Der Betriebsleiter 6/2020
Der Betriebsleiter 6/2020
Der Betriebsleiter 6/2020
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19186<br />
601960 – <strong>2020</strong><br />
06 JUNI <strong>2020</strong><br />
60 JAHRE<br />
ZUKUNFT<br />
DER<br />
INDUSTRIE!<br />
NEXT STEP: SMART FACTORY<br />
<strong>Der</strong><strong>Betriebsleiter</strong>.de
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EDITORIAL<br />
60 Jahre<br />
Erfolgsgeschichte<br />
Wandel durch Innovation prägte schon immer den Fortschritt in der<br />
Industrie. Einen Meilenstein setzte die Entwicklung der ersten<br />
nummerisch gesteuerten Maschine (NC-Maschine) in den 1950er Jahren.<br />
Denn nun konnte man erstmals automatisch komplexere Werkstücke<br />
fertigen – die Herstellung von Nähmaschinen, Fahrrädern und vielem<br />
anderen mehr erlebte einen rasanten Aufschwung.<br />
Im Jahre 1960 wurde dann unser Magazin DER BETRIEBSLEITER geboren<br />
und hat seitdem die Entwicklungen in der Industrie begleitet – von der<br />
Lochkarte bis zum digitalen Zwilling.<br />
In der vorliegenden Jubiläumsausgabe lassen wir die vergangenen<br />
Jahrzehnte Revue passieren. Wir haben Erfolgsgeschichten recherchiert<br />
über Entwicklungen, die die Industrie bis heute prägen, mit Visionären<br />
gesprochen, wir berichten über Unternehmen, die Technologien<br />
vorangetrieben haben und werfen einen Blick in die Zukunft, die kaum<br />
spannender sein könnte. Und dabei wagen wir sogar einen ganz großen<br />
Sprung: in die Werkzeugmaschinenindustrie 2040.<br />
Zusammen mit der Industrie haben auch wir uns weiterentwickelt:<br />
Unser Magazin ist moderner geworden, das Team hat sich verjüngt und<br />
die Themen sind vielfältiger denn je. 60 Jahre DER BETRIEBSLEITER heißt<br />
Beständigkeit und Wandel, Ausdauer und Kontinuität und Neugier als<br />
treibende Kraft. Das haben wir Ihnen zu verdanken, unseren Lesern,<br />
unseren Werbekunden und unseren Media-Partnern, die stets das<br />
richtige Gespür für die Herausforderungen der Zeit hatten und haben.<br />
VERBINDUNGSELEMENTE<br />
& BEFESTIGUNGSTECHNIK<br />
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zu den führenden<br />
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Kunden weltweit.<br />
Mein Team und ich freuen uns auf viele weitere Jahre!<br />
Ihre<br />
Nicole Steinicke<br />
Chefredakteurin <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong><br />
REYHER gratuliert<br />
dem BETRIEBSLEITER<br />
zum 60-jährigen<br />
Jubiläum!<br />
F. REYHER Nchfg. GmbH & Co. KG<br />
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<strong>Der</strong><strong>Betriebsleiter</strong>.de<br />
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19186<br />
INHALT<br />
Robotertechnik:<br />
Wie Automaten zu<br />
12Kollegen wurden<br />
RUBRIKEN<br />
03 Editorial<br />
61 Impressum<br />
66 Vorschau auf <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 7-8/<strong>2020</strong><br />
BETRIEBSFORUM<br />
06 Aktuelle Informationen rund um die Corona-Krise<br />
10 STATEMENTS Wie smart ist Ihre Fertigung?<br />
MONTAGE- UND HANDHABUNGSSTECHNIK<br />
12 Wie Automaten zu Kollegen wurden<br />
14 In 110 Jahren von der Klinge zur Vakuum-Automation<br />
16 INTERVIEW Wie man mit Assistenzsystemen Varianten beherrscht und<br />
Fehler und Ausschuss vermeidet<br />
18 Produktneuheiten<br />
Fertigungstechnik:<br />
Die Werkzeugmaschinen-Welt<br />
20im Jahr 2040<br />
FERTIGUNGSTECHNIK<br />
20 Die Werkzeugmaschinen-Welt im Jahr 2040<br />
22 Metallsägetechnik im Wandel der Zeit<br />
24 60 Jahre CNC<br />
26 Einführung eines ERP-Systems sorgt für Auftrags- und Serienfertigung aus<br />
einem Guss<br />
28 Wenn KI auf Fertigungs-IT trifft<br />
30 KI-basierter Fertigungsleitstand erhöht Effizienz für Klein- und Kleinstserien<br />
in der Luftfahrt<br />
32 INTERVIEW Mit einem Manufacturing-Execution-System Stabilität im<br />
Unternehmen sicherstellen<br />
33 Produktneuheiten<br />
Automatisierungstechnik:<br />
60 Jahre CNC– vom Lochstrei-<br />
24fen zum digitalen Zwilling<br />
– <strong>2020</strong> 06 JUNI <strong>2020</strong><br />
601960<br />
ZUKUNFT<br />
60 JAHRE<br />
DER<br />
INDUSTRIE!<br />
NEXT STEP: SMART FACTORY<br />
TITELBILD<br />
Adobe Stock/metamorworks<br />
Shutterstock<br />
INNENTITELBILD<br />
Adobe Stock/alphaspirit,<br />
Aerzen; Sick; Boge<br />
Informationstechnik:<br />
Neue Methoden für den<br />
28Umgang mit Massendaten
BETRIEBSTECHNIK<br />
36 Energieketten gestern, heute, morgen<br />
38 Ein Pionier der Reinigungstechnik geht mit der Zeit<br />
40 Produktneuheiten<br />
Betriebstechnik:<br />
Energieketten gestern,<br />
36heute, morgen<br />
Special Drucklufttechnik:<br />
25 Jahre Drehzahlregelung für<br />
54Kompressoren<br />
INTRALOGISTIK<br />
42 Förderstrecken in einer Kaffeerösterei mit Simulationstechnik optimiert<br />
44 SERIE 275 Jahre J.D. Neuhaus: <strong>Der</strong> JDN-Weg – <strong>Der</strong> Mensch steht im<br />
Mittelpunkt<br />
48 Produktneuheiten<br />
SPECIAL: DRUCKLUFTTECHNIK<br />
52 STATEMENTS Druckluft digital?<br />
54 25 Jahre Drehzahlregelung: Wie Atlas Copco einen Meilenstein in der<br />
Kompressortechnik setzte<br />
56 Optimierung der Druckluftversorgung durch Installation einer<br />
übergeordneten Steuerung<br />
58 Wie ein vielseitiger Sensor effiziente Pneumatik-Performance<br />
gewährleistet<br />
60 Digitale Steuerungstechnik für Gebläse und Kompressoren<br />
62 Neue Schraubenkompressoren bringen Effizienzgewinn beim<br />
Herstellen von Flaschenverschlüssen<br />
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BETRIEBSFORUM<br />
JUBILÄUM IM JAHR<br />
DER KRISE<br />
Das Jahr <strong>2020</strong> ist ein ganz besonderes für DER<br />
BETRIEBSLEITER: Seit 60 Jahren begleiten wir<br />
die Entwicklungen in der industriellen<br />
Produktion. Es hat sich viel getan. Damals<br />
steckte die Automatisierung in den Kinderschuhen,<br />
heute stehen wir an der Schwelle<br />
zur Smart Factory. Das Jahr <strong>2020</strong> ist aber auch<br />
das Jahr der Krise und wird uns allen<br />
dauerhaft im Gedächtnis bleiben. Die Corona-<br />
Pandemie hat uns weiterhin im Griff, und wie<br />
lange uns ihre Auswirkungen noch beschäftigen<br />
werden, ist offen. Optimistisch zu<br />
bleiben, ist aktuell nicht leicht. Dennoch<br />
bietet die Krise auch Chancen. Die Digitalisierung<br />
voranzutreiben, auf Lean Management<br />
zu setzen oder Lieferketten zu überdenken,<br />
kann gerade in diesen Zeiten Vorteile<br />
erschließen. Auf diese Weise könnte das<br />
Virus der Entwicklung zur Smart Factory<br />
einen Schub geben. Die ein oder andere<br />
Anregung zu diesen Themen finden Sie<br />
auf den folgenden Seiten.<br />
Bleiben Sie weiterhin zuversichtlich!<br />
MARTINA LAUN, Redakteurin<br />
VDMA-Blitzumfrage: Digitalisierung gerade<br />
in der Krise vorantreiben<br />
In der aktuellen Corona-Krise ist im Bereich Digitalisierung die<br />
größte Herausforderung für Maschinenbau-Unternehmen der<br />
Mangel an Digitalisierungsstrategien im Unternehmen. Dies ergab<br />
eine Blitz-Umfrage des VDMA Software und Digitalisierung unter<br />
Softwarehäusern aus dem Mitgliedsbereich des VDMA, die die Fragen<br />
mit Blick auf ihren Kundenstamm aus dem Maschinenbau beantworten<br />
sollten. Mehr als die Hälfte (53 %) der befragten Softwarehäuser<br />
geben an, dass bei ihren Kunden aus dem Maschinenbau<br />
die Verschiebung oder gar Streichung<br />
von Digitalisierungsprojekten ein großes<br />
Problem darstellt.<br />
Bei den Digitalisierungsherausforderungen<br />
wurden fehlende Kollaborationstools<br />
(47 %) sowie die fehlende oder unzureichende<br />
digitale Durchgängigkeit von<br />
Wertschöpfungsketten (43 %) als weitere<br />
Probleme genannt. Gut aufgestellt ist der<br />
Maschinenbau hingegen in der produktionsnahen<br />
Digitalisierung, „beispielsweise<br />
bei der Vernetzung innerhalb der Produktion<br />
sowie der Einbindung von Sensorik<br />
zur Optimierung der Produktion“, resümiert Prof. Claus Oetter<br />
(Bild), Geschäftsführer VDMA Software und Digitalisierung.<br />
Die befragten Softwarehäuser aus der VDMA-Mitgliedschaft sehen<br />
gerade in der Krise die Chance, die Digitalisierung der Geschäftsprozesse<br />
und Workflows voranzutreiben. „Eine wesentliche Chance<br />
wird darin bestehen, Kundenbeziehungen aufzubauen und zu festigen,<br />
indem Distanz und Nähe verbunden werden, z.B. durch die<br />
Visualisierung von Show-Rooms oder Trainings“, erklärt Oetter. Außerdem<br />
zeigt sich, dass Digitalisierung ein wichtiger Baustein ist,<br />
um Resilienz gegen Krisen aufzubauen. „Jeder, der sein Geschäftsmodell<br />
jetzt mutig und konsequent hinterfragt, wird Chancen aus<br />
der Krise generieren. Wer beispielsweise schon virtuelle Inbetriebnahmen<br />
und das Thema Simulation beherrscht, ist bereits jetzt ein<br />
Gewinner“, sagt Oetter.<br />
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Mit Lean-Maßnahmen gegen Corona<br />
In Krisenzeiten nehmen Lean-Management-Ansätze wieder an<br />
Bedeutung zu. Denn insbesondere mittelständische Fertigungsunternehmen<br />
können mit Lean-Maßnahmen vergleichsweise<br />
schnell ihre Kosten reduzieren und die Liquidität sichern<br />
und so sehr effektiv den wirtschaftlichen Auswirkungen von<br />
Krisen, wie wir sie mit Corona aktuell erleben, begegnen.<br />
Nach Lean-Prinzipien lassen sich z.B. die Arbeitsabläufe und<br />
die Arbeitsplätze effizienter gestalten. Die Lean-Regel „Erst organisieren,<br />
dann investieren“ hilft hier, mit kurzfristigen und<br />
kostengünstigen Maßnahmen erhebliche Effekte zu erzielen.<br />
So lässt sich der Mitarbeitereinsatz reduzieren oder der Durchsatz<br />
bei gleichem Personal steigern. Die mittel- und langfristig<br />
wirksamen Hebel, die Investitionen oder Neukonstruktionen<br />
erfordern, können dann später umgesetzt werden.<br />
Auch in den Prozessen der Materialbereitstellung und Intralogistik<br />
stecken kurzfristig realisierbare Einsparpotenziale. Insbesondere<br />
über Durchlaufzeitoptimierungen kann die Reaktionsgeschwindigkeit<br />
signifikant erhöht werden. In der Folge führen<br />
Bestandsreduzierungen im Lager und Supermarkt zur Freisetzung<br />
von dringend benötigter<br />
Liquidität.<br />
Softwaregestützte PPS-Systeme<br />
sind auf eingeschwungene<br />
Zustände ausgelegt. Die<br />
Einrichtung neuer Szenarien<br />
und Produktionsabläufe ist<br />
zeit- und ressourcenaufwändig.<br />
In stark volatilen Krisenzeiten<br />
hilft hier oft eine Produktionssteuerung<br />
mit Bordmitteln,<br />
z.B. mit einem Kartensystem.<br />
Ohne die Unterstützung von IT-Experten kann damit<br />
auf geänderte Anforderungen reagiert und die Produktionsplanung<br />
und -steuerung im Krisenmodus durchgeführt werden.<br />
Verständlicherweise werden in Krisenzeiten auch die meisten<br />
Neubauprojekte in die Zukunft verschoben. Entsprechend<br />
muss man länger mit den gegebenen Platzverhältnissen klarkommen.<br />
Eine methodengestützte Materialflussoptimierung –<br />
eine sog. Brownfield-Planung – macht sich in Bestandsgebäuden<br />
ebenfalls schnell bezahlt. Die Prozesse werden visualisiert<br />
und gemeinsam optimiert. Ob sich die notwendigen Änderungen<br />
im Bestandsgebäude noch rechnen, lässt sich anschließend<br />
aufgrund der Rahmenbedingungen zuverlässig bewerten.<br />
Autor: Dr. Markus Schneider, Professor für Logistik, Material- und Fertigungswirtschaft,<br />
Hochschule Landshut, wissenschaftlicher Leiter des TZ PULS,<br />
Dingolfing und Geschäftsführer der PuLL Beratung GmbH<br />
So werden Geschäftsprozesse<br />
digital<br />
Cloud statt Aktenschrank, Online-Meeting statt Geschäftsreise, Bestellungen<br />
und Rechnungsversand über Kundenportale statt per<br />
Brief und Fax: Die Digitalisierung betrifft in Unternehmen immer<br />
auch die interne Organisation und die eigenen Geschäftsprozesse.<br />
Digitale Prozesse sind in aller Regel effizienter und bilden die Voraussetzung<br />
dafür, neue Produkte und Dienstleistungen an den<br />
Markt zu bringen und in einem sich wandelnden Wettbewerbsumfeld<br />
zu bestehen. Mit einem Leitfaden hilft der Digitalverband Bitkom<br />
Unternehmen aller Branchen, ihre Geschäftsprozesse digital<br />
fit zu machen. Darin wird mit dem „Reifegradmodell Digitale Geschäftsprozesse“<br />
ein neuartiger Ansatz vorgestellt, mit dem kleine,<br />
mittelständische und große Unternehmen sowie Organisationen<br />
schnell und einfach eine Standortbestimmung ihrer Geschäftsprozesse<br />
vornehmen können. So erkennen sie nicht nur, wo sie in Sachen<br />
Digitalisierung schon stehen – sondern vor allem auch, wo es<br />
Handlungs- und Optimierungspotenzial gibt. „Digitale Geschäftsprozesse<br />
sind für Unternehmen essenziell. Digitale Innovationen<br />
sind nur in einem Umfeld denkbar, in dem die Arbeitsabläufe, Daten<br />
und Technologien digital ausgerichtet sind“, sagt Bitkom-Präsident<br />
Achim Berg. „In der Corona-Krise zeigt sich die Bedeutung der<br />
Digitalisierung für Wirtschaft und Verwaltung mehr denn je. <strong>Der</strong><br />
Aufbau digitaler Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle ist die<br />
Basis des künftigen Geschäfts.“<br />
<strong>Der</strong> Leitfaden „Reifegradmodell Digitale Geschäftsprozesse“ sowie dazugehörige<br />
unterstützende Dokumente sind kostenlos im Internet verfügbar:<br />
https://bit.ly/2Xeqm6K<br />
www.bitkom.org<br />
www.pull-beratung.de<br />
Keine Sensor+Test <strong>2020</strong><br />
Die Vorbereitungen für die Sensor+Test <strong>2020</strong> in Nürnberg liefen bereits<br />
auf Hochtouren. Vom 23. bis 25. Juni <strong>2020</strong> sollte es wieder heißen:<br />
Willkommen zum Innovationsdialog. Wie viele andere Veranstaltungen<br />
wird nun auch diese Messe aufgrund der Covid-19-Pandemie<br />
nicht stattfinden können. „Unser Team hat bis zuletzt mit allen<br />
Kräften für die Durchführung der Sensor+Test <strong>2020</strong> gekämpft.<br />
Letztendlich ist es nun leider unmöglich, die Messe durchzuführen“,<br />
erklärt Veranstalter Holger Bödeker. Die nächste Sensor+Test<br />
ist für den 4. bis 6. Mai 2021 geplant.<br />
www.sensor-test.de<br />
www.ruwac.de<br />
www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 7
BETRIEBSFORUM<br />
Resiliente Produktion nach der Krise<br />
Viele Betriebe haben ihre Produktion heruntergefahren<br />
oder sogar ganz eingestellt.<br />
Mittlerweile beschäftigt die Unternehmer<br />
die Frage, wie sie die Produktion wieder<br />
hochfahren können. Das dürfte sehr viel<br />
schwieriger werden als das Herunterfahren.<br />
„Da die meisten Firmen ihr Netzwerk möglichst<br />
kosteneffizient gestaltet und daher<br />
kaum Bestände gelagert haben, reagieren<br />
die Wertschöpfungsketten extrem auf Störungen“,<br />
warnt Prof. Peter Nyhuis (Bild),<br />
Mitglied des WGP-Präsidiums und Leiter<br />
des IFA Hannover. „Viele Produktionsschritte wurden zudem ausgelagert,<br />
so dass Abhängigkeiten noch komplexer wurden. Produzierende<br />
Firmen müssen deswegen jetzt ihre Wertschöpfungsketten<br />
überdenken und in eine weniger kosten- und mehr leistungsorientierte<br />
Produktionsplanung und -steuerung überführen.“<br />
Um Wertschöpfungsketten auf ihre Resilienz hin neu zu bewerten,<br />
müssen sich Unternehmen zunächst einmal selbst Fragen stellen<br />
wie: Was wollen wir im eigenen Unternehmen herstellen, was geben<br />
wir bei Partnern in Auftrag? Welche Bauteile sollten wir trotz<br />
höherer Bestandskosten auf Lager haben, um im Krisenfall relativ<br />
schnell den Schalter umlegen zu können? Können bestimmte Produktionsschritte<br />
wieder ins eigene Haus zurückgeholt werden?<br />
Auch die Frage, ob sich Firmen vermehrt Lieferanten etwa im gemeinsamen<br />
Rechtsraum der EU suchen sollten, ist für Dr. Tobias<br />
Heinen, Mitgründer und Geschäftsführer<br />
von Grean GmbH, einer Ausgründung des<br />
Instituts für Fabrikanlagen und Logistik der<br />
Leibniz-Universität Hannover (IFA), berechtigt.<br />
Nicht zuletzt kann auch eine örtliche<br />
Nähe von Bedeutung sein, um den Lieferanten<br />
bei Bedarf kurzfristig aufzusuchen.<br />
„Die Entscheidung, die Prozesse vor allem<br />
kostenorientiert zu organisieren, muss zumindest<br />
in Teilen wieder rückgängig gemacht<br />
werden, um künftig unbeschadet<br />
durch Krisen zu kommen.“<br />
Die Umstellungen auf eine resilientere, nachhaltigere Produktion<br />
mit ihren neuen Strukturen sollten zudem in der Produktionsplanung<br />
und -steuerung (PPS) des Unternehmens abgebildet werden.<br />
„PPS kann ein wichtiger Hebel sein, um sicherere Prozesse<br />
aufzubauen“, weiß Nyhuis.<br />
Die Produktionsplaner sind sich einig in der Beurteilung der<br />
aktuellen Lage: „Wir gehen derzeit durch ein Tal der Tränen. Es<br />
ist eine bittersüße Situation insofern, als nun die Zeit ist, um<br />
Hausaufgaben nachzuholen, die in der Boomphase liegengeblieben<br />
sind“, meint etwa Heinen. Und Nyhuis mahnt: „Eine<br />
nachhaltige Umstrukturierung und Agilisierung ist das Gebot<br />
der Stunde.“<br />
www.wgp.de<br />
Studie deckt Schwachstellen in Lieferketten auf<br />
Mehr als jedes zweite Industrie-Unternehmen will die Zahl seiner<br />
Lieferanten vergrößern, um die Risiken breiter zu streuen. 40 % planen<br />
zudem eine stärkere Steuerung ihrer Partner in der Lieferkette.<br />
Das Ziel: mehr Stabilität erreichen und Lieferausfälle künftig vermeiden.<br />
Dies zeigen Ergebnisse der internationalen Studie „Neustart<br />
nach dem Shutdown <strong>2020</strong>“. Die Unternehmensberatung Staufen<br />
AG hat dafür mehr als 730 Unternehmen aus Deutschland, USA,<br />
China, Brasilien, Mexiko, Schweiz, Italien, Polen sowie Central Eastern<br />
Europe befragt.<br />
Schwachstellen in den Lieferketten wurden im Zuge der COVID-<br />
19-Pandemie gnadenlos aufgedeckt. 30 % der Unternehmen räumen<br />
größere Probleme mit ihrer Supply Chain ein. Als Reaktion auf<br />
die unterbrochenen Wertschöpfungsströme streben die Befragten<br />
über die Suche nach zusätzlichen Lieferanten und einer stärkeren<br />
Steuerung ihrer Lieferkette hinaus auch den Aufbau von Lagerbeständen<br />
(36 %) und eine größere Fertigungstiefe (26 %) an. „<strong>Der</strong><br />
Weg aus der Krise führt über eine engere Zusammenarbeit. Es geht<br />
jetzt nicht darum, die Globalisierung wieder rückgängig zu machen.<br />
International vernetzte Lieferketten werden auch künftig die Produktion<br />
bis hin zur Distribution bestimmen. Die verschiedenen<br />
Prozesse werden künftig aber noch stärker aufeinander abgestimmt“,<br />
sagt Thomas Schlösser, Senior-Partner der Staufen AG.<br />
Entscheidend sei künftig vor allem die<br />
intelligente Steuerung aller teilnehmenden<br />
Partner in der Prozesskette, um Krisen<br />
möglichst reibungslos zu überstehen.<br />
Die Rekonfiguration von Supply-<br />
Chain-Netzwerken sollte dabei neu gedacht<br />
werden. „<strong>Der</strong> Weg führt von einer<br />
hierarchischen zu einer kooperativen<br />
Netzwerkstruktur“, so der Consultant.<br />
„Die netzartig verbundenen Lieferketten<br />
werden von einer steigenden Komplexität<br />
geprägt und auch bedroht. Dieses<br />
System lässt sich über das klassische<br />
Supply Chain Management nicht mehr<br />
sicher steuern. Die Folge: Es wird krisenanfällig.<br />
<strong>Der</strong> Ausweg aus diesem Dilemma<br />
ist eine ganzheitliche Betrachtung<br />
der Wertschöpfungskette inklusive eines<br />
netzwerkorientierten Risikomanagements.“<br />
www.staufen.ag<br />
8 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
BGHM-Handlungshilfen<br />
zum Schutz vor Corona-Viren<br />
Das Corona-Virus hat großen Einfluss auf unseren Arbeitsalltag. Einige<br />
holz- und metallverarbeitende Betriebe stellt die Ansteckungsgefahr<br />
vor besondere Herausforderungen, da dort ein Wechsel ins<br />
Home-Office oftmals<br />
nicht möglich ist: beispielsweise<br />
in der Produktion<br />
oder in dringenden<br />
Fällen beim<br />
Kunden vor Ort. Daher<br />
stellt die Berufsgenossenschaft<br />
Holz und Metall<br />
(BGHM) Handlungshilfen<br />
für Unternehmensverantwortliche<br />
und Beschäftigte verschiedener Gewerbe<br />
zur Verfügung, die unter www.bghm.de/coronavirus/handlungshilfen<br />
heruntergeladen werden können.<br />
Bild: AdobeStock/Aldeca Productions<br />
www.bghm.de<br />
Neuer Tracer für betrieblichen<br />
Infektionsschutz<br />
Die Unternehmen Inform und SafeDrivePod<br />
bringen in Kooperation<br />
den CoronaTracer auf den deutschen<br />
Markt. Indem die Geräte Kontakte zwischen<br />
Mitarbeitern erfassen, können<br />
Unternehmen gezielt dem SARS-CoV-<br />
2-Arbeitsschutzstandard nachkommen<br />
und Infektionsschutz gewährleisten,<br />
ohne pauschale Beschäftigungsverbote<br />
und Betriebsschließungen zu riskieren. CoronaTracer sind<br />
kleine, wartungsfreie Geräte etwa in der Größe einer Streichholzschachtel,<br />
die Mitarbeiter wie ihren Mitarbeiterausweis am Körper<br />
tragen. Sie zeichnen Annäherungen auf weniger als zwei Meter<br />
zwischen Mitarbeitern anonym und ohne GPS auf. Mit Hilfe der<br />
Geräte lassen sich bei Infektionsfällen die Kontaktpersonen der<br />
letzten zwei Wochen nachvollziehen und somit Gefährdungslagen<br />
beurteilen.<br />
www.corona-tracer.com<br />
Netzwerk zur Schaffung nachhaltiger und verlässlicher Lieferketten gestartet<br />
Unter dem Namen „Lötknecht“ geht ein regionales Netzwerk süddeutscher<br />
Fertigungsdienstleister an den Start, das sich zum Ziel gesetzt<br />
hat, Unternehmen, die in oder durch die Corona-Krise unter<br />
Verzögerungen oder Ausfällen ihrer Lieferkette leiden, eine regionale<br />
Alternative mit kurzen Wegen aufzuzeigen.<br />
Unternehmen, deren Kapazitäten nicht ausgelastet<br />
sind, können sich beteiligen.<br />
„Häufig sehen wir in der Praxis“, so Initiator Paul<br />
Keiler, „dass Lieferketten unnötig aufgebläht sind,<br />
weil einzelne Unternehmen nur einzelne Prozessschritte<br />
abbilden.“ Das sorge für sehr viel Aufwand<br />
auf Seiten der Kunden: Prozesskosten durch Einund<br />
Auslagern, Warendokumente, Wareneingangskontrollen,<br />
zudem unnötige Transportkosten<br />
und CO 2<br />
-Belastung. „Ein sich selbst organisierendes Netzwerk ist da<br />
der deutlich nachhaltigere Ansatz“, verspricht Keiler. Regional ist für<br />
Keiler dabei nicht auf Deutschland beschränkt: „Wir haben über<br />
Jahre eingespielte Prozesse zu spezialisierten Unternehmen im<br />
Nachbarland Tschechien aufgebaut; darauf können<br />
wir uns auch jetzt verlassen.“<br />
Lötknecht versteht sich auf Metall- und Kunststoffverarbeitung,<br />
Elektronikfertigung, Kabelkonfektion,<br />
Gerätebau, aber auch Konstruktion und<br />
Werkzeugbau. „Mit diesen Kompetenzen gehen<br />
wir proaktiv auf unsere Kunden zu“, erklärt Paul<br />
Keiler.<br />
www.LötKnecht.de<br />
#kommunikationgehtweiter<br />
#wirsindfürsieda<br />
sales@vfmz.de<br />
EA_Kommunikation_185x90mm_<strong>2020</strong>_04.indd 1 www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 03.04.<strong>2020</strong> 06/<strong>2020</strong> 08:46:589
BETRIEBSFORUM I STATEMENTS<br />
Wie smart ist<br />
Ihre Fertigung?<br />
Jeder spricht über Digitalisierung und Industrie 4.0. Doch wie<br />
sieht es mit der Umsetzung in den Unternehmen tatsächlich aus?<br />
Wir haben nachgefragt, wie smart Betriebe ihre Fertigung<br />
tatsächlich schon aufgestellt haben und wohin der Weg geht.<br />
JOHANN SODER<br />
COO, SEW-Eurodrive, Bruchsal<br />
ULRICH BALBACH<br />
CEO, Leuze, Owen<br />
Nicht erst seit dem allgemeinen Digitalisierungshype<br />
befindet sich unsere Leuze-Fertigung in einem<br />
Transformationsprozess hin zu einer digitalen Struktur,<br />
die unseren individuellen Bedürfnissen an unseren<br />
weltweiten Standorten bestmöglich gerecht wird. Wir<br />
setzen Schritt für Schritt neue Technologien strategisch<br />
ein und sehen die Digitalisierung als Chance. In<br />
unserem Technikum arbeiten wir an maßgeschneiderten<br />
Lösungen und testen sie im Praxisbetrieb, bevor sie<br />
in die Serienproduktion überführt werden. Dabei<br />
arbeiten wir uns von den Basics der Digitalisierung auf<br />
Arbeitsplatzebene zu den Themen auf Werks- und<br />
Unternehmensebene vor. Dieses Know-how nutzen wir<br />
sowohl für unsere eigenen weltweiten Produktionen,<br />
aber auch für die Entwicklung neuer Leuze-Produkte<br />
und Dienstleistungen für unsere Kunden. Denn:<br />
Digitalisierungslösungen müssen einen echten<br />
Mehrwert bieten.<br />
www.leuze.com<br />
Die Digitalisierung unserer Fertigung ist recht weit fortgeschritten.<br />
Die Keimzelle lag im Bereich der Getriebemontage<br />
in Graben-Neudorf. Hier wurde bereits 2012<br />
ein Konzept implementiert: Autonome, intelligente,<br />
selbstorganisierende Logistikassistenten, übernehmen<br />
die logistische Andienung von Material für die Arbeitsplätze<br />
just-in-time. Auf diese Weise erfolgt die Verkettung<br />
der Small-Factory-Units, der Fabriken in der Fabrik.<br />
Mit den Erkenntnissen aus Graben-Neudorf haben wir<br />
dieses Prinzip dann sukzessive auf das ganze Werk<br />
ausgeweitet. Letztes Jahr wurde der Umzug in das<br />
Elektronikwerk abgeschlossen, das wir vorab vollständig<br />
digital und mobil vernetzt geplant hatten. Ebenso rollen<br />
wir diese Prinzipien in unsere weltweiten Niederlassungen<br />
aus. Ebenfalls 2019 haben wir die digitale Transformation<br />
für das gesamte Unternehmen gestartet. Um<br />
neue Prozesse zu erarbeiten oder neue Digitalisierungsprojekte<br />
auf den Weg zu bringen, haben wir ein Digital-<br />
Lab etabliert – ein Ideenlabor, das neue, kreative, agile<br />
und flexible Ideenentwicklungs- und Arbeitsmethoden<br />
fördern soll. Neue Geschäftsmodelle und -prozesse<br />
entstehen dort und können mit Kunden zusammen<br />
getestet werden. Wir gestalten gemeinsam mit Mitarbeitern,<br />
Partnern, Kunden oder Hochschulen die Zukunft.<br />
www.sew-eurodrive.de<br />
10 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
ULRICH FAISST<br />
Digital Transformation Officer, Trumpf, Ditzingen<br />
www.trumpf.com<br />
Bei Trumpf ist die digitale Transformation tief verankert. Wir digitalisieren<br />
unser Unternehmen für unsere Kunden, Mitarbeiter und Partner.<br />
Trumpf ist bereits heute ein führender Anwender und Anbieter<br />
vernetzter Lösungen. Wir bieten beispielsweise Apps an, mit denen sich<br />
unsere Maschinen von überall auf der Welt überwachen lassen. Unsere<br />
eigene Fertigung ist in vielen Bereichen digital vernetzt.<br />
Die nächste Stufe für die vernetzte Industrie ist künstliche Intelligenz.<br />
Sie vereinfacht es nicht nur, Prozesse sichtbar zu machen und zu<br />
verstehen. Sie erleichtert es auch, Prognosen abzugeben und befähigt<br />
die Maschinen, sich in Zukunft selbst zu optimieren. Bei Trumpf setzen<br />
wir künstliche Intelligenz bereits ein, beispielsweise um unseren<br />
Laservollautomat weiterzuentwickeln. Diesen Weg wollen wir weitergehen.<br />
In ein paar Jahren wird künstliche Intelligenz nirgendwo mehr<br />
wegzudenken sein.<br />
ANGELA JOSEPHS M.A.<br />
Director Corporate Communications, Phoenix Contact, Blomberg<br />
Als herstellendes Unternehmen mit einer hohen Fertigungstiefe setzen wir seit<br />
Jahrzehnten auf eine kontinuierliche Automatisierung der Fertigung. Seit dem<br />
Aufkommen von Industrie 4.0 verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz, die<br />
Digitalisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Beschaffung bis<br />
zur Lieferung umzusetzen. Dieses Verständnis mündet im Angebot von Produkten<br />
und Lösungen für eine smarte Welt. Bereits heute kann der Kunde bei Phoenix<br />
Contact sein individuelles Produkt online in Auftrag geben – von der Konfiguration<br />
und Bestellung bis zur Bereitstellung von Daten für die Produktionssteuerung.<br />
Voraussetzung für die Digitalisierung ist die Nutzbarkeit aller Daten entlang der<br />
gesamten Wertschöpfungskette. Wir stellen jetzt unser Product Lifecycle Management<br />
auf eine zukunftsgerichtete Prozess- und Systemlandschaft um. Zentraler<br />
Bestandteil ist die Standardisierung unserer Stammdaten und Datenmodelle für<br />
eine effiziente Steuerbarkeit und Automatisierung unserer Prozesse.<br />
www.phoenixcontact.com<br />
www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 11
MONTAGE- UND HANDHABUNGSTECHNIK<br />
Autor: Helmut Schmid, Geschäftsführer<br />
Universal Robots (Germany) GmbH &<br />
Regional Sales Director West- und<br />
Nordeuropa<br />
Teamwork<br />
Wie Automaten zu Kollegen wurden<br />
Industrieroboter gehören in weiten Teilen der fertigenden Industrie<br />
längst zum Alltag. Sie blicken auf eine bewegte Geschichte zurück:<br />
Vom programmierbaren Manipulator ohne sensorielle Fähigkeiten<br />
bis hin zum feinfühligen Cobot war es ein langer Weg.<br />
Menschliche Bewegungen mechanisch<br />
zu simulieren und wie von Geisterhand<br />
geschehen zu lassen, hat Menschen<br />
seit jeher fasziniert. Bereits in der Antike<br />
gab es Bestrebungen, Prozesse durch ausgeklügelte<br />
Feinmechanik zu automatisieren.<br />
<strong>Der</strong> griechische Mathematiker Heron<br />
von Alexandria beispielsweise entwickelte<br />
im ersten Jahrhundert nach Christus einen<br />
Altar, dessen Türen sich durch eine Hebel-<br />
Seilzug-Konstruktion automatisiert öffneten.<br />
Leonardo da Vinci entwarf seinerzeit<br />
zahlreiche Skizzen für die Konstruktion eines<br />
Automaten in Ritterform, und der französische<br />
Ingenieur Jacques de Vaucansos<br />
soll 1738 eine mechanische Ente entwickelt<br />
haben, die Körner aufpicken und mit den<br />
Flügeln schlagen konnte.<br />
Dies alles geschah, noch bevor es den Begriff<br />
des „Roboters“ überhaupt gab. Diesen<br />
begründete erst 1921 der tschechische<br />
Schriftsteller Karel Capek, der damit in seinem<br />
satirischen Drama „R.U.R.“ („Rossum’s<br />
Universal Robots“) rechtelose Automaten<br />
beschreibt, die von ihren menschlichen<br />
Schöpfern ausgebeutet werden und<br />
schließlich gegen diese rebellieren. „Robota“<br />
bedeutet im Westslawischen so viel wie<br />
„(Fron-)Arbeit“; Capek charakterisierte Roboter<br />
also durch ihr hohes Arbeitspensum.<br />
Nach heutigen Definitionen gelten Industrieroboter<br />
gemeinhin als mehrachsige<br />
Bewegungsautomaten, deren mitunter sen-<br />
sorgestützte Bewegungen frei programmierbar<br />
sind und die mit entsprechenden<br />
Endeffektoren unterschiedlichste Tätigkeiten<br />
erledigen können.<br />
Unimate: erster Industrieroboter<br />
im Einsatz<br />
Den Grundstein für diese Art der Robotik<br />
legte 1954 der US-amerikanische Erfinder<br />
Georg Devol, als er ein Patent für einen programmierbaren<br />
Manipulator anmeldete.<br />
Zwei Jahre später begegnete er auf einer<br />
Cocktail-Party dem Ingenieur, Physiker und<br />
Unternehmer Joseph F. Engelberger, seines<br />
Zeichens begeisterter Leser der Roboter-<br />
Science-Fiction des russisch-amerikanischen<br />
Schriftstellers Isaac Asimov. Als Investor<br />
half Engelberger, Devols Ideen in die Tat<br />
umzusetzen. Noch im selben Jahr gründeten<br />
