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architektur Fachmagazin Ausgabe 4 2020

architektur Fachmagazin Ausgabe 420

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FACHMAGAZIN<br />

WISSEN, BILDUNG, INFORMATION FÜR DIE BAUWIRTSCHAFT<br />

Erscheinungsort Perchtoldsdorf, Verlagspostamt 2380 Perchtoldsdorf. P.b.b. 02Z033056; ISSN: 1606-4550<br />

04<br />

www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

© Marc Goodwin<br />

Mai/Juni <strong>2020</strong><br />

Bildung<br />

& Kultur


YOUR GENIUS<br />

AT WORK<br />

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www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

3<br />

Editorial<br />

Bildung & Kultur<br />

Mit abklingender Corona-Vorsicht kehrt langsam wieder Leben auch in die der<br />

Bildung und der Kultur verschriebenen Bauten ein. Vor allem die räumlichen<br />

Gegebenheiten wurden dafür im Vorfeld gründlich analysiert, um entsprechende<br />

Vorgaben für den ersten Schritt in Richtung Normalbetrieb machen zu können.<br />

Das Ergebnis lässt sich recht kurz zusammenfassen:<br />

Wir bauen auch in diesen Bereichen<br />

räumlich sehr effizient und die verordneten<br />

Abstände lassen sich auch ansatzweise nur<br />

mit deutlich geringeren Belegzahlen einhalten.<br />

Inwieweit diese Erfahrungen die Planung<br />

der Bildungs- und Kulturbauten der Zukunft<br />

in ihrer Krisensicherheit beeinflussen wird,<br />

bleibt abzuwarten.<br />

Die in dieser <strong>Ausgabe</strong> von <strong>architektur</strong> vorgestellten<br />

Projekte stammen allesamt aus<br />

Vor-Corona-Zeiten und zeigen vorbildliche<br />

Lösungen der bisher geltenden Herausforderungen.<br />

Wie etwa das zeitgemäße Facelift<br />

der denkmalgeschützten Volksschule<br />

Angedair in Landeck durch Franz&Sue. Die<br />

100 Jahre alte Bildungsstätte erhielt ein großes<br />

Wohnzimmer mit vielen Lern- und Spielmöglichkeiten<br />

im Innen- und Außenbereich.<br />

Die von HEIN architekten geschaffene Architektur<br />

für das Kinderhaus Kennelbach basiert<br />

auf Offenheit und dem Lernen durch Beobachten<br />

und Nachahmen: Die Kleinsten lernen dort<br />

in den offenen Strukturen von den Älteren.<br />

PES-Architects wieder zeichnen für das<br />

Strait Culture and Arts Centre in Fuzhou/<br />

China verantwortlich. Sie haben dafür die<br />

Blütenblätter des Jasmin als Ausgangspunkt<br />

für ihren Entwurf gewählt und in der<br />

Konzert- und Opernhalle dieses Projekts<br />

Keramik auf eine ausgesprochen kreative<br />

Art für die optische und akustische Wandgestaltung<br />

verwendet. Für die Schallkontrolle,<br />

Tonqualität und die erforderlichen<br />

Nachhallzeiten wurden nach intensiven<br />

Studien der Akustikexperten zwei verschiedene<br />

Oberflächen entwickelt: ein strukturiertes<br />

Paneel und eine Mosaikfliese.<br />

Viele weitere Projektberichte aus den<br />

Themenbereichen Bildung & Kultur, die<br />

Schwerpunkte Akustik und Büro, die Rubriken<br />

Bau&Recht, Licht und EDV sowie zahlreiche<br />

Produktvorstellungen runden den<br />

Inhalt dieser <strong>Ausgabe</strong> von <strong>architektur</strong> ab.<br />

An dieser Stelle möchte ich einmal besonders<br />

auf unser E-Magazin auf www.<br />

<strong>architektur</strong>- online.com hinweisen: Neben<br />

der gedruckten Version publizieren wir seit<br />

geraumer Zeit eine inhaltlich idente Online-<strong>Ausgabe</strong>,<br />

die wir auf unserer Website<br />

kostenlos zum Lesen zur Verfügung stellen<br />

und dort auch langfristig archivieren. Was<br />

als kleiner Zusatzdienst an unsere Web-affine<br />

Leserschaft mit ein paar hundert Aufrufen<br />

pro <strong>Ausgabe</strong> begann hat sich mittlerweile<br />

in die Region von 20.000 entwickelt.<br />

Rein an der Stückzahl gemessen hat die<br />

Online-<strong>Ausgabe</strong> die gedruckten 12.000 Exemplare<br />

also längst überholt.<br />

Walter Laser


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

4<br />

Inhalt<br />

Editorial 03<br />

Architekturszene 06<br />

Architektur der Pädagogik –<br />

wie Baukunst Bildung schafft<br />

Magazin 10<br />

Bau & Recht 16<br />

Das begehbare Wimmelbuch 18<br />

Kinderhaus Kennelbach /<br />

Kennelbach, Österreich /<br />

HEIN architekten ZT<br />

Lernen mit Leichtigkeit 24<br />

Volksschule Angedair /<br />

Landeck in Tirol / Franz&Sue<br />

Kultur im Bunker 30<br />

Cinémathèque suisse / Penthaz / EM2N<br />

Eine Box mit vielen Facetten 36<br />

Boxen Studio Gallery im ArkDes / Stockholm,<br />

Schweden / Dehlin Brattgård Arkitekter<br />

Ein besonderes Hörerlebnis 42<br />

Strait Culture and Arts Centre / Fuzhou /<br />

PES-Architects<br />

Aus dem Sand erbaut 50<br />

Al Musallah Prayer Hall / Abu Dhabi /<br />

CEBRA architecture<br />

RETAIL<strong>architektur</strong> 56<br />

Arbeitswelten 62<br />

Licht 70<br />

Produkt News 72<br />

edv 94<br />

IFC: Schnittstelle zur BIM-Welt<br />

18 24<br />

30<br />

42<br />

36<br />

50<br />

MEDIENINHABER UND HERAUSGEBER Laser Verlag GmbH; Hochstraße 103, A-2380 Perchtoldsdorf, Österreich<br />

CHEFREDAKTION Ing. Walter Laser (walter.laser@laserverlag.at)<br />

REDAKTION mag. arch. Peter Reischer, Alexandra Ullmann, Linda Pezzei, Edina Obermoser, Dolores Stuttner,<br />

DI Marian Behaneck, Ing. Mag. Julia Haumer-Mörzinger, Mag. Matthias Nödl, Alexander Magyar<br />

GESCHÄFTSLEITUNG Silvia Laser (silvia.laser@laserverlag.at)<br />

LTG. PRODUKTREDAKTION Nicolas Paga (nicolas.paga@laserverlag.at) Tel.: +43-1-869 5829-14<br />

GRAFISCHE GESTALTUNG & WEB Andreas Laser n LEKTORAT Helena Prinz n DRUCK Bauer Medien & Handels GmbH<br />

ABONNEMENTS Abonnement (jeweils 8 <strong>Ausgabe</strong>n/Jahr): € 89,- / Ausland: € 109,-, bei Vorauszahlung direkt ab Verlag<br />

Studentenabonnement (geg. Vorlage einer gültigen Inskriptionsbestätigung):<br />

€ 59,- / Ausland: € 86,- (Das Abonnement verlängert sich automatisch, sofern nicht mind. 6 Wochen vor Erscheinen<br />

der letzten <strong>Ausgabe</strong> eine schriftliche Kündigung bei uns einlangt.) EINZELHEFTPREIS € 14,- / Ausland € 18,-<br />

BANKVERBINDUNG BAWAG Mödling, Konto Nr. 22610710917, BLZ 14000, IBAN AT 87 1400022610710917,<br />

BIC BAWAATWW n Bank Austria, Konto Nr. 51524477801, BLZ 12000 IBAN AT 231200051524477801,<br />

BIC BKAUTWW; UID-Nr. ATU52668304; DVR 0947 270; FN 199813 v; n ISSN: 1606-4550<br />

Mit ++ gekennzeichnete Beiträge und Fotos sind entgeltliche Einschaltungen. Die Redaktion haftet nicht für unaufgefordert<br />

eingesandte Manuskripte und Fotos. Berichte, die nicht von einem Mitglied der Redaktion gekennzeichnet<br />

sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge<br />

sind urheberrechtlich geschützt.<br />

www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

ERRATUM: Leider hat sich in <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2020</strong> im Artikel „Die Fassade<br />

als Energielieferant“ ein falscher Bildcredit eingeschlichen. Das<br />

obenstehenden Renderings stammt von der xoio GmbH und wurde<br />

im Auftrag von Timo Schmidt ertellt.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

6<br />

<strong>architektur</strong>szene<br />

Architektur<br />

der Pädagogik<br />

– wie Baukunst Bildung schafft<br />

Eine Investition in die Bildung ist eine Investition in die Zukunft – um Fortschritt zu<br />

ermöglichen, braucht es innovative Gebäude. Diesem Grundsatz folgen heute immer<br />

mehr Architekten. Und dies ist durchaus erfreulich. Denn auch bei der Realisierung<br />

öffentlicher Bauten und Bildungseinrichtungen ist eine durchdachte und kreative<br />

Planung wichtig.<br />

Text: Dolores Stuttner Fotos: Günther Egger<br />

Immerhin sind Kultur und Bildung – heute<br />

mehr denn je – einem steten Wandel unterworfen.<br />

Verantwortlich dafür ist nicht<br />

zuletzt ein drastischer Umschwung in den<br />

Grundsätzen der Schulpädagogik. Der klassische<br />

Frontalunterricht ist vielerorts schon<br />

fast Geschichte, wobei moderne didaktische<br />

Konzepte und die dafür benötigten offenen<br />

Raumstrukturen die Architektur vor<br />

eine große Herausforderung stellen.<br />

Offene Raumstrukturen<br />

fördern freies Lernen<br />

In Bildungseinrichtungen wie Schulen und<br />

auch Kulturbauten halten langsam, aber<br />

stetig, neue Konzepte Einzug. Doch zeitgemäße<br />

Ideen lassen sich in einem in die<br />

Jahre gekommenen Schulgebäude nur<br />

schwer realisieren. Ein Interieur aus langen<br />

Gängen, das in erster Linie der räumlichen<br />

Vernetzung separater Klassenräume dient,<br />

macht freies Lernen fast unmöglich. Kinder<br />

verbringen zudem immer mehr Zeit in der<br />

Schule – Wohnlichkeit steht in den heutigen<br />

Schulen also hoch im Kurs. Um den diversifizierten<br />

Anforderungen von Lehrpersonal<br />

und Schülern gerecht zu werden, müssen<br />

Schul- und Kulturbauten eine Vielzahl an<br />

Funktionen erfüllen.<br />

Laut TU Wien-Professor Christian Kühn ist<br />

eine zeitgemäße Bildungseinrichtung auf<br />

Flexibilität ausgerichtet. Lehrern soll sie die<br />

Möglichkeit gewähren, verschiedene Lernarrangements<br />

anzubieten, sodass Schüler<br />

den Unterricht gemäß ihren Begabungen<br />

und Talenten in Anspruch nehmen können.<br />

Da das Ende des klassischen Frontalunter-


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

<strong>architektur</strong>szene<br />

richts angepasster Konzepte bedarf, richtet<br />

sich bei neuen Projekten der Fokus der<br />

Planer vermehrt auf „Campus statt Klasse“.<br />

Eine strikte bauliche Trennung der Klassen<br />

und auch der Altersgruppen ist heute nicht<br />

mehr vorgesehen. Daher werden immer<br />

mehr Schulbauten gemäß dem Clusterprinzip<br />

realisiert – Schüler haben so die Möglichkeit,<br />

altersübergreifend voneinander zu<br />

lernen. Kernstück solch moderner Schulen<br />

sind Bildungsräume, die offen um eine Multifunktionsfläche<br />

angeordnet sind. Kinder<br />

sitzen in Gruppen zusammen und haben<br />

unter Aufsicht trotzdem Rückzugsorte. Flexibilität<br />

hält ebenfalls bei der Versorgung<br />

der Kinder Einzug. Viele Campusse sind<br />

ganztägig geführt und stehen den Schülern<br />

das gesamte Jahr über offen.<br />

Doch die offene Form des Unterrichts und<br />

die freien Raumstrukturen stoßen noch<br />

nicht überall auf Anklang. Um den modernen<br />

pädagogischen Konzepten eine würdige<br />

architektonische Grundlage zu bieten,<br />

braucht es vielerorts noch Überzeugungsarbeit<br />

und nicht zuletzt Pionierprojekte und<br />

Mut. Unbestritten ist aber, dass auch Lehrkräfte<br />

und Schüler lernen müssen, mit offen<br />

angelegten Bildungseinrichtungen umzugehen.<br />

Wie sich Multifunktionalität in Kultur<br />

und Bildung umsetzen lässt, verdeutlicht<br />

das Haus der Musik in Innsbruck.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

8<br />

<strong>architektur</strong>szene<br />

Bildung und Moderne –<br />

eine Notwendigkeit?<br />

Noch immer residieren viele Bildungseinrichtungen<br />

in veralteten Bauten. Für<br />

die Pädagogik sind die Bauwerke nicht<br />

mehr zeitgemäß, was für den Unterricht<br />

mit erheblichen Nachteilen verbunden ist.<br />

Oft bieten die betagten Gebäude zu wenig<br />

Platz für Lehrveranstaltungen und<br />

ermöglichen keine Anpassung an moderne<br />

Technologien und Lehrmethoden.<br />

Ebendiese Mängel führten schließlich in<br />

Innsbruck zum Bau vom Haus der Musik,<br />

das die Funktion der Stadtsäle übernahm.<br />

Regelmäßige Wasserschäden, kaputte<br />

Lüftungsanlagen, zu wenig Platz<br />

und Schimmelbefall waren weitere Probleme<br />

in dem 1890 errichteten Gebäude<br />

– sie führten letztendlich sogar zur Absage<br />

von Veranstaltungen und letztlich<br />

zum Abriss des historischen Bauwerks.<br />

Ein Neubau musste also her. 126 Architekten<br />

aus ganz Europa beteiligten sich an<br />

diesem Projekt und wurden von einer hochkarätigen<br />

Jury bewertet und ausgewählt.<br />

Als Sieger des Wettbewerbs ging schließlich<br />

der Innsbrucker Architekt Erich Strolz<br />

hervor, der den Bau gemeinsam mit dem<br />

Vorarlberger Büro Dietrich Untertrifaller realisierte.<br />

Das 2018 eröffnete Haus der Musik<br />

ist nicht nur ein Kulturbau, sondern es bietet<br />

auch musikalischen Ausbildungsstätten<br />

Platz. Als Multifunktionsgebäude punktet<br />

es neben zahlreichen Unterrichtsräumen<br />

ebenfalls mit einer großen Bibliothek.<br />

Mit dem modernen Kultur- und Bildungsbau<br />

schaffte es Innsbruck, das Institut der Musikwissenschaft,<br />

den Standort des Mozarteums<br />

und Teile des Konservatoriums unter<br />

einem Dach unterzubringen. Es treffen auch<br />

hier Auszubildende verschiedener Schulstufen<br />

und Altersklassen aufeinander – die<br />

Möglichkeit, voneinander zu lernen, ist also<br />

gegeben. Das Haus der Musik macht deutlich,<br />

dass der Nutzungsmix in der Bildung<br />

machbar und in einer kulturell bedeutenden<br />

Stadt wie Innsbruck sogar notwendig ist.<br />

Ein Pionier bekennt Farbe<br />

Nach dessen Fertigstellung sorgte das Gebäude<br />

von Erich Strolz für Gesprächsstoff.<br />

Denn der Architekt setzte auf minimalistische<br />

und trotzdem auffallende Elemente.<br />

Glas und Keramik wechseln sich an der<br />

Außenhülle ab und ermöglichen so gezielt<br />

Einblicke ins Innere des Gebäudes.<br />

Auch für verspielte Lichteffekte wird mit<br />

diesem Kniff Raum geschaffen. Die klare<br />

Linienführung unterstreicht den Bau, der<br />

durch seine unmittelbare Nähe zur Innsbrucker<br />

Altstadt geradezu futuristisch wirkt.<br />

Doch nicht nur mit der modernen Formgebung,<br />

sondern auch durch die Farbwahl<br />

überzeugt das neue „Haus der Musik“. In<br />

Österreich ist es üblich, innovative Bauten<br />

mit hellen Fassaden zu schmücken. Diesen<br />

Kompromiss gingen die Planer bei jenem<br />

Projekt nicht ein. Dabei handelt es sich bei<br />

der gewählten Farbe, die heute – genauso<br />

wie das Haus der Musik selbst – Gegenstand<br />

zahlreicher Diskussionen ist, nicht<br />

um einfaches Schwarz. Vielmehr ist es ein<br />

dunkel schimmernder Farbton, der sich<br />

trotz seiner unverkennbaren Intensität seiner<br />

Umgebung anpasst. Je nach Wetter,<br />

Jahres- und Tageszeit schmücken die Fassade<br />

somit rote, braune oder gar auberginefarbene<br />

Muster.<br />

Auf Anklang stößt der Kontrast aber nicht<br />

überall. Kritisch stehen der Farbwahl Innsbrucker<br />

Ortsbild- und Denkmalschützer<br />

gegenüber. Als zu kontrastreich und farblich<br />

dominant wirke das Haus der Musik<br />

als Nachbar des Landestheaters. Architekt<br />

Erich Strolz sieht dies anders. Die Keramiklamellen<br />

auf der Fassade wurden eigens für<br />

das Projekt angefertigt und sind auf dem<br />

Bauwerk in fixer und beweglicher Ausführung<br />

vertreten. Außerdem wurde die Gestaltung<br />

bewusst so gewählt, dass sich das<br />

Gebäude in die Umgebung einfügt. Doch<br />

der Planer respektiert, dass die Fassade<br />

nicht jedem gefällt. „Architektur ist nun einmal<br />

auch Geschmackssache“, sagt Strolz.<br />

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten<br />

– über den Nutzen eines Gebäudes aber<br />

nicht. Und diesen hat das Haus der Musik in<br />

Innsbruck durchaus erfüllt. Für die Kulturszene,<br />

aber ebenso für den Bildungssektor ist es<br />

eine zukunftsweisende Bereicherung.<br />

Wie viel darf Bildung kosten?<br />

Geht es um <strong>Ausgabe</strong>n für die Bildung, so ist<br />

in der Öffentlichkeit zumeist nur von den<br />

laufenden Kosten die Rede. Selten wird der<br />

Preis für die dahinter stehende Architektur<br />

diskutiert. Dabei schafft sie das Fundament<br />

für die Ausbildung – sie stellt geschützte<br />

Räume für die intellektuelle und soziale<br />

Entfaltung der Individuen zur Verfügung.<br />

Zum Streitthema wurden die Kosten auch<br />

beim Innsbrucker Haus der Musik. Grund<br />

war die Überschreitung des ursprünglich<br />

angesetzten Betrags von 52 Millionen Euro<br />

um rund 5 Millionen Euro – eine Fehlkalkulation,<br />

die politische Diskussionen nach sich<br />

zog. Eine zu geringe Zahl an Firmenangeboten<br />

für einzelne Bauabschnitte war der<br />

Grund für die Kostenüberschreitung. Laut<br />

Georg Preyer, dem Projektleiter der Innsbrucker<br />

Immobilien GmbH, die das Haus<br />

errichtete, sei der mittlerweile als „Ort der<br />

Begegnung“ ausgewiesene Bau aber trotz<br />

der Mehrkosten eine gute Investition in Kultur<br />

und Bildung. Dies gelte vor allem unter<br />

dem Gesichtspunkt, dass Innsbruck als Musikhauptstadt<br />

bisher kaum wahrgenommen<br />

wurde. Das Haus der Musik könne durch die<br />

Funktionsbündelung im Haus ein Umdenken<br />

und damit eine Wende herbeiführen.<br />

Auch bei Schulbauten ist davon auszugehen,<br />

dass die Projektkosten in Zukunft<br />

höher ausfallen. Denn kooperatives Lernen<br />

braucht in Form der Campusse mehr Platz<br />

und Innovation. Gesellschaftlich machen<br />

sich die <strong>Ausgabe</strong>n für moderne Architektur,<br />

die Qualität, Funktionalität und sozialen<br />

Fortschritt gewährleistet, langfristig durchaus<br />

bezahlt. Denn Bildung ist ein wichtiges,<br />

unverzichtbares Gut.<br />


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9<br />

<strong>architektur</strong>szene<br />

Photo: © Ales Photography<br />

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

10<br />

Magazin<br />

Ort für Studien<br />

Die neue Architekturbibliothek der Chulalongkorn University in Bangkok befindet<br />

sich auf dem Prüfstand. Das thailändische Architekurbüro Department of ARCHI-<br />

TECTURE Co. plante für die Studierenden ein Bibliotheksgebäude, das als Raumlabor<br />

gesehen werden kann und mit neuen Nutzungsmöglichkeiten von Bibliotheksgebäuden<br />

experimentiert.<br />

Fotos: W Workspace<br />

Bibliotheken als Ort für Büchersammlungen waren<br />

gestern. Bücher spielen zwar immer noch eine wichtige<br />

Rolle, hinzu kommen aber auch die neuen Medien.<br />

Die Digitalisierung fordert nicht nur Online-Zugänglichkeit<br />

zu den Buchbeständen, sondern auch die Erweiterung<br />

des Angebotes an zur Verfügung gestellten<br />

Medien. Bibliotheken sind auch nicht mehr nur<br />

reine Orte des Wissens. In ihnen begegnen sich Menschen,<br />

tauschen sich aus, diskutieren, finden Inspiration,<br />

lernen und forschen. Der konzentrierte und leise<br />

Ort wird zu einem lebendigen und lauten. Flexibilität<br />

und Offenheit sind die notwendigen Paradigmen.<br />

Auf den zwei untersten Ebenen des dreigeschossigen<br />

Bibliotheksgebäudes sind für Studierende<br />

Arbeits- und Aufenthaltsbereiche eingerichtet, wo<br />

kommunikative Tätigkeiten möglich sind. Eine metallische<br />

Wandstruktur umschließt den Raum der<br />

untersten Ebene und kann für Projektpräsentationen<br />

und Besprechungen genutzt werden. Plakate werden<br />

darauf angepinnt oder auch auf Bildschirmen digital<br />

vorgestellt, Modelle können auf eingehängten Platten<br />

präsentiert werden.<br />

Ein zentrales skulpturales Rastergebilde erstreckt<br />

sich über alle drei Geschosse und verbindet sie miteinander.<br />

Es dient als Ausstellungsdisplay und Aufbewahrungsort<br />

für Zeitschriften. Ein in der Skulptur<br />

integrierter Erschließungsweg führt in die oberen,<br />

leiseren Lese- und Arbeitsbereiche – unterschiedliche<br />

Möblierungen ermöglichen konzentriertes Arbeiten<br />

am Tisch oder entspanntes Lesen auf dem Sofa.<br />

Der ruhigste Bereich der Bibliothek ist über einen<br />

kurzen Verbindungsgang von der dritten Ebene aus<br />

zu erreichen. Ein Labyrinth nimmt hier den Raum ein<br />

und bildet Nischen für einzelne Arbeitstische heraus.<br />

Eine Spiegelung an der Decke verrät dabei die Wege<br />

durch das Labyrinth.


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11<br />

Magazin<br />

Die einzelnen Arbeitsbereiche der Bibliothek folgen<br />

der Staffelung von lauteren zu immer leiseren Bereichen<br />

in die Höhe. Bekrönt werden sie an oberster<br />

Stelle von ihrem großzügigsten Raum, der für Vorträge<br />

und Präsentationen vorgesehen ist. Zwischen den<br />

einzelnen Veranstaltungen kann er wieder von den<br />

Studierenden als Arbeits- und Aufenthaltsbereich<br />

eingenommen werden, seine flexible Möblierung<br />

macht das möglich.<br />

Sicherlich sind in dieser Bibliothek auch physisch<br />

Bücher vorhanden. Es gibt Bücherregale und Bücheraufsteller.<br />

Allerdings bilden diese keine Gangsysteme,<br />

sondern nehmen die Randbereiche des Raumes<br />

ein und umhüllen ihn gewissermaßen. Sie erzeugen<br />

den Hintergrund für das Geschehen in der Raummitte<br />

und stellen eine Atmosphäre her, die dem Raum<br />

Bedeutung verleiht und Konzentration ermöglicht.<br />

Die Architecture Library der Chulalongkorn University<br />

in Bangkok steht für einen experimentellen Raumversuch,<br />

bei dem die Aufgaben und Funktionen des<br />

Bautypus Bibliothek neu gedacht werden. Es gibt<br />

hier vielseitige Räume, die sich von einer nur einseitigen<br />

Verwendung wegbewegen und Nutzungsvielfalt<br />

propagieren. Die Studierenden werden sicherlich<br />

noch mit einigen kreativen Ideen dazu beitragen, auf<br />

die Räume einzuwirken und sie sich weiter aneignen.<br />

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komplett in den Deckenbereich. Es ist platzsparend,<br />

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

12<br />

Magazin<br />

Die Schule<br />

des Wandels<br />

In schnell wachsenden Städten besteht ein erhöhter Bedarf an Bildungseinrichtungen.<br />

Und diesen will das Architekturbüro People’s Architecture Office mit<br />

dem Projekt namens „Plugin Learning Blox“ decken. Das Konstrukt soll als sogenannte<br />

„Pop-Up-Schule“ fungieren und gleichzeitig den vielseitigen Ansprüchen<br />

an heutige Bildungseinrichtungen gerecht werden. Präsentiert wurde das<br />

innovative Gebäude im Rahmen des „The Popup Campus“ bei der 2019 Shenzhen<br />

& Hongkong Bi-City Biennale of Architecture\Urbanism.<br />

Fotos: People’s Architecture Office(PAO )/Vphoto<br />

Die Anforderungen an Schuleinrichtungen<br />

haben sich gewandelt. So wird heute vermehrt<br />

Wert auf selbstbestimmtes Lernen,<br />

soziale Vernetzung und systematische Problemlösung<br />

gelegt. Mit seinen wandelbaren<br />

Boxen wird das Bauwerk des chinesischen<br />

Architekturbüros diesen Ansprüchen gerecht.<br />

Die Vorteile des Projekts, das mit einer<br />

Nutzfläche von 330 m² als Prototyp vorgestellt<br />

wurde, liegen in dessen Wandelbarkeit<br />

– so lassen sich die Rechtecke leicht aufbauen<br />

und gemäß den Bedürfnissen der Lehrenden<br />

und Schüler anordnen.<br />

Das Projekt setzt sich aus mehreren Klassenzimmern<br />

zusammen. Sie sind als<br />

Projektgruppen zusammengefasst und<br />

gruppieren sich um ein zentrales Gemeinschaftsareal.<br />

In ebendiesem Abschnitt finden<br />

Lehrveranstaltungen statt, an denen<br />

die Schüler nach Bedarf teilnehmen können.<br />

Die Klassen dienen hingegen kleineren<br />

Lerngruppen als Rückzugsraum.<br />

Bei der Konstruktion des Bildungsbaus kam<br />

die Technik der China Construction Science<br />

& Technology Company zur Anwendung. Es<br />

handelt sich hierbei um ein neuartiges Konzept,<br />

das der chinesischen Millionenstadt<br />

Wuhan in nur zehn Tagen zu einem neuen<br />

Krankenhaus verhalf. Alle Komponenten<br />

werden in einer Fabrik hergestellt, wodurch<br />

es möglich ist, die Schule in nur drei Tagen<br />

aufzubauen. Auch die Neuanordnung der<br />

Elemente lässt sich problemlos veranlassen.<br />

Bewusst minimalistisch wurde die Gestaltung<br />

der Außenfassade gehalten. Die<br />

mattblauen Container mit durchsichtigen<br />

Elementen gliedern sich so nahtlos in den<br />

Stadtraum ein. Einen Kontrast dazu schaffen<br />

die lebendigen Farben des Innenraums.<br />

Mit einer Mischung aus Weiß und Orange<br />

verliehen die Planer den Schulklassen ein<br />

lebendiges Aussehen. Praktisch und klar<br />

strukturiert fällt dabei die Formgebung aus.<br />

Gerade Linien dominieren das Interieur. Sie<br />

lassen für eine kreative Innenraumgestaltung<br />

Platz und sollen damit Lernen durch<br />

Spielen fördern.<br />

Gemäß dem neuartigen Konzept aus China<br />

wird es in Zukunft möglich sein, Schulen gemäß<br />

Bedarf und pädagogischem Grundsatz<br />

in nur wenigen Tagen zu errichten.


