architektur Fachmagazin Ausgabe 4 2020
architektur Fachmagazin Ausgabe 420
architektur Fachmagazin Ausgabe 420
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FACHMAGAZIN<br />
WISSEN, BILDUNG, INFORMATION FÜR DIE BAUWIRTSCHAFT<br />
Erscheinungsort Perchtoldsdorf, Verlagspostamt 2380 Perchtoldsdorf. P.b.b. 02Z033056; ISSN: 1606-4550<br />
04<br />
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
© Marc Goodwin<br />
Mai/Juni <strong>2020</strong><br />
Bildung<br />
& Kultur
YOUR GENIUS<br />
AT WORK<br />
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www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
3<br />
Editorial<br />
Bildung & Kultur<br />
Mit abklingender Corona-Vorsicht kehrt langsam wieder Leben auch in die der<br />
Bildung und der Kultur verschriebenen Bauten ein. Vor allem die räumlichen<br />
Gegebenheiten wurden dafür im Vorfeld gründlich analysiert, um entsprechende<br />
Vorgaben für den ersten Schritt in Richtung Normalbetrieb machen zu können.<br />
Das Ergebnis lässt sich recht kurz zusammenfassen:<br />
Wir bauen auch in diesen Bereichen<br />
räumlich sehr effizient und die verordneten<br />
Abstände lassen sich auch ansatzweise nur<br />
mit deutlich geringeren Belegzahlen einhalten.<br />
Inwieweit diese Erfahrungen die Planung<br />
der Bildungs- und Kulturbauten der Zukunft<br />
in ihrer Krisensicherheit beeinflussen wird,<br />
bleibt abzuwarten.<br />
Die in dieser <strong>Ausgabe</strong> von <strong>architektur</strong> vorgestellten<br />
Projekte stammen allesamt aus<br />
Vor-Corona-Zeiten und zeigen vorbildliche<br />
Lösungen der bisher geltenden Herausforderungen.<br />
Wie etwa das zeitgemäße Facelift<br />
der denkmalgeschützten Volksschule<br />
Angedair in Landeck durch Franz&Sue. Die<br />
100 Jahre alte Bildungsstätte erhielt ein großes<br />
Wohnzimmer mit vielen Lern- und Spielmöglichkeiten<br />
im Innen- und Außenbereich.<br />
Die von HEIN architekten geschaffene Architektur<br />
für das Kinderhaus Kennelbach basiert<br />
auf Offenheit und dem Lernen durch Beobachten<br />
und Nachahmen: Die Kleinsten lernen dort<br />
in den offenen Strukturen von den Älteren.<br />
PES-Architects wieder zeichnen für das<br />
Strait Culture and Arts Centre in Fuzhou/<br />
China verantwortlich. Sie haben dafür die<br />
Blütenblätter des Jasmin als Ausgangspunkt<br />
für ihren Entwurf gewählt und in der<br />
Konzert- und Opernhalle dieses Projekts<br />
Keramik auf eine ausgesprochen kreative<br />
Art für die optische und akustische Wandgestaltung<br />
verwendet. Für die Schallkontrolle,<br />
Tonqualität und die erforderlichen<br />
Nachhallzeiten wurden nach intensiven<br />
Studien der Akustikexperten zwei verschiedene<br />
Oberflächen entwickelt: ein strukturiertes<br />
Paneel und eine Mosaikfliese.<br />
Viele weitere Projektberichte aus den<br />
Themenbereichen Bildung & Kultur, die<br />
Schwerpunkte Akustik und Büro, die Rubriken<br />
Bau&Recht, Licht und EDV sowie zahlreiche<br />
Produktvorstellungen runden den<br />
Inhalt dieser <strong>Ausgabe</strong> von <strong>architektur</strong> ab.<br />
An dieser Stelle möchte ich einmal besonders<br />
auf unser E-Magazin auf www.<br />
<strong>architektur</strong>- online.com hinweisen: Neben<br />
der gedruckten Version publizieren wir seit<br />
geraumer Zeit eine inhaltlich idente Online-<strong>Ausgabe</strong>,<br />
die wir auf unserer Website<br />
kostenlos zum Lesen zur Verfügung stellen<br />
und dort auch langfristig archivieren. Was<br />
als kleiner Zusatzdienst an unsere Web-affine<br />
Leserschaft mit ein paar hundert Aufrufen<br />
pro <strong>Ausgabe</strong> begann hat sich mittlerweile<br />
in die Region von 20.000 entwickelt.<br />
Rein an der Stückzahl gemessen hat die<br />
Online-<strong>Ausgabe</strong> die gedruckten 12.000 Exemplare<br />
also längst überholt.<br />
Walter Laser
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
4<br />
Inhalt<br />
Editorial 03<br />
Architekturszene 06<br />
Architektur der Pädagogik –<br />
wie Baukunst Bildung schafft<br />
Magazin 10<br />
Bau & Recht 16<br />
Das begehbare Wimmelbuch 18<br />
Kinderhaus Kennelbach /<br />
Kennelbach, Österreich /<br />
HEIN architekten ZT<br />
Lernen mit Leichtigkeit 24<br />
Volksschule Angedair /<br />
Landeck in Tirol / Franz&Sue<br />
Kultur im Bunker 30<br />
Cinémathèque suisse / Penthaz / EM2N<br />
Eine Box mit vielen Facetten 36<br />
Boxen Studio Gallery im ArkDes / Stockholm,<br />
Schweden / Dehlin Brattgård Arkitekter<br />
Ein besonderes Hörerlebnis 42<br />
Strait Culture and Arts Centre / Fuzhou /<br />
PES-Architects<br />
Aus dem Sand erbaut 50<br />
Al Musallah Prayer Hall / Abu Dhabi /<br />
CEBRA architecture<br />
RETAIL<strong>architektur</strong> 56<br />
Arbeitswelten 62<br />
Licht 70<br />
Produkt News 72<br />
edv 94<br />
IFC: Schnittstelle zur BIM-Welt<br />
18 24<br />
30<br />
42<br />
36<br />
50<br />
MEDIENINHABER UND HERAUSGEBER Laser Verlag GmbH; Hochstraße 103, A-2380 Perchtoldsdorf, Österreich<br />
CHEFREDAKTION Ing. Walter Laser (walter.laser@laserverlag.at)<br />
REDAKTION mag. arch. Peter Reischer, Alexandra Ullmann, Linda Pezzei, Edina Obermoser, Dolores Stuttner,<br />
DI Marian Behaneck, Ing. Mag. Julia Haumer-Mörzinger, Mag. Matthias Nödl, Alexander Magyar<br />
GESCHÄFTSLEITUNG Silvia Laser (silvia.laser@laserverlag.at)<br />
LTG. PRODUKTREDAKTION Nicolas Paga (nicolas.paga@laserverlag.at) Tel.: +43-1-869 5829-14<br />
GRAFISCHE GESTALTUNG & WEB Andreas Laser n LEKTORAT Helena Prinz n DRUCK Bauer Medien & Handels GmbH<br />
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Mit ++ gekennzeichnete Beiträge und Fotos sind entgeltliche Einschaltungen. Die Redaktion haftet nicht für unaufgefordert<br />
eingesandte Manuskripte und Fotos. Berichte, die nicht von einem Mitglied der Redaktion gekennzeichnet<br />
sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge<br />
sind urheberrechtlich geschützt.<br />
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ERRATUM: Leider hat sich in <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2020</strong> im Artikel „Die Fassade<br />
als Energielieferant“ ein falscher Bildcredit eingeschlichen. Das<br />
obenstehenden Renderings stammt von der xoio GmbH und wurde<br />
im Auftrag von Timo Schmidt ertellt.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
6<br />
<strong>architektur</strong>szene<br />
Architektur<br />
der Pädagogik<br />
– wie Baukunst Bildung schafft<br />
Eine Investition in die Bildung ist eine Investition in die Zukunft – um Fortschritt zu<br />
ermöglichen, braucht es innovative Gebäude. Diesem Grundsatz folgen heute immer<br />
mehr Architekten. Und dies ist durchaus erfreulich. Denn auch bei der Realisierung<br />
öffentlicher Bauten und Bildungseinrichtungen ist eine durchdachte und kreative<br />
Planung wichtig.<br />
Text: Dolores Stuttner Fotos: Günther Egger<br />
Immerhin sind Kultur und Bildung – heute<br />
mehr denn je – einem steten Wandel unterworfen.<br />
Verantwortlich dafür ist nicht<br />
zuletzt ein drastischer Umschwung in den<br />
Grundsätzen der Schulpädagogik. Der klassische<br />
Frontalunterricht ist vielerorts schon<br />
fast Geschichte, wobei moderne didaktische<br />
Konzepte und die dafür benötigten offenen<br />
Raumstrukturen die Architektur vor<br />
eine große Herausforderung stellen.<br />
Offene Raumstrukturen<br />
fördern freies Lernen<br />
In Bildungseinrichtungen wie Schulen und<br />
auch Kulturbauten halten langsam, aber<br />
stetig, neue Konzepte Einzug. Doch zeitgemäße<br />
Ideen lassen sich in einem in die<br />
Jahre gekommenen Schulgebäude nur<br />
schwer realisieren. Ein Interieur aus langen<br />
Gängen, das in erster Linie der räumlichen<br />
Vernetzung separater Klassenräume dient,<br />
macht freies Lernen fast unmöglich. Kinder<br />
verbringen zudem immer mehr Zeit in der<br />
Schule – Wohnlichkeit steht in den heutigen<br />
Schulen also hoch im Kurs. Um den diversifizierten<br />
Anforderungen von Lehrpersonal<br />
und Schülern gerecht zu werden, müssen<br />
Schul- und Kulturbauten eine Vielzahl an<br />
Funktionen erfüllen.<br />
Laut TU Wien-Professor Christian Kühn ist<br />
eine zeitgemäße Bildungseinrichtung auf<br />
Flexibilität ausgerichtet. Lehrern soll sie die<br />
Möglichkeit gewähren, verschiedene Lernarrangements<br />
anzubieten, sodass Schüler<br />
den Unterricht gemäß ihren Begabungen<br />
und Talenten in Anspruch nehmen können.<br />
Da das Ende des klassischen Frontalunter-
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
<strong>architektur</strong>szene<br />
richts angepasster Konzepte bedarf, richtet<br />
sich bei neuen Projekten der Fokus der<br />
Planer vermehrt auf „Campus statt Klasse“.<br />
Eine strikte bauliche Trennung der Klassen<br />
und auch der Altersgruppen ist heute nicht<br />
mehr vorgesehen. Daher werden immer<br />
mehr Schulbauten gemäß dem Clusterprinzip<br />
realisiert – Schüler haben so die Möglichkeit,<br />
altersübergreifend voneinander zu<br />
lernen. Kernstück solch moderner Schulen<br />
sind Bildungsräume, die offen um eine Multifunktionsfläche<br />
angeordnet sind. Kinder<br />
sitzen in Gruppen zusammen und haben<br />
unter Aufsicht trotzdem Rückzugsorte. Flexibilität<br />
hält ebenfalls bei der Versorgung<br />
der Kinder Einzug. Viele Campusse sind<br />
ganztägig geführt und stehen den Schülern<br />
das gesamte Jahr über offen.<br />
Doch die offene Form des Unterrichts und<br />
die freien Raumstrukturen stoßen noch<br />
nicht überall auf Anklang. Um den modernen<br />
pädagogischen Konzepten eine würdige<br />
architektonische Grundlage zu bieten,<br />
braucht es vielerorts noch Überzeugungsarbeit<br />
und nicht zuletzt Pionierprojekte und<br />
Mut. Unbestritten ist aber, dass auch Lehrkräfte<br />
und Schüler lernen müssen, mit offen<br />
angelegten Bildungseinrichtungen umzugehen.<br />
Wie sich Multifunktionalität in Kultur<br />
und Bildung umsetzen lässt, verdeutlicht<br />
das Haus der Musik in Innsbruck.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
8<br />
<strong>architektur</strong>szene<br />
Bildung und Moderne –<br />
eine Notwendigkeit?<br />
Noch immer residieren viele Bildungseinrichtungen<br />
in veralteten Bauten. Für<br />
die Pädagogik sind die Bauwerke nicht<br />
mehr zeitgemäß, was für den Unterricht<br />
mit erheblichen Nachteilen verbunden ist.<br />
Oft bieten die betagten Gebäude zu wenig<br />
Platz für Lehrveranstaltungen und<br />
ermöglichen keine Anpassung an moderne<br />
Technologien und Lehrmethoden.<br />
Ebendiese Mängel führten schließlich in<br />
Innsbruck zum Bau vom Haus der Musik,<br />
das die Funktion der Stadtsäle übernahm.<br />
Regelmäßige Wasserschäden, kaputte<br />
Lüftungsanlagen, zu wenig Platz<br />
und Schimmelbefall waren weitere Probleme<br />
in dem 1890 errichteten Gebäude<br />
– sie führten letztendlich sogar zur Absage<br />
von Veranstaltungen und letztlich<br />
zum Abriss des historischen Bauwerks.<br />
Ein Neubau musste also her. 126 Architekten<br />
aus ganz Europa beteiligten sich an<br />
diesem Projekt und wurden von einer hochkarätigen<br />
Jury bewertet und ausgewählt.<br />
Als Sieger des Wettbewerbs ging schließlich<br />
der Innsbrucker Architekt Erich Strolz<br />
hervor, der den Bau gemeinsam mit dem<br />
Vorarlberger Büro Dietrich Untertrifaller realisierte.<br />
Das 2018 eröffnete Haus der Musik<br />
ist nicht nur ein Kulturbau, sondern es bietet<br />
auch musikalischen Ausbildungsstätten<br />
Platz. Als Multifunktionsgebäude punktet<br />
es neben zahlreichen Unterrichtsräumen<br />
ebenfalls mit einer großen Bibliothek.<br />
Mit dem modernen Kultur- und Bildungsbau<br />
schaffte es Innsbruck, das Institut der Musikwissenschaft,<br />
den Standort des Mozarteums<br />
und Teile des Konservatoriums unter<br />
einem Dach unterzubringen. Es treffen auch<br />
hier Auszubildende verschiedener Schulstufen<br />
und Altersklassen aufeinander – die<br />
Möglichkeit, voneinander zu lernen, ist also<br />
gegeben. Das Haus der Musik macht deutlich,<br />
dass der Nutzungsmix in der Bildung<br />
machbar und in einer kulturell bedeutenden<br />
Stadt wie Innsbruck sogar notwendig ist.<br />
Ein Pionier bekennt Farbe<br />
Nach dessen Fertigstellung sorgte das Gebäude<br />
von Erich Strolz für Gesprächsstoff.<br />
Denn der Architekt setzte auf minimalistische<br />
und trotzdem auffallende Elemente.<br />
Glas und Keramik wechseln sich an der<br />
Außenhülle ab und ermöglichen so gezielt<br />
Einblicke ins Innere des Gebäudes.<br />
Auch für verspielte Lichteffekte wird mit<br />
diesem Kniff Raum geschaffen. Die klare<br />
Linienführung unterstreicht den Bau, der<br />
durch seine unmittelbare Nähe zur Innsbrucker<br />
Altstadt geradezu futuristisch wirkt.<br />
Doch nicht nur mit der modernen Formgebung,<br />
sondern auch durch die Farbwahl<br />
überzeugt das neue „Haus der Musik“. In<br />
Österreich ist es üblich, innovative Bauten<br />
mit hellen Fassaden zu schmücken. Diesen<br />
Kompromiss gingen die Planer bei jenem<br />
Projekt nicht ein. Dabei handelt es sich bei<br />
der gewählten Farbe, die heute – genauso<br />
wie das Haus der Musik selbst – Gegenstand<br />
zahlreicher Diskussionen ist, nicht<br />
um einfaches Schwarz. Vielmehr ist es ein<br />
dunkel schimmernder Farbton, der sich<br />
trotz seiner unverkennbaren Intensität seiner<br />
Umgebung anpasst. Je nach Wetter,<br />
Jahres- und Tageszeit schmücken die Fassade<br />
somit rote, braune oder gar auberginefarbene<br />
Muster.<br />
Auf Anklang stößt der Kontrast aber nicht<br />
überall. Kritisch stehen der Farbwahl Innsbrucker<br />
Ortsbild- und Denkmalschützer<br />
gegenüber. Als zu kontrastreich und farblich<br />
dominant wirke das Haus der Musik<br />
als Nachbar des Landestheaters. Architekt<br />
Erich Strolz sieht dies anders. Die Keramiklamellen<br />
auf der Fassade wurden eigens für<br />
das Projekt angefertigt und sind auf dem<br />
Bauwerk in fixer und beweglicher Ausführung<br />
vertreten. Außerdem wurde die Gestaltung<br />
bewusst so gewählt, dass sich das<br />
Gebäude in die Umgebung einfügt. Doch<br />
der Planer respektiert, dass die Fassade<br />
nicht jedem gefällt. „Architektur ist nun einmal<br />
auch Geschmackssache“, sagt Strolz.<br />
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten<br />
– über den Nutzen eines Gebäudes aber<br />
nicht. Und diesen hat das Haus der Musik in<br />
Innsbruck durchaus erfüllt. Für die Kulturszene,<br />
aber ebenso für den Bildungssektor ist es<br />
eine zukunftsweisende Bereicherung.<br />
Wie viel darf Bildung kosten?<br />
Geht es um <strong>Ausgabe</strong>n für die Bildung, so ist<br />
in der Öffentlichkeit zumeist nur von den<br />
laufenden Kosten die Rede. Selten wird der<br />
Preis für die dahinter stehende Architektur<br />
diskutiert. Dabei schafft sie das Fundament<br />
für die Ausbildung – sie stellt geschützte<br />
Räume für die intellektuelle und soziale<br />
Entfaltung der Individuen zur Verfügung.<br />
Zum Streitthema wurden die Kosten auch<br />
beim Innsbrucker Haus der Musik. Grund<br />
war die Überschreitung des ursprünglich<br />
angesetzten Betrags von 52 Millionen Euro<br />
um rund 5 Millionen Euro – eine Fehlkalkulation,<br />
die politische Diskussionen nach sich<br />
zog. Eine zu geringe Zahl an Firmenangeboten<br />
für einzelne Bauabschnitte war der<br />
Grund für die Kostenüberschreitung. Laut<br />
Georg Preyer, dem Projektleiter der Innsbrucker<br />
Immobilien GmbH, die das Haus<br />
errichtete, sei der mittlerweile als „Ort der<br />
Begegnung“ ausgewiesene Bau aber trotz<br />
der Mehrkosten eine gute Investition in Kultur<br />
und Bildung. Dies gelte vor allem unter<br />
dem Gesichtspunkt, dass Innsbruck als Musikhauptstadt<br />
bisher kaum wahrgenommen<br />
wurde. Das Haus der Musik könne durch die<br />
Funktionsbündelung im Haus ein Umdenken<br />
und damit eine Wende herbeiführen.<br />
Auch bei Schulbauten ist davon auszugehen,<br />
dass die Projektkosten in Zukunft<br />
höher ausfallen. Denn kooperatives Lernen<br />
braucht in Form der Campusse mehr Platz<br />
und Innovation. Gesellschaftlich machen<br />
sich die <strong>Ausgabe</strong>n für moderne Architektur,<br />
die Qualität, Funktionalität und sozialen<br />
Fortschritt gewährleistet, langfristig durchaus<br />
bezahlt. Denn Bildung ist ein wichtiges,<br />
unverzichtbares Gut.<br />
•
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9<br />
<strong>architektur</strong>szene<br />
Photo: © Ales Photography<br />
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
10<br />
Magazin<br />
Ort für Studien<br />
Die neue Architekturbibliothek der Chulalongkorn University in Bangkok befindet<br />
sich auf dem Prüfstand. Das thailändische Architekurbüro Department of ARCHI-<br />
TECTURE Co. plante für die Studierenden ein Bibliotheksgebäude, das als Raumlabor<br />
gesehen werden kann und mit neuen Nutzungsmöglichkeiten von Bibliotheksgebäuden<br />
experimentiert.<br />
Fotos: W Workspace<br />
Bibliotheken als Ort für Büchersammlungen waren<br />
gestern. Bücher spielen zwar immer noch eine wichtige<br />
Rolle, hinzu kommen aber auch die neuen Medien.<br />
Die Digitalisierung fordert nicht nur Online-Zugänglichkeit<br />
zu den Buchbeständen, sondern auch die Erweiterung<br />
des Angebotes an zur Verfügung gestellten<br />
Medien. Bibliotheken sind auch nicht mehr nur<br />
reine Orte des Wissens. In ihnen begegnen sich Menschen,<br />
tauschen sich aus, diskutieren, finden Inspiration,<br />
lernen und forschen. Der konzentrierte und leise<br />
Ort wird zu einem lebendigen und lauten. Flexibilität<br />
und Offenheit sind die notwendigen Paradigmen.<br />
Auf den zwei untersten Ebenen des dreigeschossigen<br />
Bibliotheksgebäudes sind für Studierende<br />
Arbeits- und Aufenthaltsbereiche eingerichtet, wo<br />
kommunikative Tätigkeiten möglich sind. Eine metallische<br />
Wandstruktur umschließt den Raum der<br />
untersten Ebene und kann für Projektpräsentationen<br />
und Besprechungen genutzt werden. Plakate werden<br />
darauf angepinnt oder auch auf Bildschirmen digital<br />
vorgestellt, Modelle können auf eingehängten Platten<br />
präsentiert werden.<br />
Ein zentrales skulpturales Rastergebilde erstreckt<br />
sich über alle drei Geschosse und verbindet sie miteinander.<br />
Es dient als Ausstellungsdisplay und Aufbewahrungsort<br />
für Zeitschriften. Ein in der Skulptur<br />
integrierter Erschließungsweg führt in die oberen,<br />
leiseren Lese- und Arbeitsbereiche – unterschiedliche<br />
Möblierungen ermöglichen konzentriertes Arbeiten<br />
am Tisch oder entspanntes Lesen auf dem Sofa.<br />
Der ruhigste Bereich der Bibliothek ist über einen<br />
kurzen Verbindungsgang von der dritten Ebene aus<br />
zu erreichen. Ein Labyrinth nimmt hier den Raum ein<br />
und bildet Nischen für einzelne Arbeitstische heraus.<br />
Eine Spiegelung an der Decke verrät dabei die Wege<br />
durch das Labyrinth.
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11<br />
Magazin<br />
Die einzelnen Arbeitsbereiche der Bibliothek folgen<br />
der Staffelung von lauteren zu immer leiseren Bereichen<br />
in die Höhe. Bekrönt werden sie an oberster<br />
Stelle von ihrem großzügigsten Raum, der für Vorträge<br />
und Präsentationen vorgesehen ist. Zwischen den<br />
einzelnen Veranstaltungen kann er wieder von den<br />
Studierenden als Arbeits- und Aufenthaltsbereich<br />
eingenommen werden, seine flexible Möblierung<br />
macht das möglich.<br />
Sicherlich sind in dieser Bibliothek auch physisch<br />
Bücher vorhanden. Es gibt Bücherregale und Bücheraufsteller.<br />
Allerdings bilden diese keine Gangsysteme,<br />
sondern nehmen die Randbereiche des Raumes<br />
ein und umhüllen ihn gewissermaßen. Sie erzeugen<br />
den Hintergrund für das Geschehen in der Raummitte<br />
und stellen eine Atmosphäre her, die dem Raum<br />
Bedeutung verleiht und Konzentration ermöglicht.<br />
Die Architecture Library der Chulalongkorn University<br />
in Bangkok steht für einen experimentellen Raumversuch,<br />
bei dem die Aufgaben und Funktionen des<br />
Bautypus Bibliothek neu gedacht werden. Es gibt<br />
hier vielseitige Räume, die sich von einer nur einseitigen<br />
Verwendung wegbewegen und Nutzungsvielfalt<br />
propagieren. Die Studierenden werden sicherlich<br />
noch mit einigen kreativen Ideen dazu beitragen, auf<br />
die Räume einzuwirken und sie sich weiter aneignen.<br />
SKYFOLD<br />
Das vertikale Trennwandsystem öffnet sich<br />
komplett in den Deckenbereich. Es ist platzsparend,<br />
benötigt keine Führungs- oder<br />
Laufschienen und bietet Schalldämmung<br />
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
12<br />
Magazin<br />
Die Schule<br />
des Wandels<br />
In schnell wachsenden Städten besteht ein erhöhter Bedarf an Bildungseinrichtungen.<br />
Und diesen will das Architekturbüro People’s Architecture Office mit<br />
dem Projekt namens „Plugin Learning Blox“ decken. Das Konstrukt soll als sogenannte<br />
„Pop-Up-Schule“ fungieren und gleichzeitig den vielseitigen Ansprüchen<br />
an heutige Bildungseinrichtungen gerecht werden. Präsentiert wurde das<br />
innovative Gebäude im Rahmen des „The Popup Campus“ bei der 2019 Shenzhen<br />
& Hongkong Bi-City Biennale of Architecture\Urbanism.<br />
Fotos: People’s Architecture Office(PAO )/Vphoto<br />
Die Anforderungen an Schuleinrichtungen<br />
haben sich gewandelt. So wird heute vermehrt<br />
Wert auf selbstbestimmtes Lernen,<br />
soziale Vernetzung und systematische Problemlösung<br />
gelegt. Mit seinen wandelbaren<br />
Boxen wird das Bauwerk des chinesischen<br />
Architekturbüros diesen Ansprüchen gerecht.<br />
Die Vorteile des Projekts, das mit einer<br />
Nutzfläche von 330 m² als Prototyp vorgestellt<br />
wurde, liegen in dessen Wandelbarkeit<br />
– so lassen sich die Rechtecke leicht aufbauen<br />
und gemäß den Bedürfnissen der Lehrenden<br />
und Schüler anordnen.<br />
Das Projekt setzt sich aus mehreren Klassenzimmern<br />
zusammen. Sie sind als<br />
Projektgruppen zusammengefasst und<br />
gruppieren sich um ein zentrales Gemeinschaftsareal.<br />
In ebendiesem Abschnitt finden<br />
Lehrveranstaltungen statt, an denen<br />
die Schüler nach Bedarf teilnehmen können.<br />
Die Klassen dienen hingegen kleineren<br />
Lerngruppen als Rückzugsraum.<br />
Bei der Konstruktion des Bildungsbaus kam<br />
die Technik der China Construction Science<br />
& Technology Company zur Anwendung. Es<br />
handelt sich hierbei um ein neuartiges Konzept,<br />
das der chinesischen Millionenstadt<br />
Wuhan in nur zehn Tagen zu einem neuen<br />
Krankenhaus verhalf. Alle Komponenten<br />
werden in einer Fabrik hergestellt, wodurch<br />
es möglich ist, die Schule in nur drei Tagen<br />
aufzubauen. Auch die Neuanordnung der<br />
Elemente lässt sich problemlos veranlassen.<br />
Bewusst minimalistisch wurde die Gestaltung<br />
der Außenfassade gehalten. Die<br />
mattblauen Container mit durchsichtigen<br />
Elementen gliedern sich so nahtlos in den<br />
Stadtraum ein. Einen Kontrast dazu schaffen<br />
die lebendigen Farben des Innenraums.<br />
Mit einer Mischung aus Weiß und Orange<br />
verliehen die Planer den Schulklassen ein<br />
lebendiges Aussehen. Praktisch und klar<br />
strukturiert fällt dabei die Formgebung aus.<br />
Gerade Linien dominieren das Interieur. Sie<br />
lassen für eine kreative Innenraumgestaltung<br />
Platz und sollen damit Lernen durch<br />
Spielen fördern.<br />
Gemäß dem neuartigen Konzept aus China<br />
wird es in Zukunft möglich sein, Schulen gemäß<br />
Bedarf und pädagogischem Grundsatz<br />
in nur wenigen Tagen zu errichten.