sie das Unternehmen Unimation (zusammengesetzt<br />
aus „Universal Automation“)<br />
und entwickelten 1959 einen ersten Prototypen.<br />
Unter dem Namen „Unimate“ kam das<br />
SCIENCE FICTION<br />
WIRD REALITÄT<br />
Mit der Entwicklung der Cobots ist Science Fiction<br />
Realität geworden. Mensch und Roboter arbeiten<br />
zusammen – Hand in Hand. Da die kollaborativen<br />
Roboter günstig in der Anschaffung sind und sich<br />
schnell amortisieren, lohnt sich diese zukunftsträchtige<br />
Art der Automatisierung auch für kleine und<br />
mittlere Unternehmen. Die Betriebe können so<br />
Herausforderungen wie kleiner werdenden<br />
Losgrößen, steigenden Qualitätsansprüchen und<br />
anhaltendem Fachkräftemangel effizient begegnen.<br />
MARTINA LAUN, Redakteurin<br />
12 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
Modell 1961 als erster Industrieroboter in einem<br />
General-Motors-Werk zum Einsatz.<br />
<strong>Der</strong> wuchtige Einarmroboter wog mehr<br />
als eine Tonne und schweißte Druckgussteile<br />
für Karosserien. Dabei konnte er auch<br />
besonders heiße und schwere Komponenten<br />
handhaben, was den Werkern vorher<br />
nicht möglich gewesen war. <strong>Der</strong> Siegeszug<br />
der automatisierten Fertigung nahm hier<br />
seinen Ursprung.<br />
Automobilindustrie als Vorreiter<br />
Weitere Innovationen folgten: Nachdem das<br />
Bestreben, die neue Fertigungsstraße von<br />
Daimler-Benz in Sindelfingen mit Unimate-<br />
Robotern zu automatisieren, gescheitert war,<br />
entwickelte Kuka – damals deutscher Händler<br />
von Unimate – ein eigenes Robotermodell:<br />
Heraus kam 1973 mit „Famulus“ der erste<br />
Sechsarm-Roboter. Dieser funktionierte<br />
im Gegensatz zum Unimate elektromechanisch<br />
und ermöglichte den Anwendern eine<br />
beispiellose Flexibilität. Kurz darauf brachte<br />
das schwedische Unternehmen ASEA, Vorläufer<br />
von ABB, mit dem IRB6 den ersten Industrieroboter<br />
auf den Markt, der über einen<br />
Computer gesteuert werden konnte. Auch<br />
dies kam einer Revolution gleich.<br />
Vor dem Hintergrund eines breitenwirksamen<br />
Durchbruchs der Industrierobotik in<br />
den 1980er Jahren avancierte die Automobilindustrie<br />
zum Vorreiter ihrer Anwendung.<br />
Diese Entwicklungen waren stets begleitet<br />
von der Sorge, Roboter würden den<br />
Menschen langfristig die Arbeit streitig machen.<br />
Dies stellte sich jedoch als unbegründet<br />
heraus: Vielmehr übernahmen die starken<br />
Industrieroboter Fertigungsschritte, die<br />
für den Menschen besonders anstrengend<br />
oder gefährlich waren – zum Beispiel das<br />
Verkleben von Windschutzscheiben oder<br />
das Sprühlackieren von Karosserieteilen.<br />
Cobots: Hand in Hand mit dem<br />
Menschen<br />
In den 1990er Jahren kündigte sich schließlich<br />
ein neuer Trend an: Waren Roboter aufgrund<br />
ihres Gefahrenpotenzials bislang<br />
hinter Schutzzäunen weggesperrt, sollten<br />
sie nun näher an den Menschen rücken – ja,<br />
sogar mit ihm zusammenarbeiten. Kraft-<br />
Drehmoment-Sensoren in der Antriebstechnik<br />
sorgten dafür, dass die Roboter Hindernisse<br />
wahrnehmen und ihre Bewegung<br />
bei Bedarf stoppen konnten, um niemanden<br />
zu verletzen.<br />
Universal Robots brachte 2008 mit dem<br />
UR5 schließlich seinen ersten kollaborierenden<br />
Roboter auf den Markt – der Terminus<br />
„Cobot“ war geboren. Cobots lassen sich aufgrund<br />
ihrer Leichtbauweise flexibel bewegen<br />
und schnell umrüsten. Sie sind wesentlich<br />
günstiger als klassische Industrieroboter<br />
und amortisieren sich schnell. So machte<br />
Universal Robots die Vorteile der Automati-<br />
01 2008 brachte Universal Robots den ersten<br />
Cobot auf den Markt; im Bild die Firmengründer<br />
Esben Østergaard und Christian Kassow<br />
02+03 <strong>Der</strong> erste Prototyp eines UR-Cobots<br />
entstand im Keller der Universität von<br />
Süddänemark<br />
04 Cobots sind flexibel einsetzbar; sie<br />
unterstützen und entlasten den Menschen<br />
sierung auch für kleine und mittlere Unternehmen<br />
erschwinglich.<br />
Im Gegensatz zu herkömmlichen Robotern,<br />
die Aufgaben jenseits der menschlichen<br />
Leistungsfähigkeit übernehmen, gehen<br />
Cobots dem Menschen unterstützend zur<br />
Hand – etwa bei eintönigen oder ergonomisch<br />
ungünstigen Aufgaben. Wo herkömmliche<br />
Industrieroboter Spezialisten sind, die<br />
ein und dieselbe Tätigkeit mit größter<br />
Schnelligkeit und Kraft ausführen, sind Cobots<br />
Allrounder: Sie sind leicht zu programmieren<br />
und lernen schnell, sodass Anwender<br />
sie funktional flexibel einsetzen können.<br />
Dabei entlasten sie Mitarbeiter und geben<br />
ihnen Zeit für anspruchsvollere Aufgaben.<br />
Sensorik und KI erweitern<br />
Einsatzspektrum<br />
Cobots reihen sich somit in den Entwicklungsfortschritt<br />
mehrerer Robotergenerationen<br />
ein: Nach den programmierbaren Manipulatoren,<br />
die aufgrund geringer Rechenleistung<br />
nur zu einfachen Pick-and-Place-<br />
Aufgaben imstande waren, sowie den darauf<br />
folgenden adaptiven Modellen, die ab den<br />
1980er Jahren dank eingebauter Sensorik<br />
auch auf Umweltveränderungen reagieren<br />
konnten, sind Cobots nun Teil einer zunehmend<br />
autonomen Generation von Robotern.<br />
Fortschritte in Sensorik und Tragkraft erweitern<br />
ihr Einsatzspektrum zusehends, sodass<br />
sie heute auch Aufgaben etwa in der Feinmontage<br />
übernehmen, die zuvor menschliches<br />
Fingerspitzengefühl erfordert haben.<br />
Auch die Bildverarbeitung entwickelt sich<br />
stetig weiter und ermöglicht Cobots mittlerweile<br />
sogar die Kommissionierung unsortierter<br />
Werkstücke (Bin Picking).<br />
Anwender profitieren heute dank kollaborativer<br />
Robotik von optimal ausgelasteten<br />
Produktionskapazitäten, flexibleren Fertigungsprozessen<br />
sowie höherer Produktqualität.<br />
Die zunehmende Einbindung von KI-<br />
Technologien macht die Cobots noch selbständiger<br />
und leichter zu programmieren: Sie<br />
lernen dazu und optimieren eigenständig ihr<br />
Verhalten. Bald schon werden Cobots zum<br />
Standardinventar moderner Fertigung gehören.<br />
Das hätte sich Karel Capek wohl kaum<br />
träumen lassen. Die bewegte Geschichte der<br />
Robotik ist also noch lange nicht zu Ende.<br />
Bilder: Universal Robots<br />
www.universal-robots.com/de<br />
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 13
MONTAGE- UND HANDHABUNGSTECHNIK<br />
So innovativ kann Wandel sein<br />
In 110 Jahren von der Klinge zur Vakuum-Automation<br />
Drei Generationen, drei grundlegende Umbrüche:<br />
<strong>Der</strong> Blick in die 110-jährige Geschichte der J. Schmalz<br />
GmbH beweist, dass Wendepunkte und Krisen<br />
wichtiger Teil des Vorankommens sein können.<br />
Hätte Johannes Schmalz 1910 ein nicht eingehaltenes Versprechen<br />
hingenommen, wäre die Geschichte der J. Schmalz GmbH<br />
schnell erzählt. Was war geschehen? Angestellt in einer Uhrenfabrik,<br />
entwickelte der 32-jährige Mechanikermeister eine Maschine<br />
zur Herstellung von hochwertigen Rasierklingen. Sein damaliger<br />
Fabrikdirektor stellte ihm dafür eine Prämie in Aussicht, die er jedoch<br />
nie erhielt. Schmalz entschied sich daraufhin, seine eigene<br />
Firma zu gründen. <strong>Der</strong> Weg, den das Familienunternehmen seitdem<br />
beschreitet, ist geprägt von Wandlungen und Innovationen.<br />
Rasierklingen waren zunächst ein erfolgreiches Geschäft für<br />
Schmalz. Schwierig wurde es nach der Hyperinflation 1923: Das junge<br />
Unternehmen musste Mitarbeiter entlassen, wechselte in Kurzarbeit<br />
und überstand schließlich diese Zeit, indem es neue Absatzmärkte<br />
im Ausland erschloss. Als Artur Schmalz, Sohn des Firmengründers,<br />
jedoch 1945 in das Unternehmen einstieg, sah er sich mit<br />
einem anderen Problem konfrontiert: Die zunehmende Konkurrenz<br />
und der Vormarsch der Elektrorasierer läuteten letztlich das Ende<br />
der Rasierklingenproduktion ein. Artur Schmalz erkannte den Trend<br />
rechtzeitig und stieß den ersten deutlichen Wandel an: Statt Klingen<br />
für Rasierhobel zu fertigen, nutzte er die technischen Möglichkeiten<br />
seines Unternehmens und entwickelte Transportwagen für Traktoren.<br />
Mit angetriebener Achse waren sie ideal für den Einsatz an Steilhängen.<br />
Es folgten weitere Transportwagen für Post und Bundesbahn.<br />
Dazu kamen in den 1960er Jahren sogenannte Pilotentreppen<br />
und Leichtbaukonstruktionen für die Gepäck- und Frachtabfertigung<br />
an Flughäfen. <strong>Der</strong> Bedarf wuchs mit dem Aufschwung und<br />
dem zunehmenden Luftverkehr schnell – bis Transportbänder und<br />
fahrbare Fluggasttreppen zum Einsatz kamen.<br />
<strong>Der</strong> Blick in die Produktionshallen von Möbel- und Klavierbauern<br />
um 1970 zeigt, wie Schmalz auf die sinkende Nachfrage reagierte:<br />
Das Unternehmen blieb der Transportidee treu und konstruierte<br />
Lacktrocknungswagen. Adaptiert an Schleppkettenförderern<br />
sorgten sie für einen effizienten Trocknungsprozess von lackierten<br />
Bauteilen.<br />
Einstieg in die Vakuum-Technologie<br />
Doch was hat Schmalz zu den Automobilherstellern und in die Warenhallen<br />
der Versandlogistiker gebracht? <strong>Der</strong> dritte und für die heutige<br />
Ausrichtung entscheidendste Umschwung fand mit dem dritten Generationswechsel<br />
statt. Dr. Kurt Schmalz, der älteste Sohn von Artur<br />
Schmalz, trat 1984 an die Spitze des Familienunternehmens und richtete<br />
den Fokus verstärkt auf die Vakuum-Technologie. Schon zuvor<br />
entwickelten die Schwarzwälder Ingenieure Vakuum-Komponenten<br />
und stellten sie erstmals 1982 auf der Internationalen Handwerksmesse<br />
in München vor. Ein Jahr später folgte der erste Vakuum-Ejektor.<br />
Dann kam die Anfrage eines Schreinerbetriebs: Die Loher GmbH<br />
suchte eine schwenkbare Haltevorrichtung, um Türfüllungen während<br />
der Bearbeitung sicher zu fixieren. Dr. Kurt Schmalz entwickelte<br />
einen Arbeitstisch mit Vakuum-Saugplatten, die mit einem<br />
druckluftbetriebenen Vakuum-Erzeuger verbunden wurden. „Dieses<br />
Projekt war für Schmalz zukunftsweisend und verdeutlicht zudem,<br />
welcher Philosophie wir damals wie heute folgen“, betont Dr.<br />
Kurt Schmalz. „Wir fokussieren uns auf unsere Kunden, wollen ihre<br />
Anforderungen, Wünsche und Vorstellungen verstehen und adäquate<br />
Produkte entwickeln, die einen Mehrwert für sie schaffen.“<br />
Das Prinzip „Halten mit Vakuum“ setzte Schmalz auch bald in seinen<br />
ersten Hebegeräten um – die Basis für die heute weit verbreiteten<br />
VacuMaster- und Jumbo-Baureihen. Ziel war und ist es, mit diesen<br />
Vakuumhebern Tätigkeiten wie Heben, Transportieren und Um-<br />
1 2 3<br />
14 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
setzen von Gütern branchenübergreifend so ergonomisch und effizient<br />
wie möglich zu machen.<br />
Parallel zu den Vakuumhebern baute Schmalz das Geschäftsfeld<br />
Vakuum-Komponenten mit eigenen Sauggreifern und Ejektoren<br />
aus. Wie innovativ diese Entwicklungen damals waren, beweist der<br />
„Bundespreis für hervorragende innovatorische Leistungen für das<br />
Handwerk“, der Schmalz 1991 auf der Internationalen Handwerksmesse<br />
in München verliehen wurde.<br />
Und wo steht Schmalz heute?<br />
In den vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten hat das Familienunternehmen<br />
die Automatisierungs-, Handhabungs- und Aufspanntechnik<br />
entscheidend geprägt. Wie in der Vergangenheit achten die Verantwortlichen<br />
auf die Bedürfnisse des Marktes, erkennen Trends<br />
und reagieren vorausschauend. „Die Logistik muss agiler werden,<br />
um mit der individualisierten Produktion Schritt zu halten. Ebenso<br />
gilt es, den Anwender zu schützen und ressourcenschonend zu arbeiten“,<br />
erklärt Dr. Kurt Schmalz.<br />
Schmalz nutzt viele Hebel, um seinen Kunden passende Lösungen<br />
für die sich stets wandelnde Logistikbranche zu bieten. Die Diversifizierung<br />
der Schlauchheber-Baureihe ist einer davon: <strong>Der</strong><br />
Jumbo steht in Variationen für besonders hohes Stapeln oder das<br />
Aufnehmen von Werkstücken aus tiefen Lagen ebenso zur Verfügung<br />
wie für das einhändige Bewegen leichter Objekte in hoher<br />
01 Rasierklingen der Marke „Glattis“ sind das Produkt der ersten<br />
Stunde, mit dem Firmengründer Johannes Schmalz 1910 startete<br />
02 Mit Transportgeräten wie Fahrgastreppen und Gepäckwagen<br />
erschloss die zweite Generation ein neues Geschäftsfeld<br />
03 Heute sorgen Schmalz-Vakuumheber in unterschiedlichen<br />
Branchen für ergonomisches Heben und Transportieren von Lasten<br />
04 Mensch und Roboter arbeiten immer enger zusammen;<br />
Vakuumgreifer für Cobots und Leichtbauroboter werden allen<br />
Anforderungen in punkto Sicherheit gerecht<br />
05 Für das Bin Picking entwickelt Schmalz Lösungen aus Greifsystem,<br />
3D-Kamerasystem und passender Software<br />
4 5<br />
MIT MECHATRONISCHEN<br />
SYSTEMEN IN DIE ZUKUNFT<br />
Heute finden keine harten Umbrüche mehr statt<br />
wie vor 35 oder 70 Jahren. Es ist eher ein<br />
fließender Übergang von der Entwicklung<br />
einzelner Komponenten bis hin zu mechatronischen<br />
Systemen mit Software, die unseren<br />
Kunden helfen, ihre Fertigungsabläufe wettbewerbsfähiger<br />
und leistungsfähiger zu gestalten.<br />
DR. KURT SCHMALZ, geschäftsführender<br />
Gesellschafter der J. Schmalz GmbH in Glatten<br />
Taktzahl. Die Schlauchheber lassen sich durch das Baukastensystem<br />
individuell konfigurieren, sind ergonomisch und sicher.<br />
Zukunftsgerichtet mit digitaler<br />
Datenkommunikation<br />
<strong>Der</strong> Bereich um die Vakuum-Komponenten hat einen grundlegenden<br />
Wandel durch Industrie 4.0 und die individualisierte Massenfertigung<br />
erfahren. Schmalz startete bereits 2008 mit seinem ersten<br />
Vakuum-Erzeuger mit IO-Link-Schnittstelle in die Digitalisierung.<br />
Heute ist das Portfolio um die Smart Field Devices, intelligente Vakuum-Komponenten<br />
für die vernetzte Produktion, stark gewachsen.<br />
Doch die Digitalisierung kann noch mehr: „Wir stecken unser<br />
Know-how in Software-Lösungen, entwickeln Komplettsysteme und<br />
arbeiten mit digitalen Modellen unserer Greifer, um Anwender bei<br />
der Konstruktion, der Inbetriebnahme und der Überwachung ihrer<br />
Komponenten und Prozesse zu unterstützen“, erklärt Dr. Kurt<br />
Schmalz. Ein Beispiel ist die Schmalz Connect Suite. Sie stellt alle<br />
wichtigen Informationen der vernetzten IO-Link-Komponenten verschiedener<br />
Hersteller übersichtlich auf einem Dashboard dar.<br />
Ein weiteres ist die neue Bin-Picking-Lösung. Für den automatisierten<br />
Griff in die Kiste hat Schmalz einen neuen Greifer entwickelt<br />
und ihn mit einem 3D-Kamerasystem sowie der dazu passenden<br />
Steuerungs-Software und einem elektrischen Vakuum-Erzeuger<br />
kombiniert. Das Komplettsystem wird an einen gängigen Leichtbauroboter<br />
adaptiert und lässt sich schnell und einfach in Betrieb nehmen<br />
– auch ohne tiefgreifende Robotik-Kenntnisse des Anwenders.<br />
Bilder: J. Schmalz GmbH<br />
www.schmalz.com<br />
www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 15
MONTAGE- UND HANDHABUNGSTECHNIK I INTERVIEW<br />
Montage der Zukunft<br />
Wie man mit Assistenzsystemen Varianten beherrscht<br />
und Fehler und Ausschuss vermeidet<br />
André Pöppe,<br />
Produktmanager<br />
der Desoutter<br />
GmbH in Maintal<br />
„Den Begriff der Industrie 4.0<br />
verbinden viele immer noch mit der<br />
Vorstellung einer menschenleeren<br />
Fertigung“, sagt André Pöppe,<br />
Produktmanager beim<br />
Industriewerkzeug-Spezialisten<br />
Desoutter in Maintal. Doch das<br />
Gegenteil sei der Fall. Denn durch<br />
die Digitalisierung der Montage<br />
steigerten Unternehmen nicht nur<br />
Qualität und Produktivität;<br />
vielmehr zeigten sie sich damit als<br />
attraktiver Arbeitgeber, der<br />
innovative und ergonomische<br />
Arbeitsplätze bereitstellt.<br />
Herr Pöppe, Desoutter bietet ein<br />
Werkerassistenz-System für Montagearbeitsplätze<br />
an. Welche Probleme Ihrer<br />
Kunden können Sie mit Ihrem Assistenzsystem<br />
PivotWare lösen?<br />
Ganz oben auf der Liste stehen die Themen<br />
Qualität und Effizienz: Die müssen in<br />
einem Hochlohnland wie Deutschland<br />
stimmen; denn Ausschuss können sich die<br />
wenigsten leisten. Die Industrie muss mit<br />
dem eingesetzten Material sparsam<br />
umgehen, vor allem auch mit der wert-<br />
schöpfenden Zeit. Dabei können Werkerassistenz-Systeme<br />
sehr gut unterstützen.<br />
Manche Unternehmen kommen auch mit<br />
einem konkreten Qualitätsproblem auf uns<br />
zu. Das können vergessene Verschraubungen<br />
oder vertauschte Bauteile sein. Zuwei-<br />
Man muss die Digitalisierung als Investition in die<br />
Zukunft des Arbeitsplatzes verstehen<br />
len werden einzelne Komponenten nicht<br />
richtig befestigt oder in einem falschen<br />
Winkel angebracht. Oder ganze Montageabschnitte<br />
werden einfach nicht erledigt.<br />
Moderne Assistenzsysteme helfen, diese<br />
Fehler zu vermeiden. Die Absicherung mit<br />
traditionellen Mitteln hat halt ihre<br />
Grenzen.<br />
Sie sprechen von Montageschablonen,<br />
Farbmarkierungen oder Schulungen?<br />
Genau. Manche versuchen es auch mit<br />
Prämien, aber solche Ansätze helfen<br />
langfristig nicht weiter. Denn der Mensch<br />
ist nun mal immer eine Fehlerquelle,<br />
zumindest potenziell. Zumal die Montage<br />
zunehmend komplexer wird. Wenn viele<br />
Varianten gefertigt werden oder<br />
komplexe Bauteile, kommt es schneller<br />
zu einer Verwechslung. Wir haben<br />
Kunden mit 20 000 und mehr Varianten<br />
pro Produkt. Die kann sich kein Mensch<br />
mehr merken – und da helfen auch<br />
Farbmarkierungen nicht weiter. Außer-<br />
dem werden in allen Industriebranchen<br />
die Produktlebenszyklen kürzer. Und es<br />
gibt überall den Trend zur Individualisierung,<br />
Stichwort „Losgröße 1“. Eine solche<br />
Vielfalt und Komplexität muss man in der<br />
Fertigung aber erst mal abbilden. Mit<br />
einem Werkerassistenz-System wie<br />
unserer PivotWare gelingt das schnell<br />
und einfach.<br />
Können Sie ein Beispiel nennen, wie die<br />
Werkerassistenz in solchen Fällen<br />
unterstützt?<br />
Man kann etwa Pick-by-Light-Kästen<br />
integrieren oder die Bauteilvarianten mit<br />
unterschiedlichen Codes versehen. <strong>Der</strong><br />
Werker scannt vor der Montage die<br />
Variante, und ein Lichtsignal zeigt ihm<br />
den Materialkasten mit den passenden<br />
Schrauben an. Die Software registriert,<br />
ob er die richtige Schraube nimmt und<br />
gibt dann erst den Schrauber für die<br />
Montage frei. Wie viel Werkerassistenz<br />
eingesetzt wird, entscheidet unser Kunde<br />
bei PivotWare übrigens selbst. Das<br />
System ist modular aufgebaut. Die<br />
„Grundausstattung“ kann um fast<br />
beliebig viele Features ergänzt werden<br />
– je nachdem, wie komplex die Anforderungen<br />
sind.<br />
16 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
Gibt es neben der Qualitätssicherung und<br />
der Beherrschung von Komplexität noch<br />
andere Gründe für den Einsatz von<br />
Werkerassistenz?<br />
Ja. Manche Kunden wollen schlicht die<br />
Effizienz erhöhen, Trainings erleichtern<br />
oder einen digitalen Prozess für die<br />
Nachweisbarkeit implementieren. Andere<br />
Kunden wiederum müssen gesetzliche<br />
Vorgaben erfüllen oder haben einfach<br />
einen guten Ruf zu verlieren, wenn Fehler<br />
passieren.<br />
Wie nehmen denn die Mitarbeiter die<br />
neue Technik wahr? Und wie kommen sie<br />
damit zurecht?<br />
In der Regel sehr gut. Ein weiterer Grund<br />
für den Einsatz von Werkerassistenz ist ja,<br />
die Mitarbeiter psychisch und physisch zu<br />
entlasten, etwa von manuellen Tätigkeiten,<br />
die nicht ergonomisch sind. Oder ihnen<br />
die Verantwortung für fehlerhafte<br />
Verschraubungen zu nehmen. Dadurch<br />
sinkt die Arbeitsbelastung, auch der<br />
Krankenstand fällt in der Regel. In einigen<br />
Unternehmen gibt es sogar interne<br />
Bewerbungslisten auf die Montagearbeitsplätze<br />
mit Werkerassistenz! Das heißt, die<br />
Mitarbeiter nehmen diese Arbeitsplätze<br />
als modern und innovativ wahr. Man muss<br />
die Digitalisierung als Investition in die<br />
Zukunft des Arbeitsplatzes verstehen.<br />
Die zunehmende Automatisierung macht<br />
die Werker aber nicht überflüssig?<br />
Nein. <strong>Der</strong> Automatisierungsgrad wird in<br />
der Montage künftig zwar immer mehr<br />
zunehmen. Aber die meisten Prozesse sind<br />
viel zu komplex, als dass sie komplett<br />
automatisiert werden könnten. Sie<br />
erfordern eine Einsicht, die nur ein Mensch<br />
sichern kann.<br />
Stichwort „Effizienz“ – was kann ein<br />
Werkerassistenz-System in diesem<br />
Zusammenhang bewirken?<br />
Ich werde mit einem Assistenzsystem wie<br />
PivotWare effizienter, weil viele manuelle<br />
Schritte – und damit potenzielle Fehlerquellen<br />
– entfallen. Zum Beispiel das<br />
Erfassen von Daten oder das Heraussuchen<br />
von Informationen. Ich bringe<br />
hiermit einen Computer an einen Arbeitsplatz,<br />
der mit Geräten, Sensoren, Aktoren<br />
und Werkzeugen kommuniziert. In der<br />
klassischen Arbeitsanweisung muss der<br />
Werker vielleicht etwas nachschlagen –<br />
PivotWare zeigt es ihm ohne Zeitverzug<br />
zielgerichtet an. Er muss theoretisch nicht<br />
mal mehr das Bauteil scannen, weil ich<br />
MES- oder ERP-Systeme in meine Lösung<br />
integrieren kann. Außerdem vermeide ich<br />
Medienbrüche, die Zeit kosten und auch<br />
Ursache zahlreicher Fehler sind.<br />
PivotWare beherrscht also komplexe oder<br />
langwierige Prozesse und eine variantenreiche<br />
Fertigung. Wo unterstützt die<br />
Software sonst noch?<br />
Auch bei einfachen Prozessen kann ein<br />
solches System helfen. Etwa wenn es<br />
darum geht, die Richtigkeit einer einzelnen<br />
Verschraubung nachzuweisen. Mit unserer<br />
Assistenzlösung werden einfachste Produkte<br />
genauso montiert wie extrem komplexe<br />
Bauteile. Mit einem Werkerassistenz-<br />
System kann ich außerdem nicht nur die<br />
Qualität der Montage nachweisen, sondern<br />
meine Prozesse auch selbst optimieren,<br />
indem ich die Aufzeichnungen analysiere.<br />
Wie funktioniert diese Selbstoptimierung<br />
genau?<br />
Mit PivotWare kann ich meinen ganzen<br />
Prozess dokumentieren und habe die Möglichkeit,<br />
Geburtszertifikate auf Bauteilebene<br />
zu erstellen. Ich kann also nachweisen,<br />
welche Komponenten in einem Produkt<br />
verbaut worden sind und dass ich<br />
nach den Vorgaben gefertigt habe. Aber<br />
ich kann auch die Produktion ganzer Zeiträume<br />
quantitativ fassbar machen und so<br />
Rückschlüsse aus meinen Abläufen ziehen:<br />
Wo brauche ich besonders lange, an<br />
welcher Stelle sollte ich den Prozess überdenken<br />
oder wo muss ich den Werker<br />
noch besser unterstützen?<br />
Sie sprachen von Geburtszertifikaten auf<br />
Bauteilebene. Wird diese Art der<br />
Dokumentation häufig gefordert?<br />
Die Notwendigkeit der Dokumentation<br />
nimmt definitiv zu und betrifft nicht mehr<br />
nur die Automobilindustrie. Die Absicherung<br />
von Verschraubungen gemäß Klasse A<br />
der VDI/VDE 2862 wird auch in Zweigen<br />
der allgemeinen Industrie zunehmend<br />
gefordert. Und auch wenn nicht „Leib und<br />
Leben in Gefahr“ sind, wenn eine Verschraubung<br />
versagt, wollen Unternehmen<br />
heute nachweisen können, dass sie hervorragend<br />
gearbeitet haben. Manchen geht es<br />
darum, sich im Zweifelsfall gegen Reklamationen<br />
wehren zu können, für andere ist es<br />
der Imagegewinn. Auch Rückrufaktionen<br />
werden deutlich leichter und effizienter.<br />
Und die Dokumentation über PivotWare ist<br />
übrigens auch ein Pluspunkt, wenn die<br />
Fertigung auditiert wird.<br />
Wie lange dauert es denn erfahrungsgemäß,<br />
bis eine Werkerassistenz<br />
implementiert ist?<br />
Das ist sehr unterschiedlich. Wir sind von<br />
sechs Wochen bis anderthalb Jahre mit<br />
den Unternehmen im Austausch. Wir<br />
unterstützen unsere Kunden von der<br />
ersten Anfrage über die Projektierung bis<br />
zur Umsetzung. Manche Kunden wollen<br />
zunächst mit einem Piloten starten, um<br />
Erfahrungen zu sammeln. Wir sind dafür,<br />
weil es für sie einfacher ist, nach einer<br />
Schulung das System selbst auszuprobieren.<br />
<strong>Der</strong> Kunde kann selbst Prozesse<br />
einrichten, ändern, neue Varianten<br />
anlegen – und erfährt, wie leicht das geht.<br />
Mit dieser einen Station wird das<br />
Universum der Werkerassistenz begreifbar,<br />
sodass er das System nach und nach<br />
bedarfsgerecht in seiner Fertigung<br />
einführen kann. Hierfür bieten wir alle<br />
Tools, die er braucht: Schrauber, Software,<br />
Displays … Und natürlich betten wir das<br />
alles in maßgeschneiderte Trainings und<br />
umfassenden Service ein.<br />
Bilder: Desoutter<br />
www.desoutter.de<br />
Komponenten für die Smart Factory<br />
1914 in Frankreich gegründet, ist Desoutter heute einer<br />
der weltweit führenden Anbieter von Industriewerkzeugen,<br />
Montagelösungen und Dienstleistungen für<br />
die Automobil- und Offroadindustrie, die Luft- und<br />
Raumfahrtindustrie sowie den allgemeinen Maschinen-<br />
und Anlagenbau. Industrie 4.0 ist bei Desoutter<br />
nicht nur ein Schlagwort: Von ausgereifter Soft- und<br />
Hardware für eine intuitive Werkerassistenz bis hin zur<br />
umfassenden Prozesssteuerung erhalten Anwender<br />
hier alle Komponenten für ihre Smart Factory aus einer<br />
Hand.<br />
www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 17
MONTAGE- UND HANDHABUNGSTECHNIK<br />
www.scansonic.de<br />
20 Jahre innovative Laserbearbeitungsoptiken<br />
Vor 20 Jahren gründete Maschinenbauingenieur Igor Haschke die Scansonic GmbH. <strong>Der</strong> erste Kunde<br />
war gleich ein Schwergewicht: Für Volkswagen entwickelte das Start-up in Rekordzeit eine völlig neuartige<br />
Bearbeitungsoptik für das präzise Löten von Karosserien mit Laser – zu der Zeit noch ein relativ<br />
neues Werkzeug in der Produktion. Mit ihrer taktilen Nahtführung setzen die ALO-Modelle (Adaptive<br />
Laseroptik) bis heute Standards in der Industrie und speziell im automobilen Karosseriebau.<br />
Rund 3 300 Optiken der ALO-Reihe wurden bisher ausgeliefert. Die Anwender schätzen vor allem die<br />
perfekte Nahtqualität, die teure Nachbearbeitung überflüssig macht und Designern größere Gestaltungsspielräume<br />
eröffnet. Nach und nach wurde das Sortiment ergänzt um vielfältig konfigurierbare<br />
Bearbeitungsoptiken für das Laserschweißen, -härten und -schneiden sowie um optische Sensorik.<br />
Ein aktueller Schwerpunkt sind Anwendungen u. a. in der Elektromobilität. So sorgt zum Beispiel die<br />
RLW-S für punktgenaues Remoteschweißen von Kupfer-Hairpins, die ALO4 für crashsichere Nähte<br />
von Batteriekästen in Elektroautos.<br />
Das 2002 eingerichtete Laserlabor von Scansonic wurde mittlerweile zu einem der größten Laserapplikationszentren<br />
weltweit ausgebaut. Hier entsteht Prozess-Know-how, hier werden neue Optiken<br />
auf Herz und Nieren geprüft sowie hochmoderne Applikationen und Fertigungsansätze gemeinsam<br />
mit Kunden entwickelt und getestet.<br />
Am Standort Berlin arbeiten heute bei Scansonic rund 120 Mitarbeiter in Entwicklung, Produktion<br />
und Vertrieb. „Unsere agile Arbeitsweise aus den Anfangstagen haben wir uns bis heute erhalten“, erklärt<br />
Gründer und heutiger Gesellschafter Igor Haschke. „Wir verstehen uns hierbei als Entwicklungspartner<br />
an der Seite unserer Kunden“, ergänzt Geschäftsführer Dr. Florian Albert.<br />
Intuitive Roboterprogrammierung<br />
Wizard Easy Programming ist eine grafische Programmiermethode,<br />
die es Nutzern ermöglicht, Anwendungsprogramme für<br />
den kollaborativen Single-arm YuMi-Roboter von ABB zu<br />
erstellen. Die neue Programmiersoftware basiert auf Blockly,<br />
einem visuellen Open-Source-Editor, der Programmiersprachen<br />
bzw. den Code als verzahnte, grafische Blöcke darstellt. Dank<br />
dieses vereinfachten Ansatzes können Anwender mit Hilfe von<br />
Wizard den Single-arm YuMi-Roboter auch ohne Kenntnisse<br />
einer Programmiersprache programmieren: einfach per „Drag &<br />
Drop“ Funktionen auf das FlexPendant ziehen, das Ergebnis<br />
sofort begutachten und die<br />
Roboter-Aktionen innerhalb von<br />
Sekunden anpassen. In Kombination<br />
mit Lead-Through-Programming<br />
macht Wizard die Bedienung<br />
des Single-arm YuMi-Roboters so<br />
intuitiv wie nie zuvor.<br />
www.abb.com<br />
Kabelloser Werkzeugsender zur präzisen<br />
Positionsbestimmung<br />
In Montageprozessen spielt nachweisbare Qualität eine immer<br />
wichtigere Rolle. Für zahlreiche Applikationen ist die präzise<br />
Position handgeführter Werkzeuge zur Qualitätssicherung relevant.<br />
In diesen Anwendungen kommt das Assistenz- und Positionserkennungssystem<br />
„Local Positioning System“ (LPS) von<br />
Sarissa erfolgreich zum Einsatz, denn es ermittelt die Raumkoordinaten<br />
von sich frei im Raum bewegenden Werkzeugen. <strong>Der</strong> neue<br />
Werkzeugsender „Smart Wireless Triplet“ tritt jetzt mit einem<br />
smarteren Design und zahlreichen neuen Features auf.<br />
Mit lediglich 34 g ist der Sender ein Leichtgewicht. Er ist für unterschiedlichste<br />
Werkzeuge geeignet und unabhängig vom Werkzeughersteller<br />
verwendbar. Eine<br />
kompakte Schnellspannhalterung<br />
gewährleistet das schnelle<br />
Fixieren an nahezu jedem<br />
Werkzeug. Geladen wird über<br />
ein USB-C-Kabel in lediglich<br />
zwei Stunden. In geladenem<br />
Zustand hat das Smart<br />
Wireless Triplet eine Laufzeit<br />
von bis zu 12 Stunden.<br />
Im Zusammenspiel mit einer leistungsfähigen Software bestimmt<br />
das Smart Wireless Triplet die millimetergenaue Positionserkennung<br />
der Werkzeugspitze. Die Position jeder Werkzeugart wie z.B.<br />
von Schraubwerkzeugen, Klebstoff- oder Fettspendern, Schweißzangen,<br />
Stanzwerkzeugen, Drehmomentschlüsseln oder Spezialwerkzeugen<br />
kann abgesichert werden. Fehler durch falsche Positionierungen,<br />
inkorrekte Arbeitsschrittfolgen oder eine zu kurze<br />
oder zu lange Verweilzeit an einer Position werden durch das LPS<br />
zuverlässig verhindert.<br />
Das System ist als flexibel verwendbares Assistenzsystem mit<br />
Werkerführung oder als reiner 3D-Koordinatenlieferant für die<br />
Automatisierungstechnik verfügbar.<br />
www.sarissa.de
Kompakter elektromechanischer Aktuator für<br />
Punktschweiß-Anwendungen<br />
Mit der CEMC-Serie hat Ewellix einen sehr kompakten elektromechanischen Aktuator<br />
für Punktschweiß-Anwendungen in der Automobilindustrie entwickelt. Mit dieser<br />
Komponente mit invertierter Rollengewindespindel unterstützt der Lineartechnik-<br />
Spezialist Automobilhersteller bei der Entwicklung von IoT-fähigen Schweißanlagen und<br />