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13<br />

Aluminium-Architektur-Preis <strong>2020</strong><br />

Bereits zum zwölften Mal schreibt das<br />

Aluminium-Fenster-Institut (AFI) in Zusammenarbeit<br />

mit der Architekturstiftung<br />

Österreich und der IG Architektur<br />

den renommierten Aluminium-Architektur-Preis<br />

aus.<br />

Magazin<br />

Ab sofort können in Österreich ausgeführte<br />

Bauten mit Fertigstellung ab 1. Jänner 2017<br />

– sowohl Neubauten als auch Sanierungen –<br />

eingereicht werden. Eine weitere Voraussetzung<br />

für die Einreichung ist die überwiegende<br />

Verwendung von Aluminium-Profilsystemen,<br />

die die Gemeinschaftsmarke ALU-FENSTER<br />

führen. Zur Teilnahme berechtigt sind Architektinnen<br />

und Architekten, Planerinnen und<br />

Planer, Bauherren und Metallbauer. Die Einreichfrist<br />

endet am 7. September <strong>2020</strong>.<br />

Weitere Informationen sind online unter<br />

www.alufenster.at/AAP<strong>2020</strong> verfügbar.<br />

Aluminium-Fenster-Institut<br />

T +43 (0)1 9834205<br />

office@alufenster.at<br />

www.alufenster.at<br />

Der Aluminium-Architektur-Preis 2018 ging an wiesflecker-architekten<br />

für die HBLA für Tourismus in St. Johann/Tirol<br />

© www.alufenster.at | David Schreyer<br />

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

14<br />

Magazin<br />

Kann Ballett die<br />

Stadt verändern?<br />

Für das English National Ballet planten Glenn Howells Architects ein neues Zuhause<br />

in einem Londoner Stadterweiterungsgebiet, das eine vermittelnde Rolle<br />

einnimmt und die Kunst dieses Tanzens zur Schau stellt. Auf der Halbinsel der<br />

London City Island entstand im Nordosten der britischen Hauptstadt ein neues<br />

Wohnviertel, das geprägt ist von vertikalen Strukturen und bunten Fassaden.<br />

In dessen Herzen, auf dem zentralen Platz, nimmt das neue Ballettzentrum eine<br />

repräsentative Position ein.<br />

Fotos: Hufton + Crow<br />

Es ist der neue Mittelpunkt des Balletts in der Stadt<br />

und vereint Räumlichkeiten für das Unternehmen mit<br />

denen des Nachwuchses in Form der Ballettschule.<br />

Bis dato waren diese in verschiedenen Teilen der<br />

Stadt angesiedelt und finden hier erstmals auf eindrucksvolle<br />

Weise zueinander. Alle notwendigen<br />

Akteure für das Entstehen von ausgezeichneten<br />

Ballettprogrammen sind im Gebäude zusammengebracht,<br />

sodass sie in Zukunft noch enger miteinander<br />

arbeiten können und eine Einheit bilden.<br />

Sieben Proberäume sind im zweiten und vierten<br />

Obergeschoss angeordnet. Sie erstrecken sich über<br />

jeweils zwei Geschosse und sind prominent an der<br />

Fassade platziert. Für eine optimale Versorgung<br />

der Tänzerinnen und Tänzer gibt es im zweiten Geschoss<br />

medizinische Einrichtungen, wie ein Hydro<br />

Pool und zusätzliche Fitnessräume. Die Verwaltung<br />

findet im ersten Obergeschoss Platz, ebenso wie das<br />

hauseigene Kostüm-Atelier, wo die Kostüme für die<br />

Aufführungen entworfen und produziert werden. Das<br />

Musikorchester bekam auch einen eigenen Bereich<br />

zum Proben zugeschrieben. Alles in allem ein breiter<br />

Mix an notwendigen Nutzungen, die alle zum Ballett<br />

dazugehören und hier Platz zur Ausdehnung zur Verfügung<br />

gestellt bekommen.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

15<br />

Magazin<br />

Untergebracht wurde im Gebäude auch<br />

ein Produktionsstudio, eine Art Theater<br />

mit Zuschauerraum, Bühne und Bühnenbild,<br />

das sich über die gesamte Höhe des<br />

Bauvolumens erstreckt. Hier können Proben<br />

für Aufführungen vor Ort in einer realen<br />

Situation stattfinden, ohne dabei den<br />

Weg zum eigentlichen Aufführungsort<br />

selbst machen zu müssen. Zusätzlich kann<br />

dieses Studio als Auditorium auch für externe<br />

Veranstaltungen genutzt werden.<br />

Für die Stadtbewohner sind die Erdgeschossbereiche<br />

als öffentlicher Innenraum<br />

zugänglich, wo Kaffee getrunken und Ausstellungen<br />

besucht werden können. Das<br />

offene Gebäudekonzept möchte die Städter<br />

ins Gebäude bringen und umgekehrt<br />

auch das Innere nach außen transportieren.<br />

So besitzt das Gebäude eine transluzente<br />

Fassade aus Glaspaneelen. Diese<br />

etwa 3.600 m² große Glasfläche erlaubt<br />

den Blick vom öffentlichen Platz aus ins<br />

Gebäude, auf die probenden Tänzerinnen<br />

und Tänzer. Diese Schaufenster in der Fassade<br />

transferieren das Ballett in den Stadtraum.<br />

Dadurch wird der zentrale Platz des<br />

neuen Wohnviertels bespielt und belebt.<br />

Das neue Ballettzentrum der Glenn Howells<br />

Architects unterstützt voll und ganz<br />

die Vision der Gründer des English National<br />

Ballet vor 70 Jahren: Es bringt Ballett<br />

der Spitzenklasse einem breiten Publikum<br />

näher.<br />

Schlank und clever.<br />

In jeder Hinsicht.<br />

Einzigartiges Design mit innovativer<br />

Glasfaser-Technologie – und das ganz<br />

ohne Kompromisse: Elegant kombiniert<br />

einen extrem schlanken Überschlag<br />

und maximale Größe mit hervorragender<br />

Wärmedämmung, erhöhtem Einbruchschutz<br />

und unschlagbarer Langlebigkeit.<br />

Sein minimalis tisches Design<br />

ist einzigartig unter PVC-Fenstern und<br />

harmoniert mit jedem Bauprojekt.<br />

www.deceuninck-elegant.de<br />

Deceuninck Germany GmbH<br />

Bayerwaldstraße 18<br />

94327 Bogen<br />

+49 1755248236


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

16<br />

Bau & Recht<br />

Baustopps aufgrund der<br />

aktuellen COVID-19-Krise<br />

– Wer trägt die Gefahr?<br />

Die COVID-19-Pandemie und deren Auswirkungen sind derzeit allgegenwärtig<br />

und betreffen fast jede Branche, insbesondere auch die Bauwirtschaft. Die Mitte<br />

März <strong>2020</strong> verordneten Maßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung von CO-<br />

VID-19 haben zu einer großen Verunsicherung in der Bauwirtschaft geführt und<br />

dadurch zu zahlreichen Einstellungen von Baustellen. In diesem Zusammenhang<br />

stellt sich nun die Frage der Gefahr- und Kostentragung. Sind Mehrkostenforderungen<br />

zulässig?<br />

Text: Ing. Mag. Julia Haumer-Mörzinger und Mag. Matthias Nödl<br />

Der Nationalrat und Bundesrat haben am<br />

15.03.<strong>2020</strong> ein Bundesgesetz (COVID-19<br />

Gesetz), mit dem unter anderem das Bundesgesetz<br />

betreffend vorläufige Maßnahmen<br />

zur Verhinderung der Verbreitung von<br />

COVID-19 (COVID-19-Maßnahmengesetz)<br />

erlassen wurde, beschlossen. Das COVID-19<br />

Gesetz ist noch am selben Tag im Bundesgesetzblatt<br />

(BGBl. I Nr. 12/<strong>2020</strong>) kundgemacht<br />

worden und ist am 16.03.<strong>2020</strong> in<br />

Kraft getreten. Auf Basis der Bestimmungen<br />

des COVID-19-Maßnahmengesetzes<br />

hat der Bundesminister für Soziales, Gesundheit,<br />

Pflege und Konsumentenschutz<br />

das Betreten des Kundenbereichs von<br />

gewissen Betriebsstätten zum Zweck des<br />

Erwerbs von Waren und Dienstleistungen<br />

sowie das Betreten von bestimmten Orten<br />

per Verordnung untersagt.<br />

Eine Ausnahme vom Betretungsverbot<br />

öffentlicher Orte besteht unter anderem,<br />

wenn die Betretungen für berufliche Zwecke<br />

erforderlich sind und sichergestellt<br />

ist, dass am Ort der beruflichen Tätigkeit<br />

zwischen den Personen ein Abstand von<br />

mindestens einem Meter eingehalten werden<br />

kann. Der vorgesehene 1-Meter-Mindestabstand<br />

darf jedoch unterschritten<br />

werden, wenn das Infektionsrisiko durch<br />

„entsprechende Schutzmaßnahmen“ minimiert<br />

werden kann (§ 2 Z 4 der Verordnung<br />

gemäß § 2 Z 1 des COVID-19-Maßnahmengesetzes,<br />

BGBl. II Nr. <strong>2020</strong>/98 und 107). Diese<br />

Ausnahmebestimmung hat in der Praxis<br />

zu zahlreichen Diskussionen und Verunsicherungen<br />

hinsichtlich der erforderlichen<br />

Schutzmaßnahmen sowie zu zahlreichen<br />

Baustopps geführt.<br />

Erst am 26.03.<strong>2020</strong> konnte eine Einigung<br />

von Baugewerbe, Bauindustrie und Gewerkschaft<br />

Bau-Holz in Zusammenarbeit<br />

mit dem Zentral-Arbeitsinspektorat erzielt<br />

und eine „Handlungsanleitung“ für Schutzmaßnahmen<br />

auf Baustellen ausgearbeitet<br />

werden. Diese „Handlungsanleitung“ wurde<br />

durch Erlass vom Bundesminister für<br />

Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz<br />

auch als verbindlich erklärt<br />

und sieht zahlreiche Maßnahmen zur Eindämmung<br />

von COVID-19 am Arbeitsplatz<br />

bzw. Baustelle vor, welche zum Schutz der<br />

Gesundheit der Arbeitnehmer umzusetzen<br />

sind. Jedoch stellt sich nun vielfach die Frage,<br />

wer die Nachteile durch die zwischenzeitig<br />

erfolgten Baustopps zu tragen hat.<br />

Bevor jedoch auf diese Frage näher eingegangen<br />

werden kann, ist festzuhalten, dass<br />

der Vertrag zwischen dem Auftraggeber<br />

und dem ausführenden Bauunternehmen<br />

über die Erbringung von Bauleistungen<br />

geradezu typischer Weise ein Werkvertrag<br />

ist. Gemäß § 1151 ABGB liegt ein Werkvertrag<br />

vor, wenn jemand die Herstellung eines<br />

Werks – wie ein Bauwerk – gegen Entgelt<br />

übernimmt. Der Bauwerkvertrag entspricht<br />

somit den gesetzlichen Bestimmungen des<br />

Werkvertrages, weil der Bauunternehmer<br />

als Auftragnehmer das Bauwerk nach den<br />

Wünschen des Bauherrn als Auftraggeber<br />

gegen Entgelt herstellt.<br />

Gemäß § 1168 Abs 1 Satz 2 ABGB gebührt<br />

dem Unternehmer – dem Bauunternehmer<br />

– eine angemessene Entschädigung, wenn<br />

die Ausführungszeit des Werkes durch Umstände,<br />

die auf Seite des Auftraggebers<br />

liegen, verkürzt wird und er selbst zur Leis-<br />

tungserbringung bereit war. Gemäß § 1168a<br />

Satz 1 ABGB kann der Bauunternehmer<br />

jedoch kein Entgelt verlangen, wenn das<br />

Werk vor seiner Übernahme durch einen<br />

bloßen Zufall untergeht.<br />

Für die Geltendmachung von Ersatzansprüchen<br />

bzw. Mehrkostenforderungen ist somit<br />

entscheidend, wem die Umstände des<br />

Baustopps zugeordnet werden können. Die<br />

Zuordnung der die Herstellung störenden<br />

Umstände erfolgt üblicherweise nach der<br />

Sphärentheorie.<br />

Die Sphärentheorie unterscheidet zwischen<br />

der Sphäre des Auftraggebers, der<br />

Sphäre des Auftragnehmers und der neutralen<br />

Sphäre. Der neutralen Sphäre werden<br />

unabwendbare Ereignisse zugeordnet, welche<br />

außerhalb der Ingerenz der Vertragsparteien<br />

des Werkvertrages liegen. Der<br />

Begriff des unabwendbaren Ereignisses ist<br />

ein Sammelbegriff, welcher auch die Fälle<br />

der höheren Gewalt und Elementarereignisse<br />

umfasst. Ein Fall von höherer Gewalt<br />

wiederum wird bei Vorliegen eines außergewöhnlichen,<br />

von außen kommenden Ereignisses<br />

angenommen.<br />

Im Vergleich zu den mietrechtlichen Bestimmungen<br />

des ABGB zeigt sich, dass<br />

auch dort Fälle von höherer Gewalt normiert<br />

sind. Ein Mieter hat demnach keinen<br />

Bestandzins zu entrichten, wenn der Mietgegenstand<br />

aufgrund eines außerordentlichen<br />

Zufalls unbrauchbar wird (§ 1104<br />

ABGB). Als außerordentliche Zufälle sind<br />

insbesondere Feuer, Krieg und Seuche genannt.<br />

Die COVID-19-Pandemie ist durchaus<br />

als Seuche und daher als außerordentlicher<br />

Zufall zu qualifizieren.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Demgemäß ist die COVID-19-Pandemie auch als<br />

Elementarereignis sowie als unvorhersehbares und<br />

unabwendbares Ereignis im Sinn der Sphärentheorie<br />

zu werten und somit dem Bereich der neutralen<br />

Sphäre zuzuordnen.<br />

Nach herrschender Judikatur und Literatur hat der<br />

Auftragnehmer die neutrale Sphäre zu vertreten. Die<br />

Bauunternehmer tragen daher aufgrund der gesetzlichen<br />

Bestimmungen die aus der COVID-19-Pandemie<br />

resultierenden Nachteile und können keine<br />

Ersatzansprüche bzw. Mehrkostenforderungen geltend<br />

machen. Die gesetzlichen Bestimmungen der<br />

§§ 1168 ff ABGB sind jedoch dispositiv, weshalb die<br />

Vertragsparteien diese – für den Bauunternehmer<br />

nachteiligen – gesetzlichen Gefahrtragungsregelungen<br />

abwählen und davon abweichende Bestimmungen<br />

vereinbaren können.<br />

Bei Bauwerkverträgen ist häufig die Anwendbarkeit<br />

von ÖNORMEN vereinbart. Zu beachten ist in diesem<br />

Zusammenhang, dass beim Vertragsabschluss<br />

mit Verbrauchern im Sinn des KSchG die ÖNORMEN<br />

ausdrücklich zu vereinbaren sind, welche anwendbar<br />

sein sollen.<br />

Vereinbaren die Vertragsparteien die Anwendbarkeit<br />

der Werkvertragsnorm ÖNORM B 2110 – allgemeine<br />

Bestimmungen für Bauleistungen – kommt<br />

die Gefahrtragungsregelung der ÖNORM B 2110 zur<br />

Anwendung. Gemäß Punkt 7.2.1. der ÖNORM B 2110<br />

werden der Sphäre des Auftraggebers unter anderem<br />

Ereignisse zugeordnet, die zum Zeitpunkt des<br />

Vertragsabschlusses nicht vorhersehbar waren und<br />

vom Auftragnehmer nicht in zumutbarerer Weise abwendbar<br />

sind.<br />

In Abweichung zu den Bestimmungen des ABGB<br />

sieht die ÖNORM B 2110 somit vor, dass das Risiko<br />

unvorhersehbarer, unabwendbarer Ereignisse und<br />

von Ereignissen, die die Leistung objektiv unmöglich<br />

machen, vom Auftraggeber zu tragen sind. Die<br />

Risiken der neutralen Sphäre werden daher auf den<br />

Auftraggeber überwälzt.<br />

Im Ergebnis ist der Bauunternehmer gemäß den Bestimmungen<br />

der ÖNORM B 2110 zur Erhebung von<br />

Ersatzansprüchen bzw. Mehrkostenforderungen wegen<br />

Stillhaltezeiten und der erforderlichen Schutzausrüstungen<br />

berechtigt.<br />

Zur Vermeidung böser Überraschungen sind jedoch<br />

vor der Geltendmachung von Ersatzansprüchen bzw.<br />

Mehrkostenforderungen jeweils die vertraglichen Bestimmungen<br />

der Gefahrtragung des zugrundeliegenden<br />

Vertrages zu prüfen. Dies insbesondere aufgrund<br />

des allgemeinen Grundsatzes der Vertragsfreiheit.<br />

In Zukunft ist für neu abzuschließende Bauwerkverträge<br />

zu empfehlen, spezielle Gefahrtragungsregelungen<br />

vorzusehen, weil die COVID-19-Pandemie und<br />

deren Auswirkungen bei Vertragsabschluss dann<br />

nicht mehr unvorhersehbar und unabwendbar sind.<br />

| BA12-15G |<br />

Bau & Recht<br />

Der erste Controller,<br />

der in jedem Raum<br />

willkommen ist<br />

Integrale Gebäudeautomationslösungen:<br />

z. B. mit dem BC9191<br />

www.beckhoff.at/building<br />

Der Raum-Controller BC9191 bündelt die Standardfunktionalitäten<br />

zur Einzelraumsteuerung in einer kompakten Bauform.<br />

Zentrale Informationen werden per Ethernet mit der übergeordneten<br />

PC-Ebene ausgetauscht. Damit ist der BC9191<br />

ein exzellentes Beispiel für die integrale Gebäudeautomation<br />

von Beckhoff auf der Grundlage der offenen, PC-basierten<br />

Steuerungstechnik: Alle Gewerke werden von einer einheitlichen<br />

Hard- und Softwareplattform gesteuert, bestehend aus<br />

skalierbaren Steuerungen, passgenauen I/O-Lösungen und der<br />

Automatisierungssoftware TwinCAT. Durch die optimale Abstimmung<br />

aller Gewerke werden die Energieeinsparpotenziale über<br />

die Energieeffizienzklassen hinaus voll ausgeschöpft. Für alle<br />

Gewerke stehen vordefinierte Softwarebausteine zur Verfügung,<br />

die das Engineering enorm vereinfachen. Funktionserweiterungen<br />

oder -änderungen sind jederzeit möglich. Die Systemintegration<br />

erfolgt über die gängigen Kommunikationsstandards<br />

Ethernet, BACnet/IP, OPC UA oder Modbus TCP.<br />

Die ganzheitliche Automatisierungslösung<br />

von Beckhoff:<br />

Flexible<br />

Visualisierung/<br />

Bedienung<br />

Skalierbare Steuerungstechnik,<br />

modulare I/O-<br />

Busklemmen<br />

Modulare<br />

Software-<br />

Bibliotheken


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

18<br />

Bildung & Kultur<br />

Ein Ort zum gemeinsamen und freien Wachsen, Spielen und<br />

Entdecken - das Kinderhaus Kennelbach setzt in der kleinen<br />

Vorarlberger Gemeinde ein echtes Zeichen und bildet zugleich<br />

den Auftakt der Gestaltung eines neuen Dorfzentrums. HEIN<br />

architekten überraschen mit einem kompakten und zurückhaltenden<br />

Bauwerk, das im Inneren durch verspielte Details und<br />

rationelle Raumnutzung besticht. Ein begehbares Wimmelbuch.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

19<br />

HEIN architekten ZT<br />

Das begehbare<br />

Wimmelbuch<br />

Kinderhaus Kennelbach / Kennelbach, Österreich / HEIN architekten ZT<br />

Text: Linda Pezzei Fotos: David Schreyer<br />

Wenn es einen Begriff gibt, der das Kinderhaus Kennelbach<br />

treffend beschreiben will, dann ist das wohl<br />

der der Offenheit. Interessant in diesem Kontext ist<br />

aber auch, dass sowohl die Architektur als auch der<br />

pädagogische Ansatz dieser Maxime folgen. Nutzer<br />

und Raum beeinflussen sich auf diese Weise in bestärkender<br />

Art - letztlich zum Besten der Eltern, Betreuer<br />

und Kinder.<br />

So wie der Nachwuchs in unseren Vorzeiten rein<br />

durch das Beobachten und Nachahmen lernte, funktioniert<br />

auch das Konzept in Kennelbach. Während<br />

die Kleinsten zu den Älteren aufblicken, übernehmen<br />

diese ganz selbstverständlich Verantwortung für die<br />

Jüngeren. Essenziell hierfür sind offene Strukturen,<br />

die Bewegungs- und Begegnungsräume ermöglichen.<br />

Die architektonische Hülle, entworfen von den<br />

in Bregenz ansässigen HEIN architekten, lässt eben<br />

diese Interaktionen zu, provoziert sie vielmehr noch.<br />

So konzipierten die Planer das Kinderhaus ähnlich einem<br />

begehbaren Wimmelbuch - voller Überraschungen<br />

und Entdeckungsmöglichkeiten.<br />

Das Kinderhaus Kennelbach will offen und einladend<br />

auf seine kleinen Gäste wirken. So werden die Einbis<br />

Sechsjährigen auch von der Architektur ohne<br />

Scheu empfangen. Der zweigeschossige Quader ist<br />

mit vertikal angebrachten, schmalen Holzlamellen<br />

aus Weißtanne verkleidet, was dem Bauwerk eine<br />

natürliche und haptische Anmutung verleiht. Im unteren<br />

Bereich wurde das unbehandelte Holz aus der<br />

Region zum Schutz der Kinder gehobelt, weiter oben<br />

bildet die sehr raue Struktur des Holzes einen angenehmen<br />

Kontrast. In Zukunft soll sich dieser durch<br />

die Alterung noch verstärken. Die Zwischenräume<br />

wurden in einem kräftigen Rotton lasiert, sodass sich<br />

das äußere Erscheinungsbild der Fassade je nach<br />

Lichtstimmung und Blickwinkel stetig verändert.<br />

“Mit einfachen Mitteln Wirkung erzielen”, beschreibt<br />

Architekt Matthias Hein die Herangehensweise an<br />

dieses Projekt.<br />

u


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

20<br />

Bildung & Kultur<br />

So kompakt und zurückhaltend sich das Kinderhaus<br />

von außen präsentieren mag - im Inneren dominieren<br />

Ideenreichtum und planerisches Geschick. „Kinder<br />

kennen weder Vergangenheit noch Zukunft, und<br />

– was uns Erwachsenen kaum passieren kann – sie<br />

genießen die Gegenwart.“ Was Jean de la Bruyère so<br />

treffend in Worte gefasst hat, haben die Architekten<br />

in räumliche Strukturen übersetzt. Jede Ecke oder<br />

Nische lädt zum spielerischen Erkunden ein, ungenutzte<br />

Flächen gibt es somit kaum. Selbst das Stiegenhaus<br />

dient nicht nur der praktischen Erschließung<br />

des Gebäudes, sondern bietet darüber hinaus<br />

- konzipiert als Haus im Haus - Nischen, die zum Verstecken<br />

und Spielen einladen. Gekrönt wird dieses<br />

von einem kuscheligen “Baumhaus” ganz oben unter<br />

dem Dach. Das darüberliegende Oberlicht transportiert<br />

die einfallenden Sonnenstrahlen bis ins Erdgeschoss.<br />

Während im restlichen Gebäude Oberflächen<br />

aus Holz dominieren, sind die Wände des Stiegenhauses<br />

mit Tafelflächen beschichtet, welche die Kinder<br />

nach Lust und Laune mit Kreide bemalen dürfen.<br />

Großzügige Fensterflächen vermitteln Transparenz,<br />

gewähren Einblicke, ermöglichen aber auch den Ausblick.<br />

Auf diese Weise tritt das Kinderhaus in direkten<br />

Kontakt mit seiner Umgebung. So steht es im Moment<br />

hinter der „Alten Gmoand“, dem Gebäude, in dem<br />

heute unter anderem das Postamt untergebracht ist.<br />

Langfristig gesehen soll das Kinderhaus allerdings<br />

den Auftakt zur Entwicklung eines neuen Zentrums<br />

im Dorf bilden. Einige umliegende Gebäude sollen in<br />

diesem Zusammenhang abgetragen und durch neue<br />

Strukturen ersetzt werden. Der Masterplan von HEIN<br />

architekten sieht für die weitere Zukunft vor, Kennelbach<br />

das Dorfzentrum zu geben, welches im Moment<br />

aus siedlungstechnischer Historie nicht existiert.<br />

Aus diesem Zusammenhang ergibt sich auch die Erklärung<br />

für die Positionierung des Gebäudes mit dem<br />

prominenten Eingang nach Süden, wohingegen die<br />

Freiflächen eher untypisch im Norden und Osten liegen.<br />

Der Qualität tut dies aber keinen Abbruch, denn<br />

die Grünflächen grenzen im Norden ohnehin an eine<br />

bewaldete Hangsituation, von der aus keine Erschließung<br />

möglich ist. Im Gegenzug lässt sich dieser Wald<br />

aber wunderbar als erweiterter Spielbereich nutzen.<br />

Zusätzlich gibt es einen überdachten Spielbereich<br />

mit Lagermöglichkeiten, in dem sich Kinder aller Altersstufen<br />

treffen.