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13<br />
Aluminium-Architektur-Preis <strong>2020</strong><br />
Bereits zum zwölften Mal schreibt das<br />
Aluminium-Fenster-Institut (AFI) in Zusammenarbeit<br />
mit der Architekturstiftung<br />
Österreich und der IG Architektur<br />
den renommierten Aluminium-Architektur-Preis<br />
aus.<br />
Magazin<br />
Ab sofort können in Österreich ausgeführte<br />
Bauten mit Fertigstellung ab 1. Jänner 2017<br />
– sowohl Neubauten als auch Sanierungen –<br />
eingereicht werden. Eine weitere Voraussetzung<br />
für die Einreichung ist die überwiegende<br />
Verwendung von Aluminium-Profilsystemen,<br />
die die Gemeinschaftsmarke ALU-FENSTER<br />
führen. Zur Teilnahme berechtigt sind Architektinnen<br />
und Architekten, Planerinnen und<br />
Planer, Bauherren und Metallbauer. Die Einreichfrist<br />
endet am 7. September <strong>2020</strong>.<br />
Weitere Informationen sind online unter<br />
www.alufenster.at/AAP<strong>2020</strong> verfügbar.<br />
Aluminium-Fenster-Institut<br />
T +43 (0)1 9834205<br />
office@alufenster.at<br />
www.alufenster.at<br />
Der Aluminium-Architektur-Preis 2018 ging an wiesflecker-architekten<br />
für die HBLA für Tourismus in St. Johann/Tirol<br />
© www.alufenster.at | David Schreyer<br />
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
14<br />
Magazin<br />
Kann Ballett die<br />
Stadt verändern?<br />
Für das English National Ballet planten Glenn Howells Architects ein neues Zuhause<br />
in einem Londoner Stadterweiterungsgebiet, das eine vermittelnde Rolle<br />
einnimmt und die Kunst dieses Tanzens zur Schau stellt. Auf der Halbinsel der<br />
London City Island entstand im Nordosten der britischen Hauptstadt ein neues<br />
Wohnviertel, das geprägt ist von vertikalen Strukturen und bunten Fassaden.<br />
In dessen Herzen, auf dem zentralen Platz, nimmt das neue Ballettzentrum eine<br />
repräsentative Position ein.<br />
Fotos: Hufton + Crow<br />
Es ist der neue Mittelpunkt des Balletts in der Stadt<br />
und vereint Räumlichkeiten für das Unternehmen mit<br />
denen des Nachwuchses in Form der Ballettschule.<br />
Bis dato waren diese in verschiedenen Teilen der<br />
Stadt angesiedelt und finden hier erstmals auf eindrucksvolle<br />
Weise zueinander. Alle notwendigen<br />
Akteure für das Entstehen von ausgezeichneten<br />
Ballettprogrammen sind im Gebäude zusammengebracht,<br />
sodass sie in Zukunft noch enger miteinander<br />
arbeiten können und eine Einheit bilden.<br />
Sieben Proberäume sind im zweiten und vierten<br />
Obergeschoss angeordnet. Sie erstrecken sich über<br />
jeweils zwei Geschosse und sind prominent an der<br />
Fassade platziert. Für eine optimale Versorgung<br />
der Tänzerinnen und Tänzer gibt es im zweiten Geschoss<br />
medizinische Einrichtungen, wie ein Hydro<br />
Pool und zusätzliche Fitnessräume. Die Verwaltung<br />
findet im ersten Obergeschoss Platz, ebenso wie das<br />
hauseigene Kostüm-Atelier, wo die Kostüme für die<br />
Aufführungen entworfen und produziert werden. Das<br />
Musikorchester bekam auch einen eigenen Bereich<br />
zum Proben zugeschrieben. Alles in allem ein breiter<br />
Mix an notwendigen Nutzungen, die alle zum Ballett<br />
dazugehören und hier Platz zur Ausdehnung zur Verfügung<br />
gestellt bekommen.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
15<br />
Magazin<br />
Untergebracht wurde im Gebäude auch<br />
ein Produktionsstudio, eine Art Theater<br />
mit Zuschauerraum, Bühne und Bühnenbild,<br />
das sich über die gesamte Höhe des<br />
Bauvolumens erstreckt. Hier können Proben<br />
für Aufführungen vor Ort in einer realen<br />
Situation stattfinden, ohne dabei den<br />
Weg zum eigentlichen Aufführungsort<br />
selbst machen zu müssen. Zusätzlich kann<br />
dieses Studio als Auditorium auch für externe<br />
Veranstaltungen genutzt werden.<br />
Für die Stadtbewohner sind die Erdgeschossbereiche<br />
als öffentlicher Innenraum<br />
zugänglich, wo Kaffee getrunken und Ausstellungen<br />
besucht werden können. Das<br />
offene Gebäudekonzept möchte die Städter<br />
ins Gebäude bringen und umgekehrt<br />
auch das Innere nach außen transportieren.<br />
So besitzt das Gebäude eine transluzente<br />
Fassade aus Glaspaneelen. Diese<br />
etwa 3.600 m² große Glasfläche erlaubt<br />
den Blick vom öffentlichen Platz aus ins<br />
Gebäude, auf die probenden Tänzerinnen<br />
und Tänzer. Diese Schaufenster in der Fassade<br />
transferieren das Ballett in den Stadtraum.<br />
Dadurch wird der zentrale Platz des<br />
neuen Wohnviertels bespielt und belebt.<br />
Das neue Ballettzentrum der Glenn Howells<br />
Architects unterstützt voll und ganz<br />
die Vision der Gründer des English National<br />
Ballet vor 70 Jahren: Es bringt Ballett<br />
der Spitzenklasse einem breiten Publikum<br />
näher.<br />
Schlank und clever.<br />
In jeder Hinsicht.<br />
Einzigartiges Design mit innovativer<br />
Glasfaser-Technologie – und das ganz<br />
ohne Kompromisse: Elegant kombiniert<br />
einen extrem schlanken Überschlag<br />
und maximale Größe mit hervorragender<br />
Wärmedämmung, erhöhtem Einbruchschutz<br />
und unschlagbarer Langlebigkeit.<br />
Sein minimalis tisches Design<br />
ist einzigartig unter PVC-Fenstern und<br />
harmoniert mit jedem Bauprojekt.<br />
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
16<br />
Bau & Recht<br />
Baustopps aufgrund der<br />
aktuellen COVID-19-Krise<br />
– Wer trägt die Gefahr?<br />
Die COVID-19-Pandemie und deren Auswirkungen sind derzeit allgegenwärtig<br />
und betreffen fast jede Branche, insbesondere auch die Bauwirtschaft. Die Mitte<br />
März <strong>2020</strong> verordneten Maßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung von CO-<br />
VID-19 haben zu einer großen Verunsicherung in der Bauwirtschaft geführt und<br />
dadurch zu zahlreichen Einstellungen von Baustellen. In diesem Zusammenhang<br />
stellt sich nun die Frage der Gefahr- und Kostentragung. Sind Mehrkostenforderungen<br />
zulässig?<br />
Text: Ing. Mag. Julia Haumer-Mörzinger und Mag. Matthias Nödl<br />
Der Nationalrat und Bundesrat haben am<br />
15.03.<strong>2020</strong> ein Bundesgesetz (COVID-19<br />
Gesetz), mit dem unter anderem das Bundesgesetz<br />
betreffend vorläufige Maßnahmen<br />
zur Verhinderung der Verbreitung von<br />
COVID-19 (COVID-19-Maßnahmengesetz)<br />
erlassen wurde, beschlossen. Das COVID-19<br />
Gesetz ist noch am selben Tag im Bundesgesetzblatt<br />
(BGBl. I Nr. 12/<strong>2020</strong>) kundgemacht<br />
worden und ist am 16.03.<strong>2020</strong> in<br />
Kraft getreten. Auf Basis der Bestimmungen<br />
des COVID-19-Maßnahmengesetzes<br />
hat der Bundesminister für Soziales, Gesundheit,<br />
Pflege und Konsumentenschutz<br />
das Betreten des Kundenbereichs von<br />
gewissen Betriebsstätten zum Zweck des<br />
Erwerbs von Waren und Dienstleistungen<br />
sowie das Betreten von bestimmten Orten<br />
per Verordnung untersagt.<br />
Eine Ausnahme vom Betretungsverbot<br />
öffentlicher Orte besteht unter anderem,<br />
wenn die Betretungen für berufliche Zwecke<br />
erforderlich sind und sichergestellt<br />
ist, dass am Ort der beruflichen Tätigkeit<br />
zwischen den Personen ein Abstand von<br />
mindestens einem Meter eingehalten werden<br />
kann. Der vorgesehene 1-Meter-Mindestabstand<br />
darf jedoch unterschritten<br />
werden, wenn das Infektionsrisiko durch<br />
„entsprechende Schutzmaßnahmen“ minimiert<br />
werden kann (§ 2 Z 4 der Verordnung<br />
gemäß § 2 Z 1 des COVID-19-Maßnahmengesetzes,<br />
BGBl. II Nr. <strong>2020</strong>/98 und 107). Diese<br />
Ausnahmebestimmung hat in der Praxis<br />
zu zahlreichen Diskussionen und Verunsicherungen<br />
hinsichtlich der erforderlichen<br />
Schutzmaßnahmen sowie zu zahlreichen<br />
Baustopps geführt.<br />
Erst am 26.03.<strong>2020</strong> konnte eine Einigung<br />
von Baugewerbe, Bauindustrie und Gewerkschaft<br />
Bau-Holz in Zusammenarbeit<br />
mit dem Zentral-Arbeitsinspektorat erzielt<br />
und eine „Handlungsanleitung“ für Schutzmaßnahmen<br />
auf Baustellen ausgearbeitet<br />
werden. Diese „Handlungsanleitung“ wurde<br />
durch Erlass vom Bundesminister für<br />
Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz<br />
auch als verbindlich erklärt<br />
und sieht zahlreiche Maßnahmen zur Eindämmung<br />
von COVID-19 am Arbeitsplatz<br />
bzw. Baustelle vor, welche zum Schutz der<br />
Gesundheit der Arbeitnehmer umzusetzen<br />
sind. Jedoch stellt sich nun vielfach die Frage,<br />
wer die Nachteile durch die zwischenzeitig<br />
erfolgten Baustopps zu tragen hat.<br />
Bevor jedoch auf diese Frage näher eingegangen<br />
werden kann, ist festzuhalten, dass<br />
der Vertrag zwischen dem Auftraggeber<br />
und dem ausführenden Bauunternehmen<br />
über die Erbringung von Bauleistungen<br />
geradezu typischer Weise ein Werkvertrag<br />
ist. Gemäß § 1151 ABGB liegt ein Werkvertrag<br />
vor, wenn jemand die Herstellung eines<br />
Werks – wie ein Bauwerk – gegen Entgelt<br />
übernimmt. Der Bauwerkvertrag entspricht<br />
somit den gesetzlichen Bestimmungen des<br />
Werkvertrages, weil der Bauunternehmer<br />
als Auftragnehmer das Bauwerk nach den<br />
Wünschen des Bauherrn als Auftraggeber<br />
gegen Entgelt herstellt.<br />
Gemäß § 1168 Abs 1 Satz 2 ABGB gebührt<br />
dem Unternehmer – dem Bauunternehmer<br />
– eine angemessene Entschädigung, wenn<br />
die Ausführungszeit des Werkes durch Umstände,<br />
die auf Seite des Auftraggebers<br />
liegen, verkürzt wird und er selbst zur Leis-<br />
tungserbringung bereit war. Gemäß § 1168a<br />
Satz 1 ABGB kann der Bauunternehmer<br />
jedoch kein Entgelt verlangen, wenn das<br />
Werk vor seiner Übernahme durch einen<br />
bloßen Zufall untergeht.<br />
Für die Geltendmachung von Ersatzansprüchen<br />
bzw. Mehrkostenforderungen ist somit<br />
entscheidend, wem die Umstände des<br />
Baustopps zugeordnet werden können. Die<br />
Zuordnung der die Herstellung störenden<br />
Umstände erfolgt üblicherweise nach der<br />
Sphärentheorie.<br />
Die Sphärentheorie unterscheidet zwischen<br />
der Sphäre des Auftraggebers, der<br />
Sphäre des Auftragnehmers und der neutralen<br />
Sphäre. Der neutralen Sphäre werden<br />
unabwendbare Ereignisse zugeordnet, welche<br />
außerhalb der Ingerenz der Vertragsparteien<br />
des Werkvertrages liegen. Der<br />
Begriff des unabwendbaren Ereignisses ist<br />
ein Sammelbegriff, welcher auch die Fälle<br />
der höheren Gewalt und Elementarereignisse<br />
umfasst. Ein Fall von höherer Gewalt<br />
wiederum wird bei Vorliegen eines außergewöhnlichen,<br />
von außen kommenden Ereignisses<br />
angenommen.<br />
Im Vergleich zu den mietrechtlichen Bestimmungen<br />
des ABGB zeigt sich, dass<br />
auch dort Fälle von höherer Gewalt normiert<br />
sind. Ein Mieter hat demnach keinen<br />
Bestandzins zu entrichten, wenn der Mietgegenstand<br />
aufgrund eines außerordentlichen<br />
Zufalls unbrauchbar wird (§ 1104<br />
ABGB). Als außerordentliche Zufälle sind<br />
insbesondere Feuer, Krieg und Seuche genannt.<br />
Die COVID-19-Pandemie ist durchaus<br />
als Seuche und daher als außerordentlicher<br />
Zufall zu qualifizieren.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
Demgemäß ist die COVID-19-Pandemie auch als<br />
Elementarereignis sowie als unvorhersehbares und<br />
unabwendbares Ereignis im Sinn der Sphärentheorie<br />
zu werten und somit dem Bereich der neutralen<br />
Sphäre zuzuordnen.<br />
Nach herrschender Judikatur und Literatur hat der<br />
Auftragnehmer die neutrale Sphäre zu vertreten. Die<br />
Bauunternehmer tragen daher aufgrund der gesetzlichen<br />
Bestimmungen die aus der COVID-19-Pandemie<br />
resultierenden Nachteile und können keine<br />
Ersatzansprüche bzw. Mehrkostenforderungen geltend<br />
machen. Die gesetzlichen Bestimmungen der<br />
§§ 1168 ff ABGB sind jedoch dispositiv, weshalb die<br />
Vertragsparteien diese – für den Bauunternehmer<br />
nachteiligen – gesetzlichen Gefahrtragungsregelungen<br />
abwählen und davon abweichende Bestimmungen<br />
vereinbaren können.<br />
Bei Bauwerkverträgen ist häufig die Anwendbarkeit<br />
von ÖNORMEN vereinbart. Zu beachten ist in diesem<br />
Zusammenhang, dass beim Vertragsabschluss<br />
mit Verbrauchern im Sinn des KSchG die ÖNORMEN<br />
ausdrücklich zu vereinbaren sind, welche anwendbar<br />
sein sollen.<br />
Vereinbaren die Vertragsparteien die Anwendbarkeit<br />
der Werkvertragsnorm ÖNORM B 2110 – allgemeine<br />
Bestimmungen für Bauleistungen – kommt<br />
die Gefahrtragungsregelung der ÖNORM B 2110 zur<br />
Anwendung. Gemäß Punkt 7.2.1. der ÖNORM B 2110<br />
werden der Sphäre des Auftraggebers unter anderem<br />
Ereignisse zugeordnet, die zum Zeitpunkt des<br />
Vertragsabschlusses nicht vorhersehbar waren und<br />
vom Auftragnehmer nicht in zumutbarerer Weise abwendbar<br />
sind.<br />
In Abweichung zu den Bestimmungen des ABGB<br />
sieht die ÖNORM B 2110 somit vor, dass das Risiko<br />
unvorhersehbarer, unabwendbarer Ereignisse und<br />
von Ereignissen, die die Leistung objektiv unmöglich<br />
machen, vom Auftraggeber zu tragen sind. Die<br />
Risiken der neutralen Sphäre werden daher auf den<br />
Auftraggeber überwälzt.<br />
Im Ergebnis ist der Bauunternehmer gemäß den Bestimmungen<br />
der ÖNORM B 2110 zur Erhebung von<br />
Ersatzansprüchen bzw. Mehrkostenforderungen wegen<br />
Stillhaltezeiten und der erforderlichen Schutzausrüstungen<br />
berechtigt.<br />
Zur Vermeidung böser Überraschungen sind jedoch<br />
vor der Geltendmachung von Ersatzansprüchen bzw.<br />
Mehrkostenforderungen jeweils die vertraglichen Bestimmungen<br />
der Gefahrtragung des zugrundeliegenden<br />
Vertrages zu prüfen. Dies insbesondere aufgrund<br />
des allgemeinen Grundsatzes der Vertragsfreiheit.<br />
In Zukunft ist für neu abzuschließende Bauwerkverträge<br />
zu empfehlen, spezielle Gefahrtragungsregelungen<br />
vorzusehen, weil die COVID-19-Pandemie und<br />
deren Auswirkungen bei Vertragsabschluss dann<br />
nicht mehr unvorhersehbar und unabwendbar sind.<br />
| BA12-15G |<br />
Bau & Recht<br />
Der erste Controller,<br />
der in jedem Raum<br />
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Integrale Gebäudeautomationslösungen:<br />
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Der Raum-Controller BC9191 bündelt die Standardfunktionalitäten<br />
zur Einzelraumsteuerung in einer kompakten Bauform.<br />
Zentrale Informationen werden per Ethernet mit der übergeordneten<br />
PC-Ebene ausgetauscht. Damit ist der BC9191<br />
ein exzellentes Beispiel für die integrale Gebäudeautomation<br />
von Beckhoff auf der Grundlage der offenen, PC-basierten<br />
Steuerungstechnik: Alle Gewerke werden von einer einheitlichen<br />
Hard- und Softwareplattform gesteuert, bestehend aus<br />
skalierbaren Steuerungen, passgenauen I/O-Lösungen und der<br />
Automatisierungssoftware TwinCAT. Durch die optimale Abstimmung<br />
aller Gewerke werden die Energieeinsparpotenziale über<br />
die Energieeffizienzklassen hinaus voll ausgeschöpft. Für alle<br />
Gewerke stehen vordefinierte Softwarebausteine zur Verfügung,<br />
die das Engineering enorm vereinfachen. Funktionserweiterungen<br />
oder -änderungen sind jederzeit möglich. Die Systemintegration<br />
erfolgt über die gängigen Kommunikationsstandards<br />
Ethernet, BACnet/IP, OPC UA oder Modbus TCP.<br />
Die ganzheitliche Automatisierungslösung<br />
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Visualisierung/<br />
Bedienung<br />
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modulare I/O-<br />
Busklemmen<br />
Modulare<br />
Software-<br />
Bibliotheken
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
18<br />
Bildung & Kultur<br />
Ein Ort zum gemeinsamen und freien Wachsen, Spielen und<br />
Entdecken - das Kinderhaus Kennelbach setzt in der kleinen<br />
Vorarlberger Gemeinde ein echtes Zeichen und bildet zugleich<br />
den Auftakt der Gestaltung eines neuen Dorfzentrums. HEIN<br />
architekten überraschen mit einem kompakten und zurückhaltenden<br />
Bauwerk, das im Inneren durch verspielte Details und<br />
rationelle Raumnutzung besticht. Ein begehbares Wimmelbuch.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
19<br />
HEIN architekten ZT<br />
Das begehbare<br />
Wimmelbuch<br />
Kinderhaus Kennelbach / Kennelbach, Österreich / HEIN architekten ZT<br />
Text: Linda Pezzei Fotos: David Schreyer<br />
Wenn es einen Begriff gibt, der das Kinderhaus Kennelbach<br />
treffend beschreiben will, dann ist das wohl<br />
der der Offenheit. Interessant in diesem Kontext ist<br />
aber auch, dass sowohl die Architektur als auch der<br />
pädagogische Ansatz dieser Maxime folgen. Nutzer<br />
und Raum beeinflussen sich auf diese Weise in bestärkender<br />
Art - letztlich zum Besten der Eltern, Betreuer<br />
und Kinder.<br />
So wie der Nachwuchs in unseren Vorzeiten rein<br />
durch das Beobachten und Nachahmen lernte, funktioniert<br />
auch das Konzept in Kennelbach. Während<br />
die Kleinsten zu den Älteren aufblicken, übernehmen<br />
diese ganz selbstverständlich Verantwortung für die<br />
Jüngeren. Essenziell hierfür sind offene Strukturen,<br />
die Bewegungs- und Begegnungsräume ermöglichen.<br />
Die architektonische Hülle, entworfen von den<br />
in Bregenz ansässigen HEIN architekten, lässt eben<br />
diese Interaktionen zu, provoziert sie vielmehr noch.<br />
So konzipierten die Planer das Kinderhaus ähnlich einem<br />
begehbaren Wimmelbuch - voller Überraschungen<br />
und Entdeckungsmöglichkeiten.<br />
Das Kinderhaus Kennelbach will offen und einladend<br />
auf seine kleinen Gäste wirken. So werden die Einbis<br />
Sechsjährigen auch von der Architektur ohne<br />
Scheu empfangen. Der zweigeschossige Quader ist<br />
mit vertikal angebrachten, schmalen Holzlamellen<br />
aus Weißtanne verkleidet, was dem Bauwerk eine<br />
natürliche und haptische Anmutung verleiht. Im unteren<br />
Bereich wurde das unbehandelte Holz aus der<br />
Region zum Schutz der Kinder gehobelt, weiter oben<br />
bildet die sehr raue Struktur des Holzes einen angenehmen<br />
Kontrast. In Zukunft soll sich dieser durch<br />
die Alterung noch verstärken. Die Zwischenräume<br />
wurden in einem kräftigen Rotton lasiert, sodass sich<br />
das äußere Erscheinungsbild der Fassade je nach<br />
Lichtstimmung und Blickwinkel stetig verändert.<br />
“Mit einfachen Mitteln Wirkung erzielen”, beschreibt<br />
Architekt Matthias Hein die Herangehensweise an<br />
dieses Projekt.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
20<br />
Bildung & Kultur<br />
So kompakt und zurückhaltend sich das Kinderhaus<br />
von außen präsentieren mag - im Inneren dominieren<br />
Ideenreichtum und planerisches Geschick. „Kinder<br />
kennen weder Vergangenheit noch Zukunft, und<br />
– was uns Erwachsenen kaum passieren kann – sie<br />
genießen die Gegenwart.“ Was Jean de la Bruyère so<br />
treffend in Worte gefasst hat, haben die Architekten<br />
in räumliche Strukturen übersetzt. Jede Ecke oder<br />
Nische lädt zum spielerischen Erkunden ein, ungenutzte<br />
Flächen gibt es somit kaum. Selbst das Stiegenhaus<br />
dient nicht nur der praktischen Erschließung<br />
des Gebäudes, sondern bietet darüber hinaus<br />
- konzipiert als Haus im Haus - Nischen, die zum Verstecken<br />
und Spielen einladen. Gekrönt wird dieses<br />
von einem kuscheligen “Baumhaus” ganz oben unter<br />
dem Dach. Das darüberliegende Oberlicht transportiert<br />
die einfallenden Sonnenstrahlen bis ins Erdgeschoss.<br />
Während im restlichen Gebäude Oberflächen<br />
aus Holz dominieren, sind die Wände des Stiegenhauses<br />
mit Tafelflächen beschichtet, welche die Kinder<br />
nach Lust und Laune mit Kreide bemalen dürfen.<br />
Großzügige Fensterflächen vermitteln Transparenz,<br />
gewähren Einblicke, ermöglichen aber auch den Ausblick.<br />
Auf diese Weise tritt das Kinderhaus in direkten<br />
Kontakt mit seiner Umgebung. So steht es im Moment<br />
hinter der „Alten Gmoand“, dem Gebäude, in dem<br />
heute unter anderem das Postamt untergebracht ist.<br />
Langfristig gesehen soll das Kinderhaus allerdings<br />
den Auftakt zur Entwicklung eines neuen Zentrums<br />
im Dorf bilden. Einige umliegende Gebäude sollen in<br />
diesem Zusammenhang abgetragen und durch neue<br />
Strukturen ersetzt werden. Der Masterplan von HEIN<br />
architekten sieht für die weitere Zukunft vor, Kennelbach<br />
das Dorfzentrum zu geben, welches im Moment<br />
aus siedlungstechnischer Historie nicht existiert.<br />
Aus diesem Zusammenhang ergibt sich auch die Erklärung<br />
für die Positionierung des Gebäudes mit dem<br />
prominenten Eingang nach Süden, wohingegen die<br />
Freiflächen eher untypisch im Norden und Osten liegen.<br />
Der Qualität tut dies aber keinen Abbruch, denn<br />
die Grünflächen grenzen im Norden ohnehin an eine<br />
bewaldete Hangsituation, von der aus keine Erschließung<br />
möglich ist. Im Gegenzug lässt sich dieser Wald<br />
aber wunderbar als erweiterter Spielbereich nutzen.<br />
Zusätzlich gibt es einen überdachten Spielbereich<br />
mit Lagermöglichkeiten, in dem sich Kinder aller Altersstufen<br />
treffen.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
21<br />
HEIN architekten ZT<br />
Den einzigen Einschnitt in das kompakte Gebäude<br />
stellt der Zugang dar. Über die Garderoben gelangen<br />
die Kinder in das Innere des Hauses. Im Erdgeschoss<br />
befinden sich zwei Räume für die Kleinkinder, die als<br />
in sich abgeschlossene “Nester” funktionieren. Die<br />
Räume verfügen über eine eigene Nasszelle und einen<br />
Zugang zum Garten. Sobald die Kleinsten bereit<br />
sind, das Haus auf eigene Faust zu erkunden, dürfen<br />
sie diesen geschützten Kokon verlassen. Die Stiege<br />
kann dann aber von den Betreuerinnen so abgetrennt<br />
werden, dass keine Gefahr für die Abenteurer<br />
besteht. Außerdem ebenerdig angeordnet sind die<br />
Bewegungsräume und die Bereiche für das Essen<br />
und Kochen bzw. die Mittagsbetreuung.<br />
Im Obergeschoss ordnen sich die Räumlichkeiten<br />
der drei Kindergartengruppen und der Verwaltung<br />
sowie die multifunktionalen Schlafräume um das<br />
verbindende Element Stiegenhaus. Es ergeben sich<br />
hier aus allen Blickwinkeln immer wieder verbindende<br />
Sichtachsen, die das Miteinander im Haus<br />
in den Fokus rücken. Generell erfolgte die Entwicklung<br />
der Architektur sowie auch des Innenausbaus<br />
und der Möblierung in enger Zusammenarbeit mit<br />
der pädagogischen Leitung des Hauses. So sind die<br />
Räume des Kindergartens keine Gruppen-, sondern<br />
Themenräume, deren Besuch und Nutzung von den<br />
Kindern selbst gewählt und bestimmt werden kann.<br />
Dabei herrscht im gesamten Haus keinesfalls Hektik<br />
oder Chaos, vielmehr sind die Kinder völlig bei sich<br />
und - wie beim Betrachten eines Wimmelbuches -<br />
ganz bei der Sache.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
22<br />
Bildung & Kultur<br />
Die kräftigen Farbakzente haben die Architekten frei<br />
nach dem Motto des Kinderhaus Kennelbach intuitiv<br />
und aus dem Bauch heraus gesetzt. Die dazu passende<br />
Signaletik stammt vom Büro Sägenvier aus<br />
Dornbirn. Die Gestalter haben die Kinder selbst Bilder<br />
