10.06.2020 Aufrufe

RegioBusiness Februar 2020

  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

18 Firmen & Märkte

Februar 2020 I Jahrgang 19 I Nr. 210

Der gute Geist vom Rotkreuzladen

Detlef Kellner leitet die Einrichtung in Wertheim – gefördert wird er über das Teilhabechancengesetz.

VON FRANK LUTZ

Der Satz ist typisch für Detlef

Kellner: „Ich habe mich bedankt,

aber ich möchte

meinen Führerschein selbst bezahlen“,

erinnert sich der Mitarbeiter

des Deutschen Roten Kreuzes

(DRK) Tauberbischofsheim daran,

wie das Jobcenter ihm angeboten

hatte, seinen Führerschein

zu finanzieren. Er möchte auf eigenen

Füßen stehen, niemandem

zur Last fallen. Dabei hat das DRK

dem 51-Jährigen ein ungefördertes

Arbeitsverhältnis in Aussicht

gestellt, sobald er den Führerschein

hat. Und so wurde sein entsprechender

Förderungsantrag

bewilligt. Da Kellner derzeit über

die Variante „Teilhabe am Arbeitsmarkt“

des Teilhabechancengesetzes

gefördert wird, könnte das Jobcenter

auch bis zu 3000 Euro seiner

Weiterbildungskosten übernehmen

(siehe Hintergrund).

Auch sonst scheint der gebürtige

Wertheimer genau der Richtige zu

sein, um den Rotkreuzladen in seiner

Heimatstadt zu managen: „Ich

fühle mich so wohl und habe ein

Engagiert: Auch das Ausräumen des Altkleidercontainers gehört zu

Detlef Kellners Tätigkeiten.

Foto: Frank Lutz

so gutes Verhältnis zu den Ehrenamtlichen“,

schwärmt der kräftige

Mann mit den kurzen, ergrauten

Haaren und dem Schnauzbart.

Seine Aufgaben sind vielfältig: Er

koordiniert die Arbeitszeiten der

38 ehrenamtlichen Mitarbeiter,

kümmert sich um Einrichtung

und Warenpräsentation, ist für Abrechnung

und andere Verwaltungsaufgaben

zuständig. Und

jüngst hat er den Umzug des Ladens

vom Reinhardshof an den

neuen Standort in der Hospitalstraße

organisiert, wo der Laden

seit Mitte Januar zu finden ist.

„Ich bin mit dem Umzug ins Bett

gegangen und morgens mit dem

Umzug wieder aufgestanden“, erinnert

sich Kellner an die arbeitsintensiven

Wochen.

HERZBLUT Es fällt schwer sich

vorzustellen, dass jemand mit so

viel Engagement und Herzblut

mehr als zehn Jahre immer wieder

arbeitslos war und sich nur

mit Gelegenheitsjobs über Wasser

hielt. Nach zwei abgebrochenen

Ausbildungen und 13 Jahren als

Lackierer beim damaligen Autospiegel-Hersteller

Hohe im unterfränkischen

Dorfprozelten hatte

Kellner seinen Job gekündigt, um

einer Entlassungswelle zuvorzukommen.

Seitdem konnte er beruflich

nicht wieder Fuß fassen.

Bis er vor drei Jahren eine Mail

vom Jobcenter bekam: Das DRK

biete einen Job im Reinhardshof,

er solle sich vorstellen. Kellner

rief beim DRK an und stellte sich

dann persönlich vor. „Ich wurde

herzlich aufgenommen und

konnte gleich da bleiben“, berichtet

er. Das war im Mai 2016. Bis

Ende 2018 wurde Kellner über

die sogenannte Soziale Teilhabe

gefördert, an deren Stelle zum 1.

Januar 2019 das Teilhabechancengesetz

mit erweiterten Förderungsleistungen

trat. Noch bis 30. April

2021 übernimmt das Jobcenter einen

Teil seines Gehalts – derzeit

90 Prozent. Und er wird weiter

von Nicole Bethäuser, Integrationscoach

beim Jobcenter

Main-Tauber, betreut.

Doch wie geht es nach dem 30.

April 2021 weiter? Das ist im Moment

noch unklar: „Das Ziel ist zu

schauen, dass wir ihn sinnvoll weiterbeschäftigen,

aber wir können

noch nicht sagen, wie“, bedauert

Uwe Rennhofer, Leiter Ausbildung,

Ehrenamt und Verbandsentwicklung

beim DRK Tauberbischofsheim.