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21<br />

HEIN architekten ZT<br />

Den einzigen Einschnitt in das kompakte Gebäude<br />

stellt der Zugang dar. Über die Garderoben gelangen<br />

die Kinder in das Innere des Hauses. Im Erdgeschoss<br />

befinden sich zwei Räume für die Kleinkinder, die als<br />

in sich abgeschlossene “Nester” funktionieren. Die<br />

Räume verfügen über eine eigene Nasszelle und einen<br />

Zugang zum Garten. Sobald die Kleinsten bereit<br />

sind, das Haus auf eigene Faust zu erkunden, dürfen<br />

sie diesen geschützten Kokon verlassen. Die Stiege<br />

kann dann aber von den Betreuerinnen so abgetrennt<br />

werden, dass keine Gefahr für die Abenteurer<br />

besteht. Außerdem ebenerdig angeordnet sind die<br />

Bewegungsräume und die Bereiche für das Essen<br />

und Kochen bzw. die Mittagsbetreuung.<br />

Im Obergeschoss ordnen sich die Räumlichkeiten<br />

der drei Kindergartengruppen und der Verwaltung<br />

sowie die multifunktionalen Schlafräume um das<br />

verbindende Element Stiegenhaus. Es ergeben sich<br />

hier aus allen Blickwinkeln immer wieder verbindende<br />

Sichtachsen, die das Miteinander im Haus<br />

in den Fokus rücken. Generell erfolgte die Entwicklung<br />

der Architektur sowie auch des Innenausbaus<br />

und der Möblierung in enger Zusammenarbeit mit<br />

der pädagogischen Leitung des Hauses. So sind die<br />

Räume des Kindergartens keine Gruppen-, sondern<br />

Themenräume, deren Besuch und Nutzung von den<br />

Kindern selbst gewählt und bestimmt werden kann.<br />

Dabei herrscht im gesamten Haus keinesfalls Hektik<br />

oder Chaos, vielmehr sind die Kinder völlig bei sich<br />

und - wie beim Betrachten eines Wimmelbuches -<br />

ganz bei der Sache.<br />

u


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

22<br />

Bildung & Kultur<br />

Die kräftigen Farbakzente haben die Architekten frei<br />

nach dem Motto des Kinderhaus Kennelbach intuitiv<br />

und aus dem Bauch heraus gesetzt. Die dazu passende<br />

Signaletik stammt vom Büro Sägenvier aus<br />

Dornbirn. Die Gestalter haben die Kinder selbst Bilder<br />

zeichnen lassen, die sich dem Thema Größe und<br />

Wachsen widmen. Übertragen auf das Tierreich und<br />

mittels einer Messleiste mäandern die Ergebnisse<br />

nun als grafische Linienstrukturen über die Fensterflächen.<br />

Auch die auffälligen Spots, die sich an allen<br />

Ecken des Hauses finden lassen, stammen aus der<br />

Region: der Vorarlberger Lichtplaner Georg Bechter<br />

ist der Urheber.<br />

Eine kindgerechte Umgebung umfasst neben den<br />

weichen Faktoren aber auch greifbare Fakten und<br />

Maßnahmen, allen voran im Bereich des umweltverträglichen<br />

und schadstoffarmen Bauens. Während das<br />

Untergeschoss in WU-Beton mit Außendämmung ausgeführt<br />

ist, wurden die beiden oberirdischen Geschosse<br />

als vorgefertigter Holzständerbau realisiert. Durch<br />

die kompakte Bauweise und die Wahl nachwachsender<br />

Rohstoffe – insbesondere durch den Einsatz von<br />

Holz – konnte die Verwendung von grauer Energie für<br />

die Baumaterialien gering gehalten werden. Aufgrund<br />

der Effizienz und der Eigenstromproduktion trägt das<br />

Kinderhaus zudem das Siegel „nearly zero emission“.<br />

Zusätzlich konnten 90% der üblicherweise baubedingten<br />

Emissionen von „Bauchemikalien“ in die Innenräume<br />

vermieden werden.<br />

Das Kinderhaus Kennelbach bietet somit ein umfassend<br />

aktivierendes Klima zum Lernen, Spielen und<br />

Entdecken. Davon werden auch die Eltern nicht ausgeschlossen.<br />

Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen<br />

und Austausch mit anderen Eltern und Pädagogen<br />

ein. Das Kinderhaus soll ein Ort des gemeinsamen<br />

Wachsens sein. Als Grundstein des neuen Zentrums<br />

soll von hier aus auch die Dorfgemeinschaft gestärkt<br />

und belebt werden. Schön zu sehen, dass gerade die<br />

Kinder das Bild dieser zukünftigen Dorfgemeinschaft<br />

aktiv und als treibende Kraft mitgestalten können. •


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23<br />

HEIN architekten ZT<br />

HEIN architekten | Erdgeschoss<br />

EG<br />

OG<br />

HEIN architekten | Obergeschoss<br />

Schnitt<br />

HEIN architekten | Schnitt 1-1<br />

UG<br />

HEIN architekten | Untergeschoss<br />

Ansicht Süd<br />

HEIN architekten | Ansicht Süd<br />

Ansicht West<br />

Ansicht Nord<br />

HEIN architekten | Ansicht West<br />

Kinderhaus Kennelbach<br />

Kennelbach, Österreich<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Mitarbeiter:<br />

Bauleitung / Baumanagement:<br />

Statik:<br />

Gemeinde Kennelbach<br />

HEIN architekten ZT<br />

Bernd Rommel, Egon Maier<br />

Baukultur GmbH, Schwarzenberg<br />

merz kley partner GmbH<br />

HEIN architekten | Ansicht Nord<br />

Grundstücksfläche: 1.915 m 2<br />

Bebaute Fläche: 570 m 2<br />

Bruttogeschossfläche: ca. 1.000 m 2 Neubau<br />

Nutzfläche: 837 m 2<br />

Planungsbeginn: 11/2017<br />

Bauzeit: 07/2018 - 09/2019<br />

Baukosten:<br />

ca. 3 Mio. Euro netto


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

24<br />

Bildung & Kultur<br />

Die 100 Jahre alte und denkmalgeschützte Volksschule Angedair in Landeck in<br />

Tirol kann dank der Architekten Franz&Sue heute mit einer äußerst modernen<br />

Erscheinung und einem innovativen Lernkonzept aufwarten. Nach nur drei Jahren<br />

Bau- und Planungszeit konnte die Volksschule 2018 nach erheblichen Renovierungs-,<br />

Um- und Neubauarbeiten für die Schüler wiedereröffnet werden.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

25<br />

Franz&Sue<br />

Lernen mit<br />

Leichtigkeit<br />

Volksschule Angedair / Landeck in Tirol / Franz&Sue<br />

Text: Linda Pezzei Fotos: Franz&Sue/Lukas Schaller


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

26<br />

Bildung & Kultur<br />

Mit ihren 100 Jahren war die denkmalgeschützte<br />

Volksschule mitten im Zentrum der Tiroler Bezirkshauptstadt<br />

Landeck eindeutig in die Jahre gekommen.<br />

Dringendster Handlungsbedarf: mehr Platz für<br />

die Schülerinnen und Schüler, größere Transparenz,<br />

und eine neue Raumorganisation, die zeitgemäße<br />

Lehrmethoden möglich machen sollte. Den daraufhin<br />

ausgelobten EU-weiten, nicht offenen Wettbewerb<br />

konnte das Architekturbüro Franz&Sue mit seinem<br />

Vorschlag letztlich für sich entscheiden.<br />

Die Aufgabenstellung: der “alten Dame” Volksschule<br />

Landeck ein zeitgemäßes Facelift verpassen. Die Antwort<br />

des Entwurfsteams von Franz&Sue: ein großes<br />

Wohnzimmer mit vielen Lern- und Spielmöglichkeiten<br />

im Innen- und Außenbereich. Dieses kindgerechte<br />

Konzept des Wiener Architekturbüros überzeugte<br />

die Stadtgemeinde Landeck zur Vergabe des ersten<br />

Preises, sodass 2017 mit den Renovierungs-, Umund<br />

Neubauarbeiten begonnen werden konnte. Nach<br />

weniger als drei Jahren Bau- und Planungszeit lernen<br />

die Kinder der Volksschule Angedair seit 2018 nun in<br />

einem ganz besonderen Umfeld auf spiel erische Art<br />

und Weise.<br />

“Unsere Bedürfnisse nach Licht und Platz wurden von<br />

allen Seiten ernstgenommen. Das Architekturbüro<br />

hat sich nach innen verwirklicht und nicht nach außen<br />

ein Denkmal gesetzt,” zeigte sich Daniela Lehmann,<br />

die Direktorin der Volksschule, nach der Eröffnung<br />

erleichtert. Tatsächlich sind die Architekten, was die<br />

Außenhülle betrifft, sehr zurückhaltend darangegangen,<br />

diese gestalterisch anzufassen. Vielmehr wurde<br />

die historische Substanz grundsaniert und nur punktuell,<br />

wo es wirklich sinnvoll erschien, ein modernes<br />

Ausrufezeichen gesetzt. Unter dem Motto „Stärken<br />

stärken“ präsentiert sich der historische Baukörper<br />

nach dem Umbau noch klarer und steht heute so<br />

ruhig und selbstbewusst da wie eh und je. Dessen<br />

denkmalpflegerisch schützenswerte Qualität mit der<br />

dominanten Stellung am Platz wurde durch die Maßnahmen<br />

letztlich sogar noch unterstrichen.<br />

Die daher beim Betreten des Schulgeländes auffälligste<br />

Neuerung nach dem Umbau: der im Schulhof<br />

schwebend wirkende Zubau, der jetzt den Zugang<br />

zur Schule markiert. In dem in der Erde versenkten<br />

Glaskubus befindet sich neben der Aula die Sporthalle,<br />

die tageslichtdurchflutet eine besondere Qualität<br />

bietet. Auf der großzügigen Dachterrasse oberhalb<br />

der Halle finden die Kinder in den Pausen viel Platz<br />

zum Toben, die Lehrer ihren Freiraum zum Durchatmen.<br />

Das Geländer bildet eine dichtstehende Holzlattung,<br />

welche die schwarz gestrichene Attika des<br />

Zubaus optisch verschwinden lässt. Die Plattform<br />

der Dachterrasse wirkt so von Weitem wie ein schwebender<br />

Zauberteppich - zum Abheben allzeit bereit<br />

- inmitten des Schulhofs.<br />

Das Dach des Zubaus<br />

bietet Weitblick und<br />

fungiert während der<br />

Pausen als Rückzugsort<br />

und Treffpunkt für Lehrer<br />

und Schüler.


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27<br />

Franz&Sue<br />

Diese Wahrnehmung erklärt sich auch aus der konsequenten<br />

Fortführung der im Bezug auf den Blick<br />

barrierefrei und offen konzipierten Flächen im erdgeschossig<br />

liegenden Inneren des Kubus. Anstatt die im<br />

Erdboden versenkte Turnhalle mit massiven Wänden<br />

oder klobigen Geländern abzugrenzen, setzten die<br />

Architekten auf raumhoch aufgespannte Stahlnetze,<br />

die gleichzeitig als Absicherung und auch als<br />

Sichtfenster funktionieren. Transparenz, Licht und<br />

Platz lauteten die wichtigsten Schlagworte auf der<br />

Wunschliste der Direktorin, denen die Architekten<br />

nicht nur bei der Planung des Neubaus, sondern<br />

auch bei der Umgestaltung der bestehenden Gebäudeteile<br />

Rechnung trugen.<br />

Während die erhaltenswerte Bausubstanz des Bestandsgebäudes<br />

äußerst behutsam saniert wurde,<br />

konnte ein anderer Teil abgerissen und in die entstehende<br />

Lücke ein neuer Klassentrakt eingefügt werden.<br />

Nachdem bestehende Wände aufgebrochen und<br />

zum Teil durch mobile Raumteiler ersetzt wurden,<br />

präsentieren sich die beiden oberen Geschosse nun<br />

als offene, lichtdurchflutete Lernlandschaft. Die wenigen<br />

verbliebenen Wände wirken durch ihre weiße<br />

Farbe in Kombination mit hellem Holz, transparenten<br />

Glastüren und niedrigen Kriechdurchgängen beinahe<br />

entmaterialisiert und werden hier und da zusätzlich<br />

durch Fenster ergänzt, in denen die Schüler gemütlich<br />

sitzen und sich austauschen können. u


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

28<br />

Bildung & Kultur<br />

“Wir haben eng mit Schulleitung und Gemeinde zusammengearbeitet<br />

– das Ergebnis ist eine sympathische,<br />

moderne Schule, in der sich LehrerInnen<br />

und SchülerInnen rundum wohlfühlen,” erklärt Erwin<br />

Stättner, Partner bei Franz&Sue, den reibungslosen<br />

Ablauf in der Planungs- und Umsetzungsphase. Dieses<br />

Wohlfühlen hängt mit Sicherheit auch mit der<br />

neuen Flexibilität der Räumlichkeiten zusammen. Die<br />

offene Lernlandschaft bietet eigene Lernzonen, die<br />

jeweils an den Gebäudeecken positioniert und dadurch<br />

von zwei Seiten belichtet sind. Mobile Raumteiler<br />

anstelle von starren Wänden ermöglichen das<br />

individuelle Weg- oder Zuschalten von Klassenräumen<br />

- je nach Bedarf.<br />

Das Ergebnis der neuen Volksschule Angedair beweist<br />

den offenen Geist der Schulleitung, offenbart<br />

aber auch die kindliche Freude der Architekten bei<br />

der Planung der neuen Räumlichkeiten und Außenanlagen.<br />

Anders als in den vielfach gewohnten<br />

Schu(h)lschachteln, die sich vielerorts Klassenzimmer<br />

nennen, werden in der Volksschule Angedair die<br />

Neugier und Lust am Lernen spielerisch gefördert<br />

und gefordert. Die sprichwörtliche kindliche Leichtigkeit<br />

des Seins darf an diesem Ort voll und ganz<br />

gelebt werden.<br />

•<br />

Die neue Sporthalle<br />

ist zum Teil im Boden<br />

versenkt. Das umlaufende<br />

Oberlichtband<br />

gewährleistet den Bezug<br />

zur Außenwelt und lässt<br />

viel Tageslicht ins Innere<br />

gelangen.


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29<br />

Franz&Sue<br />

0 10 0 10<br />

0 10<br />

0 10<br />

Volksschule Angedair<br />

Landeck in Tirol, Österreich<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Mitarbeiter:<br />

Statik:<br />

Stadtgemeinde Landeck<br />

Franz&Sue<br />

Lucie Vencelidesová (PL), Anna Ladurner, Bernd Stuffer,<br />

Wolfgang Fischer, Joseph Suntinger, Philipp Stromer,<br />

Philipp Wenzl, Joshua Meighörner, Simon Frey<br />

DI Georg Pfenninger<br />

Grundstücksfläche: 5.223 m 2<br />

Bebaute Fläche: 1.269 m 2<br />

Nutzfläche: 4.280 m 2<br />

Planungsbeginn: 2016<br />

Bauzeit: 2017 - 2018<br />

Fertigstellung: 08/2018<br />

Baukosten:<br />

5,5 Mio. Euro


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

30<br />

Bildung & Kultur<br />

Kultur im<br />

Bunker<br />

Cinémathèque suisse / Penthaz, Schweiz / EM2N<br />

Text: Edina Obermoser Fotos: Damian Poffet, Roger Frei<br />

Seit den 90er-Jahren fasst die Cinémathèque suisse<br />

in Penthaz, einer Gemeinde nordwestlich von Lausanne,<br />

sämtliche Bestände des Filmarchivs an einem<br />

Standort zusammen. Sie ist neben dem Verwaltungssitz<br />

in Lausanne und der Dokumentationsstelle in<br />

Zürich die dritte Zweigstelle der Schweizer Stiftung<br />

und beherbergt die Artefakte. Das Forschungs- und<br />

Archivierungszentrum zog damals in die Räumlichkeiten<br />

einer ehemaligen Buchbinderei. Diese bestand<br />

aus mehreren barackenartigen Baukörpern und war<br />

als provisorische Übergangslösung gedacht. Die<br />

Zürcher Architekten EM2N setzten sich im Zuge der<br />

Ausschreibung zur Sanierung und Erweiterung gegen<br />

die Konkurrenz durch. Sie überzeugten das Bundesamt<br />

für Bauten und Logistik BBL mit einem Entwurf,<br />

der behutsam auf die Bestandsstruktur eingeht<br />

und Alt und Neu in eine auffällige, charakteristische<br />

Hülle verpackt.


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31<br />

EM2N<br />

Bereits seit 1992 befindet<br />

sich die audiovisuelle<br />

Sammlung des Schweizer<br />

Filmarchivs in Penthaz,<br />

nahe Lausanne. 2007<br />

konnte das Architekturbüro<br />

EM2N den Wettbewerb<br />

zur Neugestaltung<br />

und Erweiterung der<br />

Cinémathèque suisse für<br />

sich entscheiden. Drei<br />

Bauabschnitte und zwölf<br />

Jahre später zieht das nationale<br />

Filmerbe mit dem<br />

neuen Forschungs- und<br />

Archivierungszentrum<br />

nun endlich in sein repräsentatives<br />

Zuhause ein.<br />

Zum prägenden Element der Cinémathèque wird die<br />

interne Organisation der unterschiedlichen Bereiche<br />

und deren individuelle Ansprüche. Die Planer gliederten<br />

den 13.000 m 2 großen Bau in Penthaz I und Penthaz<br />

II. Penthaz I im Süden umfasst die bestehenden<br />

Bauten und beinhaltet sämtliche öffentlichen Funktionen.<br />

Penthaz II am nördlichen Grundstücksrand<br />

dagegen bleibt auf den ersten Blick verborgen. Bei<br />

ihm handelt es sich um den nicht öffentlichen Trakt<br />

des Ensembles. Die beiden Gebäudeteile werden von<br />

einer Straße getrennt, sind aber über einen unterirdischen<br />

Gang miteinander verbunden.<br />

u


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

32<br />

Bildung & Kultur<br />

Die barackenartigen Stirnseiten verleihen dem<br />

Ensemble einen kleinteiligen Eindruck. Hinter<br />

ihnen verbirgt sich mit Penthaz I der öffentliche<br />

Teil des Kulturbaus, in dem Besucher empfangen<br />

werden.<br />

Die Architekten erhielten, inspiriert von der „Akkumulation<br />

an Baracken“ der einstigen Buchbinderei,<br />

die länglichen Volumen des Bestands und verwandelten<br />

sie in Penthaz I. Schottenartig reihen sich<br />

die einzelnen Körper parallel aneinander. Sie sind<br />

unterschiedlich lang und an den Querseiten schräg<br />

angeschnitten. Dadurch erhält der Kulturbau eine<br />

gestaffelte Gestalt. Während die zur nördlich anschließenden<br />

Straße hin orientierte Ansicht sich<br />

mehr als 100 Meter ausdehnt, markiert die schmale<br />

Ostfassade den Eingangsbereich. Eine oxidierte<br />

Stahlhülle in kräftigem Orange fasst das kleinteilige<br />

Ensemble zu einem einheitlichen Ganzen zusammen<br />

und verleiht dem Gebäude einen hohen Wiedererkennungswert.<br />

Die Paneele ziehen sich zum Teil vor<br />

die großflächigen Verglasungen und erinnern mit ihrer<br />

Perforierung an Filmrollen. Begrünte Flachdächer<br />

komplettieren die barackenartige Erscheinung der<br />

niedrigen Bauten und verleihen der Cinémathèque<br />

Filmstudio-Flair.


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33<br />

EM2N<br />

In Penthaz I findet man alle öffentlichen Bereiche<br />

des Forschungs- und Archivierungszentrums. Neben<br />

Museum, Vorführsaal, Cafeteria und Lesezone sind in<br />

dem Trakt die Arbeitsplätze und die Logistik untergebracht.<br />

Sie alle reihen sich innerhalb der riegelförmigen<br />

Baukörper aneinander, betonen die horizontale<br />

Ausdehnung des Kulturbaus und werden nur punktuell<br />

von den senkrechten Erschließungswegen durchstoßen.<br />

Das Herzstück des öffentlichen Traktes bildet<br />

die zweigeschossige Empfangs- und Ausstellungshalle.<br />

Sie ist geprägt von den im oberen Stockwerk eingehängten<br />

Sitzungszimmern, die das Foyer von oben<br />

überblicken. Großflächige Fenster ergeben spannende<br />

Blickbeziehungen zwischen den einzelnen, kabinenartigen<br />

Räumen und sollen Assoziationen an die<br />

Filmproduktion mit Schnitt und Montage hervorrufen.<br />

Die schräg positionierten Wände verstärken diesen<br />

Effekt. Auch der Bezug zur umgebenden Landschaft<br />

wird im Gebäude vielerorts spürbar. Immer wieder öffnet<br />

sich die Cinémathèque nach draußen und ergibt<br />

durch die leichten Spiegelungen der Verglasungen,<br />

die teilweise wie Kinoleinwände wirken, einen surrealen<br />

Mix aus Natur und den Innenräumen. u


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

34<br />

Bildung & Kultur<br />

Während sich die Arbeitsbereiche<br />

in Penthaz I zur<br />

Umgebung hin öffnen und<br />

durchwegs hell und lichtdurchflutet<br />

sind, steht im<br />

unterirdischen Lager der<br />

Schutz der Artefakte im<br />

Vordergrund.<br />

Die auffällige Gebäudestruktur Penthaz I ist allerdings<br />

nur die Spitze des Eisbergs. Lediglich ein<br />

kleiner Betonbau mit Satteldach lässt nördlich der<br />

erschließenden Straße leise erahnen, dass sich hier<br />

unter der nahezu unberührten Ackerfläche etwas<br />

verbirgt. Mit Penthaz II – dem nicht öffentlichen Teil<br />

des Forschungs- und Archivierungszentrums – entwickelt<br />

sich mehr als die Hälfte des Projekts unterirdisch.<br />

Damit reagieren die Architekten auf die klimatechnischen<br />

Lageranforderungen der sensiblen<br />

Sammlung. Der „superfunktionale Bunker“ bietet auf<br />

drei Geschosse verteilt Schutz vor Luft, Licht und<br />

Feuer. Große Räume garantieren genügend Fläche<br />

zur Unterbringung der analogen und digitalen Artefakte<br />

wie Filme, Plakate und Drehbücher. Das kleine<br />

Häuschen, das mitten im Feld aus dem Untergrund<br />

auftaucht, ist die Haupttreppe, die zum Verbindungsgang<br />

und zum Lager führt.<br />

Die lange Bauzeit lässt sich durch die Digitalisierung<br />

und einer damit einhergehenden Anpassung des<br />

Raumprogramms erklären. Zudem erfolgten Umbau<br />

und Erweiterung der bestehenden Substanz über<br />

die Jahre hinweg sukzessive. Ein in mehrere Phasen<br />

gegliederter Bauprozess stellte dabei den uneingeschränkten<br />

Betrieb des Archivs und gleichzeitig eine<br />

reibungslose Umsiedelung der umfassenden Sammlung<br />

sicher. Mit dem barackenartigen Gebäudeensemble<br />

verwandelten die Architekten die Cinémathèque<br />

suisse in einen Ort, an dem es nebeneinander<br />

reichlich Platz für Exposition und Lager gibt. Subtile,<br />

gestalterische Filmreferenzen ziehen sich dabei wie<br />

ein roter Faden durch den orangen Bau und schaffen<br />

Bezug zu dem kulturellen Erbe im Inneren. So wird<br />

das Forschungs- und Archivierungszentrum nicht nur<br />

zum repräsentativen Anlaufpunkt für Filmliebhaber,<br />

sondern auch zu einem angenehmen Arbeitsplatz. •


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35<br />

EM2N<br />

UG<br />

Erdgeschoss 1:750 0 5 25 37.5<br />

Cinémathèque<br />

Penthaz<br />

EG<br />

Erdgeschoss 1:750 0 5 25 37.5<br />

Cinémathèque suisse<br />

Penthaz<br />

Untergeschoss 1:750 0 5 25<br />

Querschnitt<br />

Längsschnitt Penthaz I<br />

Querschnitt 1:750 0 5 25<br />

OG<br />

Längsschnitt Penthaz II<br />

Cinémathèque suisse<br />

Penthaz, Schweiz<br />

Obergeschoss 1:750 0 5 25 37.5<br />

Cinémathèque suisse<br />

Penthaz<br />

Längsschnitt 1:750 0 5 25<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Projektleiter:<br />

Statik:<br />

Bauphysik:<br />

Bundesamt für Bauten und Logistik BBL<br />

EM2N<br />

Bettina Baumberger, Jean-Baptiste Joye, Roger Küng<br />

Schnetzer Puskas Ingenieure, Boss & Associés Ingénieurs Conseils<br />

Kopitsis Bauphysik<br />

Längsschnitt 1:750 0 5 25 37.5<br />

Ci<br />

Pe<br />

Grundstücksfläche: 11.068 m 2<br />

Bebaute Fläche: 3.079 m 2<br />

Nutzfläche: 8.746 m 2<br />

Planungsbeginn: 2008<br />

Bauzeit:<br />

2010 - 2019 (in drei Teilphasen)<br />

Fertigstellung: 2019


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

36<br />

Bildung & Kultur<br />

Eine Box mit<br />

vielen Facetten<br />

Boxen Studio Gallery im ArkDes / Stockholm, Schweden / Dehlin Brattgård Arkitekter<br />

Text: Linda Pezzei Fotos: Johan Dehlin, Mikael Olsson


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37<br />

Dehlin Brattgård Arkitekter<br />

Mit der “Boxen Studio Gallery”<br />

haben Dehlin Brattgård<br />

Arkitekter einen völlig neuen<br />

und vielschichtigen Ausstellungsraum<br />

für das Schwedische<br />

Architekturmuseum<br />

“ArkDes” geschaffen. Als<br />

Raum im Raum grenzt sich<br />

die minimalistische Struktur<br />

aus Stahlträgern aber nicht<br />

vom restlichen Ausstellungsbereich<br />

ab, sondern tritt<br />

vielmehr auf vielfache Art<br />

und Weise mit ihr und den<br />

Besuchern in Kontakt.<br />

Das Schwedische Zentrum für Architektur und Design<br />

“ArkDes” befindet sich auf der Insel Skeppsholmen<br />

in Stockholm. Es besteht aus zwei Gebäudeteilen<br />

- dem Exercishuset, der alten Exerzierhalle der<br />

Marine, und einem moderneren Bauwerk des spanischen<br />

Architekten Rafael Moneo, welches 1997 fertiggestellt<br />

wurde. Architekturgeschichte in geballter<br />

Form: Historismus trifft Funktionalismus und Minimalismus.<br />

Für Letzteres zeichnen die ortsansässigen<br />

Dehlin Brattgård Arkitekter verantwortlich, die das<br />

Architekturmuseum 2018 um einen temporären Ausstellungsbereich<br />

ergänzen durften.<br />

Die neue Studio Gallery trägt den trefflichen Namen<br />

Boxen, zu Schwedisch wie zu Deutsch “Die Box”, und<br />

wurde ähnlich einem Haus im Haus in eine der bestehenden<br />

Ausstellungshallen implementiert. Die Besonderheit<br />

liegt in der Konzeption der Struktur dieser<br />

Box, die sich in ihrer Gesamtheit nutzen lässt: von<br />

innen wie von außen, vom Boden bis zur Decke. Dabei<br />

sind es nicht nur die Aussteller und Kuratoren, die<br />

diese Box bespielen und befüllen, auch die Besucher<br />

sollen in direkten physischen Kontakt treten können.<br />

Die Gestalter übersetzten das Bedürfnis, Architektur<br />

mit allen Sinnen zu erleben, in eine eigens dafür<br />

konzipierte, robust gefertigte Ausstellungsmaschine.<br />

Die leeren Leinwände des als White Box gestalteten<br />

Innenraums stehen in scharfem Kontrast zu der mit<br />

Maschendrahtdrahtgeflecht versehenen Außenhaut.<br />

Die Hülle ist als informelle Ausstellungsfläche gedacht,<br />

die zusätzlichen Platz für Exponate bietet. u


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

38<br />

Bildung & Kultur<br />

Die Rampe wickelt sich<br />

als filigrane Konstruktion<br />

rund um die Box und bietet<br />

gleichzeitig zusätzliche<br />

Präsentationsflächen.<br />

Über eine Rampe gelangen die Besucher auf eine Galerie,<br />

von der aus sich unterschiedliche Blickwinkel<br />

auf die präsentierten Objekte eröffnen. Der Mensch<br />

wird beim Betreten der Architektur im Raum ein Teil<br />

des Gesamtkunstwerks und kann über Rampe und<br />

Galerie mit der umgebenden Halle in Kontakt treten<br />

- ebenso wie die Box neue räumliche Beziehungen<br />

zu ihrer Umgebung schafft. Dabei verstärken gerade<br />

die Durchlässigkeit und teilweise Entmaterialisierung<br />

der Struktur diesen Effekt.<br />

Durch die zentrale Lage inmitten der Halle und neben<br />

der Dauerausstellung ergeben sich bereits beim<br />

Betreten der Hauptlobby erste Blickbeziehungen zur<br />

Box, die wiederum in direkter Verbindung mit der<br />

temporären Ausstellungshalle steht. Gezielt gesetzte<br />

Öffnungen in der Konstruktion lassen den Blick ungehindert<br />

durch die Ausstellungshallen schweifen. Ganz<br />

den alten architektonischen Regeln der Lenkung der<br />

Blickachsen folgend, findet der Blick des Besuchers<br />

so vom Haupteingang an der Exercisplan aus sein Ziel<br />

in dem neuen Gebäude von Rafael Moneo.


