GesundheitKLEINE ZÄHNE –GROSSE FOLGENTEXT: NIKE HEINENZahnarzt Markus Braun aus Celle hat eine Mission: Er möchte nicht mehr so oftbohren müssen. Deswegen erfand er das U-Heft für die ZähneVorreiter für einefrühere Prophylaxe:Dr. med. dent. MarkusBraun aus CelleIn Niedersachsen bekommen es die Eltern neugeborener Kinderseit letztem Jahr zusammen mit dem gelben Vorsorgeheftder Kinderärzte von den Geburtskliniken: das „U-Heft“ auchfür die Zähne. Schon ab dem sechsten Lebensmonat sollensie ihre Kleinen zum Zahnarzt bringen. Denn die bislang ersteverpflichtende Zahnarztuntersuchung mit drei Jahren findenZahnärzte viel zu spät.48KIDDIES
FOTOS: Getty Images/Moment RF/Heleen Zeegers (1), privat (1), Zahnärztekammer Westfalen-Lippe (1)kiddies: Herr Dr. Braun, warum brauchen wir noch ein weiteresVorsorgeheft?Dr. Markus Braun: Weil viele Kinder erst kommen, wenn esschon zu spät ist – etwa wenn die Vorderzähne durch Nuckelnvon süßen Getränken braun geworden sind. Das tut mirso leid, weil diese Kinder dann ziemlich unangenehmeBehandlungen über sich ergehen lassen müssen. Und weilman das hätte verhindern können!Wie denn genau?Dr. Braun: Gesunde Zähne sind ja keine Zauberei. Erste Problememachen Zähne erst zwischen drei und sechs Jahren,aber die Ursachen dafür liegen schon im Kleinkindalter. Unddie sind vermeidbar. Dabei gibt es ein paar einfache Regeln,wenn man die ab dem ersten Zahn des Kindes beachtet,dann kann man auch sehr effektiv Karies verhindern.Behandeln Sie denn auch Kinder?Dr. Braun: Ja, schon seit meiner Praxiseröffnung 1995. Undin letzter Zeit immer mehr. Viele Eltern achten heute schonganz hervorragend auf die Zähne ihrer Kinder und kommenmit dem ersten Zahn zu uns oder unseren Kollegen.Mit dem ersten Zahn schon?!Dr. Braun: Ja, auf jeden Fall! Dann sind die Kinder normalerweisezwischen sechs und neun Monate alt. Wenn man liebfragt, dann machen sie oft schon von ganz allein den Mundauf, und wir können schnell schauen, ob alles in Ordnung ist.Und wenn das noch nicht klappt, ist das auch nicht schlimm.Denn wichtig ist uns, dass die Eltern alles erfahren, was manheute über gute Zahnpflege weiß.Und das wäre?Dr. Braun: Das A und O ist eine fluoridhaltige Zahnpasta. Sieschaltet die Kariesbakterien aus. Geputzt werden sollte amAnfang wenigstens einmal am Tag. Ab dem zweiten Lebensjahrdann zweimal, morgens und abends. Zwingen Sie dieKinder nicht, sondern überlegen Sie sich ein Spiel, damit dasZähneputzen Spaß macht!Und was empfehlen Sie sonst noch?Dr. Braun: Die Kinder sollten auf keinen Fall zuckerhaltigeGetränke nuckeln, etwa zum Einschlafen. Saft kann es natürlichschon mal geben, aber dann bitte aus einem Becher.Noch besser ist natürlich Wasser. Abgesehen davon gibt eskeine Regel, die ich wirklich sinnvoll und lebensnah genugfinde, um sie zu empfehlen. Ich würde zum Beispiel sagen:Wenn es Sie und das Kleine glücklich macht, dann küssen SieIhr Baby doch ruhig auf den Mund! Gegen die Bakterienhaben Sie ja die Zahnpasta …Und wie oft sollen die Kinder zu den Zahnärzten kommen?Dr. Braun: In unserem U-Heft ist die erste der so genanntenSo sieht es aus: InFormat und Aufbau folgtdas zahnärztliche bewusstdem bekannten kinderärztlichen„U-Heft“UZ-Untersuchungen – die„UZ1“ – zum selben Zeitpunktwie die „U5“ geplant, mit sechsbis neun Mo naten. Dann mitzehn Monaten, mit etwa zwei,drei, vier und fünf Jahren, immer parallel zu den U-Untersuchungenbeim Kinderarzt. Wir haben uns an den Vorgabender Kinderärzte orientiert, damit sich die Eltern das leichtermerken können.Als Erwachsener geht man ja zur Zahnreinigung, um Kariesvorzubeugen. Ist das auch bei Kindern sinnvoll?Dr. Braun: Bedingt. Kinder halten dafür oft nicht still genug,und der Schmelz ist so weich, dass großes Geschick beimReinigen nötig ist. Es kann sinnvoll sein, die Zähne mit einerSchicht aus Fluoriden zu versiegeln. Allerdings nur bei besonderstiefen Oberflächenkerben, den so genannten Fissuren.Und das kann jeder Zahnarzt bei kleinen Patienten machen?Dr. Braun: Natürlich wäre ein so genannter Kinderzahnarztideal. Leider gibt es diese Kollegen zurzeit fast nur in Großstädten.Am besten fragen Sie andere Eltern, wo sie guteErfahrungen gemacht haben.Problem MilchzähneSeit es Schulzahnärzte gibt und Zahnärzte Kindergärtenbesuchen, werden die Zähne von Grundschülernimmer besser. Ein zwölfjähriges Kind hat heute imstatistischen Mittel nur noch 0,4 kariöse Zähne – 1980waren es sieben. Dagegen machen die Kindergartenkinderden Zahnärzten heute immer mehr Sorgen:Jedes fünfte Kind unter drei Jahren hat Schneidezähnemit Nuckelflaschenkaries. Ein sechsjähriges Kind hatbei der Einschulung an durchschnittlich 1,7 ZähnenKaries, Tendenz steigend.Das zahnärztliche KinderuntersuchungsheftIn Niedersachsen verteilen Geburtskliniken undHeb ammen das Heft seit Juli 2017 an frischgebackeneEltern. Eltern und Zahnärzte können es auch direktbei der Zahnärztekammer Niedersachsen bestellen:www.zkn.de/patienten/jugendzahnpflege.html49KIDDIES