zeichnen lassen, die sich dem Thema Größe und<br />
Wachsen widmen. Übertragen auf das Tierreich und<br />
mittels einer Messleiste mäandern die Ergebnisse<br />
nun als grafische Linienstrukturen über die Fensterflächen.<br />
Auch die auffälligen Spots, die sich an allen<br />
Ecken des Hauses finden lassen, stammen aus der<br />
Region: der Vorarlberger Lichtplaner Georg Bechter<br />
ist der Urheber.<br />
Eine kindgerechte Umgebung umfasst neben den<br />
weichen Faktoren aber auch greifbare Fakten und<br />
Maßnahmen, allen voran im Bereich des umweltverträglichen<br />
und schadstoffarmen Bauens. Während das<br />
Untergeschoss in WU-Beton mit Außendämmung ausgeführt<br />
ist, wurden die beiden oberirdischen Geschosse<br />
als vorgefertigter Holzständerbau realisiert. Durch<br />
die kompakte Bauweise und die Wahl nachwachsender<br />
Rohstoffe – insbesondere durch den Einsatz von<br />
Holz – konnte die Verwendung von grauer Energie für<br />
die Baumaterialien gering gehalten werden. Aufgrund<br />
der Effizienz und der Eigenstromproduktion trägt das<br />
Kinderhaus zudem das Siegel „nearly zero emission“.<br />
Zusätzlich konnten 90% der üblicherweise baubedingten<br />
Emissionen von „Bauchemikalien“ in die Innenräume<br />
vermieden werden.<br />
Das Kinderhaus Kennelbach bietet somit ein umfassend<br />
aktivierendes Klima zum Lernen, Spielen und<br />
Entdecken. Davon werden auch die Eltern nicht ausgeschlossen.<br />
Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen<br />
und Austausch mit anderen Eltern und Pädagogen<br />
ein. Das Kinderhaus soll ein Ort des gemeinsamen<br />
Wachsens sein. Als Grundstein des neuen Zentrums<br />
soll von hier aus auch die Dorfgemeinschaft gestärkt<br />
und belebt werden. Schön zu sehen, dass gerade die<br />
Kinder das Bild dieser zukünftigen Dorfgemeinschaft<br />
aktiv und als treibende Kraft mitgestalten können. •
GSPublisherVersion 440.6.6.100<br />
GSPublisherVersion 440.6.6.100<br />
GSPublisherVersion 440.6.6.100<br />
GSPublisherVersion 440.6.6.100<br />
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www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
23<br />
HEIN architekten ZT<br />
HEIN architekten | Erdgeschoss<br />
EG<br />
OG<br />
HEIN architekten | Obergeschoss<br />
Schnitt<br />
HEIN architekten | Schnitt 1-1<br />
UG<br />
HEIN architekten | Untergeschoss<br />
Ansicht Süd<br />
HEIN architekten | Ansicht Süd<br />
Ansicht West<br />
Ansicht Nord<br />
HEIN architekten | Ansicht West<br />
Kinderhaus Kennelbach<br />
Kennelbach, Österreich<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Mitarbeiter:<br />
Bauleitung / Baumanagement:<br />
Statik:<br />
Gemeinde Kennelbach<br />
HEIN architekten ZT<br />
Bernd Rommel, Egon Maier<br />
Baukultur GmbH, Schwarzenberg<br />
merz kley partner GmbH<br />
HEIN architekten | Ansicht Nord<br />
Grundstücksfläche: 1.915 m 2<br />
Bebaute Fläche: 570 m 2<br />
Bruttogeschossfläche: ca. 1.000 m 2 Neubau<br />
Nutzfläche: 837 m 2<br />
Planungsbeginn: 11/2017<br />
Bauzeit: 07/2018 - 09/2019<br />
Baukosten:<br />
ca. 3 Mio. Euro netto
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
24<br />
Bildung & Kultur<br />
Die 100 Jahre alte und denkmalgeschützte Volksschule Angedair in Landeck in<br />
Tirol kann dank der Architekten Franz&Sue heute mit einer äußerst modernen<br />
Erscheinung und einem innovativen Lernkonzept aufwarten. Nach nur drei Jahren<br />
Bau- und Planungszeit konnte die Volksschule 2018 nach erheblichen Renovierungs-,<br />
Um- und Neubauarbeiten für die Schüler wiedereröffnet werden.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
25<br />
Franz&Sue<br />
Lernen mit<br />
Leichtigkeit<br />
Volksschule Angedair / Landeck in Tirol / Franz&Sue<br />
Text: Linda Pezzei Fotos: Franz&Sue/Lukas Schaller
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
26<br />
Bildung & Kultur<br />
Mit ihren 100 Jahren war die denkmalgeschützte<br />
Volksschule mitten im Zentrum der Tiroler Bezirkshauptstadt<br />
Landeck eindeutig in die Jahre gekommen.<br />
Dringendster Handlungsbedarf: mehr Platz für<br />
die Schülerinnen und Schüler, größere Transparenz,<br />
und eine neue Raumorganisation, die zeitgemäße<br />
Lehrmethoden möglich machen sollte. Den daraufhin<br />
ausgelobten EU-weiten, nicht offenen Wettbewerb<br />
konnte das Architekturbüro Franz&Sue mit seinem<br />
Vorschlag letztlich für sich entscheiden.<br />
Die Aufgabenstellung: der “alten Dame” Volksschule<br />
Landeck ein zeitgemäßes Facelift verpassen. Die Antwort<br />
des Entwurfsteams von Franz&Sue: ein großes<br />
Wohnzimmer mit vielen Lern- und Spielmöglichkeiten<br />
im Innen- und Außenbereich. Dieses kindgerechte<br />
Konzept des Wiener Architekturbüros überzeugte<br />
die Stadtgemeinde Landeck zur Vergabe des ersten<br />
Preises, sodass 2017 mit den Renovierungs-, Umund<br />
Neubauarbeiten begonnen werden konnte. Nach<br />
weniger als drei Jahren Bau- und Planungszeit lernen<br />
die Kinder der Volksschule Angedair seit 2018 nun in<br />
einem ganz besonderen Umfeld auf spiel erische Art<br />
und Weise.<br />
“Unsere Bedürfnisse nach Licht und Platz wurden von<br />
allen Seiten ernstgenommen. Das Architekturbüro<br />
hat sich nach innen verwirklicht und nicht nach außen<br />
ein Denkmal gesetzt,” zeigte sich Daniela Lehmann,<br />
die Direktorin der Volksschule, nach der Eröffnung<br />
erleichtert. Tatsächlich sind die Architekten, was die<br />
Außenhülle betrifft, sehr zurückhaltend darangegangen,<br />
diese gestalterisch anzufassen. Vielmehr wurde<br />
die historische Substanz grundsaniert und nur punktuell,<br />
wo es wirklich sinnvoll erschien, ein modernes<br />
Ausrufezeichen gesetzt. Unter dem Motto „Stärken<br />
stärken“ präsentiert sich der historische Baukörper<br />
nach dem Umbau noch klarer und steht heute so<br />
ruhig und selbstbewusst da wie eh und je. Dessen<br />
denkmalpflegerisch schützenswerte Qualität mit der<br />
dominanten Stellung am Platz wurde durch die Maßnahmen<br />
letztlich sogar noch unterstrichen.<br />
Die daher beim Betreten des Schulgeländes auffälligste<br />
Neuerung nach dem Umbau: der im Schulhof<br />
schwebend wirkende Zubau, der jetzt den Zugang<br />
zur Schule markiert. In dem in der Erde versenkten<br />
Glaskubus befindet sich neben der Aula die Sporthalle,<br />
die tageslichtdurchflutet eine besondere Qualität<br />
bietet. Auf der großzügigen Dachterrasse oberhalb<br />
der Halle finden die Kinder in den Pausen viel Platz<br />
zum Toben, die Lehrer ihren Freiraum zum Durchatmen.<br />
Das Geländer bildet eine dichtstehende Holzlattung,<br />
welche die schwarz gestrichene Attika des<br />
Zubaus optisch verschwinden lässt. Die Plattform<br />
der Dachterrasse wirkt so von Weitem wie ein schwebender<br />
Zauberteppich - zum Abheben allzeit bereit<br />
- inmitten des Schulhofs.<br />
Das Dach des Zubaus<br />
bietet Weitblick und<br />
fungiert während der<br />
Pausen als Rückzugsort<br />
und Treffpunkt für Lehrer<br />
und Schüler.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
27<br />
Franz&Sue<br />
Diese Wahrnehmung erklärt sich auch aus der konsequenten<br />
Fortführung der im Bezug auf den Blick<br />
barrierefrei und offen konzipierten Flächen im erdgeschossig<br />
liegenden Inneren des Kubus. Anstatt die im<br />
Erdboden versenkte Turnhalle mit massiven Wänden<br />
oder klobigen Geländern abzugrenzen, setzten die<br />
Architekten auf raumhoch aufgespannte Stahlnetze,<br />
die gleichzeitig als Absicherung und auch als<br />
Sichtfenster funktionieren. Transparenz, Licht und<br />
Platz lauteten die wichtigsten Schlagworte auf der<br />
Wunschliste der Direktorin, denen die Architekten<br />
nicht nur bei der Planung des Neubaus, sondern<br />
auch bei der Umgestaltung der bestehenden Gebäudeteile<br />
Rechnung trugen.<br />
Während die erhaltenswerte Bausubstanz des Bestandsgebäudes<br />
äußerst behutsam saniert wurde,<br />
konnte ein anderer Teil abgerissen und in die entstehende<br />
Lücke ein neuer Klassentrakt eingefügt werden.<br />
Nachdem bestehende Wände aufgebrochen und<br />
zum Teil durch mobile Raumteiler ersetzt wurden,<br />
präsentieren sich die beiden oberen Geschosse nun<br />
als offene, lichtdurchflutete Lernlandschaft. Die wenigen<br />
verbliebenen Wände wirken durch ihre weiße<br />
Farbe in Kombination mit hellem Holz, transparenten<br />
Glastüren und niedrigen Kriechdurchgängen beinahe<br />
entmaterialisiert und werden hier und da zusätzlich<br />
durch Fenster ergänzt, in denen die Schüler gemütlich<br />
sitzen und sich austauschen können. u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
28<br />
Bildung & Kultur<br />
“Wir haben eng mit Schulleitung und Gemeinde zusammengearbeitet<br />
– das Ergebnis ist eine sympathische,<br />
moderne Schule, in der sich LehrerInnen<br />
und SchülerInnen rundum wohlfühlen,” erklärt Erwin<br />
Stättner, Partner bei Franz&Sue, den reibungslosen<br />
Ablauf in der Planungs- und Umsetzungsphase. Dieses<br />
Wohlfühlen hängt mit Sicherheit auch mit der<br />
neuen Flexibilität der Räumlichkeiten zusammen. Die<br />
offene Lernlandschaft bietet eigene Lernzonen, die<br />
jeweils an den Gebäudeecken positioniert und dadurch<br />
von zwei Seiten belichtet sind. Mobile Raumteiler<br />
anstelle von starren Wänden ermöglichen das<br />
individuelle Weg- oder Zuschalten von Klassenräumen<br />
- je nach Bedarf.<br />
Das Ergebnis der neuen Volksschule Angedair beweist<br />
den offenen Geist der Schulleitung, offenbart<br />
aber auch die kindliche Freude der Architekten bei<br />
der Planung der neuen Räumlichkeiten und Außenanlagen.<br />
Anders als in den vielfach gewohnten<br />
Schu(h)lschachteln, die sich vielerorts Klassenzimmer<br />
nennen, werden in der Volksschule Angedair die<br />
Neugier und Lust am Lernen spielerisch gefördert<br />
und gefordert. Die sprichwörtliche kindliche Leichtigkeit<br />
des Seins darf an diesem Ort voll und ganz<br />
gelebt werden.<br />
•<br />
Die neue Sporthalle<br />
ist zum Teil im Boden<br />
versenkt. Das umlaufende<br />
Oberlichtband<br />
gewährleistet den Bezug<br />
zur Außenwelt und lässt<br />
viel Tageslicht ins Innere<br />
gelangen.
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29<br />
Franz&Sue<br />
0 10 0 10<br />
0 10<br />
0 10<br />
Volksschule Angedair<br />
Landeck in Tirol, Österreich<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Mitarbeiter:<br />
Statik:<br />
Stadtgemeinde Landeck<br />
Franz&Sue<br />
Lucie Vencelidesová (PL), Anna Ladurner, Bernd Stuffer,<br />
Wolfgang Fischer, Joseph Suntinger, Philipp Stromer,<br />
Philipp Wenzl, Joshua Meighörner, Simon Frey<br />
DI Georg Pfenninger<br />
Grundstücksfläche: 5.223 m 2<br />
Bebaute Fläche: 1.269 m 2<br />
Nutzfläche: 4.280 m 2<br />
Planungsbeginn: 2016<br />
Bauzeit: 2017 - 2018<br />
Fertigstellung: 08/2018<br />
Baukosten:<br />
5,5 Mio. Euro
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
30<br />
Bildung & Kultur<br />
Kultur im<br />
Bunker<br />
Cinémathèque suisse / Penthaz, Schweiz / EM2N<br />
Text: Edina Obermoser Fotos: Damian Poffet, Roger Frei<br />
Seit den 90er-Jahren fasst die Cinémathèque suisse<br />
in Penthaz, einer Gemeinde nordwestlich von Lausanne,<br />
sämtliche Bestände des Filmarchivs an einem<br />
Standort zusammen. Sie ist neben dem Verwaltungssitz<br />
in Lausanne und der Dokumentationsstelle in<br />
Zürich die dritte Zweigstelle der Schweizer Stiftung<br />
und beherbergt die Artefakte. Das Forschungs- und<br />
Archivierungszentrum zog damals in die Räumlichkeiten<br />
einer ehemaligen Buchbinderei. Diese bestand<br />
aus mehreren barackenartigen Baukörpern und war<br />
als provisorische Übergangslösung gedacht. Die<br />
Zürcher Architekten EM2N setzten sich im Zuge der<br />
Ausschreibung zur Sanierung und Erweiterung gegen<br />
die Konkurrenz durch. Sie überzeugten das Bundesamt<br />
für Bauten und Logistik BBL mit einem Entwurf,<br />
der behutsam auf die Bestandsstruktur eingeht<br />
und Alt und Neu in eine auffällige, charakteristische<br />
Hülle verpackt.
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31<br />
EM2N<br />
Bereits seit 1992 befindet<br />
sich die audiovisuelle<br />
Sammlung des Schweizer<br />
Filmarchivs in Penthaz,<br />
nahe Lausanne. 2007<br />
konnte das Architekturbüro<br />
EM2N den Wettbewerb<br />
zur Neugestaltung<br />
und Erweiterung der<br />
Cinémathèque suisse für<br />
sich entscheiden. Drei<br />
Bauabschnitte und zwölf<br />
Jahre später zieht das nationale<br />
Filmerbe mit dem<br />
neuen Forschungs- und<br />
Archivierungszentrum<br />
nun endlich in sein repräsentatives<br />
Zuhause ein.<br />
Zum prägenden Element der Cinémathèque wird die<br />
interne Organisation der unterschiedlichen Bereiche<br />
und deren individuelle Ansprüche. Die Planer gliederten<br />
den 13.000 m 2 großen Bau in Penthaz I und Penthaz<br />
II. Penthaz I im Süden umfasst die bestehenden<br />
Bauten und beinhaltet sämtliche öffentlichen Funktionen.<br />
Penthaz II am nördlichen Grundstücksrand<br />
dagegen bleibt auf den ersten Blick verborgen. Bei<br />
ihm handelt es sich um den nicht öffentlichen Trakt<br />
des Ensembles. Die beiden Gebäudeteile werden von<br />
einer Straße getrennt, sind aber über einen unterirdischen<br />
Gang miteinander verbunden.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
32<br />
Bildung & Kultur<br />
Die barackenartigen Stirnseiten verleihen dem<br />
Ensemble einen kleinteiligen Eindruck. Hinter<br />
ihnen verbirgt sich mit Penthaz I der öffentliche<br />
Teil des Kulturbaus, in dem Besucher empfangen<br />
werden.<br />
Die Architekten erhielten, inspiriert von der „Akkumulation<br />
an Baracken“ der einstigen Buchbinderei,<br />
die länglichen Volumen des Bestands und verwandelten<br />
sie in Penthaz I. Schottenartig reihen sich<br />
die einzelnen Körper parallel aneinander. Sie sind<br />
unterschiedlich lang und an den Querseiten schräg<br />
angeschnitten. Dadurch erhält der Kulturbau eine<br />
gestaffelte Gestalt. Während die zur nördlich anschließenden<br />
Straße hin orientierte Ansicht sich<br />
mehr als 100 Meter ausdehnt, markiert die schmale<br />
Ostfassade den Eingangsbereich. Eine oxidierte<br />
Stahlhülle in kräftigem Orange fasst das kleinteilige<br />
Ensemble zu einem einheitlichen Ganzen zusammen<br />
und verleiht dem Gebäude einen hohen Wiedererkennungswert.<br />
Die Paneele ziehen sich zum Teil vor<br />
die großflächigen Verglasungen und erinnern mit ihrer<br />
Perforierung an Filmrollen. Begrünte Flachdächer<br />
komplettieren die barackenartige Erscheinung der<br />
niedrigen Bauten und verleihen der Cinémathèque<br />
Filmstudio-Flair.
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33<br />
EM2N<br />
In Penthaz I findet man alle öffentlichen Bereiche<br />
des Forschungs- und Archivierungszentrums. Neben<br />
Museum, Vorführsaal, Cafeteria und Lesezone sind in<br />
dem Trakt die Arbeitsplätze und die Logistik untergebracht.<br />
Sie alle reihen sich innerhalb der riegelförmigen<br />
Baukörper aneinander, betonen die horizontale<br />
Ausdehnung des Kulturbaus und werden nur punktuell<br />
von den senkrechten Erschließungswegen durchstoßen.<br />
Das Herzstück des öffentlichen Traktes bildet<br />
die zweigeschossige Empfangs- und Ausstellungshalle.<br />
Sie ist geprägt von den im oberen Stockwerk eingehängten<br />
Sitzungszimmern, die das Foyer von oben<br />
überblicken. Großflächige Fenster ergeben spannende<br />
Blickbeziehungen zwischen den einzelnen, kabinenartigen<br />
Räumen und sollen Assoziationen an die<br />
Filmproduktion mit Schnitt und Montage hervorrufen.<br />
Die schräg positionierten Wände verstärken diesen<br />
Effekt. Auch der Bezug zur umgebenden Landschaft<br />
wird im Gebäude vielerorts spürbar. Immer wieder öffnet<br />
sich die Cinémathèque nach draußen und ergibt<br />
durch die leichten Spiegelungen der Verglasungen,<br />
die teilweise wie Kinoleinwände wirken, einen surrealen<br />
Mix aus Natur und den Innenräumen. u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
34<br />
Bildung & Kultur<br />
Während sich die Arbeitsbereiche<br />
in Penthaz I zur<br />
Umgebung hin öffnen und<br />
durchwegs hell und lichtdurchflutet<br />
sind, steht im<br />
unterirdischen Lager der<br />
Schutz der Artefakte im<br />
Vordergrund.<br />
Die auffällige Gebäudestruktur Penthaz I ist allerdings<br />
nur die Spitze des Eisbergs. Lediglich ein<br />
kleiner Betonbau mit Satteldach lässt nördlich der<br />
erschließenden Straße leise erahnen, dass sich hier<br />
unter der nahezu unberührten Ackerfläche etwas<br />
verbirgt. Mit Penthaz II – dem nicht öffentlichen Teil<br />
des Forschungs- und Archivierungszentrums – entwickelt<br />
sich mehr als die Hälfte des Projekts unterirdisch.<br />
Damit reagieren die Architekten auf die klimatechnischen<br />
Lageranforderungen der sensiblen<br />
Sammlung. Der „superfunktionale Bunker“ bietet auf<br />
drei Geschosse verteilt Schutz vor Luft, Licht und<br />
Feuer. Große Räume garantieren genügend Fläche<br />
zur Unterbringung der analogen und digitalen Artefakte<br />
wie Filme, Plakate und Drehbücher. Das kleine<br />
Häuschen, das mitten im Feld aus dem Untergrund<br />
auftaucht, ist die Haupttreppe, die zum Verbindungsgang<br />
und zum Lager führt.<br />
Die lange Bauzeit lässt sich durch die Digitalisierung<br />
und einer damit einhergehenden Anpassung des<br />
Raumprogramms erklären. Zudem erfolgten Umbau<br />
und Erweiterung der bestehenden Substanz über<br />
die Jahre hinweg sukzessive. Ein in mehrere Phasen<br />
gegliederter Bauprozess stellte dabei den uneingeschränkten<br />
Betrieb des Archivs und gleichzeitig eine<br />
reibungslose Umsiedelung der umfassenden Sammlung<br />
sicher. Mit dem barackenartigen Gebäudeensemble<br />
verwandelten die Architekten die Cinémathèque<br />
suisse in einen Ort, an dem es nebeneinander<br />
reichlich Platz für Exposition und Lager gibt. Subtile,<br />
gestalterische Filmreferenzen ziehen sich dabei wie<br />
ein roter Faden durch den orangen Bau und schaffen<br />
Bezug zu dem kulturellen Erbe im Inneren. So wird<br />
das Forschungs- und Archivierungszentrum nicht nur<br />
zum repräsentativen Anlaufpunkt für Filmliebhaber,<br />
sondern auch zu einem angenehmen Arbeitsplatz. •
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35<br />
EM2N<br />
UG<br />
Erdgeschoss 1:750 0 5 25 37.5<br />
Cinémathèque<br />
Penthaz<br />
EG<br />
Erdgeschoss 1:750 0 5 25 37.5<br />
Cinémathèque suisse<br />
Penthaz<br />
Untergeschoss 1:750 0 5 25<br />
Querschnitt<br />
Längsschnitt Penthaz I<br />
Querschnitt 1:750 0 5 25<br />
OG<br />
Längsschnitt Penthaz II<br />
Cinémathèque suisse<br />
Penthaz, Schweiz<br />
Obergeschoss 1:750 0 5 25 37.5<br />
Cinémathèque suisse<br />
Penthaz<br />
Längsschnitt 1:750 0 5 25<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Projektleiter:<br />
Statik:<br />
Bauphysik:<br />
Bundesamt für Bauten und Logistik BBL<br />
EM2N<br />
Bettina Baumberger, Jean-Baptiste Joye, Roger Küng<br />
Schnetzer Puskas Ingenieure, Boss & Associés Ingénieurs Conseils<br />
Kopitsis Bauphysik<br />
Längsschnitt 1:750 0 5 25 37.5<br />
Ci<br />
Pe<br />
Grundstücksfläche: 11.068 m 2<br />
Bebaute Fläche: 3.079 m 2<br />
Nutzfläche: 8.746 m 2<br />
Planungsbeginn: 2008<br />
Bauzeit:<br />
2010 - 2019 (in drei Teilphasen)<br />
Fertigstellung: 2019
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
36<br />
Bildung & Kultur<br />
Eine Box mit<br />
vielen Facetten<br />
Boxen Studio Gallery im ArkDes / Stockholm, Schweden / Dehlin Brattgård Arkitekter<br />
Text: Linda Pezzei Fotos: Johan Dehlin, Mikael Olsson
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
37<br />
Dehlin Brattgård Arkitekter<br />
Mit der “Boxen Studio Gallery”<br />
haben Dehlin Brattgård<br />
Arkitekter einen völlig neuen<br />
und vielschichtigen Ausstellungsraum<br />
für das Schwedische<br />
Architekturmuseum<br />
“ArkDes” geschaffen. Als<br />
Raum im Raum grenzt sich<br />
die minimalistische Struktur<br />
aus Stahlträgern aber nicht<br />
vom restlichen Ausstellungsbereich<br />
ab, sondern tritt<br />
vielmehr auf vielfache Art<br />
und Weise mit ihr und den<br />
Besuchern in Kontakt.<br />
Das Schwedische Zentrum für Architektur und Design<br />
“ArkDes” befindet sich auf der Insel Skeppsholmen<br />
in Stockholm. Es besteht aus zwei Gebäudeteilen<br />
- dem Exercishuset, der alten Exerzierhalle der<br />
Marine, und einem moderneren Bauwerk des spanischen<br />
Architekten Rafael Moneo, welches 1997 fertiggestellt<br />
wurde. Architekturgeschichte in geballter<br />
Form: Historismus trifft Funktionalismus und Minimalismus.<br />
Für Letzteres zeichnen die ortsansässigen<br />
Dehlin Brattgård Arkitekter verantwortlich, die das<br />
Architekturmuseum 2018 um einen temporären Ausstellungsbereich<br />
ergänzen durften.<br />
Die neue Studio Gallery trägt den trefflichen Namen<br />
Boxen, zu Schwedisch wie zu Deutsch “Die Box”, und<br />
wurde ähnlich einem Haus im Haus in eine der bestehenden<br />
Ausstellungshallen implementiert. Die Besonderheit<br />
liegt in der Konzeption der Struktur dieser<br />
Box, die sich in ihrer Gesamtheit nutzen lässt: von<br />
innen wie von außen, vom Boden bis zur Decke. Dabei<br />
sind es nicht nur die Aussteller und Kuratoren, die<br />
diese Box bespielen und befüllen, auch die Besucher<br />
sollen in direkten physischen Kontakt treten können.<br />
Die Gestalter übersetzten das Bedürfnis, Architektur<br />
mit allen Sinnen zu erleben, in eine eigens dafür<br />
konzipierte, robust gefertigte Ausstellungsmaschine.<br />
Die leeren Leinwände des als White Box gestalteten<br />
Innenraums stehen in scharfem Kontrast zu der mit<br />
Maschendrahtdrahtgeflecht versehenen Außenhaut.<br />
Die Hülle ist als informelle Ausstellungsfläche gedacht,<br />
die zusätzlichen Platz für Exponate bietet. u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
38<br />
Bildung & Kultur<br />
Die Rampe wickelt sich<br />
als filigrane Konstruktion<br />
rund um die Box und bietet<br />
gleichzeitig zusätzliche<br />
Präsentationsflächen.<br />
Über eine Rampe gelangen die Besucher auf eine Galerie,<br />
von der aus sich unterschiedliche Blickwinkel<br />
auf die präsentierten Objekte eröffnen. Der Mensch<br />
wird beim Betreten der Architektur im Raum ein Teil<br />
des Gesamtkunstwerks und kann über Rampe und<br />
Galerie mit der umgebenden Halle in Kontakt treten<br />
- ebenso wie die Box neue räumliche Beziehungen<br />
zu ihrer Umgebung schafft. Dabei verstärken gerade<br />
die Durchlässigkeit und teilweise Entmaterialisierung<br />
der Struktur diesen Effekt.<br />
Durch die zentrale Lage inmitten der Halle und neben<br />
der Dauerausstellung ergeben sich bereits beim<br />
Betreten der Hauptlobby erste Blickbeziehungen zur<br />
Box, die wiederum in direkter Verbindung mit der<br />
temporären Ausstellungshalle steht. Gezielt gesetzte<br />
Öffnungen in der Konstruktion lassen den Blick ungehindert<br />
durch die Ausstellungshallen schweifen. Ganz<br />
den alten architektonischen Regeln der Lenkung der<br />
Blickachsen folgend, findet der Blick des Besuchers<br />
so vom Haupteingang an der Exercisplan aus sein Ziel<br />
in dem neuen Gebäude von Rafael Moneo.
