Der Betriebsleiter 6/2020
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MONTAGE- UND HANDHABUNGSTECHNIK<br />
So innovativ kann Wandel sein<br />
In 110 Jahren von der Klinge zur Vakuum-Automation<br />
Drei Generationen, drei grundlegende Umbrüche:<br />
<strong>Der</strong> Blick in die 110-jährige Geschichte der J. Schmalz<br />
GmbH beweist, dass Wendepunkte und Krisen<br />
wichtiger Teil des Vorankommens sein können.<br />
Hätte Johannes Schmalz 1910 ein nicht eingehaltenes Versprechen<br />
hingenommen, wäre die Geschichte der J. Schmalz GmbH<br />
schnell erzählt. Was war geschehen? Angestellt in einer Uhrenfabrik,<br />
entwickelte der 32-jährige Mechanikermeister eine Maschine<br />
zur Herstellung von hochwertigen Rasierklingen. Sein damaliger<br />
Fabrikdirektor stellte ihm dafür eine Prämie in Aussicht, die er jedoch<br />
nie erhielt. Schmalz entschied sich daraufhin, seine eigene<br />
Firma zu gründen. <strong>Der</strong> Weg, den das Familienunternehmen seitdem<br />
beschreitet, ist geprägt von Wandlungen und Innovationen.<br />
Rasierklingen waren zunächst ein erfolgreiches Geschäft für<br />
Schmalz. Schwierig wurde es nach der Hyperinflation 1923: Das junge<br />
Unternehmen musste Mitarbeiter entlassen, wechselte in Kurzarbeit<br />
und überstand schließlich diese Zeit, indem es neue Absatzmärkte<br />
im Ausland erschloss. Als Artur Schmalz, Sohn des Firmengründers,<br />
jedoch 1945 in das Unternehmen einstieg, sah er sich mit<br />
einem anderen Problem konfrontiert: Die zunehmende Konkurrenz<br />
und der Vormarsch der Elektrorasierer läuteten letztlich das Ende<br />
der Rasierklingenproduktion ein. Artur Schmalz erkannte den Trend<br />
rechtzeitig und stieß den ersten deutlichen Wandel an: Statt Klingen<br />
für Rasierhobel zu fertigen, nutzte er die technischen Möglichkeiten<br />
seines Unternehmens und entwickelte Transportwagen für Traktoren.<br />
Mit angetriebener Achse waren sie ideal für den Einsatz an Steilhängen.<br />
Es folgten weitere Transportwagen für Post und Bundesbahn.<br />
Dazu kamen in den 1960er Jahren sogenannte Pilotentreppen<br />
und Leichtbaukonstruktionen für die Gepäck- und Frachtabfertigung<br />
an Flughäfen. <strong>Der</strong> Bedarf wuchs mit dem Aufschwung und<br />
dem zunehmenden Luftverkehr schnell – bis Transportbänder und<br />
fahrbare Fluggasttreppen zum Einsatz kamen.<br />
<strong>Der</strong> Blick in die Produktionshallen von Möbel- und Klavierbauern<br />
um 1970 zeigt, wie Schmalz auf die sinkende Nachfrage reagierte:<br />
Das Unternehmen blieb der Transportidee treu und konstruierte<br />
Lacktrocknungswagen. Adaptiert an Schleppkettenförderern<br />
sorgten sie für einen effizienten Trocknungsprozess von lackierten<br />
Bauteilen.<br />
Einstieg in die Vakuum-Technologie<br />
Doch was hat Schmalz zu den Automobilherstellern und in die Warenhallen<br />
der Versandlogistiker gebracht? <strong>Der</strong> dritte und für die heutige<br />
Ausrichtung entscheidendste Umschwung fand mit dem dritten Generationswechsel<br />
statt. Dr. Kurt Schmalz, der älteste Sohn von Artur<br />
Schmalz, trat 1984 an die Spitze des Familienunternehmens und richtete<br />
den Fokus verstärkt auf die Vakuum-Technologie. Schon zuvor<br />
entwickelten die Schwarzwälder Ingenieure Vakuum-Komponenten<br />
und stellten sie erstmals 1982 auf der Internationalen Handwerksmesse<br />
in München vor. Ein Jahr später folgte der erste Vakuum-Ejektor.<br />
Dann kam die Anfrage eines Schreinerbetriebs: Die Loher GmbH<br />
suchte eine schwenkbare Haltevorrichtung, um Türfüllungen während<br />
der Bearbeitung sicher zu fixieren. Dr. Kurt Schmalz entwickelte<br />
einen Arbeitstisch mit Vakuum-Saugplatten, die mit einem<br />
druckluftbetriebenen Vakuum-Erzeuger verbunden wurden. „Dieses<br />
Projekt war für Schmalz zukunftsweisend und verdeutlicht zudem,<br />
welcher Philosophie wir damals wie heute folgen“, betont Dr.<br />
Kurt Schmalz. „Wir fokussieren uns auf unsere Kunden, wollen ihre<br />
Anforderungen, Wünsche und Vorstellungen verstehen und adäquate<br />
Produkte entwickeln, die einen Mehrwert für sie schaffen.“<br />
Das Prinzip „Halten mit Vakuum“ setzte Schmalz auch bald in seinen<br />
ersten Hebegeräten um – die Basis für die heute weit verbreiteten<br />
VacuMaster- und Jumbo-Baureihen. Ziel war und ist es, mit diesen<br />
Vakuumhebern Tätigkeiten wie Heben, Transportieren und Um-<br />
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14 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 06/<strong>2020</strong> www.derbetriebsleiter.de