau, über<br />

100 allein vom Dom), auch Briefmarken, Eisenbahn- und Postgeschichte<br />

haben sein Interesse geweckt. So sehr, dass er sich<br />

mehrfach an internationalen Sammlerausstellungen auf allen<br />

Kontinenten, die wissenschaftliche Aufbereitung durch eigene<br />

Forschungsarbeit voraussetzen, erfolgreich beteiligte und u.a.<br />

dreimal die höchste Auszeichnung in Gold gewann.<br />

<strong>ASO</strong>! wird in den nächsten Ausgaben einige historische Postkarten<br />

aus seiner Sammlung vorstellen und kommentieren. Heute<br />

machen wir den Anfang mit zwei Ansichtskarten aus dem frühen<br />

20. Jahrhundert, je einer aus Hochzoll Nord und Hochzoll <strong>Süd</strong>.<br />

Kolonialwaren, Bäckerei, Metzgerei<br />

Ansichtskarte aus dem frühen 20. Jahrhundert aus Hochzoll Nord.<br />

Die Karte, die auch im Hochzollbuch von 2013 abgebildet ist,<br />

ist am 10. September 1904 gestempelt worden. Unsere damals<br />

etwa hundertjährige Siedlung mit ca. 1200 Einwohnern wird darauf<br />

als Friedbergerau bezeichnet. Interessant ist dabei der Zusatz<br />

„b. Hochzoll“. Obwohl der Hochzoll, die bayerische Zollstation<br />

an der heutigen Grüntenstraße, damals schon seit rund<br />

70 Jahren verschwunden war, diente sie hier immer noch zur<br />

geografischen Einordnung der offensichtlich weniger bekannten<br />

Friedberger Au.<br />

Mitteilungen an den Empfänger durften damals nur auf die Bildseite<br />

geschrieben werden, die Rückseite war ausschließlich für<br />

die Anschrift bestimmt. Auf unsrer Karte wurde u.a. mitgeteilt,<br />

dass man sich am Montag um drei Uhr im Häring treffen wollte.<br />

Sammlung Helmut List<br />

Das Häring war eine beliebte Brauereiwirtschaft am Schmiedberg,<br />

dort, wo vor nicht allzu langer Zeit hinter dem Fahrradhändler<br />

Härter ein Kino war.<br />

Die obere Aufnahme aus dem Zentrum von Hochzoll Nord<br />

wurde etwas westlich von Sankt Matthäus nach Westen hin aufgenommen.<br />

Das erste Haus am rechten Bildrand war die<br />

Zugspitzstraße 6. Das Haus gibt es wenig verändert immer noch.<br />

Davor stand und steht auch noch das Haus Friedberger Straße<br />

127 an der Ecke Zugspitzstraße. Dort, wo heute ein orthopädischer<br />

Schuhmacher arbeitet, war damals ein Kolonialwarengeschäft<br />

zuhause und im nördlichen Anbau (Zugspitzstraße 2)<br />

ein Bader und Friseur. Das Friseurhandwerk hat sich in diesem<br />

Haus bis heute erhalten. Von der Zugspitz-, damals Lechhauser<br />

Straße, ist auf dem Bild merkwürdigerweise nichts zu sehen.<br />

Sie müsste etwa dort einmünden, wo die Personen stehen.<br />

Das kleine Haus dahinter wurde abgebrochen und 1914 durch<br />

das stattliche und damals noch sehr schöne Haus des Bäckers<br />

Grägel ersetzt. Heute ist dort ein Spielsalon eingerichtet. Es<br />

ist jetzt mit dem Nachbarhaus vereint. Zur Zeit der Postkarte<br />

gehörte das dem Metzger Maier. Auch hier hat sich das Gewerbe<br />

erhalten. Nun schließt sich das Mietshaus mit der Nummer 123<br />

an, das unverändert erhalten ist und an der Ecke zur Waxensteinstraße<br />

das Haus Waxensteinstraße 2. In dem Laden war in<br />

den 50er Jahren die Lotto-, Totoannahmestelle Schaller, heute<br />

kann man dort Thaimassagen in Anspruch nehmen und Post<br />

verschicken. Bei dem Haus auf der gegenüber liegenden<br />

Straßenseite muss es sich um das des Schreinermeisters Becker<br />

(später Stuhlfabrik, Hausnummer 110) handeln, da es damals das<br />

einzige in diesem Abschnitt der Friedberger Straße war. Auch es<br />

ist erhalten und beherbergt einen Friseursalon.

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