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39<br />

Dehlin Brattgård Arkitekter<br />

Es sind gerade die Konstruktion und die zurückgenommene<br />

Gestaltung der Box, die diese so natürlich<br />

in den Bestand integrieren. Hierfür wurde eine vorgefertigte<br />

Stahlkonstruktion auf Basis von Standardprofilen<br />

entworfen, die im Inneren mit Birkensperrholz<br />

und weißen Gipskartonplatten ausgekleidet ist.<br />

Den oberen Abschluss bildet ein Dach aus stahlverzinktem<br />

Wellblech. Die Primärstruktur zeigt sich in<br />

Trägern, die in regelmäßigem Abstand stehend den<br />

Hauptrahmen der Galerie bilden. Von außen ist der<br />

verzinkte Stahl frei sichtbar und nur mit einem Maschendrahtgewebe<br />

versehen. Dahinter blitzt das auf<br />

deren Rückseite silber lackierte Birkensperrholz der<br />

Innenwände teilweise hervor. Das mit weißem Textilgewebe<br />

versehene Geländer an der Außenkante<br />

der Rampe fügt dem Ganzen eine zusätzliche Ebene<br />

hinzu. Die als Gitterroste aus verzinktem Stahl ausgeführte<br />

Rampe startet an der Hauptöffnung der Box<br />

und führt an deren Wand entlang und an einer kreisförmigen<br />

Öffnung mit zugehöriger Aussichtsplattform<br />

vorbei, ehe sie in einen Balkon mündet, der sich<br />

über die gesamte Länge der Galerie erstreckt. Über<br />

eine verborgene Treppe gelangen die Besucher von<br />

hier aus wieder auf die eigentliche Galerie. Das Dach<br />

scheint aufgrund der ausgesparten Verkleidung der<br />

Stahlkonstruktion im oberen Bereich losgelöst über<br />

der Box zu schweben. Dies verstärkt zum einen den<br />

Eindruck des Verschwimmens der räumlichen Trennung<br />

von Box und Halle, zum anderen gelangt auf<br />

diese Weise natürliches Tageslicht ins Innere der Box.<br />

Durch drei Türen gelangen die Besucher in den Ausstellungsraum.<br />

Dessen großzügige Dimensionen bieten<br />

in Kombination mit der reduzierten und neutralen<br />

Gestaltung in zurückhaltenden Weißtönen den perfekten<br />

Hintergrund für Ausstellungen und Veranstaltungen<br />

jeglicher Art. Ein Schwellenraum am Haupteingang<br />

setzt den Übergang von der temporären<br />

Ausstellung in der benachbarten Halle zusätzlich als<br />

trennendes Element in Szene.<br />

u


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

40<br />

Bildung & Kultur<br />

Ein überdimensional großes,<br />

rundes Fenster lässt<br />

Innen- und Außenraum<br />

von Box und Halle optisch<br />

verschwimmen.<br />

“Boxen” besticht trotz der Einfachheit der Struktur<br />

gerade beim zweiten Blick durch seine Vielschichtigkeit.<br />

Einerseits verleiht die Schichtung von Materialien<br />

auf der Außenseite dem Gebäude einen<br />

filigranen Ausdruck und eine visuelle Tiefe. Andererseits<br />

lässt die Vielzahl der Öffnungen die Grenzen<br />

zwischen dem innenliegenden Galerieraum, der nach<br />

außen gestülpten Ausstellungsfläche und dem umgebenden<br />

Museumssaal verwischen. Auf diese Weise<br />

werden alle Flächen und sich ergebenden Räume als<br />

gleichwertig wahrgenommen - durch den Wechsel<br />

der Perspektive können diese aber wiederum immer<br />

wieder neu erlebbar gemacht werden. Das spannende<br />

daran, die vielen Facetten dieser Box zu entdecken,<br />

liegt aber wohl darin begründet, dass jeder<br />

Besucher für sich selbst entscheiden kann, welcher<br />

Blickwinkel der bevorzugte ist.<br />


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41<br />

Dehlin Brattgård Arkitekter<br />

Boxen Studio Gallery im ArkDes<br />

Stockholm, Schweden<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Mitarbeiter:<br />

Statik:<br />

ArkDes - The Swedish Centre for Architecture and Design<br />

Dehlin Brattgård Arkitekter<br />

Johannes Brattgård, Johan Dehlin<br />

DIFK Dipl.-Ing. Florian Kosche<br />

Bruttogeschossfläche: 273 m 2<br />

Nutzfläche: 156 m 2<br />

Bauzeit:<br />

6 Wochen<br />

Fertigstellung: 06/2018<br />

Baukosten:<br />

196.000 Euro


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42<br />

Bildung & Kultur<br />

Ein besonderes<br />

Hörerlebnis<br />

Strait Culture and Arts Centre / Fuzhou, China / PES-Architects<br />

Text: Peter Reischer Fotos: Marc Goodwin, Zhang Yong<br />

Das Strait Culture and Arts Centre, entworfen von den in<br />

Schanghai und Helsinki ansässigen PES-Architects, bringt<br />

nicht nur der Stadt Fuzhou, sondern auch der weiteren<br />

Umgebung die Möglichkeit, Kunst und Kultur in einer<br />

hervorragenden akustischen Qualität zu genießen.


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43<br />

PES-Architects


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

44<br />

Bildung & Kultur<br />

Symbolkraft des Entwurfes<br />

Schon im Jahre 2013 hat die Verwaltung von Fuzhou,<br />

China einen internationalen Wettbewerb für<br />

das sogenannte Strait Culture and Arts Centre ausgeschrieben.<br />

Eines der vielen multinational arbeitenden<br />

Architekturbüros – die in Schanghai und Helsinki<br />

ansässigen PES-Architects – hat diesen gewonnen.<br />

Und sie haben, entgegen dem Trend der beliebigen,<br />

parametrischen Formfindung, Rücksicht auf die Kultur<br />

und Tradition des Ortes genommen und die Blütenblätter<br />

des Jasmin (diese Blüte ist auch das Wahrzeichen<br />

von Fuzhou) als Ausgangspunkt für ihren<br />

Entwurf gewählt. Das ist wichtig, da die chinesische<br />

Kultur sehr großen Bezug auf Symbole nimmt. Dazu<br />

kommt, dass Fuzhou – als Endpunkt der sogenannten<br />

„Neuen Seidenstraße“ gelegen – damit auch eine Metapher<br />

dieses Transportweges von Keramik, Porzellan<br />

und anderen Gütern nach dem Westen, aufgreift.<br />

Ein Hauptanspruch des Entwurfes war es, das kulturelle<br />

Image der Stadt Fuzhou und des neuen entwickelten<br />

Stadtteiles Mawei New Town zu stärken. Er<br />

bietet nun durch die Schaffung einer Art „kultureller<br />

Shoppingmall“ eine außergewöhnliche Erfahrung für<br />

die Nutzer. Die Kulturprogramme der Mall ergänzen<br />

sich mit kommerziellen und familienorientierten Angeboten<br />

und dem entsprechenden Entertainment in<br />

einem hybriden Komplex. Dieses Format ist typisch<br />

für die momentane Phase der Kulturbauten in China.<br />

Interessant bei dem Projekt sind auch die städtebaulichen<br />

Bezüge: Das Strait Culture and Arts Centre<br />

verbindet Städte und Gemeinden entlang und über<br />

die Straße von Taiwan, es verbindet die Fuzhou Mawei<br />

New City Entwicklungsgebiete und deren Wasserwege<br />

mit dem Minjiang River und der natürlichen<br />

Umgebung und schlussendlich verbindet es die Menschen<br />

mit Kultur.<br />

Ein Material prägt diese<br />

Architektur sowohl in der<br />

Außenansicht wie auch im<br />

Innenbereich: Keramik.


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45<br />

PES-Architects<br />

Material und Geschichte<br />

Schon vor fast 3000 Jahren wurden in China mit<br />

„Porzellanerde“ Figuren und Gegenstände gebrannt.<br />

Kaufleute brachten das Porzellan (weißes Gold)<br />

ab dem 13. Jahrhundert mit nach Europa, wo seine<br />

Herstellung lange ein Geheimnis blieb. Die Hauptbestandteile<br />

der Porzellanmasse sind Kaolin, Ton,<br />

Quarz, Feldspat, Dolomit, Kalkspat und Kreide. Der<br />

hohe Quarzgehalt in der Glasur und der Masse ergibt<br />

in Verbindung mit den anderen Rohstoffen hohe Festigkeitswerte<br />

und Verschleißbeständigkeit. Und dieses<br />

Material ist eines der augenscheinlichsten und<br />

auch Form gebendsten dieser Architektur. Es ist hier<br />

– neben dem für die Konstruktion benötigten Stahl,<br />

Beton und Glas – in gewaltigen Mengen verwendet<br />

worden und drückt der Erscheinung, der Sprache,<br />

der Farbe und der Architektur seinen Stempel auf.<br />

Die fünf Blütenblätter des gewählten Entwurfes entsprechen<br />

dem Opernhaus, der Konzerthalle, einem<br />

multifunktionalen Theater, einer Ausstellungshalle<br />

für Kunst und einem Kinokomplex – alle sind miteinander<br />

durch eine „Kulturpromenade“ und großen<br />

Dachterrassen verbunden. Diese Terrassen<br />

sind sowohl von den (im Landesinneren gelegenen)<br />

Jasmingärten aus, wie auch vom zentralen Platz<br />

(Richtung Fluss) zu begehen und bieten eine nahtlose<br />

Verbindung des Komplexes mit dem Ufer des<br />

Minjiang River. Die Aufteilung in die erwähnten fünf<br />

Bereiche (insgesamt 153.000 m 2 ) bietet eine leichte<br />

Orientierung für die Besucher und schafft auch einen<br />

menschlicheren Maßstab. Jeder der fünf Bauteile hat<br />

sein eigenes Zentrum in einer halböffentlichen, gebogenen<br />

Galerie, die der äußeren Form des jeweiligen<br />

Blütenblattes folgt. Von außen gesehen (vor allem in<br />

der Nacht bei Beleuchtung) erscheint hinter der Lamellenfassade<br />

die warme Holzwand der Galerie wie<br />

eine weitere, innenliegende Fassade.<br />

u


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

46<br />

Bildung & Kultur<br />

Von Ton zu Ton<br />

Keramik ist das Material, welches sowohl im Außenbereich<br />

wie auch in den Innenräumen am meisten<br />

eingesetzt wurde. Verwendet wurde in der Produktion<br />

das legendäre „China White“ in Verbindung mit<br />

einer neuen Technologie. Die Architekten haben dafür<br />

mit dem taiwanesischen Keramikkünstler Samuel<br />

Hsuan-yu Shih zusammengearbeitet, um im Inneren<br />

der Architektur sowohl Ästhetik wie auch die entsprechenden<br />

akustischen Anforderungen zu erreichen.<br />

Im Außenbereich sind alle Fassaden mit Blenden<br />

und weißen, keramischen Paneelen bedeckt. Die<br />

Hauptfassaden sind, aufgrund der Anordnung der<br />

Baumassen, linsenförmig gebogen und Großteils aus<br />

Glas. Um eine Verschattung zu erzielen, hat man eine<br />

vorgehängte Fassade aus keramischen Paneelen als<br />

Sonnenblende kreiert. Deren Aufteilung entspricht<br />

einer exakten Berechnung der notwendigen Lichtintensität<br />

für die dahinter liegenden Innenräume und<br />

löst durch seine lockere Verteilung auch ein wenig<br />

die Schwere der Körper auf.


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47<br />

PES-Architects<br />

Die gesamten vorderen Fassadenflächen bestehen<br />

aus 42.250 Teilen, jedes 1,75 Meter lang und mit einer<br />

weißen Glasur überzogen. Sie bilden eine vorgehängte<br />

Fassade. Grund- und Traufenlinie der Körper sind<br />

gegeneinander verschoben und mit geraden Stahlsäulen<br />

zu einer Fläche dritter Ordnung verbunden.<br />

Eine weitere Serie von Stahlträgern bildet eine zweite<br />

Struktur, welche sich diagonal über die Hauptsäulen<br />

zieht. Ihr Abstand beträgt überall ca. 1,8 Meter, so<br />

konnten die keramischen Baguettes mit ihrer einheitlichen<br />

Länge gleichmäßig befestigt werden. Keramik<br />

wurde auch an der Rückseite verwendet und nur das<br />

Dach ist mit vorpatiniertem Titan-Zink-Blech bedeckt.<br />

An der hinteren Fassade entschied man sich<br />

für Keramikplatten in der Größe 80 x 40 cm.<br />

In der Konzert- und Opernhalle zeigt die verwendete<br />

Keramik eine ausgesprochen kreative Art der akustischen<br />

Wandgestaltung und Oberfläche. Für die<br />

Schallkontrolle, Tonqualität und die erforderlichen<br />

Nachhallzeiten wurden nach intensiven Studien der<br />

Akustikexperten zwei verschiedene Oberflächen<br />

entwickelt: ein strukturiertes Paneel und eine Mosaikfliese.<br />

Beide Teile lassen sich entsprechend den jeweiligen<br />

topografischen Gegebenheiten verwenden<br />

und auch kombinieren: Sie erzielen genauso akustische<br />

wie ästhetisch hochwertige, optische Ergebnisse<br />

in der visuellen Designsprache.<br />

u


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

48<br />

Bildung & Kultur<br />

Die Opernhalle ist von – in verschiedenen warmen<br />

Grautönen angefertigten – Keramikteilen geprägt<br />

und kombiniert 13 unterschiedliche florale Motive zu<br />

einem 3.000 m² großen Muster aus Jasminzweigen.<br />

Die komplexen seitlichen Wände der Halle sind dermaßen<br />

gestaltet, dass sämtliche seitlich gerichteten<br />

Reflexionen in Richtung Parterre und der anderen<br />

Balkone vermieden werden. Konvexe und konkave<br />

Formen wirken hier wie effiziente Reflektoren, die<br />

gleichzeitig unerwünschte Halleffekte durch ihre<br />

gekurvte Geometrie unterbinden. Die Bühnenwände<br />

sind auch speziell entworfen – sie kombinieren Lautsprecher<br />

und großformatige Beleuchtungsanlagen<br />

mit effizienten Absorberzonen. Gemeinsam mit den<br />

Reflektorflächen über dem Orchestergraben sichert<br />

das eine perfekte Projektion des Tones von der Bühne<br />

in Richtung der Zuschauer. Durch die Verlegung<br />

der verwendeten, sechseckigen Keramikfliesen<br />

konnte man die doppelt gekurvte Oberfläche relativ<br />

gut in den Griff bekommen, obwohl es evident ist,<br />

dass zweidimensionale Muster eine derartige Geometrie<br />

nicht völlig bedecken können. Dort wo das<br />

Muster „ausreißt“, hat man mit einzelnen Fliesen –<br />

in genauer Abstimmung mit dem Designteam – die<br />

Spalten gefüllt.<br />

In der Konzerthalle wiederum waren eine reiche Resonanz<br />

und eine wirklichkeitsgetreue, musikalische<br />

Klarheit – durch die Optimierung sämtlicher Reflexionsflächen<br />

– gefordert. Zwei in verschiedenen<br />

Ebenen konvex gebogene Wände umgeben Orchester<br />

und Zuhörer, sie erzeugen eine Menge von sich<br />

seitlich entwickelnden Schallwellen. Die Kurvatur<br />

und Neigung jedes Wandelementes ist genau nach<br />

den akustischen Ergebnissen berechnet und ausgerichtet.<br />

Bestimmte Zonen der Wände sind mit einem<br />

diffusen Muster aus dreidimensional herausragenden<br />

Fliesen bedeckt. Diese Unregelmäßigkeit bricht die<br />

Schallwellen, macht Echos sanfter und vermeidet<br />

Nachhalleffekte.<br />

Das zweite, schalltechnisch interessante Material findet<br />

sich in der Multifunktionshalle, die für 700 Besucher<br />

ausgelegt ist. Ihre Wände sind mit CNC gefrästen,<br />

soliden Bambusblöcken verkleidet, diese haben<br />

eine spezielle, akustische wirksame Formgebung und<br />

Oberfläche. Auch in den anderen Bereichen fällt die<br />

stringente und fast ausschließliche Verwendung von<br />

Bambus und Keramik auf. Und so entsteht ein durchgehender<br />

Eindruck einer freundlichen, warmen Atmosphäre<br />

mit hervorragenden Hörerlebnissen. •


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49<br />

PES-Architects<br />

c.<br />

c.<br />

Flowing<br />

Flowing<br />

Hills<br />

Hills<br />

landscape<br />

landscape<br />

d.<br />

d.<br />

LiangCuo<br />

LiangCuo<br />

River<br />

River<br />

Elevations, 1:1250<br />

.<br />

5.<br />

Strait Culture and Arts Centre<br />

Fuzhou, China<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Chefdesigner:<br />

Lokales Architekturbüro:<br />

Statik:<br />

Fuzhou New Town Development Investment Group Co., Ltd.<br />

PES-Architects<br />

Pekka Salminen<br />

CCEDGC<br />

Matti Haaramo (Vahanen Oy), CCEDGC<br />

Nutzfläche: 153.000 m 2<br />

Planungsbeginn: 2013<br />

Bauzeit: 2015 - 2018


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

50<br />

Bildung & Kultur<br />

Aus dem<br />

Sand erbaut<br />

Al Musallah Prayer Hall / Abu Dhabi / CEBRA architecture<br />

Text: Peter Reischer Fotos: Mikkel Frost


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51<br />

CEBRA architecture<br />

Eine Architektur wie aus<br />

Sand gewachsen, Kristalle,<br />

die vor der utopisch<br />

wirkenden Skyline von<br />

Abu Dhabi in die Höhe<br />

ragen – das ist die Al<br />

Musallah Prayer Hall,<br />

entworfen vom dänischen<br />

Architekturbüro CEBRA.<br />

Als Teil des Masterplanes<br />

um das Fort Qasr Al<br />

Hosn ist sie ein mutiger<br />

und innovativer Versuch,<br />

islamischen Glauben und<br />

Kultur in einer modernen<br />

Form zu materialisieren.<br />

Das Qasr Al Hosn ist ein ehemaliges Fort in Abu<br />

Dhabi und der Wachturm das älteste Gebäude auf<br />

der Insel. Es war Sitz der Herrscherfamilie Al Nahyan<br />

und bot als Zentrum Schutz für die frühen Siedler.<br />

Nach seiner Erweiterung auf die heutige Größe unter<br />

Schachbut bin Sultan Al Nahyan in den 1940ern, war<br />

es bis 1966 Regierungssitz des Emirats Abu Dhabi<br />

und nach einer langjährigen Renovierung wurde es<br />

am 7. Dezember 2018 als Museum wiedereröffnet – es<br />

hat also eine emotionale und soziologisch wichtige<br />

Rolle und Funktion.<br />

2015 haben CEBRA architecture einen internationalen<br />

Wettbewerb zur Errichtung der Al Musallah<br />

Prayer Hall in unmittelbarer Nachbarschaft zum erwähnten<br />

Fort gewonnen. Seit damals dauerte die Zusammenarbeit<br />

der Architekten mit dem Department<br />

of Culture and Tourism Abu Dhabi (DCT) zur Errichtung<br />

dieser Gebetshalle als Teil des Masterplans für<br />

das große Areal im Zentrum von Abu Dhabi. Heute<br />

ist die historische ehemalige Anlage um das Fort in<br />

einen vibrierenden Kulturraum umgewandelt. Die Gebetshalle<br />

ist etwas kleiner als eine Moschee und in<br />

einem Eck des Grundstückes, hinter einer Wasserfläche<br />

situiert – sie wurde übrigens beim letzten World<br />

Architecture Festival Awards als bester religiöser<br />

Bau gekürt.<br />

u


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

52<br />

Bildung & Kultur<br />

Die Transformation des Qasr Al Hosn-Geländes umfasst<br />

einen 140.000 m² großen Kulturpark, der das<br />

Fort und die Cultural Foundation umgibt – sie ist seit<br />

den 1980er Jahren denkmalgeschützt. Zusammen<br />

mit der Al Musallah Prayer Hall stehen nun auf dem<br />

Areal zwei Gebäudetypen, die sowohl das historische<br />

Erbe wie auch die moderne Zeit in Abu Dhabi repräsentieren.<br />

Der Masterplan greift diese Dualität auf<br />

und teilt das annähernd quadratische Gelände diagonal<br />

in zwei kontrastierende Landschaften. Auf der<br />

einen Seite befindet sich die flache, offene und sanfte<br />

Wüstenlandschaft, welche das Fort als frei stehende<br />

Landmark etabliert – und zwar auf einer Sandfläche,<br />

so wie es die Menschen seit dem 18. Jahrhundert<br />

vom Meer her, durch die Wüste kommend, wahrgenommen<br />

haben. Das war die Zeit, bevor die moderne<br />

Stadt in der Wüste explosionsähnlich entstand. Auf<br />

der anderen Seite findet man eine befestigte, gepflasterte<br />

Ebene mit intensiver Bepflanzung rund um<br />

die Cultural Foundation und der Al Musallah Prayer<br />

Hall, sie verbindet die Wüste mit der Rasterstruktur,<br />

der sie umgebenden modernen Stadt.<br />

Das Design dieser modernen Struktur ist von den<br />

Trocknungsrissen in der Wüstenerde und in den umgebenden<br />

Salzseen inspiriert: Unregelmäßig geformte<br />

Flächen, polygonal ausgebildet, erstrecken sich<br />

entlang der Diagonalen und werden in der nordöstlichen<br />

Ecke zu dreidimensionalen Körpern. Wie seltsame<br />

Diamanten wachsen diese aus dem Sand und<br />

dem Untergrund und formen die Räume der Musallah.<br />

Ihre an Sand erinnernden Oberflächen wirken vor<br />

dem Hintergrund der von den verschiedensten Stararchitekten<br />

errichteten Skyline fast anachronistisch.<br />

Öffnungen sind in den Körpern kaum zu erkennen, lediglich<br />

aus der Luft kann man Lichtöffnungen in den<br />

„Dachflächen“ erkennen.<br />

Die Formen dieser Sanddiamanten vermitteln einen<br />

Übergang zwischen der Wüste und dem städtischen<br />

Raum. Langsam steigen ihre Dimensionen in die<br />

Höhe, wobei die gesamte Anlage jedoch in der Erde,<br />

respektive in der davor liegenden Wasserfläche versenkt<br />

ist. Betreten wird der Komplex von der Stadtseite<br />

her. Und wenn man zwischen den „Felsen“ und<br />

Pfaden langsam zum Eingang schreitet, tritt der Lärm<br />

und die Geräuschkulisse der Stadt ebenso langsam<br />

in den Hintergrund. In dieser Übergangszone ändert<br />

sich der Raum von ebenen Flächen zu langsam ansteigenden<br />

Schrägen und wächst so schrittweise<br />

in das Gebäude hinein. Alle Komponenten, von den<br />

Sitzflächen bis zur tatsächlichen Architektur, verschmelzen<br />

mit dem Park, um wie eine Naturlandschaft<br />

zu erscheinen. So tritt diese Architektur in<br />

ihrer Wichtigkeit zurück und lässt das Fort und die<br />

Cultural Foundation, als die zwei Hauptattraktionen<br />

am Gelände, visuell unangetastet.<br />

Die vielen polygonalen Körper sind miteinander verbunden<br />

und allesamt wie eine Höhle halb in die Wasserfläche<br />

gedrückt. Die Musallah Gebetshalle steht im<br />

Wasser, um ohne Mauern eine Barriere gegen die Außenwelt<br />

zu bekommen. So werden Ruhe, Intimität und<br />

Abgeschlossenheit für die Gebete gesichert. Gleichzeitig<br />

ist das Wasser ein Symbol für die Reinigung<br />

und fließt um und teilweise auch durch den Komplex<br />

hindurch. Die einzelnen Bereiche der Architektur sind<br />

durch Glasgänge miteinander verbunden und diese<br />

lichterfüllten Übergänge über die Wasserflächen<br />

reinigen symbolisch wieder die Nutzer während des<br />

Durchschreitens von einem Bereich in den nächsten.<br />

u


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53<br />

CEBRA architecture


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

54<br />

Bildung & Kultur<br />

Der Innenraum nimmt das Motiv der „Sandkristalle“ auf und<br />

verwirklicht sie in eingefärbtem Sichtbeton. Auch in Nebenräumen<br />

und dem Waschbereich prägen die künstlichen<br />

Felsformationen den Raumeindruck entscheidend mit.<br />

Jedes der Volumina hat seine eigene Funktion und<br />

der gesamte Grundriss ergibt die Form einer gespiegelten<br />

Blume. Ein höhlenähnlicher Eingangsbereich<br />

bietet noch Platz und Zeit für ein Gespräch vor dem<br />

Gebet, dann trennen sich die Wege. Weibliche und<br />

männliche Gläubige gehen separiert durch die Raumfolgen,<br />

entsprechend dem spirituellen Ritual zur Gebetshalle.<br />

Es ist eine Erfahrung und Atmosphäre, die<br />

an die Höhle von Hirā erinnert – hier hat der Prophet<br />

Mohammed angeblich seine erste Offenbarung erhalten.<br />

Zuerst erreicht man die Waschräume, kann<br />

sich mental auf das Gebet vorbereiten und kommt<br />

schließlich in die großen Gebetshallen. Beide Hallen<br />

sind in Richtung Gibla (Mekka) orientiert. Die geometrischen<br />

Formen der Außenwelt finden sich auch in<br />

den Innenräumen wieder. Und zwar als von der Decke<br />

abgehängte Felslandschaften mit derselben optischen<br />

Erscheinung wie die Außenseiten. Innen wie<br />

außen bestehen die Wände aus sauber geschaltem,<br />

sandfarbenem Sichtbeton. Nur kleine Öffnungen<br />

durchbrechen die Decke im ansonsten geschlossenen<br />

Raum der Halle. Durch die runden Löcher dringt<br />

Tageslicht ein und in der Kombination mit abgehängten<br />

punktförmigen Pendellampen ergibt sich der Anschein<br />

eines Sternenhimmels. Das wiederum ist eine<br />

Allegorie an die Eigenschaft der Beduinen, sich an<br />

den Sternen zu orientieren.<br />

Während die Eingangsbereiche und die Waschräume<br />

mit Oberlichten aus Beton versehen sind, ist das Innere<br />

der Gebetshalle an der Decke mit Kupfer verkleidet<br />

– so entsteht eine endlose Reflexion der Lichter<br />

als Symbol des Kosmos. Auch wird so der Grundgedanke<br />

des Entwurfes wie ein Fraktal wieder in den<br />

Raum eingebunden. Die Menschen haben eben immer<br />

schon zum Himmel aufgeblickt, sich gewundert<br />

und über ihre eigene Existenz reflektiert. •


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55<br />

CEBRA architecture<br />

Al Musallah Prayer Hall<br />

Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Mitarbeiter:<br />

Statik:<br />

Department of Culture and Tourism Abu Dhabi<br />

CEBRA<br />

Mikkel Frost, Mikkel Schlesinger, Arthi Balasubramanian,<br />

Janni Vestergaard, Athira Raghu, Rahul Vinodan,<br />

Jacob Christensen, Henrik Nykjaer<br />

GHD<br />

Grundstücksfläche: 1.100 m 2<br />

Bebaute Fläche: 1.100 m 2<br />

Planungsbeginn: 09/2015<br />

Bauzeit:<br />

35 Monate<br />

Fertigstellung: 09/2019


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56<br />

RETAIL <strong>architektur</strong><br />

Mit dem Luftschiff<br />

zum Friseur<br />

Die Erzählung Gullivers Reisen (1726) vom irischen Poeten Jonathan Swift<br />

hat in Japan einige Künstler und Schriftsteller inspiriert – bis heute anscheinend.<br />

Denn der Auftraggeber des Studio fathom wollte beim Design<br />

des Miyanishi Yakeyama Haarsalons in der japanischen Stadt Kure das<br />

Thema von Laputa, der schwebenden Insel aus dem Roman, visualisiert<br />

haben. Im Buch hat sie 4½ Meilen (ca. 7¼ km) im Durchmesser und ein Diamant-Magnet<br />

im Zentrum lässt die Insel in Kombination mit magnetischen<br />

Kräften schweben.<br />

Fotos: Tabii Tatsuya<br />

Der Designer Hiroyuki Nakamoto, Direktor des Studios,<br />

wählte einen außergewöhnlichen Zugang zur Lösung:<br />

Anstatt sich auf eine kostspielige Animation von Laputa<br />

in den Innenräumen zu verlassen, nahm er das Thema<br />

von Goliath – das Luftschiff mit dem Gulliver die Insel erreicht<br />

– auf. Im Augenblick als Goliath die Insel erreicht,<br />

zeigt sich durch das Fenster des Luftschiffes das Grün<br />

des Luftschlosses und die Landschaft. Und so benutzt<br />

er das alte Luftschiff als Motiv.