bietet ihnen jetzt noch mehr Flexibilität,<br />
Produktivität und Kostenvorteile. Die<br />
CEMC-Serie ist robust und langlebig:<br />
20 Millionen Punktschweißvorgänge sind<br />
mit ihnen möglich. Die neuen Aktuatoren<br />
verfügen über einen Satz eingebauter<br />
Sensoren, die auftretende Kräfte sehr<br />
genau messen. So können Anwender<br />
sichergehen, dass die Schweißzange stets die optimale Kraft aufbringt, um hochwertige<br />
Schweißpunkte zu setzen. Durch die flexiblen Befestigungsmöglichkeiten für Front- und<br />
Rückplatten, Zapfen und Hinterachsaufsätze haben Anwender die Wahl zwischen 336<br />
verschiedenen Kombinationen. Damit kann jeder Kunde den passenden Aktuator für<br />
seine Anwendung zusammenstellen.<br />
www.ewellix.com<br />
Fertigen, montieren, verpacken, palettieren:<br />
mehr Effizienz durch Vollautomatisierung<br />
Eine Automatisierungsanlage spart Zeit und<br />
Kosten. fischer Sondermaschinenbau kann<br />
durch seine jahrzehntelange Erfahrung auf<br />
unterschiedliche Konzepte zurückgreifen, die<br />
schnell zu einer fertigen Lösung umgesetzt<br />
werden können. Beispielsweise lieferte das<br />
Unternehmen Anlagen, die pharmazeutische<br />
Produkte unter Sauberraumbedingungen<br />
herstellen. Dabei wird ein zylindrisches<br />
Gebinde montiert und direkt in einen Karton<br />
gepackt. Durch die automatischen Palettierprogramme erkennt die Maschine die<br />
jeweilige Größe und sortiert die Produkte in die jeweilige vorgesehene Verpackung. Die<br />
Anlage verpackt autonom viele Kartons nacheinander. Daten werden von der Anlage an<br />
das Betriebsdatenerfassungssystem geliefert, das als Schnittstelle dient und Aussagen<br />
zur OEE liefert. Ein Service Router ermöglicht eine schnelle Unterstützung ohne Vor-Ort-<br />
Service und eine höhere Verfügbarkeit der Maschine.<br />
WIR MACHEN<br />
IHRE MASCHINE<br />
SICHER<br />
Die neue Safety Fieldbox<br />
n Für die einfache „Plug & Play“-<br />
Installation von bis zu 8 Sicherheitsschaltern<br />
oder -zuhaltungen<br />
n Universelle M12-Gerätesteckplätze,<br />
8-polig<br />
n PROFINET / PROFIsafe-Feldbusschnittstelle<br />
n Optimale Prozesstransparenz durch<br />
Übertragung aller Diagnosesignale<br />
www.schmersal.com<br />
www.fischer.group<br />
Roboter lernen sehen<br />
OnRobot bringt sein erstes Bildverarbeitungssystem auf den Markt: „Eyes“ ermöglicht<br />
den Roboterarmen aller gängigen Hersteller eine optische Teileerkennung und Tiefenwahrnehmung<br />
in 2,5D. Das bedeutet, dass das System neben Länge und Breite zu einem<br />
gewissen Grad auch die Höhe von Werkstücken abbildet. Dabei ist es einfach zu bedienen<br />
und lässt sich leicht in bestehende Applikationen<br />
integrieren. Eyes eignet sich ideal, um Werkstücke zu sortieren<br />
oder CNC-Maschinen zu bestücken. Auch bei anderen<br />
Pick-and-Place-Anwendungen, für die Orientierung eine<br />
wichtige Voraussetzung darstellt, ist das System von Vorteil<br />
– etwa bei der Palettierung. Das System lässt sich sowohl am<br />
Gelenk des Roboterarms als auch an anderer Stelle im Raum<br />
anbringen. Wo die Anwendung am besten zu montieren ist,<br />
hängt von der jeweiligen Applikation ab.<br />
www.onrobot.com/de
FERTIGUNGSTECHNIK<br />
Zukunftsszenarien<br />
Die Werkzeugmaschinen-Welt<br />
im Jahr 2040<br />
20 Jahre in die Zukunft zu schauen, ist aufgrund der rasanten<br />
Innovationsprozesse kaum verlässlich möglich. Aber wagen wir<br />
ein Experiment! Zwölf Thesen zur Zukunftsentwicklung der<br />
Werkzeugmaschinen-Welt mit Blick auf Menschen, Maschinen<br />
und Märkte – erarbeitet von einem Expertenkreis des VDW.<br />
20 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
RUBRIZIERUNGSEBEBE 2 I RUBRIZIERUNGSEBENE<br />
1. Heutige Barrieren in der Kommunikation<br />
zwischen Mensch und<br />
Maschinen sind überwunden.<br />
Sprach- und Gestenbedienung sowie<br />
maschinelle Synchronübersetzung<br />
sind etabliert.<br />
2. Multisensorische Rückkopplungen<br />
erlauben in Kombination mit Virtual<br />
Reality die Ausführung schwieriger<br />
und komplexer Tätigkeiten auch über<br />
große Distanzen hinweg. Auch die<br />
Facharbeiterausbildung bedient sich<br />
dieser Methoden, und es existieren<br />
erste Lösungen zur künstlichen<br />
Erweiterung unserer kognitiven<br />
Fähigkeiten.<br />
3. Bildungsavatare bündeln branchenübergreifendes<br />
Erfahrungswissen<br />
und stellen es situativ zur Verfügung.<br />
In Kombination mit Methoden der<br />
künstlichen Intelligenz entstehen neue<br />
Kompetenzprofile.<br />
4. Akademische Ausbildung ist<br />
ortsunabhängig verfügbar. <strong>Der</strong>en<br />
Qualität ist nicht länger vom Standort<br />
bestimmt und es sind neue Zentren<br />
des Wissens auch in Regionen mit<br />
geringer Industrialisierung und<br />
Forschungshistorie entstanden.<br />
Lebensqualität ist das Auswahlkriterium<br />
geworden.<br />
5. Begrenzungen früherer Steuerungsarchitekturen<br />
haben sich<br />
aufgelöst. Rechenleistung ist ohne<br />
Limit verfügbar. Die Steuerungstechnik<br />
basiert auf offenen Plattformen, auf<br />
denen Maschinenfunktionen als<br />
konkurrierende »Apps« gehandelt<br />
werden.<br />
6. Fertigungsprozesse werden über<br />
selbst-optimierende Regelkreise auf<br />
Basis omnipräsenter Sensorik vom<br />
ersten Teil an am Optimum gefahren.<br />
Dabei wird auf den Erfahrungshorizont<br />
einer gesamten Maschinen-Community<br />
zurückgegriffen.<br />
7. Generative Fertigungsverfahren<br />
ermöglichen eine Produktion von Teilen<br />
am Ort des Bedarfs, just-in-time. Aus<br />
dem gewerblich/industriellen Bereich<br />
sind sie nicht mehr wegzudenken.<br />
8. Humanoide Roboter und Assistenzsysteme<br />
sind Commodity und darüber<br />
zum Kernprodukt des Maschinenbaus<br />
geworden. Sie unterstützen in 50 % der<br />
Unternehmen als Co-Worker den<br />
Menschen oder führen eigenständige<br />
Aufträge mit eingeschränkt flexiblen<br />
Entscheidungskompetenzen aus.<br />
9. Technologiebeherrschung und<br />
Intralogistik sind für die Hersteller von<br />
Produktionssystemen zu den entscheidenden<br />
Erfolgsfaktoren geworden. Die<br />
Entwicklung der Systeme steht im<br />
Vordergrund. Produktion und Montage<br />
bleiben nicht zwingender Teil des<br />
Geschäftsmodells.<br />
10. Es besteht eine »Share Economy«<br />
mittelständischer Hersteller für<br />
Produktion, Montage und Service, um<br />
die internationale Marktpräsenz zu<br />
verstärken.<br />
11. Erwerb von Produktionsmitteln<br />
tritt in den Hintergrund. Freie Produktionskapazitäten<br />
werden am Markt<br />
gehandelt. Kollaborationsplattformen<br />
lassen Unternehmensgrenzen durchlässig<br />
werden, und Produktionsaufträge<br />
werden in erheblichem Umfang<br />
automatisiert über Internet-Broker<br />
gehandelt.<br />
12. Die einzelne Werkzeugmaschine<br />
hat an Bedeutung verloren. Die Einbindung<br />
in das Ecosystem der Kunden ist<br />
in den Vordergrund gerückt. Selbst<br />
komplexe Produktionssysteme können<br />
online konfiguriert und geordert<br />
werden.<br />
Bilder: Adobe Stock/panuwat/xiaoliangge/<br />
chiradech; Deutsche Messe<br />
www.vdw.de<br />
www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 21
FERTIGUNGSTECHNIK<br />
Einschneidende Entwicklungen<br />
Metallsägetechnik im Wandel der Zeit<br />
1947 erfindet Paul Stolzer die<br />
Bügelsägemaschine und legt damit<br />
den Grundstein für die Zukunft des<br />
Unternehmens als moderner<br />
Werkzeugmaschinenhersteller<br />
<strong>Der</strong> Hochleistungs-Kreissägeautomat<br />
KASTOspeed erhielt 2004 den begehrten<br />
Red Dot Design Award<br />
Die 1999 eingeführte Baureihe KASTOtec<br />
ist bis heute beliebt und wird kontinuierlich<br />
weiterentwickelt und optimiert<br />
Die Sägetechnik ist seit jeher<br />
zentrales Geschäftsfeld von Kasto<br />
Maschinenbau und bildet heute<br />
– neben der Lagertechnik für<br />
Metall-Langgut - eines der beiden<br />
Standbeine des Unternehmens. Die<br />
175-jährige Firmengeschichte ist<br />
geprägt von zahlreichen Innovationen<br />
und Entwicklungen rund um<br />
das Sägen von Metall, mit denen<br />
sich Kasto eine markt- und<br />
technologieführende Position<br />
erarbeitet hat.<br />
K<br />
asto-Firmengründer Karl Stolzer erkannte<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts, dass<br />
viele Betriebe in der Region Bedarf an leistungsfähiger<br />
Sägetechnik hatten. <strong>Der</strong> Zimmermann<br />
widmete sich deshalb unter anderem<br />
der Herstellung von Sägemühlen und<br />
Sägewerken – damals noch zum Bearbeiten<br />
von Holz und betrieben mit Wasserkraft. Mit<br />
der Zeit kamen Walzenvollgatter und weitere<br />
Sägewerksausstattungen hinzu, die von<br />
Karl Stolzer und später von seinen Nachfahren<br />
stetig weiterentwickelt wurden. Es waren<br />
schließlich Stolzers Urenkel Friedrich<br />
und Paul, die sich mit dem Unternehmen<br />
rund 100 Jahre später verstärkt auf das Sägen<br />
von Metall fokussierten.<br />
Das Jahr 1947 markierte einen Wendepunkt<br />
in der Geschichte von Kasto: Paul<br />
Stolzer erfand die Bügelsägemaschine und<br />
legte damit den Grundstein für die Zukunft<br />
des Unternehmens als moderner Werkzeugmaschinenhersteller.<br />
Bügelsägen, bei<br />
denen das Sägeblatt in einen U-förmigen<br />
Bügel eingespannt ist, wurden bis dahin<br />
ausschließlich mühsam von Hand bedient.<br />
Im Vergleich stellte die maschinell betriebene<br />
Säge für viele Unternehmen eine<br />
Sägemaschinen sind heute Hightech-Lösungen, die sich mühelos<br />
in einen digital gesteuerten Materialfluss integrieren lassen<br />
deutliche Erleichterung und Leistungssteigerung<br />
dar. 1952 präsentierte Kasto auf der<br />
Hannover Messe erstmals eine Metallbügelsäge<br />
mit dem patentierten Verfahren der<br />
bogenförmig stoßenden Schnittbewegung<br />
– und feierte damit einen weltweiten Erfolg.<br />
Alle drei Sägeverfahren im<br />
Portfolio<br />
In den folgenden Jahren wurde jedoch<br />
deutlich, dass neue Materialien und steigende<br />
Stückzahlanforderungen auch andere<br />
Sägeverfahren benötigen. 1965 begann<br />
Kasto deshalb mit der Produktion von<br />
Kreissägemaschinen. Zehn Jahre später,<br />
nach der Markteinführung des Bi-Metall-<br />
Sägebandes, erweiterte die erste Bandsäge<br />
das Portfolio.<br />
Heute bietet das Unternehmen als einer<br />
von wenigen Herstellern von Metallsägemaschinen<br />
dem Anwender alle drei Sägeverfahren<br />
und hat in jedem Segment ein<br />
umfangreiches Lieferprogramm. Dieses<br />
reicht von kleinen Handmaschinen für<br />
Werkstätten bis zu Hochleistungs-Bandsägemaschinen<br />
zur industriellen Bearbeitung<br />
von großen Blöcken und Platten. Weltweit<br />
hat Kasto mittlerweile bereits mehr als<br />
140 000 Sägemaschinen geliefert und<br />
nimmt mit rund 170 Patenten auch beim<br />
Thema Innovation eine Vorreiterrolle ein.<br />
Mit innovativen Produktneuheiten und<br />
Funktionen schafft es Kasto immer wieder,<br />
die Welt des Metallsägens von Grund auf zu<br />
verändern und Anwender zu begeistern.<br />
Ein Meilenstein ist beispielsweise die im<br />
Jahr 1999 erstmals produzierte KASTOtec:<br />
Die vollautomatische Bandsäge überzeugt<br />
durch eine hohe Zerspanungsleistung und<br />
geringe Nebenzeiten und ist daher für die<br />
wirtschaftliche Produktion großer Stückzahlen<br />
bestens geeignet.<br />
Die Baureihe ist bis heute beliebt und<br />
wird von Kasto kontinuierlich weiterentwickelt<br />
und optimiert. Erst kürzlich hat das<br />
Unternehmen eine umfassend überarbeitete<br />
Version der KASTOtec vorgestellt, bei der<br />
der optimale Einsatz von Hartmetall-Sägebändern<br />
im Fokus liegt. Damit lässt sich<br />
auch bei schwer zu zerspanenden Werkstoffen<br />
wie Titan, Hastelloy oder Inconel eine<br />
hohe Sägeleistung erzielen.<br />
Ein durchschlagender Erfolg ist auch<br />
die 2014 vorgestellte Baureihe KASTOwin:<br />
22 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
Mit der Roboter-Anbindung KASTOsort<br />
können die Entnahme der Sägeabschnitte<br />
und zahlreiche weitere Aufgaben<br />
automatisiert werden<br />
2014 präsentierte Kasto erstmals die universelle Bandsäge-Baureihe KASTOwin –<br />
ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens<br />
Die Bandsägen dieser Serie decken ein<br />
überaus breites Anwendungsspektrum ab<br />
und sind in verschiedenen Größen und<br />
speziellen Varianten für besondere Anforderungen<br />
erhältlich.<br />
Seit 2018 ist das Unternehmen mit der<br />
KASTOmiwin (das Kürzel „mi“ steht hier für<br />
miter, engl. für Gehrung) auch auf dem Gebiet<br />
der zweisäulengeführten Gehrungsbandsägen<br />
aktiv: Die Serie ist für Ablängund<br />
Gehrungsschnitte zwischen -45 und<br />
+60 Grad geeignet, für Zuschnitte im Stahlbau,<br />
Stahlhandel, Anlagenbau sowie im<br />
Sondermaschinenbau konzipiert und als<br />
halb- sowie vollautomatische Ausführung<br />
verfügbar. Bei den Kreissägen ist es unter<br />
anderem die vollautomatische KASTOvariospeed,<br />
die sich bei Anwendern großer<br />
Beliebtheit erfreut. Sie ist für geringe bis<br />
mittlere Auftragslosgrößen ausgelegt, eignet<br />
sich für einen mannlosen Betrieb, insbesondere<br />
im Zusammenspiel mit einem<br />
Sägezentrum KASTOcenter, und kann flexibel<br />
unterschiedliche Werkstoffe bearbeiten.<br />
Seit Herbst 2019 ist die KASTOvariospeed<br />
auch mit einem größeren Schnittbereich<br />
von 180 mm erhältlich.<br />
Mit modernen Technologien fit<br />
für die Zukunft<br />
Für seine herausragenden Leistungen bei<br />
der Produktentwicklung wurde Kasto mit<br />
zahlreichen Preisen ausgezeichnet – darunter<br />
z. B. der begehrte Red Dot Design Award<br />
oder der AMB Award der internationalen<br />
Ausstellung für Metallbearbeitung.<br />
Aktuelle Trends von Industrie 4.0 wie Digitalisierung<br />
und Vernetzung, additive Fertigung<br />
oder Augmented Reality greift Kasto<br />
frühzeitig auf und lässt sie in die Entstehung<br />
neuer Produkte einfließen. Die Sägemaschinen<br />
sind heutzutage Hightech-<br />
Lösungen, die sich mühelos in einen einheitlichen<br />
und digital gesteuerten Materialfluss<br />
integrieren lassen. Dabei unterstützen<br />
auch Software-Lösungen wie das Schnittoptimierungstool<br />
KASTOoptisaw, das auf<br />
Basis verschiedener Parameter zeit- und<br />
materialeffiziente Schnittpläne berechnet.<br />
Mit der KASTOapp können Anwender per<br />
Smartphone oder Tablet jederzeit und von<br />
überall den Status ihrer Sägemaschinen abfragen,<br />
überwachen und im Bedarfsfall besonders<br />
schnell reagieren. Das ermöglicht<br />
eine hohe Verfügbarkeit und minimale Stillstandzeiten.<br />
Bei der Bedienung achtet Kasto darauf,<br />
dass möglichst wenige Eingaben erforderlich<br />
sind – das erhöht den Komfort für den<br />
Anwender und hilft, Fehler zu vermeiden.<br />
Die Sägeprozesse justieren und korrigieren<br />
sich weitgehend selbst. Benutzer können<br />
Maschinendaten erfassen und online auswerten,<br />
um Abläufe und Standzeiten zu optimieren.<br />
Auf der Materialzu- und -abfuhrseite stehen<br />
umfangreiche Automatisierungsmöglichkeiten<br />
zur Verfügung – sowohl durch die<br />
Anbindung an automatische Lagersysteme<br />
als auch mithilfe von Industrierobotern. Damit<br />
können vom Einlagern des Rohmaterials<br />
bis zur Kommissionierung der fertigen Abschnitte<br />
sämtliche Arbeitsschritte abgedeckt<br />
werden. Das sorgt für eine leistungsfähige,<br />
effiziente, flexible und fehlerarme Fertigung<br />
und macht die Kasto-Sägen fit für die intelligente<br />
und vernetzte Produktion der Zukunft.<br />
Bilder: Kasto<br />
www.kasto.com<br />
Zukunftsthema:<br />
Effizienter dank Roboter-Anbindung<br />
Die Roboter-Anbindung KASTOsort ist eine zukunftsorientierte Lösung, mit der<br />
sich dem Sägevorgang vor- und nachgelagerte Fertigungsprozesse automatisieren<br />
und gemeinsam in einen einheitlich gesteuerten Materialfluss integrieren lassen.<br />
Industrieroboter können die Sägeabschnitte selbstständig entnehmen und zahlreiche<br />
weitere Aufgaben übernehmen. Mit einem Behältermanagement oder fahrerlosen<br />
Transportsystemen lässt sich die Roboter-Säge-Lösung weiter verketten.<br />
Kasto integriert die Robotersteuerung je nach Bedarf des Kunden in die Sägesteuerung,<br />
das WMS KASTOlogic oder in ein bestehendes ERP-System. <strong>Der</strong> Anwender<br />
kann damit auch diesen Arbeitsschritt über eine zentrale Schnittstelle steuern<br />
und überwachen und profitiert von einer optimal abgestimmten Prozesskette.<br />
www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 23
FERTIGUNGSTECHNIK<br />
Sinumerik – 60 Jahre CNC<br />
Vom Lochstreifen zum digitalen Zwilling<br />
Ohne Werkzeugmaschinen und<br />
ohne CNC sähe das moderne Leben<br />
sicherlich anders aus. In ihrer nun<br />
sechzigjährigen Geschichte haben<br />
die Sinumerik-Steuerungen die<br />
Welt der Produktion tiefgreifend<br />
verändert. Ob bei der Produktion<br />
von Zahnbürsten, von Smartphones<br />
oder von Autos und Gitarren<br />
– überall sind Werkzeugmaschinen<br />
und mit ihnen CNCs beteiligt. Ihre<br />
Geschichte ist geprägt von<br />
Innovationen.<br />
Ein gleichmäßig surrendes Werkzeug, fliegende<br />
Späne und blankpoliertes Metall<br />
– die Arbeit einer Werkzeugmaschine hat<br />
eine schlichte Schönheit. Schicht für<br />
Schicht wird Material abgetragen, bis ein<br />
perfektes Werkstück entsteht. Wieder und<br />
wieder und wieder. Das digitale Gehirn der<br />
Maschine ist die CNC (Computerized Numerical<br />
Control), die den Produktionsvorgang<br />
– sei es nun Schleifen, Drehen, Fräsen,<br />
Bohren oder auch die additive Fertigung –<br />
steuert. Seit inzwischen sechzig Jahren leisten<br />
Steuerungen von Siemens auf der ganzen<br />
Welt ihren Dienst. In dieser Zeit haben<br />
sie sich stetig weiterentwickelt. Wurde die<br />
erste NC von Siemens noch mit Lochstreifen<br />
gefüttert, so ist die Bedienung mittels<br />
Touchpanel heute Standard. Und mit der<br />
neuesten Steuerungsgeneration Sinumerik<br />
One entstand die erste vollständig digitale<br />
Werkzeugmaschinensteuerung, mit der<br />
Herstellungs- und Produktionsprozesse mit<br />
Hilfe des digitalen Zwillings komplett digitalisiert<br />
und optimiert werden.<br />
Von der ersten NC zur<br />
„digital native CNC“<br />
Ihren Ursprung hat die Erfolgsgeschichte der<br />
Sinumerik im Jahr 1960. Nach intensiver Entwicklungsarbeit<br />
der Ingenieure Dr. Werner<br />
Feist und Paul Volk wurde die erste NC von<br />
Siemens auf der heute als EMO bekannten<br />
Werkzeugmaschinenausstellung vorgestellt.<br />
In mehreren Pilotmaschinen konnten die Besucher<br />
der Ausstellung die Steuerung bestaunen,<br />
die mittels Relaistechnik die Punkt- und<br />
Streckensteuerung von Maschinen und damit<br />
Bearbeitungstechniken wie Drehen, Fräsen,<br />
Schleifen und Nibbeln ermöglichte. Die NC<br />
zeigte bereits damals das Potenzial einer automatisierten<br />
Steuerung von Werkzeugmaschinen,<br />
auch wenn sie mit ihrer Größe eher einem<br />
Schaltschrank ähnelte.<br />
Während die Entwicklung von Werkzeugmaschinen<br />
damals von Erfahrung und Prototypenbau<br />
geprägt war, finden Design, Entwicklung<br />
und Engineering heute virtuell<br />
statt. So wartet die Steuerung Sinumerik<br />
One mit Softwarepaketen zur Erstellung der<br />
digitalen Zwillinge für Engineering und Produktion<br />
auf. Damit können Maschinenhersteller<br />
ihre Maschinen mit dem digitalen<br />
Zwilling im Virtuellen entwickeln und testen,<br />
lange bevor die reale Maschine gebaut<br />
wird. „<strong>Der</strong> digitale Zwilling bietet Maschi-<br />
nenherstellern die Möglichkeit, die Entwicklung<br />
der Maschine völlig neu zu denken.<br />
Von der ersten Idee über das Konzept<br />
bis hin zur ersten Inbetriebnahme können<br />
sie alles an der digitalen Maschine machen“,<br />
erklärt Nils Brüdigam, Projektleiter der<br />
Sinumerik One. Auch Maschinenbetreiber<br />
profitieren vom digitalen Zwilling. Sie können<br />
CNC-Programme zunächst offline in<br />
der Arbeitsvorbereitung erstellen und verifizieren<br />
und anschließend auf die reale Steuerung<br />
übertragen. Rüstvorgänge werden vorab<br />
optimiert und das Risiko von Kollisionen<br />
beim Einfahren neuer Teile minimiert. Das<br />
beste Beispiel dafür, dass die Entwicklung<br />
mit einem digitalen Zwilling funktioniert, ist<br />
die Sinumerik One selbst. Sie ist ein echter<br />
digital Native. Lange bevor die erste Hardware<br />
gebaut wurde, wurde die CNC virtuell<br />
entwickelt, getestet und optimiert.<br />
Apple I oder Sinumerik System 7<br />
Von der ersten NC bis zur „digital native<br />
CNC“ war es ein langer Weg. Zunächst musste<br />
die NC zur CNC, also zur Computerized<br />
Numerical Control werden. <strong>Der</strong> Siegeszug<br />
der Transistoren und die breitere Verfügbarkeit<br />
von Mikroprozessoren in den Siebzigern<br />
veränderte die Welt der NCs und machte diese<br />
Entwicklung möglich. Schon 1973 führte<br />
Siemens die mit einem Minicomputer ausgestattete<br />
Sinumerik 500C ein, die auf Drehund<br />
Fräsanwendungen spezialisiert war.<br />
Autor: Thomas Kiessling, Presse-Volontär,<br />
Siemens Digital Industries und Anna Mann,<br />
Marketing Manager, Siemens<br />
24 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
Schließlich wurde 1976 nicht nur der erste<br />
Personal Computer Apple I vorgestellt, sondern<br />
auch die Sinumerik System 7, die erste<br />
CNC mit Mikroprozessor und Halbleiterspeicher.<br />
Und nur drei Jahre später erschien mit<br />
Sinumerik System 8 eine mehrkanalfähige<br />
CNC mit integrierter SPS. Dank der Mikroprozessoren<br />
frei programmierbar, waren<br />
CNCs deutlich flexibler als die klassischen<br />
NCs und lösten diese bald ab.<br />
Speicherprogrammierbare Steuerungen<br />
(SPS) und Mikroprozessoren finden sich<br />
auch heute noch in CNCs wieder. So ist mit<br />
der Simatic S7-1500 in der Steuerung Sinumerik<br />
One eine der leistungsfähigsten PLCs<br />
der Welt verbaut. Und dank eines NC-Kerns<br />
mit Multi-Core-Technologie werden Bearbeitungsaufgaben<br />
sogar auf mehrere Rechnerkerne<br />
verteilt. „Gerade im rechenintensiven<br />
Formenbau stellen wir Maschinenbauern<br />
und Maschinenanwendern durch<br />
die neue Hard- und Softwarearchitektur<br />
nochmal eine höhere Performance zur Verfügung“,<br />
erklärt Brüdigam. Die Basis für das<br />
Engineering der Sinumerik One bildet das<br />
TIA-Portal. Dort wird die CNC mit durchgängigen<br />
und automatisierten Workflows<br />
projektiert, was optimales Engineering und<br />
zuverlässige Inbetriebnahmen ermöglicht.<br />
Offenheit und Safety Integrated<br />
als neues Konzept<br />
Den nächsten Meilenstein in der Geschichte<br />
der CNC präsentierte Siemens 1981 mit Sinumerik<br />
System 3. Die Steuerung erschien<br />
erstmals mit Bildschirm und Grafikfunktion.<br />
Was heute selbstverständlich scheint, veränderte<br />
damals die Produktion. <strong>Der</strong> Bildschirm<br />
und die Grafikfunktionen ermöglichten<br />
nicht nur eine neue, einfachere Bedienung.<br />
Sie waren auch die Voraussetzung für<br />
das Prinzip der „Offenheit“, mit dem Siemens<br />
seither die Welt der Werkzeugmaschinen<br />
prägt. Mit einem offenen Human Machine<br />
Interface (HMI) ermöglichte Siemens den<br />
Maschinenherstellern, eigene Bedienoberflä-<br />
01 Nach der ersten „labormäßigen“<br />
öffentlichen Präsentation einer NC-Steuerung<br />
von Siemens im Herbst 1960 kommt 1964 die<br />
erste „Sinumerik“ auf den Markt<br />
chen zu projektieren. Und mit dem offenen<br />
NC-Kern konnten Maschinenbauer einige<br />
Jahre später auch eigene Softwarekomponenten<br />
in die CNC einbringen. Ab Mitte der<br />
90er-Jahre bot Siemens schließlich mit Sinumerik<br />
Safety Integrated eine CNC-integrierte<br />
Sicherheitslösung an und ermöglicht damit<br />
seither die einfache, schnelle und zuverlässige<br />
Umsetzung von Safety im Bereich der<br />
Werkzeugmaschinen.<br />
Noch heute ist der sichere Betrieb von<br />
Werkzeugmaschinen ein wichtiger Aspekt<br />
im Maschinenbau. Und noch immer heißt<br />
der Siemens-Standard Safety Integrated.<br />
Das antriebsbasierte Sicherheitskonzept,<br />
das bei Sinumerik One zum Einsatz kommt,<br />
vereinfacht die Entwicklung und Anwendung<br />
von Programmen, die den sicheren<br />
Betrieb der Maschine gewährleisten.<br />
EIN ECHTER DIGITAL<br />
NATIVE IM HIER UND JETZT<br />
Eine unglaublich spannende Geschichte und<br />
Entwicklung verbindet die erste Sinumerik mit der<br />
heutigen Steuerungsgeneration Sinumerik One.<br />
Und man kann wirklich sagen: Sie bewegt die Welt.<br />
Sie steuert Werkzeugmaschinen jeder Größe und<br />
ist zur Highend-Lösung für komplexeste Aufgaben<br />
geworden. Und ich bin mir sicher, die Geschichte ist<br />
noch lange nicht zu Ende erzählt.<br />
NICOLE STEINICKE, Chefredakteurin<br />
02 Die Bedienoberfläche einer Sinumerik<br />
System 500; in dieser Reihe präsentiert<br />
Siemens 1973 ein erstes Modell mit dem<br />
Zusatz CNC<br />
Die Geschichte der Sinumerik<br />
geht weiter<br />
Mit der Einführung von Maschinensimulation<br />
und virtuellem Prototyping legte Siemens<br />
Anfang des neuen Jahrtausends bereits vor<br />
gut zwanzig Jahren die Grundsteine für den<br />
durchgängigen digitalen Zwilling. Und die<br />
2005 vorgestellte offene und flexible Hochleistungssteuerung<br />
Sinumerik 840D sl dürfte für<br />
Maschinenhersteller und Maschinenanwender<br />
eine alte Bekannte sein. Gemeinsam mit<br />
ihren kompakten Schwestern Sinumerik<br />
828D und Sinumerik 808D steuerte sie in<br />
den letzten Jahren Werkzeugmaschinen jeder<br />
Größe. Mit der Vorstellung der „digital native<br />
CNC“ Sinumerik One im Jahr 2019 kommt<br />
die Geschichte der Sinumerik schließlich in<br />
der aktuellen Zeit an.<br />
Zu Ende erzählt ist die Geschichte allerdings<br />
nicht. „Sinumerik One ist so etwas<br />
wie der ideale Startpunkt in die Zukunft“,<br />
schwärmt Brüdigam. „<strong>Der</strong> digitale Zwilling<br />
bietet für Maschinenbauer und Maschinenanwender<br />
viele neue Möglichkeiten – ob<br />
beim Training an der virtuellen Maschine,<br />
bei der Optimierung von Programmen und<br />
Arbeitsabläufen oder bei den Servicemöglichkeiten.<br />
Ich glaube, der digitale Zwilling<br />
wird in Zukunft ebenso selbstverständlich,<br />
wie es heute Mikroprozessoren, Bildschirme<br />
und integrierte Sicherheitstechnik sind.“ Damit<br />
können die nächsten 60 Jahre kommen.<br />
Bilder: Aufmacher Siemens AG, 01 und 02 Siemens<br />
Historical Institute<br />
www.siemens.com<br />
www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 25
FERTIGUNGSTECHNIK<br />
Übergreifende<br />
Transparenz<br />
Einführung eines ERP-Systems sorgt für<br />
Auftrags- und Serienfertigung aus einem Guss<br />
Fertigt ein Unternehmen auf<br />
Auftrag und in Serie, entstehen<br />
automatisch auch besondere<br />
Anforderungen an die IT. Auf der<br />
Suche nach einem passenden<br />
ERP-System stieß ein Maschinen-<br />
und Werkzeugbauer auf einen<br />
Branchenspezialisten, dessen<br />
Lösung dem Familienunternehmen<br />
heute Struktur, Transparenz und<br />
Planungssicherheit verschafft.<br />
Autor: Karsten Wette, Leiter Division Automotive<br />
bei PSI Automotive & Industry<br />
Bei der Schiepek Maschinen- und Werkzeugbau<br />
GmbH aus Neustadt a. d. Aisch<br />
ist der Name Programm – zumindest hinsichtlich<br />
des Kerngeschäfts. Denn das 1977<br />
als Konstruktionsbüro für Sondermaschinen<br />
gegründete Unternehmen entwickelt<br />
und produziert Maschinen und Werkzeuge<br />
für technisch anspruchsvolle Produkte aus<br />
Branchen wie der Automobilindustrie,<br />
Elektro- und Medizintechnik, dem Maschinenbau<br />
oder der Konsumgüterindustrie.<br />
Schiepeks zweite Geschäftssäule ist seit einiger<br />
Zeit die Fertigung von Präzisionsteilen<br />
in Klein- und Großserie für die Automobilindustrie<br />
– als verlängerte Werkbank<br />
oder im Rahmen eines individuellen Outsourcings<br />
auf speziell angefertigten Sondermaschinen.<br />
80 Mitarbeiter erwirtschaften<br />
heute einen durchschnittlichen Jahresumsatz<br />
von 7 Millionen Euro.<br />
ERP und MES aus einer Hand<br />
Die Kombination der beiden Geschäftsbereiche,<br />
die sich in ihren Mechanismen, Regeln<br />
oder Lieferantenbeziehungen stark<br />
voneinander unterscheiden, stellte die Verantwortlichen<br />
zunehmend vor große Herausforderungen.<br />
„Wir hatten lediglich ein<br />
Rechnungstool im Einsatz und arbeiteten<br />
im Auftragsmanagement mit komplexen<br />
Excel-Listen. Für den Automotive-Bereich<br />
war ein selbst programmiertes Supply-<br />
Chain-Management-System (SCM) im Einsatz“,<br />
erinnert sich Martin Schiepek, Geschäftsführer<br />
und Sohn des Unternehmensgründers<br />
Manfred Schiepek. Das bedeutete<br />
einen enormen, manuellen Aufwand, der<br />
immer auch ein erhöhtes Fehlerrisiko birgt.<br />
„Gerade im Automotive-Bereich haben uns<br />
die täglichen Lieferabrufe, die wir ebenfalls<br />
händisch in unsere eigene Lösung übertrugen,<br />
an unsere Grenzen gebracht.<br />
„Es war einfach Zeit für ein leistungsstarkes<br />
ERP-System“, so Schiepek. Die Lösung<br />
sollte vor allem strukturierte Arbeitsabläufe<br />
definieren, sinnvolle Automatismen und eine<br />
unternehmensübergreifende Transparenz<br />
über die Auftragsstände schaffen. Die<br />
Wahl fiel auf den ERP-Standard PSIpenta<br />
des Berliner ERP- und MES-Spezialisten PSI<br />
Automotive & Industry. Ausschlaggebend<br />
war vor allem die hohe Funktionstiefe in<br />
beiden Geschäftsbereichen sowie die integ-<br />
26 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
ierte Betriebsdatenerfassung (BDE) und<br />
Option auf weitere MES-Komponenten.<br />
Auftragsmanagement nach Maß<br />
20 Mitarbeiter arbeiten heute täglich mit<br />
PSIpenta. <strong>Der</strong> Maschinen- und Werkzeugbau<br />
legt mit Hilfe des Systems seine Produktionsaufträge<br />
an, geht dann in die Grobund<br />
Feinplanung inklusiver einer Auslastungsplanung<br />
und erstellt schließlich den<br />
passenden Arbeitsplan. Besonders hilfreich<br />
sind hierbei die hinterlegten, standardisierten<br />
Abläufe. Über die angeschlossene BDE<br />
melden die Mitarbeiter Zeiten zurück oder<br />
bessern Fehlbuchungen aus. Zudem können<br />
sie hierüber auch mehrere Aufträge<br />
gleichzeitig handeln.<br />
Die BDE gibt Schiepek zudem eine Basis<br />
für weiterführende Analysen, z. B. um<br />
Schwächen zu identifizieren. So ließen sich<br />
bspw. Rüstzeiten und Durchlaufzeiten optimieren.<br />
Von besonderem Wert ist zudem<br />
die durchgängige Transparenz über die<br />
Auftragsstände: „Wir wissen heute genau,<br />
wo welches Teil ist. Das ist ein enormer Gewinn<br />
für die Planung“, fasst Schiepek zusammen.<br />
<strong>Der</strong> Automotive-Bereich, für den das<br />
zentrale Modul das Supply-Chain-Management<br />
ist, bildet inzwischen Serienabrufe<br />
der Kunden sauber ab. Das System liest die<br />
