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*<br />
BERLIN 9<br />
Die Mitglieder der<br />
„Reisegruppe Niemand“<br />
starten heute zu ihrer<br />
Mega-Tour durch Deutschland.<br />
In 76 Stunden durch Deutschland<br />
Der Rekordversuch der Herzen<br />
Die Aktion soll auf die Probleme von Menschen mit Handicap hinweisen<br />
Knöllchen<br />
dend für die Höhe der Kosten ist<br />
dabei nicht nur die Fahrzeugart,<br />
sondern auch, von wem die Umsetzung<br />
angeordnet wird. Die<br />
BVG berechnet 97 Euro pro erfolgter<br />
Umsetzung eines Pkw bis<br />
3,5 Tonnen, die Polizei 136 Euro<br />
und das Ordnungsamt sogar 199<br />
Euro. Bei Fahrzeugen über 3,5<br />
Tonnen werden 267 Euro (BVG),<br />
306 Euro (Polizei) oder sogar 369<br />
Euro (Ordnungsamt) fällig.<br />
Und während eine vermiedene<br />
Umsetzung (Einsatzkräfte ermitteln<br />
den Halter, der sein Auto<br />
wegfahren kann) beim Ordnungsamt<br />
75 Euro kostet, berechnet die<br />
Polizei hier „nur“ 44 Euro.<br />
Der Grund hierfür sind nach Angaben<br />
der Polizei unterschiedlicher<br />
Personalaufwand bei Ordnungsamt<br />
und Polizei sowie unterschiedliche<br />
Personalkosten bei<br />
der jeweiligen Behörde.<br />
Fotos: Oberst<br />
Von<br />
FLORIAN THALMANN<br />
Berlin – Wie viele deutsche<br />
Landeshauptstädte haben<br />
Sie bereits besucht? Fünf,<br />
sechs, sieben? Den fünf Reisenden,<br />
die heute am Hauptbahnhof<br />
zur Tour ihres Lebens<br />
aufbrechen, reicht das<br />
nicht: Sie wollen in 76 Stunden<br />
mit Regionalzügen alle<br />
Bundesländer bereisen, damit<br />
einen Weltrekord aufstellen<br />
–und für die Rechte<br />
von Behinderten kämpfen.<br />
348 Zwischenhalte, 28 Bahnhöfe,<br />
29 Umstiege, 16 Landeshauptstädte,<br />
76 Stunden –das<br />
sind die Zahlen des verrückten<br />
Öffi-Rekordes, den die<br />
„Reisegruppe Niemand“ ab<br />
heute aufstellen will. Das Besondere:<br />
Die fünf Reisenden,<br />
die zur Truppe gehören,<br />
haben allesamt ein Handicap.<br />
„Wir wollen damit darauf hinweisen,<br />
dass es für Menschen<br />
mit Beeinträchtigungen nicht<br />
immer leicht ist, ungehindert<br />
zu reisen“, sagt Organisator<br />
Rolf Allerdissen (53) dem <strong>Berliner</strong><br />
KURIER. „Diesbezüglich<br />
gibt es leider noch Nachholbedarf.“<br />
Er kam auf die<br />
Idee, weil er seit Jahren als<br />
Rekordrichter beim Rekord-<br />
Institut Deutschland (RID)<br />
arbeitet, schon zahlreiche Rekordversuche<br />
begleitete.<br />
Zur Gruppe gehören ein<br />
Rollstuhlfahrer, zwei Blinde,<br />
ein Gehörloser und ein geistig<br />
beeinträchtigter Reisender.<br />
Sie alle haben beim Verreisen<br />
mit besonderen Herausforderungen<br />
zu kämpfen. „Oft gibt<br />
es an Bahnsteigen keine oder<br />
unverständliche Durchsagen,<br />
sodass blinde Menschen gar<br />
nicht mitbekommen, wenn<br />
Gleiswechsel stattfinden“,<br />
sagt Allerdissen. „Oder<br />
es gibt Durchsagen, aber<br />
keine Anzeigen –das ist<br />
wiederum für Taube<br />
schwierig.“<br />
selbst sitzt aufgrund<br />
von Muskelschwäche<br />
im Rollstuhl,<br />
muss 24 Stunden<br />
vor einer<br />
Reise<br />
Er<br />
Bremen<br />
Minden<br />
Hamburg<br />
bei der Bahn anmelden, dass<br />
er Hilfe benötigt. „Wenn ein<br />
Zug Verspätung hat und das<br />
Bahnhofs-Personal schon im<br />
Feierabend ist, kommt man<br />
sonst aus dem Zug nicht mehr<br />
raus.“ Selbstbestimmtes Reisen<br />
sei so schwer möglich.<br />
Um das Verkehrsnetz auf<br />
den Prüfstand zu stellen, startet<br />
die Gruppe heute, um<br />
4.27 Uhr, am Hauptbahnhof,<br />
bereist in 76 Stunden alle<br />
deutschen Landeshauptstädte.<br />
Wenn alles klappt, gibt’s<br />
bei der Rückkehr am Freitag,<br />
um 8.30 Uhr, am Bahnhof Zoo<br />
die Urkunde des RID für den<br />
Weltrekord – vorausgesetzt,<br />
die Bahn ist immer pünktlich.<br />
„Wir haben aber genug Puffer<br />
eingebaut“, sagt Allerdissen.<br />
Kiel<br />
Hannover<br />
Lübeck<br />
Bad Kleinen<br />
Schwerin<br />
Magdeburg<br />
Start<br />
Berlin<br />
Potsdam<br />
Düsseldorf<br />
Leipzig<br />
Einsatzkräfte der Polizei<br />
im Gespräch mit einem<br />
der Falschparker.<br />
Fotos: Rekord-Institut Deutschland, dpa<br />
Köln<br />
Koblenz<br />
Saarbrücken<br />
Rolf Allerdissen (Mitte) betreute schon andereRekordversuche.<br />
Hier: Der größte Tannenbaum der Welt –aus 2790 Getränkekisten.<br />
Wiesbaden<br />
Mainz<br />
Neustadt/<br />
Weinstraße<br />
Karlsruhe<br />
Stuttgart<br />
Erfurt<br />
Saalfeld/Saale<br />
Ulm<br />
Nürnberg<br />
Ingolstadt<br />
München<br />
Dresden<br />
Grafik/Hecher; Quelle: Rekord-Institut Deutschland