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39<br />
Dehlin Brattgård Arkitekter<br />
Es sind gerade die Konstruktion und die zurückgenommene<br />
Gestaltung der Box, die diese so natürlich<br />
in den Bestand integrieren. Hierfür wurde eine vorgefertigte<br />
Stahlkonstruktion auf Basis von Standardprofilen<br />
entworfen, die im Inneren mit Birkensperrholz<br />
und weißen Gipskartonplatten ausgekleidet ist.<br />
Den oberen Abschluss bildet ein Dach aus stahlverzinktem<br />
Wellblech. Die Primärstruktur zeigt sich in<br />
Trägern, die in regelmäßigem Abstand stehend den<br />
Hauptrahmen der Galerie bilden. Von außen ist der<br />
verzinkte Stahl frei sichtbar und nur mit einem Maschendrahtgewebe<br />
versehen. Dahinter blitzt das auf<br />
deren Rückseite silber lackierte Birkensperrholz der<br />
Innenwände teilweise hervor. Das mit weißem Textilgewebe<br />
versehene Geländer an der Außenkante<br />
der Rampe fügt dem Ganzen eine zusätzliche Ebene<br />
hinzu. Die als Gitterroste aus verzinktem Stahl ausgeführte<br />
Rampe startet an der Hauptöffnung der Box<br />
und führt an deren Wand entlang und an einer kreisförmigen<br />
Öffnung mit zugehöriger Aussichtsplattform<br />
vorbei, ehe sie in einen Balkon mündet, der sich<br />
über die gesamte Länge der Galerie erstreckt. Über<br />
eine verborgene Treppe gelangen die Besucher von<br />
hier aus wieder auf die eigentliche Galerie. Das Dach<br />
scheint aufgrund der ausgesparten Verkleidung der<br />
Stahlkonstruktion im oberen Bereich losgelöst über<br />
der Box zu schweben. Dies verstärkt zum einen den<br />
Eindruck des Verschwimmens der räumlichen Trennung<br />
von Box und Halle, zum anderen gelangt auf<br />
diese Weise natürliches Tageslicht ins Innere der Box.<br />
Durch drei Türen gelangen die Besucher in den Ausstellungsraum.<br />
Dessen großzügige Dimensionen bieten<br />
in Kombination mit der reduzierten und neutralen<br />
Gestaltung in zurückhaltenden Weißtönen den perfekten<br />
Hintergrund für Ausstellungen und Veranstaltungen<br />
jeglicher Art. Ein Schwellenraum am Haupteingang<br />
setzt den Übergang von der temporären<br />
Ausstellung in der benachbarten Halle zusätzlich als<br />
trennendes Element in Szene.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
40<br />
Bildung & Kultur<br />
Ein überdimensional großes,<br />
rundes Fenster lässt<br />
Innen- und Außenraum<br />
von Box und Halle optisch<br />
verschwimmen.<br />
“Boxen” besticht trotz der Einfachheit der Struktur<br />
gerade beim zweiten Blick durch seine Vielschichtigkeit.<br />
Einerseits verleiht die Schichtung von Materialien<br />
auf der Außenseite dem Gebäude einen<br />
filigranen Ausdruck und eine visuelle Tiefe. Andererseits<br />
lässt die Vielzahl der Öffnungen die Grenzen<br />
zwischen dem innenliegenden Galerieraum, der nach<br />
außen gestülpten Ausstellungsfläche und dem umgebenden<br />
Museumssaal verwischen. Auf diese Weise<br />
werden alle Flächen und sich ergebenden Räume als<br />
gleichwertig wahrgenommen - durch den Wechsel<br />
der Perspektive können diese aber wiederum immer<br />
wieder neu erlebbar gemacht werden. Das spannende<br />
daran, die vielen Facetten dieser Box zu entdecken,<br />
liegt aber wohl darin begründet, dass jeder<br />
Besucher für sich selbst entscheiden kann, welcher<br />
Blickwinkel der bevorzugte ist.<br />
•
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41<br />
Dehlin Brattgård Arkitekter<br />
Boxen Studio Gallery im ArkDes<br />
Stockholm, Schweden<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Mitarbeiter:<br />
Statik:<br />
ArkDes - The Swedish Centre for Architecture and Design<br />
Dehlin Brattgård Arkitekter<br />
Johannes Brattgård, Johan Dehlin<br />
DIFK Dipl.-Ing. Florian Kosche<br />
Bruttogeschossfläche: 273 m 2<br />
Nutzfläche: 156 m 2<br />
Bauzeit:<br />
6 Wochen<br />
Fertigstellung: 06/2018<br />
Baukosten:<br />
196.000 Euro
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
42<br />
Bildung & Kultur<br />
Ein besonderes<br />
Hörerlebnis<br />
Strait Culture and Arts Centre / Fuzhou, China / PES-Architects<br />
Text: Peter Reischer Fotos: Marc Goodwin, Zhang Yong<br />
Das Strait Culture and Arts Centre, entworfen von den in<br />
Schanghai und Helsinki ansässigen PES-Architects, bringt<br />
nicht nur der Stadt Fuzhou, sondern auch der weiteren<br />
Umgebung die Möglichkeit, Kunst und Kultur in einer<br />
hervorragenden akustischen Qualität zu genießen.
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43<br />
PES-Architects
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
44<br />
Bildung & Kultur<br />
Symbolkraft des Entwurfes<br />
Schon im Jahre 2013 hat die Verwaltung von Fuzhou,<br />
China einen internationalen Wettbewerb für<br />
das sogenannte Strait Culture and Arts Centre ausgeschrieben.<br />
Eines der vielen multinational arbeitenden<br />
Architekturbüros – die in Schanghai und Helsinki<br />
ansässigen PES-Architects – hat diesen gewonnen.<br />
Und sie haben, entgegen dem Trend der beliebigen,<br />
parametrischen Formfindung, Rücksicht auf die Kultur<br />
und Tradition des Ortes genommen und die Blütenblätter<br />
des Jasmin (diese Blüte ist auch das Wahrzeichen<br />
von Fuzhou) als Ausgangspunkt für ihren<br />
Entwurf gewählt. Das ist wichtig, da die chinesische<br />
Kultur sehr großen Bezug auf Symbole nimmt. Dazu<br />
kommt, dass Fuzhou – als Endpunkt der sogenannten<br />
„Neuen Seidenstraße“ gelegen – damit auch eine Metapher<br />
dieses Transportweges von Keramik, Porzellan<br />
und anderen Gütern nach dem Westen, aufgreift.<br />
Ein Hauptanspruch des Entwurfes war es, das kulturelle<br />
Image der Stadt Fuzhou und des neuen entwickelten<br />
Stadtteiles Mawei New Town zu stärken. Er<br />
bietet nun durch die Schaffung einer Art „kultureller<br />
Shoppingmall“ eine außergewöhnliche Erfahrung für<br />
die Nutzer. Die Kulturprogramme der Mall ergänzen<br />
sich mit kommerziellen und familienorientierten Angeboten<br />
und dem entsprechenden Entertainment in<br />
einem hybriden Komplex. Dieses Format ist typisch<br />
für die momentane Phase der Kulturbauten in China.<br />
Interessant bei dem Projekt sind auch die städtebaulichen<br />
Bezüge: Das Strait Culture and Arts Centre<br />
verbindet Städte und Gemeinden entlang und über<br />
die Straße von Taiwan, es verbindet die Fuzhou Mawei<br />
New City Entwicklungsgebiete und deren Wasserwege<br />
mit dem Minjiang River und der natürlichen<br />
Umgebung und schlussendlich verbindet es die Menschen<br />
mit Kultur.<br />
Ein Material prägt diese<br />
Architektur sowohl in der<br />
Außenansicht wie auch im<br />
Innenbereich: Keramik.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
45<br />
PES-Architects<br />
Material und Geschichte<br />
Schon vor fast 3000 Jahren wurden in China mit<br />
„Porzellanerde“ Figuren und Gegenstände gebrannt.<br />
Kaufleute brachten das Porzellan (weißes Gold)<br />
ab dem 13. Jahrhundert mit nach Europa, wo seine<br />
Herstellung lange ein Geheimnis blieb. Die Hauptbestandteile<br />
der Porzellanmasse sind Kaolin, Ton,<br />
Quarz, Feldspat, Dolomit, Kalkspat und Kreide. Der<br />
hohe Quarzgehalt in der Glasur und der Masse ergibt<br />
in Verbindung mit den anderen Rohstoffen hohe Festigkeitswerte<br />
und Verschleißbeständigkeit. Und dieses<br />
Material ist eines der augenscheinlichsten und<br />
auch Form gebendsten dieser Architektur. Es ist hier<br />
– neben dem für die Konstruktion benötigten Stahl,<br />
Beton und Glas – in gewaltigen Mengen verwendet<br />
worden und drückt der Erscheinung, der Sprache,<br />
der Farbe und der Architektur seinen Stempel auf.<br />
Die fünf Blütenblätter des gewählten Entwurfes entsprechen<br />
dem Opernhaus, der Konzerthalle, einem<br />
multifunktionalen Theater, einer Ausstellungshalle<br />
für Kunst und einem Kinokomplex – alle sind miteinander<br />
durch eine „Kulturpromenade“ und großen<br />
Dachterrassen verbunden. Diese Terrassen<br />
sind sowohl von den (im Landesinneren gelegenen)<br />
Jasmingärten aus, wie auch vom zentralen Platz<br />
(Richtung Fluss) zu begehen und bieten eine nahtlose<br />
Verbindung des Komplexes mit dem Ufer des<br />
Minjiang River. Die Aufteilung in die erwähnten fünf<br />
Bereiche (insgesamt 153.000 m 2 ) bietet eine leichte<br />
Orientierung für die Besucher und schafft auch einen<br />
menschlicheren Maßstab. Jeder der fünf Bauteile hat<br />
sein eigenes Zentrum in einer halböffentlichen, gebogenen<br />
Galerie, die der äußeren Form des jeweiligen<br />
Blütenblattes folgt. Von außen gesehen (vor allem in<br />
der Nacht bei Beleuchtung) erscheint hinter der Lamellenfassade<br />
die warme Holzwand der Galerie wie<br />
eine weitere, innenliegende Fassade.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
46<br />
Bildung & Kultur<br />
Von Ton zu Ton<br />
Keramik ist das Material, welches sowohl im Außenbereich<br />
wie auch in den Innenräumen am meisten<br />
eingesetzt wurde. Verwendet wurde in der Produktion<br />
das legendäre „China White“ in Verbindung mit<br />
einer neuen Technologie. Die Architekten haben dafür<br />
mit dem taiwanesischen Keramikkünstler Samuel<br />
Hsuan-yu Shih zusammengearbeitet, um im Inneren<br />
der Architektur sowohl Ästhetik wie auch die entsprechenden<br />
akustischen Anforderungen zu erreichen.<br />
Im Außenbereich sind alle Fassaden mit Blenden<br />
und weißen, keramischen Paneelen bedeckt. Die<br />
Hauptfassaden sind, aufgrund der Anordnung der<br />
Baumassen, linsenförmig gebogen und Großteils aus<br />
Glas. Um eine Verschattung zu erzielen, hat man eine<br />
vorgehängte Fassade aus keramischen Paneelen als<br />
Sonnenblende kreiert. Deren Aufteilung entspricht<br />
einer exakten Berechnung der notwendigen Lichtintensität<br />
für die dahinter liegenden Innenräume und<br />
löst durch seine lockere Verteilung auch ein wenig<br />
die Schwere der Körper auf.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
47<br />
PES-Architects<br />
Die gesamten vorderen Fassadenflächen bestehen<br />
aus 42.250 Teilen, jedes 1,75 Meter lang und mit einer<br />
weißen Glasur überzogen. Sie bilden eine vorgehängte<br />
Fassade. Grund- und Traufenlinie der Körper sind<br />
gegeneinander verschoben und mit geraden Stahlsäulen<br />
zu einer Fläche dritter Ordnung verbunden.<br />
Eine weitere Serie von Stahlträgern bildet eine zweite<br />
Struktur, welche sich diagonal über die Hauptsäulen<br />
zieht. Ihr Abstand beträgt überall ca. 1,8 Meter, so<br />
konnten die keramischen Baguettes mit ihrer einheitlichen<br />
Länge gleichmäßig befestigt werden. Keramik<br />
wurde auch an der Rückseite verwendet und nur das<br />
Dach ist mit vorpatiniertem Titan-Zink-Blech bedeckt.<br />
An der hinteren Fassade entschied man sich<br />
für Keramikplatten in der Größe 80 x 40 cm.<br />
In der Konzert- und Opernhalle zeigt die verwendete<br />
Keramik eine ausgesprochen kreative Art der akustischen<br />
Wandgestaltung und Oberfläche. Für die<br />
Schallkontrolle, Tonqualität und die erforderlichen<br />
Nachhallzeiten wurden nach intensiven Studien der<br />
Akustikexperten zwei verschiedene Oberflächen<br />
entwickelt: ein strukturiertes Paneel und eine Mosaikfliese.<br />
Beide Teile lassen sich entsprechend den jeweiligen<br />
topografischen Gegebenheiten verwenden<br />
und auch kombinieren: Sie erzielen genauso akustische<br />
wie ästhetisch hochwertige, optische Ergebnisse<br />
in der visuellen Designsprache.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
48<br />
Bildung & Kultur<br />
Die Opernhalle ist von – in verschiedenen warmen<br />
Grautönen angefertigten – Keramikteilen geprägt<br />
und kombiniert 13 unterschiedliche florale Motive zu<br />
einem 3.000 m² großen Muster aus Jasminzweigen.<br />
Die komplexen seitlichen Wände der Halle sind dermaßen<br />
gestaltet, dass sämtliche seitlich gerichteten<br />
Reflexionen in Richtung Parterre und der anderen<br />
Balkone vermieden werden. Konvexe und konkave<br />
Formen wirken hier wie effiziente Reflektoren, die<br />
gleichzeitig unerwünschte Halleffekte durch ihre<br />
gekurvte Geometrie unterbinden. Die Bühnenwände<br />
sind auch speziell entworfen – sie kombinieren Lautsprecher<br />
und großformatige Beleuchtungsanlagen<br />
mit effizienten Absorberzonen. Gemeinsam mit den<br />
Reflektorflächen über dem Orchestergraben sichert<br />
das eine perfekte Projektion des Tones von der Bühne<br />
in Richtung der Zuschauer. Durch die Verlegung<br />
der verwendeten, sechseckigen Keramikfliesen<br />
konnte man die doppelt gekurvte Oberfläche relativ<br />
gut in den Griff bekommen, obwohl es evident ist,<br />
dass zweidimensionale Muster eine derartige Geometrie<br />
nicht völlig bedecken können. Dort wo das<br />
Muster „ausreißt“, hat man mit einzelnen Fliesen –<br />
in genauer Abstimmung mit dem Designteam – die<br />
Spalten gefüllt.<br />
In der Konzerthalle wiederum waren eine reiche Resonanz<br />
und eine wirklichkeitsgetreue, musikalische<br />
Klarheit – durch die Optimierung sämtlicher Reflexionsflächen<br />
– gefordert. Zwei in verschiedenen<br />
Ebenen konvex gebogene Wände umgeben Orchester<br />
und Zuhörer, sie erzeugen eine Menge von sich<br />
seitlich entwickelnden Schallwellen. Die Kurvatur<br />
und Neigung jedes Wandelementes ist genau nach<br />
den akustischen Ergebnissen berechnet und ausgerichtet.<br />
Bestimmte Zonen der Wände sind mit einem<br />
diffusen Muster aus dreidimensional herausragenden<br />
Fliesen bedeckt. Diese Unregelmäßigkeit bricht die<br />
Schallwellen, macht Echos sanfter und vermeidet<br />
Nachhalleffekte.<br />
Das zweite, schalltechnisch interessante Material findet<br />
sich in der Multifunktionshalle, die für 700 Besucher<br />
ausgelegt ist. Ihre Wände sind mit CNC gefrästen,<br />
soliden Bambusblöcken verkleidet, diese haben<br />
eine spezielle, akustische wirksame Formgebung und<br />
Oberfläche. Auch in den anderen Bereichen fällt die<br />
stringente und fast ausschließliche Verwendung von<br />
Bambus und Keramik auf. Und so entsteht ein durchgehender<br />
Eindruck einer freundlichen, warmen Atmosphäre<br />
mit hervorragenden Hörerlebnissen. •
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49<br />
PES-Architects<br />
c.<br />
c.<br />
Flowing<br />
Flowing<br />
Hills<br />
Hills<br />
landscape<br />
landscape<br />
d.<br />
d.<br />
LiangCuo<br />
LiangCuo<br />
River<br />
River<br />
Elevations, 1:1250<br />
.<br />
5.<br />
Strait Culture and Arts Centre<br />
Fuzhou, China<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Chefdesigner:<br />
Lokales Architekturbüro:<br />
Statik:<br />
Fuzhou New Town Development Investment Group Co., Ltd.<br />
PES-Architects<br />
Pekka Salminen<br />
CCEDGC<br />
Matti Haaramo (Vahanen Oy), CCEDGC<br />
Nutzfläche: 153.000 m 2<br />
Planungsbeginn: 2013<br />
Bauzeit: 2015 - 2018
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
50<br />
Bildung & Kultur<br />
Aus dem<br />
Sand erbaut<br />
Al Musallah Prayer Hall / Abu Dhabi / CEBRA architecture<br />
Text: Peter Reischer Fotos: Mikkel Frost
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
51<br />
CEBRA architecture<br />
Eine Architektur wie aus<br />
Sand gewachsen, Kristalle,<br />
die vor der utopisch<br />
wirkenden Skyline von<br />
Abu Dhabi in die Höhe<br />
ragen – das ist die Al<br />
Musallah Prayer Hall,<br />
entworfen vom dänischen<br />
Architekturbüro CEBRA.<br />
Als Teil des Masterplanes<br />
um das Fort Qasr Al<br />
Hosn ist sie ein mutiger<br />
und innovativer Versuch,<br />
islamischen Glauben und<br />
Kultur in einer modernen<br />
Form zu materialisieren.<br />
Das Qasr Al Hosn ist ein ehemaliges Fort in Abu<br />
Dhabi und der Wachturm das älteste Gebäude auf<br />
der Insel. Es war Sitz der Herrscherfamilie Al Nahyan<br />
und bot als Zentrum Schutz für die frühen Siedler.<br />
Nach seiner Erweiterung auf die heutige Größe unter<br />
Schachbut bin Sultan Al Nahyan in den 1940ern, war<br />
es bis 1966 Regierungssitz des Emirats Abu Dhabi<br />
und nach einer langjährigen Renovierung wurde es<br />
am 7. Dezember 2018 als Museum wiedereröffnet – es<br />
hat also eine emotionale und soziologisch wichtige<br />
Rolle und Funktion.<br />
2015 haben CEBRA architecture einen internationalen<br />
Wettbewerb zur Errichtung der Al Musallah<br />
Prayer Hall in unmittelbarer Nachbarschaft zum erwähnten<br />
Fort gewonnen. Seit damals dauerte die Zusammenarbeit<br />
der Architekten mit dem Department<br />
of Culture and Tourism Abu Dhabi (DCT) zur Errichtung<br />
dieser Gebetshalle als Teil des Masterplans für<br />
das große Areal im Zentrum von Abu Dhabi. Heute<br />
ist die historische ehemalige Anlage um das Fort in<br />
einen vibrierenden Kulturraum umgewandelt. Die Gebetshalle<br />
ist etwas kleiner als eine Moschee und in<br />
einem Eck des Grundstückes, hinter einer Wasserfläche<br />
situiert – sie wurde übrigens beim letzten World<br />
Architecture Festival Awards als bester religiöser<br />
Bau gekürt.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
52<br />
Bildung & Kultur<br />
Die Transformation des Qasr Al Hosn-Geländes umfasst<br />
einen 140.000 m² großen Kulturpark, der das<br />
Fort und die Cultural Foundation umgibt – sie ist seit<br />
den 1980er Jahren denkmalgeschützt. Zusammen<br />
mit der Al Musallah Prayer Hall stehen nun auf dem<br />
Areal zwei Gebäudetypen, die sowohl das historische<br />
Erbe wie auch die moderne Zeit in Abu Dhabi repräsentieren.<br />
Der Masterplan greift diese Dualität auf<br />
und teilt das annähernd quadratische Gelände diagonal<br />
in zwei kontrastierende Landschaften. Auf der<br />
einen Seite befindet sich die flache, offene und sanfte<br />
Wüstenlandschaft, welche das Fort als frei stehende<br />
Landmark etabliert – und zwar auf einer Sandfläche,<br />
so wie es die Menschen seit dem 18. Jahrhundert<br />
vom Meer her, durch die Wüste kommend, wahrgenommen<br />
haben. Das war die Zeit, bevor die moderne<br />
Stadt in der Wüste explosionsähnlich entstand. Auf<br />
der anderen Seite findet man eine befestigte, gepflasterte<br />
Ebene mit intensiver Bepflanzung rund um<br />
die Cultural Foundation und der Al Musallah Prayer<br />
Hall, sie verbindet die Wüste mit der Rasterstruktur,<br />
der sie umgebenden modernen Stadt.<br />
Das Design dieser modernen Struktur ist von den<br />
Trocknungsrissen in der Wüstenerde und in den umgebenden<br />
Salzseen inspiriert: Unregelmäßig geformte<br />
Flächen, polygonal ausgebildet, erstrecken sich<br />
entlang der Diagonalen und werden in der nordöstlichen<br />
Ecke zu dreidimensionalen Körpern. Wie seltsame<br />
Diamanten wachsen diese aus dem Sand und<br />
dem Untergrund und formen die Räume der Musallah.<br />
Ihre an Sand erinnernden Oberflächen wirken vor<br />
dem Hintergrund der von den verschiedensten Stararchitekten<br />
errichteten Skyline fast anachronistisch.<br />
Öffnungen sind in den Körpern kaum zu erkennen, lediglich<br />
aus der Luft kann man Lichtöffnungen in den<br />
„Dachflächen“ erkennen.<br />
Die Formen dieser Sanddiamanten vermitteln einen<br />
Übergang zwischen der Wüste und dem städtischen<br />
Raum. Langsam steigen ihre Dimensionen in die<br />
Höhe, wobei die gesamte Anlage jedoch in der Erde,<br />
respektive in der davor liegenden Wasserfläche versenkt<br />
ist. Betreten wird der Komplex von der Stadtseite<br />
her. Und wenn man zwischen den „Felsen“ und<br />
Pfaden langsam zum Eingang schreitet, tritt der Lärm<br />
und die Geräuschkulisse der Stadt ebenso langsam<br />
in den Hintergrund. In dieser Übergangszone ändert<br />
sich der Raum von ebenen Flächen zu langsam ansteigenden<br />
Schrägen und wächst so schrittweise<br />
in das Gebäude hinein. Alle Komponenten, von den<br />
Sitzflächen bis zur tatsächlichen Architektur, verschmelzen<br />
mit dem Park, um wie eine Naturlandschaft<br />
zu erscheinen. So tritt diese Architektur in<br />
ihrer Wichtigkeit zurück und lässt das Fort und die<br />
Cultural Foundation, als die zwei Hauptattraktionen<br />
am Gelände, visuell unangetastet.<br />
Die vielen polygonalen Körper sind miteinander verbunden<br />
und allesamt wie eine Höhle halb in die Wasserfläche<br />
gedrückt. Die Musallah Gebetshalle steht im<br />
Wasser, um ohne Mauern eine Barriere gegen die Außenwelt<br />
zu bekommen. So werden Ruhe, Intimität und<br />
Abgeschlossenheit für die Gebete gesichert. Gleichzeitig<br />
ist das Wasser ein Symbol für die Reinigung<br />
und fließt um und teilweise auch durch den Komplex<br />
hindurch. Die einzelnen Bereiche der Architektur sind<br />
durch Glasgänge miteinander verbunden und diese<br />
lichterfüllten Übergänge über die Wasserflächen<br />
reinigen symbolisch wieder die Nutzer während des<br />
Durchschreitens von einem Bereich in den nächsten.<br />
u
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53<br />
CEBRA architecture
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
54<br />
Bildung & Kultur<br />
Der Innenraum nimmt das Motiv der „Sandkristalle“ auf und<br />
verwirklicht sie in eingefärbtem Sichtbeton. Auch in Nebenräumen<br />
und dem Waschbereich prägen die künstlichen<br />
Felsformationen den Raumeindruck entscheidend mit.<br />
Jedes der Volumina hat seine eigene Funktion und<br />
der gesamte Grundriss ergibt die Form einer gespiegelten<br />
Blume. Ein höhlenähnlicher Eingangsbereich<br />
bietet noch Platz und Zeit für ein Gespräch vor dem<br />
Gebet, dann trennen sich die Wege. Weibliche und<br />
männliche Gläubige gehen separiert durch die Raumfolgen,<br />
entsprechend dem spirituellen Ritual zur Gebetshalle.<br />
Es ist eine Erfahrung und Atmosphäre, die<br />
an die Höhle von Hirā erinnert – hier hat der Prophet<br />
Mohammed angeblich seine erste Offenbarung erhalten.<br />
Zuerst erreicht man die Waschräume, kann<br />
sich mental auf das Gebet vorbereiten und kommt<br />
schließlich in die großen Gebetshallen. Beide Hallen<br />
sind in Richtung Gibla (Mekka) orientiert. Die geometrischen<br />
Formen der Außenwelt finden sich auch in<br />
den Innenräumen wieder. Und zwar als von der Decke<br />
abgehängte Felslandschaften mit derselben optischen<br />
Erscheinung wie die Außenseiten. Innen wie<br />
außen bestehen die Wände aus sauber geschaltem,<br />
sandfarbenem Sichtbeton. Nur kleine Öffnungen<br />
durchbrechen die Decke im ansonsten geschlossenen<br />
Raum der Halle. Durch die runden Löcher dringt<br />
Tageslicht ein und in der Kombination mit abgehängten<br />
punktförmigen Pendellampen ergibt sich der Anschein<br />
eines Sternenhimmels. Das wiederum ist eine<br />
Allegorie an die Eigenschaft der Beduinen, sich an<br />
den Sternen zu orientieren.<br />
Während die Eingangsbereiche und die Waschräume<br />
mit Oberlichten aus Beton versehen sind, ist das Innere<br />
der Gebetshalle an der Decke mit Kupfer verkleidet<br />
– so entsteht eine endlose Reflexion der Lichter<br />
als Symbol des Kosmos. Auch wird so der Grundgedanke<br />
des Entwurfes wie ein Fraktal wieder in den<br />
Raum eingebunden. Die Menschen haben eben immer<br />
schon zum Himmel aufgeblickt, sich gewundert<br />
und über ihre eigene Existenz reflektiert. •
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55<br />
CEBRA architecture<br />
Al Musallah Prayer Hall<br />
Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Mitarbeiter:<br />
Statik:<br />
Department of Culture and Tourism Abu Dhabi<br />
CEBRA<br />
Mikkel Frost, Mikkel Schlesinger, Arthi Balasubramanian,<br />
Janni Vestergaard, Athira Raghu, Rahul Vinodan,<br />
Jacob Christensen, Henrik Nykjaer<br />
GHD<br />
Grundstücksfläche: 1.100 m 2<br />
Bebaute Fläche: 1.100 m 2<br />
Planungsbeginn: 09/2015<br />
Bauzeit:<br />
35 Monate<br />
Fertigstellung: 09/2019
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
56<br />
RETAIL <strong>architektur</strong><br />
Mit dem Luftschiff<br />
zum Friseur<br />
Die Erzählung Gullivers Reisen (1726) vom irischen Poeten Jonathan Swift<br />
hat in Japan einige Künstler und Schriftsteller inspiriert – bis heute anscheinend.<br />
Denn der Auftraggeber des Studio fathom wollte beim Design<br />
des Miyanishi Yakeyama Haarsalons in der japanischen Stadt Kure das<br />
Thema von Laputa, der schwebenden Insel aus dem Roman, visualisiert<br />
haben. Im Buch hat sie 4½ Meilen (ca. 7¼ km) im Durchmesser und ein Diamant-Magnet<br />
im Zentrum lässt die Insel in Kombination mit magnetischen<br />
Kräften schweben.<br />
Fotos: Tabii Tatsuya<br />
Der Designer Hiroyuki Nakamoto, Direktor des Studios,<br />
wählte einen außergewöhnlichen Zugang zur Lösung:<br />
Anstatt sich auf eine kostspielige Animation von Laputa<br />
in den Innenräumen zu verlassen, nahm er das Thema<br />
von Goliath – das Luftschiff mit dem Gulliver die Insel erreicht<br />
– auf. Im Augenblick als Goliath die Insel erreicht,<br />
zeigt sich durch das Fenster des Luftschiffes das Grün<br />
des Luftschlosses und die Landschaft. Und so benutzt<br />
er das alte Luftschiff als Motiv.
