KURT Nov./Dez. 2019
KURT - Dein Magazin für Gifhorn Ausgabe November/Dezember 2019
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Ausgabe November/Dezember 2019
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Klimakrise & Klimaschutz<br />
Klimakrise & Klimaschutz<br />
Zwischen Hass und Gemeinschaft<br />
Gifhorns Kämpfer<br />
gegen die Klima-Krise<br />
Fridays For Future: So erlebt die Gifhorner Ortsgruppe ihren Protest und ihre Gegner<br />
Ein Rekordsommer jagt den anderen, zunehmende Naturkatastrophen,<br />
tauender Permafrostboden, ein steigender Meeresspiegel:<br />
Seit rund einem Jahr geht die „Fridays-For-Future“-Bewegung auf<br />
die Straße mit dem Ziel, genau das zu ändern und den menschengemachten<br />
Klimawandel zu stoppen – weltweit und auch in Gifhorn.<br />
Von Solveig Böhme<br />
Angefangen hat in Gifhorn<br />
alles erst so richtig mit der<br />
ersten Demonstration der<br />
noch frischen Fridays-For-Future-Ortsgruppe.<br />
Die Schüler<br />
konnten es erst kaum glauben,<br />
als sie im März mehr als<br />
600 Teilnehmer zählten. Beim<br />
Gründungstreffen kurz zuvor<br />
saßen nur knapp zehn Personen<br />
zusammen – ohne großen<br />
Aufruf, einfach nur im kleinen<br />
Kreise mit der Hoffnung, etwas<br />
Großes zu starten. Quasi<br />
aus dem Stand hatten sie es<br />
mit dem Klimaschutzprotest<br />
zur größten Demonstration in<br />
Gifhorn seit Jahren geschafft.<br />
Sie stehen für mehr Klimaschutz,<br />
fordern Politik, die<br />
nicht auf Kosten ihrer Zukunft<br />
geht, und drängen auf das<br />
Einhalten des 1,5-Grad-Ziels,<br />
das sich die internationale<br />
Gemeinschaft im Pariser Klimaabkommen<br />
gesetzt hat.<br />
Diesen Artikel<br />
verfasste <strong>KURT</strong>s<br />
Praktikantin<br />
Solveig Böhme<br />
(17) aus Gifhorn.<br />
Sie ist selbst in der<br />
„Fridays-For-Future“-<br />
Ortsgruppe Gifhorn aktiv<br />
und hat das Thema zum<br />
Anlass genommen, die<br />
Bewegung, zu der sie sich<br />
selbst zählt, aus einem<br />
anderen Blickwinkel zu<br />
betrachten. Möchtest auch<br />
Du ein Praktikum in der<br />
<strong>KURT</strong>-Redaktion machen,<br />
dann sende uns eine Mail an<br />
redaktion@kurt-gifhorn.de.<br />
Auch Finja Lynek (15) aus<br />
Gifhorn und Jennifer Zauter<br />
(15) aus Schönewörde sind<br />
„seit der ersten Demo dabei“.<br />
Jennifer freute sich sehr<br />
über das Zusammenfinden der<br />
Ortsgruppe. Sie hatte schon<br />
zuvor nach einer Möglichkeit<br />
gesucht, sich bei Fridays<br />
For Future einzubringen; und<br />
das war die Chance. Finja<br />
war bis zum Sommer oft als<br />
Teilnehmerin dabei – sowohl<br />
in Gifhorn als auch beim internationalen<br />
Sommerkongress<br />
in Aachen.<br />
Bei einer Fahrradtour<br />
der Gifhorner<br />
Fridays-For-Future-<br />
Gruppe wurde sie<br />
schließlich angesprochen<br />
und gefragt,<br />
ob sie sich künftig nicht<br />
selbst an der Organisation beteiligen<br />
möchte. Und plötzlich<br />
waren die beiden mittendrin.<br />
Seit dem Anfang habe sich<br />
in der Gifhorner Gruppe einiges<br />
