12 d’Isarwinkler
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1000 JAHRE Reichersbeuern<br />
Die Bewohner kaufen beim Dorfbäcker<br />
ihre frischgebackenen Semmeln<br />
und treffen sich beim Metzger auf einen<br />
morgendlichen Ratsch. Aus der<br />
Vogelperspektive gleicht der kleine<br />
Ort einem unregelmäßigen Stern.<br />
Einige der neueren<br />
Siedlungen wurden<br />
entlang von Wegen<br />
und Straßen<br />
errichtet und<br />
breiten sich somit<br />
wie Strahlen in alle<br />
Himmelsrichtungen<br />
aus. Überregional bekannt<br />
ist Reichersbeuern vor<br />
Bild: Gemeindearchiv Reichersbeuern<br />
Ein geschichtsträchtiger Bau: Das Reichersbeurer Schloss im Winter<br />
Bilder (2): Matthäus Krinner<br />
allem wegen des berühmt-berüchtigten<br />
„Reichersbeurer Faschingszugs“,<br />
der 1879 das erste Mal stattfand<br />
und seit 1955 im zehnjährigen<br />
Turnus durchgeführt wird. Der<br />
nächste Termin ist 2025.<br />
Die größte Sehenswürdigkeit der Gemeinde<br />
ist das Schloss Reichersbeuern.<br />
Seit über 500 Jahren thront es<br />
auf einer Erhöhung nordwestlich<br />
des Ortskerns. Seit 1938 ist dort<br />
das Max-Rill-Privatgymnasium mit<br />
Internat beheimatet. Ursprünglich<br />
stand dort eine massive Wasserburg,<br />
die ähnlich wie das umliegende Dorf<br />
eine über 1000-jährige Geschichte<br />
vorweisen kann.<br />
Sagen, Legenden und<br />
Mythen<br />
Zu einem richtigen Schloss gehört<br />
meist auch eine gruselige Geistergeschichte.<br />
Im Schloss Reichersbeuern<br />
soll demnach im 17. Jahrhundert eine<br />
„weiße Frau“ ihr Unwesen getrieben<br />
haben. Andere Legenden berichteten<br />
von einem unheimlichen Hund<br />
mit rotglühenden Augen, von unterirdischen<br />
Tunneln bis zum Kloster<br />
Reutberg sowie von nächtlichen<br />
Lichtern hinter den dunklen Schlossfenstern.<br />
Manch einer mag diese<br />
Geschichten für aufschneiderischen<br />
Stammtisch-Tratsch halten, doch<br />
die Menschen vergangener Jahrhunderte<br />
glaubten oft an übernatürliche<br />
Phänomene. Doch wir wollen der<br />
Geschichte nicht vorgreifen, denn<br />
begonnen hat die wechselvolle Historie<br />
von Reichersbeuern und seinem<br />
Schloss schon viel früher, nämlich nur<br />
wenige Jahrhunderte nach Christus.<br />
Gräber, die zwischen 1900 und<br />
1960 hinter dem Eisplatz in der<br />
Dorfmitte gefunden wurden, zeugen<br />
von einer Besiedlung durch die Bajuwaren<br />
bereits im 7. Jahrhundert.<br />
Historiker gehen davon aus, dass die<br />
Besitzungen auch bereits zur Gründung<br />
des Klosters Tegernsee im Jahr<br />
746 oder 763 an das Kloster übergeben<br />
wurden. „Beuern“ war die erste<br />
Bezeichnung für die Ansammlung<br />
von Gehöften. Zur Zeit der grausamen<br />
Ungarnstürme enteignete<br />
der bayerische Herzog Arnulf die<br />
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