Abrufe über die VDA-Schnittstelle ein, legt<br />
die Fertigungsaufträge automatisch an und<br />
erstellt die passenden Arbeitspläne und<br />
Stücklisten. Auch mögliche Abrufänderungen<br />
zeigt das System sofort an. „Das ist ein<br />
großer Vorteil. Gerade Änderungen konnten<br />
wir zuvor nur mit großem Aufwand<br />
identifizieren. Ebenso problematisch waren<br />
dann die notwendigen Anpassungen in<br />
der Produktion“, beschreibt Schiepek.<br />
Die erfolgen heute im Grunde auf<br />
Knopfdruck.<br />
Eine besondere Rolle spielt zudem<br />
das Verpackungsmanagement. Denn<br />
die Vorgaben der OEMs sind nicht<br />
nur sehr stringent, sondern in aller<br />
Regel auch komplex und folglich mit<br />
Excellisten und separaten Lieferscheinen<br />
schlicht nicht mehr zu bewältigen.<br />
So gilt es beispielsweise, eine definierte<br />
Anzahl an Teilen in eine festgelegte Behälterart<br />
zu verpacken, eine Palette in einer<br />
bestimmten Anzahl von Ebenen und unter<br />
Verwendung spezifischer Trennmittel zu<br />
beladen. Diese Vorgaben variieren zudem<br />
nicht nur von Kunde zu Kunde, sondern<br />
mitunter auch von Abruf zu Abruf. Das<br />
ERP-System bildet diese Anforderungen<br />
mittels der Packmittelverwaltung ab. Sie<br />
ermittelt z. B. den Bedarf an Packmitteln<br />
und löst entsprechende Anforderungen<br />
aus, steuert Umpackprozesse und gewährleistet<br />
die Rückverfolgbarkeit der Waren bis<br />
zum Einzelpackstück.<br />
Individuelle Oberflächengestaltung<br />
per Klick<br />
Heute arbeitet das Unternehmen in den<br />
zwei Geschäftsbereichen durch die Einführung<br />
der ERP-Lösung strukturiert und dadurch<br />
deutlich effizienter. Insbesondere die<br />
Fertigungssteuerung wurde erheblich verbessert.<br />
„Ursächlich hierfür ist zweifelsohne<br />
auch die enge Verzahnung von Arbeitsvorbereitung<br />
und Produktion, die für uns<br />
zugegebenermaßen nach wie vor ein Lernprozess<br />
ist“, so Schiepek.<br />
Mit der neuen ERP-Lösung arbeitet Schiepek in den zwei Geschäftsbereichen Maschinen- und<br />
Werkzeugbau sowie Lohnfertigung deutlich effizienter; insbesondere die Fertigungssteuerung<br />
wurde erheblich verbessert<br />
Auf<br />
den Punkt<br />
gebracht<br />
Unternehmen wie Schiepek, die sowohl auf<br />
Auftrag als auch in Serie fertigen, haben ganz<br />
besondere Ansprüche an IT-Systeme, allen voran<br />
an ein ERP-System. Die Vorteile einer Branchenlösung<br />
liegen nicht nur in den vorgegebenen,<br />
branchenrelevanten Strukturen, sondern vor<br />
allem in der unternehmensübergreifenden<br />
Transparenz über alle Daten, die<br />
eine große Planungssicherheit<br />
gibt.<br />
Die Auswirkungen sind vor allem in der Liefertermintreue<br />
zu spüren. Im Bereich Automotive<br />
etwa kam es seit der Einführung zu<br />
keinen Lieferverzügen mehr. „Das gibt uns<br />
eine ungeheure Planungssicherheit“, lobt<br />
der Geschäftsführer. Auch für die Zukunft<br />
gibt es daher bereits Ausbaupläne. So wird<br />
das Unternehmen die Personalzeitverwaltung<br />
für 120 User anbinden, den Leitstand<br />
integrieren und die Verzahnung mit der<br />
Konstruktionswelt realisieren.<br />
Nicht zuletzt profitiert Schiepek von den<br />
Optionen der individuellen Oberflächengestaltung.<br />
Diese Konfigurationsoption steht<br />
mit dem sogenannten PSI-Click-Design zur<br />
Verfügung. Hiermit klicken sich die Anwender<br />
im wahrsten Sinne des Wortes ihre Benutzeroberflächen<br />
in Abhängigkeit von ihren<br />
Aufgabenstellungen und Vorlieben<br />
selbst zusammen.<br />
„Wir waren hier anfangs etwas skeptisch,<br />
was den Nutzen anbelangt“, erinnert sich<br />
Schiepek. „Tatsächlich wird diese Funktion<br />
aber inzwischen intensiv genutzt. Manch<br />
ein Mitarbeiter arbeitet z. B. nur noch mit<br />
zwei Spalten und blendet alle weiteren nur<br />
bei Bedarf ein. Auch Farben oder die Position<br />
einzelner Masken dürfen die Mitarbeiter<br />
individuell gestalten und anordnen.“ <strong>Der</strong><br />
Effekt: Die User können sich auf ihre Aufgabenbereiche<br />
konzentrieren und laufen<br />
nicht Gefahr, in überfrachteten Oberflächen<br />
den Überblick zu verlieren. Das betrifft<br />
nicht nur die spezifischen Aufgabenbereiche,<br />
sondern sogar Vorlieben hinsichtlich<br />
der Farbgebung oder Positionierung<br />
der relevanten Eingabemasken. Auf diese<br />
Weise ermöglichen die individuell angepassten<br />
Oberflächen ein schnelleres und<br />
damit effizienteres Arbeiten.<br />
Bilder: Schiepek Maschinen- und Werkzeugbau<br />
GmbH<br />
www.psi-automotive-industry.de<br />
www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 27
DATENMANAGEMENT 4.0 I SPECIAL<br />
Wenn KI auf<br />
Fertigungs-IT trifft<br />
Neue Methoden für den effizienten<br />
Umgang mit Massendaten<br />
Grundsätzlich hat sich an der Aufgabenstellung an die<br />
Fertigungs-IT wenig geändert: Sie soll immer noch den<br />
Fertigungsbetrieb unterstützen und Optimierungen<br />
ermöglichen. Was neu ist, ist die Komplexität. Losgrößen<br />
sind wesentlich kleiner, was die Variantenvielfalt enorm<br />
steigert. In Folge dessen wächst die Datenflut, mit der<br />
sowohl Software als auch Menschen arbeiten müssen.<br />
Für einen effizienten Umgang mit diesen Massendaten<br />
braucht es neue Methoden. Künstliche Intelligenz (KI)<br />
schafft hier Abhilfe.<br />
Die Methoden der KI sind vielseitig und können in nahezu jedem<br />
Anwendungsfeld der Fertigungs-IT zum Einsatz kommen. Die<br />
folgenden Beispiele sollen zeigen, welche Potenziale in den jeweiligen<br />
Anwendungen stecken, wenn man sie mit KI anreichert.<br />
Predictive Quality<br />
Mit Predictive Quality hat MPDV bereits ein konkretes Produktbeispiel<br />
umgesetzt: Grundannahme für die Vorhersage der Qualität ist,<br />
dass es auch zu Ausschuss oder Nacharbeit kommen kann, wenn<br />
sich alle Prozessparameter innerhalb der jeweils gültigen Toleranzen<br />
bewegen. Grund dafür sind komplexe Zusammenhänge und Wechselwirkungen,<br />
die oft auf die eigentliche Fertigungstechnologie zurückzuführen<br />
sind. Predictive Quality berücksichtigt diese Zusammenhänge<br />
und gibt Mitarbeitern in der Fertigung die Möglichkeit,<br />
sofort zu sehen, ob der aktuell produzierte Artikel Ausschuss oder<br />
ein gutes Teil ist – und das unter Angabe der Eintrittswahrscheinlichkeit.<br />
Mitarbeiter können so frühzeitig entscheiden, ob es sich lohnt,<br />
weiter in ein Teil zu investieren oder ob sie es direkt wieder einschmelzen.<br />
Predictive Quality basiert auf der Ausführung eines Modells,<br />
das beispielsweise mittels Machine Learning erstellt wurde<br />
und erfasste Prozessdaten in Echtzeit verarbeitet.<br />
Rüstzeitvorhersage<br />
Im Rahmen der Fertigungsplanung wird auf eine Reihe von Vorgabewerten<br />
zurückgegriffen, um eine Grundlage für die zu berücksichtigende<br />
Bearbeitungsdauer eines Vorgangs und für die Übergangszeiten<br />
zwischen zwei Vorgängen eines Auftrags zu haben. Die Rüstzeit<br />
ist eine dieser Vorgaben, die bisher meist manuell mit der Stoppuhr<br />
gemäß REFA ermittelt werden. Um der wachsenden Zahl der möglichen<br />
Kombinationen aus Werkzeugen, Material, Personal und sonstigen<br />
Einflussfaktoren gerecht zu werden, kann KI die Rüstzeitvorhersage<br />
unterstützen. Dazu wird auf Basis historischer Daten aus einem<br />
MES ein Modell erstellt, das alle Faktoren berücksichtigt. Im Rahmen<br />
der Modellerstellung können die verwendeten historischen Daten<br />
auch auf ihre Eigenschaft als Einflussfaktor untersucht werden.<br />
<strong>Der</strong> eigentliche Clou besteht jedoch in der Verwendung des erzeugten<br />
Modells und somit in der Vorhersage der Rüstzeit. Wird<br />
z. B. ein Arbeitsgang auf einer Maschine zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />
mit einem bestimmten Werkzeug eingeplant, werden diese<br />
Big Data verlangt<br />
selbstlernende Systeme<br />
Auf lange Sicht wird die KI-basierte IT die klassische IT<br />
ablösen. <strong>Der</strong> steigende Detaillierungsgrad und die riesigen<br />
Datenmengen lassen sich nicht mehr mit herkömmlichen<br />
Verfahren abbilden. Es werden selbstlernende Systeme<br />
gebraucht, um die Massen an Daten, die es in der Fertigung<br />
gibt, zu beherrschen und die richtigen Schlüsse zu ziehen.<br />
28 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
Predictive Quality sagt auf Basis von Prozesswerten und künstlicher<br />
Intelligenz die Qualität vorher<br />
und gegebenenfalls weitere Daten verwendet, um auf Basis des zuvor<br />
erstellten Modells die wahrscheinliche Rüstzeit vorherzusagen.<br />
Auch für neue Kombinationen können Rüstzeiten auf Basis von<br />
Ähnlichkeitserwägungen abgeschätzt werden.<br />
Was die Rüstzeitvorhersage im Vergleich zu der herkömmlichen<br />
Methode leisten kann, wurde auf Basis mehrerer realer Produktionsszenarien<br />
untersucht. Es zeigt sich, dass die KI-basierte Vorhersage<br />
den herkömmlichen Vorgabemechanismen deutlich überlegen<br />
ist. So entfallen unnötige Pufferzeiten. Erste Analysen zeigen,<br />
dass durch den Einsatz von KI-Systemen rund 20 % neue Kapazitäten<br />
in der Produktion frei werden.<br />
Für viele Unternehmen würde allein die Benennung der tatsächlichen<br />
Einflussfaktoren auf Basis historischer Daten schon einen<br />
Mehrwert darstellen. Denn meist fehlen Informationen darüber,<br />
wie relevant ein Einflussfaktor für die zu erwartende Rüstzeit ist.<br />
Zum Beispiel könnte die Tageszeit weniger relevant sein – das Rüsten<br />
dauert also in der Früh- genauso lang wie in der Nachtschicht.<br />
Andererseits könnte das verwendete Material sich signifikant auswirken<br />
– z. B. dauert das Rüsten mit dem Material von Lieferant A<br />
deutlich länger als mit dem Material von Lieferant B. Die Analyse<br />
der Einflussfaktoren auf ihre Relevanz hin ist quasi ein nützliches<br />
Nebenprodukt bei der Modellerstellung für die Rüstzeitvorhersage.<br />
Ganzheitliche Fertigungsplanung<br />
Auch bei der eigentlichen Fertigungsplanung können heute dank<br />
leistungsfähiger Rechner signifikant größere Datenmengen als früher<br />
verarbeitet und immer bessere Algorithmen entwickelt werden. Im<br />
Vergleich zum bisher heuristischen Vorgehen bei der automatischen<br />
Fertigungsplanung kann mit KI ein entscheidender Schritt in Richtung<br />
optimale Fertigungsplanung gemacht werden. Im Gegensatz<br />
zum schrittweisen Vorgehen der Heuristik, werden mittels Reinforcement<br />
Learning zahlreiche Entscheidungsmöglichkeiten geprüft, bevor<br />
eine endgültige Planungsentscheidung getroffen wird. Reinforcement<br />
Learning, was als verstärkendes Lernen übersetzt werden<br />
kann, bewertet die getroffenen Entscheidungen, hinterfragt diese<br />
und lernt daraus. Dabei hinterfragt der Algorithmus getroffene Entscheidungen<br />
und prüft nicht automatisch alle Möglichkeiten, sondern<br />
nur die mit den besten Ergebnissen. Mit jeder Entscheidung<br />
sammelt das System neue Informationen über die vorhandenen<br />
Daten, was Schritt für Schritt die Qualität der Planungsentscheidung<br />
weiter verbessert.<br />
Dieses Vorgehen einer intelligenten Fertigungsplanung bringt<br />
enorme Vorteile mit sich. Alle ausschlaggebenden Faktoren wie<br />
Aufträge, Arbeitsplätze, Transportwege, Rüstzeiten, begrenzte Ressourcen<br />
sowie Personalverfügbarkeiten berücksichtigt das System<br />
bereits bei der Entscheidungsfindung. So lassen sich Rüstzeiten minimieren,<br />
Durchlaufzeiten verkürzen, die Termintreue erhöhen,<br />
Personalkosten minimieren oder eine Materialverfügbarkeitsprüfung<br />
durchführen.<br />
Königsdisziplin: Automated Data Science<br />
Insbesondere bei der Modellbildung macht sich die Leistungsfähigkeit<br />
des verwendeten KI-Systems bemerkbar. Leistungsfähige KI-Systeme<br />
zeichnen sich dadurch aus, dass sie für die Modellbildung verwendete<br />
historische Daten selbständig aufbereiten können. Hierzu<br />
zählt im Rahmen der Vorbereitung auf die eigentliche Modellerstellung<br />
neben der Datensynchronisation auch die unüberwachte Anomalie-Erkennung,<br />
also das automatisierte Erkennen von Ausreißern<br />
und deren Bereinigung. Dieses Vorgehensmodell, das den herkömmlichen,<br />
größtenteils manuellen CRISP-DM-Ansatz automatisiert, wird<br />
auch als Automated Data Science bezeichnet.<br />
Kombiniert man darüber hinaus das methodische Know-how eines<br />
KI-Spezialisten wie PerfectPattern mit der Praxisnähe eines MES-<br />
Anbieters wie MPDV, können schnell einsetzbare Standardprodukte<br />
und flexible Lösungen entstehen. <strong>Der</strong>en Hauptvorteil besteht darin,<br />
dass die zur Verfügung stehenden Daten nicht erst aufwendig vorbereitet<br />
werden müssen. Damit sind Kosteneinsparungen bis zu 80 %<br />
gegenüber dem üblichen Vorgehen gemäß CRISP-DM möglich.<br />
Grund dafür ist, dass die zur Verfügung stehenden Daten nicht erst<br />
aufwendig und manuell vorbereitet werden müssen.<br />
Fazit und Ausblick<br />
Die Nutzung von KI in der Fertigung ist ein grundlegender Schritt in<br />
die Zukunft und kann Unternehmen den entscheidenden Wettbewerbsvorteil<br />
bieten. Mit Hilfe von MES kann dieser enorme Vorteil<br />
genutzt werden und dabei helfen, das Ziel von Industrie 4.0 und der<br />
Smart Factory zu erreichen. Nichtsdestotrotz kommt es in erster Linie<br />
auf die Anwendung an und erst dann auf die genutzte Technologie.<br />
Bilder: MPDV/Adobe Stock<br />
www.mpdv.com<br />
www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 29
FERTIGUNGSTECHNIK<br />
Volle Triebkraft voraus<br />
KI-basierter Fertigungsleitstand erhöht Effizienz<br />
für Klein- und Kleinstserien in der Luftfahrt<br />
Auch in der Produktion komplexer<br />
Bauteile ist die Digitalisierung der<br />
Fertigungsplanung hilfreich.<br />
Die Aerotech Peissenberg<br />
GmbH & Co. KG (ATP) fertigt<br />
mehrere hundert Produkte in<br />
Klein- und Kleinstserien.<br />
Mit einem KI-basierten<br />
Fertigungsleitstand kann das<br />
Unternehmen gezielter vorausplanen<br />
und seine Mitarbeiter<br />
entlasten.<br />
ATP zählt zu den führenden deutschen<br />
Lieferanten im Aero-Engine-Markt für<br />
nahezu alle Triebwerksprogramme. Zum<br />
Kerngeschäft zählen das Engineering und<br />
die Produktion von Engine-Komponenten<br />
für den zivilen und militärischen Markt sowie<br />
für Industriegasturbinen. <strong>Der</strong> Tier-<br />
1-Lieferant fertigt rotierende Scheiben,<br />
Ringe und Flansche sowie statische Komponenten<br />
für Flugzeugtriebwerke. Insgesamt<br />
handelt es sich um 350 bis 400 unterschiedliche<br />
Produkte, die nicht nur in der<br />
Fertigung äußerst komplex sind, sondern<br />
auch hohen Sicherheitsstandards entsprechen<br />
müssen.<br />
In der Produktion können keine Fertigungslinien<br />
gebildet werden, weil zum Beispiel<br />
einzelne Produkte ein und denselben<br />
Arbeitsplatz mehrfach durchlaufen, wenn sie<br />
etwa innerhalb des Fertigungsprozesses an<br />
Dienstleister für eine Wärmebehandlung<br />
oder Spezialbeschichtung übergeben werden<br />
und anschließend wieder in die Fertigung zu<br />
ATP kommen. „Deshalb verfügen wir in der<br />
Produktion über einen sehr heterogenen Materialfluss“,<br />
erklärt Thomas Fischer, strategischer<br />
Planer bei ATP. „Jedes Produkt ist anders,<br />
es gibt kaum Produktfamilien, die in der<br />
Fertigung den gleichen Ablauf haben, weil es<br />
sich überwiegend um Kleinserien mit maximal<br />
500 Stück bis hin zu Kleinstserien mit nur<br />
zehn Stück pro Jahr handelt.“<br />
Dementsprechend hoch sind die Anforderungen<br />
an die Fertigungsplanung. Aufgrund<br />
der komplexen Situation auf dem<br />
Shopfloor war es für ATP nicht möglich, die<br />
Fertigung für mehr als vier Wochen im Voraus<br />
zu planen. „Die manuelle Planung war<br />
schwierig und nur mit sehr viel Know-how<br />
unserer Mitarbeiter zu bewerkstelligen“,<br />
sagt Fischer. „Mehr als eine ‚Helikopterplanung‘<br />
war schlicht nicht umsetzbar“. Um<br />
bei der Planung jedoch mehr ins Detail gehen<br />
und den Aufwand für die Mitarbeiter<br />
„Im Vergleich zu anderen Fertigungsleitständen<br />
ist becos ungefähr um den Faktor 4<br />
schneller.“ ATP lädt in den Leitstand Planund<br />
Fertigungsaufträge für bis zu 18 Monate.<br />
Insgesamt handelt es sich um rund<br />
180 000 Vorgänge. „Für die Komplettplanung<br />
über das gesamte Werk brauchen wir<br />
dafür etwa zweieinhalb Minuten“, sagt der<br />
strategische Planer von ATP.<br />
Für die Ermittlung der optimalen Reihenfolge der Arbeitsvorgänge<br />
werden Algorithmen mit künstlicher Intelligenz genutzt<br />
reduzieren zu können, suchte ATP ein unterstützendes<br />
Tool, das den speziellen Anforderungen<br />
einer komplexen Fertigung in<br />
Klein- und Kleinstserien gewachsen ist.<br />
Simulationen für die Fertigung<br />
Anhand der Checklisten des MES-D.A.CH.-<br />
Verbands hat ATP seine Anforderungen an<br />
einen Fertigungsleitstand kategorisiert und<br />
die für die eigene Fertigung wichtigen Funktionalitäten<br />
priorisiert. Auf dieser Grundlage<br />
ergab sich dann ein Ranking der verschiedenen<br />
Anbieter, aus dem ATP in einem<br />
Beauty Contest zwei für Workshops auswählte.<br />
Die Entscheidung fiel schließlich<br />
auf die becos GmbH aus Stuttgart. „Vor allem<br />
hat uns die enorme Rechenleistung der<br />
becos-Lösung überzeugt“, erklärt Fischer.<br />
Dadurch wird das Unternehmen in die<br />
Lage versetzt, verschiedene Simulationen<br />
der Fertigungsplanung durchzuführen, in<br />
denen zum Beispiel verfügbare Kapazitäten<br />
oder notwendige Bedarfe verändert<br />
und die Auswirkungen auf die Fertigung<br />
durchgespielt werden. So kann etwa ein<br />
Arbeitsplatz von 2- auf 3-Schichtbetrieb<br />
umgestellt oder dessen Mitarbeiterzahl<br />
verändert werden. ATP nutzt den Fertigungsleitstand<br />
auch, um verschiedene<br />
Einplanungsstrategien zu simulieren.<br />
„Aufgrund der hohen Rechenleistung und<br />
Geschwindigkeit der becos-Lösung ist der<br />
Aufwand dafür gering“, sagt Fischer. So<br />
können verschiedene Simulationen gefahren<br />
werden, bis die optimale Fertigungsplanung<br />
steht und ins Produktivsystem<br />
überführt werden kann.<br />
30 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
Direktes Feedback vom<br />
Arbeitsplatz<br />
Gearbeitet wird mit einer grafischen Plantafel,<br />
in die sämtliche Arbeitsplätze einer<br />
kompletten Fertigungseinheit geladen werden.<br />
Anhand der voreingestellten Einplanungsstrategie<br />
ermittelt das System die optimale<br />
Reihenfolge der einzelnen Arbeitsvorgänge.<br />
<strong>Der</strong> Mitarbeiter im Leitstand gibt<br />
die jeweiligen Vorgänge frei. <strong>Der</strong> Meister<br />
vor Ort am Arbeitsplatz kann dann anhand<br />
bestimmter Regeln, die auch im Leitstand<br />
ersichtlich sind, eine Feinplanung vornehmen.<br />
Erst wenn er den Vorgang ebenfalls<br />
freigibt, wird dieser in der automatischen<br />
Planung fest fixiert. Anschließend erfolgt<br />
über das System die Information an das<br />
SAP-ERP über das benötigte Werkzeug.<br />
Steht dieses bereit, gibt das ERP ein Signal<br />
an den Fertigungsleitstand, der die Bereitstellung<br />
meldet.<br />
Für ATP ergibt sich der Vorteil, die Fertigung<br />
länger im Voraus planen zu können.<br />
Dadurch werden die Meister an den jeweiligen<br />
Arbeitsplätzen entlastet, denn sie erhalten<br />
einen besseren Forecast, wann sie welche<br />
Mitarbeiter benötigen. Darüber hinaus<br />
kann ATP jetzt schneller auf wechselnde<br />
Engpässe reagieren, weil sie im Leitstand<br />
viel früher erkannt werden. <strong>Der</strong> Planer erhält<br />
zudem direktes Feedback von den im<br />
Leitstand berücksichtigten Arbeitsplätzen,<br />
sodass er umgehend auf plötzliche Veränderungen<br />
in der Fertigung reagieren kann.<br />
Rahmenvorgaben für den<br />
Leitstand<br />
Für die Ermittlung der optimalen Reihenfolge<br />
der Arbeitsvorgänge setzt becos auf<br />
Algorithmen mit künstlicher Intelligenz<br />
<strong>Der</strong> Fertigungsplaner erhält nun direktes Feedback vom Leitstand, sodass er umgehend auf<br />
plötzliche Veränderungen in der Fertigung reagieren kann<br />
(KI). Durch die beiden Freigabevorgänge<br />
behält sich ATP jedoch die Möglichkeit vor,<br />
manuell ins System einzugreifen und so das<br />
Know-how der Mitarbeiter nutzen zu können,<br />
das (noch) nicht im System vorhanden<br />
ist. „Wir haben bestimmte Arbeitsvorgänge,<br />
die nur von bestimmten Mitarbeitern<br />
durchgeführt werden können“, erklärt<br />
Fischer. „Sie in einem IT-System abzubilden,<br />
wäre so komplex, dass wir die Entscheidungen<br />
des Systems nicht mehr nachvollziehen<br />
könnten.“<br />
Hier kommt zum Tragen, dass ATP Nischenprodukte<br />
für einen Nischenmarkt herstellt.<br />
Weltweit gibt es weniger als zehn Produzenten<br />
von Triebwerksbauteilen. Auch<br />
die Zahl der Abnehmer und Lieferanten ist<br />
überschaubar. Daraus ergeben sich allerdings<br />
auch sehr spezielle Anforderungen,<br />
beispielsweise an die Produktqualität oder<br />
DIE KRAFT LIEGT IN DER<br />
INTERPRETATION<br />
Was kann ein KI-basiertes System, das ein klassischen<br />
MES nicht kann? Daten interpretieren und auf Änderungen<br />
reagieren. Gerade bei kleinen Losgrößen schlummert<br />
hier in der Produktionsplanung ein enormes<br />
Optimierungspotenzial. Das bestmöglich Ergebnis wird<br />
dabei erzielt, wenn künstliche und menschliche<br />
Intelligenz im Sinne einer Symbiose zusammenarbeiten<br />
und sich ergänzen.<br />
MARTINA KLEIN, Stv. Chefredakteurin<br />
die Rückverfolgbarkeit in der Fertigung. „Mit<br />
becos haben wir einen Partner gefunden,<br />
der nicht nur willens, sondern auch in der<br />
Lage ist, unsere speziellen Ansprüche umzusetzen“,<br />
konstatiert Fischer.<br />
Ausblick<br />
Im nächsten Schritt wollen ATP und becos<br />
das Potenzial KI-basierter Funktionen<br />
noch weiter ausnutzen. <strong>Der</strong> Fertigungsleitstand<br />
soll konkrete Rahmenvorgaben<br />
erhalten, etwa welche Einplanungsstrategien<br />
am jeweiligen Arbeitsplatz angewendet<br />
werden können, welcher maximale<br />
Rückstand zum Kundenbedarf zulässig ist<br />
oder ob ein Arbeitsplatz im 1-, 2- und/<br />
oder 3-Schichtbetrieb eingeplant werden<br />
kann. Das System führt dann über Nacht<br />
mehrere hundert Durchläufe mit unterschiedlichen<br />
Einstellungen aus und ermittelt<br />
unter den gegebenen Rahmenbedingungen<br />
die optimale Fertigungsplanung.<br />
Dann ist es auch möglich, dass das System<br />
nicht nur auf drohende Engpässe hinweist,<br />
sondern auch konkrete Vorschläge<br />
unterbreitet, um sie abzuwenden. „Dadurch<br />
kommen wir noch mehr ins Planen<br />
hinein und müssen immer weniger auf<br />
plötzliche Änderungen reagieren“, bringt<br />
es Fischer auf den Punkt.<br />
So nutzt ATP sukzessive die Möglichkeiten<br />
der KI-basierten Digitalisierung in der<br />
Produktion, um die Effizienz der eigenen<br />
Fertigung zu steigern und auch in Zukunft<br />
ein zuverlässiger Lieferant für hochwertige<br />
Triebwerksbauteile zu sein.<br />
Bilder: becos<br />
www.becos.de<br />
www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 31
FERTIGUNGSTECHNIK I INTERVIEW<br />
Durchblick auch in der Krise<br />
Mit einem Manufacturing-Execution-System Stabilität im Unternehmen sicherstellen<br />
Aktuell zwingt uns die Corona-Krise dazu, von üblichen<br />
Alltagsabläufen abzuweichen, etwa im Büro und in der<br />
Produktion. Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, Prozesse<br />
so zu gestalten, dass sie transparent ablaufen – ob vor<br />
Ort oder im Home-Office. Auf die besondere Bedeutung<br />
von MES in diesem Zusammenhang verweist<br />
Softwarespezialist Michael Möller, Geschäftsführer<br />
von gbo datacomp.<br />
Herr Möller, die aktuelle Krise bringt viele Unternehmen an<br />
Grenzen. Produktionsstillstände sind an der Tagesordnung. Doch<br />
es gibt Ausnahmen...<br />
Natürlich steht die Produktion in vielen Unternehmen still, der<br />
verordnete Lock-down oder nachhaltige Störungen in den Lieferketten<br />
sind die Gründe. Doch daneben gibt es Unternehmen, die<br />
aktuell produzieren müssen und dies auch tun. Sie sind in der<br />
Lage, die gestiegenen Sicherheitsvorkehrungen zu berücksichtigen,<br />
sie umzusetzen und auch zu dokumentieren. Sie können<br />
den erforderlichen Schutz der Mitarbeiter leisten und weiter<br />
produzieren, weil das Gesundheitsrisiko bei den Mitarbeitern auf<br />
ein Minimum reduziert werden kann.<br />
Was machen diese Unternehmen anders?<br />
Sie haben meist ein MES im Einsatz und die Prozesse sind damit<br />
transparent. In Zeiten wie diesen zeigen sich die Stärken von MES:<br />
Sie sichern die Lieferfähigkeit der Unternehmen, auch wenn die<br />
Steuerung aus dem Home-Office erfolgt.<br />
Wie genau muss ich mir dies vorstellen?<br />
Ein MES ermöglicht einen digitalen Blick in die Fertigung,<br />
unabhängig davon, wo sich der verantwortliche Mitarbeiter<br />
befindet. Er kann also auch im Home-Office sein und dort<br />
mithilfe eines MES z. B. erkennen, in welchen Prozessen aktuell<br />
freie Kapazitäten zur Verfügung stehen. Bei eventuell vorhandenen<br />
technischen oder personellen Restriktionen in einzelnen<br />
Bereichen/Abteilungen kann der Verantwortliche umplanen, auf<br />
andere Standorte, national oder auch international. Das Wissen<br />
ist im System vorhanden und kann dort jederzeit abgerufen<br />
werden, unabhängig vom Standort beim Zugriff.<br />
Und wenn verantwortliche Mitarbeiter ausfallen, was ist dann<br />
mit der Handlungsfähigkeit?<br />
Ich habe davon gesprochen, dass MES Wissen bzw. historische<br />
Daten zentral vorhalten. Gerade in Zeiten einer Krise wie aktuell<br />
kann es fatal sein, wenn Wissen in den Köpfen einzelner<br />
MES sind zentrale Wegbereiter einer modernen<br />
digitalen und damit weniger anfälligen Wirtschaft<br />
vorhanden ist. Fallen diese Mitarbeiter aus, weil sie erkrankt sind<br />
oder sich in Quarantäne befinden, kann dies zur Handlungsunfähigkeit<br />
des Unternehmens führen. Dies wird durch ein MES<br />
verhindert. Die im System vorhandenen Daten können im<br />
Bedarfsfall genutzt werden.<br />
Sie erwähnten, dass auch Vorgaben zum Arbeitsschutz kurzfristig<br />
umgesetzt werden können. Wie geht das?<br />
In einem MES können hinterlegte Arbeitsanweisungen jederzeit<br />
angepasst werden. In diesem Fall sind vorübergehend Sondervorschriften<br />
in der Produktion zu beachten. Mitarbeiter müssen<br />
Mindestabstände zu einander einhalten, Teams dürfen eine<br />
bestimmte Anzahl nicht überschreiten oder nur in festen<br />
Konstellationen arbeiten, in manchen Bereichen ist besondere<br />
Schutzkleidung zu tragen. Diese Arbeitsanweisungen werden<br />
zentral hinterlegt und mit dem Start eines Auftrags an den<br />
Arbeitsplätzen angezeigt. So können die Verantwortlichen sichergehen,<br />
dass die Anforderungen online angezeigt werden, auch<br />
wenn sie im Home-Office sind. Die Produktion geht also „ganz<br />
normal“ weiter.<br />
Ist Ihre Aussage, dass Unternehmen durch MES weniger<br />
krisenanfällig sind, nicht etwas übertrieben?<br />
Nein. MES sind zentrale Wegbereiter einer modernen<br />
digitalen und damit weniger anfälligen Wirtschaft, weil sie<br />
den Verantwortlichen eine größtmögliche Flexibilität bieten,<br />
sich auf veränderte Situationen schnellstmöglich einstellen<br />
zu können. MES helfen, die größtmögliche Stabilität der<br />
Unternehmen sicherzustellen. Ihre besondere Qualität wird<br />
gerade in Krisenzeiten deutlich.<br />
Bild: gbo datacomp<br />
www.gbo-datacomp.de
Digitale Fabrik – Visualisierung<br />
ganzheitlich betrachtet<br />
Welche Maschine bearbeitet gerade welchen Auftrag? Welche<br />
Mitarbeiter arbeiten gerade an den Maschinen? Ist die Produktion<br />
im Augenblick wirtschaftlich? Dies sind alltägliche Fragen, die<br />
sich nun digital von jedem Ort der Welt beantworten lassen. In<br />
Zeiten der Digitalisierung ist dank der smarten Shopfloor-Visualisierung<br />
von EVO Informationssysteme viel mehr möglich, als nur<br />
den aktuellen Status von Maschinen anzuzeigen.<br />
Die umfassende Visualisierung der Maschinen mit den aktuell auf<br />
den Maschinen befindlichen Bauteilen eröffnet einem Produktionsleiter<br />
oder Geschäftsführer damit ein völlig neues Digitalerlebnis.<br />
Ein Entscheider kann – ohne Präsenz in der Produktion<br />
– das Produktionsmonitoring im Büro, Homeoffice oder sogar im<br />
Urlaub zur Betreuung der Produktion nutzen. Das hybride<br />
Shopfloor-Board ist auch dafür vorgesehen, in der Produktion auf<br />
Großbild-Monitoren die aktuelle Produktionssituation zu<br />
visualisieren.<br />
Dazu ist das hybride Shopfloor-Monitoring in der Lage, die Daten<br />
aus ERP-/PPS-/BDE-/MDE- und PZE-System zu kombinieren und<br />
zu bündeln. Die Basis zur Visualisierung der digitalen Fabrik<br />
bilden die einzelnen Bausteine der umfassenden EVO–Plattform.<br />
Für die Darstellung der Produktionsressourcen erfordert das<br />
ERP-/PPS-System EVOcompetition oder das MDE-System<br />
EVOperformance. Sind beide Anwendungen bei dem Kunden im<br />
Einsatz, so ergibt sich das ganzheitliche, digitale Abbild der<br />
Produktion von ganz alleine.<br />
www.evo-solutions.com<br />
Zukunftssichere<br />
Metallprüfungen<br />
Bei Schmid Schrauben Hainfeld (SSH) dreht sich alles um<br />
Schrauben, Verbindungselemente und Sonderteile. Für zukunftssichere<br />
Prüfungen im Rahmen fortschreitender Materialentwicklung<br />
und steigender Festigkeiten setzt<br />
das zum Würth-Konzern gehörende<br />
Unternehmen jetzt auf eine Z400E<br />
Universalprüfmaschine von<br />
ZwickRoell. Mit dieser Neuanschaffung<br />
sind nun auch Zugversuche an<br />
Metallen nach ISO 6892-1 – dehnungsgeregelt<br />
– möglich. Mit der Z400E ist<br />
man zukunftssicher aufgestellt und<br />
kann sowohl mit sehr hohen<br />
Prüfkräften als auch höchster Präzision<br />
bei äußerst geringen Prüfkräften<br />
arbeiten. Die Prüfmaschine kommt bei<br />
Drahtuntersuchungen, Rundstahlproben<br />
und Holzausziehversuchen im Rahmen der ETA zum<br />
Einsatz. Auch für Zugversuche an Schrauben und Bolzen nach<br />
DIN 898 und den verschiedenen Festigkeitsstufen wird sie<br />
verwendet. Darüber hinaus sind Druckversuche, z. B. für<br />
Drahtstauchprüfungen und Biegeversuche möglich. Für<br />
Holz-Beton-Verbund-Untersuchungen verfügt die Maschine über<br />
eine große T-Nuten-Grundplatte als Sockeltraverse sowie zusätzliche<br />
Längenmesssensoren.<br />
www.zwickroell.com<br />
POLIEREN<br />
NEXT LEVEL SOLUTIONS.<br />
SCHLEIFEN<br />
FRÄSEN<br />
INDIVIDUELLE WERKZEUGE
FERTIGUNGSTECHNIK<br />
mobileX AG feiert 20-jähriges Bestehen<br />
Die mobileX AG, Anbieter von Field-Service-Management-Lösungen,<br />
feiert dieses Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Über 60 mittelständische<br />
Unternehmen und Großkonzerne vertrauen mittlerweile<br />
auf die Software zur Optimierung ihrer nationalen und<br />