verbessert: Die wenigen,<br />
die für viele Aufgaben zuständig<br />
gewesen seien, wurden immer<br />
mehr entlastet. „Seit ein<br />
paar Wochen haben wir Arbeitskreise.<br />
Wir beide sind im<br />
AK Pressearbeit und sprechen<br />
auf Demos mit Reportern...“,<br />
erzählt Finja, schaut sich in<br />
der <strong>KURT</strong>-Redaktion um und<br />
lacht, „und machen sowas wie<br />
hier.“ Daneben gibt es die Arbeitskreise<br />
Aktionen, Social<br />
Media sowie Logistik – und ab<br />
<strong>Dez</strong>ember einen Arbeitskreis<br />
Ende Oktober rief die „Fridays-For-Future“-Ortsgruppe Gifhorn zu einer Demonstration am Freitagnachmittag<br />
auf – jetzt sind sie mit den Planungen für den globalen Klimastreik am 29. <strong>Nov</strong>ember befasst.<br />
Fotos: Çağla Canıdar<br />
Forderungen. In den Plenen<br />
– die in etwa monatlich stattfinden<br />
– wird alles geklärt,<br />
was darüber hinausgeht. Alles<br />
soll gemeinschaftlich und<br />
möglichst basisdemokratisch<br />
laufen. Jeder, der möchte, ist<br />
eingeladen. Alter spiele dabei<br />
keine Rolle, betonen Jennifer<br />
und Finja. Trotzdem kommen<br />
überwiegend Jugendliche.<br />
Im Sommer gründete sich<br />
zusätzlich „Parents For Future<br />
Gifhorn“. „Es ist gut zu<br />
wissen, dass auch volljährige<br />
Menschen uns unterstützen“,<br />
erklärt Finja. „Die Parents<br />
nehmen uns Arbeit ab. Zum<br />
Beispiel werden sie in Zukunft<br />
die monatlichen Critical Mass<br />
organisieren“, stimmt Jennifer<br />
zu, auch wenn sie unterstreicht,<br />
dass die Jugendlichen<br />
trotz dessen täglich aktiv sind.<br />
„Wir machen das ja ehrenamtlich.<br />
Wir schwänzen ja nicht<br />
jeden Tag und haben auch<br />
Verpflichtungen.“<br />
„Das Miteinander ist essenziell<br />
für Fridays For Future.“<br />
Das heißt für Finja nicht nur<br />
gut zusammen arbeiten zu<br />
können, sondern es auch gerne<br />
zu tun. „In unserer OG ist<br />
es stark zu bemerken, wie gut<br />
es passt. Es gibt immer ein<br />
Thema, über das wir reden<br />
können, und so haben sich inzwischen<br />
auch Freundschaften<br />
gebildet“, führt Jennifer den<br />
Gedanken weiter. Besonders<br />
wichtig ist den Jugendlichen<br />
deshalb auch vor jeder Demonstration<br />
zu betonen, dass<br />
sie keine Plattform für Rassismus,<br />
Sexismus oder Homophobie<br />
bieten wollen. Bei<br />
der 48-Stunden-Mahnwache<br />
in den Herbstferien hing eine<br />
Regenbogenflagge neben der<br />
von Fridays For Future, während<br />
zusammen auch mal ein<br />
Kartenspiel gespielt wird – ein<br />
sehr symbolisches Bild für das<br />
gelebte Miteinander. Der soziale<br />
Charakter der Gruppe ist<br />
deutlich zu spüren.<br />
In den vergangenen Monaten<br />
hat Fridays For Future<br />
Gifhorn immer wieder für<br />
multimedialen Wirbel gesorgt.<br />
Ihre Aktionen sind vielseitig.<br />
Sie fangen an mit Demonstrationen<br />
für mehr Klimaschutz<br />
während sowie außerhalb der<br />
Schulzeit. Monatlich machen »<br />
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