Vorerst soll Kellners

Eigenständigkeit weiter gefördert

werden: „Das kann dann vielleicht

auch auf einer anderen

Stelle umgesetzt werden.“

www.drk-tbb.de

www.main-tauber-kreis.de

Nächste Folge

Weitere Infos und Kontaktdaten

Im Rahmen dieser Serie werden in jeder

Ausgabe Arbeitnehmer vorgestellt, die

bei einem Unternehmen in der Region

tätig sind und über das Teilhabechancengesetz

gefördert werden. In

der kommenden Folge der Serie geht es

um die Erfahrungen eines Mitarbeiters,

der bei den Sozialtherapeutischen Gemeinschaften

Weckelweiler in Kirchberg

angestellt ist.

Das Teilhabechancengesetz bietet zwei Förderungsvarianten:

Beim „Eingliederungszuschuss“ zahlt das Jobcenter im

ersten Jahr 75 Prozent, im zweiten Jahr 50 Prozent des Lohns,

kann Weiterbildungskosten übernehmen und bietet in den ersten

sechs Monaten ein beschäftigungsbegleitendes Coaching.

Voraussetzung ist, dass der Arbeitnehmer mindestens zwei Jahre

arbeitslos war. Bei der „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ wird der

Lohnkostenzuschuss bis zu fünf Jahre absteigend von 100 bis 70

Prozent gezahlt. Die geförderten Arbeitnehmer müssen mindestens

25 Jahre alt sein und seit mehreren Jahren Arbeitslosengeld

II beziehen. Weiterbildungskosten bis zu 3000 Euro übernimmt

das Jobcenter hier vollständig und bietet ein Jahr lang ein beschäftigungsbegleitendes

Coaching. Ansprechpartner: Main-

Tauber-Kreis: Nicole Bethäuser (Telefon: 0 93 41 / 8 72 52,

E-Mail: Jobcenter-Main-Tauber@jobcenter-ge.de), Schwäbisch

Hall: Ulrike Dehen (07 91 / 9 75 85 82, ulrike.dehen@jobcenterge.de),

Crailsheim: Dennis Lewandowski (0 79 51 / 9 49 02 77,

Jobcenter-LK-SchwäbischHall.CR-Passgenau@jobcenter-ge.de),

Hohenlohekreis: Andrea Roll (0 79 40 / 9 15 15 82, jobcenter-hohenlohekreis.vermittlung@jobcenter-ge.de).

ANZEIGE

IT-TIPP

Effektiver Webseiten-Schutz

Tipps und Tricks zum Schutz Ihrer Webseite gegen Cyberkriminalität

Cyberkriminalität ist auf dem Vormarsch und

mittlerweile sogar lukrativer als Drogenhandel.

Welche Gefahren drohen Webseitenbetreibern

und wie kann man sich vor der Manipulation

der eigenen Internetseite schützen?

Eine Antwort darauf bietet Content-Security-

Policy, kurz CSP.

❚ Immer öfter hört man von Datenlecks im

Internet, die von Cyberkriminellen für Datenmissbrauch

oder Identitätsdiebstahl genutzt

werden. Häufig werden manipulierte Internetseiten

für Phishing- oder Schadsoftware-

Angriffe zweckentfremdet. Das schadet der

Reputation betroffener Firmen nachhaltig,

denn Websitebetreiber sind für die Daten ihrer

Besucher verantwortlich. Oft gehen deshalb

Umsatzausfälle oder Zivilklagen damit einher.

Cross-Site-Scripting, kurz XSS, ist eine gängige

Methode, Sicherheitslücken auszunutzen. Fast

jede Internetseite arbeitet mit Eingabefeldern

- etwa Suchleiste, Kommentarfunktion oder

Log-in. Statt eines Suchworts tragen Hacker

von ihnen entwickelte Befehle (sogenannte

Skripte)in das Feld ein und schleusen Schadcode

in die Webseite. Ist der Webserver nicht

richtig abgesichert, öffnet dies den Kriminellen

Tür und Tor, ohne dass es bemerkt wird.

Um diesem Problem entgegenzuwirken, wurde

Content-Security-Policy entwickelt. CSP ist

ein Sicherheitsstandard, der es ermöglicht

individuell zu regeln, welche Skripte aus welchen

Quellen ausgeführt werden dürfen. So

kann verhindert werden, dass Schadsoftware

in der Webseite eines Angreifers auf Datenbankinhalte

einer anderen Quelle zugreift.

