Wm-Intern Ausgabe Januar 2002
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
26 • Waffenmarkt-<strong>Intern</strong> 1/<strong>2002</strong><br />
Hans J. Heigel, Jahrgang<br />
1954, begleitet die Waffenbranche<br />
seit rund 25 Jahren<br />
als unabhängiger Fachautor.<br />
Seine Bücher und Aufsätze<br />
zum Thema Waffen,<br />
Munition und Wiederladen<br />
sind Legion und sicher<br />
auch den meisten Waffenmarkt-<strong>Intern</strong>-Lesern<br />
ein<br />
Begriff. Seine mitunter<br />
ganz persönlichen Gedanken<br />
und Erkenntnisse sollen<br />
gleichermaßen über<br />
Hintergründe informieren,<br />
Anlaß zum Nachdenken<br />
und optimalerweise zur regen<br />
Diskussion geben.<br />
Ansichten eines Insiders<br />
Unlogisch:<br />
Rückläufige Umsätze<br />
bei drohnder Verschärfung<br />
des Waffengesetzes<br />
In der Vergangenheit haben unmittelbar bevorstehende Verschärfungen<br />
des Waffenrechts in nahezu allen Staaten zu<br />
Umsatzsteigerungen im Waffenhandel geführt. Mit Wehmut<br />
erinnert man sich an die Umsätze des Jahres 1972, als ab<br />
01.01.1973 das neue Waffengesetz in der Bundesrepublik<br />
Deutschland für bis dahin erwerbsscheinfreie Langwaffen<br />
die Waffenbesitzkartenpflicht einführte.<br />
Seit einigen Monaten sind die deutschen Jäger, Schützen<br />
und Waffensammler nun von einer Novellierung des Waffengesetzes<br />
bedroht, das bislang kaum für möglich gehaltene<br />
Einschränkungen vorsieht. Auf den Verkaufsboom warten<br />
wir jedoch diesmal scheinbar vergebens. Stellt sich die<br />
Frage nach dem Warum?<br />
Als erster Grund fällt vielen die angebliche<br />
Rezession unserer Wirtschaft<br />
ein. Mag sicherlich etwas<br />
dran sein. Nur wie erklären wir uns<br />
dann, dass der übrige Einzelhandel<br />
überwiegend ein zufriedenes<br />
Weichnachtsgeschäft melden kann.<br />
Sicherlich ist es zutreffend, dass Kostensteigerungen<br />
im Energiebereich<br />
sowie bei weiteren fixen Haushaltsausgaben<br />
dem einzelnen Haushalt<br />
weniger an frei disponierbarem<br />
Geld lassen, aber reichen diese Erklärungen<br />
wirklich aus, die momentane<br />
Situation beim Verkauf erwerbsscheinpflichtiger<br />
Waffen zu<br />
rechtfertigen? Vielmehr verstärkt<br />
sich der Eindruck, dass Jäger,<br />
Schützen und Waffensammler in einer<br />
Art vorauseilendem Gehorsam<br />
buchstäblichen wie ein Kaninchen<br />
vor der Schlange "Waffengesetz-Novellierung"<br />
sitzen und warten bis es<br />
zu spät ist. Noch gilt das alte Waffengesetz<br />
und ohne Neuanträge auf<br />
WBKs können Jäger auf ihre Jagdscheine<br />
unbegrenzt Langwaffen<br />
(Selbstlader nur bis zweischüssig)<br />
und Sportschützen auf ihre gelben<br />
WBKs Einzelladerlangwaffen erwerben.<br />
Der neue Waffengesetz-Entwurf<br />
sieht ausdrücklich vor, dass der Altbesitz<br />
Bestandsschutz genießt, allenfalls<br />
die Aufbewahrungsregelungen<br />
erfassen ihn.<br />
Bei dieser Ausgangslage müsste<br />
man – verglichen mit 1972 – mit einem<br />
regelrechten Andrang in unsere<br />
Fachgeschäfte rechnen. Hersteller<br />
und Importeure hätten in dieser<br />
Situation normalerweise Lieferzeiten<br />
und die Ordnungsämter würden<br />
vor Bergen von Neuanträgen auf<br />
WBKs, die dann noch zu geschütz-<br />
tem Altbesitz führen würden, sitzen.<br />
Das Ende der Geheimdiplomatie<br />
In der Praxis läuft jedoch – für<br />
mich nicht begreifbar – nichts. Die<br />
Verbände haben über viele Monate<br />
Geheimdiplomatie gepflegt und bekommen<br />
für ihr Wohlverhalten gegenüber<br />
der Politik jetzt die Rechnung<br />
präsentiert, die dann später<br />
jeder betroffene Jäger, Schütze und<br />
Sammler mitbezahlen darf. Die einzelnen<br />
Fachhändler üben sich im<br />
Wohlverhalten gegenüber ihren geschickt<br />
taktierenden Verbandsvertretern<br />
und bleiben auf ihren Waren<br />
sitzen. Noch schlimmer, es gibt sogar<br />
eine namhafte Waffenhandelsfirma<br />
mit alljährlich buntem Katalog,<br />
in dessen aktueller <strong>Ausgabe</strong> noch<br />
einleitend eine Verharmlosung der<br />
Situation im Vertrauen auf mündliche<br />
Zusagen aus Berlin abgedruckt<br />
ist. Fragt man sich doch: Müssen<br />
wir auch noch den Strick bezahlen,<br />
an dem wir aufgehängt werden?<br />
Aufklärung der Kundschaft<br />
ist angesagt<br />
Ich sage nein, es ist Schluss mit lustig.<br />
Der Fachhandel muss im eigenen<br />
wirtschaftlichen Interesse seine<br />
Kundschaft aufklären und das möglichst<br />
rasch, bevor uns das neue<br />
Waffengesetz überrollt. Aufklärung<br />
in diesem Zusammenhang bedeutet<br />
sowohl das differenzierte Einzelgespräch<br />
mit dem Kunden aber auch<br />
die aggressive Werbung in Fachzeitschriften,<br />
<strong>Intern</strong>et und eigener<br />
Hauspost. Was hindert uns an folgenden<br />
Hinweisen in der Werbung:<br />
"Die vielleicht letzte Chance vor<br />
dem neuen WaffG", "Kaufen Sie heute,<br />
bevor es morgen zu spät ist" usw.<br />
Dazu muss die Erläuterung im Detail<br />
kommen. Man muss den Jägern<br />
klar machen, dass die scheinbare<br />
Sicherheit in der sie sich glauben,<br />
diesmal eine totale Fehleinschät-