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doktorinwien 03/2020

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MEDIZIN SERVICE<br />

EU publiziert Gesamtzahl der Tiere für die Forschung<br />

Ein neuer EU-Bericht gibt<br />

erstmals einen Gesamtüberblick<br />

über die in Europa für<br />

Forschungszwecke verwendeten<br />

Tiere. Demnach<br />

wurden 2017 in der EU 10,7<br />

Millionen Tiere in Tierversuchen<br />

verwendet. Zudem<br />

wurden 12,6 Millionen Tiere<br />

für wissenschaftliche Zwecke<br />

gezüchtet und getötet,<br />

aber nicht in Tierversuchen<br />

verwendet. Dazu zählen<br />

etwa jene, die zur Erhaltung<br />

genetisch veränderter Tierstämme<br />

notwendig sind.<br />

Der kürzlich veröffentlichte<br />

Bericht für die Jahre 2015<br />

bis 2017 soll die jährliche Tierversuchsstatistik<br />

ergänzen.<br />

Mit ihm will die EU-Kommission die<br />

Transparenz verbessern. Er umfasst unter<br />

anderem Informationen über die in den<br />

einzelnen Mitgliedsstaaten für Tierversuche<br />

zuständigen Behörden, Ausbildung<br />

und Schulungen von mit Tierversuchen<br />

befassten Personen, Genehmigung und<br />

Ablehnung von beantragten Projekten, Inspektionen<br />

von Tierversuchseinrichtungen<br />

und eben auch Daten über „alle anderen<br />

Tiere”, die in den Jahresstatistiken nicht<br />

erfasst werden.<br />

In Österreich wurden, wie<br />

bereits aus der jährlichen<br />

Statistik bekannt, 2017 rund<br />

264.000 Tiere in Tierversuchen<br />

verwendet. 2018 ist<br />

diese Zahl dann um rund<br />

zehn Prozent auf 238.000<br />

gesunken. Dem neuen<br />

EU-Bericht zufolge wurden<br />

zudem in Österreich<br />

2017 rund 298.000 Tiere<br />

gezüchtet, getötet und nicht<br />

in Tierversuchen verwendet.<br />

Der größte Anteil davon<br />

waren Mäuse (rund 84<br />

Prozent), Zebrafische (elf<br />

Prozent) und Ratten (fünf<br />

Prozent).<br />

Rund die Hälfte dieser Tiere (147.000)<br />

wurden speziell gezüchtet und getötet, um<br />

beispielsweise Organe oder Gewebe für<br />

Zelllinien oder Organoide zu verwenden. Die<br />

andere Hälfte (151.000) wurde zur Schaffung<br />

oder Erhaltung genetisch veränderter Tiere<br />

verwendet. <br />

APA<br />

Experten empfehlen Prädiabetes-Screening<br />

Foto: unoL/GettyImages<br />

600.000 Österreicher leiden an Diabetes.<br />

Eine Intervention im Vorstadium der Erkrankung<br />

könnte deren Ausbruch um Jahre<br />

verzögern oder sogar verhindern,<br />

so Experten bei einer Pressekonferenz in<br />

Wien. Diesbezügliche Daten gibt es von<br />

einer Spezialambulanz der Krankenfürsorgeanstalt<br />

der Bediensteten der Stadt<br />

Wien (KFA).<br />

„Wir haben rund 600.000 Diabetes-Fälle<br />

in Österreich“, sagte Erich Pospischil von<br />

der Österreichischen Gesellschaft für<br />

Arbeitsmedizin. Man könne damit rechnen,<br />

dass diese Zahl innerhalb von zehn<br />

Jahren auf 800.000 steigt. „300.000<br />

Österreicher wissen nicht von ihrer Krankheit.<br />

Hinzu kommen noch geschätzte<br />

700.000 Österreicher, die Frühdiabetes<br />

haben“, ergänzte Robert Winker, ärztlicher<br />

Leiter des Gesundheits- und Vorsorgezentrums<br />

der KFA.<br />

Ein entsprechendes Screeningprogramm<br />

mit anschließender (Lebensstil-)Intervention<br />

– vor allem Abnehmen, mehr Bewegung,<br />

Kontrolle des Blutdrucks und der Blutfettwerte<br />

– wäre wichtig, da es darum gehe,<br />

Nicht-Patienten zu identifizieren, bevor sie<br />

erkranken.<br />

Das Problem liege darin, dass beim Ausbruch<br />

der Zuckerkrankheit - in Österreich zu 90<br />

Prozent Typ-2-Diabetes – zumeist bereits<br />

auch schon ein bis zwei der Spätkomplikationen<br />

wie Atherosklerose, Nieren- oder<br />

Netzhautschäden vorliegen. „Wir haben pro<br />

Jahr 34.000 Herzinfarkte in Österreich. Jeder<br />

Vierte davon ist Diabetiker. 26 Prozent aller<br />

Zuckerkranken kommen zur Dialyse“, stellte<br />

Evelyne Wohlschläger-Krenn, stellvertretende<br />

Leiterin des KFA-Gesundheitszentrums,<br />

fest.<br />

Wissenschaftlich belegt ist seit Jahren, dass<br />

eine Intervention im Prädiabetes-Stadium<br />

mit Nüchternblutzuckerwerten von 100 bis<br />

125 Milligramm pro Deziliter Blut und/oder<br />

einem HbA1c-Wert zwischen 5,7 bis 6,4<br />

Prozent den Diabetes-Ausbruch verzögern<br />

oder verhindern kann. Daten dazu gibt es<br />

jetzt auch von der diesbezüglichen KFA-<br />

Spezialambulanz. Wenn KFA-Versicherte zur<br />

Gesundenuntersuchung kommen, können sie<br />

bei einem Prädiabetes-Verdachtsfall dorthin<br />

weitergeleitet werden.<br />

„Man muss bei Prädiabetes mit einer Ein-Jahres-Progressionsrate<br />

zum Diabetes zwischen<br />

5,5 und 20 Prozent rechnen“, sagte Evelyne<br />

Wohlschläger-Krenn. Durch ein fünfwöchiges<br />

Schulungsprogramm und entsprechender<br />

Lebensstiländerung mit medizinischer und<br />

psychologischer Begleitung kam man im<br />

Rahmen der Spezialambulanz auf ganz andere<br />

Zahlen. Die Expertin: „Bei der Auswertung<br />

von 3<strong>03</strong> Jahreskontrollen aus dem Jahr 2019<br />

kamen wir auf eine Konversionsrate von<br />

0,3 Prozent.“ Dieser Unterschied zu den<br />

Studiendaten ohne Intervention bei Prädiabetikern<br />

ist statistisch höchst signifikant.<br />

Das KFA-Zentrum führt pro Jahr rund<br />

10.000 Gesundenuntersuchungen durch.<br />

Innerhalb von drei Jahren kamen rund 1.000<br />

Versicherte in die Prädiabetes-Ambulanz.<br />

Die Übergangsrate in Richtung Zuckerkrankheit<br />

in der vollen Form von 0,3 Prozent deutet<br />

darauf hin, dass mit einem solchen Programm<br />

in Österreich viel an Krankheit und<br />

Leid verhindert werden könnte. Und schließlich:<br />

Acht Prozent der Gesundheitsausgaben<br />

fließen bereits jetzt in die Versorgung von<br />

Diabetikern. APA<br />

<strong>03</strong>_<strong>2020</strong> doktor in wien 31

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