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57<br />

RETAIL <strong>architektur</strong><br />

Ich geh den Dingen<br />

auf den Grund.<br />

Und bin<br />

gut beraten.<br />

Ein lang gezogenes, abgerundetes Fenster<br />

und ein Torbogen begrüßen die Kunden.<br />

Auf der nur sehr grob verputzten Fassade<br />

sind offen Kupferrohre verlegt und ein ganzes<br />

Wirrwarr von Rohren samt Manometern<br />

scheint durch den Torbogen. Dasselbe Bild<br />

ergibt sich auf der Rückseite, gegen einen<br />

kleinen Garten hin. Wie eben im Maschinenraum<br />

des Luftschiffes Goliath. Dazwischen<br />

grünt es. Im Inneren wird das Motiv von<br />

Wolken und Spiegeln verwendet, um Raumzonierungen<br />

zu schaffen. Die runden Spiegelflächen<br />

bei den einzelnen Arbeitsplätzen<br />

wirken wie Bullaugen in einem Schiff, nur<br />

dass sich in ihnen die üppigen Grünarrangements<br />

der Innenräume spiegeln – man vermeint<br />

zu schweben.<br />

Auch an der Decke des Wartebereiches<br />

befindet sich eine Kupferverkleidung. Sie<br />

reproduziert ein verzerrtes Bild des Erdgeschosses<br />

und erweckt so etwas wie Nostalgie<br />

und gleichzeitig ein Fluggefühl. An der<br />

Decke hängende Propeller verstärken die<br />

Imagination des Luftschiffes. Auf der Eingangstüre<br />

hat man die blaue Schutzfolie<br />

auf dem Acrylglas belassen, sie steht nun<br />

für „hiko seki“, ein durchsichtiges Material<br />

aus der Welt des Anime, dem Antigravitationskräfte<br />

zugeschrieben werden. Der insgesamt<br />

68 m² große Salon wurde im November<br />

2019 eröffnet.<br />

Atnan Delic<br />

Fliesendelic<br />

in 1140 Wien<br />

Wenn‘s ein neues Produkt gibt,<br />

will ich mich gründlich informieren.<br />

Wissen, wie‘s geht in der Verarbeitung.<br />

Bei MUREXIN gibt‘s zu jedem<br />

Produkt die beste Beratung.<br />

Auch in schwierigen Zeiten.<br />

Mein Produkttipp: Aus gutem Grund:<br />

Murexin Tiefengrund LF 15<br />

MUREXIN. Das hält.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

58<br />

RETAIL <strong>architektur</strong><br />

Ansprechend<br />

fürs Auge<br />

Ganz dem menschlichen Auge gewidmet ist die Neugestaltung des Centro<br />

Ottici, einem Optikergeschäft in Nea Smyrni, einem südlichen Vorort von<br />

Athen. Verantwortlich für die optische Erneuerung zeichnen die ebenfalls in<br />

Athen ansässigen MOLD architects.<br />

Fotos: Voumvakis Panagiotis<br />

Schon von der Straße aus ins Geschäft hineinlinsend<br />

erkennt man: Jede Brille hat hier ihren Platz.<br />

Ein Schaufenster ist als großzügige Glasfläche in<br />

die weiß gemusterte Fassade eingelassen und dient<br />

gleichzeitig auch als Eingang. Eine gitterartige Struktur<br />

dient als Präsentationsdisplay für Brillenmodelle<br />

verschiedener Formen, Materialien und Farben. Im Innenraum<br />

findet sich diese Art der Zurschaustellung<br />

dann nochmals wieder, diesmal nicht schwebend<br />

von der Decke hängend, sondern solide entlang der<br />

Längswand positioniert und sogar weitergezogen bis<br />

über die Wandelemente der Eingangsseite. Als Ausgangspunkt<br />

dafür kann eine linienhafte Metallstruktur<br />

gesehen werden, die sich an den Abmessungen<br />

einer einzigen Brille orientiert. Vielfach dupliziert und<br />

aneinandergesteckt ergibt diese dann die flächige<br />

Raumstruktur, die das Volumen des Raumes formt.


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59<br />

| BA12-17G |<br />

RETAIL <strong>architektur</strong><br />

Das Gebäude der Zukunft<br />

kann auch so aussehen<br />

Ideal für Modernisierungen: Die offene,<br />

PC-basierte Gebäudeautomation<br />

von Beckhoff<br />

Die gegenüberliegende Längswand präsentiert die<br />

Brillen dann eher auf konventionelle Weise in Schubladen.<br />

Auch hier wurde von klein zu groß gedacht<br />

und der Raum als Ganzes betrachtet. Die Schubladen<br />

stehen dadurch nicht als Möbelstücke im Raum,<br />

sondern sind in der Wand aufgenommen. Optisch<br />

setzen sie sich durch ihre weiße Farbe auch nicht ab,<br />

sie bilden zusammen mit dem Weiß der Wände, des<br />

Bodens, der Decke und des Tresens eine Einheit. Sie<br />

wird von gedämpftem kühlen Licht durchdrungen,<br />

das über die Deckenfläche ausgestrahlt wird. Nur<br />

einige wenige punktuelle Leuchtquellen unterstützen<br />

diese gleichmäßige Ausleuchtung des Raumes.<br />

Das visuelle Erlebnis des Verkaufsraumes wird durch<br />

Spiegelungen an Decke und Fußboden zusätzlich erhöht<br />

und komprimiert. Die gewählte Gestaltung der<br />

MOLD architects tritt hier zugunsten der präsentierten<br />

Brillen zurück und bietet jeder einzelnen von ihnen<br />

einen optimalen Auftritt.<br />

www.beckhoff.at/building<br />

So wird wertvolle Bausubstanz nicht nur erhalten, sondern zukunftsfit<br />

gemacht: Mit der integralen Gebäudeautomation von Beckhoff<br />

implementieren Sie alle Möglichkeiten der Kommunikations- und<br />

Steuerungstechnik – angepasst an die individuellen Bedürfnisse der<br />

Immobilie. Alle Gewerke werden von einer einheitlichen Hard- und<br />

Softwareplattform gesteuert: Ganz gleich, ob es um die nutzungsgerechte<br />

Beleuchtung, die komfortable Raumautomation oder<br />

die hocheffiziente HLK-Regelung geht. Für alle Gewerke stehen<br />

vordefinierte Softwarebausteine zur Verfügung, die das Engineering<br />

enorm vereinfachen. Funktionserweiterungen oder -änderungen sind<br />

jederzeit möglich. Das Ergebnis: Durch die optimale Abstimmung aller<br />

Gewerke werden die Energieeinsparpotenziale voll ausgeschöpft und<br />

die Effizienz der Bewirtschaftung deutlich erhöht.<br />

Die ganzheitliche Automatisierungslösung<br />

von Beckhoff:<br />

Flexible<br />

Visualisierung/<br />

Bedienung<br />

Skalierbare Steuerungstechnik,<br />

modulare I/O-<br />

Busklemmen<br />

Modulare<br />

Software-<br />

Bibliotheken


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

60<br />

RETAIL <strong>architektur</strong><br />

Sanfter<br />

Hintergrund<br />

Ein zweiter Store für das junge Modelabel Bimani musste her. Dieser wurde vom kreativen<br />

Designstudio CuldeSac gestaltet und öffnete in bester Lage der spanischen<br />

Metropole Valencia seine Tore.<br />

Fotos: David Zarzoso<br />

In einer schmalen geschäftigen Seitenstraße<br />

reiht sich der neue Verkaufsraum für<br />

die Modedesigns der spanischen Jungdesignerin<br />

Laura Corsini in einer Reihe von<br />

zahlreichen weiteren Geschäften ein. Aufzufallen<br />

schafft er dabei trotzdem, vor allem<br />

durch seine zurückhaltende Schlichtheit<br />

und klassische Eleganz. Die schmale<br />

Öffnung in der Fassade, die gleichzeitig als<br />

Schaufenster und Eingang dient, gibt den<br />

Blick ins Geschäftsinnere frei, sodass der<br />

gesamte Verkaufsraum zur Auslage wird.<br />

Auf den ersten Blick wirkt die Farbgebung<br />

des Raumes sehr einheitlich. Erst<br />

auf den zweiten Blick erkennt man, dass<br />

dahinter ein gesamtes Farbuniversum<br />

an natürlichen Farbtönen steckt: beige,<br />

creme, elfenbein, cremeweiß, rosé, sandstein,<br />

champagner, ocker. Eingehüllt von<br />

einer angenehm sinnlichen Lichtstimmung<br />

durch indirekte Beleuchtung und stimmungsvolle<br />

Oberlichter, werden zusätzlich<br />

punktuell mit Deckenspots auch Hervorhebungen<br />

getroffen.<br />

Durch den gesamten länglichen Raum<br />

schwingt sich ein goldenes Stangensystem<br />

in die Tiefe, das mal Kleiderstange,<br />

mal Ablagefläche ist. Es mündet in einen<br />

ebenso fein gestalteten Umkleidebereich<br />

und dient dort als Halterung der schweren<br />

Vorhangstoffe der einzelnen Umkleiden.<br />

Zwischendurch sind im Verkaufsraum immer<br />

wieder Sitzgelegenheiten platziert,<br />

die durch ockerfarbene Kacheln gekennzeichnet<br />

sind und eine weitere Materialität<br />

in den Raum bringen.<br />

Eine ganze Farbpalette wird vor allem<br />

durch die farbenfrohen Kleidungsstücke<br />

eröffnet, die gekonnt platziert den Kundinnen<br />

präsentiert werden. Die zarten<br />

Naturtöne bieten dabei einen dezenten<br />

Hintergrund, um die bunten Farben der<br />

Damenmode zum Strahlen zu bringen.


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61<br />

RETAIL <strong>architektur</strong><br />

Durchdachter Bodenbelag<br />

Der Green Product Award & Green Concept Award verzeichnete in diesem Jahr einen<br />

neuen Teilnahmerekord mit insgesamt 1.463 Einreichungen aus 52 Ländern und allen<br />

Kontinenten. 169 davon wurden für den Green Product Award nominiert, wovon wiederum<br />

lediglich 37 mit dem renommierten Preis ausgezeichnet wurden. Darunter das<br />

zukunftsweisende System DryTile, eine Innovation der Deutsche Steinzeug Cremer<br />

& Breuer AG in Kooperation mit der trison GmbH, das die Verlegung von keramischen<br />

Bodenfliesen trocken, also ohne Fliesenkleber, ermöglicht.<br />

DryTile besteht aus sorgfältig abgestimmten<br />

Komponenten, die langjährig in der<br />

Praxis erprobt wurden. Die Basis bilden<br />

hochwertige keramische Bodenfliesen mit<br />

einer rückseitigen Korkschicht, die exakt<br />

definiert leicht übersteht. Durch einfaches<br />

Aneinanderstoßen entsteht quasi automatisch<br />

eine elegante Schmalfuge, die<br />

dann wiederum mit der extra konzipierten<br />

Fugenmasse verfüllt wird. Das System ist<br />

prädestiniert für Ladenbau, Hotellerie, Gewerbebauten,<br />

Gastronomie und ähnliche<br />

Bereiche, in denen Bodenflächen blitzschnell<br />

realisiert, ausgetauscht oder auch<br />

rückgebaut werden sollen. Im Vergleich<br />

zur herkömmlichen Methode sind diese<br />

Fliesen bis zu 8-mal schneller verlegt und<br />

darüber hinaus später restlos rückbaubar.<br />

Die Summe der DryTile-Vorzüge beeindruckte<br />

die kompetent besetzte diesjährige<br />

Green Product Award Fachjury, welche<br />

die eingereichten Beiträge unter den<br />

Gesichtspunkten Design, Innovation sowie<br />

Nachhaltigkeit bewertete: „Eine bemerkenswerte<br />

Lösung, die über den ganzen<br />

Lebenszyklus einen starken, durchdachten<br />

Eindruck hinterlassen hat – von der<br />

Konstruktion und der Materialität über<br />

den Transport und die Verpackung, die<br />

Verlege- und Nutzungseigenschaften bis<br />

zum Rückbau“.<br />

AGROB BUCHTAL GmbH<br />

Erwin Bauer<br />

M +43 (0)664 115 3558<br />

erwin.bauer@deutsche-steinzeug.de<br />

www.agrob-buchtal.de


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

62<br />

Arbeitswelten<br />

Distanz fordert<br />

Kreativität<br />

Die letzten Wochen haben drastisch gezeigt, wie schnell unsere Gesellschaft mit<br />

grundlegenden Veränderungen konfrontiert sein kann. Ein mikroskopisch kleiner<br />

Virus hat Länder, Kontinente, ganze Wertschöpfungsketten und Branchen durcheinandergewirbelt.<br />

Als einzig wirksames Mittel gegen die weitere Verbreitung und<br />

Erkrankung gilt derzeit nur das soziale Distanzieren – also Abstand zu Mitmenschen<br />

zu halten, bis ein medizinisches Wundermittel erfunden ist. Wie lange wir mit<br />

Corona leben werden müssen steht weiter in den Sternen.<br />

© artjafara<br />

Große Bereiche der Arbeitswelt standen für Wochen<br />

still – wer konnte, wechselte in sein Home-Office, arbeitete<br />

unter Einschränkungen oder war gänzlich aus<br />

dem Arbeitsleben ausgeschlossen. Wie auch immer<br />

diese weltweite Krise bewältigt werden wird, vor allem<br />

die Arbeitswelt hat und wird dadurch grundlegende<br />

Veränderungen erfahren.<br />

Die Digitalisierung zählt dabei zu den großen Gewinnern.<br />

Sie hat im aufgezwungenen Praxistest ihre Leistungsfähigkeit<br />

gezeigt und gilt nun so gut wie in allen<br />

Wirtschaftsbereichen als großer Hoffnungsträger.<br />

Damit einhergehend wird der gemeinsame Arbeitsort<br />

wesentlich an Bedeutung verlieren – das Corona-Notprogramm<br />

hat Alternativen aufgezeigt.<br />

Basierend auf diesen Erfahrungen sind nun unsere<br />

Bürowelten grundsätzlich neu zu überdenken. Nicht<br />

nur die Organisationen und Arbeitsabläufe werden<br />

flexibler und dezentraler sein müssen, gleiches gilt für<br />

die Orte des Schaffens. Und wenn das Home-Office –<br />

wie zu erwarten – zum fixen zweiten Büro-Standort<br />

wird, muss es auch mit großer Sorgfalt geplant und<br />

professionell ausgestattet sein. Denn dem Schreibtisch-Erbstück<br />

samt hundertjährigem, restaurierten<br />

Gestühl mag man fehlende ergonomische Eigenschaften<br />

während der Kurzzeit-Corona-Beanspruchung<br />

nachgesehen haben. Auf Dauer soll diese Arbeitsgemeinschaft<br />

besser nicht bestehen, zumal es hier bereits<br />

spezielle Home-Office-Angebote von den Büromöbelherstellern<br />

gibt. So wird zum Beispiel bereits<br />

ein multifunktionaler Drehstuhl in wohnlichen Designs<br />

angeboten, der kurzfristig lieferbar ist.<br />

Aber auch am Firmenstandort wird die Bürolandschaft<br />

Veränderungen erfahren müssen – der „kleine Elefant“<br />

als Maß aller Mindestabstände wird uns noch länger<br />

begleiten. Und selbst wenn Corona überwunden sein<br />

wird, der nächste Virus kommt bestimmt, und wenn<br />

es nur die alljährliche Grippe ist. So gesehen können<br />

Unternehmen die kommenden Investitionen als längerfristig<br />

wirksam verbuchen.<br />

Erste Vorboten aus dem Sortiment der Büromöbelbranche<br />

sind zum Beispiel Stellwände und Tisch-Aufsatzelemente<br />

mit Aerosol-Hygieneschutz, die zusätzliche<br />

Abschirmung und Sicherheitsabstand<br />

ermöglichen. Distanz halten, trotzdem gemeinsam<br />

arbeiten und dabei die zur Verfügung stehende Fläche<br />

aus Kostengründen möglichst effizient nutzen – keine<br />

leichten Rahmenbedingungen für die Büroeinrichter,<br />

deren Kreativität und Planungsgeschick nun besonders<br />

gefragt sind.


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63<br />

Arbeitswelten<br />

Smarter Sichtund<br />

Lärmschutz<br />

Steigende gewerbliche Mieten zwingen Arbeitgeber wie Planer, Büros möglichst<br />

effizient zu „gestalten“ und möglichst viele Mitarbeiter auf kleinstmöglicher<br />

Fläche unterzubringen. Dagegen steht der Anspruch, durch intelligente Raumplanung<br />

die Kommunikation und Teamarbeit der Büroarbeiter gezielt zu fördern.<br />

Der Spagat entsteht, wenn offene Zusammenarbeit,<br />

aber auch konzentrierte Einzelarbeit<br />

gefordert wird. Um diesen Balanceakt<br />

flexibel und effektiv zu meistern, hat Sedus<br />

das Stellwand- und Screensystem mit dem<br />

Namen se:wall entwickelt.<br />

Sedus se:wall überzeugt im Vergleich zu<br />

herkömmlichen Systemen durch die einzigartige<br />

Kombination von Akustik, Design<br />

und Funktionalität. Es sorgt für Sichtschutz,<br />

Zonierung und akustische Abschirmung<br />

und bietet mit umfangreichem Typenplan<br />

und zahlreichen Ausstattungsvarianten<br />

ein Höchstmaß an Funktionalität und Flexibilität<br />

− auf Wunsch sogar in Maßarbeit.<br />

Trotz schlanker Anmutung wird durch die<br />

hochwirksamen Füllungen die Absorptionsklasse<br />

A erreicht. Die optisch reduzierten<br />

Funktionsschienen geben jedem Element<br />

eine klare Kontur und bilden mit ihrer technisch-präzisen<br />

Anmutung einen bewussten<br />

Kontrast zu den weichen Formen der stoffbespannten<br />

Flächen.<br />

Zum Programmumfang gehören Stellwände<br />

und Tisch-Screens, die sowohl auf als auch<br />

hinter den Arbeitstischen angebracht werden<br />

können. Vier Stoffkollektionen bieten<br />

eine Vielzahl an Farben und Dessins, die<br />

mit akustisch herausragenden Eigenschaften<br />

auch strengsten Brandschutznormen<br />

entsprechen. Ebenso sind Aufsatzelemente<br />

mit Aerosol-Hygieneschutz installierbar, die<br />

zusätzliche Abschirmung und Sicherheitsabstand<br />

ermöglichen.<br />

Sedus Stoll GmbH<br />

Showroom Wien<br />

Gumpendorfer Straße 15/9, 1060 Wien<br />

T +43 (0)1 982 94 17 12<br />

sedus.at@sedus.com<br />

www.sedus.com


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

64<br />

Arbeitswelten<br />

Über 1.000 Möglichkeiten<br />

Mit SHUFFLEis1 erweitert der Bürostuhlhersteller Interstuhl sein Produktportfolio<br />

um ein flexibles Universalstuhlsystem. Getreu des Produktclaims „Everything is<br />

a remix!“ und dank seiner modularen Bauweise ist der Stuhl flexibel in Konferenzräume,<br />

Cafeterien und Besucherszenarien integrierbar. Er vereint Optik, Variabilität<br />

sowie Komfort und ist, im Sinne des neu entwickelten Kompetenzfeldes<br />

„Splaces“, die perfekte Lösung für intelligente Raumgestaltung.<br />

Die Basis des neuen Sitzmöbels bilden drei unterschiedliche<br />

Schalen: Besucher-, Bar- und Lounge-Schale.<br />

Jede Ausführung verfügt über eine einheitliche<br />

Gestell-Anbindung und ermöglicht so den<br />

Einsatz verschiedener Gestellvarianten. Durch das<br />

zeitlose Design können damit auch bereits bestehende<br />

Sitz-Szenarien ergänzt werden. Das schafft<br />

zusätzliche Flexibilität in der Gestaltung – so lassen<br />

sich über 1.000 Varianten kombinieren, die sowohl<br />

solitär als auch im Ensemble funktionieren.<br />

Der perfekte Mix beginnt bereits bei der Sitzschale.<br />

Die Besucher- und Lounge-Schale kann jeweils mit<br />

einer von drei Polstervarianten bestückt werden. Sie<br />

sind mit Sitzpolster, mit Innenpolster auf der Sitzund<br />

Rückenfläche und mit Vollpolster erhältlich. Die<br />

Bar-Schale ist mit Sitz- und Vollpolster erhältlich. Alternativ<br />

gibt es bei allen drei Schalen auch eine ungepolsterte<br />

Variante. Zusätzliche Flexibilität bietet die<br />

Auswahl des Gestells. Dieses ist als Vierfuß, Pyrami-<br />

dengestell, Freischwinger, Kufe, Spinnenfuß, Drehfuß<br />

und Vierfuß aus Holz erhältlich. Alle Metallgestelle<br />

sind je nach Wunsch verchromt oder in Schwarz und<br />

Weiß beschichtet verfügbar.<br />

Mit SHUFFLEis1 hat Interstuhl einen modernen Alleskönner<br />

entwickelt, der sich hinsichtlich der Ausführung,<br />

des Gestells sowie der Farbe extrem flexibel für<br />

fast alle Zwecke eignet, ohne dabei seinen eigentlichen<br />

Charakter zu verlieren.<br />

Mehr Informationen finden Sie unter:<br />

www.interstuhl.com/I/at-de/shuffle.php<br />

Interstuhl Büromöbel GmbH & Co. KG<br />

T +43 (0)1 61 64 113<br />

oesterreich@interstuhl.com<br />

www.interstuhl.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Initiative für<br />

das Homeoffice<br />

Auch für den Einsatz im Homeoffice empfiehlt sich<br />

ein bequemer und angemessener Bürodrehstuhl fürs<br />

dauerhafte Sitzen am Schreibtisch. Dafür gelten dieselben<br />

Anforderungen und Kriterien an Arbeitsplätze<br />

wie in den Unternehmen selbst. Girsberger bietet<br />

anlässlich der aktuellen Situation, die für viele eine<br />

Herausforderung im privaten Umfeld darstellt, eine<br />

sofortige und schnelle Abhilfe zu einem sehr attraktiven<br />

Preis: Mit Simplex 3D ist auch zuhause gesundes<br />

Arbeiten möglich. Mit seinem 3D-Mechanismus sorgt<br />

dieser Drehstuhl für dreidimensionale Beweglichkeit<br />

und erlaubt unterschiedlichste Sitzhaltungen. Darüber<br />

hinaus handelt es sich um ein wohnliches Modell,<br />

das sich sehr gut in jedes Wohnumfeld integriert.<br />

Simplex 3D ist nach Verfügbarkeit in unterschiedlichen<br />

Farben wählbar und kurzfristig lieferbar.<br />

Girsberger GmbH<br />

Markus Hammer<br />

T +43 (0)664 153 54 01<br />

markus.hammer@girsberger.com<br />

www.girsberger.com<br />

65<br />

Arbeitswelten<br />

Innovative und hochflexible Aluminiumprofilsysteme<br />

mit unendlichen Möglichkeiten.<br />

Sie haben schon etwas ganz spezielles im Kopf? Wir freuen uns<br />

mehr über ihr Vorhaben zu erfahren und stehen Ihnen gerne<br />

beratend zur Seite. Sprechen Sie uns an!<br />

Dome<br />

Design trifft Licht<br />

H-80 Profil | H-140 PROFIL<br />

Besuchen Sie uns in<br />

Halle 3,1 Stand E71<br />

FORM FOLGT ARCHITEKTUR - LICHT FOLGT FORM<br />

RIDI Leuchten GmbH, Industriepark Nord, Rudolf-Hausner-Gasse 16, 1220 Wien<br />

Tel.: 01/73 44 210, Fax: 01/73 44 210 5; E-Mail: office@ridi.at, www.ridi.at


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

66<br />

Arbeitswelten<br />

Dem Büro einen neuen Rahmen geben<br />

So vielseitig wie die Arbeitswelt im 21. Jahrhundert, so abwechslungsreich werden<br />

auch die Büromöbel. Arbeitsplätze findet man heute in unterschiedlichsten Objekten:<br />

ob industrielle Gebäude, historische Altbauten, offenen Großraumbüros oder<br />

auch im eigenen Wohnhaus. Dabei bestimmen vor allem die Möbel den Charakter<br />

des Raumes.<br />

Ein Wechsel zwischen offenen und geschlossenen Flächen<br />

verleiht den Schränken und Modulen des zeitlosen<br />

und doch designverliebten Bürosystems „Framework“<br />

von hali einen ganz eigenen Charme. Mit den<br />

offenen Rahmen in mattem Schwarz, in Verbindung<br />

mit filigranen Korpussen zeigt der oberösterreichische<br />

Büromöbelhersteller Modernität, aber zeitgleich Zurückhaltung<br />

und behält dabei Ecken und Kanten. Die<br />

durchgehenden Seitenwände der Schränke sorgen zusätzlich<br />

für eine aufgeräumte Atmosphäre.<br />

Egal ob Arbeits-, Wohn- oder Essbereich, sogar die<br />

Diele lässt sich mit der Produktserie Framework<br />

und den Aufsätzen aus Metall zu einem echten<br />

Eyecatcher machen. Dabei können die Möbel sowohl<br />

verstecken als auch präsentieren: Unliebsames wird<br />

rasch in den Schränken verstaut, wohingegen Schätze<br />

einen besonderen Platz in dem schlanken Aufsatzmodul<br />

erhalten.<br />

Mit Framework verfeinert hali seine Tischserie s600<br />

und setzt neue Trends in der Arbeitswelt. Das Portfolio<br />

des s600 umfasst einen Arbeitstisch, einen Besprechungstisch<br />

und einen Stehtisch. Durch ein zeitloses<br />

Design und die schwebende, leicht abgesetzte<br />

Optik der Tischplatte erhält der s600 eine spezielle<br />

Leichtigkeit. Ob als Esstisch, Bartisch oder als klassischer<br />

Arbeitstisch, der s600 macht mit seinem hochwertigen<br />

Metallgestell überall eine gute Figur mit<br />

wohnlicher Lifestyle-Anmutung.<br />

hali GmbH<br />

T +43 (0)7272 3731-0<br />

office@hali.at<br />

www.hali.at


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67<br />

Produkt News<br />

REVOLUTIONÄRE<br />

BAUSOFTWARE<br />

AUS ÖSTERREICH.<br />

Es gibt X Wege, um an die Spitze<br />

zu gelangen. Mit dem neuen<br />

SUCCESS X gehen Sie auf Nummer<br />

sicher. Setzen Sie auf Nachhaltigkeit.<br />

Auch bei Ihrer Bausoftware.<br />

Gehen Sie den Erfolgsweg<br />

mit uns?<br />

Licht und Akustik<br />

Die Blade-Akustikprodukte von Spectral<br />

kombinieren hocheffiziente LED-Beleuchtung<br />

mit einem vertikalen Akustikpaneelsystem<br />

für ein hochgradig harmonisches<br />

Design. Die vertikal hängenden Lamellen<br />

bieten ein besonders effizientes Akustikmanagement<br />

und ermöglichen zugleich<br />

eine freie Wärmezirkulation in den Gebäuden.<br />

Anders als bei horizontalen Zwischendecken<br />

oder Akustiksegeln ist hier<br />

eine optimale Durchströmung der warmen<br />

Luft bis zur Kühldecke möglich – ein<br />

Luftstau wird vermieden und die Kühlfunktion<br />

optimiert.<br />

Die Abstände zwischen den Lamellen<br />

sind je nach gewünschter Lichtintensität<br />

und Geräuschunterdrückung auf die<br />

jeweiligen Bedürfnisse anpassbar. Die<br />

Akustik- und Leuchtelemente können<br />

einzeln abgehängt oder linear in einer<br />

Reihe ausgerichtet werden.<br />

Die Lichteinsätze sind werkzeuglos<br />

wechselbar, das Spektrum reicht von satinierten<br />

und opalen Einsätzen für Bewegungsflächen<br />

über Lichtmodulationsoptiken<br />

für unterschiedliche Wallwasheffekte<br />

bis hin zu optimal entblendeten Einsätzen<br />

für Büroanwendungen (bis zu UGR


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

68<br />

Arbeitswelten<br />

Eine wahre Größe<br />

Mit der Produktfamilie ray bietet der Objekteinrichter Selmer ein Modell für jeden<br />

Einsatzbereich. Ob mit Rollen und innovativer Bewegungsmechanik als Chefstuhl<br />

für den Schreibtisch, oder mit fixiertem Rollengestell für die Konferenz. Selbst<br />

als Vierbeiner bietet er sich für Kantine oder Restaurant an und mit Holzgestell<br />

