Wir sind Ihr Energieversorger seit 1859 - Frank Hennig
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„Wie geht es denn Herrn Schaper?“<br />
Diese Frage wird von vielen Biebrichern<br />
immer wieder gestellt und ergibt sich aus<br />
der Tatsache, dass Reinhold Schaper von<br />
1966 bis1986 die schulische Entwicklung<br />
im Stadtteil entscheidend mit geprägt hat.<br />
Zahlreiche Schülergenerationen haben unter<br />
seiner Leitung ihre Schullaufbahn erfolgreich<br />
abgeschlossen.<br />
Zunächst war Schaper zehn Jahre lang Leiter<br />
der Biebricher Realschule und baute anschließend<br />
mit seinem Kollegium<br />
sowie dem Schulleitungsteam<br />
die Wilhelm-Heinrich-von-<br />
Riehl-Schule als kooperative<br />
Gesamtschule auf. Zweifelsohne<br />
keine leichte Aufgabe,<br />
da die umfangreichen baulichen<br />
Maßnahmen Anfang<br />
der 1980er-Jahre parallel zum<br />
regulären Unterricht bewältigt<br />
werden mussten. Hinzu kam eine<br />
schwierige personelle Situation, denn das<br />
Kollegium der neuen Gesamtschule entstand<br />
aus der Zusammenlegung zweier<br />
Kollegien, nämlich dem der Realschule und<br />
dem der Steinschule, der einstigen Volksschule.<br />
Solche Herausforderungen verlangten sensible<br />
Führungsqualitäten und über diese<br />
verfügte Reinhold Schaper bestens. Noch<br />
heute bescheinigen ihm ehemalige Lehrkräfte<br />
und Schulleitungsmitglieder ein hohes<br />
Maß an Menschenkenntnis und Verständnis<br />
bei schwierigen Problemen. Doch<br />
typisch für ihn <strong>sind</strong> eigentlich alte preußische<br />
Tugenden: Zuverlässigkeit, Aufrichtigkeit<br />
und Bescheidenheit. Es freut ihn zwar,<br />
wenn ehemalige Schüler noch heute zu<br />
ihm Kontakt halten, ihn loben und sagen,<br />
wie hervorragend er Mathematikaufgaben<br />
erklären konnte und dass sie ohne ihn die<br />
Mengenlehre nie verstanden hätten. Doch<br />
für ihn gibt es darauf nur eine knappe Ant-<br />
6 DER BIEBRICHER / JANUAR 2009<br />
20 Jahre<br />
Schulleiter<br />
in Biebrich<br />
wort: Man muss die richtigen Dinge zum<br />
richtigen Zeitpunkt tun!<br />
Genau das hat Reinhold Schaper durch seine<br />
persönliche Lebensgeschichte gelernt.<br />
Geboren in Salzwedel und in der Altmark<br />
aufgewachsen wurde er direkt nach dem<br />
Abitur an einem humanistischen Gymnasium<br />
zum Kriegsdienst verpfl ichtet. Harte<br />
Kriegserfahrungen und vier Jahre in russischer<br />
Gefangenschaft bestimmten von da<br />
an sein Leben. Nach der Entlassung<br />
in die alte Heimat, die nun Teil<br />
der DDR war, absolvierte er<br />
die Ausbildung zum Lehrer<br />
und studierte Deutsch und<br />
Mathematik. In seinen ersten<br />
Unterrichtsjahren profi tierte<br />
er auch von seinen guten<br />
Russischkenntnissen, die er in<br />
der Gefangenschaft erworben<br />
hatte. Doch für einen Menschen wie<br />
Reinhold Schaper, der nie ein<strong>seit</strong>ig ideologisch<br />
dachte, war die DDR auf Dauer kein<br />
Lebens- und Arbeitsort. Zusammen mit seiner<br />
Frau, ebenfalls Lehrerin, kam er über ein<br />
Aufnahmelager in Berlin nach Hessen und<br />
beide mussten zunächst in Weilburg für<br />
zwei Semester erneut ein pädagogisches<br />
Institut besuchen. Seit 1957 lebt das Ehepaar<br />
Schaper in Wiesbaden und – abgesehen<br />
von einer kurzen Zeitspanne im Rheingau<br />
– haben auch beide hier unterrichtet.<br />
Sie in Biebrich und er anfangs in Kostheim<br />
und in Kastel. Unabhängig von der jeweiligen<br />
Schule war es stets die Verbundenheit<br />
mit der Aufgabe, die für Reinhold Schaper<br />
so kennzeichnend war. Mit großem Engagement<br />
hat er sich allen seinen Aufgaben<br />
gestellt und war manchmal enttäuscht über<br />
kleinliche Bürokratie. Heute, so sagt er, regt<br />
er sich nicht mehr auf, sondern verfolgt gelassen<br />
schulische Entwicklungen.<br />
Froh und dankbar <strong>sind</strong> er und seine Frau,<br />
dass sie nach der Pensionierung so viel von<br />
der Welt kennenlernen durften. Inzwischen<br />
<strong>sind</strong> die Radien der Urlaube etwas kleiner<br />
geworden, doch das Ehepaar genießt sie<br />
weiterhin mit großem Interesse und Offenheit<br />
für Neues.<br />
Am 20. Januar wurde Reinhold Schaper 85<br />
Jahre alt. Er ist bis heute ein wacher und<br />
kritischer Zeitzeuge nachkriegsdeutscher<br />
Schulgeschichte geblieben. Dies haben<br />
auch viele Biebricher positiv erfahren.<br />
Am 20. Januar wurde Reinhold Schaper<br />
85 Jahre alt.<br />
(bru)<br />
BRIGITTE RICHTER-UNDEUTSCH