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57<br />
RETAIL <strong>architektur</strong><br />
Ich geh den Dingen<br />
auf den Grund.<br />
Und bin<br />
gut beraten.<br />
Ein lang gezogenes, abgerundetes Fenster<br />
und ein Torbogen begrüßen die Kunden.<br />
Auf der nur sehr grob verputzten Fassade<br />
sind offen Kupferrohre verlegt und ein ganzes<br />
Wirrwarr von Rohren samt Manometern<br />
scheint durch den Torbogen. Dasselbe Bild<br />
ergibt sich auf der Rückseite, gegen einen<br />
kleinen Garten hin. Wie eben im Maschinenraum<br />
des Luftschiffes Goliath. Dazwischen<br />
grünt es. Im Inneren wird das Motiv von<br />
Wolken und Spiegeln verwendet, um Raumzonierungen<br />
zu schaffen. Die runden Spiegelflächen<br />
bei den einzelnen Arbeitsplätzen<br />
wirken wie Bullaugen in einem Schiff, nur<br />
dass sich in ihnen die üppigen Grünarrangements<br />
der Innenräume spiegeln – man vermeint<br />
zu schweben.<br />
Auch an der Decke des Wartebereiches<br />
befindet sich eine Kupferverkleidung. Sie<br />
reproduziert ein verzerrtes Bild des Erdgeschosses<br />
und erweckt so etwas wie Nostalgie<br />
und gleichzeitig ein Fluggefühl. An der<br />
Decke hängende Propeller verstärken die<br />
Imagination des Luftschiffes. Auf der Eingangstüre<br />
hat man die blaue Schutzfolie<br />
auf dem Acrylglas belassen, sie steht nun<br />
für „hiko seki“, ein durchsichtiges Material<br />
aus der Welt des Anime, dem Antigravitationskräfte<br />
zugeschrieben werden. Der insgesamt<br />
68 m² große Salon wurde im November<br />
2019 eröffnet.<br />
Atnan Delic<br />
Fliesendelic<br />
in 1140 Wien<br />
Wenn‘s ein neues Produkt gibt,<br />
will ich mich gründlich informieren.<br />
Wissen, wie‘s geht in der Verarbeitung.<br />
Bei MUREXIN gibt‘s zu jedem<br />
Produkt die beste Beratung.<br />
Auch in schwierigen Zeiten.<br />
Mein Produkttipp: Aus gutem Grund:<br />
Murexin Tiefengrund LF 15<br />
MUREXIN. Das hält.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
58<br />
RETAIL <strong>architektur</strong><br />
Ansprechend<br />
fürs Auge<br />
Ganz dem menschlichen Auge gewidmet ist die Neugestaltung des Centro<br />
Ottici, einem Optikergeschäft in Nea Smyrni, einem südlichen Vorort von<br />
Athen. Verantwortlich für die optische Erneuerung zeichnen die ebenfalls in<br />
Athen ansässigen MOLD architects.<br />
Fotos: Voumvakis Panagiotis<br />
Schon von der Straße aus ins Geschäft hineinlinsend<br />
erkennt man: Jede Brille hat hier ihren Platz.<br />
Ein Schaufenster ist als großzügige Glasfläche in<br />
die weiß gemusterte Fassade eingelassen und dient<br />
gleichzeitig auch als Eingang. Eine gitterartige Struktur<br />
dient als Präsentationsdisplay für Brillenmodelle<br />
verschiedener Formen, Materialien und Farben. Im Innenraum<br />
findet sich diese Art der Zurschaustellung<br />
dann nochmals wieder, diesmal nicht schwebend<br />
von der Decke hängend, sondern solide entlang der<br />
Längswand positioniert und sogar weitergezogen bis<br />
über die Wandelemente der Eingangsseite. Als Ausgangspunkt<br />
dafür kann eine linienhafte Metallstruktur<br />
gesehen werden, die sich an den Abmessungen<br />
einer einzigen Brille orientiert. Vielfach dupliziert und<br />
aneinandergesteckt ergibt diese dann die flächige<br />
Raumstruktur, die das Volumen des Raumes formt.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
59<br />
| BA12-17G |<br />
RETAIL <strong>architektur</strong><br />
Das Gebäude der Zukunft<br />
kann auch so aussehen<br />
Ideal für Modernisierungen: Die offene,<br />
PC-basierte Gebäudeautomation<br />
von Beckhoff<br />
Die gegenüberliegende Längswand präsentiert die<br />
Brillen dann eher auf konventionelle Weise in Schubladen.<br />
Auch hier wurde von klein zu groß gedacht<br />
und der Raum als Ganzes betrachtet. Die Schubladen<br />
stehen dadurch nicht als Möbelstücke im Raum,<br />
sondern sind in der Wand aufgenommen. Optisch<br />
setzen sie sich durch ihre weiße Farbe auch nicht ab,<br />
sie bilden zusammen mit dem Weiß der Wände, des<br />
Bodens, der Decke und des Tresens eine Einheit. Sie<br />
wird von gedämpftem kühlen Licht durchdrungen,<br />
das über die Deckenfläche ausgestrahlt wird. Nur<br />
einige wenige punktuelle Leuchtquellen unterstützen<br />
diese gleichmäßige Ausleuchtung des Raumes.<br />
Das visuelle Erlebnis des Verkaufsraumes wird durch<br />
Spiegelungen an Decke und Fußboden zusätzlich erhöht<br />
und komprimiert. Die gewählte Gestaltung der<br />
MOLD architects tritt hier zugunsten der präsentierten<br />
Brillen zurück und bietet jeder einzelnen von ihnen<br />
einen optimalen Auftritt.<br />
www.beckhoff.at/building<br />
So wird wertvolle Bausubstanz nicht nur erhalten, sondern zukunftsfit<br />
gemacht: Mit der integralen Gebäudeautomation von Beckhoff<br />
implementieren Sie alle Möglichkeiten der Kommunikations- und<br />
Steuerungstechnik – angepasst an die individuellen Bedürfnisse der<br />
Immobilie. Alle Gewerke werden von einer einheitlichen Hard- und<br />
Softwareplattform gesteuert: Ganz gleich, ob es um die nutzungsgerechte<br />
Beleuchtung, die komfortable Raumautomation oder<br />
die hocheffiziente HLK-Regelung geht. Für alle Gewerke stehen<br />
vordefinierte Softwarebausteine zur Verfügung, die das Engineering<br />
enorm vereinfachen. Funktionserweiterungen oder -änderungen sind<br />
jederzeit möglich. Das Ergebnis: Durch die optimale Abstimmung aller<br />
Gewerke werden die Energieeinsparpotenziale voll ausgeschöpft und<br />
die Effizienz der Bewirtschaftung deutlich erhöht.<br />
Die ganzheitliche Automatisierungslösung<br />
von Beckhoff:<br />
Flexible<br />
Visualisierung/<br />
Bedienung<br />
Skalierbare Steuerungstechnik,<br />
modulare I/O-<br />
Busklemmen<br />
Modulare<br />
Software-<br />
Bibliotheken
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
60<br />
RETAIL <strong>architektur</strong><br />
Sanfter<br />
Hintergrund<br />
Ein zweiter Store für das junge Modelabel Bimani musste her. Dieser wurde vom kreativen<br />
Designstudio CuldeSac gestaltet und öffnete in bester Lage der spanischen<br />
Metropole Valencia seine Tore.<br />
Fotos: David Zarzoso<br />
In einer schmalen geschäftigen Seitenstraße<br />
reiht sich der neue Verkaufsraum für<br />
die Modedesigns der spanischen Jungdesignerin<br />
Laura Corsini in einer Reihe von<br />
zahlreichen weiteren Geschäften ein. Aufzufallen<br />
schafft er dabei trotzdem, vor allem<br />
durch seine zurückhaltende Schlichtheit<br />
und klassische Eleganz. Die schmale<br />
Öffnung in der Fassade, die gleichzeitig als<br />
Schaufenster und Eingang dient, gibt den<br />
Blick ins Geschäftsinnere frei, sodass der<br />
gesamte Verkaufsraum zur Auslage wird.<br />
Auf den ersten Blick wirkt die Farbgebung<br />
des Raumes sehr einheitlich. Erst<br />
auf den zweiten Blick erkennt man, dass<br />
dahinter ein gesamtes Farbuniversum<br />
an natürlichen Farbtönen steckt: beige,<br />
creme, elfenbein, cremeweiß, rosé, sandstein,<br />
champagner, ocker. Eingehüllt von<br />
einer angenehm sinnlichen Lichtstimmung<br />
durch indirekte Beleuchtung und stimmungsvolle<br />
Oberlichter, werden zusätzlich<br />
punktuell mit Deckenspots auch Hervorhebungen<br />
getroffen.<br />
Durch den gesamten länglichen Raum<br />
schwingt sich ein goldenes Stangensystem<br />
in die Tiefe, das mal Kleiderstange,<br />
mal Ablagefläche ist. Es mündet in einen<br />
ebenso fein gestalteten Umkleidebereich<br />
und dient dort als Halterung der schweren<br />
Vorhangstoffe der einzelnen Umkleiden.<br />
Zwischendurch sind im Verkaufsraum immer<br />
wieder Sitzgelegenheiten platziert,<br />
die durch ockerfarbene Kacheln gekennzeichnet<br />
sind und eine weitere Materialität<br />
in den Raum bringen.<br />
Eine ganze Farbpalette wird vor allem<br />
durch die farbenfrohen Kleidungsstücke<br />
eröffnet, die gekonnt platziert den Kundinnen<br />
präsentiert werden. Die zarten<br />
Naturtöne bieten dabei einen dezenten<br />
Hintergrund, um die bunten Farben der<br />
Damenmode zum Strahlen zu bringen.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
61<br />
RETAIL <strong>architektur</strong><br />
Durchdachter Bodenbelag<br />
Der Green Product Award & Green Concept Award verzeichnete in diesem Jahr einen<br />
neuen Teilnahmerekord mit insgesamt 1.463 Einreichungen aus 52 Ländern und allen<br />
Kontinenten. 169 davon wurden für den Green Product Award nominiert, wovon wiederum<br />
lediglich 37 mit dem renommierten Preis ausgezeichnet wurden. Darunter das<br />
zukunftsweisende System DryTile, eine Innovation der Deutsche Steinzeug Cremer<br />
& Breuer AG in Kooperation mit der trison GmbH, das die Verlegung von keramischen<br />
Bodenfliesen trocken, also ohne Fliesenkleber, ermöglicht.<br />
DryTile besteht aus sorgfältig abgestimmten<br />
Komponenten, die langjährig in der<br />
Praxis erprobt wurden. Die Basis bilden<br />
hochwertige keramische Bodenfliesen mit<br />
einer rückseitigen Korkschicht, die exakt<br />
definiert leicht übersteht. Durch einfaches<br />
Aneinanderstoßen entsteht quasi automatisch<br />
eine elegante Schmalfuge, die<br />
dann wiederum mit der extra konzipierten<br />
Fugenmasse verfüllt wird. Das System ist<br />
prädestiniert für Ladenbau, Hotellerie, Gewerbebauten,<br />
Gastronomie und ähnliche<br />
Bereiche, in denen Bodenflächen blitzschnell<br />
realisiert, ausgetauscht oder auch<br />
rückgebaut werden sollen. Im Vergleich<br />
zur herkömmlichen Methode sind diese<br />
Fliesen bis zu 8-mal schneller verlegt und<br />
darüber hinaus später restlos rückbaubar.<br />
Die Summe der DryTile-Vorzüge beeindruckte<br />
die kompetent besetzte diesjährige<br />
Green Product Award Fachjury, welche<br />
die eingereichten Beiträge unter den<br />
Gesichtspunkten Design, Innovation sowie<br />
Nachhaltigkeit bewertete: „Eine bemerkenswerte<br />
Lösung, die über den ganzen<br />
Lebenszyklus einen starken, durchdachten<br />
Eindruck hinterlassen hat – von der<br />
Konstruktion und der Materialität über<br />
den Transport und die Verpackung, die<br />
Verlege- und Nutzungseigenschaften bis<br />
zum Rückbau“.<br />
AGROB BUCHTAL GmbH<br />
Erwin Bauer<br />
M +43 (0)664 115 3558<br />
erwin.bauer@deutsche-steinzeug.de<br />
www.agrob-buchtal.de
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
62<br />
Arbeitswelten<br />
Distanz fordert<br />
Kreativität<br />
Die letzten Wochen haben drastisch gezeigt, wie schnell unsere Gesellschaft mit<br />
grundlegenden Veränderungen konfrontiert sein kann. Ein mikroskopisch kleiner<br />
Virus hat Länder, Kontinente, ganze Wertschöpfungsketten und Branchen durcheinandergewirbelt.<br />
Als einzig wirksames Mittel gegen die weitere Verbreitung und<br />
Erkrankung gilt derzeit nur das soziale Distanzieren – also Abstand zu Mitmenschen<br />
zu halten, bis ein medizinisches Wundermittel erfunden ist. Wie lange wir mit<br />
Corona leben werden müssen steht weiter in den Sternen.<br />
© artjafara<br />
Große Bereiche der Arbeitswelt standen für Wochen<br />
still – wer konnte, wechselte in sein Home-Office, arbeitete<br />
unter Einschränkungen oder war gänzlich aus<br />
dem Arbeitsleben ausgeschlossen. Wie auch immer<br />
diese weltweite Krise bewältigt werden wird, vor allem<br />
die Arbeitswelt hat und wird dadurch grundlegende<br />
Veränderungen erfahren.<br />
Die Digitalisierung zählt dabei zu den großen Gewinnern.<br />
Sie hat im aufgezwungenen Praxistest ihre Leistungsfähigkeit<br />
gezeigt und gilt nun so gut wie in allen<br />
Wirtschaftsbereichen als großer Hoffnungsträger.<br />
Damit einhergehend wird der gemeinsame Arbeitsort<br />
wesentlich an Bedeutung verlieren – das Corona-Notprogramm<br />
hat Alternativen aufgezeigt.<br />
Basierend auf diesen Erfahrungen sind nun unsere<br />
Bürowelten grundsätzlich neu zu überdenken. Nicht<br />
nur die Organisationen und Arbeitsabläufe werden<br />
flexibler und dezentraler sein müssen, gleiches gilt für<br />
die Orte des Schaffens. Und wenn das Home-Office –<br />
wie zu erwarten – zum fixen zweiten Büro-Standort<br />
wird, muss es auch mit großer Sorgfalt geplant und<br />
professionell ausgestattet sein. Denn dem Schreibtisch-Erbstück<br />
samt hundertjährigem, restaurierten<br />
Gestühl mag man fehlende ergonomische Eigenschaften<br />
während der Kurzzeit-Corona-Beanspruchung<br />
nachgesehen haben. Auf Dauer soll diese Arbeitsgemeinschaft<br />
besser nicht bestehen, zumal es hier bereits<br />
spezielle Home-Office-Angebote von den Büromöbelherstellern<br />
gibt. So wird zum Beispiel bereits<br />
ein multifunktionaler Drehstuhl in wohnlichen Designs<br />
angeboten, der kurzfristig lieferbar ist.<br />
Aber auch am Firmenstandort wird die Bürolandschaft<br />
Veränderungen erfahren müssen – der „kleine Elefant“<br />
als Maß aller Mindestabstände wird uns noch länger<br />
begleiten. Und selbst wenn Corona überwunden sein<br />
wird, der nächste Virus kommt bestimmt, und wenn<br />
es nur die alljährliche Grippe ist. So gesehen können<br />
Unternehmen die kommenden Investitionen als längerfristig<br />
wirksam verbuchen.<br />
Erste Vorboten aus dem Sortiment der Büromöbelbranche<br />
sind zum Beispiel Stellwände und Tisch-Aufsatzelemente<br />
mit Aerosol-Hygieneschutz, die zusätzliche<br />
Abschirmung und Sicherheitsabstand<br />
ermöglichen. Distanz halten, trotzdem gemeinsam<br />
arbeiten und dabei die zur Verfügung stehende Fläche<br />
aus Kostengründen möglichst effizient nutzen – keine<br />
leichten Rahmenbedingungen für die Büroeinrichter,<br />
deren Kreativität und Planungsgeschick nun besonders<br />
gefragt sind.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
63<br />
Arbeitswelten<br />
Smarter Sichtund<br />
Lärmschutz<br />
Steigende gewerbliche Mieten zwingen Arbeitgeber wie Planer, Büros möglichst<br />
effizient zu „gestalten“ und möglichst viele Mitarbeiter auf kleinstmöglicher<br />
Fläche unterzubringen. Dagegen steht der Anspruch, durch intelligente Raumplanung<br />
die Kommunikation und Teamarbeit der Büroarbeiter gezielt zu fördern.<br />
Der Spagat entsteht, wenn offene Zusammenarbeit,<br />
aber auch konzentrierte Einzelarbeit<br />
gefordert wird. Um diesen Balanceakt<br />
flexibel und effektiv zu meistern, hat Sedus<br />
das Stellwand- und Screensystem mit dem<br />
Namen se:wall entwickelt.<br />
Sedus se:wall überzeugt im Vergleich zu<br />
herkömmlichen Systemen durch die einzigartige<br />
Kombination von Akustik, Design<br />
und Funktionalität. Es sorgt für Sichtschutz,<br />
Zonierung und akustische Abschirmung<br />
und bietet mit umfangreichem Typenplan<br />
und zahlreichen Ausstattungsvarianten<br />
ein Höchstmaß an Funktionalität und Flexibilität<br />
− auf Wunsch sogar in Maßarbeit.<br />
Trotz schlanker Anmutung wird durch die<br />
hochwirksamen Füllungen die Absorptionsklasse<br />
A erreicht. Die optisch reduzierten<br />
Funktionsschienen geben jedem Element<br />
eine klare Kontur und bilden mit ihrer technisch-präzisen<br />
Anmutung einen bewussten<br />
Kontrast zu den weichen Formen der stoffbespannten<br />
Flächen.<br />
Zum Programmumfang gehören Stellwände<br />
und Tisch-Screens, die sowohl auf als auch<br />
hinter den Arbeitstischen angebracht werden<br />
können. Vier Stoffkollektionen bieten<br />
eine Vielzahl an Farben und Dessins, die<br />
mit akustisch herausragenden Eigenschaften<br />
auch strengsten Brandschutznormen<br />
entsprechen. Ebenso sind Aufsatzelemente<br />
mit Aerosol-Hygieneschutz installierbar, die<br />
zusätzliche Abschirmung und Sicherheitsabstand<br />
ermöglichen.<br />
Sedus Stoll GmbH<br />
Showroom Wien<br />
Gumpendorfer Straße 15/9, 1060 Wien<br />
T +43 (0)1 982 94 17 12<br />
sedus.at@sedus.com<br />
www.sedus.com
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
64<br />
Arbeitswelten<br />
Über 1.000 Möglichkeiten<br />
Mit SHUFFLEis1 erweitert der Bürostuhlhersteller Interstuhl sein Produktportfolio<br />
um ein flexibles Universalstuhlsystem. Getreu des Produktclaims „Everything is<br />
a remix!“ und dank seiner modularen Bauweise ist der Stuhl flexibel in Konferenzräume,<br />
Cafeterien und Besucherszenarien integrierbar. Er vereint Optik, Variabilität<br />
sowie Komfort und ist, im Sinne des neu entwickelten Kompetenzfeldes<br />
„Splaces“, die perfekte Lösung für intelligente Raumgestaltung.<br />
Die Basis des neuen Sitzmöbels bilden drei unterschiedliche<br />
Schalen: Besucher-, Bar- und Lounge-Schale.<br />
Jede Ausführung verfügt über eine einheitliche<br />
Gestell-Anbindung und ermöglicht so den<br />
Einsatz verschiedener Gestellvarianten. Durch das<br />
zeitlose Design können damit auch bereits bestehende<br />
Sitz-Szenarien ergänzt werden. Das schafft<br />
zusätzliche Flexibilität in der Gestaltung – so lassen<br />
sich über 1.000 Varianten kombinieren, die sowohl<br />
solitär als auch im Ensemble funktionieren.<br />
Der perfekte Mix beginnt bereits bei der Sitzschale.<br />
Die Besucher- und Lounge-Schale kann jeweils mit<br />
einer von drei Polstervarianten bestückt werden. Sie<br />
sind mit Sitzpolster, mit Innenpolster auf der Sitzund<br />
Rückenfläche und mit Vollpolster erhältlich. Die<br />
Bar-Schale ist mit Sitz- und Vollpolster erhältlich. Alternativ<br />
gibt es bei allen drei Schalen auch eine ungepolsterte<br />
Variante. Zusätzliche Flexibilität bietet die<br />
Auswahl des Gestells. Dieses ist als Vierfuß, Pyrami-<br />
dengestell, Freischwinger, Kufe, Spinnenfuß, Drehfuß<br />
und Vierfuß aus Holz erhältlich. Alle Metallgestelle<br />
sind je nach Wunsch verchromt oder in Schwarz und<br />
Weiß beschichtet verfügbar.<br />
Mit SHUFFLEis1 hat Interstuhl einen modernen Alleskönner<br />
entwickelt, der sich hinsichtlich der Ausführung,<br />
des Gestells sowie der Farbe extrem flexibel für<br />
fast alle Zwecke eignet, ohne dabei seinen eigentlichen<br />
Charakter zu verlieren.<br />
Mehr Informationen finden Sie unter:<br />
www.interstuhl.com/I/at-de/shuffle.php<br />
Interstuhl Büromöbel GmbH & Co. KG<br />
T +43 (0)1 61 64 113<br />
oesterreich@interstuhl.com<br />
www.interstuhl.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
Initiative für<br />
das Homeoffice<br />
Auch für den Einsatz im Homeoffice empfiehlt sich<br />
ein bequemer und angemessener Bürodrehstuhl fürs<br />
dauerhafte Sitzen am Schreibtisch. Dafür gelten dieselben<br />
Anforderungen und Kriterien an Arbeitsplätze<br />
wie in den Unternehmen selbst. Girsberger bietet<br />
anlässlich der aktuellen Situation, die für viele eine<br />
Herausforderung im privaten Umfeld darstellt, eine<br />
sofortige und schnelle Abhilfe zu einem sehr attraktiven<br />
Preis: Mit Simplex 3D ist auch zuhause gesundes<br />
Arbeiten möglich. Mit seinem 3D-Mechanismus sorgt<br />
dieser Drehstuhl für dreidimensionale Beweglichkeit<br />
und erlaubt unterschiedlichste Sitzhaltungen. Darüber<br />
hinaus handelt es sich um ein wohnliches Modell,<br />
das sich sehr gut in jedes Wohnumfeld integriert.<br />
Simplex 3D ist nach Verfügbarkeit in unterschiedlichen<br />
Farben wählbar und kurzfristig lieferbar.<br />
Girsberger GmbH<br />
Markus Hammer<br />
T +43 (0)664 153 54 01<br />
markus.hammer@girsberger.com<br />
www.girsberger.com<br />
65<br />
Arbeitswelten<br />
Innovative und hochflexible Aluminiumprofilsysteme<br />
mit unendlichen Möglichkeiten.<br />
Sie haben schon etwas ganz spezielles im Kopf? Wir freuen uns<br />
mehr über ihr Vorhaben zu erfahren und stehen Ihnen gerne<br />
beratend zur Seite. Sprechen Sie uns an!<br />
Dome<br />
Design trifft Licht<br />
H-80 Profil | H-140 PROFIL<br />
Besuchen Sie uns in<br />
Halle 3,1 Stand E71<br />
FORM FOLGT ARCHITEKTUR - LICHT FOLGT FORM<br />
RIDI Leuchten GmbH, Industriepark Nord, Rudolf-Hausner-Gasse 16, 1220 Wien<br />
Tel.: 01/73 44 210, Fax: 01/73 44 210 5; E-Mail: office@ridi.at, www.ridi.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
66<br />
Arbeitswelten<br />
Dem Büro einen neuen Rahmen geben<br />
So vielseitig wie die Arbeitswelt im 21. Jahrhundert, so abwechslungsreich werden<br />
auch die Büromöbel. Arbeitsplätze findet man heute in unterschiedlichsten Objekten:<br />
ob industrielle Gebäude, historische Altbauten, offenen Großraumbüros oder<br />
auch im eigenen Wohnhaus. Dabei bestimmen vor allem die Möbel den Charakter<br />
des Raumes.<br />
Ein Wechsel zwischen offenen und geschlossenen Flächen<br />
verleiht den Schränken und Modulen des zeitlosen<br />
und doch designverliebten Bürosystems „Framework“<br />
von hali einen ganz eigenen Charme. Mit den<br />
offenen Rahmen in mattem Schwarz, in Verbindung<br />
mit filigranen Korpussen zeigt der oberösterreichische<br />
Büromöbelhersteller Modernität, aber zeitgleich Zurückhaltung<br />
und behält dabei Ecken und Kanten. Die<br />
durchgehenden Seitenwände der Schränke sorgen zusätzlich<br />
für eine aufgeräumte Atmosphäre.<br />
Egal ob Arbeits-, Wohn- oder Essbereich, sogar die<br />
Diele lässt sich mit der Produktserie Framework<br />
und den Aufsätzen aus Metall zu einem echten<br />
Eyecatcher machen. Dabei können die Möbel sowohl<br />
verstecken als auch präsentieren: Unliebsames wird<br />
rasch in den Schränken verstaut, wohingegen Schätze<br />
einen besonderen Platz in dem schlanken Aufsatzmodul<br />
erhalten.<br />
Mit Framework verfeinert hali seine Tischserie s600<br />
und setzt neue Trends in der Arbeitswelt. Das Portfolio<br />
des s600 umfasst einen Arbeitstisch, einen Besprechungstisch<br />
und einen Stehtisch. Durch ein zeitloses<br />
Design und die schwebende, leicht abgesetzte<br />
Optik der Tischplatte erhält der s600 eine spezielle<br />
Leichtigkeit. Ob als Esstisch, Bartisch oder als klassischer<br />
Arbeitstisch, der s600 macht mit seinem hochwertigen<br />
Metallgestell überall eine gute Figur mit<br />
wohnlicher Lifestyle-Anmutung.<br />
hali GmbH<br />
T +43 (0)7272 3731-0<br />
office@hali.at<br />
www.hali.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
67<br />
Produkt News<br />
REVOLUTIONÄRE<br />
BAUSOFTWARE<br />
AUS ÖSTERREICH.<br />
Es gibt X Wege, um an die Spitze<br />
zu gelangen. Mit dem neuen<br />
SUCCESS X gehen Sie auf Nummer<br />
sicher. Setzen Sie auf Nachhaltigkeit.<br />
Auch bei Ihrer Bausoftware.<br />
Gehen Sie den Erfolgsweg<br />
mit uns?<br />
Licht und Akustik<br />
Die Blade-Akustikprodukte von Spectral<br />
kombinieren hocheffiziente LED-Beleuchtung<br />
mit einem vertikalen Akustikpaneelsystem<br />
für ein hochgradig harmonisches<br />
Design. Die vertikal hängenden Lamellen<br />
bieten ein besonders effizientes Akustikmanagement<br />
und ermöglichen zugleich<br />
eine freie Wärmezirkulation in den Gebäuden.<br />
Anders als bei horizontalen Zwischendecken<br />
oder Akustiksegeln ist hier<br />
eine optimale Durchströmung der warmen<br />
Luft bis zur Kühldecke möglich – ein<br />
Luftstau wird vermieden und die Kühlfunktion<br />
optimiert.<br />
Die Abstände zwischen den Lamellen<br />
sind je nach gewünschter Lichtintensität<br />
und Geräuschunterdrückung auf die<br />
jeweiligen Bedürfnisse anpassbar. Die<br />
Akustik- und Leuchtelemente können<br />
einzeln abgehängt oder linear in einer<br />
Reihe ausgerichtet werden.<br />
Die Lichteinsätze sind werkzeuglos<br />
wechselbar, das Spektrum reicht von satinierten<br />
und opalen Einsätzen für Bewegungsflächen<br />
über Lichtmodulationsoptiken<br />
für unterschiedliche Wallwasheffekte<br />
bis hin zu optimal entblendeten Einsätzen<br />
für Büroanwendungen (bis zu UGR
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
68<br />
Arbeitswelten<br />
Eine wahre Größe<br />
Mit der Produktfamilie ray bietet der Objekteinrichter Selmer ein Modell für jeden<br />
Einsatzbereich. Ob mit Rollen und innovativer Bewegungsmechanik als Chefstuhl<br />
für den Schreibtisch, oder mit fixiertem Rollengestell für die Konferenz. Selbst<br />
als Vierbeiner bietet er sich für Kantine oder Restaurant an und mit Holzgestell<br />
öffnen sich die Türen für den Einzug des Wohnlichen in die Arbeitswelt.<br />
Das Designerduo jehs+laub hat mit der ray Familie<br />