Oder manipulierte Seiten werden mit Hinweis

auf die Inhaltsicherheitsrichtlinie (CSP) blockiert

und können gar nicht aufgerufen werden.

Auch die Verwendung von SSL- und TLS-Zertifikaten

sichert den Austausch von Daten ab.

Die Übermittlung der Daten erfolgt verschlüsselt,

ohne dass unbefugte Dritte mitlesen können.

Das ist z.B. bei Webseiten mit Login-

Bereichen sehr wichtig und für den Nutzer an

Schlosssymbol in der Browserzeile erkennbar.

Essentiell ist es zudem, auf Aktualität der verwendeten

Webseitensoftware (z.B. Joomla,

Typo3, WordPress) und Internetbrowser zu

achten, um Sicherheitslücken geschlossen zu

halten. Auch regelmäßige Backups aller Daten

sind Pflicht, um Verluste nach einem Cyberangriff

zu vermeiden.

Wir bei essendi it entwickeln IT-Lösungen für

Finanzdienstleister, Handel und Industrie auf

aktuellem technologischem Niveau. Dabei

sind wir spezialisiert auf IT-Sicherheit und Zertifikatemanagement.

essendi it GmbH

Dolanallee 19

74523 Schwäbisch Hall

Tel.: 07 91-94 30 70-12

Internet: www.essendi.de

Sprachkurse und mehr

„El Gawish Sprachen“ in Crailsheim feiert zehnjähriges Bestehen.

Ihr zehnjähriges Bestehen

feiert in diesen Tagen die

Crailsheimer Sprachschule

„El Gawish Sprachen“. Beim

Festakt Ende Januar in den Firmenräumen

im McKee-Gebäude

an der Haller Straße

blickte Firmengründerin und

Inhaberin Hoda El Gawish auf

die Anfänge zurück: Damals

war die studierte Politologin

aus Ägypten ihrem Mann, Haitham

Rashidy, nach Crailsheim

gefolgt. Trotz in Deutschland abgeschlossenem

Masterstudium

in Internationalen Beziehungen

Jubiläumsfeier: Hoda El Gawish blickt auf die Anfänge ihres

Unternehmens zurück.

Foto: Frank Lutz

bewarb sie sich aber vergeblich

auf Jobs in der Region. Fünf

Jahre war Hoda El Gawish dann

in Stuttgart bei einem internationalen

Verlag tätig.

Doch eine Begegnung sollte ihr

einen neuen Weg aufzeigen: Jennifer

Pelzer aus Wallhausen, gebürtige

Amerikanerin und Mutter

von damals zwei kleinen Kindern,

welche die gleiche Kinderkrippe

wie Hoda El Gawishs

Tochter Hana besuchten, wollte

Deutsch lernen. Sie wurde die

erste Sprachschülerin der heutigen

Crailsheimer Unternehmerin.

Eine Erzieherin in Hanas

Kinderkrippe ermutigte Hoda

El Gawish dann, den Weg der

Selbstständigkeit weiter zu beschreiten.

Und so druckte sie Werbeflyer,

legte sie im Café Frank und in

einer Reinigung aus, schaltete

eine Anzeige auf Ebay-Kleinanzeigen.

Ihr Mann fand schließlich

mit Mareike Töpfer die

erste Lehrerin. Und nach und

nach kamen dann die Kunden.

ANGEBOT Mit den Jahren entwickelte

sich „El Gawish Sprachen“

immer weiter: Aus einem

Auftrag von Miele für die Übersetzung

von Bedienungsanleitungen

ins Arabische gingen

die Übersetzungsdienste hervor,

die heute rund 40 Prozent

des Umsatzes ausmachen.

Heute bieten Hoda El Gawih

und ihr Team Kurse in sechs

Sprachen an: Englisch, Französisch

– beide seit drei Jahren

auch per App –, Deutsch als

Fremdsprache, Spanisch –

beide seit diesem Jahr auch in

einem von einem Partner in Paris

entwickelten Online-Kurs –

Arabisch, Spanisch und Rumänisch.

Übersetzungen werden

in all diese Sprachen plus Italienisch,

Albanisch und Rumänisch

angeboten. Am stärksten

nachgefragte Kurse sind Business

Englisch und Deutsch als

Fremdsprache.

flu

www.elgawish-sprachen.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!