internationalen Instandhaltungs- und Serviceprozesse. So sind<br />
die Lösungen zur Einsatzplanung und mobilen Auftragsbearbeitung<br />
für Techniker bereits in über 35 Ländern im Einsatz. Zu den<br />
langjährigen Kunden von mobileX zählen u. a. Unternehmen<br />
aus den Bereichen Energieversorgung wie MVV und Netz Leipzig<br />
sowie Maschinenbauer wie ThyssenKrupp Aufzüge, Kärcher<br />
und Melitta.<br />
In den letzten Jahren hat die mobileX<br />
AG ihre Produktpalette um<br />
einige neue Produkte erweitert.<br />
Neben den beiden Standardlösungen<br />
mobileX-Dispatch zur<br />
Einsatzplanung und mobileX-<br />
MIP for Field Service zur mobilen<br />
Auftragsbearbeitung zählt seit einiger<br />
Zeit auch die mobile Service-App<br />
mobileX-CrossMIP zum<br />
Portfolio. Seit letztem Jahr bietet<br />
das Unternehmen zudem eine<br />
dedizierte Lösung für Subunternehmer<br />
von Service- und Instandhaltungsorganisationen an: mobileX-SubConnect.<br />
Auch die bewährten Standardlösungen werden<br />
kontinuierlich optimiert und an die aktuellen Anforderungen<br />
von Unternehmen angepasst. Dazu zählen zum Beispiel die Internationalisierung,<br />
die Integration von Augmented-Reality-Anwendungen<br />
oder auch die Anpassbarkeit und Integrationsfähigkeit<br />
der Produkte in andere Systeme oder Partneranwendungen.<br />
„Wir sind sehr stolz auf unsere Produkte und Projekte, die wir in<br />
den letzten 20 Jahren mit tollen Kollegen entwickelt und umgesetzt<br />
haben. Für die Zukunft planen wir, unser Kundengeschäft weiter<br />
international auszubauen. Die<br />
kontinuierliche Weiterentwicklung<br />
und Integration unserer Lösungen<br />
in SAP S/4HANA sowie<br />
Augmented Reality und Machine<br />
Learning stehen zudem auf unserer<br />
Agenda. Ich freue mich darauf,<br />
dies gemeinsam mit unserem professionellen<br />
und erfahrenen Team<br />
umzusetzen“, erklärt Hannes Hecker,<br />
Vorstandsvorsitzender und<br />
Gründer der mobileX AG.<br />
www.mobilexag.de<br />
Anzeige<br />
KI-basierte Produktionsplanung<br />
Um mit geringeren<br />
Personalkosten eine<br />
bessere Kapazitätsauslastung<br />
sowie erhöhte<br />
Termintreue und<br />
Durchsatz zu erhalten, hat<br />
die SCT GmbH ein neue<br />
PP/DS-Modul entwickelt,<br />
das auf Basis künstlicher<br />
Intelligenz (KI) das<br />
Optimum einer Produktions- und Feinplanung ermittelt. Das<br />
neue PP/DS-Modul (Product Planning and Detailed Scheduling)<br />
optimiert hierzu das Zusammenspiel von Materialien, Kapazitäten<br />
und Aufträgen auf Basis modernster Heuristiken und Metaheuristiken<br />
aus dem Bereich der KI, um Kapazitätsauslastung,<br />
Durchsatz, Termintreue und Produktivität bei Einplanung der<br />
einzelnen Auftragsarbeitsgänge zu optimieren. Das Tool orchestriert<br />
unter anderem Ressourcenverfügbarkeiten, Splittfaktoren,<br />
Kostenparameter, Taktzeiten sowie Werks- und Schichtkalender.<br />
Anwender profitieren von einem extrem leistungsfähigen PP/<br />
DS-System, das deutlich effizienter als konventionelle PP/<br />
DS-Lösungen plant, was zu deutlich besseren und praktikableren<br />
Ergebnissen führt. Trotz neuester KI-Technologie positioniert sich<br />
das neue System nach Anbieterangaben deutlich unterhalb der<br />
Preisklasse bislang verfügbarer Systeme. Das Ergebnis: Die oft als<br />
zu teuer empfundene Produktions- und Feinplanung ist nun zu<br />
erschwinglichen Preisen verfügbar. Vergleichszahlen zu konventionellen<br />
Systemen können bei der SCT GmbH angefordert werden.<br />
www.diskover.eu<br />
34 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
Zukunftsweisende Produktionsplanung und -steuerung<br />
Als neuer Lösungsbaustein für die Produktionsplanung und -steuerung der Zukunft<br />
wurde in der Lern- und Musterfabrik am TZ PULS eine Obeya-Kommunikationszentrale<br />
aufgebaut. Prozessverantwortliche und <strong>Betriebsleiter</strong> können sich dort informieren,<br />
wie man die Produktion auf Basis von Lean-Kriterien einfacher gestaltet und<br />
über Shopfloor-Management dezentral steuert. <strong>Der</strong> „große Raum“ (jap. Obeya) stellt<br />
dazu analoge Methoden aus dem Lean-Baukasten bereit – u. a. Shopfloor-Management<br />
und KATA – aber auch digitale Werkzeuge und Industrie-4.0-Technologien wie Ortungssysteme<br />
oder ein digitales KVP-Tool.<br />
Die Produktionsplanung und -steuerung (PPS) bildet<br />
das „Gehirn“ eines jeden produzierenden Unternehmens<br />
und stellt ein zentrales Konzept für die Beherrschung<br />
der Material- und Zeitwirtschaft dar.<br />
Insbesondere die Sicherstellung der Termintreue<br />
steht dabei im Vordergrund. „Doch oft ist letztere<br />
trotz des beinahe flächendeckenden Einsatzes von<br />
PPS-Systemen nicht zufriedenstellend“, weiß Prof. Dr.<br />
Schneider, wissenschaftlicher Leiter des TZ PULS und<br />
Geschäftsführer der PuLL Beratung GmbH, aus seiner<br />
Forschungs- und Praxiserfahrung. „Dies liegt vor<br />
allem daran, dass die im Kern über 60 Jahre alten Ansätze, die heute noch die Basis<br />
vieler PPS-Systeme bilden, nicht mehr für die Anforderungen moderner Produktionssysteme<br />
geeignet sind.“ Auf Basis jüngster Forschungsergebnisse hat Prof. Schneider<br />
deshalb ein Konzept für eine PPS der Zukunft entwickelt, das einen zentralen<br />
softwaregestützten High-Level-Planungsansatz mit einem dezentralen Steuerungsansatz<br />
verbindet. Einen neuartigen Lösungsbaustein für die Realisierung dieses Konzepts<br />
bildet dafür die in der Lern- und Musterfabrik des TZ PULS aufgebaute Obeya-<br />
Kommunikationszentrale.<br />
www.pull-beratung.de<br />
Lokalisierungsplattform mit digitalem Zwilling<br />
der Performance erweitert<br />
Die neue Software „Location Intelligence“ von Siemens erweitert die Simatic RTLS<br />
Lokalisierungsplattform um den digitalen Zwilling der Performance. Die webbasierte<br />
Software analysiert und visualisiert Bewegungsdaten, verarbeitet Events und kann<br />
direkt aus lokalen ERP- oder<br />
MES-Systemen angesprochen werden. Die<br />
damit geschaffene Intelligenz auf Basis der<br />
Positionsdaten verschafft Anwendern<br />
einen umfangreichen Überblick über<br />
Materialflüsse, Auftragsinformationen<br />
oder mögliche Problemfelder.<br />
Die Transponder ID wird mit vorhandenen<br />
Auftragsdaten verknüpft. So können,<br />
abhängig vom Prozessschritt und Auftragsstatus,<br />
Auftragsinformationen papierlos<br />
auf den Simatic RTLS ePaper Transpondern angezeigt werden. Location Intelligence<br />
bietet darüber hinaus die Möglichkeit, einzelne Werkstücke oder gleich den gesamten<br />
Auftrag in Echtzeit mitzuverfolgen. Die so gewonnene Transparenz ermöglicht eine<br />
individuelle Optimierung der Produktions- und Logistikprozesse. <strong>Der</strong> Schlüssel hierbei<br />
sind sog. Geofences. Per Drag & Drop können diese in der Software angelegt werden,<br />
um das Betreten und Verlassen von definierten Bereichen zu erkennen. Die damit<br />
verbundenen Ein- und Austrittsevents können statistisch ausgewertet, visualisiert oder<br />
mit zusätzlichen Aktionen verknüpft werden. Zudem sorgt die Kombination von Ortsund<br />
Business-Informationen für transparente Abläufe: Suchvorgänge werden auf ein<br />
Minimum reduziert, da die Positionen von allen relevanten Objekten auf verschiedenen<br />
Endgeräten in Echtzeit visualisiert werden. Engpässe oder Abweichungen im Produktionsplan<br />
lassen sich mit Hilfe der Geofences einfach vermeiden. Gleichzeitig werden<br />
durch die Echtzeit-Analysen unentdeckte Optimierungspotenziale der Fabrik<br />
aufgedeckt und schnelle Entscheidungen unterstützt.<br />
www.siemens.com<br />
Direkt online bestellen<br />
bernstein-hygienetechnik.eu
BETRIEBSTECHNIK<br />
Immer in<br />
Bewegung<br />
Energieketten gestern, heute, morgen<br />
Seit ihrer Erfindung in den 1950er<br />
Jahren versorgen Energieketten<br />
Maschinen mit Strom, Daten sowie<br />
Medien und sind dabei ständig in<br />
Bewegung. Sie schützen die<br />
Leitungen vor Ausfall und<br />
Verschleiß. Seit den 70er Jahren<br />
fertigt die igus GmbH aus Köln als<br />
eines der ersten Unternehmen<br />
Energiekettensysteme aus<br />
Kunststoff. – Eine Erfolgsgeschichte.<br />
gere Ketten für neue Anwendungsbereiche<br />
hinzugekommen: „Die Anwender wünschten<br />
sich stabile Ketten für lange Verfahrwege,<br />
robuste Ausführungen für raue Umgebungsbedingungen<br />
oder torsionsfähige<br />
Varianten für 3D-Roboteranwendungen.<br />
Gesagt, getan entwickelten wir die entsprechenden<br />
Lösungen. Auch heute wollen wir<br />
weiterhin die optimale Energieführung für<br />
den bewegten Einsatz bieten, sei es für<br />
Bohrgeräte, Bedienpanels oder Offshore-<br />
Anlagen. Jedes Jahr präsentieren wir neue,<br />
Igus hat als Pionier den Einsatz und die Entwicklung tribologisch<br />
optimierter Polymere im Maschinenbau vorangetrieben<br />
Als die Firma igus im Jahr 1964 in einer<br />
Garage in Köln-Mülheim gegründet<br />
wurde, konnte sich im Maschinenbau noch<br />
niemand Energieketten aus Kunststoff vorstellen.<br />
Zunächst kamen in den 50er Jahren<br />
die ersten Ketten aus Stahl auf den Markt.<br />
Im Jahr der Erfindung der Kunststoffkette<br />
1971 lieferte igus die erste Energiekette aus.<br />
Seit 1983 entwickelte ein eigenes Konstruktionsteam<br />
das Kunststoffketten-Programm.<br />
Fortan standen bei igus die Zeichen auf<br />
Wachstum. Immer mehr Kunden erkannten<br />
die Vorteile von Kunststoffketten: Sie sind<br />
Autor: Michael Blaß, Leiter Unternehmensbereich<br />
Energiekettensysteme, igus GmbH, Köln<br />
leichter, preiswerter, gleitfähig und korrosionsbeständig.<br />
Vor allem aber sind sie wartungsfrei,<br />
da sie nicht geschmiert werden<br />
müssen.<br />
Gemäß der igus-Devise „meine-kette:<br />
Energieführen leicht gemacht“ konfiguriert,<br />
produziert und montiert das Unternehmen<br />
heute nach den Wünschen des Kunden das<br />
jeweils passende Energiekettensystem. Damit<br />
Anwender stets auf der sicheren Seite<br />
sind, garantiert igus eine 36-monatige Lebensdauer<br />
seiner e-ketten. Dieses Versprechen<br />
ermöglicht der Lebensdauerrechner<br />
von igus. Er ermittelt mithilfe der Daten aus<br />
dem Testlabor die Laufzeit der igus Standard-Energieketten<br />
in der kundenindividuellen<br />
Anwendung. Über 4 000 Versuche und<br />
mehr als 7 500 Ergebnisse aus dem hauseigenen<br />
Testlabor sind bisher in das Online-Tool<br />
eingeflossen. Täglich werden es mehr, um<br />
noch präzisere Aussagen über die Lebensdauer<br />
treffen zu können. Tatsächlich zeigt<br />
die Praxis, dass die Laufzeiten der Energieketten<br />
oft 10 Jahre und mehr betragen.<br />
Vom Komponenten- zum<br />
Systemanbieter<br />
Im Laufe der Zeit sind aus einem breiten<br />
Standardprogramm heraus immer vielseiti-<br />
schnell installierbare Energiekettensysteme“,<br />
so Jörg Ottersbach Leiter Geschäftsbereich<br />
e-ketten bei der igus GmbH.<br />
Bei der Befüllung der Energieketten ist die<br />
Qualität der Leitungen besonders wichtig,<br />
denn sie müssen immer höheren Taktzahlen,<br />
Beschleunigungen und Geschwindigkeiten<br />
standhalten. Aus diesem Grund entwickelt<br />
igus seine Leitungen seit dem Jahr<br />
1989 unter dem Namen „chainflex“ selbst.<br />
igus chainflex Leitungen sind hochflexible<br />
Energie- und Datenleitungen, die speziell<br />
für den Einsatz in Energieketten konzipiert<br />
wurden. Heute liefert igus 1 354 verschiedene<br />
Leitungen ab Lager und das mit einer<br />
einzigartigen 36-monatigen Garantie.<br />
So ist igus im Laufe der Unternehmensgeschichte<br />
immer mehr zu einem Sys-<br />
36 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
01 Ein Pionier auf dem Markt der Kunststoff-<br />
Energieketten: Die e-kette 1080 von igus gibt<br />
es seit 1983<br />
02 Mit dem Energiekettenmodell E4.1L<br />
lassen sich bis zu 80 % Konfektionierungsund<br />
Montagezeit sparen<br />
03 Die aktuelle Generation e-ketten und<br />
Leitungen ist intelligent: Sie sagt die<br />
Lebensdauer im Realbetrieb genau voraus<br />
temanbieter herangewachsen. Durch die<br />
perfekte Abstimmung von e-kette und Leitung<br />
kann igus seit über 20 Jahren unter der<br />
Bezeichnung „readychain“ Energieketten<br />
als fertige Systeme anbieten, die kundenspezifisch<br />
konfektioniert und weltweit<br />
montiert werden.<br />
Investitionen in Forschung und<br />
Entwicklung<br />
Durch jahrzehntelange Erfahrung in der<br />
Entwicklung von Kunststoffen sind die Ingenieure<br />
bei igus dabei in der Lage, die<br />
verschiedensten Materialien miteinander<br />
zu kombinieren, um entsprechende Eigenschaften<br />
der Stoffe zu erreichen. Dabei<br />
greifen sie auf über 50 Werkstoffe aus der<br />
firmeneigenen Datenbank zurück.<br />
Synergien aus Forschung und Entwicklung<br />
im Bereich Gleitlager – dem zweiten<br />
großen Geschäftsfeld des Unternehmens<br />
– sind bei igus üblich. In Köln betreibt igus<br />
seit über 20 Jahren ein inzwischen auf<br />
3 800 Quadratmeter angewachsenes Testlabor,<br />
um Energieketten und chainflex-<br />
Leitungen ausdauernd zu prüfen. Jährlich<br />
werden dort über zwei Milliarden Testzyklen<br />
an über 50 Versuchsanlagen absolviert.<br />
Mit diesem Wissen können die<br />
Kunststoffspezialisten bei igus die Materialien<br />
von e-ketten und chainflex Leitungen<br />
noch präziser aufeinander abstimmen.<br />
Gleichzeitig kann durch die Ergebnisse<br />
die Lebensdauer der Produkte verlässlich<br />
berechnet werden, für den<br />
Anwender kostenfrei auch online.<br />
Kosten reduzieren und die<br />
Technik verbessern<br />
Seit mehr als fünf Jahrzehnten bestimmt<br />
die Lösungsorientierung die Leitlinie des<br />
Kunststoffspezialisten, der als Pionier den<br />
Einsatz und die Entwicklung tribologisch<br />
optimierter Polymere im Maschinenbau<br />
vorangetrieben hat. Aus zwei Hauptkunden<br />
in den ersten Jahren sind mittlerweile<br />
über 200 000 Endkunden auf dem gesamten<br />
Globus geworden, die sich auf ein dichtes<br />
Vertriebs-, Service- und Logistiknetz für<br />
die über 100 000 igus-Produkte verlassen<br />
können.<br />
Fortschritt ist und bleibt dabei ein großes<br />
Thema bei igus: „Unser Anspruch ist, <strong>2020</strong><br />
noch mehr denn je mit unseren Energieketten<br />
die Technik unserer Kunden zu verbessern<br />
und gleichzeitig die Kosten zu senken“,<br />
so Jörg Ottersbach. Denn „motion<br />
plastics“ – Hochleistungskunststoffe in Bewegung<br />
– eröffnen noch viele ungeahnte<br />
Möglichkeiten.<br />
Zum Beispiel im Bereich der vorausschauenden<br />
Wartung. So hat igus unter dem Begriff<br />
„isense“ seit 2016 eine Produktfamilie<br />
im Programm, bei der unterschiedliche Sensoren<br />
und Überwachungsmodule die Kunststoff-Lösungen<br />
wie Energieketten, Leitungen,<br />
Linearführungen, Gleitlager und Rundtischlager<br />
intelligent machen. Sie erfassen<br />
unter anderem im laufenden Betrieb den<br />
Verschleiß und geben Alarm, sobald eine Reparatur<br />
oder ein Austausch erforderlich ist.<br />
Durch die Vernetzung mittels igus Communication<br />
Modul (icom) ist die Online-Statusanzeige<br />
mit Alarmierungsmöglichkeit zum<br />
Beispiel über PC, Tablet oder Smartphone<br />
ebenso möglich wie eine direkte Integration<br />
in die unternehmensweite Infrastruktur.<br />
Diese smart plastics sagen bereits heute<br />
die Lebensdauer in zahlreichen Kunden-<br />
Anwendungen voraus, wie etwa in der Automobilindustrie.<br />
Sie werden kontinuierlich<br />
in enger Abstimmung mit Anwendern<br />
weiterentwickelt.<br />
Bilder: Adobe Stock/Stefan Schurr; igus<br />
www.igus.de<br />
DIE ENERGIEKETTE<br />
DER ZUKUNFT WIRD<br />
INTELLIGENT SEIN<br />
Die Energiekette der Zukunft<br />
wird weiterhin aus<br />
Hochleistungskunststoff<br />
bestehen und direkt online<br />
konfigurier- und bestellbar<br />
sein. Des Weiteren wird sie<br />
intelligent sein und ihren<br />
aktuellen Zustand und die<br />
noch zu erwartende<br />
Lebensdauer anzeigen.<br />
JÖRG OTTERSBACH, Leiter<br />
Geschäftsbereich e-ketten, igus<br />
GmbH, Köln<br />
www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 37
BETRIEBSTECHNIK<br />
Betriebsreinigung 4.0<br />
Ein Pionier der Reinigungstechnik geht mit der Zeit<br />
Die Anfänge der maschinellen<br />
Bodenreinigung liegen mehr als<br />
100 Jahre zurück: Endlich wurde die<br />
mühevolle Arbeit leichter. Seitdem<br />
hat sich viel getan. Als Pionier in<br />
diesem Bereich hat Kärcher<br />
maßgeblich zum Fortschritt der<br />
Reinigungstechnik beigetragen<br />
– und die Entwicklung geht weiter.<br />
cher überzeugte auch in der Industrie und<br />
eröffnete erstmals die Möglichkeit, bei nicht<br />
ganz so großen Maschinen je nach Bodenbeschaffenheit<br />
und Verschmutzungsgrad<br />
die passende Technologie zu wählen.<br />
Seither ist die Scheuersaugmaschine aus<br />
der Betriebsreinigung nicht mehr wegzudenken.<br />
Immer neue Kundenbedürfnisse<br />
flossen und fließen in die Entwicklung ein:<br />
Modelle mit Scheiben- oder Walzentechnologie<br />
je nach Bodenbeschaffenheit, Geräte<br />
für verstellte Flächen und Kleinstflächen,<br />
Plattformstrategien für mehr Effizienz und<br />
Flexibilität, Eco-Konzepte für Umwelt- und<br />
Ressourcenschonung sowie innovative Lösungen<br />
für mehr Ergonomie sind das Ergebnis.<br />
Mitte der 1990er Jahre gelang es Kärcher,<br />
die zur damaligen Zeit kleinste Bodenreinigungsmaschine<br />
der Welt auf den Markt zu<br />
bringen. Die BS 350 arbeitete statt mit Walzenbürsten<br />
oder Scheibe mit einem Reinigungsvlies,<br />
und die Reinigungs- und Saugvorrichtung<br />
wurde mit einem Elektromotor<br />
betrieben. So war die für Nischenanwendungen<br />
konzipierte Maschine sehr kompakt<br />
und wendig.<br />
<strong>Der</strong> Anwender im Fokus der<br />
Entwicklungen<br />
Seit den 1990er Jahren fallen alle Funktionen<br />
rund um Anwenderfreundlichkeit unter<br />
das Stichwort Ergonomie – teilweise<br />
auch gesetzlich verordnet. Die Facetten<br />
sind auch bei diesem Thema vielfältig: Zäh-<br />
Die erste Bohnermaschine wurde Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts entwickelt, um die<br />
mühsame Arbeit zu erleichtern. In den<br />
1930er Jahren folgte die Variante zur Nassbodenreinigung,<br />
und in den 1950er Jahren<br />
kam mit der Einbindung der Saugfunktion<br />
die erste Scheuersaugmaschine auf den<br />
Markt.<br />
Ein weiterer Meilenstein liegt im Jahr<br />
1986, als Kärcher als erstes Unternehmen<br />
eine Nachläufermaschine mit Walzenbürsten<br />
auf den Markt brachte, die Scheuern,<br />
Saugen und Kehren in einem Arbeitsschritt<br />
erledigte und die Reinigungsleistung auf<br />
strukturierten Böden deutlich verbesserte.<br />
<strong>Der</strong> Hintergrund: Walzenbürsten arbeiten<br />
mit hohem Anpressdruck, da die Auflagefläche<br />
auf dem Boden geringer ist, und es<br />
sind schnellere Umdrehungen möglich als<br />
bei Scheibenbürsten. Die BR 450 von Kärlen<br />
bei schweren Geräten mit 500 Kilogramm<br />
Eigengewicht vor allem einfaches<br />
Manövrieren und gute Übersicht, sind für<br />
ermüdungsfreies Arbeiten mit Nachläufermaschinen<br />
beispielsweise die Griffposition<br />
wichtig sowie ein eigener, fein dosierbarer<br />
Fahrantrieb oder eine asymmetrische Kontur,<br />
durch die das Arbeitsergebnis besser<br />
kontrollierbar ist.<br />
Für angenehmes bzw. sogar spaßbringendes<br />
Arbeiten sorgt auch das Produktdesign:<br />
So brachte Kärcher 1998 in Anlehnung<br />
an die motorisierten Dreiräder aus der Motorradwelt<br />
ein Trike auf den Markt. In der<br />
Pressemeldung damals heißt es, das Modell<br />
„verspricht durch sein attraktives Äußeres<br />
und seinen Fahrkomfort mehr Freude und<br />
höhere Motivation bei der sonst oft so wenig<br />
geliebten Reinigungsarbeit.“<br />
Plattformstrategie und neue<br />
Batterietechnik<br />
In der Entwicklung von neuen Reinigungsmaschinenmodellen<br />
hat sich seit Anfang<br />
2000 die Plattform-Strategie bewährt: Dahinter<br />
steckt der Gedanke, möglichst wenig<br />
neue Teile zu verbauen und somit Entwicklungs-<br />
und Produktionskosten deutlich zu<br />
senken. Zudem ist ein Grad an Individualisierung<br />
möglich, der sich mit der Einführung<br />
verschiedener Einzelmodelle nicht effizient<br />
und kostengünstig beantworten ließe.<br />
Auch die Megatrends der Zeit spiegeln<br />
sich in der Bodenreinigung wieder: So kommen<br />
heute etwa verstärkt Lithium-Ionen-<br />
38 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
Batterien zum Einsatz, die deutlich leichter<br />
sind als normale Akkus und eine signifikante<br />
Gewichtsersparnis bringen.<br />
Wohin geht die Reise?<br />
Die Digitalisierung ist derzeit überall auf<br />
dem Vormarsch – dabei zeichnet sich ein<br />
Wandel von der rein erfahrungsbasierten<br />
Reinigung hin zu dynamischen, wissensbasierten<br />
Konzepten ab. „Unterschiedliche<br />
Bestandteile sind im Reinigungsprozess der<br />
Zukunft wesentlich und müssen miteinander<br />
interagieren: Klassische Reinigungskräfte,<br />
autonom agierende Maschinen,<br />
Softwarelösungen, eine intelligente Einsatzplanung,<br />
Flottenmanagement und<br />
Smart Data gilt es, zu einem funktionalen<br />
System zusammenzufügen,“ erläutert<br />
Friedrich Völker, Leiter Digitale Produkte<br />
bei Kärcher.<br />
<strong>Der</strong> flächendeckende Einsatz teil- oder<br />
gar vollautomatisierter Lösungen klingt<br />
noch nach Zukunftsmusik, auch wenn Kärcher<br />
bereits 1996 einen Reinigungsroboter<br />
entwickelt und getestet hat. Zwar sind bereits<br />
Maschinen am Markt verfügbar, doch<br />
steht man bei den Entwicklungen noch relativ<br />
am Anfang. Die Sensorik muss effizientes<br />
Arbeiten in einer komplexen Umgebung<br />
gewährleisten sowie kollisionsfreies Agieren<br />
auch bei unerwarteten Ereignissen ermöglichen.<br />
Softwarelösungen nehmen zunehmend<br />
eine zentrale Rolle ein. Insbesondere<br />
sogenannte Operations- und Mobile-Fulfillment-Software<br />
ermöglicht eine bedarfsorientierte,<br />
effiziente und transparente<br />
Organisation der täglichen Reinigungsabläufe<br />
und übergeordneter Managementprozesse.<br />
Dabei können Informationen<br />
aus ganz unterschiedlichen Quellen verarbeitet<br />
werden – etwa Daten von Reinigungsmaschinen,<br />
Gebäudenutzungsdaten<br />
oder Wetterdaten. Mittels künstlicher<br />
Mit Robotik sowie Flotten- und Prozessmanagement-Systemen<br />
hält die Digitalisierung Einzug in die Betriebsreinigung<br />
Intelligenz werden diese zusammengeführt<br />
und dem Schichtverantwortlichen in<br />
Form von Handlungsempfehlungen nutzbar<br />
gemacht. So fungiert die Software als<br />
zentrale Schaltstelle für das operative Geschäft.<br />
Alle Prozessschritte aller Mitarbeiter<br />
laufen digital begleitet innerhalb des<br />
Systems zusammen. Wenn sich Rahmenbedingungen<br />
ändern, wird der Reinigungsplan<br />
dem tatsächlichen Bedarf angepasst.<br />
Auch bei der kontaktlosen Echtzeit-Kommunikation<br />
zwischen Objektleitung,<br />
Reinigungspersonal und Kunde<br />
kann die Software unterstützen und<br />
gleichzeitig erbrachte Leistungen sowie<br />
die Arbeitszeiten dokumentieren.<br />
Diese Softwarelösungen lassen sich oftmals<br />
an bereits bestehende ERP-Systeme<br />
anbinden, mit denen Unternehmen Ressourcen<br />
wie Kapital, Personal, Betriebsmittel,<br />
Material und Informations- und Kom-<br />
REINIGUNG<br />
DER ZUKUNFT<br />
Im Reinigungsprozess der<br />
Zukunft gilt es, klassische<br />
Reinigungskräfte, autonom<br />
agierende Maschinen,<br />
Softwarelösungen,<br />
intelligente Einsatzplanung,<br />
Flottenmanagement<br />
und Smart Data zu<br />
einem funktionalen System<br />
zusammenzufügen.<br />
FRIEDRICH VÖLKER<br />
Leiter Digitale Produkte,<br />
Kärcher, Winnenden<br />
munikationstechnik bedarfsgerecht planen,<br />
steuern und verwalten.<br />
Bilder: Kärcher<br />
www.kaercher.de
BETRIEBSTECHNIK<br />
Pumpenspezialist Grundfos wird 75 Jahre<br />
Die Erfolgsgeschichte des Grundfos-Gründers Poul Due Jensen<br />
begann bei ihm zu Hause. Seit den Anfängen in seiner Schmiede<br />
arbeitete er daran, den Alltag der Menschen zu verbessern.<br />
Eines Tages stand er vor einer Aufgabe, die seinen ganzen Innovationsgeist<br />
erforderte. Im Jahr 1945, kurz nach dem zweiten<br />
Weltkrieg, als es an fast allem mangelte, konnte er für einen<br />
Bauern keine Pumpe<br />
beschaffen. Seine Lösung für<br />
diese Herausforderung<br />
bestand darin, ein komplettes<br />
Wasserversorgungssystem<br />
von Grund auf selbst zu<br />
konzipieren und zu konstruieren.<br />
Diese Entscheidung<br />
führte zu einem Erfolg auf<br />
ganzer Linie und war das<br />
Fundament für die heutige<br />
weltweit agierende Unternehmensgruppe.<br />
Abgesehen von seinem Innovationsgeist<br />
war sich Poul<br />
Due Jensen immer schon<br />
darüber im Klaren, dass Zusammenarbeit und Teamwork von<br />
immenser Bedeutung sind. Auf der Grundlage dieser Einstellung<br />
hat er Grundfos zu einem Arbeitsplatz gemacht, an dem<br />
jeder die Möglichkeit hat, seine Ideen und Vorschläge einzubringen.<br />
Und so widmet Grundfos sein 75-jähriges Jubiläum den<br />
starken Werten, für die sich das Unternehmen seit Generationen<br />
einsetzt, um eine bessere Zukunft zu schaffen und durch<br />
gemeinsame Pionierarbeit und Innovationen etwas in der Welt<br />
zu bewirken. Von der ersten Pumpe im Jahr 1945 bis zu den heutigen<br />
digitalen Lösungen ist Grundfos ein Synonym geworden<br />
für Pioniergeist, soziales Bewusstsein und innovative Lösungen.<br />
Das 75-jährige Jubiläum ist den gemeinsamen Werten der<br />
weltweit insgesamt 19 280 Kollegen des Unternehmens gewidmet.<br />
„Wir feiern den Pioniergeist und die soziale Verantwortung,<br />
die uns bei Grundfos seit den Anfängen vorangetrieben<br />
haben und die nach wie vor der treibende Faktor unserer Entwicklung<br />
sind. Wir wollen diese Philosophie und Denkweise<br />
bewahren und wir setzen uns mit großem Engagement für den<br />
Kampf gegen die bevorstehenden Klima- und Wasserprobleme<br />
ein“, so Mads Nipper, Konzernpräsident der Grundfos Gruppe.<br />
www.grundfos.de<br />
mit optimalen Reibwerten bis 0,9 μ<br />
Gummi-Puffer Unterleg-Schutzplatte Unterlegkeile<br />
MAROTECH GmbH | Industriepark West<br />
Heinkelstr. 2-4 | 36041 Fulda | +49(0)661-86202-0<br />
info@marotech.de | www.marotech.de<br />
Prüfzeugnis Fraunhofer Institut<br />
IML Dortmund (Lifetest)<br />
z.B. Qualität „Premium“ in<br />
Bodenlage mit Reibwert μ = 0,7<br />
Pads & Bahnenware auf Wunschgröße,<br />
wirtschaftliche Lösungen<br />
Ladungssicherung Antirutschmatten Gummipuffer<br />
Zurrsysteme<br />
Kantenschutz<br />
Fragen zur Ladungssicherung?<br />
www.lasiportal.de<br />
Industrie 4.0: Schrank mit<br />
Gesichtserkennung<br />
Biometrische Daten zur Verifikation haben<br />
sich bereits in Bereichen wie Smartphones<br />
und Tablets sowie bei der Zutrittskontrolle<br />
bewährt. Nun setzt auch Hahn+Kolb auf das<br />
gleiche System bei der Sicherheit von<br />
Schranksystemen. Dank integrierter<br />
FaceLock-Technologie erkennt der Schrank<br />
über ein Farbdisplay den Benutzer, der vor<br />
ihm steht, und öffnet vollautomatisch –<br />
kontaktlos und in weniger als einer Sekunde.<br />
Die Anwendungsbereiche dafür sind<br />
vielfältig: von der Umkleidekabine zur<br />
Aufbewahrung von Schlüsseln, persönlichen Gegenständen und<br />
Laden des Smartphones über den integrierten USB-Anschluss<br />
bis hin zur Produktion, um Spezialwerkzeuge und hochwertige<br />
Geräte sicher zu verwahren. Dabei sind in den Schließfachtüren<br />
Federn verbaut, sodass sie von selbst aufspringen. Die Hände<br />
bleiben also frei und zu verstauende Gegenstände müssen<br />
nicht abgelegt werden. Im Inneren sind die Fächer außerdem<br />
beleuchtet.<br />
Das Sicherheitssystem wird über eine Online-Plattform verwaltet,<br />
auf der Kunden bis zu 1 000 Einträge auf ihrem eigenen System<br />
einrichten können.<br />
Anzeige<br />
Danach steht dem<br />
bequemen Öffnen ganz<br />
ohne Schlüssel oder<br />
Eingabe von Tastenkombinationen<br />
nichts mehr<br />
im Weg. Das Schranksystem<br />
lässt sich darüber<br />
hinaus über beliebig viele<br />
Module erweitern und<br />
digital verknüpfen.<br />
IoT-fähige Energiemessgeräte<br />
www.hahn-kolb.de<br />
Die neue Produktfamilie<br />
der Energiemessgeräte<br />
EMpro von Phoenix<br />
Contact bereitet den Weg<br />
in das „Internet der Dinge“.<br />
Über die integrierte REST-<br />
Schnittstelle lassen sich die<br />
Energiedaten von jedem<br />
Browser aus mit nur wenigen<br />
einfachen Befehlen in<br />
lokale Netzwerke implementieren. „REpresentional State Transfer“<br />
ist eine benutzerfreundliche Software-Architektur, die die allgemein<br />
bekannten Protokolle des Internets nutzt. Es bedarf keiner<br />
Spezialkenntnisse über industrielle Kommunikationsprotokolle.<br />
Varianten mit direkter Cloud-Anbindung ermöglichen zudem eine<br />
orts- und zeitunabhängige Interaktion mit den Geräten. So kann<br />
der Anwender von jedem Ort der Welt auf die Mess- und Komponentendaten<br />
zugreifen, ohne ein zusätzliches Gateway zu verwenden.<br />
Die Informationen werden in der Cloud gespeichert, aufbereitet<br />
und visualisiert. Zudem bietet die Plattform Smart Services,<br />
wie Basis-Energiemonitoring, Device Management und State of<br />
Health der Messgeräte.<br />
www.phoenixcontact.com<br />
40 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de<br />
Marotech.indd 1 28.03.2017 15:31:08
MARKT<br />
Laserhersteller saniert Firmengebäude anlässlich<br />
des 25-jährigen Jubiläums<br />
Bei dem Spezialisten für leistungsstarke<br />
Lasermaschinen zum Schneiden<br />
und Gravieren von Nichtmetallen eurolaser<br />
GmbH in Lüneburg stehen die<br />
Zeichen auf Wachstum. „Für mich bedeutet<br />
wirtschaftlicher Erfolg, dass wir<br />
auch etwas zurückgeben“, sagt Gründer<br />
und Geschäftsführer Matthias<br />
Kluczinski. Deshalb hat eurolaser sein<br />
Firmengebäude anlässlich des 25-jährigen<br />
Firmenjubiläums im vergangenen<br />
Jahr komplett saniert. Kluczinski<br />
hatte dabei vor allem drei Bereiche im<br />
Fokus: „Ich wollte etwas für meine Mitarbeiter tun, die Umwelt im Sinne der Nachhaltigkeit entlasten<br />
und nicht zuletzt sollte sich die Gebäudesanierung auch noch rechnen.“ <strong>Der</strong> Plan des Firmengründers<br />
ist aufgegangen und das auch noch in Rekordzeit. Nur knapp über ein Jahr dauerte der<br />
Umbau während des laufenden Betriebs zum energieoptimierten Industriebau mit Wohlfühlarbeitsplätzen.<br />
Und jetzt erwirtschaftet das Objekt sogar schon erhebliche Energieüberschüsse.<br />
Besonders stark profitieren die Mitarbeiter von der neuen Wohlfühlumgebung. Alle sind sich einig:<br />
Das Raumklima in den Produktionshallen und in den der sonnenzugewandten Büros ist jetzt<br />
deutlich angenehmer. Das liegt neben der Fassadendämmung aus recyclingfähiger, nachwachsender<br />
Isolierung und den neuen Fenstern auch an der vermehrten Nutzung von natürlichem Sonnenlicht<br />