öffnen sich die Türen für den Einzug des Wohnlichen in die Arbeitswelt.<br />

Das Designerduo jehs+laub hat mit der ray Familie<br />

ein Design geschaffen, das durch eine moderne<br />

Formgebung und schlichte Eleganz brilliert: Ein Modell<br />

mit vielen Gesichtern und unverkennbaren Charakter.<br />

So verwandt wie möglich ist doch jedes Modell<br />

der Familie ein Individuum und passt sich perfekt<br />

jeder Architektur an.<br />

Der Polstersessel ray lounge ergänzt die anspruchsvolle<br />

Designsprache der ray Familie. Diese Sessel<br />

stehen nicht nur im Büro, sondern auch für wahren<br />

Sitzkomfort. Es ist die organische, fast flügelhafte Linienführung<br />

und die gemütlich geneigte Sitzposition,<br />

die ihn in Sachen Komfort unverbesserlich machen.<br />

Für höchstes Entspannungslevel bis in die Zehenspitzen<br />

vereint sich der Hochlehner harmonisch mit<br />

der passenden Ottomane – einem Hocker mit der<br />

gleichen designverwöhnten Linienführung.<br />

Erhältlich ist der Loungesessel auch mit niedrigem<br />

Rücken und schafft damit selbst im Business- und<br />

Loungebereich Raum für private Gesprächssituationen.<br />

Die dreidimensional ausgeformte Sitzschale und<br />

Lumbalstütze ist auch beim kleinen Loungesessel<br />

wahlweise mit Fußkreuz, Kufen oder Holzgestell erhältlich.<br />

Außerdem bietet das Modell zusätzlich eine<br />

große Materialvielfalt der Bezugsstoffe.<br />

Mit der ray Familie präsentiert der Objekteinrichter<br />

Selmer universell einsetzbare Modelle, die sowohl in<br />

Design und Funktionalität überzeugen als auch individuell<br />

auf alle Bedürfnisse anpassbar sind.<br />

Selmer GmbH<br />

T +43 (0)6216 20210<br />

info@selmer.at<br />

www.selmer.at


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69<br />

Arbeitswelten<br />

Hybride Räume<br />

Ob in der modernen Schule, im Gemeindezentrum oder im Tagungs- und Kongressbetrieb:<br />

Der Trend geht zu hybriden Raumkonzepten mit der Option auf variable<br />

Nutzungen. Automatisierte Trennwandsysteme von Dorma Hüppe bieten innovative<br />

Lösungen für diese aktuellen Anforderungen und setzen gleichzeitig architektonische<br />

Highlights. So das horizontal verfahrbare Trennwandsystem Variflex und<br />

Variflex Glas, bei dem transparente und blickdichte Elemente miteinander kombiniert<br />

werden können, wie auch das vertikal verfahrbare Trennwandsystem Skyfold.<br />

In der Middle School in Wiesbaden z.B. schaffen horizontal<br />

verfahrbare Trennwandsysteme eine helle,<br />

freundliche Lernatmosphäre mit einer großzügigen<br />

Offenheit. Mit einem Schalldämmmaß von bis zu Rw<br />

52 dB mit Glas- und Rw 59 dB mit blickdichten Elementen<br />

verhindern sie effizient, dass störende Geräusche<br />

von einem in den anderen Raumbereich dringen.<br />

Für das flexible Raummanagement in der im Bau befindlichen<br />

„The Circle Convention Hall“ am Flughafen<br />

Zürich bietet das Skyfold System eine besonders<br />

attraktive Lösung: eine vertikal verfahrbare Trennwand,<br />

die sich platzsparend in die Decke öffnet. Die<br />

vom Japaner Riken Yamamoto geplante Convention<br />

Hall wird mit ca. 1.600 m 2 Veranstaltungsfläche<br />

ein hervorragender Austragungsort für Kongresse,<br />

Events und Tagungen sein. Um variabel auf vielfach<br />

wechselnde Raumnutzungen reagieren zu können,<br />

ist der Saal mit seinem spektakulären Glasdach in<br />

drei Bereiche teilbar, die allein oder in Kombination<br />

gleichzeitig unterschiedlich bespielt werden können<br />

– vom Bankett über Fortbildungsveranstaltungen bis<br />

hin zur Theateraufführung. Die 29 m breiten und bis<br />

zu 13 m hohen Skyfold Classic Trennwände bieten<br />

mit Rw 54 dB eine hervorragende Schalldämmung.<br />

Sowohl die horizontale Anlage in Wiesbaden als auch<br />

die vertikale in Zürich sind mit einer vollautomatischen<br />

Steuerung ausgestattet, mit der die Elemente<br />

bedienerfreundlich, schnell und sicher in die gewünschte<br />

Position verfahren werden.<br />

DORMA Hüppe<br />

Austria GmbH<br />

T +43 (0)732 600-451<br />

office@dorma-hueppe.at<br />

www.dorma-hueppe.at


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

70<br />

Licht<br />

Schwebende Exponate<br />

Durch die Reise- und Sammelleidenschaft von Graf Franz I. zu Erbach-Erbach (1754-<br />

1823) zum Zentrum der deutschen Elfenbeinschnitzkunst avanciert, stellte der Odenwaldort<br />

Erbach seine beträchtliche Sammlung lange in der Werner Borchers Halle aus.<br />

Diese wurde Ende 2015 geschlossen.<br />

Text: Alexander Magyar Bilder: Sichau & Walter Architekten BDA


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71<br />

Licht<br />

Seit Herbst 2016 findet ein kleiner, doch exquisiter<br />

Teil der Elfenbeinschnitzereien seine neue Heimat im<br />

Schloss Erbach. Das außergewöhnliche Ausstellungskonzept<br />

von Sichau & Walter Architekten BDA macht<br />

sich dabei frei von der Gebäudehülle und präsentiert<br />

die Sammlung in abgedunkelten Räumen mit anthrazitfarben<br />

gespritzten Raumbegrenzungsflächen.<br />

Vitrinen aus teilsatiniertem<br />

Glas mit Kantenlicht<br />

Die Vitrinengläser sind im unteren Drittel satiniert<br />

und werden aus der Vitrinenbasis heraus mit Kantenlicht<br />

eingespeist. Die Satinierung löst sich in einem<br />

stufenlosen Verlauf in Klarglas auf. Durch das<br />

kanteneingespeiste Licht nimmt die Satinierung eine<br />

sanfte Helligkeit an, die – einem Dunst gleich – die<br />

Objektträger der Elfenbeinfigurinen verhüllt. Darüber<br />

hinaus sind im oberen Vitrinenrand Kleinprofile mit<br />

Miniaturstrahlern verbaut. Die Strahler betonen den<br />

Wert der Kunstgegenstände und zeichnen sich durch<br />

hohen CRI von 95 und Blendfreiheit aus.<br />

Die Miniaturstrahler setzen die Exponate akzentuierend<br />

und gut entblendet in Szene. Dabei erfolgt in den<br />

größeren Vitrinen ein Wechsel aus Miniaturstrahlern<br />

mit engstrahlender und medium strahlender Optik.<br />

So entsteht der Eindruck, die Schnitzereien würden<br />

gleichsam leuchtend aus dem Nebel aufsteigen. Die<br />

Konverter, sowohl für die Kanteneinspeisung des satinierten<br />

Glases als auch für die Miniaturstrahler sind<br />

in einen zugänglichen Hohlraum im Fuß der Vitrine<br />

ausgelagert.<br />

Architekt:<br />

Sichau & Walter<br />

Architekten BDA<br />

Lighting Designer:<br />

Licht Kunst Licht AG<br />

„<br />

Licht in seiner<br />

persönlichsten<br />

Form.<br />

“<br />

Kornelius Reutter – Designer<br />

„Ich wollte den Menschen einen Lichtstrahl<br />

geben, den sie besitzen können. Ein Licht, so<br />

perfekt und präzise, dass sie alles andere ausblenden<br />

können. Wo JOKER steht, versprüht<br />

sie Glanz und erweckt Emotionen. Ein Licht<br />

so individuell wie Ihre Bedürfnisse“


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

72<br />

Produkt News<br />

Höchste technische Leistungsfähigkeit<br />

Licht aus dem Boden auf aktuell höchster Qualitätsstufe bietet BEGA mit seinen<br />

neuen Bodeneinbauleuchten. Die materialtechnischen und lichttechnischen<br />

High-End-Produkte aus einer speziellen, hochkorrosionsfesten Aluminiumlegierung,<br />

Edelstahl und glasfaserverstärktem Kunststoff, sind das Ergebnis der aktuellsten<br />

Forschungsergebnisse und den Erfahrungswerten aus mehr als drei Jahrzehnten.<br />

Ausgestattet sind die Leuchten mit den<br />

BEGA Technologien für schützendes Thermomanagement,<br />

optischen Systemen von<br />

höchster lichttechnischer Güte und mit<br />

Oberflächentechnologien mit herausragender<br />

Haltbarkeit. Die hochkorrosionsfesten<br />

Aluminiumkomponenten sind zusätzlich<br />

mit der Beschichtungstechnologie<br />

BEGA Tricoat® versehen. Speziell aufeinander<br />

abgestimmte anorganische und organische<br />

Beschichtungsverfahren sorgen für<br />

herausragende Korrosionsfestigkeit. Zusätzliche<br />

Bauteile aus glasfaserverstärktem<br />

Kunststoff beugen weiteren Korrosionsgefahren<br />

für die Metallteile vor.<br />

Vollständige Lichtkontrolle und perfekte<br />

Lichtlenkung kennzeichnen die optischen<br />

Systeme in den neuen Bodeneinbauleuchten.<br />

Langlebig und nahezu verschleißfrei<br />

stehen sie für höchste lichttechnische Güte.<br />

Die Leuchten stehen als Orientierungsleuchten,<br />

als Scheinwerfer mit symmetrischer<br />

Lichtstärkeverteilung, als Wallwasher<br />

oder als Scheinwerfer mit einstellbarem<br />

Neigungswinkel 0 bis 25 Grad zur Verfügung.<br />

Die neuen Bodeneinbauleuchten sind<br />

überrollbar und nehmen Druckbelastungen<br />

bis zu 5000 Kilogramm auf.<br />

BEGA Leuchten GmbH<br />

Competence Center Innsbruck<br />

T +43 (0)512 343150<br />

info-austria@bega.com<br />

www.bega.com


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Produkt News<br />

kunstdesdämmens#4<br />

Dekafelt PD<br />

Fiume PD<br />

Bilder: LOUM / Molto Luce<br />

Für Trendsetter<br />

Mit LOUM launcht der österreichische Leuchtenprofi Molto Luce<br />

eine frische, trendig-zeitgeistige Marke und positioniert diese im<br />

mittleren Preissegment.<br />

LOUM ist dabei ein Wortspiel aus Lumen und Room und die Marke<br />

steht für die inspirierende Einheit und das duale Miteinander<br />

von Raum und Licht. Diese Symbiose wird durch die Anordnung<br />

von Leuchten aus der designorientierten, dekorativen Leuchtenkollektion<br />

erzielt.<br />

Die neue Marke umfasst ein spannendes Sortiment, kreiert durch<br />

erfahrene Lichtdesigner, das sich immer wieder neu, inspirierend<br />

und abwechslungsreich präsentiert. Loum bringt Freude und<br />

vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Hotel & Restaurant, im hippen<br />

Club genauso wie im privaten Wohnraum.<br />

Hier sehen Sie<br />

unseren flüssigen<br />

PU-Rohstoff einmal<br />

in einem künstlerischen<br />

Licht. Daraus<br />

machen wir Hochleistungs-Dämmstoffe,<br />

die helfen, jede<br />

Menge CO 2<br />

einzusparen.<br />

Mehr unter:<br />

kunstdesdämmens.at<br />

DIE<br />

KUNST<br />

DES<br />

GUTEN ..<br />

DAMMENS<br />

loum-light.com<br />

Molto Luce GmbH<br />

T +43 (0)7242 698-0<br />

office@moltoluce.com<br />

ARKADE System PD


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

74<br />

Produkt News<br />

Fotos: Werner Huthmacher<br />

Inspiration für das architektonische Konzept<br />

Ein großzügiges Raumkonzept mit viel Licht und Luft charakterisiert den Erweiterungsbau<br />

des Genoveva-Gymnasiums in Köln, wo derzeit rund 700 Schülerinnen und<br />

Schüler aus 40 Nationen lernen. Der vom Berliner Büro Chestnutt_Niess Architekten<br />

BDA geplante Neubau mit Klassen- und Fachräumen, einer Mensa, einer Bibliothek<br />

sowie einer Sporthalle schließt direkt an den Altbau aus der Gründerzeit an.<br />

Besonderer Blickfang und zentraler Mittelpunkt des<br />

Erweiterungsbaus sind die vollverglasten „schwebenden“<br />

Gruppenräume, die in das mit einer lichtdurchlässigen<br />

Folienbedachung versehene Atrium<br />

hineinragen. Dort nehmen die Kautschuk-Beläge noraplan<br />

uni von nora flooring systems in Grün, Gelb<br />

und Orange die Farbgestaltung der einzelnen Etagen<br />

auf und schaffen einen reizvollen Kontrast zu der ansonsten<br />

puristischen Optik des Gebäudes. Die übrigen<br />

Klassenzimmer sowie die Fachräume und Flure<br />

wurden mit noraplan sentica in Anthrazit sowie einem<br />

sandigen, sehr hellen Grauton, der als Sonderfarbe<br />

speziell für das Projekt gefertigt wurde, ausgestattet.<br />

Auf den Treppen und den Verbindungsbrücken zum<br />

Altbau setzt noraplan uni in warmem Rot attraktive<br />

Farbakzente und sorgt gleichzeitig durch die besondere<br />

Rutschfestigkeit für umfassende Sicherheit.<br />

noraplan uni ist der Design-Klassiker im nora Sortiment.<br />

Architekten, Planer und Bauherrn schätzen<br />

ihn für sein schlichtes und vielseitiges Design. Es<br />

gibt den Belag in 20 attraktiven Standardfarben,<br />

das Spektrum umfasst eine Vielzahl dezenter Grau-,<br />

Braun- und Beigetöne sowie diverse leuchtende<br />

Akzentfarben, von denen mehrere auch im Genoveva-Gymnasium<br />

verwendet wurden. Neben den<br />

optischen Aspekten sind die nora Böden außerdem<br />

extrem robust und ermöglichen so einen langfristigen<br />

Verbleib im Objekt – auch unter dem Aspekt der<br />

Nachhaltigkeit eine gute Wahl.<br />

nora flooring<br />

systems GesmbH<br />

+43 (0)7242 74 001-0<br />

www.nora.com


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Die Revolution der<br />

Tischleuchte<br />

Eine völlige Neuinterpretation der Tischleuchte präsentiert<br />

der Leuchtenhersteller Regent Lighting mit Joker. Die geradlinige<br />

und schlanke Leuchte folgt moderner Ästhetik -<br />

ohne sichtbare Schrauben, Gelenke und Unterbrechungen<br />

bildet Joker eine eindrucksvolle wie robuste Lichtstele.<br />

Mittels USB-C Anschluss lässt sich die Neuheit einfach anschließen<br />

und spendet Licht, das sich durch die integrierte<br />

Tunable White-Technologie in Stimmung und Farbe anpassen<br />

lässt.<br />

Zum Einsatz kommt dabei erstmals die von Regent Lighting<br />

speziell für Joker entwickelte, innovative Optik, die<br />

anspruchsvolle, asymmetrische Lichtverteilung ermöglicht.<br />

In den Farben Schwarz, Silber und Bronze ab Juni <strong>2020</strong><br />

erhältlich, passt Joker stilsicher in jedes Interieur. Ob im<br />

Büro, im Homeoffice oder in der Leseecke im Wohnzimmer<br />

– schlicht, elegant sowie platzsparend, findet Joker überall<br />

die perfekte Position.<br />

REGENT Licht GmbH<br />

T +43 (0)1 879 12-10<br />

info@regent-licht.at<br />

www.regent.ch<br />

75<br />

Produkt News<br />

SHUFFLE IS1<br />

INTERSTUHL.COM/SHUFFLE<br />

PRODUKTDESIGN:<br />

MARTIN BALLENDAT


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

76<br />

Produkt News<br />

Fotos: Günter König<br />

Eleganz in Dornbirn<br />

Entgegen dem Konzept vergleichbarer Messen, die ein homogenes Erscheinungsbild<br />

in der Gebäudegestaltung aufweisen, will sich die Messe Dornbirn mit baukünstlerisch<br />

herausragenden Einzelbauwerken profilieren.<br />

Die neue Messehalle 5, die an 40 Tagen im Jahr zu<br />

Messezwecken genutzt wird, erfüllt diesen architektonischen<br />

Anspruch mit durchdachter und zeitloser<br />

Eleganz und ist als Dunkelhalle konzipiert. Außerhalb<br />

des Messebetriebs dient die Halle als reine Sporthalle,<br />

die sich der Vorarlberger Badmintonverband und das<br />

Turnsportzentrum Dornbirn aufteilen.<br />

Für die unverwechselbare Charakteristik der neuen<br />

Halle legte Architekt DI Michelangelo Zaffignani bei<br />

seinem Entwurf spezielles Augenmerk auf die Gestal-<br />

tung der Fassade und setzte abwechselnd weiße und<br />

schwarze Fassadenelemente ein, um die Bewegungen<br />

innerhalb der Sporthalle darzustellen. Am Vordach<br />

der Westfassade bilden in einem vorgelagerten Bereich<br />

weiße Metallstäbe einen Stützenwald, der sich<br />

bei Bewegung des Betrachters ständig zu verändern<br />

scheint. Ein ähnliches, allerdings statisches Muster,<br />

gliedert die restliche Metallfassade. Hier wechseln<br />

sich Metallpaneele mit unterschiedlichen Beschichtungen<br />

(Schwarz, Weiß, Anthrazit) und variierenden<br />

Oberflächen (matt, glänzend, perforiert) ab und gliedern<br />

die Fassade durch ein Wechselspiel von stehenden<br />

Flächen.<br />

Als Außenschale kam die DOMICO Metallfassade Planum<br />

in vier Deckbreiten zum Einsatz. Variable Deckbreiten<br />

und flexible Verlegemöglichkeiten sorgen für<br />

Vielfalt in der Gestaltung und stellen einen großen<br />

wirtschaftlichen Vorteil dar. Ein besonderes Merkmal<br />

der DOMICO Fassadenprogramme ist zudem die<br />

durchdringungsfreie und dehnungsgerechte Befestigung.<br />

Die werkseitige Vorfertigung und die technisch<br />

ausgereiften Details sorgen für maximale Verlegequalität<br />

und Langlebigkeit.<br />

DOMICO Dach-, Wandund<br />

Fassadensysteme KG<br />

T +43 (0)7682 2671-0<br />

office@domico.at<br />

www.domico.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

77<br />

Produkt News<br />

Systemgeprüfter Aufbau<br />

Gestalterische Freiheit, Einbruchschutz, guter Schallschutz<br />

und Effizienz: Alle diese Vorteile in einem System vereint Rigips<br />

Habito, eine massive Trockenbauplatte, die deutlich robuster<br />

ist als herkömmliche Innenwand-Oberflächen. Dank<br />

der massiven Eigenschaften von Habito ist die Montage von<br />

schweren Lasten deutlich komfortabler: An einer doppelt beplankten<br />

Wand können bis zu 140 (!) kg pro Laufmeter ohne<br />

Dübeln befestigt werden, OSB-Platten als Schraubgrund gehören<br />

damit endgültig der Vergangenheit an.<br />

Bei Rigips Habito handelt es sich um einen systemgeprüften<br />

Aufbau, der den Anforderungen an Brandschutz, Statik und<br />

Schallschutz entspricht und der aufgrund der widerstandsfähigen<br />

Oberfläche Schläge und Stöße locker wegsteckt.<br />

Ein Aspekt, der sich auch bei der Einbruchsicherheit bezahlt<br />

macht: Doppelt beplankt wird die Widerstandsklasse RC2<br />

nach ÖNORM EN 1627 erreicht. Nicht zuletzt aufgrund ihrer<br />

einbruchssicheren Eigenschaften und gestalterischen Flexibilität<br />

wurde Rigips Habito auch bei der Landesgalerie Niederösterreich<br />

eingesetzt.<br />

Saint-Gobain RIGIPS Austria GesmbH<br />

T +43 (0)3622 505-0<br />

rigips.austria@saint-gobain.com<br />

www.rigips.at


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

78<br />

Produkt News<br />

© archideaphoto<br />

Facettenreiche<br />

Akustik<br />

Hinter dem Begriff Akustik verbirgt sich ein komplexes, interdisziplinäres Fachgebiet<br />

mit einer Vielzahl an spezialisierten Teilbereichen, Ausprägungen und Detaillierungsgraden.<br />

Neben speziellen planerischen Akustikaufgaben, die es beispielsweise<br />

bei der Gestaltung von Musiksälen zu lösen gilt, geht es sonst überwiegend<br />

„nur“ darum, die Ausbreitung von Schall und dessen Wahrnehmung durch das<br />

menschliche Gehör positiv zu beeinflussen.<br />

Schall ist unser wichtigstes Kommunikationsmittel<br />

und eine gute Raumakustik am Arbeitsort trägt wesentlich<br />

zur Leistungsfähigkeit bei. Speziell bei modernen<br />

Bürobauten mit ihren großen Glas- und vielen<br />

harten Oberflächen sind deshalb akustische Optimierungen<br />

erforderlich, um die Konzentrationsfähigkeit<br />

der Mitarbeiter und generell die Gesprächsqualität<br />

zu verbessern. Aufgrund der steigenden Mietpreise<br />

für gewerbliche Objekte steigt zudem der Druck, die<br />

Räume möglichst ökonomisch zu nutzen. Das Ergebnis<br />

sind ausgereizte Belegungszahlen mit allen sich<br />

daraus ergebenden negativen Auswirkungen auf die<br />

Geräuschkulisse.<br />

Längst haben verschiedene Industriezweige die Verbesserung<br />

der Akustik in ihre Produktprogramme geschrieben.<br />

Für die Gestaltung von Bürobauten ergibt<br />

sich daraus eine Vielzahl an Möglichkeiten, die Raumakustik<br />

– trotz dichter Besetzung und sich ändernden<br />

Nutzungen – positiv zu gestalten. Das Portfolio an in<br />

der Praxis zumeist kombinierten Maßnahmen reicht<br />

dabei von ausgefeilten Akustikdecken über dämmende<br />

Deckensegel bis hin zu Böden und Möbel, die als<br />

Zusatzfunktion helfen, die Geräuschkulisse zu dämmen.<br />

Die bekannten Raumteiler sind längst akustisch<br />

aktiviert und auch die wandelbaren, hybriden Raumstrukturen<br />

lassen sich heute mit automatisierten<br />

Trennwandsystemen schallgedämmt und bedarfsabhängig<br />

in ihrer Größe variieren.<br />

Ergänzt wird das Produktangebot der Anbieter durch<br />

facheinschlägiges Knowhow und Planungsunterstützung,<br />

durch die ein eigentlich recht komplexes Thema<br />

relativ einfach behandelbar wird.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

79<br />

Produkt News<br />

Individuelle Deckenlösung<br />

Der Firmencampus der Trivago-Zentrale im Düsseldorfer Medienhafen besteht<br />

aus einem sechsgeschossigen, nierenförmigen Sockelgebäude – der markante<br />

Grundriss kommt vom Architekturbüro slapa oberholz pszczulny | sop – und<br />

einem 16-geschossigen Turm, der zum Teil von anderen Mietern genutzt werden<br />

soll. Die Gesamtfläche umfasst ca. 54.000 m², ergänzt von einer Tiefgarage.<br />

Neben weitläufigen, gemeinsam konzeptionierten<br />

Open Space Offices, bietet Trivago zahlreiche Extras<br />

für seine rund 2.000 Mitarbeiter vor Ort: begrünte<br />

Außenanlagen und Terrassen, eine Laufstrecke auf<br />

dem Dach, einen Fitnessraum, Aufenthaltsräume mit<br />

frischen Snacks und Getränken und sogar ein Kino. So<br />

soll den Mitarbeitern ein inspirierendes, gesundheitsförderndes<br />

Umfeld geboten werden. Dies spiegelt sich<br />

auch im nachhaltigen Gebäudekonzept wider – eine<br />

Zertifizierung nach LEED Gold wird angestrebt.<br />

Für die außergewöhnliche Architektur kamen Metalldecken<br />

von Lindner zum Einsatz, die sich u. a. aufgrund<br />

ihrer Anpassungsfähigkeit an individuelle Gebäudegeometrien<br />

auszeichnen. Die im Trivago-Campus<br />

verbauten 21.500 m² Metalldecken bestehen nahezu<br />

komplett aus Unikaten. Um den zeitlichen Aufwand zu<br />

begrenzen und eine zuverlässige Planung der Deckensysteme<br />

zu gewährleisten, wurden die Detailzeichnungen<br />

mit einer eigens programmierten CAD-Lösung<br />

automatisiert nach fixen Parametern erstellt. So sorgen<br />

Plafotherm® Heiz-/Kühldecken einerseits für ein<br />

hochwertiges Erscheinungsbild und darüber hinaus<br />

für eine behagliche, energieeffiziente Temperierung.<br />

Dem Zertifizierungssystem LEED entsprechend erfüllen<br />

die Lindner Metalldecken höchste Ansprüche<br />

an architektonische, bauphysikalische und umweltgerechte<br />

Kriterien. Sie werden z. B. aus Materialien<br />

gefertigt, welche nahezu keine Emissionen von z. B.<br />

VOC und Formaldehyd aufweisen. Ein angenehmes<br />

Raumklima wird durch Luft- und Strahlungstemperatur,<br />

Luftfeuchtigkeit und -bewegung sowie der Raumluftqualität<br />

beeinflusst.<br />

Lindner GmbH<br />

T +43 (0)2252 86160-0<br />

austria@lindner-group.com<br />

www.lindner-group.com


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

80<br />

Produkt News<br />

Geprüfte Akustik<br />

Neues Handbuch zur Raumplanung<br />

Die Zahlen beeindrucken – 31 geprüfte Lochbilder mit insgesamt 98 verschiedenen,<br />

geprüften Deckenaufbauten sind im Handbuch Geprüfte Akustik vereint,<br />

mit dem Fural einen neuen Maßstab in punkto Design und Qualität einer Arbeitsunterlage<br />

zum Thema Akustik setzt.<br />

Dargestellt sind die verschiedensten Situationen, wie sie in der täglichen<br />

Bau-Praxis vorkommen. Deckenaufbauten mit verschiedenen<br />

Abhänghöhen, Auflagen und Auflagendicken sind ebenso geprüft<br />

wie der Einfluss von Kühlmäandern auf die Schallabsorption von<br />

Metalldecken, Streckmetalldecken und Deckensegeln. Auch auf die<br />

Bauakustik wurde nicht vergessen, mehrere Deckenlösungen wurden<br />

auf ihre Wirksamkeit in Bezug auf die Längsschalldämmung<br />

überprüft. Ebenso sind verschiedene Lösungen mit Wandabsorber<br />

dargestellt. Neue Illustrationen zur Erklärung des technischen<br />

Aufbaus der Produkte wurden dazu ebenso entwickelt wie neue<br />

Diagramme zur Darstellung des jeweiligen Schallabsorptionsgrades<br />

und besser lesbare Tabellen zu den Produkteigenschaften. Die<br />

Broschüre beschränkt sich nicht allein auf die Produktdarstellung,<br />

sondern ist vielfach durchsetzt mit redaktionellen Beiträgen und<br />

Best-Practice-Beispielen.<br />

Das Handbuch kann unter fural@fural.at bestellt werden und steht<br />

auf www.fural.com zum Download bereit.<br />

FURAL – SYSTEME IN<br />

METALL GmbH<br />

T +43 (0)7612 74 851-0<br />

fural@fural.at<br />

www.fural.com


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

81<br />

Produkt News<br />

In den Büroetagen des Landmark 7 sorgen weiße Deckensegel für<br />

angenehme Akustik, hier im Eingangsbereich eines der Mieter.<br />

© Anke Müllerklein<br />

Akustik nach Maß<br />

Auf dem früheren Industrieareal Phoenixhof in Hamburg realisierten<br />

hmarchitekten mit „Landmark 7“ und „Phoenixkontor<br />

1 (PK 1)“ zwei top-moderne, nutzerorientierte Büroneubauten<br />

mit wirksamen und zugleich stilvollen Akustiklösungen.<br />

Die Architekten setzten in beiden Gebäuden auf die kontrastreiche<br />

Kombination aus thermoaktivierten Sichtbetondecken und weißen<br />

Knauf AMF Deckensegeln an Seilabhängern als schallabsorbierende<br />

Akustikelemente. Zum Einsatz kamen dabei die Softboard-Deckensegel<br />

TOPIQ® Sonic element von Knauf AMF. Geringes Flächengewicht,<br />

leichte Handhabung und sehr gute Schallabsorption kennzeichnen<br />

dieses System.<br />

Im Landmark 7 wurden eher kleinere Büroeinheiten mit zwei bis sechs<br />

Arbeitsplätzen verwirklicht. Das PK 1 wurde innen im Wesentlichen<br />

nach den Vorgaben des schwedischen Hauptmieters als Open Space<br />

mit Büroflächen von zum Teil 120 m² und mehr gestaltet. Zum Grundriss<br />

gehören zusätzlich Kommunikationsinseln („Coffee Areas“) und<br />

schalldichte „Telefonzellen“. Die Zonierung in die einzelnen Arbeitsbereiche<br />

wird hier an den Positionen der abgehängten Akustikelemente<br />

erkennbar.<br />

Die quadratischen und rechteckigen Deckensegelpaare schaffen in beiden<br />

unterschiedlich ausgeführten Objekten eine sehr gute Raumakustik<br />

und Arbeitsatmosphäre.<br />

© Jan Haeselich<br />

Typisch für von hmarchitekten entworfene Büroneubauten sind<br />

Sichtbetondecken mit thermischer Bauteilaktivierung – dazu<br />

bilden weiß beschichtete Deckensegel die ideale akustische und<br />

gestalterische Ergänzung.<br />

Knauf AMF GmbH & Co. KG<br />

+49 (0) 8552 / 422 0<br />

info@knaufamf.com<br />

www.knaufamf.com


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

82<br />

Produkt News<br />

Erstklassige Laborluft<br />

Die Laborluft-Management-Systeme EASYLAB sowie VAV-Regler und Laborabzugsregler<br />

von TROX kamen bei der Energieeffizienzoptimierung des Collaborative Teaching<br />

