20.03.2020 Aufrufe

architektur Fachmagazin Ausgabe 2 2020

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

40<br />

Intelligente Fassade<br />

Das leichte Sonnendach<br />

dient mit seiner Struktur<br />

aus lamellenartigen<br />

Dreiecken nicht nur<br />

als Schattenspender,<br />

sondern auch als oberer<br />

Abschluss der schlanken<br />

Bambusstützen.<br />

Die übrigen Schichten, die die Fassade komplettieren,<br />

dienen nicht nur der Optik, sondern senken zudem<br />

als passive Maßnahme die Kühllast. Als oberer<br />

Abschluss legt sich ein Sonnendach ringförmig um<br />

den Baukörper. Dort kragt es fast zehn Meter aus und<br />

schirmt die Glasfassade vor der einfallenden Strahlung<br />

ab. Die Architekten ahmen in Form einer zarten<br />

Dreiecksstruktur die schattenspendende Laubkrone<br />

an der Spitze der Bambushalme nach. Unzählige, trianguläre<br />

Flächen treffen, fein perforiert und in unterschiedlichen<br />

Winkeln und Größen aufeinander. Sie<br />

scheinen dabei so willkürlich angeordnet zu sein, wie<br />

das Vorbild aus der lokalen, chinesischen Natur. Die<br />

lamellenartigen Elemente sind aus golden-eloxiertem<br />

Aluminium gefertigt. Sie werfen abwechslungsreiche<br />

Schatten ins Gebäudeinnere. Dadurch erhält<br />

das Theater einen fast organischen Touch, der sich je<br />

nach Tageszeit und Blickwinkel verändert.<br />

Die Einzelteile des Sonnendachs sind auf einer ebenfalls<br />

dreieckigen Gitterstruktur montiert, welche die<br />

Lasten in die konstruktive Hauptebene des Baus abträgt.<br />

Jedes dieser Dreiecke funktioniert gleichzeitig<br />

als obere Einspannung für die über 300 Säulen, die<br />

den Abschluss der Hülle bilden und das Taihu Show<br />

Theater wie ein dichter Bambuswald umgeben. Diese<br />

kommen bei 33 m Höhe mit einem schlanken Durchmesser<br />

von lediglich 30 cm aus, sind dabei leicht in<br />

unterschiedliche Richtungen geneigt und imitieren<br />

die schmalen Halme des Bambus perfekt. Nur an einer<br />

Stelle der Fassade lichtet sich der Stützenwald<br />

und markiert den Haupteingang des Kulturbaus.<br />

Dieser wird von einem kleinen Vordach geschützt,<br />

das sich aus dreieckigen Elementen zusammensetzt<br />

und damit die Gestaltung der Lamellenstruktur des<br />

Dachs wieder aufgreift.<br />

Ein zentraler Punkt der Planung lag in der Positionierung<br />

der einzelnen Stützen. Mittels „Swarm Intelligence“,<br />

einer generativen Methode zur Simulation<br />

verschiedener Szenarien anhand einzelner Parameter,<br />

entwickelten die Planer des britischen Architekturbüros<br />

die endgültige Anordnung. Dabei wurden<br />

mithilfe eines Algorithmus in mehreren Schritten verschiedene<br />

Konstanten geprüft, angepasst und sukzessive<br />

übereinandergelegt. Neben der Dichte des<br />

Säulenwaldes, die eine ausreichende Verschattung<br />

des Theaters und Schutz vor Einblicken garantiert,<br />

wurden die Mindestabstände zwischen den einzelnen<br />

Halmen sowie die Projektionsfläche des Sonnendachs<br />

berücksichtigt und damit das Arrangement<br />

der feingliedrigen Säulen optimiert.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!