zur Beleuchtung. In den bis zu neun Meter hohen Hallen sorgt jetzt modernste Technik<br />
für angenehme Wärme. Und zwar nicht unter der Hallendecke, sondern bei den Mitarbeitern, also<br />
im unteren Hallendrittel. Wenn es im Sommer hingegen heiß wird, steuert eine eigene Wetterstation<br />
die neuen Lüftungsklappen auf dem Hallendach, die sich automatisch öffnen und so für eine<br />
angenehme Temperatur sorgen. <strong>Der</strong> Clou: Eine spezielle Belüftungstechnik hält die Raumluft in<br />
den Produktionshallen automatisch frisch.<br />
Geschäftsführer Kluczinski: „Dieser Umbau war mir eine echte Herzensangelegenheit. Und ich<br />
sehe, wie stolz alle Mitarbeiter auf unser neues Unternehmensgebäude sind. Das macht mich<br />
froh!“<br />
www.eurolaser.com<br />
Schaltschranklose Stromversorgung für dezentrale<br />
Anwendungen<br />
Mit ZeroCabinet-Stromversorgungen bieten sich neue Möglichkeiten in der schaltschranklosen<br />
Planung modularer, dezentraler Anlagen und Maschinen. Die neuen 300W- und 500W-Stromversorgungen<br />
mit Schutzart IP54 bis IP67 von Puls sind wahlweise für ein- oder dreiphasige Systeme sowie<br />
in verschiedenen Versionen verfügbar, beispielsweise mit einer Vielzahl an Steckverbindern wie 7/8",<br />
Han-Q-Serie, M12 oder Quickon. Darüber hinaus bieten die Schaltnetzteile IO-Link als Kommunikationsschnittstelle<br />
und Entkopplungs-MOSFETs für den Aufbau redundanter Systeme.<br />
Einzigartig sind nach Herstellerangaben derzeit auch die eFused-Versionen der Schaltnetzteile, die<br />
mit bis zu vier strombegrenzten Ausgängen ausgestattet sind. Mit diesen Stromversorgungen lässt<br />
sich ganz einfach eine selektive Stromverteilung, Absicherung und Überwachung direkt im Feld<br />
realisieren. Alle Geräte verfügen an der Gerätefront über ein übersichtliches LED-Interface zur<br />
Sofortdiagnose. Die Ausgangsspannung sowie die Auslöseströme<br />
(eFused-Versionen) können über praktische Drucktaster eingestellt<br />
werden. Alternativ können die Einstellungen auch remote über<br />
IO-Link vorgenommen werden.<br />
Das kompakte Gehäuse mit den Maßen 181 x 183 x 57 mm (BxHxT)<br />
bietet standardmäßig drei verschiedene Montage-Optionen<br />
(DIN-Schiene, Schlüssellöcher, Schraubmontage). Dank des sehr<br />
hohen Wirkungsgrades von mehr als 95 % kann zudem auf den<br />
Verguss der Elektronik verzichtet werden. Das ermöglicht ein<br />
umweltfreundliches Recycling der Schaltnetzteile.<br />
www.pulspower.com<br />
Neu: Höhenverstellbarer<br />
Monitorständer<br />
▪ ergonomischer Steharbeitsplatz<br />
▪ werkzeuglose Handverstellung<br />
der Arbeitsfläche<br />
(Hub 400 mm) mit Zugbandunterstützung<br />
▪ sichere Arretierung der<br />
Höhenverstellung<br />
▪ integrierter Kabelkanal<br />
▪ Halterung für Monitor<br />
vormontiert<br />
▪ compact<br />
Video<br />
Monitorständer<br />
▪ optional kombinierbar mit<br />
allen RK Monitorhalterungen:<br />
▪ mit Drehflansch<br />
▪ mit Kugelgelenk<br />
www.rk-rose-krieger.com
INTRALOGISTIK<br />
Digitaler Zwilling<br />
macht‘s möglich<br />
Förderstrecken in einer Kaffeerösterei<br />
mit Simulationstechnik optimiert<br />
Neue Technologien halten Einzug im Materialfluss:<br />
Digitale Zwillinge ermöglichen beispielsweise die<br />
Simulation von Förderabläufen, noch bevor eine<br />
Förderanlage realisiert oder erweitert wurde.<br />
Dadurch können die gesamten Prozesse einer<br />
Wertschöpfungskette in einer frühen Phase<br />
optimiert und der spätere Betrieb effektiver und<br />
kostensparender realisiert werden. – So geschehen<br />
in einer großen Kaffeerösterei.<br />
Im Maschinen- und Anlagenbau ist es heute vielfach noch üblich,<br />
dass die Steuerung einer Anlage erst nach der Fertigstellung der<br />
mechanischen Teile programmiert wird. Entsprechend wird das<br />
Zusammenspiel von Mechanik, Steuerung, Sensoren und Software<br />
erstmals bei der Inbetriebnahme getestet. Tauchen dann Fehler auf,<br />
kann es teuer werden.<br />
Im Zeitalter von Industrie 4.0 setzt MiniTec bei Kundenprojekten<br />
deshalb immer öfter auf das Konzept des digitalen Zwillings, der mithilfe<br />
von CAD-Software entsteht. Dabei handelt es sich um das virtuelle<br />
Pendant einer Anlage, dem sämtliche physikalischen, mechanischen<br />
und elektronischen Eigenschaften der realen Maschine hinterlegt<br />
sind. So lassen sich bereits in einer frühen Phase der Konzeption<br />
und Produktentwicklung umfassende Visualisierungen und Tests<br />
durchführen. Dies spart nicht nur Zeit, sondern hilft auch, frühzeitig<br />
Fehler zu erkennen und zu beheben.<br />
Anlage erweitert und optimiert<br />
Von dieser Vorgehensweise profitierte auch eine große Kaffeerösterei.<br />
Diese setzt in der Logistik bereits seit längerem eine Förderanlage<br />
von MiniTec ein, die auch das Umlegen der Kaffee-Pakete im<br />
Rahmen des Transportes zur Aufgabe hatte. Besonderheit: Die Pakete<br />
mussten mit dem Boden nach vorne umgelegt werden, wofür<br />
bisher eine Abweis-Schiene zum Einsatz kam. Weil die Taktzeit von<br />
40 auf 60 Einheiten pro Minute erhöht werden sollte, war dieses<br />
Verfahren jedoch nicht mehr tauglich.<br />
Die MiniTec-Techniker entwickelten hierfür einen „Wendestern“.<br />
Dabei handelt es sich um eine kreisförmige Konstruktion, bei der die<br />
Kaffeepäckchen beim Drehen von Schaufeln nach vorne umgelegt<br />
werden. Vor der Realisierung galt es jedoch zu prüfen, ob dies in der<br />
Praxis funktioniert. Gerade wegen der hohen Takt-Geschwindigkeit<br />
wollte man sicherstellen, dass es später keine Probleme gibt, dass<br />
die Pakete beispielsweise nicht hängen bleiben oder aufplatzen.<br />
MiniTec konzipierte die Lösung zunächst mit einem digitalen Zwilling.<br />
So konnte das reale Verhalten vorab komplett simuliert werden.<br />
Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse wurden verschiedene Änderungen<br />
für die Modellanlage umgesetzt, bis diese reibungslos arbeitete.<br />
So wurden beispielsweise Führungsschienen eingebaut, damit die<br />
Kaffeepäckchen in der Spur bleiben und nicht vom Band fallen.<br />
Fazit<br />
<strong>Der</strong> Aufwand zahlte sich aus: In der fertigen Anlage funktionierte der<br />
Ablauf von Beginn an völlig problemlos. Ganz nebenbei reduzierte<br />
diese Vorgehensweise auch die Gesamtdurchlaufzeit für das Projekt.<br />
Bilder: Adobe Stock/WrightStudio; MiniTec<br />
www.minitec.de<br />
Virtuelle Inbetriebnahme<br />
Mit dem digitalen Zwilling wird die virtuelle Inbetriebnahme<br />
von Anlagen vor der eigentlichen Realisierung möglich. Das<br />
Konzept erlaubt, Ideen frühzeitig zu visualisieren, ihre<br />
Sinnhaftigkeit zu prüfen, Fehler zu beheben und den Testaufwand<br />
zu verringern. Die Time-to-Market für Projekte lässt<br />
sich deutlich reduzieren und somit Zeit und Geld einsparen.<br />
42 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
20 Jahre tarakos: Start-up schafft Standardsoftware<br />
Im Jahr 2000 wurde die tarakos<br />
GmbH als Spin-off der<br />
Otto-von Guericke Universität<br />
Magdeburg und des<br />
Fraunhofer Instituts IFF gegründet.<br />
Das Start-up entwickelte<br />
Virtual-Reality-Software,<br />
die schon bald erste<br />
Kunden fand. Es begann eine<br />
kontinuierliche Erfolgsgeschichte.<br />
Im taraVRbuilder<br />
bestückt man 2D-Layouts<br />
mit 3D-Modellen von Maschinen,<br />
Förderanlagen,<br />
Fahrzeugen und Handarbeitsplätzen<br />
aus Katalogen.<br />
So entstehen in wenigen<br />
Schritten animierte 3D-Simulationen von Produktions- und Logistikbereichen.<br />
Die Anwender benötigen keine Vorkenntnisse:<br />
„Jeder Mitarbeiter, der sich regelmäßig mit Logistik- und Produktionsplanung<br />
beschäftigt, gehört zu unserer Zielgruppe“, erklärt<br />
Herbert Beesten, Gründer und Geschäftsführer von tarakos.<br />
Inzwischen sind international über 10 000 Lizenzen in der Industrie<br />
und Ausbildung im Einsatz – bei Automobilherstellern<br />
wie VW, BMW, Daimler oder Audi mit ihren Zulieferern ebenso<br />
wie bei Industrieunternehmen wie Siemens oder der Nestle AG.<br />
Auch in Forschung und Lehre wird der taraVRbuilder verwendet.<br />
Doch der Schwerpunkt<br />
liegt in der Logistikbranche.<br />
Hier zeigt sich das anwenderfreundliche<br />
Werkzeug<br />
mit neuen Möglichkeiten,<br />
die den Fortschritt der inzwischen<br />
20 Jahre fortgesetzten<br />
kundenorientierten<br />
Weiterentwicklung verdeutlichen:<br />
So lassen sich über<br />
ein AML/XML-PlugIn 2D-<br />
Pläne und 3D-Szenarien mit<br />
AutoCAD austauschen. Alle<br />
erstellten 3D-Projekte können<br />
sofort in realistischen,<br />
hochauflösenden Bildern visualisiert<br />
werden. Und<br />
schließlich erhalten die mitgelieferten Objektbibliotheken des<br />
taraVRbuilders Zuwachs aus dem Internet: Mit einer Integration<br />
der umfangreichen eCATALOGsolution von Cadenas stehen<br />
den Anwendern 3D-Modelle verschiedenster Hersteller zur<br />
Verfügung. Die herstellerspezifischen Komponenten werden<br />
laufend aktualisiert und können gleich mit Bestellinformationen<br />
importiert werden. Damit erhalten Planer sofort einen ersten<br />
Kostenüberblick.<br />
www.tarakos.de<br />
Unsere Förderanlagen.<br />
Automatisch, innovativ,<br />
wirtschaftlich & leise.<br />
Nächste Messen:<br />
09.03.-11.03.2021 LogiMAT<br />
28.09.-30.09.2021 FachPack<br />
Wir beraten Sie gerne.<br />
www.haro-gruppe.de
INTRALOGISTIK<br />
SERIE<br />
DER JDN-WEG:<br />
DER MENSCH STEHT IM MITTELPUNKT<br />
Von der Schmiede in Heven hat sich das<br />
Unternehmen J.D. Neuhaus im Laufe von<br />
275 Jahren zum Weltmarktführer in der<br />
pneumatischen und hydraulischen Hebetechnik<br />
entwickelt, mit Kunden in 70 Ländern der Welt.<br />
Die Grundlagen für das tagtägliche Handeln<br />
werden im JDN-Weg untermauert.<br />
Die Corona-Krise setzt der Weltwirtschaft hart zu. Es gibt<br />
wohl kaum ein Unternehmen, das nicht von den Beschlüssen<br />
der politischen Entscheidungsträger betroffen ist, die<br />
zur Eindämmung der Pandemie verabschiedet wurden.<br />
„Wir haben keine Zeit verstreichen lassen und uns sofort auf die<br />
Auswirkungen vorbereitet und haben entsprechende Maßnahmen<br />
eingeleitet“, so Wilfried Neuhaus-Galladé, geschäftsführender Gesellschafter<br />
der J.D. Neuhaus GmbH & Co. KG, Witten-Heven. „Je-<br />
der Mitarbeiter hat zum Beispiel eine Schutzmaske und ein Schutzvisier<br />
erhalten, wenn sich aufgrund der Tätigkeiten der Sicherheitsabstand<br />
zwischen den Kollegen nicht einhalten lässt. Mitarbeiter,<br />
die bis dato in unserem Großraumbüro ihren Aufgaben nachgegangen<br />
sind, haben wir auf mehrere Gebäude auf dem Unternehmensgelände<br />
verteilt. Des Weiteren haben wir einen Blog ins Leben<br />
gerufen, in dem sich das Personal über Themen bezüglich der Corona-Krise<br />
informieren kann. Die Inhalte werden in regelmäßigen<br />
Abständen aktualisiert.“<br />
Die Schutzvisiere produziert der Hebezeughersteller für seine<br />
Mitarbeiter über die firmeneigenen 3D-Drucker in Eigenregie. Da<br />
die Leistungsfähigkeit der 3D-Drucker-Flotte durch den Eigenbedarf<br />
an Visieren nicht ausgeschöpft ist, werden auch für das<br />
Personal in Arzt- und Zahnarztpraxen in Witten entsprechende<br />
Schutzausrüstungen zur Verfügung gestellt.<br />
Ein Merkmal der Unternehmenskultur des Hebezeugherstellers<br />
aus dem Ruhrgebiet ist die zuvor bereits erwähnte offene<br />
Kommunika tion. Des Weiteren gehören dazu, die Anforderungen<br />
der Kunden an die erste Stelle der eigenen Überlegungen zu stellen<br />
sowie verantwortungsbewusst zu agieren. Alle die Unternehmenskultur<br />
prägenden und beschreibenden Werte wurden in dem JDN-<br />
Weg festgehalten (s. Kasten Seite 46). Die drei Wertepaare Tradition<br />
44 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
SERIE INTRALOGISTIK <br />
BEGLEITET J.D. NEUHAUS-JUBILÄUM<br />
Das Unternehmen J.D. Neuhaus kann auf eine lange<br />
Historie zurückblicken. Dem Anlass angemessen begleitet<br />
die Redaktion unserer Schwesterzeitschrift f+h dieses<br />
Ereignis über das ganze Jahr. In der vor Ihnen liegenden<br />
Ausgabe gehen wir auf die Unternehmenskultur der<br />
J.D. Neuhaus GmbH & Co. KG ein. Die Themen JDN-Werksinfrastruktur<br />
und nachhaltiges<br />
Wirtschaften stehen dann im<br />
Fokus der Ausgabe 7-8/<strong>2020</strong>.<br />
ser Personal, aber auch unsere Lieferanten und Kunden nachvollziehen,<br />
warum wir so arbeiten, wie wir arbeiten. Dies erhöht die<br />
Transparenz, das Vertrauen und das Verständnis für unser Handeln.“<br />
Und das Engagement in Sachen JDN-Weg zahlt sich aus, wie sich<br />
am aktuellen „Produktionssystem“ zeigen lässt. Vor etwa 15 Jahren<br />
hat man sich auf die Reise der systematischen Verbesserung des<br />
„Produktionssystems“ gemacht. In klassischen Change-Projekten<br />
wird vielfach versucht, die vier Produktionsfaktoren (Mensch, Maschine<br />
sowie Material und Methode) zu optimieren. Doch darin<br />
sieht Neuhaus-Galladé eine der Ursachen dafür, dass Change-Prozesse<br />
zwar vielfach durchgeführt werden, aber nicht immer gelingen:<br />
Weil der Mensch als Produktionsfaktor verstanden wird,<br />
gleichgesetzt mit der Maschine, dem Material und den Methoden.<br />
Bei einer derartigen Betrachtungsweise wird der Mensch als ein<br />
Kostenfaktor angesehen, anstatt ihn als Individuum einschließlich<br />
seiner Kreativität und seinen Ideen zu begreifen. „Kein Wunder also,<br />
dass dann die Motivation der Mitarbeiter häufig auf der Strecke<br />
bleibt – und viele Veränderungen von vorneherein zum Scheitern<br />
verurteilt sind. Dies wollten wir auf jeden Fall verhindern.“<br />
01 Wilfried Neuhaus-Galladé: „Die im JDN-Weg beschriebenen Werte<br />
bilden die Grundlage für jegliches Handeln in unserer Firmengruppe“<br />
& Innovation, Performance & Langlebigkeit sowie Partnerschaftlichkeit<br />
& Leidenschaft setzen den Grundstein für das tägliche Handeln.<br />
Dabei ist es Neuhaus-Galladé wichtig zu betonen, „dass der JDN-<br />
Weg gemeinsam mit der Neuhaus-Kernfamilie und den Mitarbeitern<br />
entstanden ist. Wir verstehen dieses Papier nicht als ein für alle Zeit<br />
festgeschriebenes Dokument. Vielmehr kann und soll das Papier flexibel<br />
auf neue Randbedingungen angepasst werden, immer aber auf<br />
der Basis unserer Wertepaare. Diese Veränderungen müssen aber<br />
immer von jedem mitgetragen werden. Durch das Papier können un-<br />
SCHRITT FÜR SCHRITT, MIT HERZ UND VERSTAND<br />
Ratsam ist es, bewährte Erfolgsgewohnheiten zu überprüfen, an<br />
diese anzuknüpfen und sie an neue Rahmenbedingungen anzupassen.<br />
Doch um auf solche sanften Verbesserungen anstelle<br />
von ständigen knallharten Veränderungen zu setzen, braucht<br />
man keine starre Change-Methodik. Gefragt sind vielmehr die<br />
Fähigkeiten und Ideen der Mitarbeiter – also derjenigen, die eng<br />
mit dem Prozess verbunden sind. Denn sie haben die Motivation<br />
und das Wissen, Verbesserungspotenziale zu erkennen. Die Mitarbeiter<br />
sind in der Lage, Gutes noch besser zu machen und nur<br />
das zu verändern, was tatsächlich korrigiert werden muss. <strong>Der</strong><br />
Mensch wurde sozu sagen in den Mittelpunkt gerückt und nicht<br />
die Maschinen.<br />
In diesem Sinne fanden die Analyse, die Optimierung und der<br />
Umbau des „Produktionssystems“ bei J.D. Neuhaus statt. Am Ende<br />
dieses Prozesses stand in den Hallen auf dem Werksgelände in Witten-Heven<br />
nur noch eine einzige Maschine am selben Platz wie<br />
vorher. Gleichzeitig haben Methoden und Prinzipien wie Lean Management,<br />
just in time oder das Pull-Prinzip Einzug in die Fertigung<br />
gehalten. Das heißt, erst wenn ein Kunde tatsächlich ein Hebezeug<br />
bestellt, beginnt auch dessen Produktion. Diese Arbeits weise setzt<br />
akkurat definierte und ablaufende Prozesse voraus. Informationen<br />
sowie Teile müssen immer zum richtigen Zeitpunkt, in der richtigen<br />
Qualität und Menge am vorgeschriebenen Ort sein. So lassen<br />
sich Bestände reduzieren, unnötige innerbetriebliche Transporte<br />
von Teilen verringern und eine Überproduktion vermeiden. Neuwww.derbetriebsleiter.de<br />
<strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 45
INTRALOGISTIK<br />
SERIE<br />
02+03 Mit Leidenschaft bei der Sache und nicht „Dienst nach<br />
Vorschrift“; nur so lassen sich immer bessere Lösungen realisieren<br />
haus-Galladé: „Wir konnten zum Beispiel den Weg, den Bau teile<br />
zurücklegen, bis aus ihnen in der Fertigung ein Endprodukt entstanden<br />
ist, um mehr als 90 Prozent reduzieren.“<br />
Doch derartige Erfolge stellen sich nicht von selbst ein. Zur Aufdeckung<br />
von Verbesserungsmöglichkeiten in den Abläufen nutzte<br />
das Projektteam „plan-do-check-adjust“ (PDCA). Gemäß diesem<br />
Arbeitsprinzip der kontinuierlichen Verbesserung ließ sich nach<br />
den Ursachen forschen, warum sich erhoffte Ergebnisse nicht wie<br />
gewünscht eingestellt hatten. Mit Blick auf die Produktionsprozesse<br />
zeigte sich: Das Unternehmen wird sich nur dann weiter verbessern<br />
können, wenn die Mitarbeiter selbst, und zwar aus Produktion<br />
und Management, dazu in die Lage versetzt werden, ihre<br />
Aufgaben auch besser zu machen. Ein nicht zu unterschätzender<br />
Aspekt, um dieses Ziel zu erreichen, ist die Begegnung von allen<br />
Mitarbeitern auf Augenhöhe. Nur durch gegenseitigen Respekt<br />
BAUSTEINE<br />
DES JDN-WEGS<br />
Als Rahmen für das unternehmerische Handeln hat das<br />
Unternehmen J.D. Neuhaus den JDN-Weg definiert.<br />
Die Bausteine des JDN-Wegs sind:<br />
n Kunden an erste Stelle stellen<br />
n immer Ziel und Zweck der Arbeit prüfen<br />
n Verantwortung übernehmen<br />
n Vorhaben visualisieren<br />
n faktenbasiert vorgehen<br />
n beharrlich sein im Denken und Handeln<br />
n mit Ernsthaftigkeit arbeiten, auch im Kleinen<br />
n ehrlich und gründlich kommunizieren<br />
n auf wirkliche Beteiligung aller Betroffenen setzen<br />
lässt sich ein exzellentes Ergebnis erreichen. <strong>Der</strong> Leitgedanke, die<br />
beste Qualität zu schaffen, hat die Veränderungen in der Unternehmenskultur<br />
forciert. Auch hier spielen die Werte eine entscheidende<br />
Rolle.<br />
VERANTWORTUNGSBEWUSSTSEIN GEGENÜBER<br />
MITARBEITERN UND KUNDEN<br />
Die Erfahrung der zurückliegenden Jahre zeigt, dass die Umsetzung<br />
von kontinuierlicher Verbesserung nur zu 20 Prozent von der Anwendung<br />
geeigneter „Tools“ abhängt, zu 80 Prozent jedoch von der<br />
Denkweise der Beteiligten: die Erkenntnis in Verständnis und<br />
schlussendlich in Handeln umzusetzen. „Und dies üben wir täglich<br />
gemeinsam – zurzeit unter Einhaltung der gebotenen Abstandsund<br />
Hygieneregeln, zu denen uns die Corona-Pandemie zwingt“, so<br />
Neuhaus-Galladé. „Aus Verantwortungsbewusstsein gegenüber<br />
unseren Mitarbeitern, aber auch gegenüber unseren Kunden haben<br />
wir uns zum Beispiel dazu entschieden, Kundenbesuche und<br />
Servicefahrten noch genauer auf Sicherheit zu überprüfen. Die<br />
Kommunikation innerhalb des Unternehmens sowie mit Lieferanten<br />
und Kunden findet primär über Telefon und Videoanrufe statt.<br />
Zur Wissensvermittlung haben wir ferner einen virtuellen Verkaufsraum<br />
eröffnet. All dies kann jedoch den persönlichen Austausch,<br />
der uns in diesen Tagen fehlt, nur ein Stück weit ersetzen. Doch ich<br />
bin mir sicher: So wie wir in den vergangenen drei Jahrhunderten<br />
bei J.D. Neuhaus gemeinsam einige Herausforderungen gemeistert<br />
haben, so werden wir auch die aktuelle Situation meistern und<br />
gestärkt aus dieser hervor gehen.“<br />
Bilder: J.D. Neuhaus<br />
Autor: Winfried Bauer, Chefredakteur unserer Schwesterzeitschrift f+h<br />
46 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
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Kontakt<br />
Piepenbrocks Experten aus den<br />
Segmenten Elektrotechnik, Mechanik,<br />
Hydraulik und Pneumatik sorgen für<br />
funktionierende Produktionstechnik.<br />
Hendrik Varelmann<br />
Leiter Technisches<br />
Management Instandhaltung<br />
Piepenbrock Service<br />
GmbH + Co. KG<br />
Hannoversche Straße 91-95<br />
49084 Osnabrück<br />
Tel.: +49 541 5841-746<br />
E-Mail: instandhaltung@<br />
piepenbrock.de<br />
Professionelle Industrieservices für einen<br />
störungsfreien Produktionsablauf<br />
Reinigung mit Trockeneispellets<br />
löst selbst hartnäckigste<br />
Verschmutzungen von<br />
Maschinen und Anlagen.<br />
„Outsourcing“ – für viele Unternehmen<br />
kein rein positiv besetzter Begriff. Dabei<br />
lohnt es sich, bei produktionsnahen<br />
Services den Einsatz spezialisierter<br />
Dienstleister zu prüfen. Werden<br />
Leistungen, für die bisher verschiedene<br />
Unternehmen beauftragt und betreut<br />
werden mussten, gebündelt an einen<br />
professionellen Industrieserviceanbieter<br />
vergeben, lassen sich Ressourcen und<br />
Kosten sparen. Wer einen Schritt weiter<br />
gehen will, prüft die Möglichkeit, bisher<br />
intern ausgeführte Services auszulagern.<br />
Piepenbrock überzeugt durch viel<br />
Erfahrung in der Übernahme umfangreicher<br />
Leistungspakete als Full-Service-<br />
Dienstleister. „Die hohe Verfügbarkeit der<br />
Produktionstechnik ist Voraussetzung für<br />
den wirtschaftlichen Erfolg“, sagt Hendrik<br />
Varelmann, Leiter Technisches Management<br />
Instandhaltung bei Piepenbrock.<br />
Das Unternehmen bietet ein breites<br />
Spektrum an Industrieservices, die dem<br />
Auftraggeber einen reibungslosen Ablauf<br />
seiner Primärprozesse ermöglichen. Dazu<br />
zählen Instandhaltungsleistungen nach<br />
DIN 31051, Prüfservices und die<br />
Industriereinigung.<br />
„In der Instandhaltung führen wir alle<br />
Maßnahmen im Lebenszyklus einer Anlage<br />
durch, um deren Funktionalität zu<br />
erhalten“, erläutert Varelmann. Konkret<br />
seien das Services der Wartung, Inspektion,<br />
Instandsetzung und Verbesserung.<br />
Durch die Auslagerung kann der Auftraggeber<br />
sich auf sein Kerngeschäft<br />
konzentrieren.<br />
Individuelle Lösungen mit und<br />
ohne Personalübergang<br />
„Wir sind als Werkvertragspartner aktiv<br />
und verantworten als Full-Service-Dienstleister<br />
den gesamten Maschinen- und<br />
Anlagenpark unserer Kunden“, führt<br />
Varelmann aus. Abhängig von den strategischen<br />
Zielen der Auftraggeber können<br />
Mitarbeiter aus dem bestehenden<br />
internen Instandhaltungsteam beim<br />
Outsourcing übernommen werden.<br />
Ebenso ist Piepenbrock in der Lage, die<br />
Instandhaltung mit eigenem qualifiziertem<br />
Fachpersonal umzusetzen.<br />
„Mit dieser Flexibilität und unserer<br />
Erfahrung tragen wir dazu bei, die<br />
Maschinenverfügbarkeit zu sichern<br />
und Verbesserungen umzusetzen.“<br />
www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 47
INTRALOGISTIK<br />
Traditionsreiches Unternehmen mit neuen Intralogistik-Ideen<br />
Bito-Lagertechnik feiert in diesem Jahr sein 175-jähriges Firmenjubiläum. Was macht Bito aus?<br />
Neben der von Beginn an vorherrschenden Wertekultur hat sicher der Innovationsgedanke das<br />
traditionsreiche, international tätige Familienunternehmen geprägt und über die Jahre getragen.<br />
Bito ist seit jeher immer im Wandel – nicht nur, weil sich der Mittelständler vom einstigen<br />
Hersteller von Hohlkugeln für die Schmuckindustrie zum Komplettanbieter für Regal-, Behälter-,<br />
Kommissionier- und Transportsysteme für alle Branchen entwickelt hat.<br />
„Zunächst gab es das Produkt, dann kamen die Komplettlösungen hinzu, mit dem Fokus, unsere<br />
Kunden umfassend und partnerschaftlich zu beraten. Zukünftig möchten wir uns noch<br />
mehr als langfristiger Begleiter verstehen, der über die Ausstattung hinaus die wechselnden<br />
Anforderungen der Anwender in den Mittelpunkt stellt“, betont Winfried Schmuck, Geschäftsführer<br />
Bito-Lagertechnik.<br />
Innovative und weiterentwickelte Logistiklösungen, das Thema Nachhaltigkeit sowie Startups<br />
des Bito Campus, die neue Ideen rund um das Thema Logistik hervorbringen, sind der Grundstock<br />
für einen weiterhin erfolgreichen Weg des Unternehmens.<br />
www.bito.com<br />
Cobot-Hersteller baut Europageschäft aus<br />
Anzeige<br />
Das amerikanische Logistik-Fulfillment-Unternehmen 6 River Systems treibt sein internationales<br />
Wachstum weiter konsequent voran und eröffnet seinen europäischen Hauptsitz in Frankfurt am<br />
Main. <strong>Der</strong> Anbieter des Cobots Chuck, der Picker im Logistikumfeld durch ihre Aufgaben führt,<br />
baut damit sein Europageschäft weiter aus. In den neuen Frankfurter Räumlichkeiten befindet<br />
sich ein Innovation Center. Hier können sich Interessenten darüber informieren, wie Chuck als<br />
Basis für die End-to-End-Fulfillment-Lösung von 6 River Systems die Produktivität im Vergleich<br />
zu manuellen Kommissionierwagen um das Zwei- bis Dreifache<br />
steigert. In Kombination mit den neuen Features Mobile Sort, Fast<br />
Lane und Packout soll der Cobot von 6 River Systems die gesamte<br />
Intralogistik schneller machen – vom Wareneingang bis zum<br />
Versand am Warenausgang.<br />
www.6river.com<br />
Handlingroboter verschafft AutoStore-<br />
Systemen zusätzliche Effizienz<br />
Die Generation Materialcontainer<br />
von FLADAFI®<br />
SÄBU bietet mit den verzinkten Materialcontainern<br />
praktische und sichere Lagerlösungen für die<br />
unterschiedlichsten Zwecke. Die einzigartige Konstruktion<br />
ermöglicht nicht nur einen schnellen und einfachen Aufbau<br />
des Containers, sondern steht auch für Langlebigkeit und<br />
Wertbeständigkeit. Ob Industrie, Kommunen oder Handel -<br />
FLADAFI® ist immer die beste Lösung !<br />
SÄBU Morsbach GmbH<br />
Zum Systembau 1<br />
51597 Morsbach<br />
Tel.: 02294/ 694-59<br />
www.fladafi.de<br />
Ursprünglich als Kleinteilelager<br />
konzipiert, macht ein von<br />
AM-Automation entwickelter<br />
Roboter das AutoStore-System<br />
nun auch für das Handling von<br />
KLTs und anderen Ganzgebinden<br />
interessant. <strong>Der</strong><br />
Roboter kann ohne menschliches<br />
Zutun Kisten, Kartons<br />
oder Stückgut von bereitgestellten Paletten oder aus Anlagen der<br />
Fördertechnik entnehmen, in die AutoStore-Behälter (Bins)<br />
einlagern und umgekehrt auftragsbezogen daraus entnehmen und<br />
individuell palettieren. <strong>Der</strong> sekundenschnelle Greiferwechsel gibt<br />
dem Roboter die notwendige Flexibilität für die unterschiedlichsten<br />
Artikel. Das Handling per Roboter funktioniert auch im<br />
Dunkeln einwandfrei und ist dementsprechend rund um die Uhr<br />
einsetzbar.<br />
Primär für den Einsatz in AutoStore-Anlagen entwickelt, kann das<br />
System auch in konventionelle Hochregal- oder Shuttlelagern<br />
integriert und mit vorhandenen FTS oder anderen Komponenten<br />
der Intralogistik verbunden werden.<br />
www.am-automation.de<br />
48 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de<br />
Säbu.indd 1 25.05.<strong>2020</strong> 08:29:08
Digitaler Zwilling ermöglicht Retrofit<br />
am Wochenende<br />
Modernisierung gewünscht? Ja, aber bitte nur, wenn die Anlage<br />
montags wieder betriebsbereit ist. Für Planungssicherheit und die<br />
Verkürzung der Realisierungsphase sorgt der digitale Zwilling. Dieses<br />
digitale Abbild der realen Umgebung ist eine ideale Testplattform<br />
für IT-Lösungen, die später alle Gewerke steuern, wie etwa<br />
das Lagerverwaltungssystem<br />
UniWare. Optimierungen an der<br />
Programmierung lassen sich so<br />
vor der realen Inbetriebnahme<br />
umsetzen. Die Emulation des<br />
Materialflusssystems bildet<br />
zusammen mit der Unitechnik-<br />
Software UniWare bei Abschluss<br />
der Programmierarbeiten einen vollständigen digitalen Zwilling<br />
des Logistikzentrums ab. Dieser kann für die Schulung der Mitarbeiter<br />
verwendet werden, noch bevor die Anlage umgebaut wird.<br />
www.unitechnik.com<br />
Kommissionier-App<br />
für den mobilen Einsatz<br />
Die Coscom ECO-Plattform<br />
zur Steuerung von<br />
Shopfloor-Prozessen in der<br />
mechanischen Fertigung ist<br />
um eine weitere Web-App<br />
reicher: Die neue Coscom<br />
Kommissionier-App, vollintegriert<br />
im Coscom<br />
ECO-System, sichert<br />
schnelles und einfaches Arbeiten in der zentralen Betriebsmittelvorbereitung.<br />
Lagerbuchungen leicht gemacht: Die „digitale<br />
Shoppinglist“ spart Zeit, reduziert Fehlerquellen und ermöglicht<br />
paralleles Arbeiten an unterschiedlichen Aufträgen. Die<br />
Systemanforderungen sind gering, die App ist extrem leicht<br />
konfigurierbar und zudem auf jedem mobilen smart Device mit<br />
Webbrowser nutzbar.<br />
www.coscom.eu<br />
C-Teile-Beschaffung: Kanban-Modell mit RFID-Technologie<br />
Otto Roth erweitert sein Portfolio in der C-Teile-Beschaffung um<br />
ein neues Kanban-System mit RFID-Technologie. Anwender<br />
können damit ihre Versorgung einfach automatisieren und so den<br />
Bestellaufwand und die Lieferzeiten minimieren. Jeder Behälter ist<br />
dabei mit einem RFID-Transponder in Form eines Etiketts ausgestattet,<br />
auf dem alle wichtigen Informationen über den jeweiligen<br />
Artikel gespeichert sind. Um die Daten der Tags<br />
auszulesen und automatisch einen Bestellvorgang<br />
auszulösen, stehen verschiedene Varianten<br />
zur Verfügung: RFID-Regal- oder -Fußbodenmatten,<br />
auf denen die Mitarbeiter<br />
leere Behälter einfach abstellen können,<br />
Einwurf-Sammelboxen für Behälter oder<br />
RFID-Briefkästen, die lediglich die<br />
Transponder aufnehmen.<br />
Die Daten werden per Funk an einen zentralen Rechner – die Otto<br />
Roth Master-Kanban-Box – übermittelt. Diese Box leitet die Bestellung<br />
in vordefinierten Zeitabständen per LAN, W-LAN oder Mobilfunknetz<br />
an das Otto Roth EDV-System weiter. Im Anschluss an die<br />
Bestellung können die RFID-Tags der Behälter für eine definierte<br />
Zeit gesperrt werden. Das verhindert, dass Artikel aus Versehen<br />
mehrfach bestellt werden. Bei Bedarf können<br />
Anwender die Bestellmenge manuell verändern.<br />
Die Master-Kanban-Box ist multifunktional<br />
und sowohl zum Auslesen von RFID-Tags<br />
als auch von Barcodes geeignet. Somit können<br />
Benutzer das Kanban-System optimal an ihre<br />
individuellen Bedürfnisse anpassen.<br />
www.ottoroth.de<br />
DIE WELTWEIT SCHNELLSTEN<br />
TEMPERATURKALIBRATOREN.<br />
Natürlich von SIKA.<br />
TP Premium Familie – Kalibrieren im Temperaturbereich von -55…700 °C.<br />
Highlights:<br />
• bis zu 4 Geräte in einem - Trockenblock-, Flüssigkeitsbad-, Infrarot- und Oberflächenkalibrierung<br />
• kürzeste Kalibrierzeit – durch Hybrid-Technologie und revolutionäre Zustandsreglung<br />
• höchste Qualität - „Made in Germany“ seit 40 Jahren als einziger deutscher Hersteller<br />
• effiziente Bedienung - einfache Kalibrierdatenverwaltung<br />
Weitere Informationen finden Sie unter www.sika.net<br />
www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 49
INTRALOGISTIK<br />
Handschuhscanner mit Display<br />
Mark Display, ein Handschuhscanner<br />
mit integriertem<br />
Monitor, bringt die<br />
relevanten Informationen<br />