Laboratory (CTL) der Universität Birmingham zur Anwendung. Das im August<br />

2018 errichtete Gebäude stellt eine Investition von etwa 47,6 Millionen Euro in die<br />

Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik dar. Auf 72.120 m 2<br />

und drei Stockwerken werden die drei verschiedenen internen Laborumfelder (das<br />

Trockenlabor, das Nasslabor und das E-Labor) durch eine Reihe unterschiedlicher<br />

Materialien und Formen verkörpert.<br />

Für den Aufbau der Gebäudetechnik des neuen Gebäudes,<br />

das neun auf die jeweiligen Nutzungszwecke<br />

zugeschnittene Labors beherbergt, bildete die Energieeffizienz<br />

der Forschungseinrichtung eine Top-Priorität.<br />

In Labors ist durch den Bedarf an größeren Mengen<br />

an klimatisierter Luft der Energieverbrauch pro<br />

Quadratmeter oft drei- bis viermal höher als in Bürogebäuden.<br />

Um die anspruchsvollen Kriterien für das neue<br />

CTL zu erfüllen, wurde der Laborluft-Management-Experte<br />

TROX herangezogen. Für die Maximierung der<br />

Umweltfreundlichkeit der Räumlichkeiten installierte<br />

TROX die Laborluft-Management-Systeme EASYLAB,<br />

die insgesamt 88 VAV-Regler (Variable Air Volume)<br />

enthalten. Mithilfe der EASYLAB-Systeme werden die<br />

Zuluft- und Abluftregler verwaltet, um auf Veränderungen<br />

der Abluftvolumina durch technische Abluftsysteme<br />

(z.B. Abzüge), rasch reagieren zu können. Die<br />

insgesamt 50 Abzüge der Anlage wurden zudem mit<br />

Laborabzugsreglern der Serie TVLK ausgestattet. Dadurch<br />

wird klimatisierte Luft nicht unnötig zugeführt<br />

und eine dauerhaft ausgewogene Belüftung und ein<br />

konstanter Luftdruck gewährleistet. Dem Gebäudetechnik-Team<br />

der Universität ist die Überwachung der<br />

Laborluft-Management-Systeme der Labore über das<br />

hauseigene Gebäudeleitsystem möglich.<br />

Die durch die Laborluft-Management-Systeme ermöglichten<br />

Effizienzgewinne tragen zur außergewöhnlichen<br />

Umweltfreundlichkeit des gesamten neuen Gebäudes<br />

bei, das mit einem Energieausweis der Klasse<br />

A sowie mit der BREEAM-Bewertung „sehr gut“ aufwarten<br />

kann.<br />

TROX Austria GmbH<br />

T +43 (0)1 25043-0<br />

trox@trox.at<br />

www.trox.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Neue Installationslösung<br />

In unmittelbarer Nähe des Bielefelder Hauptbahnhofes<br />

wurde Ende 2019 das zweite Boardinghouse<br />

der Marke Stayery eröffnet. Das Angebot der 126<br />

Serviced Apartments richtet sich vor allem an junge<br />

Geschäftsreisende, die den Komfort einer Wohnung<br />

auf Zeit mit dem Service eines Hotels verbinden<br />

möchten. Um bei diesem modernen Beherbergungskonzept<br />

die Installation der Duschwannen schneller,<br />

günstiger und normgerecht sicher zu gestalten,<br />

wurde hier mit der Installationsbox Easy Connect<br />

und dem Minimum Wannenträger eine neuartige<br />

Kombi-Lösung von Bette eingesetzt. Gemeinsam reduziert<br />

dieses Ensemble den bauseitigen Aufwand<br />

erheblich, denn die Produkte werden in hohem Maße<br />

vorkonfektioniert geliefert, wodurch die Installation<br />

vereinfacht und die Zahl der Arbeitsschritte gesenkt<br />

wird. Bei dem konkreten Projekt mit den 126 Einheiten<br />

schätzen die Verarbeiter den Zeitgewinn durch<br />

die neue Installationslösung auf rund 50 Prozent.<br />

Bette GmbH & Co. KG<br />

T +49 (0)5250 511-0<br />

projekte@bette.de<br />

www.my-bette.com<br />

83<br />

Produkt News<br />

Bau auf Uponor<br />

mit Thermatop M*<br />

Das fugenlose Gipskarton Heiz-/Kühldeckensystem<br />

für besondere architektonische Ansprüche<br />

Schnelle Montage, flexible<br />

Installation dank einfacher<br />

Klickmontage<br />

Hohe Heiz- und Kühlleistungen,<br />

große thermisch aktive<br />

Rohroberfläche,<br />

hohe Schallabsorptionsgrade<br />

Klare Gewerketrennung zwischen<br />

Trockenbau und Haustechnik<br />

* Der neue Name für Uponor Varicool Eco S<br />

www.uponor.at/thermatop-m


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

84<br />

Produkt News<br />

Intelligente Behältergaragen<br />

Das steigende Müllaufkommen im öffentlichen Bereich stellt die Kommunen vor große<br />

Herausforderungen, um ihrem Anspruch nachzukommen, die Städte auf wirtschaftliche<br />

Weise sauber zu halten. Gleich zwei Innovative und optisch ansprechende Lösungen<br />

für große Müllmengen bietet Stausberg Stadtmöbel an.<br />

CITYbig von BECK, der für die Unterbringung<br />

von standardisierten 240 Liter<br />

Hausmülltonnen konzipiert ist, ist deutlich<br />

größer als konventionelle öffentliche Abfallbehälter<br />

und mit vergleichsweise großen<br />

Mülleinwürfen auf allen vier Seiten ausgestattet.<br />

Auch in Sachen Ausgestaltung geben<br />

sich die Einhausungen vielseitig: Es stehen<br />

Behälter mit gewölbten, schrägen oder<br />

pyramidenförmigen Dächern aus beschichtetem<br />

Stahlblech zur Auswahl. Der CITYbig<br />

wird mit Seitenwänden aus beschichtetem<br />

Blech sowie mit Holzverkleidungen aus vertikal<br />

oder horizontal angeordneten Leisten<br />

angeboten und passt sich so – trotz der Größe<br />

– gut an die jeweilige Umgebung an.<br />

Eine umweltfreundliche Alternative ist der<br />

solarbetriebene CITYSOLAR, der finnischen<br />

Marke FINBIN, mit im Behälter integrierter<br />

Presse zur Komprimierung von Müll. Er ist<br />

ebenfalls für Standardhausmülltonnen konzipiert,<br />

mit bis zu 1.200 Litern verarbeitet er<br />

aber das fünffache seines eigentlichen Fassungsvermögens.<br />

Angetrieben wird die Presse durch ein in das<br />

gewölbte Dach des CITYSOLAR integriertes,<br />

von schlagfestem Polycarbonat abgedecktes,<br />

Photovoltaik-Modul. Die Presse springt<br />

in regelmäßigen Abständen selbstständig<br />

an, wobei in diesen Intervallen die Mülleinwurfklappe<br />

automatisch verriegelt wird, um<br />

Nutzer vor Unfällen zu schützen. Das PV<br />

Modul ermöglicht zudem eine permanente<br />

Füllstandsmessung mit LED-Statusanzeige.<br />

Diese Daten können über die optionale Online<br />

Plattform FINBIN Care bzw. die dazugehörige<br />

Mobile App abgerufen werden.<br />

Die gesteigerte Kapazität verlängert die Leerungsintervalle,<br />

eröffnet ungewöhnlich viel<br />

Spielraum bei der Leerungsplanung und bietet<br />

den Kommunen ein erhebliches Einsparpotenzial<br />

bei der Abfallentsorgung.<br />

Stausberg Stadtmöbel GmbH<br />

T +43 (0)7258 5711<br />

info@stausberg.at<br />

www.stausberg.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

85<br />

Produkt News<br />

GVTB-Betonpreis 2019<br />

Bereits zum siebten Mal fiel die Entscheidung<br />

für den Betonpreis des Güteverbandes<br />

Transportbeton, GVTB. Insgesamt wurden<br />

14 Projekte eingereicht – auffällig dabei<br />

die hohe ausgeführte Qualität wie auch die<br />

Innovationskraft.<br />

Die Landesgalerie Niederösterreich in<br />

Krems-Stein an der Donau ist eines der beiden<br />

Siegerprojekte. Der Bau beruht auf der<br />

kühnen Vision von Marte.Marte Architekten,<br />

ausgeführt von Wopfinger Transportbeton<br />

und Dywidag Dyckerhoff & Widmann.<br />

In allen Kategorien – Funktion, Innovation,<br />

Ausführungsleistung, Nachhaltigkeit und<br />

Design – überzeugten neben der Landesgalerie<br />

Krems auch die Rad- und Gehwegbrücke<br />

in Gratkorn, Steiermark. Eine Anerkennung<br />

in der Kategorie Design erhielt<br />

der Wohnbau Aldrans. Weitere Informationen<br />

dazu unter www.gvtb.at.<br />

Im Zentrum der Auszeichnung des Güteverbandes<br />

Transportbeton stehen Projekte,<br />

die überwiegend mit Transportbeton errichtet<br />

wurden. Das eingereichte Bauprojekt<br />

muss fertiggestellt und darf nicht älter<br />

als drei Jahre sein. Zur Einreichung eingeladen<br />

sind jeweils Bauunternehmen, Architekten,<br />

Bauherren und selbstverständlich<br />

Transportbetonunternehmen des GVTB.<br />

Der eingesetzte Beton muss von einem Mitglied<br />

des GVTB stammen.<br />

Wopfinger Transportbeton Ges.m.b.H<br />

T +43 (0)22553 6551-0<br />

office@wopfinger.com<br />

www.wopfinger.com<br />

E-Book<br />

Tageslicht mit<br />

ÖNORM EN 17037<br />

gestalten<br />

Stufen-Lichtband<br />

VELUX Modular Skylights<br />

Modulare Konstruktion.<br />

Filigrane Struktur.<br />

Mehr Tageslicht.<br />

Der innovative Stufenaufbau der<br />

Lichtbänder ermöglicht große<br />

Spannweiten und elegantes Design<br />

bei geringen Konstruktionshöhen<br />

und integrierter Entwässerung.<br />

Für mehr Tageslicht bei<br />

modularen Glasdächern.<br />

www.veluxcommercial.at<br />

Staufer Grundschule, Schongau, Deutschland, balda architekten<br />

https://commercial.velux.at/inspiration/referenzen


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

86<br />

Produkt News<br />

Saubere Luft & saubere Steine<br />

Mit der reduNOx Technologie bietet das burgenländische Familienunternehmen Friedl<br />

Steinwerke eine Lösung an, mit der Pflastersteine als Katalysator wirken und Luftschadstoffe<br />

abbauen. Der wunderbare Nebeneffekt dabei ist, dass diese Technologie<br />

schmutzabweisend und selbstreinigend wirkt.<br />

Stickstoffoxide, kurz Stickoxide (NO x ), entstehen<br />

bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe<br />

und belasten die Atemluftqualität. Für<br />

Menschen ist vor allem Stickstoffdioxid NO 2<br />

gefährlich, das die Atemwege angreift. reduNOx<br />

unterstützt die Umwandlung dieser<br />

Schadstoffe und beschleunigt den natürlichen<br />

Abbauprozess der Stickoxide in Nitrat.<br />

Dem Betonstein wird dafür Titandioxid (ein<br />

Weißpigment, das u. a. in Anstrichen und<br />

Kosmetika vorkommt) zugesetzt. Mithilfe<br />

von Sonneneinstrahlung wandelt es Stickoxide<br />

an der Steinoberfläche in Nitrat um.<br />

Mit dem nächsten Regen wird das leicht<br />

wasserlösliche Nitrat abtransportiert und in<br />

der Bodenzone mikrobiell zersetzt.<br />

Zudem bildet sich unter Sonneneinstrahlung<br />

eine superhydrophile Oberfläche, d. h.<br />

Wasser und Tau breiten sich auf der Pflastersteinoberfläche<br />

gleichmäßig aus und<br />

unterspülen den Schmutz. Der nächste Niederschlag<br />

spült die Schmutzpartikel fort.<br />

Die photokatalytische Wirkung der Friedl<br />

Steine hat das Institut für Technische Chemie<br />

D-TOX in Hannover nachgewiesen: Es<br />

wurde eine Abbaurate unter Laborbedingungen<br />

von 20,04 mg NO/m 2 h erzielt und<br />

dem geprüften Stein damit eine exzellente<br />

Aktivität für den photokatalytischen Abbau<br />

in der Gasphase bestätigt. Die Wirkung<br />

des Titandioxids bleibt über die gesamte<br />

Lebensdauer des Steines erhalten, d. h. es<br />

baut sich nicht ab. Sämtliche Friedl Pflastersteine<br />

können mit reduNOx Technologie<br />

ausgestattet werden.<br />

Das Unternehmen bietet mit über 130 Steinbzw.<br />

Plattenformaten, 20 Kombipflastern,<br />

10 Zaunstein-Systemen und vielen weiteren<br />

Gestaltungselementen wie Blockstufen, Palisaden<br />

etc. ein breites Angebot an Steinen<br />

zur Außenraumgestaltung. Über 50 Standardfarben<br />

stehen zur Verfügung, spezielle<br />

Farb- und bei großen Projekten auch Formatwünsche<br />

sind möglich.<br />

Friedl Steinwerke GmbH<br />

T +43 (0)2618 3208-0<br />

weppersdorf@steinwerke.at<br />

www.steinwerke.at<br />

Mit Hilfe von Sonnenlicht wandelt<br />

Titandioxid (TiO 2 ) Stickoxide (NO x )<br />

in Nitrat (NO 3 -) um.<br />

Regenwasser transportiert das Nitrat<br />

(NO 3 -) von der Fläche. Das Nitrat dient<br />

den Pflanzen als Nährstoff.<br />

NO x<br />

NO x<br />

NO x<br />

NO 3–<br />

NO 3–<br />

NO3–<br />

NO 3– NO 3– NO 3–<br />

NO 3–


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Nachhaltige Terrassensysteme<br />

87<br />

Produkt News<br />

Die aus einem patentierten Holz-Kunststoffverbundwerkstoff<br />

bestehenden Twinson Terrassendielen<br />

Character Massive und Majestic Massive Pro<br />

überzeugen als umweltfreundliche und pflegeleichte<br />

Alternative zu Holzdielen. Da sie keine Hohlkammern<br />

besitzen, lassen sie sich leicht und präzise zuschneiden<br />

und so genau an alle Grundrisswünsche<br />

anpassen. Zudem sind die Massivdielen, deren Oberfläche<br />

der Beschaffenheit von Holz nachempfunden<br />

ist, äußerst rutschfest, langlebig und brandsicher.<br />

Dank des neuen schraubenlosen Clip-Systems sind<br />

die Twinson-Dielen einfach zu verlegen und überzeugen<br />

zudem mit Nachhaltigkeit: Sie sind zu 100%<br />

recyclingfähig und besitzen einen Recyclingkern,<br />

der sich zu je 50% PEFC-zertifiziertem Holz aus<br />

nachhaltiger Forstwirtschaft und recyceltem PVC<br />

zusammensetzt.<br />

Character Massive ist in sechs verschiedenen, natürlichen<br />

Farben erhältlich, Majestic Massive Pro<br />

in vier authentischen Bi-Color Farben. Diese Diele<br />

besitzt zudem eine zusätzliche 360°-Kunststoffummantelung:<br />

Flecken und Feuchtigkeit können gar<br />

nicht erst in die Oberfläche eindringen.<br />

Deceuninck Germany GmbH<br />

T +49 (0)9422-8210-0<br />

info@deceuninck.de<br />

www.deceuninck.de/terrassen<br />

ISOVER<br />

ULTIMATE<br />

Die Hochleistungs-Mineralwolle<br />

Ultimativer Brandschutz<br />

Schmelzpunkt ≥ 1000 °C<br />

Höchster Wärmeschutz<br />

Wärmeleitfähigkeit<br />

ab λ D<br />

= 0,031 W/m·K<br />

Bester Schallschutz<br />

ISOVER. So wird gedämmt.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

88<br />

Produkt News<br />

Mit der Umgebung verbunden<br />

Der neu gestaltete Rheinboulevard in Köln ermöglicht seinen Besuchern, die<br />

Stadt aus einem anderen Blickwinkel zu genießen. Neben den großzügigen Treppen<br />

und der belebten Promenade fehlten allerdings Angebote wie Restaurants<br />

oder Kioske.<br />

Deshalb haben Besitzer und Nutzer des Hyatt Regency<br />

Hotel das Architekturbüro Gatermann +<br />

Schossig damit beauftragt, effiziente gastronomische<br />

Strukturen am Rheinufer zu entwickeln, die eine<br />

hohe Aufenthaltsqualität bieten und einen Blick auf<br />

den Dom ermöglichen. Den Vorgaben entsprechend<br />

sollte das Bauprojekt den repräsentativen Zugang<br />

des Fünf-Sterne-Hotels stärken und die Gastronomie<br />

trotzdem klar öffentlich zum Rheinboulevard adressiert<br />

und für Besucher zugänglich sein.<br />

Entstanden ist so ein begehbares Kunstprojekt, das<br />

als eine Erweiterung der Promenade und seiner Treppen<br />

dient und in zwei gläsernen Pavillons das italienische<br />

Restaurant „Grissini“ und das Streetfood-Lokal<br />

„Sticky Fingers“ beherbergt.<br />

Für die Gestaltung der Gebäudehülle initiierte die<br />

Architektin Dörte Gatermann einen Künstlerwettbe-<br />

werb, bei dem der Wiener Künstler Peter Kogler mit<br />

seinem Entwurf überzeugen konnte. Je Pavillon ziert<br />

die Arbeit von Kogler drei gläserne Seitenwände und<br />

das geschlossene Metalldach. Als vierte Glasfassade<br />

bleibt die Rheinseite mit fantastischem Blick auf den<br />

Kölner Dom durchsichtig.<br />

Die großen Glasschiebetüren dort lassen sich vollständig<br />

öffnen und verbinden den Restaurantbereich<br />

nahtlos mit der Terrasse. Die bis zu 400 kg schweren<br />

und raumhohen Glaselemente konnten mit dem Schiebefenster<br />

cero von Solarlux in der geforderten Ausführungsqualität<br />

realisiert werden. Mit über 4,5 Metern<br />

Höhe und äußerst schlanken Profilansichten von 34<br />

mm bietet cero großzügige Ausblicke auf den Kölner<br />

Dom und das Rheinpanorama. Die über 22 Meter lange<br />

Glasfront wurde mit neun Scheiben ausgestattet – ein<br />

bewegliches und ein festes Element wechseln sich ab.<br />

SOLARLUX<br />

AUSTRIA GmbH<br />

T +43 (0)512 209 023<br />

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89<br />

Produkt News<br />

grenzen<br />

los<br />

planen.<br />

Individuelle Steine nach Ihren Ideen.<br />

Zuverlässig dicht<br />

Dach<strong>architektur</strong> ist vielfältig, sowohl hinsichtlich der möglichen<br />

Geometrien als auch der eingesetzten Baustoffe. Damit die<br />

Konstruktion zuverlässig vor Feuchtigkeit geschützt ist, bedarf<br />

es einer Abdichtung der Flächen und vor allem der Details.<br />

Insbesondere beim Übergang zwischen verschiedenen Bauteilen<br />

und -stoffen erweisen sich Flüssigabdichtungen auf Basis<br />

von Polymethylmethacrylat (PMMA) als Problemlöser. Für diesen<br />

Anwendungsfall bietet Triflex das Detail Abdichtungssystem<br />

Triflex ProDetail an. Die systemintegrierte Spezialvlieseinlage<br />

wird in zwei Schichten des flüssigen Harzes eingebettet.<br />

Das Ergebnis ist eine naht- und fugenlose Fläche, die Bauwerksbewegungen<br />

dynamisch aufnimmt und aufgrund der Viskosität<br />

auch auf senkrechten Flächen haftet, ohne abzurutschen.<br />

Ein weiteres Anwendungsbeispiel für PMMA-Flüssigabdichtungen<br />

auf unterschiedlichen Materialien sind Sheddächer,<br />

wo Glas und Metall neben dem geläufigen Untergrund aus Abdichtungsbahnen<br />

vorkommen. Für solche Fälle bietet Triflex<br />

spezielle Primer, mit denen der Untergrund ohne vorheriges<br />

Schleifen vorbereitet werden kann: Triflex Metal Primer wird<br />

aus der Flasche direkt auf die zu behandelnden Stellen aufgesprüht.<br />

Ergänzt wird das Angebot mit Triflex Glas Primer und<br />

der Triflex Primer 610 für ausgewählte Kunststoffbahnen. Beide<br />

sind schnelltrocknend, sodass bereits nach kurzer Zeit mit dem<br />

Auftrag der Abdichtung begonnen werden kann.<br />

Triflex GesmbH<br />

T +43 (0)7667 21505<br />

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www.triflex.at<br />

© Markus Kaiser, Graz<br />

PARTNER FÜR OBJEKTGESTALTER<br />

Mit dem umfassenden Standardsortiment und individuellen<br />

Sonderproduktionen bei Farben und Formaten eröffnen Friedl<br />

Steinwerke neue Möglichkeiten in der Gestaltung von Plätzen und<br />

Wegen. Wir stehen für Beratung und Bemusterung gerne bereit:<br />

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

90<br />

Produkt News<br />

Leistungsfähige Hybridlösung<br />

Großzügige Verglasung, sehr gute Schall- und Wärmedämmung, hohe Schlagregendichtheit<br />

und eine schlanke Optik kennzeichnen WICSLIDE 150 PS von<br />

WICONA, dessen Profile aus Hydro CIRCAL 75R, der Legierung in Spitzenqualität<br />

mit einem Mindestanteil an End-of-Life-Aluminium von 75 Prozent, bestehen.<br />

Die technisch anspruchsvolle und leistungsfähige Hybridlösung<br />

vereint die Vorteile einer Schiebetür und<br />

eines Fensters und erfüllt so die Anforderungen des<br />

modernen Komfort-Wohnens in Zeiten zunehmender<br />

Urbanisierung: Optische Vergrößerung des Raums in<br />

Richtung Terrasse oder Balkon, sehr viel Tageslicht,<br />

gleichzeitig Schutz vor Lärm und Witterungseinflüssen<br />

bei einfacher Bedienung und hoher Funktionalität.<br />

Neben der komfortablen Bedienung – der Flügel<br />

macht zuerst einen sechs Millimeter Versatz nach innen,<br />

dann läuft er parallel zum Festfeld ohne Kontakt<br />

mit den Dichtungen – sorgen die umlaufende Dichtung<br />

und das patentierte Mitteldichtungssystem für<br />

optimale Schlagregendichtheit (Einstufung in Klasse<br />

E1200), die bis zu viermal höher ist als bei normalen<br />

Schiebeelementen.<br />

Besonders innovativ ist das Mikro-Lüftungssystem,<br />

das sich mit der Griff-Stellung in 90Æ aktivieren lässt,<br />

wobei der Schiebeflügel mit sechs Millimeter Versatz<br />

in der Lüftungsposition immer noch verriegelt ist.<br />

Herausragend sind auch Wärmedämmung und Schallschutz:<br />

Das Prüfelement mit 3-fach Verglasung und<br />

thermisch verbessertem Randverbund erreichte einen<br />

Uw-Wert von bis zu 1,00 W/m 2 K. Im Bereich Schallschutz<br />

erreicht WICSILDE 150 PS einen Rw-Wert von<br />

45 dB, die Widerstandsfähigkeit gegen Windlast führte<br />

zur Einstufung in Klasse 3 (Prüflast 1200 Pa; Sicherheitslast<br />

1800 Pa) und wurde bei der Einbruchhemmung<br />

in die Klasse RC 2 eingestuft.<br />

Abgerundet wird das Leistungsspektrum des neuen<br />

Versatz-Schiebesystems durch zahlreiche Möglichkeiten<br />

beim Farb- und Oberflächendesign. Exklusive<br />

Eloxaltöne, Beschichtungen mit antibakteriellen, antiviralen,<br />

kratzresistenten oder wärmereflektierenden<br />

Eigenschaften stehen für das Gestaltungskonzept der<br />

Fassaden- und Gebäude<strong>architektur</strong> zur Verfügung.<br />

Hydro Building Systems Austria GmbH<br />

T +43 (0)6212 20000<br />

info@wicona.at<br />

www.wicona.at


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91<br />

Produkt News<br />

All-in-one Lösung<br />

Mit dem Austrotherm Attikaelement, das sich gleichermaßen<br />

für Warm- und Umkehrdächer bzw. Neubauten und Sanierungen<br />

eignet, lassen sich statisch nicht beanspruchte Attiken einfach<br />

und kostengünstig ausführen. Die Fertigteilelemente ersetzen<br />

die gängigen, teuren und aufwendigen Betonschalungen, die<br />

noch durch zusätzliche Dämmelemente ergänzt werden müssen.<br />

Als Basismaterial für das Attikaelement wird Austrotherm<br />

EPS mit einem Lamdawert 0,037 W/(mK) verwendet. Speziell<br />

für Niedrigenergie- und Passivhäuser gibt es das Fertigteilelement<br />

auch mit einer Wärmeleitfähigkeit von nur 0,031 W/(mK).<br />

Die Standardmaße betragen 30 bis 50 cm Breite, 40 bis 70 cm<br />

Höhe sowie 200 cm Länge, auf Wunsch sind kundenspezifische<br />

Abmessungen lieferbar.<br />

Binnen kurzer Zeit können die Elemente direkt vor Ort zugeschnitten<br />

und einfach und sofort verarbeitet werden. Die Allin-one<br />

Lösung verfügt über Montagewinkel zur Befestigung im<br />

Untergrund und über integrierte PVC-Leisten zur Befestigung<br />

der Verblechung. Beschichtet ist das Attikaelement mit der<br />

Austrotherm Beschichtungsmasse TOP. Ein detaillierter Verlegeplan<br />

liegt jeder Lieferung bei.<br />

VIELSEITIGE<br />

DACH-<br />

ABDICHTUNG.<br />

MAXIMALE<br />

PLANUNGS-<br />

SICHERHEIT.<br />

Austrotherm GmbH<br />

T +43 (0)2633 401-0<br />

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Unsere Dachabdichtungssysteme<br />

basieren auf Flüssigkunststoff.<br />

Sie eignen sich für einfache, detailreiche oder komplizierte<br />

Dachkonstruktionen, sind flexibel einsetzbar, dichten<br />

die Bausubstanz dauerhaft ab und bieten vielfältige<br />

Gestaltungsmöglichkeiten. Und sie erfüllen dabei alle<br />

Anforderungen der Flachdachrichtlinie. Vor allem aber<br />

lösen wir Projekte immer gemeinsam.<br />

www.triflex.com


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

92<br />

Produkt News<br />

Fassade an prominenter Adresse<br />

Mit gut 125 Metern ist das von Skidmore Owings & Merrill (SOM) geplante Wohn- und Geschäftshaus<br />