ein Design geschaffen, das durch eine moderne<br />
Formgebung und schlichte Eleganz brilliert: Ein Modell<br />
mit vielen Gesichtern und unverkennbaren Charakter.<br />
So verwandt wie möglich ist doch jedes Modell<br />
der Familie ein Individuum und passt sich perfekt<br />
jeder Architektur an.<br />
Der Polstersessel ray lounge ergänzt die anspruchsvolle<br />
Designsprache der ray Familie. Diese Sessel<br />
stehen nicht nur im Büro, sondern auch für wahren<br />
Sitzkomfort. Es ist die organische, fast flügelhafte Linienführung<br />
und die gemütlich geneigte Sitzposition,<br />
die ihn in Sachen Komfort unverbesserlich machen.<br />
Für höchstes Entspannungslevel bis in die Zehenspitzen<br />
vereint sich der Hochlehner harmonisch mit<br />
der passenden Ottomane – einem Hocker mit der<br />
gleichen designverwöhnten Linienführung.<br />
Erhältlich ist der Loungesessel auch mit niedrigem<br />
Rücken und schafft damit selbst im Business- und<br />
Loungebereich Raum für private Gesprächssituationen.<br />
Die dreidimensional ausgeformte Sitzschale und<br />
Lumbalstütze ist auch beim kleinen Loungesessel<br />
wahlweise mit Fußkreuz, Kufen oder Holzgestell erhältlich.<br />
Außerdem bietet das Modell zusätzlich eine<br />
große Materialvielfalt der Bezugsstoffe.<br />
Mit der ray Familie präsentiert der Objekteinrichter<br />
Selmer universell einsetzbare Modelle, die sowohl in<br />
Design und Funktionalität überzeugen als auch individuell<br />
auf alle Bedürfnisse anpassbar sind.<br />
Selmer GmbH<br />
T +43 (0)6216 20210<br />
info@selmer.at<br />
www.selmer.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
69<br />
Arbeitswelten<br />
Hybride Räume<br />
Ob in der modernen Schule, im Gemeindezentrum oder im Tagungs- und Kongressbetrieb:<br />
Der Trend geht zu hybriden Raumkonzepten mit der Option auf variable<br />
Nutzungen. Automatisierte Trennwandsysteme von Dorma Hüppe bieten innovative<br />
Lösungen für diese aktuellen Anforderungen und setzen gleichzeitig architektonische<br />
Highlights. So das horizontal verfahrbare Trennwandsystem Variflex und<br />
Variflex Glas, bei dem transparente und blickdichte Elemente miteinander kombiniert<br />
werden können, wie auch das vertikal verfahrbare Trennwandsystem Skyfold.<br />
In der Middle School in Wiesbaden z.B. schaffen horizontal<br />
verfahrbare Trennwandsysteme eine helle,<br />
freundliche Lernatmosphäre mit einer großzügigen<br />
Offenheit. Mit einem Schalldämmmaß von bis zu Rw<br />
52 dB mit Glas- und Rw 59 dB mit blickdichten Elementen<br />
verhindern sie effizient, dass störende Geräusche<br />
von einem in den anderen Raumbereich dringen.<br />
Für das flexible Raummanagement in der im Bau befindlichen<br />
„The Circle Convention Hall“ am Flughafen<br />
Zürich bietet das Skyfold System eine besonders<br />
attraktive Lösung: eine vertikal verfahrbare Trennwand,<br />
die sich platzsparend in die Decke öffnet. Die<br />
vom Japaner Riken Yamamoto geplante Convention<br />
Hall wird mit ca. 1.600 m 2 Veranstaltungsfläche<br />
ein hervorragender Austragungsort für Kongresse,<br />
Events und Tagungen sein. Um variabel auf vielfach<br />
wechselnde Raumnutzungen reagieren zu können,<br />
ist der Saal mit seinem spektakulären Glasdach in<br />
drei Bereiche teilbar, die allein oder in Kombination<br />
gleichzeitig unterschiedlich bespielt werden können<br />
– vom Bankett über Fortbildungsveranstaltungen bis<br />
hin zur Theateraufführung. Die 29 m breiten und bis<br />
zu 13 m hohen Skyfold Classic Trennwände bieten<br />
mit Rw 54 dB eine hervorragende Schalldämmung.<br />
Sowohl die horizontale Anlage in Wiesbaden als auch<br />
die vertikale in Zürich sind mit einer vollautomatischen<br />
Steuerung ausgestattet, mit der die Elemente<br />
bedienerfreundlich, schnell und sicher in die gewünschte<br />
Position verfahren werden.<br />
DORMA Hüppe<br />
Austria GmbH<br />
T +43 (0)732 600-451<br />
office@dorma-hueppe.at<br />
www.dorma-hueppe.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
70<br />
Licht<br />
Schwebende Exponate<br />
Durch die Reise- und Sammelleidenschaft von Graf Franz I. zu Erbach-Erbach (1754-<br />
1823) zum Zentrum der deutschen Elfenbeinschnitzkunst avanciert, stellte der Odenwaldort<br />
Erbach seine beträchtliche Sammlung lange in der Werner Borchers Halle aus.<br />
Diese wurde Ende 2015 geschlossen.<br />
Text: Alexander Magyar Bilder: Sichau & Walter Architekten BDA
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
71<br />
Licht<br />
Seit Herbst 2016 findet ein kleiner, doch exquisiter<br />
Teil der Elfenbeinschnitzereien seine neue Heimat im<br />
Schloss Erbach. Das außergewöhnliche Ausstellungskonzept<br />
von Sichau & Walter Architekten BDA macht<br />
sich dabei frei von der Gebäudehülle und präsentiert<br />
die Sammlung in abgedunkelten Räumen mit anthrazitfarben<br />
gespritzten Raumbegrenzungsflächen.<br />
Vitrinen aus teilsatiniertem<br />
Glas mit Kantenlicht<br />
Die Vitrinengläser sind im unteren Drittel satiniert<br />
und werden aus der Vitrinenbasis heraus mit Kantenlicht<br />
eingespeist. Die Satinierung löst sich in einem<br />
stufenlosen Verlauf in Klarglas auf. Durch das<br />
kanteneingespeiste Licht nimmt die Satinierung eine<br />
sanfte Helligkeit an, die – einem Dunst gleich – die<br />
Objektträger der Elfenbeinfigurinen verhüllt. Darüber<br />
hinaus sind im oberen Vitrinenrand Kleinprofile mit<br />
Miniaturstrahlern verbaut. Die Strahler betonen den<br />
Wert der Kunstgegenstände und zeichnen sich durch<br />
hohen CRI von 95 und Blendfreiheit aus.<br />
Die Miniaturstrahler setzen die Exponate akzentuierend<br />
und gut entblendet in Szene. Dabei erfolgt in den<br />
größeren Vitrinen ein Wechsel aus Miniaturstrahlern<br />
mit engstrahlender und medium strahlender Optik.<br />
So entsteht der Eindruck, die Schnitzereien würden<br />
gleichsam leuchtend aus dem Nebel aufsteigen. Die<br />
Konverter, sowohl für die Kanteneinspeisung des satinierten<br />
Glases als auch für die Miniaturstrahler sind<br />
in einen zugänglichen Hohlraum im Fuß der Vitrine<br />
ausgelagert.<br />
Architekt:<br />
Sichau & Walter<br />
Architekten BDA<br />
Lighting Designer:<br />
Licht Kunst Licht AG<br />
„<br />
Licht in seiner<br />
persönlichsten<br />
Form.<br />
“<br />
Kornelius Reutter – Designer<br />
„Ich wollte den Menschen einen Lichtstrahl<br />
geben, den sie besitzen können. Ein Licht, so<br />
perfekt und präzise, dass sie alles andere ausblenden<br />
können. Wo JOKER steht, versprüht<br />
sie Glanz und erweckt Emotionen. Ein Licht<br />
so individuell wie Ihre Bedürfnisse“
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
72<br />
Produkt News<br />
Höchste technische Leistungsfähigkeit<br />
Licht aus dem Boden auf aktuell höchster Qualitätsstufe bietet BEGA mit seinen<br />
neuen Bodeneinbauleuchten. Die materialtechnischen und lichttechnischen<br />
High-End-Produkte aus einer speziellen, hochkorrosionsfesten Aluminiumlegierung,<br />
Edelstahl und glasfaserverstärktem Kunststoff, sind das Ergebnis der aktuellsten<br />
Forschungsergebnisse und den Erfahrungswerten aus mehr als drei Jahrzehnten.<br />
Ausgestattet sind die Leuchten mit den<br />
BEGA Technologien für schützendes Thermomanagement,<br />
optischen Systemen von<br />
höchster lichttechnischer Güte und mit<br />
Oberflächentechnologien mit herausragender<br />
Haltbarkeit. Die hochkorrosionsfesten<br />
Aluminiumkomponenten sind zusätzlich<br />
mit der Beschichtungstechnologie<br />
BEGA Tricoat® versehen. Speziell aufeinander<br />
abgestimmte anorganische und organische<br />
Beschichtungsverfahren sorgen für<br />
herausragende Korrosionsfestigkeit. Zusätzliche<br />
Bauteile aus glasfaserverstärktem<br />
Kunststoff beugen weiteren Korrosionsgefahren<br />
für die Metallteile vor.<br />
Vollständige Lichtkontrolle und perfekte<br />
Lichtlenkung kennzeichnen die optischen<br />
Systeme in den neuen Bodeneinbauleuchten.<br />
Langlebig und nahezu verschleißfrei<br />
stehen sie für höchste lichttechnische Güte.<br />
Die Leuchten stehen als Orientierungsleuchten,<br />
als Scheinwerfer mit symmetrischer<br />
Lichtstärkeverteilung, als Wallwasher<br />
oder als Scheinwerfer mit einstellbarem<br />
Neigungswinkel 0 bis 25 Grad zur Verfügung.<br />
Die neuen Bodeneinbauleuchten sind<br />
überrollbar und nehmen Druckbelastungen<br />
bis zu 5000 Kilogramm auf.<br />
BEGA Leuchten GmbH<br />
Competence Center Innsbruck<br />
T +43 (0)512 343150<br />
info-austria@bega.com<br />
www.bega.com
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
Produkt News<br />
kunstdesdämmens#4<br />
Dekafelt PD<br />
Fiume PD<br />
Bilder: LOUM / Molto Luce<br />
Für Trendsetter<br />
Mit LOUM launcht der österreichische Leuchtenprofi Molto Luce<br />
eine frische, trendig-zeitgeistige Marke und positioniert diese im<br />
mittleren Preissegment.<br />
LOUM ist dabei ein Wortspiel aus Lumen und Room und die Marke<br />
steht für die inspirierende Einheit und das duale Miteinander<br />
von Raum und Licht. Diese Symbiose wird durch die Anordnung<br />
von Leuchten aus der designorientierten, dekorativen Leuchtenkollektion<br />
erzielt.<br />
Die neue Marke umfasst ein spannendes Sortiment, kreiert durch<br />
erfahrene Lichtdesigner, das sich immer wieder neu, inspirierend<br />
und abwechslungsreich präsentiert. Loum bringt Freude und<br />
vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Hotel & Restaurant, im hippen<br />
Club genauso wie im privaten Wohnraum.<br />
Hier sehen Sie<br />
unseren flüssigen<br />
PU-Rohstoff einmal<br />
in einem künstlerischen<br />
Licht. Daraus<br />
machen wir Hochleistungs-Dämmstoffe,<br />
die helfen, jede<br />
Menge CO 2<br />
einzusparen.<br />
Mehr unter:<br />
kunstdesdämmens.at<br />
DIE<br />
KUNST<br />
DES<br />
GUTEN ..<br />
DAMMENS<br />
loum-light.com<br />
Molto Luce GmbH<br />
T +43 (0)7242 698-0<br />
office@moltoluce.com<br />
ARKADE System PD
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
74<br />
Produkt News<br />
Fotos: Werner Huthmacher<br />
Inspiration für das architektonische Konzept<br />
Ein großzügiges Raumkonzept mit viel Licht und Luft charakterisiert den Erweiterungsbau<br />
des Genoveva-Gymnasiums in Köln, wo derzeit rund 700 Schülerinnen und<br />
Schüler aus 40 Nationen lernen. Der vom Berliner Büro Chestnutt_Niess Architekten<br />
BDA geplante Neubau mit Klassen- und Fachräumen, einer Mensa, einer Bibliothek<br />
sowie einer Sporthalle schließt direkt an den Altbau aus der Gründerzeit an.<br />
Besonderer Blickfang und zentraler Mittelpunkt des<br />
Erweiterungsbaus sind die vollverglasten „schwebenden“<br />
Gruppenräume, die in das mit einer lichtdurchlässigen<br />
Folienbedachung versehene Atrium<br />
hineinragen. Dort nehmen die Kautschuk-Beläge noraplan<br />
uni von nora flooring systems in Grün, Gelb<br />
und Orange die Farbgestaltung der einzelnen Etagen<br />
auf und schaffen einen reizvollen Kontrast zu der ansonsten<br />
puristischen Optik des Gebäudes. Die übrigen<br />
Klassenzimmer sowie die Fachräume und Flure<br />
wurden mit noraplan sentica in Anthrazit sowie einem<br />
sandigen, sehr hellen Grauton, der als Sonderfarbe<br />
speziell für das Projekt gefertigt wurde, ausgestattet.<br />
Auf den Treppen und den Verbindungsbrücken zum<br />
Altbau setzt noraplan uni in warmem Rot attraktive<br />
Farbakzente und sorgt gleichzeitig durch die besondere<br />
Rutschfestigkeit für umfassende Sicherheit.<br />
noraplan uni ist der Design-Klassiker im nora Sortiment.<br />
Architekten, Planer und Bauherrn schätzen<br />
ihn für sein schlichtes und vielseitiges Design. Es<br />
gibt den Belag in 20 attraktiven Standardfarben,<br />
das Spektrum umfasst eine Vielzahl dezenter Grau-,<br />
Braun- und Beigetöne sowie diverse leuchtende<br />
Akzentfarben, von denen mehrere auch im Genoveva-Gymnasium<br />
verwendet wurden. Neben den<br />
optischen Aspekten sind die nora Böden außerdem<br />
extrem robust und ermöglichen so einen langfristigen<br />
Verbleib im Objekt – auch unter dem Aspekt der<br />
Nachhaltigkeit eine gute Wahl.<br />
nora flooring<br />
systems GesmbH<br />
+43 (0)7242 74 001-0<br />
www.nora.com
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
Die Revolution der<br />
Tischleuchte<br />
Eine völlige Neuinterpretation der Tischleuchte präsentiert<br />
der Leuchtenhersteller Regent Lighting mit Joker. Die geradlinige<br />
und schlanke Leuchte folgt moderner Ästhetik -<br />
ohne sichtbare Schrauben, Gelenke und Unterbrechungen<br />
bildet Joker eine eindrucksvolle wie robuste Lichtstele.<br />
Mittels USB-C Anschluss lässt sich die Neuheit einfach anschließen<br />
und spendet Licht, das sich durch die integrierte<br />
Tunable White-Technologie in Stimmung und Farbe anpassen<br />
lässt.<br />
Zum Einsatz kommt dabei erstmals die von Regent Lighting<br />
speziell für Joker entwickelte, innovative Optik, die<br />
anspruchsvolle, asymmetrische Lichtverteilung ermöglicht.<br />
In den Farben Schwarz, Silber und Bronze ab Juni <strong>2020</strong><br />
erhältlich, passt Joker stilsicher in jedes Interieur. Ob im<br />
Büro, im Homeoffice oder in der Leseecke im Wohnzimmer<br />
– schlicht, elegant sowie platzsparend, findet Joker überall<br />
die perfekte Position.<br />
REGENT Licht GmbH<br />
T +43 (0)1 879 12-10<br />
info@regent-licht.at<br />
www.regent.ch<br />
75<br />
Produkt News<br />
SHUFFLE IS1<br />
INTERSTUHL.COM/SHUFFLE<br />
PRODUKTDESIGN:<br />
MARTIN BALLENDAT
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
76<br />
Produkt News<br />
Fotos: Günter König<br />
Eleganz in Dornbirn<br />
Entgegen dem Konzept vergleichbarer Messen, die ein homogenes Erscheinungsbild<br />
in der Gebäudegestaltung aufweisen, will sich die Messe Dornbirn mit baukünstlerisch<br />
herausragenden Einzelbauwerken profilieren.<br />
Die neue Messehalle 5, die an 40 Tagen im Jahr zu<br />
Messezwecken genutzt wird, erfüllt diesen architektonischen<br />
Anspruch mit durchdachter und zeitloser<br />
Eleganz und ist als Dunkelhalle konzipiert. Außerhalb<br />
des Messebetriebs dient die Halle als reine Sporthalle,<br />
die sich der Vorarlberger Badmintonverband und das<br />
Turnsportzentrum Dornbirn aufteilen.<br />
Für die unverwechselbare Charakteristik der neuen<br />
Halle legte Architekt DI Michelangelo Zaffignani bei<br />
seinem Entwurf spezielles Augenmerk auf die Gestal-<br />
tung der Fassade und setzte abwechselnd weiße und<br />
schwarze Fassadenelemente ein, um die Bewegungen<br />
innerhalb der Sporthalle darzustellen. Am Vordach<br />
der Westfassade bilden in einem vorgelagerten Bereich<br />
weiße Metallstäbe einen Stützenwald, der sich<br />
bei Bewegung des Betrachters ständig zu verändern<br />
scheint. Ein ähnliches, allerdings statisches Muster,<br />
gliedert die restliche Metallfassade. Hier wechseln<br />
sich Metallpaneele mit unterschiedlichen Beschichtungen<br />
(Schwarz, Weiß, Anthrazit) und variierenden<br />
Oberflächen (matt, glänzend, perforiert) ab und gliedern<br />
die Fassade durch ein Wechselspiel von stehenden<br />
Flächen.<br />
Als Außenschale kam die DOMICO Metallfassade Planum<br />
in vier Deckbreiten zum Einsatz. Variable Deckbreiten<br />
und flexible Verlegemöglichkeiten sorgen für<br />
Vielfalt in der Gestaltung und stellen einen großen<br />
wirtschaftlichen Vorteil dar. Ein besonderes Merkmal<br />
der DOMICO Fassadenprogramme ist zudem die<br />
durchdringungsfreie und dehnungsgerechte Befestigung.<br />
Die werkseitige Vorfertigung und die technisch<br />
ausgereiften Details sorgen für maximale Verlegequalität<br />
und Langlebigkeit.<br />
DOMICO Dach-, Wandund<br />
Fassadensysteme KG<br />
T +43 (0)7682 2671-0<br />
office@domico.at<br />
www.domico.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
77<br />
Produkt News<br />
Systemgeprüfter Aufbau<br />
Gestalterische Freiheit, Einbruchschutz, guter Schallschutz<br />
und Effizienz: Alle diese Vorteile in einem System vereint Rigips<br />
Habito, eine massive Trockenbauplatte, die deutlich robuster<br />
ist als herkömmliche Innenwand-Oberflächen. Dank<br />
der massiven Eigenschaften von Habito ist die Montage von<br />
schweren Lasten deutlich komfortabler: An einer doppelt beplankten<br />
Wand können bis zu 140 (!) kg pro Laufmeter ohne<br />
Dübeln befestigt werden, OSB-Platten als Schraubgrund gehören<br />
damit endgültig der Vergangenheit an.<br />
Bei Rigips Habito handelt es sich um einen systemgeprüften<br />
Aufbau, der den Anforderungen an Brandschutz, Statik und<br />
Schallschutz entspricht und der aufgrund der widerstandsfähigen<br />
Oberfläche Schläge und Stöße locker wegsteckt.<br />
Ein Aspekt, der sich auch bei der Einbruchsicherheit bezahlt<br />
macht: Doppelt beplankt wird die Widerstandsklasse RC2<br />
nach ÖNORM EN 1627 erreicht. Nicht zuletzt aufgrund ihrer<br />
einbruchssicheren Eigenschaften und gestalterischen Flexibilität<br />
wurde Rigips Habito auch bei der Landesgalerie Niederösterreich<br />
eingesetzt.<br />
Saint-Gobain RIGIPS Austria GesmbH<br />
T +43 (0)3622 505-0<br />
rigips.austria@saint-gobain.com<br />
www.rigips.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
78<br />
Produkt News<br />
© archideaphoto<br />
Facettenreiche<br />
Akustik<br />
Hinter dem Begriff Akustik verbirgt sich ein komplexes, interdisziplinäres Fachgebiet<br />
mit einer Vielzahl an spezialisierten Teilbereichen, Ausprägungen und Detaillierungsgraden.<br />
Neben speziellen planerischen Akustikaufgaben, die es beispielsweise<br />
bei der Gestaltung von Musiksälen zu lösen gilt, geht es sonst überwiegend<br />
„nur“ darum, die Ausbreitung von Schall und dessen Wahrnehmung durch das<br />
menschliche Gehör positiv zu beeinflussen.<br />
Schall ist unser wichtigstes Kommunikationsmittel<br />
und eine gute Raumakustik am Arbeitsort trägt wesentlich<br />
zur Leistungsfähigkeit bei. Speziell bei modernen<br />
Bürobauten mit ihren großen Glas- und vielen<br />
harten Oberflächen sind deshalb akustische Optimierungen<br />
erforderlich, um die Konzentrationsfähigkeit<br />
der Mitarbeiter und generell die Gesprächsqualität<br />
zu verbessern. Aufgrund der steigenden Mietpreise<br />
für gewerbliche Objekte steigt zudem der Druck, die<br />
Räume möglichst ökonomisch zu nutzen. Das Ergebnis<br />
sind ausgereizte Belegungszahlen mit allen sich<br />
daraus ergebenden negativen Auswirkungen auf die<br />
Geräuschkulisse.<br />
Längst haben verschiedene Industriezweige die Verbesserung<br />
der Akustik in ihre Produktprogramme geschrieben.<br />
Für die Gestaltung von Bürobauten ergibt<br />
sich daraus eine Vielzahl an Möglichkeiten, die Raumakustik<br />
– trotz dichter Besetzung und sich ändernden<br />
Nutzungen – positiv zu gestalten. Das Portfolio an in<br />
der Praxis zumeist kombinierten Maßnahmen reicht<br />
dabei von ausgefeilten Akustikdecken über dämmende<br />
Deckensegel bis hin zu Böden und Möbel, die als<br />
Zusatzfunktion helfen, die Geräuschkulisse zu dämmen.<br />
Die bekannten Raumteiler sind längst akustisch<br />
aktiviert und auch die wandelbaren, hybriden Raumstrukturen<br />
lassen sich heute mit automatisierten<br />
Trennwandsystemen schallgedämmt und bedarfsabhängig<br />
in ihrer Größe variieren.<br />
Ergänzt wird das Produktangebot der Anbieter durch<br />
facheinschlägiges Knowhow und Planungsunterstützung,<br />
durch die ein eigentlich recht komplexes Thema<br />
relativ einfach behandelbar wird.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
79<br />
Produkt News<br />
Individuelle Deckenlösung<br />
Der Firmencampus der Trivago-Zentrale im Düsseldorfer Medienhafen besteht<br />
aus einem sechsgeschossigen, nierenförmigen Sockelgebäude – der markante<br />
Grundriss kommt vom Architekturbüro slapa oberholz pszczulny | sop – und<br />
einem 16-geschossigen Turm, der zum Teil von anderen Mietern genutzt werden<br />
soll. Die Gesamtfläche umfasst ca. 54.000 m², ergänzt von einer Tiefgarage.<br />
Neben weitläufigen, gemeinsam konzeptionierten<br />
Open Space Offices, bietet Trivago zahlreiche Extras<br />
für seine rund 2.000 Mitarbeiter vor Ort: begrünte<br />
Außenanlagen und Terrassen, eine Laufstrecke auf<br />
dem Dach, einen Fitnessraum, Aufenthaltsräume mit<br />
frischen Snacks und Getränken und sogar ein Kino. So<br />
soll den Mitarbeitern ein inspirierendes, gesundheitsförderndes<br />
Umfeld geboten werden. Dies spiegelt sich<br />
auch im nachhaltigen Gebäudekonzept wider – eine<br />
Zertifizierung nach LEED Gold wird angestrebt.<br />
Für die außergewöhnliche Architektur kamen Metalldecken<br />
von Lindner zum Einsatz, die sich u. a. aufgrund<br />
ihrer Anpassungsfähigkeit an individuelle Gebäudegeometrien<br />
auszeichnen. Die im Trivago-Campus<br />
verbauten 21.500 m² Metalldecken bestehen nahezu<br />
komplett aus Unikaten. Um den zeitlichen Aufwand zu<br />
begrenzen und eine zuverlässige Planung der Deckensysteme<br />
zu gewährleisten, wurden die Detailzeichnungen<br />
mit einer eigens programmierten CAD-Lösung<br />
automatisiert nach fixen Parametern erstellt. So sorgen<br />
Plafotherm® Heiz-/Kühldecken einerseits für ein<br />
hochwertiges Erscheinungsbild und darüber hinaus<br />
für eine behagliche, energieeffiziente Temperierung.<br />
Dem Zertifizierungssystem LEED entsprechend erfüllen<br />
die Lindner Metalldecken höchste Ansprüche<br />
an architektonische, bauphysikalische und umweltgerechte<br />
Kriterien. Sie werden z. B. aus Materialien<br />
gefertigt, welche nahezu keine Emissionen von z. B.<br />
VOC und Formaldehyd aufweisen. Ein angenehmes<br />
Raumklima wird durch Luft- und Strahlungstemperatur,<br />
Luftfeuchtigkeit und -bewegung sowie der Raumluftqualität<br />
beeinflusst.<br />
Lindner GmbH<br />
T +43 (0)2252 86160-0<br />
austria@lindner-group.com<br />
www.lindner-group.com
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
80<br />
Produkt News<br />
Geprüfte Akustik<br />
Neues Handbuch zur Raumplanung<br />
Die Zahlen beeindrucken – 31 geprüfte Lochbilder mit insgesamt 98 verschiedenen,<br />
geprüften Deckenaufbauten sind im Handbuch Geprüfte Akustik vereint,<br />
mit dem Fural einen neuen Maßstab in punkto Design und Qualität einer Arbeitsunterlage<br />
zum Thema Akustik setzt.<br />
Dargestellt sind die verschiedensten Situationen, wie sie in der täglichen<br />
Bau-Praxis vorkommen. Deckenaufbauten mit verschiedenen<br />
Abhänghöhen, Auflagen und Auflagendicken sind ebenso geprüft<br />
wie der Einfluss von Kühlmäandern auf die Schallabsorption von<br />
Metalldecken, Streckmetalldecken und Deckensegeln. Auch auf die<br />
Bauakustik wurde nicht vergessen, mehrere Deckenlösungen wurden<br />
auf ihre Wirksamkeit in Bezug auf die Längsschalldämmung<br />
überprüft. Ebenso sind verschiedene Lösungen mit Wandabsorber<br />
dargestellt. Neue Illustrationen zur Erklärung des technischen<br />
Aufbaus der Produkte wurden dazu ebenso entwickelt wie neue<br />
Diagramme zur Darstellung des jeweiligen Schallabsorptionsgrades<br />
und besser lesbare Tabellen zu den Produkteigenschaften. Die<br />
Broschüre beschränkt sich nicht allein auf die Produktdarstellung,<br />
sondern ist vielfach durchsetzt mit redaktionellen Beiträgen und<br />
Best-Practice-Beispielen.<br />
Das Handbuch kann unter fural@fural.at bestellt werden und steht<br />
auf www.fural.com zum Download bereit.<br />
FURAL – SYSTEME IN<br />
METALL GmbH<br />
T +43 (0)7612 74 851-0<br />
fural@fural.at<br />
www.fural.com
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
81<br />
Produkt News<br />
In den Büroetagen des Landmark 7 sorgen weiße Deckensegel für<br />
angenehme Akustik, hier im Eingangsbereich eines der Mieter.<br />
© Anke Müllerklein<br />
Akustik nach Maß<br />
Auf dem früheren Industrieareal Phoenixhof in Hamburg realisierten<br />
hmarchitekten mit „Landmark 7“ und „Phoenixkontor<br />
1 (PK 1)“ zwei top-moderne, nutzerorientierte Büroneubauten<br />
mit wirksamen und zugleich stilvollen Akustiklösungen.<br />
Die Architekten setzten in beiden Gebäuden auf die kontrastreiche<br />
