LIUDGER Ausgabe Januar 2020
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Nachgefragt<br />
Theresia Klinke<br />
St. Andreas, Cloppenburg<br />
„An und über Grenzen - Was bringt mich an meine Grenzen?<br />
Das ist doch ganz einfach, denke ich im ersten Moment, denn wer<br />
hat denn nicht kürzlich in der Adventszeit hin und wieder zu viel<br />
Druck gespürt? Über meine Grenzen nachdenken, passt jetzt gar<br />
nicht in meinen Plan! Bin ja auch gerade wieder ehrenamtlich<br />
beschäftigt, unter anderem auch als Pfarreiratsvorsitzende, was ist<br />
denn da meine Grenze? Eben noch ganz viel Zeit und Mühe in ein<br />
Projekt gesteckt, und dann kommt der oder die Nächste und fordert<br />
etwas ein oder trifft mit Kritik voll den wunden Punkt. Und ein Bild<br />
kommt mir in den Sinn. „…springt voll über meinen Grenzzaun“, den<br />
sollte ich ja schnellstens verstärken und höher bauen!? Und wie<br />
reiße ich den Zaun, der mich lähmt und einengt, wieder ein?<br />
Ein Lied aus dem Gotteslob kommt mir in den Sinn: „Meine engen<br />
Grenzen, meine kurze Sicht bringe ich vor dich. Wandle sie in Weite,<br />
Herr erbarme dich“. Gott vertrauen, etwas Gott anvertrauen und<br />
überlassen. Einen Schritt zurücktreten, etwas Zeit ins Land gehen<br />
lassen, ausreichend schlafen und siehe da, ich sehe plötzlich,<br />
dass der Grenzzaun auch eine Pforte zum Durchgehen hat.“<br />
Torsten Oster<br />
St. Nikomedes, Steinfurt<br />
„Was mich an meine Grenzen bringt, sind<br />
Sitzungen, bei denen sich die Diskussionen im<br />
Kreis drehen und lange diskutiert wird, ohne einer<br />
Lösung näher gekommen zu sein. Auch Menschen<br />
im pastoralen Alltag, die keinerlei VerändeRung<br />
wollen und permanent gegen solche Veränderungen<br />
arbeiten, bringen mich an meine Grenzen.“<br />
Arnold Kalvelage<br />
Bischöflich Münstersches Offizialat (BMO), Vechta<br />
„Die deutlichsten Grenzen erlebe ich immer<br />
dann, wenn ich in Gesprächen oder auch in der<br />
politischen Diskussion auf Menschen stoße,<br />
die mit ihren Meinungen und Haltungen<br />
festgefahren sind. Wenn die Fähigkeit fehlt,<br />
die Einstellung anderer Menschen gelten zu lassen,<br />
wenn Ignoranz und Verbohrtheit vor Offenheit und<br />
Toleranz gehen, komme ich an Grenzen.<br />
Die Unfähigkeit, sich unter anderem auch in der<br />
politischen Debatte auf Kompromisse einlassen zu<br />
können, zum Wohle eines erfolgreichen Großen<br />
und Ganzen, vergiftet ein gutes Miteinander,<br />
fördert Politikverdrossenheit und verhindert<br />
den Aufbau einer menschlichen Gesellschaft.“<br />
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