dorthin, wo sie die Mitarbeiter<br />
in den globalen<br />
Supply Chains am meisten<br />
benötigen: auf den Handrücken.<br />
Das großzügige<br />
Display des streichholzschachtelgroßen,<br />
multifunktionalen Scanners macht es leichter,<br />
die entscheidenden Informationen zu empfangen, um Aufträge<br />
schnell und fehlerfrei zu erledigen. Zusammen mit dem kontraststarken<br />
Display führt das akustische und haptische Feedback von<br />
Mark Display die Mitarbeiter durch die Arbeitsabläufe, wodurch<br />
pro Scan Zeit eingespart und die Fehlerquote reduziert werden<br />
kann. Mark Display ist einfach anzubinden, BLE-fähig und lässt<br />
sich mit der ProGlove Cloud verbinden, sodass Kunden die<br />
gesamte Lieferkette des Unternehmens in Echtzeit beobachten<br />
können. Die ProGlove Cloud ist eine mitarbeiterzentrierte Lösung<br />
für industrielle Prozessanalysen. Die erfassten Daten werden in<br />
Echtzeit in einen Kontext gesetzt und können z. B. auf Mark<br />
Display übertragen werden. So können Engpässe identifiziert<br />
werden, um etwa bei unvorhergesehenen Spitzenbelastungen den<br />
Mitarbeitereinsatz zu optimieren oder Sicherheitsanweisungen<br />
zur Steigerung der Arbeitssicherheit zu geben.<br />
www.proglove.com<br />
Verbesserte Schwenkwinkelbegrenzung<br />
für Kranausleger<br />
Die Aluminium-Schwenkkrane von Schmalz zeichnen sich durch<br />
optimale Leichtlaufeigenschaften aus, die die Ergonomie und Effizienz<br />
im innerbetrieblichen Material- und Warenfluss erhöhen.<br />
Zudem punkten sie durch Flexibilität: <strong>Der</strong> Betreiber kann Auslegerlänge,<br />
Verfahrweg und Traglast dank des Baukastensystems individuell<br />
wählen, wie auch das passende Vakuum-Handhabungsgerät<br />
oder den Kettenzug. Das umfangreiche Zubehörprogramm wurde<br />
jetzt um eine Schwenkwinkelbegrenzung mit Prozessüberwachung<br />
erweitert: So können kostspielige Kollisionen zwischen dem am<br />
Schwenkarm hängenden Vakuum-Handhabungssystem und der<br />
Bearbeitungsmaschine vermieden werden. Ergänzend zu der<br />
bereits bestehenden Schwenkwinkelbegrenzung<br />
umfasst<br />
das neue Produkt einen Positionsschalter<br />
mit bis zu sechs<br />
Detektionsblechen, die die<br />
Prozessüberwachung aktivieren.<br />
Um eine Freigabe für<br />
bestimmte Verfahrwege zu<br />
geben oder um einen definierten<br />
Bereich zu blockieren, kommuniziert die Steuerung der<br />
umliegenden Anlage mit dem Positionsregler. Hierbei liest sie über<br />
ein elektrisches Signal die Position des Kranauslegers ab. Damit<br />
unterstützt Schmalz Sicherheitskonzepte nach EN ISO 13849-1.<br />
www.schmalz.com<br />
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Gefahrstoff-Leckagen schneller erkennen mit SpillGuard®<br />
Kontakt<br />
DENIOS AG<br />
Dehmer Straße 58-66<br />
32549 Bad Oeynhausen<br />
Fachberatung:<br />
0800-753-000-2<br />
Bestell-Fax:<br />
0800-7530-800<br />
E-Mail: info@denios.de<br />
Eine nicht bereinigte Gefahrstoff-Leckage<br />
kann schnell gefährlich werden. Wer seine<br />
Gefahrstoffe in Gebinde zusammen mit<br />
einer Auffangwanne lagert, hat schon mal<br />
alle notwendigen Maßnahmen ergriffen.<br />
Allerdings sind in der derzeitigen Phase<br />
der COVID 19-Pandemie viele<br />
Unternehmen gezwungen, mit weniger<br />
Personal vor Ort zu arbeiten, wodurch<br />
zeitnahe Sichtkontrollen bei Auffangwannen<br />
oftmals entfallen.<br />
Dazu hat DENIOS als Spezialist für betrieblichen<br />
Umwelt- und Arbeitsschutz mit dem<br />
SpillGuard® das erste Gefahrstoff-Leckage-<br />
Warnsystem seiner Art entwickelt. Das<br />
System reagiert innerhalb einer Auffangwanne<br />
bei Kontakt mit Flüssigkeit mit<br />
einem akustischen und optischen Signal.<br />
Anwesende Personen werden frühzeitig<br />
gewarnt und gewinnen Zeit für Notfallmaßnahmen.<br />
<strong>Der</strong> SpillGuard® ist für den<br />
Einsatz aller gängigen flüssigen<br />
Gefahrstoffe geeignet und verfügt über<br />
eine ATEX Zone 0-Zulassung.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.denios.de/spillguard<br />
50 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
special<br />
Vom kleinen Sensor über die Steuerung bis zum großen<br />
Kompressor: Die Digitalisierung durchdringt auch die<br />
Drucklufttechnik immer stärker. Im Special auf den<br />
folgenden Seiten erfahren Sie mehr über den Stand der<br />
Technik – und wohin die Entwicklung geht.<br />
Bilder (v.o.n.u.): stock.adobe.com/alphaspirit, Aerzen; Sick; Boge
DRUCKLUFTTECHNIK I SPECIAL<br />
Druckluft digital?<br />
Die Digitalisierung in den Produktionsbetrieben<br />
schreitet voran. Welche Auswirkungen hat dies auf<br />
die omnipräsente Drucklufttechnik? Wird sie<br />
ebenfalls smart und wenn ja, in welcher Ausprägung?<br />
Wir haben bei Experten nachgefragt.<br />
WOLFGANG HARTMANN,<br />
Marketingleiter, Kaeser Kompressoren, Coburg<br />
NORMAN KLOSS,<br />
WF Steuerungstechnik, Wiernsheim<br />
Die Vernetzung aller Beteiligten zur Erfassung des<br />
IST-Zustandes und die effiziente Reaktion darauf in<br />
Echtzeit unter Berücksichtigung von Betriebssicherheit,<br />
prädiktiver Instandhaltung und transparenter Visualisierung<br />
macht die Druckluft „smart“. Als Schlüsseltechnologie<br />
sehen wir hier übergeordnete und – ganz wichtig<br />
– herstellerneutrale Kompressormanagementsysteme,<br />
die in der Lage sind, unterschiedlichste Fabrikate<br />
innerhalb einer, durchaus auch verzweigten, Druckluftanlage<br />
bedarfsgerecht per Netzwerk unter einen Hut zu<br />
bringen und die über ein praxistaugliches und offenes<br />
Monitoring verfügen. Besondere Bedeutung hat hierbei<br />
das aktive Eingreifen in die Drehzahl bei mehreren,<br />
gleichzeitig vorhandenen, FU/VSD-Anlagen, damit alle<br />
Anlagen im „grünen“ Drehzahlbereich laufen. Wir sehen<br />
in der steigenden Anzahl geregelter Kompressoren pro<br />
Druckluftstation einen allgemeinen Trend, dem hiermit<br />
wirkungsvoll Rechnung getragen wird.<br />
www.airleader.de<br />
Die Digitalisierung in der Drucklufterzeugung bietet<br />
Betreibern immensen Nutzen und Erleichterung im<br />
täglichen Betrieb. Durch sie wird die Drucklufterzeugung<br />
praktisch unsichtbar, weil alles so gut läuft, dass<br />
der Kunde den reibungslosen Ablauf gar nicht mehr<br />
mitbekommt und jederzeit das zur Verfügung hat, was<br />
er wirklich möchte: zuverlässig Druckluft in der für<br />
seinen Betrieb passenden Qualität und Menge.<br />
Während früher bei Druckluftsystemanbietern die<br />
Erzeugung von Hardware im Vordergrund stand,<br />
gewinnen heute Dienstleistungen immer mehr an<br />
Bedeutung. So übergibt der Kunde heute gerne die<br />
komplette Druckluftversorgung und deren Wartung an<br />
den Experten und nutzt Services wie Echtzeitüberwachung<br />
und vorausschauende Instandhaltung. Kaeser<br />
Kompressoren verfügt auf dem Gebiet „Druckluft als<br />
Service“ über langjährige Erfahrung. Druckluft lässt sich<br />
bei diesem Modell so einfach beziehen, wie Strom aus<br />
der Steckdose oder Wasser aus dem Wasserhahn.<br />
Druckluftversorgung ist heute zum Komplettpaket<br />
geworden.<br />
www.kaeser.de<br />
52 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
RAINER STÜTZEL,<br />
Manager Corporate Identity & Relations, Beko Technologies, Neuss<br />
Eine zunehmend digitale Produktionswelt erhöht die Effizienz in Prozessen und<br />
Ressourcen, ermöglicht eine wirtschaftliche und zugleich flexible individuelle<br />
Produktion. Das hat auch Auswirkungen auf die Anforderungen, die an die Druckluftaufbereitung<br />
gestellt werden. Die intelligente Vernetzung einzelner Systemkomponenten<br />
und die Auswertung der Daten durch Messsysteme ermöglicht einen<br />
transparenten Blick auf die Qualität der Druckluft. Die Systeme lassen sich einfacher<br />
überwachen, der Prozess wird insgesamt transparenter. Vorbeugende Wartung wird<br />
automatisiert, Alarmmeldungen werden vernetzt. Produktionsleiter können<br />
fundierter Entscheidungen treffen.<br />
Für eine sinnvolle Digitalisierung brauchen produzierende Unternehmen nicht nur<br />
geeignete Produkte und Systemlösungen, sondern auch einen erfahrenen Partner für<br />
die gesamte Kette der Druckluftaufbereitung. Dann sind sie wettbewerbsfähig,<br />
prozesssicher und zukunftsfähig aufgestellt.<br />
www.beko-technologies.com<br />
CHRISTOPH SINGRÜN,<br />
VDMA Kompressoren, Druckluft- und Vakuumtechnik, Frankfurt<br />
Smarte Druckluft umfasst folgende Industrie-4.0-Angebote: Anwender oder<br />
Hersteller können mobil auf den aktuellen Zustandsbericht des Kompressors<br />
zugreifen (Condition Monitoring) und zukünftige Schäden können vorhergesehen<br />
werden (Predictive Maintenance). Darauf aufbauend können Wartungseinsätze<br />
geplant und koordiniert werden. Bereits jetzt verteilt die übergeordnete<br />
Steuerung die Drucklufterzeugung auf Kompressoren energieeffizient und bei<br />
Anlagenplanung werden Druckluft-Verbrauch und benötigte Kompressoren<br />
simuliert. Diese „vorausschauende und vernetzte Intelligenz“ zeigten Hersteller<br />
bereits auf der Hannover Messe. Die Digitalisierung bietet Chancen für neue<br />
Geschäftsmodelle und Dienstleistungen, um Druckluftanlagen noch wirtschaftlicher<br />
und effizienter zu betreiben.<br />
Wichtige Hilfestellungen hierfür sind unsere Publikationen, wie unsere Orientierungshilfe<br />
für Kunden, die aufzeigt, wie mit den Druckluft-Daten umzugehen ist,<br />
aber auch unsere aktuellen OPC-UA-Aktivitäten zur herstellerunabhängigen<br />
Maschinensprache, so dass der Kunde z.B. später einmal direkt die wichtigsten<br />
Daten in seine Prozessdatenbank einspeisen kann.<br />
kdv.vdma.org<br />
www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 53
DRUCKLUFTTECHNIK I SPECIAL<br />
25 Jahre Drehzahlregelung<br />
Wie Atlas Copco einen Meilenstein in der Kompressortechnik setzte<br />
Vor 25 Jahren brachte Atlas Copco<br />
als erster Hersteller einen ölein-<br />
gespritzten Schraubenkompressor<br />
mit drehzahlregelbarem Antrieb<br />
auf den Markt (VSD). Bis dahin<br />
waren nur Volllast-Leerlauf-Kompressoren<br />
verfügbar, die eine ganze<br />
Reihe von Nachteilen mit sich<br />
brachten. Die Drehzahlregelung<br />
brachte Betreibern auf Anhieb<br />
Energieersparnisse von einem<br />
Drittel – und die Technologie wird<br />
bis heute kontinuierlich<br />
weiterentwickelt.<br />
Autoren: Stephanie Banse und Thomas Preuß,<br />
Journalisten in Hamburg und Königswinter<br />
Wie „<strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong>“, dem wir an dieser<br />
Stelle zum 60. Geburtstag gratulieren,<br />
feiert auch Atlas Copco in diesem Jahr<br />
ein Jubiläum: Vor 25 Jahren, 1995, brachte<br />
der Hersteller die ersten drehzahlgeregelten<br />
Kompressoren auf den Markt, damals mit 90<br />
kW Leistung. Erkennbar sind Maschinen mit<br />
dieser Technologie, die inzwischen für Atlas-<br />
Copco-Kompressoren mit Leistungen von 5<br />
bis 315 kW erhältlich ist, bis heute am Kürzel<br />
„VSD“ – für „Variable Speed Drive“.<br />
„Die Entwicklung war damals eine Revolution<br />
der Kompressortechnik“, sagt Dirk<br />
Villé, Geschäftsführer der Atlas Copco Kompressoren<br />
und Drucklufttechnik GmbH in<br />
Essen, über die Einführung der Drehzahlregelung.<br />
„Unsere Kunden konnten bei der<br />
Druckluftversorgung in vielen Fällen etwa<br />
ein Drittel ihrer Energiekosten auf einen<br />
Schlag einsparen.“ Heute sei eine Druckluftstation<br />
ohne mindestens einen drehzahlgeregelten<br />
Kompressor fast undenkbar, zumindest<br />
bei schwankendem Bedarf. „Aber<br />
vor 25 Jahren war das unsere Weltneuheit<br />
auf der Hannover Messe.“<br />
Wie die „Revolution“ damals bei den Kunden<br />
ankam, daran erinnert sich Bernd Wälter<br />
sehr gut. Wälter ist technischer Berater<br />
und Verkäufer Industriedruckluft bei Atlas<br />
Copco in Essen und arbeitete schon Mitte<br />
der 1990er Jahre im Außendienst. „Direkt<br />
nach der Vorstellung des GA 90 VSD auf der<br />
Hannover Messe habe ich meine ersten<br />
VSD-Maschinen verkauft: an eine Druckerei<br />
in Essen und einen Süßwarenhersteller in<br />
Soest.“ Die Kunden waren von der neuen<br />
Technik schnell überzeugt: „Wir haben das<br />
enorme Einsparpotenzial der Drehzahlregelung<br />
durch Messungen dokumentiert“,<br />
sagt Bernd Wälter. „Das war damals neu. Allein<br />
der Messaufbau dauerte einen halben<br />
Tag. Wir hatten einen Elektriker dabei, der<br />
musste bei den Wettbewerbskompressoren<br />
zum Teil erst die Kontakte suchen. Heute<br />
geht das mit weniger Aufwand, wir machen<br />
nun eine Phasenmessung.“<br />
Messungen und Simulationen<br />
zeigen Einsparpotenzial auf<br />
Mit den Messungen wurde der Stromverbrauch<br />
erfasst, und es wurden mögliche Einsparungen<br />
durch eine VSD-Maschine und<br />
zum Teil auch schon durch Wärmerückgewinnung<br />
simuliert und dokumentiert. „Die<br />
Werte haben wir dem tatsächlichen Ver-<br />
54 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
Vorteile der VSD-Technologie im Überblick<br />
n Extrem hohe Energieeffizienz, da keine Leerlaufverluste anfallen und die Maschinen<br />
nicht im entlasteten Betrieb laufen. Somit wird keine Energie verschwendet.<br />
n Lästiges und teures Abblasen wird überflüssig, Druckluftverluste werden vermieden.<br />
n Theoretisch unbegrenzte Starthäufigkeit der Motoren.<br />
n Strom- und Drehmomentspitzen entfallen. Damit wird das Stromnetz entlastet, und<br />
die Antriebselemente werden geschont.<br />
n Inzwischen steht in der zweiten Generation (VSD + ) eine noch bessere Technologie<br />
zur Verfügung. Die aktuellen Baureihen arbeiten mit einem ölgekühlten Permanentmagnetmotor,<br />
der die höchste Effizienzklasse gemäß IE5-Referenzwerten aufweist.<br />
brauch gegenübergestellt“, führt Wälter weiter<br />
aus. „Mit unseren Messungen konnten<br />
wir aufzeigen, dass sich die Energiekosten<br />
drastisch reduzieren ließen: Zunächst einmal<br />
sank durch die Drehzahlregelung der<br />
Stromverbrauch; und wenn man mit der<br />
Wärmerückgewinnung auch noch die Heizung<br />
sinnvoll unterstützen konnte, machte<br />
sich das beim Öl- oder Gasverbrauch – oder<br />
anderen Energieträgern, die die Kunden<br />
zum Heizen nutzten – deutlich bemerkbar.“<br />
Mit den Messungen konnten die Atlas-<br />
Copco-Fachleute ihren Kunden exakt darlegen,<br />
wie viel sie sparen konnten und wann<br />
sich die Investition amortisierte.<br />
Das Einsparpotenzial allein durch die<br />
Drehzahlregelung beziffert Wälter auf 20 bis<br />
30 Prozent. „Und es lag noch weit höher,<br />
wenn auch die Verdichtungswärme zurückgewonnen<br />
und genutzt werden konnte! Daran<br />
hat sich bis heute auch nichts geändert.“<br />
Für viele sei das damals fast wie ein Traum<br />
gewesen. „Besonders bei den größeren Unternehmen,<br />
die wir damals mit dem GA 90<br />
VSD im Fokus hatten, ging es um richtig hohe<br />
Summen.“ Entsprechend groß sei das<br />
Kundeninteresse gewesen, zumal sich die<br />
Anlagen in der Regel in ein bis eineinhalb<br />
Jahren amortisierten.<br />
Wurde zunächst die Kundschaft besucht,<br />
die für den GA 90 VSD von der Größenordnung<br />
her in Frage kam, begann Atlas Copco<br />
schnell, die Technologie auch auf andere<br />
Leistungsklassen auszudehnen. „Unsere<br />
Messungen zeigten auch bei kleineren Unternehmen<br />
hohe Einsparmöglichkeiten auf“,<br />
blickt Bernd Wälter zurück. „Dann kam als<br />
nächstes der GA 50 VSD als logische Konsequenz<br />
hinzu, eine Maschine mit 50 Kilowatt.<br />
Damit konnten auch Kunden mit geringerem<br />
Druckluftbedarf von der neuen Technik<br />
profitieren.“ Mit den Jahren hat sich die<br />
Drehzahlregelung dann auch bei den noch<br />
kleineren Maschinen durchgesetzt. Die derzeit<br />
kleinsten Maschinen, GA 5 VSD + , sind<br />
erst seit wenigen Monaten auf dem Markt.<br />
Technologie kontinuierlich<br />
verbessert<br />
Heute ist die integrierte Drehzahlregelung<br />
bei Atlas Copco sowohl für die öleingespritzten<br />
Maschinen (GA-Serie) als auch die ölfrei<br />
verdichtenden Kompressoren und Gebläse<br />
erhältlich (Z-Serien). Dabei wurde die Technologie<br />
über die Jahre auf alle Leistungsklassen<br />
ausgeweitet und kontinuierlich verbessert<br />
– was seit einiger Zeit durch das neue „+“<br />
im Kürzel („VSD + “) sichtbar wird. Damit können<br />
heute Betriebe jeder Größe von den hohen<br />
Effizienzsteigerungen profitieren.<br />
„Die VSD-Technik war für uns ein perfekter<br />
Türöffner bei Neukunden“, blickt Bernd<br />
Wälter noch einmal das Vierteljahrhundert<br />
zurück. „Denn die Messungen waren kostenlos<br />
und unverbindlich. Und wenn man<br />
den Unternehmen dann dargelegt hatte, wie<br />
viel sie mit dem neuen System einsparen<br />
können, war das fast ein Selbstläufer.“ Mit<br />
der Drehzahlregelung hatte Atlas Copco ein<br />
Alleinstellungsmerkmal. „Unser GA 90 VSD<br />
hatte einen Regelbereich von 10 bis 100 Prozent<br />
bei einer Stellfläche von zwei Quadratmetern.<br />
Das heißt, die eine Maschine hat<br />
praktisch fünf bis sechs Kompressorgrößen<br />
in sich vereint. Das konnten unsere Marktbe-<br />
VERFÜGBAR-<br />
KEIT UND<br />
EFFIZIENZ<br />
In Zukunft haben alle<br />
Kompressoren noch mehr<br />
Sensoren. So erkennen<br />
wir Probleme, bevor<br />
sie entstehen, und können<br />
die Verfügbarkeit<br />
und Effizienz weiter<br />
optimieren.<br />
DIRK VILLÉ<br />
Geschäftsführer, Atlas Copco<br />
Kompressoren und Drucklufttechnik,<br />
Essen<br />
gleiter nur mit mehreren Maschinen in unterschiedlichen<br />
Größen in Kombination abbilden.“<br />
Und der GA 90 VSD hatte schon damals<br />
eine integrierte Steuerung. „<strong>Der</strong> wurde<br />
nach dem Plug-and-play-Prinzip angeschlossen<br />
und ist eigenständig gelaufen – genau<br />
wie heute!“<br />
Bilder: Atlas Copco; Adobe Stock/Bocos Benedict<br />
www.atlascopco.de<br />
02<br />
01 Vor 25 Jahren brachte Atlas Copco die<br />
ersten drehzahlgeregelten Kompressoren auf<br />
den Markt, damals mit 90 kW Leistung<br />
02 Die drehzahlgeregelten Kompressoren<br />
sind am Kürzel „VSD“ oder „VSD + “ im Namen<br />
erkennbar; hier zwei aktuelle Modelle<br />
01<br />
www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 55
DRUCKLUFTTECHNIK I SPECIAL<br />
Optimierung der Druckluftversorgung durch Installation einer übergeordneten Steuerung<br />
Ein Hersteller von Präzisionstiefziehteilen<br />
aus Metall vertraut zur<br />
Sicherung der für seine Produktionsprozesse<br />
elementar wichtigen<br />
Drucklufttechnik bereits seit elf<br />
Jahren auf das technologische und<br />
serviceorientierte Know-how eines<br />
Dienstleisters. In einem aktuellen<br />
Projekt suchte man eine Lösung,<br />
um die Druckluftprozesse zukünftig<br />
noch besser überwachen, steuern<br />
und effizienter nutzen zu können.<br />
Wenn es um die Herstellung von Präzisionstiefziehteilen<br />
aus Metall geht,<br />
gehört die in Bielefeld ansässige Euscher<br />
GmbH & Co. KG zu den führenden Herstellern<br />
in Europa. „Druckluft ist Kernbestandteil<br />
unserer Produktion. Wenn da etwas<br />
ausfällt, steht alles still. Das kann sich heutzutage<br />
niemand mehr leisten“, erläutert<br />
Eberhard Budde, Produktionsleiter bei<br />
Euscher, die Bedeutung eines absolut störungsfreien<br />
und risikominimierten Ablaufs<br />
bei der Produktion von Präzisionstiefziehteilen.<br />
Hinzu komme der vergleichsweise<br />
hohe Aufwand für die lückenlose Überwachung,<br />
weil sich die Produktion bei Euscher<br />
auf zwei Standorte aufteilt.<br />
„Deshalb suchten wir gemeinsam mit<br />
Euscher nach einer Lösung, die für mehr<br />
Transparenz im laufenden Betrieb sorgt,<br />
Produktionsvorgänge in beiden Werken<br />
einheitlich visualisiert und damit letztendlich<br />
für eine Steigerung der Produktionseffizienz<br />
sorgt“, erklärt Sascha Borowczak, Gebietsverkaufsleiter<br />
bei Oltrogge, die Herangehensweise<br />
bei dem Projekt.<br />
Während einer anfänglichen, sorgfältigen<br />
Prüfung der bestehenden Anlage identifizierte<br />
das Oltrogge-Expertenteam zunächst<br />
Störungen und Leckagen sowie potenzielle<br />
Risikobereiche in den beiden Werksstandorten.<br />
Aufgrund der Ergebnisse dieses Prüfprozesses<br />
setzte Oltrogge für die zukünftige<br />
Überwachung auf modernste, digital steuerbare<br />
Technik, die mögliche Störungen und<br />
Ausfallrisiken in Echtzeit erfasst und vorausschauendes<br />
Eingreifen erlaubt. Am<br />
Standort Bielefeld wurde dazu ein Airleader-<br />
Kompressor-Management-System von WF<br />
Steuerungstechnik installiert. Dieses System<br />
hat sich bereits am Euscher-Standort Vilsendorf<br />
bewährt. Neu ist allerdings, dass die erfassten<br />
Gesamtdaten der Sensoren, über<br />
beide Standorte miteinander vernetzt und<br />
im Falle einer drohenden Störung direkt als<br />
Alarm an den Produktionsleiter weitergeleitet<br />
werden. So ist der Einsatz des 24-Stunden-Notdienstes<br />
von Oltrogge ohne zeitliche<br />
Verzögerung möglich. Diese lückenlose<br />
Datenüberwachung aller Standorte durch<br />
das Airleader-System setzt Oltrogge bisher<br />
nur bei Euscher in dieser Detailtiefe ein.<br />
Exakte Daten – mehr Kosteneffizienz<br />
und Umweltschutz<br />
Obwohl anfänglich ausschließlich zur Risikominimierung<br />
und besseren Überwachung<br />
eingesetzt, hat die installierte Tech-<br />
56 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
NEW SLETTER<br />
NEW SLETTER<br />
GENAUERE<br />
KALKULATION<br />
Dank der exakten Daten<br />
zu Druckverlusten im<br />
Netz, Temperatur und<br />
Stromverbrauch der<br />
Kompressoren können<br />
wir jetzt viel genauer<br />
kalkulieren, mit welchem<br />
Energieumsatz welche<br />
Produkte möglichst<br />
effizient hergestellt<br />
werden können.<br />
EBERHARD BUDDE,<br />
Produktionsleiter<br />
bei Euscher in Bielefeld<br />
01<br />
02<br />
<strong>Der</strong> E-Mail-Service für<br />
Produktionsverantwortliche<br />
und technische<br />
Führungskräfte in der<br />
produzierenden Industrie.<br />
Aktuelle und anwendungsorientierte<br />
Informationen<br />
rund um die Themen<br />
Fertigungs technik,<br />
Montage- und<br />
Handhabungstechnik,<br />
Betriebs technik<br />
und Intralogistik.<br />
01 Bei der Herstellung von Präzisionstiefziehteilen<br />
aus Metall ist Druckluft Kernbestandteil<br />
der Produktion<br />
02 Für einen störungsfreien und risikominimierten<br />
Ablauf der Produktion am<br />
Standort Bielefeld installierte Oltrogge<br />
ein Airleader-Kompressor-Management-<br />
System<br />
03 Die Bereitstellung exakterer Daten hat<br />
eine Optimierung der Produktion möglich<br />
gemacht<br />
nik für Euscher zusätzlich deutliche Verbesserungen<br />
bei der effizienten Kostenkalkulation<br />
und Optimierung der Produktion<br />
ermöglicht. „Dank der exakten Daten zu<br />
Druckverlusten im Netz, Temperatur und<br />
Stromverbrauch der Kompressoren können<br />
wir jetzt viel genauer kalkulieren, mit welchem<br />
Energieumsatz welche Produkte<br />
möglichst effizient hergestellt werden können“,<br />
freut sich Euscher-Produktionsleiter<br />
Budde.<br />
Über die Optimierung der Steuerungstechnik<br />
hinaus nutzte Oltrogge das Moder-<br />
03<br />
nisierungsprojekt gleichzeitig für die Installation<br />
eines Systems zur Rückgewinnung<br />
der anfallenden Wärme aus dem Einsatz<br />
der Kompressoren – ein wesentlicher Beitrag<br />
zur Reduktion des CO 2<br />
-Footprints von<br />
Euscher. Eberhard Budde schätzt die kundenfokussierte<br />
Arbeitsweise sehr: „Das ist<br />
ein klarer Pluspunkt und für mich ein weiterer<br />
Beleg, weshalb wir seit so vielen Jahren<br />
mit Oltrogge zusammenarbeiten.“<br />
Damit der Hersteller für Präzisionstiefziehteile<br />
aus Metall auch weiterhin die Sicherheit<br />
im Betrieb steigern und Energiekosten<br />
senken kann, arbeiten die Experten<br />
von Euscher und Oltrogge bereits gemeinsam<br />
an neuen Ideen für die Zukunft.<br />
Bilder: Adobe Stock/Coloures-Pic; Oltrogge<br />
www.oltrogge.de<br />
Jetzt<br />
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DRUCKLUFTTECHNIK I SPECIAL<br />
Multitalent<br />
Wie ein vielseitiger Sensor effiziente Pneumatik-Performance gewährleistet<br />
Gleichzeitig den Durchfluss, die<br />
Temperatur und den Prozessdruck<br />
nicht korrosiver Gase messen, dabei<br />
Leckagen im pneumatischen<br />
System frühzeitig und zielsicher<br />
erkennen, zudem Verbräuche im<br />
Rahmen eines Energiemanagementsystems<br />
nach DIN EN50001<br />
transparent machen und in<br />
Kilowattstunden ausgeben – all<br />
dies ist mit einem multifunktionalen<br />
Durchflusssensor möglich.<br />
<strong>Der</strong> Druckluftkompressor läuft, doch<br />
plötzlich steht die pneumatisch angetriebene<br />
Maschine. Ein lange nicht bemerkter,<br />
schleichender Druckabfall hervorgerufen<br />
durch undichte Schläuche oder<br />
Verbindungen ist die Ursache. Eine böse<br />
Überraschung, die aber doch nicht so<br />
plötzlich kommt – und vor allem nicht hätte<br />
sein müssen. Denn mit dem Durchflusssensor<br />
FTMg lassen sich Leckagen in<br />
pneumatischen System lange vor dem<br />
Ausfall einer Maschine durch Druckverlust<br />
erkennen.<br />
Und nicht nur das: <strong>Der</strong> Sensor kann auch dazu<br />
beitragen, die Betriebskosten der Erzeugung,<br />
Bereitstellung und Verteilung von<br />
Druckluft zu minimieren und so pneumatisch<br />
angetriebene Prozesse effizienter zu gestalten.<br />
Denn es ist mit dem Durchflusssensor<br />
FTMg jetzt auch möglich, Energieströme<br />
und -verbräuche kontinuierlich zu messen<br />
und transparent zu machen. <strong>Der</strong> Sensor kann<br />
sogar gemessene Leckageverluste in kWh<br />
ausgeben und ermöglicht so den direkten<br />
Vergleich mit der eingespeisten Druckluftenergie<br />
– ganz im Sinne eines DIN EN50001-<br />
gerechten Energiemanagements.<br />
Drei Messungen – eine<br />
Messstelle<br />
Aus messtechnischer Sicht ist das Highlight<br />
des FTMg ohne Zweifel die simultane Erfassung<br />
von Durchfluss, Druck und Temperatur<br />
durch einen einzigen Sensor. Somit<br />
müssen keine drei Einzelsensoren montiert<br />
werden, wodurch erheblich Kosten eingespart<br />
werden können. Bei der Messung minimiert<br />
der gerade Messkanal den messtechnisch<br />
bedingten Druckverlust im pneumatischen<br />
System. <strong>Der</strong> FTMg überzeugt in<br />
jeder der drei verfügbaren Messrohrnennweiten<br />
und Prozessanschlüsse durch seine<br />
leichte, kompakte und bedienfreundliche<br />
Bauweise. Sein All-in-One-Design vermeidet<br />
zudem unnötige Leckagerisiken im<br />
pneumatischen System.<br />
Die hohe Dynamik des kalorimetrischen<br />
Messprinzips des Sensors ermöglicht es, bei<br />
der Zylinder- und Leckageüberwachung<br />
selbst kleinste Veränderungen am Verbrauchssystem<br />
frühzeitig zu erkennen. Dadurch<br />
lassen sich außerordentliche Druckverluste<br />
zielgenau detektieren und lokalisieren.<br />
Auf dem Display des Sensors werden<br />
sie als flache oder steile Flanken der Druckkurve<br />
dargestellt und können so direkt interpretiert<br />
werden. <strong>Der</strong> gemessene Energieverlust<br />
wird in kWh ausgegeben und kann<br />
so ohne Umrechnung mit der in das Druckluftnetz<br />
eingespeisten Energie verglichen<br />
und saldiert werden. Dadurch ergibt sich<br />
eine echte Verbrauchstransparenz im Sinne<br />
von Energiemanagementsystemen nach<br />
DIN EN50001. Dies gilt sowohl für die Sensorvariante<br />
mit IO-Link-Anbindung als<br />
auch für die mit Ethernet-Schnittstelle,<br />
Kommunikationsprotokoll OPC UA und integriertem<br />
Webserver.<br />
Per IO-Link bis zu acht Analogwerte<br />
digital bereitstellbar<br />
<strong>Der</strong> multifunktionale Durchflusssensor<br />
FTMg ist in der Lage, insgesamt bis zu acht<br />
Prozessparameter auszugeben: Durchfluss-<br />
Autorin: Helen Zimmermann, Produktmanagerin<br />
Durchflussmesstechnik, Global Business<br />
Center New Business, SICK AG, Waldkirch<br />
58 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
01 02<br />
geschwindigkeit, Durchflussvolumen, summiertes<br />
Volumen, Massenstrom, summierte<br />
Masse, Energieverbrauch, aktueller Druck<br />
und Temperatur. Um alle Messwerte effizient<br />
bereitstellen zu können, verfügt der FTMg<br />
über IO-Link. Über diese Punkt-zu-Punkt-<br />
Verbindung werden all diese Prozessdaten<br />
digital übertragen und stehen zum Abruf per<br />
PC, durch ein mobiles Endgerät oder durch<br />
ein Automatisierungssystem bereit. Ergänzend<br />
dazu bietet diese Sensorvariante analoge<br />
und digitale Ausgänge für die Signalübertragung<br />
und Steuerungsintegration.<br />
Ethernet-Version mit OPC UA für<br />
ERP- und Cloud-Connectivity<br />
<strong>Der</strong> FTMg ermöglicht einen effizienten und<br />
störungsfreien Betrieb von Druckluftsystemen.<br />
Über den integrierten Web-Server<br />
kann von außen – remote – auf den Sensor<br />
zugegriffen werden, um beispielsweise die<br />
im Ringspeicher hinterlegten Messdaten<br />
der letzten sieben Tage auszulesen und zu<br />
visualisieren. Zudem erlauben die integrierten<br />
Statistik-Auswertungen des FTMg<br />
die Einrichtung grundlegender Monitoringfunktionen,<br />
um beispielsweise Spitzenwerte<br />
oder durchschnittliche Veränderungen<br />
im Energieverbrauch zu erkennen.<br />
Sensorintelligenz als Fundament für Industrie 4.0<br />
Die vierte industrielle Revolution ist in vollem Gange. Vernetzte Produktions- und<br />
Steuerungsprozesse in komplexen Maschinenumgebungen sind keine Zukunftsmusik<br />
mehr. Die Grundlage für dynamische, echtzeitoptimierte und sich selbst organisierende<br />
Industrieprozesse ist die Beschaffung von Informationen und deren Weiterverarbeitung.<br />
Sensoren sind da als Datenlieferanten für die intelligente Fabrik unverzichtbar.<br />
Sensorik ist Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung von Industrie 4.0. Als<br />
Bausteine der Zukunft agieren Sick-Sensoren intelligent und können die erhobenen<br />
Messdaten selbst weiterverarbeiten und selbstständig weiterleiten.<br />
01 Mit dem multifunktionalen Durchflusssensor<br />
FTMg können Durchfluss, Druck und<br />
Temperatur simultan an einer einzigen<br />
Messstelle erfasst werden<br />
02 <strong>Der</strong> FTMg ermöglicht einen effizienten<br />
und störungsfreien Betrieb von<br />
Druckluftsystemen<br />
Die Informationen des multifunktionalen<br />
Sensors sind aber nicht nur unmittelbar für<br />
das jeweilige Steuerungssystem interessant,<br />
sondern auch für höhere Automatisierungsebenen<br />
– etwa ERP-Systeme oder<br />
Cloud-basierte Applikationen. Um die<br />
Messwerte des FTMg für einen betriebsübergreifend<br />
effizienten Betrieb von Druckluftnetzen<br />
nutzen zu können, steht eine<br />
Ethernet-basierte Sensorvariante mit Datenübertragung<br />
im Standard OPC UA zur<br />
Verfügung.<br />
Sie erlaubt eine Nutzung der Messinformationen<br />
zum Beispiel für das Condition<br />
Monitoring oder für das Facility Management,<br />
aber auch in produktions- oder prozessorientierten<br />