The Park Loggia ein für New Yorker Verhältnisse eher kleines aber feines Hochhaus.<br />

Auf einem 6-stöckigen Plateau mit Shop- und Gewerbeflächen erhebt sich der schlanke<br />

Wohnturm und bietet auf 26 Etagen Platz für über 160 Wohneinheiten.<br />

Inspiriert von den prestigeträchtig gemauerten<br />

Mehrfamilienhäusern der Upper West Side wählten<br />

die Architekten für die Fassade des 26-stöckigen<br />

Turms und seines 6-stöckigen Sockels weiß glasierte<br />

Keramikplatten der Firma MOEDING aus Niederbayern.<br />

Die speziell für das Gebäude entwickelten dreidimensionalen<br />

Elemente in einer Breite von 543 bis 760<br />

Millimeter wurden basierend auf dem LONGOTON®<br />

System vorgehängt und hinterlüftet vor Ort montiert.<br />

Mit schwungvollen Rundungen zwischen 120 und<br />

200 Millimeter ragen sie elegant aus der Fassadenebene<br />

heraus und verjüngen sich in drei Abstufungen<br />

bis zur Gebäudeoberkante.<br />

Für ein perfektes Ergebnis besichtigte das New<br />

Yorker Projektteam bereits in den frühen Planungsphasen<br />

das MOEDING Werk in Marklkofen. Die hier<br />

aufgebauten Musterflächen im Verhältnis 1:1 ermöglichten<br />

den Planern, die unterschiedlichen Plattenformen<br />

und Glasuren aus verschiedenen Blickwinkeln<br />

und Lichtverhältnissen zu betrachten.<br />

Aufgrund der Komplexität der Plattengeometrie und<br />

der ungewöhnlichen Plattengrößen galt es einige<br />

Herausforderungen zu meistern: So waren beispielsweise<br />

für die Übergänge zwischen den horizontal<br />

und vertikal ausgerichteten Ziegelelementen sehr<br />

genaue und komplizierte Schnitte nötig, die dank der<br />

rechnergesteuerten Kalibrieranlage durchgeführt<br />

werden konnten.<br />

Moeding Keramikfassaden GmbH<br />

T +49 (0)8732 2460-0<br />

info@moeding.de<br />

www.moeding.de


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

93<br />

Produkt News<br />

Steildach am Dachstein optimal gedämmt<br />

Als höchstgelegene Schutzhütte Oberösterreichs<br />

hat die Seethalerhütte auf 2.740<br />

m – erbaut vom Alpenverein Austria und<br />

umgeben vom ewigen Eis des Dachsteingletschers<br />

– hartem Klima zu trotzen. Dass<br />

es drinnen trotzdem wohlig warm ist, liegt<br />

auch an der hocheffizienten Aufdachdämmung<br />

mit Steinbacher Dämmstoffen.<br />

Für die optimale Wärmedämmung am<br />

Steildach der neuen Schutzhütte sorgen<br />

106 m 2 des leistungsstarken Polyuret-<br />

han-Aufdachdämmelements steinothan®<br />

125 DO – eine diffusionsfähige Variante des<br />

Steinbacher Produktportfolios für die Dämmung<br />

von geneigten Dächern.<br />

steinothan® 125 DO garantiert mit einer<br />

Wärmeleitfähigkeit von 0,025 W/(mK) eine<br />

Top-Dämmleistung, sehr hohe Druckfestigkeit<br />

und eine erhöhte Regensicherheit.<br />

Dank des Hochleistungsdämmstoffes Polyurethan<br />

sind damit sehr schlanke Aufbauten<br />

möglich und der Wohnraum kann bis<br />

unters Dach optimal ausgenutzt werden.<br />

Aufgrund der Diffusionsfähigkeit eignet<br />

sich dieses Dämmelement insbesondere für<br />

Dachsanierungen, bei denen bereits eine<br />

Dämmung zwischen dem Sparren vorhanden<br />

ist.<br />

Steinbacher Dämmstoff GmbH<br />

T +43 (0)5352 700-0<br />

office@steinbacher.at<br />

www.steinbacher.at<br />

CITYline A18 optional mit Hundekot-Beutelspender<br />

oder Ascher<br />

Stets verfügbar dank moderner<br />

Lagerlogistik<br />

Stausberg Stadtmöbel GmbH 4531 Kematen a. d. Krems Telefon +43 (0)7258 / 5711 stausberg.at


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

94<br />

edv<br />

IFC: Schnittstelle<br />

zur BIM-Welt<br />

Ohne IFC-Schnittstelle gibt es keine Big oder Open BIM-Projekte. Was<br />

leistet das wichtigste BIM-Datenaustauschformat, wo liegen die Grenzen<br />

und was muss man beim Im- und Export beachten?<br />

Text: Marian Behaneck<br />

Der Fachplaner erhält vom Architekt digitale<br />

Projektdaten, die er allerdings nicht<br />

oder nur fehlerhaft in das eigene CAD-Programm<br />

einlesen kann. Deshalb werden sie<br />

notgedrungen neu erstellt und mit eigenen<br />

Informationen ergänzt. Diese gehen an den<br />

Architekt zurück, werden von ihm geprüft<br />

und wichtige Informationen manuell in das<br />

eigene CAD-Programm übernommen. Ein<br />

Planungs-Szenario aus prähistorischen<br />

EDV-Zeiten? Leider nicht! Dass in digitaler<br />

Form übernommene Pläne von Tragwerksoder<br />

TGA-Planern, Energieberatern oder<br />

Bauphysikern neu erstellt werden müssen,<br />

ist eher die Regel als die Ausnahme. Weil<br />

Fehler beim Import entstehen oder Daten<br />

verloren gehen und eine Anpassung<br />

der Importdaten an das eigene Programm<br />

aufwendiger wäre als eine Neueingabe,<br />

geschieht das Jahr für Jahr viele tausend<br />

Male. Schätzungen zufolge könnten bis zu<br />

20 Prozent an Planungskosten eingespart<br />

werden, gäbe es leistungsfähigere Schnittstellen<br />

und Datenaustauschformate.<br />

In der BIM-Planung werden nicht 2D-Pläne, sondern 3D-Gebäudemodelle fachübergreifend per<br />

IFC-Datenformat übertragen. © Autodesk, Network Rail and Jacobs<br />

Keine Kooperation ohne<br />

Datenaustausch<br />

Datenaustauschformate sorgen dafür, dass<br />

ein Programm eines bestimmten Herstellers<br />

die Daten eines von einem anderen<br />

Hersteller stammenden Programms lesen,<br />

gegebenenfalls kommentieren und ändern<br />

kann. Austauschformate haben allerdings<br />

ein Problem: Sie müssen sich als „Vermittler“<br />

zwischen zwei unterschiedlichen<br />

Programm-Welten auf einen kleinsten gemeinsamen<br />

Nenner einigen, damit der Datenaustausch<br />

funktioniert. Deshalb ist er<br />

prinzipiell mit Datenverlusten verbunden<br />

und die ausgetauschten Informationen verfügen<br />

nicht mehr über die Qualität und „Intelligenz“<br />

des Quellformats. Beim Austausch<br />

von Texten oder Bildern ist das weniger<br />

problematisch, bei CAD- oder BIM-Daten<br />

aber sehr wohl. Aktuelle CAD- und BIM-Programme<br />

sind objektorientiert. Das bedeutet,<br />

dass Bauwerksmodelle nicht aus „dummen“<br />

Linien, Flächen oder 3D-Körpern bestehen,<br />

sondern aus „intelligenten“ Objekten wie<br />

Wänden, Stützen, Decken, Versorgungsleitungen<br />

und anderen Bauteilen. Sie sind parametrisierbar,<br />

kennen ihre wechselseitigen<br />

Beziehungen, wissen, was sie sind, welche<br />

technischen Kennwerte sie haben, was sie<br />

kosten und so weiter. Überträgt man diese<br />

Bauteile mit den herkömmlichen CAD-Austauschformaten<br />

wie DXF, DWG oder DGN,<br />

gehen diese Informationen verloren, weil<br />

diese Datenformate nur geometrische 2Dund<br />

3D-Informationen speichern.<br />

Vom Geometrie- zum<br />

Objektdatenaustausch<br />

Mit der BIM-Planungsmethode stehen nicht<br />

mehr Pläne im Zentrum des Informationsaustausches,<br />

sondern Gebäudedatenmodelle.<br />

Deshalb wurde ein neues Austauschformat<br />

notwendig, das neben der Grafik auch<br />

Bauteil- oder Objektdaten übertragen kann.<br />

1996, noch lange vor BIM, wurde mit den Industry<br />

Foundation Classes (IFC) ein offener,<br />

internationaler Standard für den softwareübergreifenden<br />

Austausch von Bauwerksdatenmodellen<br />

vorgestellt, ursprünglich<br />

von der Industrieallianz für Inter operabilität,<br />

heute bekannt als buildingSMART International.<br />

Hervorgegangen ist das IFC-Datenformat<br />

aus den STEP-Standard (Standard<br />

for the Exchange of Product Data), einem in<br />

der Maschinenbau- und Automobilindustrie<br />

verbreiteten Format zum Austausch produktdefinierender<br />

Objektdaten. Seit 2017 ist<br />

mit der DIN EN ISO 16739 IFC ab der Version<br />

4 auch offiziell das europäische Datenformat<br />

für den Austausch von Geometrien und<br />

Bauteileigenschaften eines BIM-Modells<br />

zwischen Softwareanwendungen verschiedener<br />

Hersteller.<br />

Vom IFC-Datenformat abgebildet, werden<br />

Gebäudestrukturen und logische Wechselbeziehungen,<br />

zugehörige Eigenschaften<br />

(Attribute) sowie Geometrien. Ausgetauscht<br />

werden IFC-Informationen über Dateien mit


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

95<br />

edv<br />

IFC-Daten beschreiben Gebäudemodelle nach einer logisch aufgebauten,<br />

baumartigen Struktur. © Autodesk<br />

Beim IFC-Export komplexer Bauteile wie mehrschichtiger<br />

Wände müssen neben der Geometrie eine Vielzahl an Bauteildaten<br />

übergeben werden. © Autodesk<br />

der Endung IFC, die über einen ASCII-Editor<br />

geöffnet, gelesen und modifiziert werden<br />

können. Gebräuchlich sind auch komprimierte<br />

IFC-Dateien (IFCZIP) und IFC-Dateien<br />

im XML-Standard (IFCXML) für den<br />

Austausch mit Berechnungsprogrammen,<br />

die kein IFC unterstützen. Seit Einführung<br />

des IFC-Standards wurden sukzessive neue<br />

Versionen entwickelt, wovon erst die Version<br />

IFC 2x3 in der Praxis eine nennenswerte<br />

Verbreitung gefunden hat. Sie wird inzwischen<br />

von den meisten Programmen für<br />

CAD, Tragwerksplanung, Gebäudetechnik,<br />

Mengen- und Kostenermittlung, Bauphysik<br />

oder CAFM unterstützt und daher am häufigsten<br />

verwendet. Der 2014 eingeführte<br />

Nachfolger IFC4 enthält viele Verbesserungen<br />

und Erweiterungen, etwa von IFC-Klassen,<br />

von Modell View Definitions (s.u.) etc.<br />

IFC 4 wird derzeit zwar nur von einigen<br />

Software-Anbietern unterstützt, soll IFC 2x3<br />

aber sukzessive ablösen. In Vorbereitung ist<br />

bereits die Version IFC 5, die Erweiterungen<br />

vor allem für den Infrastrukturbau enthalten<br />

soll (siehe: https://technical.buildingsmart.<br />

org/standards/ifc/ifc-schema-specifications/ifc-release-notes).<br />

Wie sind IFC-Daten aufgebaut?<br />

IFC-Daten beschreiben Gebäudemodelle<br />

nach einer vordefinierten, logisch aufgebauten,<br />

baumartigen Struktur: ifcProject<br />

(Projekt), ifcSite (Grundstück), ifcBuilding<br />

(Gebäude), ifcBuildingStorey (Geschoss),<br />

ifcBuildingElements (Gebäudebauteile).<br />

Gebäudebauteile werden wiederum in sogenannte<br />

Modellelemente oder IFC-Klassen<br />

strukturiert. Zu den Architektur-Modellelementen<br />

gehören beispielsweise<br />

ifcWall (Wand), ifcSlab (Decke) oder ifcStair<br />

(Treppe). Beispiele aus der TGA sind<br />

ifcBoiler (Heizkessel) oder ifcPipeSegment<br />

(Rohr) und aus der Tragwerksplanung ifcReinforceingBar<br />

(Bewehrungsstab) oder<br />

ifcReinforceingMesh (Bewehrungsmatte).<br />

Daneben existieren auch allgemeine<br />

IFC-Klassen, wie zum Beispiel ifcBuildingElementProxy<br />

für nicht definierte,<br />

individuelle Bauteile. Da es hinsichtlich des<br />

Datenvolumens und der Verarbeitungsgeschwindigkeit<br />

sinnvoll ist, in IFC-Dateien<br />

nur jene Bauwerksinformationen abzubilden,<br />

die auch tatsächlich benötigt werden,<br />

beschreiben sogenannte Modell View<br />

Definitions (MVD) eine Teilmenge der<br />

umfangreichen IFC-Datenstruktur. MVDs<br />

bilden also eine Art Informationsfilter, die<br />

bestimmte Inhalte aus den IFC-Modellen<br />

exportieren und damit die in der Praxis<br />

auftretenden Austauschszenarien unterstützen.<br />

Eingesetzt werden sie in Form von<br />

Einstellungen beim Export und Import von<br />

IFC-Daten. MVDs entscheiden darüber, für<br />

welchen Zweck eine IFC-Datei verwendet<br />

wird. Soll beispielsweise das BIM-Architekturmodell<br />

für die Energieanalyse genutzt<br />

werden, wählt der Architekt die passende<br />

MVD. Dabei werden nur die benötigten Informationen<br />

wie Gebäudehülle, Räume und<br />

U-Werte exportiert. Für die TGA-Planung<br />

werden Informationen zu Elementen der<br />

Gebäudetechnik wie Heizung, Lüftung/Klima<br />

oder Elektro benötigt. CAFM-Systeme<br />

setzen Raum- und Bauteilinformationen zu<br />

Nutzungsflächen, zum Brandschutz oder<br />

zur Wartung voraus und so weiter. MVD’s<br />

werden gemeinsam mit der IFC-Version für<br />

den Datenaustausch festgelegt. Die aktuell<br />

am häufigsten verwendete MVD für den<br />

Austausch von Gebäudemodellen zwischen<br />

Architekten, TGA- und Tragwerksplanern,<br />

Bauphysikern und Gebäude-Energieberatern<br />

ist die IFC 2x3 Coordination View 2.0.<br />

Parallel zur Version IFC4 wurde speziell für


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

96<br />

edv<br />

Übergabeprobleme aufgrund falsch modellierter<br />

oder editierter Bauteile und Bauteilanschlüsse<br />

lassen sich durch softwarespezifische<br />

Modellierungsrichtlinien vermeiden.<br />

© Graphisoft Deutschland<br />

die Übergabe energetisch relevanter Daten<br />

die Energy Analysis View definiert, die aufgrund<br />

der geringen Verbreitung von IFC4<br />

allerdings praktisch noch keine Rolle spielt.<br />

Eine Übersicht aktueller MVDs finden Sie<br />

hier: https://technical.buildingsmart.org/<br />

standards/mvd/mvd-database<br />

Herausforderungen beim<br />

IFC-Datenaustausch<br />

In der Praxis kam und kommt es insbesondere<br />

beim Austausch über ältere IFC-Versionen<br />

immer wieder zu Übertragungsfehlern:<br />

Komplexere Bauteile wie mehrschichtige<br />

Wände, Wanddurchbrüche, Treppen oder<br />

Rampen etc. werden falsch, unvollständig<br />

oder überhaupt nicht übertragen. In einigen<br />

Fällen resultieren Fehler allerdings nicht aus<br />

den durchaus vorhandenen Unzulänglichkeiten<br />

des IFC-Datenformats, sondern aus<br />

falsch deklarierten oder unsauber modellierten,<br />

respektive editierten Bauteilen. Das<br />

fängt schon bei der Wand an: Wo beginnt,<br />

wo endet sie? Wie sieht der Wand anschluss<br />

im Detail aus? Sind Raumgeometrien oder<br />

Raumflächen und ihre Eigenschaften korrekt<br />

definiert? Gilt das auch für Installationsschächte,<br />

Hohlräume unter abgehängten<br />

Decken etc.? Werden diese und<br />

weitere Details bei der BIM-Modellierung<br />

nicht beachtet, kommt es zwangsläufig zu<br />

Auswertungs- und Übergabefehlern. Auch<br />

eine nicht regelkonforme Bearbeitung eines<br />

Standard-Bauteils kann schnell zu Fehlern<br />

führen, etwa wenn nicht mit den dafür vorgesehenen<br />

Werkzeugen in eine Geschossdecke<br />

eine Öffnung oder ein Gefälle eingefügt<br />

wird. Geometrien werden dann beim<br />

IFC-Export oder -Import falsch interpretiert<br />

und sind dadurch nicht mehr mit den<br />

gewohnten Werkzeugen bearbeitbar oder<br />

auswertbar. Häufig fehlen BIM-Programmen<br />

auch wichtige Standard-Bauteile, die<br />

vom Anwender dann durch andere Bauteile<br />

oder frei definierte Objekte ersetzt werden.<br />

Als Folge werden beim IFC-Export falsche<br />

Elementtypen übertragen. Deshalb bieten<br />

manche CAD/BIM-Programme die Möglichkeit,<br />

Bauteilen den gewünschten IFC-Typ<br />

zuzuordnen. Einige Hersteller von CAD/<br />

BIM-Software haben für Anwender zusätzlich<br />

BIM-Modellierungsregeln entwickelt,<br />

die sich teilweise an Richtlinien, etwa an der<br />

VDI-Richtlinie 2552, Blatt 3 orientieren. Diese<br />

erläutern, mit welchen Werkzeugen und<br />

Klassifizierungen Bauteile zu modellieren<br />

sind, damit man ein Modell erhält, das anderen<br />

Programmen für bestimmte Zwecke<br />

weiterverwendet werden kann. Ein Beispiel<br />

ist die Graphisoft-Modellierungsrichtlinie<br />

(Download: www.graphisoft.at/open-bim/<br />

open-bim-funktioniert).<br />

Tipps für den IFC-Export und -Import<br />

Die Qualität des IFC-Datenaustausches<br />

hängt neben der Modellqualität natürlich<br />

auch von der Qualität der IFC-Schnittstelle<br />

ab, von der IFC-Version, von den programmspezifischen<br />

Export-Einstellungen,<br />

von den Modell View Definitions und so<br />

weiter. Eine gewisse Sicherheit für den Anwender<br />

über die Qualität einer IFC-Schnittstelle<br />

geben auch die seit 2010 nach dem<br />

überarbeiteten Verfahren 2.0 durchgeführten<br />

buildingSMART-Zertifizierungen für die<br />

Version IFC 2x3, die nach IFC-Import und<br />

‐Export, beim Export zusätzlich nach Fachdisziplinen<br />

unterschieden werden. Eine<br />

aktuelle Übersicht über bisher zertifizierte<br />

Softwareprodukte finden Sie hier: buildingsmart.org/compliance/certified-software.<br />

Für die Wahl der richtigen Einstellungen<br />

beim Exportieren einer IFC-Datei ist entscheidend,<br />

dass bereits vorher der Verwendungszweck<br />

feststeht: Wird sie „nur“ für<br />

Koordinationszwecke eingesetzt oder muss<br />

sie in einer anderen BIM-Software weiterbearbeitet<br />

werden? Auch der Detaillierungsgrad<br />

spielt eine Rolle. Bauteile sollten nur<br />

in speziellen Fällen mit einem hohen geometrischen<br />

Detailierungsgrad exportiert<br />

werden, da der Datenumfang dann erheblich<br />

ansteigt. In den meisten Fällen genügt<br />

ein niedriger Detailierungsgrad. Für die<br />

Planung und Koordination von Durchbrüchen<br />

hat sich die Nutzung von Platzhaltern<br />

bewährt, den sogenannten „Provision for<br />

Void“-Objekten. Diese lassen sich zwischen<br />

Fachmodellen inklusive aller notwendigen<br />

Informationen sowie Abmessungen austauschen.<br />

Für die Übertragung komplexer Geometrien<br />

empfiehlt sich die Design Transfer<br />

View der Version IFC 4 mit Verbesserungen<br />

im Bereich der Geometrieübersetzung.<br />

Die IFC 4 Reference View wurde speziell<br />

für Referenz-Arbeitsabläufe konzipiert,<br />

beispielsweise für Kollisionskontrollen.<br />

Grundsätzlich gilt: bevor eine IFC-Datei<br />

an Planungspartner weitergeben wird, ist<br />

es sinnvoll, das Exportergebnis vorher zu<br />

überprüfen. Dazu werden spezielle IFC-Viewer<br />

angeboten, mit denen die Bauwerksstruktur,<br />

An- oder Aufsichten, das 3D-Modell<br />

und die Eigenschaften von Bauteilen<br />

betrachtet werden können (z.B. Autodesk<br />

Navisworks, BIM Vision, FZK Viewer, Solibri<br />

Tragwerksplaner benötigen tragende Gebäudeelemente, Öffnungen oder Durchbrüche, EnEVund<br />

Bauphysik-Software benötigten Informationen zur Gebäudehülle, zu Räumen und U-Werten.<br />

© Hottgenroth, ETU


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

97<br />

edv<br />

Die Qualität der programmspezifischen<br />

IFC-Schnittstellen ist sehr unterschiedlich und<br />

bestimmt die Ergebnisqualität mit.<br />

© Autodesk<br />

Model Viewer oder Tekla BIM-Sight). Die<br />

Einstellungsmöglichkeiten beim IFC-Import<br />

beschränken sich auf den Import in das native<br />

Format des jeweiligen BIM-Programms<br />

oder als Referenz, respektive Link. Während<br />

ersteres eine Weiterbearbeitung der<br />

Importdaten ermöglicht, aber auch länger<br />

dauert, aufwendiger und fehleranfälliger ist,<br />

wird der schnellere und fehlertolerantere<br />

Link-Import vor allem für die Koordination<br />

von BIM-Fachmodellen genutzt. Manche<br />

BIM-Programme bieten zusätzlich die Möglichkeit,<br />

Teile des verlinkten Modells nativ<br />

zu importieren und weiterzubearbeiten.<br />

Diese und weitere Hinweise zum IFC-Export<br />

und Import sind teilweise auch auf Hersteller-Webseiten<br />

oder in Handbüchern der<br />

jeweiligen CAD/BIM-Programme enthalten.<br />

Fazit: Open BIM kann funktionieren, …<br />

… wenn sich alle an die Regeln halten. Zwar<br />

ist der Datenaustausch per IFC – wie über<br />

alle anderen Austauschformate auch – kein<br />

idealer Prozess, da Bauwerksmodelle beim<br />

Export in das IFC-Format einen Teil ihrer<br />

Intelligenz einbüßen. Außerdem werden<br />

beim IFC-Export Daten dupliziert, was Re-<br />

In der Praxis wird IFC weniger für den Datenaustausch, sondern eher für die Koordination von<br />

Fachmodellen und für Kollisionsprüfungen genutzt. © Building Smart<br />

dundanzfehler begünstigt. Dennoch kann<br />

ein importiertes IFC-Modell eine brauchbare<br />

Grundlage für die weitere Planung sein,<br />

wenn Modellier-Regeln und IFC-Exporteinstellungen<br />

beachtet werden. Dass Open<br />

BIM per IFC funktionieren kann, hat auch<br />

der CAD-AVA-Datenaustausch-Test von<br />

Graphisoft belegt, der fast ausschließlich<br />

über das IFC-Austauschformat realisiert<br />

wurde. Schwächen hat das IFC-Format im<br />

Austausch zwischen Programmen unterschiedlicher<br />

Kategorien und Fachdisziplinen,<br />

aber auch zwischen Programmen<br />

derselben Disziplin, etwa zwischen zwei<br />

unterschiedlichen Architektur-CAD, TGA-<br />

CAD- oder CAFM-Programmen. Deshalb<br />

wird IFC derzeit weniger für den Datenaustausch,<br />

sondern eher für die Koordination<br />

und den Abgleich von Fachmodellen<br />

sowie für Kollisionsprüfungen genutzt. Die<br />

Entwicklung neuer IFC-Versionen, die sukzessive<br />

Optimierung der programmspezifischen<br />

IFC-Schnittstellen lassen aber auf<br />

Besserung hoffen.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Homeoffice mit<br />

Success X<br />

98<br />

edv<br />

Wie rasch ein Umstieg aufs Homeoffice erforderlich<br />

sein kann, hat die Corona-Krise<br />

deutlich gezeigt. Dabei sind diejenigen klar<br />

im Vorteil, die auf eine Software setzen,<br />

welche die Nutzung an unterschiedlichen<br />

Standorten komfortabel unterstützt. Die<br />

neue Kalkulationslösung Success X ist so<br />

konzeptioniert, dass Lizenzen von überall<br />

aus zur Verfügung stehen und Projekte an<br />

verschiedenen Orten bearbeitet werden<br />

können. Das funktioniert auch, ohne sich<br />

von extern auf einem Computer in der Firma<br />

einzuloggen und auch ohne Terminalserverlösung.<br />

Ob Success X auf einem Firmen-Laptop<br />

oder auf dem privaten Computer benutzt<br />

wird, spielt keine Rolle: Erforderlich ist lediglich<br />

eine lokale Installation des Programms.<br />

Zudem wurde vom Success X-Hersteller<br />

NEVARIS bereits zu Beginn der Corona-Krise<br />

das Angebot „Aufeinander bauen“ ins Leben<br />

gerufen. Dieses umfasst die Möglichkeit,<br />

zeitlich begrenzte Lizenzen zu erwerben,<br />

um sich für die Dauer der Ausnahmesituation<br />

optimal aufzustellen. Mit Bausoftware,<br />

die fit für das Homeoffice ist, Online-Webi-<br />

naren zum optimalen Einsatz und temporär<br />

begrenzten Lizenzen sind Success X-Nutzer<br />

auch in dieser schwierigen Zeit auf der sicheren<br />

Seite.<br />

NEVARIS Bausoftware GmbH<br />

T +43 (0)662 890 800-0<br />

kontakt@nevaris.com<br />

www.nevaris.com<br />

Optimiert digitales<br />

Vergabeverfahren<br />

In ABK8 gibt es die neue Funktion „ABK-AN-<br />

KÖ-Schnittstelle“. Neue Vergabeverfahren<br />

werden damit auf der „eVergabe+“Plattform<br />

angelegt, bestehende Verfahren geöffnet.<br />

Die Bearbeitung der Leistungsverzeichnisse<br />

erfolgt wie gewohnt. In ABK wird ein Vergabeverfahren<br />

mit den Projektinformationen<br />

und Informationen zum Auftraggeber<br />

angelegt; für die Bekanntmachung werden<br />

diese Daten auf die „eVergabe+“-Plattform<br />

von ANKÖ übernommen. Wenige Zusatzinformationen,<br />

wie beispielsweise der geschätzte<br />

Auftragswert oder die Vergabeart,<br />

werden ergänzt. Anschließend bearbeitet<br />

man das Leistungsverzeichnis und erstellt<br />

die Ausschreibungsunterlagen. Direkt aus<br />

ABK heraus kann das aktuelle Vergabeverfahren<br />

auf der „eVergabe+“-Plattform<br />

geöffnet werden - die Ausschreibungsunterlagen<br />

werden hochgeladen und die<br />

Ausschreibung wird publiziert. Nach Beendigung<br />

der Angebotsfrist werden alle Angebote,<br />

die auf der Vergabeplattform eingelangt<br />

sind, in die Angebotsprüfung von<br />

ABK eingelesen und in gewohnter Art und<br />

Weise bearbeitet. Für die Bekanntmachung<br />

der Zuschlagsentscheidung kann erneut<br />

direkt aus ABK auf das Verfahren auf der<br />

„eVergabe+“-Plattform zugegriffen werden.<br />

Das Vertrags-Leistungsverzeichnis wird in<br />

ABK vorbereitet und der Zuschlagserklärung<br />

auf der Plattform beigelegt.<br />

ib-data GmbH<br />

T +43 (0)1 492 5570-0<br />

abkinfo@abk.at<br />

www.abk.at


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projuventute.at<br />

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