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BERLINER KURIER, Freitag, 8. November 2019<br />
US-Außenminister Mike<br />
Pompeo gestern im<br />
bayerischen DorfMödlareuth.<br />
NACHRICHTEN<br />
Verschlankung gefordert<br />
Foto: Bernd vonJutrczenka/dpa<br />
Bundeswehr alsWeltpolizist?<br />
Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer fordertmehr Auslandseinsätze. SPD und FDP dagegen<br />
Foto: Kristin Palitza/dpa<br />
Berlin –Die Verteidigungsministerin<br />
will die Bundeswehr<br />
häufiger einsetzen und Missionen<br />
im Ausland erleichtern.<br />
Außerdem plant Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer (CDU)<br />
einen Nationalen Sicherheitsrat.<br />
Ihre Pläne trug AKK in<br />
einer Grundsatzrede vor<br />
Nachwuchskräften der<br />
Bundeswehr vor. Konkret<br />
sprach sich die CDU-Chefin<br />
für eine Beschleunigung<br />
von Bundestagsbeschlüssen<br />
aus, die für Auslandseinsätze<br />
notwendig<br />
sind. Sie verwies dabei auf<br />
die Bedrohung durch Terroristen<br />
und autoritäre<br />
Mächte. Sie höre aus allen<br />
Richtungen, dass Deutschland<br />
eine Rolle als „Gestaltungsmacht“<br />
annehmen müsse,<br />
erklärte sie. Dafür<br />
müsse nun innenpolitisch<br />
gestritten<br />
werden.<br />
Maas ohne Maß<br />
Gut eineinhalb Jahre hat<br />
sich Maas als Außenminister<br />
elegant durchgemogelt.<br />
Elegant wie seine knapp sitzenden<br />
Anzüge machte er mit<br />
freundlichen, aber meist inhaltslosen<br />
Aussagen „bella figura“.<br />
Entsprechend hoch waren,<br />
wie fast bei jedem Vorgänger,<br />
die Beliebtheitswerte.<br />
Seit eineinhalb Jahren ist von<br />
Heiko Maas kein wichtiger<br />
oder gar zukunftsweisender<br />
Satz in Erinnerung. Kein Plan,<br />
der international Beachtung<br />
gefunden hätte, keine Initiative,<br />
die etwas in Bewegung gebracht<br />
hätte. Die deutsche<br />
Außenpolitik hat international<br />
nur dann Gewicht, wenn sie<br />
von der Kanzlerin vorgetragen<br />
wird. Seit dem Vorstoß der<br />
CDU-Vorsitzenden Kramp-<br />
Karrenbauer für eine internationale<br />
Schutzzone in Nordsyrien<br />
ist ein anderer Maas zu besichtigen.<br />
Einer, der zwar Stellung<br />
bezieht, aber nur gegen<br />
etwas, einer, der die ungeschriebenen<br />
Regeln der Politik<br />
verletzt. Zwar ist die Verteidigungsministerin<br />
dilettantisch<br />
vorgegangen und hat Maas<br />
brüskiert, aber Maas verliert<br />
Mit einem Nationalen Sicherheitsrat<br />
könne die Reak-<br />
tion auf Krisen schneller und<br />
effektiver werden, sagte<br />
Kramp-Karrenbauer. Die Institution<br />
solle Instrumente von<br />
Diplomatie, Militär,<br />
Wirtschaft und Handel,<br />
innerer Sicherheit<br />
und Entwicklungszusammenarbeit<br />
koordinieren.<br />
Zu Fragen,<br />
die strategische<br />
Interessen betreffen,<br />
müsse<br />
das Land eine<br />
eigene Haltung<br />
entwickeln.<br />
„Man kann nicht pauschal<br />
‚mehr Einsätze‘ fordern, sondern<br />
muss im Einzelfall prüfen,<br />
ob ein Einsatz notwendig ist<br />
und die Fähigkeiten dazu vorhanden<br />
sind“, so Fritz Felgentreu,<br />
verteidigungspolitischer<br />
