FamilieWas in die Erwachsenenweltgehört, sollte auch dort bleiben.Trennungsstreit in Anwesenheitdes Kindes etwa: ein Tabudes Aufhetzen gegen den anderen Elternteil, jedes Schlechtmachender Mutter oder des Vaters, jedes Klagen über das Verhaltendes Ex-Partners ist dem Kind gegenüber tabu.Sehr trennungssensibel sind auch Babys oder Kleinkinder. „Jekleiner die Kinder sind, desto stärker ist ihr Weltbild so ausgeprägt,dass sie denken: Alles, was passiert, hat unmittelbar mitmir zu tun“, erklärt die Kinderpsychotherapeutin Andrea Wulf.„Sie geben sich oft die Schuld.“ Da ist es an den Eltern zu erklären:„Du bist nicht schuld!“ Weiterhin rät die Expertin, Kinderkomplett aus dem Paarkonflikt herauszuhalten. „Nicht schlechtreden über den anderen und auch nicht mit Scheidungs- oderTrennungsdetails belasten, die sie überfordern würden“, so Wulf.Dazu gehören auch Fragen des Unterhalts oder Geldsorgen. „Esist völlig in Ordnung zu sagen, für diesen Urlaub haben wir keinGeld, aber nicht, dass gar kein Geld da ist.“ In ihrer Praxis hat siedie Erfahrung gemacht, dass kleine Kinder daraus folgern könnten:Es gibt morgen kein Essen mehr. Sie fühlen sich dann existenziellbedroht, spinnen es in ihrer Fantasie weiter. „Dinge, diein die Erwachsenenwelt gehören, sollen auch da bleiben.“Beziehung ist eines, Elternschaft etwas anderes. Um das Kind,das sowieso schon unter der Trennung leidet, nicht zusätzlich zubelasten, ist Vernunft für das Wohl des Kindes das Wichtigsteüberhaupt. Beide Eltern sollten versuchen, ihr Kind aufzufangenund zu erklären, dass sie als Paar nicht mehr zusammen sind,aber beide genauso wie zuvor mit dem Kind „zusammen sind“und es lieben. Sie haben sich voneinander getrennt – nicht vonihrem Kind: Das muss es wissen, spüren und konkret erlebenkönnen. Genauso wie es das Recht hat, offen von den Erlebnissenbeim jeweils anderen zu erzählen, ohne dass der anwesendeElternteil dies negativ kommentiert oder das Kind gar aushorcht.Treffen mit einem neuen Partner sollten übrigens zunächst aufkinderfreie Wochenenden oder Tage verlegt werden. Erst wennsicher ist, dass sich eine dauerhafte Beziehung entwickelt, solltedas Kind den neuen Partner behutsam kennenlernen.„Die Kinder im Blick zu haben hat oberste Priorität“, sagt Wulf.„Beide, Mama und Papa, sollten sich weiter um ihre Belangekümmern und Ansprechpartner für alle Bereiche sein.“ Die meistenKinder sind den Großteil ihrer Zeit bei der Mutter. Wie langedas Kind beim einen oder anderen ist, hängt jedoch von vielenFaktoren ab. „Wichtig ist eine klare Regelung“, betont die Kinderpsychotherapeutin,„das stärkt das Vertrauen.“ Und Verabredungensollten Eltern unbedingt einhalten – die Bedürfnisse desKindes in den Vordergrund rücken, auch wenn es manchmalschwierig umzusetzen ist. Die Frage „Wann sehe ich Papa wieder?“braucht also eine klare Antwort.„Eltern sollten aber auch dafür sorgen, dass es ihnen selbst gutgeht“, rät Wulf. Das ist natürlich einfacher bei einer einvernehmlichenTrennung. „Auf keinen Fall dürfen Kinder als Tröster oderEr satzpartner gesehen werden. Sie merken schnell, wem esschlechter geht.“ Allerdings müssen Eltern auch nicht verstecken,dass sie traurig sind. „Kinder können ruhig wissen: Mama gehtes nicht gut, aber sie hat Freunde, macht eine Therapie“, erklärtWulf. Halt von außen, Kontakte zu Familienmitgliedern oderFreunden, die helfen, sind ohnehin Gold wert. Sie stärken dassoziale Netz – und das Kind empfindet es als Sicherheit.Vor, während oder nach der Trennung kann zudem die TrennungsoderFamilienberatung eine große Hilfe sein: Man lernt dabei,wie man mit dem Kind Dinge bespricht oder den Alltag leichtergestaltet. Andrea jedenfalls hat bei ihren Treffen mit Alleinerziehendennicht nur Sicherheit im Umgang mit Juri und Annalenabekommen, sondern auch Kontakte zu Leuten geknüpft, denenes ähnlich geht: „Mit einer Mutter bin ich inzwischen befreundet.Wir wechseln uns ab und zu mit der Aufsicht auf dem Spielplatzab. Oder trinken einfach Cappuccino zusammen und reden.“Buchtipp: Remo H. Largo, Monika Czernin, „GlücklicheSchei dungskinder – Was Kinder nach der Trennung brauchen“.Weitere Links & Lesetipps: www.scheidungsberatung.deFOTO: Getty Images/People Images58KIDDIES
Die Welt ist vollerguter Ideen.Lass sie wachsen.Landwirtin Aminata Compaoré verbessert mit guten Ideen und viel Tatkraft den Anbau von Zwiebeln 68und anderen Gemüsesorten in einem Dorf in Burkina Faso. Jede Spende hilft Menschen wie Aminata,sich selbst zu helfen. Ihre Geschichte unter: www.misereor.de/ideen