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22 SPORT BERLINER KURIER, Montag, 4. November 2019*<br />
Hertha-Trainer nach der Derby-Pleite<br />
Trainer Ante Covic stand<br />
gestern Rede und<br />
Antwortund erkannte<br />
Mutlosigkeit bei seinen<br />
Spielern.<br />
Covic: „Wie ich<br />
mich fühle?<br />
Besch...!“<br />
Die Blau-Weißen suchen nach<br />
Gründen für das Kollektiv-Versagen<br />
Von<br />
WOLFGANG HEISE<br />
Geschlagen, gedemütigt<br />
und geknickt. Nach der<br />
0:1-Derby-Pleite beim<br />
1. FC Union wollte sich Herthas<br />
Trainer Ante Covic einen Tag<br />
später nicht noch mal nassmachen<br />
lassen. Weil es regnete,<br />
fand das Pressegespräch gestern<br />
Vormittag nicht wie üblich<br />
auf dem Schenckendorffplatz<br />
statt, sondern im Medienraum.<br />
Doch auch da war es feucht. Ein<br />
Getränk hatte eine Pfütze auf<br />
dem Tisch hinterlassen.<br />
Eilig wurde gewischt und Covic<br />
sagte: „Ist schon gut, jetzt ist<br />
Lukebakio (l.) tröstet<br />
Elfer-Verursacher<br />
DedryckBoyata.<br />
es trocken!“ Wenn man doch<br />
nur so einfach auch diese<br />
Schmach gegen den kleinen<br />
Stadtrivalen aus Köpenick wegwischen<br />
könnte. „Mein Gefühl<br />
nach dem Derby? Um ehrlich<br />
zu sein, ich bin sehr genickt gewesen.<br />
Einfach beschissen. Das<br />
ärgert mich. Ich bin <strong>Berliner</strong>,<br />
ich bin Ur-Herthaner“, lässt der<br />
Coach in seine Seele blicken.<br />
Wie konnte es zu diesem blutarmen<br />
Auftritt in der Alten<br />
Försterei kommen? Covic begann<br />
schon mit der Aufarbeitung<br />
des Spiels. Per Video-Analyse<br />
zeigte er seinen Profis in<br />
der Kabine, was alles schiefgelaufen<br />
ist. „Wir haben zu wenig<br />
Fußball gespielt. Wir hatten zu<br />
wenige Leute auf dem Platz, die<br />
den Ball bekommen und eine<br />
Situation Eins-zu-eins auflösen<br />
können. Da hätten wir mutiger<br />
sein müssen“, erklärt der Trainer.<br />
Covic bewies Mut, vielleicht<br />
sogar zu viel. Mit Marius Wolf<br />
und Javairo Dilrosun zwei Außenstürmer,<br />
dazu als Stoßstürmer<br />
Vedad Ibisevic und Dodi<br />
Lukebakio standen gleich vier<br />
Vollblut-Offensivkräfte auf<br />
dem Platz. Ja, sie standen viel<br />
zu oft. Angespielt wurden sie zu<br />
selten und zu ungenau, weil die<br />
cleveren Unioner früh störten.<br />
So viele Stürmer, da fehlte irgendwie<br />
die Überzahl und das<br />
Konzept im Mittelfeld.<br />
„Wir wollten mit der Doppelspitze<br />
Unions Dreier-Abwehrkette<br />
breiter machen, um mehr<br />
Räume zu bekommen.“ Klingt<br />
logisch, wurde aber nicht wirklich<br />
umgesetzt. Dazu moniert<br />
der Coach: „Per Skjelbred und<br />
Marko Grujic hätten höher<br />
agieren müssen“, taten sie aber<br />
nicht. So entstand ein riesiges<br />
Loch im Mittelfeld. Das nutzten<br />
wiederum die Köpenicker.<br />
Am Ende kam ein unattraktives<br />
Spiel heraus, bei dem man<br />
wirklich nicht erkennen konnte,<br />
dass die Blau-Weißen einen<br />
viel teureren Kader haben als<br />
der Aufsteiger. Willenlos?<br />
Nein, das waren die Profis<br />
nicht. Sie gewannen sogar mehr<br />
Zweikämpfe als die Union-<br />
Fußballarbeiter.<br />
Covic: „Wenn du verlierst,<br />
kannst du 100 000 Ausreden<br />
anbringen. 120-Pokalminuten,<br />
Vladimir Darida war Gelb-Rot<br />
gesperrt. Das ist mir aber zu<br />
simpel. Das mache ich nicht.“<br />
Was Covic machen muss, ist<br />
klar: So schnell wie möglich<br />
Punkte einfahren: „Wir hatten<br />
davor einen richtig guten Aufwärtstrend.<br />
Jetzt haben wir<br />
den Rückschlag bekommen.<br />
Wir müssen die Lücke nach<br />
oben wieder schließen. Da<br />
haben wir Sonnabend gegen<br />
Leipzig die Möglichkeit dazu,<br />
wenn eigentlich keiner mit uns<br />
rechnet.“<br />
100 Millionen Euro am Freitag<br />
Berlin –Eine gute Nachricht<br />
gibt es für Hertha. Am Freitag<br />
zahlt Investor Lars Windhorst<br />
(Foto) die zweite Rate<br />
von rund 100 Millionen Euro<br />
an den Klub.<br />
Im Juni hat Windhorst über<br />
seine Firma „Tennor“ 125<br />
Millionen Euro gezahlt und<br />
sich mit 37, 5Prozent bei der<br />
Hertha KGaA eingekauft.<br />
Maximal kann Tennor 49,9<br />
Prozent erwerben.<br />
Hertha hat damit keine<br />
Bankverbindlichkeiten mehr<br />
und will in den nächsten Jahren<br />
noch mehr Geld in die<br />
Mannschaft investieren.<br />
Aber auch in die Infrastruktur,<br />
zum Beispiel die Digitalisierung<br />
des Klubs, soll noch<br />
mehr Geld fließen.