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Berliner Kurier 12.11.2019

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*<br />

BERLIN 9<br />

Die Mitglieder der<br />

„Reisegruppe Niemand“<br />

starten heute zu ihrer<br />

Mega-Tour durch Deutschland.<br />

In 76 Stunden durch Deutschland<br />

Der Rekordversuch der Herzen<br />

Die Aktion soll auf die Probleme von Menschen mit Handicap hinweisen<br />

Knöllchen<br />

dend für die Höhe der Kosten ist<br />

dabei nicht nur die Fahrzeugart,<br />

sondern auch, von wem die Umsetzung<br />

angeordnet wird. Die<br />

BVG berechnet 97 Euro pro erfolgter<br />

Umsetzung eines Pkw bis<br />

3,5 Tonnen, die Polizei 136 Euro<br />

und das Ordnungsamt sogar 199<br />

Euro. Bei Fahrzeugen über 3,5<br />

Tonnen werden 267 Euro (BVG),<br />

306 Euro (Polizei) oder sogar 369<br />

Euro (Ordnungsamt) fällig.<br />

Und während eine vermiedene<br />

Umsetzung (Einsatzkräfte ermitteln<br />

den Halter, der sein Auto<br />

wegfahren kann) beim Ordnungsamt<br />

75 Euro kostet, berechnet die<br />

Polizei hier „nur“ 44 Euro.<br />

Der Grund hierfür sind nach Angaben<br />

der Polizei unterschiedlicher<br />

Personalaufwand bei Ordnungsamt<br />

und Polizei sowie unterschiedliche<br />

Personalkosten bei<br />

der jeweiligen Behörde.<br />

Fotos: Oberst<br />

Von<br />

FLORIAN THALMANN<br />

Berlin – Wie viele deutsche<br />

Landeshauptstädte haben<br />

Sie bereits besucht? Fünf,<br />

sechs, sieben? Den fünf Reisenden,<br />

die heute am Hauptbahnhof<br />

zur Tour ihres Lebens<br />

aufbrechen, reicht das<br />

nicht: Sie wollen in 76 Stunden<br />

mit Regionalzügen alle<br />

Bundesländer bereisen, damit<br />

einen Weltrekord aufstellen<br />

–und für die Rechte<br />

von Behinderten kämpfen.<br />

348 Zwischenhalte, 28 Bahnhöfe,<br />

29 Umstiege, 16 Landeshauptstädte,<br />

76 Stunden –das<br />

sind die Zahlen des verrückten<br />

Öffi-Rekordes, den die<br />

„Reisegruppe Niemand“ ab<br />

heute aufstellen will. Das Besondere:<br />

Die fünf Reisenden,<br />

die zur Truppe gehören,<br />

haben allesamt ein Handicap.<br />

„Wir wollen damit darauf hinweisen,<br />

dass es für Menschen<br />

mit Beeinträchtigungen nicht<br />

immer leicht ist, ungehindert<br />

zu reisen“, sagt Organisator<br />

Rolf Allerdissen (53) dem <strong>Berliner</strong><br />

KURIER. „Diesbezüglich<br />

gibt es leider noch Nachholbedarf.“<br />

Er kam auf die<br />

Idee, weil er seit Jahren als<br />

Rekordrichter beim Rekord-<br />

Institut Deutschland (RID)<br />

arbeitet, schon zahlreiche Rekordversuche<br />

begleitete.<br />

Zur Gruppe gehören ein<br />

Rollstuhlfahrer, zwei Blinde,<br />

ein Gehörloser und ein geistig<br />

beeinträchtigter Reisender.<br />

Sie alle haben beim Verreisen<br />

mit besonderen Herausforderungen<br />

zu kämpfen. „Oft gibt<br />

es an Bahnsteigen keine oder<br />

unverständliche Durchsagen,<br />

sodass blinde Menschen gar<br />

nicht mitbekommen, wenn<br />

Gleiswechsel stattfinden“,<br />

sagt Allerdissen. „Oder<br />

es gibt Durchsagen, aber<br />

keine Anzeigen –das ist<br />

wiederum für Taube<br />

schwierig.“<br />

selbst sitzt aufgrund<br />

von Muskelschwäche<br />

im Rollstuhl,<br />

muss 24 Stunden<br />

vor einer<br />

Reise<br />

Er<br />

Bremen<br />

Minden<br />

Hamburg<br />

bei der Bahn anmelden, dass<br />

er Hilfe benötigt. „Wenn ein<br />

Zug Verspätung hat und das<br />

Bahnhofs-Personal schon im<br />

Feierabend ist, kommt man<br />

sonst aus dem Zug nicht mehr<br />

raus.“ Selbstbestimmtes Reisen<br />

sei so schwer möglich.<br />

Um das Verkehrsnetz auf<br />

den Prüfstand zu stellen, startet<br />

die Gruppe heute, um<br />

4.27 Uhr, am Hauptbahnhof,<br />

bereist in 76 Stunden alle<br />

deutschen Landeshauptstädte.<br />

Wenn alles klappt, gibt’s<br />

bei der Rückkehr am Freitag,<br />

um 8.30 Uhr, am Bahnhof Zoo<br />

die Urkunde des RID für den<br />

Weltrekord – vorausgesetzt,<br />

die Bahn ist immer pünktlich.<br />

„Wir haben aber genug Puffer<br />

eingebaut“, sagt Allerdissen.<br />

Kiel<br />

Hannover<br />

Lübeck<br />

Bad Kleinen<br />

Schwerin<br />

Magdeburg<br />

Start<br />

Berlin<br />

Potsdam<br />

Düsseldorf<br />

Leipzig<br />

Einsatzkräfte der Polizei<br />

im Gespräch mit einem<br />

der Falschparker.<br />

Fotos: Rekord-Institut Deutschland, dpa<br />

Köln<br />

Koblenz<br />

Saarbrücken<br />

Rolf Allerdissen (Mitte) betreute schon andereRekordversuche.<br />

Hier: Der größte Tannenbaum der Welt –aus 2790 Getränkekisten.<br />

Wiesbaden<br />

Mainz<br />

Neustadt/<br />

Weinstraße<br />

Karlsruhe<br />

Stuttgart<br />

Erfurt<br />

Saalfeld/Saale<br />

Ulm<br />

Nürnberg<br />

Ingolstadt<br />

München<br />

Dresden<br />

Grafik/Hecher; Quelle: Rekord-Institut Deutschland

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