Industrie-4.0-Anwendungen<br />
und Dashboards. Hierbei kann die<br />
Analyse der Energieverbrauchsprofile von<br />
Druckluft betriebenen Maschinen oder<br />
pneumatischen Systemen – gegebenenfalls<br />
fusioniert mit den Daten weiterer intelligenter<br />
Sensoren oder Aktuatoren –<br />
Aufschluss geben über die Qualität und<br />
Produktivität von Prozessen. So lassen sich<br />
gleichbleibende Verbrauchsmuster eines<br />
Prozesses als einheitliche Produktqualität<br />
oder Ausbringungsmenge interpretieren.<br />
Bau- und funktionsgleiche Maschinen<br />
können hinsichtlich ihres Druckluftverbrauchs<br />
verglichen und Unterschiede gezielt<br />
analysiert werden. Über die Zeit weglaufende<br />
Flanken von Verbrauchsprofilen<br />
erlauben Aussagen über von außen unmerkliche<br />
Veränderungen, beispielweise<br />
durch eine veränderte Geschwindigkeit<br />
pneumatischer Zylinder. Das könnte ein<br />
Hinweis auf einen Verschleiß im Zylinder<br />
sein, aber auch auf eine Leckage in der unmittelbaren<br />
Druckluftzuführung. Auf jeden<br />
Fall ein Grund, um eine Prüfung oder<br />
Wartung anzustoßen.<br />
Schnelle Amortisation<br />
Mit seiner mess- und auswertetechnischen<br />
Vielseitigkeit schlägt der FTMg ein neues<br />
Kapitel bei der effizienten Nutzung Druckluft-betriebener<br />
Maschinen und pneumatischer<br />
Systeme auf. Energieverbräuche werden<br />
transparent, Leckagen werden frühzeitig<br />
erkannt, Energieveränderungen und<br />
-verluste werden sichtbar und können interpretiert<br />
und verglichen werden. Energiemanagementsysteme<br />
nach DIN EN5001<br />
profitieren davon ebenso wie Prozessqualität,<br />
Verfügbarkeit und Produktivität von Anlagen.<br />
Unter dem Strich ergibt sich bei der<br />
Anschaffung des multifunktionalen FTMg<br />
dadurch eine kurze Amortisationsdauer –<br />
und dank der Konnektivitätsoptionen auch<br />
eine hohe Zukunftssicherheit.<br />
Bilder: Adobe Stock/thingamajiggs; Sick<br />
www.sick.de<br />
www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 59
DRUCKLUFTTECHNIK I SPECIAL<br />
Bereit für<br />
Industrie 4.0<br />
Digitale Steuerungstechnik für<br />
Gebläse und Kompressoren<br />
Digitalisierung, Automatisierung<br />
und Industrie 4.0 sind in aller<br />
Munde. Auch bei der Steuerung von<br />
Gebläsen und Kompressoren bietet<br />
die Integration digitaler Anwendungen<br />
großes Potenzial zur<br />
Steigerung der Maschinenverfügbarkeit,<br />
Ausfallsicherheit und<br />
Informationstransparenz in der<br />
übergeordneten Steuerung des<br />
Maschinenbetreibers.<br />
Als praxiserfahrener Hersteller hocheffizienter<br />
Gebläse- und Kompressorentechnik<br />
arbeitet Aerzen stets nah am Bedarf<br />
der Anwender. Dabei zeigt sich, dass die<br />
Weiterentwicklung digitaler Funktionen in<br />
der Steuerungstechnik von Prozessluftsystemen<br />
weitreichende Vorteile für den Betreiber<br />
der Maschinen mit sich bringt: Neben<br />
der höheren Anwenderfreundlichkeit<br />
lassen sich durch die softwarebasierte Erfassung,<br />
Analyse und Bewertung von relevanten<br />
Prozessparametern auch signifikante<br />
Optimierungen im Betrieb erreichen.<br />
Die neue Generation der Maschinensteuerung<br />
AERtronic wurde daher speziell<br />
in Hinblick auf die Anforderungen von Anwendern<br />
der verschiedenen Branchen<br />
entwickelt. Aerzen bietet das System in<br />
den drei Varianten Basic, Advanced und<br />
Premium an. Diese unterscheiden sich in<br />
ihrem Funktionsumfang und können so<br />
maßgeschneidert auf den individuellen<br />
Bedarf des Anlagenbetreibers eingesetzt<br />
werden.<br />
Drei Varianten für maßgeschneiderte<br />
Lösungen<br />
Die Variante AERtronic Basic fungiert als digitale<br />
Maschinenparameteranzeige und<br />
Störungsmelder. Anders als beim Vorgänger,<br />
einer analogen Anzeigeeinheit mit<br />
Rundinstrumentierung, kann der Anwender<br />
die relevanten Prozessparameter wie<br />
Drücke und Temperaturen nun auf einem<br />
modernen Display ablesen und sie via<br />
Modbus-RTU-Schnittstelle einfach und bequem<br />
auf die Leitwarte bringen.<br />
Die Steuereinheit AERtronic Advanced<br />
bietet neben diesen Funktionen auch die<br />
Möglichkeit, Prozesse aktiv zu steuern. So<br />
identifiziert das Gerät über die Sensorik kritische<br />
Zustände im Prozess und schaltet die<br />
Maschine gegebenenfalls ab, um Schäden<br />
zu vermeiden. Zudem hat der Anlagenbetreiber<br />
die Möglichkeit, die erfassten Parameter<br />
per Modbus RTU an seine übergeordneten<br />
Systeme wie Supervisory Control<br />
And Data Acquisition (SCADA) zu übermit-<br />
60 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
teln. Durch diese Funktion gelingt es, Prozesse<br />
in der Anlage noch transparenter zu<br />
gestalten und Verbesserungspotenziale<br />
frühzeitig zu identifizieren. Diese Funktionsvielfalt<br />
spielt ihre Vorteile vor allem<br />
beim Schraubenverdichter Delta Screw aus<br />
und ist bei diesem daher standardmäßig<br />
vorgesehen. Wer auf der Suche nach einer<br />
Industrie-4.0-ready-Lösung für seine Prozesse<br />
ist, findet in der AERtronic Advanced<br />
eine fortgeschrittene und anwenderfreundliche<br />
Maschinensteuerung.<br />
Optional haben Anwender zudem die<br />
Möglichkeit, mit der Advanced-Steuereinheit<br />
auf weitere Schnittstellen wie Modbus TCP,<br />
ProfiNet und Profibus zurückzugreifen oder<br />
alle Informationen auf dem Smartphone, Tablet<br />
oder PC via WebView zu visualisieren.<br />
Die Premium-Variante der AERtronic<br />
baut auf der Advanced-Steuereinheit auf<br />
und ermöglicht dem Betreiber über die<br />
Aerzen-Plattform Zugriff auf weitere<br />
Dienste zur Steigerung der Verfügbarkeit,<br />
Effizienz und der Auswertung. Die auf Basis<br />
der über 150-Jährigen Maschinenbauerfahrung<br />
trainierte und programmierte KI<br />
Innovation ist Tradition<br />
Aerzen blickt auf eine lange, erfolgreiche Geschichte zurück: Gegründet wurde das<br />
Unternehmen 1864 von Wilhelm Meyer. Er war es auch, der 1868 als erster auf dem<br />
Kontinent Drehkolbenmaschinen nach dem Rootsverfahren herstellen ließ. Hermann<br />
Allstaedt konzentrierte in den 1930er Jahren als Geschäftsführer die Produktion<br />
konsequent auf Gebläse, Pumpen und Gaszähler und Hasso Heller brachte 1968 mit<br />
Gründung der Tochtergesellschaft Aerzen France die Firma auf Internationalisierungskurs.<br />
– In mehr als 150 Jahren Firmengeschichte wurden immer wieder mutige<br />
Entscheidungen getroffen, die für den fortwährenden Erfolg des Unternehmens<br />
sorgten.<br />
gewährleistet einen noch effizienteren, zuverlässigeren<br />
und smarteren Betrieb der<br />
Maschine.<br />
Fazit<br />
Mit den innovativen Steuereinheiten von<br />
Aerzen stellen Betreiber von Gebläsen und<br />
Kompressoren die Weichen in Richtung Digitalisierung<br />
der Produktion. Dank der<br />
weitreichenden Funktionsvielfalt der Anlagen<br />
gelingt es, höchste Sicherheitsstandards<br />
mit einem Maximum an Anwenderkomfort<br />
und Prozesseffizienz zu kombinieren.<br />
Darüber hinaus verlängert der Einsatz<br />
einer AERtronic-Steuereinheit auch die Lebenszeit<br />
der Anlage, indem die Maschine<br />
gezielt vor Ausfällen durch Überlastungen<br />
geschützt wird.<br />
Bilder: stock.adobe.com - alphaspirit; Aerzen<br />
www.aerzen.com<br />
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erscheint <strong>2020</strong> im 61. Jahrgang, ISSN 0344-5941<br />
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www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 61
DRUCKLUFTTECHNIK I SPECIAL<br />
01 Hinter fast jedem Produktionsschritt bei<br />
Enoplastic steckt Druckluft<br />
Verschlusssache<br />
Neue Schraubenkompressoren bringen<br />
Effizienzgewinn beim Herstellen von Flaschenverschlüssen<br />
Das italienische Unternehmen Enoplastic fertigt Verschlüsse und<br />
Etiketten unter anderem für Weinflaschen. Druckluft kommt in allen<br />
Produktionsstufen zum Einsatz – und machte bisher etwa 30 % des<br />
Stromverbrauchs aus. Mit dem Ziel, diesen zu reduzieren, investierte der<br />
Hersteller in drei neue Schraubenkompressoren mit Energiespar-<br />
Drehzahlregelung und integrierter Wärmerückgewinnung.<br />
Enoplastic S. p. a. mit Sitz im italienischen<br />
Varese ist einer der weltweit größten<br />
Hersteller von PVC- und Polylaminatkapseln,<br />
Schraubkappen, synthetischen Korken<br />
und Siegeln für Still- und Schaumweine,<br />
Spirituosen, Olivenöle und Essige. Neben<br />
Varese sind die rund 400 Mitarbeiter<br />
auch an Standorten in Spanien, Frankreich,<br />
den USA, Australien und Neuseeland beschäftigt.<br />
Im Jahr stellt die Gruppe rund 2,5<br />
Milliarden Verschlüsse und Etiketten her<br />
und exportiert diese in mehr als 60 Länder.<br />
Positive Effekte<br />
n Kompressoren laufen seit acht<br />
Monaten ohne Ausfälle.<br />
n Einsparungen von rund 75 000 Euro<br />
im Jahr werden erwartet.<br />
n Return on Invest der gesamten<br />
Druckluftstation in 3,5 Jahren<br />
prognostiziert.<br />
n Die V-Drive T-Schraubenkompressoren<br />
benötigen nur alle 4 000<br />
Betriebsstunden einen Service.<br />
„Wir bieten kreative und zukunftsweisende<br />
Lösungen, das nötige technische<br />
Know-how sowie eine passgenaue Fertigung<br />
mit einem hochmodernen Maschinenpark“,<br />
erläutert der Produktionsleiter<br />
von Enoplastic in Varese. Zu den Produktionsanlagen<br />
gehören u. a. Druck- und Tiefdruckmaschinen<br />
für bis zu acht Farben,<br />
mit denen die Produkte ihren einzigartigen<br />
Charakter erhalten. Dazu kommen<br />
speziell entwickelte Umformmaschinen,<br />
um die Halbzeuge zu verarbeiten. Die<br />
Grundlage der hochwertigen Erzeugnisse<br />
bilden Coils aus Aluminium und PVC, die<br />
in einer speziellen Maschine zu einem<br />
mehrschichtigen Verbund zusammengefügt<br />
werden.<br />
Ohne Druckluft geht nichts<br />
„Hinter jedem Korken und jedem Schraubverschluss<br />
steckt jede Menge Druckluft“,<br />
sagt der Produktionsleiter und zeigt auf eine<br />
der Umformmaschinen, die besonders viel<br />
von dieser Energieform bezieht. Druckluft<br />
stellt eine unverzichtbare Ressource für<br />
Enoplastic dar, und die Sicherstellung der<br />
Effizienz der Produktionsanlage ist eine der<br />
Prioritäten der Instandhaltung. Die Produktion<br />
von Druckluft hatte etwa 30 % des<br />
Stromverbrauchs erreicht, und das Unternehmen<br />
wollte Maßnahmen zur Verbesserung<br />
der Situation einleiten.<br />
Als perfekter Zeitpunkt dafür bot sich die<br />
Renovierung der Hauptproduktionshalle<br />
an. Die Kompressoren, die bis dahin im<br />
Einsatz waren, hatten inzwischen knapp<br />
75 000 Arbeitsstunden auf dem Buckel. „Wir<br />
wollten mit neuen Anlagen vor allem die<br />
Energieeffizienz spürbar erhöhen und den<br />
gesamten Stromverbrauch um etwa 15 % reduzieren,“,<br />
erläutert der Produktionsleiter<br />
die Ziele. „Damit wollten wir auch den CO 2<br />
-<br />
Ausstoß deutlich senken.“ Die Verantwortlichen<br />
schauten sich auf dem Markt um. Ein<br />
Anbieter stach für sie gleich heraus: Enoplastic<br />
hatte in einer anderen Werkshalle<br />
seit etwa sieben Jahren einen Schraubenkompressor<br />
der Baureihe Direct 45 von<br />
Almig im Einsatz – und mit dieser Maschine<br />
sehr gute Erfahrungen gesammelt.<br />
Eine externe Energieberatungsfirma hatte<br />
in der Produktion ein Analysesystem installiert.<br />
Dadurch war es möglich, sowohl<br />
den Druckluftverbrauch als auch den<br />
Stromverbrauch zu messen. Mit dieser Software<br />
lassen sich die Ergebnisse analysieren<br />
und verschiedene Simulationen erstellen.<br />
Dazu werden gezielt Kompressoren ausgetauscht.<br />
„Wir simulieren und vergleichen,<br />
um energetisch das optimale Ergebnis für<br />
den Kunden zu erzielen“, beschreibt Roberto<br />
Spezzibottiani von Almig Italia. Die Messungen<br />
finden sowohl in Zeiten geringer<br />
Auslastung als auch unter Vollauslastung<br />
statt. Nach eingehender Analyse empfahl<br />
der Experte drei luftgekühlte und drehzahlgeregelte<br />
Schraubenkompressoren der<br />
Baureihe V-Drive T mit Wärmerückgewinnung.<br />
<strong>Der</strong> Volumenstrom beträgt 65 m³/<br />
min – gemessen wurde von 6 bis 22 Uhr –<br />
und 32 m³/min in der Nacht. Die Anlage<br />
kann in der Stunde bis zu 81 m³ Druckluft<br />
bereitstellen. Die Kompressoren überzeugten<br />
die Verantwortlichen unter anderem<br />
durch die kombinierte effiziente zweistufige<br />
Verdichtung mit Drehzahlregelung.<br />
Kompressoren der neuesten<br />
Generation<br />
Durch den Getriebeantrieb erreichen die<br />
beiden Verdichterstufen das optimale<br />
Übersetzungsverhältnis. Ein Ölnebel zur<br />
Zwischenkühlung sorgt für eine effiziente<br />
Verdichtung. Das Öl verhindert gleichzeitig,<br />
dass der Drucktaupunkt nicht unterschrit-<br />
Autor: Ralph Jeschabek, Leiter Marketing,<br />
Almig Kompressoren GmbH, Köngen<br />
62 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
ten wird. „Dies schließt Kondensatausfall in<br />
der zweiten Verdichterstufe aus“, sagt Roberto<br />
Spezzibottiani.<br />
Die V-Drive T-Kompressoren passen automatisch<br />
und feinfühlig die Liefermengen an<br />
den schwankenden Luftverbrauch an – dafür<br />
sorgen die Drehzahlregelung und die variierende<br />
Motordrehzahl. Das reduziert kostspielige<br />
und energieintensive Leerlaufzeit.<br />
„Die niedrigen Drehzahlen und eine jeweils<br />
geringere stufeninterne Druckdifferenz erhöhen<br />
die Effizienz der Anlagen“, beschreibt<br />
Spezzibottiani. „Sie sind länger im Einsatz<br />
und lassen die Verdichtereinheit noch zuverlässiger<br />
arbeiten.“ Bei mehreren tausend<br />
Lastwechseln pro Jahr kann sich der Energieaufwand<br />
beachtlich summieren. Im Vergleich<br />
mit Kompressoren, die im Last-Leerlauf<br />
geregelt werden, sparen die Almig-Geräte<br />
auch dadurch deutlich Energie.<br />
Die durchschnittliche Liefermenge der<br />
Kompressoren liegt tagsüber bei 65 m³/<br />
min, nachts durchschnittlich bei etwa<br />
32 m³/min. <strong>Der</strong> Leitungsdruck beträgt<br />
6,8 bar und ist stufenlos einstellbar. Für eine<br />
hohe Verfügbarkeit sind immer alle drei<br />
Kompressoren in Bereitschaft. Im Grundlastwechsel<br />
laufen die Anlagen nacheinander<br />
an. Eine dient dann als Absicherung,<br />
falls ein Kompressor gewartet oder repariert<br />
werden muss. Zudem kann Enoplastic<br />
sicher auf Spitzenzeiten reagieren und ist<br />
für weiteres Wachstum in den kommenden<br />
Jahren gerüstet.<br />
Zuverlässig gesteuert<br />
Die Produktion von Druckluft machte etwa 30 % des Stromverbrauchs<br />
aus – hier waren Maßnahmen gefragt<br />
Die Almig Air Control HE steuert die Kompressoren,<br />
die gerade im Einsatz sind, verbrauchsabhängig<br />
im Verbund. Damit kann<br />
der Betreiber die Energievorteile der Drehzahlregelung<br />
voll nutzen, weil die Anlagen<br />
nur so viel Druckluft erzeugen, wie sie tatsächlich<br />
verbrauchen. <strong>Der</strong> Druck bleibt konstant.<br />
„Steigt der Verbrauch Richtung Maximalliefermenge<br />
einer Anlage, schaltet sich<br />
der zweite Kompressor zu. Dabei wird eine<br />
Drehzahlreserve beibehalten, so dass keine<br />
Druckschwankungen durch Zu- und Wegschalten<br />
der Kompressoren entstehen und<br />
die Station im wirtschaftlichen Bereich läuft“,<br />
erklärt Roberto Spezzibottiani. In der Hauptlastphase<br />
laufen zwei Anlagen mit gleicher<br />
Drehzahl synchron. In der Schwachlastphase<br />
läuft nur ein Kompressor. Dieser passt sich<br />
automatisch an das Verbrauchsprofil an. Da<br />
sich die Maschinen im mittleren Drehzahlbereich<br />
befinden, sind sowohl der Energiebedarf<br />
als auch die Geräuschemission geringer.<br />
Zudem werden die Maschinenbauteile<br />
02 Im Einsatz sind nun drei<br />
neue Schraubenkompressoren<br />
der Baureihe V-Drive T von<br />
Almig, die verbrauchsabhängig<br />
im Verbund gesteuert werden<br />
weniger belastet, was sich positiv auf die Lebensdauer<br />
der Kompressoren auswirkt.<br />
„Von Haus aus sind unsere Premium-<br />
Steuerungen mit einem Bilanzierungs-Monitoring-System<br />
ausgestattet, dazu kommt<br />
ein Webserver“, erläutert Spezzibottiani<br />
weiter. Dieser ermöglicht es, alle relevanten<br />
Daten über das Internet auszulesen. Service-Techniker<br />
können per Fernwartung<br />
das Laufverhalten der letzten Betriebstage<br />
oder -wochen ablesen und daran erkennen,<br />
wie stark der Kompressor ausgelastet ist,<br />
wann die Wartung ansteht und ob noch Reserven<br />
vorhanden sind.<br />
Wichtig bei der Druckluft ist, dass sie trocken<br />
ist. Mit Kältetrockner, Vor- und Nachfilter<br />
wird sie aufbereitet. Alle Geräte sind zudem<br />
mit automatischen Kondensatableitern<br />
ausgestattet, die über Aktivkohlefilter mit einem<br />
Ölabscheidesystem verbunden sind.<br />
Mit Wärmerückgewinnung<br />
Heizkosten sparen<br />
Eines der Ziele war, die von den Kompressoren<br />
zurückgewonnene Wärme in das Heizungssystem<br />
zu integrieren und den Neubau<br />
in den Wintermonaten damit komplett<br />
zu beheizen. Dazu sind die Maschinen<br />
werkseitig mit Wärmetauscher und Wasserregelventilen<br />
zur Heizwassererwärmung<br />
auf 70 °C ausgestattet. Das Öl, das die Kompressoren<br />
kühlt, erhitzt das Wasser in einem<br />
Wärmetauscher und wird so direkt in<br />
das Heizungssystem eingeleitet. Damit ergibt<br />
sich vor allem im Winter ein hohes Einsparpotenzial<br />
an Heizkosten – geschätzte<br />
17 000 Euro im Jahr.<br />
Nach acht Monaten im Betrieb, das entspricht<br />
etwa 3 000 Arbeitsstunden, laufen<br />
die Kompressoren äußerst zuverlässig. In<br />
der ganzen Zeit gab es keine Ausfälle. Die<br />
erwarteten gesamten Einsparungen liegen<br />
bei rund 75 000 Euro im Jahr. <strong>Der</strong> Return<br />
on Invest der gesamten Druckluftstation<br />
ist nach Berechnungen von Enoplastic voraussichtlich<br />
in 3,5 Jahren erreicht. <strong>Der</strong>zeit<br />
liegt der Wirkungsgrad des Systems bei etwa<br />
0,095 kWh/m³. Die V-Drive T-Schraubenkompressoren<br />
sind zudem wartungsfreundlich<br />
aufgebaut und benötigen nur<br />
alle 4 000 Betriebsstunden einen Service.<br />
Das Management von Enoplastic ist überzeugt,<br />
dass die Entscheidung, weiterhin<br />
mit Almig zusammen zu arbeiten, die<br />
Richtige war.<br />
Bilder: ALMiG Kompressoren GmbH<br />
www.almig.de<br />
www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 63
DRUCKLUFTTECHNIK I SPECIAL<br />
Smarte und effiziente Druckluftlösungen für jeden Bedarf<br />
Kaeser Kompressoren wurde<br />
2019 stolze 100 Jahre alt und präsentierte<br />
im Jubiläumsjahr eine<br />
Fülle an innovativen Produkten<br />
und Dienstleistungen. Nutzern<br />
aller Größenordnungen und<br />
Branchen werden damit passende<br />
Lösungen für eine zuverlässige,<br />
wirtschaftliche und im Sinne<br />
von Industrie 4.0 zukunftsfitte<br />
Druckluftversorgung geboten.<br />
Hocheffiziente Kompressoren,<br />
wirtschaftliche Systeme zur Druckluftaufbereitung, Smart Engineering<br />
und intelligente Servicedienstleistungen sind nur einige<br />
der Highlights, die zeigen, wie moderne und bedarfsgerechte<br />
Drucklufterzeugung heute bei guter Planung aussehen kann. So<br />
wird es zum Beispiel mit Smart Engineering Stationssimulationen<br />
möglich, schon vorab zu sehen, wie die Druckluftstation voll im<br />
Betrieb läuft, bevor sie überhaupt gebaut ist. Außerdem zeigt die<br />
neuartige Dienstleistung Sigma Smart Air, wie Service im Zeitalter<br />
von Industrie 4.0 funktioniert: Sigma Smart Air ist eine Kombination<br />
aus Ferndiagnose und datenbasiertem, vorausschauendem<br />
Service (predictive maintenance) – ein rundum Sorglos-Dienstleistungspaket,<br />
das dem Nutzer Zeit und Kosten spart und für sichere<br />
Verfügbarkeit der Druckluft sorgt. Basis dieser Zukunftskonzepte<br />
ist der Sigma Air Manager 4.0 in Verbindung mit dem<br />
Sigma Network. Das in sich abgeschlossene, leistungsfähige Netzwerk<br />
und die intelligente Steuerung sind die perfekt aufeinander<br />
abgestimmte Voraussetzung für das Kaeser-Industrie-4.0-Paket.<br />
Wirtschaftlichkeit wird bei<br />
Kaeser groß geschrieben. Genauso<br />
wie der verantwortliche<br />
Umgang mit Ressourcen. So<br />
werden alle frequenzgeregelten<br />
Schraubenkompressoren sukzessive<br />
mit einem Synchronreluktanz-Motor<br />
ausgerüstet, der<br />
gerade im Teillastbereich geringere<br />
Verluste und dadurch eine<br />
deutlich höhere Effizienz gegenüber<br />
Asynchronmotoren<br />
aufweist. Nach der ASD-Serie ist nun die CSD/CSDX-Serie die<br />
nächste Baureihe, die bei einem Volumenstrom von 1,1 bis<br />
17,5 m³/min. bis zu zehn Prozent Wirkungsgradverbesserungen<br />
aufweist. Das bietet den Einstieg in ein Minimum an Energiekosten.<br />
Wer ölfrei erzeugte Druckluft benötigt, für den sind die Schraubenkompressoren<br />
der neuen FSG-Baureihe bestens geeignet, die<br />
in der Kombination mit dem Rotationstrockner i.HOC nicht nur<br />
hocheffizient und wirtschaftlich arbeiten, sondern auch zuverlässig<br />
stabile Drucktaupunkte bis minus 30 Grad Celsius liefern.<br />
Mit einer Antriebsleistung von 7 bis 45 kW sind die innovativen<br />
Kaeser-Nachverdichter die ideale Lösung, wenn ein höherer<br />
Druck (bis 45 bar) benötigt wird. Kompakt, platzsparend, vibrations-<br />
und geräuscharm bieten sie als Komplettanlagen ideale<br />
Voraussetzungen – auch in der frequenzgeregelten Variante.<br />
www.kaeser.com<br />
BAFA-Förderung für ölfreie<br />
Kolbenkompressoren<br />
Ölfreie Kolbenkompressoren von Boge qualifizieren sich dank<br />
exzellenter Effizienzwerte für einen BAFA-Zuschuss. Ob intermittierend<br />
oder im Dauerlauf, die PO L-Baureihe von Boge liefert<br />
100 Prozent ölfreie Druckluft für sensible Anwendungen<br />
wie Nahrungsmittel- oder Medizintechnik. Förderfähig nach<br />
dem BAFA-Modul 1 – Querschnittstechnologien – sind ölfreie<br />
Kolbenkompressoren<br />
dann, wenn ihre spezifische<br />
Wirkleistungsaufnahme<br />
einen festgelegten<br />
Wert unterschreitet. <strong>Der</strong><br />
liegt je nach Druckniveau<br />
(3 bis 15 bar) und Motorleistung<br />
(2,2 bis 500 kW)<br />
zwischen 5,88 und<br />
14,51 kW/m³/min.<br />
Boge unterstützt Unternehmen<br />
während des gesamten Prozesses von der Antragstellung<br />
bis zur Förderung. Bei einer Neuanschaffung über mindestens<br />
2 000 Euro fördert der Bund kleine und mittlere Unternehmen<br />
mit 40 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben,<br />
große Unternehmen mit 30 Prozent – das gilt auch für andere<br />
Boge-Anlagen, etwa öleingespritze Modelle und Schraubenkompressoren.<br />
www.boge.com<br />
Ein starkes Duo für viel Luft<br />
Durch die Kombination aus einem ITV<br />
Druckregler und dem VEX Hochleistungsventil<br />
kreiert SMC einen elektropneumatischen<br />
Druckregler für große Durchflüsse.<br />
Die Hochleistungsventile der Serie<br />
VEX sind bereits seit vielen Jahren im<br />
Markt etabliert. Jetzt haben die SMC Ingenieure<br />
die Druckregler der Serie ITV darauf<br />
aufgesattelt. Herausgekommen sind<br />
elektropneumatische Druckregler, die den<br />
Druck in Anwendungen mit hohem<br />
Durchfluss regeln können. Als Haupteinsatzgebiete der Serie<br />
VEX nennt SMC die Druckluft-Hauptleitung sowie alle Anwendungen,<br />
die ein großes Luftvolumen erfordern. Je nach<br />
Baugröße sind die Druckregler der Serie VEX für Durchflüsse<br />
von 1 400 bis 36 000 l/min geeignet. Insgesamt stehen vier<br />
Baugrößen zur Verfügung. Die Ventile sind schmiermittelfrei<br />
ausgeführt und dadurch weitgehend wartungsfrei. Abhängig<br />
vom jeweiligen Einsatzgebiet können Anwender passende<br />
Dichtungsmaterialien auswählen: NBR, FPM und EPR stehen<br />
zur Wahl. Gerade im Standby-Betrieb helfen die neuen Druckregler<br />
der VEX-Serie, Energie zu sparen. Wird keine Druckluft<br />
verbraucht, erkennt das die Reglereinheit und kann den Leitungsdruck<br />
herunter regeln. <strong>Der</strong> Kompressor springt erst dann<br />
wieder an, wenn tatsächlich Druckluft benötigt wird. Das senkt<br />
die Energiekosten erheblich.<br />
www.smc.de<br />
64 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
Neue Schnellverschlusskupplungen für<br />
Druckluftsysteme<br />
Parker Hannifin, der<br />
Spezialist für Antriebsund<br />
Steuerungstechnologie,<br />
präsentiert eine<br />
neue Serie von<br />
Schnellverschlusskupplungen<br />
für Druckluftsysteme.<br />
Die intuitiv<br />
zu bedienenden<br />
Druckknopf-Kupplungen<br />
der KP-Serie überzeugen<br />
in der Praxis<br />
mit ergonomischem Design und Selbstentlüftungsfunktion.<br />
Die ISO 4414-konforme KP-Serie von Parker adressiert mit ihrer<br />
zweistufigen Funktionsweise die weiter zunehmende Bedeutung<br />
des Arbeitsschutzes. Durch erstmaliges Drücken des<br />
Druckknopfes wird der Luftstrom gestoppt und der Kreislauf<br />
auf der Steckseite entlüftet. Bei nochmaligem Drücken wird der<br />
Stecker entkuppelt – so kann der sogenannte Schleudertrauma-<br />
Effekt verhindert werden. Die KP-Serie umfasst alle großtechnisch<br />
einsetzbaren Profile wie ISO C, ISO B sowie EURO und<br />
deckt damit alle europäischen Marktanforderungen ab. Sie ergänzt<br />
das bestehende Angebot von Parker an Entlüftungskupplungen<br />
und unterstreicht die Kompetenz des Unternehmens im<br />
Bereich Sicherheitskupplungen.<br />
www.parker.com<br />
Handheld-Lösung ortet Druckluftleckagen<br />
im laufenden Betrieb<br />
Das UY000001 von ipf electronic ist ein Handheldgerät für die<br />
gezielte Ortung von Leckagen in Druckluftnetzen. Die Lösung<br />
besteht u.a. aus einem Mikrofon mit Ultraschallwandler, einer<br />
Kamera mit Farbdisplay, einem Schaltrichter, einem Richtrohr<br />
für punktgenaue Ortungen kleinster Leckagen auf engem<br />
Raum sowie einem Kopfhörer.<br />
Das System versetzt Anwender in<br />
die Lage, kaum hörbare sowie nicht<br />
erkennbare Leckagen aus mehreren<br />
Metern gezielt zu lokalisieren<br />
und durch deren Beseitigung enorme<br />
Einsparungen bei den Energiekosten<br />
zu erzielen. Ist ein Leck gefunden,<br />
zeigt das integrierte Farbdisplay<br />
den jeweiligen Druckverlust<br />
in l/min an. Wurden zuvor die Kosten<br />
pro Liter bzw. Kubikmeter Druckluft im Gerät hinterlegt,<br />
lassen sich außerdem die durch das Leck verursachten jährlichen<br />
Kosten in einer frei wählbaren Währung im Display anzeigen.<br />
Alle gesammelten Messergebnisse sowie ergänzende<br />
Informationen können im Gerät gespeichert, via USB-Stick auf<br />
einen PC übertragen und anschließend über eine Software für<br />
eine lückenlose Dokumentation ausgewertet werden. Überdies<br />
ermöglicht die Software die Erstellung von ausführlichen<br />
Umweltmanagementreports gemäß ISO 50001.<br />
www.ipf.de<br />
Kompressor vereint Hochdruck<br />
und Ölfreiheit<br />
Mit der Integration der ehemaligen Haug Kompressoren AG<br />
hat Sauer Compressors sein Portfolio um Lösungen für ölfreie<br />
Luft- und Gasverdichtung deutlich erweitert. <strong>Der</strong> Haug.<br />
Sirius NanoLoc, ein Kompressor, der die Welten Hochdruck<br />
und Ölfreiheit vereint, ist die neueste Ergänzung der Produktpalette.<br />
Sowohl Kurbelgehäuse als auch Verdichterstufen arbeiten<br />
vollkommen ölfrei. Dies gewährleistet höchste Gasund<br />
Prozessreinheit. Damit sind die Kompressoren eine ideale<br />
Wahl für sensible Anwendungen wie Industriegase, medizinische<br />
Bereiche und Biotechnologie sowie die Chemie-,<br />
Pharma- und Lebensmittelindustrie.<br />
<strong>Der</strong> Verdichter liefert<br />
aktuell einen Volumenstrom<br />
von max. 66 Nm³/h<br />
und einen Enddruck von bis<br />
zu 450 bar(ü) bei einem<br />
Eingangsdruck von bis zu<br />
30 bar(ü). Je nach Konfiguration<br />
verfügt der Kompressor<br />
über eine Motorleistung von<br />
11-30 kW. <strong>Der</strong> Haug.Sirius<br />
NanoLoc ist außerdem ideal für Booster-Anwendungen<br />
geeignet, zum Beispiel für Gase wie Helium, Erdgas und<br />
Wasserstoff.<br />
www.sauercompressors.com<br />
Ölfreie Drucklufterzeugung im Fokus<br />
Laut Hersteller Gardner Denver setzt der CompAir Ultima-<br />
Kompressor Maßstäbe im Hinblick auf Leistung, Betriebseffizienz<br />
sowie die Einhaltung höchstmöglicher Luftqualitätsstandards<br />
und ist somit eine<br />
ideale Wahl für alle, die nach einem<br />
ölfreien System suchen.<br />
Die CompAir Ultima Kompressoren<br />
wurden auf Basis zweier<br />
hocheffizienter Permanentmagnetmotoren<br />
entwickelt, die das<br />
traditionelle Getriebedesign ersetzen<br />
und die Verdichterstufen<br />
stattdessen direkt antreiben.<br />
Diese beiden drehzahlgeregelten<br />
Motoren erreichen Drehzahlen von bis zu 22 000 U/min<br />
und höhere Wirkungsgrade als IE4-Motoren.<br />
Statt Öl zum Schmieren und Kühlen der Motoren und Verdichterstufen<br />
zu verwenden, nutzt Ultima einen geschlossenen<br />
Kühlwasserkreislauf. Dies ermöglicht eine bessere Wärmeübertragung<br />
sowie eine höhere Kühleffizienz und sorgt dafür,<br />
dass im Interesse einer allzeit garantierten Luftreinheit so wenig<br />
Öl wie möglich im System verwendet wird. Durch die Wasserkühlung<br />
werden diese Komponenten thermisch weniger<br />
belastet, was wiederum die Wahrscheinlichkeit von Wartungsproblemen<br />
während der Lebensdauer des Kompressors und<br />
Wartungskosten reduziert.<br />
www.compair.de<br />
www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 65
VORSCHAU<br />
IM NÄCHSTEN HEFT: 7-8/<strong>2020</strong><br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: 06. 07. <strong>2020</strong> • ANZEIGENSCHLUSS: 19. 06. <strong>2020</strong><br />
01<br />
02<br />
03<br />
01 Retrofit bringt Antriebstechnik in kürzester Zeit auf den neuesten<br />
Stand (Bild: SEW-Eurodrive)<br />
04<br />
02 Materialflussrechner sorgt für grenzenlose IT (Bild: Aberle)<br />
03 Materialversorgung wird digital (Bild: DigiSens)<br />
04 Überspannungsschutz macht Energiehauptverteilungen sicher<br />
(Bild: Phoenix Contact)<br />
(Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten)<br />
<strong>Der</strong> direkte Weg<br />
Internet: www.<strong>Der</strong><strong>Betriebsleiter</strong>.de<br />
E-Paper: digital.derbetriebsleiter.de<br />
Redaktion: m.laun@vfmz.de<br />
Werbung: sales@vfmz.de<br />
soziale Netzwerke:<br />
www.Facebook.com/<strong>Der</strong><strong>Betriebsleiter</strong><br />
www.twitter.com/<strong>Der</strong>_Betriebslei<br />
66 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de
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HANDHABUNG<br />
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32 I SPECIAL<br />
Additive Fertigung: 3D-Druck<br />
eröffnet neue Welten – von Hardware<br />
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Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen, Umsatzsteuer-ID: DE 149063659, Gerichtsstand: Mainz
68 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 9/2018 www.derbetriebsleiter.de <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> 68