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Corona-Skandal in Tirol: Spur zu ÖVP

Hotelier und Politiker Hörl vom Wirtschaftsbund soll interveniert haben

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6 Parlament<br />

Neue Freie Zeitung<br />

Foto: NFZ<br />

HOHES<br />

HAUS<br />

Norbert Nemeth<br />

Klubdirektor der FPÖ<br />

Derzeit bef<strong>in</strong>det sich die<br />

Gesetzgebung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mischung<br />

aus Dornröschenschlaf und<br />

Expressgesetzgebung. Auf der<br />

e<strong>in</strong>en Seite zw<strong>in</strong>gt das <strong>Corona</strong>virus<br />

alle Klubs und die Parlamentsdirektion<br />

<strong>zu</strong>r Heimarbeit,<br />

auf der anderen Seite werden Nationalratssit<strong>zu</strong>ngen<br />

im Eiltempo<br />

e<strong>in</strong>berufen und durchgepeitscht.<br />

Expressgesetze<br />

So geschehen bei den „<strong>Corona</strong>-Paketen<br />

I und II“. Diese wurden<br />

<strong>in</strong> der absoluten M<strong>in</strong>imalzeit<br />

beschlossen. Da<strong>zu</strong> s<strong>in</strong>d zwei re<strong>in</strong><br />

formale Nationalratssit<strong>zu</strong>ngen erforderlich.<br />

In der ersten wird der<br />

Gesetzesvorschlag e<strong>in</strong>gebracht, <strong>in</strong><br />

der zweiten e<strong>in</strong>em Ausschuss <strong>zu</strong>gewiesen.<br />

Der tagt anschließend,<br />

danach braucht es e<strong>in</strong>e weitere<br />

Nationalratssit<strong>zu</strong>ng, <strong>in</strong> der die<br />

zweite und dritte Lesung, also der<br />

Gesetzesbeschluss, stattf<strong>in</strong>den.<br />

Wer nun glaubt, das Procedere<br />

hätte hiermit se<strong>in</strong> Ende, der<br />

irrt. Denn nun ist der Bundesrat<br />

am Zug, der dem Ganzen se<strong>in</strong>en<br />

Sanktus geben muss. Ist das geschehen,<br />

stellt der Bundespräsident<br />

das verfassungsgemäße<br />

Zustandekommen fest, und der<br />

Kanzler zeichnet gegen. Nun steht<br />

der Kundmachung im Bundesgesetzblatt<br />

nichts mehr im Wege.<br />

Bei „<strong>Corona</strong> I und II“ wurde<br />

dieses Procedere auf je zwei Tage<br />

reduziert. Die umfangreichen<br />

Vorlagen werden von den M<strong>in</strong>isterien<br />

erarbeitet und kurzfristig<br />

<strong>zu</strong>gestellt. Alle<strong>in</strong> bei „<strong>Corona</strong> II“<br />

wurden 44 Gesetze geändert.<br />

Der Freiheitliche Parlamentsklub<br />

hat daher überall, wo es erforderlich<br />

war, se<strong>in</strong>e Zustimmung<br />

von entsprechenden Außerkrafttretensbestimmungen<br />

abhängig<br />

gemacht. Mit Erfolg. Wir schauen<br />

darauf, dass rechtsstaatliche Pr<strong>in</strong>zipien<br />

gewahrt werden.<br />

Foto: NFZ<br />

KINDER BEI PFLEGEELTERN<br />

M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> nennt veraltete Daten<br />

FPÖ-Politiker<strong>in</strong> Rosa Ecker wollte wissen, wie<br />

viele K<strong>in</strong>der derzeit von Pflegefamilien betreut werden.<br />

Die für Familien <strong>zu</strong>ständige <strong>ÖVP</strong>-M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

Christ<strong>in</strong>e Aschbacher (Bild) ließ wissen, dass 5.325<br />

K<strong>in</strong>der betroffen seien. Allerd<strong>in</strong>gs stammen die Zahlen<br />

aus 2018 von der K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfestatistik,<br />

die ohneh<strong>in</strong> öffentlich s<strong>in</strong>d. Das M<strong>in</strong>isterium<br />