Kombination aus thermoaktivierten Sichtbetondecken und weißen<br />
Knauf AMF Deckensegeln an Seilabhängern als schallabsorbierende<br />
Akustikelemente. Zum Einsatz kamen dabei die Softboard-Deckensegel<br />
TOPIQ® Sonic element von Knauf AMF. Geringes Flächengewicht,<br />
leichte Handhabung und sehr gute Schallabsorption kennzeichnen<br />
dieses System.<br />
Im Landmark 7 wurden eher kleinere Büroeinheiten mit zwei bis sechs<br />
Arbeitsplätzen verwirklicht. Das PK 1 wurde innen im Wesentlichen<br />
nach den Vorgaben des schwedischen Hauptmieters als Open Space<br />
mit Büroflächen von zum Teil 120 m² und mehr gestaltet. Zum Grundriss<br />
gehören zusätzlich Kommunikationsinseln („Coffee Areas“) und<br />
schalldichte „Telefonzellen“. Die Zonierung in die einzelnen Arbeitsbereiche<br />
wird hier an den Positionen der abgehängten Akustikelemente<br />
erkennbar.<br />
Die quadratischen und rechteckigen Deckensegelpaare schaffen in beiden<br />
unterschiedlich ausgeführten Objekten eine sehr gute Raumakustik<br />
und Arbeitsatmosphäre.<br />
© Jan Haeselich<br />
Typisch für von hmarchitekten entworfene Büroneubauten sind<br />
Sichtbetondecken mit thermischer Bauteilaktivierung – dazu<br />
bilden weiß beschichtete Deckensegel die ideale akustische und<br />
gestalterische Ergänzung.<br />
Knauf AMF GmbH & Co. KG<br />
+49 (0) 8552 / 422 0<br />
info@knaufamf.com<br />
www.knaufamf.com
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
82<br />
Produkt News<br />
Erstklassige Laborluft<br />
Die Laborluft-Management-Systeme EASYLAB sowie VAV-Regler und Laborabzugsregler<br />
von TROX kamen bei der Energieeffizienzoptimierung des Collaborative Teaching<br />
Laboratory (CTL) der Universität Birmingham zur Anwendung. Das im August<br />
2018 errichtete Gebäude stellt eine Investition von etwa 47,6 Millionen Euro in die<br />
Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik dar. Auf 72.120 m 2<br />
und drei Stockwerken werden die drei verschiedenen internen Laborumfelder (das<br />
Trockenlabor, das Nasslabor und das E-Labor) durch eine Reihe unterschiedlicher<br />
Materialien und Formen verkörpert.<br />
Für den Aufbau der Gebäudetechnik des neuen Gebäudes,<br />
das neun auf die jeweiligen Nutzungszwecke<br />
zugeschnittene Labors beherbergt, bildete die Energieeffizienz<br />
der Forschungseinrichtung eine Top-Priorität.<br />
In Labors ist durch den Bedarf an größeren Mengen<br />
an klimatisierter Luft der Energieverbrauch pro<br />
Quadratmeter oft drei- bis viermal höher als in Bürogebäuden.<br />
Um die anspruchsvollen Kriterien für das neue<br />
CTL zu erfüllen, wurde der Laborluft-Management-Experte<br />
TROX herangezogen. Für die Maximierung der<br />
Umweltfreundlichkeit der Räumlichkeiten installierte<br />
TROX die Laborluft-Management-Systeme EASYLAB,<br />
die insgesamt 88 VAV-Regler (Variable Air Volume)<br />
enthalten. Mithilfe der EASYLAB-Systeme werden die<br />
Zuluft- und Abluftregler verwaltet, um auf Veränderungen<br />
der Abluftvolumina durch technische Abluftsysteme<br />
(z.B. Abzüge), rasch reagieren zu können. Die<br />
insgesamt 50 Abzüge der Anlage wurden zudem mit<br />
Laborabzugsreglern der Serie TVLK ausgestattet. Dadurch<br />
wird klimatisierte Luft nicht unnötig zugeführt<br />
und eine dauerhaft ausgewogene Belüftung und ein<br />
konstanter Luftdruck gewährleistet. Dem Gebäudetechnik-Team<br />
der Universität ist die Überwachung der<br />
Laborluft-Management-Systeme der Labore über das<br />
hauseigene Gebäudeleitsystem möglich.<br />
Die durch die Laborluft-Management-Systeme ermöglichten<br />
Effizienzgewinne tragen zur außergewöhnlichen<br />
Umweltfreundlichkeit des gesamten neuen Gebäudes<br />
bei, das mit einem Energieausweis der Klasse<br />
A sowie mit der BREEAM-Bewertung „sehr gut“ aufwarten<br />
kann.<br />
TROX Austria GmbH<br />
T +43 (0)1 25043-0<br />
trox@trox.at<br />
www.trox.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
Neue Installationslösung<br />
In unmittelbarer Nähe des Bielefelder Hauptbahnhofes<br />
wurde Ende 2019 das zweite Boardinghouse<br />
der Marke Stayery eröffnet. Das Angebot der 126<br />
Serviced Apartments richtet sich vor allem an junge<br />
Geschäftsreisende, die den Komfort einer Wohnung<br />
auf Zeit mit dem Service eines Hotels verbinden<br />
möchten. Um bei diesem modernen Beherbergungskonzept<br />
die Installation der Duschwannen schneller,<br />
günstiger und normgerecht sicher zu gestalten,<br />
wurde hier mit der Installationsbox Easy Connect<br />
und dem Minimum Wannenträger eine neuartige<br />
Kombi-Lösung von Bette eingesetzt. Gemeinsam reduziert<br />
dieses Ensemble den bauseitigen Aufwand<br />
erheblich, denn die Produkte werden in hohem Maße<br />
vorkonfektioniert geliefert, wodurch die Installation<br />
vereinfacht und die Zahl der Arbeitsschritte gesenkt<br />
wird. Bei dem konkreten Projekt mit den 126 Einheiten<br />
schätzen die Verarbeiter den Zeitgewinn durch<br />
die neue Installationslösung auf rund 50 Prozent.<br />
Bette GmbH & Co. KG<br />
T +49 (0)5250 511-0<br />
projekte@bette.de<br />
www.my-bette.com<br />
83<br />
Produkt News<br />
Bau auf Uponor<br />
mit Thermatop M*<br />
Das fugenlose Gipskarton Heiz-/Kühldeckensystem<br />
für besondere architektonische Ansprüche<br />
Schnelle Montage, flexible<br />
Installation dank einfacher<br />
Klickmontage<br />
Hohe Heiz- und Kühlleistungen,<br />
große thermisch aktive<br />
Rohroberfläche,<br />
hohe Schallabsorptionsgrade<br />
Klare Gewerketrennung zwischen<br />
Trockenbau und Haustechnik<br />
* Der neue Name für Uponor Varicool Eco S<br />
www.uponor.at/thermatop-m
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
84<br />
Produkt News<br />
Intelligente Behältergaragen<br />
Das steigende Müllaufkommen im öffentlichen Bereich stellt die Kommunen vor große<br />
Herausforderungen, um ihrem Anspruch nachzukommen, die Städte auf wirtschaftliche<br />
Weise sauber zu halten. Gleich zwei Innovative und optisch ansprechende Lösungen<br />
für große Müllmengen bietet Stausberg Stadtmöbel an.<br />
CITYbig von BECK, der für die Unterbringung<br />
von standardisierten 240 Liter<br />
Hausmülltonnen konzipiert ist, ist deutlich<br />
größer als konventionelle öffentliche Abfallbehälter<br />
und mit vergleichsweise großen<br />
Mülleinwürfen auf allen vier Seiten ausgestattet.<br />
Auch in Sachen Ausgestaltung geben<br />
sich die Einhausungen vielseitig: Es stehen<br />
Behälter mit gewölbten, schrägen oder<br />
pyramidenförmigen Dächern aus beschichtetem<br />
Stahlblech zur Auswahl. Der CITYbig<br />
wird mit Seitenwänden aus beschichtetem<br />
Blech sowie mit Holzverkleidungen aus vertikal<br />
oder horizontal angeordneten Leisten<br />
angeboten und passt sich so – trotz der Größe<br />
– gut an die jeweilige Umgebung an.<br />
Eine umweltfreundliche Alternative ist der<br />
solarbetriebene CITYSOLAR, der finnischen<br />
Marke FINBIN, mit im Behälter integrierter<br />
Presse zur Komprimierung von Müll. Er ist<br />
ebenfalls für Standardhausmülltonnen konzipiert,<br />
mit bis zu 1.200 Litern verarbeitet er<br />
aber das fünffache seines eigentlichen Fassungsvermögens.<br />
Angetrieben wird die Presse durch ein in das<br />
gewölbte Dach des CITYSOLAR integriertes,<br />
von schlagfestem Polycarbonat abgedecktes,<br />
Photovoltaik-Modul. Die Presse springt<br />
in regelmäßigen Abständen selbstständig<br />
an, wobei in diesen Intervallen die Mülleinwurfklappe<br />
automatisch verriegelt wird, um<br />
Nutzer vor Unfällen zu schützen. Das PV<br />
Modul ermöglicht zudem eine permanente<br />
Füllstandsmessung mit LED-Statusanzeige.<br />
Diese Daten können über die optionale Online<br />
Plattform FINBIN Care bzw. die dazugehörige<br />
Mobile App abgerufen werden.<br />
Die gesteigerte Kapazität verlängert die Leerungsintervalle,<br />
eröffnet ungewöhnlich viel<br />
Spielraum bei der Leerungsplanung und bietet<br />
den Kommunen ein erhebliches Einsparpotenzial<br />
bei der Abfallentsorgung.<br />
Stausberg Stadtmöbel GmbH<br />
T +43 (0)7258 5711<br />
info@stausberg.at<br />
www.stausberg.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
85<br />
Produkt News<br />
GVTB-Betonpreis 2019<br />
Bereits zum siebten Mal fiel die Entscheidung<br />
für den Betonpreis des Güteverbandes<br />
Transportbeton, GVTB. Insgesamt wurden<br />
14 Projekte eingereicht – auffällig dabei<br />
die hohe ausgeführte Qualität wie auch die<br />
Innovationskraft.<br />
Die Landesgalerie Niederösterreich in<br />
Krems-Stein an der Donau ist eines der beiden<br />
Siegerprojekte. Der Bau beruht auf der<br />
kühnen Vision von Marte.Marte Architekten,<br />
ausgeführt von Wopfinger Transportbeton<br />
und Dywidag Dyckerhoff & Widmann.<br />
In allen Kategorien – Funktion, Innovation,<br />
Ausführungsleistung, Nachhaltigkeit und<br />
Design – überzeugten neben der Landesgalerie<br />
Krems auch die Rad- und Gehwegbrücke<br />
in Gratkorn, Steiermark. Eine Anerkennung<br />
in der Kategorie Design erhielt<br />
der Wohnbau Aldrans. Weitere Informationen<br />
dazu unter www.gvtb.at.<br />
Im Zentrum der Auszeichnung des Güteverbandes<br />
Transportbeton stehen Projekte,<br />
die überwiegend mit Transportbeton errichtet<br />
wurden. Das eingereichte Bauprojekt<br />
muss fertiggestellt und darf nicht älter<br />
als drei Jahre sein. Zur Einreichung eingeladen<br />
sind jeweils Bauunternehmen, Architekten,<br />
Bauherren und selbstverständlich<br />
Transportbetonunternehmen des GVTB.<br />
Der eingesetzte Beton muss von einem Mitglied<br />
des GVTB stammen.<br />
Wopfinger Transportbeton Ges.m.b.H<br />
T +43 (0)22553 6551-0<br />
office@wopfinger.com<br />
www.wopfinger.com<br />
E-Book<br />
Tageslicht mit<br />
ÖNORM EN 17037<br />
gestalten<br />
Stufen-Lichtband<br />
VELUX Modular Skylights<br />
Modulare Konstruktion.<br />
Filigrane Struktur.<br />
Mehr Tageslicht.<br />
Der innovative Stufenaufbau der<br />
Lichtbänder ermöglicht große<br />
Spannweiten und elegantes Design<br />
bei geringen Konstruktionshöhen<br />
und integrierter Entwässerung.<br />
Für mehr Tageslicht bei<br />
modularen Glasdächern.<br />
www.veluxcommercial.at<br />
Staufer Grundschule, Schongau, Deutschland, balda architekten<br />
https://commercial.velux.at/inspiration/referenzen
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
86<br />
Produkt News<br />
Saubere Luft & saubere Steine<br />
Mit der reduNOx Technologie bietet das burgenländische Familienunternehmen Friedl<br />
Steinwerke eine Lösung an, mit der Pflastersteine als Katalysator wirken und Luftschadstoffe<br />
abbauen. Der wunderbare Nebeneffekt dabei ist, dass diese Technologie<br />
schmutzabweisend und selbstreinigend wirkt.<br />
Stickstoffoxide, kurz Stickoxide (NO x ), entstehen<br />
bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe<br />
und belasten die Atemluftqualität. Für<br />
Menschen ist vor allem Stickstoffdioxid NO 2<br />
gefährlich, das die Atemwege angreift. reduNOx<br />
unterstützt die Umwandlung dieser<br />
Schadstoffe und beschleunigt den natürlichen<br />
Abbauprozess der Stickoxide in Nitrat.<br />
Dem Betonstein wird dafür Titandioxid (ein<br />
Weißpigment, das u. a. in Anstrichen und<br />
Kosmetika vorkommt) zugesetzt. Mithilfe<br />
von Sonneneinstrahlung wandelt es Stickoxide<br />
an der Steinoberfläche in Nitrat um.<br />
Mit dem nächsten Regen wird das leicht<br />
wasserlösliche Nitrat abtransportiert und in<br />
der Bodenzone mikrobiell zersetzt.<br />
Zudem bildet sich unter Sonneneinstrahlung<br />
eine superhydrophile Oberfläche, d. h.<br />
Wasser und Tau breiten sich auf der Pflastersteinoberfläche<br />
gleichmäßig aus und<br />
unterspülen den Schmutz. Der nächste Niederschlag<br />
spült die Schmutzpartikel fort.<br />
Die photokatalytische Wirkung der Friedl<br />
Steine hat das Institut für Technische Chemie<br />
D-TOX in Hannover nachgewiesen: Es<br />
wurde eine Abbaurate unter Laborbedingungen<br />
von 20,04 mg NO/m 2 h erzielt und<br />
dem geprüften Stein damit eine exzellente<br />
Aktivität für den photokatalytischen Abbau<br />
in der Gasphase bestätigt. Die Wirkung<br />
des Titandioxids bleibt über die gesamte<br />
Lebensdauer des Steines erhalten, d. h. es<br />
baut sich nicht ab. Sämtliche Friedl Pflastersteine<br />
können mit reduNOx Technologie<br />
ausgestattet werden.<br />
Das Unternehmen bietet mit über 130 Steinbzw.<br />
Plattenformaten, 20 Kombipflastern,<br />
10 Zaunstein-Systemen und vielen weiteren<br />
Gestaltungselementen wie Blockstufen, Palisaden<br />
etc. ein breites Angebot an Steinen<br />
zur Außenraumgestaltung. Über 50 Standardfarben<br />
stehen zur Verfügung, spezielle<br />
Farb- und bei großen Projekten auch Formatwünsche<br />
sind möglich.<br />
Friedl Steinwerke GmbH<br />
T +43 (0)2618 3208-0<br />
weppersdorf@steinwerke.at<br />
www.steinwerke.at<br />
Mit Hilfe von Sonnenlicht wandelt<br />
Titandioxid (TiO 2 ) Stickoxide (NO x )<br />
in Nitrat (NO 3 -) um.<br />
Regenwasser transportiert das Nitrat<br />
(NO 3 -) von der Fläche. Das Nitrat dient<br />
den Pflanzen als Nährstoff.<br />
NO x<br />
NO x<br />
NO x<br />
NO 3–<br />
NO 3–<br />
NO3–<br />
NO 3– NO 3– NO 3–<br />
NO 3–
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
Nachhaltige Terrassensysteme<br />
87<br />
Produkt News<br />
Die aus einem patentierten Holz-Kunststoffverbundwerkstoff<br />
bestehenden Twinson Terrassendielen<br />
Character Massive und Majestic Massive Pro<br />
überzeugen als umweltfreundliche und pflegeleichte<br />
Alternative zu Holzdielen. Da sie keine Hohlkammern<br />
besitzen, lassen sie sich leicht und präzise zuschneiden<br />
und so genau an alle Grundrisswünsche<br />
anpassen. Zudem sind die Massivdielen, deren Oberfläche<br />
der Beschaffenheit von Holz nachempfunden<br />
ist, äußerst rutschfest, langlebig und brandsicher.<br />
Dank des neuen schraubenlosen Clip-Systems sind<br />
die Twinson-Dielen einfach zu verlegen und überzeugen<br />
zudem mit Nachhaltigkeit: Sie sind zu 100%<br />
recyclingfähig und besitzen einen Recyclingkern,<br />
der sich zu je 50% PEFC-zertifiziertem Holz aus<br />
nachhaltiger Forstwirtschaft und recyceltem PVC<br />
zusammensetzt.<br />
Character Massive ist in sechs verschiedenen, natürlichen<br />
Farben erhältlich, Majestic Massive Pro<br />
in vier authentischen Bi-Color Farben. Diese Diele<br />
besitzt zudem eine zusätzliche 360°-Kunststoffummantelung:<br />
Flecken und Feuchtigkeit können gar<br />
nicht erst in die Oberfläche eindringen.<br />
Deceuninck Germany GmbH<br />
T +49 (0)9422-8210-0<br />
info@deceuninck.de<br />
www.deceuninck.de/terrassen<br />
ISOVER<br />
ULTIMATE<br />
Die Hochleistungs-Mineralwolle<br />
Ultimativer Brandschutz<br />
Schmelzpunkt ≥ 1000 °C<br />
Höchster Wärmeschutz<br />
Wärmeleitfähigkeit<br />
ab λ D<br />
= 0,031 W/m·K<br />
Bester Schallschutz<br />
ISOVER. So wird gedämmt.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
88<br />
Produkt News<br />
Mit der Umgebung verbunden<br />
Der neu gestaltete Rheinboulevard in Köln ermöglicht seinen Besuchern, die<br />
Stadt aus einem anderen Blickwinkel zu genießen. Neben den großzügigen Treppen<br />
und der belebten Promenade fehlten allerdings Angebote wie Restaurants<br />
oder Kioske.<br />
Deshalb haben Besitzer und Nutzer des Hyatt Regency<br />
Hotel das Architekturbüro Gatermann +<br />
Schossig damit beauftragt, effiziente gastronomische<br />
Strukturen am Rheinufer zu entwickeln, die eine<br />
hohe Aufenthaltsqualität bieten und einen Blick auf<br />
den Dom ermöglichen. Den Vorgaben entsprechend<br />
sollte das Bauprojekt den repräsentativen Zugang<br />
des Fünf-Sterne-Hotels stärken und die Gastronomie<br />
trotzdem klar öffentlich zum Rheinboulevard adressiert<br />
und für Besucher zugänglich sein.<br />
Entstanden ist so ein begehbares Kunstprojekt, das<br />
als eine Erweiterung der Promenade und seiner Treppen<br />
dient und in zwei gläsernen Pavillons das italienische<br />
Restaurant „Grissini“ und das Streetfood-Lokal<br />
„Sticky Fingers“ beherbergt.<br />
Für die Gestaltung der Gebäudehülle initiierte die<br />
Architektin Dörte Gatermann einen Künstlerwettbe-<br />
werb, bei dem der Wiener Künstler Peter Kogler mit<br />
seinem Entwurf überzeugen konnte. Je Pavillon ziert<br />
die Arbeit von Kogler drei gläserne Seitenwände und<br />
das geschlossene Metalldach. Als vierte Glasfassade<br />
bleibt die Rheinseite mit fantastischem Blick auf den<br />
Kölner Dom durchsichtig.<br />
Die großen Glasschiebetüren dort lassen sich vollständig<br />
öffnen und verbinden den Restaurantbereich<br />
nahtlos mit der Terrasse. Die bis zu 400 kg schweren<br />
und raumhohen Glaselemente konnten mit dem Schiebefenster<br />
cero von Solarlux in der geforderten Ausführungsqualität<br />
realisiert werden. Mit über 4,5 Metern<br />
Höhe und äußerst schlanken Profilansichten von 34<br />
mm bietet cero großzügige Ausblicke auf den Kölner<br />
Dom und das Rheinpanorama. Die über 22 Meter lange<br />
Glasfront wurde mit neun Scheiben ausgestattet – ein<br />
bewegliches und ein festes Element wechseln sich ab.<br />
SOLARLUX<br />
AUSTRIA GmbH<br />
T +43 (0)512 209 023<br />
info@solarlux.at<br />
www.solarlux.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
89<br />
Produkt News<br />
grenzen<br />
los<br />
planen.<br />
Individuelle Steine nach Ihren Ideen.<br />
Zuverlässig dicht<br />
Dach<strong>architektur</strong> ist vielfältig, sowohl hinsichtlich der möglichen<br />
Geometrien als auch der eingesetzten Baustoffe. Damit die<br />
Konstruktion zuverlässig vor Feuchtigkeit geschützt ist, bedarf<br />
es einer Abdichtung der Flächen und vor allem der Details.<br />
Insbesondere beim Übergang zwischen verschiedenen Bauteilen<br />
und -stoffen erweisen sich Flüssigabdichtungen auf Basis<br />
von Polymethylmethacrylat (PMMA) als Problemlöser. Für diesen<br />
Anwendungsfall bietet Triflex das Detail Abdichtungssystem<br />
Triflex ProDetail an. Die systemintegrierte Spezialvlieseinlage<br />
wird in zwei Schichten des flüssigen Harzes eingebettet.<br />
Das Ergebnis ist eine naht- und fugenlose Fläche, die Bauwerksbewegungen<br />
dynamisch aufnimmt und aufgrund der Viskosität<br />
auch auf senkrechten Flächen haftet, ohne abzurutschen.<br />
Ein weiteres Anwendungsbeispiel für PMMA-Flüssigabdichtungen<br />
auf unterschiedlichen Materialien sind Sheddächer,<br />
wo Glas und Metall neben dem geläufigen Untergrund aus Abdichtungsbahnen<br />
vorkommen. Für solche Fälle bietet Triflex<br />
spezielle Primer, mit denen der Untergrund ohne vorheriges<br />
Schleifen vorbereitet werden kann: Triflex Metal Primer wird<br />
aus der Flasche direkt auf die zu behandelnden Stellen aufgesprüht.<br />
Ergänzt wird das Angebot mit Triflex Glas Primer und<br />
der Triflex Primer 610 für ausgewählte Kunststoffbahnen. Beide<br />
sind schnelltrocknend, sodass bereits nach kurzer Zeit mit dem<br />
Auftrag der Abdichtung begonnen werden kann.<br />
Triflex GesmbH<br />
T +43 (0)7667 21505<br />
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www.triflex.at<br />
© Markus Kaiser, Graz<br />
PARTNER FÜR OBJEKTGESTALTER<br />
Mit dem umfassenden Standardsortiment und individuellen<br />
Sonderproduktionen bei Farben und Formaten eröffnen Friedl<br />
Steinwerke neue Möglichkeiten in der Gestaltung von Plätzen und<br />
Wegen. Wir stehen für Beratung und Bemusterung gerne bereit:<br />
anfrage@steinwerke.at<br />
www.steinwerke.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
90<br />
Produkt News<br />
Leistungsfähige Hybridlösung<br />
Großzügige Verglasung, sehr gute Schall- und Wärmedämmung, hohe Schlagregendichtheit<br />
und eine schlanke Optik kennzeichnen WICSLIDE 150 PS von<br />
WICONA, dessen Profile aus Hydro CIRCAL 75R, der Legierung in Spitzenqualität<br />
mit einem Mindestanteil an End-of-Life-Aluminium von 75 Prozent, bestehen.<br />
Die technisch anspruchsvolle und leistungsfähige Hybridlösung<br />
vereint die Vorteile einer Schiebetür und<br />
eines Fensters und erfüllt so die Anforderungen des<br />
modernen Komfort-Wohnens in Zeiten zunehmender<br />
Urbanisierung: Optische Vergrößerung des Raums in<br />
Richtung Terrasse oder Balkon, sehr viel Tageslicht,<br />
gleichzeitig Schutz vor Lärm und Witterungseinflüssen<br />
bei einfacher Bedienung und hoher Funktionalität.<br />
Neben der komfortablen Bedienung – der Flügel<br />
macht zuerst einen sechs Millimeter Versatz nach innen,<br />
dann läuft er parallel zum Festfeld ohne Kontakt<br />
mit den Dichtungen – sorgen die umlaufende Dichtung<br />
und das patentierte Mitteldichtungssystem für<br />
optimale Schlagregendichtheit (Einstufung in Klasse<br />
E1200), die bis zu viermal höher ist als bei normalen<br />
Schiebeelementen.<br />
Besonders innovativ ist das Mikro-Lüftungssystem,<br />
das sich mit der Griff-Stellung in 90Æ aktivieren lässt,<br />
wobei der Schiebeflügel mit sechs Millimeter Versatz<br />
in der Lüftungsposition immer noch verriegelt ist.<br />
Herausragend sind auch Wärmedämmung und Schallschutz:<br />
Das Prüfelement mit 3-fach Verglasung und<br />
thermisch verbessertem Randverbund erreichte einen<br />
Uw-Wert von bis zu 1,00 W/m 2 K. Im Bereich Schallschutz<br />
erreicht WICSILDE 150 PS einen Rw-Wert von<br />
45 dB, die Widerstandsfähigkeit gegen Windlast führte<br />
zur Einstufung in Klasse 3 (Prüflast 1200 Pa; Sicherheitslast<br />
1800 Pa) und wurde bei der Einbruchhemmung<br />
in die Klasse RC 2 eingestuft.<br />
Abgerundet wird das Leistungsspektrum des neuen<br />
Versatz-Schiebesystems durch zahlreiche Möglichkeiten<br />
beim Farb- und Oberflächendesign. Exklusive<br />
Eloxaltöne, Beschichtungen mit antibakteriellen, antiviralen,<br />
kratzresistenten oder wärmereflektierenden<br />
Eigenschaften stehen für das Gestaltungskonzept der<br />
Fassaden- und Gebäude<strong>architektur</strong> zur Verfügung.<br />
Hydro Building Systems Austria GmbH<br />
T +43 (0)6212 20000<br />
info@wicona.at<br />
www.wicona.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
91<br />
Produkt News<br />
All-in-one Lösung<br />
Mit dem Austrotherm Attikaelement, das sich gleichermaßen<br />
für Warm- und Umkehrdächer bzw. Neubauten und Sanierungen<br />
eignet, lassen sich statisch nicht beanspruchte Attiken einfach<br />
und kostengünstig ausführen. Die Fertigteilelemente ersetzen<br />
die gängigen, teuren und aufwendigen Betonschalungen, die<br />
noch durch zusätzliche Dämmelemente ergänzt werden müssen.<br />
Als Basismaterial für das Attikaelement wird Austrotherm<br />
EPS mit einem Lamdawert 0,037 W/(mK) verwendet. Speziell<br />
für Niedrigenergie- und Passivhäuser gibt es das Fertigteilelement<br />
auch mit einer Wärmeleitfähigkeit von nur 0,031 W/(mK).<br />
Die Standardmaße betragen 30 bis 50 cm Breite, 40 bis 70 cm<br />
Höhe sowie 200 cm Länge, auf Wunsch sind kundenspezifische<br />
Abmessungen lieferbar.<br />
Binnen kurzer Zeit können die Elemente direkt vor Ort zugeschnitten<br />
und einfach und sofort verarbeitet werden. Die Allin-one<br />
Lösung verfügt über Montagewinkel zur Befestigung im<br />
Untergrund und über integrierte PVC-Leisten zur Befestigung<br />
der Verblechung. Beschichtet ist das Attikaelement mit der<br />
Austrotherm Beschichtungsmasse TOP. Ein detaillierter Verlegeplan<br />
liegt jeder Lieferung bei.<br />
VIELSEITIGE<br />
DACH-<br />
ABDICHTUNG.<br />
MAXIMALE<br />
PLANUNGS-<br />
SICHERHEIT.<br />
Austrotherm GmbH<br />
T +43 (0)2633 401-0<br />
info@austrotherm.at<br />
www.austrotherm.at<br />
Unsere Dachabdichtungssysteme<br />
basieren auf Flüssigkunststoff.<br />
Sie eignen sich für einfache, detailreiche oder komplizierte<br />
Dachkonstruktionen, sind flexibel einsetzbar, dichten<br />
die Bausubstanz dauerhaft ab und bieten vielfältige<br />
Gestaltungsmöglichkeiten. Und sie erfüllen dabei alle<br />
Anforderungen der Flachdachrichtlinie. Vor allem aber<br />
lösen wir Projekte immer gemeinsam.<br />
www.triflex.com
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
92<br />