Sprecher der SPD, zum RedaktionsNetzwerk<br />
Deutschland<br />
(RND). Schnellere Entscheidungen<br />
seien zudem schon<br />
heute möglich. Marie-Agnes<br />
Strack-Zimmermann von der<br />
FDP sagte: „Es ist richtig, dass<br />
wir ein anderes sicherheitspolitisches<br />
Selbstverständnis und<br />
Selbstbewusstsein brauchen.<br />
Aber wir dürfen die Bundeswehr<br />
nicht überfordern.“<br />
Ein deutscher Blauhelmsoldat in der malischen Stadt Gao.<br />
Spreng-<br />
Stoff<br />
Der Journalist<br />
und Politik-Berater<br />
Michael H. Spreng<br />
schreibt<br />
jeden Freitag<br />
im KURIER<br />
bei seiner Reaktion jedes Maß.<br />
Er griff AKK von Ankara aus<br />
an, was gegen die Regel verstößt,<br />
innenpolitischen Streit<br />
nicht ins Ausland zu tragen.<br />
Und er tat es an der Seite des<br />
türkischen Außenministers,<br />
des Aggressors inSyrien. Das<br />
ist unverzeihlich.<br />
Der nächste Eklat ist sein Beitrag<br />
zu 30 Jahren Mauerfall. Er<br />
vergaß einen der wichtigsten<br />
Akteure, die USA, in seinem<br />
Dank für die Hilfebei der Wiedervereinigung.<br />
Ohne Ronald<br />
Reagan und George Bush senior<br />
aber wäre sie nicht möglich<br />
gewesen. Eine unverzeihliche<br />
Geschichtsvergessenheit.Dann<br />
doch lieber den alten<br />
Maas mit seinen eleganten<br />
Anzügen und seinen eleganten,<br />
nichtssagenden Aussagen.<br />
Foto: Sean Gallup-Pool/Getty Images<br />
Foto: Gottfried Czepluch/Imago<br />
Berlin –Bundeswirtschaftsminister<br />
Peter Altmaier<br />
(CDU) hat eine Verkleinerung<br />
des Bundestages, weniger<br />
Wahltermine undeine<br />
geringere Zahl an Bundesministern<br />
und Staatssekretären<br />
gefordert. Noch in diesem<br />
Jahr brauche es eine<br />
Parlamentsreform, schrieb<br />
er in der „Rheinischen Post“.<br />
Macron: Nato „hirntot“<br />
Brüssel –Frankreichs Präsident<br />
Emmanuel Macron hat<br />
den Zustand der Nato als<br />
„hirntot“ bezeichnet. „Wir<br />
sind Zeugen eines Angriffs<br />
eines anderen Nato-Partners,<br />
der Türkei, ohne Abstimmung,<br />
in einer Region, in der<br />
unsere Interessen auf dem<br />
Spiel stehen“, so Macron.<br />
Schwächeanfall<br />
Berlin –Während seiner Rede<br />
im Bundestag hat der<br />
CDU-Politiker Matthias<br />
Hauer gestern einen Schwächeanfall<br />
erlitten. In seiner<br />
Rede machte der 41-jährige<br />
Abgeordnete immer wieder<br />
längere Pausen und rang um<br />
Worte. Er atmete schwer und<br />
zitterte an den Händen.<br />
SPD streitet über Hartz<br />
Berlin –Nach dem Urteil<br />
des Bundesverfassungsgerichts<br />
zu möglichen Sanktionen<br />
bei Hartz-IV-Empfängern<br />
beginnt in der SPD<br />
eine Debatte um deren Abschaffung.<br />
Juso-Chef Kevin<br />
Kühnert fordert die vollständige<br />
Streichung. Bundestagsvize<br />
Thomas Oppermann<br />
lehnt das ab.<br />
Brexit im Januar?<br />
London –Am12. Dezember<br />
wählen die Briten ein neues<br />
Parlament. Premier Boris<br />
Johnson erhofft sich dadurch<br />
mehr Zustimmung für seinen<br />
mit der EU ausgehandelten<br />
Brexit-Vertrag. Johnson gibt<br />
sich siegessicher –und verspricht,<br />
die Gemeinschaft im<br />
Januar zu verlassen.