machte sich nicht die Mühe, bei den e<strong>in</strong>zelnen Trägern<br />

an<strong>zu</strong>fragen, obwohl es zwei Monate Zeit hatte.<br />

Innerhalb von nur sieben Tagen<br />

hat das Parlament <strong>in</strong> je zwei Sit<strong>zu</strong>ngen<br />

des Nationalrats und Bundesrats<br />

mehr als vierzig Gesetze<br />

geändert bzw. neu erlassen, die die<br />

Regierung für die E<strong>in</strong>dämmung<br />

Foto: NFZ<br />

des <strong>Corona</strong>-Virus und für die f<strong>in</strong>anzielle<br />

Entschädigung der Betroffenen<br />

haben wollte. Die Opposition<br />

stimmte <strong>zu</strong>, gleichzeitig wollte aber<br />

die Regierung von deren Verbesserungsvorschlägen<br />

nichts wissen.<br />

BUNDESHEER<br />

73 Assistenze<strong>in</strong>sätze<br />

Im Jahr 2019 gab es für das Bundesheer<br />

73 Assistenze<strong>in</strong>sätze, weiß<br />

FPÖ-Politiker Volker Reifenberger<br />

aufgrund e<strong>in</strong>er Anfragebeantwortung.<br />

Zu den E<strong>in</strong>sätzen zählten<br />

Waldbrandbekämpfung, Schneeräumung,<br />

Law<strong>in</strong>enerkundung, Beseitigen<br />

von Vermurungen oder Suchtgiftsuche<br />

<strong>in</strong> Justizanstalten.<br />

Ungerecht und <strong>zu</strong> bürokratisch: Kickl<br />

fordert Neustart für <strong>Corona</strong>-Hilfspaket<br />

Trotz Milliarden<strong>zu</strong>sagen schon 138.000 neue Arbeitslose<br />

FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl betrachtet die von der Regierung<br />

vollmundig versprochenen <strong>Corona</strong>-Milliarden als „Propagandapakete“.<br />

Er fordert e<strong>in</strong>en Neustart mit Rechtsanspruch auf Entschädigung<br />

für alle wirtschaftlich Betroffenen.<br />

Beim AMS melden sich Tag für Tag mehr Arbeitlose.<br />

Das <strong>Corona</strong>virus warf letzte<br />

Woche den Zeitplan des Parlaments<br />

über den Haufen. Anstatt der Budgetrede<br />

von F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister Gernot<br />

Blümel (<strong>ÖVP</strong>) traten Nationalrat<br />

und Bundesrat am Freitag bzw.<br />

Samstag <strong>zu</strong>sammen, um erneut<br />

(diesmal gleich 44!) Gesetzesänderungen<br />

<strong>zu</strong> beschließen. Aufregung<br />

herrschte, als bekannt wurde, dass<br />

sich <strong>ÖVP</strong>-Mandatar Johann S<strong>in</strong>ger<br />

<strong>in</strong>fiziert habe. Die Sit<strong>zu</strong>ng wurde<br />

unterbrochen, aber fortgesetzt.<br />

Blümel begnügte sich mit e<strong>in</strong>er<br />

Erklärung, <strong>in</strong> der er das Budget als<br />

„e<strong>in</strong>e Momentaufnahme <strong>in</strong> Zeiten<br />

der Krise“ bezeichnete. Tatsächlich<br />

ist <strong>in</strong> den letzten Wochen wohl die<br />

Basis, auf der der staatliche Haushalt<br />

berechnet wurde, völlig <strong>in</strong> sich<br />

<strong>zu</strong>sammengebrochen.<br />

Scheitern verboten!<br />

FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl<br />

stellte se<strong>in</strong>e Rede unter das Motto<br />

„Scheitern verboten!“, das nicht<br />

nur für die Regierung, sondern<br />

auch für all jene gelte, „die draußen<br />

die Stellung halten“ – trotz mangelnder<br />

Schutzausrüstung <strong>in</strong> Spitälern,<br />

Pflegeheimen, Supermärkten<br />

oder Banken.<br />

E<strong>in</strong>e erste Zwischenbilanz fällt<br />

für die Regierung nicht gut aus.<br />

Während die Infektionen weiterh<strong>in</strong><br />

stark ansteigen, wurden mit Stand<br />

Dienstag bereits mehr als 138.000<br />

Arbeitnehmer gekündigt.<br />

Ungerecht und börokratisch<br />

Für den freiheitlichen Klubobmann<br />

Herbert Kickl ist Letzteres<br />

der Grund, e<strong>in</strong>en Neustart für den<br />

staatlichen <strong>Corona</strong>-Schutzschirm<br />

<strong>zu</strong> fordern. Die jetzigen Regeln<br />

seien „ungerecht, suboptimal und<br />

<strong>zu</strong> bürokratisch“. Unter den Betroffenen<br />

bestehe e<strong>in</strong>e Dreiklassen-<br />

Gesellschaft.<br />

Daher brauche es e<strong>in</strong>en Rechtsanspruch.<br />

Die Regelungen <strong>zu</strong>r Kurzarbeit<br />

würden für viele Betriebe<br />

nicht schnell genug greifen, um f<strong>in</strong>anziell<br />

überleben <strong>zu</strong> können. Die<br />

Abwicklung der Unterstüt<strong>zu</strong>ng solle<br />

durch das F<strong>in</strong>anzamt erfolgen<br />

und nicht durch die parteipolitisch<br />

vere<strong>in</strong>nahmte Wirtschaftskammer.<br />

44 Gesetze und e<strong>in</strong> <strong>in</strong>fizierter Mandatar<br />

Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Jantzen<br />

Kickl: „Scheitern verboten!“

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