Produkt News<br />
Fassade an prominenter Adresse<br />
Mit gut 125 Metern ist das von Skidmore Owings & Merrill (SOM) geplante Wohn- und Geschäftshaus<br />
The Park Loggia ein für New Yorker Verhältnisse eher kleines aber feines Hochhaus.<br />
Auf einem 6-stöckigen Plateau mit Shop- und Gewerbeflächen erhebt sich der schlanke<br />
Wohnturm und bietet auf 26 Etagen Platz für über 160 Wohneinheiten.<br />
Inspiriert von den prestigeträchtig gemauerten<br />
Mehrfamilienhäusern der Upper West Side wählten<br />
die Architekten für die Fassade des 26-stöckigen<br />
Turms und seines 6-stöckigen Sockels weiß glasierte<br />
Keramikplatten der Firma MOEDING aus Niederbayern.<br />
Die speziell für das Gebäude entwickelten dreidimensionalen<br />
Elemente in einer Breite von 543 bis 760<br />
Millimeter wurden basierend auf dem LONGOTON®<br />
System vorgehängt und hinterlüftet vor Ort montiert.<br />
Mit schwungvollen Rundungen zwischen 120 und<br />
200 Millimeter ragen sie elegant aus der Fassadenebene<br />
heraus und verjüngen sich in drei Abstufungen<br />
bis zur Gebäudeoberkante.<br />
Für ein perfektes Ergebnis besichtigte das New<br />
Yorker Projektteam bereits in den frühen Planungsphasen<br />
das MOEDING Werk in Marklkofen. Die hier<br />
aufgebauten Musterflächen im Verhältnis 1:1 ermöglichten<br />
den Planern, die unterschiedlichen Plattenformen<br />
und Glasuren aus verschiedenen Blickwinkeln<br />
und Lichtverhältnissen zu betrachten.<br />
Aufgrund der Komplexität der Plattengeometrie und<br />
der ungewöhnlichen Plattengrößen galt es einige<br />
Herausforderungen zu meistern: So waren beispielsweise<br />
für die Übergänge zwischen den horizontal<br />
und vertikal ausgerichteten Ziegelelementen sehr<br />
genaue und komplizierte Schnitte nötig, die dank der<br />
rechnergesteuerten Kalibrieranlage durchgeführt<br />
werden konnten.<br />
Moeding Keramikfassaden GmbH<br />
T +49 (0)8732 2460-0<br />
info@moeding.de<br />
www.moeding.de
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
93<br />
Produkt News<br />
Steildach am Dachstein optimal gedämmt<br />
Als höchstgelegene Schutzhütte Oberösterreichs<br />
hat die Seethalerhütte auf 2.740<br />
m – erbaut vom Alpenverein Austria und<br />
umgeben vom ewigen Eis des Dachsteingletschers<br />
– hartem Klima zu trotzen. Dass<br />
es drinnen trotzdem wohlig warm ist, liegt<br />
auch an der hocheffizienten Aufdachdämmung<br />
mit Steinbacher Dämmstoffen.<br />
Für die optimale Wärmedämmung am<br />
Steildach der neuen Schutzhütte sorgen<br />
106 m 2 des leistungsstarken Polyuret-<br />
han-Aufdachdämmelements steinothan®<br />
125 DO – eine diffusionsfähige Variante des<br />
Steinbacher Produktportfolios für die Dämmung<br />
von geneigten Dächern.<br />
steinothan® 125 DO garantiert mit einer<br />
Wärmeleitfähigkeit von 0,025 W/(mK) eine<br />
Top-Dämmleistung, sehr hohe Druckfestigkeit<br />
und eine erhöhte Regensicherheit.<br />
Dank des Hochleistungsdämmstoffes Polyurethan<br />
sind damit sehr schlanke Aufbauten<br />
möglich und der Wohnraum kann bis<br />
unters Dach optimal ausgenutzt werden.<br />
Aufgrund der Diffusionsfähigkeit eignet<br />
sich dieses Dämmelement insbesondere für<br />
Dachsanierungen, bei denen bereits eine<br />
Dämmung zwischen dem Sparren vorhanden<br />
ist.<br />
Steinbacher Dämmstoff GmbH<br />
T +43 (0)5352 700-0<br />
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CITYline A18 optional mit Hundekot-Beutelspender<br />
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Stets verfügbar dank moderner<br />
Lagerlogistik<br />
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
94<br />
edv<br />
IFC: Schnittstelle<br />
zur BIM-Welt<br />
Ohne IFC-Schnittstelle gibt es keine Big oder Open BIM-Projekte. Was<br />
leistet das wichtigste BIM-Datenaustauschformat, wo liegen die Grenzen<br />
und was muss man beim Im- und Export beachten?<br />
Text: Marian Behaneck<br />
Der Fachplaner erhält vom Architekt digitale<br />
Projektdaten, die er allerdings nicht<br />
oder nur fehlerhaft in das eigene CAD-Programm<br />
einlesen kann. Deshalb werden sie<br />
notgedrungen neu erstellt und mit eigenen<br />
Informationen ergänzt. Diese gehen an den<br />
Architekt zurück, werden von ihm geprüft<br />
und wichtige Informationen manuell in das<br />
eigene CAD-Programm übernommen. Ein<br />
Planungs-Szenario aus prähistorischen<br />
EDV-Zeiten? Leider nicht! Dass in digitaler<br />
Form übernommene Pläne von Tragwerksoder<br />
TGA-Planern, Energieberatern oder<br />
Bauphysikern neu erstellt werden müssen,<br />
ist eher die Regel als die Ausnahme. Weil<br />
Fehler beim Import entstehen oder Daten<br />
verloren gehen und eine Anpassung<br />
der Importdaten an das eigene Programm<br />
aufwendiger wäre als eine Neueingabe,<br />
geschieht das Jahr für Jahr viele tausend<br />
Male. Schätzungen zufolge könnten bis zu<br />
20 Prozent an Planungskosten eingespart<br />
werden, gäbe es leistungsfähigere Schnittstellen<br />
und Datenaustauschformate.<br />
In der BIM-Planung werden nicht 2D-Pläne, sondern 3D-Gebäudemodelle fachübergreifend per<br />
IFC-Datenformat übertragen. © Autodesk, Network Rail and Jacobs<br />
Keine Kooperation ohne<br />
Datenaustausch<br />
Datenaustauschformate sorgen dafür, dass<br />
ein Programm eines bestimmten Herstellers<br />
die Daten eines von einem anderen<br />
Hersteller stammenden Programms lesen,<br />
gegebenenfalls kommentieren und ändern<br />
kann. Austauschformate haben allerdings<br />
ein Problem: Sie müssen sich als „Vermittler“<br />
zwischen zwei unterschiedlichen<br />
Programm-Welten auf einen kleinsten gemeinsamen<br />
Nenner einigen, damit der Datenaustausch<br />
funktioniert. Deshalb ist er<br />
prinzipiell mit Datenverlusten verbunden<br />
und die ausgetauschten Informationen verfügen<br />
nicht mehr über die Qualität und „Intelligenz“<br />
des Quellformats. Beim Austausch<br />
von Texten oder Bildern ist das weniger<br />
problematisch, bei CAD- oder BIM-Daten<br />
aber sehr wohl. Aktuelle CAD- und BIM-Programme<br />
sind objektorientiert. Das bedeutet,<br />
dass Bauwerksmodelle nicht aus „dummen“<br />
Linien, Flächen oder 3D-Körpern bestehen,<br />
sondern aus „intelligenten“ Objekten wie<br />
Wänden, Stützen, Decken, Versorgungsleitungen<br />
und anderen Bauteilen. Sie sind parametrisierbar,<br />
kennen ihre wechselseitigen<br />
Beziehungen, wissen, was sie sind, welche<br />
technischen Kennwerte sie haben, was sie<br />
kosten und so weiter. Überträgt man diese<br />
Bauteile mit den herkömmlichen CAD-Austauschformaten<br />
wie DXF, DWG oder DGN,<br />
gehen diese Informationen verloren, weil<br />
diese Datenformate nur geometrische 2Dund<br />
3D-Informationen speichern.<br />
Vom Geometrie- zum<br />
Objektdatenaustausch<br />
Mit der BIM-Planungsmethode stehen nicht<br />
mehr Pläne im Zentrum des Informationsaustausches,<br />
sondern Gebäudedatenmodelle.<br />
Deshalb wurde ein neues Austauschformat<br />
notwendig, das neben der Grafik auch<br />
Bauteil- oder Objektdaten übertragen kann.<br />
1996, noch lange vor BIM, wurde mit den Industry<br />
Foundation Classes (IFC) ein offener,<br />
internationaler Standard für den softwareübergreifenden<br />
Austausch von Bauwerksdatenmodellen<br />
vorgestellt, ursprünglich<br />
von der Industrieallianz für Inter operabilität,<br />
heute bekannt als buildingSMART International.<br />
Hervorgegangen ist das IFC-Datenformat<br />
aus den STEP-Standard (Standard<br />
for the Exchange of Product Data), einem in<br />
der Maschinenbau- und Automobilindustrie<br />
verbreiteten Format zum Austausch produktdefinierender<br />
Objektdaten. Seit 2017 ist<br />
mit der DIN EN ISO 16739 IFC ab der Version<br />
4 auch offiziell das europäische Datenformat<br />
für den Austausch von Geometrien und<br />
Bauteileigenschaften eines BIM-Modells<br />
zwischen Softwareanwendungen verschiedener<br />
Hersteller.<br />
Vom IFC-Datenformat abgebildet, werden<br />
Gebäudestrukturen und logische Wechselbeziehungen,<br />
zugehörige Eigenschaften<br />
(Attribute) sowie Geometrien. Ausgetauscht<br />
werden IFC-Informationen über Dateien mit
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
95<br />
edv<br />
IFC-Daten beschreiben Gebäudemodelle nach einer logisch aufgebauten,<br />
baumartigen Struktur. © Autodesk<br />
Beim IFC-Export komplexer Bauteile wie mehrschichtiger<br />
Wände müssen neben der Geometrie eine Vielzahl an Bauteildaten<br />
übergeben werden. © Autodesk<br />
der Endung IFC, die über einen ASCII-Editor<br />
geöffnet, gelesen und modifiziert werden<br />
können. Gebräuchlich sind auch komprimierte<br />
IFC-Dateien (IFCZIP) und IFC-Dateien<br />
im XML-Standard (IFCXML) für den<br />
Austausch mit Berechnungsprogrammen,<br />
die kein IFC unterstützen. Seit Einführung<br />
des IFC-Standards wurden sukzessive neue<br />
Versionen entwickelt, wovon erst die Version<br />
IFC 2x3 in der Praxis eine nennenswerte<br />
Verbreitung gefunden hat. Sie wird inzwischen<br />
von den meisten Programmen für<br />
CAD, Tragwerksplanung, Gebäudetechnik,<br />
Mengen- und Kostenermittlung, Bauphysik<br />
oder CAFM unterstützt und daher am häufigsten<br />
verwendet. Der 2014 eingeführte<br />
Nachfolger IFC4 enthält viele Verbesserungen<br />
und Erweiterungen, etwa von IFC-Klassen,<br />
von Modell View Definitions (s.u.) etc.<br />
IFC 4 wird derzeit zwar nur von einigen<br />
Software-Anbietern unterstützt, soll IFC 2x3<br />
aber sukzessive ablösen. In Vorbereitung ist<br />
bereits die Version IFC 5, die Erweiterungen<br />
vor allem für den Infrastrukturbau enthalten<br />
soll (siehe: https://technical.buildingsmart.<br />
org/standards/ifc/ifc-schema-specifications/ifc-release-notes).<br />
Wie sind IFC-Daten aufgebaut?<br />
IFC-Daten beschreiben Gebäudemodelle<br />
nach einer vordefinierten, logisch aufgebauten,<br />
baumartigen Struktur: ifcProject<br />
(Projekt), ifcSite (Grundstück), ifcBuilding<br />
(Gebäude), ifcBuildingStorey (Geschoss),<br />
ifcBuildingElements (Gebäudebauteile).<br />
Gebäudebauteile werden wiederum in sogenannte<br />
Modellelemente oder IFC-Klassen<br />
strukturiert. Zu den Architektur-Modellelementen<br />
gehören beispielsweise<br />
ifcWall (Wand), ifcSlab (Decke) oder ifcStair<br />
(Treppe). Beispiele aus der TGA sind<br />
ifcBoiler (Heizkessel) oder ifcPipeSegment<br />
(Rohr) und aus der Tragwerksplanung ifcReinforceingBar<br />
(Bewehrungsstab) oder<br />
ifcReinforceingMesh (Bewehrungsmatte).<br />
Daneben existieren auch allgemeine<br />
IFC-Klassen, wie zum Beispiel ifcBuildingElementProxy<br />
für nicht definierte,<br />
individuelle Bauteile. Da es hinsichtlich des<br />
Datenvolumens und der Verarbeitungsgeschwindigkeit<br />
sinnvoll ist, in IFC-Dateien<br />
nur jene Bauwerksinformationen abzubilden,<br />
die auch tatsächlich benötigt werden,<br />
beschreiben sogenannte Modell View<br />
Definitions (MVD) eine Teilmenge der<br />
umfangreichen IFC-Datenstruktur. MVDs<br />
bilden also eine Art Informationsfilter, die<br />
bestimmte Inhalte aus den IFC-Modellen<br />
exportieren und damit die in der Praxis<br />
auftretenden Austauschszenarien unterstützen.<br />
Eingesetzt werden sie in Form von<br />
Einstellungen beim Export und Import von<br />
IFC-Daten. MVDs entscheiden darüber, für<br />
welchen Zweck eine IFC-Datei verwendet<br />
wird. Soll beispielsweise das BIM-Architekturmodell<br />
für die Energieanalyse genutzt<br />
werden, wählt der Architekt die passende<br />
MVD. Dabei werden nur die benötigten Informationen<br />
wie Gebäudehülle, Räume und<br />
U-Werte exportiert. Für die TGA-Planung<br />
werden Informationen zu Elementen der<br />
Gebäudetechnik wie Heizung, Lüftung/Klima<br />
oder Elektro benötigt. CAFM-Systeme<br />
setzen Raum- und Bauteilinformationen zu<br />
Nutzungsflächen, zum Brandschutz oder<br />
zur Wartung voraus und so weiter. MVD’s<br />
werden gemeinsam mit der IFC-Version für<br />
den Datenaustausch festgelegt. Die aktuell<br />
am häufigsten verwendete MVD für den<br />
Austausch von Gebäudemodellen zwischen<br />
Architekten, TGA- und Tragwerksplanern,<br />
Bauphysikern und Gebäude-Energieberatern<br />
ist die IFC 2x3 Coordination View 2.0.<br />
Parallel zur Version IFC4 wurde speziell für
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
96<br />
edv<br />
Übergabeprobleme aufgrund falsch modellierter<br />
oder editierter Bauteile und Bauteilanschlüsse<br />
lassen sich durch softwarespezifische<br />
Modellierungsrichtlinien vermeiden.<br />
© Graphisoft Deutschland<br />
die Übergabe energetisch relevanter Daten<br />
die Energy Analysis View definiert, die aufgrund<br />
der geringen Verbreitung von IFC4<br />
allerdings praktisch noch keine Rolle spielt.<br />
Eine Übersicht aktueller MVDs finden Sie<br />
hier: https://technical.buildingsmart.org/<br />
standards/mvd/mvd-database<br />
Herausforderungen beim<br />
IFC-Datenaustausch<br />
In der Praxis kam und kommt es insbesondere<br />
beim Austausch über ältere IFC-Versionen<br />
immer wieder zu Übertragungsfehlern:<br />
Komplexere Bauteile wie mehrschichtige<br />
Wände, Wanddurchbrüche, Treppen oder<br />
Rampen etc. werden falsch, unvollständig<br />
oder überhaupt nicht übertragen. In einigen<br />
Fällen resultieren Fehler allerdings nicht aus<br />
den durchaus vorhandenen Unzulänglichkeiten<br />
des IFC-Datenformats, sondern aus<br />
falsch deklarierten oder unsauber modellierten,<br />
respektive editierten Bauteilen. Das<br />
fängt schon bei der Wand an: Wo beginnt,<br />
wo endet sie? Wie sieht der Wand anschluss<br />
im Detail aus? Sind Raumgeometrien oder<br />
Raumflächen und ihre Eigenschaften korrekt<br />
definiert? Gilt das auch für Installationsschächte,<br />
Hohlräume unter abgehängten<br />
Decken etc.? Werden diese und<br />
weitere Details bei der BIM-Modellierung<br />
nicht beachtet, kommt es zwangsläufig zu<br />
Auswertungs- und Übergabefehlern. Auch<br />
eine nicht regelkonforme Bearbeitung eines<br />
Standard-Bauteils kann schnell zu Fehlern<br />
führen, etwa wenn nicht mit den dafür vorgesehenen<br />
Werkzeugen in eine Geschossdecke<br />
eine Öffnung oder ein Gefälle eingefügt<br />
wird. Geometrien werden dann beim<br />
IFC-Export oder -Import falsch interpretiert<br />
und sind dadurch nicht mehr mit den<br />
gewohnten Werkzeugen bearbeitbar oder<br />
auswertbar. Häufig fehlen BIM-Programmen<br />
auch wichtige Standard-Bauteile, die<br />
vom Anwender dann durch andere Bauteile<br />
oder frei definierte Objekte ersetzt werden.<br />
Als Folge werden beim IFC-Export falsche<br />
Elementtypen übertragen. Deshalb bieten<br />
manche CAD/BIM-Programme die Möglichkeit,<br />
Bauteilen den gewünschten IFC-Typ<br />
zuzuordnen. Einige Hersteller von CAD/<br />
BIM-Software haben für Anwender zusätzlich<br />
BIM-Modellierungsregeln entwickelt,<br />
die sich teilweise an Richtlinien, etwa an der<br />
VDI-Richtlinie 2552, Blatt 3 orientieren. Diese<br />
erläutern, mit welchen Werkzeugen und<br />
Klassifizierungen Bauteile zu modellieren<br />
sind, damit man ein Modell erhält, das anderen<br />
Programmen für bestimmte Zwecke<br />
weiterverwendet werden kann. Ein Beispiel<br />
ist die Graphisoft-Modellierungsrichtlinie<br />
(Download: www.graphisoft.at/open-bim/<br />
open-bim-funktioniert).<br />
Tipps für den IFC-Export und -Import<br />
Die Qualität des IFC-Datenaustausches<br />
hängt neben der Modellqualität natürlich<br />
auch von der Qualität der IFC-Schnittstelle<br />
ab, von der IFC-Version, von den programmspezifischen<br />
Export-Einstellungen,<br />
von den Modell View Definitions und so<br />
weiter. Eine gewisse Sicherheit für den Anwender<br />
über die Qualität einer IFC-Schnittstelle<br />
geben auch die seit 2010 nach dem<br />
überarbeiteten Verfahren 2.0 durchgeführten<br />
buildingSMART-Zertifizierungen für die<br />
Version IFC 2x3, die nach IFC-Import und<br />
‐Export, beim Export zusätzlich nach Fachdisziplinen<br />
unterschieden werden. Eine<br />
aktuelle Übersicht über bisher zertifizierte<br />
Softwareprodukte finden Sie hier: buildingsmart.org/compliance/certified-software.<br />
Für die Wahl der richtigen Einstellungen<br />
beim Exportieren einer IFC-Datei ist entscheidend,<br />
dass bereits vorher der Verwendungszweck<br />
feststeht: Wird sie „nur“ für<br />
Koordinationszwecke eingesetzt oder muss<br />
sie in einer anderen BIM-Software weiterbearbeitet<br />
werden? Auch der Detaillierungsgrad<br />
spielt eine Rolle. Bauteile sollten nur<br />
in speziellen Fällen mit einem hohen geometrischen<br />
Detailierungsgrad exportiert<br />
werden, da der Datenumfang dann erheblich<br />
ansteigt. In den meisten Fällen genügt<br />
ein niedriger Detailierungsgrad. Für die<br />
Planung und Koordination von Durchbrüchen<br />
hat sich die Nutzung von Platzhaltern<br />
bewährt, den sogenannten „Provision for<br />
Void“-Objekten. Diese lassen sich zwischen<br />
Fachmodellen inklusive aller notwendigen<br />
Informationen sowie Abmessungen austauschen.<br />
Für die Übertragung komplexer Geometrien<br />
empfiehlt sich die Design Transfer<br />
View der Version IFC 4 mit Verbesserungen<br />
im Bereich der Geometrieübersetzung.<br />
Die IFC 4 Reference View wurde speziell<br />
für Referenz-Arbeitsabläufe konzipiert,<br />
beispielsweise für Kollisionskontrollen.<br />
Grundsätzlich gilt: bevor eine IFC-Datei<br />
an Planungspartner weitergeben wird, ist<br />
es sinnvoll, das Exportergebnis vorher zu<br />
überprüfen. Dazu werden spezielle IFC-Viewer<br />
angeboten, mit denen die Bauwerksstruktur,<br />
An- oder Aufsichten, das 3D-Modell<br />
und die Eigenschaften von Bauteilen<br />
betrachtet werden können (z.B. Autodesk<br />
Navisworks, BIM Vision, FZK Viewer, Solibri<br />
Tragwerksplaner benötigen tragende Gebäudeelemente, Öffnungen oder Durchbrüche, EnEVund<br />
Bauphysik-Software benötigten Informationen zur Gebäudehülle, zu Räumen und U-Werten.<br />
© Hottgenroth, ETU
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
97<br />
edv<br />
Die Qualität der programmspezifischen<br />
IFC-Schnittstellen ist sehr unterschiedlich und<br />
bestimmt die Ergebnisqualität mit.<br />
© Autodesk<br />
Model Viewer oder Tekla BIM-Sight). Die<br />
Einstellungsmöglichkeiten beim IFC-Import<br />
beschränken sich auf den Import in das native<br />
Format des jeweiligen BIM-Programms<br />
oder als Referenz, respektive Link. Während<br />
ersteres eine Weiterbearbeitung der<br />
Importdaten ermöglicht, aber auch länger<br />
dauert, aufwendiger und fehleranfälliger ist,<br />
wird der schnellere und fehlertolerantere<br />
Link-Import vor allem für die Koordination<br />
von BIM-Fachmodellen genutzt. Manche<br />
BIM-Programme bieten zusätzlich die Möglichkeit,<br />
Teile des verlinkten Modells nativ<br />
zu importieren und weiterzubearbeiten.<br />
Diese und weitere Hinweise zum IFC-Export<br />
und Import sind teilweise auch auf Hersteller-Webseiten<br />
oder in Handbüchern der<br />
jeweiligen CAD/BIM-Programme enthalten.<br />
Fazit: Open BIM kann funktionieren, …<br />
… wenn sich alle an die Regeln halten. Zwar<br />
ist der Datenaustausch per IFC – wie über<br />
alle anderen Austauschformate auch – kein<br />
idealer Prozess, da Bauwerksmodelle beim<br />
Export in das IFC-Format einen Teil ihrer<br />
Intelligenz einbüßen. Außerdem werden<br />
beim IFC-Export Daten dupliziert, was Re-<br />
In der Praxis wird IFC weniger für den Datenaustausch, sondern eher für die Koordination von<br />
Fachmodellen und für Kollisionsprüfungen genutzt. © Building Smart<br />
dundanzfehler begünstigt. Dennoch kann<br />
ein importiertes IFC-Modell eine brauchbare<br />
Grundlage für die weitere Planung sein,<br />
wenn Modellier-Regeln und IFC-Exporteinstellungen<br />
beachtet werden. Dass Open<br />
BIM per IFC funktionieren kann, hat auch<br />
der CAD-AVA-Datenaustausch-Test von<br />
Graphisoft belegt, der fast ausschließlich<br />
über das IFC-Austauschformat realisiert<br />
wurde. Schwächen hat das IFC-Format im<br />
Austausch zwischen Programmen unterschiedlicher<br />
Kategorien und Fachdisziplinen,<br />
aber auch zwischen Programmen<br />
derselben Disziplin, etwa zwischen zwei<br />
unterschiedlichen Architektur-CAD, TGA-<br />
CAD- oder CAFM-Programmen. Deshalb<br />
wird IFC derzeit weniger für den Datenaustausch,<br />
sondern eher für die Koordination<br />
und den Abgleich von Fachmodellen<br />
sowie für Kollisionsprüfungen genutzt. Die<br />
Entwicklung neuer IFC-Versionen, die sukzessive<br />
Optimierung der programmspezifischen<br />
IFC-Schnittstellen lassen aber auf<br />
Besserung hoffen.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
Homeoffice mit<br />
Success X<br />
98<br />
edv<br />
Wie rasch ein Umstieg aufs Homeoffice erforderlich<br />
sein kann, hat die Corona-Krise<br />
deutlich gezeigt. Dabei sind diejenigen klar<br />
im Vorteil, die auf eine Software setzen,<br />
welche die Nutzung an unterschiedlichen<br />
Standorten komfortabel unterstützt. Die<br />
neue Kalkulationslösung Success X ist so<br />
konzeptioniert, dass Lizenzen von überall<br />
aus zur Verfügung stehen und Projekte an<br />
verschiedenen Orten bearbeitet werden<br />
können. Das funktioniert auch, ohne sich<br />
von extern auf einem Computer in der Firma<br />
einzuloggen und auch ohne Terminalserverlösung.<br />
Ob Success X auf einem Firmen-Laptop<br />
oder auf dem privaten Computer benutzt<br />
wird, spielt keine Rolle: Erforderlich ist lediglich<br />
eine lokale Installation des Programms.<br />
Zudem wurde vom Success X-Hersteller<br />
NEVARIS bereits zu Beginn der Corona-Krise<br />
das Angebot „Aufeinander bauen“ ins Leben<br />
gerufen. Dieses umfasst die Möglichkeit,<br />
zeitlich begrenzte Lizenzen zu erwerben,<br />
um sich für die Dauer der Ausnahmesituation<br />
optimal aufzustellen. Mit Bausoftware,<br />
die fit für das Homeoffice ist, Online-Webi-<br />
naren zum optimalen Einsatz und temporär<br />
begrenzten Lizenzen sind Success X-Nutzer<br />
auch in dieser schwierigen Zeit auf der sicheren<br />
Seite.<br />
NEVARIS Bausoftware GmbH<br />
T +43 (0)662 890 800-0<br />
kontakt@nevaris.com<br />
www.nevaris.com<br />
Optimiert digitales<br />
Vergabeverfahren<br />
In ABK8 gibt es die neue Funktion „ABK-AN-<br />
KÖ-Schnittstelle“. Neue Vergabeverfahren<br />
werden damit auf der „eVergabe+“Plattform<br />
angelegt, bestehende Verfahren geöffnet.<br />
Die Bearbeitung der Leistungsverzeichnisse<br />
erfolgt wie gewohnt. In ABK wird ein Vergabeverfahren<br />
mit den Projektinformationen<br />
und Informationen zum Auftraggeber<br />
angelegt; für die Bekanntmachung werden<br />
diese Daten auf die „eVergabe+“-Plattform<br />
von ANKÖ übernommen. Wenige Zusatzinformationen,<br />
wie beispielsweise der geschätzte<br />
Auftragswert oder die Vergabeart,<br />
werden ergänzt. Anschließend bearbeitet<br />
man das Leistungsverzeichnis und erstellt<br />
die Ausschreibungsunterlagen. Direkt aus<br />
ABK heraus kann das aktuelle Vergabeverfahren<br />
auf der „eVergabe+“-Plattform<br />
geöffnet werden - die Ausschreibungsunterlagen<br />
werden hochgeladen und die<br />
Ausschreibung wird publiziert. Nach Beendigung<br />
der Angebotsfrist werden alle Angebote,<br />
die auf der Vergabeplattform eingelangt<br />
sind, in die Angebotsprüfung von<br />
ABK eingelesen und in gewohnter Art und<br />
Weise bearbeitet. Für die Bekanntmachung<br />
der Zuschlagsentscheidung kann erneut<br />
direkt aus ABK auf das Verfahren auf der<br />
„eVergabe+“-Plattform zugegriffen werden.<br />
Das Vertrags-Leistungsverzeichnis wird in<br />
ABK vorbereitet und der Zuschlagserklärung<br />
auf der Plattform beigelegt.<br />
ib-data GmbH<br />
T +43 (0)1 492 5570-0<br />
abkinfo@abk.at<br />
www.abk.at
WIR GEBEN KINDERN<br />
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projuventute.at<br />
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Am Ruhepuls<br />
der Zeit.<br />
www.selmer.at<br />
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